transact!on Oktober 02 2015

Transcrição

transact!on Oktober 02 2015
Ausgabe
Oktober 2015
02
Aktuelles aus der dwpbank
Der Countdown
läuft
Operative Anpassungen für
MiFID II auf dem Weg
LEISTUNGSSTARK
dwpbank mit
neuen Bereichen
STANDPUNKT | PERSPEKTIVE
Digitalisierung
Herausforderung für die Finanzbranche
GESETZ | REGULATION
TARGET2-Securities
Vorbereitungen gut im Zeitplan
PRODUKT | SERVICE
Redesign
Quellensteuerservice
wird weiter ausgebaut
INHALT

8
Größtes Infrastrukturprojekt der europäischen Kapitalmärkte: TARGET2-Securities
GESETZ | REGULATION
4
MiFID II
dwpbank bereitet operative
Anpassungen vor
12
dwpbank schafft Mehrwert
Servicemanagement und Produktionssteuerung sind neue Bereiche
GESETZ | REGULATION
8
TARGET2-Securities
Vorbereitungen im Zeitplan
Richtlinie BCBS 239
Risikosteuerung von Banken
erklärtes Ziel
PROJEKT | FOKUS
15
PROJEKT | FOKUS
13
Prüfungsergebnisse
Neue Berichte liegen vor
16
Digitalisierung
Bankbranche steht vor großer
Herausforderung
Erweiterter Online-Service
dwpbank schließt gemeinsames
Projekt mit Sydbank und
Bank-Verlag erfolgreich ab
PRODUKT| SERVICE
STANDPUNKT | PERSPEKTIVE
14
12
Nachhaltige Verbesserung der Risikosteuerung von
Banken durch BCBS 239
PRODUKT| SERVICE
STANDPUNKT | PERSPEKTIVE
6

WPDynamic
Zusatzfunktionen wurden
erweitert
PORTRÄT
16
Kundengeschäft in der
S-Finanzgruppe
NORD/LB, seit Oktober 2011
Nutzer von WPOffering, stellt
sich kurz und knapp vor
2
Oktober 2015 |
INHALT
Thomas Klanten, Dr. Christian Tonnesen

20
Der Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe
kommentiert die Sparpolitik in Deutschland
Ob eine Plattform für die Abwicklung von Wertpapieren in der
EU, eine Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente oder eine
Richtlinie über Insider-Geschäfte und Marktmanipulation – die
Herausforderungen, die sich unsere Branche gegenüber sieht
werden nicht weniger. Vor allem nicht weniger komplex. Die
dwpbank bereitet ihr Geschäft akribisch darauf vor und hat auch
die aus den neuen Anforderungen entstehenden Kundenbedürfnisse für eine gebündelte Umsetzung fest im Blick.
Lesen Sie in dieser Ausgabe, wo wir mit unseren Projekten zu
PRODUKT| SERVICE
17
Quellensteuerservice
Redesign eröffnet Optimierungspotenzial
GASTARTIKEL
18
Börse Hannover im Porträt
Fondsservice schließt Marktlücke
noch zu treffen sind und welche weiteren Themen auf uns zukommen.
Um unseren Weg zum standardgebenden Infrastrukturdienstleister entschlossen weiter verfolgen zu können, war auch eine
Veränderung unserer eigenen Steuerungsprozesse sowie der
damit einhergehenden Aufbau- und Ablauforganisation notwendig. Dies ist im Juli 2015 geschehen. Auf den Seiten 6 und 7 möchten wir Ihnen zwei Bereiche – das Servicemanagement sowie die
Produktionssteuerung – etwas genauer vorstellen.
TRANSIT
20
MiFID II und TARGET2-Securities stehen, welche Vorbereitungen
Was der Sparer braucht
Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt
der KfW Bankengruppe, über die
Bedarfe der Sparer
Eine weitere Veränderung wird sich zu Jahresbeginn 2016 ergeben: Unser Vorstandsteam wird durch einen neuen Vorstandsvorsitzenden erweitert. Wir freuen uns sehr, Dr. Heiko Beck
begrüßen zu dürfen und sind davon überzeugt, so den Weg zum
zentralen Infrastrukturdienstleister im Wertpapierservice noch
konsequenter zu gestalten.
Weitere interessante Themen finden Sie in dieser Ausgabe der
transact!on. Wir freuen uns auf Ihr Feedback und wünschen
Ihnen viel Spaß beim Lesen!
| Oktober 2015
Thomas Klanten
Dr. Christian Tonnesen
3
GESETZ | REGULATION
MiFID II ante portas
Der Countdown läuft: Rund 15 Monate verbleiben
bis zur Anwendung der überarbeiteten und mit
weiteren Anforderungen einhergehenden EUFinanzmarktrichtlinie MiFID II und deren Verordnung MiFIR. Obwohl die Arbeiten an den technischen Durchführungsbestimmungen noch nicht
abgeschlossen sind und sich zeitlich verzögern,
soll die Anwendung der Regelungen zum 3. Januar
2017 erfolgen. Die dwpbank untersucht die strategischen Auswirkungen und bereitet die notwendigen operativen Anpassungen für die Umsetzung vor.
MiFID II/MiFIR beeinflusst die Geschäftsmodelle
von Kreditinstituten, Handelsplätzen und Infrastrukturdienstleistern. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Produkt- und Vertriebsprozessen von
Kreditinstituten. Zahlung und Empfang von Zuwendungen bleiben nach derzeitiger Diskussionslage weiter erlaubt, die Anforderungen an deren
Zulässigkeit werden jedoch vor dem Hintergrund
zu vermeidender Interessenkonflikte erhöht. Bei
Vermögensverwaltungen werden ab 2017 Zuwendungseinbehalte nicht mehr möglich sein. Das
führt zu strategischen Fragen bei Kreditinstituten
bezüglich ihrer Vertriebsstrukturen und ihres Angebots an Beratung im Wertpapiergeschäft. Eine
unabhängige Anlageberatung auf Honorarbasis,
die bereits seit August 2014 in Deutschland mit
dem Honoraranlageberatungsgesetz geregelt ist,
stößt bislang aufgrund von Marktbeobachtungen
auf nur geringes Interesse. MiFID II/MiFIR regelt
auch, dass Institute, die in organisierter und systematischer Weise und in erheblichem Umfang
Kundenaufträge für eigene Rechnung außerhalb
eines Handelsplatzes ausführen, grundsätzlich
zum Systematischen Internalisierer (SI) werden.
Nach bisherigem Informationsstand könnte ein
Institut durch den Abverkauf von Offerten grundsätzlich ein SI werden und damit u. a. den erweiterten Pflichten zur Vor- und Nachhandelstransparenz unterliegen, sofern die relevanten
Schwell wer te überschrit ten werden. Die
dwpbank prüft derzeit, ob sie ihre Kunden mit
geeigneten Lösungen unterstützen kann.
Neben den strategischen Aspekten bereitet sich
die dwpbank aktiv auf die notwendigen systemtechnischen und prozessualen Anpassungen vor,
soweit es der Stand und die Annahmen zu den
technischen Durchführungsbestimmungen zulassen. Dabei orientiert sich die dwpbank mit ihrer
Projektstruktur an den MiFID II/MiFIR-Themen
„Best Execution und AlgoTrading“, „Anlegerschutz“, „Transaktionsmeldung und Reporting“
sowie „Markttransparenz und Marktinfrastruk-
DWPBANK-PROJEKTORGANISATION MIFID II/MIFIR
Projektleitung
TP 1
TP 2
Best Execution &
Algo Trading
Anlegerschutz
TP 3
Transaktionsmeldung &
Reporting
TP 4
TP 5
Markttransparenz &
Infrastruktur
Marktmissbrauchsrichtlinie
MAR/MAD
TP Kommunikation
Regelmäßiger Austausch
Arbeitskreis MiFID II
Vertreter aus Sparkassen-, Genossenschaftlichem und Privatbankensektor
sowie BVR und Sparkassenverbänden
4
Oktober 2015 |
GESETZ | REGULATION
tur“. Um gemeinschaftlich abgestimmte Lösungen für ihre Kunden zu erarbeiten und ihre Expertise in den Umsetzungsprozess einzubringen, ist
die dwpbank in die Arbeitsgruppen der Verbände
(VÖB, BVR, DSGV) eng eingebunden.
Neben den bestehenden Kundenarbeitskreisen
hat die dwpbank den temporären Arbeitskreis
„MiFID II“ eingerichtet. Dieser dient der Erörterung und Abstimmung fachlicher und regulatorischer Fragen sowie der Formulierung von
Empfehlungen zu einem standardisierten Serviceangebot. Die Teilnehmer des Arbeitskreises
setzen sich aus den Kundengremien der dwpbank
sowie den jeweiligen Verbänden zusammen.
Die dwpbank nimmt sich dabei insbesondere folgenden Themen an:
■ Ex ante transaktionsbezogene Informationen
und jährliches ex post Reporting an Kunden
über Kosten und Gebühren sowie ggf. erhaltenen Zuwendungen
■ L ösungen
im Rahmen der erweiterten Verpflichtung durch Best Execution und der Veröffentlichung der TOP 5 Ausführungsplätze
■ Ablösung der § 9 WpHG-Meldung und Einfüh-
rung der Art. 26 MiFIR-Meldung
■ Umsetzung des Interventionsregimes mit Ver-
triebsbeschränkungen und Verkaufsverboten
■ A bgleiche
bezogen auf die Zielmärkte, die
Emittenten und vertreibende Stellen für ihre
Produkte festlegen
Wie auch in anderen Regulierungsbereichen setzt
die dwpbank im Interesse ihrer Kunden auf strategische Entwicklungen antizipierende, gebündelte und einheitliche Lösungen, um die notwendigen Anpassungsaufwände so gering wie
möglich zu halten und Standards zu setzen. Denn
es gilt, das Wertpapiergeschäft nicht nur sicher
und gesetzeskonform, sondern auch wirtschaftlich weiterhin attraktiv zu gestalten.
