Die BySprint Fiber hat unsere Erwartungen sogar

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Die BySprint Fiber hat unsere Erwartungen sogar
Stahlschneider am Bosporus
Im Jahr 2004 hat Tufan Demir Çelik a.s. als erster türkischer Betrieb
eine Laserschneidmaschine von Bystronic gekauft.
Jetzt hat die Firma die Faserlaserschneidmaschine BySprint Fiber 3015
in Betrieb genommen.
Text: Jürgen Gottschlich, Bilder: Jodi Hilton
Tufan Demir Çelik Türkei
Die Fertigungshalle der Tufan Demir Çelik A.S. im Istanbuler Gewerbepark Ikitelli.
«Die erste
­Bystronic
Maschine hat
uns ermöglicht,
beim damaligen
Boom der
­türkischen
Wirtschaft
mitzuhalten.»
Ihsan Danacioğlu
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«Unsere Kunden legen großen Wert auf Präzision. Es geht bei uns immer um Millimeterarbeit.
Stimmte etwas nicht ganz exakt, würden wir sofort
etliche Reklamationen bekommen. Dank der Laserschneider von Bystronic ist uns das aber schon
lange nicht mehr passiert». Ihsan Danacioğlu und
sein Sohn Sinan, Eigentümer der Firma Tufan D
­ emir
Çelik A.S., zeigen zufrieden auf ihre neue BySprint
Fiber 3015, die erst vor zwei Monaten bei ihnen
installiert worden ist. Die beiden Danacioğlus stehen in einer der drei kleinen Fabrikhallen, die zu
ihrem Betrieb Tufan gehören. Neben der BySprint
Fiber ist in dieser Halle auch noch eine Byspeed 3015
Laserschneidmaschine von Bystronic im Einsatz.
Zusammen mit den unterschiedlichen Stapeln diverser Edelstahl- und Aluminiumplatten ist die
kleine Halle bereits gut ausgelastet.
Die Firma ist ein Job-Shop mit 55 Angestellten
mitten in Ikitelli, einem der größten Gewerbe­
gebiete Istanbuls. Die älteren dieser türkischen Gewerbegebiete, zu denen auch Ikitelli gehört, sehen
auf den ersten Blick aus wie eine wilde Ansammlung von Garagenfirmen. Ein ziemlich unübersichtliches Gewirr von Straßen, in denen sich eine
Werkstatt an die andere reiht und man zunächst
gar nicht weiß, wo der eine Betrieb aufhört und
der nächste anfängt. Die drangvolle Enge ist dem
enormen Wachstum geschuldet, sowohl des Gewerbegebietes als auch der Stadt drum herum.
Am Puls der türkischen Ökonomie
Das Gewerbegebiet in Ikitelli, nur wenige Kilometer vom Flughafen Istanbul-Atatürk entfernt, lag
einmal weit außerhalb der Stadt, doch das enorme
Wachstum von Istanbul hat dazu geführt, dass die
Werkstätten und Fabriken mittlerweile schon fast
vollständig von neu gebauten Wohngebieten eingerahmt sind. Ikitelli ist typisch für die Türkei, es ist
aber wesentlich größer als die meisten anderen
Gewerbeparks. Rund 40 000 kleine bis mittelständische Betriebe, meint Sinan Danacioğlu, gebe es
hier. Das fängt bei kleineren Werkstätten an und
hört bei größeren mittelständischen Produktionsstätten wie der von Tufan auf. Die zugehörigen
Gewerke sind immer zusammengefasst. Rund um
Tufan wirtschaften andere Metallbetriebe, in Sichtweite sind Schuhmanufakturen untergebracht,
dann kommen Autowerkstätten und Chemiebetriebe. Es ist eines von vielen Tausenden Gewerbegebieten, die es in praktisch jeder türkischen Stadt
gibt und die das Herz der türkischen Ökonomie
ausmachen.
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Vater und Sohn, Ihsan und Sinan Danacioğlu, vor ihrer neuen BySprint Fiber 3015.
