Bauen in der Lücke

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Bauen in der Lücke
Bauen in der Lücke
Mit internationalen und österreichischen
Projektbeispielen
www.Akita-Mani-Yo.de
1
INHALT:
Einleitung
Beispiele
1
(S.6-7 ) Vertikalgartenhaus Alxingergasse
2
(S.8-9) Terrassenhaus in der Buchengasse Wohnbau und Kindertagesheim
3
(S.10) Sargfabrik
4
(S.11) LEE-Wohnhausanlage
5
(S.12-13) Mehrzweckgebäude MQ-West von Carl Pruscha
6
(S.14) Stadthaus, Wien von Delugan Meissl Architects
7
(S.15) Wohnbau mit öffentlicher Nutzung, Krems von Peter Balogh
8
(S.16) Anbau-Haus in Paris von Christian Pottgießer
9
(S.17) Crepain Spaens House, Belgien von CSD Architecten
10
(S.18) Wohnhaus Gormannstrasse von HSH
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(S.19) Wohn- und Geschäftshaus in Köln-Bayenthal von Manuel Herz
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(S.20) Städtisches Reihenhaus Neubaugasse, Graz von Croce & Klug
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(S.21-22)Wohnhäuser Rue des Suisses, Paris von Herzog & de Meuron
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(S.23) Light House in London
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(S.24) „Moriyama House“
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(S.25) Rooftecture S by Shuhei Endo
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(S.26) Wohnquartier in London
2
Einleitung :
Baulücken sind in den vielen Städten augenfällige
Beispiele städtebaulicher Defizite. Sie bilden aber auch ein
immenses Potenzial der innerstädtischen Entwicklung: sei
es durch Schließung der Lücke, durch eine aktive
landschaftsarchitektonische Gestaltung oder durch eine
künstlerische Nutzung.
Neben
der
für
die
Kommune
wichtigen
kommunalwirtschaftlichen Betrachtung ist für die
Einzelentscheidung eines Besitzers oder eines potenziellen
Bauherrn einer Baulücke immer die eigenwirtschaftliche
Betrachtung von Bedeutung. Gerade die Nachverdichtung
und Baulückenschließung sind komplexe, langwierige und
komplizierte Angelegenheiten. Wegen der damit
verbundenen Probleme sind sie für Bauträger oder
renditeorientierte Investoren kaum von Interesse. Insoweit
stellen gerade solche Projekte ein besonderes
Tätigkeitsfeld für Architekten dar, die mit den besonderen
Problemlagen sehr viel besser umgehen können.
Ideenwettbewerb „Baulücke“ der
Stadt Leipzig, 1999/2000
Baulückenkataster
Als erster Schritt ist es Wichtig, vorhandene Baulücken
identifizieren zu können. Dazu ist die Erarbeitung eines
Baulückenkatasters erforderlich.Dieser erfaßt alle
vorhandenen
Baulücken und gibt Informationen über
Bebaubarkeit
Dabei darf die Baulückenproblematik nicht ausschließlich
unter dem Blickwinkel der dauerhaften Nutzung
betrachtet werden. Im Einzelfall können auch temporere
Zwischennutzungen sinnvoll sein.
Wie das Beispiel Wien zeigt, gibt für das gesammte
dichtbebaute Stadtgebiet einen Baulückenkataster, der
vorhandene Baulücken und mindergenuzte Bauflächen
erfasst. Grundstücksinformationen werden gesammelt
und Kategorisiert. Der Kataster wurde von SRZ
(Stadt+Regionalforschung) erstellt und der MA 40
übergeben. Er ist ein wichtiges Werkzeug für die innere
Stadtentwicklung bzw. für die Stadterneuerung.
Als einer der zentralen Aufgaben der Stadterneuerung in
Wien wird die Aufwertung erneuerungsdringlicher
Baublöcke (Blockrandbebauung aus der Gründerzeit)
durch bauliche soziale und/öder kulturelle Maßnahmen
gesehen.
3
Doris Salcedo; Installation for the 8th
International Istanbul Biennial 2003
Gründerzeitliche Stadt
Nachteile:
• Zu dicht bebaut
•
Verkehrsaufkommen und deren Bewältigung
•
Zu wenig Freiflächen für Fußgänger
•
Traditionelle Nutzungsmischung führt zu Konflikten
•
Erdgeschosszonen verarmen in funktionaler Hinsicht
(Greislersterben, Garagen und Nebenraumfronten,mehr
Anspruch)
•
Wohnqualität oft nicht mehr zeitgemäß
•
Stadtgestalterische Monotonie
Vorteile:
• Dichte ermöglicht eine kompakte Stadt der kurzen Wege
•
Die traditionelle Gebäudestruktur ist robust und
nutzungsneutral und für Veränderungen erstaunlich offen
•
Stadtquartiere sind „urban“ und können soziale,
alltagskulturelle und funktionale Vielfalt hervorbringen
•
Die Blockstruktur gewährleisted klare Raumstrukturen
Die gründerzeitliche Stadt stellt jedenfalls eine hochwertige
urbane „Ressource“ dar deren Stärken aktiviert und deren
Schwächen abgebaut werden müssen.
Problematik:
Wird ein architektonisch völlig unbedeutendes gründerzeitliches
Wohngebäude abgebrochen und die Baulücke durch einen
normalen geförderten Wohnbau ersetzt , gewinnt man in der
Regel mehr und bessere Wohnungen, man verliert aber
wesentliche strukturelle Qualität.
• Die ohnehin schon (zu) hohe Dichte wird erhöht
4
•
In der Regel werden keine zusäzlichen Freiräume
geschaffen und der Mangel an Grün und Freiräumen
wird verschärft
•
Durch die erhöhte Wohnungsanzahl und die
Stellplatzverpflichtung werden auch das Aufkommen an
motorisierten Verkehr und dadurch Lärm- und
Schadstoffemmissionen erhöht
•
Der Ausnutzungsdruck der Wohnbauförderung forciert
niedrige Erdgeschoßzonen die eine flexible urbane
Nutzung verhindern.
