BLS/AED

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BLS/AED
Niveau 2
Inhaltsverzeichnis
Thema:
Seite
Inhaltsverzeichnis………………………………………………………………………………………………… 2
2.04.
BLS / AED……………………………………………………………………………..…….……… 3
2.04.1.
Neues vom A_B_C_D_E oder C_A_B_D…………………………………………………........ 3
2.04.1.1. Reanimationsrichtlinien 2010 SRC……………………………………………………………….. 4
2.04.1.2. Definition und Bedeutung BLS……………………………………………………………………. 5
2.04.1.3. Gefahren und Schutzmassnahmen bei einer Reanimation……………………………………. 5
2.04.1.4. Ablauf der ersten Hilfe bei reglosen Patienten (C_A_B_D)……………………………………. 5
2.04.1.5. Gefahren der Defibrillation………………………………………………………………………...10
2.04.1.6. Elektrokardiogramm (EKG)………………………………………………………….………….... 11
2.04.2.
Wiederbelebung eines Kindes………………………………………………………………… 12
2.04.2.1. Atemverlegungen bei Kindern……………………………………………………………………12
2.04.2.2. Reanimation bei Kindern allgemein………………………………………………………………13
2.04.2.3. Defibrillation bei Kindern…………………………………………………………………………. 15
2.04.3.
Beenden einer Reanimation allgemein……………………………………………………… 15
2.04.3.1. Bedingungen, wo keine Defibrillation durchgeführt wird……………………………………… 16
2.04.3.2. Fachpersonal, das „schlechte Nachrichten“ überbringen muss……………………………… 18
2.04.4.
Mögliche Ursachen eines Herzstillstandes………………………………………………..... 19
2.04.4.1. Herzkrankheiten…………………………………………………………………………………… 19
2.04.4.2. Hirnkrankheiten……………………………………………………………………………………. 20
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Niveau 2
2.04.
BLS/AED
2.04.1.
Neues vom A_B_C_D oder
C_A_B_D
Person fällt im Restaurant vom Stuhl
Unfall (z.B. Verkehrsunfall)
Jemand bricht auf der Strasse zusammen
Sofort ansprechen
Lebenszeichen? (Antworten, husten, bewegen, atmen?)
Patient in Rückenlage auf hartem Untergrund bringen
Keine Atmung sichtbar – hörbar – fühlbar
Kreislaufstillstand
Atmung ist sichtbar – hörbar – fühlbar
Bewusstlos
Alarmierung 144
AED holen oder anfordern
Nach weiteren Helfern rufen
Alarmierung 144
AED holen oder anfordern
(zur Sicherheit)
C = Compressionen / Blutungen
Sofort mit 30 Herzmassagen beginnen
30 Thoraxkompressionen, Frequenz100 pro
Min. und Kompressionstiefe = mind. 5 cm
Da er atmet hat er Herzschlag
Somit keine Herzmassage nötig
Sofort in Seitenlage
bringen
Grosse Blutungen unbedingt stoppen
Weiter nach Blutungen suchen
A = Airway (Atemwege)
Kopf leicht nach hinten strecken, um die
Atemwege frei zu machen
Sichtbares Blut oder Erbrochenes
wegwischen
Achtung Selbstschutz
Atmung ist sichtbar – hörbar – fühlbar
Auf die Kopfhaltung achten
(Mundwinkel am tiefsten Punkt)
(Atemwege gut offen halten)
Stetige Überwachung
Wärmeerhaltung
B = Breathing (Beatmen)
Taschenmaske oder Ambubeutel:
2x beatmen und 30 Herzmassagen
Sollte die Atmung ausfallen:
Atemwege prüfen, sonst:
Steht kein Schutz zur Verfügung:
Weiter mit Thoraxkompressionen
ohne Pause, bis Fachpersonal kommt
Sofort wechseln auf die rote Seite
C
D = Defibrillation
Sofort anschliessen, wenn vorhanden und
seinen Anweisungen folgen
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A
D
B
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2.04.1.1.
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Reanimationsrichtlinien 2010
Bewusstlose Person
Bewegungs- /reaktionsloses Kind
Nach Hilfe rufen
Atmung normal?
Seitenlagerung
ja
nein
Alarmierung Tel. 144
AED holen oder anfordern
30 Thoraxkompressionen gefolgt
von 2 Beatmungsstössen
oder
mind. 100 Thoraxkompressionen pro Minute
ohne Beatmung bis AED eintrifft
AED trifft ein
defibrillierbar
Rhythmus?
BLS sofort wieder
aufnehmen
30 : 2 während 2 Minuten
oder mind.
100 Thoraxkompressionen
pro Minute ohne Beatmung
1 Defibrillation
BLS sofort wieder
aufnehmen
30 : 2 während 2 Minuten
oder mind.
100 Thoraxkompressionen
pro Minute ohne Beatmung
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nicht defibrillierbar
Mit BLS weiterfahren bis
professionelle Helfer
übernehmen oder die Person
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2.04.1.2.
Niveau 2
Definition und Bedeutung BLS
Die Basismassnahmen, in der internationalen Fachsprache auch als basic life support (BLS)
bezeichnet, dienen dem Erkennen einer Notwendigkeit zur Wiederbelebung sowie der
Aufrechterhaltung eines minimalen Kreislaufes im Körper des Patienten mittels
Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung oder Mund-zu-Nase-Beatmung. Sie sollen
die Zeit bis zur Anwendung erweiterter Therapiemassnahmen überbrücken, ohne dass
lebenswichtige Organe des Patienten irreversibel geschädigt werden. Dies betrifft vor allem das
Gehirn, welches durch Sauerstoffmangel schon nach wenigen Minuten Schäden nimmt. Der
durch die Basismassnahmen erzielbare Blutfluss entspricht etwa einem Drittel des gesunden
Kreislaufes. Die Basismassnahmen können von einem oder auch zwei Helfern durchgeführt
werden. Das Verhältnis von Herzdruckmassage zu Beatmung ist davon unabhängig.
