0049_Immobilienmarkt Dynamik in Beton - Kaufen
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Immobilienmarkt: Dynamik in Beton - Kaufen - FOCUS Online 1 von 3 http://www.focus.de/immobilien/kaufen/immobilienmarkt-dynamik-in-... Druckversion Url: http://www.focus.de/immobilien/kaufen/immobilienmarkt-dynamik-in-beton_aid_257829.html 08.11.06, 00:00 Drucken Archiv Aus FOCUS-MONEY Nr. 46 (2006) FOCUS-MONEY > Archiv > 2006 > Nr. 46 > Money Maker Immobilienmarkt Dynamik in Beton Bei der geplanten Einführung von Reits sollen Wohnungen ausgeklammert werden. Warum die Branche dennoch im Aufwind bleibt Von Ulrich Kühn und FOCUS-MONEY-Redakteur Thomas Wolf Der Berg kreißte – und gebar eine Maus. Seit vier Jahren diskutieren Politiker und Finanzbeamte, ob auch in Deutschland steuerbegünstigte börsennotierte Immobilientrusts (Real Estate Investment Trusts, Reits) erlaubt sein sollen. Donnerstag vergangener Woche einigte sich das Bundeskabinett endlich auf ein Gesetz, das bereits ab Januar 2007 gelten soll. Jedoch: Im Gegensatz zu den Regelungen in anderen Industrienationen und entgegen den ursprünglichen Plänen des Finanzministeriums sollen sich deutsche Trusts auf Gewerbeimmobilien beschränken. Wohnimmobilien, die vor dem Jahr 2007 gebaut wurden, bleiben nach dem jetzt beschlossenen Gesetzentwurf außen vor. Das soll Mieter schützen. Fachleute wundern sich dennoch. „Dem Mieterschutz würde durch die Herausnahme von Wohnimmobilien eher geschadet als genutzt“, urteilt Armin von Grießenbeck, Immobilienexperte der Kanzlei Heuking Kühn. „Wir können nicht nachvollziehen, warum Wohnungen außen vor bleiben sollen“, sagt Volker Riebel, Chef der Deutschen Annington, im Interview (s. S. 14). „Es gibt keinerlei sachlichen Grund, Wohnimmobilien auszuschließen“, schimpft Wolfhard Leichnitz, Vorstandschef der auf Gewerbeimmobilien spezialisierten IVG. Neue Dynamik. Kommt das Gesetz tatsächlich wie jetzt von der Ministerrunde beschlossen, erhält der deutsche Immobilienmarkt trotzdem neuen Schwung – wenn auch in einer etwas anderen Richtung als von den meisten Marktteilnehmern bislang erwartet. Immobiliengesellschaften, die nur von der Wohnungsvermietung leben, könnten mittelfristig ins Hintertreffen geraten. Auf Gewerbeimmobilien spezialisierten Gesellschaften eröffnen sich dagegen neue Gewinnquellen. Auch Industriekonzerne mit großem Immobilienbesitz, wie etwa die Deutsche Telekom, dürften profitieren (s. S. 18). „Für den deutschen Immobilienmarkt und für einige börsennotierte Immobiliengesellschaften ist das geplante Reit-Gesetz hilfreich“, urteilt Kai Malte Klose, Branchenanalyst beim Bankhaus Sal. Oppenheim. Auf Gewerbe- und Büroimmobilien spezialisierte Gesellschaften wie die IVG zählen zu den sicheren Gewinnern der neuen Gesetzeslage. Die Bonner dürften Teile ihres Portfolios gewinnbringend in neue Reits einbringen. Auch die auf Büro- und Einzelhandelsobjekte spezialisierte Frankfurt DIC ist ein möglicher Reit-Kandidat. Mit mehr als vier Prozent (2007) liegt die Dividendenrendite der Gesellschaft schon jetzt auf Reit-Niveau. Doch nicht nur die gesetzlichen Bedingungen sind gut. Auch das fundamentale Umfeld passt wieder: Die Leerstände nehmen ab, bei Büroimmobilien steigen teilweise schon wieder die Preise, die Zahl der Transaktionen wächst. Kenner halten deutsche Immobilien ohnehin für unterbewertet. Nach einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger schlummert auf dem größten Immobilienmarkt Europas ein Kapitalvermögen von mehr als sieben Billionen Euro. Davon seien lediglich 11,5 Prozent dem Kapitalmarkt zugänglich. Neuer Milliarden-Markt. 