INDIKATIVER ZEITPLAN MIFID II/MIFIFR
Q III
2014
Q IV
QI
Q II
2015
Q III
Q IV
QI
Q II
2016
Q III
Q IV
2017
QI
ESMA Regulatory Technical Standards (RTS)
ESMA Guidelines
Nationale Implementierung
Analysephase
Grobkonzept
Fachkonzept
DV-Konzept und Realisierung
ANWENDUNG DURCH INSTITUTE
03.01.2017
ESMA Implementing Technical Standards (ITS)
Test
Kundenkommunikation: MiFID II Arbeitskreis und regelmäßiger Newsletter
Projektaktivität
Gesetzgebungsaktivität
| Oktober 2015
5
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STANDPUNKT | PERSPEKTIVE
dwpbank mit neuen Bereichen
Mehrwert für Bank und Kunde
In den zurückliegenden Monaten hat die
dwpbank weitere umfangreiche Aktivitäten für
den Umbau hin zum standardgebenden Infrastrukturdienstleister angestoßen. Dabei hat sie
Grundvoraussetzungen für die Umsetzung der
fokussierten Strategie geschaffen und den Weg
für die Ausgestaltung des neuen Geschäftsmodells
geebnet. Soweit, so gut. Doch um das neue Geschäftsmodell vernünftig umsetzen zu können,
musste sich auch die dwpbank neu organisieren.
Die Konsequenz: Steuerungsprozesse und die damit einhergehenden Aufbau- und Ablauforganisation wurden angepasst. Diese Änderungen hat
die dwpbank zum 1. Juli 2015 erfolgreich vollzogen.
Servicemanagement in der
dwpbank
Im Rahmen dieser Neuorganisation ist der Bereich
„Servicemanagement“ unter der Leitung von Torben Kelbch entstanden. Im Fokus steht die Ausgestaltung und Weiterentwicklung des Serviceportfolios. Somit trägt das Servicemanagement
einen wesentlichen Teil zum Leistungsversprechen der dwpbank bei. Daneben werden in diesem Bereich die Aufgaben des First- und SecondLevel-Supports sowie des Schulungscenters
zusammengefasst.
Das Servicemanagement gliedert sich in zwei
Teams: KundenSupportCenter und Servicesteuerung.
Im KundenSupportCenter (KSC) haben die Ansprechpartner aus der Marktunterstützung BOSC,
der ServiceLine und dem Second-Level-Support
ihr neues Zuhause gefunden, die im vergangenen
Jahr über 200.000 Anrufe entgegengenommen
und weit über 45.000 Kundentickets bearbeitet
haben. Durch die Bündelung geht nun die komplette Verantwortung für die Eingangsbearbeitung aller fachlichen Anfragen an das KSC über.
Zusätzlich erstellt es über den WPInformer die
operativen Informationen für das Tagesgeschäft
6
der dwpbank-Kunden. Aber nicht nur die Verantwortung aller kundenspezifischen Eingangskanäle liegt künftig beim KSC, sondern auch das
Know-how der langjährigen Mitarbeiter. Sie stehen für die Beantwortung aller fachlichen Kundenanfragen, Reklamationen und Beschwerden
sowohl am Telefon als auch in der Ticketbearbeitung zur Verfügung. Ein Zusammenschluss, der
sich lohnt: Die Lösungsquoten werden sich erhöhen und die Ticket-Bearbeitungszeiten reduzieren.
Das Team Servicesteuerung verantwortet die
Entwicklung und das Management des Serviceportfolios. Es bildet die Nahtstelle zwischen den
Services (Dienstleistungssicht), den Kunden und
dem Markt (Anforderungssicht) sowie den Herstellungsprozessen (Produktion). Die Servicesteuerung unterstützt bei der konzeptionellen Neuausrichtung des Preisverzeichnisses für das
gesamte Serviceportfolio, bei der Gremienarbeit
sowie den Arbeitskreisen mit Kunden, beim Sichten von Kundenanforderungen und ihrer Eingliederung in das standardisierte Serviceportfolio
sowie beim Serviceentwicklungsprozess, zu dem
die Neu- und Weiterentwicklung von Services
gehören. Außerdem finden sich hier die Experten
des Schulungscenters wieder, sodass jetzt die
Servicesteuerung Schulungen für die Kunden der
dwpbank zu unterschiedlichen Wertpapierthemen anbietet. Auch koordiniert sie die Kundeninformationen zu WPUpdate und dem WP2-Handbuch und stellt diese in den bekannten Formaten
zur Verfügung.
Produktionssteuerung in der
dwpbank
Auch der Bereich „Produktionssteuerung“ unter
der Leitung von Jörg Oberheim wurde im Zusammenhang der Neuorganisation geschaffen. Hier
richtet sich der Blick hauptsächlich nach innen auf
die Strukturen und Prozesse der Produktion. Allerdings unterstützt die Produktionssteuerung
durch die feste Verlinkung zwischen den ProzesOktober 2015 |
STANDPUNKT | PERSPEKTIVE
SERVICEMANAGEMENT
IN DER DWPBANK
Servicemanagement
Kunden
Support
Center
Marktunterstützung
Second
Level
Support
ServiceLine
Servicesteuerung
Produktmanage- Schulungsment
center
Kundeninformationen
über WPInformer
Preiskalkulation
und Preismodell
Zentraler
Ansprechpartner
Service-Portfolio
Neu- und
Weiterentwicklung
von Services
Bereitstellung
standardisierter
Servicevereinbarungen
Schulungen zu
Wertpapierthemen
Releaseinformationen
über WPUpdate
Steuerung des
Kundenanforderungsprozesses
Steuerungsimpulse aus
DB-Analyse Services
sen und den angebotenen Services den Ausbau
der dwpbank zu einem Anbieter von hochstandardisierten, kostengünstigen Services im Bereich
der Wertpapierabwicklung.
Um die Aufgaben der Produktionssteuerung sukzessive weiter auszubauen, analysiert und prüft
die dwpbank branchenunabhängig gängige Verfahren und Methoden auf deren Eignung für die
dwpbank. Das Ziel ist die technische Umsetzung
und prozessuale Einführung dieser zusätzlichen
Aufgaben bis 2017. In diesem Zusammenhang
beschäftigt sich die dwpbank mit:
■
■
■
■
einer zentralen Bündelung relevanter Statusinformationen für einen adhoc-Überblick und
für längerfristige faktenorientierte Analysen
in einem Dashboard (Performance-Management),
einer integrativen Sicht über die vorhandenen
Kapazitäten, um Spitzenauslastungen besser
steuern zu können und optimierter auf volatile
Auf tragsmengen reagieren zu können
(Kapazitätsmanagement),
dem Einsatz eines einheitlichen Verfahrens,
wie Aufträge egal welcher Art standardisiert
abgearbeitet werden können (Auftragssteuerung)
und mit der Frage wie eingehende papiergebundene Aufträge effizient in eine elektronische Form überführt werden können (Digitalisierung).
Gerade die branchenunabhängigen, aber für die
dwpbank trotzdem interessanten Prozesse, bilden
eine wesentliche Herausforderung bei der Umsetzung. Sie besteht in der genauen Berück| Oktober 2015
Telefonische
Kundenanfragen
über ServiceLine
Anfragen der Berater
über Marktunterstützung
BOSC
Anfragen, Reklamationen,
Beschwerden
über WPTicket
Anwendungsinformationen über
WP2-Handbücher
sichtigung der Unterschiede zwischen einer Industrie- und einer Dienstleistungsproduktion.
Neue Funktionen oder eine geänderte Bearbeitungsreihenfolge können nicht anhand einer
„Blaupause“ auf Sekundenbasis berechnet und
optimiert werden, sondern müssen praxisorientiert vorbereitet werden. Die Implementierung
und stetige Optimierung der eingesetzten Methoden und Verfahren ist ein wichtiger Faktor in
der Produktionssteuerung. Daneben ist es genauso wichtig, nicht nur Vorgaben zu erstellen,
sondern diese auch operativ zu verantworten.
Zusätzlich liegt die Verantwortung für die zentrale Koordinierung des Releasemanagements bei
der Produktionssteuerung ebenso wie die Sichtung aller Tickets auf notwenige adhoc-Bearbeitung sowie eine grundsätzliche Lösungsfindung.
Hier wird auch der Ausgleich von Kapazitätsbedarfen geplant sowie ein bedarfs- und aufsichtsrechtlich konformes Verfahren zur Vergabe von
System-Berechtigungen sichergestellt und die
generellen Abläufe sowie Strukturen kontinuierlich verbessert.
Ein Ziel der dwpbank ist und bleibt unter anderem
die Erhöhung der Effizienzen und die Senkung der
Kosten, um das Geschäft rund um die Wertpapierabwicklung weiterhin attraktiv zu gestalten.
Die beschriebene Bündelung und Strukturierung
bestimmter Bereiche ist ein weiterer Schritt in
diese Richtung, da die dwpbank nun noch schneller und gezielter Kundenanfragen beantworten
und sich verstärkt der Verschlankung sowie Vereinheitlichung der Prozesse widmen kann.
7
GESETZ | REGULATION
TARGET2-Securities:
Welle 1 umgesetzt
Vorbereitungen für den deutschen Markt voll im Plan
Einundzwanzig nationale Märkte haben sich verpflichtet, ihre Wertpapiergeschäfte – national wie
grenzüberschreitend – künftig über eine zentrale
IT-Plattform abzuwickeln: TARGET2-Securities
(T2S) ist damit das größte Infrastrukturprojekt in
der Geschichte der europäischen Kapitalmärkte.