•
Strikt auf Wohnbau zugeschnittene Primärstrukturen und
Raumkonzepte verhindern eine flexieble Nutzung auf
Bestanddauer des Neubaus. Der prozessuelle Charakter
und die urbane Vitalität gehen verloren
Auch in der Freiraumgestalltung kommt es durch funktionale und
formale Spezialisierungen zu problematischen Tendenzen.
→ Konzepte die für ein einzelnes Grundstück positiv erscheinen,
können für ein Stadtgefüge negative Auswirkungen haben.
Schrumpfende Stadt
Ganz andere Strukturprobleme haben Städte mit erheblichem
Bevölkerungsrückgang. Extrem ist die Situation in vielen Städten
Ostdeutschlands ein markantes Beispiel ist z.B.
Johanngeorgenstadt. 1990 hatte die Kleinstadt 9000
Einwohner, Ende 2004 waren es noch 5600. Eine Prognose geht
von einer weiteren Abnahme auf 3.800 Einwohner bis zum Jahre
2016 aus. Erste Reaktionen in Ostdeutschland auf diese
Entwicklung waren unter anderem ein geförderter Abbruch von
leerstehenden Wohnhäusern. Besonders in Innenstädten haben
solche Totalabrisse eine verheerende Auswirkung auf das
Stadtbild und die Wahrnehmung einer Stadt. Mit hoher
Wahrscheinlichkeit stößt eine Umnutzung z.B. in Stadt- und
Reihenhäuser auf eine größere Nachfrage.
Im Rahmen ihres Gesamtprogrammes „Neue Gründerzeit“
bemüht sich die Stadt Leipzig (Ostdeutschland) um einen
angemessenen Umgang mit den veränderten
Rahmenbedingungen und um die Identifizierung geeigneter
Nutzungsformen der nicht zu vermeidenden Baulücken. Ziel ist
das Anreichern der ehemals dicht bebauten Quartiere mit
ökologischen, funktionalen und sozialen Freiräumen,die zunächst
zeitweise bis zu einer späteren Bebauung, in vielen Fällen aber
auch für eine dauerhafte Umstrukturierung und damit
verbundenen Aufwertungder Stadtteile umgesetzt werden
sollen. Die gezielte Gestaltung von Baulücken soll das
Wohnumfeld aufwerten und die Vermietbarkeit derWohnungen
in den Gründerzeitvierteln verbessern. Durch mehr Grün und
weniger Dichte soll die Lebensqualität in den Quartieren
nachhaltig verbessert werden.
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Leipzig 1998
Was passier, wenn nichts passiert?
Vertikalgartenhaus
Alxingergasse
Transparent gestaltete, für die Parteien des Hauses zur
Verfügung stehende Gemeinschaftseinrichtungen im
Erdgeschoß bilden einen wichtigen Übergang
zwischen den öffentlichen und den halböffentlichen
Bereichen der gründerzeitlichen Stadt. Individuell
gestaltbare Loggien ermöglichen einen „vertikalen“
Grünraum, der sowohl für die Mieter als auch für die
Bewohner des Viertels positiv wahrgenommen wird.
Geforderter Wohnbau
An der Ecke eines dicht verbauten Gründerzeitblocks
in Wien-Favoriten entstand auf annähernd
quadratischem Bauplatz ein geförderter
Wohnbau mit 17 Einheiten. Neben gemeinschaftlich
nutzbaren Bereichen im lichtdurchf luteten
Erdgeschoß, oder im großzügig begrünten Dachgarten
– einen Panoramablick über Wien-Favoriten inklusive
– besticht der Entwurf vor allem durch seine
„Vertikalgärten“. Zweigeschoßige Loggien
ermöglichen jedem Mieter seinen privaten Grünraum
– direkt vor dem Wohnzimmer.
Gemeinschaftsbereiche
Das Erdgeschoß wird bewusst von einer
Ladennutzung freigehalten,
dafür stehen den Bewohnern hinter einer
transluzenten Glaswand
großzügige, frei bespielbare Räume zur Verfügung – eine Waschküche,
ein Hobby-, Fitness- und Kinderspielraum.
Der Innenhof dient als Spielplatz und
Entspannungszone. Durch
das Oberlicht entlang der Sitzbank fällt Tageslicht bis
in die Gemeinschaftsräume im Keller.
Flexibles Wohnen
Die 17 unterschiedlichen Wohnungen sind
vorwiegend zweigeschoßig
organisiert und vom Hof zur Straße durchgebunden.
Die straßenseitig orientierten, lichtdurchf luteten
Wohn- und Schlafbereiche
bieten hohe Flexibilität durch offene und individuell
teilbare Grundrisse.
Ökologie
Die zweigeschoßigen Vertikalgärten der Maisonettewohnungen
verfügen über einen überdeckten Sitzplatz, angrenzend eine frei
gestaltbare Grünf läche, die mit Rasen, Kräutern und Kleinpf lanzen
weit mehr bietet als eine einfache Terrasse.
Das integrierte Bewässerungssystem sorgt dafür, dass Regenwasser,
das sich im Dachgeschoß sammelt, über ein Rohrsystem kaska denartig über die Vertikalgärten verteilt wird. An den mit Rankgerüsten
versehenen Loggientrennwänden vorbeigeleitet, können über
kleine Speier die Pf lanzbereiche der einzelnen Loggien natürlich und
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kostengünstig bewässert werden.
Die geschickte Anordnung der frei gestaltbaren Gärten lässt für jede
Wohnung eine eigene, natürliche Klimazone entstehen, die dicht mit
den dahinterliegenden Wohn- und Schlafräumen verbunden ist und
für eine wohltuende Atmosphäre sorgt.
