Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen
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Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck / Schalke-Nord Projekt im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – Die Soziale Stadt“ Sieben Jahre Förderung der Lokalen Ökonomie vor Ort April 1998 bis Dezember 2004 - Abschlussbericht - Auftraggeber: Stadt Gelsenkirchen Referat Wirtschaftsförderung Referat Stadtplanung Bearbeitung: Planungsgruppe STADTBÜRO www.stadtbuero.com Gelsenkirchen/Dortmund, Mai 2006 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - IMPRESSUM Auftraggeber: Stadt Gelsenkirchen Referat Stadtplanung Goldbergstraße 12 45875 Gelsenkirchen Tel.: 0209 169 4740 Fax: 0209 169 4803 Referat Wirtschaftsförderung Munscheidstraße 14 45886 Gelsenkirchen Tel.: 0209 169 4652 Fax: 0209 169 4260 [email protected] www.stadtplanung.gelsenkirchen.de [email protected] www.gelsenkirchen.de/Wirtschaft Bearbeitung: Planungsgruppe STADTBÜRO Huckarder Straße 8-12 44147 Dortmund Tel.: 0231 9732073 Fax: 0231 9732074 [email protected] www.stadtbuero.com Eine Vorbemerkung zum Sprachgebrauch: Die deutsche Sprache bieten keine flüssigen Begriffe, die den weiblichen und männlichen Akteuren gleichermaßen gerecht werden. Entweder wird der Text langatmig, oder die Lesbarkeit leidet darunter. Um die ohnehin vielschichtige Materie nicht noch unnötig zu belasten, passt sich diese Dokumentation dem gängigen Sprachgebrauch an. Wenn vom Planer oder Sozialarbeiter die Rede ist, so ist dies lediglich eine Berufsbezeichnung und schließt die Planerin oder die Sozialarbeiterin ebenso ein wie der Begriff des Bewohners die Bewohnerin etc. Die weiblichen Beteiligten und Betroffenen werden um Verständnis gebeten. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 2 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - INHALTSVERZEICHNIS EINLEITUNG .................................................................................................................. 4 1 EINFÜHRUNG........................................................................................................... 5 1.1 Der Einsatzort des Büros für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/SchalkeNord ............................................................................................................................. 5 1.2 Theoretischer Ansatz: Verlängerter Arm der Wirtschaftsförderung ............................. 17 1.3 Programmatischer Ansatz: Kooperation mit bestehenden Institutionen ...................... 19 1.4 Stellung im Kontext der Stadterneuerung ................................................................... 21 1.5 Organisation des Büros .............................................................................................. 22 1.6 Erfahrungsaustausch und überörtliche Kommunikation .............................................. 23 1.7 Kopplung mit dem KMU-Projekt.................................................................................. 24 1.8 Chronologischer Ablauf .............................................................................................. 24 2 PROJEKTARBEIT .................................................................................................. 25 2.1 Einzelhandel ............................................................................................................... 26 2.2 Handwerk ................................................................................................................... 32 2.3 Existenzgründung ....................................................................................................... 38 2.4 Beratung, Qualifizierung, Kooperationsförderung ....................................................... 43 2.5 Ethnische Ökonomie................................................................................................... 49 2.6 Standort- und Stadtteilimage ...................................................................................... 50 3 RESÜMEE/SCHLUSSFOLGERUNGEN ................................................................. 56 4 EMPFEHLUNGEN................................................................................................... 61 5 FÖRDERMITTELEINSATZ ..................................................................................... 63 6 ANHANG................................................................................................................. 65 7 QUELLEN ............................................................................................................... 67 Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 3 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - EINLEITUNG Die Förderung der Lokalen Ökonomie nimmt einen hohen Stellenwert bei der Stabilisierung und Verbesserung der Lebensverhältnisse in benachteiligten Stadtteilen ein. Die Bedeutung für den städtischen und lokalen Arbeitsmarkt sowie die Versorgungsqualität der Bevölkerung mit Waren und Dienstleistungen vor allem des täglichen Bedarfs steht außer Frage. Entscheidend ist dabei vor allem, für die wirtschaftlich Handelnden einen Ansprechpartner vor Ort anzubieten. Dieser Ansprechpartner kann die wirtschaftlichen Schieflagen naturgemäß nicht durch einen direkten Eingriff in das wirtschaftliche Geschehen beheben. Aber der Ansprechpartner kann im Sinne eines Dienstleisters Hilfe und Unterstützung anbieten und die einzelnen Interessen verbinden. Ein solches Vorgehen zur Stärkung der lokalen Wirtschaftsstrukturen wurde mit dem Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord (BfW) in den Jahren 1998 bis 2004 erprobt. Der vorliegende Abschlussbericht beschreibt und bewertet die Arbeit des BfW innerhalb der fast sieben Jahre des Bestehens und gibt Hinweise bezüglich der Übertragbarkeit des Projektansatzes bzw. benennt die Fallstricke und sonstigen Hemmnisse und gibt Hinweise auf mögliche Verbesserungen für ähnliche Strukturen und Arbeitsansätze in Gelsenkirchen und anderen Städten. Der Bericht gliedert sich in vier Hauptkapitel. 1. erstes Kapitel „Einführung“: beschreibt die Grundlagen, Hintergründe und Rahmenbedingungen für die Arbeit des BfW. Dargestellt werden die wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen im Programmgebiet Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord. Zudem wird das Programmgebiet kurz beschrieben. Darüber hinaus werden der theoretische und der programmatische Ansatz der Arbeit des Büro für Wirtschaftsentwicklung erläutert. Und nicht zuletzt wird die Stellung des Büros im Kontext der Stadterneuerung und die Organisation des Büros beschrieben. 2. zweites Kapitel „Projektarbeit“: stellt die konkrete Projektarbeit in den einzelnen Handlungsfeldern des BfW dar. Dementsprechend ist das Kapitel unterteilt in die Abschnitte ‚Einzelhandel‘, ‚Handwerk‘, ‚Existenzgründung‘, ‚Beratung, Qualifizierung, Kooperation‘, ‚Ethnische Ökonomie‘, ‚Standort- und Stadtteilimage‘. Die gemachten Erfahrungen werden bewertet und der Ansatz der einzelnen Projekte diskutiert. 3. drittes Kapitel „Resümee/Schlussfolgerungen“: zieht ein zusammenfassendes Fazit und stellt Schlussfolgerungen dar als Basis für die Arbeit in anderen Projektzusammenhängen und als kritische Reflexion der Arbeit des BfW. 4. viertes Kapitel „Empfehlungen“: formuliert grundsätzliche Empfehlungen zur erfolgreichen Umsetzung von Projekten zur Förderung der Lokalen Ökonomie Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 4 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - 1 EINFÜHRUNG Die Arbeit des BfW war von verschiedenen Sachzwängen, Rahmenbedingungen und konzeptionellen Vorüberlegungen geleitet. In den folgenden Kapiteln wird daher vorab das Programmgebiet und damit der Einsatzort des Büros beschrieben. Zusätzlich wird auf organisatorische und konzeptionelle Hintergründe und Tatsachen eingegangen, die die Arbeit des Büros einordnen lassen. 1.1 Der Einsatzort des Büros für Wirtschaftsentwicklung GelsenkirchenBismarck/Schalke-Nord 1.1.1 Ausgangssituation Bismarck und Schalke-Nord sind zwei durch die Strukturen der montanen Großindustrie geprägte Stadtteile in Gelsenkirchen, die seit dem Niedergang der Montanindustrie in besonderer Weise vom wirtschaftlichen Strukturwandel gekennzeichnet sind. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Bismarck und Schalke-Nord durch die industrielle Großproduktion geprägt. Neben den beiden Bergwerken Consolidation und Graf Bismarck entwickelten sich Großbetriebe der Eisen- und Stahlindustrie sowie eine Glas- und Spiegelfabrik und der Betrieb „Chemische Schalke“. Auf Grund des Arbeitskräftebedarfs der Industriebetriebe entwickelte sich die Bevölkerungszahl bis in die 1960er Jahre positiv. Zu diesem Zeitpunkt lebten in Bismarck und Schalke-Nord insgesamt fast 34.000 Einwohner. In den Folgejahren setzte mehr oder weniger parallel zur negativen Entwicklung der Montanindustrie ein fast kontinuierlicher Bevölkerungsrückgang ein. Ende 2004 wurden in beiden Stadtteilen1 noch etwa 21.300 Einwohner gezählt. Ab dem Jahr 1966 begann mit der Schließung des Bergwerkes „Graf Bismarck“ (Sitz im Stadtteil Erle) ein ökonomischer Erosionsprozess, der bis heute nachwirkt. Den Höhepunkt erreichte der wirtschaftliche Niedergang mit der Stilllegung des Bergwerkes Consolidation 3/4/9 im Jahr 1994. Gut 4.000 Arbeitsplätze gingen dadurch im Stadtteil Bismarck verloren. Luftbildaufnahme des Stadtteils Bismarck mit der Fläche des Bergwerkes Consolidation 3/4/9 Quelle: Stadt Gelsenkirchen, 1995 In der Folge sank auch die örtliche Kaufkraft, notwendige Instandsetzungs- und Modernisierungsinvestitionen im Gebäudebestand blieben aus. Das städtebauliche Erscheinungsbild ver- 1 Die statistische Abgrenzung der Stadtteile Bismarck und Schalke-Nord entspricht nicht der Abgrenzung des Programmgebietes. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 5 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - schlechterte sich. Großflächige Industriebrachen, minder genutzte Flächen und leerstehende, ehemals gewerblich genutzte Gebäude waren und sind teilweise auch aktuell augenfällige Kennzeichen dieser Entwicklung. Die sozialen und wirtschaftsstrukturellen Folgen dieser Entwicklung sind weniger sichtbar. Aber die überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit sowie der hohe Anteil an Empfängern von Transferleistungen in den Stadtteilen beeinflussen die weitere Stadtteilentwicklung elementar. Aus diesem Grund wurden große Teilbereiche der Stadtteile 1994 in das Förderprogramm „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“ des Landes Nordrhein-Westfalen aufgenommen (heute Bund-Länder-Programm „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die Soziale Stadt“). Maschinenhaus mit Betonförderturm des Bergwerkes Consolidation 3/4/9 Bismarckstraße Quelle: Stadt Gelsenkirchen, 1997 Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 1998 Bickernstraße/ Ecke Grünstraße Gewerbegebiet Ahlmannshof Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 1998 Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 1998 Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 6 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - 1.1.2 Geographische Abgrenzung: Das im Rahmen der Stadterneuerung abgegrenzte Programmgebiet liegt nordöstlich der Gelsenkirchener City. A52 Geographische Lage des Programmgebietes Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord Dorsten Marl Quelle: eigene Darstellung, 2004 Herten Buer Gelsenkirchen A2 RheinHerneKanal Bottrop Programmgebiet Altstadt A42 Hbf. Essen B224 Bochum Das Programmgebiet umfasst fast den gesamten Stadtteil Bismarck und die problematischen Teile von Schalke-Nord. Die Abgrenzung des Programmgebietes ist daher nicht deckungsgleich mit den Grenzen der statistischen Gebietseinteilung, weshalb statistische Daten nur begrenzt für Analysen verwendet werden können (s. Kap. 1.1.3). Die Abgrenzung des Programmgebietes entspricht den Anforderungen der Stadterneuerung im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“. Im Hinblick auf die Anforderung einer Förderung der lokalen Ökonomie hat sich gezeigt, dass diese Grenzziehung zu eng greift. An den Rändern des Programmgebietes befinden sich größere Gewerbegebiete, die in die lokale Wirtschaftsentwicklung einbezogen wurden. Dementsprechend wurde das Arbeitsgebiet für das BfW erweitert um die Gewerbeareale „Alfred-Zingler-Straße“, „Schalke-Nord“ und „Grimbergstraße“. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 7 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Die Gewerbeareale im Programmgebiet Gelsenkirchen-Bismarck/ SchalkeNord Verfügbare Gewerbeflächen auf Consolidation 3/4/9 GE-Gebiet Alfred-Zingler-Str. GE-Gebiet Grimbergstr. A42 traße kfeld tings Rec Uech Trinenkamp Bic ker ns Consolidation 3/4/9 Bis m arc kst raß e Gewerbepark Schalke e e traß straß GE-Gebiet Freiligrathstr. Quelle: eigene Darstellung, 2004 GE-Gebiet Pommernstr. GE-Gebiet Ahlmannshof Durch Immobilienverwalter betreut und vermietet 1.1.3 Rahmenbedingungen Die Rahmenbedingungen der wirtschaftlichen Entwicklung hängen zum einen von demographischen und soziostrukturellen Faktoren ab, sind aber zum anderen auch eine Folge der Standortentwicklung. Nachfolgend werden daher die sozio-demographische und GewerbestandortEntwicklung nachvollzogen, um somit ein zusammenfassendes Bild der lokal-ökonomischen Strukturen in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord zeichnen zu können. Weil die Stadtteile nicht insgesamt in das Programmgebiet einbezogen wurden (s. Kap. 1.1.2), können auf Stadtteilebene erhobene statistische Daten nur begrenzt für die Analyse zur lokalen Ökonomie ausgewertet werden. Die sozio-demographische Entwicklung Überdurchschnittliche hohe Arbeitslosigkeit, ein hoher Anteil an Empfängern von Transferleistungen und ein überdurchschnittlicher Einwohnerrückgang sind nur einige Gründe, die dazu beigetragen haben, dass die Stadtteile Bismarck und Schalke-Nord als Stadterneuerungsbereiche in das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ aufgenommen wurden. Die soziostrukturellen, demographischen und wirtschaftsstrukturellen Schieflagen im Programmgebiet sind im Vergleich zur Gesamtstadt stärker ausgeprägt. Wobei schon auf gesamtstädtischer Ebene der Rückgang der Einwohnerzahlen und die Zahl der Empfänger von Transferleistungen im regionalen Vergleich hoch sind. Mit einem Blick auf die Statistik wird nachfolgend die Entwicklung in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord in der Zeit des Bestehens des BfW resümiert. Die Einwohnerzahl sank im Programmgebiet im Zeitraum zwischen 1997 und 2003 um fast 8 % auf rund 20.100 Personen, wobei der Rückgang der Bevölkerung im Stadtteil Schalke-Nord mit mehr als 10 % am größten war. In der Gesamtstadt hingegen ging die Einwohnerzahl nur um rund 5 % zurück. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 8 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Veränderung der Einwohnerzahl im Zeitraum 1997 bis 2003 (1997=100) 101 99,2 98,9 100 99 98,4 98,6 97,1 97 97,3 97,3 97,7 96,6 97,0 96,1 96,1 95 95,2 93,5 93,2 91 Bismarck/Schalke-Nord 87,9 Schalke-Nord 87 92,4 90,3 Gelsenkirchen 89 Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung 94,4 94,7 93,5 93 95,9 87,8 87,5 Bismarck 85 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Der deutliche Abwanderungstrend ist vor allem in der Altersklasse der 19- bis 65-jährigen zu verzeichnen und betrifft damit insbesondere die erwerbsfähige Bevölkerung. Allein im Zeitraum zwischen 1999 und 2003 verringerte sich die Zahl der erwerbsfähigen Bevölkerung in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord um 8 %, so dass die demographische Entwicklung im Programmgebiet einen deutlich stärkeren Trend hin zu einer älteren Bevölkerungsstruktur aufweist als dies für die Gesamtstadt festgestellt werden kann. Demgegenüber ist die Zahl der über 65jährigen generell angestiegen, im Programmgebiet mit 4 % sichtbar stärker als in der Gesamtstadt, die einen fast nur halb so hohen Anstieg der Rentner vorweist. 0 - 18 Jahre 19 - 65 Jahre über 65 Jahre 6% 3,6 4% 4,1 2,3 2% Prozentuale Veränderung der Einwohner nach Altersklassen im Zeitraum zwischen 1999 und 2003 Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung 0% -2 % -4 % -4,0 -4,2 -4,8 -6 % -6,7 -8 % -8,3 -10 % -12 % -9,6 Schalke-Nord Bismarck Gelsenkirchen Auffällig an der Einwohnerstruktur in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord ist der vergleichsweise hohe Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung. Er liegt mit rund 17 % im Programmgebiet über den entsprechenden Werten der Gesamtstadt (ca. 13 %). In den letzten Jahren ist der Anteil der ausländischen Bevölkerung kontinuierlich zurückgegangen. Dies hängt zum Teil mit der Einbürgerung der ehemals Nichtdeutschen zusammen. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 9 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - 22,0 21,0 20,0 21,4 Anteil Nichtdeutscher an der Bevölkerung in den Jahren 1997 bis 2003 20,8 21,1 20,3 19,0 19,5 19,1 19,4 18,0 18,3 18,2 17,3 17,1 17,9 18,0 17,0 16,0 Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung 16,5 15,0 14,0 13,0 13,9 13,9 13,6 12,0 11,0 Schalke-Nord 13,0 12,8 Bismarck 12,8 12,7 Gelsenkirchen 10,0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Den größten Anteil an der nichtdeutschen Bevölkerung haben türkische Staatsbürger. Im Stadtteil Bismarck stellen Türken über drei Viertel der ausländischen Bevölkerung. Dieser Anteil liegt weit über den entsprechenden Relationen in der Gesamtstadt, wo etwas mehr als Hälfte der ausländischen Einwohner die türkische Staatsbürgerschaft besitzen. Anteil türkischer Staatsbürger an nichtdeutscher Bevölkerung 90,0 85,0 82,7 83,2 81,4 80,9 80,1 80,0 79,2 79,0 57,4 56,9 75,0 Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung 70,0 65,0 61,1 60,9 60,0 55,0 52,0 53,9 59,0 59,6 58,8 53,3 53,9 53,2 51,2 50,0 45,0 Schalke-Nord Bismarck 49,7 Gelsenkirchen 40,0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Die Zahl der Beschäftigten ist zumindest im Stadtteil Bismarck im Zeitraum zwischen 1998 und 2002 nur gering gesunken. Der Rückgang fällt mit rund 2 % sogar geringer aus als in der Gesamtstadt. Demgegenüber ist im Stadtteil Schalke-Nord der Rückgang der Beschäftigtenzahl mit der Gesamtstadt über den gesamten betrachteten Zeitraum mit ca. 4,5 % vergleichbar. Nachdem ein großer Teil an Arbeitsplätzen mit der Schließung des Bergwerkes Consolidation 3/4/9 verloren gegangen war, konnten die am Standort verbliebenen Betriebe die Beschäftigung im Stadtteil weitgehend stabilisieren, wenngleich auf einem geringerem Niveau als vor der Schließung des Bergwerkes. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 10 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Veränderung der Zahl der Beschäftigten im Zeitraum 1998 bis 2002 (1998=100) 108,0 106,8 106,0 104,8 104,5 104,0 102,0 100,0 Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung 101,4 100,0 101,1 100,2 100,2 98,6 98,1 98,0 96,0 Schalke-Nord Bismarck Gelsenkirchen 98,5 95,5 94,0 1998 1999 2000 2001 2002 Der Strukturwandel hat insgesamt noch keine entscheidenden Veränderungen bezüglich des Arbeitsplatzangebotes bewirkt. Noch immer sind Tätigkeiten im sekundären Sektor vorherrschend, wenngleich die großindustriellen Strukturen weitgehend aufgelöst sind. Dementsprechend überwiegen die Arbeiter unter den Beschäftigten, obwohl der Anteil der Arbeiter in der Zeit zwischen 1998 und 2002 auch in Bismarck und Schalke-Nord von damals annähernd 60 % auf nun 54 % zurückgegangen ist. In der Gesamtstadt hingegen stellen die Angestellten schon mehr als die Hälfte der Beschäftigten. Arbeiter Angestellte Anteil Arbeiter und Angestellte im Vergleich im Zeitraum 1998 bis 2002 für Bismarck/Schalke-Nord 100% 90% 80% 41 43 44 45 46 59 57 56 55 54 1998 1999 2000 2001 2002 70% Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Arbeiter Angestellte Anteil Arbeiter und Angestellte im Vergleich im Zeitraum 1998 bis 2002 für die Gesamtstadt 100% 90% 80% 70% 51 49 51 48 53 49 51 49 52 47 1998 1999 2000 2001 2002 Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 11 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Nach dem Wegbrechen der Großindustrie sind viele Beschäftigte freigesetzt worden. Die Arbeitslosigkeit ist auch knapp zehn Jahre danach noch hoch. Die genaue Arbeitslosenquote ist für das Programmgebiet nicht darstellbar. Es ist aber davon auszugehen, dass die Arbeitslosenquote im Programmgebiet noch über dem insgesamt hohen Wert der Stadt Gelsenkirchen liegt (Jahresdurchschnitt 2004: 19,4 %, Januar 2006: 23,3 %, nach den Änderungen in der Sozialgesetzgebung). Verdeutlicht wird dies durch das Verhältnis „Zahl der Arbeitslosen zur Zahl der Beschäftigten“ in der folgenden Grafik. 45 43 40 38 35 33 30 28 25 23 20 18 15 13 Zahl der Arbeitslosen pro 100 Beschäftigte im Zeitraum 1999 bis 2002 44 43 40 Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung 36 29 28 29 26 27 25 14 13 Schalke-Nord 10 25 24 1999 14 13 Bismarck 2000 Gelsenkirchen 2001 NRW 2002 Vergleichsweise hoch ist auch das Verhältnis der Arbeitslosen zu den Erwerbsfähigen insbesondere im Stadtteil Schalke-Nord. Gegenüber dem Jahr 1999 ist hier zudem ein weiterer Anstieg zu verzeichnen, so dass von einer sich erhöhenden Arbeitslosenquote ausgegangen werden kann. 18,0 16,0 16,6 31.12.1999 Arbeitslose pro 100 Erwerbsfähige 1999 und 2003 im Vergleich 31.12.2003 15,0 14,0 12,7 11,5 12,0 Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung 12,6 11,3 10,0 8,0 7,1 7,6 6,0 4,0 2,0 0,0 Schalke-Nord Bismarck Gelsenkirchen NRW Bemerkenswert ist darüber hinaus der vergleichsweise hohe Anteil der Arbeitslosen unter 25 Jahren an allen Erwerbslosen. Wenngleich dieser Anteil in den letzten Jahren sukzessive abgesunken ist und sich dem Wert der Gesamtstadt angenähert hat, ist er angesichts der sich verringernden Bevölkerungsanteile dieser Altersgruppe (zwischen 4 % und 9 % in den Jahren 1999 bis 2003) ein Indiz für die schwierige Lage des örtlichen Arbeitsmarktes für jugendliche Beschäftigungssuchende. Vermutet werden kann auf Grund der hier aufbereiteten Daten, dass Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 12 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - im Programmgebiet ein geringerer Anteil qualifizierter Schulabschlüsse besteht, was den Berufseinstieg für die Schulabgänger erschwert. 