Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen

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Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen
Büro für Wirtschaftsentwicklung
Gelsenkirchen-Bismarck / Schalke-Nord
Projekt im Rahmen des Bund-Länder-Programms
„Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – Die Soziale Stadt“
Sieben Jahre Förderung der Lokalen Ökonomie vor Ort
April 1998 bis Dezember 2004
- Abschlussbericht -
Auftraggeber:
Stadt Gelsenkirchen
Referat Wirtschaftsförderung
Referat Stadtplanung
Bearbeitung:
Planungsgruppe STADTBÜRO
www.stadtbuero.com
Gelsenkirchen/Dortmund, Mai 2006
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
IMPRESSUM
Auftraggeber:
Stadt Gelsenkirchen
Referat Stadtplanung
Goldbergstraße 12
45875 Gelsenkirchen
Tel.: 0209 169 4740
Fax: 0209 169 4803
Referat Wirtschaftsförderung
Munscheidstraße 14
45886 Gelsenkirchen
Tel.: 0209 169 4652
Fax: 0209 169 4260
[email protected]
www.stadtplanung.gelsenkirchen.de
[email protected]
www.gelsenkirchen.de/Wirtschaft
Bearbeitung:
Planungsgruppe STADTBÜRO
Huckarder Straße 8-12
44147 Dortmund
Tel.: 0231 9732073
Fax: 0231 9732074
[email protected]
www.stadtbuero.com
Eine Vorbemerkung zum Sprachgebrauch:
Die deutsche Sprache bieten keine flüssigen Begriffe, die den weiblichen und männlichen Akteuren gleichermaßen gerecht werden. Entweder wird der Text langatmig, oder die Lesbarkeit
leidet darunter. Um die ohnehin vielschichtige Materie nicht noch unnötig zu belasten, passt
sich diese Dokumentation dem gängigen Sprachgebrauch an. Wenn vom Planer oder Sozialarbeiter die Rede ist, so ist dies lediglich eine Berufsbezeichnung und schließt die Planerin oder
die Sozialarbeiterin ebenso ein wie der Begriff des Bewohners die Bewohnerin etc. Die weiblichen Beteiligten und Betroffenen werden um Verständnis gebeten.
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INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG .................................................................................................................. 4
1
EINFÜHRUNG........................................................................................................... 5
1.1 Der Einsatzort des Büros für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/SchalkeNord ............................................................................................................................. 5
1.2 Theoretischer Ansatz: Verlängerter Arm der Wirtschaftsförderung ............................. 17
1.3 Programmatischer Ansatz: Kooperation mit bestehenden Institutionen ...................... 19
1.4 Stellung im Kontext der Stadterneuerung ................................................................... 21
1.5 Organisation des Büros .............................................................................................. 22
1.6 Erfahrungsaustausch und überörtliche Kommunikation .............................................. 23
1.7 Kopplung mit dem KMU-Projekt.................................................................................. 24
1.8 Chronologischer Ablauf .............................................................................................. 24
2
PROJEKTARBEIT .................................................................................................. 25
2.1 Einzelhandel ............................................................................................................... 26
2.2 Handwerk ................................................................................................................... 32
2.3 Existenzgründung ....................................................................................................... 38
2.4 Beratung, Qualifizierung, Kooperationsförderung ....................................................... 43
2.5 Ethnische Ökonomie................................................................................................... 49
2.6 Standort- und Stadtteilimage ...................................................................................... 50
3
RESÜMEE/SCHLUSSFOLGERUNGEN ................................................................. 56
4
EMPFEHLUNGEN................................................................................................... 61
5
FÖRDERMITTELEINSATZ ..................................................................................... 63
6
ANHANG................................................................................................................. 65
7
QUELLEN ............................................................................................................... 67
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Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
EINLEITUNG
Die Förderung der Lokalen Ökonomie nimmt einen hohen Stellenwert bei der Stabilisierung und
Verbesserung der Lebensverhältnisse in benachteiligten Stadtteilen ein. Die Bedeutung für den
städtischen und lokalen Arbeitsmarkt sowie die Versorgungsqualität der Bevölkerung mit Waren
und Dienstleistungen vor allem des täglichen Bedarfs steht außer Frage. Entscheidend ist dabei
vor allem, für die wirtschaftlich Handelnden einen Ansprechpartner vor Ort anzubieten. Dieser
Ansprechpartner kann die wirtschaftlichen Schieflagen naturgemäß nicht durch einen direkten
Eingriff in das wirtschaftliche Geschehen beheben. Aber der Ansprechpartner kann im Sinne
eines Dienstleisters Hilfe und Unterstützung anbieten und die einzelnen Interessen verbinden.
Ein solches Vorgehen zur Stärkung der lokalen Wirtschaftsstrukturen wurde mit dem Büro für
Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord (BfW) in den Jahren 1998 bis
2004 erprobt.
Der vorliegende Abschlussbericht beschreibt und bewertet die Arbeit des BfW innerhalb der fast
sieben Jahre des Bestehens und gibt Hinweise bezüglich der Übertragbarkeit des Projektansatzes bzw. benennt die Fallstricke und sonstigen Hemmnisse und gibt Hinweise auf mögliche
Verbesserungen für ähnliche Strukturen und Arbeitsansätze in Gelsenkirchen und anderen
Städten.
Der Bericht gliedert sich in vier Hauptkapitel.
1. erstes Kapitel „Einführung“: beschreibt die Grundlagen, Hintergründe und Rahmenbedingungen für die Arbeit des BfW. Dargestellt werden die wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen im Programmgebiet Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord. Zudem wird
das Programmgebiet kurz beschrieben. Darüber hinaus werden der theoretische und der
programmatische Ansatz der Arbeit des Büro für Wirtschaftsentwicklung erläutert. Und nicht
zuletzt wird die Stellung des Büros im Kontext der Stadterneuerung und die Organisation
des Büros beschrieben.
2. zweites Kapitel „Projektarbeit“: stellt die konkrete Projektarbeit in den einzelnen Handlungsfeldern des BfW dar. Dementsprechend ist das Kapitel unterteilt in die Abschnitte ‚Einzelhandel‘, ‚Handwerk‘, ‚Existenzgründung‘, ‚Beratung, Qualifizierung, Kooperation‘, ‚Ethnische
Ökonomie‘, ‚Standort- und Stadtteilimage‘. Die gemachten Erfahrungen werden bewertet
und der Ansatz der einzelnen Projekte diskutiert.
3. drittes Kapitel „Resümee/Schlussfolgerungen“: zieht ein zusammenfassendes Fazit und
stellt Schlussfolgerungen dar als Basis für die Arbeit in anderen Projektzusammenhängen
und als kritische Reflexion der Arbeit des BfW.
4. viertes Kapitel „Empfehlungen“: formuliert grundsätzliche Empfehlungen zur erfolgreichen
Umsetzung von Projekten zur Förderung der Lokalen Ökonomie
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1
EINFÜHRUNG
Die Arbeit des BfW war von verschiedenen Sachzwängen, Rahmenbedingungen und konzeptionellen Vorüberlegungen geleitet. In den folgenden Kapiteln wird daher vorab das Programmgebiet und damit der Einsatzort des Büros beschrieben. Zusätzlich wird auf organisatorische
und konzeptionelle Hintergründe und Tatsachen eingegangen, die die Arbeit des Büros einordnen lassen.
1.1
Der Einsatzort des Büros für Wirtschaftsentwicklung GelsenkirchenBismarck/Schalke-Nord
1.1.1
Ausgangssituation
Bismarck und Schalke-Nord sind zwei durch die Strukturen der montanen Großindustrie geprägte Stadtteile in Gelsenkirchen, die seit dem Niedergang der Montanindustrie in besonderer
Weise vom wirtschaftlichen Strukturwandel gekennzeichnet sind.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Bismarck und Schalke-Nord durch die industrielle
Großproduktion geprägt. Neben den beiden Bergwerken Consolidation und Graf Bismarck entwickelten sich Großbetriebe der Eisen- und Stahlindustrie sowie eine Glas- und Spiegelfabrik
und der Betrieb „Chemische Schalke“. Auf Grund des Arbeitskräftebedarfs der Industriebetriebe
entwickelte sich die Bevölkerungszahl bis in die 1960er Jahre positiv. Zu diesem Zeitpunkt lebten in Bismarck und Schalke-Nord insgesamt fast 34.000 Einwohner. In den Folgejahren setzte
mehr oder weniger parallel zur negativen Entwicklung der Montanindustrie ein fast kontinuierlicher Bevölkerungsrückgang ein. Ende 2004 wurden in beiden Stadtteilen1 noch etwa 21.300
Einwohner gezählt.
Ab dem Jahr 1966 begann mit der Schließung des Bergwerkes „Graf Bismarck“ (Sitz im Stadtteil Erle) ein ökonomischer Erosionsprozess, der bis heute nachwirkt. Den Höhepunkt erreichte
der wirtschaftliche Niedergang mit der Stilllegung des Bergwerkes Consolidation 3/4/9 im Jahr
1994. Gut 4.000 Arbeitsplätze gingen dadurch im Stadtteil Bismarck verloren.
Luftbildaufnahme des Stadtteils Bismarck
mit der Fläche des Bergwerkes Consolidation 3/4/9
Quelle: Stadt Gelsenkirchen, 1995
In der Folge sank auch die örtliche Kaufkraft, notwendige Instandsetzungs- und Modernisierungsinvestitionen im Gebäudebestand blieben aus. Das städtebauliche Erscheinungsbild ver-
1
Die statistische Abgrenzung der Stadtteile Bismarck und Schalke-Nord entspricht nicht der Abgrenzung des
Programmgebietes.
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Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
schlechterte sich. Großflächige Industriebrachen, minder genutzte Flächen und leerstehende,
ehemals gewerblich genutzte Gebäude waren und sind teilweise auch aktuell augenfällige
Kennzeichen dieser Entwicklung. Die sozialen und wirtschaftsstrukturellen Folgen dieser Entwicklung sind weniger sichtbar. Aber die überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit sowie der hohe
Anteil an Empfängern von Transferleistungen in den Stadtteilen beeinflussen die weitere Stadtteilentwicklung elementar.
Aus diesem Grund wurden große Teilbereiche der Stadtteile 1994 in das Förderprogramm
„Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“ des Landes Nordrhein-Westfalen aufgenommen (heute Bund-Länder-Programm „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die Soziale Stadt“).
Maschinenhaus mit Betonförderturm des
Bergwerkes Consolidation 3/4/9
Bismarckstraße
Quelle: Stadt Gelsenkirchen, 1997
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 1998
Bickernstraße/ Ecke Grünstraße
Gewerbegebiet Ahlmannshof
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 1998
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 1998
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1.1.2
Geographische Abgrenzung:
Das im Rahmen der Stadterneuerung abgegrenzte Programmgebiet liegt nordöstlich der Gelsenkirchener City.
A52
Geographische Lage des Programmgebietes
Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord
Dorsten
Marl
Quelle: eigene Darstellung, 2004
Herten
Buer
Gelsenkirchen
A2
RheinHerneKanal
Bottrop
Programmgebiet
Altstadt
A42
Hbf.
Essen
B224
Bochum
Das Programmgebiet umfasst fast den gesamten Stadtteil Bismarck und die problematischen
Teile von Schalke-Nord. Die Abgrenzung des Programmgebietes ist daher nicht deckungsgleich
mit den Grenzen der statistischen Gebietseinteilung, weshalb statistische Daten nur begrenzt
für Analysen verwendet werden können (s. Kap. 1.1.3).
Die Abgrenzung des Programmgebietes entspricht den Anforderungen der Stadterneuerung im
Rahmen des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“. Im Hinblick auf die Anforderung einer
Förderung der lokalen Ökonomie hat sich gezeigt, dass diese Grenzziehung zu eng greift. An
den Rändern des Programmgebietes befinden sich größere Gewerbegebiete, die in die lokale
Wirtschaftsentwicklung einbezogen wurden. Dementsprechend wurde das Arbeitsgebiet für das
BfW erweitert um die Gewerbeareale „Alfred-Zingler-Straße“, „Schalke-Nord“ und „Grimbergstraße“.
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Die Gewerbeareale im
Programmgebiet Gelsenkirchen-Bismarck/ SchalkeNord
Verfügbare Gewerbeflächen
auf Consolidation 3/4/9
GE-Gebiet
Alfred-Zingler-Str.
GE-Gebiet
Grimbergstr.
A42
traße
kfeld
tings
Rec
Uech
Trinenkamp
Bic
ker
ns
Consolidation 3/4/9
Bis
m
arc
kst
raß
e
Gewerbepark
Schalke
e
e
traß
straß
GE-Gebiet
Freiligrathstr.
Quelle: eigene Darstellung, 2004
GE-Gebiet
Pommernstr.
GE-Gebiet
Ahlmannshof
Durch Immobilienverwalter
betreut und vermietet
1.1.3
Rahmenbedingungen
Die Rahmenbedingungen der wirtschaftlichen Entwicklung hängen zum einen von demographischen und soziostrukturellen Faktoren ab, sind aber zum anderen auch eine Folge der Standortentwicklung. Nachfolgend werden daher die sozio-demographische und GewerbestandortEntwicklung nachvollzogen, um somit ein zusammenfassendes Bild der lokal-ökonomischen
Strukturen in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord zeichnen zu können. Weil die Stadtteile nicht insgesamt in das Programmgebiet einbezogen wurden (s. Kap. 1.1.2), können auf
Stadtteilebene erhobene statistische Daten nur begrenzt für die Analyse zur lokalen Ökonomie
ausgewertet werden.
Die sozio-demographische Entwicklung
Überdurchschnittliche hohe Arbeitslosigkeit, ein hoher Anteil an Empfängern von Transferleistungen und ein überdurchschnittlicher Einwohnerrückgang sind nur einige Gründe, die dazu
beigetragen haben, dass die Stadtteile Bismarck und Schalke-Nord als Stadterneuerungsbereiche in das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ aufgenommen wurden. Die soziostrukturellen, demographischen und wirtschaftsstrukturellen Schieflagen im Programmgebiet sind im
Vergleich zur Gesamtstadt stärker ausgeprägt. Wobei schon auf gesamtstädtischer Ebene der
Rückgang der Einwohnerzahlen und die Zahl der Empfänger von Transferleistungen im regionalen Vergleich hoch sind. Mit einem Blick auf die Statistik wird nachfolgend die Entwicklung in
den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord in der Zeit des Bestehens des BfW resümiert.
Die Einwohnerzahl sank im Programmgebiet im Zeitraum zwischen 1997 und 2003 um fast 8 %
auf rund 20.100 Personen, wobei der Rückgang der Bevölkerung im Stadtteil Schalke-Nord mit
mehr als 10 % am größten war. In der Gesamtstadt hingegen ging die Einwohnerzahl nur um
rund 5 % zurück.
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Veränderung der Einwohnerzahl
im Zeitraum 1997 bis 2003
(1997=100)
101
99,2
98,9
100
99
98,4
98,6
97,1
97
97,3
97,3
97,7
96,6
97,0
96,1
96,1
95
95,2
93,5
93,2
91
Bismarck/Schalke-Nord
87,9
Schalke-Nord
87
92,4
90,3
Gelsenkirchen
89
Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung
94,4
94,7
93,5
93
95,9
87,8
87,5
Bismarck
85
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
Der deutliche Abwanderungstrend ist vor allem in der Altersklasse der 19- bis 65-jährigen zu
verzeichnen und betrifft damit insbesondere die erwerbsfähige Bevölkerung. Allein im Zeitraum
zwischen 1999 und 2003 verringerte sich die Zahl der erwerbsfähigen Bevölkerung in den
Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord um 8 %, so dass die demographische Entwicklung im
Programmgebiet einen deutlich stärkeren Trend hin zu einer älteren Bevölkerungsstruktur aufweist als dies für die Gesamtstadt festgestellt werden kann. Demgegenüber ist die Zahl der über 65jährigen generell angestiegen, im Programmgebiet mit 4 % sichtbar stärker als in der Gesamtstadt, die einen fast nur halb so hohen Anstieg der Rentner vorweist.
0 - 18 Jahre
19 - 65 Jahre
über 65 Jahre
6%
3,6
4%
4,1
2,3
2%
Prozentuale Veränderung der
Einwohner nach Altersklassen im
Zeitraum zwischen 1999 und
2003
Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung
0%
-2 %
-4 %
-4,0 -4,2
-4,8
-6 %
-6,7
-8 %
-8,3
-10 %
-12 %
-9,6
Schalke-Nord
Bismarck
Gelsenkirchen
Auffällig an der Einwohnerstruktur in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord ist der vergleichsweise hohe Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung. Er liegt mit rund 17 % im Programmgebiet über den entsprechenden Werten der Gesamtstadt (ca. 13 %). In den letzten Jahren ist
der Anteil der ausländischen Bevölkerung kontinuierlich zurückgegangen. Dies hängt zum Teil
mit der Einbürgerung der ehemals Nichtdeutschen zusammen.
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22,0
21,0
20,0
21,4
Anteil Nichtdeutscher an der Bevölkerung in den Jahren 1997 bis
2003
20,8
21,1
20,3
19,0
19,5
19,1
19,4
18,0
18,3
18,2
17,3
17,1
17,9
18,0
17,0
16,0
Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung
16,5
15,0
14,0
13,0
13,9
13,9
13,6
12,0
11,0
Schalke-Nord
13,0
12,8
Bismarck
12,8
12,7
Gelsenkirchen
10,0
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
Den größten Anteil an der nichtdeutschen Bevölkerung haben türkische Staatsbürger. Im Stadtteil Bismarck stellen Türken über drei Viertel der ausländischen Bevölkerung. Dieser Anteil liegt
weit über den entsprechenden Relationen in der Gesamtstadt, wo etwas mehr als Hälfte der
ausländischen Einwohner die türkische Staatsbürgerschaft besitzen.
Anteil türkischer Staatsbürger an
nichtdeutscher Bevölkerung
90,0
85,0
82,7
83,2
81,4
80,9
80,1
80,0
79,2
79,0
57,4
56,9
75,0
Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung
70,0
65,0
61,1
60,9
60,0
55,0
52,0
53,9
59,0
59,6
58,8
53,3
53,9
53,2
51,2
50,0
45,0
Schalke-Nord
Bismarck
49,7
Gelsenkirchen
40,0
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
Die Zahl der Beschäftigten ist zumindest im Stadtteil Bismarck im Zeitraum zwischen 1998 und
2002 nur gering gesunken. Der Rückgang fällt mit rund 2 % sogar geringer aus als in der Gesamtstadt. Demgegenüber ist im Stadtteil Schalke-Nord der Rückgang der Beschäftigtenzahl
mit der Gesamtstadt über den gesamten betrachteten Zeitraum mit ca. 4,5 % vergleichbar.
Nachdem ein großer Teil an Arbeitsplätzen mit der Schließung des Bergwerkes Consolidation
3/4/9 verloren gegangen war, konnten die am Standort verbliebenen Betriebe die Beschäftigung
im Stadtteil weitgehend stabilisieren, wenngleich auf einem geringerem Niveau als vor der
Schließung des Bergwerkes.
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Veränderung der Zahl der Beschäftigten im Zeitraum 1998 bis
2002 (1998=100)
108,0
106,8
106,0
104,8
104,5
104,0
102,0
100,0
Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung
101,4
100,0
101,1
100,2
100,2
98,6
98,1
98,0
96,0
Schalke-Nord
Bismarck
Gelsenkirchen
98,5
95,5
94,0
1998
1999
2000
2001
2002
Der Strukturwandel hat insgesamt noch keine entscheidenden Veränderungen bezüglich des
Arbeitsplatzangebotes bewirkt. Noch immer sind Tätigkeiten im sekundären Sektor vorherrschend, wenngleich die großindustriellen Strukturen weitgehend aufgelöst sind. Dementsprechend überwiegen die Arbeiter unter den Beschäftigten, obwohl der Anteil der Arbeiter in der
Zeit zwischen 1998 und 2002 auch in Bismarck und Schalke-Nord von damals annähernd 60 %
auf nun 54 % zurückgegangen ist. In der Gesamtstadt hingegen stellen die Angestellten schon
mehr als die Hälfte der Beschäftigten.
Arbeiter
Angestellte
Anteil Arbeiter und Angestellte im
Vergleich im Zeitraum 1998 bis
2002 für Bismarck/Schalke-Nord
100%
90%
80%
41
43
44
45
46
59
57
56
55
54
1998
1999
2000
2001
2002
70%
Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
Arbeiter
Angestellte
Anteil Arbeiter und Angestellte im
Vergleich im Zeitraum 1998 bis
2002 für die Gesamtstadt
100%
90%
80%
70%
51
49
51
48
53
49
51
49
52
47
1998
1999
2000
2001
2002
Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
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Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
Nach dem Wegbrechen der Großindustrie sind viele Beschäftigte freigesetzt worden. Die Arbeitslosigkeit ist auch knapp zehn Jahre danach noch hoch. Die genaue Arbeitslosenquote ist
für das Programmgebiet nicht darstellbar. Es ist aber davon auszugehen, dass die Arbeitslosenquote im Programmgebiet noch über dem insgesamt hohen Wert der Stadt Gelsenkirchen
liegt (Jahresdurchschnitt 2004: 19,4 %, Januar 2006: 23,3 %, nach den Änderungen in der Sozialgesetzgebung). Verdeutlicht wird dies durch das Verhältnis „Zahl der Arbeitslosen zur Zahl
der Beschäftigten“ in der folgenden Grafik.
45
43
40
38
35
33
30
28
25
23
20
18
15
13
Zahl der Arbeitslosen pro 100
Beschäftigte im Zeitraum 1999
bis 2002
44
43
40
Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung
36
29
28
29
26
27
25
14
13
Schalke-Nord
10
25
24
1999
14
13
Bismarck
2000
Gelsenkirchen
2001
NRW
2002
Vergleichsweise hoch ist auch das Verhältnis der Arbeitslosen zu den Erwerbsfähigen insbesondere im Stadtteil Schalke-Nord. Gegenüber dem Jahr 1999 ist hier zudem ein weiterer Anstieg zu verzeichnen, so dass von einer sich erhöhenden Arbeitslosenquote ausgegangen werden kann.
18,0
16,0
16,6
31.12.1999
Arbeitslose pro 100 Erwerbsfähige 1999 und 2003 im Vergleich
31.12.2003
15,0
14,0
12,7
11,5
12,0
Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung
12,6
11,3
10,0
8,0
7,1
7,6
6,0
4,0
2,0
0,0
Schalke-Nord
Bismarck
Gelsenkirchen
NRW
Bemerkenswert ist darüber hinaus der vergleichsweise hohe Anteil der Arbeitslosen unter 25
Jahren an allen Erwerbslosen. Wenngleich dieser Anteil in den letzten Jahren sukzessive abgesunken ist und sich dem Wert der Gesamtstadt angenähert hat, ist er angesichts der sich verringernden Bevölkerungsanteile dieser Altersgruppe (zwischen 4 % und 9 % in den Jahren
1999 bis 2003) ein Indiz für die schwierige Lage des örtlichen Arbeitsmarktes für jugendliche
Beschäftigungssuchende. Vermutet werden kann auf Grund der hier aufbereiteten Daten, dass
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im Programmgebiet ein geringerer Anteil qualifizierter Schulabschlüsse besteht, was den Berufseinstieg für die Schulabgänger erschwert.
18,0
17,0
16,9
Schalke-Nord
Bismarck
Gelsenkirchen
16,0
16,0
15,0
Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung
14,0
13,0
Anteil der Arbeitslosen unter 25
Jahren an allen Arbeitslosen im
Zeitraum 1997 bis 2003
13,0
12,6
13,6
12,0
12,8
11,0
11,0
11,0
10,0
10,2
11,5
12,4
11,7
12,4
12,0
11,0
11,1
11,0
2001
2002
2003
10,0
9,0
8,0
1997
1998
1999
2000
Analog zum hohen Anteil der ausländischen Bevölkerung, die fast ein Fünftel der Einwohner
stellt, ist auch der Anteil der nichtdeutschen Arbeitslosen überdurchschnittlich in den Stadtteilen
Bismarck und Schalke-Nord. Er liegt in beiden Stadtteilen in 2003 bei gut einem Viertel, während in der Gesamtstadt jeder Fünfte Arbeitslose nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt.
Auffällig ist dabei vor allen Dingen der Anstieg der arbeitslosen Nichtdeutschen in SchalkeNord.
28,0
26,4
26,0
26,0
25,4
25,3
25,5
25,5
24,2
Anteil der Nichtdeutschen Arbeitslosen an der Gesamtzahl
der Arbeitslosen im Zeitraum
1997 bis 2003
Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Statistikstelle, eigene Berechnung
24,0
23,7
23,0
22,0
21,8
20,0
21,1
20,4
20,9
19,8
Schalke-Nord
20,7
20,8
Bismarck
20,6
20,3
Gelsenkirchen
18,0
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
Entwicklung von Standorten/ Gewerbegebieten
Die wirtschaftliche Struktur im Programmgebiet ist insgesamt als kleinteilig zu bezeichnen.
Nach dem Wegbrechen der industriellen Großstrukturen bestehen hauptsächlich kleine und
mittlere Unternehmen. In der Summe existieren rund 400 Unternehmen in den Branchen Handel, Dienstleistung, Gewerbe und Industrie.
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Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
Auf der Fläche des Bergwerkes Consolidation 3/4/9 neu angesiedelter Verbrauchermarkt
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 2004
Der Einzelhandel ist weitgehend auf die Versorgung der Stadtteilbevölkerung ausgerichtet. Im
Vergleich zur Einschätzung der Absatzsituation in der Studie „Analyse der Lokalen Ökonomie in
Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord“2 hat sich die Situation in den Einkaufsschwerpunkten,
bis auf die Ansiedlung auf Consolidation 3/4/9, in den letzten Jahren nicht merklich geändert.
Einzelne Ladengeschäfte haben in der Zwischenzeit den Betreiber gewechselt, was für die
Branche Einzelhandel als durchaus typisch zu bezeichnen ist. Größere Leerstände oder Mindernutzungen sind aber demgegenüber nicht entstanden. Verändert hat sich in den letzten Jahren die Zusammensetzung des Einzelhandels durch die Zunahme von Ladengeschäften, die
durch Einwohner mit Migrationshintergrund geführt werden. Insbesondere in der Bismarckstraße hat sich hierdurch das Straßenbild sichtbar verändert. Mit der Eröffnung eines Verbrauchermarktes Ende des Jahres 2003 auf der ehemaligen Bergwerksfläche Consolidation 3/4/9 wurde
das Angebotsspektrum im Grundversorgungssegment erweitert. Diese Maßnahme hatte natürlich Auswirkungen auf die Einzelhandelssituation im Stadtteil Bismarck. Im positiven Sinne erhielt die Einzelhandelslage Bismarckstraße dadurch ein zusätzliches, aktuelles Einzelhandelsangebot. Nachteilig war die Freiräumung zweier Discountfilialen, die das direkte Umfeld der
betroffenen Standorte entsprechend beeinträchtigt. Eine Schwächung des Einzelhandelsstandortes Bismarck hat aber insgesamt nur in einem kleineren Umfang statt gefunden, so dass die
Versorgungslage und die Absatzsituation für den örtlichen Einzelhandel in der Summe für den
Standort Bismarck als zufriedenstellend zusammen gefasst werden kann. Im Stadtteil SchalkeNord hat sich in den letzten Jahren durch Schließung einzelner Nahversorgungsangebote die
Einzelhandelslandschaft ausgedünnt. Hier besteht im Sinne einer fußläufig erreichbaren Grundversorgung ein Defizit.
2
Weck, Sabine; Wewer, Susanne: Analyse der lokalen Ökonomie in Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord,
Dortmund, 15. Mai 1997
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
14
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
Die Standortstruktur des
Einzelhandels im Programmgebiet Gelsenkirchen-Bismarck/ SchalkeNord
Quelle: eigene Darstellung, 2004
Die Handwerksbetriebe haben ihren Kundenstamm vornehmlich im mittelbaren Umfeld und haben damit ihr Marktgebiet hauptsächlich auf das Stadtgebiet Gelsenkirchens ausgerichtet. Im
Handwerkeratlas 3 wurde festgestellt, dass 82 % der Betriebe hauptsächlich Kundenbeziehungen innerhalb des Stadtgebietes pflegen. Auch die Gewerbebetriebe sind eher dem Mittelstand