70 Prozent der deutschen Unternehmen besitzen die Gebäude, in denen sie arbeiten. „Das ist totes Kapital“, urteilt IVG-Chef Leichnitz. Mit Reits könne dieses steuergünstig aktiviert werden (s. Kasten unten). Die Unternehmen hätten dann mehr Kapital für Investitionen in ihr Kerngeschäft. Immobilien im Wert von 50 bis 100 Milliarden Euro könnten deshalb über Reits an die Börse wandern, schätzen Experten. Private und institutionelle Anleger mögen Reits, weil sie wie Aktien gehandelt werden, in der Regel eine höhere Spezialisierung als Fonds erlauben und oft hohe Dividenden zahlen. Doch auch der Markt für Wohnimmobilien ist mit dem geplanten Gesetz nicht tot. „Makroökonomische Faktoren sprechen für anhaltendes Käuferinteresse und steigende Preise“, urteilt Annington-Chef Riebel, dessen (noch nicht börsennotierte) Gesellschaft bereits jetzt Wohnungen im Wert von acht bis zehn Milliarden Euro hält. An weiteren Kaufmöglichkeiten mangelt es nicht. Annähernd drei Millionen Wohnungen stehen derzeit zur Disposition, schätzt Helmut Trappman, Leiter der Immobilienberatung bei PricewaterhouseCoopers (PWC). Etwa 40 Prozent der 06.01.2009 11:14 Immobilienmarkt: Dynamik in Beton - Kaufen - FOCUS Online 2 von 3 http://www.focus.de/immobilien/kaufen/immobilienmarkt-dynamik-in-... deutschen Kommunen wollen ihren Wohnungsbestand verringern, so das Ergebnis einer PWC-Umfrage. In diesem Umfeld dürften auch einige Wohnungsspezialisten unter den deutschen Immobilien-AGs weiter gut verdienen. Der Grund: Gesellschaften wie Patrizia, Colonia Real Estate, Franconofurt oder Vivacon (s. S. 54) verdienen ihr Geld durch Kauf und Verkauf von Wohnimmobilien. Da Mieteinnahmen bei ihnen keine Rolle spielen, stand für sie die Umwandlung in einen Reit ohnehin nicht auf der Tagesordnung. Unerwarteter Tiefschlag. Für einige kleinere Vermieter ist die Ausklammerung der Wohnungen dagegen ein Tiefschlag. So kann etwa der Bauverein Hamburg seine Reit-Pläne vorerst auf Eis legen. Auch Bauverein-Mehrheitsaktionär TAG Tegernsee muss damit wohl auf einen potenziellen Wachstumsträger verzichten. Zwei andere Wohnungsvermieter haben sich dagegen frühzeitig Reit-ähnliche Steuervorteile gesichert. So garantieren etwa bei der Deutschen Wohnen hohe Verlustvorträge bis auf Weiteres steuerfreie Ausschüttungen. Einen anderen Weg wählte die jüngst an der deutschen Börse gestartete Gagfah. Als Luxemburger Gesellschaft beschaffte sich das Unternehmen mit dem 7-Milliarden-Euro-Wohnungsportfolio Steuervorteile, die Dividenden auf Reit-Niveau ermöglichen. Weitere Gesellschaften könnten diesem Beispiel folgen. Steuern – Attraktive Ausschüttungen Deutsche Unternehmen sitzen förmlich auf ihrem Geld: Geschätzte 1,5 Billionen Euro beträgt ihr Immobilienvermögen. Diese Grundstücke stehen meist mit relativ niedrigen Werten in den Büchern. Bei einem Verkauf würden damit stille Reserven gehoben und wären zu versteuern – was sich kaum ein Unternehmen leisten könnte. „Hier sollen Reits helfen, den Unternehmen mehr Liquidität zu verschaffen“, erläutert Armin von Grießenbeck, Immobilienexperte bei der Kanzlei Heuking Kühn. Das geplante Reit-Gesetz sieht vor, dass Einnahmen aus dem Verkauf einer Unternehmensimmobilie an eine Reit-Gesellschaft, der zwischen dem 1.1.2007 und dem 31.12.2010 abgeschlossen wird, nur zur Hälfte steuerpflichtig sind. So wird ein Grundstücksverkauf attraktiver, das Unternehmen gewinnt liquide Mittel für Investitionen und könnte in vielen Fällen die angestammte Immobilie im Sale-and-lease-back-Verfahren weiter nutzen. Steuervorteile genießt auch die Reit-Gesellschaft selbst. Wenn sie mindestens 75 Prozent ihrer Gewinne aus Vermietung und Verkauf von Immobilien erzielt, soll sie von Körperschaft- und Gewerbesteuer befreit sein. Davon würden auch Anleger profitieren: Da die Belastung durch Körperschaft- und Gewerbesteuer rund 40 Prozent beträgt, kann ein steuerbefreiter Reit erheblich höhere Ausschüttungen vornehmen. Und zur Ausschüttung ist er verpflichtet: Mindestens 90 Prozent seiner Gewinne muss er an die Aktionäre weitergeben. Anders als bei herkömmlichen Immobilienaktien, bei denen für Dividenden das Halbeinkünfteverfahren gilt, sind Reit-Ausschüttungen vom Anleger voll zu versteuern. Maßgeblich ist sein persönlicher Steuersatz, die bei