2.04.1.3.
Gefahren und Schutzmassnahmen bei einer Reanimation
Gefahren beim CPR sind:
Gefahren der Herzmassage: Bei zu tief liegender Druckstelle können – vor allem bei Säuglingen
und Kindern – Verletzungen von Leber, Milz, Magen und Zwerchfell auftreten. Auch bei korrekter
Durchführung der äusseren Herzmassage sind Brustbein- und Rippenfrakturen möglich.
Gelegentlich können Rippenfrakturen zu einem Pneumothorax (Luftansammlung im Brustfellraum)
oder zu einem Hämatothorax (Bluterguss im Brustfellraum) führen.
Hat man während der Herzdruckmassage den Eindruck, dass Brustbein oder Rippen gebrochen
sind, prüft man den Druckpunkt, Druckrichtung sowie Druckstärke und setzt die Herzdruckmassage
fort.
Schutzmassnahmen
Schutzmassnahmen gegen übertragbare Infektionskrankheiten: Das Risiko einer Ansteckung
mit Infektionskrankheiten während der Herzmassage oder anlässlich der Beatmung wird
weltweit als extrem gering bewertet. Potentiell gefährlich ist der Kontakt mit Blut von Patienten,
weswegen dieser vermieden werden muss. Zur Beatmung sollen zwischen Helfer und Patienten
vorbeugend einfache Beatmungshilfen eingesetzt werden. Blutet der Patient, werden solide
wegwerfbare Handschuhe verwendet.
2.04.1.4.
Ablauf der ersten Hilfe bei reglosen Patienten (C_A_B_D)
Ein Unfall vom Gerüst, ein Verkehrsunfall, eine Person fällt im Restaurant vom Stuhl oder bricht
auf offener Strasse zusammen.
Was auch immer geschehen ist, für Erst- oder Nothelfer eine totale Überforderung. Meistens
kann man zuerst gar nichts tun, dann allmählich beginnt man zu funktionieren.
Der Unfallort muss sofort gesichert werden und es ist immer positiv, wenn man nicht alleine mit
dieser Situation ist. Dann………..
 Sofort Patienten ansprechen
 Nach Lebenszeichen suchen
(Antworten, husten, bewegen, atmen?)
Um einen Kreislaufstillstand zu erkennen, werden die
Vitalfunktionen Bewusstsein und Atmung des Patienten überprüft.
Eine Überprüfung der Kreislauftätigkeit entfällt für Laienhelfer, da
bei Atemstillstand meist auch kein Kreislauf vorhanden ist und die
Überprüfung für einen Ungeübten nicht sicher durchführbar ist.
Unter Beachtung der eigenen Sicherheit prüft der Helfer die
Reaktion des Patienten durch Ansprechen.
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In den meisten Fällen sind die herumstehenden Personen schockiert und nicht handllungsfähig
oder anderswo beschäftigt und merken nicht, dass gerade jetzt eine Reanimation beginnt.
 Alarmierung 144
 Nach weiteren Helfern schreien
 AED holen oder anfordern
Um Hilfe rufen
Anweisungen geben
C = Compressionen / Blutungen
 Patient in Rückenlage auf hartem Untergrund
 Sofort mit 30 Herzmassagen beginnen
30 Thoraxkompressionen, Frequenz100 pro Min. und Kompressionstiefe = mind. 5 cm
 Grosse Blutungen müssen unverzüglich gestoppt werden !!
 Dies kann ein Druckverband sein oder sonst ein Notbehelf
Der Brustkorb wird sofort freigemacht. Der Druckpunkt befindet sich in der Mitte des
Brustkorbes auf dem Brustbein.
Das Brustbein wird 30-mal in Folge kurz und kräftig heruntergedrückt. Die Eindrucktiefe beträgt
etwa mind. 5 Zentimeter. Zwischen zwei Pumpstössen soll der Brustkorb komplett entlastet
werden, damit sich das Herz wieder mit Blut füllen kann. Die angestrebte Frequenz der
Herzdruckmassage liegt bei gut 100 Kompressionen pro Minute.
Die richtige Körperhaltung erleichtert dem Helfer die Arbeit. Er kniet aufrecht neben dem
Patienten, seine Schultern befinden sich senkrecht über dem Brustbein des Patienten (90°). Der
Helfer drückt rhythmisch mit dem Gewicht seines Oberkörpers, während seine Arme gestreckt
und die Ellenbogen durchgedrückt sind.
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Bei der Herzdruckmassage wird das Herz durch Druck auf das Brustbein in Richtung
Wirbelsäule gepresst. Dabei erhöht sich der Druck im Brustkorb, und Blut wird aus dem Herzen
in den Kreislauf ausgeworfen. In der Entlastungsphase füllt sich das Herz erneut mit Blut.
Enorm wichtig ist die Minimierung von Unterbrechungen während der Herzdruckmassage.
Richtige Haltung
 Entblösster Oberkörper
 Gestreckte Arme 90° Winkel
(senkrecht)
 Niemals über die Kleider
Herzmassage ausüben
 Die Finger dürfen keinen
Druck auf die Rippen
ausüben
 Die Kompressionstiefe ist ca.
5 cm
A = Airway (Atemwege)
 Kopf leicht nach hinten strecken, um die Atemwege frei zu machen
In neutraler Kopfposition fällt beim liegenden Patienten die Zunge in den Rachenraum zurück
und verlegt die Atemwege. Um eine Überprüfung der Atmung oder eine Beatmung zu
ermöglichen muss daher der Kopf überstreckt werden („Lebensrettender Handgriff“). Im
Anschluss wird die Atemtätigkeit geprüft, indem auf das Atemgeräusch gehört wird, die
Ausatemluft an der Wange gefühlt wird und die Atembewegungen des Brustkorbes beobachtet
werden.