Die Büros von Tufan, wo die Verwaltung, der Verkauf, aber auch die Softwareingenieure ihren Platz
haben, liegen direkt über den Produktionshallen.
In seinem Büro, wo die Pläne für die weitere Entwicklung von Tufan entstehen, erläutert Juniorchef
Sinan Danacioğlu noch einmal genauer, warum er
von der neuen Laserschneidmaschine von Bystronic
so begeistert ist: «Die BySprint Fiber ist unglaublich
effizient, schnell und flexibel. Sie hat unsere Erwartungen sogar übertroffen.»
Um zu erläutern, was er damit meint, erzählt er
­eine Geschichte, die zwei Wochen zuvor passiert
ist: «An einem Montagmorgen standen plötzlich
drei russische Geschäftsleute bei uns im Kontor,
mit denen wir vorher noch nie zu tun gehabt hatten. Sie wollten für ein Bauprojekt in Kasachstan
sofort eine umfangreiche Bestellung spezieller
Stahlteile aufgeben. Die Lieferung sollte innerhalb
von drei Tagen erfolgen. Eineinhalb Tage haben
wir für die gemeinsame Planung und Programmierung der Software gebraucht, dann hat unsere
neue Bystronic übernommen und am Mittwoch­
abend konnten wir die Lieferung zum Flughafen
bringen. Unsere Kunden waren begeistert.»
Das Beispiel zeigt, worauf es bei Tufan ankommt –
Geschwindigkeit, Flexibilität und Präzision. «Wir
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stellen Highend-Stahlprodukte her, die nach genauen Kundenvorgaben erstellt werden. Die
Stückzahl geht von 20 bis 30 Teilen über mehrere
Hundert bis zu einigen Tausend, aber wir machen
keine automatisierte Massenproduktion. Wir sind
Allrounder», sagt Sinan Danacioğlu.
Vom Stahlhändler
zum Blechbearbeiter
Die Tufan Demir Çelik A.S. ist ein Familienbetrieb,
den Ihsan Danacioğlu Mitte der 1970er Jahre zusammen mit seinem Bruder gegründet hat. Damals
ging es ausschließlich um Handel mit Stahl. «Wir
haben Stahl im In- und Ausland gekauft und an
staatliche Fabriken weiterverkauft.» Das änderte
sich, als die Türkei sich in den 1980er Jahren von
einer überwiegenden Staatswirtschaft immer mehr
für den Privatsektor öffnete und auch begann, ihre
staatlichen Betriebe zu privatisieren. «Unsere Kunden ­erwarteten von uns zunehmend bearbeitete
Produkte und wir haben uns diesem Wandel der
Kundenwünsche gestellt», berichtet Ihsan Dana­
cioğlu.
Der Firmenchef ist stolz darauf, dass auch die Belegschaft, die am Erfolg der Firma einen großen
Anteil hat, sich bei Tufan wohl fühlt. Es gibt Leute,
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Zur Weiterverarbeitung mit den Bystronic Laserschneidmaschinen werden Stahlplatten in die Halle transportiert (oben).
Die Gehäuse für einen Elektronikkonzern sind bereit für den Abtransport (unten).
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Präzision ist entscheidend: «Es geht bei uns immer um Millimeterarbeit», sagt Ihsan Danacioğlu.
die seit mehr als 25 Jahren in der Firma arbeiten.
Der Nachwuchs wird bei Tufan selbst ausgebildet,
«das ist wichtig für die Qualität der Produktion und
die Verankerung der Betriebskultur», sagt der
Senior­chef.
