Heidi Stecker: Harald Metzkes. in: Steiner, Barbara/Stecker, Heidi
Transcrição
Heidi Stecker: Harald Metzkes. in: Steiner, Barbara/Stecker, Heidi
Heidi Stecker: Harald Metzkes. in: Steiner, Barbara/Stecker, Heidi (Hg./Ed. by): Sammeln. Bestandskatalog der Galerie für Zeitgenössische Kunst. Leipzig 2007 ff. Harald Metzkes geboren 1929 in Bautzen, lebt in Berlin und in Altlandsberg Harald Metzkes absolvierte von 1947 bis 1949 eine Steinmetzlehre in Bautzen und von 1949 bis 1953 ein Studium der Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Wilhelm Lachnit und Rudolf Bergander. Von 1955 bis 1958 war Metzkes Meisterschüler an der Deutschen Akademie der Künste Berlin (Ost) bei Otto Nagel. Seit 1959 arbeitete er freischaffend in Berlin (Ost). Seit 1971 beschäftigte er sich im Rahmen einer Inszenierung der Volksbühne in Berlin (Ost) mit dem Bühnenbild und den Kostümen zu Molières „Arzt wider Willen” und seitdem generell mit Theaterarbeit. 1986 wurde er Ordentliches Mitglied der Akademie der Künste der DDR, trat aber 1991 aus der Deutschen Akademie der Künste aus. Während seiner so genannten „schwarzen Periode” von 1956 bis 1958 zeigen die Gemälde und Zeichnungen von Harald Metzkes symbolisch aufgeladene, existentielle Situationen in schwarz-grau-braunen Farbtönen und sperrigen, spröden Formen. Er setzte sich mit KünstlerInnen wie Pablo Picasso, Paul Cezanne, Giorgio de Chirico und Giorgio Morandi auseinander, mit dem Kubismus und der pittura metafisica. In seine Werke flossen ebenso Anregungen des italienischen Films der 1950er Jahre, insbesondere des Neorealismo, sowie aus seiner Theatertätigkeit ein. Ab Anfang der 1960er Jahre wurde seine Handschrift weicher und fließender; er behielt aber das grautonige Kolorit bei. Seine metaphern- und parabelreiche Bildsprache wird der „Berliner Schule” zugeordnet. Einzelausstellungen (Auswahl): Harald Metzkes. Bilder aus zwanzig Jahren. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Druckgraphik. Nationalgalerie, Kupferstichkabinett, Berlin (Ost), 1977/1978, Kat.; Harald Metzkes. Malerei, Zeichnungen, Druckgraphik. Staatliche Kunsthalle Berlin, 1990, Kat.; Harald Metzkes. Galerie Leo Coppi, Berlin, 2005; Harald Metzkes – eine Retrospektive. Kunstverein Talstraße, Halle/Saale, 2006; Harald Metzkes. Retrospektive. Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloss Gottorf, Schleswig, 2006, Kat. Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl): VIII. Kunstausstellung der DDR. Dresden, 1977/1978, Kat.; Weggefährten Zeitgenossen. Bildende Kunst aus drei Jahrzehnten. Altes Museum, Berlin (Ost), 1979, Kat.; IX. Kunstausstellung der DDR. Dresden, 1982/1983, Kat.; 41. Biennale di Venezia, Venedig (I), 1984, Kat.; X. Kunstausstellung der DDR. Dresden, 1987/1988, Kat.; 43. Biennale di Venezia, Venedig (I), 1988, Kat.; Deutschlandbilder. Kunst aus einem geteilten Land. Martin-Gropius-Bau, Berlin, 1997/1998, Kat.; [Collection 98]. GfZK, Leipzig, 1998; Die Sammlung als Labor IX. GfZK, Leipzig, 2002; Mauersprünge und Wahnzimmer. Museum der bildenden Künste, Leipzig, 2002, Kat.; Kunst in der DDR. Neue Nationalgalerie, Berlin, 2003, Kunst- und Ausstellungshalle der BRD, Bonn, 2004, Kat.; Natur und Auge. Harald Metzkes und die Berliner Schule. Galerie Leo Coppi, Berlin, 2004 Literatur (Auswahl): Lang, Lothar: Malerei und Graphik in der DDR, Leipzig, 1983/Malerei und Grafik in Ostdeutschland. Leipzig, 2005; Museumspädagogischer Dienst Berlin (Hg.): Kunstkombinat DDR. Berlin, 1990; Flügge, Matthias (Hg.): Jahresringe Kunstraum DDR. Eine Sammlung 1945-1989. Dresden, 1999, Kat. Die „Tischgesellschaft” gehört der „schwarzen Periode” an. Der fenster- und türenlose Raum öffnet sich nur zu den BetrachterInnen hin. Im klaustrophobisch anmutenden Zimmer sitzen die Männer vereinzelt hinter dem Tisch, der einer Barrikade gleicht. Frauen in Sommerkleidern liegen im Vordergrund auf einer Bank. Sie berühren sich als einzige. Letztendlich scheinen sich die Anwesenden nur auf sich selbst zu beziehen. Es finden keine Interaktionen während des Mahls statt. Die rätselhafte Szene wirkt wie eingefroren. Die unbestimmte Kammer kann ein Schutzraum sein, der Zusammensein überhaupt erst ermöglicht. So variiert das Gemälde das traditionelle Atelier- und Freundesbild und deutet auf den Zusammenhalt einer Gruppe von KünstlerInnen hin, die sich in dieser Zeit ähnlich orientierten und sich gegenseitig unterstützten. Das Bild verweist jedoch ebenso auf die geschlossene Gesellschaft der DDR. Diese Sicht auf das zeitgenössische Individuum stellt einen Affront gegenüber dem Ideal der sozialistischen Menschengemeinschaft dar. Tischgesellschaft 1957 Öl auf Leinwand 90 x 120 cm Ankauf des Förderkreises mit Unterstützung von Renate Küchler 21.12.1992