Findet sich beim Patienten keine „normale“ Atmung, beginnt der Ersthelfer mit den
Basismassnahmen der Reanimation.
Keine Atmung sichtbar – hörbar – fühlbar
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B = Breathing (Beatmen)
 Kopf an Stirn und Kinn in die Hände nehmen und 2x beatmen (Nase / Mund)
 Wer kein Schutzmittel (Taschenmaske oder Beatmungsbeutel) hat macht weiter nur
Herzmassage bis Fachpersonal oder ein AED eintrifft, dann dem Gerät folgen
 Ansonsten ist der Rhythmus: 30 Herzmassagen, 2 Beatmen
Die Beatmung ohne weitere Hilfsmittel erfolgt als Mund-zu-Nase- oder Mund-zu-MundBeatmung. Der Kopf des Betroffenen wird dabei überstreckt. Der Mund muss bei der Mund-zuNase-Beatmung, die Nase bei der Mund-zu-Mund-Beatmung verschlossen werden.
Das Volumen ist richtig gewählt, wenn sich der Brustkorb sichtbar hebt. Ein Beatmungsstoss
sollte etwa eine Sekunde betragen. Um die Hygiene zu verbessern und eventuell vorhandenen
Ekel zu überwinden, gibt es verschiedene Beatmungshilfen wie Beatmungsfolien mit einem
Filter und verschiedene Arten von Taschenmasken, deren Einsatz allerdings Übung erfordert.
Achtung
Wenn der Verdacht einer Vergiftung mit Kontaktgiften (beispielsweise Pflanzenschutzmitteln wie
Parathion) besteht, sollte auf die Atemspende verzichtet werden.
Wenn ein Laie sich eine Beatmung nicht zutraut, ist eine ununterbrochene Herzdruckmassage
für diesen eine akzeptable Alternative. Professionelle Helfer verwenden zur Beatmung einen
Beatmungsbeutel. Die Atemluft lässt sich dabei zusätzlich mit Sauerstoff anreichern, wobei
Konzentrationen von fast 100 % erreicht werden können.
Bewusstlosigkeit: siehe Hauptkapitel 6, akute Erkrankungen
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Niveau 2
D = Defibrillation
 Ist der AED in 2 Min. noch nicht da = einfach weiter mit Kompressionen ohne Pause
 AED sofort anschliessen, wenn vorhanden und seinen Anweisungen folgen
Die Defibrillation wird ausschliesslich im Rahmen der Reanimation beim Kammerflimmern, beim
Kammerflattern sowie bei der pulslosen ventrikulären Tachykardie eingesetzt.
Kammerflimmern bedeutet, dass durch eine fehlerhafte Erregungsbildung am Herzen alle
Herzmuskelzellen zittern, aber zu keiner koordinierten Aktion fähig sind. Dadurch kann das Herz
nicht mehr pumpen, es entsteht ein Kreislaufstillstand. Es ist kein Puls mehr tastbar.
Damit das Herz das Blut in die Arterien pumpen kann, muss es sich zusammenziehen. In den
beschriebenen Situationen kann sich das Herz in der hohen Frequenz nicht mehr vollständig
oder gar nicht zusammenziehen. Dadurch kann auch kein Blut mehr an die Organe
weitergepresst werden, damit diese versorgt werden können. Die hier beschriebenen
Rhythmusstörungen enden daher unbehandelt innerhalb von Minuten tödlich. Kammerflimmern
ist die häufigste tödliche Herzrhythmusstörung bei Erwachsenen.
Bei der Defibrillation werden die Klebe-Elektroden auf den Brustkorb aufgebracht, was auch bei
automatisierten externen Defibrillatoren (AEDs) der Fall ist. Die Position der Elektroden wird so
gewählt, dass der Strom zwischen ihnen durch das Herz fliesst. Auch bei optimaler
Positionierung erreichen durch den Widerstand von Haut und Gewebe nur etwa vier Prozent der
Energie den Herzmuskel.
Der
Stromschlag
geht von
einer
Elektrode zur
anderen und
wieder
zurück. Somit
wird der
Stromkreis
geschlossen.
Beim Erwachsenen werden bis zum Eintreffen des Defibrillators die Basismassnahmen der
Reanimation durchgeführt. Herzdruckmassage und Beatmung werden unmittelbar danach für
zwei Minuten fortgesetzt, dann erfolgt eine Kontrolle der Kreislauffunktion und des Pulses.
Jeder Schock verursacht verbrennungsähnliche Gewebeschäden. Zudem sinkt in fast allen
Fällen die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Reanimation massiv ab, wenn bereits
mehrfach erfolglos defibrilliert wurde, was auch ein Anzeichen für eine lange
Reanimationsdauer ist. Ausnahmen sind unterkühlte und vergiftete Patienten.
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2.04.1.5. Gefahren der Defibrillation
Elektroschock auslösen. Was muss ich beachten:
 Unbedingt Abstand vom Patienten halten
 Die Elektroden dürfen keinen Kontakt mit Halsketten, Pircings, die mit Ketten verbunden
sind, in Berührung kommen
 Nitroglycerinpflaster entfernen, wenn sie in Berührung mit den Elektroden kommen
 Der Patient darf nicht auf Metall liegen
 Die losen Gebisse des Mundes entfernen
Zu vermeiden ist weiter auch:
 Sägewerke, wo gerade gearbeitet wird und viel Sägemehl herum fliegt
 Bäckereien, während der Teigherstellung, wenn es Mehlstaub in der Luft hat
 Im Hallenbad: Da darf defibrilliert werden, aber der Patient muss auf ein Trockenes Tuch
gerollt und der Brustkorb trocken gerieben werden.
 Exponierte Umgebung (Explosionsgefahr durch giftige Dämpfe etc.) meiden
Orte, wo Defibrillatoren zu finden sind
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2.04.1.6.