Einkaufszentren
und Bushaltestellen
Im Jahr 2004 hat Tufan als erster Betrieb in der
Türkei überhaupt eine Laserschneidmaschine von
Bystronic gekauft. «Wir haben das keinen Tag bereut», sagt Ihsan Danacioğlu, «die Maschine hat es
uns ermöglicht, beim damaligen Boom der tür­
kischen Wirtschaft mitzuhalten.» Nach der Jahrtausendwende, vor allem nachdem eine hausgemachte türkische Bankenkrise im Jahr 2001 überwunden werden konnte, legte die Türkei bis 2008
regelmäßig Wachstumsraten zwischen 8 und 10
Prozent hin. Einer der Boomsektoren war – und ist
bis heute – die Bauindustrie. «In den letzten zehn
Jahren sind in der Türkei Tausende Einkaufszen­
tren entstanden, bei deren Bau unzählige Edelstahlteile aus unserem Betrieb verbaut wurden»,
erklärt Juniorchef Sinan Danacioğlu. Im letzten
Jahr machte Tufan einen Umsatz von 18 Millionen
Dollar. Der weltweite wirtschaftliche Einbruch im
Jahr 2008 hat auch die Türkei nicht gänzlich verschont, das Wachstum hat sich halbiert, ist aber
immer noch bei rund 4 Prozent, Tendenz steigend.
«Der Markt kommt wieder», ist Sinan Danacioğlu
überzeugt.
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«Die BySprint Fiber hat
unsere Erwartungen sogar
übertroffen.»
Sinan Danacioğlu
Derzeit arbeitet Tufan an Stahlunterkonstruktionen
für die Sitze in großen Kinosälen, die zur Standardausrüstung von Einkaufszentren gehören. Stahlteile für Bushaltestellen, mit denen etliche türkische
Kommunen ihren Nahverkehr modernisieren, gehören auch zum Programm der Firma. «Wir machen aber auch Spezialanfertigungen für Textil­
maschinen oder Elektronikhersteller», sagt Sinan
Danacioğlu, «eben alles, was viel Knowhow und
präzises Arbeiten erfordert».
Im Moment arbeiten drei Bystronic Maschinen bei
Tufan: die neue BySprint Fiber 3015 mit 3 Kilowatt,
eine Bystar 4020 mit 4,4 Kilowatt und eine
Byspeed 3015 mit 4,4 Kilowatt. Die Byspeed und
die BySprint Fiber stehen in einer Halle nebeneinander. «Hier steht ein Diesel- neben einem Elektro­
auto», sagt Mustafa Kizilcik, Geschäftsführer
der türkischen Niederlassung von Bystronic. Die
Byspeed, der Diesel, sei besser geeignet, um Stahl
bis zu 25 Millimeter Dicke zu schneiden. Für dünnere Stahlbleche aber, vor allem für Aluminium,
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Mit der Bystar 4020 kann Tufan Stahlbleche von 4 x 2 Metern Größe und bis zu 25 Millimetern Dicke schneiden.
Flexibilität ist eine Stärke der Tufan Demir Çelik A.S. Das führt zu einer großen Vielfalt an geschnittenen Teilen.
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Kupfer oder Messing, sei die BySprint Fiber unschlagbar. «Die BySprint Fiber», lobt Sinan Danacioğlu, «ist schneller, verbraucht weniger Energie
und benötigt weniger Platz, was für uns sehr wichtig ist.»
Über die grenzen hinweg schnell
Mit Hilfe von Mustafa Kizilcik hat Tufan eine ihrer
alten Maschinen an einen anderen Betrieb weiterverkauft und so Platz geschaffen für ihre neue
BySprint Fiber 3015. Tufan hätte auch in der Türkei
bei einem lokalen Anbieter eine Schneidmaschine
mit Faserlaser für erheblich weniger Geld kaufen
können, doch die Danacioğlus sind ganz bewusst
bei Bystronic geblieben. «Bystronic», sagt der Juniorchef, «liefert nicht nur die Maschine, Bystronic
liefert ein ganzes Paket. Mit der Maschine kommt
das Team, das die Maschine unterstützt.» Wenn er
ein Problem habe, sei Bystronic sofort da, betont
Sinan Danacioğlu. «Wir können es uns nicht leis­
ten, die Maschine einen Tag nicht laufen zu lassen.