Initiator und treibende Kraft des Vorhabens war
und ist die Europäische Zentralbank (EZB), die T2S
zusammen mit den nationalen Zentralbanken der
Eurozone (gemeinschaftlich: das „Eurosystem“)
betreibt. Die nationalen Zentralverwahrer (CSDs)
lagern die Kernfunktionen ihrer technischen Abwicklungsprozesse an das Eurosystem aus. Hierzu
zählen etwa die technische Bestandsführung der
Wertpapierkonten der CSDs und die Verarbeitung
der Abwicklungsinstruktionen. Nicht verändert
wird also die rechtliche Stellung der CSDs als unmittelbare Verwahrer der Wertpapierbestände
und depotführende Vertragspartner der Institute.
Ziel der T2S-Plattform ist vielmehr, eine gemeinsame Infrastruktur zu schaffen, über die alle
Wertpapiertransaktionen in Europa abgewickelt
werden können, ganz gleich zwischen wem und
in welchem Wertpapier. Der wertpapierbegleitende Zahlungsverkehr wird dabei über ein Konto
des Instituts bei seiner heimischen Zentralbank
abgewickelt, das ebenfalls technisch auf der T2SPlattform geführt wird.
Die bisherigen Paradigmen von Inlands- und Auslandsabwicklung verlieren in T2S ihre Bedeutung.
T2S wird daher auch als die infrastrukturelle Voraussetzung für die Pläne der Europäischen Kommission zur Schaffung einer Kapitalmarktunion
angesehen. So ist etwa die grenzüberschreitende
Abrechnung von Wertpapiergeschäften an geregelten Märkten (Börsen) – wie in MiFID II vorgesehen – ohne eine einheitliche Infrastruktur kaum
vorstellbar. Ähnliches gilt für das Recht eines
Emittenten nach der CSD-Verordnung, den CSD
für seine Emission frei wählen zu können. Auch
ein fairer Wettbewerb zwischen CSDs sowie zwischen CSDs und Custodian-Banken kann nur erreicht werden, wenn die Wertpapierabwicklung
zwischen Teilnehmern verschiedener Wettbewerber diskriminierungsfrei möglich ist.
8
Die finanziellen Vorleistungen aller Beteiligten in
Hinblick auf T2S sind beträchtlich. Die reinen Entwicklungskosten des Eurosystems liegen bei etwa
400 Mio. Euro. Hinzu kommen jährliche Kosten
für den Betrieb und erforderliche Weiterentwicklungen in Höhe von etwa 65 Mio. Euro. Den bisherigen finanziellen Aufwand der Finanzindustrie
bezifferte die Börsen-Zeitung jüngst auf rund
1 Mrd. Euro. Auch für die dwpbank ist T2S mit
hohen Investitionskosten verbunden, die aufgrund der Funktion der dwpbank als zentraler
Dienstleister allerdings zum Nutzen aller Kunden
eingesetzt werden. Die erforderlichen Anpassungen im WP2-System der dwpbank ziehen sich
durch die gesamte Verarbeitungskette und berühren beinahe alle Sachgebiete: vom Orderdatensatz und der Orderannahme über die neu
zu implementierenden Instruktionstypen, die
SWIFT-Kommunikation und den technischen Tagesablauf bis hin zur Kontenabstimmung, den
Verwahrarten, Kapitalmaßnahmen und Erträgniszahlungen. Das Ziel der dwpbank ist, die Auswirkungen der notwendigen Änderungen auf die
Kunden so gering wie möglich zu halten.
So werden Institute, die über das Omnibus-Verfahren der dwpbank abwickeln, von den Anpassungen in der täglichen Praxis nur wenig mitbekommen. Eine Ausnahme stellt die Umstellung
von SEPA auf das SWIFT-Format im Zahlungsverkehr zwischen dwpbank und Kunde dar, die im
Vorfeld der T2S-Einführung im kommenden Jahr
vollzogen wird. Nur so kann zukünftig eine taggenaue Geldverrechnung gewährleistet werden.
Die Wholesale-Kunden der dwpbank wiederum
sind eng in die Projektaktivitäten der dwpbank
eingebunden: Workshops, regelmäßige Telefonkonferenzen und schriftliche Informationen sind
Teil des Kommunikationskonzepts.
In Anbetracht der hohen Kosten stellt sich natürlich die Frage nach dem wirtschaftlichen Nutzen
bzw. wer in welchem Umfang von T2S profitieren
wird. Obwohl die Kosten des grenzüberschreitenden Settlements durch T2S massiv sinken werden,
herrscht im Markt Einigkeit, dass der Investitionsaufwand für T2S sich durch Einsparmöglichkeiten
Oktober 2015 |
GESETZ | REGULATION
TARGET2-SECURITIES IN EUROPA
TARGET2-Securities
Griechenland
Italien (31.08.2015)
Malta
Rumänien
Schweiz
22.06.2015
Frankreich
Belgien
Niederlande
Portugal
28.03.2016
bei den abwicklungsbezogenen Kosten allein
kaum amortisieren kann. Hierzu bedürfte es
schon einer enorm hohen Anzahl an grenzüberschreitenden Geschäften. Zudem ist zu berücksichtigen, dass die Konsolidierung aller Euromärkte in T2S erst nach einem von Clearstream
noch nicht näher präzisierten Übergangszeitraum
möglich sein wird.
Der Mehrwert, den T2S der Finanzindustrie bieten
kann, erschließt sich vor allem aus den besseren
Steuerungsmöglichkeiten beim Einsatz von Wertpapieren und Liquidität. Transaktionen mit Gegenparteien aus verschiedenen Märkten folgen
in T2S abwicklungstechnisch einheitlichen Regeln.
Risiken aus der Abwicklung von Back-to-backGeschäften lassen sich so signifikant verringern.
Die mit Transaktionen in verschiedenen Märkten
verbundenen Zahlungsströme können auf einem
Bundesbankkonto gebündelt werden. Für Auslandsmärkte müssen daher nicht länger zusätzliche Liquiditätsreserven vorgehalten werden. Collateral aus ganz Europa kann zentral verwaltet
und eingesetzt werden. Liquidität und Collateral
werden so freigesetzt. Es sind somit nicht zuletzt
Aspekte des Risiko- und Eigenkapitalmanagements, die bei der Analyse der Potenziale von T2S
berücksichtigt werden sollten. Die dwpbank kann
ihren Kunden dabei helfen, die Potenziale zu erkennen und technisch bestmöglich umzusetzen.
Wholesale-Kunden bieten sich also verschiedene
Steuerungsmöglichkeiten, um das Beste aus T2S
herauszuholen. Die dwpbank hat sich entschlossen, eine Direktanbindung für die Geldabwicklung zur T2S-Plattform zu implementieren.
| Oktober 2015
Deutschland
Österreich
Ungarn
Dänemark
Luxemburg
Slowakei
Spanien
Estland
Finnland
Slowenien
Litauen
Lettland
12.09.2016
06.02.2017
Migrationsstand
Länder
Ihre Wholesale-Kunden profitieren unmittelbar
von dieser Anbindung, da die dwpbank hierüber
unterstützende Dienstleistungen für die neue
Geldabwicklung auf dem T2S-Geldabwicklungskonto des Kunden anbieten kann, ohne dass der
Kunde selbst eine entsprechende aufwendige
direkte Anbindung umsetzen muss.
Ende August wurde die Migration der ersten
Welle von teilnehmenden Märkten abgeschlossen. Damit nutzen die CSDs aus Rumänien, Griechenland, Malta, der Schweiz und Italien die neue
Plattform. Über die dortigen Lagerstellen hat T2S
für die dwpbank und ihre Kunden bereits begonnen. Der deutsche CSD Clearstream Banking (CBF)
wird als Teil der dritten Migrationswelle seine
Wertpapierabwicklung zum 12. September 2016
auf die T2S-Plattform übertragen. Ab diesem
Zeitpunkt nimmt die dwpbank mit ihren Kunden
über eigene Stückekonten bei CBF und Geldkonten bei der Bundesbank unmittelbar an T2S teil.
Dementsprechend laufen die Projektaktivitäten
der dwpbank zur Umsetzung der T2S-Anforderungen auf Hochtouren. „Wir haben mittlerweile
zahlreiche Anforderungen umgesetzt und weitere
Abnahmetestaktivitäten gestartet“, berichtet
Andreas Zehnter, Projektleiter der dwpbank.
Weitere intensive Projektarbeit rund um T2S liegt
noch mindestens bis ins Jahr 2017 vor der
dwpbank. Die Kunden können sich darauf verlassen, dass mit der großen Projekterfahrung der
dwpbank auch TARGET2-Securities pünktlich und
erfolgreich umgesetzt wird.
9
NOTIZEN
/// Steuerliches Know-how stärker gebündelt ///
Mit Gründung des bereichsübergreifend agierenden „Kompetenzcenter Steuern“ im März
2014 (Bericht in der transact!on 01/2014) hat die dwpbank den Grundstein für eine Bündelung von steuerlichen Themen gelegt. Dieser eingeschlagene Weg wird seit der Umsetzung der Neuorganisation zum 1. Juli 2015 noch konsequenter verfolgt. Die Neugründung
des Teams „Kompetenzcenter WP-Steuern“ im Depotservice der dwpbank vereint die bereichsübergreifenden Themen mit steuerlichen Spezialthemen des Tagesgeschäfts. Abgeltungsteuer-Verarbeitung, Steuerbestand, US-Quellensteuer und FATCA inklusive Backoffice-Dienstleistungen zum US-Steuerservice sind nun alle unter dem Dach des neuen
Teams angesiedelt. Durch diese stärkere Vernetzung von Theorie und Praxis baut die
dwpbank ihre Steuerkompetenz im Markt weiter aus und behandelt steuerliche Aufgaben
in hoher Qualität und mit großer Expertise. Der nächste geplante Schritt ist, die Services
in Zusammenhang mit dem Common Reporting Standard (CRS) ebenfalls im „Kompetenzcenter WP-Steuern“ abzuwickeln.