Ort
Alxingergasse 81/Hardtmuthgasse 68, 1100 Wien
Bauherr
Neues Leben – Gemeinnützige Bau-,
Wohn- und Siedlungsgenossenschaft
Generalunternehmer
Universale Hochbau Wien
Planung
Geiswinkler & Geiswinkler Architekten –
Kinayeh Geiswinkler-Aziz, Markus Geiswinkler
Mitarbeiter
Wolfgang Kralovics, Christoph Stabel,
Robert Sturm, Thomas Wirsing
Nutzfl ache 1.400 m2
Kosten 1.230 Euro/m2
Fertigstellung 2005
Mit Mitteln der Wohnbauförderung errichtet
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Terrassenhaus in der
Buchengasse
Wohnbau und
Kindertagesheim
Planung: Rüdiger Lainer + Partner
Architekten
Die Vermittlung, Weiterführung und
Interpretation des „Wiener“
Blocks bildet ein zentrales Thema für die
Entwicklung des gründerzeitlichen Rasters.
Das vorliegende Projekt in Favoriten bildet
dazu einen Diskurs. Der Reiz historischer
Städte liegt in der Differenzierung ihrer
Straßen und Platzräume. Diese
„Sinnlichkeit“ des Raums aufzunehmen ist
Grundlage unseres Projekts.
Das Prinzip des Umgangs mit dem Block ist daher, die
Randbegrenzungen des Blockumrisses ablesbar zu behalten und
durch Höhendifferenzierung und Rücksetzen höherer Gebäude
einen vielfältigen und gut belichteten Straßenraum zu schaffen,
um den Bewohnern Ausblick, Durchblick und Sonnenlicht zu
bieten.
Die Solitäre werden durch ihre
Terrassierung, Einschnitte und die
vorragenden, individuellen Veranden
gegliedert.
Das Prinzip der Grundrisse basiert auf einem
einfachen Modulsystem, welches eine
Aneinanderreihung vielfältiger
Grundrisstypen ermöglicht.
Eine großes Angebot an gemeinschaftlichen Freif lächen
unterschiedlicher Qualitäten und Organisation, wie
Gemüsegärten, Liegewiesen und Sauna am Dach,
Kinderspielplätze und introvertierte Loggien (vertikale Gärten),
bereichern die Wohnoase.
Ort: Buchengasse 157, 1100 Wien
Bautrager Heimbau & Eisenhof
Konsulenten
Statik: Vasko+Partner Ingenieure
HKLS: Schmidt Reuter
Elektroplanung: Schmidt Reuter
Bauphysik: Dipl.-Ing. H. J. Dworak
Farbkonzept: Oskar Putz
Generalunternehmer Strabag
Planungsteam
Rüdiger Lainer, Andrea Graßmugg (Pl),
Stephan Klammer, Andreas Aichholzer,
Florentine Helmcke, Markus Rietzler,
Miriam Schneider, Andreas Schrader,
Christoph Wassmann, Klaus Leitner,
Julia Zeleny, Heidi Mickal, Anja Mayr,
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Claudia Baumgartner, Dimitrina Hadzhihristeva,
Maren Schröder
Wettbewerb Sommer 2005, 1. Preis
Planungsbeginn Sommer 2005
Baubeginn April 2006
Fertigstellung Juni 2008
Grundstucksf lfl ache 9.855 m2
Bruttogrundfl f lache 32.037 m2
Nettogrundf lfl ache 26.296 m2
Wohnnutzf lfl ache 21.089 m2
NF Kindertagesheim 885 m2
Wohnungsanzahl 250
Stellplatze 254
Mit Mitteln der Wohnbauförderung errichtet
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Sargfabrik
Wien, Österreich 1996
Weit mehr als ein Wohnmodell ist die
Sargfabrik ein Lebensmodell. Neben dem
luxuriösen Dachgarten schaffen eine Vielzahl
von Gemeinschaftseinrichtungen eine
Kommunikations- und Genusslandschaft, die
mit Kulturhaus, Restaurant, Kindergarten und
dem 24-Stunden-Badehaus auch öffentlich
zugänglich ist. Zugunsten des Schwimmbads
wurde auf Autostellplätze verzichtet – nur
durch eine Widmung als Wohnheim konnten
dennoch öffentliche Förderungen beansprucht
werden. Eigentümer ist der Verein zur
integrativen Lebensgestaltung, der die 75
Einheiten, Maisonetten mit einer Grundfläche
von 45 m2, wobei bis zu sechs Einheiten
gekoppelt werden können, in einem
genossenschaftsähnlichen Modell
vergibt. Fluktuation gibt es kaum.
Identifikation und Engagement gehen
bereits auf die zweite Generation über,
von denen einige nicht weiter weg als
in den jüngeren Ableger des Soziotops,
die benachbarte Miss Sargfabrik, ziehen
möchten. Ihre 39 Einheiten, darunter
einige Wohn-Arbeits-Ateliers, bieten
mit geknickten Wänden und schiefen
Fußböden neue Raumerlebnisse.
Gemeinschaftsküche, Bibliothek und
Proberaum erweitern die Einrichtungen
der Sargfabrik.
Architekten:BKK-2 Architektur ZT GmbH
Lage: 1140 Wien, Goldschlagstr. 169 (im Luftbild hervorgehoben)
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LEE-Wohnhausanlage, Wien von
querkraft architekten
Die Architekten haben eine Baulücke in Wien-Favoriten mit
einem intelligenten 'Rohbaukonzept' geschlossen. Die Struktur ist
prinzipiell für alles offen: Orientierung und Grundrisseinteilung
werden vom Nutzer frei definiert, man kann sich für Morgenoder Nachmittagssonne oder eine Querorientierung entscheiden;
die Nasskerne wurden zwar kompakt und reduziert ausgeführt,
sind aber im Bedarfsfall auch für einen Ausbau zu großzügigen
Bädern gerüstet.
Sowohl die Fassade zur Straße als auch die zum Hof ist
vollflächig verglast. Da die Glasflächen bis zur Deckenunterkante
hochgezogen und die angehobenen Balkone innen in eine
durchlaufende Fensterbank übergehen, wird das Tageslicht
besonders tief ins Wohnungsinnere geführt. Für das freundliche
Balkongrün ist an den Brüstungsgläsern ebenfalls gesorgt, denn
ein bisschen Wiesenflair kann inmitten gründerzeitlicher
Blockbebauung sicher nicht schaden. Mit dem Haus Laubeplatz 3
(Architekt August Sarnitz) wird die Erdgeschosszone mit
Kinderspielplatz, Bäumen und Sitzbank gemeinsam genutzt.