Schon zwei Stunden Ausfall sind zu viel.» Der Service von Bystronic sei sofort zur Stelle und löse jedes Problem in kürzester Zeit. Das gelte auch für
die Beschaffung von Ersatzteilen. «Ich weiß nicht,
wie sie es machen», sagt Sinan Danacioğlu, «aber
sie schaffen es, Ersatzteile aus der Schweiz in wenigen Stunden durch den Zoll zu bekommen.» Eine
Leistung, der alle, die schon einmal mit dem türkischen Zoll zu tun hatten, in der Tat die höchste
Anerkennung zollen werden.
Ein Pionier für Bystronic
in der Türkei
Mit Hilfe von Bystronic bereitet Tufan in diesem
Jahr den ganz großen Sprung in die Zukunft vor.
Treibende Kraft ist Juniorchef Sinan Dana­cioğlu.
Anders als sein Vater und sein Onkel, die die Firma
vor fast 40 Jahren gegründet haben, ist Sinan
­Danacioğlu kein Selfmademan, sondern ein bestens ausgebildeter Manager, der in Chicago studiert und auch seine ersten Arbeitserfahrungen bei
einer Bank in den USA gemacht hat. Vor zwei Jahren hat ihn sein Vater zurück in die Türkei geholt.
Er soll eingearbeitet sein, wenn er eines Tages den
Betrieb übernehmen wird. Die Erweiterung der
­Firma in diesem Jahr ist seine Bewährungsprobe.
Tufan will auf die asiatische Seite Istanbuls expandieren und hat sich im Industriepark Gebze, in einem Vorort Istanbuls am Marmarameer, ein 11 500
Quadratmeter großes Grundstück gesichert. Der in
den letzten Jahren neu entstandene Industriepark
Gebze ist einer der größten der Türkei, wenn nicht
der größte überhaupt. Und anders als in Ikitelli gibt
es dort auch keine Werkstätten mehr, sondern nur
noch mittelständische bis große Unternehmen.
«Wir wollen in Gebze die Voraussetzungen dafür
schaffen, dass wir zukünftig auch Großkunden aus
der Automobilindustrie, dem Schiffbau oder der
Verteidigungsindustrie beliefern können», sagt
Ihsan Danacioğlu. «Wir sind davon überzeugt, dass
die türkische Wirtschaft, aber auch die der Länder
um die Türkei herum in den kommenden Jahren
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Die Byspeed 3015, die Tufan 2004 gekauft hat,
war die erste Bystronic ­Laserschneidmaschine in der Türkei.
wieder stark wachsen werden.» Sein Sohn Sinan
fügt an: «Da müssen wir konkurrenzfähig bleiben.»
Der Standort sei optimal. Die Autobahn, ein Eisenbahnanschluss und ein Hafen am Marmarameer –
alles ist in unmittelbarer Nähe. Die Stahlwerke und
das neue Aluminiumwerk in Adapazari, etwas östlich von Istanbul, können vom Industriepark
Gebze aus per Güterzug beliefert werden. Der
neue Standort soll auch den Export von Tufan ins
Ausland beflügeln.
Noch wird in Gebze an der Infrastruktur gebaut,
aber die Danacioğlus hoffen, dass sie gegen Ende
des Jahres mit dem Aufbau des Maschinenparks
beginnen können. Dabei wollen sie sich bei den
neuen Laserschneidmaschinen wie bisher auf
­Bystronic verlassen. «Wir werden uns von den Mitarbeitern und dem Maschinenpark her verdoppeln», kündigt Sinan Danacioğlu an. Mustafa Kizilcik von Bystronic Türkei weiß also, was auf ihn
zukommt. «Wir freuen uns über die bevorstehende Ausweitung der Zusammenarbeit», sagt er. «Tufan Demir Çelik A.S. war der Pionier für Bystronic
in der Türkei und wird auch jetzt wieder vorangehen.»
«Wir sind
überzeugt,
dass die
­türkische
Wirtschaft
stark
wachsen
wird.»
Ihsan Danacioğlu
Jürgen Gottschlich, Mitbegründer der «taz», ist
Autor, Journalist und Publizist. Der ausgewiesene
Kenner der Türkei arbeitet seit 14 Jahren in Istanbul
als ­Korrespondent für ver­schiedene deutsche,
­österreichische und Schweizer Zeitungen.
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