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Elektrokardiogramm (EKG)
Normale Herztätigkeit (Sinusrhythmus)
Kammerflimmern, keine Auswurfleistung, kein Puls vorhanden
Asystolie, keine elektrische Aktivität, kein Puls vorhanden
Bei den meisten Patienten mit Herz-Kreislaufstillstand befindet sich das Herz zuerst im
Kammerflimmern. Die Muskelfasern ziehen sich nicht mehr kontrolliert wie bei einem normalen
Herzschlag zusammen, sondern flimmern unkoordiniert. Das Herz hat keine Auswurfleistung
mehr, es ist kein Puls vorhanden. Bereits nach wenigen Minuten wird dieses Flimmern immer
schwächer, und das Herz geht in eine Asystolie (auch Nulllinie genannt) über. Es kann dann
nicht mehr defibrilliert werden. Deshalb ist eine möglichst frühe Defibrillation, schon durch den
Laien, sinnvoll.
Die Geräte (AED = automatischer externer Defibrillator) werden immer häufiger an öffentlichen
Orten verfügbar gemacht, sodass sie im Falle eines Herz-Kreislaufstillstandes von Laienhelfern
eingesetzt werden können.
Ist ein AED am Unfallort vorhanden, wird dieser idealerweise von einer zweiten Person
eingeschaltet und bedient, um die Unterbrechung der CPR möglichst kurz zu halten und
um das Gehirn mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen.
Automatisierte externe Defibrillatoren sind sicher und wirksam und können auch von Laien
eingesetzt werden. Hierdurch kann eine Defibrillation bereits viele Minuten vor Eintreffen
professioneller Hilfe ermöglicht werden. Ersthelfer sollen, bis ein AED herbeigeholt ist,
Wiederbelebungsmassnahmen durchführen und die Herzdruckmassagen während der
Anwendung des AED nur minimal unterbrechen. Ersthelfer sollen die Sprachanweisungen des
AED genau und unverzüglich befolgen und insbesondere jeweils rasch mit den
Wiederbelebungsmassnahmen beginnen, wenn sie dazu aufgefordert werden.
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2.04.2.
2.04.2.1.
Niveau 2
Wiederbelebung eines Kindes
Atemverlegungen bei Kindern
Schwere Verlegung, Patient bei Bewusstsein:
In diesem Fall soll der Sanitäter die Hustversuche durch 5 Schläge auf den Rücken
unterstützen. Die Schläge erfolgen mit der flachen Hand zwischen die Schulterblätter. Dabei soll
sich der Patient nach Möglichkeit nach vorne beugen. Der Helfer steht seitlich und stützt den
Brustkorb des Patienten mit der anderen Hand nach vorne ab. Sind diese 5 Schläge erfolglos,
werden 5 Heimlich-Manöver bzw. Brustkorbkompressionen durchgeführt. Sind auch diese
erfolglos, werden wieder 5 Schläge auf den Rücken durchgeführt usw.
Heimlich-Manöver ab dem vollendeten 1. Lebensjahr
Der Sanitäter steht hinter dem Patienten und umfasst ihn. Er legt seine Faust zwischen
Brustbein-Ende und Nabel des Patienten. Mit der anderen Hand umfasst er die Faust und
drückt die Faust stossartig und kräftig Richtung Zwerchfell. Die Anzahl der durchgeführten
Heimlich-Manöver muss dokumentiert werden. Der Patient muss auf jeden Fall ins
Krankenhaus gebracht werden, damit innere Verletzungen ausgeschlossen werden können.
Brustkorbkompressionen bis zum vollendeten 1. Lebensjahr:
Brustkorbkompressionen werden beim Säugling wie Herzdruckmassagen mit der 2-Daumen
Technik durchgeführt, nur langsamer und stossweise.
Schwere Verlegung, Patient ohne Bewusstsein:
Da in diesem Fall der Notfall Atem-Kreislauf-Stillstand vorliegt, (kein Bewusstsein und keine
normale Atmung) wird die Mundhöhle ausgeräumt. Es folgen sofort 5 Beatmungen, und nach
einer Atemkontrolle wird mit den entsprechenden lebensrettenden Sofortmassnahmen
begonnen. Durch den Druck während der Herzdruckmassage wird möglicherweise der
Fremdkörper aus den Atemwegen herausgedrückt. Vor der Beatmung soll schnell nachgesehen
werden, ob sich der Fremdkörper bereits im Mund befindet und entfernt werden kann.
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2.04.2.2.
Niveau 2
Reanimation bei Kindern allgemein
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen; daher gilt es bei der Reanimation einige
Besonderheiten zu beachten. Es wird zwischen Säuglingen (bis etwa 12 Monate) und älteren
Kindern (ab etwa 12 Monate bis zum Erreichen der Pubertät) unterschieden.
Während bei Erwachsenen Kreislaufstillstände meist kardial bedingt sind, ist bei Säuglingen
und Kindern häufig eine Störung der Atmung ursächlich („sekundärer Herzstillstand“). Aus
diesem Grund werden bei Kindern deshalb vor Beginn der Herzdruckmassage zunächst fünf
initiale Atemhübe hintereinander gegeben.
Als eine weitere Besonderheit wird zur Beatmung speziell bei Säuglingen der Kopf nicht
überstreckt, sondern nahezu in der Neutralposition belassen („Schnüffelstellung“). Die
Beatmung erfolgt wegen der Körpergrösse der Patienten bei Neugeborenen und Säuglingen
über Mund und Nase gleichzeitig (Mund zu Mund und Nase).
Zur Durchführung der Herzdruckmassage wird bei Kindern nur ein Handballen benutzt. Für
Säuglinge verwendet man zwei Finger oder umfasst den Brustkorb mit beiden Händen und
drückt ihn (bei Zusammenarbeit von zwei Helfern) mit den Daumen ein. Die Drucktiefe sollte
etwa 1/3 des Brustkorbdurchmessers betragen.