zuzurechnen. In der Mehrzahl beschäftigen die Unternehmen nicht mehr als 20 Erwerbstätige,
es gibt nur vereinzelte Betriebe, die über einen größeren Personalstamm verfügen. Eine entscheidende Veränderung des Unternehmensbestandes innerhalb des Programmgebietes hat
nicht statt gefunden. Wie auch die Entwicklung der Zahlen der Beschäftigten zeigt, sind nach
der Schließung der großindustriellen Produktions- und Bergbauunternehmen keine weiteren
Stellenrückgänge in einem größerem Umfang zu verzeichnen gewesen.
Auf Grund der industriellen Vergangenheit sind in den Stadtteilen größere Areale vorhanden,
auf denen Gewerbebetriebe konzentriert sind. Von den im Programmgebiet bzw. direkt angrenzend liegenden sechs Gewerbegebieten werden die Gewerbeareale „Gewerbepark Schalke“
und „Gewerbegebiet Ahlmannshof“ von den Grundstückseigentümern betreut und vermietet.
Darüber hinaus sind nur wenige zusammenhängende Flächenpotenziale vorhanden. Das größte Areal, die ehemalige Bergwerksfläche Consolidation 3/4/9, wurde im Laufe der Stadtteilerneuerung zum Stadtteilmittelpunkt mit kulturellen Angeboten, Einzelhandelsgeschäften, Wohnnutzung, einem Stadtteilpark und Gewerbegrundstücken entwickelt. Die Gewerbeflächen sind
zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vermarktet.
Die Gewerbegebiete mit Einzeleigentum („ Alfred-Zingler-Straße“, „Freiligrathstraße“, „Grimbergstraße“, „Pommernstraße“) haben in den Jahren des Bestehens des BfW grundsätzlich ihre
Bedeutung als Standort erhalten können. Keines der Gebiete hat größere Bestandsveränderungen erfahren, so dass im Wesentlichen die zu Beginn der Tätigkeit des BfW ansässigen Betriebe auch sieben Jahre später im Programmgebiet ihren Geschäften nachgegangen sind. Einzelne kleinere Betriebe haben ihren Standort verlagert oder ihre Wirtschaftstätigkeit aufgegeben. In der Summe sind etwa ein Fünftel der anfangs ansässigen Betriebe bei einer Begehung
Ende 2004 nicht mehr angetroffen worden. Die Betriebsgebäude und –flächen sind aber fast
gänzlich von neuen Unternehmen besetzt worden, so dass in keinem Gewerbegebiet in den
Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord eine merkliche Anzahl an Leerständen zu verzeichnen
3
Handwerkskammer Münster: Handwerkeratlas Gelsenkirchen, 1993
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
15
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
ist. Dementsprechend kann die Zahl der Arbeitsplätze in den Gewerbegebieten mit Einzeleigentum weiterhin mit rund 1.400 angegeben werden.
Der „Gewerbepark Schalke“ wird von der Firma DOBA Vermietung und Service GmbH verwaltet. Die Mieterstruktur hat sich im betrachteten Zeitraum nicht verändert. Wie schon 1997 liegt
der Schwerpunkt der Mieter auf dem Sektor Großhandel, Vertrieb, Transport und Lager, insbesondere Speditionsbetriebe sind auf dem Areal eingemietet. Der zweite große Branchenschwerpunkt liegt im produzierenden Sektor und hier vor allem in der Verarbeitung von Stahl,
Spiegel, Glas, Holz und Stein. Insgesamt sind 59 Unternehmen im Gewerbepark Schalke ansässig, damit hat sich auch die Zahl der Mieter nicht verändert. Somit kann auch davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Beschäftigten konstant geblieben ist. 1997 wurde die Zahl
der Beschäftigten von der Vermietungsgesellschaft für den „Gewerbepark Schalke“ mit ca.
1.000 angegeben.
Das „Gewerbegebiet Ahlmannshof“ wird von der Firma Metall Service Partner GmbH verwaltet,
einer Tochterfirma der Thyssen-Krupp AG. Das Areal ist ein ehemaliger Gewerbestandort der
Firma Krupp-Hoesch, die nach dem Abzug der Produktion 1994 die Vermietung an Einzelunternehmen vornahm. Der Vermietungsstand ist in den letzten Jahren sukzessive angestiegen.
1997 waren ca. 40 Unternehmen als Mieter geführt. Ende des Jahres 2004 war die Zahl der
Mieter fast doppelt so hoch. Das Areal wird insbesondere von Unternehmen nachgefragt, die
keine besonderen Standortanforderungen stellen. Insgesamt besteht ein großes Branchenspektrum. Das reicht von Unternehmen, die im Kfz-Gewerbe tätig sind, über Handwerksbetriebe, die die ehemals in der Stahlproduktion genutzten Hallen verwenden, bis zu einzelnen Stahlunternehmen und Speditionsbetrieben sowie Recycling-Unternehmen. Die Bestandsaufnahme
vor Beginn der Tätigkeit des BfW bezifferte die Zahl der Arbeitsplätze im Gewerbegebiet Ahlmannshof mit mindestens 820. Ausgehend von der Tatsache, dass sich die Zahl der eingemieteten Betriebe verdoppelt hat, kann darauf geschlossen werden, dass parallel auch die Zahl der
Beschäftigungsverhältnisse um etwa das Doppelte angestiegen ist. Somit ist für den Zeitpunkt
Ende des Jahres 2004 eine Beschäftigtenzahl von ca. 1.600 Arbeitern und Angestellten anzunehmen.
In der Summe arbeiten geschätzt 4.000 Beschäftigte in den Unternehmen, die in den insgesamt
sechs Gewerbegebieten verortet sind.
Die Gewerbeareale im
Programmgebiet Gelsenkirchen-Bismarck/ SchalkeNord
GE-Gebiet
Grimbergstr.
GE-Gebiet
Alfred-Zingler-Str.
A42
aße
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Trinenkamp
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Julius B.
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Evangelische
Gesamtschule
Consolidation 3/4/9
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Gewerbepark
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Stadtteilbüro
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Rec
GE-Gebiet
Freiligrathstr.
Quelle: eigene Darstellung, 2004
GE-Gebiet
Pommernstr.
GE-Gebiet
Ahlmannshof
Büro für
Wirtschaftsentwicklung
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
16
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
1.2
Theoretischer Ansatz: Verlängerter Arm der Wirtschaftsförderung
Die im Auftrag der Stadt Gelsenkirchen im Jahr 1997 verfasste „Analyse der lokalen Ökonomie
in Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord“ kam zu dem Ergebnis, dass eine im Programmgebiet
ansässige Stelle für lokale Wirtschaftsentwicklung vorhandene Defizite zielgerichteter ausgleichen könnte. Das BfW wurde als praktische Schlussfolgerung dieser Studie gegründet.
Mit der Einrichtung eines BfW hat die Stadt Gelsenkirchen nicht nur der Bedeutung der Stärkung der lokalen Ökonomie an sich Rechnung getragen, sondern auch ganz klar ein Zeichen
dahingehend gesetzt, dass die Wirtschaftsförderung vor Ort neben dem Quartiersmanagement
eine Aufgabe darstellt, die durch eine separate Einrichtung geleistet werden muss.
Örtliche Kontaktstelle für ortsansässige kleine und mittlere Unternehmen
Als erstrangige Zielsetzung wurde formuliert, die nach dem Niedergang der wirtschaftlichen
Großstrukturen bestehende kleinteilige Wirtschaftsstruktur gezielt mit einer langfristigen und
dauerhaften Perspektive zu fördern und zu stärken. Die wesentlichen Aufgabengebiete des BfW
lagen in der Beratung, der Kooperationsförderung und der Konzeptentwicklung.
Die Studie aus dem Jahr 1997 hatte als entscheidend heraus gearbeitet, dass die im Programmgebiet bestehenden kleinen und mittleren Unternehmen das institutionelle Beratungsangebot durch die städtische Wirtschaftsförderung kaum in Anspruch nehmen. Diese Zurückhaltung hatte, entsprechend der Ergebnisse der geführten Interviews, teilweise ihre Ursache in
Berührungsängsten oder Vorbehalten. In Teilen herrschte die Meinung unter den kleinen und
mittleren Unternehmern, dass durch die amtliche Beratung insbesondere Großunternehmen
gefördert würden, während kleine und mittlere Unternehmen nach Ansicht der Befragten weniger Beachtung fänden. Hier galt es, durch die Einrichtung einer Anlaufstelle vor Ort den direkten
Kontakt zu den ortsansässigen Unternehmern zu suchen und vertrauensvoll aufrecht zu erhalten. In diesem Sinne wurde das BfW als Außenstelle des Referates Wirtschaftsförderung konzipiert und arbeitete mit diesem auch direkt zusammen.
Zielgruppe des BfW war grundsätzlich alle im Stadtteil wirtschaftlich tätigen Menschen und Unternehmen sowie alle Personen, die einen Teil zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen können.
Das BfW bot durch die an fünf Wochentagen gewährleistete Vor-Ort-Präsenz und die räumliche
Nähe - ganz im Sinne einer dezentralen Einrichtung der städtischen Wirtschaftsförderung - eine
gut erreichbare wohnort- und unternehmensnahe Kontaktstelle in wirtschaftlichen Fragen. Das
Büro vermittelte in diesem Sinne dezentral die Leistungen und Angebote der kommunalen Wirtschaftsförderung.
Aufsuchender Arbeitsansatz
Die Vor-Ort-Präsenz wurde in ihrer Wirkung noch gestärkt durch einen aufsuchenden Arbeitsansatz. Dieses Zugehen auf die örtlichen Wirtschaftsakteure half nicht nur, bestehenden Berührungsängsten zu begegnen. Es unterstützte auch die Zielsetzung, vorhandene Potenziale gezielt auszubauen. So wurden z.B. die Ergebnisse von zwei Unternehmensbefragung auch dazu
genutzt, gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung und den befragten Unternehmen Maßnahmen
zu erarbeiten, die zur Verbesserung der Bedingungen für das Unternehmen beitrugen bzw. die
vorhandenen Potenziale besser ausnutzen ließen.
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
17
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
Der direkte Kontakt mit den örtlichen Unternehmern erleichterte eine gezielte Förderung von
Kooperationen im Stadtteil und ermöglichte es, vorhandene Potenziale weiter zu entwickeln
sowie konkrete Projektideen zusammen mit den örtlichen Akteuren zur Umsetzung zu bringen.
Einbindung etablierter Institutionen in die Vor-Ort-Arbeit
Darüber hinaus konnten mit der Eröffnung eines BfW als Anlaufstelle vor Ort auch die vorhandenen Beratungsangebote der Wirtschaftsförderung oder der Emscher-Lippe Gründungsoffensive e.V. als Beispiel erfolgreich auf die Situation in den beiden Stadtteilen eingestellt werden.
Integrierte und vorausschauende Projektionen
Die Arbeit des BfW war vor allem geprägt durch die integrierte Erfassung lokaler Bedarfe und
Entwicklungsansätze. Dabei handelt das BfW weniger reagierend, sondern versuchte, bestehende bzw. analysierte Problemlagen frühzeitig anzugehen. Zudem wurden mit dem verfolgten
aufsuchenden Ansatz individuelle Bedarfe von Klienten und Bewohnergruppen erfasst. Lösungsmöglichkeiten und Unterstützung wurden dann vom BfW zeitnah und in enger Zusammenarbeit mit allen Beteiligten erarbeitet und möglichst direkt umgesetzt.
Pragmatik vor Programmatik
Der Arbeitsansatz war vor allem pragmatisch ausgerichtet, die konkrete Projektarbeit stand dabei im Vordergrund. Die Ergebnisse und Strategievorschläge aus der Arbeit „Analyse der lokalen Ökonomie in Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord“ dienten als Zielsystem der konkreten
Vor-Ort-Arbeit. Eine formale und regelmäßige Evaluation der Arbeit wurde nicht durchgeführt.
Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen (B&Q) blieben in der Verantwortung
des Stadtteilbüros
Unberücksichtigt in der Arbeit des BfW blieben Projektansätze im Bereich der sozialen Ökonomie und im Bereich der informellen Ökonomie. Auch der Sektor der öffentlichen Beschäftigung
und Qualifizierung wurde nicht durch das BfW abgedeckt. Das BfW war zwar in inhaltliche Fragestellungen eingebunden. Die Projektentwicklung wurde aber durch das Stadtteilbüro im
Rahmen der im Zusammenhang mit Stadterneuerungsmaßnahmen erforderlichen Baumaßnahmen erbracht. Hier bestand von Seiten des Stadtteilbüros durch die erfolgreiche Arbeit vor
der Eröffnung des BfW ein hoher Erfahrungsschatz. Das Stadtteilbüro hatte erfolgreich Impulse
im sozialen, städtebaulichen und beschäftigungswirksamen Bereich gesetzt, aus denen eine
Reihe von Kooperationen mit Stadtteilakteuren entstanden waren. Die Anknüpfung der Arbeit
des BfW an dieses Tätigkeitsspektrum war somit sinnvoll und fast zwangsläufig, so dass das
BfW für alle darüber hinaus gehenden ökonomischen Fragestellungen als Ansprechpartner
bzw. Initiator fungierte. In dem Arbeitskreis „B&Q“ war das BfW generell eingebunden und somit
an der Vorbereitung und Durchführung der Projekte beteiligt.
Evaluation während der Bearbeitung
Im Rahmen der „Programmbegleitung vor Ort“ fand im Zeitraum September 2000 bis April 2002
eine externe Begutachtung der Arbeit statt, die durch das Deutsche Institut für Urbanistik organisiert und von der Arbeitsgruppe Bestandsverbesserung (AGB) am Institut für Raumplanung
der Universität Dortmund gemeinsam mit dem Institut für Landes- und StadtentwicklungsforPlanungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
18
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
schung des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS) durchgeführt wurde. Der Bericht stellt eine Zwischenbilanz nach fünf Jahren Arbeit des BfW dar. Der theoretische Ansatz wurde von den Gutachtern zur Übertragung auf das Programmgebiet Gelsenkirchen-Südost empfohlen.
Evaluation nach der Bearbeitung
Im Jahr 2005 wird der lokalökonomische Ansatz im Rahmen einer NRW-weit durchgeführten
Fallstudie „Lokale Ökonomie“durch das mit der Begutachtung beauftragte „RheinischWestfälische Institut für Wirtschaftsforschung Essen“ (RWI) untersucht. Insgesamt sechs Fallstudiengebiete4 werden untersucht. Ziel der Fallstudie ist es, Erkenntnisse der Arbeit im Themenfeld der Lokalen Ökonomie zu erhalten, die für bestehende oder folgende Projekte hilfreiche Hinweise zur Ausgestaltung der Arbeitsinhalte und –weisen bieten können. Drei Themenschwerpunkten wurden formuliert: „Leerstand im Einzelhandel“, „Existenzgründung“ und „Vernetzung/ Beratung“. Die sechs Fallstudiengebiete sind jeweils in mindestens einem dieser
Themenschwerpunkt präsent, so dass ein Quervergleich möglich ist. Das BfW wird zu den
Themenschwerpunkten „Existenzgründung“ und „Vernetzung/ Beratung“ untersucht. Im
Themenschwerpunkt „Existenzgründung“ ist zusätzlich das Programmgebiet Essen-Katernberg
vertreten, der Themenschwerpunkt „Vernetzung/ Beratung“ wird zusätzlich von den Programmgebieten Duisburg-Marxloh und Oberhausen-Knappenviertel besetzt. Die Untersuchungsmethodik sieht neben Expertengesprächen mit beteiligten Akteuren aus der Stadtverwaltung, wirtschaftsrelevanten Institutionen und ortsansässigen Unternehmen auch eine umfangreichere
Primärerhebung durch Tiefeninterviews und eine Befragung von Existenzgründern und Jungunternehmern, die am Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch (JUST) teilgenommen
haben, vor. Die Fallstudie wird Anfang des Jahres 2006 zum Abschluss kommen.
1.3
Programmatischer Ansatz: Kooperation mit bestehenden Institutionen
Ausgehend von der wirtschaftlichen Situation in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord
nach dem Wegfall der Montanindustrie und den entsprechenden Folgen, war die Vernetzung
der wirtschaftlichen Aktivitäten das Kernziel und eine besondere Herausforderung für das BfW.
Zwei Stoßrichtungen wurden dabei durch das BfW verfolgt.
Stoßrichtung 1:
Kooperationen mit bestehenden, wirtschaftlich relevanten Institutionen
Zum einen wurden Kooperationen mit bestehenden, wirtschaftlich relevanten Institutionen gesucht, die darüber in die konkrete Arbeit im Stadtteil eingebunden wurden. Wesentliches Ziel
hierbei war, Beratungs- und Dienstleistungsangebote für Unternehmen und Existenzgründer zu
schaffen, die auf die besondere Situation im Stadtteil zugeschnitten waren. Dabei galt es insbesondere, das eigene Know-How durch die Fachkompetenz bestehender, wirtschaftlich relevanter Institutionen zu ergänzen und vor allem auch von den Erfahrungen der etablierten Beratungsstellen zu profitieren.
4
neben Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord sind dies die Programmgebiete Düsseldorf-Flingern/ Oberbilk,
Duisburg-Marxloh, Essen-Katernberg, Oberhausen-Knappenviertel, Wuppertal-Ostersbaum
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
19
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
Stoßrichtung 2:
Netzwerkbildung zwischen ortsansässigen Unternehmen
Zum anderen wurde eine Netzwerkbildung zwischen den ortsansässigen Unternehmen und
Existenzgründern angestrebt, um dem einzelnen Unternehmer durch Partner im Stadtteil günstigere Ausgangspositionen für das eigene Wirtschaften zu ermöglichen. Das Ziel war somit insbesondere die Ausbildung von förderlichen Synergien durch die Zusammenarbeit im Stadtteil
ansässiger Unternehmen, die sich gegenseitig ergänzen.
Direkter Kontakt zu wirtschaftlich relevanten Institutionen
Mit Blick auf den Aufbau von Kooperationen mit bestehenden Institutionen wurde nach einer
Bestandsaufnahme aller relevanten Angebote für Unternehmen und Existenzgründer in Gelsenkirchen der direkte Kontakt mit den Institutionen wie Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer etc. gesucht, um eine informelle Zusammenarbeit zu begründen. Hilfreich war
dabei immer auch die Unterstützung des Referates Wirtschaftsförderung.
Zielgerichtete Weitervermittlung der Beratungsbedürftigen
Durch die Kenntnis aller wesentlichen Anlaufstellen für wirtschaftliche Fragen in der Stadt Gelsenkirchen konnten Unternehmen und Existenzgründer, die Beratungsleistungen suchten, entsprechend ihrer Bedarfe zielgerichtet weiter vermittelt werden. So bestand z.B. mit dem Referat
Wirtschaftsförderung ein enger Austausch insbesondere im Feld der Förderberatung. Gründungswillige wurden vom BfW an die Fachkompetenz der Wirtschaftsförderung weiter vermittelt. Gleichzeitig wurden aber auch Gründungswillige von der Wirtschaftsförderung an das BfW
bei konkreten Fragen zum Stadtteil Bismarck, wie z.B. in Fragen der Standortsuche, verwiesen.
Konkrete Zusammenarbeit vor Ort mit bestehenden Institutionen
Um eine unternehmens- und wohnortnahe Beratung zu ermöglichen, wurde mit einzelnen der
etablierten Institutionen abgesprochen, dass Beratungsangebote in Räumlichkeiten im Stadtteil
angeboten werden.
Die Zusammenarbeit mit den bestehenden, wirtschaftlich relevanten Institutionen bestand zusätzlich in der Organisation und Durchführung gemeinsamer Veranstaltungen.
Eine intensive Zusammenarbeit entwickelte sich mit der Emscher-Lippe Gründungsoffensive!
e.V. (ELGO! e.V.). Die Zusammenarbeit reichte von der Organisation und Durchführung gemeinsamer Veranstaltungen, wie z.B. Existenzgründungsseminaren, bis zum Angebot der Existenzgründungsberatung durch die ELGO! e.V. in den Räumen des BfW. Kooperation mit dem
Zweck, gemeinsame Veranstaltungen zu organisieren, bestanden vor allem mit der Industrieund Handelskammer NordWestfalen, der Kreishandwerkerschaft Emscher-Lippe-West und der
Handwerkskammer Münster.
Unterstützung von Unternehmenszusammenschlüssen
Im Rahmen der Netzwerkbildung wurde die Gründung formeller und informeller sowie zweckgebundener Zusammenschlüsse einzelner Unternehmer einer Branche oder Interessenrichtung
unterstützt. Das BfW initiierte z.B. das „Wirtschaftsforum Bismarck/Schalke-Nord“, ein Zusammenschluss von drei Anbietern gewerblicher Immobilien (Krupp-Hoesch Stahl GmbH, DIBAG
Industriebau AG, Thyssen Liegenschaften-Verwaltungs GmbH & Co. KG) und der Stadt GelPlanungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
20
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
senkirchen. Diese Gruppe hatte das Ziel, den Informationsaustausch untereinander zu verbessern, diskutierte neue Nachfragemärkte und setzte sich für eine positive (Außen-) Darstellung
des Stadtteils ein. Daneben wurde eine Vereinsgründung der Einzelhändler im Stadtteil Bismarck (IG Bismarck und Haverkamp) begleitet. Die Interessensgemeinschaft organisierte verschiedene Veranstaltungen und andere gemeinsame Aktivitäten.
Angebot an Plattformen zum Erfahrungsaustausch und zur Vernetzung
Darüber hinaus konzipierte das BfW auch Veranstaltungen wie den „Bismarcker Business
Brunch“ und „JUST – Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch“, die den Unternehmen eine Kontaktaufnahme mit relevanten Personen in jeweils ungezwungener Atmosphäre
ermöglichten. Damit wurde ein Angebot für die Unternehmen geschaffen, um sich in Eigenregie
im Sinne des Erfahrungsaustauschs oder auch als Geschäftspartner etc. zusammenzuschließen.
Gleichzeitig wurden Werkstattgespräche mit örtlichen Unternehmen, Wirtschaftsverbänden und
der Stadt Gelsenkirchen organisiert und moderiert, um so den Austausch der einzelnen Interessenträger im Hinblick auf das Thema „Förderung der lokalen Ökonomie“ zu begünstigen.
1.4
Stellung im Kontext der Stadterneuerung
Das BfW war Teil des Stadtteilmanagements im Programmgebiet Bismarck/Schalke-Nord und
arbeitete im Verbund mit dem Stadtteilbüro sowie Julius B. (Jung sein und Leben in unserem
Stadtteil Bismarck/ Schalke-Nord). Die Federführung im Stadtteilmanagement hatte das im Jahr
1995 eröffnete Stadtteilbüro inne, das eine Außenstelle des Referats Stadtplanung ist. Das BfW
ergänzte die Arbeit des Stadtteilbüros in wirtschaftlichen Fragen und unterstützte vor allem die
ortsansässigen Unternehmer und Existenzgründer. Das Büro war dem Referat Wirtschaftsförderung angegliedert. Demgegenüber konzentrierte sich Julius B. auf die soziale Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und wurde in Trägerschaft des Bauvereins Falkenjugend e.V. geführt.
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
21
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
Das Stadtteilmanagement im Programmgebiet Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord
Stadtteilbüro
• Träger Referat
Stadtplanung
Büro für
Wirtschaftsentwicklung
Julius B.
Projektentwicklung,
- steuerung und
- durchführung
• Träger Bauverein
Falkenjugend
Bildung von
Netzwerken und
Kooperationen
Programmkoordination
Nachbarschaftstreff Schalke-Nord
Imagearbeit
Öffentlichkeitsarbeit
Vernetzung der
Akteure und
Angebote
Existenzgründerberatung und
-begleitung
Maßnahmenbündelung und
Beantragung der
Fördermittel
Bewohneraktivierung und
Beteiligung
Aufbau von
Kommunikationsstrukturen
Bewohnerbeteiligung und
Vernetzung der
Akteure
Stärkung von
Bewohnerengagement und Selbsthilfepotenzialen
• Träger Referat
Wirtschaftsförderung
Quelle: eigene Darstellung verändert nach Abbildung
„Organisation des Stadtteilmanagements“ in Austermann, Klaus; Ruiz, Marcelo; Sauter, Matthias: Integrierte Stadtteilentwicklung auf dem Weg zur Verstetigung Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord, Abschlussbericht der Programmbegleitung vor Ort im
Rahmen des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“
im Auftrag des Deutschen Instituts für Urbanistik. Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des
Landes Nordrhein-Westfalen (ILS) gemeinsam mit
Arbeitsgruppe Bestandsverbesserung (AGB) am Institut für Raumplanung der Universität Dortmund, Dortmund, 2002, Seite 53
Unterstützung
und Begleitung
ansässiger KMU
Projektentwicklung
1.5
Organisation des Büros
Als wohnort- und unternehmensnahe Anlaufstelle für wirtschaftlich tätige Personen im Programmgebiet Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord war das BfW in eigenen Büroräumen im
Stadtteil Bismarck untergebracht. In einem ehemaligen Bürogebäude der Firma Krupp-Hoesch
waren drei Räume für das BfW angemietet. Es war reichlich Platz für Besprechungen und drei
nach heutigen Standards ausgestatteten Arbeitsplätzen vorhanden. Die Büroräume befanden
sich im dritten Stock des Bürohochhauses, das am Rand des Gewerbegebietes Ahlmannshof
gelegen ist. Die Lage erschwerte den Zugang für potenzielle Ratsuchende und minderte die
Öffentlichkeitswirkung der Einrichtung. Günstiger ist die Nutzung eines im Erdgeschoss gelegenen Ladenlokals, möglichst innerhalb einer Einkaufslage, die grundsätzlich durch viele Einwohner des jeweiligen Programmgebietes frequentiert wird. Das erleichtert zum einen die Kontaktaufnahme und erhöht zum anderen den Bekanntheitsgrad, ohne dass aufwändige Öffentlichkeitsarbeit notwendig wäre. Zwar steuern Beratungssuchende gezielt das BfW an, trotzdem
erleichtert nach den Erfahrungen der Projektlaufzeit ein stärker in der Öffentlichkeit präsenter
Standort die Kontaktaufnahme mit den ortsansässigen Unternehmen.
Die Leitung des Büros wurde mit der Planungsgruppe STADTBÜRO einem externen Auftragnehmer übertragen, der über mehrjährige Erfahrungen in Projekten der Stadterneuerung, knowPlanungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
22
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
how im Bereich der Prozesssteuerung und -moderation sowie grundlegende ökonomische
Kompetenzen verfügt.
Das BfW war an drei Werktagen in der Woche (insg. 27 Stunden) durch eine Mitarbeiterin/ einen Mitarbeiter der Planungsgruppe STADTBÜRO besetzt. Die Mitarbeiterinnen/ Mitarbeiter der
Planungsgruppe STADTBÜRO sind interdisziplinär ausgebildet als Dipl.-Ing. f. Raumplanung.
Zusätzlich war eine Bürokraft in Vollzeit angestellt über das Arbeitsmarktsprogramm „Arbeit
statt Sozialhilfe“. Aufgabe der Bürokraft war es vor allem, eine permanente Erreichbarkeit des
BfW zu gewährleisten. Außerdem sollten darüber hinaus übliche Sekretariatsaufgaben erbracht
werden, damit die Projektleiterin/ der Projektleiter sich möglichst komplett auf die inhaltliche
Projektarbeit konzentrieren konnten und die Vielzahl von Außenterminen wahrnehmen konnte.
Eine zusätzliche Qualifizierung der Arbeit des BfW entstand durch die Ergänzung der personellen Besetzung des Büros mit weiterem Fachpersonal aus den Bereichen Organisationsentwicklung, Betriebswirtschaft und Unternehmensberatung. Im Rahmen des Modellprojektes „Initiierung neuer Dienstleistungsprojekte für kleine und mittlere Unternehmen in einem Stadtteil mit
besonderem Erneuerungsbedarf (KMU-Projekt)“ bot das Beratungsunternehmen TransmitterPotenzialentwicklung in der Zeit zwischen 1999 und 2001 eine vertiefende Unternehmensberatung an. Das Transmitter-Team arbeitete mit insgesamt drei Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern 25
Wochenstunden. Darüber hinaus war in diesem Zeitraum eine städtische Mitarbeiterin dem BfW
mit einer Vollzeitstelle zugeordnet.
1.6
Erfahrungsaustausch und überörtliche Kommunikation
Der Erfahrungsaustausch mit anderen relevanten Einrichtungen und Akteuren auf Landes- und
Bundesebene hatte eine wichtige Bedeutung. Nicht nur, um von den Erfahrungen und durch die
Kontakte mit anderen in lokalökonomischen Zusammenhängen tätigen Akteuren und Einrichtungen zu profitieren und damit die Arbeit des BfW inhaltlich weiter zu qualifizieren. Sondern
auch, weil das Land Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit der Stadt Gelsenkirchen mit dem BfW
ein Modellprojekt zur Förderung der Lokalen Ökonomie eingerichtet hat, um neue Strategien
zur Bearbeitung des Strukturwandels auf Stadtteilebene zu entwickeln und zu erproben. Damit
stand die Arbeit des BfW unter starkem Interesse der Fachöffentlichkeit. Dementsprechend hat
das BfW die eigenen Erfahrungen in verschiedenen regionalen und überregionalen Fachdiskussionen eingebracht.

