Fight Club - filmpodium thalwil
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Fight Club - filmpodium thalwil
Dienstag, 28. März 2006, 20:00 Uhr, Bar offen ab 19:45 Uhr Singsaal Schulhaus Feld, Tödistrasse 77, 8800 Thalwil Fight Club Regie Drehbuch Kamera DarstellerInnen Musik Version Spieldauer Altersempfehlung David Fincher, Deutschland/USA 1999 Jim Uhls, nach dem Roman von Chuck Palahniuk Jeff Cronenweth Edward Norton, Brad Pitt, Helena Bonham Carter, Meat Loaf Hive, John King, Michael Simpson Englisch, deutsch untertitelt 135 Minuten ab 18 Jahren Die erste Regel des Fight Club lautet: Man spricht nicht über den Fight Club. Die zweite Regel des Fight Club lautet: Man spricht nicht über den Fight Club. Wir alle wissen es ja. Oder zumindest ahnen wir es von Zeit zu Zeit: Unsere Designerklamotten und superpraktischen Normsupermärkte, unsere Blockarbeitszeiten und all der zusammengeraffte Ikea-Schick – anders gesagt: Unser ganzes normiertes Dasein stinkt uns im Grunde gewaltig. Eigentlich will jeder ein anderer sein, ein ungezügeltes Leben führen, sich aus jedem Moment heraus neu definieren, wilden Sex haben und Bürohäuser zum Einsturz bringen. Je reibungsloser die Zivilisation unseren Alltag macht, desto stärker wird dieser Wunsch. „Fight Club“ ist der Film, der zum Ende dieses technokratischen Optimierungsjahrzehnts auf all diese Triebe antwortet. Das heisst, er beginnt am absoluten Tiefpunkt, beim allein stehenden, schlaflosen Unfallsachverständigen Jack (Edward Norton), einem Sklaven seines Jobs, seiner Kleider und Möbel. Den Ärmsten quält eine Zivilisation, die ihn zu Langeweile und Entfremdung verdammt, und er weiss zugleich, wie lächerlich im Grunde all diese Wehwehchen wirken. Dann trifft unser Erzähler Tyler Durden auf einem Flug. Nach einem Barbesuch sagt Tyler zu Jack: „Knall mir eine!“ Jack tut es, und es tut so gut, dass es wehtut. Von dieser privaten Aufforderung bis zum kleinen Geheimbund, der sich allabendlich trifft, um sich gegenseitig die Fresse zu polieren, ist es nur ein kleiner Schritt. Mehr soll an dieser Stelle gar nicht gesagt werden. Nur noch soviel: Der Film heisst nur aus einem bestimmten Grund „Fight Club“. Die Hau-drauf-Sekte im Keller einer schmierigen Bar, der eigentliche „Fight Club“, ist für dieses Werk jedoch eher sekundär. Von hier aus schwingt sich David Fincher auf zu Höhen, die selten ein Film erreicht hat. Die Vermutung, „Fight Club“ sei ein Van-Damme-mässiger Tret-und-Box-Streifen, ist daher mehr als beleidigend. Vielmehr handelt es sich um eine unglaubliche Ansammlung todkranker Ideen, um pure, abgefuckte Anarchie, um vollendete Filmkunst. Um einen grandiosen Köder, den das Publikum erwartungsvoll verschluckt, mit der Zunge nach dem Haken tastet - um dann festzustellen, dass der Bissen vergiftet war. David Fincher („Seven“, „The Game“) gelang es einmal mehr, eine begeisternd düstere Atmosphäre zu erschaffen, in der mit allen Segnungen der modernen Welt abgerechnet wird: Im Kampf gegen Moral und Werte, gegen Konventionen jeder Art, stellt Sehnsucht nach dem ultimativen Zivilisationsbruch den zentralen Punkt des Filmes dar. Ein Meisterwerk von einem Film, grandiose Effekte und eine unbeschreibliche Geschichte. „Fight Club“ ist ganz einfach das vorerst letzte Wort. Mehr muss nicht gesagt werden. Jürg Sutter