Die Abfolge nach den fünf initialen Atemhüben beträgt für den Ersthelfer – wie beim
Erwachsenen – 30 Herzdruckmassagen zu zwei Beatmungen; für medizinisches Personal gilt
ein Druckverhältnis von 15:2, wenn mehrere Helfer anwesend sind. Ansonsten auch 30:2.
3 :1
Bei Neugeborenen wird ein Verhältnis von 3:1 eingesetzt.
Achtung: Kopfhaltung bei Säuglingen nur in Neutralposition bringen,
nicht überstrecken
Prinzipiell erfolgt die Durchführung der Herz-Lungen-Wiederbelebung wie beim Erwachsenen
und wird lediglich dem Körperbau von Kindern und Säuglingen angepasst. Im Zweifelsfall ist
nach dem Schema für Erwachsene zu verfahren, da, wie die Richtlinien ausdrücklich betonen,
das zeitige Beginnen von Massnahmen wichtiger ist als eine an das Alter angepasste
Durchführung.
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Niveau 2
Außerdem sollen die Laien-Ersthelfer nicht mehr nach komplizierten Zeichen für einen HerzKreislauf-Stillstand suchen, bevor sie eine Herzmassage beginnen, da diese für Ungeübte nur
schwer mit Sicherheit zu bestimmen sind.
Wenn ein Mensch nicht reagiert und nicht normal atmet, sollte mit
Wiederbelebungsmassnahmen begonnen werden. Im Zweifelsfall sollte zudem
immer der Herzmassage der Vorzug vor der Beatmung gegeben werden. Beim
Kleinkind und Säugling der Beatmung.
Je nach Grösse des Kindes wird mit einem Finger (Neugeborene), 2 Fingern (ca. 2j.), 3 Fingern
(ca. 3J.), 4 Fingern (ca.4 J.) und dann die Handballe ab ca. 5-6 Jahren. Nicht mit der anderen
Hand helfen, da sonst die Kraftauswirkung auf den Thorax zu hoch wird.
Das Fachpersonal wird die Kleinkinder mit einem Verhältnis 15:2 reanimieren, aber nur, wenn
mehrere Helfer anwesend sind. Für die Ersthelfer ist ein Verhältnis 30:2 empfohlen. So müssen
sie kein Unterschied zu den Erwachsenen machen und nur ein Ablaufschema lernen.
Die Drucktiefe der Herzmassage ist ca. 1/3 des Brustkorbdurchmessers oder der
Faustdurchmesser des Patienten.
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Beatmung: Neugeborene zu beatmen ist eine Kunst. Man stellt sich vor:
Man nimmt selber eine Kerze in die Hand, zündet sie an und streckt den Arm aus. Jetzt können
sie pusten, die Kerze darf flackern aber nicht löschen. Das ist das Beatmungsverhältnis für ein
Baby. Je grösser sie sind, umso mehr darf man wagen.
Merke:
Kinder haben durch ihre physiologisch niedrige funktionelle Residualkapazität (FRC)
kleine Sauerstoffspeicher bei gleichzeitig hohem Sauerstoffverbrauch.
Die tolerierbare Apnoephase ist daher wesentlich kürzer als bei Erwachsenen, die
Hypoxiegefahr (Sauerstoffmangel) entsprechend wesentlich höher.
Alter und O2-Reserve nach 2 Minuten
Beatmung mit 100% Sauerstoff
O – 6 Monate
6 – 24 Monate
2 – 5 Jahre
6 – 10 Jahre
10 18 Jahre
(nach Patel et all. 1994)
2.04.2.3.
100s
120s
160s
230s
380s
Defibrillation bei Kindern
Automatisierte externe Defibrillatoren vom Standardtyp sind für den Einsatz bei Kindern ab 8
Jahren geeignet. Die Geräte in der Laiendefibrillation sind ca. auf 120-150 Joule eingestellt.
Manche Geräte sind umstellbar und somit dann auch auf eine höhere Spannung frei wählbar.
Verwenden Sie bei Kindern zwischen 1 und 8 Jahren pädiatrische selbstklebende Pads zusammen mit einem Energiedämpfer oder nutzen Sie – falls verfügbar – den pädiatrischen
Betriebsmodus. Kinderelektroden sind in der Regel bis höchstens 70 Joule eingestellt.
Die meisten Gerätehersteller sprechen von 25 Kg Körpergewicht, sprich, wer weniger Kilo hat
braucht die Kinderelektroden, ansonsten die Erwachsenen-Elektroden.
Steht ein Laiendefibrillator bei einem Kind mit ca. 10-15 Kg zur Verfügung, das nur ErwachsenElektroden hat, kann man auch diese anhängen. Obwohl sie mehr Joule absetzen werden.
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Niveau 2
Erweiterte Massnahmen verlaufen entsprechend der Durchführung beim Erwachsenen in
angepasster Form.
Bei Kindern unter 1 Jahr wird die Anwendung von AED nicht empfohlen. Das Auftreten von
defibrillierbaren Herzrhythmen bei Säuglingen ist sehr selten, es sei denn, es liegt eine
Herzerkrankung vor. In diesen seltenen Fällen soll, wenn der AED das einzige verfügbare Gerät
ist, dessen Einsatz (vorzugsweise mit einem Energiedämpfer) erwogen werden.
Wie auf dem Bild werden
Kinderelektroden
nicht
gleich aufgeklebt wie bei
den Erwachsenen.
Eine wird auf den Rücken,
die andere auf der Brust
geklebt.
Da
nicht
so
stark
reanimiert wird (Drucktiefe)
wie bei Erwachsenen geht
dies trotz Elektroden.
2.04.3.
Beenden einer Reanimation allgemein
Wann darf man mit der Reanimation aufhören?





Wenn der Patient sich bewegt oder selber atmet
Wenn eine andere Person weitermacht
Wenn eine Fachperson ablöst
Wenn ein Arzt da ist und den Abbruch bestimmt
Wenn der Helfer seine Grenzen erreicht hat und einfach nicht mehr kann
2.04.3.1.