Teilnahme an Stadtteil- und Themenforen des Instituts für Landes und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS)

Teilnahme an verschiedenen Fachtagungen, z.B. auf Einladung der Stadt München oder
des Deutschen Verbandes Angewandter Geographie (DVAG)

Führen von Exkursionsgruppen in Bismarck/Schalke-Nord

Veröffentlichung von Fachartikeln in entsprechenden Publikationen
Das „Netzwerk Lokale Ökonomie“
Darüber hinaus hat das BfW das “Netzwerk Lokale Ökonomie NRW” initiiert und die Geschäftsführung übernommen. Im Frühjahr 1999 trafen sich erstmals Vertreter/innen aus Stadtteilen, die
in der Förderkulisse „Soziale Stadt“ geführt werden und sich mit der Umsetzung von lokalökonomischen Strategien auseinandersetzen. In diesem informellen Netzwerk waren die Stadtteile Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord, Duisburg-Marxloh, Gladbeck-Butendorf, Oberhausen-Knappenviertel, Dinslaken-Lohberg, Hamm-Norden und Wuppertal-Ostersbaum vertreten.
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
23
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
Außerdem ergänzten die Entwicklungsgesellschaft Neu-Oberhausen mbH (ENO), die Handwerkskammer Düsseldorf, die Entwicklungsgesellschaft Duisburg mbH (EG DU), die Arbeitsmarkt- und Beratungsorganisation ACTIVA und das Projekt „L.Ö.N.E.! - Lokale Ökonomie in
der Nordstadt entwickeln“ (Dortmund-Nordstadt) das Netzwerk.
Damit wurde eine Plattform für den gegenseitigen Erfahrungsaustausch unter den Akteuren der
Lokalen Ökonomie geschaffen. Mit dem Zusammenschluss wurde neben der Absicht, Informationen und Erfahrungen auszutauschen, das Ziel verfolgt, den Ansatz „Förderung der Lokalen
Ökonomie“ in Fachkreisen und möglichst darüber hinaus bekannter zu machen und ferner anderen Kommunen und Einrichtungen Unterstützung bei der Umsetzung von Projekten mit lokalökonomischen Strategien anzubieten. Zusätzlich sollten gemeinsame regionale Projekte in Zusammenarbeit mit den anderen Netzwerkmitgliedern entwickelt werden.
1.7
Kopplung mit dem KMU-Projekt
Im Jahr 1999 wurde mit dem Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand, Technologie und Verkehr
des Landes Nordrhein-Westfalen das Projekt „Initiierung neuer Dienstleistungsprojekte für kleine und mittlere Unternehmen in einem Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf“ (Kurz:
KMU-Projekt) entwickelt und für einen Zeitraum von drei Jahren bewilligt.
Das Projekt setzte an den in der Studie „Analyse der lokalen Ökonomie in GelsenkirchenBismarck/ Schalke-Nord“ heraus gearbeiteten Ansatzpunkten an und sollte die Arbeit des BfW
durch zusätzliches Fachpersonal unterstützen. Dementsprechend diente das KMU-Projekt insbesondere der zielgerichteten Beratung der kleinen und mittleren Unternehmen. So sollten zum
einen die vorhandenen Beratungs- und Förderangebote den Unternehmen besser zugänglich
gemacht werden und zum anderen systematische Geschäftsfeldanalysen und längerfristige
Unternehmensplanungen sowie branchenübergreifende Partnerschaften ermöglicht werden.
Realisiert wurde diese Zielsetzung durch ein individuelles Qualifizierungs- und Beratungsangebot für die im Programmgebiet bestehenden KMU und für potenzielle Existenzgründer/innen
aus Bismarck und Schalke-Nord. Durch die mit dem BfW schon bestehenden und im Rahmen
des KMU-Projektes verfestigten Kooperationen mit Kammern, Verbänden, Banken und existierenden Unternehmensberatungseinrichtungen wurde ein großes Spektrum an Beratungs-knowhow angeboten.
Beauftragt wurde mit diesem Projekt das Büro Transmitter-Potenzialentwicklung. Zwar erfolgte
eine interne Aufgabenteilung und Abgrenzung zwischen dem KMU-Projekt und dem BfW, nach
außen traten aber beide Modellprojekte gemeinschaftlich auf und teilten sich öffentlichkeitswirksame Aufgaben und dafür anfallende Kosten.
1.8
Chronologischer Ablauf
Die Projektarbeit des BfW weist in der Rückschau verschiedene Phasen mit unterschiedlichen
inhaltlichen Schwerpunkten und jeweils differierendem Arbeitsaufwand auf. Einzelne Projekte
wurden durch das BfW fast während der gesamten Projektlaufzeit begleitet. Andere Projektzusammenhänge wurden nach einer Phase der intensiven Bearbeitung wieder von der Agenda
genommen. Entweder, weil das Projekt von vornherein auf eine entsprechend kurze Dauer angelegt war oder weil das Projekt von den eingebundenen Akteuren selbst in die Hand genommen wurde bzw. aus verschiedenen Gründen nicht zu einem qualifizierten Abschluss gebracht
werden konnte.
Der Beginn der Tätigkeit war sehr stark geprägt durch die Unterstützung des Einzelhandels im
Programmgebiet. In den ersten zwei Jahren wurde insbesondere der Zusammenschluss der
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
24
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
örtlichen Einzelhandelsbetriebe initiiert und unterstützt. Die Vernetzung örtlicher Unternehmen
stand zwar während der gesamten Arbeit stark im Vordergrund, wurde aber anfangs mit Nachdruck verfolgt. Die Gründung des „Wirtschaftsforums Bismarck/ Schalke-Nord“ fällt ebenfalls in
diese Zeit.
Anfang 1999 änderte sich mit der personellen Aufstockung des BfW durch den Beginn des
KMU-Projektes und den damit erweiterten Möglichkeiten der Bearbeitung auch die Zahl der
Projekte. Die Unterstützung von Existenzgründern und die Initiierung des Bismarcker Business
Brunch wurde von diesem Zeitpunkt an verfolgt.
Vergleichsweise viele personelle Ressourcen wurden durch die Unterstützung des Einzelhandels sowie die kontinuierlich durchgeführten Projekte „JUST – Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch“, „ Bismarcker Business Brunch“ sowie den „Bismarcker Handwerkermarkt“
gebunden.
In der nachfolgenden Abbildung sind die wesentlichen Projekte im chronologischen Verlauf abgetragen.
Studie Lokale Ökonomie
Beratung und Unterstützung der Unternehmen
Nahversorgung in Gelsenkirchen-Bismarck, Marktanalyse und Kundenbefragung
Gründung und Begleitung IG Bismarck und Haverkamp
Wirtschaftsforum Bismarck/ Schalke-Nord
Bismarcker Wirtschaftsbrief
Werkstattgespräch „Förderung der Lokalen Ökonomie“
Unternehmensbefragung
Unternehmensbefragung
Einzelhändlertag Weihnachtsbaumaktion
Existenzgründungsseminar
Existenzgründerstammtisch
Bismarcker Business Brunch
KMU-Projekt
Netzwerk Lokale Ökonomie
Befragung im Ahlmannshof, Thema „Verkehr“
Kontaktstelle für türkische Unternehmer
Kontaktstelle Schalke-Nord
„PROFIS“-Seminare
Projektentwicklung „Handwerkerzentrum“
Programmbegleitung vor Ort
Präsentation des BfW auf „Bürgerplatzparty“
Bismarcker Handwerkermarkt
Vermittlung Konzessionäre bei Ansiedlung Kaufpark
Gründer-Scouts
Vorbereitender AK Image-Werkstatt-Bismarck
Bürgerbefragung Image „Bismarck“
Image-Werkstatt-Bismarck
Preis Soziale Stadt 2002
Lehrer-Handwerker-Forum
Fallstudie Lokale Ökonomie
April 1998
1999
2000
2001
2002
2003
Dezember 2004
Projektphasen BfW
Quelle: eigene Darstellung
2
PROJEKTARBEIT
Das BfW projektierte in den Handlungsfeldern „Einzelhandel“, „Handwerk“, „Existenzgründung“,
„Beratung, Qualifizierung, Kooperationsförderung“, „Ethnische Ökonomie“ und „Standortentwicklung, Stadtteilimage“ verschiedene Maßnahmen und Initiativen gemeinsam mit örtlichen
Akteuren. Einzelne Ansätze sind von vornherein zeitlich begrenzt angedacht worden. Andere
Projekte hingegen waren auf einen längeren Zeitraum hin geplant. Entsprechend der generellen
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
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Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
Zielsetzung des BfW ist die Vernetzung der örtlichen Akteure das wesentliche Anliegen gewesen und findet sich daher in fast allen Handlungsfeldern wieder. Der typische Tagesablauf im
BfW war geprägt durch Gesprächstermine, Konzeptentwicklungen und ad-hoc-Aufgaben im
Rahmen der Projektarbeit.
Montag
Montag
Dienstag
Dienstag
Donnerstag
Donnerstag
9.00Uhr
UhrProjektsitzung
Projektsitzungzur
zur
9.00
Entwicklungvon
vonConsol
Consol
Entwicklung
11.30Uhr
UhrGespräch
Gesprächmit
mitdem
dem
11.30
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C.über
über
Gastwirt
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und
9.00Uhr
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mitkommunaler
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(14-täglich)
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11.00Uhr
UhrGespräch
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mit
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Betriebsberater
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fürBetriebe
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der
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mit
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Kaufleuten
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12.30Uhr
UhrGespräch
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mit
12.30
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Geschäftsmann
türkischem
beimMittagessen
Mittagessen
beim
13.30
UhrAuswertung
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der
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Erhebungsdaten
Vormittags
Vormittags
15.00Uhr
UhrGesprächstermin
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15.00
mitdem
demHandwerksbetrieb
HandwerksbetriebT.
T.
mit
überLohnkostenLohnkosten-und
und
über
Investitionszuschüsse
Investitionszuschüsse
17.00Uhr
UhrBüroorganisation
Büroorganisation
17.00
13.00Uhr
UhrAuswertung
Auswertungder
der
13.00
Lokalpresseder
dervergangenen
vergangenen
Lokalpresse
Woche
Woche
13.30Uhr
UhrVersand
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13.30
Einladungenfür
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den
Einladungen
BismarckerBusiness
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Bismarcker
14.30
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Erstellung
eines
14.30 Uhr Erstellung eines
Konzeptesfür
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gründungsseminar
gründungsseminar
19.00Uhr
Uhr
19.00
Vorbereitungstreffenfür
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den
Vorbereitungstreffen
Handwerkermarktmit
mitHandHandHandwerkermarkt
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Schulvertreternund
und
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Kreishandwerkerschaft
Kreishandwerkerschaft
13.30Uhr
Uhrtelefonische
telefonische
13.30
Abfragedes
desStadtteilbüros
Stadtteilbüros
Abfrage
bzgl.geeigneter
geeigneterProjektideen
Projektideen
bzgl.
fürneues
neuesEU-Programm;
EU-Programm;
für
Rückmeldungbis
bis15.00
15.00
Rückmeldung
erforderlich
erforderlich
16.00Uhr
UhrGesprächstermin
Gesprächstermin
16.00
mitörtl.
örtl.Immobilienverwalter
Immobilienverwalter
mit
undPro
ProRuhrgebiet
Ruhrgebiete.e.V.
V.
und
bzgl.Gründer-Support
Gründer-Supportinin
bzgl.
Bismarck
Bismarck
Drei typische Arbeitstage im Büro für Wirtschaftsentwicklung
Quelle: eigene Darstellung
19.00Uhr
Uhr
19.00
JUST--ExistenzgründerExistenzgründer-und
und
JUST
Jungunternehmerstammtisch,
Jungunternehmerstammtisch,
Thema:Steuern
Steuern
Thema:
Die folgenden Kapitel erläutern die Projekte des BfW im Einzelnen. Ein größeres Gewicht wird
auf die Bewertung der jeweiligen Projekte und die Erfahrungen und Schlussfolgerungen, die
sich aus der Projektarbeit ableiten lassen, gelegt. So ergeben sich Hinweise für die Übertragung der Projekte auf andere Gebiete innerhalb der Förderkulisse „Soziale Stadt“.
2.1
Einzelhandel
Der Einzelhandel in Bismarck und Schalke-Nord ist durch Inhaber geführte, kleinflächige Geschäfte geprägt, deren Kundenstamm sich hauptsächlich aus dem Stadtteil generiert. Die Versorgungsstruktur mit etwa 70 Ladengeschäften ist fragmentiert und verteilt sich auf vier gering
verdichtete Standorte (s. auch Kap. 1.1.3). Die einzelnen Standortbereiche sind grundsätzlich
durch die landläufigen Tendenzen der Einzelhandelsentwicklung gefährdet. Insbesondere die
Konzentration der Einzelhandelsangebote an peripheren Standorten wirkt sich erfahrungsgemäß negativ auf die kleinteilige, wohnortnahe Versorgung der Stadtteilbevölkerung aus. Dies
gilt auch für die Versorgungsstruktur im Programmgebiet Bismarck/Schalke-Nord. Die Einzelhandelslagen im Programmgebiet weisen diese Zusammenhänge durch sichtbare Leerstände
und häufige Betreiberwechsel in einzelnen Ladengeschäfte sehr offenkundig auf. Darüber hinaus wurden Ladengeschäfte in der Vergangenheit häufiger auch mit einzelhandelsfremden Nutzungen besetzt. Aber auch die Übernahme der Ladenflächen durch Filialbetriebe überörtlich
agierender Unternehmen sowie die Ansiedlung türkischer Angebote verdeutlicht den Wandel
der Einzelhandelslandschaft im Programmgebiet.
Das Themengebiet Einzelhandel wurde durch das BfW direkt nach Eröffnung des Büros angefasst. Aus verschiedenen Gründen ist der Handel ein wichtiges und vor allen Dingen augenscheinliches Thema für die Stadtteilarbeit. Schließlich ist der Einzelhandel als Wirtschaftsbranche am auffälligsten im Straßenbild eines Stadtteils. Zudem haben alle Bewohner eines Stadtteils Berührungspunkte mit dem örtlichen Einzelhandel. Signale im Bereich der Lokalen ÖkoPlanungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
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Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
nomie können daher am effektivsten im Handel gesetzt werden. Es bestehen im Handelsbereich offenkundig die dringendsten Probleme für breite Bevölkerungskreise. Hier anzusetzen
heißt daher auch, dem gesamten Stadtteil zu helfen.
Ansatz
Angesichts der Standortstruktur und der bestehenden Angebotsstruktur lässt sich die Sicherung
des vorhandenen Einzelhandels insbesondere durch eine intensive Kooperation der Einzelhändler untereinander gewährleisten. In dem die Einzelhändler gemeinsam ihren Standort bewerben und sich auch z.B. in Fragen der Weiterbildung etc. gegenseitig unterstützen, kann der
Einkaufsstandort Bismarck/Schalke-Nord längerfristig Bestand haben. Die Förderung der Zusammenarbeit der Bismarcker Kaufmannschaft war daher das wesentliche Ziel der Arbeit des
BfW. Das BfW gab sozusagen „Hilfe zur Selbsthilfe“.
Einzelprojekte

Analyse der Nahversorgung in Gelsenkirchen-Bismarck
Zur Einschätzung der konkreten Situation des örtlichen Einzelhandels erarbeitete das BfW
eine Expertise zur „Nahversorgung in Gelsenkirchen-Bismarck“. Die Markt- und Standortanalyse wurde im Oktober 1998 abgeschlossen. Ausgangspunkt der Expertise war die Notwendigkeit, die Diskussion über den Standort Bismarck auf eine fundierte Grundlage zu stellen.
Die Einzelhandelsanalyse hatte zum Ziel, Hinweise zu liefern zu den Fragen: Welche ergänzenden Branchen sind für den Standort marktgängig? Welche ergänzenden Flächenausweisungen sind geeignet, um die Versorgung zu verbessern und zusätzliche Arbeitsplätze vor Ort zu gewinnen? Welche Marketingaktivitäten erscheinen als geeignet, die Kaufkraftbindung am Standort zu erhöhen.
Ausgehend von einer Kundenbefragung und einer Verkaufsflächenerhebung wurde die aktuelle Kaufkraftabschöpfung beschrieben und das verfügbare Kaufkraftpotenzial für weitere
Ansiedlungsvorhaben ermittelt. Dazu wurde eine flächendeckende Bestandsaufnahme des
Einzelhandels in Bismarck in vorgenommen. Darüber hinaus erfolgte eine Passantenbefragung, um die Kundenwünsche darstellen zu können. Gleichzeitig wurden notwendige Daten
zur Wohnbevölkerung und zur Kaufkraft gesichtet und ausgewertet.
Titelblatt der Standortanalyse
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung
Im Ergebnis zeichnete sich ab, dass der Standort Bismarck einen hohen Kaufkraftverlust
hinnehmen muss. Im Umkehrschluss bestehen damit noch Reserven zur Realisierung eines
zusätzlichen Einzelhandelsangebotes. Diese Aussage bildete auch die Grundlage für die
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27
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
folgenden Diskussionen mit der lokalen Kaufmannschaft über die Zukunftsperspektiven des
Standortes Bismarck. Von Seiten der Kunden wurde zur Verbesserung der Einkaufssituation
neben dem Wunsch nach preiswerteren Angeboten auch die Aufwertung der städtebaulichen Situation und die Erleichterung der Erreichbarkeit der Einkaufslagen als möglichst zu
realisierende Maßnahme genannt.
Damit änderte die Expertise den Blickwinkel der örtlichen Einzelhändler, die bislang davon
ausgegangen waren, dass nach der Zechenschließung die Kaufkraft stark zurück gegangen
sei, so dass kein Potenzial für die Ausweitung des Einzelhandelsangebotes mehr verfügbar
wäre.