RegioTreffs 2016
Die Termine für die vier regionalen Kundenveranstaltungen der dwpbank im
kommenden Jahr stehen fest. Eine offizielle Ankündigung sowie die Einladung
werden rechtzeitig verschickt. Dennoch
merken Sie sich bitte schon heute folgende Termine vor:
10./11.
14./15.
2./3.
23./24.
März 2016
April 2016
Juni 2016
Juni 2016
RegioTreff West
RegioTreff Ost
RegioTreff Mitte
RegioTreff Süd
Aktualisierung des Sanierungsplans in vollem Gange
8
Ende 2014 hat die dwpbank erstmalig einen Sanierungsplan bei der Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und der Deutschen Bundesbank eingereicht (siehe
transact!on Ausgabe 02/2014). Vorausgegangen waren neun Monate Projektarbeit, in der
die Inhalte des Plans erarbeitet und mit Gremien sowie Anteilseignern erörtert wurden.
Die Mindestanforderungen an die Ausgestaltung von Sanierungsplänen (MaSan) sehen
eine jährliche, gegebenenfalls auch anlassbezogene Aktualisierung vor, die derzeit bei der
dwpbank unter Leitung des Bereichs Risikomanagement und Finanzen vorgenommen wird.
Die Schwerpunkte liegen in der Aktualisierung stichtagsbezogener Finanzdaten, der Darstellung einer veränderten Aufbauorganisation sowie die Berücksichtigung aktueller Anforderungen der European Banking Authority. Hinweise der BaFin aus dem Review des
Ende 2014 eingereichten Plans fließen ebenfalls mit in die Überarbeitung ein.
Der aktualisierte Sanierungsplan wird in der Sitzung des Aufsichtsrats der dwpbank am
25. November 2015 erörtert und in der Folge der Aufsicht zugeleitet.
10
Oktober 2015 |
NOTIZEN
Providerkonsolidierung: Change of Control am 1. Oktober 2015 erfolgt
Ende Juli 2015 war es soweit – Thomas Klanten, Vorstandsmitglied der dwpbank, und
Dr. Walter Kirchmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der FI-TS, unterschrieben
als Grundlage für die zukünftige erweiterte Zusammenarbeit der beiden Häuser den
Rahmenvertrag zu IT-Serviceleistungen.
Vor der Umsetzung der Providerkonsolidierung hat die dwpbank fristgerecht ihre
Gremien und Kunden über das Gesamtvorhaben sowie den Change of Control informiert. Parallel hat FI-TS federführend das Migrations- und Transitionsprojekt „TransIT“
aufgesetzt. Wegen der terminlichen Relevanz wurden hier zunächst die Vorbereitungen des Change of Control und der RZ-Migration Deutsche Börse AG (DBAG) vorangetrieben, etwas später kamen die Aktivitäten für die Migration der Freudenberg IT
(FIT) und der eigentliche Überleitungsprozess hinzu. Wichtig ist und bleibt die Produktionsstabilität. Sie genießt weiterhin Priorität. Der Change of Control wurde am
1. Oktober 2015 erfolgreich vollzogen.
/// dwpbank ergänzt Vorstand ///
Xitaro – neues Börsensystem der Börse Stuttgart
Die Börse Stuttgart wechselte am 25. September 2015
auf das neue Börsensystem Xitaro und nimmt seitdem
Preisermittlung, Handel und Settlement nicht mehr über
Xontro vor. Xitaro basiert auf einem etablierten und weltweit erprobten System des Anbieters NASDAQ OMX. Als
Early-Member hat die dwpbank die Börse Stuttgart in
intensiver Zusammenarbeit begleitet. Neben dem Test
des neuen online-basierten Frontends, der angepassten
Schnittstellen für das Routing und dem Schlussnotenempfang, fanden auch umfangreiche nicht funktionale
Massen- sowie Failover-Tests statt. Ebenfalls wurde geprüft, dass die Prozesse zur Verarbeitung der Transaktionen vom Ordermanagement über das Meldewesen bis
hin zur Geschäftsabstimmung weiterhin in gewohnt
hoher Qualität gesichert sind.
| Oktober 2015
Dr. Heiko Beck, seit 2011 Mitglied der Geschäftsführung und
Chief Operating Officer bei der Union Investment Real Estate
GmbH, komplettiert zum 1. Januar 2016 als Vorsitzender das
Vorstandsteam der dwpbank. Mit dieser Ernennung kommt die
dwpbank den aufsichtsrechtlichen Anforderungen nach, die sich
aus der Einstufung als systemrelevantes Institut ergeben. Das
nachhaltige Unternehmensziel, ihren Kunden Leistungseffizienz
bei hoher Qualität, operationeller Sicherheit und reduzierter
Komplexität anzubieten, wird natürlich unverändert weiter
umgesetzt.
Dazu Wilfried Groos, Aufsichtsratsvorsitzender der dwpbank:
„Dank der langjährigen und spezifischen Erfahrung von
Dr. Heiko Beck in Instituten mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen stärkt die dwpbank zugleich ihre Position als Marktführer und einziger sektorübergreifender Anbieter für Wertpapierabwicklung im deutschen Markt.“
11
PRODUKT | SERVICE
BCBS 239 Vorprojekt
Ermittlung des Handlungsbedarfs gestartet
In den Jahren der Finanzkrise mussten Politik und Bankenaufsicht feststellen, dass die
Banken nur unzureichende Kapazitäten zur
Risikosteuerung aufwiesen. Dies betraf
insbesondere die Aggregation und Berichterstattung von Risikodaten. Hierdurch entstanden weltweit ein massiver volkswirtschaftlicher Schaden sowie Gefahren für
die Stabilität des Finanzsystems. Aufgrund
dieser Erfahrung wurde im Frühjahr 2009
im Rahmen des G20-Gipfels und in Zusammenarbeit mit dem Financial Stability Board
ein Maßnahmenplan zur Stabilisierung der
Finanzmärkte entwickelt. Darauf aufbauend hat das Basel Committee on Banking
Supervision (BCBS) im Januar 2013 mit
„BCBS 239“ eine Richtlinie verfasst, um zukünftig eine nachhaltige Verbesserung der
Risikosteuerung von Banken sicherzustellen.
Zielgruppe dieser aufsichtsrechtlichen Anforderung sind primär die systemrelevanten
Banken und lokalen Bankenaufsichten weltweit. Die Umsetzung von BCBS 239 erfolgt
für die deutschen Banken durch den aufsichtsrechtlichen Rahmen der EZB bzw. der
nationalen Aufsicht (BaFin/Deutsche Bundesbank).
Was heißt das für deutsche Banken?
BCBS 239 beinhaltet 14 einzelne Grundsätze. Die ersten elf sind direkt für Banken
relevant, die letzten drei Grundsätze gelten
für die nationale Bankenaufsicht. Die
Vorgaben für Banken befassen sich mit
Themen rund um Verantwortlichkeiten,
Dateninfrastruktur und -qualität sowie den
Prozessen der Risikodatenaggregation und
der -berichterstattung.
Derzeit wird für die deutschen Banken diskutiert, ob die Anforderungen aus BCBS 239
in die MaRisk übernommen werden. Die
MaRisk soll hierbei in 2016 durch eine Verordnung des Bundesministeriums für Finanzen umgesetzt werden. Gleichzeitig beginnt die Aufsicht mit ihrer Planung zu den
ersten Prüfungen.
Wie geht die dwpbank damit um?
Aufgrund der Einstufung als national
systemrelevante Bank hat die dwpbank im
Sommer 2015 das „BCBS 239 Vorprojekt“
gestartet, das sowohl die jeweilige Betrof12
BCBS GRUNDSÄTZE IM ÜBERBLICK
IV Aufsichtliche Überprüfungen,
Instrumente und Zusammenarbeit
I Gesamtunternehmensführung
und Infrastruktur
Überprüfung
Korrektur- und Aufsichtsmaßnahmen
Grenzüberschreitende
Zusammenarbeit
(Anforderungen
an die Aufsicht)
Datenarchitektur und IT-Infrastruktur
Krisensituationen; Datentaxonomien inkl. Metadaten;
Kennzeichnungen; fachliche und technische
12- 1
Verantwortung
14
2
11
Verbreitung
zeitnahe, vertrauliche Verteilung an alle
Adressaten
Häufigkeit
regelmäßige Festlegung für normale
und Krisensituationen, abhängig
von Risikoart, Berichtszweck und
Adressaten
Klarheit und Nutzen
Formulierung der Anforderungen und
regelmäßiges Feedback; Balance zwischen
quantitativen und qualitativen Elementen;
Risikodateninventar
Governance
Verantwortlichkeiten des Vorstands und Aufsichtsrats;
Festlegungen im Gesamtrisikomanagement; Prozessdokumentation und -validierung; Berücksichtigung
bei Veränderungen; Konzernstrukturneutralität
10
3
BCBS 239
Grundsätze
9
8
7
Umfassender Charakter
Abdeckung; wesentliche Inhalte eines Risikomanagementberichts; zukunftsorientierte Ausrichtung; Handlungsempfehlungen; Umsetzungsstand beschlossener
Maßnahmen
Genauigkeit
Abgleiche; Änderungs- und Plausibilitätsprüfungen;
Ausnahmeberichte; Umgang mit Näherungswerten;
Formulierung und Begründung von Genauigkeitsanforderungen
III Risikoberichterstattung
6
4
5
Genauigkeit und Integrität
Automatisierung und Kontrolle
individueller Prozesse; Abgleiche und
Überleitbarkeit; maßgebliche Quellen;
Methodenglossar; Überwachung der
Datengenauigkeit
Vollständigkeit
Erfassung und Aggregation aller wesentlichen
Risikodaten in geeigneten Kategorien; Überwachung
der Wesentlichkeit
Aktualität
angemessener Zeitrahmen, abhängig von Risikoart,
Volatilität und Beitrag zum Gesamtrisikoprofil;
zeitnahe Berichte zu kritischen Risiken in Krisensituationen
Anpassungsfähigkeit
flexible Risikodatenaggregation zur Bearbeitung von
Ad-hoc-Anfragen
II Risikodatenaggregationskapazitäten
(Quelle: PwC, 07/2015)
fenheit der dwpbank in den elf Grundsätzen prüft, als auch Lücken und die daraus
resultierenden Maßnahmen ermittelt.