Bedingungen, wo keine Defibrillation durchgeführt wird:
Physiologische Gründe




Vorhandener Puls
Unterkühlte Patienten unter 27°C Körperkerntemperatur
Asystolie, pulslose elektrische Aktivität
SichereTodeszeichen
Umgebungsbedingte Gründe




Direkter Hautkontakt des Patienten zum Helfer
Nasser Untergrund (Nässebrücke zum Helfer)
Metallischer Kontakt zwischen Patient und Helfer
Explosionsgefährdete Umgebung
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BLS/AED
Niveau 2
Rechtliche Gründe
Bei einem Kreislaufstillstand stellt sich unweigerlich die Frage nach dem Sinn von
Reanimationsmassnahmen und deren Abbruch. Diese Entscheidungen werden durch
individuelle, international und lokal kulturelle, rechtliche, traditionelle, religiöse, soziale und
ökonomische Faktoren beeinflusst. Sie ist neben vielen anderen Fragen Thema der
Medizinethik bzw. der Ethik allgemein.
In manchen Ländern können Patienten rechtlich bindende Patientenverfügungen verfassen.
Diese haben den Zweck, den Willen des Patienten bezüglich medizinischer Behandlung für den
Fall seiner Einwilligungsunfähigkeit schriftlich festzuhalten. Oftmals beinhaltet dies auch den
Willen, nicht reanimiert bzw. defibrilliert zu werden. Aufgrund von situationsbedingtem Zeitdruck,
mangelnder Überprüfbarkeit der Personalien und der Patientenverfügung selber sind
Patientenverfügungen in der Regel in der ausserklinischen Notfallmedizin jedoch nicht relevant.
Somit wird in den meisten Fällen mit einer Reanimation begonnen. Anders verhält es sich bei
Krankenhauspatienten, deren Identität geklärt ist und deren Patientenverfügung ihrer
Krankenakte beiliegt.
In der Haltung des medizinischen Personals zu schriftlichen Vorausverfügungen gibt es
international erhebliche Abweichungen. Das gleiche gilt auch für gesetzliche Regelungen zur
Verbindlichkeit solcher Patientenverfügungen.
Neben dem Beginn von Reanimationsmassnahmen wird auch deren Beendigung kontrovers
diskutiert. Eindeutige Zeichen, die mit einem möglichen Erfolg oder Misserfolg einer
Wiederbelebung korrelieren, sind bisher in keiner Studie eindeutig belegt worden. Sind die
therapeutischen Möglichkeiten ausgeschöpft, dauert eine erfolglose Reanimation lange an oder
sind keine Aussichten auf ein akzeptables Überleben gegeben, kann der behandelnde Arzt die
Massnahmen beenden. Allgemeine Entscheidungsregeln zu dieser in den meisten Ländern
legalen passiven Sterbehilfe beim Abbruch der Massnahmen, sowie auch zur Beendigung der
Behandlung im persistierenden (langfristig fortbestehenden) vegetativen Zustand nach einer
Reanimation, kann es nicht geben.
Sehr unterschiedliche Sichtweisen gibt es bei der Frage der Forschung und Ausbildung an
gerade Verstorbenen. Insbesondere im islamisch geprägten Kulturkreis, zunehmend aber auch
in westlichen Staaten, insbesondere in den USA, wird dies abgelehnt. Verschiedene
Fachgesellschaften sehen die Zukunft der Forschung in diesem Bereich durch die zunehmend
striktere Gesetzgebung in vielen Ländern gefährdet.
Das Konzept der Anwesenheit von Angehörigen während der Reanimation entstand in den
1980er Jahren. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass es zur Bewältigung dieses
belastenden Ereignisses beitragen kann. Dieses Vorgehen ist in vielen europäischen Ländern
dabei, akzeptierte Praxis zu werden. Eine wichtige Entwicklung ist die Unterstützung von
traumatisierten Angehörigen nach erfolgloser Reanimation durch Kriseninterventionsteams.
Auch für Ärzte und Mitarbeiter des Rettungsdienstes stellt eine Reanimation einen psychisch
belastenden Einsatz dar. In besonderem Masse betrifft dies die Wiederbelebung von Kindern.
Mögliche Folge bei diesen Berufsgruppen ist die Ausbildung von posttraumatischen
Belastungsstörungen und Burnout-Syndrom. Parallel zur Krisenintervention bei Angehörigen
stehen für die Bewältigung besonders traumatisierender Erfahrungen Methoden für die Helfer
zur Verfügung, die Critical Incident Stress Management (CISM) oder Stressbearbeitung nach
belastenden Ereignissen (SbE) genannt werden. In der Schweiz: Care-Teams in jedem
Kanton oder www.seminare.ch Untertitel: Coaching) oder Tel. 144 kann weiterhelfen.
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BLS/AED
2.04.3.2.
Niveau 2
Fachpersonal, das „schlechte Nachrichten“ überbringen muss:
 Stellen Sie sich mit ihrem Namen vor; dies ist banal, wird jedoch bei der Dynamik einer
Reanimationssituation leicht vergessen.
 Bieten Sie ein Gespräch in einer möglichst ruhigen Umgebung an und suchen Sie einen
möglichst geeigneten Ort dafür auf. Ein Gespräch neben dem soeben Verstorbenen ist
ungeeignet!
 Fragen Sie, ob ggf. weitere Personen anwesend sein sollen.
 Führen Sie das Gespräch auf gleicher Augenhöhe; nehmen Sie sich die Zeit im Sitzen.
 Vergewissern Sie sich der möglichst ungeteilten Aufmerksamkeit.
 „Holen Sie die Angehörigen ab“, indem Sie das Geschehene
allgemeinverständlich skizzieren und ihre Massnahmen verständlich erklären.
möglichst
 Beschreiben Sie die nächsten Schritte; das Mitführen eines Flayers für Angehörige
Verstorbener hat sich vielfach bewährt.