Gesprächsrunden mit dem örtlichen Einzelhandel
Die Ergebnisse der Analyse der Situation des Einzelhandels in Bismarck wurden grundlegend mit der örtlichen Kaufmannschaft auf mehreren Veranstaltungen diskutiert. Thematisiert wurden dabei auch aus der Situationsanalyse abgeleitete Handlungsmöglichkeiten, wie
z.B. städtebauliche Gestaltungsmaßnahmen, Vermarktungsstrategien etc., zur Beförderung
der Absatzsituation.
Daneben wurden weitere für den örtlichen Einzelhandel relevante Sachverhalt diskutiert, wie
z.B. die geplante Ansiedlung zusätzlicher Einzelhandelsangebote auf der Fläche Consolidation 3/4/9 oder ein möglicher Umbau der Bismarckstraße.
Die Sitzungen waren nicht turnusgemäß vereinbart. Teilgenommen haben an den Gesprächsrunden im Schnitt 10 bis 15 Einzelhändler, die Resonanz war demnach ausreichend
und deutete an, dass die örtliche Kaufmannschaft nicht in Gänze die eigene Situation als
Problem behaftet ansieht.
Der Einzelhändlertag, durchgeführt am 14. August 1999, war die größte der geplanten Gesprächsrunden und hatte das Ziel, eine Diskussion zwischen möglichst allen Einzelhändlern
im Programmgebiet Bismarck/ Schalke-Nord einzuleiten. Alle Einzelhändler des Programmgebietes wurden eingeladen, um über die Planung auf dem Consolgelände, die Einzelhandelsanalyse und eine denkbare gemeinsame Internetpräsentation zu diskutieren sowie insgesamt Ideen für den Standort Bismarck/Schalke-Nord zu sammeln. Ziel der Veranstaltung
war die Stärkung der Kooperation zwischen den örtlichen Einzelhändlern und die Dokumentation einer Aufbruchstimmung und positiveren Präsentation des ortsansässigen Handels in
der Öffentlichkeit.
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
28
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
Ankündigung des Einzelhändlertages
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung

Die Gründung der Interessengemeinschaft Bismarck und Haverkamp
Die Ergebnisse der Einzelhandelsanalyse und der Gesprächsrunden mit den ortsansässigen Einzelhändlern untermauerten die Zielsetzung zur Förderung des Einzelhandels: die
Kaufmannschaft kann langfristig vor allem durch gemeinsames Handeln den Standort Bismarck attraktiv erhalten. Das BfW begleitete ortsansässige Einzelhändler bei der Gründung
der „Interessengemeinschaft Bismarck und Haverkamp“ und unterstützte in der Folge auch
die konkrete Arbeit (z.B. Organisation von Informationsveranstaltungen, Herstellung von
Kontakten zu anderen Unternehmen und zu Fachabteilungen der Stadtverwaltung).
Am 12. Oktober 1999 gründete sich die Interessengemeinschaft. Knapp vier Wochen später
am 16. November 1999 wurde dann der Vorstand gewählt.
In der aktivsten Zeit waren 30 Einzelhändler in der Interessengemeinschaft organisiert. Angesichts der Tatsache, dass in der Summe 70 Ladengeschäfte in den Stadtteilen Bismarck
und Schalke-Nord existieren, war damit fast jeder zweite Einzelhändler in der Interessengemeinschaft als Mitglied geführt.
Gründung der Interessengemeinschaft Bismarck und Haverkamp
Quelle: Pressefoto, 1999
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
29
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
Im Jahr 2000 wurden viele Aktivitäten durch die Interessengemeinschaft organisiert und realisiert. Eine Besonderheit war die Festveranstaltung zum 100jährigen Jahrestag der Umbenennung der Gemeinde „Braubauerschaft“ in „Bismarck“ am 22. Januar 2000.
Ein besonderes Anliegen der Einzelhändler, die sich in der Interessengemeinschaft organisierten, war der geplante Umbau der Bismarckstraße. Nachdem die Straßenbahn aus dem
Straßenbild durch den Bau einer U-Bahn-Linie verschwunden war, wurde der Umbau der
Bismarckstraße anvisiert. Die Einzelhändler, die ihr Ladengeschäft an der Bismarckstraße
haben, verloren durch den Wegfall der Straßenbahn zum Teil Kunden. Ein Umbau soll den
Standortbereich so weit wieder aufwerten, dass der Besucherrückgang kompensiert werden
könnte. Bislang konnte der projektierte Umbau noch nicht angegangen werden, da derzeit
Straßenbauprojekte mit Relevanz für die Fußball-WM 2006 vorrangig umgesetzt werden.
Sehr aktiv war die Interessengemeinschaft im Zusammenhang mit der Planung einer zusätzlichen Einzelhandelsansiedlung auf der ehemaligen Bergwerksfläche Consolidation
3/4/9. Hier bestand eine intensive Zusammenarbeit mit dem BfW, das jeweils zwischen den
Interessen der ortsansässigen Händlerschaft und den Investoren vermittelte.
Das Engagement der Interessengemeinschaft schwand im Laufe der Zeit. Die Interessengemeinschaft Bismarck und Haverkamp besteht noch formal, aber seit etwa Ende 2002 sind
die Aktivitäten zunehmend geringer geworden. Nach und nach waren durch Geschäftsaufgabe oder Verlagerung und wegen anderer Gründe die Mitglieder wieder aus der Interessengemeinschaft ausgetreten. Die Motive zum Austritt werden vielschichtig sein. Vor allem
eine zu unterschiedliche Interessenlage wird einige Mitglieder dazu bewegt haben, der IG
den Rücken zuzukehren. Zudem ist auf Grund der Standortstruktur und der insgesamt geringen Zahl von Einzelhändlern eine zu geringe „Schlagkraft“ entwickelt worden. Einzelne
Händler werden wohl auch keinen persönlichen Vorteil in einem Engagement in der IG erkannt haben. Grundsätzlich haften geblieben ist, dass sich eine eigenständige Arbeit der Interessengemeinschaft ohne die aktive Unterstützung des BfW nicht nachdrücklich entwickelt
hat.

Qualifizierungsseminare
In Qualifizierungsseminaren, die von dem BfW organisiert wurden, wurde den örtlichen Einzelhändlern z.B. zum Thema Schaufenstergestaltung ergänzendes Rüstzeug zur Sicherung
ihres Standortes an die Hand gegeben. Die einzelnen Veranstaltungen wurden jeweils in
Zusammenarbeit mit externen Referenten durchgeführt. Gleichzeitig war das BfW auch Ansprechpartner für einzelne Geschäftsleute bei konkreten Einzelfragen und beriet im Bedarfsfall die Händlerschaft im persönlichen Gespräch.
Die Qualifizierungsangebote wurden von den Einzelhändlern unterschiedlich angenommen.
Oft war aber zu beobachten, dass die Weiterbildung in Themenfeldern, die den Einzelhandel unmittelbar betreffen und die über die Höhe des eigenen Absatzes mit entscheiden können, in der Mehrzahl von Händlern wahrgenommen wurde, die eine solche Qualifizierung
nicht dringend benötigt hätten. Das Angebot an Qualifizierungen wurde auch an die Arbeit
der Interessengemeinschaft geknüpft. Nachdem die Interessengemeinschaft nicht mehr arbeitete, wurden auch keine Weiterbildungsangebote für die ortsansässigen Einzelhändler
mehr offeriert.
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
30
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -

Ansiedlung eines größeren Einzelhandelsvorhabens auf der Fläche Consolidation
3/4/9
Auf der Fläche des ehemaligen Bergwerks Consolidation 3/4/9 wurde ein größeres Einzelhandelsvorhaben (Verbraucher- und Getränkemarkt, Textil- und Lebensmitteldiscounter)
geplant. Das BfW war in den Planungsprozess in seiner Funktion als Anlaufstelle der örtlichen Gewerbetreibenden involviert und vermittelte zwischen den Interessen der örtlichen
Kaufmannschaft und den Zielsetzungen der Investoren. Vorgesehen war ein Einzelhandelsvorhaben in einer Dimension von ca. 10.000 qm Verkaufsfläche. Die vom BfW erarbeitete
Standortanalyse stellte dar, dass die geplante Größenordnung für die Einzelhandelslandschaft in Bismarck und Schalke-Nord unverträglich ist und diente als hilfreiche Argumentationsstütze, um die geplante Verkaufsflächendimension auf eine verträgliche Größenordnung
von etwa 2.500 qm zu reduzieren.
Als die Ansiedlung zur Baureife gebracht war, unterstützte das BfW einzelne örtliche Kaufleute bei der Einmietung in die neu errichtete Konzessionärsmeile.
Neuansiedlung auf der Fläche Consolidation
3/4/9
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 2004
Bewertung
Das Handlungsfeld Einzelhandel nahm in der Tätigkeit des BfW einen vergleichsweise großen
Raum ein und band zu Beginn der Arbeit des Büros relativ viele Ressourcen. Angesichts der
Tatsache, dass die „Interessengemeinschaft Bismarck und Haverkamp“ sich nicht zu einer
selbstständig funktionierenden Organisation entwickelt hat, könnte die Arbeit des BfW als nicht
erfolgreich bezeichnet werden.
Dieser Kritik stehen aber zum einen kleinere Erfolge gegenüber und zum anderen muss ein
differenzierter Blick auf die Gründung und Arbeit der Interessengemeinschaft gelegt werden.
Die „IG Bismarck und Haverkamp“ ist nach ihrer Gründung mit Furore gestartet und hat verschiedene Veranstaltungen und Aktionen, wie z.B. die Feierlichkeiten zum Jubiläum des Stadtteils Bismarck, umgesetzt, die den örtlichen Einzelhandel stärker in den Blickpunkt der Kunden
gerückt hat und damit den Standort fördern konnte.
Die Mitglieder der Interessengemeinschaft haben zudem einen direkten Stadtteilbezug. Sie sind
in der Mehrzahl Eigentümer der Geschäftsimmobilie oder haben ihren Kundenstamm vor allem
im Stadtteil bzw. sind als Elternteil oder Vereinsmitglied auch privat an den Stadtteil gebunden.
Durch diese Verbindung konnte ortsbezogene Lobbyarbeit effektiv umgesetzt werden.
Die Konstruktion der Interessengemeinschaft war aber offensichtlich für eine dauerhafte Tätigkeit nur begrenzt geeignet. Die IG umfasste alle Einkaufslagen im Stadtteil Bismarck. Hier bestehen insgesamt drei kleinere Einzelhandelsschwerpunkte, die auf Grund der Distanz zu den
anderen Standorten jeweils isoliert betrachtet werden müssen und meist auch ganz eigene
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
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Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
Standortschwierigkeiten aufweisen. Die jeweilige einzelne Lauflage hat aber für die Bildung einer eigenen wirkungsvollen und arbeitsfähigen Interessensgemeinschaft einen zu geringen Geschäftsbesatz. Vor diesem Hintergrund ist es nicht gelungen, ein gemeinsames Bewusstsein
oder gemeinsame Zielsetzungen für die Einzelstandorte dauerhaft herzustellen.
In der Summe funktionierte der Zusammenschluss daher hauptsächlich auf Grund einzelner
aktueller Herausforderungen. Insbesondere die Ansiedlung eines zusätzlichen Einzelhandelsangebotes auf der ehemaligen Bergwerksfläche Consolidation 3/4/9 ist hier anzuführen. Weitere gemeinsame Zielsetzungen für die weit auseinander liegenden Geschäftsbereiche konnten
nicht formuliert werden. Dies ist als Hauptgrund zu nennen für die Tatsache, dass die „IG Bismarck und Haverkamp“ nun nur noch formal existiert.
Über weitere Gründe kann nur spekuliert werden. Vielleicht spielt dabei auch eine Rolle, dass in
den Jahren vor der Gründung der Interessengemeinschaft ein loser Zusammenschluss der
Händler des südlichen Abschnitts der Bismarckstraße existierte, der nach Meinung einzelner
Involvierter nicht reibungslos funktionierte und damit zu einer gewissen Ablehnung entsprechender Initiativen geführt hat. Eventuell sehen einzelne Geschäftsleute auf Grund fehlender
Geschäftsnachfolger auch keine konkrete Zukunft mehr am Standort Bismarck und bereiten
sich auf das Altenteil vor. Diese Händler sind deshalb wahrscheinlich nur noch „verwaltend“
aktiv sind und sehen keinen Bedarf an längerfristigen Änderungen bzw. der Anpassung ihres
Standortumfeldes an zukünftige Anforderungen.
Grundsätzlich ist eine Interessengemeinschaft wie jeder Verein stark abhängig von der Eigenmotivation der Beteiligten. In der „Interessengemeinschaft Bismarck und Haverkamp“ konnte
sich möglicherweise ein solch motivierendes Element nicht in den Vordergrund spielen. Denkbar ist auch, dass die Auswahl der Projekte, die die Interessengemeinschaft in den Fokus gerückt hat, auf Grund mangelnder Realisierungschancen frühzeitig zu Frustrationen unter den
Mitgliedern geführt hat. Eventuell war auch der eigene Nutzen der angestoßenen Projekte nicht
erkennbar, so dass auf Grund dessen die Unterstützung der Mitglieder ausblieb.
2.2
Handwerk
Das Gelsenkirchener Handwerk ist in einem hohen Maße auf lokale Kundenbeziehungen ausgerichtet. Auch die Arbeiter und Angestellten der Handwerksbetriebe wohnen in der Mehrzahl in
mittelbarer Nähe zu ihrem Betrieb. Zudem war das Handwerk in den 1990er Jahren ein sehr auf
Zuwachs orientierter Wirtschaftszweig, so weit die Ergebnisse des Handwerkeratlas. Darüber
hinaus bestand durch den Stadterneuerungsprozess und die damit einher gehenden baulichen
Sanierungsbedarfe im Stadtteil Bismarck und Schalke-Nord ein potenzielles Aufgabenfeld für
ortsansässige Handwerksbetriebe. Ausgehend von dieser wirtschaftlichen Situation war das
Handwerk ein wichtiges Aufgabenfeld für das BfW.
Gleichzeitig hat sich für die Handwerker immer deutlicher gezeigt, dass die Schulabgänger häufig nicht ausreichende Informationen über die einzelnen handwerklichen Berufsfelder besitzen
und deshalb oft mit Unkenntnis eine Ausbildung beginnen, was dann zu Frustrationen im Arbeitsalltag führt oder sogar im schlimmsten Fall das Scheitern der Berufsausbildung bedeutet.
Ausgehend von dieser Situation wurden ineinander greifende Projekte initiiert.
Ansatz
Die Projektentwicklung basierte auf der Grundprämisse der lokalen Netzwerkbildung. Wesentlich war für das BfW, in den Projekten neben der Einbindung lokaler Handwerksbetriebe, weite-
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
32
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
re, entscheidende Institutionen als Kooperationspartner zu gewinnen. Daher wurde eine Zusammenarbeit mit der Evangelischen Gesamtschule und der Kreishandwerkerschaft umgesetzt.
Einzelprojekte
Insgesamt initiierte das BfW drei teilweise ineinander greifende Projekte.

Bismarcker Handwerkermarkt
Gemeinsam mit örtlichen Handwerksbetrieben wurde der Bismarcker Handwerkermarkt geplant und umgesetzt. Der Handwerkermarkt ist als Leistungsschau gedacht. Die sich beteiligenden ortsansässigen Handwerksbetriebe erhalten mit dem Handwerkermarkt eine Plattform, auf der sie ihre Leistungen im Stadtteil einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren können. Für den Stadtteil Bismarck ist der Handwerkermarkt ferner als eine Veranstaltung zu
werten, die positiv auf das Standortimage einwirken kann.
Mit der Veranstaltung sollten die gesamtstädtisch bedeutsamen Themenfelder „erneuerbare
Energien“ und „ökologisches Wohnen“ auch im Stadtteil verankert werden. Zur Realisierung
dieser Zielsetzung konnte eine Kooperation mit der Energieagentur NRW (EA NRW) geknüpft werden.
Flyer zur Bewerbung des Handwerkermarktes
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung
Zusammen mit der Evangelischen Gesamtschule und der Energieagentur NRW wird nun
schon seit dem Jahr 2001 regelmäßig im Sommer ein Handwerkermarkt organisiert und
durchgeführt, der auf dem Gelände der Evangelischen Gesamtschule am gleichen Tag wie
das Schulfest stattfindet. Im Jahr 2004 wurde der Veranstalterkreis erweitert, so dass nun
neben dem Handwerkermarkt und dem Schulfest auch das Solarfest des „SOLFördervereins für solare Energie und Lebensqualität der Sonnensiedlung GelsenkirchenBismarck e.V.“ durchgeführt wird. Die Kombination der drei Veranstaltungen hat eine große
Magnetwirkung für ganze Familien, nicht nur aus dem Stadtteil Bismarck oder Schalke-Nord
und trägt damit entscheidend zum positiven Image des Stadtteils Bismarck bei.
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
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Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
Bismarcker Handwerkermarkt
Bismarcker Handwerkermarkt
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 2001
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 2002
Der Bismarcker Handwerkermarkt hat seit der ersten Auflage im Jahr 2001 ein stetig steigendes Interesse erfahren. Während sich beim ersten Handwerkermarkt sieben Handwerker präsentierten, stieg die Zahl der teilnehmenden Handwerksbetriebe bis zum fünften
Markt im Jahr 2005 auf zwölf Aussteller an.
Die Innovation, die von dem Projekt „Bismarcker Handwerkermarkt“ ausgeht, wurde im Jahr
2002 durch die Fachöffentlichkeit gewürdigt. Bei der Vergabe des „Preises Soziale Stadt
2002“ erhielt der Handwerkermarkt eine Anerkennung und damit eine deutliche Würdigung,
die alle Beteiligten zusätzlich motivierte.
Anerkennung „Preis Soziale Stadt 2002“
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung
Durch die Zusammenlegung der Termine für den Handwerkermarkt und das Schulfest konnte ein großer Besucherkreis angesprochen werden. Besucherbefragungen in den Jahren
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
34
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
2003 und 2004 haben einige aufklärende Erkenntnisse zum Besucherspektrum und der Besuchsmotivation erbracht:

Die überwiegende Mehrheit (ca. 91 %) der Besucher stammte aus der Stadt Gelsenkirchen. Mehr als ein Drittel der Interessierten auf dem Handwerkermarkt kamen direkt aus
dem Programmgebiet Bismarck/Schalke-Nord.

Aktiviert wurden die Besucher in einem hohen Maße durch Presseberichte und die gezielte Plakatierung und Verteilung von Werbeflyern zur Veranstaltung. Mund-zu-MundPropaganda durch Schüler, Eltern und Nachbarn animierte für den Besuch des Handwerkermarkts.

Gut die Hälfte der Besucher hatte schon in den Vorjahren den Handwerkermarkt besucht. Gezielt suchten den Handwerkermarkt etwa 30 % der Befragten auf, etwa die
Hälfte der befragten Besucher kombinierte den Besuch des Handwerkermarktes mit
dem Aufenthalt auf dem Schulfest.

Am interessantesten war für die Besucher die Zusammenarbeit der Handwerker mit der
Schule. Etwa ein Drittel wollte sich gezielt die Präsentation der Handwerker und ihrer
Leistungen anschauen.

Ein Drittel aller Befragten fühlte sich gut über die Leistungen der Handwerker informiert,
einige der Besucher könnten sich auch vorstellen, einen der anwesenden Handwerker in
nächster Zukunft zu beauftragen.
Damit hat der Handwerkermarkt grundsätzlich die Zielsetzungen der Veranstaltung erfüllt.
Das Leistungsspektrum der örtlichen Handwerksbetriebe konnte einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert werden. Durch die Zusammenarbeit der Handwerker mit der Evangelischen
Gesamtschule wurde Schülern der Abgangsklassen die Berufswahlorientierung erleichtert,
in dem sie im Rahmen der Arbeitsgruppen einzelne Handwerksberufe „hautnah“ erleben
durften. Auf Grund der Öffentlichkeitswirksamkeit der Gesamtveranstaltung wurde zudem
der Stadtteil Bismarck auch über die Stadtteilgrenzen bekannter gemacht. Die ansteigende
Zahl mitwirkungsbereiter Handwerker beweist zudem die Bedeutung der Veranstaltung für
die ortsansässigen Betriebe. Der Effekt der Präsenz des eigenen Betriebs bei dieser Veranstaltung wird insgesamt positiv bewertet, so dass auch weitere Betriebe ihr Leistungsspektrum präsentieren möchten.
Alle Beteiligten engagieren sich für eine Fortsetzung des Handwerkermarktes, der 2005 seine fünfte Auflage erfuhr und nun schon als fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders
im Stadtteil Bismarck gezählt werden kann.

Handwerker in die Schule – berufskundlicher Unterricht
Der Wunsch der Handwerker, Schulabgängern das Berufsbild der Handwerksberufe näher
zu bringen und die Offenheit der Evangelischen Gesamtschule hat ein weiteres Projekt initiiert: Handwerker in die Schule. Die am Handwerkermarkt beteiligten Unternehmen leiten
Schüler der Jahrgangsstufen 8 und 9 in Arbeitsgruppen an und bringen diesen damit den
jeweiligen Handwerksberuf näher.
So bietet sich den Schülern die Möglichkeit, den jeweiligen Berufsalltag zumindest in Ansätzen zu testen. Das erleichtert die Berufswahl. Die Arbeitsergebnisse werden auf dem
Handwerkermarkt präsentiert. So wurden in den vergangenen Jahren beispielsweise eine
Solaranlage gebaut, ein Gartenhaus gemeinsam errichtet und von den Schülern selbst hergestellte Würstchen zur Aufbesserung der Klassenkasse verkauft.
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
35
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
Dieses Projekt sollte es den Handwerksbetrieben zusätzlich ermöglichen, potenzielle Auszubildende kennen zu lernen. Die über mehrere Wochen im Rahmen der Arbeitsgruppen
statt findende intensive Zusammenarbeit erleichtert es dem jeweiligen Handwerker, die Eignung des Ausbildungskandidaten einzuschätzen.
Das Projekt „Handwerker in die Schule“ ist mit der Ausweitung des Teilnehmerkreises des
Handwerkermarktes kontinuierlich aufgewertet worden. Die angestiegene Zahl von mitwirkenden Handwerkern hat die Bandbreite an Handwerksberufen, die die Schüler ausprobieren konnten, stetig erweitert und damit das Angebot an frei wählbaren Arbeitsgruppen für
die Schüler attraktiviert. Im Jahr 2004 beteiligten sich etwa 50 Schüler freiwillig am berufskundlichen Unterricht. Die Abbrecherquote war insgesamt sehr gering, nur fünf Schüler
besuchten den berufskundlichen Unterricht nicht bis zur letzten Veranstaltung. Eine weitere
Qualifizierung des freiwillig wahrnehmbaren Angebotes „berufskundlicher Unterricht“ wurde
durch die Ausgabe von Teilnahme-Zertifikaten erreicht. Diese als Bonus für die erfolgreiche
Teilnahme gedachte Auszeichnung und Bestätigung der Teilnahme wurde von den Schülern
sehr begrüßt und wirkte als zusätzliche Motivation. Das jeweilige Zertifikat wertet als Beilage
die eigene Bewerbung für einen Ausbildungsplatz auf und erhöht in Teilen die Bewerbungschancen.
Zertifikat über die Teilnahme am berufskundlichen Unterricht
Berufskundlicher Unterricht
Quelle: Evangelische Gesamtschule GelsenkirchenBismarck
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 2002
Im Jahr 2005 hat die Teilnahme am berufskundlichen Unterricht eine noch höhere Verbindlichkeit erhalten. Die Teilnahme musste nicht nur von den Schülern selbst angemeldet werden. Es musste auch eine Teilnahmeerklärung von den Eltern gegenzeichnet werden. So
war eine Teilnahmekontrolle durch das Elternhaus möglich. Neben der Ausgabe eines Teilnahme-Zertifikats wurde zusätzlich die Teilnahme im Zeugnis dokumentiert. Vor allem für
die Abschlussjahrgänge hat dieses Vorgehen eine hohe Bedeutung, da das Zeugnis grundlegend für die Bewerbung um Ausbildungsplätze ist. Angesichts der geringen Abbrecherquote haben sich diese Maßnahmen als sinnvoll herausgestellt.
Damit ist die Konzeptentwicklung des Projektes „Handwerker in die Schule“ noch nicht abgeschlossen. Vielmehr wollen alle Beteiligten das Projekt noch stärker an den Bedingungen
der Berufswelt orientieren. So ist z.B. geplant, ein Bewerbungsverfahren zur Vergabe um
die begrenzten Plätze im berufskundlichen Unterricht einzuführen, so dass die Schüler auch
direkt diesen Aspekt der Ausbildungsplatzsuche trainieren können. Im Laufe der weiteren
Durchführung des Projektes „Handwerker in die Schule“ werden mit großer Wahrscheinlich-
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
36
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
keit noch weitere Ideen zum Tragen kommen. Die Projektverantwortlichen sind sehr engagiert und kreativ, so dass das Projekt längerfristig Bestand haben wird.