Lage: Leebgasse 56, Wien
Architektur: querkraft architekten (Jakob Dunkl, Gerd Erhartt,
Peter Sapp, Michael Zinner)
Bauherrschaft: GPA WBV
Tragwerksplanung: Zemler + Raunicher (Willibald Zemler,
Albert Raunicher
Landschaftsarchitektur: Doris Haidvogl
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Mehrzweckgebäude MQ-West von
Carl Pruscha
Bauherr und Architekt hatten es anfänglich mit
mehreren „Unmöglichkeiten“ zu tun: einem
unmöglichen Grundstück aus drei Teilen mit
drei Eigentümern, einer unmöglichen Lage mit
Fundamenten auf den alten Glacis-Mauern
sowie unmöglichen wirtschaftlichen und
heterogenen funktionalen Vorgaben. Zur
Vorgeschichte: Die Baulücke zwischen
Museumsquartier und Breitegasse gehörte
jahrelang zu den vertrauten und
„eingewachsenen“ Leerstellen der Stadt. Ein
Wettbewerb zu deren Bespielung, den die MQ
Errichtungsgesellschaft 2001 ausgeschrieben
hatte und im Zuge dessen the next enterprise
eine luftige Aussichtsplattform konzipierte, war
an den Kosten gescheitert. Eine sinnvolle
Verwertung des kleinen Baugrunds schien
wieder in weite Ferne gerückt. Ausgehend vom
Wunsch des Museumsquartiers nach einem
neuen Westeingang und der in einem Gebäude
neben der Baulücke ansässigen Österreichischen
Bibelgesellschaft nach einem neuen Lokal
entstanden auf Initiative von Carl Pruscha
daraufhin erste Überlegungen für ein
liegenschaftsübergreifendes Projekt. KALLCO
kaufte zunächst die mittige Lücke, dann auch die
beiden angrenzenden Häuser und war bereit,
gemeinsam mit dem Architekten ein
Gesamtkonzept zu entwickeln.
Erschwerend für die Realisierung war die extrem schmale Tiefe
der Grundstücke von nicht einmal 6 m, bei einer Frontlänge von
knapp 50 m, die Notwendigkeit der funktionellen und baulichen
Einbindung eines neuen Zugangs zum MQ und zum Glacis Beisl,
die Abstimmung mit der Bibelgesellschaft für deren neues
Forschungszentrum, die baurechtliche und gestalterische Lösung
für die Fassade zum MQ, die baurechtlich eine Feuermauer
darstellt, die Harmonisierung mit den Schutzzonen – und
Denkmalschutzbestimmungen - und die extreme wirtschaftliche
Schwierigkeit, den Bau innerhalb
vertretbarer wirtschaftlicher Grenzen zu errichten.
Um die spezielle Grundstückskonfiguration zu bewältigen und die
Sockelzone als Durchgangsraum freizuspielen, wurde ein
mehrgeschossiger Balken (ein quasi selbsttragendes
Brückenbauwerk aus Stahlbeton) über die Baulücke gespannt. Da
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die Fassade zum Museumsquartier baurechtliche eine
Feuermauer ist, mussten Fensteröffnungen so knapp wie
möglich bemessen werden. Pruscha entwickelte auf dieser
Grundlagen die Idee der dynamischen „Fensterschlitze“, die in
zwei Ebenen – eine in Sitzhöhe und eine in Stehhöhe – die
Mauer in Längsrichtung scharf durchschneiden. Die Fassade
an der Breitegasse ist im Gegenzug dazu in konventionellerer
Form durch Fensterbänder geöffnet. Der „rostende“ CortenStahl als Außenhaut vermittelt zwischen den Steinfassaden der
Museumsgebäude des MQ und den Putzfassaden des
Bestandes und verleiht dem Gebäude eine selbstgewisse
Eigenidentität. Das Projekt wurde mit dem ZV-Bauherrenpreis
2005 ausgezeichnet.
Lage: Breite Gasse, Wien
Architektur: Carl Pruscha
Mitarbeit Architektur: Walter Kräutler
Bauherrschaft: Kallco Projekt
Tragwerksplanung: Gmeiner Haferl Zivilingenieure ZT GmbH
Planungsbeginn: 2000
Ausführung: 2003 - 2004
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Stadthaus, Wien von Delugan Meissl
Architects
Eine Baulücke im dicht verbauten innerstädtischen Gebiet
bot die Gelegenheit, zwei unterschiedliche
Nutzungsaspekte (Wohnen und Arbeiten) und zwei
unterschiedliche Bebauungsklassen (straßenseitig
Bauklasse 5, im Hof Bauklasse 1) zu einer heterogenen
Stadtlandschaft zu verschränken, die beiden Teilen dieser
Doppelbegriffs - also den Parametern des Städtischen
ebenso wie dem eines nutzbaren Grünraums - mit großer
Sorgfalt gerecht wird.
An der relativ stark befahrenen Wimbergergasse ist die
“räumliche” Fassade des Wohnhauses mit zwei Meter
tiefen Wintergärten und expressionistisch ziselierten
Glasbrüstungen ausdrucksstark rhythmisiert, während die
nördliche Hofseite durch kleine Austrittsbalkone
aufgewertet wurde.
Zwei Erschließungskerne, die zu den teilweise
durchgesteckten Wohnungen (jeweils mit mittigem
Sanitär- und Küchenbereich, einer hofseitigen
Rückzugsseite und einer straßenzugewandten Wohnseite
ausgestattet) flankieren das großzügige Foyer dieses
Wohn- und Bürohauses. Die grünen Mäander der niedrigen
Bürotrakte im Hof sind in der Tiefe der Parzelle
gegenläufig aufgefaltet und bieten spannungsvolle
Raumlösungen mit vielfältigen Durchblicken
sowie einer als gemeinschaftlich nutzbaren
“hügeligen” Dachlandschaft.