Hierfür wurde ein vierstufiges und auf die
dwpbank zugeschnittenes Vorgehen gewählt.
Die vier Phasen umfassen das Scoping, den
Status Quo & Gap-Analyse, die Ableitung
von Maßnahmen und Erstellung einer Roadmap. Auf Basis dieser Roadmap kann die
dwpbank das weitere Vorgehen individuell
planen und nahtlos in die Umsetzung zur
Sicherstellung der Compliance übergehen.
Immer im Fokus stehen auch mögliche zukünftige Kundenanforderungen, die im Rahmen von BCBS 239 auf die dwpbank zusätzlich zukommen können. Die dwpbank steht
jederzeit für einen engen Austausch zur
Verfügung, um den Bedarf der Kunden angemessen zu berücksichtigen.
Mit BCBS 239 stehen der dwpbank positive
Veränderungen und eine weitere Standardisierung der Wertschöpfung bevor. Wir
werden über die konkrete Umsetzung der
Anforderungen und den weiteren Fortschritt berichten.
Ansprechpartner für BCBS 239:
Guido Niechziol/Christoph Martin
(Projektleiter BCBS 239 Vorprojekt)
Tel. 069 5099-3096 bzw. -7113
Susanne Viebach
(Leiterin des Risikomanagement/Finanzen)
Tel. 069 5099 2234
Oktober 2015 |
PROJEKT | FOKUS
Neue Prüfungsergebnisse
Ergebnis der Prüfung nach § 36
WpHG veröffentlicht
Im Ergebnis der jährlichen Pflichtprüfung
der Meldepflichten und Verhaltensregeln
gem. § 36 WpHG sowie des Depotgeschäfts
im Sinne des § 1 Abs. 1 Satz 2 Nr. 5 DepotG
hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
PricewaterhouseCoopers (PwC) festgestellt, dass die dwpbank das Wertpapier(neben-)dienstleistungsgeschäft im Zeitraum April 2014 bis März 2015 insgesamt
ordnungsgemäß betrieben sowie den gesetzlichen Vorschriften und Anforderungen
der Aufsichtsbehörden entsprochen hat.
Das zusammenfassende Prüfungsergebnis
steht im Revisionsportal allen Kunden zur
Verfügung.
■
■
■
Besondere Prüfungsschwerpunkte hat die
Aufsicht im Gegensatz zum Vorjahr nicht
aufgegeben. Die dwpbank nimmt allerdings
weiterhin eine erhöhte Aufmerksamkeit der
Aufsicht für die Anforderungen im Depotgeschäft wahr.
■
Die Revision der dwpbank hat wie üblich die
Prüfungsergebnisse, bei denen Handlungsbedarf besteht, in ihr Follow-up aufgenommen:
1. In zwei von 16 Fällen wurden beantragte
Berechtigungsänderungen nicht zeitnah
in WP2 umgesetzt. Die dwpbank sieht
die Produktivsetzung von Änderungen
an Berechtigungsprofilen nur im Rahmen von Releases vor. Künftig erfolgt
eine Prüfung der Kritikalität solcher Änderungen, die dann ggf. außerhalb eines
Releases produktiv gesetzt werden.
2. Im Beschwerdemanagement sind zwei
Organisationsrichtlinien anzupassen
und bei einem Tickettyp wurde der vorgesehene Prozess nicht eingehalten.
Dies wird kurzfristig verbessert.
3. Bei Kapitalmaßnahmen wird grundsätzlich rechtzeitig und sachgerecht informiert. In Einzelfällen ergaben sich Beanstandungen, die bereits behoben sind.
Darüber hinaus sind folgende Aussagen
hervorzuheben:
| Oktober 2015
Mit Ausnahme der in früheren Berichten
der Internen Revision genannten und
zum Zeitpunkt der Prüfung planmäßig
noch nicht vollständig bereinigten Beanstandungen werden die Grundsätze
ordnungsmäßiger Buchführung beim
Einsatz von Informationstechnologie
gemäß IDW RS FAIT 1 beachtet.
Die dwpbank hat ihre Meldepflicht nach
§ 9 WpHG grundsätzlich eingehalten. Es
wurden angemessene Maßnahmen ergriffen, um die im Einflussbereich der
dwpbank liegenden systematischen Ursachen der von der BaFin bei den Kunden reklamierten Fristverstöße zu beseitigen.
Nicht vorliegende oder nicht vollumfänglich den Vorgaben entsprechende
Drei-Punkte-Erklärungen ausländischer
Lagerstellen werden angemessen eingefordert. Die Kunden werden über das
Custody-Portal oder individuell auf
Nachfrage über fehlende Drei-PunkteErklärungen informiert.
Im Belieferungsprozess gewährleistet
die dwpbank eine ordnungsgemäße Geschäftsabwicklung. In Sonderfällen können Verfügungen über Bestände Dritter
bei Auslandsgeschäften nicht ganz ausgeschlossen werden. Hierzu werden
weitere Maßnahmen abgestimmt und
umgesetzt.
Auch aus Sicht des Risiko- und Prüfungsausschusses der dwpbank ist das Prüfungsergebnis zusammenfassend als gut zu werten.
BOSC-Prüfung durchgeführt –
Berichtsbesprechung steht aus
Die jährliche Prüfung der BOSC-Dienstleistung der dwpbank durch PwC ist zwischenzeitlich erfolgt. Der Bericht war bei Redaktionsschluss abschließend besprochen, die
Berichtsauslieferung stand jedoch noch
aus. Die Prüfung im Jahr 2015 betraf insbesondere die Dienstleistungen rund um
Transaktionen. Daneben wurden Prozesse
zur Complianceunterstützung geprüft.
Die PwC-Prüfung ergab einige Mängel. Deshalb hat die Interne Revision eine Nach-
schauprüfung durchgeführt um festzustellen, ob
■
■
die beanstandeten Fälle ordnungsgemäß nachbearbeitet wurden
und die beanstandeten Kontrollen nunmehr ohne Mängel durchgeführt werden.
Diese Nachschauprüfung ergab keine Beanstandungen. Beide Berichte werden kurzfristig im Revisionsportal veröffentlicht.
Interne Revision der dwpbank hat
sich Quality Assessment gestellt
Die Revision der dwpbank hat sich einer
externen Überprüfung ihrer Tätigkeit im
Hinblick auf die Erfüllung der berufsständigen Vorgaben unterzogen. Das Quality Assessment auf Basis des Revisionsstandards
Nr. 3 des Deutschen Instituts für Interne
Revision e.V. „Qualitätsmanagement in der
Internen Revision“ wurde im Mai und Juni
2015 durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) durchgeführt.
Das Ergebnis bestätigte, dass die Interne
Revision der dwpbank den berufsständigen
Anforderungen aus dem Revisionsstandard
Nr. 3 sowie dem ergänzenden DIIR-Leitfaden entspricht. Alle elf Betrachtungsfelder
beurteilt der Wirtschaftsprüfer mit „angemessen/erfüllt“. Dieses Ergebnis betrifft
die Interne Revision der dwpbank im Rahmen ihrer Aufgabenerfüllung sowohl für
die dwpbank als auch als Mehrmandantendienstleister für ihre Kunden.
Es ergaben sich neun Empfehlungen für
einzelne Sachaspekte (jeweils leichter Verbesserungsbedarf), die die Revision der
dwpbank nun geeignet aufgreift und entsprechend der erhaltenen Hinweise bearbeitet.
Das Gesamtergebnis zum Umsetzungsgrad
der DIIR-Anforderungen wurde mit einem
Wert von knapp 96 % festgestellt.
Der vollständige Bericht von EY steht für die
Kunden der dwpbank im Revisionsportal
bereit.
13
© shutterstock
STANDPUNKT | PERSPEKTIVE
63%
der Deutschen ab 14 Jahren
nutzen ein Smartphone
86%
der Banken in Deutschland
beschäftigen sich mit ihrer
Digitalisierungsstrategie
Digitalisierung – eine zentrale
Herausforderung für die Finanzbranche
Buschtrommeln und Rauchzeichen waren
früher beliebte Kommunikationsmittel, um
weite Strecken zu überbrücken. Ersetzt wurden sie durch den reitenden Boten, die Postkutsche, die Brieftaube. Immer schneller
wollten sich die Menschen miteinander
austauschen und so begann der Siegeszug
des Festnetztelefons, des Telegramms, des
Fax und schlussendlich auch der des Computers sowie des Mobiltelefons bzw. Smartphones.
44 Millionen Deutsche
nutzen ein Smartphone
Eine Umfrage im Auftrag des deutschen
Digitalverbands Bitkom von März 2015 ergab, dass 63 Prozent der Deutschen ab 14
Jahren ein Smartphone nutzen. Das sind
rund 44 Millionen Menschen und zwei Millionen mehr als noch ein halbes Jahr zuvor
im September 2014. Ein Trend, der sich verstärkt fortsetzt. Ein Trend, der alle Lebensbereiche immer mehr beeinflusst. Ein Trend,
dem sich auch die Banken nicht verschließen können. Schon heute nutzt knapp die
Hälfte aller Deutschen Online-Banking –
auch über Smartphone-Apps. In Großbritannien werden nach einer Studie des bri-
14
tischen Bankenverbands BBA 2015 sogar
erstmals mehr Bankgeschäfte über das
Smartphone erledigt als in den Bankfilialen
des Landes. Und die Banken versuchen darauf zu reagieren und einzugehen. Laut der
Bitkom-Erhebung beschäftigen sich 86 Prozent der befragten Banken in Deutschland
mit ihrer Digitalisierungsstrategie und deren Umsetzung. Bis spätestens 2020 beabsichtigen rund zwei Drittel der befragten
deutschen Banken mit einem Digitalpaket
aufwarten zu können, elf Prozent sind nach
eigener Aussage schon heute soweit und
nur knapp vier Prozent gehen nicht auf den
digitalen Trend ein.