Lehrer-Handwerker-Forum
Die gemeinsame Arbeit in den Projekten „Handwerkermarkt“ und „Handwerker in die Schule“ hat den Wunsch nach einem inhaltlichen Austausch in Bezug auf die Anforderungen in
Schule und Lehre formulieren lassen, um die verschiedenen Sichtweisen abzugleichen und
möglicherweise weitere Projekte zu initiieren. Dies geschieht mit dem Lehrer-HandwerkerForum.
Schließlich zeigt sich immer öfter, dass Schulabgänger nur noch bedingt den Anforderungen
einer Berufsausbildung gewachsen sind. Von Seiten der Handwerker wird dabei oft auf
Nachlässigkeiten in den Schulen verwiesen, die Schulen wiederum sehen vor allem auch
gesellschaftliche Gründe als Auslöser. Oft fehlt das Wissen, welche Anforderungen von Seiten der Ausbildungsbetriebe bestehen bzw. welche Möglichkeiten den Schulen überhaupt
gegeben sind. Das Lehrer-Handwerker-Forum soll dazu beitragen, diese gegensätzlichen
Positionen zu einer gemeinsamen Strategie zu verändern.
Der Austausch der Lehrer und Handwerker war anfangs rein informativ. Das Gespräch diente vor allem dazu, der jeweiligen anderen Partei die eigene Position darzustellen und die jeweiligen Anforderungen zu vermitteln. Auf dieser Grundlage wurden dann weitere Gespräche initiiert, in denen mögliche Projekte zur Optimierung der Berufswahlorientierung angesprochen wurden. So wurde z.B. das Modellprojekt „Lernwerkstatt“ einer Bochumer Hauptschule in einem Lehrer-Handwerker-Forum erörtert.
Das Lehrer-Handwerker-Forum soll in Zukunft als Austausch zwischen den beteiligten Akteuren weiter geführt werden und als Forum zur Initiierung gemeinsamer Projekte verstetigt
werden.
Bewertung
Durch die Integration verschiedener Projektansätze hat sich unter den Projektbeteiligten ein
dauerhaft funktionierendes Netzwerk gebildet. Die Teilprojekte „Bismarcker Handwerkermarkt“
und „Handwerker in die Schule“ werden damit definitiv auch über den Förderzeitraum hinaus
weiter verfolgt werden. Insbesondere die Evangelische Gesamtschule, die sich selbst als Stadtteilschule betrachtet und damit auch für das Standortumfeld verantwortlich fühlt, hat sich als
„treibende Kraft“ hervor getan. Die enge Zusammenarbeit zwischen Schule und Stadtteilwirtschaft wird somit auch in nächster Zukunft fortgesetzt.
Offen ist dabei noch, welche Chancen sich im Hinblick auf die Unterstützung der Berufswahl
bzw. die Schaffung von Ausbildungsplätzen im Stadtteil in Zukunft real ergeben. Als ein erster
Erfolg ist die Tatsache zu werten, dass zwei Schüler, die am berufskundlichen Unterricht teilgenommen haben, im Jahre 2005 in beteiligten Handwerksunternehmen einen Ausbildungsplatz
gefunden haben.
Unstrittig ist, dass die Veranstaltung „Bismarcker Handwerkermarkt“ stärker in der Öffentlichkeit
verankert werden muss, als es heute der Fall ist. Derzeit kann der Handwerkermarkt keinen
ausreichend großen Besucherrahmen gewährleisten und wird damit der Zielsetzung der Veranstaltung nur in Teilen gerecht. Der Zweck des „Bismarcker Handwerkermarktes“ als Leistungsschau der örtlichen Handwerksbetriebe zur Akquise zusätzlicher Kundenkreise ist aber nur
dann gegeben, wenn ein ausreichendes Besucherpotenzial und die passende Zielgruppe er-
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reicht werden kann. Es müssen also verstärkt Eigenheimbesitzer zu einem Besuch der Veranstaltung angeregt werden.
Für den 5. Bismarcker Handwerkermarkt, der vor den Sommerferien im Jahr 2005 stattgefunden hat, ist die Konzeption insoweit geändert worden, dass es möglich erscheint, das Ziel der
größeren Publikumsansprache besser zu erreichen:

Zur fünften Auflage des Handwerkermarktes wurde die Lage der Ausstellungsfläche verändert, so dass der Markt stärker räumlich in den Ablauf des Schulfestes integriert und damit
auch grundsätzlich intensiver durch die Besucher des Schulfestes frequentiert werden konnte.

Der Ablauf wurde zeitlich gestrafft und die Presse stärker eingebunden. Neben der schon in
den vergangenen Jahren eingeladenen örtlichen Tagespresse hat auch das Regionalfernsehen von der Veranstaltung berichtet.
Insgesamt werden die durch das BfW angestoßenen Projektansätze durch die engagierten Projektbeteiligten stetig den sich verändernden Anforderungen angepasst. Somit ist gewährleistet,
dass die Projekte dauerhaft weiter existieren. Dies ist aber ganz entscheidend durch die involvierten Personen geprägt.
2.3
Existenzgründung
Die Aktivierung des Existenzgründungspotenzials im Stadtteil war von größerer Bedeutung. Die
lokale Wirtschaftsstruktur war nach Jahrzehnten der großindustriellen Schwerpunktwirtschaft
nur rudimentär ausdifferenziert. Mit einer steigenden Zahl von Existenzgründungen war die
Hoffnung verbunden, dass sich die lokale Wirtschaftsstruktur diversifiziert. In Folge dessen
würde die Wirtschaft in Bismarck und Schalke-Nord auf eine breitere Basis gestellt und damit
eine stabilere Entwicklung erfahren. Schließlich tragen Existenzgründungen nachweislich zur
Entstehung neuer Arbeitsplätze bei. Teilweise wird davon ausgegangen, dass ein Existenzgründer fast einen kompletten Arbeitsplatz durch seine Selbstständigkeit zusätzlich entstehen
lässt. Außerdem kann eine Existenzgründung für Arbeitslose oder von Arbeitslosigkeit bedrohte
Erwerbstätige eine neue berufliche Perspektive darstellen. Das BfW hatte deshalb mehrere
Einzelprojekte initiiert und agierte als motivierender und zugleich kritischer Unterstützer und
Begleiter der Gründungswilligen.
Ansatz
Maßgeblich für die Tätigkeit des BfW im Handlungsfeld Existenzgründung war die Realisierung
von Angeboten, die auf die Situation im Stadtteil zugeschnitten waren. Grundsätzlich wurde ein
niedrigschwelliger Ansatz verfolgt, d.h. die Hürde der Kontaktaufnahme sollte so gering wie
möglich sein. Das BfW hat sich dabei in einer Lotsenfunktion gesehen. Gründungswilligen und
aber auch Jungunternehmern sollte in Wohnort- bzw. Unternehmensnähe eine Anlaufstelle geboten werden, die auch im Sinne eines Dienstleisters Hilfestellung bei der Gründung eines eigenen Unternehmens gab. Das BfW hat damit den Gründungswilligen insbesondere geholfen,
die behördlichen und sonstigen Hürden im Gründungsverfahren zu bewältigen. Aber auch den
in der Festigungsphase befindlichen Jungunternehmern wurde der Weg durch die Institutionen
geebnet.
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Einzelprojekte

Angebot an Erstberatung
Das BfW bot Gründungswilligen Existenzgründungsberatung und –begleitung an. Einzelberatungen wurden kontinuierlich seit Eröffnung des BfW geleistet. Nachdem das Büro einen
ausreichenden Bekanntheitsgrad erreicht hatte, stieg auch die Zahl der Beratungsfälle an.
Im Schnitt wurden jährlich ca. 50 Personen beraten. Ein intensiverer Kontakt ergab sich für
etwa ein Drittel der Gründungswilligen, die das BfW aufgesucht hatten.
Im Rahmen einer unverbindlichen Erstberatung wurden die erforderlichen Anforderungen für
die Gründung besprochen und die weitere Vorgehensweise festgelegt. Neben der Reflexion
der Konzepte und einer ersten Betrachtung der Finanzierungspläne, wurden insbesondere
Hinweise gegeben, welche weiteren wichtigen Kontakte zu Kammern, Verbänden, Institutionen und Verwaltungsabteilungen aufgenommen werden sollten. Zusätzlich wurde auf Fördermöglichkeiten hingewiesen.
Die Beratungsleistung umfasste sehr unterschiedliche Themenbereiche. Dabei waren Abfragen nach Informationen zur Vorgehensweise in der Existenzgründung, nach hilfreichen
Ansprechpartnern für besondere Fragestellungen im Rahmen der Existenzgründung und
Nachfragen bezüglich Informationsmaterial am häufigsten. Es wurden aber auch konkrete
Fragen zu Förderprogrammen, d.h. zur finanziellen Unterstützung der Existenzgründung
oder zur Förderpraxis im allgemeinen gestellt. Oft wurde das BfW auch konsultiert bei der
Suche nach einem geeigneten Firmenstandort. Beratungsleistung entstand auch hinsichtlich
der Unterstützung von Existenzgründung im Umgang mit der öffentlichen Verwaltung. Hier
unterstützte das Büro die Jungunternehmer, indem es wesentliche Kontakte herstellte oder
die Jungunternehmer bei Terminen u.ä. unterstützte.
Bei der Erstberatung bestand eine intensive Kooperation mit dem Referat Wirtschaftsförderung und der Emscher-Lippe Gründungsoffensive! (ELGO! e.V.):


Die Kooperation mit der städtischen Wirtschaftsförderung hat die Wirkungsweise der
Erstberatung grundsätzlich erweitert. Die Kombination der vorhandenen Fachkenntnis
und insbesondere auch das Wissen der Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung über Verwaltungsverfahren und die gängige Förderpraxis hat in vielen Fällen die Beratung entscheidend qualifiziert.

Neben der intensiven Beratung durch die städtische Wirtschaftsförderung wurde Gründungswilligen die Möglichkeit geboten, sich monatlich durch einen Berater des ELGO!
e.V. in den Räumen des BfW erste Informationen zur Existenzgründung geben zu lassen.
Das Angebot einer Erstberatung durch Mitarbeiter der ELGO! e.V. hat zusätzlich den
Zugang zu professioneller und kostenfreier Beratungsleistung für viele Existenzgründungswillige erleichtert. Damit konnte das Konzept der niederschwelligen Kontaktaufnahme in Wohnortnähe praktisch umgesetzt werden.
Existenzgründungsseminare
In Zusammenarbeit mit dem ELGO! e.V., der Arbeitsverwaltung und externen Fachreferenten wurden Existenzgründungsseminare konzipiert und organisiert, an denen Gründungswillige mit einer konkreten Geschäftsidee teilnehmen konnten. In den Seminaren wurde konzentriert und konstruktiv miteinander gearbeitet, die gegenseitige Unterstützung der Gründer
untereinander war enorm.
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Ein Existenzgründungsseminar für Arbeitslose und von Arbeitslosigkeit Bedrohte mit einer
Unternehmensidee wurde an fünf Tagen im Februar/März 1999 mit sechs Teilnehmern aus
den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord und Umgebung durchgeführt. In einer sehr konzentrierten Atmosphäre wurden die Gründungsideen durchgesprochen. Zwei Gründungswilligen wurde von einer Gründung abgeraten. Vier Teilnehmer haben ein Unternehmen gegründet. Ein für das Jahr 2000 geplantes Seminar wurde auf Grund zu geringer Nachfrage
nicht realisiert.
Flyer Existenzgründungsseminar
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung

JUST – Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch
Zur Vernetzung der Existenzgründer und Jungunternehmer wurde „JUST – Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch“ ins Leben gerufen. Abgeleitet aus den Erkenntnissen
aus der Existenzgründungsberatung und den Existenzgründungsseminaren zeigte sich,
dass Existenzgründer auch nach dem Schritt in die Selbstständigkeit in den ersten Jahren
ihres Unternehmerdaseins eine kontinuierliche weitere Begleitung und einen vertrauensvollen Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten wünschen. Der Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch wurde dieser Nachfrage gerecht.
Der Stammtisch hat seit 1999 insgesamt 60 Mal stattgefunden. Beworben wurde die Veranstaltung durch die Tagespresse, Internet-Ankündigungen z.B. auf der Homepage der IHK
Nordwestfalen sowie durch einen Folder, der in allen relevanten Institutionen, wie der IHK
Nordwestfalen, der Kreishandwerkerschaft, der Wirtschaftsförderung etc., ausgelegt wurde.
Einmal im Monat trafen sich durchschnittlich 11 Existenzgründer und Jungunternehmer.
Insgesamt wurden über 170 Gründungswillige und Jungunternehmer durch das Angebot
angesprochen. Die Existenzgründer und Jungunternehmer stammten in der Mehrzahl (über
zwei Drittel) aus Gelsenkirchen, der Anteil der Teilnehmer aus dem Programmgebiet lag bei
etwas weniger als einem Drittel. Aber auch aus umliegenden Gemeinden und Städten nutzten einige Gründer das Angebot, da in der Region Emscher-Lippe anfangs keine vergleichbare Veranstaltung existierte. Die in anderen Städten angebotenen Stammtische für Jungunternehmer und Existenzgründer sprechen häufig eingegrenzte Zielgruppen an, so werden
z.B. Stammtische nur für Jungunternehmerinnen und Existenzgründerinnen oder für Unternehmer und Gründer aus einzelnen Branchen angeboten. Nur der Stammtisch in Bismarck
war für alle Jungunternehmer und Existenzgründer geöffnet.
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Flyer „JUST – Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch“
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung
Fast zwei Drittel der Stammtischteilnehmer besuchte die Veranstaltung nur einmal. Etwas
mehr als ein Viertel der Teilnehmer waren bis zu fünf Mal anwesend. Die restlichen 15 %
besuchten den Stammtisch teilweise an über 20 Terminen. Hier spiegelt sich die Heterogenität der Teilnehmer wieder. In einzelnen Fällen wird das Angebot an sich nicht auf Zustimmung gestoßen sein. Aber vielfach spielte auch die persönliche Situation eine entscheidende Rolle, so dass die Teilnehmer entweder so erfolgreich in ihrer Selbstständigkeit agierten,
dass sie keine Zeit mehr für die Besuche des Stammtisches hatten oder ihre Gründungsidee fallen gelassen haben.
Die Ergebnisse einer Telefonbefragung im Frühjahr 2004 unterstreichen die Bedeutung der
Veranstaltung für die Existenzgründer. Zwei Drittel der Befragten bewerteten den Stammtisch als eine „wichtige und interessante Einrichtung“. Die einzelnen Teilnehmer nutzten den
Stammtisch in fast gleicher Weise als Möglichkeit, Kontakte zu Geschäftspartnern zu knüpfen, als Angebot, sich über das Thema des jeweiligen Abends zu informieren oder auch einfach zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit anderen Gründern und Unternehmern.
80 % der Interviewten formulierten für sich den Vorsatz, den Stammtisch auch zukünftig
weiter zu besuchen, wobei etwa zwei Drittel ihren Besuch abhängig machen wollten von beruflichen Terminen.
Zu jedem Termin wurde ein Referent zu einem vorher festgelegten Thema eingeladen, so
dass die Teilnehmer sich nicht nur untereinander austauschen konnten, sondern sich auch
durch Referate informieren und weiter qualifizieren konnten.

Gründer Scouts
Mit dem Projekt „Gründer Scouts“wurden zusammen mit Unternehmensberatern Multiplikatoren aus dem Stadtteil qualifiziert, die im „versteckte“ Gründerpotenziale aufdecken sollten.
Die Multiplikatoren waren z.B. Pfarrer, Vereinsvorsitzende oder ähnlich im sozialen Leben
verankerte Persönlichkeiten, die einen intensiven Kontakt mit der örtlichen Bevölkerung
aufweisen. Die Gründer Scouts sollten potenzielle Existenzgründer an das BfW weiter ver-
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mitteln. Die Erfahrung zeigt, dass viele potenzielle Gründer selbst nicht einschätzen können,
ob ihre Geschäftsidee tragfähig ist und/oder nicht den Mut haben, sich für ihr Gründungsvorhaben weiter beraten zu lassen. Häufig bleiben deshalb viele vielversprechende Gründungsideen unentdeckt. Die Vermittlung der Gründungswilligen durch die Gründer Scouts
und die dann in einem aufsuchenden, aktivierenden Ansatz durchgeführte Beratung durch
das BfW kann hier in einigen Fällen erfolgreich wirken.
Potenzielle Gründer Scouts wurden direkt durch das BfW angesprochen und durch einen
Aufruf in der Tagespresse gesucht. Acht interessierte Personen aus dem Stadtteil folgten
dieser Ansprache. In verschiedenen Veranstaltungen wurden die Multiplikatoren aus dem
Stadtteil weiterqualifiziert. So konnte eine „Brücke“ zwischen den „Gründer Talenten“ und
dem BfW geschlagen werden. Durch die Gründer Scouts kam es zu vielversprechenden
Kontakten mit Gründungswilligen.
Bewertung
Es besteht eine fast unübersichtliche Fülle an guten und hilfreichen Angeboten der Existenzgründungsberatung. Das BfW hat hier in erster Linie für Existenzgründer aus dem Programmgebiet eine nützliche Lotsenfunktion übernommen, die von Existenzgründern gern angenommen wurde. Viele Existenzgründer wurden zielgerichtet zu den für sie relevanten Beratungsangeboten geleitet.
In diesem Sinne kann das Angebot niederschwelliger Kontaktaufnahme in Wohnortnähe als
sinnvoll und nützlich angesehen werden. Auf diese Weise konnten durch das BfW schätzungsweise mehr Personen aus dem Programmgebiet erreicht werden als durch die Bewerbung der
etablierten institutionellen Beratungsangebote.
Die Zusammenarbeit mit der städtischen Wirtschaftsförderung und der ELGO! e.V. hat die Beratungsleistung zusätzlich qualifiziert. Die Zusammenarbeit mit etablierten Beratungseinrichtungen ist als eine wesentliche Komponente der Existenzgründungsförderung auf Stadtteilebene
zu beschreiben, insbesondere auch mit Blick auf eine effektive und effiziente Nutzung personeller und materieller Ressourcen.
Einschränkend muss hierzu festgehalten werden, dass die Einbindung der etablierten Institutionen (z.B. IHK, Handwerkskammer) in die Beratung Gründungswilliger auf Stadtteilebene nicht
hinlänglich geglückt ist. Die Einbindung erfolgte insbesondere unter pragmatischen Erwägungen: Es wurde jeweils in Abhängigkeit der jeweiligen Anforderungen vor Ort zusammen gearbeitet. Ein dauerhaftes Engagement der Institutionen auf der Stadtteilebene konnte somit nicht
initiiert werden. Es ist zu vermuten, dass dies auch darin begründet liegt, dass ein Engagement
auf Stadtteilebene für die etablierten Institutionen von geringer Bedeutung ist. Schließlich geht
dies immer auch einher mit erhöhtem Personal- und Ressourceneinsatz. Durch die Arbeit des
BfW konnte hier keine durchgreifende Überzeugungsarbeit geleistet werden.
Die Wirkung von Existenzgründungen zur Stärkung der Lokalen Ökonomie war in Bismarck/Schalke-Nord rein quantitativ betrachtet begrenzt. Die nachweisbare Zahl der Existenzgründungen, die mit Begleitung des BfW realisiert wurden, ist nicht besonders hoch. Jährlich
konnte maximal eine Gründung erfolgreich abgeschlossen werden. Trotzdem ist der Ansatz der
Existenzgründungsförderung mit niederschwelligen Angeboten in direkter Wohnort- bzw. Unternehmensnähe als wichtig und wirkungsvoll anzusehen. Die durch das BfW kreierten Angebote
wie z.B. der Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch haben die Anbahnung von Kooperationen zwischen einzelnen Existenzgründern oder Jungunternehmern unterstützt. Diese
hilfreiche Vernetzungsarbeit kann quantitativ nicht beziffert werden. Aber neben positiven
Rückmeldungen ortsansässiger Unternehmen zeigt z.B. auch die Beständigkeit der Teilnahme
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am Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch die Bedeutung dieser Angebote zur Unternehmensvernetzung. Schließlich bewerteten in einer Umfrage die Teilnehmer des Stammtisch mehrheitlich die Veranstaltung als interessant und hilfreich und wollten den Stammtisch
auch weiterhin nutzen.
Nicht erreicht werden konnte eine Verstetigung der Angebote. Ohne die aktive Begleitung des
BfW konnte insbesondere der Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch nicht „auf
eigene Beine“ gestellt werden. Hier bestünden grundsätzlich zwei Möglichkeiten des Fortbestandes: zum einen könnten die Teilnehmer selbst die weitere Fortführung des Stammtisches
federführend gestalten. Zum anderen wäre es auch denkbar, dass eine der etablierten Institutionen sich dieser Veranstaltung annimmt.
Das BfW hat mit den Teilnehmern gemeinsam den Versuch unternommen, den Stammtisch in
Vereinsform selbst getragen durch die Teilnehmer zu organisieren. Diese Vereinsgründung
konnte leider nicht realisiert werden. Das Angebot wird erfahrungsgemäß am Anfang der Unternehmertätigkeit genutzt. Ist das Unternehmen etabliert, fehlt häufig nicht nur der Anreiz, den
Stammtisch zu besuchen, es fehlt darüber hinaus oft auch schlicht die Zeit zur Teilnahme. Die
Gruppe der Nutzer des Angebotes hat sich daher über die Zeit des Bestehens sehr häufig gewandelt. Auf Grund dieser Diskontinuität ist die Organisation eines solchen Angebotes in Eigenregie nur wenig verlässlich.
Da die etablierten Institutionen die Stadtteilarbeit nicht als ein bedeutendes Tätigkeitsfeld ansehen, war die Übertragung der Organisation dementsprechend nicht erfolgreich.
Im angrenzenden Programmgebiet „Gelsenkirchen-Südost“ wurde im Jahre 2003 ein vergleichbares BfW eröffnet. Das Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Südost organisiert nun
den Stammtisch in der gleichen Art und Weise wie es in Bismarck/Schalke-Nord durchgeführt
wurde. So konnte das Stammtischangebot zumindest in Gelsenkirchen erhalten werden. Diese
Lösung ist natürlich auch als endlich zu betrachten, so dass weiterhin das Ziel bestehen muss,
das Angebot zu verstetigen.
2.4
Beratung, Qualifizierung, Kooperationsförderung
In Bismarck und Schalke-Nord sowie den angrenzenden Gewerbegebieten besteht nach dem
Rückzug der Montanindustrie, wie beschrieben, eine durch kleine und mittlere Unternehmen
geprägte Wirtschaftsstruktur.
Das BfW schuf zur Stärkung der Stadtteilwirtschaft und um die vorhandenen Betriebe im Stadtteil zu halten sowie neue anzusiedeln, Beratungs- und Kooperationsmöglichkeiten direkt im
Stadtteil. Die ortsansässigen Betriebe wurden dabei nicht nur in einzelbetrieblichen Aspekten
unterstützt. Besonderes Ziel war die Initiierung einer längerfristigen Zusammenarbeit des BfW,
der Institutionen und Einrichtungen mit den Unternehmen, sowie die Zusammenarbeit zwischen
den Unternehmen.
Ansatz
Die Kontaktanbahnung wurde vom BfW durch einen aufsuchenden Beratungsansatz realisiert.
Da kleinere und mittlere Unternehmen sich häufig nicht hinreichend durch die bestehenden Beratungsinstitutionen betreut fühlen, ist die Kontaktaufnahme durch eine direkte Ansprache auch
als vertrauensbildende Maßnahme zu verstehen. Darüber hinaus erscheint ein solches Vorgehen als hilfreich, da viele der kleineren Unternehmen durch die Einbindung in das Alltagsgeschäft oft auch gar nicht über die Zeitressourcen verfügen, um sich ausführlich mit strategischen Fragestellungen zu beschäftigen.
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Einzelprojekte

Unternehmensbesuche
Mit dem verfolgten „aufsuchenden Ansatz“ konnte das BfW unterschiedliche Betriebe im
Programmgebiet erreichen. Die aktive Ansprache machte das BfW zum einen bekannter,
die Mitarbeiter konnten gezielt auf die Angebote und Aktivitäten des BfW hinweisen. Zum
anderen wurde damit die Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme abgesenkt. Die Besuche
wurden anfangs gekoppelt mit der Durchführung einer Unternehmensbefragung (s. nächstes Einzelprojekt). In vielen Fällen ergab sich durch den Erstbesuch ein längerer Kontakt,
der in eine konkrete Beratung des jeweiligen Unternehmens mündete. In die Beratung wurde dann insbesondere die städtische Wirtschaftsförderung eingebunden.