Lage: Wimbergergasse 14-16, Wien
Architektur: Delugan Meissl Associated
Architects (Roman Delugan, Elke DeluganMeissl)
Bauherrschaft: Kallco Projekt
Tragwerksplanung: Javurek & Schweiger
Funktion: Wohnbauten
Planung: 1997
Fertigstellung: 2001
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Wohnbau mit öffentlicher Nutzung,
Krems von Peter Balogh
Architekt Peter Balogh hat sich als Absolvent des Universitätslehrgangs
Solararchitektur an der Donau-Universität Krems in seiner
Abschlussarbeit mit der Schließung einer Baulücke an der
Ringstraße auf den sogenannten Osergründen beschäftigt, die
heute vorübergehend als Parkplatz genutzt werden.
Betrachtet man die Struktur von Krems, so sind Abfolgen von
engen Durchgängen und platz- bzw. hofartigen Erweiterungen
typisch. Das Projekt versucht, diese Typologie auf den Ort
bezogen in Anwendung zu bringen. Der Straßenraum wird
sowohl zur Ringstraße als auch zur Drinkweldergasse hin
geschlossen, es wird jedoch ein architektonisch wirksamer,
öffentlicher Durchgang von der Ringstraße zur
Drinkweldergasse geschaffen. Der öffentliche Durchgang
erweitert sich zu einem halb öffentlichen Atrium, dessen Dach
im Sommer geöffnet werden kann.
Durch entsprechende Nutzungen hat die Passage zwischen der
Ringstraße und der Drinkweldergasse das Potential, zu einem
öffentlichen Raum zu werden.
Hier sind ein Gastronomiebetrieb, ein Verkaufslokal sowie
Büronutzung vorgesehen. Außerdem wird das Wohnhaus über
diesen öffentlichen Durchgang erschlossen. Es wurde ein
durchgängiger, im weitesten Sinn Z-förmiger Baukörper
entwickelt, der einerseits das Atrium, andererseits den
öffentlichen Durchgang baulich definiert. Das Atrium öffnet
sich räumlich auf eine Länge von ca. 11 m zur Ringstraße hin
und stellt somit eine Besonnung des Atriums und des
Baukörpers an der Drinkweldergasse sicher. Die an der
Ringstraße angeordneten Wohnungen befinden sich im 3., 4.
und 5. Obergeschoss. Durch das „Hochheben“ der
Wohnnutzung in diesen Bereich ist eine Besonnung der
Wohnungen auch im Winter gegeben. Um einen
entsprechenden Schallschutz zu gewährleisten, sind den
Wohnungen wintergartenähnliche, verglaste Loggien
vorgelagert.
Die Garage befindet sich im Bereich unter dem Atrium. Sie ist
insgesamt als Rampe ausgebildet. Somit sind aufwendige
Erschließungsrampen hinfällig und die Errichtung ist somit
äußerst ökonomisch. Die Einfahrt in die Garage erfolgt über die
Drinkweldergasse.
Sämtliche Wohnungen besitzen Fenster in jeweils 2
Himmelsrichtungen. Dadurch ist gewährleistet, dass jede
Wohnung auch bei geschlossenem Atrium einen Außenbezug
besitzt. An der Ringstraße sind ca. 125 m2 fassadenintegrierte
Photovoltaikpaneele vorgesehen. Diese liefern einen Beitrag
zum Betrieb der Sole-Wasser-Wärme-Pumpe.
Lage: Ringstraße Osergründe, Krems a.d. Donau
Architektur: Peter Balogh
Bauherrschaft: Solarlehrgang Donau UNI
Funktion: Wohnbauten
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Anbau-Haus in Paris von
Christian Pottgießer
Ein im 17. Pariser Arrondissement gelegenes Stadthaus
sollte den Platzansprüchen einer siebenköpfigen Familie
angepasst werden. Die einzige hierfür bautechnisch
sinnvolle und denkmalpflegerisch verträgliche Lösung
war die Schaffung eines Anbaus.
Der schmale streifenförmige Garten zwischen zwei
Altbauten war einerseits der einzig denkbare Platz für die
Erweiterung und sollte andererseits doch unbedingt
bestehen bleiben. Zusammen mit einer alten
baurechtlichen Bestimmung, die die Zahl der erlaubten
Geschosse beschränkt, führte dies zu der letztlich
umgesetzten Planung. Es entstand ein
Raumzusammenhang zwischen Strasse und Altbau, der
Anbau wurde mit seinen beiden unteren Geschossen
„eingegraben“. Strukturierendes, zusammenfügendes Element ist
eine durchschnittlich 120 Zentimeter über Straßenniveau
verlaufende Betonplatte.
Niveauunterschiede, geneigte Flächen und
kleinräumig gegliederte Strukturen schaffen
visuelle Spannung und vergrößern zudem die
bepflanzbare Fläche. Das Konzept bewahrt
aufgrund der verbleibenden Abstandsflächen im
Hofbereich den freien Blick auf den Altbau.
Gewohnt wird nun gleichsam halb „unter der
Erde“, der Garten wächst in das Haus hinein und
ist gestalterisch einerseits dem Haus, andererseits
dem Außenraum zugehörig.
Um eine optimale Belichtung insbesondere der
beiden unteren Etagen zu gewährleisten, war eine großzügige Verglasung der zwei Schmalseiten
unabdingbarer Bestandteil des architektonischen Konzepts. Ein straßenseitig gleichsam von oben in den
Baukörper eingeschobener Glaskörper „saugt“ Licht in die Räume und lässt in seinem Inneren einen
Baum emporwachsen, der sich mit seinen Ästen durch die Eingangsfassade streckt. Das in Stahlbeton
errichtete, durch Fenster in unterschiedlichsten Rechteckformaten aufgeschnittenen Außenmauerwerk im
Obergeschoss bildet hier einen scharfen Kontrast zu dem gläsernen Erdgeschoss, auf dem es zu schweben
scheint.
Zum Hof streckt sich ein holzverschalter Kubus mit seiner
verglasten Frontseite dem Altbestand entgegen
und verbindet so Innen- und Außenraum.