18,0 17,0 16,9 Schalke-Nord Bismarck Gelsenkirchen 16,0 16,0 15,0 Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung 14,0 13,0 Anteil der Arbeitslosen unter 25 Jahren an allen Arbeitslosen im Zeitraum 1997 bis 2003 13,0 12,6 13,6 12,0 12,8 11,0 11,0 11,0 10,0 10,2 11,5 12,4 11,7 12,4 12,0 11,0 11,1 11,0 2001 2002 2003 10,0 9,0 8,0 1997 1998 1999 2000 Analog zum hohen Anteil der ausländischen Bevölkerung, die fast ein Fünftel der Einwohner stellt, ist auch der Anteil der nichtdeutschen Arbeitslosen überdurchschnittlich in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord. Er liegt in beiden Stadtteilen in 2003 bei gut einem Viertel, während in der Gesamtstadt jeder Fünfte Arbeitslose nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Auffällig ist dabei vor allen Dingen der Anstieg der arbeitslosen Nichtdeutschen in SchalkeNord. 28,0 26,4 26,0 26,0 25,4 25,3 25,5 25,5 24,2 Anteil der Nichtdeutschen Arbeitslosen an der Gesamtzahl der Arbeitslosen im Zeitraum 1997 bis 2003 Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung 24,0 23,7 23,0 22,0 21,8 20,0 21,1 20,4 20,9 19,8 Schalke-Nord 20,7 20,8 Bismarck 20,6 20,3 Gelsenkirchen 18,0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Entwicklung von Standorten/ Gewerbegebieten Die wirtschaftliche Struktur im Programmgebiet ist insgesamt als kleinteilig zu bezeichnen. Nach dem Wegbrechen der industriellen Großstrukturen bestehen hauptsächlich kleine und mittlere Unternehmen. In der Summe existieren rund 400 Unternehmen in den Branchen Handel, Dienstleistung, Gewerbe und Industrie. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 13 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Auf der Fläche des Bergwerkes Consolidation 3/4/9 neu angesiedelter Verbrauchermarkt Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 2004 Der Einzelhandel ist weitgehend auf die Versorgung der Stadtteilbevölkerung ausgerichtet. Im Vergleich zur Einschätzung der Absatzsituation in der Studie „Analyse der Lokalen Ökonomie in Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord“2 hat sich die Situation in den Einkaufsschwerpunkten, bis auf die Ansiedlung auf Consolidation 3/4/9, in den letzten Jahren nicht merklich geändert. Einzelne Ladengeschäfte haben in der Zwischenzeit den Betreiber gewechselt, was für die Branche Einzelhandel als durchaus typisch zu bezeichnen ist. Größere Leerstände oder Mindernutzungen sind aber demgegenüber nicht entstanden. Verändert hat sich in den letzten Jahren die Zusammensetzung des Einzelhandels durch die Zunahme von Ladengeschäften, die durch Einwohner mit Migrationshintergrund geführt werden. Insbesondere in der Bismarckstraße hat sich hierdurch das Straßenbild sichtbar verändert. Mit der Eröffnung eines Verbrauchermarktes Ende des Jahres 2003 auf der ehemaligen Bergwerksfläche Consolidation 3/4/9 wurde das Angebotsspektrum im Grundversorgungssegment erweitert. Diese Maßnahme hatte natürlich Auswirkungen auf die Einzelhandelssituation im Stadtteil Bismarck. Im positiven Sinne erhielt die Einzelhandelslage Bismarckstraße dadurch ein zusätzliches, aktuelles Einzelhandelsangebot. Nachteilig war die Freiräumung zweier Discountfilialen, die das direkte Umfeld der betroffenen Standorte entsprechend beeinträchtigt. Eine Schwächung des Einzelhandelsstandortes Bismarck hat aber insgesamt nur in einem kleineren Umfang statt gefunden, so dass die Versorgungslage und die Absatzsituation für den örtlichen Einzelhandel in der Summe für den Standort Bismarck als zufriedenstellend zusammen gefasst werden kann. Im Stadtteil SchalkeNord hat sich in den letzten Jahren durch Schließung einzelner Nahversorgungsangebote die Einzelhandelslandschaft ausgedünnt. Hier besteht im Sinne einer fußläufig erreichbaren Grundversorgung ein Defizit. 2 Weck, Sabine; Wewer, Susanne: Analyse der lokalen Ökonomie in Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord, Dortmund, 15. Mai 1997 Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 14 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Die Standortstruktur des Einzelhandels im Programmgebiet Gelsenkirchen-Bismarck/ SchalkeNord Quelle: eigene Darstellung, 2004 Die Handwerksbetriebe haben ihren Kundenstamm vornehmlich im mittelbaren Umfeld und haben damit ihr Marktgebiet hauptsächlich auf das Stadtgebiet Gelsenkirchens ausgerichtet. Im Handwerkeratlas 3 wurde festgestellt, dass 82 % der Betriebe hauptsächlich Kundenbeziehungen innerhalb des Stadtgebietes pflegen. Auch die Gewerbebetriebe sind eher dem Mittelstand zuzurechnen. In der Mehrzahl beschäftigen die Unternehmen nicht mehr als 20 Erwerbstätige, es gibt nur vereinzelte Betriebe, die über einen größeren Personalstamm verfügen. Eine entscheidende Veränderung des Unternehmensbestandes innerhalb des Programmgebietes hat nicht statt gefunden. Wie auch die Entwicklung der Zahlen der Beschäftigten zeigt, sind nach der Schließung der großindustriellen Produktions- und Bergbauunternehmen keine weiteren Stellenrückgänge in einem größerem Umfang zu verzeichnen gewesen. Auf Grund der industriellen Vergangenheit sind in den Stadtteilen größere Areale vorhanden, auf denen Gewerbebetriebe konzentriert sind. Von den im Programmgebiet bzw. direkt angrenzend liegenden sechs Gewerbegebieten werden die Gewerbeareale „Gewerbepark Schalke“ und „Gewerbegebiet Ahlmannshof“ von den Grundstückseigentümern betreut und vermietet. Darüber hinaus sind nur wenige zusammenhängende Flächenpotenziale vorhanden. Das größte Areal, die ehemalige Bergwerksfläche Consolidation 3/4/9, wurde im Laufe der Stadtteilerneuerung zum Stadtteilmittelpunkt mit kulturellen Angeboten, Einzelhandelsgeschäften, Wohnnutzung, einem Stadtteilpark und Gewerbegrundstücken entwickelt. Die Gewerbeflächen sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vermarktet. Die Gewerbegebiete mit Einzeleigentum („ Alfred-Zingler-Straße“, „Freiligrathstraße“, „Grimbergstraße“, „Pommernstraße“) haben in den Jahren des Bestehens des BfW grundsätzlich ihre Bedeutung als Standort erhalten können. Keines der Gebiete hat größere Bestandsveränderungen erfahren, so dass im Wesentlichen die zu Beginn der Tätigkeit des BfW ansässigen Betriebe auch sieben Jahre später im Programmgebiet ihren Geschäften nachgegangen sind. Einzelne kleinere Betriebe haben ihren Standort verlagert oder ihre Wirtschaftstätigkeit aufgegeben. In der Summe sind etwa ein Fünftel der anfangs ansässigen Betriebe bei einer Begehung Ende 2004 nicht mehr angetroffen worden. Die Betriebsgebäude und –flächen sind aber fast gänzlich von neuen Unternehmen besetzt worden, so dass in keinem Gewerbegebiet in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord eine merkliche Anzahl an Leerständen zu verzeichnen 3 Handwerkskammer Münster: Handwerkeratlas Gelsenkirchen, 1993 Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 15 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - ist. Dementsprechend kann die Zahl der Arbeitsplätze in den Gewerbegebieten mit Einzeleigentum weiterhin mit rund 1.400 angegeben werden. Der „Gewerbepark Schalke“ wird von der Firma DOBA Vermietung und Service GmbH verwaltet. Die Mieterstruktur hat sich im betrachteten Zeitraum nicht verändert. Wie schon 1997 liegt der Schwerpunkt der Mieter auf dem Sektor Großhandel, Vertrieb, Transport und Lager, insbesondere Speditionsbetriebe sind auf dem Areal eingemietet. Der zweite große Branchenschwerpunkt liegt im produzierenden Sektor und hier vor allem in der Verarbeitung von Stahl, Spiegel, Glas, Holz und Stein. Insgesamt sind 59 Unternehmen im Gewerbepark Schalke ansässig, damit hat sich auch die Zahl der Mieter nicht verändert. Somit kann auch davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Beschäftigten konstant geblieben ist. 1997 wurde die Zahl der Beschäftigten von der Vermietungsgesellschaft für den „Gewerbepark Schalke“ mit ca. 1.000 angegeben. Das „Gewerbegebiet Ahlmannshof“ wird von der Firma Metall Service Partner GmbH verwaltet, einer Tochterfirma der Thyssen-Krupp AG. Das Areal ist ein ehemaliger Gewerbestandort der Firma Krupp-Hoesch, die nach dem Abzug der Produktion 1994 die Vermietung an Einzelunternehmen vornahm. Der Vermietungsstand ist in den letzten Jahren sukzessive angestiegen. 1997 waren ca. 40 Unternehmen als Mieter geführt. Ende des Jahres 2004 war die Zahl der Mieter fast doppelt so hoch. Das Areal wird insbesondere von Unternehmen nachgefragt, die keine besonderen Standortanforderungen stellen. Insgesamt besteht ein großes Branchenspektrum. Das reicht von Unternehmen, die im Kfz-Gewerbe tätig sind, über Handwerksbetriebe, die die ehemals in der Stahlproduktion genutzten Hallen verwenden, bis zu einzelnen Stahlunternehmen und Speditionsbetrieben sowie Recycling-Unternehmen. Die Bestandsaufnahme vor Beginn der Tätigkeit des BfW bezifferte die Zahl der Arbeitsplätze im Gewerbegebiet Ahlmannshof mit mindestens 820. Ausgehend von der Tatsache, dass sich die Zahl der eingemieteten Betriebe verdoppelt hat, kann darauf geschlossen werden, dass parallel auch die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse um etwa das Doppelte angestiegen ist. Somit ist für den Zeitpunkt Ende des Jahres 2004 eine Beschäftigtenzahl von ca. 1.600 Arbeitern und Angestellten anzunehmen. In der Summe arbeiten geschätzt 4.000 Beschäftigte in den Unternehmen, die in den insgesamt sechs Gewerbegebieten verortet sind. Die Gewerbeareale im Programmgebiet Gelsenkirchen-Bismarck/ SchalkeNord GE-Gebiet Grimbergstr. GE-Gebiet Alfred-Zingler-Str. A42 aße ngstr Uech ti Trinenkamp Bic ker Julius B. nstr ße stra Evangelische Gesamtschule Consolidation 3/4/9 Bis ma rck Gewerbepark Schalke aße e Stadtteilbüro straß kfeld Rec GE-Gebiet Freiligrathstr. Quelle: eigene Darstellung, 2004 GE-Gebiet Pommernstr. GE-Gebiet Ahlmannshof Büro für Wirtschaftsentwicklung Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 16 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - 1.2 Theoretischer Ansatz: Verlängerter Arm der Wirtschaftsförderung Die im Auftrag der Stadt Gelsenkirchen im Jahr 1997 verfasste „Analyse der lokalen Ökonomie in Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord“ kam zu dem Ergebnis, dass eine im Programmgebiet ansässige Stelle für lokale Wirtschaftsentwicklung vorhandene Defizite zielgerichteter ausgleichen könnte. Das BfW wurde als praktische Schlussfolgerung dieser Studie gegründet. Mit der Einrichtung eines BfW hat die Stadt Gelsenkirchen nicht nur der Bedeutung der Stärkung der lokalen Ökonomie an sich Rechnung getragen, sondern auch ganz klar ein Zeichen dahingehend gesetzt, dass die Wirtschaftsförderung vor Ort neben dem Quartiersmanagement eine Aufgabe darstellt, die durch eine separate Einrichtung geleistet werden muss. Örtliche Kontaktstelle für ortsansässige kleine und mittlere Unternehmen Als erstrangige Zielsetzung wurde formuliert, die nach dem Niedergang der wirtschaftlichen Großstrukturen bestehende kleinteilige Wirtschaftsstruktur gezielt mit einer langfristigen und dauerhaften Perspektive zu fördern und zu stärken. Die wesentlichen Aufgabengebiete des BfW lagen in der Beratung, der Kooperationsförderung und der Konzeptentwicklung. Die Studie aus dem Jahr 1997 hatte als entscheidend heraus gearbeitet, dass die im Programmgebiet bestehenden kleinen und mittleren Unternehmen das institutionelle Beratungsangebot durch die städtische Wirtschaftsförderung kaum in Anspruch nehmen. Diese Zurückhaltung hatte, entsprechend der Ergebnisse der geführten Interviews, teilweise ihre Ursache in Berührungsängsten oder Vorbehalten. In Teilen herrschte die Meinung unter den kleinen und mittleren Unternehmern, dass durch die amtliche Beratung insbesondere Großunternehmen gefördert würden, während kleine und mittlere Unternehmen nach Ansicht der Befragten weniger Beachtung fänden. Hier galt es, durch die Einrichtung einer Anlaufstelle vor Ort den direkten Kontakt zu den ortsansässigen Unternehmern zu suchen und vertrauensvoll aufrecht zu erhalten. In diesem Sinne wurde das BfW als Außenstelle des Referates Wirtschaftsförderung konzipiert und arbeitete mit diesem auch direkt zusammen. Zielgruppe des BfW war grundsätzlich alle im Stadtteil wirtschaftlich tätigen Menschen und Unternehmen sowie alle Personen, die einen Teil zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen können. Das BfW bot durch die an fünf Wochentagen gewährleistete Vor-Ort-Präsenz und die räumliche Nähe - ganz im Sinne einer dezentralen Einrichtung der städtischen Wirtschaftsförderung - eine gut erreichbare wohnort- und unternehmensnahe Kontaktstelle in wirtschaftlichen Fragen. Das Büro vermittelte in diesem Sinne dezentral die Leistungen und Angebote der kommunalen Wirtschaftsförderung. Aufsuchender Arbeitsansatz Die Vor-Ort-Präsenz wurde in ihrer Wirkung noch gestärkt durch einen aufsuchenden Arbeitsansatz. Dieses Zugehen auf die örtlichen Wirtschaftsakteure half nicht nur, bestehenden Berührungsängsten zu begegnen. Es unterstützte auch die Zielsetzung, vorhandene Potenziale gezielt auszubauen. So wurden z.B. die Ergebnisse von zwei Unternehmensbefragung auch dazu genutzt, gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung und den befragten Unternehmen Maßnahmen zu erarbeiten, die zur Verbesserung der Bedingungen für das Unternehmen beitrugen bzw. die vorhandenen Potenziale besser ausnutzen ließen. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 17 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Der direkte Kontakt mit den örtlichen Unternehmern erleichterte eine gezielte Förderung von Kooperationen im Stadtteil und ermöglichte es, vorhandene Potenziale weiter zu entwickeln sowie konkrete Projektideen zusammen mit den örtlichen Akteuren zur Umsetzung zu bringen. Einbindung etablierter Institutionen in die Vor-Ort-Arbeit Darüber hinaus konnten mit der Eröffnung eines BfW als Anlaufstelle vor Ort auch die vorhandenen Beratungsangebote der Wirtschaftsförderung oder der Emscher-Lippe Gründungsoffensive e.V. als Beispiel erfolgreich auf die Situation in den beiden Stadtteilen eingestellt werden. Integrierte und vorausschauende Projektionen Die Arbeit des BfW war vor allem geprägt durch die integrierte Erfassung lokaler Bedarfe und Entwicklungsansätze. Dabei handelt das BfW weniger reagierend, sondern versuchte, bestehende bzw. analysierte Problemlagen frühzeitig anzugehen. Zudem wurden mit dem verfolgten aufsuchenden Ansatz individuelle Bedarfe von Klienten und Bewohnergruppen erfasst. Lösungsmöglichkeiten und Unterstützung wurden dann vom BfW zeitnah und in enger Zusammenarbeit mit allen Beteiligten erarbeitet und möglichst direkt umgesetzt. Pragmatik vor Programmatik Der Arbeitsansatz war vor allem pragmatisch ausgerichtet, die konkrete Projektarbeit stand dabei im Vordergrund. Die Ergebnisse und Strategievorschläge aus der Arbeit „Analyse der lokalen Ökonomie in Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord“ dienten als Zielsystem der konkreten Vor-Ort-Arbeit. Eine formale und regelmäßige Evaluation der Arbeit wurde nicht durchgeführt. Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen (B&Q) blieben in der Verantwortung des Stadtteilbüros Unberücksichtigt in der Arbeit des BfW blieben Projektansätze im Bereich der sozialen Ökonomie und im Bereich der informellen Ökonomie. Auch der Sektor der öffentlichen Beschäftigung und Qualifizierung wurde nicht durch das BfW abgedeckt. Das BfW war zwar in inhaltliche Fragestellungen eingebunden. Die Projektentwicklung wurde aber durch das Stadtteilbüro im Rahmen der im Zusammenhang mit Stadterneuerungsmaßnahmen erforderlichen Baumaßnahmen erbracht. Hier bestand von Seiten des Stadtteilbüros durch die erfolgreiche Arbeit vor der Eröffnung des BfW ein hoher Erfahrungsschatz. Das Stadtteilbüro hatte erfolgreich Impulse im sozialen, städtebaulichen und beschäftigungswirksamen Bereich gesetzt, aus denen eine Reihe von Kooperationen mit Stadtteilakteuren entstanden waren. Die Anknüpfung der Arbeit des BfW an dieses Tätigkeitsspektrum war somit sinnvoll und fast zwangsläufig, so dass das BfW für alle darüber hinaus gehenden ökonomischen Fragestellungen als Ansprechpartner bzw. Initiator fungierte. In dem Arbeitskreis „B&Q“ war das BfW generell eingebunden und somit an der Vorbereitung und Durchführung der Projekte beteiligt. Evaluation während der Bearbeitung Im Rahmen der „Programmbegleitung vor Ort“ fand im Zeitraum September 2000 bis April 2002 eine externe Begutachtung der Arbeit statt, die durch das Deutsche Institut für Urbanistik organisiert und von der Arbeitsgruppe Bestandsverbesserung (AGB) am Institut für Raumplanung der Universität Dortmund gemeinsam mit dem Institut für Landes- und StadtentwicklungsforPlanungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 18 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - schung des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS) durchgeführt wurde. Der Bericht stellt eine Zwischenbilanz nach fünf Jahren Arbeit des BfW dar. Der theoretische Ansatz wurde von den Gutachtern zur Übertragung auf das Programmgebiet Gelsenkirchen-Südost empfohlen. Evaluation nach der Bearbeitung Im Jahr 2005 wird der lokalökonomische Ansatz im Rahmen einer NRW-weit durchgeführten Fallstudie „Lokale Ökonomie“durch das mit der Begutachtung beauftragte „RheinischWestfälische Institut für Wirtschaftsforschung Essen“ (RWI) untersucht. Insgesamt sechs Fallstudiengebiete4 werden untersucht. Ziel der Fallstudie ist es, Erkenntnisse der Arbeit im Themenfeld der Lokalen Ökonomie zu erhalten, die für bestehende oder folgende Projekte hilfreiche Hinweise zur Ausgestaltung der Arbeitsinhalte und –weisen bieten können. Drei Themenschwerpunkten wurden formuliert: „Leerstand im Einzelhandel“, „Existenzgründung“ und „Vernetzung/ Beratung“. Die sechs Fallstudiengebiete sind jeweils in mindestens einem dieser Themenschwerpunkt präsent, so dass ein Quervergleich möglich ist. Das BfW wird zu den Themenschwerpunkten „Existenzgründung“ und „Vernetzung/ Beratung“ untersucht. Im Themenschwerpunkt „Existenzgründung“ ist zusätzlich das Programmgebiet Essen-Katernberg vertreten, der Themenschwerpunkt „Vernetzung/ Beratung“ wird zusätzlich von den Programmgebieten Duisburg-Marxloh und Oberhausen-Knappenviertel besetzt. Die Untersuchungsmethodik sieht neben Expertengesprächen mit beteiligten Akteuren aus der Stadtverwaltung, wirtschaftsrelevanten Institutionen und ortsansässigen Unternehmen auch eine umfangreichere Primärerhebung durch Tiefeninterviews und eine Befragung von Existenzgründern und Jungunternehmern, die am Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch (JUST) teilgenommen haben, vor. Die Fallstudie wird Anfang des Jahres 2006 zum Abschluss kommen. 1.3 Programmatischer Ansatz: Kooperation mit bestehenden Institutionen Ausgehend von der wirtschaftlichen Situation in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord nach dem Wegfall der Montanindustrie und den entsprechenden Folgen, war die Vernetzung der wirtschaftlichen Aktivitäten das Kernziel und eine besondere Herausforderung für das BfW. Zwei Stoßrichtungen wurden dabei durch das BfW verfolgt. Stoßrichtung 1: Kooperationen mit bestehenden, wirtschaftlich relevanten Institutionen Zum einen wurden Kooperationen mit bestehenden, wirtschaftlich relevanten Institutionen gesucht, die darüber in die konkrete Arbeit im Stadtteil eingebunden wurden. Wesentliches Ziel hierbei war, Beratungs- und Dienstleistungsangebote für Unternehmen und Existenzgründer zu schaffen, die auf die besondere Situation im Stadtteil zugeschnitten waren. Dabei galt es insbesondere, das eigene Know-How durch die Fachkompetenz bestehender, wirtschaftlich relevanter Institutionen zu ergänzen und vor allem auch von den Erfahrungen der etablierten Beratungsstellen zu profitieren. 4 neben Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord sind dies die Programmgebiete Düsseldorf-Flingern/ Oberbilk, Duisburg-Marxloh, Essen-Katernberg, Oberhausen-Knappenviertel, Wuppertal-Ostersbaum Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 19 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Stoßrichtung 2: Netzwerkbildung zwischen ortsansässigen Unternehmen Zum anderen wurde eine Netzwerkbildung zwischen den ortsansässigen Unternehmen und Existenzgründern angestrebt, um dem einzelnen Unternehmer durch Partner im Stadtteil günstigere Ausgangspositionen für das eigene Wirtschaften zu ermöglichen. Das Ziel war somit insbesondere die Ausbildung von förderlichen Synergien durch die Zusammenarbeit im Stadtteil ansässiger Unternehmen, die sich gegenseitig ergänzen. Direkter Kontakt zu wirtschaftlich relevanten Institutionen Mit Blick auf den Aufbau von Kooperationen mit bestehenden Institutionen wurde nach einer Bestandsaufnahme aller relevanten Angebote für Unternehmen und Existenzgründer in Gelsenkirchen der direkte Kontakt mit den Institutionen wie Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer etc. gesucht, um eine informelle Zusammenarbeit zu begründen. Hilfreich war dabei immer auch die Unterstützung des Referates Wirtschaftsförderung. Zielgerichtete Weitervermittlung der Beratungsbedürftigen Durch die Kenntnis aller wesentlichen Anlaufstellen für wirtschaftliche Fragen in der Stadt Gelsenkirchen konnten Unternehmen und Existenzgründer, die Beratungsleistungen suchten, entsprechend ihrer Bedarfe zielgerichtet weiter vermittelt werden. So bestand z.B. mit dem Referat Wirtschaftsförderung ein enger Austausch insbesondere im Feld der Förderberatung. Gründungswillige wurden vom BfW an die Fachkompetenz der Wirtschaftsförderung weiter vermittelt. Gleichzeitig wurden aber auch Gründungswillige von der Wirtschaftsförderung an das BfW bei konkreten Fragen zum Stadtteil Bismarck, wie z.B. in Fragen der Standortsuche, verwiesen. Konkrete Zusammenarbeit vor Ort mit bestehenden Institutionen Um eine unternehmens- und wohnortnahe Beratung zu ermöglichen, wurde mit einzelnen der etablierten Institutionen abgesprochen, dass Beratungsangebote in Räumlichkeiten im Stadtteil angeboten werden. Die Zusammenarbeit mit den bestehenden, wirtschaftlich relevanten Institutionen bestand zusätzlich in der Organisation und Durchführung gemeinsamer Veranstaltungen. Eine intensive Zusammenarbeit entwickelte sich mit der Emscher-Lippe Gründungsoffensive! e.V. (ELGO! e.V.). Die Zusammenarbeit reichte von der Organisation und Durchführung gemeinsamer Veranstaltungen, wie z.B. Existenzgründungsseminaren, bis zum Angebot der Existenzgründungsberatung durch die ELGO! e.V. in den Räumen des BfW. Kooperation mit dem Zweck, gemeinsame Veranstaltungen zu organisieren, bestanden vor allem mit der Industrieund Handelskammer NordWestfalen, der Kreishandwerkerschaft Emscher-Lippe-West und der Handwerkskammer Münster. Unterstützung von Unternehmenszusammenschlüssen Im Rahmen der Netzwerkbildung wurde die Gründung formeller und informeller sowie zweckgebundener Zusammenschlüsse einzelner Unternehmer einer Branche oder Interessenrichtung unterstützt. Das BfW initiierte z.B. das „Wirtschaftsforum Bismarck/Schalke-Nord“, ein Zusammenschluss von drei Anbietern gewerblicher Immobilien (Krupp-Hoesch Stahl GmbH, DIBAG Industriebau AG, Thyssen Liegenschaften-Verwaltungs GmbH & Co. KG) und der Stadt GelPlanungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 20 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - senkirchen. Diese Gruppe hatte das Ziel, den Informationsaustausch untereinander zu verbessern, diskutierte neue Nachfragemärkte und setzte sich für eine positive (Außen-) Darstellung des Stadtteils ein. Daneben wurde eine Vereinsgründung der Einzelhändler im Stadtteil Bismarck (IG Bismarck und Haverkamp) begleitet. Die Interessensgemeinschaft organisierte verschiedene Veranstaltungen und andere gemeinsame Aktivitäten. Angebot an Plattformen zum Erfahrungsaustausch und zur Vernetzung Darüber hinaus konzipierte das BfW auch Veranstaltungen wie den „Bismarcker Business Brunch“ und „JUST – Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch“, die den Unternehmen eine Kontaktaufnahme mit relevanten Personen in jeweils ungezwungener Atmosphäre ermöglichten. Damit wurde ein Angebot für die Unternehmen geschaffen, um sich in Eigenregie im Sinne des Erfahrungsaustauschs oder auch als Geschäftspartner etc. zusammenzuschließen. Gleichzeitig wurden Werkstattgespräche mit örtlichen Unternehmen, Wirtschaftsverbänden und der Stadt Gelsenkirchen organisiert und moderiert, um so den Austausch der einzelnen Interessenträger im Hinblick auf das Thema „Förderung der lokalen Ökonomie“ zu begünstigen. 