Die dwpbank versucht ihrer Rolle als Dienstleister und dem wachsenden Wunsch ihrer
Kunden nach Digitalisierung gerecht zu
werden. Ein hierzu von der dwpbank angestoßenes Projekt ist die Verbindung von
Daten aus verschiedenen Bereichen – unter
anderem Daten aus der Wertpapierabwicklung aus WP2 mit den Geldumsatzinformationen aus T2S des Eurosystems. Ziel ist
hier, die vom Eurosystem gelieferten Umsätze mit den Daten aus WP2 so zu verknüpfen, dass am Ende die Umsätze automatisch abgeglichen werden können.
Aufgrund der wachsenden regulatorischen
Anforderungen an die Kunden wäre dies
von großem Mehrwert. Generell möchte
die dwpbank aus zusätzlich gewonnenen
digitalen sowie aus den bisher weitgehend
ungenutzten Daten, Zusatznutzen für ihre
Kunden generieren.
Zurück zur Studie des deutschen Digitalverbands Bitkom. Die zentrale Botschaft: Der
Endkunde ist Treiber der Digitalisierung der
Finanzbranche. Der enge, persönliche Austausch mit einem Bankberater steht nicht
mehr bei allen Themen zwingend im Vordergrund. Er wird verstärkt ersetzt durch
Kunde wünscht
Rund-um-die-Uhr-Betreuung
den Wunsch nach einer möglichen Rundum-die-Uhr-Betreuung, einer ständigen
Erreichbarkeit per Mail, per App, per VideoChat. Wo früher das Produkt im Fokus
stand, haben bei den Instituten mittlerweile Kundenzufriedenheit und -bindung
oberste Priorität. Bei oberflächlicher Betrachtung vielleicht eine Selbstverständlichkeit, aber für unsere Branche eine kleine
Revolution: Die Banken sind dabei umzudenken. Wo es früher vor allem um ertragreiche Produkte ging, rücken jetzt Kundenbedürfnisse in den Mittelpunkt. Es sind also
Oktober 2015 |
PROJEKT | FOKUS
Die Kunden möchten
Komfort und Mehrwert –
zu jeder Zeit und überall.
Online- und Mobile-Banking oder der Präsenz ihres Instituts in sozialen Netzwerken.
Sie möchten Komfort und Mehrwert – und
das zu jeder Zeit und überall. Durch die
Schnelllebigkeit im digitalen Zeitalter
wächst die Erwartungshaltung, dass passende Leistungen in jeder Situation schnell
gefunden und Fragen umgehend beantwortet werden. Digitale Technologien allein
bilden also keinen Wettbewerbsvorteil,
sondern sie müssen mit maßgeschneiderten Serviceleistungen kombiniert werden,
um Kunden anzulocken, zufriedenzustellen
und an sich zu binden. Aber auch bei den
bankinternen Abläufen sollte die Digitalisierung nicht Halt machen. Hier spielen die
wachsenden Ansprüche der Regulierung
eine treibende Rolle: Die Bank, deren IT bestimmte regulatorische Anforderungen
nicht sofort erfüllen kann, wird sich großen
Schwierigkeiten gegenüber sehen.
Banken sollten die modernen Rauchzeichen
durchaus ernst nehmen und das Thema
Digitalisierung in ihre Strategie einbauen.
Denn nur innerhalb einer Gesamtstrategie
kann sich eine zukunftsfähige, digitale Bank
entwickeln, die transparent ist, ihr Geschäftsmodell ständig anpasst, über eine
hohe Innovationsgeschwindigkeit verfügt
und die ihren Fokus bei konstanter und
hochwertiger Qualität auf den Kunden legt.
| Oktober 2015
Sydbank erweitert Online-Service
um Brokerage-Funktionen
Jetzt sind auch kleinere Kreditinstitute in der
Lage, Wertpapiergeschäfte mit standardisierten Komponenten online anzubieten.
Warum? Die Brokerage-Lösung der BankVerlag GmbH in Verbindung mit WP2 über
den WPIntegrator Online der dwpbank machen es möglich. Über diese Verbindung
lassen sich jetzt auch online die verschiedensten Funktionalitäten von Depotabfragen über Orderfunktionalitäten bis hin zum
Orderbuch nutzen. Eine große Erleichterung
für die tägliche Nutzung und ein großer
Schritt im digitalen Wettbewerb für den ersten Kunden dieses Projekts: die Sydbank A/S.
Im Herbst 2014 starteten die dwpbank, die
Sydbank sowie der Bank-Verlag dieses gemeinsame Projekt, das im Juli 2015 erfolgreich abgeschlossen wurde.
Mehr zum Projekthintergrund
Mit ihrer deutschen Tochter in Flensburg
sowie Niederlassungen in Kiel und Hamburg
ist die Sydbank als eine der größten Banken
Dänemarks auf die kompetente Beratung
deutscher und dänischer Firmen-, Investment- und Private-Banking-Kunden spezialisiert. Mit der Erweiterung ihres Onlineangebots um das Wertpapiergeschäft wird die
Sydbank dem wachsenden Digitalisierungstrend gerecht und bietet ihren Kunden neben der persönlichen Beratung jetzt auch
Wertpapierservices via Internet an. „In Kooperation mit unseren beiden bewährten
Partnern haben wir eine zuverlässige Online-
Banking-Lösung entwickelt. Mit ihr ermöglichen wir unseren Kunden, weltweit die
Chancen der Wertpapiermärkte zu nutzen“,
erklärt Annette Kuus, Backoffice-Leiterin der
Sydbank, die Zusammenarbeit mit dem
Bank-Verlag und der dwpbank. Und ihre
Kollegin, Wertpapierspezialistin Brigitte
Bluhme, ergänzt: „Mit dem um das Brokerage erweiterten Service können wir unseren
Kunden im Wettbewerb um das OnlineBanking nun auch für das Wertpapiergeschäft eine neue, zeitgemäße Anwendung
zur Verfügung stellen“. Als Frontend-Lösung
für das Home-Banking nutzte die Sydbank
bereits erfolgreich das Online-Banking-Portal des Bank-Verlags, der als hundertprozentige Tochtergesellschaft des Bundesverbandes deutscher Banken schon seit 1961 in den
Marktsegmenten eBanking, Cards sowie in
bestimmten regulatorisch induzierten Projekten aktiv ist. Um den Kunden der Sydbank
auch Informationen zu den in WP2 geführten Depots bereitzustellen und sämtliche
Kauf- und Verkaufstransaktionen zu ermöglichen, wurde das Frontend des Bank-Verlags
um die vollumfänglichen Funktionalitäten
des Brokerage erweitert. „Wir freuen uns, in
Zusammenarbeit mit der Sydbank und der
dwpbank den Funktionsumfang unseres Systems im Wertpapierbereich erweitern und
diesen Mehrwert künftig auch anderen Banken zur Verfügung stellen zu können“, erläutert Armin Müller, produktverantwortlich für
den Bereich eBanking beim Bank-Verlag.
© shutterstock
nicht mehr nur die verschärfte Regulierung,
das anhaltend niedrige Zinsniveau und der
auch daraus resultierende Kostendruck, die
uns beschäftigen. Die Frage, wie man die
vielfältigen Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen kann, um das eigene Geschäftsmodell zu optimieren, tritt immer
mehr in den Vordergrund. Eine App hier, ein
interaktives Angebot dort oder eine Vertretung auf einem Social-Media-Kanal sind
allerdings weder ausreichend noch zielführend. Es geht im Retail-Banking um die
Überwindung der noch bestehenden Grenzen zwischen Online- und Offline-Welt,
denn Bankkunden unterscheiden im digitalen Zeitalter nicht mehr zwischen Filiale,
15
PRODUKT | SERVICE
Die WPDynamic Zusatzfunktionen haben
Zuwachs bekommen. Die dwpbank stellt
das Modul „GDPdU Z3 Datenabruf “ seit
dem WP2-Release von April 2014 als
eine erweiterte Leistung innerhalb der
WPDynamic Zusatzfunktionen (APV-Nr. 04
02 03 010) ihren Kunden zur Verfügung. Es
ermöglicht bei Bedarf, Daten der folgenden
Sachgebiete für einen ausgewählten Zeitraum zu beziehen:
■ AGS – Abgeltungsteuer
■ Finanzumsätze
■ WPBilanz
Warum hat die dwpbank dieses
Modul eingerichtet?
Die dwpbank möchte ihre Kunden auch bei
Anforderungen der Finanzbehörden bestmöglich unterstützen. Seit 2001 regeln die
„Grundsätze zum Datenzugriff und zur
Prüfbarkeit digitaler Unterlagen“ (kurz:
GDPdU), welche sich seit Beginn des Jahres
2015 in der GoBD wiederfinden, unter anderem die Aufbewahrung dieser Unterlagen sowie die Mitwirkungspflicht der Steu-
+
© fotolia
Erweiterung der
WPDynamic
Zusatzfunktionen
erpflichtigen bei Betriebsprüfungen. Eine
Betriebsprüfung untersucht im Bereich des
Steuerrechts alle steuerlich relevanten
Sachverhalte und ist von der Finanzbehörde
im Außendienst vorzunehmen. 2002 traten
zusätzlich die Änderungen der Abgabenordnung (AO) in Kraft. Seitdem ist es den
Finanzbehörden erlaubt, auf alle steuerrelevanten, originär digitalen Daten aus
Anlagen-, Lohn- und Finanzbuchhaltung
und sonstigen Systemen mit EDV-Mitteln
zuzugreifen (Z1, Z2-Zugriff) oder diese in
elektronisch auswertbarer Form für eigene
Auswertungen (Z3-Zugriff) zu verlangen.