Lage: 17. Arrondissement, Paris
Architekt: Christian Pottgießer
Fertigstellung : 2003
Grundstücksfläche: ca. 180 m²
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Crepain Spaens House, Belgien von
CSD Architecten
Das Haus ist auf einem sehr kleinen, nur 4 m breiten und
12 m tiefen Grundstück im Zentrum von Antwerpen
gebaut. Herausforderungen waren die räumlichen
Qualitäten zu maximieren, möglichst viel Licht zu
erhalten und Verbindungen zwischen den einzelnen
Bereichen zu schaffen.
Um das zu erreichen wurden die Räume/Bereiche auf
Split-Levels um einen zentralen Verteilungskern (Stiege,
Aufzug, technischer Raum) organisiert. Über einen
Leerraum mit verglastem Dach wird das Licht ins
Gebäudeinnere geholt.
Im Kontrast zur Komplexität der Struktur und der
asymmetrischen Fassade strahlen die Innenräume und
das Mobiliar einen einzigartigen und monolithischen
Charakter aus.
Lage: Zentrum von Antwerpen, Belgien
Planer: Britt Crepain und Stefan Spaens (CSD
Architecten)
Fertigstellung: Frühling 2009
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Wohnhaus
Gormannstrasse von HSH
Hoyer Schindele
Hirschmüller Architektur
Das Eckgrundstück in der Gormannstraße in
Berlin-Mitte wies schon eine lange
Planungsgeschichte auf, bevor sich HSH
Architekten damit befassten: Die Baulücke
wurde von zwei je 20 Meter hohen
Brandwänden begrenzt. Alle vorangehenden
Entwurfsansätze mit rein horizontal
gegliederten Geschossen scheiterten. Für die
dunklen unteren Etagen fanden sich keine
Käufer.
HSH Architekten haben das Gebäudevolumen in
vertikaler Richtung gegliedert: Drei individuelle
Stadthäuser erstrecken sich jeweils über vier
Ebenen, vom eigenen Zugang direkt von der Straße
bis zum über zwei Etagen reichenden Dachraum mit
Terrasse. Die innere Gebäudestruktur zeichnet sich
in der Außenfassade ab. Im städtischen Maßstab
werden die Häuser jedoch als ein Baukörper
zusammengefasst und von einer Aluminiumhaut
umschlossen.
Die einzelnen Stadthäuser sind auf die inneren
Blickbeziehungen der Bewohner, auch über mehrere
Etagen hinweg, ausgerichtet: Jedem Geschoss
wurden spezifische Funktionen zugewiesen und als
fließende Grundrisse geplant. Gleichzeitig wurden
die verschiedenen Lebensbereiche vertikal
miteinander verknüpft. In den Wohnungen
verbinden großzügige Treppen die einzelnen Etagen.
Lufträume, Patios in den beiden seitlichen sowie
eine Loggia im mittleren Stadthaus verknüpfen als
kommunikative Elemente die verschiedenen Ebenen
und spielen mit dem Verhältnis zwischen Innen und
Außen. Durch die Patios entstehen sehr private,
offene Innenräume mitten in der Stadt.
Lage: Gormannstr. 8-9, Berlin-Mitte
Architekten: HSH Hoyer Schindele Hirschmüller
Architektur
Gebäudetyp: Wohngebäude
Fertigstellung: 2009
18
Wohn- und Geschäftshaus
in Köln-Bayenthal von
Manuel Herz
Die 5,5 m breite und 25 m tiefe Baulücke
definiert in Kombination mit den
Bauvorschriften und dem bestehenden Torbogen
einen eindeutigen Rahmen: Die Form folgt
Baugesetzbuch und Bauordnung und lotet deren
Grenzen aus. Ein transparenter orthogonaler
Körper hält zunächst alle Regeln ein. Der zweite
Baukörper überschreitet die laut Bebauungsplan
zulässige Baumasse – ein signalroter Aufbau,
„den es gar nicht geben dürfte“. Der frei
geformte und verschlossene Körper schwingt
sich durch das Tor und das orthogonale
Gegenstück hinauf in die oberen Etagen. Die
Unterscheidung zwischen Wand, Dach und Decke
wird aufgehoben, zusammengesetzt ergibt sich ein
Gebäude mit hoher räumlicher Qualität und guten
Lichtverhältnissen.
Das in eine organische Form gebrachte
räumliche Gebilde mit ausgestülpten
Einschnitten für die Belichtung enthält eine
durchgehende Erschließung vom Keller bis
zum Dach.
Der in eine Baulücke gegossene
Betonkörper, mit einer industriellen
Oberflächenbeschichtung überzogen, stellt
eine freche, radikale aber auch innovative
Anwendung zementgebundener Baustoffe
dar. Das rüde geschalte und betonierte
Gebilde wird durch die mehrfach
aufgetragene Beschichtung zur perfekten,
homogenen Skulptur, die zwar den
gestalterischen Rahmen der Zeile insbesondere den des unsichtbar wirkenden
Bebauungsplans - sprengt, sich aber doch
gelungen in die heterogene Ornamentik der
Nachbarschaft einfügt.
Das Gebäude von Manuel Herz wurde mit dem
Architekturpreis 2003 der Stadt Köln ausgezeichnet.
Lage: Goltsteinstraße 110, Köln
Architekt: Manuel Herz, Köln
Bauherr Turris Immobilien GmbH & Co. KG
Tragwerksplaner: Ove Arup GmbH
Fertigstellung: 2003
Grundstücksgröße: ca. 135 m²
19
Städtisches Reihenhaus
Neubaugasse, Graz von
Croce & Klug
Der als 3-geschossiges städtisches
Reihenhaus konzipierte Wohnbau füllt eine
Baulücke zwischen Lendkai und
Neubaugasse. Auf dem ca. 600 m² kleinen
Grundstück wurde es mit schmalen, 4,30 m
breiten und 16,0 m tiefen Grundrissen und
innen liegenden, zweigeschossigen Atrien
mit Dachverglasung errichtet.
Geparkt wird unter der eigenen Wohnung
und man betritt die Wohnung über einen
kleinen Windfang im Erdgeschoss. Im
1.Obergeschoss befinden sich der
Wohnraum mit Küche und Essplatz,
geschlafen wird im 2.Obergeschoss, wobei
die Zimmer über eine Brücke in Verbindung
stehen.