1.4 Stellung im Kontext der Stadterneuerung Das BfW war Teil des Stadtteilmanagements im Programmgebiet Bismarck/Schalke-Nord und arbeitete im Verbund mit dem Stadtteilbüro sowie Julius B. (Jung sein und Leben in unserem Stadtteil Bismarck/ Schalke-Nord). Die Federführung im Stadtteilmanagement hatte das im Jahr 1995 eröffnete Stadtteilbüro inne, das eine Außenstelle des Referats Stadtplanung ist. Das BfW ergänzte die Arbeit des Stadtteilbüros in wirtschaftlichen Fragen und unterstützte vor allem die ortsansässigen Unternehmer und Existenzgründer. Das Büro war dem Referat Wirtschaftsförderung angegliedert. Demgegenüber konzentrierte sich Julius B. auf die soziale Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und wurde in Trägerschaft des Bauvereins Falkenjugend e.V. geführt. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 21 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Das Stadtteilmanagement im Programmgebiet Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord Stadtteilbüro • Träger Referat Stadtplanung Büro für Wirtschaftsentwicklung Julius B. Projektentwicklung, - steuerung und - durchführung • Träger Bauverein Falkenjugend Bildung von Netzwerken und Kooperationen Programmkoordination Nachbarschaftstreff Schalke-Nord Imagearbeit Öffentlichkeitsarbeit Vernetzung der Akteure und Angebote Existenzgründerberatung und -begleitung Maßnahmenbündelung und Beantragung der Fördermittel Bewohneraktivierung und Beteiligung Aufbau von Kommunikationsstrukturen Bewohnerbeteiligung und Vernetzung der Akteure Stärkung von Bewohnerengagement und Selbsthilfepotenzialen • Träger Referat Wirtschaftsförderung Quelle: eigene Darstellung verändert nach Abbildung „Organisation des Stadtteilmanagements“ in Austermann, Klaus; Ruiz, Marcelo; Sauter, Matthias: Integrierte Stadtteilentwicklung auf dem Weg zur Verstetigung Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord, Abschlussbericht der Programmbegleitung vor Ort im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“ im Auftrag des Deutschen Instituts für Urbanistik. Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS) gemeinsam mit Arbeitsgruppe Bestandsverbesserung (AGB) am Institut für Raumplanung der Universität Dortmund, Dortmund, 2002, Seite 53 Unterstützung und Begleitung ansässiger KMU Projektentwicklung 1.5 Organisation des Büros Als wohnort- und unternehmensnahe Anlaufstelle für wirtschaftlich tätige Personen im Programmgebiet Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord war das BfW in eigenen Büroräumen im Stadtteil Bismarck untergebracht. In einem ehemaligen Bürogebäude der Firma Krupp-Hoesch waren drei Räume für das BfW angemietet. Es war reichlich Platz für Besprechungen und drei nach heutigen Standards ausgestatteten Arbeitsplätzen vorhanden. Die Büroräume befanden sich im dritten Stock des Bürohochhauses, das am Rand des Gewerbegebietes Ahlmannshof gelegen ist. Die Lage erschwerte den Zugang für potenzielle Ratsuchende und minderte die Öffentlichkeitswirkung der Einrichtung. Günstiger ist die Nutzung eines im Erdgeschoss gelegenen Ladenlokals, möglichst innerhalb einer Einkaufslage, die grundsätzlich durch viele Einwohner des jeweiligen Programmgebietes frequentiert wird. Das erleichtert zum einen die Kontaktaufnahme und erhöht zum anderen den Bekanntheitsgrad, ohne dass aufwändige Öffentlichkeitsarbeit notwendig wäre. Zwar steuern Beratungssuchende gezielt das BfW an, trotzdem erleichtert nach den Erfahrungen der Projektlaufzeit ein stärker in der Öffentlichkeit präsenter Standort die Kontaktaufnahme mit den ortsansässigen Unternehmen. Die Leitung des Büros wurde mit der Planungsgruppe STADTBÜRO einem externen Auftragnehmer übertragen, der über mehrjährige Erfahrungen in Projekten der Stadterneuerung, knowPlanungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 22 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - how im Bereich der Prozesssteuerung und -moderation sowie grundlegende ökonomische Kompetenzen verfügt. Das BfW war an drei Werktagen in der Woche (insg. 27 Stunden) durch eine Mitarbeiterin/ einen Mitarbeiter der Planungsgruppe STADTBÜRO besetzt. Die Mitarbeiterinnen/ Mitarbeiter der Planungsgruppe STADTBÜRO sind interdisziplinär ausgebildet als Dipl.-Ing. f. Raumplanung. Zusätzlich war eine Bürokraft in Vollzeit angestellt über das Arbeitsmarktsprogramm „Arbeit statt Sozialhilfe“. Aufgabe der Bürokraft war es vor allem, eine permanente Erreichbarkeit des BfW zu gewährleisten. Außerdem sollten darüber hinaus übliche Sekretariatsaufgaben erbracht werden, damit die Projektleiterin/ der Projektleiter sich möglichst komplett auf die inhaltliche Projektarbeit konzentrieren konnten und die Vielzahl von Außenterminen wahrnehmen konnte. Eine zusätzliche Qualifizierung der Arbeit des BfW entstand durch die Ergänzung der personellen Besetzung des Büros mit weiterem Fachpersonal aus den Bereichen Organisationsentwicklung, Betriebswirtschaft und Unternehmensberatung. Im Rahmen des Modellprojektes „Initiierung neuer Dienstleistungsprojekte für kleine und mittlere Unternehmen in einem Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf (KMU-Projekt)“ bot das Beratungsunternehmen TransmitterPotenzialentwicklung in der Zeit zwischen 1999 und 2001 eine vertiefende Unternehmensberatung an. Das Transmitter-Team arbeitete mit insgesamt drei Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern 25 Wochenstunden. Darüber hinaus war in diesem Zeitraum eine städtische Mitarbeiterin dem BfW mit einer Vollzeitstelle zugeordnet. 1.6 Erfahrungsaustausch und überörtliche Kommunikation Der Erfahrungsaustausch mit anderen relevanten Einrichtungen und Akteuren auf Landes- und Bundesebene hatte eine wichtige Bedeutung. Nicht nur, um von den Erfahrungen und durch die Kontakte mit anderen in lokalökonomischen Zusammenhängen tätigen Akteuren und Einrichtungen zu profitieren und damit die Arbeit des BfW inhaltlich weiter zu qualifizieren. Sondern auch, weil das Land Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit der Stadt Gelsenkirchen mit dem BfW ein Modellprojekt zur Förderung der Lokalen Ökonomie eingerichtet hat, um neue Strategien zur Bearbeitung des Strukturwandels auf Stadtteilebene zu entwickeln und zu erproben. Damit stand die Arbeit des BfW unter starkem Interesse der Fachöffentlichkeit. Dementsprechend hat das BfW die eigenen Erfahrungen in verschiedenen regionalen und überregionalen Fachdiskussionen eingebracht. Teilnahme an Stadtteil- und Themenforen des Instituts für Landes und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS) Teilnahme an verschiedenen Fachtagungen, z.B. auf Einladung der Stadt München oder des Deutschen Verbandes Angewandter Geographie (DVAG) Führen von Exkursionsgruppen in Bismarck/Schalke-Nord Veröffentlichung von Fachartikeln in entsprechenden Publikationen Das „Netzwerk Lokale Ökonomie“ Darüber hinaus hat das BfW das “Netzwerk Lokale Ökonomie NRW” initiiert und die Geschäftsführung übernommen. Im Frühjahr 1999 trafen sich erstmals Vertreter/innen aus Stadtteilen, die in der Förderkulisse „Soziale Stadt“ geführt werden und sich mit der Umsetzung von lokalökonomischen Strategien auseinandersetzen. In diesem informellen Netzwerk waren die Stadtteile Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord, Duisburg-Marxloh, Gladbeck-Butendorf, Oberhausen-Knappenviertel, Dinslaken-Lohberg, Hamm-Norden und Wuppertal-Ostersbaum vertreten. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 23 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Außerdem ergänzten die Entwicklungsgesellschaft Neu-Oberhausen mbH (ENO), die Handwerkskammer Düsseldorf, die Entwicklungsgesellschaft Duisburg mbH (EG DU), die Arbeitsmarkt- und Beratungsorganisation ACTIVA und das Projekt „L.Ö.N.E.! - Lokale Ökonomie in der Nordstadt entwickeln“ (Dortmund-Nordstadt) das Netzwerk. Damit wurde eine Plattform für den gegenseitigen Erfahrungsaustausch unter den Akteuren der Lokalen Ökonomie geschaffen. Mit dem Zusammenschluss wurde neben der Absicht, Informationen und Erfahrungen auszutauschen, das Ziel verfolgt, den Ansatz „Förderung der Lokalen Ökonomie“ in Fachkreisen und möglichst darüber hinaus bekannter zu machen und ferner anderen Kommunen und Einrichtungen Unterstützung bei der Umsetzung von Projekten mit lokalökonomischen Strategien anzubieten. Zusätzlich sollten gemeinsame regionale Projekte in Zusammenarbeit mit den anderen Netzwerkmitgliedern entwickelt werden. 1.7 Kopplung mit dem KMU-Projekt Im Jahr 1999 wurde mit dem Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand, Technologie und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen das Projekt „Initiierung neuer Dienstleistungsprojekte für kleine und mittlere Unternehmen in einem Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf“ (Kurz: KMU-Projekt) entwickelt und für einen Zeitraum von drei Jahren bewilligt. Das Projekt setzte an den in der Studie „Analyse der lokalen Ökonomie in GelsenkirchenBismarck/ Schalke-Nord“ heraus gearbeiteten Ansatzpunkten an und sollte die Arbeit des BfW durch zusätzliches Fachpersonal unterstützen. Dementsprechend diente das KMU-Projekt insbesondere der zielgerichteten Beratung der kleinen und mittleren Unternehmen. So sollten zum einen die vorhandenen Beratungs- und Förderangebote den Unternehmen besser zugänglich gemacht werden und zum anderen systematische Geschäftsfeldanalysen und längerfristige Unternehmensplanungen sowie branchenübergreifende Partnerschaften ermöglicht werden. Realisiert wurde diese Zielsetzung durch ein individuelles Qualifizierungs- und Beratungsangebot für die im Programmgebiet bestehenden KMU und für potenzielle Existenzgründer/innen aus Bismarck und Schalke-Nord. Durch die mit dem BfW schon bestehenden und im Rahmen des KMU-Projektes verfestigten Kooperationen mit Kammern, Verbänden, Banken und existierenden Unternehmensberatungseinrichtungen wurde ein großes Spektrum an Beratungs-knowhow angeboten. Beauftragt wurde mit diesem Projekt das Büro Transmitter-Potenzialentwicklung. Zwar erfolgte eine interne Aufgabenteilung und Abgrenzung zwischen dem KMU-Projekt und dem BfW, nach außen traten aber beide Modellprojekte gemeinschaftlich auf und teilten sich öffentlichkeitswirksame Aufgaben und dafür anfallende Kosten. 1.8 Chronologischer Ablauf Die Projektarbeit des BfW weist in der Rückschau verschiedene Phasen mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten und jeweils differierendem Arbeitsaufwand auf. Einzelne Projekte wurden durch das BfW fast während der gesamten Projektlaufzeit begleitet. Andere Projektzusammenhänge wurden nach einer Phase der intensiven Bearbeitung wieder von der Agenda genommen. Entweder, weil das Projekt von vornherein auf eine entsprechend kurze Dauer angelegt war oder weil das Projekt von den eingebundenen Akteuren selbst in die Hand genommen wurde bzw. aus verschiedenen Gründen nicht zu einem qualifizierten Abschluss gebracht werden konnte. Der Beginn der Tätigkeit war sehr stark geprägt durch die Unterstützung des Einzelhandels im Programmgebiet. In den ersten zwei Jahren wurde insbesondere der Zusammenschluss der Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 24 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - örtlichen Einzelhandelsbetriebe initiiert und unterstützt. Die Vernetzung örtlicher Unternehmen stand zwar während der gesamten Arbeit stark im Vordergrund, wurde aber anfangs mit Nachdruck verfolgt. Die Gründung des „Wirtschaftsforums Bismarck/ Schalke-Nord“ fällt ebenfalls in diese Zeit. Anfang 1999 änderte sich mit der personellen Aufstockung des BfW durch den Beginn des KMU-Projektes und den damit erweiterten Möglichkeiten der Bearbeitung auch die Zahl der Projekte. Die Unterstützung von Existenzgründern und die Initiierung des Bismarcker Business Brunch wurde von diesem Zeitpunkt an verfolgt. Vergleichsweise viele personelle Ressourcen wurden durch die Unterstützung des Einzelhandels sowie die kontinuierlich durchgeführten Projekte „JUST – Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch“, „ Bismarcker Business Brunch“ sowie den „Bismarcker Handwerkermarkt“ gebunden. In der nachfolgenden Abbildung sind die wesentlichen Projekte im chronologischen Verlauf abgetragen. Studie Lokale Ökonomie Beratung und Unterstützung der Unternehmen Nahversorgung in Gelsenkirchen-Bismarck, Marktanalyse und Kundenbefragung Gründung und Begleitung IG Bismarck und Haverkamp Wirtschaftsforum Bismarck/ Schalke-Nord Bismarcker Wirtschaftsbrief Werkstattgespräch „Förderung der Lokalen Ökonomie“ Unternehmensbefragung Unternehmensbefragung Einzelhändlertag Weihnachtsbaumaktion Existenzgründungsseminar Existenzgründerstammtisch Bismarcker Business Brunch KMU-Projekt Netzwerk Lokale Ökonomie Befragung im Ahlmannshof, Thema „Verkehr“ Kontaktstelle für türkische Unternehmer Kontaktstelle Schalke-Nord „PROFIS“-Seminare Projektentwicklung „Handwerkerzentrum“ Programmbegleitung vor Ort Präsentation des BfW auf „Bürgerplatzparty“ Bismarcker Handwerkermarkt Vermittlung Konzessionäre bei Ansiedlung Kaufpark Gründer-Scouts Vorbereitender AK Image-Werkstatt-Bismarck Bürgerbefragung Image „Bismarck“ Image-Werkstatt-Bismarck Preis Soziale Stadt 2002 Lehrer-Handwerker-Forum Fallstudie Lokale Ökonomie April 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Dezember 2004 Projektphasen BfW Quelle: eigene Darstellung 2 PROJEKTARBEIT Das BfW projektierte in den Handlungsfeldern „Einzelhandel“, „Handwerk“, „Existenzgründung“, „Beratung, Qualifizierung, Kooperationsförderung“, „Ethnische Ökonomie“ und „Standortentwicklung, Stadtteilimage“ verschiedene Maßnahmen und Initiativen gemeinsam mit örtlichen Akteuren. Einzelne Ansätze sind von vornherein zeitlich begrenzt angedacht worden. Andere Projekte hingegen waren auf einen längeren Zeitraum hin geplant. Entsprechend der generellen Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 25 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Zielsetzung des BfW ist die Vernetzung der örtlichen Akteure das wesentliche Anliegen gewesen und findet sich daher in fast allen Handlungsfeldern wieder. Der typische Tagesablauf im BfW war geprägt durch Gesprächstermine, Konzeptentwicklungen und ad-hoc-Aufgaben im Rahmen der Projektarbeit. Montag Montag Dienstag Dienstag Donnerstag Donnerstag 9.00Uhr UhrProjektsitzung Projektsitzungzur zur 9.00 Entwicklungvon vonConsol Consol Entwicklung 11.30Uhr UhrGespräch Gesprächmit mitdem dem 11.30 GastwirtHerrn HerrnC. C.über über Gastwirt möglicheBetriebserweiterung Betriebserweiterung mögliche undangedachten angedachtenBiergarten Biergarten und 9.00Uhr UhrBesprechungsterBesprechungster9.00 minmit mitkommunaler kommunalerWirtWirtmin schaftsförderung(14-täglich) (14-täglich) schaftsförderung 11.00Uhr UhrGespräch Gesprächmit mit 11.00 Betriebsberaterder derStadt Stadtzur zur Betriebsberater Erstellungeines einesInfo-Blattes Info-Blattes Erstellung fürBetriebe Betriebe für 9.00Uhr UhrBegehung Begehungder der 9.00 GeschäfteHaverkamp Haverkamp(VK(VKGeschäfte Flächen++Sortimente) Sortimente) Flächen dabeiGespräche Gesprächemit mit dabei verschiedenenKaufleuten Kaufleuten verschiedenen 12.30Uhr UhrGespräch Gesprächmit mit 12.30 türkischemGeschäftsmann Geschäftsmann türkischem beimMittagessen Mittagessen beim 13.30 UhrAuswertung Auswertungder der 13.30 Uhr Erhebungsdatendes des Erhebungsdaten Vormittags Vormittags 15.00Uhr UhrGesprächstermin Gesprächstermin 15.00 mitdem demHandwerksbetrieb HandwerksbetriebT. T. mit überLohnkostenLohnkosten-und und über Investitionszuschüsse Investitionszuschüsse 17.00Uhr UhrBüroorganisation Büroorganisation 17.00 13.00Uhr UhrAuswertung Auswertungder der 13.00 Lokalpresseder dervergangenen vergangenen Lokalpresse Woche Woche 13.30Uhr UhrVersand Versandder der 13.30 Einladungenfür fürden den Einladungen BismarckerBusiness BusinessBrunch Brunch Bismarcker 14.30 Uhr Erstellung eines 14.30 Uhr Erstellung eines Konzeptesfür fürein einExistenzExistenzKonzeptes gründungsseminar gründungsseminar 19.00Uhr Uhr 19.00 Vorbereitungstreffenfür fürden den Vorbereitungstreffen Handwerkermarktmit mitHandHandHandwerkermarkt werkern,Schulvertretern Schulvertreternund und werkern, Kreishandwerkerschaft Kreishandwerkerschaft 13.30Uhr Uhrtelefonische telefonische 13.30 Abfragedes desStadtteilbüros Stadtteilbüros Abfrage bzgl.geeigneter geeigneterProjektideen Projektideen bzgl. fürneues neuesEU-Programm; EU-Programm; für Rückmeldungbis bis15.00 15.00 Rückmeldung erforderlich erforderlich 16.00Uhr UhrGesprächstermin Gesprächstermin 16.00 mitörtl. örtl.Immobilienverwalter Immobilienverwalter mit undPro ProRuhrgebiet Ruhrgebiete.e.V. V. und bzgl.Gründer-Support Gründer-Supportinin bzgl. Bismarck Bismarck Drei typische Arbeitstage im Büro für Wirtschaftsentwicklung Quelle: eigene Darstellung 19.00Uhr Uhr 19.00 JUST--ExistenzgründerExistenzgründer-und und JUST Jungunternehmerstammtisch, Jungunternehmerstammtisch, Thema:Steuern Steuern Thema: Die folgenden Kapitel erläutern die Projekte des BfW im Einzelnen. Ein größeres Gewicht wird auf die Bewertung der jeweiligen Projekte und die Erfahrungen und Schlussfolgerungen, die sich aus der Projektarbeit ableiten lassen, gelegt. So ergeben sich Hinweise für die Übertragung der Projekte auf andere Gebiete innerhalb der Förderkulisse „Soziale Stadt“. 2.1 Einzelhandel Der Einzelhandel in Bismarck und Schalke-Nord ist durch Inhaber geführte, kleinflächige Geschäfte geprägt, deren Kundenstamm sich hauptsächlich aus dem Stadtteil generiert. Die Versorgungsstruktur mit etwa 70 Ladengeschäften ist fragmentiert und verteilt sich auf vier gering verdichtete Standorte (s. auch Kap. 1.1.3). Die einzelnen Standortbereiche sind grundsätzlich durch die landläufigen Tendenzen der Einzelhandelsentwicklung gefährdet. Insbesondere die Konzentration der Einzelhandelsangebote an peripheren Standorten wirkt sich erfahrungsgemäß negativ auf die kleinteilige, wohnortnahe Versorgung der Stadtteilbevölkerung aus. Dies gilt auch für die Versorgungsstruktur im Programmgebiet Bismarck/Schalke-Nord. Die Einzelhandelslagen im Programmgebiet weisen diese Zusammenhänge durch sichtbare Leerstände und häufige Betreiberwechsel in einzelnen Ladengeschäfte sehr offenkundig auf. Darüber hinaus wurden Ladengeschäfte in der Vergangenheit häufiger auch mit einzelhandelsfremden Nutzungen besetzt. Aber auch die Übernahme der Ladenflächen durch Filialbetriebe überörtlich agierender Unternehmen sowie die Ansiedlung türkischer Angebote verdeutlicht den Wandel der Einzelhandelslandschaft im Programmgebiet. Das Themengebiet Einzelhandel wurde durch das BfW direkt nach Eröffnung des Büros angefasst. Aus verschiedenen Gründen ist der Handel ein wichtiges und vor allen Dingen augenscheinliches Thema für die Stadtteilarbeit. Schließlich ist der Einzelhandel als Wirtschaftsbranche am auffälligsten im Straßenbild eines Stadtteils. Zudem haben alle Bewohner eines Stadtteils Berührungspunkte mit dem örtlichen Einzelhandel. Signale im Bereich der Lokalen ÖkoPlanungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 26 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - nomie können daher am effektivsten im Handel gesetzt werden. Es bestehen im Handelsbereich offenkundig die dringendsten Probleme für breite Bevölkerungskreise. Hier anzusetzen heißt daher auch, dem gesamten Stadtteil zu helfen. Ansatz Angesichts der Standortstruktur und der bestehenden Angebotsstruktur lässt sich die Sicherung des vorhandenen Einzelhandels insbesondere durch eine intensive Kooperation der Einzelhändler untereinander gewährleisten. In dem die Einzelhändler gemeinsam ihren Standort bewerben und sich auch z.B. in Fragen der Weiterbildung etc. gegenseitig unterstützen, kann der Einkaufsstandort Bismarck/Schalke-Nord längerfristig Bestand haben. Die Förderung der Zusammenarbeit der Bismarcker Kaufmannschaft war daher das wesentliche Ziel der Arbeit des BfW. Das BfW gab sozusagen „Hilfe zur Selbsthilfe“. Einzelprojekte Analyse der Nahversorgung in Gelsenkirchen-Bismarck Zur Einschätzung der konkreten Situation des örtlichen Einzelhandels erarbeitete das BfW eine Expertise zur „Nahversorgung in Gelsenkirchen-Bismarck“. Die Markt- und Standortanalyse wurde im Oktober 1998 abgeschlossen. Ausgangspunkt der Expertise war die Notwendigkeit, die Diskussion über den Standort Bismarck auf eine fundierte Grundlage zu stellen. Die Einzelhandelsanalyse hatte zum Ziel, Hinweise zu liefern zu den Fragen: Welche ergänzenden Branchen sind für den Standort marktgängig? Welche ergänzenden Flächenausweisungen sind geeignet, um die Versorgung zu verbessern und zusätzliche Arbeitsplätze vor Ort zu gewinnen? Welche Marketingaktivitäten erscheinen als geeignet, die Kaufkraftbindung am Standort zu erhöhen. Ausgehend von einer Kundenbefragung und einer Verkaufsflächenerhebung wurde die aktuelle Kaufkraftabschöpfung beschrieben und das verfügbare Kaufkraftpotenzial für weitere Ansiedlungsvorhaben ermittelt. Dazu wurde eine flächendeckende Bestandsaufnahme des Einzelhandels in Bismarck in vorgenommen. Darüber hinaus erfolgte eine Passantenbefragung, um die Kundenwünsche darstellen zu können. Gleichzeitig wurden notwendige Daten zur Wohnbevölkerung und zur Kaufkraft gesichtet und ausgewertet. Titelblatt der Standortanalyse Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung Im Ergebnis zeichnete sich ab, dass der Standort Bismarck einen hohen Kaufkraftverlust hinnehmen muss. Im Umkehrschluss bestehen damit noch Reserven zur Realisierung eines zusätzlichen Einzelhandelsangebotes. Diese Aussage bildete auch die Grundlage für die Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 27 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - folgenden Diskussionen mit der lokalen Kaufmannschaft über die Zukunftsperspektiven des Standortes Bismarck. Von Seiten der Kunden wurde zur Verbesserung der Einkaufssituation neben dem Wunsch nach preiswerteren Angeboten auch die Aufwertung der städtebaulichen Situation und die Erleichterung der Erreichbarkeit der Einkaufslagen als möglichst zu realisierende Maßnahme genannt. Damit änderte die Expertise den Blickwinkel der örtlichen Einzelhändler, die bislang davon ausgegangen waren, dass nach der Zechenschließung die Kaufkraft stark zurück gegangen sei, so dass kein Potenzial für die Ausweitung des Einzelhandelsangebotes mehr verfügbar wäre. Gesprächsrunden mit dem örtlichen Einzelhandel Die Ergebnisse der Analyse der Situation des Einzelhandels in Bismarck wurden grundlegend mit der örtlichen Kaufmannschaft auf mehreren Veranstaltungen diskutiert. Thematisiert wurden dabei auch aus der Situationsanalyse abgeleitete Handlungsmöglichkeiten, wie z.B. städtebauliche Gestaltungsmaßnahmen, Vermarktungsstrategien etc., zur Beförderung der Absatzsituation. Daneben wurden weitere für den örtlichen Einzelhandel relevante Sachverhalt diskutiert, wie z.B. die geplante Ansiedlung zusätzlicher Einzelhandelsangebote auf der Fläche Consolidation 3/4/9 oder ein möglicher Umbau der Bismarckstraße. Die Sitzungen waren nicht turnusgemäß vereinbart. Teilgenommen haben an den Gesprächsrunden im Schnitt 10 bis 15 Einzelhändler, die Resonanz war demnach ausreichend und deutete an, dass die örtliche Kaufmannschaft nicht in Gänze die eigene Situation als Problem behaftet ansieht. Der Einzelhändlertag, durchgeführt am 14. August 1999, war die größte der geplanten Gesprächsrunden und hatte das Ziel, eine Diskussion zwischen möglichst allen Einzelhändlern im Programmgebiet Bismarck/ Schalke-Nord einzuleiten. Alle Einzelhändler des Programmgebietes wurden eingeladen, um über die Planung auf dem Consolgelände, die Einzelhandelsanalyse und eine denkbare gemeinsame Internetpräsentation zu diskutieren sowie insgesamt Ideen für den Standort Bismarck/Schalke-Nord zu sammeln. Ziel der Veranstaltung war die Stärkung der Kooperation zwischen den örtlichen Einzelhändlern und die Dokumentation einer Aufbruchstimmung und positiveren Präsentation des ortsansässigen Handels in der Öffentlichkeit. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 28 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Ankündigung des Einzelhändlertages Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung Die Gründung der Interessengemeinschaft Bismarck und Haverkamp Die Ergebnisse der Einzelhandelsanalyse und der Gesprächsrunden mit den ortsansässigen Einzelhändlern untermauerten die Zielsetzung zur Förderung des Einzelhandels: die Kaufmannschaft kann langfristig vor allem durch gemeinsames Handeln den Standort Bismarck attraktiv erhalten. Das BfW begleitete ortsansässige Einzelhändler bei der Gründung der „Interessengemeinschaft Bismarck und Haverkamp“ und unterstützte in der Folge auch die konkrete Arbeit (z.B. Organisation von Informationsveranstaltungen, Herstellung von Kontakten zu anderen Unternehmen und zu Fachabteilungen der Stadtverwaltung). Am 12. Oktober 1999 gründete sich die Interessengemeinschaft. Knapp vier Wochen später am 16. November 1999 wurde dann der Vorstand gewählt. In der aktivsten Zeit waren 30 Einzelhändler in der Interessengemeinschaft organisiert. Angesichts der Tatsache, dass in der Summe 70 Ladengeschäfte in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord existieren, war damit fast jeder zweite Einzelhändler in der Interessengemeinschaft als Mitglied geführt. Gründung der Interessengemeinschaft Bismarck und Haverkamp Quelle: Pressefoto, 1999 Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 29 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Im Jahr 2000 wurden viele Aktivitäten durch die Interessengemeinschaft organisiert und realisiert. Eine Besonderheit war die Festveranstaltung zum 100jährigen Jahrestag der Umbenennung der Gemeinde „Braubauerschaft“ in „Bismarck“ am 22. Januar 2000. Ein besonderes Anliegen der Einzelhändler, die sich in der Interessengemeinschaft organisierten, war der geplante Umbau der Bismarckstraße. Nachdem die Straßenbahn aus dem Straßenbild durch den Bau einer U-Bahn-Linie verschwunden war, wurde der Umbau der Bismarckstraße anvisiert. Die Einzelhändler, die ihr Ladengeschäft an der Bismarckstraße haben, verloren durch den Wegfall der Straßenbahn zum Teil Kunden. Ein Umbau soll den Standortbereich so weit wieder aufwerten, dass der Besucherrückgang kompensiert werden könnte. Bislang konnte der projektierte Umbau noch nicht angegangen werden, da derzeit Straßenbauprojekte mit Relevanz für die Fußball-WM 2006 vorrangig umgesetzt werden. Sehr aktiv war die Interessengemeinschaft im Zusammenhang mit der Planung einer zusätzlichen Einzelhandelsansiedlung auf der ehemaligen Bergwerksfläche Consolidation 3/4/9. Hier bestand eine intensive Zusammenarbeit mit dem BfW, das jeweils zwischen den Interessen der ortsansässigen Händlerschaft und den Investoren vermittelte. Das Engagement der Interessengemeinschaft schwand im Laufe der Zeit. Die Interessengemeinschaft Bismarck und Haverkamp besteht noch formal, aber seit etwa Ende 2002 sind die Aktivitäten zunehmend geringer geworden. Nach und nach waren durch Geschäftsaufgabe oder Verlagerung und wegen anderer Gründe die Mitglieder wieder aus der Interessengemeinschaft ausgetreten. Die Motive zum Austritt werden vielschichtig sein. Vor allem eine zu unterschiedliche Interessenlage wird einige Mitglieder dazu bewegt haben, der IG den Rücken zuzukehren. Zudem ist auf Grund der Standortstruktur und der insgesamt geringen Zahl von Einzelhändlern eine zu geringe „Schlagkraft“ entwickelt worden. Einzelne Händler werden wohl auch keinen persönlichen Vorteil in einem Engagement in der IG erkannt haben. Grundsätzlich haften geblieben ist, dass sich eine eigenständige Arbeit der Interessengemeinschaft ohne die aktive Unterstützung des BfW nicht nachdrücklich entwickelt hat. Qualifizierungsseminare In Qualifizierungsseminaren, die von dem BfW organisiert wurden, wurde den örtlichen Einzelhändlern z.B. zum Thema Schaufenstergestaltung ergänzendes Rüstzeug zur Sicherung ihres Standortes an die Hand gegeben. Die einzelnen Veranstaltungen wurden jeweils in Zusammenarbeit mit externen Referenten durchgeführt. Gleichzeitig war das BfW auch Ansprechpartner für einzelne Geschäftsleute bei konkreten Einzelfragen und beriet im Bedarfsfall die Händlerschaft im persönlichen Gespräch. Die Qualifizierungsangebote wurden von den Einzelhändlern unterschiedlich angenommen. Oft war aber zu beobachten, dass die Weiterbildung in Themenfeldern, die den Einzelhandel unmittelbar betreffen und die über die Höhe des eigenen Absatzes mit entscheiden können, in der Mehrzahl von Händlern wahrgenommen wurde, die eine solche Qualifizierung nicht dringend benötigt hätten. Das Angebot an Qualifizierungen wurde auch an die Arbeit der Interessengemeinschaft geknüpft. Nachdem die Interessengemeinschaft nicht mehr arbeitete, wurden auch keine Weiterbildungsangebote für die ortsansässigen Einzelhändler mehr offeriert. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 30 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Ansiedlung eines größeren Einzelhandelsvorhabens auf der Fläche Consolidation 3/4/9 Auf der Fläche des ehemaligen Bergwerks Consolidation 3/4/9 wurde ein größeres Einzelhandelsvorhaben (Verbraucher- und Getränkemarkt, Textil- und Lebensmitteldiscounter) geplant. Das BfW war in den Planungsprozess in seiner Funktion als Anlaufstelle der örtlichen Gewerbetreibenden involviert und vermittelte zwischen den Interessen der örtlichen Kaufmannschaft und den Zielsetzungen der Investoren. Vorgesehen war ein Einzelhandelsvorhaben in einer Dimension von ca. 10.000 qm Verkaufsfläche. Die vom BfW erarbeitete Standortanalyse stellte dar, dass die geplante Größenordnung für die Einzelhandelslandschaft in Bismarck und Schalke-Nord unverträglich ist und diente als hilfreiche Argumentationsstütze, um die geplante Verkaufsflächendimension auf eine verträgliche Größenordnung von etwa 2.500 qm zu reduzieren. Als die Ansiedlung zur Baureife gebracht war, unterstützte das BfW einzelne örtliche Kaufleute bei der Einmietung in die neu errichtete Konzessionärsmeile. Neuansiedlung auf der Fläche Consolidation 3/4/9 Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 2004 Bewertung Das Handlungsfeld Einzelhandel nahm in der Tätigkeit des BfW einen vergleichsweise großen Raum ein und band zu Beginn der Arbeit des Büros relativ viele Ressourcen. Angesichts der Tatsache, dass die „Interessengemeinschaft Bismarck und Haverkamp“ sich nicht zu einer selbstständig funktionierenden Organisation entwickelt hat, könnte die Arbeit des BfW als nicht erfolgreich bezeichnet werden. Dieser Kritik stehen aber zum einen kleinere Erfolge gegenüber und zum anderen muss ein differenzierter Blick auf die Gründung und Arbeit der Interessengemeinschaft gelegt werden. Die „IG Bismarck und Haverkamp“ ist nach ihrer Gründung mit Furore gestartet und hat verschiedene Veranstaltungen und Aktionen, wie z.B. die Feierlichkeiten zum Jubiläum des Stadtteils Bismarck, umgesetzt, die den örtlichen Einzelhandel stärker in den Blickpunkt der Kunden gerückt hat und damit den Standort fördern konnte. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft haben zudem einen direkten Stadtteilbezug. Sie sind in der Mehrzahl Eigentümer der Geschäftsimmobilie oder haben ihren Kundenstamm vor allem im Stadtteil bzw. sind als Elternteil oder Vereinsmitglied auch privat an den Stadtteil gebunden. Durch diese Verbindung konnte ortsbezogene Lobbyarbeit effektiv umgesetzt werden. Die Konstruktion der Interessengemeinschaft war aber offensichtlich für eine dauerhafte Tätigkeit nur begrenzt geeignet. Die IG umfasste alle Einkaufslagen im Stadtteil Bismarck. Hier bestehen insgesamt drei kleinere Einzelhandelsschwerpunkte, die auf Grund der Distanz zu den anderen Standorten jeweils isoliert betrachtet werden müssen und meist auch ganz eigene Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 31 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Standortschwierigkeiten aufweisen. Die jeweilige einzelne Lauflage hat aber für die Bildung einer eigenen wirkungsvollen und arbeitsfähigen Interessensgemeinschaft einen zu geringen Geschäftsbesatz. Vor diesem Hintergrund ist es nicht gelungen, ein gemeinsames Bewusstsein oder gemeinsame Zielsetzungen für die Einzelstandorte dauerhaft herzustellen. In der Summe funktionierte der Zusammenschluss daher hauptsächlich auf Grund einzelner aktueller Herausforderungen. Insbesondere die Ansiedlung eines zusätzlichen Einzelhandelsangebotes auf der ehemaligen Bergwerksfläche Consolidation 3/4/9 ist hier anzuführen. Weitere gemeinsame Zielsetzungen für die weit auseinander liegenden Geschäftsbereiche konnten nicht formuliert werden. Dies ist als Hauptgrund zu nennen für die Tatsache, dass die „IG Bismarck und Haverkamp“ nun nur noch formal existiert. Über weitere Gründe kann nur spekuliert werden. Vielleicht spielt dabei auch eine Rolle, dass in den Jahren vor der Gründung der Interessengemeinschaft ein loser Zusammenschluss der Händler des südlichen Abschnitts der Bismarckstraße existierte, der nach Meinung einzelner Involvierter nicht reibungslos funktionierte und damit zu einer gewissen Ablehnung entsprechender Initiativen geführt hat. Eventuell sehen einzelne Geschäftsleute auf Grund fehlender Geschäftsnachfolger auch keine konkrete Zukunft mehr am Standort Bismarck und bereiten sich auf das Altenteil vor. Diese Händler sind deshalb wahrscheinlich nur noch „verwaltend“ aktiv sind und sehen keinen Bedarf an längerfristigen Änderungen bzw. der Anpassung ihres Standortumfeldes an zukünftige Anforderungen. Grundsätzlich ist eine Interessengemeinschaft wie jeder Verein stark abhängig von der Eigenmotivation der Beteiligten. In der „Interessengemeinschaft Bismarck und Haverkamp“ konnte sich möglicherweise ein solch motivierendes Element nicht in den Vordergrund spielen. Denkbar ist auch, dass die Auswahl der Projekte, die die Interessengemeinschaft in den Fokus gerückt hat, auf Grund mangelnder Realisierungschancen frühzeitig zu Frustrationen unter den Mitgliedern geführt hat. Eventuell war auch der eigene Nutzen der angestoßenen Projekte nicht erkennbar, so dass auf Grund dessen die Unterstützung der Mitglieder ausblieb. 2.2 Handwerk Das Gelsenkirchener Handwerk ist in einem hohen Maße auf lokale Kundenbeziehungen ausgerichtet. Auch die Arbeiter und Angestellten der Handwerksbetriebe wohnen in der Mehrzahl in mittelbarer Nähe zu ihrem Betrieb. Zudem war das Handwerk in den 1990er Jahren ein sehr auf Zuwachs orientierter Wirtschaftszweig, so weit die Ergebnisse des Handwerkeratlas. Darüber hinaus bestand durch den Stadterneuerungsprozess und die damit einher gehenden baulichen Sanierungsbedarfe im Stadtteil Bismarck und Schalke-Nord ein potenzielles Aufgabenfeld für ortsansässige Handwerksbetriebe. Ausgehend von dieser wirtschaftlichen Situation war das Handwerk ein wichtiges Aufgabenfeld für das BfW. Gleichzeitig hat sich für die Handwerker immer deutlicher gezeigt, dass die Schulabgänger häufig nicht ausreichende Informationen über die einzelnen handwerklichen Berufsfelder besitzen und deshalb oft mit Unkenntnis eine Ausbildung beginnen, was dann zu Frustrationen im Arbeitsalltag führt oder sogar im schlimmsten Fall das Scheitern der Berufsausbildung bedeutet. Ausgehend von dieser Situation wurden ineinander greifende Projekte initiiert. Ansatz Die Projektentwicklung basierte auf der Grundprämisse der lokalen Netzwerkbildung. Wesentlich war für das BfW, in den Projekten neben der Einbindung lokaler Handwerksbetriebe, weite- Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 32 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - re, entscheidende Institutionen als Kooperationspartner zu gewinnen. Daher wurde eine Zusammenarbeit mit der Evangelischen Gesamtschule und der Kreishandwerkerschaft umgesetzt. Einzelprojekte Insgesamt initiierte das BfW drei teilweise ineinander greifende Projekte. Bismarcker Handwerkermarkt Gemeinsam mit örtlichen Handwerksbetrieben wurde der Bismarcker Handwerkermarkt geplant und umgesetzt. Der Handwerkermarkt ist als Leistungsschau gedacht. Die sich beteiligenden ortsansässigen Handwerksbetriebe erhalten mit dem Handwerkermarkt eine Plattform, auf der sie ihre Leistungen im Stadtteil einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren können. Für den Stadtteil Bismarck ist der Handwerkermarkt ferner als eine Veranstaltung zu werten, die positiv auf das Standortimage einwirken kann. Mit der Veranstaltung sollten die gesamtstädtisch bedeutsamen Themenfelder „erneuerbare Energien“ und „ökologisches Wohnen“ auch im Stadtteil verankert werden. Zur Realisierung dieser Zielsetzung konnte eine Kooperation mit der Energieagentur NRW (EA NRW) geknüpft werden. Flyer zur Bewerbung des Handwerkermarktes Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung Zusammen mit der Evangelischen Gesamtschule und der Energieagentur NRW wird nun schon seit dem Jahr 2001 regelmäßig im Sommer ein Handwerkermarkt organisiert und durchgeführt, der auf dem Gelände der Evangelischen Gesamtschule am gleichen Tag wie das Schulfest stattfindet. Im Jahr 2004 wurde der Veranstalterkreis erweitert, so dass nun neben dem Handwerkermarkt und dem Schulfest auch das Solarfest des „SOLFördervereins für solare Energie und Lebensqualität der Sonnensiedlung GelsenkirchenBismarck e.V.“ durchgeführt wird. Die Kombination der drei Veranstaltungen hat eine große Magnetwirkung für ganze Familien, nicht nur aus dem Stadtteil Bismarck oder Schalke-Nord und trägt damit entscheidend zum positiven Image des Stadtteils Bismarck bei. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 33 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Bismarcker Handwerkermarkt Bismarcker Handwerkermarkt Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 2001 Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 2002 Der Bismarcker Handwerkermarkt hat seit der ersten Auflage im Jahr 2001 ein stetig steigendes Interesse erfahren. Während sich beim ersten Handwerkermarkt sieben Handwerker präsentierten, stieg die Zahl der teilnehmenden Handwerksbetriebe bis zum fünften Markt im Jahr 2005 auf zwölf Aussteller an. Die Innovation, die von dem Projekt „Bismarcker Handwerkermarkt“ ausgeht, wurde im Jahr 2002 durch die Fachöffentlichkeit gewürdigt. Bei der Vergabe des „Preises Soziale Stadt 2002“ erhielt der Handwerkermarkt eine Anerkennung und damit eine deutliche Würdigung, die alle Beteiligten zusätzlich motivierte. Anerkennung „Preis Soziale Stadt 2002“ Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung Durch die Zusammenlegung der Termine für den Handwerkermarkt und das Schulfest konnte ein großer Besucherkreis angesprochen werden. Besucherbefragungen in den Jahren Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 34 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - 2003 und 2004 haben einige aufklärende Erkenntnisse zum Besucherspektrum und der Besuchsmotivation erbracht: Die überwiegende Mehrheit (ca. 91 %) der Besucher stammte aus der Stadt Gelsenkirchen. Mehr als ein Drittel der Interessierten auf dem Handwerkermarkt kamen direkt aus dem Programmgebiet Bismarck/Schalke-Nord. Aktiviert wurden die Besucher in einem hohen Maße durch Presseberichte und die gezielte Plakatierung und Verteilung von Werbeflyern zur Veranstaltung. Mund-zu-MundPropaganda durch Schüler, Eltern und Nachbarn animierte für den Besuch des Handwerkermarkts. Gut die Hälfte der Besucher hatte schon in den Vorjahren den Handwerkermarkt besucht. Gezielt suchten den Handwerkermarkt etwa 30 % der Befragten auf, etwa die Hälfte der befragten Besucher kombinierte den Besuch des Handwerkermarktes mit dem Aufenthalt auf dem Schulfest. Am interessantesten war für die Besucher die Zusammenarbeit der Handwerker mit der Schule. Etwa ein Drittel wollte sich gezielt die Präsentation der Handwerker und ihrer Leistungen anschauen. Ein Drittel aller Befragten fühlte sich gut über die Leistungen der Handwerker informiert, einige der Besucher könnten sich auch vorstellen, einen der anwesenden Handwerker in nächster Zukunft zu beauftragen. Damit hat der Handwerkermarkt grundsätzlich die Zielsetzungen der Veranstaltung erfüllt. Das Leistungsspektrum der örtlichen Handwerksbetriebe konnte einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert werden. Durch die Zusammenarbeit der Handwerker mit der Evangelischen Gesamtschule wurde Schülern der Abgangsklassen die Berufswahlorientierung erleichtert, in dem sie im Rahmen der Arbeitsgruppen einzelne Handwerksberufe „hautnah“ erleben durften. Auf Grund der Öffentlichkeitswirksamkeit der Gesamtveranstaltung wurde zudem der Stadtteil Bismarck auch über die Stadtteilgrenzen bekannter gemacht. Die ansteigende Zahl mitwirkungsbereiter Handwerker beweist zudem die Bedeutung der Veranstaltung für die ortsansässigen Betriebe. Der Effekt der Präsenz des eigenen Betriebs bei dieser Veranstaltung wird insgesamt positiv bewertet, so dass auch weitere Betriebe ihr Leistungsspektrum präsentieren möchten. Alle Beteiligten engagieren sich für eine Fortsetzung des Handwerkermarktes, der 2005 seine fünfte Auflage erfuhr und nun schon als fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders im Stadtteil Bismarck gezählt werden kann. Handwerker in die Schule – berufskundlicher Unterricht Der Wunsch der Handwerker, Schulabgängern das Berufsbild der Handwerksberufe näher zu bringen und die Offenheit der Evangelischen Gesamtschule hat ein weiteres Projekt initiiert: Handwerker in die Schule. Die am Handwerkermarkt beteiligten Unternehmen leiten Schüler der Jahrgangsstufen 8 und 9 in Arbeitsgruppen an und bringen diesen damit den jeweiligen Handwerksberuf näher. So bietet sich den Schülern die Möglichkeit, den jeweiligen Berufsalltag zumindest in Ansätzen zu testen. Das erleichtert die Berufswahl. Die Arbeitsergebnisse werden auf dem Handwerkermarkt präsentiert. So wurden in den vergangenen Jahren beispielsweise eine Solaranlage gebaut, ein Gartenhaus gemeinsam errichtet und von den Schülern selbst hergestellte Würstchen zur Aufbesserung der Klassenkasse verkauft. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 35 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Dieses Projekt sollte es den Handwerksbetrieben zusätzlich ermöglichen, potenzielle Auszubildende kennen zu lernen. Die über mehrere Wochen im Rahmen der Arbeitsgruppen statt findende intensive Zusammenarbeit erleichtert es dem jeweiligen Handwerker, die Eignung des Ausbildungskandidaten einzuschätzen. Das Projekt „Handwerker in die Schule“ ist mit der Ausweitung des Teilnehmerkreises des Handwerkermarktes kontinuierlich aufgewertet worden. Die angestiegene Zahl von mitwirkenden Handwerkern hat die Bandbreite an Handwerksberufen, die die Schüler ausprobieren konnten, stetig erweitert und damit das Angebot an frei wählbaren Arbeitsgruppen für die Schüler attraktiviert. Im Jahr 2004 beteiligten sich etwa 50 Schüler freiwillig am berufskundlichen Unterricht. Die Abbrecherquote war insgesamt sehr gering, nur fünf Schüler besuchten den berufskundlichen Unterricht nicht bis zur letzten Veranstaltung. Eine weitere Qualifizierung des freiwillig wahrnehmbaren Angebotes „berufskundlicher Unterricht“ wurde durch die Ausgabe von Teilnahme-Zertifikaten erreicht. Diese als Bonus für die erfolgreiche Teilnahme gedachte Auszeichnung und Bestätigung der Teilnahme wurde von den Schülern sehr begrüßt und wirkte als zusätzliche Motivation. Das jeweilige Zertifikat wertet als Beilage die eigene Bewerbung für einen Ausbildungsplatz auf und erhöht in Teilen die Bewerbungschancen. Zertifikat über die Teilnahme am berufskundlichen Unterricht Berufskundlicher Unterricht Quelle: Evangelische Gesamtschule GelsenkirchenBismarck Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 2002 Im Jahr 2005 hat die Teilnahme am berufskundlichen Unterricht eine noch höhere Verbindlichkeit erhalten. Die Teilnahme musste nicht nur von den Schülern selbst angemeldet werden. Es musste auch eine Teilnahmeerklärung von den Eltern gegenzeichnet werden. So war eine Teilnahmekontrolle durch das Elternhaus möglich. Neben der Ausgabe eines Teilnahme-Zertifikats wurde zusätzlich die Teilnahme im Zeugnis dokumentiert. Vor allem für die Abschlussjahrgänge hat dieses Vorgehen eine hohe Bedeutung, da das Zeugnis grundlegend für die Bewerbung um Ausbildungsplätze ist. Angesichts der geringen Abbrecherquote haben sich diese Maßnahmen als sinnvoll herausgestellt. Damit ist die Konzeptentwicklung des Projektes „Handwerker in die Schule“ noch nicht abgeschlossen. Vielmehr wollen alle Beteiligten das Projekt noch stärker an den Bedingungen der Berufswelt orientieren. So ist z.B. geplant, ein Bewerbungsverfahren zur Vergabe um die begrenzten Plätze im berufskundlichen Unterricht einzuführen, so dass die Schüler auch direkt diesen Aspekt der Ausbildungsplatzsuche trainieren können. Im Laufe der weiteren Durchführung des Projektes „Handwerker in die Schule“ werden mit großer Wahrscheinlich- Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 36 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - keit noch weitere Ideen zum Tragen kommen. Die Projektverantwortlichen sind sehr engagiert und kreativ, so dass das Projekt längerfristig Bestand haben wird. Lehrer-Handwerker-Forum Die gemeinsame Arbeit in den Projekten „Handwerkermarkt“ und „Handwerker in die Schule“ hat den Wunsch nach einem inhaltlichen Austausch in Bezug auf die Anforderungen in Schule und Lehre formulieren lassen, um die verschiedenen Sichtweisen abzugleichen und möglicherweise weitere Projekte zu initiieren. Dies geschieht mit dem Lehrer-HandwerkerForum. Schließlich zeigt sich immer öfter, dass Schulabgänger nur noch bedingt den Anforderungen einer Berufsausbildung gewachsen sind. Von Seiten der Handwerker wird dabei oft auf Nachlässigkeiten in den Schulen verwiesen, die Schulen wiederum sehen vor allem auch gesellschaftliche Gründe als Auslöser. Oft fehlt das Wissen, welche Anforderungen von Seiten der Ausbildungsbetriebe bestehen bzw. welche Möglichkeiten den Schulen überhaupt gegeben sind. Das Lehrer-Handwerker-Forum soll dazu beitragen, diese gegensätzlichen Positionen zu einer gemeinsamen Strategie zu verändern. Der Austausch der Lehrer und Handwerker war anfangs rein informativ. Das Gespräch diente vor allem dazu, der jeweiligen anderen Partei die eigene Position darzustellen und die jeweiligen Anforderungen zu vermitteln. Auf dieser Grundlage wurden dann weitere Gespräche initiiert, in denen mögliche Projekte zur Optimierung der Berufswahlorientierung angesprochen wurden. So wurde z.B. das Modellprojekt „Lernwerkstatt“ einer Bochumer Hauptschule in einem Lehrer-Handwerker-Forum erörtert. Das Lehrer-Handwerker-Forum soll in Zukunft als Austausch zwischen den beteiligten Akteuren weiter geführt werden und als Forum zur Initiierung gemeinsamer Projekte verstetigt werden. Bewertung Durch die Integration verschiedener Projektansätze hat sich unter den Projektbeteiligten ein dauerhaft funktionierendes Netzwerk gebildet. Die Teilprojekte „Bismarcker Handwerkermarkt“ und „Handwerker in die Schule“ werden damit definitiv auch über den Förderzeitraum hinaus weiter verfolgt werden. Insbesondere die Evangelische Gesamtschule, die sich selbst als Stadtteilschule betrachtet und damit auch für das Standortumfeld verantwortlich fühlt, hat sich als „treibende Kraft“ hervor getan. Die enge Zusammenarbeit zwischen Schule und Stadtteilwirtschaft wird somit auch in nächster Zukunft fortgesetzt. Offen ist dabei noch, welche Chancen sich im Hinblick auf die Unterstützung der Berufswahl bzw. die Schaffung von Ausbildungsplätzen im Stadtteil in Zukunft real ergeben. Als ein erster Erfolg ist die Tatsache zu werten, dass zwei Schüler, die am berufskundlichen Unterricht teilgenommen haben, im Jahre 2005 in beteiligten Handwerksunternehmen einen Ausbildungsplatz gefunden haben. Unstrittig ist, dass die Veranstaltung „Bismarcker Handwerkermarkt“ stärker in der Öffentlichkeit verankert werden muss, als es heute der Fall ist. Derzeit kann der Handwerkermarkt keinen ausreichend großen Besucherrahmen gewährleisten und wird damit der Zielsetzung der Veranstaltung nur in Teilen gerecht. Der Zweck des „Bismarcker Handwerkermarktes“ als Leistungsschau der örtlichen Handwerksbetriebe zur Akquise zusätzlicher Kundenkreise ist aber nur dann gegeben, wenn ein ausreichendes Besucherpotenzial und die passende Zielgruppe er- Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 37 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - reicht werden kann. Es müssen also verstärkt Eigenheimbesitzer zu einem Besuch der Veranstaltung angeregt werden. Für den 5. Bismarcker Handwerkermarkt, der vor den Sommerferien im Jahr 2005 stattgefunden hat, ist die Konzeption insoweit geändert worden, dass es möglich erscheint, das Ziel der größeren Publikumsansprache besser zu erreichen: Zur fünften Auflage des Handwerkermarktes wurde die Lage der Ausstellungsfläche verändert, so dass der Markt stärker räumlich in den Ablauf des Schulfestes integriert und damit auch grundsätzlich intensiver durch die Besucher des Schulfestes frequentiert werden konnte. Der Ablauf wurde zeitlich gestrafft und die Presse stärker eingebunden. Neben der schon in den vergangenen Jahren eingeladenen örtlichen Tagespresse hat auch das Regionalfernsehen von der Veranstaltung berichtet. Insgesamt werden die durch das BfW angestoßenen Projektansätze durch die engagierten Projektbeteiligten stetig den sich verändernden Anforderungen angepasst. Somit ist gewährleistet, dass die Projekte dauerhaft weiter existieren. Dies ist aber ganz entscheidend durch die involvierten Personen geprägt. 2.3 Existenzgründung Die Aktivierung des Existenzgründungspotenzials im Stadtteil war von größerer Bedeutung. Die lokale Wirtschaftsstruktur war nach Jahrzehnten der großindustriellen Schwerpunktwirtschaft nur rudimentär ausdifferenziert. Mit einer steigenden Zahl von Existenzgründungen war die Hoffnung verbunden, dass sich die lokale Wirtschaftsstruktur diversifiziert. In Folge dessen würde die Wirtschaft in Bismarck und Schalke-Nord auf eine breitere Basis gestellt und damit eine stabilere Entwicklung erfahren. Schließlich tragen Existenzgründungen nachweislich zur Entstehung neuer Arbeitsplätze bei. Teilweise wird davon ausgegangen, dass ein Existenzgründer fast einen kompletten Arbeitsplatz durch seine Selbstständigkeit zusätzlich entstehen lässt. Außerdem kann eine Existenzgründung für Arbeitslose oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Erwerbstätige eine neue berufliche Perspektive darstellen. Das BfW hatte deshalb mehrere Einzelprojekte initiiert und agierte als motivierender und zugleich kritischer Unterstützer und Begleiter der Gründungswilligen. Ansatz Maßgeblich für die Tätigkeit des BfW im Handlungsfeld Existenzgründung war die Realisierung von Angeboten, die auf die Situation im Stadtteil zugeschnitten waren. Grundsätzlich wurde ein niedrigschwelliger Ansatz verfolgt, d.h. die Hürde der Kontaktaufnahme sollte so gering wie möglich sein. Das BfW hat sich dabei in einer Lotsenfunktion gesehen. Gründungswilligen und aber auch Jungunternehmern sollte in Wohnort- bzw. Unternehmensnähe eine Anlaufstelle geboten werden, die auch im Sinne eines Dienstleisters Hilfestellung bei der Gründung eines eigenen Unternehmens gab. Das BfW hat damit den Gründungswilligen insbesondere geholfen, die behördlichen und sonstigen Hürden im Gründungsverfahren zu bewältigen. Aber auch den in der Festigungsphase befindlichen Jungunternehmern wurde der Weg durch die Institutionen geebnet. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 38 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Einzelprojekte Angebot an Erstberatung Das BfW bot Gründungswilligen Existenzgründungsberatung und –begleitung an. Einzelberatungen wurden kontinuierlich seit Eröffnung des BfW geleistet. Nachdem das Büro einen ausreichenden Bekanntheitsgrad erreicht hatte, stieg auch die Zahl der Beratungsfälle an. Im Schnitt wurden jährlich ca. 50 Personen beraten. Ein intensiverer Kontakt ergab sich für etwa ein Drittel der Gründungswilligen, die das BfW aufgesucht hatten. Im Rahmen einer unverbindlichen Erstberatung wurden die erforderlichen Anforderungen für die Gründung besprochen und die weitere Vorgehensweise festgelegt. Neben der Reflexion der Konzepte und einer ersten Betrachtung der Finanzierungspläne, wurden insbesondere Hinweise gegeben, welche weiteren wichtigen Kontakte zu Kammern, Verbänden, Institutionen und Verwaltungsabteilungen aufgenommen werden sollten. Zusätzlich wurde auf Fördermöglichkeiten hingewiesen. Die Beratungsleistung umfasste sehr unterschiedliche Themenbereiche. Dabei waren Abfragen nach Informationen zur Vorgehensweise in der Existenzgründung, nach hilfreichen Ansprechpartnern für besondere Fragestellungen im Rahmen der Existenzgründung und Nachfragen bezüglich Informationsmaterial am häufigsten. Es wurden aber auch konkrete Fragen zu Förderprogrammen, d.h. zur finanziellen Unterstützung der Existenzgründung oder zur Förderpraxis im allgemeinen gestellt. Oft wurde das BfW auch konsultiert bei der Suche nach einem geeigneten Firmenstandort. Beratungsleistung entstand auch hinsichtlich der Unterstützung von Existenzgründung im Umgang mit der öffentlichen Verwaltung. Hier unterstützte das Büro die Jungunternehmer, indem es wesentliche Kontakte herstellte oder die Jungunternehmer bei Terminen u.ä. unterstützte. Bei der Erstberatung bestand eine intensive Kooperation mit dem Referat Wirtschaftsförderung und der Emscher-Lippe Gründungsoffensive! (ELGO! e.V.): Die Kooperation mit der städtischen Wirtschaftsförderung hat die Wirkungsweise der Erstberatung grundsätzlich erweitert. Die Kombination der vorhandenen Fachkenntnis und insbesondere auch das Wissen der Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung über Verwaltungsverfahren und die gängige Förderpraxis hat in vielen Fällen die Beratung entscheidend qualifiziert. Neben der intensiven Beratung durch die städtische Wirtschaftsförderung wurde Gründungswilligen die Möglichkeit geboten, sich monatlich durch einen Berater des ELGO! e.V. in den Räumen des BfW erste Informationen zur Existenzgründung geben zu lassen. Das Angebot einer Erstberatung durch Mitarbeiter der ELGO! e.V. hat zusätzlich den Zugang zu professioneller und kostenfreier Beratungsleistung für viele Existenzgründungswillige erleichtert. Damit konnte das Konzept der niederschwelligen Kontaktaufnahme in Wohnortnähe praktisch umgesetzt werden. Existenzgründungsseminare In Zusammenarbeit mit dem ELGO! e.V., der Arbeitsverwaltung und externen Fachreferenten wurden Existenzgründungsseminare konzipiert und organisiert, an denen Gründungswillige mit einer konkreten Geschäftsidee teilnehmen konnten. In den Seminaren wurde konzentriert und konstruktiv miteinander gearbeitet, die gegenseitige Unterstützung der Gründer untereinander war enorm. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 39 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Ein Existenzgründungsseminar für Arbeitslose und von Arbeitslosigkeit Bedrohte mit einer Unternehmensidee wurde an fünf Tagen im Februar/März 1999 mit sechs Teilnehmern aus den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord und Umgebung durchgeführt. In einer sehr konzentrierten Atmosphäre wurden die Gründungsideen durchgesprochen. Zwei Gründungswilligen wurde von einer Gründung abgeraten. Vier Teilnehmer haben ein Unternehmen gegründet. Ein für das Jahr 2000 geplantes Seminar wurde auf Grund zu geringer Nachfrage nicht realisiert. Flyer Existenzgründungsseminar Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung JUST – Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch Zur Vernetzung der Existenzgründer und Jungunternehmer wurde „JUST – Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch“ ins Leben gerufen. Abgeleitet aus den Erkenntnissen aus der Existenzgründungsberatung und den Existenzgründungsseminaren zeigte sich, dass Existenzgründer auch nach dem Schritt in die Selbstständigkeit in den ersten Jahren ihres Unternehmerdaseins eine kontinuierliche weitere Begleitung und einen vertrauensvollen Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten wünschen. Der Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch wurde dieser Nachfrage gerecht. Der Stammtisch hat seit 1999 insgesamt 60 Mal stattgefunden. Beworben wurde die Veranstaltung durch die Tagespresse, Internet-Ankündigungen z.B. auf der Homepage der IHK Nordwestfalen sowie durch einen Folder, der in allen relevanten Institutionen, wie der IHK Nordwestfalen, der Kreishandwerkerschaft, der Wirtschaftsförderung etc., ausgelegt wurde. Einmal im Monat trafen sich durchschnittlich 11 Existenzgründer und Jungunternehmer. Insgesamt wurden über 170 Gründungswillige und Jungunternehmer durch das Angebot angesprochen. Die Existenzgründer und Jungunternehmer stammten in der Mehrzahl (über zwei Drittel) aus Gelsenkirchen, der Anteil der Teilnehmer aus dem Programmgebiet lag bei etwas weniger als einem Drittel. Aber auch aus umliegenden Gemeinden und Städten nutzten einige Gründer das Angebot, da in der Region Emscher-Lippe anfangs keine vergleichbare Veranstaltung existierte. Die in anderen Städten angebotenen Stammtische für Jungunternehmer und Existenzgründer sprechen häufig eingegrenzte Zielgruppen an, so werden z.B. Stammtische nur für Jungunternehmerinnen und Existenzgründerinnen oder für Unternehmer und Gründer aus einzelnen Branchen angeboten. Nur der Stammtisch in Bismarck war für alle Jungunternehmer und Existenzgründer geöffnet. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 40 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Flyer „JUST – Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch“ Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung Fast zwei Drittel der Stammtischteilnehmer besuchte die Veranstaltung nur einmal. Etwas mehr als ein Viertel der Teilnehmer waren bis zu fünf Mal anwesend. Die restlichen 15 % besuchten den Stammtisch teilweise an über 20 Terminen. Hier spiegelt sich die Heterogenität der Teilnehmer wieder. In einzelnen Fällen wird das Angebot an sich nicht auf Zustimmung gestoßen sein. Aber vielfach spielte auch die persönliche Situation eine entscheidende Rolle, so dass die Teilnehmer entweder so erfolgreich in ihrer Selbstständigkeit agierten, dass sie keine Zeit mehr für die Besuche des Stammtisches hatten oder ihre Gründungsidee fallen gelassen haben. Die Ergebnisse einer Telefonbefragung im Frühjahr 2004 unterstreichen die Bedeutung der Veranstaltung für die Existenzgründer. Zwei Drittel der Befragten bewerteten den Stammtisch als eine „wichtige und interessante Einrichtung“. Die einzelnen Teilnehmer nutzten den Stammtisch in fast gleicher Weise als Möglichkeit, Kontakte zu Geschäftspartnern zu knüpfen, als Angebot, sich über das Thema des jeweiligen Abends zu informieren oder auch einfach zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit anderen Gründern und Unternehmern. 80 % der Interviewten formulierten für sich den Vorsatz, den Stammtisch auch zukünftig weiter zu besuchen, wobei etwa zwei Drittel ihren Besuch abhängig machen wollten von beruflichen Terminen. Zu jedem Termin wurde ein Referent zu einem vorher festgelegten Thema eingeladen, so dass die Teilnehmer sich nicht nur untereinander austauschen konnten, sondern sich auch durch Referate informieren und weiter qualifizieren konnten. Gründer Scouts Mit dem Projekt „Gründer Scouts“wurden zusammen mit Unternehmensberatern Multiplikatoren aus dem Stadtteil qualifiziert, die im „versteckte“ Gründerpotenziale aufdecken sollten. Die Multiplikatoren waren z.B. Pfarrer, Vereinsvorsitzende oder ähnlich im sozialen Leben verankerte Persönlichkeiten, die einen intensiven Kontakt mit der örtlichen Bevölkerung aufweisen. Die Gründer Scouts sollten potenzielle Existenzgründer an das BfW weiter ver- Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 41 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - mitteln. Die Erfahrung zeigt, dass viele potenzielle Gründer selbst nicht einschätzen können, ob ihre Geschäftsidee tragfähig ist und/oder nicht den Mut haben, sich für ihr Gründungsvorhaben weiter beraten zu lassen. Häufig bleiben deshalb viele vielversprechende Gründungsideen unentdeckt. Die Vermittlung der Gründungswilligen durch die Gründer Scouts und die dann in einem aufsuchenden, aktivierenden Ansatz durchgeführte Beratung durch das BfW kann hier in einigen Fällen erfolgreich wirken. Potenzielle Gründer Scouts wurden direkt durch das BfW angesprochen und durch einen Aufruf in der Tagespresse gesucht. Acht interessierte Personen aus dem Stadtteil folgten dieser Ansprache. In verschiedenen Veranstaltungen wurden die Multiplikatoren aus dem Stadtteil weiterqualifiziert. So konnte eine „Brücke“ zwischen den „Gründer Talenten“ und dem BfW geschlagen werden. Durch die Gründer Scouts kam es zu vielversprechenden Kontakten mit Gründungswilligen. Bewertung Es besteht eine fast unübersichtliche Fülle an guten und hilfreichen Angeboten der Existenzgründungsberatung. Das BfW hat hier in erster Linie für Existenzgründer aus dem Programmgebiet eine nützliche Lotsenfunktion übernommen, die von Existenzgründern gern angenommen wurde. Viele Existenzgründer wurden zielgerichtet zu den für sie relevanten Beratungsangeboten geleitet. In diesem Sinne kann das Angebot niederschwelliger Kontaktaufnahme in Wohnortnähe als sinnvoll und nützlich angesehen werden. Auf diese Weise konnten durch das BfW schätzungsweise mehr Personen aus dem Programmgebiet erreicht werden als durch die Bewerbung der etablierten institutionellen Beratungsangebote. Die Zusammenarbeit mit der städtischen Wirtschaftsförderung und der ELGO! e.V. hat die Beratungsleistung zusätzlich qualifiziert. Die Zusammenarbeit mit etablierten Beratungseinrichtungen ist als eine wesentliche Komponente der Existenzgründungsförderung auf Stadtteilebene zu beschreiben, insbesondere auch mit Blick auf eine effektive und effiziente Nutzung personeller und materieller Ressourcen. Einschränkend muss hierzu festgehalten werden, dass die Einbindung der etablierten Institutionen (z.B. IHK, Handwerkskammer) in die Beratung Gründungswilliger auf Stadtteilebene nicht hinlänglich geglückt ist. Die Einbindung erfolgte insbesondere unter pragmatischen Erwägungen: Es wurde jeweils in Abhängigkeit der jeweiligen Anforderungen vor Ort zusammen gearbeitet. Ein dauerhaftes Engagement der Institutionen auf der Stadtteilebene konnte somit nicht initiiert werden. Es ist zu vermuten, dass dies auch darin begründet liegt, dass ein Engagement auf Stadtteilebene für die etablierten Institutionen von geringer Bedeutung ist. Schließlich geht dies immer auch einher mit erhöhtem Personal- und Ressourceneinsatz. Durch die Arbeit des BfW konnte hier keine durchgreifende Überzeugungsarbeit geleistet werden. Die Wirkung von Existenzgründungen zur Stärkung der Lokalen Ökonomie war in Bismarck/Schalke-Nord rein quantitativ betrachtet begrenzt. Die nachweisbare Zahl der Existenzgründungen, die mit Begleitung des BfW realisiert wurden, ist nicht besonders hoch. Jährlich konnte maximal eine Gründung erfolgreich abgeschlossen werden. Trotzdem ist der Ansatz der Existenzgründungsförderung mit niederschwelligen Angeboten in direkter Wohnort- bzw. Unternehmensnähe als wichtig und wirkungsvoll anzusehen. Die durch das BfW kreierten Angebote wie z.B. der Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch haben die Anbahnung von Kooperationen zwischen einzelnen Existenzgründern oder Jungunternehmern unterstützt. Diese hilfreiche Vernetzungsarbeit kann quantitativ nicht beziffert werden. Aber neben positiven Rückmeldungen ortsansässiger Unternehmen zeigt z.B. auch die Beständigkeit der Teilnahme Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 42 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - am Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch die Bedeutung dieser Angebote zur Unternehmensvernetzung. Schließlich bewerteten in einer Umfrage die Teilnehmer des Stammtisch mehrheitlich die Veranstaltung als interessant und hilfreich und wollten den Stammtisch auch weiterhin nutzen. Nicht erreicht werden konnte eine Verstetigung der Angebote. Ohne die aktive Begleitung des BfW konnte insbesondere der Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch nicht „auf eigene Beine“ gestellt werden. Hier bestünden grundsätzlich zwei Möglichkeiten des Fortbestandes: zum einen könnten die Teilnehmer selbst die weitere Fortführung des Stammtisches federführend gestalten. Zum anderen wäre es auch denkbar, dass eine der etablierten Institutionen sich dieser Veranstaltung annimmt. Das BfW hat mit den Teilnehmern gemeinsam den Versuch unternommen, den Stammtisch in Vereinsform selbst getragen durch die Teilnehmer zu organisieren. Diese Vereinsgründung konnte leider nicht realisiert werden. Das Angebot wird erfahrungsgemäß am Anfang der Unternehmertätigkeit genutzt. Ist das Unternehmen etabliert, fehlt häufig nicht nur der Anreiz, den Stammtisch zu besuchen, es fehlt darüber hinaus oft auch schlicht die Zeit zur Teilnahme. Die Gruppe der Nutzer des Angebotes hat sich daher über die Zeit des Bestehens sehr häufig gewandelt. Auf Grund dieser Diskontinuität ist die Organisation eines solchen Angebotes in Eigenregie nur wenig verlässlich. Da die etablierten Institutionen die Stadtteilarbeit nicht als ein bedeutendes Tätigkeitsfeld ansehen, war die Übertragung der Organisation dementsprechend nicht erfolgreich. Im angrenzenden Programmgebiet „Gelsenkirchen-Südost“ wurde im Jahre 2003 ein vergleichbares BfW eröffnet. Das Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Südost organisiert nun den Stammtisch in der gleichen Art und Weise wie es in Bismarck/Schalke-Nord durchgeführt wurde. So konnte das Stammtischangebot zumindest in Gelsenkirchen erhalten werden. Diese Lösung ist natürlich auch als endlich zu betrachten, so dass weiterhin das Ziel bestehen muss, das Angebot zu verstetigen. 2.4 Beratung, Qualifizierung, Kooperationsförderung In Bismarck und Schalke-Nord sowie den angrenzenden Gewerbegebieten besteht nach dem Rückzug der Montanindustrie, wie beschrieben, eine durch kleine und mittlere Unternehmen geprägte Wirtschaftsstruktur. Das BfW schuf zur Stärkung der Stadtteilwirtschaft und um die vorhandenen Betriebe im Stadtteil zu halten sowie neue anzusiedeln, Beratungs- und Kooperationsmöglichkeiten direkt im Stadtteil. Die ortsansässigen Betriebe wurden dabei nicht nur in einzelbetrieblichen Aspekten unterstützt. Besonderes Ziel war die Initiierung einer längerfristigen Zusammenarbeit des BfW, der Institutionen und Einrichtungen mit den Unternehmen, sowie die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen. Ansatz Die Kontaktanbahnung wurde vom BfW durch einen aufsuchenden Beratungsansatz realisiert. Da kleinere und mittlere Unternehmen sich häufig nicht hinreichend durch die bestehenden Beratungsinstitutionen betreut fühlen, ist die Kontaktaufnahme durch eine direkte Ansprache auch als vertrauensbildende Maßnahme zu verstehen. Darüber hinaus erscheint ein solches Vorgehen als hilfreich, da viele der kleineren Unternehmen durch die Einbindung in das Alltagsgeschäft oft auch gar nicht über die Zeitressourcen verfügen, um sich ausführlich mit strategischen Fragestellungen zu beschäftigen. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 43 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Einzelprojekte Unternehmensbesuche Mit dem verfolgten „aufsuchenden Ansatz“ konnte das BfW unterschiedliche Betriebe im Programmgebiet erreichen. Die aktive Ansprache machte das BfW zum einen bekannter, die Mitarbeiter konnten gezielt auf die Angebote und Aktivitäten des BfW hinweisen. Zum anderen wurde damit die Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme abgesenkt. Die Besuche wurden anfangs gekoppelt mit der Durchführung einer Unternehmensbefragung (s. nächstes Einzelprojekt). In vielen Fällen ergab sich durch den Erstbesuch ein längerer Kontakt, der in eine konkrete Beratung des jeweiligen Unternehmens mündete. In die Beratung wurde dann insbesondere die städtische Wirtschaftsförderung eingebunden. Unternehmensbefragung Die Unternehmensbefragung wurde in einem aufsuchenden Ansatz mit drei wesentlichen Zielen konzipiert: Persönliche Kontakte zu den örtlichen Unternehmen aufbauen. Beratungsbedarfe aus dem Gespräch eruieren, für die dann sofort Hilfestellung und Unterstützung angeboten wurde. Erkenntnisse und Ideen für weitere Projekte erhalten. Die Befragung stellte eine gute Grundlage für die praktische Arbeit des BfW dar. Insgesamt wurden in den Jahren 1999 und 2001 zwei Unternehmensbefragungen durchgeführt. Es wurden Unternehmen aus den unterschiedlichen in Bismarck/Schalke-Nord ansässigen Branchen aufgesucht. Das Spektrum reichte von Facheinzelhändlern über Dienstleister und Handwerker bis zu größeren Produktionsbetrieben z.B. aus der Stahlbranche. Die Teilnahme an der Befragung war freiwillig, die Resonanz ist als grundsätzlich positiv zu bezeichnen. Die Befragung im Jahr 1999 diente v.a. auch der erstmaligen Kontaktaufnahme mit Unternehmen aus dem Programmgebiet sowie der Abfrage grundlegender Problemstellungen, die das neu eröffnete BfW in seiner Arbeit aufgreifen könnte. Es wurden neben Angaben zum Unternehmen und zum Mitarbeiterbestand auch der Aspekt Kunden- und Lieferantenbeziehungen abgefragt, was Rückschlüsse auf die Beziehung des Unternehmens zum direkten Standortumfeld ziehen ließ. Zusätzlich wurden auch Fragen zum Standort Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord gestellt, insbesondere die Standortbewertung war ein wesentliches Kriterium. Außerdem interessierte das Wissen über sowie die Inanspruchnahme der Dienstleistungsangebote wirtschaftsrelevanter Einrichtungen wie IHK, Handwerkskammer etc. Nicht zuletzt wurden für das jeweilige Unternehmen wünschenswerte Dienstleistungen abgefragt, die eventuell durch das BfW erbracht oder weiter vermittelt werden könnten. Zusätzlich sollten sich die befragten Unternehmen zu ihren Zukunftsaussichten äußern. Ein weiterer Interviewpunkt war die Bedeutung von Kooperationen für die Unternehmen. Zum Schluss wurden die Unternehmer hinsichtlich ihres persönlichen Stadtteilbezugs befragt. Im Jahr 1999 wurden insgesamt 28 Unternehmen interviewt. Die Ergebnisse der Befragung lassen sich in einer Kurzübersicht wie folgt zusammenfassen: Die angesprochenen Unternehmen zeigten eine große Offenheit für eine Befragung. Das Zugehen auf die Unternehmen von Seiten des BfW wurde mehrheitlich positiv als ein Zeichen gewertet, dass die Stadt Gelsenkirchen sich aktiv um die Unternehmen in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord kümmert. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 44 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Fast die Hälfte der befragten Unternehmen beschäftigte 1 - 5 Mitarbeiter. Fast ein Fünftel der Unternehmen beschäftigte als Ein-Personen-Unternehmen gar keine weiteren Mitarbeiter. Im Programmgebiet überwogen demnach Klein- und Kleinstbetriebe. Ein Drittel der befragten Unternehmen beschäftigte auch Auszubildende. In der Berufsausbildung aktiv waren dabei vor allem die größeren Unternehmen mit mehr als 10 Beschäftigten. Hierbei überwogen Handwerksbetriebe. Die Beschäftigten hatten ihren Wohnort mehrheitlich in Gelsenkirchen, etwa ein Fünftel wohnte im Programmgebiet. Etwas mehr als ein Fünftel wohnte nicht in Gelsenkirchen. Im Einzelhandel war der Anteil der Beschäftigten, die im Programmgebiet wohnten (27 %), am größten, während im Dienstleistungsbereich nur 14 % im Programmgebiet auch ihren Wohnort hatten. Der Kundenkreis der befragten Unternehmen ist je nach Branche unterschiedlich. Während der Einzelhandel und die Dienstleistungsbetriebe erwartungsgemäß vor allem Kunden aus dem Stadtteil „im Visier“ haben, weitet sich der Kundenkreis für Handwerksund Handelsunternehmen auf stadtweite, regionale, nationale und teilweise auch internationale Beziehungen aus. Die befragten Unternehmen sind mehrheitlich (62 %) schon über 10 Jahre am Standort Bismarck oder Schalke-Nord und haben sich trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen am Standort behauptet. Aber immerhin fast ein Viertel der Betriebe bestand erst fünf Jahre, so dass der Standort auch für neue Betriebe gute Bedingungen stellt. Das Stadtteilimage ist für zwei Drittel der Unternehmen von großer Bedeutung. Mit dem Standort waren aber mehr als ein Drittel der Unternehmen zufrieden. Ebenfalls mehr als ein Drittel äußerte, dass sie weniger zufrieden sind. Die Unternehmen mit einem Kundenkreis aus dem Stadtteil schätzten vor allem die Kaufkraft als zu gering ein. Das Handwerk bemängelte das zu geringe Fachkräfteangebot. Gleichzeitig zeichnete sich der Standort für das Handwerk vor allem durch die niedrigen Grundstücks- und Gebäudekosten aus. Die Marktlage für den eigenen Betrieb schätzten die befragten Unternehmen mit einer stärker positiven Tendenz ein. Etwa ein Drittel gab als Einschätzung ein „sehr gut“ bzw. „gut“ an. Dementsprechend positiv war auch die Umsatzentwicklung in den zwei Jahren vor der Befragung verlaufen. Etwa 44 % der befragten Unternehmen haben Umsatzzuwächse zu verzeichnen gehabt. Die befragten Unternehmen waren zu 70 % an Kooperationen mit anderen Unternehmen interessiert. In der Vergangenheit hatten die Unternehmen vor allem lose mit anderen Unternehmen kooperiert. Auch auf Grund des engen Stadtteilbezugs der Unternehmer, die zu 60 % ihren Wohnort im Stadtteil haben, zeigt sich eine größere Verantwortung für den eigenen Unternehmensstandort und Wohnort. Das Befragungsergebnis bestätigte das BfW in seiner grundsätzlichen Strategie, Unternehmenkooperationen und Vernetzungen anzuregen und zu unterstützen. Im Jahr 2001 fand eine zweite Befragung statt, bei der insgesamt 22 Unternehmen interviewt wurden. Gegenüber der ersten Befragung wurden drei Unternehmen ein zweites Mal aufgesucht. In der Befragung wurden die inhaltlichen Aspekte gegenüber der Befragung im Jahr 1999 erweitert um Fragen zum Firmenmarketing, insbesondere die Nutzung des Internet als Marketingmedium wurde explizit abgefragt. Außerdem wurde eine geplante oder notwendige Standortveränderung thematisiert. Hierdurch boten sich wiederum Ansatzpunkte, die zur konkreten Unterstützung der Firmen durch das BfW aufgegriffen wurden. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 45 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Die Befragung im Jahr 2001 hat in den grundlegenden Fragestellungen keine besonderen Abweichungen des Ergebnisses gezeigt. Abweichend von der Befragung aus dem Jahr 1999 zeigten sich auf Grund veränderter Rahmenbedingungen oder wegen einer neuen Fragestellung folgende Zusammenhänge: Über die Hälfte der befragten Unternehmen hatte für die Zukunft auf Grund einer grundlegenden Zufriedenheit mit den Standortrahmenbedingungen keine Standortverlagerungen geplant. Demgegenüber konnten sich 23 % eine Standortveränderung unter Umständen vorstellen und ebenfalls 23 % planten eine Standortverlagerung ganz konkret. Dies stellte einen Ansatzpunkt für das BfW, zusammen mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Gelsenkirchen diesen Unternehmen geeignete Alternativstandorte möglichst im Programmgebiet anzubieten. Hinsichtlich bedeutender Aktivitäten zur Erhöhung des Unternehmenserfolges (wie z.B. Controlling, Qualitätsmangement etc.) zeigte sich, dass die Akquise öffentlicher Fördermöglichkeiten zwar für die Unternehmen von großem Interesse ist, aber zum damaligen Zeitpunkt noch nicht aktiv angegangen wurde. Auch Marktanalyse und Werbung wurde von den befragten Unternehmen nicht konsequent verfolgt, obwohl diese Aktivitäten nach eigenen Angaben wichtig für den eigenen Unternehmenserfolg sind. Hier spiegelt sich die Tatsache wieder, dass im Programmgebiet ein hoher Anteil von Klein- und Kleinstunternehmen tätig ist, deren Zeitbudget begrenzt ist. Einzelberatungen Für drei Jahre wurde die personelle Besetzung des BfW mit weiterem Fachpersonal aus den Bereichen Organisationsentwicklung, Betriebswirtschaft und Unternehmensberatung ergänzt, wodurch eine intensivere Unternehmensberatung angeboten werden konnte. Diese Aufgabe übernahm Rahmen des KMU-Projektes (s. Kap. 1.7) das TRANSMITTER-Team. In Erstgesprächen wurden die Beratungsbedarfe ermittelt. Teilweise konnte das BfW den Unternehmen direkt weiter helfen. Dabei reichte die Beratungspalette von Internetrecherchen bis hin zu umfassenden strategischen Entscheidungshilfen bei geplanten Unternehmenserweiterungen. In Einzelfällen vermittelte das BfW im Sinne einer Lotsenfunktion die Unternehmer an die relevanten Beratungseinrichtungen weiter. Einzelberatungen ergaben sich durch unterschiedliche Kontaktaufnahmen. Im Nachgang der Unternehmensbefragung wurden in Einzelfällen auch vertiefende Beratungen durchgeführt. Teilweise entstand ein Kontakt zu einem Unternehmen auch durch eine öffentliche Veranstaltung, wie etwa dem „Bismarcker Business Brunch“. Mit der zunehmenden Bekanntheit des BfW wurden auch direkte Anfragen gestellt. Während der Laufzeit des KMUProjektes wurde die Beratung vor allem durch Mitarbeiter des TRANSMITTER-Teams gewährleistet. Im Durchschnitt bestanden ca. 50 Beratungskontakte pro Jahr. Etwa 20 der anfragenden Unternehmen wurden nach den Erstgesprächen intensiver begleitet. Das Spektrum der abgefragten Beratungsleistungen war vielfältig. Neben Recherchen für bestimmte Fragestellungen war insbesondere die Vermittlung von Ansprechpartnern z.B. in der Stadtverwaltung eine besondere Aufgabe des BfW. Bismarcker Business Brunch Als Plattform zur Aufnahme von Geschäftsbeziehungen und Pflege von Kontakten zu Einrichtungen des Stadtteils und Vertretern der Stadt Gelsenkirchen diente der „Bismarcker Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 46 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Business Brunch“. Seit November 1999 wurde der Brunch als gesellschaftliches Event einmal im Quartal an einem Sonntag Vormittag veranstaltet. Ein Unternehmen oder eine Einrichtung aus dem Stadtteil übernahm jeweils die Gastgeberrolle. Der Brunch begann gewöhnlich mit einem einleitenden Referat, dessen Thema in direktem Bezug zum Gastgeber stand. Danach war ausreichend Zeit und Möglichkeit geboten, sich außerhalb des Berufsalltags auszutauschen. Der „Bismarcker Business Brunch“ hat sich als Möglichkeit der Kontaktaufnahme und Kooperationsbildung in einer ungezwungenen Atmosphäre seit der ersten Veranstaltung im November 1999 etabliert. Insgesamt wurden 18 Veranstaltungen durchgeführt, der Brunch war damit ein festes Datum im Kalender der Unternehmen. Im Durchschnitt besuchten etwa 40 Personen die Veranstaltung. Die gastgebenden Unternehmen kamen aus unterschiedlichen Branchen und Stadtteilzusammenhängen. Das Spektrum reichte von mittelständischen Unternehmen mit einem großen Mitarbeiterstamm bis zu einem Kleinunternehmen, das aus einer Person besteht. Neben Handwerksbetrieben, die ihre Werkstätten frei räumten, boten auch Dienstleistungsunternehmen sowie Stadtteilinstitutionen ihre Räumlichkeiten an. Für die Gastgeber war der Brunch eine willkommene Gelegenheit, an einem außergewöhnlichen Termin außerhalb der üblichen Geschäftszeiten Kunden und Geschäftspartner einzuladen. Damit ist der Brunch für die Gastgeber auch ein Teil ihrer Öffentlichkeitsarbeit und bietet eine neue Form der Eigendarstellung. Das BfW unterstützte die Veranstaltung durch zielgerichtete Pressearbeit. Hierdurch wurde den Gastgebern ein zusätzliches Forum geschaffen. 10. Bismarcker Business Brunch bei Makossa Druck und Medien GmbH 17. Bismarcker Business Brunch bei Kfz Bartikowski GmbH Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 2002 Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 2004 Das BfW unterstützte das Gast gebende Unternehmen in der Organisation und Durchführung des Brunch und übernahm verschiedene Aufgaben. Insbesondere in der Vorbereitung, aber auch bei der Abstimmung der Impulsreferate und der Organisation der Einladungen ging das BfW helfend zur Hand. Eingeladen wurden fast 440 Unternehmer bzw. Personen von wirtschaftsrelevanten Einrichtungen und Politiker. 85 % der Eingeladenen kamen aus dem Programmgebiet, darüber hinaus war etwa jeder Zehnte Eingeladene aus anderen Stadtteilen Gelsenkirchens. Der Brunch war für viele der Besucher ein wichtiger Termin, mehr als drei Viertel der Gäste konnten bis zu sechs Mal zu einem Brunch begrüßt werden. Als wichtigstes Motiv für den Besuch der Veranstaltung nannten bei einer Befragung mehr als drei Viertel der Besucher die Möglichkeit, interessante Kontakte knüpfen zu können, d.h. das persönliche Netzwerk zu Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 47 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Unternehmen, zu Politikern oder zu Beschäftigten der Stadtverwaltung auszubauen. Gut die Hälfte der Besucher kam aber auch wegen des einladenden Unternehmens und wollte sich über die Arbeit des Gastgebers informieren. Fast 80 % der Befragten werteten den Brunch als eine wichtige und hilfreiche Veranstaltung, die beibehalten werden sollte. Qualifizierungsseminare In Kooperation mit anderen wirtschaftsrelevanten Institutionen bzw. externen Fachreferenten organisierte das BfW Qualifizierungsangebote und führte die entsprechenden Veranstaltungen durch. Die Veranstaltungen wurden mit dem Ziel der Verbesserung des unternehmerischen know-hows und der Kooperationspflege ausgerichtet. Zielgruppe waren neben „gestandenen“ Unternehmern auch Existenzgründer und Jungunternehmer. Qualifizierungsseminare wurden in den Jahren 2000 und 2001 mit Hilfe einer Förderung durch die Handwerkskammer angeboten. Im Jahr 2000 fand eine Verbundschulung mit insgesamt 9 interessierten Unternehmen zum Thema „Internet als Medium meiner Marketingstrategie“ statt. Die interessierten Unternehmen entstammten unterschiedlicher Branchen, das Spektrum reichte von Dienstleistungen über Einzelhandel und Handwerk bis zu Großhandel. Einzelnen der Unternehmen ergab sich auf Grund der Förderung auch die Möglichkeit einer intensiven Einzelschulung. Im Jahr 2001 interessierten sich drei Handwerksbetriebe aus dem Bereich Heizung/Sanitär für eine gemeinsame Schulung zum Thema „Internet und der Nutzen für meinen Betrieb“. Auf Grund des Auslaufens der Förderung konnte keine weitere Schulung mehr angeboten werden, wenngleich das Interesse zur Weiterqualifizierung von Seiten der Betriebe grundsätzlich besteht. Bewertung Durch den aufsuchenden, ortsnahen Ansatz der Beratung und Qualifizierung der Unternehmen im Stadtteil wurde die Arbeit der städtischen Wirtschaftsförderung im Programmgebiet zielgerichtet und effektiv ergänzt. Durch den unmittelbaren Zugang konnte eine Vielzahl an Unternehmen aus dem Stadtteil erreicht und entsprechend ihrer Beratungs- und Kooperationsbedarfe unterstützt werden. Insbesondere die Ergänzung durch zusätzliches Beratungsfachwissen im Rahmen des KMUProjektes hat die Beratungsleistung des BfW qualifiziert. Die Kombination von Projektmanagement und Projektsteuerungskompetenzen, die durch die Planungsgruppe STADTBÜRO gewährleistet wurden, mit den betriebswirtschaftlichen Kenntnissen und Erfahrungen in der Unternehmensberatung des Kooperationspartners TRANSMITTER ermöglicht eine effektive Ansprache der ortsansässigen Unternehmen. Die Förderung Lokaler Ökonomie stellt generell zwei Anforderungen: Im Sinne der Vor-Ort-Arbeit zu agieren heißt, Projekte initiieren, die angestoßenen Projekte koordinieren und die Projektarbeit organisieren. Diese Aufgabe übernahm hauptsächlich und federführend die Projektleitung des BfW. Sinnvoll ergänzt wird diese Tätigkeit durch eine fachlich versierte Beratung der Unternehmen, was insbesondere erfahrene Unternehmensberater übernehmen sollten. Entsprechend erfolgreich ist grundsätzlich die in Bismarck/Schalke-Nord gewählte Kombination der Fachkompetenzen im BfW zu bewerten. Ein wesentliches Ziel zur Förderung der Lokalen Ökonomie im Programmgebiet war angesichts der kleinen und mittleren Unternehmen die Förderung von Kooperationen. Mit dem Angebot des Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 48 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - „Bismarcker Business Brunch“ bot sich für die ortsansässigen Unternehmer eine geeignete Plattform zur Gründung von Zusammenarbeiten mit anderen Unternehmen oder der Kontaktpflege mit anderen wichtigen Partnern. Durch den Bismarcker Business Brunch ist ein Netzwerk entstanden, das nicht nur neuen Unternehmen (neu angesiedelten und Existenzgründern) den Start an ihrem neuen Standort erleichterte, sondern auch den schon länger in den Stadtteilen ansässigen Betrieben hilfreiche Unterstützung bot. Nicht zuletzt deshalb wurde von den Besuchern des Brunch als wichtigster Grund für die Teilnahme am Brunch zu mehr als drei Viertel die Möglichkeit genannt, ganz allgemein interessante Kontakte zu knüpfen. Die durch den Brunch entstandenen Geschäftskontakte und Kooperationen werden mit Sicherheit langfristig Bestand haben. Offen bleibt, ob das entstandene Netzwerk „Bismarcker Business Brunch“ grundsätzlich stabil genug ist, um auch ohne die direkte Unterstützung des BfW dauerhaft zu funktionieren und neben den Geschäftskontakten und Kooperationen aufrecht erhalten wird. Hier ist wiederum ein fester Kümmerer notwendig, der die Organisation der Veranstaltung als seine Aufgabe betrachtet. In Bismarck/Schalke-Nord wurde dieser Kümmerer nicht gefunden. Derzeit besteht noch die Option, eine Brunch-Veranstaltung auch zukünftig durch das Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Südost zu organisieren. Dies würde den Teilnehmerkreis auf das neue Programmgebiet erweitern. 2.5 Ethnische Ökonomie In Bismarck und Schalke-Nord besteht ein vergleichsweise hoher Anteil nichtdeutscher Bewohner. Fast ein Fünftel der Einwohner weist keine deutsche Staatsbürgerschaft auf. Dementsprechend kann vorausgesetzt werden, dass auch der Anteil der Unternehmer mit ausländischem Pass im Programmgebiet höher ist als in der Gesamtstadt. Den größten Anteil an der Nichtdeutschen Bevölkerung haben türkische Staatsbürger. Im Stadtteil Bismarck stellen Türken über drei Viertel der ausländischen Bevölkerung. In den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord sind etwa 40 türkische Unternehmer/innen ansässig. Sie gehören bislang noch hauptsächlich den so genannten "Nischenökonomien" an (Imbiss, Lebensmittel, Import und Export). Insbesondere entlang der Bismarckstraße konzentrieren sich die Laden- und Gastronomieangebote. In der lokalen Ökonomie sichern ethnische Gewerbebetriebe zunehmend die ortsnahe Versorgung der Quartiersbevölkerung. Darüber hinaus können sie mit der Beschäftigung von Arbeitnehmern und der Bereitstellung von Ausbildungsplätzen zu einer Stabilisierung der Stadtteilökonomie beitragen. Zugleich wird ihnen eine große Bedeutung für die Orientierung von Neuankömmlingen sowie für die Integration der zugewanderten Bevölkerung insgesamt zugeschrieben. Aus diesem Grund war die sogenannte Ethnische Ökonomie auch ein Handlungsfeld des BfW. Ansatz Ziel der Arbeit des BfW war es zunächst, Kontakte zu den ausländischen Unternehmern aufzubauen, ein Vertrauensverhältnis zu schaffen und die ausländischen Unternehmer zu ermuntern, die Angebote des BfW in Anspruch zu nehmen. Es sind keine separaten Angebote für ausländische Gewerbetreibende geschaffen worden. Einzelprojekte Das BfW suchte den Kontakt zu ausländischen Gewerbetreibenden durch einen türkischen Mitarbeiter. So entstanden kontinuierliche persönliche Kontakte, die z.T. auch in konkrete Beratungen bzw. Unterstützungen mündete. Hinsichtlich bestehender Parkplatzprobleme, anstehender Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 49 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Müllbeseitigungen, erforderlicher Kapitalbeschaffung oder räumlicher bzw. personeller Erweiterungspläne vermittelte der Mitarbeiter des BfW diese Anliegen direkt zu den zuständigen Stellen in der städtischen Fachverwaltung, Banken etc. Der bestehende Kontakt zu den Unternehmen wurde dauerhaft aufrecht erhalten, das BfW entwickelte sich so zu einer Kontaktstelle für ausländische Unternehmer. Über die Zusammenarbeit mit den Unternehmen wurde auch versucht, die Förderung von Kooperationen zu unterstützen. Geplant war zudem, Seminarangebote zu konzipieren, in denen die ausländischen Unternehmer gezielt zu verschiedenen relevanten Themen wie z.B. Verhandlungsführung im Spannungsfeld der jeweiligen Kulturkreise informiert werden sollten. Auch ein Fest, organisiert und durchgeführt von ausländischen Unternehmern im Programmgebiet, war angedacht. Die Arbeit im Themenfeld ethnische Ökonomie war stark verknüpft mit einem türkischen Mitarbeiter und dem mit seiner Person verbundenen Vertrauensverhältnis. Mit dem Ausscheiden des Mitarbeiters wurden die Projektideen nicht weiter verfolgt. Es zeigte sich, dass die Ansprache der ausländischen Unternehmer für den türkischen Mitarbeiter schon auf Grund der gleichen kulturellen Hintergründe einfacher war. Bewertung In Bismarck/Schalke-Nord wohnen in größerer Zahl türkische Mitbürger. Die Zahl türkischer Unternehmen ist zwar geringer als der Bevölkerungsanteil. Auch die Zahl der Beschäftigten in den ethnischen Betrieben ist niedriger als der Anteil nicht-deutscher Bewohner. Trotzdem besteht eine auffällige Präsenz türkischer Unternehmen im Straßenbild, insbesondere im südlichen Abschnitt der Bismarckstraße existiert eine Vielzahl türkischer Ladengeschäfte. Neben einem Supermarkt, einem Bäcker und Imbissbetrieben finden sich hier ein Reisebüro, ein CDLaden und ein Handy-Shop. Trotzdem sollte angesichts der Vielzahl der im Programmgebiet vertretenen Nationalitäten Angebote geschaffen werden, die generell allen Nationalitäten gegenüber offen stehen. Ansonsten besteht die Gefahr der Ausgrenzung bzw. der einseitigen Schwerpunktbildung. Dies könnte dazu führen, dass vielversprechende Vorhaben der ethnischen Ökonomie verhindert werden. Entscheidend ist es auch hier, niederschwellige Angebote zu schaffen. Vielfach bestehen Vorbehalte ausländischer Mitbürger bezüglich des Erstkontakts mit öffentlichen Stellen. Niederschwellige Angebote, möglichst gekoppelt mit einem aufsuchenden Ansatz, können bestehende Hemmschwellen abbauen helfen und damit die Kontaktaufnahme erleichtern. Darüber hinaus haben die Erfahrungen im Umgang mit ausländischen Unternehmern gezeigt, dass es wichtig ist, als alleiniger Ansprechpartner und Partner im Sinne einer kontinuierlichen Begleitung zu agieren. Die ausländischen Unternehmer dürfen innerhalb der Verwaltungszuständigkeiten nicht allein gelassen werden. Werden den Unternehmern nur die unterschiedlichen Ansprechpartner vermittelt, fühlen sie sich oft nicht ausreichend beraten. Engagement wird damit eingegrenzt und die positive Wirkung ethnischer Ökonomie für die gesamte lokale Ökonomie negiert. 