Unternehmensbefragung
Die Unternehmensbefragung wurde in einem aufsuchenden Ansatz mit drei wesentlichen
Zielen konzipiert:

Persönliche Kontakte zu den örtlichen Unternehmen aufbauen.

Beratungsbedarfe aus dem Gespräch eruieren, für die dann sofort Hilfestellung und Unterstützung angeboten wurde.

Erkenntnisse und Ideen für weitere Projekte erhalten.
Die Befragung stellte eine gute Grundlage für die praktische Arbeit des BfW dar. Insgesamt
wurden in den Jahren 1999 und 2001 zwei Unternehmensbefragungen durchgeführt. Es
wurden Unternehmen aus den unterschiedlichen in Bismarck/Schalke-Nord ansässigen
Branchen aufgesucht. Das Spektrum reichte von Facheinzelhändlern über Dienstleister und
Handwerker bis zu größeren Produktionsbetrieben z.B. aus der Stahlbranche. Die Teilnahme an der Befragung war freiwillig, die Resonanz ist als grundsätzlich positiv zu bezeichnen.
Die Befragung im Jahr 1999 diente v.a. auch der erstmaligen Kontaktaufnahme mit Unternehmen aus dem Programmgebiet sowie der Abfrage grundlegender Problemstellungen,
die das neu eröffnete BfW in seiner Arbeit aufgreifen könnte. Es wurden neben Angaben
zum Unternehmen und zum Mitarbeiterbestand auch der Aspekt Kunden- und Lieferantenbeziehungen abgefragt, was Rückschlüsse auf die Beziehung des Unternehmens zum direkten Standortumfeld ziehen ließ. Zusätzlich wurden auch Fragen zum Standort Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord gestellt, insbesondere die Standortbewertung war ein wesentliches Kriterium. Außerdem interessierte das Wissen über sowie die Inanspruchnahme der
Dienstleistungsangebote wirtschaftsrelevanter Einrichtungen wie IHK, Handwerkskammer
etc. Nicht zuletzt wurden für das jeweilige Unternehmen wünschenswerte Dienstleistungen
abgefragt, die eventuell durch das BfW erbracht oder weiter vermittelt werden könnten. Zusätzlich sollten sich die befragten Unternehmen zu ihren Zukunftsaussichten äußern. Ein
weiterer Interviewpunkt war die Bedeutung von Kooperationen für die Unternehmen. Zum
Schluss wurden die Unternehmer hinsichtlich ihres persönlichen Stadtteilbezugs befragt.
Im Jahr 1999 wurden insgesamt 28 Unternehmen interviewt. Die Ergebnisse der Befragung
lassen sich in einer Kurzübersicht wie folgt zusammenfassen:

Die angesprochenen Unternehmen zeigten eine große Offenheit für eine Befragung.
Das Zugehen auf die Unternehmen von Seiten des BfW wurde mehrheitlich positiv als
ein Zeichen gewertet, dass die Stadt Gelsenkirchen sich aktiv um die Unternehmen in
den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord kümmert.
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Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -

Fast die Hälfte der befragten Unternehmen beschäftigte 1 - 5 Mitarbeiter. Fast ein Fünftel der Unternehmen beschäftigte als Ein-Personen-Unternehmen gar keine weiteren
Mitarbeiter. Im Programmgebiet überwogen demnach Klein- und Kleinstbetriebe.

Ein Drittel der befragten Unternehmen beschäftigte auch Auszubildende. In der Berufsausbildung aktiv waren dabei vor allem die größeren Unternehmen mit mehr als 10
Beschäftigten. Hierbei überwogen Handwerksbetriebe.

Die Beschäftigten hatten ihren Wohnort mehrheitlich in Gelsenkirchen, etwa ein Fünftel
wohnte im Programmgebiet. Etwas mehr als ein Fünftel wohnte nicht in Gelsenkirchen.
Im Einzelhandel war der Anteil der Beschäftigten, die im Programmgebiet wohnten
(27 %), am größten, während im Dienstleistungsbereich nur 14 % im Programmgebiet
auch ihren Wohnort hatten.

Der Kundenkreis der befragten Unternehmen ist je nach Branche unterschiedlich. Während der Einzelhandel und die Dienstleistungsbetriebe erwartungsgemäß vor allem Kunden aus dem Stadtteil „im Visier“ haben, weitet sich der Kundenkreis für Handwerksund Handelsunternehmen auf stadtweite, regionale, nationale und teilweise auch internationale Beziehungen aus.

Die befragten Unternehmen sind mehrheitlich (62 %) schon über 10 Jahre am Standort
Bismarck oder Schalke-Nord und haben sich trotz der schwierigen wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen am Standort behauptet. Aber immerhin fast ein Viertel der Betriebe bestand erst fünf Jahre, so dass der Standort auch für neue Betriebe gute Bedingungen stellt.

Das Stadtteilimage ist für zwei Drittel der Unternehmen von großer Bedeutung. Mit dem
Standort waren aber mehr als ein Drittel der Unternehmen zufrieden. Ebenfalls mehr als
ein Drittel äußerte, dass sie weniger zufrieden sind. Die Unternehmen mit einem Kundenkreis aus dem Stadtteil schätzten vor allem die Kaufkraft als zu gering ein. Das
Handwerk bemängelte das zu geringe Fachkräfteangebot. Gleichzeitig zeichnete sich
der Standort für das Handwerk vor allem durch die niedrigen Grundstücks- und
Gebäudekosten aus.

Die Marktlage für den eigenen Betrieb schätzten die befragten Unternehmen mit einer
stärker positiven Tendenz ein. Etwa ein Drittel gab als Einschätzung ein „sehr gut“ bzw.
„gut“ an. Dementsprechend positiv war auch die Umsatzentwicklung in den zwei Jahren
vor der Befragung verlaufen. Etwa 44 % der befragten Unternehmen haben Umsatzzuwächse zu verzeichnen gehabt.

Die befragten Unternehmen waren zu 70 % an Kooperationen mit anderen Unternehmen interessiert. In der Vergangenheit hatten die Unternehmen vor allem lose mit anderen Unternehmen kooperiert. Auch auf Grund des engen Stadtteilbezugs der Unternehmer, die zu 60 % ihren Wohnort im Stadtteil haben, zeigt sich eine größere Verantwortung für den eigenen Unternehmensstandort und Wohnort. Das Befragungsergebnis bestätigte das BfW in seiner grundsätzlichen Strategie, Unternehmenkooperationen und
Vernetzungen anzuregen und zu unterstützen.
Im Jahr 2001 fand eine zweite Befragung statt, bei der insgesamt 22 Unternehmen interviewt wurden. Gegenüber der ersten Befragung wurden drei Unternehmen ein zweites Mal
aufgesucht. In der Befragung wurden die inhaltlichen Aspekte gegenüber der Befragung im
Jahr 1999 erweitert um Fragen zum Firmenmarketing, insbesondere die Nutzung des Internet als Marketingmedium wurde explizit abgefragt. Außerdem wurde eine geplante oder
notwendige Standortveränderung thematisiert. Hierdurch boten sich wiederum Ansatzpunkte, die zur konkreten Unterstützung der Firmen durch das BfW aufgegriffen wurden.
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Die Befragung im Jahr 2001 hat in den grundlegenden Fragestellungen keine besonderen
Abweichungen des Ergebnisses gezeigt. Abweichend von der Befragung aus dem Jahr
1999 zeigten sich auf Grund veränderter Rahmenbedingungen oder wegen einer neuen
Fragestellung folgende Zusammenhänge:


Über die Hälfte der befragten Unternehmen hatte für die Zukunft auf Grund einer grundlegenden Zufriedenheit mit den Standortrahmenbedingungen keine Standortverlagerungen geplant. Demgegenüber konnten sich 23 % eine Standortveränderung unter Umständen vorstellen und ebenfalls 23 % planten eine Standortverlagerung ganz konkret.
Dies stellte einen Ansatzpunkt für das BfW, zusammen mit der Wirtschaftsförderung der
Stadt Gelsenkirchen diesen Unternehmen geeignete Alternativstandorte möglichst im
Programmgebiet anzubieten.

Hinsichtlich bedeutender Aktivitäten zur Erhöhung des Unternehmenserfolges (wie z.B.
Controlling, Qualitätsmangement etc.) zeigte sich, dass die Akquise öffentlicher Fördermöglichkeiten zwar für die Unternehmen von großem Interesse ist, aber zum damaligen
Zeitpunkt noch nicht aktiv angegangen wurde. Auch Marktanalyse und Werbung wurde
von den befragten Unternehmen nicht konsequent verfolgt, obwohl diese Aktivitäten
nach eigenen Angaben wichtig für den eigenen Unternehmenserfolg sind. Hier spiegelt
sich die Tatsache wieder, dass im Programmgebiet ein hoher Anteil von Klein- und
Kleinstunternehmen tätig ist, deren Zeitbudget begrenzt ist.
Einzelberatungen
Für drei Jahre wurde die personelle Besetzung des BfW mit weiterem Fachpersonal aus
den Bereichen Organisationsentwicklung, Betriebswirtschaft und Unternehmensberatung
ergänzt, wodurch eine intensivere Unternehmensberatung angeboten werden konnte. Diese
Aufgabe übernahm Rahmen des KMU-Projektes (s. Kap. 1.7) das TRANSMITTER-Team.
In Erstgesprächen wurden die Beratungsbedarfe ermittelt. Teilweise konnte das BfW den
Unternehmen direkt weiter helfen. Dabei reichte die Beratungspalette von Internetrecherchen bis hin zu umfassenden strategischen Entscheidungshilfen bei geplanten Unternehmenserweiterungen. In Einzelfällen vermittelte das BfW im Sinne einer Lotsenfunktion die
Unternehmer an die relevanten Beratungseinrichtungen weiter.
Einzelberatungen ergaben sich durch unterschiedliche Kontaktaufnahmen. Im Nachgang
der Unternehmensbefragung wurden in Einzelfällen auch vertiefende Beratungen durchgeführt. Teilweise entstand ein Kontakt zu einem Unternehmen auch durch eine öffentliche
Veranstaltung, wie etwa dem „Bismarcker Business Brunch“. Mit der zunehmenden Bekanntheit des BfW wurden auch direkte Anfragen gestellt. Während der Laufzeit des KMUProjektes wurde die Beratung vor allem durch Mitarbeiter des TRANSMITTER-Teams gewährleistet.
Im Durchschnitt bestanden ca. 50 Beratungskontakte pro Jahr. Etwa 20 der anfragenden
Unternehmen wurden nach den Erstgesprächen intensiver begleitet. Das Spektrum der abgefragten Beratungsleistungen war vielfältig. Neben Recherchen für bestimmte Fragestellungen war insbesondere die Vermittlung von Ansprechpartnern z.B. in der Stadtverwaltung
eine besondere Aufgabe des BfW.

Bismarcker Business Brunch
Als Plattform zur Aufnahme von Geschäftsbeziehungen und Pflege von Kontakten zu Einrichtungen des Stadtteils und Vertretern der Stadt Gelsenkirchen diente der „Bismarcker
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Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
Business Brunch“. Seit November 1999 wurde der Brunch als gesellschaftliches Event einmal im Quartal an einem Sonntag Vormittag veranstaltet. Ein Unternehmen oder eine Einrichtung aus dem Stadtteil übernahm jeweils die Gastgeberrolle. Der Brunch begann gewöhnlich mit einem einleitenden Referat, dessen Thema in direktem Bezug zum Gastgeber
stand. Danach war ausreichend Zeit und Möglichkeit geboten, sich außerhalb des Berufsalltags auszutauschen.
Der „Bismarcker Business Brunch“ hat sich als Möglichkeit der Kontaktaufnahme und Kooperationsbildung in einer ungezwungenen Atmosphäre seit der ersten Veranstaltung im
November 1999 etabliert. Insgesamt wurden 18 Veranstaltungen durchgeführt, der Brunch
war damit ein festes Datum im Kalender der Unternehmen. Im Durchschnitt besuchten etwa
40 Personen die Veranstaltung. Die gastgebenden Unternehmen kamen aus unterschiedlichen Branchen und Stadtteilzusammenhängen. Das Spektrum reichte von mittelständischen
Unternehmen mit einem großen Mitarbeiterstamm bis zu einem Kleinunternehmen, das aus
einer Person besteht. Neben Handwerksbetrieben, die ihre Werkstätten frei räumten, boten
auch Dienstleistungsunternehmen sowie Stadtteilinstitutionen ihre Räumlichkeiten an. Für
die Gastgeber war der Brunch eine willkommene Gelegenheit, an einem außergewöhnlichen Termin außerhalb der üblichen Geschäftszeiten Kunden und Geschäftspartner einzuladen. Damit ist der Brunch für die Gastgeber auch ein Teil ihrer Öffentlichkeitsarbeit und
bietet eine neue Form der Eigendarstellung. Das BfW unterstützte die Veranstaltung durch
zielgerichtete Pressearbeit. Hierdurch wurde den Gastgebern ein zusätzliches Forum geschaffen.
10. Bismarcker Business Brunch bei Makossa
Druck und Medien GmbH
17. Bismarcker Business Brunch bei Kfz Bartikowski GmbH
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 2002
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 2004
Das BfW unterstützte das Gast gebende Unternehmen in der Organisation und Durchführung des Brunch und übernahm verschiedene Aufgaben. Insbesondere in der Vorbereitung,
aber auch bei der Abstimmung der Impulsreferate und der Organisation der Einladungen
ging das BfW helfend zur Hand.
Eingeladen wurden fast 440 Unternehmer bzw. Personen von wirtschaftsrelevanten Einrichtungen und Politiker. 85 % der Eingeladenen kamen aus dem Programmgebiet, darüber
hinaus war etwa jeder Zehnte Eingeladene aus anderen Stadtteilen Gelsenkirchens. Der
Brunch war für viele der Besucher ein wichtiger Termin, mehr als drei Viertel der Gäste
konnten bis zu sechs Mal zu einem Brunch begrüßt werden. Als wichtigstes Motiv für den
Besuch der Veranstaltung nannten bei einer Befragung mehr als drei Viertel der Besucher
die Möglichkeit, interessante Kontakte knüpfen zu können, d.h. das persönliche Netzwerk zu
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
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Unternehmen, zu Politikern oder zu Beschäftigten der Stadtverwaltung auszubauen. Gut die
Hälfte der Besucher kam aber auch wegen des einladenden Unternehmens und wollte sich
über die Arbeit des Gastgebers informieren. Fast 80 % der Befragten werteten den Brunch
als eine wichtige und hilfreiche Veranstaltung, die beibehalten werden sollte.

Qualifizierungsseminare
In Kooperation mit anderen wirtschaftsrelevanten Institutionen bzw. externen Fachreferenten organisierte das BfW Qualifizierungsangebote und führte die entsprechenden Veranstaltungen durch. Die Veranstaltungen wurden mit dem Ziel der Verbesserung des unternehmerischen know-hows und der Kooperationspflege ausgerichtet. Zielgruppe waren neben „gestandenen“ Unternehmern auch Existenzgründer und Jungunternehmer.
Qualifizierungsseminare wurden in den Jahren 2000 und 2001 mit Hilfe einer Förderung
durch die Handwerkskammer angeboten. Im Jahr 2000 fand eine Verbundschulung mit insgesamt 9 interessierten Unternehmen zum Thema „Internet als Medium meiner Marketingstrategie“ statt. Die interessierten Unternehmen entstammten unterschiedlicher Branchen,
das Spektrum reichte von Dienstleistungen über Einzelhandel und Handwerk bis zu Großhandel. Einzelnen der Unternehmen ergab sich auf Grund der Förderung auch die Möglichkeit einer intensiven Einzelschulung. Im Jahr 2001 interessierten sich drei Handwerksbetriebe aus dem Bereich Heizung/Sanitär für eine gemeinsame Schulung zum Thema „Internet
und der Nutzen für meinen Betrieb“. Auf Grund des Auslaufens der Förderung konnte keine
weitere Schulung mehr angeboten werden, wenngleich das Interesse zur Weiterqualifizierung von Seiten der Betriebe grundsätzlich besteht.
Bewertung
Durch den aufsuchenden, ortsnahen Ansatz der Beratung und Qualifizierung der Unternehmen
im Stadtteil wurde die Arbeit der städtischen Wirtschaftsförderung im Programmgebiet zielgerichtet und effektiv ergänzt. Durch den unmittelbaren Zugang konnte eine Vielzahl an Unternehmen aus dem Stadtteil erreicht und entsprechend ihrer Beratungs- und Kooperationsbedarfe
unterstützt werden.
Insbesondere die Ergänzung durch zusätzliches Beratungsfachwissen im Rahmen des KMUProjektes hat die Beratungsleistung des BfW qualifiziert. Die Kombination von Projektmanagement und Projektsteuerungskompetenzen, die durch die Planungsgruppe STADTBÜRO gewährleistet wurden, mit den betriebswirtschaftlichen Kenntnissen und Erfahrungen in der Unternehmensberatung des Kooperationspartners TRANSMITTER ermöglicht eine effektive Ansprache der ortsansässigen Unternehmen.
Die Förderung Lokaler Ökonomie stellt generell zwei Anforderungen:

Im Sinne der Vor-Ort-Arbeit zu agieren heißt, Projekte initiieren, die angestoßenen Projekte
koordinieren und die Projektarbeit organisieren. Diese Aufgabe übernahm hauptsächlich
und federführend die Projektleitung des BfW.

Sinnvoll ergänzt wird diese Tätigkeit durch eine fachlich versierte Beratung der Unternehmen, was insbesondere erfahrene Unternehmensberater übernehmen sollten. Entsprechend erfolgreich ist grundsätzlich die in Bismarck/Schalke-Nord gewählte Kombination der
Fachkompetenzen im BfW zu bewerten.
Ein wesentliches Ziel zur Förderung der Lokalen Ökonomie im Programmgebiet war angesichts
der kleinen und mittleren Unternehmen die Förderung von Kooperationen. Mit dem Angebot des
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Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
„Bismarcker Business Brunch“ bot sich für die ortsansässigen Unternehmer eine geeignete
Plattform zur Gründung von Zusammenarbeiten mit anderen Unternehmen oder der Kontaktpflege mit anderen wichtigen Partnern. Durch den Bismarcker Business Brunch ist ein Netzwerk
entstanden, das nicht nur neuen Unternehmen (neu angesiedelten und Existenzgründern) den
Start an ihrem neuen Standort erleichterte, sondern auch den schon länger in den Stadtteilen
ansässigen Betrieben hilfreiche Unterstützung bot. Nicht zuletzt deshalb wurde von den Besuchern des Brunch als wichtigster Grund für die Teilnahme am Brunch zu mehr als drei Viertel
die Möglichkeit genannt, ganz allgemein interessante Kontakte zu knüpfen.
Die durch den Brunch entstandenen Geschäftskontakte und Kooperationen werden mit Sicherheit langfristig Bestand haben. Offen bleibt, ob das entstandene Netzwerk „Bismarcker Business Brunch“ grundsätzlich stabil genug ist, um auch ohne die direkte Unterstützung des BfW
dauerhaft zu funktionieren und neben den Geschäftskontakten und Kooperationen aufrecht erhalten wird. Hier ist wiederum ein fester Kümmerer notwendig, der die Organisation der Veranstaltung als seine Aufgabe betrachtet. In Bismarck/Schalke-Nord wurde dieser Kümmerer nicht
gefunden. Derzeit besteht noch die Option, eine Brunch-Veranstaltung auch zukünftig durch
das Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Südost zu organisieren. Dies würde den
Teilnehmerkreis auf das neue Programmgebiet erweitern.
2.5
Ethnische Ökonomie
In Bismarck und Schalke-Nord besteht ein vergleichsweise hoher Anteil nichtdeutscher Bewohner. Fast ein Fünftel der Einwohner weist keine deutsche Staatsbürgerschaft auf. Dementsprechend kann vorausgesetzt werden, dass auch der Anteil der Unternehmer mit ausländischem
Pass im Programmgebiet höher ist als in der Gesamtstadt. Den größten Anteil an der Nichtdeutschen Bevölkerung haben türkische Staatsbürger. Im Stadtteil Bismarck stellen Türken über drei Viertel der ausländischen Bevölkerung. In den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord
sind etwa 40 türkische Unternehmer/innen ansässig. Sie gehören bislang noch hauptsächlich
den so genannten "Nischenökonomien" an (Imbiss, Lebensmittel, Import und Export). Insbesondere entlang der Bismarckstraße konzentrieren sich die Laden- und Gastronomieangebote.
In der lokalen Ökonomie sichern ethnische Gewerbebetriebe zunehmend die ortsnahe Versorgung der Quartiersbevölkerung. Darüber hinaus können sie mit der Beschäftigung von Arbeitnehmern und der Bereitstellung von Ausbildungsplätzen zu einer Stabilisierung der Stadtteilökonomie beitragen. Zugleich wird ihnen eine große Bedeutung für die Orientierung von Neuankömmlingen sowie für die Integration der zugewanderten Bevölkerung insgesamt zugeschrieben. Aus diesem Grund war die sogenannte Ethnische Ökonomie auch ein Handlungsfeld
des BfW.
Ansatz
Ziel der Arbeit des BfW war es zunächst, Kontakte zu den ausländischen Unternehmern aufzubauen, ein Vertrauensverhältnis zu schaffen und die ausländischen Unternehmer zu ermuntern,
die Angebote des BfW in Anspruch zu nehmen. Es sind keine separaten Angebote für ausländische Gewerbetreibende geschaffen worden.
Einzelprojekte
Das BfW suchte den Kontakt zu ausländischen Gewerbetreibenden durch einen türkischen Mitarbeiter. So entstanden kontinuierliche persönliche Kontakte, die z.T. auch in konkrete Beratungen bzw. Unterstützungen mündete. Hinsichtlich bestehender Parkplatzprobleme, anstehender
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49
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
Müllbeseitigungen, erforderlicher Kapitalbeschaffung oder räumlicher bzw. personeller Erweiterungspläne vermittelte der Mitarbeiter des BfW diese Anliegen direkt zu den zuständigen Stellen
in der städtischen Fachverwaltung, Banken etc. Der bestehende Kontakt zu den Unternehmen
wurde dauerhaft aufrecht erhalten, das BfW entwickelte sich so zu einer Kontaktstelle für ausländische Unternehmer. Über die Zusammenarbeit mit den Unternehmen wurde auch versucht,
die Förderung von Kooperationen zu unterstützen.
Geplant war zudem, Seminarangebote zu konzipieren, in denen die ausländischen Unternehmer gezielt zu verschiedenen relevanten Themen wie z.B. Verhandlungsführung im Spannungsfeld der jeweiligen Kulturkreise informiert werden sollten. Auch ein Fest, organisiert und
durchgeführt von ausländischen Unternehmern im Programmgebiet, war angedacht.
Die Arbeit im Themenfeld ethnische Ökonomie war stark verknüpft mit einem türkischen Mitarbeiter und dem mit seiner Person verbundenen Vertrauensverhältnis. Mit dem Ausscheiden des
Mitarbeiters wurden die Projektideen nicht weiter verfolgt. Es zeigte sich, dass die Ansprache
der ausländischen Unternehmer für den türkischen Mitarbeiter schon auf Grund der gleichen
kulturellen Hintergründe einfacher war.
Bewertung
In Bismarck/Schalke-Nord wohnen in größerer Zahl türkische Mitbürger. Die Zahl türkischer
Unternehmen ist zwar geringer als der Bevölkerungsanteil. Auch die Zahl der Beschäftigten in
den ethnischen Betrieben ist niedriger als der Anteil nicht-deutscher Bewohner. Trotzdem besteht eine auffällige Präsenz türkischer Unternehmen im Straßenbild, insbesondere im südlichen Abschnitt der Bismarckstraße existiert eine Vielzahl türkischer Ladengeschäfte. Neben
einem Supermarkt, einem Bäcker und Imbissbetrieben finden sich hier ein Reisebüro, ein CDLaden und ein Handy-Shop.
Trotzdem sollte angesichts der Vielzahl der im Programmgebiet vertretenen Nationalitäten Angebote geschaffen werden, die generell allen Nationalitäten gegenüber offen stehen. Ansonsten
besteht die Gefahr der Ausgrenzung bzw. der einseitigen Schwerpunktbildung. Dies könnte
dazu führen, dass vielversprechende Vorhaben der ethnischen Ökonomie verhindert werden.
Entscheidend ist es auch hier, niederschwellige Angebote zu schaffen. Vielfach bestehen Vorbehalte ausländischer Mitbürger bezüglich des Erstkontakts mit öffentlichen Stellen. Niederschwellige Angebote, möglichst gekoppelt mit einem aufsuchenden Ansatz, können bestehende Hemmschwellen abbauen helfen und damit die Kontaktaufnahme erleichtern.
Darüber hinaus haben die Erfahrungen im Umgang mit ausländischen Unternehmern gezeigt,
dass es wichtig ist, als alleiniger Ansprechpartner und Partner im Sinne einer kontinuierlichen
Begleitung zu agieren. Die ausländischen Unternehmer dürfen innerhalb der Verwaltungszuständigkeiten nicht allein gelassen werden. Werden den Unternehmern nur die unterschiedlichen Ansprechpartner vermittelt, fühlen sie sich oft nicht ausreichend beraten. Engagement
wird damit eingegrenzt und die positive Wirkung ethnischer Ökonomie für die gesamte lokale
Ökonomie negiert.
2.6
Standort- und Stadtteilimage
Die wirtschaftliche Vergangenheit des Programmgebietes Bismarck/Schalke-Nord ist durch die
Schwerindustrie geprägt. Die noch bestehenden baulichen Strukturen dieser „Wirtschaftsepoche“ bieten meist wenig repräsentative Flächenangebote. Diese werden hauptsächlich von
Kleinstbetrieben und Betrieben ohne große Anforderungen an das Standortimage genutzt. Für
einige Branchen, z.B. Handwerksbetriebe, mindert insbesondere das Renommee des StandorPlanungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
50
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
tes, aber auch der Flächenzuschnitt die Nachfrage und damit die Vermarktung der vorhandenen
Flächenpotenziale.
Das BfW hat verschiedene Projekte angestoßen und mit den relevanten Akteuren gemeinsam
mit der Zielsetzung weiterentwickelt, das Standortimage aufzuwerten. Die Aufgabe des BfW
bestand dabei in der Initiierung des jeweiligen Vorhabens und der Moderation der weiteren
Entwicklung.
Ansatz
Im Rahmen der Standortentwicklung und der Förderung des Stadtteilimage wurde die Förderung von Kooperationen als entscheidende Maßnahme angesehen. In der Projektentwicklung
wurden alle entscheidenden Akteure, die zu einer erfolgreichen Realisierung der Projekte relevant waren, eingebunden. Auf diese Weise konnten verschiedene Projekte angestoßen werden.
Einzelprojekte

Wirtschaftsforum Bismarck/ Schalke-Nord
Das BfW initiierte einen Zusammenschluss von drei Anbietern größerer gewerblicher, altindustrieller Flächen in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord und der Stadt Gelsenkirchen zum „Wirtschaftsforum Bismarck/Schalke-Nord“, das am 11. August 1998 gegründet
wurde. Die Ziele des Zusammenschlusses zwischen der DOBA Vermietung und Service
GmbH, der Metall Service Partner GmbH und der Thyssen Draht GmbH mit der Stadt Gelsenkirchen lauteten:

Förderung der Kooperation zwischen den Unternehmen in Bismarck und Schalke-Nord;
ein gemeinsames und starkes Auftreten sollte die wirtschaftliche Basis stärken und die
Qualität der Stadtteile besser herausstellen.