Ausschüttung einbehaltene 25-prozentige Kapitalertragsteuer wird angerechnet. Wegen der hohen Ausschüttungen sind Reits dennoch attraktiv. TW Die größten deutschen Immobilien-AGs Die größten deutschen Immobilien-AGs Name ISIN Kurs in Euro Börsenwert in Mio. Euro Gagfah 1) LU0269583422 22,67 5100 IVG Immobilien DE0006205701 28,54 3310 27,2 1,6 Büro- und Gewerbeimmobilien, Europa Deutsche Wohnen DE0006283302 48,45 969 9,8 Vermietung, Dividende steuerfrei Deutsche Euroshop DE0007480204 54,35 934 18,3 3,7 Vermietung Einkaufszentren DIC Asset DE0005098404 26,88 588 22,6 3,2 Büro- und Einzelhandelsimmobilien Colonia Real Estate DE0006338007 30,31 475 17,9 0,0 Handel mit Wohnimmobilien GBWAG 2) DE0005863203 68 442 - 0,8 Bau von Eigentumswohnungen Vivacon DE0006048911 19,2 370 9,8 0,5 Handel mit Wohnimmobilien TAG Tegernsee DE0008303504 8,2 267 25,9 0,6 KGV Div.-Rendite Geschäftsschwerpunkt 06 in % - - 1,8 Vermietung Wohnungen | Patrizia Privatisierung DE000PAT1AG3 21,08 999 25,6 1,1 Immobilien Wohnungen Handel mit Wohn- u. Gewerbeimmobilien _____ 1)Börsengang 10/2006; 2)GBWAG Bayerische Wohnungs-AG Quellen: Ellwanger & Geiger, Bloomberg IVG – Teure Perle Lange war IVG Immobilien der Platzhirsch unter den deutschen Immobilien-AGs. Doch auch als Branchenzweiter sind die Bonner noch attraktiv. Das Portfolio 06.01.2009 11:14 Immobilienmarkt: Dynamik in Beton - Kaufen - FOCUS Online 3 von 3 http://www.focus.de/immobilien/kaufen/immobilienmarkt-dynamik-in-... besteht überwiegend aus Büro- und Logistikimmobilien in europäischen Metropolen und Wachstumszentren. Das Geschäft läuft wieder bestens. Im ersten Halbjahr stieg der Gewinn im Vergleich um 364 Prozent auf 116 Millionen Euro, vor allem auf Grund lukrativer Objektverkäufe.Doch auch die Mieteinnahmen wachsen kräftig. Künftig könnten Erlöse aus Spezialfonds den Gewinn zusätzlich nach oben treiben. Außerdem könnten Teile des Portfolios lukrativ in neue Reits eingebracht werden. Wermutstropfen: die hohe Bewertung der Aktie. Gewinn/Aktie 06/07 in Euro: 1,03/1,11 KGV 06/07: 27,2/25,1 Dividenden-Rendite 06/07: 1,55%/1,74% Deutsche Euroshop – Sicherer Zahler Die ehemalige Deutsche-Bank-Tochter konzentriert sich auf die Vermietung von Einkaufszentren, vorzugsweise in Top-Lagen mittelgroßer Städte Deutschlands. Das Konzept funktioniert: Die Auslastungsquote der Zentren beträgt seit langem fast 100 Prozent, die Mietrendite liegt bei 6,5 Prozent. Zu den größten Mietern zählen renommierte Einzelhandelsketten wie Douglas und H&M. Mit Immobilienverkäufen erzielt Euroshop Zusatzerträge. Trotz guter Gewinnentwicklung in diesem Jahr sehen Analysten wie Andre Remke von der HypoVereinsbank das Unternehmen jedoch weniger als Gewinnrakete, sondern eher als stabilen Dividendenbringer. Wegen Verlustvorträgen bleibt für Aktionäre die Dividende bis auf Weiteres sogar steuerfrei. Gewinn/Aktie 06/07 in Euro: 2,94/2,80 KGV 06/07: 18,3/19,2 Dividenden-Rendite 06/07: 3,74%/3,88% Patrizia Immobilien – Agiler Spezialist Erst Ende März gingen die Augsburger an die Börse. Inzwischen ist die Immobilien-Handelsgesellschaft nicht nur Mitglied im MDax-Index, sondern mit einem Börsenwert von fast einer Milliarde Euro auch drittgrößte Immobilien-AG Deutschlands. Seit rund 20 Jahren verkauft Patrizia bundesweit Eigentumswohnungen, vor allem an Privatleute. Ein lohnendes Geschäft. Im ersten Halbjahr 2006 verfünffachte sich der Umsatz auf 128,5 Millionen Euro. Der Vorsteuergewinn verachtfachte (!) sich. Analyst Kai Klose von Sal. Oppenheim hält das Unternehmen jedoch noch immer für unterbewertet und prognostiziert in diesem Jahr eine Gewinnverdopplung gegenüber 2005. Auch 2007 wird Patrizia nach seiner Einschätzung rasant wachsen. Gewinn/Aktie 06/07 in Euro: 0,78/1,33 KGV 06/07: 25,6/15,1 Dividenden-Rendite 06/07: 1,03%/1,76% _____ Quelle: Bloomberg Quelle: Bloomberg Quelle: Bloomberg Drucken Foto: Focus Magazin Verlag Copyright © 2009 by FOCUS Online GmbH 06.01.2009 11:14