 Sollte die Polizei hinzugezogen werden, erklären Sie, warum dies erforderlich war.
 Seien Sie authentisch und bieten Sie Ihre Nähe an! Zwingen Sie diese aber nicht auf,
denn das Mass der Nähe und Vertrautheit wird in erster Linie durch die Betroffenen
selbst bestimmt.
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BLS/AED
2.04.4.
Niveau 2
Mögliche Ursachen eines Herzstillstandes
Als Kreislaufstillstand bezeichnet man den Ausfall des Herz-Kreislaufsystems. Meistens hören
wir den Ausdruck klinischer Tod. Dieser Zustand ist potenziell reversibel und lässt sich durch
die Einleitung einer Herz-Lungen-Wiederbelebung (kardiopulmonale Reanimation) therapieren.
Es gelingt jedoch nur, einige der Betroffenen wiederzubeleben, und die Massnahmen sind nur
in einem Zeitfenster von wenigen Minuten erfolgversprechend.
Ohne solche Massnahmen tritt der Hirntod ein, der durch den irreversiblen Funktionsverlust von
Grosshirn, Kleinhirn und Hirnstamm definiert ist. Er ist der Individualtod des Menschen. Der
biologische Tod als letztes Stadium ist das Ende aller Organ- und Zellfunktionen.
Ursachen des Kreislaufstillstandes:
 Plötzlicher Herztod (meistens Herzinfarkt oder Herzrhythmusstörungen) (80%)
 Schwere Lungenerkrankungen
 Schlaganfall
 Ersticken
 Vergiftungen (z.B. Medikamentenüberdosierungen, Drogenmissbrauch)
 Ertrinken
 Suizide
 Stromunfälle
 Atemstillstand
 Rasche Abkühlung (Sturz ins kalte Wasser)
 Gewalteinwirkung auf den Thorax
 Schock (Allergien oder hoher Blutverlust)
2.04.4.1.
Herzkrankheiten
Herzprobleme sind meistens ursächlich in Rhythmusstörungen,
Angina pectoris
(Gefässverengung in den Herzkranzgefässen) oder Herzinfarkt (Gefässverschluss der
Herzkranzgefässe) zu finden. Sie können zum Herzstillstand führen.
Angina-pectoris-Anfall
/ Herzinfarkt (Pro Jahr in CH 30'000 Personen betroffen)
Ablagerungen an den Innenwänden der Herzkranzgefässe werden Plaques genannt. Sie
bestehen aus Fetten wie Cholesterin, die sich mit dem Mineralstoff Kalzium verbinden. Sie
führen zu Gefässeinengungen. So kommt weniger Blut zum Herzmuskel, er kann dadurch
geschädigt werden. Dann spricht man von einer koronaren Herzerkrankung. Die chronische
Erkrankung wird mit der Zeit immer schlimmer. Es ist ähnlich wie bei einer Wasserleitung, die
durch Kalk langsam verstopft.
Diese Verengung macht sich deutlich bemerkbar bei Anstrengung, Sport etc.. Immer wenn sich
der Patient anstrengt, wird er starke, vernichtende Schmerzen in der Brust verspüren.
Beruhigen sie sich, vergeht der Schmerz. Dies nennt man Angina-pectoris-Anfall.
Schenkt man diesen Anfällen wenig Beachtung und geht nicht zum Arzt, wird diese
Plaquesbildung fortschreiten. Irgendwann ist dieses Gefäss ganz verstopft, was einem
Herzinfarkt entspricht. Je nach Höhe des Verschlusses ist ein kleineres resp. grösseres
Versorgungsgebiet des Herzens unterbrochen, was zum Absterben dieses Gebietes führen
kann.
Innerhalb 3.5 - 4 Stunden muss dieses Gefäss wieder geöffnet werden können!!
4 Stunden = (d.h.: Einweisung, Labor, Untersuch, Lokalisation welches Gefäss, OP)
Siehe auch Hauptkapitel 1
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BLS/AED
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Symptome des Herzproblems:





Mehr darüber auch im Hauptkapitel 1
(Auffrischen der Grundkenntnisse)
2.04.4.2.
Heftiger Druck und klemmende, beengende
oder brennende Schmerzen in der Brust
(Dauer länger als 15 Minuten), oft verbunden
mit Atemnot und Todesangst
Manchmal Ausstrahlung des Schmerzes in
den ganzen Brustkorbbereich, gegen beide
Schultern, Arme, den Hals, Unterkiefer oder
Oberbauch.
Mögliche Begleitsymptome sind blasse, fahle
Gesichtsfarbe,
Übelkeit,
Schwäche,
Schweissausbruch,
Atemnot,
unregelmässiger Puls
Der
Schmerz
ist
unabhängig
von
Körperbewegungen oder der Atmung und
verschwindet auch nach Einnahme von
Nitroglyzerin nicht
Achtung! Bei Frauen, Diabetikern und
älteren
Patienten
können
folgende
Symptome
als
alleinige
Warnsignale
auftreten: Atemnot, unerklärliche Übelkeit
und Erbrechen, Druck in Brust, Rücken oder
Bauch.
Hirnkrankheiten
Streifung oder TIA / Hirninfarkt oder Schlaganfall
(Pro Jahr in CH 12'500 Personen betroffen)
Ablagerungen an den Innenwänden kann es überall im Körper, in den Organen und Gefässen
geben. Verheerende Folgen kann es nicht nur im Herzen haben sondern leider auch im Gehirn.
Eine Streifung oder TIA (transitorische ischämische Attacke) ist ein Begriff aus der Medizin und
bezeichnet vorübergehende neurologische Ausfallerscheinungen, die nicht länger als 24
Stunden anhalten. Ursache ist meist eine umschriebene Durchblutungsstörung einer
Gehirnregion. Die TIA hat heute in der Notfallmedizin eine grosse Bedeutung, weil die möglichst
rasche Erkennung und Behandlung der Ursache bei vielen Patienten einen „grossen“
Schlaganfall verhindern kann. Auch eine Streifung kann Hirnschädigungen hinterlassen,
respektive sich nicht ganz regenerieren!