Verbesserung der Kommunikation und Zusammenarbeit der beteiligten Unternehmen
mit den Fachämtern der Gelsenkirchener Stadtverwaltung und weiteren öffentlichrechtlichen Institutionen.

Verbesserung des regionalen Bekanntheitsgrades und der Attraktivität der Stadtteile
Bismarck und Schalke-Nord als Standorte für Wirtschafts- und Kulturbetriebe

Ansiedlung von Betrieben und Diversifizierung der Branchenstruktur.

Diskussion neuer Nachfragemärkte.
Das BfW übernahm die Funktion der „Koordinierungs- und PR-Stelle industriellgewerbliches Marketing in Bismarck/Schalke-Nord“. Zu den Aufgaben des BfW gehörte damit die Aufnahme und Pflege von Kontakten zu allen für die Wirtschaftsentwicklung relevanten Institutionen, die Erstellung des „Bismarcker Wirtschaftsbriefes“ und die PR-Arbeit nach
innen und außen. Diese Tätigkeit wurde durch die privatwirtschaftlichen Mitglieder des Wirtschaftsforums finanziert und war damit finanziell unabhängig von der Förderkulisse „Soziale
Stadt“. Schriftlich besiegelt wurde die Zusammenarbeit mit der Unterzeichnung einer gemeinsamen Vereinbarung am 19. Februar 1999. Über insgesamt zwei Jahre fanden regelmäßig in einem Turnus von drei Monaten Treffen der Projektpartner statt. Diese Treffen
wurden genutzt, um sich gegenseitig über neue Entwicklungen zu informieren, indem z.B.
Mitarbeiter der planenden Verwaltung über aktuelle Projekte der Verkehrs- oder Flächennutzungsplanung berichteten. Aber auch externe Fachleute wurden zu den Treffen eingeladen, so z.B. Herr Dr. Rehfeld vom „Institut Arbeit und Technik“ in Gelsenkirchen, der über
neueste Forschungen bezüglich der Bedeutung und Entwicklung von Wirtschaftsclustern rePlanungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
51
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
ferierte oder ein Vertreter des regionalen Radiosenders „Radio Emscher-Lippe“, der die
Frage einer effektiveren Vermarktung der Gewerbeflächen in Bismarck/Schalke-Nord thematisierte.
Ende des Jahres 2000 löste sich dann der Zusammenschluss auf, weil die Erwartungen der
Mitglieder an das Wirtschaftsforum nicht vereint werden konnten.

Bismarcker Wirtschaftsbrief
Der „Bismarcker Wirtschaftsbrief“ war ein Organ des „Wirtschaftsforums GelsenkirchenBismarck/Schalke-Nord“ und informierte ansässige und ansiedlungswillige Unternehmen
über alle wichtigen und interessanten Einrichtungen, Geschehnisse und Planungen in den
Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord. Daneben diente der Wirtschaftsbrief als Plattform,
auf der sich das vielfältige wirtschaftliche Leben in Bismarck und Schalke-Nord präsentieren
konnte.
Titelblatt zweier Ausgaben des „Wirtschaftsbriefs“
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung
Der Brief erschien im Jahr 1999 über vier Ausgaben in einer Auflage von jeweils 400 Stück
und wurde in den Betrieben in Bismarck und Schalke-Nord verteilt. Der Wirtschaftsbrief berichtete über die Mitglieder des Wirtschaftsforums, das BfW und weitere wichtige Institutionen der Stadtteilentwicklung wie insbesondere dem Stadtteilbüro Bismarck/Schalke-Nord.
Daneben wurden hilfreiche Hinweise gegeben, z.B. bezüglich neuer Fördermöglichkeiten
und nicht zuletzt fanden die Leser einen Überblick über alle relevanten Veranstaltungen für
wirtschaftlich Tätige im Programmgebiet Bismarck/Schalke-Nord.
Der Wirtschaftsbrief wurde finanziert durch die Mitglieder des Wirtschaftsforums. Nach vier
Ausgaben wurde der Brief nicht weiter aufgelegt, da die Mitglieder sich nicht einig waren
über die genaue Zielsetzung des Mediums. Es wurde kritisiert, dass der Brief eingegrenzt
auf die Stadtteile Bismarck/Schalke-Nord ausgerichtet war.
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
52
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -

Handwerkerzentrum
Für die Reaktivierung und Aufwertung der altindustriellen Gewerbeflächen und vor dem Hintergrund einer stetig formulierten Nachfrage nach kleinteiligen Gewerbeeinheiten wurde zusammen mit der Handwerkskammer das Konzept eines „Handwerkerzentrums“ entwickelt.
Das BfW übernahm in Kooperation mit der Handwerkskammer und der Wirtschaftsförderung
die Koordinierung und Durchführung von Gesprächen mit den potenziellen Grundstückseigentümern.
Eine Realisierung des Vorhabens Handwerkerzentrum ist nicht erfolgt, da geeignete Flächen sich im Privatbesitz befanden und auf Grund anderer Vorstellungen der Eigentümer
nicht für eine Umsetzung genutzt werden konnten.

Image-Werkstatt-Bismarck
Vor dem Hintergrund eines nach wie vor schwierigen Stadtteilimages initiierte das BfW zur
Entwicklung und Etablierung eines langfristig gesicherten und bei der Bewohnerschaft akzeptierten Images einen Beteiligungs- und Ideenprozess zur Imageveränderung unter dem
Titel „Image-Werkstatt-Bismarck“. Das Image für den Stadtteil soll zur gebietsinternen Verbindung der Bewohner ebenso beitragen, wie in der Außenwirkung positive Effekte erzeugen, die zur Steigerung der positiven Wahrnehmung beitragen können. Ziel der Werkstatt
war es, gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aller relevanten Einrichtungen und Interessengruppen im Stadtteil sowie interessierten Bürgerinnen und Bürgern ein gemeinsames Profil des Stadtteils Bismarck zu erarbeiten und davon abgeleitet konkrete Projekte und
Maßnahmen zur Umsetzung dieses Profils zu entwickeln sowie Verantwortliche zu benennen, die über den Förderzeitraum hinaus wirken können.
Mit der Konzeption und Moderation der Werkstattreihe wurde das Büro adrian.mehlin.prozessnavigation (Berlin/Dortmund) beauftragt.
Die Image-Werkstatt-Bismarck fand an insgesamt drei Terminen im Zeitraum Sommer bis
Herbst des Jahres 2002 statt. Einbezogen wurden Multiplikatoren aus allen Lebensbereichen, wie Handel, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Stadtteil Bismarck. Damit waren
unter den Teilnehmern an der Werkstatt neben Vertretern des Einzelhandels, der Politik,
des Stadtteilmanagements, verschiedener kultureller, sozialer und Bildungseinrichtungen
auch engagierte Bürger vertreten. Insgesamt konnten gut 30 aktive Personen aus dem
Stadtteil zur Mitarbeit angeregt werden. Durch die Dreiteilung der Veranstaltung wurde weiteren Interessenten, die über die Presse und auf Stadtteilveranstaltungen auf die ImageWerkstatt aufmerksam geworden waren, die Gelegenheit gegeben, noch in den Prozess
einzusteigen.
Die erste Werkstattrunde wurde am 13. Juli 2002 durchgeführt. Diese Veranstaltung diente
der Sammlung der jeweils eigenen Sichtweise der Beteiligten zum Stadtteil Bismarck und
der Formulierung erster Ziele und Maßnahmen. Der zweite Termin fand am 28. September
2002 statt und wurde zur Ergänzung der Ergebnisse der ersten Veranstaltung genutzt. Darüber hinaus wurde weiteren Mitstreitern, die die erste Veranstaltung nicht wahrnehmen
konnten und weiteren Interessenten, die sich aufgrund der Presseresonanz beim BfW gemeldet hatten, die Gelegenheit gegeben, noch in den laufenden Prozess einzusteigen. Die
dritte Veranstaltung am 05. Oktober 2002 komplettierte den gesamten Prozess und bereitete die Umsetzung der formulierten Maßnahmen vor. Die zentrale Aufgabe der Abschlusswerkstatt bestand darin, die gesammelten Vorhaben und Maßnahmen zu detaillieren und
Mitstreiter zu benennen.
Planungsgruppe STADTBÜRO – www.stadtbuero.com
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Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
Image-Werkstatt-Bismarck
Image-Werkstatt-Bismarck
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 2002
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung, 2002
Den Werkstattrunden vorgeschaltet waren Vorbereitungsrunden, auf denen mit einem kleinen Kreis an Vertreterinnen und Vertretern von Einrichtungen aus dem Stadtteil das gesamte Verfahren und erste Inhalte diskutiert und abgestimmt wurden. Insgesamt wurden 21
Personen aus Politiker, Wirtschaft, gesellschaftlichen Zusammenhängen wie Vereinen etc.,
kulturellen und Bildungseinrichtungen und Vertreter des Stadtteilmanagements, in einem offenen Interview zu ihrer Einschätzung zur Imagearbeit für den Stadtteil Bismarck befragt.
Thematisiert wurde die eigene Sichtweise zum aktuellen Image Bismarcks. Außerdem wurde gefragt, welche Sichtweise aus eigenen Erfahrungen auswärtige Gäste im Hinblick auf
den Stadtteil Bismarck haben. Zusätzlich wurde nach Erfolg versprechenden Imagemaßnahmen gefragt.
Auf Anregung dieser Vorgespräche wurde eine Bürgerbefragung zum Thema Image durchgeführt. Die Befragung wurde im August 2001 im Rahmen der Bürgerplatzparty realisiert.
Etwa 80 Besucher der Bürgerplatzparty wurden nach ihrer eigenen Identität, nach den vorzeigewürdigen Dingen in Bismarck, nach ihrer persönlichen Beurteilung des Stadtteils, den
wichtigsten Handlungsfeldern, einem eventuell bestehenden Umzugswunsch und die Informationsquelle, die genutzt wird, um aktuelle Geschehnisse in Bismarck zu erfahren, befragt.
Drei Viertel der Befragten wohnten in Bismarck. Unter allen Befragten war die Identität als
Gelsenkirchener Einwohner überwiegend, aber immer noch ein Drittel bezeichnet sich
selbst als Bismarcker. Gleichzeitig waren die Einwohner Bismarcks sehr mit ihrem Wohnstandort verbunden und verneinten überwiegend einen Umzugswunsch. Besonders stolz
waren die Einwohner auf das Consol-Gelände, den Ruhr-Zoo und die Grünanlagen. Diese
würden die Befragten auswärtigen Gästen zeigen. Gleichzeitig störten sich die Einwohner
an dem sanierungswürdigen Gesamteindruck des Stadtteils und wünschten weitere Angebote für Kinder und Jugendliche. Das Interesse an einer intensiveren Beschäftigung mit dem
Thema Imagearbeit war wohl auch auf Grund der Verbundenheit mit dem eigenen Stadtteil
vergleichsweise hoch, 42 % der Befragten würden sich aktiv beteiligen.
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verbaut
wohne nicht in
Bismarck
16%
keine Antwort
4%
20
abstoßend
13
abweisend
kommt in Frage
29%
13
gegliedert
16
spießig
29
22
aufgeschlossen
17
37
traditionell
einladend
24
12
unausgewogen
ansprechend
21
harmonisch
6
modern
14
unpersönlich
27
persönlich
kommt nicht in Frage
51%
eintönig
23
50
40
30
20
10
vielfältig
31
0
10
20
30
40
Würden Sie aus Bismarck wegziehen, wenn
Sie woanders eine akzeptable Wohnung und
Arbeit finden?
Wie beurteilen Sie den Stadtteil Bismarck?
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung
Quelle: Büro für Wirtschaftsentwicklung
Die Beteiligten an der Image-Werkstatt haben sich bewusst für Ziele, Vorhaben und Maßnahmen ausgesprochen, die das Binnenimage nachhaltig stärken bzw. bereits vorhandene
Potenziale weiter ausbauen. Die fixierten Maßnahmen waren vor allem baulicher Natur und
bezogen sich auf Umgestaltungsmaßnahmen an exponierten Stellen im Stadtteil oder z.B.
die Gestaltung der Außenfassaden der Wohngebäude in Bismarck. Daneben wurden kommunikative Maßnahmen ausgearbeitet, die zum einen die Binnenkommunikation und zum
anderen auch die Außendarstellung des Stadtteils verbessern sollten.
Bewertung
Es hat sich gezeigt, dass die durch das BfW gelieferten Anstöße von allen Seiten durchweg
positiv aufgenommen wurden. Die unterschiedlichen Akteure beteiligten sich rege an der Entwicklung und weiteren Konkretisierung der einzelnen Projektideen. Erst bei der Umsetzung
wurde deutlich, dass die Projektideen im Planungsstadium verharren mussten. Hier sind unterschiedliche Gründe anzuführen, die von konjunkturellen Hemmnissen bis zur zeitlichen Überforderung der ehrenamtlichen Kümmerer reichen. Als Quintessenz der Erfahrungen kann festgehalten werden, dass zur Aufwertung des Stadtteilimages die Initiierung eines Stadtteilmarketing-Prozesses hilfreich erscheint. Die Einwirkung auf die Standortentwicklung hingegen ist von
vielen ökonomischen Rahmenbedingungen abhängig, die vor Ort nicht immer beeinflusst werden können.
Das BfW hat den Prozess zum Stadtteilmarketing erst nach vier Jahren der eigenen Tätigkeit
initiiert. Da in einem Stadtteilmarketing-Prozess insbesondere auch Ziele und längerfristige
Maßnahmen festgelegt werden, war der Zeitpunkt unglücklich gelegt, um den durch die ImageWerkstatt gesetzten Anstoß noch zu wirksamen Änderungen führen zu lassen. Selbstkritisch
muss festgehalten werden, dass der initiierte Prozess ohne konkrete Umsetzung geblieben ist.
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Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
3
RESÜMEE/SCHLUSSFOLGERUNGEN
Die Arbeit des BfW wurde mit dem Auslaufen der Städtebauförderung zum 31. Dezember 2004
offiziell beendet. Sieben Jahre gezielte Förderung der lokalen Ökonomie durch eine Vor-OrtEinrichtung sind damit abgeschlossen worden. Es sind verschiedene Erfolge zu verzeichnen.
Einige der begonnenen Maßnahmen und Projekte konnten aus verschiedenen Gründen nicht
zu dem anfangs geplanten Ergebnis geführt werden. Nachfolgend werden zum einen die Bedingungen zur Förderung der lokalen Ökonomie thesenartig zusammengefasst und zum anderen Schlussfolgerungen aus der Arbeit gezogen.
Bedingungen zur Förderung der lokalen Ökonomie setzen klaren Rahmen
Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass mit der Einrichtung des BfW von städtischer Seite unter den allgemein eher schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Handlungsspielraum der städtischen Wirtschaftsförderung zielgerichtet genutzt wurde, um die vorhandenen Wirtschaftsstrukturen zu festigen. Die Bedingungen zur Förderung der lokalen Ökonomie
sind unterschiedlich determiniert und vielfach nicht oder nur eingeschränkt durch die konkrete
lokalökonomische Arbeit beeinflussbar, wie die folgenden, thesenartig zusammengefassten
Rahmenbedingungen zeigen.

Die allgemeine wirtschaftliche Situation ist nicht beeinflussbar
Die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung steht einer grundlegenden Verbesserung der Situation im Programmgebiet Bismarck/ Schalke-Nord aktuell entgegen. Durch die allgemeine
Wirtschaftsflaute ist die altindustrielle Region entsprechend eingeschränkt in einer positiven
Wirtschaftsentwicklung. Diese Ausgangsbedingung kann durch die Förderung der lokalen
Ökonomie vor Ort nicht grundlegend verändert werden.

Verlust erwerbsfähiger Bevölkerung erschwert lokalökonomische Förderung
Die demographische Situation ist geprägt durch einen im Vergleich mit der Gesamtstadt hohen Bevölkerungsverlust. Vor allem die jüngeren und hier insbesondere erwerbsfähigen
Einwohner verlassen das Programmgebiet überdurchschnittlich häufig. Eine Überalterung
der Bevölkerung wird daher auch in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord eintreten,
im Vergleich mit den Zahlen der gesamten Stadt Gelsenkirchen scheint dieser Trend schon
heute stark ausgeprägt zu sein. Zudem besteht ein hoher Ausländeranteil, wenn man die
Zahlen mit den gesamtstädtischen Daten vergleicht. Die Gruppe der nichtdeutschen Einwohner wird vor allem durch türkische Staatsbürger gebildet. Der Anteil der älteren Einwohner und der Anteil der Bewohner mit Migrationshintergrund ist in den letzten Jahren bei sinkender Einwohnerzahl in den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord insgesamt stärker angestiegen als in der Gesamtstadt.
Im Rahmen der Stadtteilerneuerung wurden entsprechende Gegenmaßnahmen zur Minderung des Bevölkerungsverlustes initiiert. Zu nennen ist hier z.B. die „Solarsiedlung“. Durch
die Konzentration auf Solarenergie wird dem Stadtteil nicht nur ein innovatives, zukunftsgerichtetes Bild gegeben. Die Realisierung der Siedlung hat auch neue Einwohner in den
Stadtteil geführt.

Schwieriges Image am Anfang des Erneuerungsprozesses mindert Vermarktungschancen
Das Außenbild der Stadtteile Bismarck und Schalke-Nord war durch die montanindustrielle
Vergangenheit und die schlechten Nachrichten im Zusammenhang mit der Schließung des
Bergwerksstandortes eher negativ geprägt. Gegen dieses Image konnte nur langsam und
stetig angegangen werden. Am Anfang der lokalökonomischen Förderung war dieses Image
naturgemäß ein größerer Hemmschuh.
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Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -

Konsolidierung des Strukturwandels im Programmgebiet förderte Mitarbeit der Unternehmen
Der Strukturwandel im Programmgebiet Bismarck/ Schalke-Nord ist noch in vollem Gange.
Zwischenzeitlich konnte sich die Zahl der Beschäftigten nach dem Wegfall der Montanindustrie Mitte der 1990er Jahre stabilisieren, so dass zumindest keine weiteren Freisetzungen stattgefunden haben. Optimistisch gedeutet kann diese Tatsache auf eine erste Konsolidierung der wirtschaftlichen Entwicklung hindeuten. Die Situation für die ortsansässigen
Unternehmen hat sich dadurch zwar leicht verbessert, trotzdem waren und sind noch Anstrengungen zur weiteren Optimierung der Wirtschaftstätigkeit notwendig. Die Vermutung,
dass die Unternehmen unter diesen Voraussetzungen die Angebote des BfW, durch die sie
neue Kunden und potente Mitstreiter finden konnten, gern angenommen haben, liegt nahe.