Allerdings gibt es keine allgemeingültige
Definition der „steuerlich relevanten Daten“. Während bei dem einen Steuerpflichtigen bestimmte Daten von Bedeutung sein
können, sind sie es bei einem anderen nicht.
Deshalb gibt es keine abschließende Festlegung allgemeiner Art. Aus Sicht der steuerpflichtigen Kunden, bei denen gegebenenfalls eine Steuerprüfung ansteht, ist das
Wertpapiergeschäft ein Teilbereich des eigenen Geschäfts. Daraus ergibt sich, dass
Kunden die steuerrelevanten Daten jeweils
aus ihrer Sicht definieren müssen. Die
dwpbank wird als Dienstleister im Wertpapiergeschäft für ihre Kunden künftig über
ein Standardangebot Hilfe anbieten.
Die seitens der dwpbank bereitgestellten
Daten müssen durch den Kunden gegebenenfalls mit Daten aus anderen Systemen
verknüpft werden. Die Übertragung auf
einen Datenträger sowie die Übergabe an
den Prüfer, obliegt der Verantwortung des
Kunden.
Kunden, die bereits WPDynamic Zusatzfunktionen nutzen, müssen die jeweiligen
User im Berechtigungssystem Identity Manager freischalten. Dies erfolgt, indem das
korrespondierende Recht X4DYM029 für
das Modul „GDPdU Z3 Datenabruf lesend“
dem jeweiligen Nutzer zugeordnet wird.
Für eine Buchung der WPDynamic Zusatzfunktionen steht Ihnen Ihr Kundenbetreuer
gerne zur Verfügung.
WPOFFERING-NUTZER IM PORTRÄT
Die NORD/LB – starker Partner für das
Kundengeschäft in der S-Finanzgruppe
Seit mehr als zehn Jahren bietet die NORD/LB im
Retailgeschäft eine breite Palette an strukturierten
Anlageprodukten in den Asset-Klassen Aktie und Zins
an. Der Fokus liegt auf der kontinuierlichen Entwicklung
von Produktfamilien sowie der individuellen Produktausgestaltung. Die verfolgten Strategien des Instituts wurden unter anderem bei den Zertifikate Awards 2014 in
der Kategorie „Zertifikat des Jahres“ mit dem 3. Platz
ausgezeichnet. Zudem ist die NORD/LB ein starker Partner im Rentengeschäft. Mit dem NORD/LB Offertensystem und dem telefonischen Direkthandel bieten sich
gleich zwei Wege, um komfortabel den Rentenhandel im
Kundensegment zu optimieren. Die Verknüpfung dieser
Handelswege mit Research gestützten Anlageempfehlungen bietet darüber hinaus einen koordinierten und
rechtskonformen Beratungsansatz.
Kerndaten:
■ Bilanzsumme*: 202.910 Mio. Euro
■ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter*: 4.390
■ Nutzer von WPOffering: seit Oktober 2011
*Stand Mai 2015
Kontakt:
Christian Schneider
Telefon: +49 511 361 9402
E-Mail: [email protected]
Website: www.nordlb.de
16
Oktober 2015 |
Redesign
Quellensteuerservice
© fotolia
PRODUKT | SERVICE
Stufe 2 bringt Neues auf den Weg
Wer kennt es nicht? Hat der Fiskus erst einmal eine Steuer vereinnahmt, ist es oft
kompliziert und auf jeden Fall zeitaufwendig, zu viel gezahltes Geld wieder zurück zu
bekommen. Sitzen die Steuerbehörden im
Ausland wird es noch schwieriger. Die
dwpbank bietet ihren Kunden zwei Services
an, die sich beide den ausländischen Quellensteuern widmen. Während der Service
„Quellensteuerrückerstattung“ mit hohem
Aufwand das zu viel gezahlte Geld für den
Kunden zurückholt, verhindert der Service
„Quellensteuervorabbefreiung“ von vorne
herein den Steuerabzug ganz oder teilweise.
Die Neuausrichtung der dwpbank zum
standardgebenden Infrastrukturdienstleister macht deutlich: Ein Redesign der Quellensteuerservices eröffnet vielfältiges
Optimierungspotenzial. Um die komplexen
Zusammenhänge und er forderlichen
Umsetzungen zu strukturieren, hat die
dwpbank ein Stufenmodell ausgearbeitet,
bei dem die Weiterentwicklungen und
Standardisierungen sinnvoll aufeinander
aufbauen.
In der ersten, bereits umgesetzten Stufe,
stand die Verlagerung weg von der aufwendigen Rückerstattung, hin zur kundenfreundlichen Vorabbefreiung im Mittelpunk t. Die Kunden wurden von der
dwpbank mit Informationen über die
Depotkunden, bei denen theoretisch eine
Vorabbefreiung in Frage käme, jedoch bisher nur die Rückerstattung genutzt wurde,
unterstützt.
Für die Depotkunden liegt der Vorteil einer
Quellensteuervorabbefreiung klar auf der
Hand, oder besser gesagt auf dem Konto:
| Oktober 2015
Eine Steuer, die nicht abgezogen wird, muss
auch nicht mühsam wieder zurückgeholt
werden (was in manchen Ländern bis zu
zwölf Jahren dauern kann). Die Liquidität
bleibt beim Kunden und kann, natürlich
unter Beachtung der inländischen Steuerpflicht, für die Wiederanlage genutzt werden. Im Service der dwpbank ist hierbei
akribisches Vorgehen gefragt, denn die
Behörden achten genau auf die Richtigkeit
und Vollständigkeit der Angaben in den Anträgen. Zudem sind die Befreiungsanträge
nicht unbegrenzt gültig und müssen rechtzeitig erneuert werden, was zusätzliche
Überwachung verlangt. Dennoch reduziert
sich das operative Risiko und der Aufwand
für alle Beteiligten. Dem stetig wachsenden
Antragsvolumen im Quellensteuerservice
kann so entgegengesteuert werden.
Frei nach dem Motto „Stillstand ist Rückschritt“ befindet sich nun die 2. Stufe in
Umsetzung. Eine stärkere Automatisierung
der Vorabbefreiung bringt weitere Vorteile
für Kunden sowie Depotkunden und die
Servicequalität sowie Flexibilität der
dwpbank erhöhen sich in Hinblick auf veränderte oder neue Marktanforderungen.
Die Schlagwörter der Weiterentwicklung:
voll automatisiertes Monitoring ablaufender Dokumente, bereits mit Basisdaten ausgefüllte Anträge und proaktiv, länderspezifisch gestaltete Kundeninformation über
die Möglichkeiten der Vorabbefreiung. Neben den bekannten Liquiditätsvorteilen für
die Depotkunden entsteht dadurch eine
verbesserte Transparenz über die verschiedenen Servicekomponenten und in Zukunft
eine aufwands- und verursachergerechte
Preisgestaltung für unsere Kunden.
Die Stufen 3 und 4 des Redesigns werden
in den nächsten Jahren ein modulares, erweiterbares Serviceportfolio schaffen und
sowohl die Kundenfreundlichkeit, als auch
die Automatisierung weiter vorantreiben.
Ein Blick in den Aufgabenkatalog lässt erkennen, dass es so schnell keinen Stillstand
in Sachen Quellensteuerservice geben wird.
Die Weiterentwicklung des in Stufe 2 bereits begonnenen automatisierten Direktversands, ein Service zur aktiven Information der Depotkunden über mögliche
Quellensteuervorabbefreiungen und die
Integration eines Fakturierungsprozesses
finden sich dort ebenso, wie eine OnlineDruckoption individuell ausgefüllter Dokumente. Mit ihrem Service einer modernen
und komfortablen Quellensteuervorabbefreiung möchte die dwpbank zur Kundenzufriedenheit beitragen und die Transparenz sowie Wettbewerbsfähigkeit ihrer
Kunden unterstützen.
Allerdings darf man nicht vergessen, dass
es einige Länder gibt, die eine Vorabbefreiung gar nicht oder nur teilweise erlauben.
So wird auch in Zukunft der Rückerstattungsservice fester Bestandteil des Leistungskatalogs der dwpbank bleiben. Auf die
optimale Verzahnung beider Services wird
es künftig ankommen – für die Kunden wie
auch die dwpbank.
17
GASTARTIKEL
Serie:
Börsenplätze
IN DEUTSCHLAND
Dr. Sandra Reich
ist seit dem 1. März 2009 Geschäftsführerin der Börse Hamburg und
der Börse Hannover. Gleichzeitig
wurde sie Vorstandsmitglied der
BÖAG Börsen AG. Die Diplom-Wirtschaftsjuristin (38) verfügt über
langjährige Erfahrung im Bankenund Börsenwesen. Sie kam 2004 zur
BÖAG Börsen AG, der gemeinsamen
Trägergesellschaft der beiden Börsen Hamburg und Hannover. An
der Börse Hannover übernahm sie
bereits ein Jahr später die Leitung
der Handels überwachungsstelle
und wurde 2007 stellvertretende
Geschäftsführerin.
2013 ist Frau Dr. Reich zudem als
Mitglied des Aufsichtsrates der
Hamburger Aurubis AG berufen
worden.
Die Börse Hannover:
nachhaltig erfolgreich
Seit über 15 Jahren stellen sich die Börse Hannover und die Börse Hamburg
gemeinsam ihren vielfältigen Herausforderungen. Im Rahmen der 1999 gestarteten Partnerschaft konnten sich die norddeutschen Handelsplätze im
Wettbewerb sehr gut behaupten. Die Verbindung aus bewährten Handelssegmenten, der Erschließung neuer Handelsmöglichkeiten sowie die Entwicklung alternativer Anlageprodukte hat sich als wichtiger Teil der Strategie
bewährt.