Ein Hirninfarkt hingegen regeneriert sich nicht in 24 Std.. Dem Schlaganfall liegt ein plötzlicher
Mangel der Nervenzellen an Sauerstoff und Nährstoffen zugrunde.
Die Blutzufuhr wird in irgend einer Hirnregion unterbrochen. Das Ausmass und die
schwerwiegenden Folgen hängen vom betroffenen Hirnteil ab. Vier von fünf Hirnschlägen
werden durch Arteriosklerose (Kalkablagerungen in den Gefässen) verursacht.
Achtung: Ist es wirklich „nur“ eine Streifung / TIA (Vergleichbar mit Angina pectoris im
Herz), oder ein Schlaganfall / Hirnschlag oder gar eine Hirnblutung?
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BLS/AED
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Innerhalb maximal 2,5 Stunden muss das Gefäss wieder offen sein, falls es sich „nur“
um einen Schlaganfall handelt.
Geöffnet wird dies mittels Spezialmedikamente durch Infusion, genannt LYSE.
2.5 Stunden = ( Einweisung, Untersuch (Hirnblutung ausschliessen), Labor, LYSE)
Sollte es aber eine Hirnblutung sein, nimmt die Blutung im Gehirn Platz ein, den es
eigentlich gar nicht hat!
Dadurch wirkt sich dies am Anfang genau gleich aus wie ein Schlaganfall, da es die
Hirnfunktion durch zusammenpressen der Hirnmasse beeinträchtigt.
Ein Beispiel:
Frau H. 78 Jahre, Herr H. 81 Jahre. Tochter Tina kommt mit der Familie zu Besuch. Während
dem Essen fällt Tina und ihrem Mann auf, das Herr H. die Suppe stetig aus einem Mundwinkel
läuft und auch beim Menue vieles wieder aus dem Mund fällt. Tina fragt ihre Mutter: „Sag
einmal, seit wann isst der Vater auf diese Art und Weise?“. Die Mutter meinte nur, dass der
Vater sich seit letzter Woche verändert habe. Nach dem Essen, als der Vater aufstand und sich
vom Tisch entfernte, zog er ein Bein leicht hinter sich her. Tina bemerkte das und fragte
nochmals ihre Mutter:“ Sag mir, seit wann ist Vater so schlecht zu Fuss unterwegs?“. Die Mutter
meinte, das genau seit letzter Woche. Aber er sei ja über 80 Jahre und das Alter bringe ja nun
leider dieses und jenes mit sich. Doch Tina liess nicht locker und fragte die Mutter weiter: „Was
war denn passiert letzte Woche?“. Die Mutter meinte, dass der Vater auf dem WC sitzen
geblieben sei. Er schaffte es nicht, selber aufzustehen. Sie hätte die Nachbarin um Hilfe bitten
müssen. Weiter fragte Tina: „Ja und der Arzt, war der gekommen?“. Welchen Arzt, meinte die
Mutter, dazu müsse man doch ein Arzt haben, da sie mit der Nachbarin zusammen den Vater
bis ins Wohnzimmer hätte bringen können und später sei er wieder selber aufgestanden.
Schliesslich seien sie ja schon alt und so sei immer etwas nicht so, wie man sich das Altwerden
vorgestellt hätte.
Was war da wohl vorgefallen????
Was wichtig ist:
Hat jemand Blutdruckprobleme muss er jede Woche mind. Einmal gemessen werden. Ist er zu
hoch, misst man diesen am anderen Tag noch einmal. Ist er wieder zu hoch, beginnt man die
täglichen Messungen aufzuschreiben. Geht das eine Woche immer gleich, muss unverzüglich
der Arzt konsultiert werden. Ein bestehender Termin, beispielsweise in 2 Monaten, ist nichtig.
Dies muss vorher geschehen.
In diesem Fallbeispiel wäre klar gewesen: Schon als der Vater auf dem WC sass, hätte die
Ambulanz aufgeboten werden sollen.
FAZIT:
Sei es bei Herz- oder Hirnproblemen, 1.Hilfe muss möglichst schnell aufgeboten werden via
Sanität 144. Erkennen und sofort reagieren, die Zeit ist der grösste Feind in solchen
Situationen.
Viele, v.a. ältere Ehepaare, nehmen es nicht so ernst. Veränderungen des Partners werden oft
als neue Alterserscheinungen abgetan.
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BLS/AED
Niveau 2
Mögliche Tests mit einem Verdachtspatienten:
Test 1:
Versucht die Person zum lächeln
aufzufordern.
Die
eine
Seite,
Mundwinkel und Wange wird er nicht
anheben können. Das Gesicht wird
„schief“ aussehen.
Test 2:
Geben sie ihm beide Hände, seine linke
mit ihrer rechten und umgekehrt, also
gekreuzt. Fordern sie ihn auf beide
Hände fest zu drücken. Der Druckunterschied ist gut zu spüren.
Test 3:
Bitten Sie die Person, gleichzeitig beide
Arme
nach
vorne
zu
heben,
Handflächen nach oben. (Bei einer
Lähmung kann ein Arm nicht gehoben
werden bzw. sinkt oder dreht sich, vor
allem bei geschlossenen Augen, ab)
Sprache: Z.B. „Ich benötige keine Hilfe“.
Test 4:
Bitten Sie die Person, einen einfachen
Satz nachzusprechen, zum Beispiel:
„Ich benötige keine Hilfe.“ (Der Satz
muss korrekt wiederholt werden, die
Sprache darf nicht verwaschen sein).
Mehr darüber auch im Hauptkapitel 1
(Auffrischen der Grundkenntnisse)
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