Veränderungen durch die Stadtteilerneuerung unterstützten die Arbeit des BfW
-
Differenzierung der Schullandschaft und Angebote zur Sprachförderung
Vor dem Beginn des Stadtteilerneuerungsprozesses waren die Bildungsmöglichkeiten in
den Stadtteilen Bismarck und Schalke-Nord auf Grund des teilweisen Fehlens an weiterführenden Schulformen eingeschränkt. Mit der Eröffnung der „Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck“ hat sich die Schullandschaft in den letzten zehn Jahren
weiter ausdifferenziert und bietet perspektivisch bessere Bildungschancen für die Kinder
und Jugendlichen im Programmgebiet. Letztendlich werden deren Berufschancen dadurch verbessert. Verbessert hat sich durch den Stadtteilerneuerungsprozess auch die
Sprachkompetenz der Bewohner mit Migrationshintergrund. Sprachschwierigkeiten der
nichtdeutschen Bevölkerung, die eventuell eine Teilnahme am Arbeitsmarkt hinderten,
sind in den letzten zehn Jahren durch innovative Sprachförderungsprojekte reduziert
worden. Insgesamt haben sich damit längerfristig die Arbeitsmarktchancen aller Bewohner der Stadtteile Bismarck und Schalke-Nord verbessert, was letztendlich auch die Erfolgschancen des Strukturwandels erhöht.
-
Mitwirkungsbereitschaft der Evangelischen Gesamtschule
Mehrfach positiv wurde über den Stadtteil Bismarck auch durch die „Evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck“ (EGG) in der überregionalen Presse berichtet. Die
Schule ist nicht nur durch ihr attraktives architektonisches Konzept ein belebendes Element im Stadtteil Bismarck. Sie leistet viele positive Beiträge für das Stadtteilleben. Das
pädagogische Konzept ist von vornherein auf eine enge Verknüpfung des Schulalltags
mit dem Stadtteilleben ausgerichtet und fußt auf den vier Säulen Familie, Erziehung, Leben und Stadtteil. Unter diesen Voraussetzungen war die EGG ein wichtiger Partner,
insbesondere im Themenfeld der Berufsvorbereitung.
-
Entwicklung Consolidation 3/4/9
Als wichtigste Maßnahme mit der größten baulichen, funktionalen und imagefördernden
Wirkung muss die Entwicklung des ehemaligen Bergwerksstandortes Consolidation
3/4/9 bezeichnet werden. Das Gelände beherbergt nun mehrere Nutzungen, die nicht
nur dem Stadtteil selbst zu Gute kommen, sondern auch eine positive Außenwirkung
entfalten. So sind z.B. mit dem Consol Theater und dem Musikprobenzentrum zwei nicht
nur stadtweit bedeutsame Kultureinrichtungen auf dem Gelände in alter Bausubstanz
entstanden. Auch mit der Ansiedlung eines Verbrauchermarktes, Lebensmittel- und Textildiscounters ist eine spürbare Verbesserung der Nahversorgungssituation eingetreten.
Die als zusätzliche Erschließung realisierte Consolstraße hat zudem das Verkehrsnetz
im Stadtteil Bismarck sinnvoll erweitert, eine zusätzliche Verbindung zwischen Bismarck
und Haverkamp hergestellt und somit die Riegelwirkung des Geländes Consolidation
3/4/9 aufgehoben. Darüber hinaus sei noch die Gestaltung eines Stadtteilparks mit
Sportangeboten und die Sicherung der montanindustriellen Gebäudesubstanz genannt.
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-
Stabile Entwicklung in den Gewerbe-Gebieten
Die im Programmgebiet befindlichen Gewerbe-Gebiete haben in den letzten Jahren eine
stabile Entwicklung erfahren. Trotz einzelner Nutzerwechsel ist die Auslastung der Gebiete über die Jahre konstant geblieben, was auf die insgesamt guten Standortbedingungen hinweist.
-
Erfolgreiche Arbeit der Gewerbe-Vermieter
Hervorzuheben ist auch die Entwicklung der Gewerbeareale „Gewerbepark Schalke“
und „Gewerbegebiet Ahlmannshof“, die sich durch private Initiativen der Immobilienentwickler zu jeweils gut ausgelasteten und nachgefragten Gewerbestandorten entwickelt
haben. Die Nachfrage ist in den letzten Jahren sogar angestiegen.
Die Summe dieser Einzelaspekte hat die Entwicklung des Standortes Bismarck/ Schalke-Nord
erfolgreich befördert. Die Standortentwicklung ist damit von privaten und institutionellen/ öffentlichen Initiativen gleichermaßen abhängig. Die Einzelmaßnahmen müssen dabei möglichst aufeinander aufbauen oder sich gegenseitig ergänzen.
Das BfW als hilfreicher Partner in der Stadtteilerneuerung
Das BfW wurde im Sinne eines „Kümmerers für lokalökonomische Belange“ eingerichtet. In
dieser Funktion leistete das BfW einen hilfreichen Beitrag zur Komplettierung der Stadtteilarbeit
und ergänzte die Tätigkeit des Stadtteilbüros. So wurde z.B. die Entwicklung von Einzelhandelsangeboten auf der ehemaligen Bergwerksfläche Consolidation 3/4/9 durch die Unterstützung des BfW qualifiziert. Auch die Entwicklung des Handwerkermarktes an der EGG kann als
gutes Beispiel für die Verzahnung von lokalökonomischen Belangen mit Aspekten der Stadtteilarbeit bewertet werden, indem wichtige Partner innerhalb des Programmgebietes zusammengebracht wurden und Impulse für die Förderung der lokalen Ökonomie gesetzt haben, aber
auch die Außenwirkung des Stadtteils Bismarck insgesamt positiv verstärkt haben.
Die Arbeit des BfW war durch einen zielgerichteten Pragmatismus geprägt
Aufbauend auf den Ergebnissen der „Analyse der Lokalen Ökonomie in GelsenkirchenBismarck/Schalke-Nord“ aus dem Jahr 1997 wurde die Arbeit des BfW zielgerichtet angegangen. Die praktische Erfahrung im Handlungsfeld „Lokale Ökonomie“ war anfangs noch gering
ausgeprägt. Daher mussten einzelne Arbeitsansätze, Kooperationen und Projektideen, deren
Umsetzung sich als wenig Erfolg versprechend heraus stellte, wieder aufgegeben werden. In
der Summe hat sich ein den örtlichen Gegebenheiten angepasstes Spektrum an Maßnahmen
und Projekten herauskristallisiert, das zu guten Ergebnissen geführt hat.
Beratung und Vernetzung standen bei der Arbeit des BfW im Vordergrund
Oberste Zielsetzung für die Arbeit des BfW war die Funktion als Ansprechpartner in lokalökonomischen Belangen für die örtlichen Unternehmer bzw. wirtschaftlich Tätigen. Vieles, was das
BfW angestoßen hat und was zumindest über einen längeren Zeitraum funktionierte, ist und war
deshalb weniger offensichtlich. Als Teil des Stadtteilmanagements lieferte das BfW vielfach hilfreiche Impulse in der Umsetzung von baulichen Projekten. Die Umgestaltung des ehemaligen
Bergwerksstandortes Consolidation 3/4/9 ist hier besonders hervorzuheben und hat im wahrsten Sinne des Wortes einen bleibenden Eindruck hinterlassen (s. Kap. 2.1).
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Nachahmenswerte Konzeption als „verlängerter Arm“ der Wirtschaftsförderung
Das BfW ist als „verlängerter Arm“ der städtischen Wirtschaftsförderung realisiert worden und
hat damit das Angebot der städtischen Wirtschaftsförderung vor Ort ergänzt. Das Konzept ist
angesichts der Resonanz, die das BfW in den Jahren seines Bestehens erfahren hat, als nachahmenswert zu bezeichnen. Insbesondere der den kleinen und mittleren Unternehmen gewährte direkte Zugang zu offiziellen Stellen hat sich bewährt. Durch den Aufbau persönlicher Kontakte konnte viel zielgerichteter auf Problemlagen reagiert werden.
Die Einbindung der etablierten wirtschaftsrelevanten Institutionen in die Vor-Ort-Arbeit hat nicht
nur die örtlichen Unternehmen den Institutionen näher gebracht. Gleichzeitig hat dies dazu beigetragen, dass die Institutionen stärker für die Situation im Programmgebiet sensibilisiert wurden.
Vernetzungsarbeit ist grundsätzlich positiv zu bewerten
Auf Grund der zeitlichen Befristung lag das Hauptaugenmerk der Arbeit des BfW auf der Vernetzung der lokalen Akteure. Mit unterschiedlichen Initiativen, Veranstaltungen und Angeboten
hat das BfW wirtschaftlich tätige Stadtteilakteure zusammen gebracht. Das Spektrum weist dabei eine große Bandbreite auf. So wurden z.B. eher lose und wenig formale, oft auch zeitlich
begrenzte Geschäftsbeziehungen und Kooperationen zwischen Unternehmen initiiert, die z.B.
während des „Bismarcker Business Brunch“ in Kontakt getreten sind. Es wurde darüber hinaus
die längerfristige und ebenfalls nicht formalisierte Zusammenarbeit der EGG mit ortsansässigen
Handwerksbetrieben unterstützt. Und nicht zuletzt begleitete das BfW die per Satzung gegründete „IG Bismarck und Haverkamp“. Einzelne dieser Zusammenschlüsse werden selbsttragend
weiter fortgeführt werden. Andere überleben sich, weil der Anlass der Zusammenarbeit nicht
mehr besteht. Aber selbst bei einer Auflösung haben diese Kooperationen einen hilfreichen Anteil zur Stärkung der Lokalen Ökonomie gehabt, da während ihres Bestehens nützliche Anstöße
geliefert wurden.
Die Veranstaltungsreihen „Bismarcker Business Brunch“ und „JUST – Jungunternehmer- und
Existenzgründerstammtisch“, die auf Grund ihrer Konzeption eine unmittelbare Kontaktaufnahme zwischen den Unternehmen und Existenzgründern ermöglichen, werden selbsttragend nicht
erhalten bleiben. Hier muss weiterhin ein institutioneller Kümmerer den Fortbestand sichern.
Eine Übertragung auf das Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Südost, das in dem
direkt an den Stadtteil Bismarck angrenzenden Programmgebiet Gelsenkirchen-Südost des
Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“ liegt und eine mit dem BfW identische inhaltliche Ausrichtung aufweist, wird eine hilfreiche Maßnahme darstellen.
Bestätigung durch die Evaluation
Im Jahr 2000 wurde das Programmgebiet Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord als eines von
bundesweit 16 Modellgebieten für die „Programmbegleitung vor Ort“ im Rahmen des BundLänder-Programms „Die soziale Stadt“ ausgewählt. Im Zuge dieser Begutachtung wurde das
BfW als Teil des Stadtteilmanagements entsprechend „unter die Lupe“ genommen.
Die durch das BfW verwirklichten Ansätze zur Förderung der Lokalen Ökonomie sind dabei
sehr begrüßt worden. Akzeptanz und Wirksamkeit der Arbeit des BfW werden insbesondere an
dem niederschwelligen Vor-Ort-Ansatz festgemacht. Dies erleichtert vor allem kleineren und
mittleren Unternehmen die Inanspruchnahme institutioneller Betreuung. Die Programmbegleitung vor Ort stellt insbesondere im Hinblick auf den Beginn der Stadtteilarbeit im Programmgebiet Gelsenkirchen-Südost die frühzeitige Förderung von lokalökonomischen Netzwerken empfehlend zur Diskussion. Der Erfahrungstransfer nach Gelsenkirchen-Südost ist somit eine wichtige Aufgabe, der mit diesem Abschlussbericht eine schriftliche Grundlage erhält.
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Die Arbeit ist noch nicht abgeschlossen
Die Schließung der Räume des BfW zum 31. Dezember 2004 ist durch das Auslaufen der Städtebauförderungsmittel begründet. Die Arbeit im Bereich der Lokalen Ökonomie ist damit noch
nicht abgeschlossen.
Die etablierten Veranstaltungen „JUST – Jungunternehmer- und Existenzgründerstammtisch“
und „Business Brunch“ werden vom Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Südost weitergeführt und sind für die Unternehmen aus dem Programmgebiet Bismarck/Schalke-Nord weiterhin offen. Darüber hinaus wurde der 5. Bismarcker Handwerkermarkt weiter begleitet.
Positive Endabrechnung im Rahmen der Möglichkeiten
Insgesamt kann resümiert werden, dass die Arbeit des BfW viele positive Anstöße geliefert hat,
die das Wirtschaftsleben im Programmgebiet auf eine festere Basis gestellt haben.
Die gezielte Förderung der lokalen Ökonomie mittels einer Vor-Ort-Einrichtung ist ein noch junges und wenig erprobtes Handlungsfeld in der Stadtteilarbeit. Nicht alle angestoßenen Maßnahmen konnten in der angedachten Art und Weise und mit dem erhofften Ergebnis zu Ende
gebracht werden. Viele Umsetzungsschwierigkeiten sind der speziellen Situation vor Ort geschuldet. Die Einrichtung des BfW war insbesondere mit der schwachen wirtschaftlichen Ausgangssituation begründet und sollte dazu beitragen, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu beheben. Gleichzeitig sind die wirtschaftlichen Schwächen auch oft ein Grund für die wenig potente Unterstützung aus dem Stadtteil heraus. Das BfW konnte schließlich nur Anstöße zur Selbsthilfe liefern. Zudem hängt das „Wohl oder Wehe“ einer Maßnahme oft von den örtlichen Akteuren, ihren Befindlichkeiten, der „Chemie“ untereinander und den zeitlichen Möglichkeiten des
Engagements ab. Insbesondere die Projekte zur Vernetzung der Wirtschaftsakteure sind
schwierig dauerhaft zu erhalten, da sie meist keinen direkten kurzfristigen Nutzen für die Beteiligten erkennen lassen. Der einzige Zusammenschluss, der auch ohne die Unterstützung des
BfW weiterhin Bestand haben wird, ist die Zusammenarbeit der EGG mit den am Handwerkermarkt beteiligten Unternehmern.
Angesichts der Rahmenbedingungen gilt es, eine realistische, maßvolle Bewertung der Maßnahmen und des Erreichten vorzunehmen. In der Summe hat die Übertragung des Instrumentariums der Wirtschaftsförderung auf den Stadtteil und die enge Einbindung der örtlichen Akteure
sich als nachahmenswert heraus gestellt.
Hinsichtlich der Übertragung auf andere Stadtteile gilt es zu differenzieren und die jeweilige
örtliche Situation grundlegend zu analysieren. Was in Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord
nicht funktioniert hat, kann in anderen Stadtteilen durchaus ein erfolgreiches Instrument sein.
Aber auch was positiv umgesetzt werden konnte, ist nicht unbedingt auf andere Stadtteile direkt
übertragbar.
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4
EMPFEHLUNGEN
Das BfW hat seine Erfahrungen im Programmgebiet Bismarck/Schalke-Nord gewonnen. Darauf
aufbauend lassen sich für andere Gebiete zur Förderung der Lokalen Ökonomie folgende Empfehlungen geben. Diese sind notwendigerweise allgemein formuliert und haben vor allem einen
Hinweischarakter. Für die jeweiligen anderen Gebiete müssen die Ansätze auf ihre Umsetzbarkeit und Sinnhaftigkeit überprüft werden.
Konsequente Öffentlichkeitsarbeit
Als ein wesentlicher Erfolgsfaktor für eine nachhaltige Arbeit eines BfW kann insbesondere eine
konsequente Hinwendung an die Öffentlichkeit genannt werden. Damit ist nicht nur die Werbung für das Angebot des BfW gemeint. Auch ein kontinuierliches Berichtswesen, das die Arbeit zur Förderung der Lokalen Ökonomie dokumentiert, sollte selbstverständlich erfolgen und
an alle wesentlichen Akteure verteilt werden. Die Öffentlichkeitsarbeit dient darüber hinaus auch
der Ausbildung einer gemeinsamen Gebietsidentifikation, die häufig nicht vorhanden ist.
Zu Beginn öffentlichkeitswirksame Handlungsfelder besetzen
Zu Beginn der Tätigkeit sollten Handlungsfelder ergriffen werden, die entsprechend öffentlichkeitswirksam dargestellt werden können und an den Hauptkritikpunkten der lokalen Ökonomie
ansetzen. Das BfW muss in der Öffentlichkeit im Gespräch bleiben und sich über die Maßnahmen und Aktivitäten auch selbst zum Gesprächsthema machen. Daher sollte am Anfang der
Arbeit das Handlungsfeld Einzelhandel intensiv angefasst werden. Hier bieten sich in den meisten Fällen auch die sichtbarsten Ansatzpunkte. Stadtteilzentren sind auf Grund der allgemeinen
Entwicklung im Einzelhandel häufig sehr stark durch die Folgen des Strukturwandels betroffen.
Oft ist die Versorgung der umliegend wohnenden Bevölkerung gefährdet. Somit kann eine Unterstützung des örtlichen Einzelhandels ein BfW für die gesamte Stadtteilbevölkerung zum
Thema machen.
Zielfindungsprozess zur Imageaufwertung am Anfang des Arbeitsprozesses
Die Initiierung eines gemeinsamen Zielfindungsprozesses für ein Stadtteilmarketing eröffnet die
Möglichkeit, die auf einen längeren Zeitraum ausgelegte Arbeit eines BfW auf eine breit abgestimmte und damit nachhaltig mitgetragene Basis zu stellen. Dieser Prozess sollte möglichst am
Anfang der Tätigkeit stehen. Gerade hier sind besonders phantasievolle und auf den Ort bezogene Ideen zu entwickeln. Alle im Stadtteil verankerten Akteure, nicht nur die wirtschaftlich Aktiven, sind zu beteiligen.
Erfolgversprechender aufsuchender Ansatz
Von Anfang an sollte der direkte Zugang über die persönliche Ansprache zur lokalen Wirtschaft
gesucht werden. Für viele Betriebsinhaber handelt es sich dabei um einen Erstkontakt zu einer
wirtschaftsfördernden Beratung überhaupt, da die strukturschwachen Gebiete und die kleinen
und mittleren Unternehmen häufig nicht im Fokus der traditionellen Wirtschaftsförderung und
Kammertätigkeit liegen. Die ortsansässigen Unternehmen werden z.B. im Rahmen einer Unternehmensbefragung nicht nur auf das BfW aufmerksam gemacht, sondern erhalten gleichzeitig
den direkten Zugang zu weitergehenden Beratungs- und Förderleistungen. Dadurch kann die
Basis für eine ausgedehntere, erfolgreiche Zusammenarbeit gelegt werden.
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Personelle Besetzung mit unterschiedlichen fachlichen Kompetenzen
Ein BfW sollte mit unterschiedlichen fachlichen Kompetenzen besetzt sein, bzw. darüber verfügen können. Die Leitung des Büros sollte durch Personal erfolgen, das Projekt- und Prozesssteuerungskompetenzen besitzt. Dies ist insbesondere hilfreich angesichts der Funktion des
BfW als Initiator von Entwicklungen. Ergänzt werden sollte diese Personalbesetzung durch eine
Fachlichkeit der Unternehmensberatung. So ist gewährleistet, dass die Beratung der ortsansässigen Unternehmer als fachlich kompetent akzeptiert wird.
Promotoren identifizieren
Vernetzungsarbeit gelingt insbesondere dann, wenn anerkannte „Lokalgrößen“ aus der Unternehmerschaft zur Zusammenarbeit bewegt werden. Sie verfügen über vielfältige Kontakte im
Stadtteil, sie sind als Unternehmerpersönlichkeiten anerkannt und können weitere Unternehmer
zur Mitarbeit überzeugen. Auf dieser Basis können später einfacher und zielgerichteter
selbsttragende Strukturen entwickelt werden, die auch nach Beendigung der Unterstützung
durch das BfW stabil bleiben.
Ethnische Ökonomie fördern
Auf die besondere Situation von Migrantenunternehmen ist gezielt einzugehen. Die eher familiengebundene Sicht der Unternehmer ist durch eine gebietsbezogene und branchenorientierte
Sicht zu ergänzen. Wege und Instrumente der Ansprache sind gezielt auf die jeweilige Migrantengruppe hin zu entwickeln. Dabei sind auch Integrationsbemühungen immer im Blick zu behalten, um die ethnische Ökonomie nicht in einem ausgegrenzten Nischendasein zu belassen.
Zielgerichtete Clusteranalyse und –förderung
Am Anfang der lokalökonomischen Arbeit sollte die Analyse wirtschaftlicher Cluster hinsichtlich
Bestand, Dynamik und Perspektive innerhalb des Fördergebietes stehen. Ansprechpartner für
lokalökonomische Förderungen sind insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen, die allein
nur wenig wirtschaftliches Potenzial besitzen. Erst im Verbund mit anderen Unternehmen, die
ähnliche Produktlinien oder Vermarktungswege aufweisen, können effiziente Strukturen aufgebaut werden. Oberstes Ziel ist hierbei die Stärkung der analysierten Stärken.
Enge Verzahnung von Stadtteilerneuerung und lokaler Ökonomie
Die lokalökonomische Förderung ist von positiven Standortbedingungen abhängig. Die Stadtteilerneuerung mit den jeweiligen baulichen und sozialen Projekten wertet den Standort grundsätzlich auf. Auch „wirtschaftsfremde“ Maßnahmen oder Akteure können im Sinne einer ökonomischen Förderung von großer Bedeutung sein. Stadtteilmanagement und BfW sollten daher
Hand in Hand arbeiten, sich gegenseitig ergänzen und stützen. Die Verbesserung des Gewerbeumfeldes und die Realisierung von „Leuchtturmprojekten“ können die örtliche Situation aufwerten.
Verfügungsbudget für gezielte Maßnahmen der lokalökonomischem Vor-Ort-Einrichtung
Die Vor-Ort-Einrichtung zur Förderung der lokalen Ökonomie sollte über ein eigenes, verlässliches Finanzbudget für kleinere Maßnahmen z.B. der Öffentlichkeitsarbeit verfügen. Hierüber
können nicht nur PR-Maßnahmen für das Vor-Ort-Büro abgedeckt werden, sondern z.B. auch
Maßnahmen für stadtteilbezogene Initiativen und Zusammenschlüsse.
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5
FÖRDERMITTELEINSATZ
Sachkosten und zusätzliche Leistungen
Personalkosten
ca. 62.000 Euro
ca. 10.000 Euro 2.450 Euro Kostenreduktion
ca. 60.000 Euro
ca. 2.000 Euro
ca. 106.000 Euro
Handlungsfeld
Einzelhandel
a) Marktanalyse
b) Gesprächsrunden
c) Gründung IG Bismarck und
Haverkamp
d) Ansiedlung eines Einzelhandelsvorhaben auf Consolidation 3/4/9
e) Qualifizierungsseminare
Handlungsfeld
Handwerk
a) Bismarcker Handwerkermarkt
b) Handwerker in die Schule
c) Lehrer-Handwerker-Forum
Handlungsfeld
Existenzgründung
durch Sponsoring-Gelder von
Sparkasse Gelsenkirchen und
Volksbank Gelsenkirchen-Buer
e.G.
unentgeltliches Engagement der
Referenten des JUST
a) Erstberatung
b) Existenzgründungsseminare
c) JUST – Jungunternehmerund Existenzgründerstammtisch
d) Gründer Scouts
Handlungsfeld
ca. 12.000 Euro Kostenübernahme für Catering
und Raumkosten durch GastgeBeratung, Qualifizierung,
ber des Bismarcker Business
Kooperationsförderung
a)
b)
c)
d)
e)
Brunch (Höhe nicht bezifferbar)
Unternehmensbesuche
Unternehmensbefragung
Einzelberatung
Bismarcker Business Brunch
Qualifizierungsseminare
Handlungsfeld
Ethnische Ökonomie
Handlungsfeld
Standort- und Stadtteilimage
a) Wirtschaftsforum Bismarck/
Schalke-Nord
b) Bismarcker Wirtschaftsbrief
c) Handwerkerzentrum
d) Image-Werkstatt-Bismarck
zusätzlich arbeitete für ein Jahr
eine türkische ASS-Kraft für die
Betreuung der Migrantenunternehmen
ca. 10.000 Euro 50 % Finanzierung der Kosten
für „Bismarcker Wirtschaftsbrief“
und Organisation „Wirtschaftsforum Bismarck/ Schalke-Nord“
durch beteiligte Firmen
Kosten für „Image-WerkstattBismarck“ in Höhe von ca. 7.120
Euro durch Förderprogramm
„Technische Hilfen“abgedeckt
(Difu, Verein für Kommunalwissenschaften e.V.)
Netzwerke
a)
b)
c)
d)
ca. 130.000 Euro
ca. 6.000 Euro
ca. 50.000 Euro
ca. 41.000 Euro
Jour Fixe Lokale Ökonomie
AK Bismarck
AK Schalke-Nord
Netzwerk Lokale Ökonomie
Miete/ Bürokosten
ca. 61.000 Euro
SUMME
ca. 95.000 Euro
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ca. 455.000 Euro
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Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord - Abschlussbericht -
In der Summe wurde das Projekt „Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirche-Bismarck/
Schalke-Nord“ über die Laufzeit von fast sieben Jahren mit insgesamt ca. 550.000 Euro Fördermitteln finanziert (die Mittel für das KMU-Projekt (s. Kap. 1.7) sind hier nicht berücksichtigt).
Die Planungsgruppe STADTBÜRO hat im Rahmen der jeweils jährlich festgesetzten Verträge
über die gesamte Laufzeit etwa 7.700 Arbeitsstunden abgeleistet.
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6
ANHANG
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QUELLEN
Bundesverband deutscher Wohnungsunternehmen e.V. (GdW) (HG): Preis Soziale Stadt 2002, Dokumentation. Berlin 2002
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord: Bismarcker Handwerkermarkt in
Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord, Wettbewerbsbeitrag Preis Soziale Stadt 2002, Gelsenkirchen,
Juli 2002
Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord: 18 x Bismarcker Business
Brunch. Gelsenkirchen, 2004
Deutsches Institut für Urbanistik (Difu) (HG): Eine erste Bilanz des Bund-Länder-Programms „Stadtteile
mit besonderem Entwicklungsbedarf – die Sozial Stadt“, im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr,
Bau- und Wohnungswesen, Berlin, Mai 2002
Deutsches Institut für Urbanistik (Difu) (HG): Strategien für die Soziale Stadt, Erfahrungen und Perspektiven – Umsetzung des Bund-Länder-Programms „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die
Sozial Stadt“, im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Bericht der
Programmbegleitung, Berlin, Juni 2003
G.I.B. Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (HG): Arbeit und Strukturwandel z.B. Stadterneuerung mehr Arbeitsplätze – mehr Lebensqualität in Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord, Bottrop,
März 2000
Austermann, Klaus; Ruiz, Marcelo; Sauter, Matthias: Integrierte Stadtteilentwicklung auf dem Weg zur
Verstetigung Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord, Abschlussbericht der Programmbegleitung vor Ort
im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“ im Auftrag des Deutschen Instituts für Urbanistik. Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS) gemeinsam mit Arbeitsgruppe Bestandsverbesserung (AGB) am Institut für Raumplanung der Universität Dortmund, Dortmund, 2002
Weck, Sabine: Forum für Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf, Entwicklungsformen lokale Ökonomie. Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Dortmund, August 1996
Kreishandwerkerschaft Gelsenkirchen (HG): Handwerkeratlas Gelsenkirchen. Bearbeitung: Institut für
Geographie Universität-Gesamthochschule Essen, Prof. Dr. Hans-Werner Wehling, Dipl. Geograph Friedrich Schulte-Derne, Dipl. Geograph Michael Weier, Gelsenkirchen, 1990
Stadt Gelsenkirchen, Fachbereich Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung (HG): Büro für Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen-Bismarck/ Schalke-Nord. Gelsenkirchen 2004
Weck, Sabine: Lokale Ökonomie in erneuerungsbedürftigen Stadtteilen, Arbeitspapier im Rahmen des
Projektaufruf Ruhr „Initiativen in Stadtteilen und Siedlungen“, Dortmund, 04.01.2001
Weck, Sabine; Wewer, Susanne: Analyse der Lokalen Ökonomie in Gelsenkirchen-Bismarck/SchalkeNord, Dortmund, 15.05.1997
Wewer, Susanne; Schäfer, Carsten: Vernetzen als Handlungsmaxime, Förderung lokaler Beschäftigung
und Ökonomie in Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord. In: vhw Forum Wohneigentum, Heft 1 Januar/Februar 2005, 6. Jahrgang, Seite 46-50
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