2.6 Standort- und Stadtteilimage Die wirtschaftliche Vergangenheit des Programmgebietes Bismarck/Schalke-Nord ist durch die Schwerindustrie geprägt. Die noch bestehenden baulichen Strukturen dieser „Wirtschaftsepoche“ bieten meist wenig repräsentative Flächenangebote. Diese werden hauptsächlich von Kleinstbetrieben und Betrieben ohne große Anforderungen an das Standortimage genutzt. Für einige Branchen, z.B. Handwerksbetriebe, mindert insbesondere das Renommee des StandorPlanungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 50 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - tes, aber auch der Flächenzuschnitt die Nachfrage und damit die Vermarktung der vorhandenen Flächenpotenziale. Das BfW hat verschiedene Projekte angestoßen und mit den relevanten Akteuren gemeinsam mit der Zielsetzung weiterentwickelt, das Standortimage aufzuwerten. Die Aufgabe des BfW bestand dabei in der Initiierung des jeweiligen Vorhabens und der Moderation der weiteren Entwicklung. Ansatz Im Rahmen der Standortentwicklung und der Förderung des Stadtteilimage wurde die Förderung von Kooperationen als entscheidende Maßnahme angesehen. In der Projektentwicklung wurden alle entscheidenden Akteure, die zu einer erfolgreichen Realisierung der Projekte relevant waren, eingebunden. Auf diese Weise konnten verschiedene Projekte angestoßen werden. Einzelprojekte Wirtschaftsforum Bismarck/ Schalke-Nord Das BfW initiierte einen Zusammenschluss von drei Anbietern größerer gewerblicher, altindustrieller Flächen in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord und der Stadt Gelsenkirchen zum „Wirtschaftsforum Bismarck/Schalke-Nord“, das am 11. August 1998 gegründet wurde. Die Ziele des Zusammenschlusses zwischen der DOBA Vermietung und Service GmbH, der Metall Service Partner GmbH und der Thyssen Draht GmbH mit der Stadt Gelsenkirchen lauteten: Förderung der Kooperation zwischen den Unternehmen in Bismarck und Schalke-Nord; ein gemeinsames und starkes Auftreten sollte die wirtschaftliche Basis stärken und die Qualität der Stadtteile besser herausstellen. Verbesserung der Kommunikation und Zusammenarbeit der beteiligten Unternehmen mit den Fachämtern der Gelsenkirchener Stadtverwaltung und weiteren öffentlichrechtlichen Institutionen. Verbesserung des regionalen Bekanntheitsgrades und der Attraktivität der Stadtteile Bismarck und Schalke-Nord als Standorte für Wirtschafts- und Kulturbetriebe Ansiedlung von Betrieben und Diversifizierung der Branchenstruktur. Diskussion neuer Nachfragemärkte. Das BfW übernahm die Funktion der „Koordinierungs- und PR-Stelle industriellgewerbliches Marketing in Bismarck/Schalke-Nord“. Zu den Aufgaben des BfW gehörte damit die Aufnahme und Pflege von Kontakten zu allen für die Wirtschaftsentwicklung relevanten Institutionen, die Erstellung des „Bismarcker Wirtschaftsbriefes“ und die PR-Arbeit nach innen und außen. Diese Tätigkeit wurde durch die privatwirtschaftlichen Mitglieder des Wirtschaftsforums finanziert und war damit finanziell unabhängig von der Förderkulisse „Soziale Stadt“. Schriftlich besiegelt wurde die Zusammenarbeit mit der Unterzeichnung einer gemeinsamen Vereinbarung am 19. Februar 1999. Über insgesamt zwei Jahre fanden regelmäßig in einem Turnus von drei Monaten Treffen der Projektpartner statt. Diese Treffen wurden genutzt, um sich gegenseitig über neue Entwicklungen zu informieren, indem z.B. Mitarbeiter der planenden Verwaltung über aktuelle Projekte der Verkehrs- oder Flächennutzungsplanung berichteten. Aber auch externe Fachleute wurden zu den Treffen eingeladen, so z.B. Herr Dr. Rehfeld vom „Institut Arbeit und Technik“ in Gelsenkirchen, der über neueste Forschungen bezüglich der Bedeutung und Entwicklung von Wirtschaftsclustern rePlanungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 51 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - ferierte oder ein Vertreter des regionalen Radiosenders „Radio Emscher-Lippe“, der die Frage einer effektiveren Vermarktung der Gewerbeflächen in Bismarck/Schalke-Nord thematisierte. Ende des Jahres 2000 löste sich dann der Zusammenschluss auf, weil die Erwartungen der Mitglieder an das Wirtschaftsforum nicht vereint werden konnten. Bismarcker Wirtschaftsbrief Der „Bismarcker Wirtschaftsbrief“ war ein Organ des „Wirtschaftsforums GelsenkirchenBismarck/Schalke-Nord“ und informierte ansässige und ansiedlungswillige Unternehmen über alle wichtigen und interessanten Einrichtungen, Geschehnisse und Planungen in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord. Daneben diente der Wirtschaftsbrief als Plattform, auf der sich das vielfältige wirtschaftliche Leben in Bismarck und Schalke-Nord präsentieren konnte. Titelblatt zweier Ausgaben des „Wirtschaftsbriefs“ Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung Der Brief erschien im Jahr 1999 über vier Ausgaben in einer Auflage von jeweils 400 Stück und wurde in den Betrieben in Bismarck und Schalke-Nord verteilt. Der Wirtschaftsbrief berichtete über die Mitglieder des Wirtschaftsforums, das BfW und weitere wichtige Institutionen der Stadtteilentwicklung wie insbesondere dem Stadtteilbüro Bismarck/Schalke-Nord. Daneben wurden hilfreiche Hinweise gegeben, z.B. bezüglich neuer Fördermöglichkeiten und nicht zuletzt fanden die Leser einen Überblick über alle relevanten Veranstaltungen für wirtschaftlich Tätige im Programmgebiet Bismarck/Schalke-Nord. Der Wirtschaftsbrief wurde finanziert durch die Mitglieder des Wirtschaftsforums. Nach vier Ausgaben wurde der Brief nicht weiter aufgelegt, da die Mitglieder sich nicht einig waren über die genaue Zielsetzung des Mediums. Es wurde kritisiert, dass der Brief eingegrenzt auf die Stadtteile Bismarck/Schalke-Nord ausgerichtet war. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 52 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Handwerkerzentrum Für die Reaktivierung und Aufwertung der altindustriellen Gewerbeflächen und vor dem Hintergrund einer stetig formulierten Nachfrage nach kleinteiligen Gewerbeeinheiten wurde zusammen mit der Handwerkskammer das Konzept eines „Handwerkerzentrums“ entwickelt. Das BfW übernahm in Kooperation mit der Handwerkskammer und der Wirtschaftsförderung die Koordinierung und Durchführung von Gesprächen mit den potenziellen Grundstückseigentümern. Eine Realisierung des Vorhabens Handwerkerzentrum ist nicht erfolgt, da geeignete Flächen sich im Privatbesitz befanden und auf Grund anderer Vorstellungen der Eigentümer nicht für eine Umsetzung genutzt werden konnten. Image-Werkstatt-Bismarck Vor dem Hintergrund eines nach wie vor schwierigen Stadtteilimages initiierte das BfW zur Entwicklung und Etablierung eines langfristig gesicherten und bei der Bewohnerschaft akzeptierten Images einen Beteiligungs- und Ideenprozess zur Imageveränderung unter dem Titel „Image-Werkstatt-Bismarck“. Das Image für den Stadtteil soll zur gebietsinternen Verbindung der Bewohner ebenso beitragen, wie in der Außenwirkung positive Effekte erzeugen, die zur Steigerung der positiven Wahrnehmung beitragen können. Ziel der Werkstatt war es, gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aller relevanten Einrichtungen und Interessengruppen im Stadtteil sowie interessierten Bürgerinnen und Bürgern ein gemeinsames Profil des Stadtteils Bismarck zu erarbeiten und davon abgeleitet konkrete Projekte und Maßnahmen zur Umsetzung dieses Profils zu entwickeln sowie Verantwortliche zu benennen, die über den Förderzeitraum hinaus wirken können. Mit der Konzeption und Moderation der Werkstattreihe wurde das Büro adrian.mehlin.prozessnavigation (Berlin/Dortmund) beauftragt. Die Image-Werkstatt-Bismarck fand an insgesamt drei Terminen im Zeitraum Sommer bis Herbst des Jahres 2002 statt. Einbezogen wurden Multiplikatoren aus allen Lebensbereichen, wie Handel, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Stadtteil Bismarck. Damit waren unter den Teilnehmern an der Werkstatt neben Vertretern des Einzelhandels, der Politik, des Stadtteilmanagements, verschiedener kultureller, sozialer und Bildungseinrichtungen auch engagierte Bürger vertreten. Insgesamt konnten gut 30 aktive Personen aus dem Stadtteil zur Mitarbeit angeregt werden. Durch die Dreiteilung der Veranstaltung wurde weiteren Interessenten, die über die Presse und auf Stadtteilveranstaltungen auf die ImageWerkstatt aufmerksam geworden waren, die Gelegenheit gegeben, noch in den Prozess einzusteigen. Die erste Werkstattrunde wurde am 13. Juli 2002 durchgeführt. Diese Veranstaltung diente der Sammlung der jeweils eigenen Sichtweise der Beteiligten zum Stadtteil Bismarck und der Formulierung erster Ziele und Maßnahmen. Der zweite Termin fand am 28. September 2002 statt und wurde zur Ergänzung der Ergebnisse der ersten Veranstaltung genutzt. Darüber hinaus wurde weiteren Mitstreitern, die die erste Veranstaltung nicht wahrnehmen konnten und weiteren Interessenten, die sich aufgrund der Presseresonanz beim BfW gemeldet hatten, die Gelegenheit gegeben, noch in den laufenden Prozess einzusteigen. Die dritte Veranstaltung am 05. Oktober 2002 komplettierte den gesamten Prozess und bereitete die Umsetzung der formulierten Maßnahmen vor. Die zentrale Aufgabe der Abschlusswerkstatt bestand darin, die gesammelten Vorhaben und Maßnahmen zu detaillieren und Mitstreiter zu benennen. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 53 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Image-Werkstatt-Bismarck Image-Werkstatt-Bismarck Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 2002 Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 2002 Den Werkstattrunden vorgeschaltet waren Vorbereitungsrunden, auf denen mit einem kleinen Kreis an Vertreterinnen und Vertretern von Einrichtungen aus dem Stadtteil das gesamte Verfahren und erste Inhalte diskutiert und abgestimmt wurden. Insgesamt wurden 21 Personen aus Politiker, Wirtschaft, gesellschaftlichen Zusammenhängen wie Vereinen etc., kulturellen und Bildungseinrichtungen und Vertreter des Stadtteilmanagements, in einem offenen Interview zu ihrer Einschätzung zur Imagearbeit für den Stadtteil Bismarck befragt. Thematisiert wurde die eigene Sichtweise zum aktuellen Image Bismarcks. Außerdem wurde gefragt, welche Sichtweise aus eigenen Erfahrungen auswärtige Gäste im Hinblick auf den Stadtteil Bismarck haben. Zusätzlich wurde nach Erfolg versprechenden Imagemaßnahmen gefragt. Auf Anregung dieser Vorgespräche wurde eine Bürgerbefragung zum Thema Image durchgeführt. Die Befragung wurde im August 2001 im Rahmen der Bürgerplatzparty realisiert. Etwa 80 Besucher der Bürgerplatzparty wurden nach ihrer eigenen Identität, nach den vorzeigewürdigen Dingen in Bismarck, nach ihrer persönlichen Beurteilung des Stadtteils, den wichtigsten Handlungsfeldern, einem eventuell bestehenden Umzugswunsch und die Informationsquelle, die genutzt wird, um aktuelle Geschehnisse in Bismarck zu erfahren, befragt. Drei Viertel der Befragten wohnten in Bismarck. Unter allen Befragten war die Identität als Gelsenkirchener Einwohner überwiegend, aber immer noch ein Drittel bezeichnet sich selbst als Bismarcker. Gleichzeitig waren die Einwohner Bismarcks sehr mit ihrem Wohnstandort verbunden und verneinten überwiegend einen Umzugswunsch. Besonders stolz waren die Einwohner auf das Consol-Gelände, den Ruhr-Zoo und die Grünanlagen. Diese würden die Befragten auswärtigen Gästen zeigen. Gleichzeitig störten sich die Einwohner an dem sanierungswürdigen Gesamteindruck des Stadtteils und wünschten weitere Angebote für Kinder und Jugendliche. Das Interesse an einer intensiveren Beschäftigung mit dem Thema Imagearbeit war wohl auch auf Grund der Verbundenheit mit dem eigenen Stadtteil vergleichsweise hoch, 42 % der Befragten würden sich aktiv beteiligen. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 54 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - verbaut wohne nicht in Bismarck 16% keine Antwort 4% 20 abstoßend 13 abweisend kommt in Frage 29% 13 gegliedert 16 spießig 29 22 aufgeschlossen 17 37 traditionell einladend 24 12 unausgewogen ansprechend 21 harmonisch 6 modern 14 unpersönlich 27 persönlich kommt nicht in Frage 51% eintönig 23 50 40 30 20 10 vielfältig 31 0 10 20 30 40 Würden Sie aus Bismarck wegziehen, wenn Sie woanders eine akzeptable Wohnung und Arbeit finden? Wie beurteilen Sie den Stadtteil Bismarck? Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung Die Beteiligten an der Image-Werkstatt haben sich bewusst für Ziele, Vorhaben und Maßnahmen ausgesprochen, die das Binnenimage nachhaltig stärken bzw. bereits vorhandene Potenziale weiter ausbauen. Die fixierten Maßnahmen waren vor allem baulicher Natur und bezogen sich auf Umgestaltungsmaßnahmen an exponierten Stellen im Stadtteil oder z.B. die Gestaltung der Außenfassaden der Wohngebäude in Bismarck. Daneben wurden kommunikative Maßnahmen ausgearbeitet, die zum einen die Binnenkommunikation und zum anderen auch die Außendarstellung des Stadtteils verbessern sollten. Bewertung Es hat sich gezeigt, dass die durch das BfW gelieferten Anstöße von allen Seiten durchweg positiv aufgenommen wurden. Die unterschiedlichen Akteure beteiligten sich rege an der Entwicklung und weiteren Konkretisierung der einzelnen Projektideen. Erst bei der Umsetzung wurde deutlich, dass die Projektideen im Planungsstadium verharren mussten. Hier sind unterschiedliche Gründe anzuführen, die von konjunkturellen Hemmnissen bis zur zeitlichen Überforderung der ehrenamtlichen Kümmerer reichen. Als Quintessenz der Erfahrungen kann festgehalten werden, dass zur Aufwertung des Stadtteilimages die Initiierung eines Stadtteilmarketing-Prozesses hilfreich erscheint. Die Einwirkung auf die Standortentwicklung hingegen ist von vielen ökonomischen Rahmenbedingungen abhängig, die vor Ort nicht immer beeinflusst werden können. Das BfW hat den Prozess zum Stadtteilmarketing erst nach vier Jahren der eigenen Tätigkeit initiiert. Da in einem Stadtteilmarketing-Prozess insbesondere auch Ziele und längerfristige Maßnahmen festgelegt werden, war der Zeitpunkt unglücklich gelegt, um den durch die ImageWerkstatt gesetzten Anstoß noch zu wirksamen Änderungen führen zu lassen. Selbstkritisch muss festgehalten werden, dass der initiierte Prozess ohne konkrete Umsetzung geblieben ist. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 55 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - 3 RESÜMEE/SCHLUSSFOLGERUNGEN Die Arbeit des BfW wurde mit dem Auslaufen der Städtebauförderung zum 31. Dezember 2004 offiziell beendet. Sieben Jahre gezielte Förderung der lokalen Ökonomie durch eine Vor-OrtEinrichtung sind damit abgeschlossen worden. Es sind verschiedene Erfolge zu verzeichnen. Einige der begonnenen Maßnahmen und Projekte konnten aus verschiedenen Gründen nicht zu dem anfangs geplanten Ergebnis geführt werden. Nachfolgend werden zum einen die Bedingungen zur Förderung der lokalen Ökonomie thesenartig zusammengefasst und zum anderen Schlussfolgerungen aus der Arbeit gezogen. Bedingungen zur Förderung der lokalen Ökonomie setzen klaren Rahmen Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass mit der Einrichtung des BfW von städtischer Seite unter den allgemein eher schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Handlungsspielraum der städtischen Wirtschaftsförderung zielgerichtet genutzt wurde, um die vorhandenen Wirtschaftsstrukturen zu festigen. Die Bedingungen zur Förderung der lokalen Ökonomie sind unterschiedlich determiniert und vielfach nicht oder nur eingeschränkt durch die konkrete lokalökonomische Arbeit beeinflussbar, wie die folgenden, thesenartig zusammengefassten Rahmenbedingungen zeigen. Die allgemeine wirtschaftliche Situation ist nicht beeinflussbar Die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung steht einer grundlegenden Verbesserung der Situation im Programmgebiet Bismarck/ Schalke-Nord aktuell entgegen. Durch die allgemeine Wirtschaftsflaute ist die altindustrielle Region entsprechend eingeschränkt in einer positiven Wirtschaftsentwicklung. Diese Ausgangsbedingung kann durch die Förderung der lokalen Ökonomie vor Ort nicht grundlegend verändert werden. Verlust erwerbsfähiger Bevölkerung erschwert lokalökonomische Förderung Die demographische Situation ist geprägt durch einen im Vergleich mit der Gesamtstadt hohen Bevölkerungsverlust. Vor allem die jüngeren und hier insbesondere erwerbsfähigen Einwohner verlassen das Programmgebiet überdurchschnittlich häufig. Eine Überalterung der Bevölkerung wird daher auch in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord eintreten, im Vergleich mit den Zahlen der gesamten Stadt Gelsenkirchen scheint dieser Trend schon heute stark ausgeprägt zu sein. Zudem besteht ein hoher Ausländeranteil, wenn man die Zahlen mit den gesamtstädtischen Daten vergleicht. Die Gruppe der nichtdeutschen Einwohner wird vor allem durch türkische Staatsbürger gebildet. Der Anteil der älteren Einwohner und der Anteil der Bewohner mit Migrationshintergrund ist in den letzten Jahren bei sinkender Einwohnerzahl in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord insgesamt stärker angestiegen als in der Gesamtstadt. Im Rahmen der Stadtteilerneuerung wurden entsprechende Gegenmaßnahmen zur Minderung des Bevölkerungsverlustes initiiert. Zu nennen ist hier z.B. die „Solarsiedlung“. Durch die Konzentration auf Solarenergie wird dem Stadtteil nicht nur ein innovatives, zukunftsgerichtetes Bild gegeben. Die Realisierung der Siedlung hat auch neue Einwohner in den Stadtteil geführt. Schwieriges Image am Anfang des Erneuerungsprozesses mindert Vermarktungschancen Das Außenbild der Stadtteile Bismarck und Schalke-Nord war durch die montanindustrielle Vergangenheit und die schlechten Nachrichten im Zusammenhang mit der Schließung des Bergwerksstandortes eher negativ geprägt. Gegen dieses Image konnte nur langsam und stetig angegangen werden. Am Anfang der lokalökonomischen Förderung war dieses Image naturgemäß ein größerer Hemmschuh. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 56 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Konsolidierung des Strukturwandels im Programmgebiet förderte Mitarbeit der Unternehmen Der Strukturwandel im Programmgebiet Bismarck/ Schalke-Nord ist noch in vollem Gange. Zwischenzeitlich konnte sich die Zahl der Beschäftigten nach dem Wegfall der Montanindustrie Mitte der 1990er Jahre stabilisieren, so dass zumindest keine weiteren Freisetzungen stattgefunden haben. Optimistisch gedeutet kann diese Tatsache auf eine erste Konsolidierung der wirtschaftlichen Entwicklung hindeuten. Die Situation für die ortsansässigen Unternehmen hat sich dadurch zwar leicht verbessert, trotzdem waren und sind noch Anstrengungen zur weiteren Optimierung der Wirtschaftstätigkeit notwendig. Die Vermutung, dass die Unternehmen unter diesen Voraussetzungen die Angebote des BfW, durch die sie neue Kunden und potente Mitstreiter finden konnten, gern angenommen haben, liegt nahe. Veränderungen durch die Stadtteilerneuerung unterstützten die Arbeit des BfW - Differenzierung der Schullandschaft und Angebote zur Sprachförderung Vor dem Beginn des Stadtteilerneuerungsprozesses waren die Bildungsmöglichkeiten in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord auf Grund des teilweisen Fehlens an weiterführenden Schulformen eingeschränkt. Mit der Eröffnung der „Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck“ hat sich die Schullandschaft in den letzten zehn Jahren weiter ausdifferenziert und bietet perspektivisch bessere Bildungschancen für die Kinder und Jugendlichen im Programmgebiet. Letztendlich werden deren Berufschancen dadurch verbessert. Verbessert hat sich durch den Stadtteilerneuerungsprozess auch die Sprachkompetenz der Bewohner mit Migrationshintergrund. Sprachschwierigkeiten der nichtdeutschen Bevölkerung, die eventuell eine Teilnahme am Arbeitsmarkt hinderten, sind in den letzten zehn Jahren durch innovative Sprachförderungsprojekte reduziert worden. Insgesamt haben sich damit längerfristig die Arbeitsmarktchancen aller Bewohner der Stadtteile Bismarck und Schalke-Nord verbessert, was letztendlich auch die Erfolgschancen des Strukturwandels erhöht. - Mitwirkungsbereitschaft der Evangelischen Gesamtschule Mehrfach positiv wurde über den Stadtteil Bismarck auch durch die „Evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck“ (EGG) in der überregionalen Presse berichtet. Die Schule ist nicht nur durch ihr attraktives architektonisches Konzept ein belebendes Element im Stadtteil Bismarck. Sie leistet viele positive Beiträge für das Stadtteilleben. Das pädagogische Konzept ist von vornherein auf eine enge Verknüpfung des Schulalltags mit dem Stadtteilleben ausgerichtet und fußt auf den vier Säulen Familie, Erziehung, Leben und Stadtteil. Unter diesen Voraussetzungen war die EGG ein wichtiger Partner, insbesondere im Themenfeld der Berufsvorbereitung. - Entwicklung Consolidation 3/4/9 Als wichtigste Maßnahme mit der größten baulichen, funktionalen und imagefördernden Wirkung muss die Entwicklung des ehemaligen Bergwerksstandortes Consolidation 3/4/9 bezeichnet werden. Das Gelände beherbergt nun mehrere Nutzungen, die nicht nur dem Stadtteil selbst zu Gute kommen, sondern auch eine positive Außenwirkung entfalten. So sind z.B. mit dem Consol Theater und dem Musikprobenzentrum zwei nicht nur stadtweit bedeutsame Kultureinrichtungen auf dem Gelände in alter Bausubstanz entstanden. Auch mit der Ansiedlung eines Verbrauchermarktes, Lebensmittel- und Textildiscounters ist eine spürbare Verbesserung der Nahversorgungssituation eingetreten. Die als zusätzliche Erschließung realisierte Consolstraße hat zudem das Verkehrsnetz im Stadtteil Bismarck sinnvoll erweitert, eine zusätzliche Verbindung zwischen Bismarck und Haverkamp hergestellt und somit die Riegelwirkung des Geländes Consolidation 3/4/9 aufgehoben. Darüber hinaus sei noch die Gestaltung eines Stadtteilparks mit Sportangeboten und die Sicherung der montanindustriellen Gebäudesubstanz genannt. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 57 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - - Stabile Entwicklung in den Gewerbe-Gebieten Die im Programmgebiet befindlichen Gewerbe-Gebiete haben in den letzten Jahren eine stabile Entwicklung erfahren. Trotz einzelner Nutzerwechsel ist die Auslastung der Gebiete über die Jahre konstant geblieben, was auf die insgesamt guten Standortbedingungen hinweist. - Erfolgreiche Arbeit der Gewerbe-Vermieter Hervorzuheben ist auch die Entwicklung der Gewerbeareale „Gewerbepark Schalke“ und „Gewerbegebiet Ahlmannshof“, die sich durch private Initiativen der Immobilienentwickler zu jeweils gut ausgelasteten und nachgefragten Gewerbestandorten entwickelt haben. Die Nachfrage ist in den letzten Jahren sogar angestiegen. Die Summe dieser Einzelaspekte hat die Entwicklung des Standortes Bismarck/ Schalke-Nord erfolgreich befördert. Die Standortentwicklung ist damit von privaten und institutionellen/ öffentlichen Initiativen gleichermaßen abhängig. Die Einzelmaßnahmen müssen dabei möglichst aufeinander aufbauen oder sich gegenseitig ergänzen. Das BfW als hilfreicher Partner in der Stadtteilerneuerung Das BfW wurde im Sinne eines „Kümmerers für lokalökonomische Belange“ eingerichtet. In dieser Funktion leistete das BfW einen hilfreichen Beitrag zur Komplettierung der Stadtteilarbeit und ergänzte die Tätigkeit des Stadtteilbüros. So wurde z.B. die Entwicklung von Einzelhandelsangeboten auf der ehemaligen Bergwerksfläche Consolidation 3/4/9 durch die Unterstützung des BfW qualifiziert. Auch die Entwicklung des Handwerkermarktes an der EGG kann als gutes Beispiel für die Verzahnung von lokalökonomischen Belangen mit Aspekten der Stadtteilarbeit bewertet werden, indem wichtige Partner innerhalb des Programmgebietes zusammengebracht wurden und Impulse für die Förderung der lokalen Ökonomie gesetzt haben, aber auch die Außenwirkung des Stadtteils Bismarck insgesamt positiv verstärkt haben. Die Arbeit des BfW war durch einen zielgerichteten Pragmatismus geprägt Aufbauend auf den Ergebnissen der „Analyse der Lokalen Ökonomie in GelsenkirchenBismarck/Schalke-Nord“ aus dem Jahr 1997 wurde die Arbeit des BfW zielgerichtet angegangen. Die praktische Erfahrung im Handlungsfeld „Lokale Ökonomie“ war anfangs noch gering ausgeprägt. Daher mussten einzelne Arbeitsansätze, Kooperationen und Projektideen, deren Umsetzung sich als wenig Erfolg versprechend heraus stellte, wieder aufgegeben werden. In der Summe hat sich ein den örtlichen Gegebenheiten angepasstes Spektrum an Maßnahmen und Projekten herauskristallisiert, das zu guten Ergebnissen geführt hat. Beratung und Vernetzung standen bei der Arbeit des BfW im Vordergrund Oberste Zielsetzung für die Arbeit des BfW war die Funktion als Ansprechpartner in lokalökonomischen Belangen für die örtlichen Unternehmer bzw. wirtschaftlich Tätigen. Vieles, was das BfW angestoßen hat und was zumindest über einen längeren Zeitraum funktionierte, ist und war deshalb weniger offensichtlich. Als Teil des Stadtteilmanagements lieferte das BfW vielfach hilfreiche Impulse in der Umsetzung von baulichen Projekten. Die Umgestaltung des ehemaligen Bergwerksstandortes Consolidation 3/4/9 ist hier besonders hervorzuheben und hat im wahrsten Sinne des Wortes einen bleibenden Eindruck hinterlassen (s. Kap. 2.1). Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 58 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Nachahmenswerte Konzeption als „verlängerter Arm“ der Wirtschaftsförderung Das BfW ist als „verlängerter Arm“ der städtischen Wirtschaftsförderung realisiert worden und hat damit das Angebot der städtischen Wirtschaftsförderung vor Ort ergänzt. Das Konzept ist angesichts der Resonanz, die das BfW in den Jahren seines Bestehens erfahren hat, als nachahmenswert zu bezeichnen. Insbesondere der den kleinen und mittleren Unternehmen gewährte direkte Zugang zu offiziellen Stellen hat sich bewährt. Durch den Aufbau persönlicher Kontakte konnte viel zielgerichteter auf Problemlagen reagiert werden. Die Einbindung der etablierten wirtschaftsrelevanten Institutionen in die Vor-Ort-Arbeit hat nicht nur die örtlichen Unternehmen den Institutionen näher gebracht. Gleichzeitig hat dies dazu beigetragen, dass die Institutionen stärker für die Situation im Programmgebiet sensibilisiert wurden. Vernetzungsarbeit ist grundsätzlich positiv zu bewerten Auf Grund der zeitlichen Befristung lag das Hauptaugenmerk der Arbeit des BfW auf der Vernetzung der lokalen Akteure. Mit unterschiedlichen Initiativen, Veranstaltungen und Angeboten hat das BfW wirtschaftlich tätige Stadtteilakteure zusammen gebracht. Das Spektrum weist dabei eine große Bandbreite auf. So wurden z.B. eher lose und wenig formale, oft auch zeitlich begrenzte Geschäftsbeziehungen und Kooperationen zwischen Unternehmen initiiert, die z.B. während des „Bismarcker Business Brunch“ in Kontakt getreten sind. Es wurde darüber hinaus die längerfristige und ebenfalls nicht formalisierte Zusammenarbeit der EGG mit ortsansässigen Handwerksbetrieben unterstützt. Und nicht zuletzt begleitete das BfW die per Satzung gegründete „IG Bismarck und Haverkamp“. Einzelne dieser Zusammenschlüsse werden selbsttragend weiter fortgeführt werden. Andere überleben sich, weil der Anlass der Zusammenarbeit nicht mehr besteht. Aber selbst bei einer Auflösung haben diese Kooperationen einen hilfreichen Anteil zur Stärkung der Lokalen Ökonomie gehabt, da während ihres Bestehens nützliche Anstöße geliefert wurden. Die Veranstaltungsreihen „Bismarcker Business Brunch“ und „JUST – Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch“, die auf Grund ihrer Konzeption eine unmittelbare Kontaktaufnahme zwischen den Unternehmen und Existenzgründern ermöglichen, werden selbsttragend nicht erhalten bleiben. Hier muss weiterhin ein institutioneller Kümmerer den Fortbestand sichern. Eine Übertragung auf das Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Südost, das in dem direkt an den Stadtteil Bismarck angrenzenden Programmgebiet Gelsenkirchen-Südost des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“ liegt und eine mit dem BfW identische inhaltliche Ausrichtung aufweist, wird eine hilfreiche Maßnahme darstellen. Bestätigung durch die Evaluation Im Jahr 2000 wurde das Programmgebiet Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord als eines von bundesweit 16 Modellgebieten für die „Programmbegleitung vor Ort“ im Rahmen des BundLänder-Programms „Die soziale Stadt“ ausgewählt. Im Zuge dieser Begutachtung wurde das BfW als Teil des Stadtteilmanagements entsprechend „unter die Lupe“ genommen. Die durch das BfW verwirklichten Ansätze zur Förderung der Lokalen Ökonomie sind dabei sehr begrüßt worden. Akzeptanz und Wirksamkeit der Arbeit des BfW werden insbesondere an dem niederschwelligen Vor-Ort-Ansatz festgemacht. Dies erleichtert vor allem kleineren und mittleren Unternehmen die Inanspruchnahme institutioneller Betreuung. Die Programmbegleitung vor Ort stellt insbesondere im Hinblick auf den Beginn der Stadtteilarbeit im Programmgebiet Gelsenkirchen-Südost die frühzeitige Förderung von lokalökonomischen Netzwerken empfehlend zur Diskussion. Der Erfahrungstransfer nach Gelsenkirchen-Südost ist somit eine wichtige Aufgabe, der mit diesem Abschlussbericht eine schriftliche Grundlage erhält. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 59 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Die Arbeit ist noch nicht abgeschlossen Die Schließung der Räume des BfW zum 31. Dezember 2004 ist durch das Auslaufen der Städtebauförderungsmittel begründet. Die Arbeit im Bereich der Lokalen Ökonomie ist damit noch nicht abgeschlossen. Die etablierten Veranstaltungen „JUST – Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch“ und „Business Brunch“ werden vom Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Südost weitergeführt und sind für die Unternehmen aus dem Programmgebiet Bismarck/Schalke-Nord weiterhin offen. Darüber hinaus wurde der 5. Bismarcker Handwerkermarkt weiter begleitet. Positive Endabrechnung im Rahmen der Möglichkeiten Insgesamt kann resümiert werden, dass die Arbeit des BfW viele positive Anstöße geliefert hat, die das Wirtschaftsleben im Programmgebiet auf eine festere Basis gestellt haben. Die gezielte Förderung der lokalen Ökonomie mittels einer Vor-Ort-Einrichtung ist ein noch junges und wenig erprobtes Handlungsfeld in der Stadtteilarbeit. Nicht alle angestoßenen Maßnahmen konnten in der angedachten Art und Weise und mit dem erhofften Ergebnis zu Ende gebracht werden. Viele Umsetzungsschwierigkeiten sind der speziellen Situation vor Ort geschuldet. Die Einrichtung des BfW war insbesondere mit der schwachen wirtschaftlichen Ausgangssituation begründet und sollte dazu beitragen, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu beheben. Gleichzeitig sind die wirtschaftlichen Schwächen auch oft ein Grund für die wenig potente Unterstützung aus dem Stadtteil heraus. Das BfW konnte schließlich nur Anstöße zur Selbsthilfe liefern. Zudem hängt das „Wohl oder Wehe“ einer Maßnahme oft von den örtlichen Akteuren, ihren Befindlichkeiten, der „Chemie“ untereinander und den zeitlichen Möglichkeiten des Engagements ab. Insbesondere die Projekte zur Vernetzung der Wirtschaftsakteure sind schwierig dauerhaft zu erhalten, da sie meist keinen direkten kurzfristigen Nutzen für die Beteiligten erkennen lassen. Der einzige Zusammenschluss, der auch ohne die Unterstützung des BfW weiterhin Bestand haben wird, ist die Zusammenarbeit der EGG mit den am Handwerkermarkt beteiligten Unternehmern. Angesichts der Rahmenbedingungen gilt es, eine realistische, maßvolle Bewertung der Maßnahmen und des Erreichten vorzunehmen. In der Summe hat die Übertragung des Instrumentariums der Wirtschaftsförderung auf den Stadtteil und die enge Einbindung der örtlichen Akteure sich als nachahmenswert heraus gestellt. Hinsichtlich der Übertragung auf andere Stadtteile gilt es zu differenzieren und die jeweilige örtliche Situation grundlegend zu analysieren. Was in Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord nicht funktioniert hat, kann in anderen Stadtteilen durchaus ein erfolgreiches Instrument sein. Aber auch was positiv umgesetzt werden konnte, ist nicht unbedingt auf andere Stadtteile direkt übertragbar. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 60 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - 4 EMPFEHLUNGEN Das BfW hat seine Erfahrungen im Programmgebiet Bismarck/Schalke-Nord gewonnen. Darauf aufbauend lassen sich für andere Gebiete zur Förderung der Lokalen Ökonomie folgende Empfehlungen geben. Diese sind notwendigerweise allgemein formuliert und haben vor allem einen Hinweischarakter. Für die jeweiligen anderen Gebiete müssen die Ansätze auf ihre Umsetzbarkeit und Sinnhaftigkeit überprüft werden. Konsequente Öffentlichkeitsarbeit Als ein wesentlicher Erfolgsfaktor für eine nachhaltige Arbeit eines BfW kann insbesondere eine konsequente Hinwendung an die Öffentlichkeit genannt werden. Damit ist nicht nur die Werbung für das Angebot des BfW gemeint. Auch ein kontinuierliches Berichtswesen, das die Arbeit zur Förderung der Lokalen Ökonomie dokumentiert, sollte selbstverständlich erfolgen und an alle wesentlichen Akteure verteilt werden. Die Öffentlichkeitsarbeit dient darüber hinaus auch der Ausbildung einer gemeinsamen Gebietsidentifikation, die häufig nicht vorhanden ist. Zu Beginn öffentlichkeitswirksame Handlungsfelder besetzen Zu Beginn der Tätigkeit sollten Handlungsfelder ergriffen werden, die entsprechend öffentlichkeitswirksam dargestellt werden können und an den Hauptkritikpunkten der lokalen Ökonomie ansetzen. Das BfW muss in der Öffentlichkeit im Gespräch bleiben und sich über die Maßnahmen und Aktivitäten auch selbst zum Gesprächsthema machen. Daher sollte am Anfang der Arbeit das Handlungsfeld Einzelhandel intensiv angefasst werden. Hier bieten sich in den meisten Fällen auch die sichtbarsten Ansatzpunkte. Stadtteilzentren sind auf Grund der allgemeinen Entwicklung im Einzelhandel häufig sehr stark durch die Folgen des Strukturwandels betroffen. Oft ist die Versorgung der umliegend wohnenden Bevölkerung gefährdet. Somit kann eine Unterstützung des örtlichen Einzelhandels ein BfW für die gesamte Stadtteilbevölkerung zum Thema machen. Zielfindungsprozess zur Imageaufwertung am Anfang des Arbeitsprozesses Die Initiierung eines gemeinsamen Zielfindungsprozesses für ein Stadtteilmarketing eröffnet die Möglichkeit, die auf einen längeren Zeitraum ausgelegte Arbeit eines BfW auf eine breit abgestimmte und damit nachhaltig mitgetragene Basis zu stellen. Dieser Prozess sollte möglichst am Anfang der Tätigkeit stehen. Gerade hier sind besonders phantasievolle und auf den Ort bezogene Ideen zu entwickeln. Alle im Stadtteil verankerten Akteure, nicht nur die wirtschaftlich Aktiven, sind zu beteiligen. Erfolgversprechender aufsuchender Ansatz Von Anfang an sollte der direkte Zugang über die persönliche Ansprache zur lokalen Wirtschaft gesucht werden. Für viele Betriebsinhaber handelt es sich dabei um einen Erstkontakt zu einer wirtschaftsfördernden Beratung überhaupt, da die strukturschwachen Gebiete und die kleinen und mittleren Unternehmen häufig nicht im Fokus der traditionellen Wirtschaftsförderung und Kammertätigkeit liegen. Die ortsansässigen Unternehmen werden z.B. im Rahmen einer Unternehmensbefragung nicht nur auf das BfW aufmerksam gemacht, sondern erhalten gleichzeitig den direkten Zugang zu weitergehenden Beratungs- und Förderleistungen. Dadurch kann die Basis für eine ausgedehntere, erfolgreiche Zusammenarbeit gelegt werden. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 61 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Personelle Besetzung mit unterschiedlichen fachlichen Kompetenzen Ein BfW sollte mit unterschiedlichen fachlichen Kompetenzen besetzt sein, bzw. darüber verfügen können. Die Leitung des Büros sollte durch Personal erfolgen, das Projekt- und Prozesssteuerungskompetenzen besitzt. Dies ist insbesondere hilfreich angesichts der Funktion des BfW als Initiator von Entwicklungen. Ergänzt werden sollte diese Personalbesetzung durch eine Fachlichkeit der Unternehmensberatung. So ist gewährleistet, dass die Beratung der ortsansässigen Unternehmer als fachlich kompetent akzeptiert wird. Promotoren identifizieren Vernetzungsarbeit gelingt insbesondere dann, wenn anerkannte „Lokalgrößen“ aus der Unternehmerschaft zur Zusammenarbeit bewegt werden. Sie verfügen über vielfältige Kontakte im Stadtteil, sie sind als Unternehmerpersönlichkeiten anerkannt und können weitere Unternehmer zur Mitarbeit überzeugen. Auf dieser Basis können später einfacher und zielgerichteter selbsttragende Strukturen entwickelt werden, die auch nach Beendigung der Unterstützung durch das BfW stabil bleiben. Ethnische Ökonomie fördern Auf die besondere Situation von Migrantenunternehmen ist gezielt einzugehen. Die eher familiengebundene Sicht der Unternehmer ist durch eine gebietsbezogene und branchenorientierte Sicht zu ergänzen. Wege und Instrumente der Ansprache sind gezielt auf die jeweilige Migrantengruppe hin zu entwickeln. Dabei sind auch Integrationsbemühungen immer im Blick zu behalten, um die ethnische Ökonomie nicht in einem ausgegrenzten Nischendasein zu belassen. Zielgerichtete Clusteranalyse und –förderung Am Anfang der lokalökonomischen Arbeit sollte die Analyse wirtschaftlicher Cluster hinsichtlich Bestand, Dynamik und Perspektive innerhalb des Fördergebietes stehen. Ansprechpartner für lokalökonomische Förderungen sind insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen, die allein nur wenig wirtschaftliches Potenzial besitzen. Erst im Verbund mit anderen Unternehmen, die ähnliche Produktlinien oder Vermarktungswege aufweisen, können effiziente Strukturen aufgebaut werden. Oberstes Ziel ist hierbei die Stärkung der analysierten Stärken. Enge Verzahnung von Stadtteilerneuerung und lokaler Ökonomie Die lokalökonomische Förderung ist von positiven Standortbedingungen abhängig. Die Stadtteilerneuerung mit den jeweiligen baulichen und sozialen Projekten wertet den Standort grundsätzlich auf. Auch „wirtschaftsfremde“ Maßnahmen oder Akteure können im Sinne einer ökonomischen Förderung von großer Bedeutung sein. Stadtteilmanagement und BfW sollten daher Hand in Hand arbeiten, sich gegenseitig ergänzen und stützen. Die Verbesserung des Gewerbeumfeldes und die Realisierung von „Leuchtturmprojekten“ können die örtliche Situation aufwerten. Verfügungsbudget für gezielte Maßnahmen der lokalökonomischem Vor-Ort-Einrichtung Die Vor-Ort-Einrichtung zur Förderung der lokalen Ökonomie sollte über ein eigenes, verlässliches Finanzbudget für kleinere Maßnahmen z.B. der Öffentlichkeitsarbeit verfügen. Hierüber können nicht nur PR-Maßnahmen für das Vor-Ort-Büro abgedeckt werden, sondern z.B. auch Maßnahmen für stadtteilbezogene Initiativen und Zusammenschlüsse. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 62 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - 5 FÖRDERMITTELEINSATZ Sachkosten und zusätzliche Leistungen Personalkosten ca. 62.000 Euro ca. 10.000 Euro 2.450 Euro Kostenreduktion ca. 60.000 Euro ca. 2.000 Euro ca. 106.000 Euro Handlungsfeld Einzelhandel a) Marktanalyse b) Gesprächsrunden c) Gründung IG Bismarck und Haverkamp d) Ansiedlung eines Einzelhandelsvorhaben auf Consolidation 3/4/9 e) Qualifizierungsseminare Handlungsfeld Handwerk a) Bismarcker Handwerkermarkt b) Handwerker in die Schule c) Lehrer-Handwerker-Forum Handlungsfeld Existenzgründung durch Sponsoring-Gelder von Sparkasse Gelsenkirchen und Volksbank Gelsenkirchen-Buer e.G. unentgeltliches Engagement der Referenten des JUST a) Erstberatung b) Existenzgründungsseminare c) JUST – Jungunternehmerund Existenzgründerstammtisch d) Gründer Scouts Handlungsfeld ca. 12.000 Euro Kostenübernahme für Catering und Raumkosten durch GastgeBeratung, Qualifizierung, ber des Bismarcker Business Kooperationsförderung a) b) c) d) e) Brunch (Höhe nicht bezifferbar) Unternehmensbesuche Unternehmensbefragung Einzelberatung Bismarcker Business Brunch Qualifizierungsseminare Handlungsfeld Ethnische Ökonomie Handlungsfeld Standort- und Stadtteilimage a) Wirtschaftsforum Bismarck/ Schalke-Nord b) Bismarcker Wirtschaftsbrief c) Handwerkerzentrum d) Image-Werkstatt-Bismarck zusätzlich arbeitete für ein Jahr eine türkische ASS-Kraft für die Betreuung der Migrantenunternehmen ca. 10.000 Euro 50 % Finanzierung der Kosten für „Bismarcker Wirtschaftsbrief“ und Organisation „Wirtschaftsforum Bismarck/ Schalke-Nord“ durch beteiligte Firmen Kosten für „Image-WerkstattBismarck“ in Höhe von ca. 7.120 Euro durch Förderprogramm „Technische Hilfen“abgedeckt (Difu, Verein für Kommunalwissenschaften e.V.) Netzwerke a) b) c) d) ca. 130.000 Euro ca. 6.000 Euro ca. 50.000 Euro ca. 41.000 Euro Jour Fixe Lokale Ökonomie AK Bismarck AK Schalke-Nord Netzwerk Lokale Ökonomie Miete/ Bürokosten ca. 61.000 Euro SUMME ca. 95.000 Euro Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com ca. 455.000 Euro 63 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - In der Summe wurde das Projekt „Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirche-Bismarck/ Schalke-Nord“ über die Laufzeit von fast sieben Jahren mit insgesamt ca. 550.000 Euro Fördermitteln finanziert (die Mittel für das KMU-Projekt (s. Kap. 1.7) sind hier nicht berücksichtigt). Die Planungsgruppe STADTBÜRO hat im Rahmen der jeweils jährlich festgesetzten Verträge über die gesamte Laufzeit etwa 7.700 Arbeitsstunden abgeleistet. Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 64 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - 6 ANHANG Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 65 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 66 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht - 7 QUELLEN Bundesverband deutscher Wohnungsunternehmen e.V. (GdW) (HG): Preis Soziale Stadt 2002, Dokumentation. Berlin 2002 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord: Bismarcker Handwerkermarkt in Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord, Wettbewerbsbeitrag Preis Soziale Stadt 2002, Gelsenkirchen, Juli 2002 Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord: 18 x Bismarcker Business Brunch. Gelsenkirchen, 2004 Deutsches Institut für Urbanistik (Difu) (HG): Eine erste Bilanz des Bund-Länder-Programms „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die Sozial Stadt“, im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Berlin, Mai 2002 Deutsches Institut für Urbanistik (Difu) (HG): Strategien für die Soziale Stadt, Erfahrungen und Perspektiven – Umsetzung des Bund-Länder-Programms „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die Sozial Stadt“, im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Bericht der Programmbegleitung, Berlin, Juni 2003 G.I.B. Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (HG): Arbeit und Strukturwandel z.B. Stadterneuerung mehr Arbeitsplätze – mehr Lebensqualität in Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord, Bottrop, März 2000 Austermann, Klaus; Ruiz, Marcelo; Sauter, Matthias: Integrierte Stadtteilentwicklung auf dem Weg zur Verstetigung Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord, Abschlussbericht der Programmbegleitung vor Ort im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“ im Auftrag des Deutschen Instituts für Urbanistik. Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS) gemeinsam mit Arbeitsgruppe Bestandsverbesserung (AGB) am Institut für Raumplanung der Universität Dortmund, Dortmund, 2002 Weck, Sabine: Forum für Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf, Entwicklungsformen lokale Ökonomie. Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Dortmund, August 1996 Kreishandwerkerschaft Gelsenkirchen (HG): Handwerkeratlas Gelsenkirchen. Bearbeitung: Institut für Geographie Universität-Gesamthochschule Essen, Prof. Dr. Hans-Werner Wehling, Dipl. Geograph Friedrich Schulte-Derne, Dipl. Geograph Michael Weier, Gelsenkirchen, 1990 Stadt Gelsenkirchen, Fachbereich Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung (HG): Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord. Gelsenkirchen 2004 Weck, Sabine: Lokale Ökonomie in erneuerungsbedürftigen Stadtteilen, Arbeitspapier im Rahmen des Projektaufruf Ruhr „Initiativen in Stadtteilen und Siedlungen“, Dortmund, 04.01.2001 Weck, Sabine; Wewer, Susanne: Analyse der Lokalen Ökonomie in Gelsenkirchen-Bismarck/SchalkeNord, Dortmund, 15.05.1997 Wewer, Susanne; Schäfer, Carsten: Vernetzen als Handlungsmaxime, Förderung lokaler Beschäftigung und Ökonomie in Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord. In: vhw Forum Wohneigentum, Heft 1 Januar/Februar 2005, 6. Jahrgang, Seite 46-50 Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com 67