Um ihre Position im Wettbewerb ausbauen zu
können, sind Handelsplätze heutzutage mehr
denn je darauf angewiesen, beste Qualität im
Handel mit Aktien und Anleihen zu liefern sowie
innovativ zu sein und neue Geschäftsfelder innerhalb und außerhalb des traditionellen Wertpapierhandels zu etablieren. Mit der Einführung des
börslichen Handels von Investmentfonds im Jahr
2002 ist dies der Schwesterbörse in Hamburg
nachhaltig und vor allem erfolgreich gelungen
(vgl. Ausgabe Mai 2015).
Fondsservice Hannover
Das Pendant zum Fondshandel Hamburg ist der
Fondsservice Hannover, der im Jahr 2011 von der
Börse Hannover (www.boersenag.de) initiiert
wurde. Hier werden Kaufaufträge nach dem gleichen Prinzip abgewickelt wie bei Banken oder
Kapitalverwaltungsgesellschaften. Anleger können aus rund 1.000 Investmentfonds wählen und
erhalten ihre Fondsanteile zum jeweils offiziellen
Rücknahmepreis der Fondsgesellschaft – damit
entfällt der Ausgabeaufschlag. Der Fondsservice
Hannover macht mit einer Börsenpauschale von
15 Euro, unabhängig vom Investitionsvolumen, die
Kosten sehr günstig.
Interessant ist dieses Angebot für Banken und
Kunden auch deshalb, weil der Anleger kein neues
Wertpapierdepot eröffnen muss. Die Orderaufgabe erfolgt so, wie es Anleger auch von anderen
Wertpapierorders über die Börse kennen. Die steigenden Umsatzzahlen zeigen, dass immer mehr
Anleger diese Vorteile für sich nutzen. Die Börse
18
Hannover schließt mit dem Fondsservice Hannover eine Marktlücke im Fondsbereich und schafft
mit dem Angebot eine interessante Alternative
für kostenbewusste Anleger, das in Deutschland
bislang einzigartig ist.
Ein Nachhaltigkeitsindex mit höchster
Transparenz
Doch auch neben dem klassischen Wertpapierhandel kann die Börse Hannover mit interessanten Innovationen aufwarten. So widmet sie sich
seit mehr als sieben Jahren konsequent und sehr
erfolgreich dem Thema Nachhaltigkeit – mit dem
Global Challenges Index (GCX). Dieser setzt sich
aktiv mit sieben globalen Herausforderungen dieses Jahrtausends – wie der Bekämpfung der Armut, dem Erhalt der Artenvielfalt oder der Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit
Trinkwasser – auseinander, denen sich Politik,
Gesellschaft und Wirtschaft stellen müssen.
Der GCX umfasst 50 Unternehmen, die diese Verantwortung aktiv übernehmen und in ihrem
Kerngeschäft substanzielle und richtungweisende Beiträge zur Bewältigung der globalen Herausforderungen leisten. Zusätzlich müssen sie
den definierten Mindestanforderungen an das
Nachhaltigkeitsmanagement genügen und dürfen nicht gegen festgelegte Ausschlusskriterien
verstoßen. Ein unabhängiger Beirat, dem Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche,
des Bundesverbands Deutscher Stiftungen, der
International Labour Organization (ILO), der Naturschutzorganisation WWF sowie des Rates für
Oktober 2015 |
GASTARTIKEL
Nachhaltige Entwicklung angehören, begleitet die
Börse Hannover hierbei aktiv.
Alle im Global Challenges Index gelisteten Unternehmen werden unter www.gc-index.com porträtiert. Auf der Website werden ihre sozialen und
umweltbezogenen Stärken, aber auch Schwächen
dargestellt und somit die Gründe für ihre Auswahl
in den Index offen kommuniziert. Transparenz
und umfassende Information stehen beim GCX
an erster Stelle – ein Merkmal, das ihn von den
meisten anderen Indizes unterscheidet. Die erfolgreiche Performance des Index belegt zudem,
dass Nachhaltigkeit und Rendite sich nicht ausschließen, sondern sogar einander bedingen können. So legte der GCX seit seiner Auflage bis Ende
Juli 2015 um rund 90 Prozent zu. Immer mehr
Investoren erkennen die Vorzüge einer nachhaltigen Kapitalanlage und so stieg das auf Basis der
GCX-Auswahl investierte Vermögen in den verschiedenen Produkten der NORD/LB Asset Management AG, der PRIMA Fonds Service GmbH
und der Bankhaus Schellhammer & Schattera
KAG mittlerweile auf über 300 Millionen Euro an.
Der Global Challenges Index setzt so schon heute
Maßstäbe bei der Umsetzung zahlreicher zukunftsweisender Themen im Anlageuniversum
und ermöglicht nachhaltig orientierten Anlegern
gleichzeitig, an diesem Vorgang zu partizipieren.
Erweitertes Angebot
Im April 2015 baute die Börse Hannover mit dem
GERMAN GENDER INDEX ihr Angebot aus. Der
neue Index dient privaten und institutionellen
Anlegern als Orientierungshilfe, die beim Investieren in Unternehmen auf ein ausgewogenes
Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen
Führungskräften in Vorstand und Aufsichtsrat
Wert legen.
Der Index umfasst 50 Aktien deutscher Unternehmen, die dieses Kriterium erfüllen. Damit bildet
er börsentäglich aktuell die Wertentwicklung
bedeutender Aktien von Unternehmen ab, die das
Leitbild einer hohen Gender Diversität verfolgen.
So bietet er allen Marktteilnehmern eine direkte
Investitionsmöglichkeit oder aber einen praktischen Wegweiser zur Anlage in Aktien solcher
Unternehmen, die sich aktiv um die Besetzung
von Frauen in der obersten Führungsebene bemühen.
Mit der kontinuierlichen Erweiterung des Leistungsspektrums und der Einführung neuer Angebote hat die Börse Hannover in den vergangenen
Jahren ihre Position nicht nur regional gesichert.
Die Börse Hannover ist für die Zukunft gut aufgestellt und Anleger können weiter auf eine
starke Börse zurückgreifen.
 In der nächsten Ausgabe der transact!on
gewinnen Sie Einblick in die Frankfurter Wertpapierbörse 
| Oktober2015
19
TRANSIT
Renditen werden von
der Politik und den
Unternehmen gemacht
Ein Kommentar von Dr. Jörg Zeuner,
Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe
> Dr. Jörg Zeuner ist seit 2012 Chefvolks-
wirt der KfW und leitet die volkswirtschaftliche Abteilung der Bankengruppe.
Er setzt Themen und Impulse in der
wirtschaftspolitischen Diskussion und
in der KfW und treibt die nachhaltige
Entwicklung der Volkswirtschaften
Deutschlands, Europas und der Welt
voran.
[
Die Zinsen in Europa sind auf einem historischen Tiefststand. Viele europäische Sparer
beklagen die mangelnden Erträge und finden die Schuldige in der EZB. Die ist für die noch
so verständliche Enttäuschung aber der falsche Adressat.
Die Geldpolitik der EZB hat ein Ziel: knapp 2% Inflation. Davon sind wir seit Langem weit
entfernt. Die kurzfristigen nominalen Zinsen sind niedrig, weil wir Überkapazitäten haben,
die europäischen Unternehmen also froh sind, überhaupt Geschäft zu machen und ihre
Preise nicht anheben, die europäischen Arbeitnehmer im Licht der hohen Arbeitslosigkeit
kaum Lohnforderungen stellen und der schwache Euro für hohe Exportmargen bei stabilen Preisen sorgt.
Für den Sparer relevant sind die langfristigen realen Zinsen. Auch die sind viel zu niedrig.
Ändern müssen das aber die Wirtschaftspolitik und die Unternehmen. In Deutschland
bilden derzeit alle volkswirtschaftlichen Sektoren – private Haushalte,
Unternehmen und Staat – (netto) Geldvermögen, fragen also Sparprodukte
nach oder bauen Schulden ab. Das senkt die langfristigen Zinsen. Zusätzlicher Druck kommt aus der Realwirtschaft: Der Verzicht auf die Erneuerung
von Infrastruktur, die nur halbherzige Verbesserung von Bildung und Innovation, die ungenügende Modernisierung und Ausweitung des privaten
Realkapitalstocks sowie der einsetzende demografische Wandel schmälern
die langfristigen realen Zinsen genauso wie die Unsicherheit in Europa.
Der Sparer braucht Investitionen und Innovationen
im Unternehmenssektor
]
Was der Sparer braucht, sind Investitionen und Innovationen im Unternehmenssektor,
Infrastrukturinvestitionen, bessere Bildung und eine kontinuierliche Überprüfung, wie
effizient wir eigentlich unsere Wirtschaft organisiert haben. Je eher wir dies in Angriff
nehmen, desto schneller kann die EZB zu einer normalen Geldpolitik zurückkehren.
Impressum
Herausgeber:
Deutsche WertpapierService Bank AG
Wildunger Straße 14
60487 Frankfurt am Main
[email protected]
Redaktion: Katja Ansmann (verantwortlich),
Silke Tschorn
Layout: LinusContent
Druck: Druckerei Michael Spiegler,
Bad Vilbel
Mitwirkung: Kristian Benthien, Matthias Bernhard,
Petra Bingel, Nils Christopeit, Rainer Eckart, Frank
Elbe, Marco Gerusel, Mark Hoßdorf, Torben Kelbch,
Sven Kubisch, Christoph Martin, Nina Müller, Jörg
Oberheim, Andreas Poremba, Marc Reimers,
Volker Stienen, Hilmar Schwarz, Benjamin Tobisch,
Susanne Viebach, Ünal Usar-Wollandt, Andreas
Zehnter
Auflage: 3.100
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Publikation darf ohne schriftliche Genehmigung
der Redaktion vervielfältigt werden.
Diese Broschüre wurde
klimaneutral gedruckt
mit First Climate.
Anmerkung: Die Beiträge unter den
Rubriken GASTARTIKEL, PORTRÄT und
TRANSIT geben die Meinungen des jeweiligen Autors wieder und stimmen
nicht notwendigerweise mit denen
der dwpbank überein.

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