Vertikal an den Gehsteig gerückte, geschlossene und
verputzte Baukörper und die dazwischen liegenden,
zurückgesetzten, plattenverkleideten Fassadenteile
verdeutlichen die Abfolge der "Häuser". Die
Eingangsnischen mit schmalen Pflanzmöglichkeiten
und die dahinter liegenden Durchgänge zu den
Abstellplätzen und Gartenflächen betonen die
Individualität des eigenen Einganges.
Lage: Neubaugasse 98, Graz
Architektur: Croce & Klug (Helmut Croce, Ingo
Klug)
Bauherrschaft: GWS Graz
Funktion: Wohnbauten
Wettbewerb: 1990
Fertigstellung: 1992
Grundstücksfläche: 600 m²
Nutzfläche: 655 m²
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Wohnhäuser Rue des Suisses,
Paris von Herzog & de
Meuron
Im eher abseits liegenden 14. Arrondissement in
der südlichen Stadt mit sechs- und
vielgeschossigen Wohnblöcken (im Blockinneren
Bäume, Garagen, wilde Deponien, ...) erhielten
Herzog & de Meuron den Auftrag Wohnungen für
den Blockrand und das Blockinnere (Rue des
Suisses/ Rue Jonquoy) zu planen.
Die Planung ergab 3 Einheiten: Beide Lücken zur
Rue des Suisses wie zur Rue de Jonquoy wurden
sechsgeschossig geschlossen; ein rund 60 m langer,
dreigeschossiger Riegel macht sich im Hinterhof
lang, von der nördlich anstehenden Bebauung
durch eingeschossige Erweiterungen abgestemmt,
im Süden von einer mehrere Meter hohen, rohen
Steinmauer begleitet. Der schmale und daher
monotone Raum davor wird gegliedert durch zwei
weitere Einzelhäuser, die im Gegensatz zu den
erdgeschossigen Erweiterungen eigenständige
Einfamilienhäuser sind.
Randbebauung
Beide den Block schließende Randbauten sind im
Erdgeschoss vom Straßenniveau abgehoben und
greifen in ihrer horizontalen (Decken) wie
vertikalen (Blendläden) Gliederung das
benachbarte Muster auf. Die Glasfassade wird
durch graue, feingelochte, gekantete
Aluminiumbleche, welche klapp- und schiebbar
sind verschleiert. Die nach innen gezogene
Fassadenlinie (Rue des Suisses) erzeugt
vielfältiges Licht-/Schattenspiel, markiert die
Tiefgaragen- und Hofzufahrt und setzt sich
konsequent bis in die Grundrisse fort. Dass beide
in die Randbebauung eingefügte Volumen die
gleiche Oberfläche besitzen - sowohl zur Straße
wie auch zum Hof - macht ihre besondere
städtebauliche Funktion deutlich.
Wohnriegel
Anders als bei den Randbauten mit
Stadthauscharakter wirkt der flache Riegel bei
überwiegend geschlossener Fassade wie eine edel
verkleidete Lagerhalle. Die geschossweise nach
außen vorspringende Fassade wird durch hölzerne
Rollläden elegant nachgerundet. Die dahinter
durchlaufenden Balkone werden zur
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Wohnungserweiterung, der SonnenSonnen und Sichtschutz
zur zusätzlichen Außenwand.
Das noch in der Planungsphase notwendig
gewordene Abrücken des Riegels von der
nördlichen Grundstücksgrenze ergab eine
weitere Möglichkeit, das schlichte Volumen
aufzubrechen. Die die Erdgeschosswohnungen
aufweitenden fünf Häuschen beherbergen jetzt
Küche, Wohnen, Bad und formen fünf intime
Kleingärten.
Rankhilfen überziehen die Sichtbetonwände.
Lage: Rue des Suisse/Rue Jonquoy, 14.
Arrondissement, Paris
Architekten : Herzog & de Meuron (Jacques
Herzog, Pierre de Meuron, …)
Bauherr: Régie Immobilière de la Ville de Paris
Baufertigstellung: 2000
Konstruktionsart: Stahlbetonskelett mit Fertigteilen
Grundstück: 2.734 m²
Baukosten: 40 Mio. FF
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Light House in London von
Gianni Botsford Architects
Ausgangslage ist ein ca. 600 m² großes
Stadtgrundstück im Westen von London, vollständig
von Gebäuden mit bis zu 10 m Höhe umgeben. Die
Hauptherausforderung dieses Projekts war Privatheit
zu erhalten und gleichzeitig die Tageslicht- und
Sonneneinstrahlung zu optimieren.
Das Entwerfen eines lichtdurchfluteten Hauses mit
fast keinen nach außen gerichteten Fenstern war
keine alltägliche Herausforderung. Gianni Botsford
Architects kalkulierten und testeten die
Sonnengeometrie des Bauplatzes; sammelten
Sonnen- und Tageslichtdaten. Der Weg der Sonne
im Verlauf eines Jahres wurde dann auf ein Modell
übertragen und ein ideales Design kreiert. Das
Ergebnis ist ein Gebäude das eindeutig dem Standort
angepasst ist.
Ein verglastes Dach überdeckt praktisch den ganzen
Grund; die einzigen Öffnungen sind
Parkplatz/Eingang und innenliegende Höfe, zu
welchen sich die umliegenden Bereiche orientieren.
Die Lage der Räume ist nach dem Bedarf an
Tageslicht abgestimmt: fünf Schlafzimmer im
Erdgeschoss, eine Küche, die die Vorteile der
Morgensonne nützt und alle Wohnbereiche im 1.
Obergeschoss mit viel oder auch gedämpftem Licht
den ganzen Tag über.
Lage: backland site, London W11
Architektur: Gianni Botsford Architects
Bauherr: Dr. A. Clark
Planung: 1999
Fertigstellung: Oktober 2005
Tragwerksplaner: Arup
Landschaftsarchitekt: Luszczak Associates
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Moriyama-Sans Leben in
seinem Haus Tokio, November 2008
Wir befinden uns in einem ruhigen Vorort von Tokio,
abseits des bunten Treibens der Großstadt. Eine typisches,
verdichtetes Vorortensemble, als ob die Zeit stillstände.
Mittendrin – weiße Quader, in verschiedensten Größen,
fast beliebig und wild durcheinander in die Landschaft
gesetzt. Rundum ist alles so wie immer, den Menschen
wohl bekannt. Da sticht dieses Sammelsurium von Blöcken
erst so richtig heraus. Im Gegensatz dazu stehen die
Gebäude ringsum, denen man die Zeichen der Zeit längst
ansieht, denen das Leben seinen Abdruck tief eingeprägt
hat. Die weiße Quaderstruktur dagegen scheint auf ihre
eigene Idee reduziert. Bei genauer Betrachtung handelt es
sich aber um das Gegenteil – einen Wohnkomplex, der die
Lebenskraft seiner Bewohnerinnen und Bewohner erst an
die Oberfläche zu bringen scheint. Und in den Quadern
sitzen überdimensional große und scheinbar ohne genaues
Konzept eingebaute Fensteröffnungen.
Das „Moriyama House“ ist ein Wohnkomplex, bestehend
aus einer Ansammlung von zehn Quadern verschiedener
Größe inmitten einer rechteckigen Grundfläche. Manche
sind ebenerdig, manche zweistöckig, zwei dreistöckig und
einige wiederum haben ein Kellergeschoss. Jede einzelne
dieser Boxen, jedes einzelne Stockwerk besteht aus nur
einem Raum, unterbrochen höchstens durch Nass- und
Stauräume. Zuerst scheinen diese „Schachteln“ wild
durcheinandergeraten – auf den zweiten Blick lässt sich
jedoch die Bedeutung der Gärten und Wege dazwischen
erkennen. Die Relation von Gärten und Häusern ist genau
durchdacht, ebenso die Öffnungen der Fenster. An zwei
Seiten grenzt der Komplex an die Straße, das Grundstück
selbst ist durch keine Zäune oder Hecken abgegrenzt.
Interessierten bietet es also freien Zugang. Und wer dann
tatsächlich hineingeht, bemerkt auch, dass er am Leben der
Bewohnerinnen und Bewohner tatsächlich teilhaben kann,
denn nichts bleibt verborgen.
Die riesigen Fenster jedes Raumes geben das Leben der
Bewohnerinnen und Bewohner preis. Da würde man wohl
dicke Vorhänge oder Jalousien vermuten. Mitnichten. Die
Häuser stehen einander nämlich so gegenüber, dass die
Fenster sorgfältig gegeneinander versetzt sind. Egal ob
man gegenüber nun die Fenster weit geöffnet hat, die
Blicke kreuzen sich nicht. Deshalb nimmt hier das Leben
auch mit unverhangenen Fenstern seinen Lauf. Mit dem
Resultat, dass die Gärten und der Blick auf die Umgebung
einen fixen Bestandteil des eigenen Lebensraumes bilden.
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Rooftecture S by Shuhei Endo
Shuhei Endo, geb. 1960, ist zurecht als AvantgardArchitekt zu bezeichnen. “Rooftecture” bezieht sich
auf die architektonische Bauweise des
durchgängigen Daches.
“Skinny House” ist die kleine Residenz eines jungen
Paares. Das ungewöhnliche Haus, so scheint es,
klammert sich an einem steilen Hang fest. Der
Stadtteil ist sehr alt und die längliche dreieckige
Form (Länge 20 m, 1,5 – 4,0 m tief) wurde der
Mauerfront angepasst.
Ein Dach und die Wände umschließen die zwei
Etagen des Hauses, die auch einen künstlichen
Boden erhielten. Große Fenster gewähren den
Heimbewohnern einen herrlichen
Ausblick und sorgen für genügend
Helligkeit. Die natürliche Stützmauer
in Verbindung mit der
architektonischen Ergänzung ist eine
Meisterleistung von Shuhei Endo. Die
größtmögliche räumliche Qualität
wurde ausgenutzt.
Architekt: Shuhei Endo
Lage: Shioya Tarumi-ku Kobe, Japan
Consultants: Masashi Ooji, DesignStruktur-Labor
Grundstücksgröße: 130 qm
Bebaute Fläche: 65,7 qm
Fotos: Shuhei Endo
http://maimuse.com/art/rooftecture-s-by-shuhei-endo
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Wohnquartier in London
Londo
Housing Development in
London
Siebzig Prozent aller Gebäude Londons sind
Wohngebäude, die allein durch ihre
Baumasse ganze Stadtstrukturen prägen. Die
Überzeugung, dass Wohnquartiere vor allem
auf städtebauliche Überlegungen beruhen
müssen, sezt Peter Barber in einem
Architektenwettbewerb
ewerb planerisch um. Dies
erbrachte ihm den ersten Preis und dem
Stadteil Hackney eine Art innerer Stadterweiterung.
Neben der Möglichkeit der Vernetzung umliegender
Quartiere durch interne Wege steht bei diesem
auf dem Gelände eines abgebrochenen
Wohnhochhause
hause errichteten Projekt eine
niedrige, aber dichte Bebauung im
Vordergrund. Die ebenso auto. Wie
vorgartenfreien Gassen werden von Kindern
bzw Passanten gemeinschaftlich genuzt und
dienen als Raum des öffentlichen Lebens,
Lebens der
durch Erker, Balkone und Terrassen
rassen
konzeptionell eng mit dem Wohneinheiten
verknüpft ist. Innerhalb dieses
Komunikationsraumes bilden die ein.,zweiein.,zwei
oder dreigeschossigen Wohnungen private
Inseln au, wobei zugunsten einer
größtmöglichen Individualität der Bewohner auf
gemeinsame Treppenhäuser
penhäuser verzichted wurde,
tatsächlich verfügt jede Wohnung über eine eigene
Tür zur Wohnstraße. Die ausgewogene Kombination
von Privatheit und Öffentlichkeit lässt in einem
völlig disparaten Umfeld ein sowohl ökonomisch
wie sozial nachhaltiges Wohnquartier
Wohnquart entstehen.
Architekt: Peter Barber Architects,
Standort: London
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