Erinnerung an eine Schlacht, die 1389 geschlagen wurde

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Erinnerung an eine Schlacht, die 1389 geschlagen wurde
Warum Krieg?
Kriegsschauplatz Kosovo
Serbien: Erinnerung an eine Schlacht, die 1389 geschlagen wurde
Das Amselfeld heute
Einwanderung der Serben - oder: War das Kosovo immer schon serbisch?
Die ersten slawischen Stämme (Serben, Kroaten, Slowenen, Bulgaren, Makedonier u.a.)
kamen im 5. und 6. Jahrhundert im Zuge der Völkerwanderung nach Südosteuropa. Sie
waren Ackerbauern, und das Byzantinische Reich konnte bzw. wollte ihre Landnahme nicht
verhindern. Doch bis ins Mittelalter gelang es nicht, die slawischen Stämme unter einer
Führung zu vereinen.
Als die Serben serbisch-orthodox wurden - oder: Ein Volk und eine Kirche?
Im 11. Jahrhundert festigte das Byzantinische Reich seine Vormachtstellung auf dem
Balkan. Der Balkan wurde immer stärker von der orthodoxen Kirche dominiert.
1180 erkämpften sich die Serben die
Unabhängigkeit von Byzanz. In dieser Zeit
entstand eine enge Verbindung zwischen
dem serbischen Königreich und den serbisch-orthodoxen Nationalkirchen. Der
Aufbau einer serbischen Nationalkirche zu
Beginn des 13. Jahrhunderts bedeutete die
endgültige Absage der Serben an Rom.
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Warum Krieg?
Kriegsschauplatz Kosovo
Das serbische Königreich - und Kosovo als sein Zentrum
Nach dem Sieg 1330 über die Bulgaren errang Serbien die Vormachtstellung auf dem Balkan.
In einem beispiellosen Siegeszug baute der jugendliche König Stefan IV Dušan ein serbisches Großreich auf. Das Kosovo wurde zum Zentrum dieses serbischen Königreiches.
Mit seiner glanzvollen Krönung zum „Kaiser der Serben und Griechen“ 1346 verfolgte Stefan
Dušan das alte Ziel der Herrscher am Balkan: die Wiederaufrichtung eines umfassenden
Imperiums am Balkan um den Mittelpunkt Konstantinopel.
Seine ehrgeizigen Pläne scheiterten jedoch daran, dass der Mauerring rund um die Kaiserresidenz Konstantinopel nicht bezwungen werden konnte.
Nach dem Tod Stefan Dušans gingen die einzelnen Landesteile des serbischen Königreiches
bald wieder ihre eigenen Wege.
Etwa zur gleichen Zeit dehnte sich auch das Herrschaftsgebiet des Osmanischen Reiches
aus.
Die Schlacht am Amselfeld (1389) - oder: eine Niederlage, die zur Legende
wurde
1389 verloren die Serben die Schlacht am Amselfeld gegen die Türken. Die Region fiel an das
Osmanische Reich.
Auf dem Amselfeld stellte sich der serbische Fürst Lazar am 15. Juni (dem St. Veitstag)
dem türkischen Sultan. Der stürmische Angriff der Serben brachte die verwirrten Türken
vorübergehend in arge Bedrängnis, doch schließlich endete die Schlacht mit einem verlustreichen türkischen Sieg. Der greise Fürst Lazar geriet mit seinem Gefolge in Gefangenschaft und
wurde hingerichtet.
Schon bald rankten sich rund um die blutige Schlacht Legenden, die den Untergang des
serbischen Heeres und seiner adligen Führer mit dramatischen Zügen ausschmückten.
Die Herrschaft der Türken
Unter der Herrschaft der Türken gewann der Islam an Bedeutung und die
europäisch-abendländischen Einflüsse wurden zurückgedrängt. Zur politischen, sozialen,
rechtlichen oder wirtschaftlichen Herrenschicht konnte nur gehören, wer sich zum
Islam bekannte. Gewaltsame Versuche der Bekehrung waren dem islamischen Recht
allerdings fremd. Die ausschließliche Bindung der Vorrechte und Privilegien an das
Bekenntnis zum islamischen Glauben war aber mächtiger Anreiz zu freiwilligen Übertritten.
Die überwiegende Mehrheit der christlichen Bevölkerung wurde der Unterschicht
zugerechnet, die zu Steuerleistungen für die muslimischen Herren verpflichtet waren.
Erst 1867 zogen sich die Türken vollständig aus Serbien zurück.
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Warum Krieg?
Kriegsschauplatz Kosovo
19. und 20. Jahrhundert - Wer beherrscht den Balkan?
Am Balkan lebten:
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christlich-orthodoxe Serben
muslimische Mehrheit in Bosnien
christlich-orthodoxe Makedonier
muslimische Makedonier
österreich-ungarische Kroaten
katholische Slowenen
nicht-südslawische Völker: Albaner, Ungarn, Türken, Italiener
Folgende Großmächte rangen um Einfluss am Balkan: Russland, Österreich-Ungarn,
Italien, Großbritannien, Deutschland und Frankreich.
Nationale Wiedergeburt - oder: Beginn einer Feindschaft?
Die christlichen Völker der Balkanhalbinsel hatten in der Zeit der türkischen Herrschaft ihre
politische, nationale und kulturelle Unabhängigkeit verloren. Die Massen der Christen waren
Bauern, ihre Sprache war ein Bauerndialekt und die Erinnerung an die Unabhängigkeit lebte
nur noch in Sagen und Volksliedern.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte dann eine mächtige nationale Bewegung
ein. Die Russen meldeten unter Berufung auf die Idee des Panslawismus (die nationale
Gemeinschaft der slawischen und orthodoxen Russen mit den slawischen und orthodoxen
Balkanvölkern) Ansprüche auf die Balkanhalbinsel an.
Nach Einschätzung vieler Historiker haben die heutigen Konflikte ihre Wurzeln in dieser Zeit.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts werden die Auseinandersetzungen zwischen Serben und
Albanern (die es schon vorher gab - genau so wie Konflikte der Serben untereinander
und Konflikte der Albaner untereinander) zunehmend unter einem nationalen Gesichtspunkt
gesehen.
Ein Nationalstaat für die Serben - und: neuer Konfliktstoff
Es gelang der russischen Armee der Türkei den größten Teil ihres europäischen Besitzes zu
nehmen. England und Österreich waren gegen diesen massiven russischen Einfluss.
Auf dem Berliner Kongress (1878) versuchte man dann, den Balkan neu zu ordnen.
Serbien erhielt die volle Unabhängigkeit.
In der Folge begannen die Serben Anspruch auf ihre Stammesgenossen zu erheben, die noch
innerhalb der Österreichisch-ungarischen Monarchie lebten.
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Warum Krieg?
Kriegsschauplatz Kosovo
Auslöser des 1. Weltkrieges
In Serbien wuchs die Feindschaft gegen den Vielvölkerstaat Österreich, das weite Gebiete, die
von den Serben beansprucht wurden, in Besitz hielt. 1907 forderten serbische Nationalisten,
die ein panslawistisch-großserbisches Reich vertraten, den Anschluss Bosniens an Serbien.
Österreich annektierte in der Folge Bosnien und Herzegowina.
Die Situation war am 28. Juni 1914 bereits äußerst angespannt, als der österreichische Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand, und seine Frau von einem serbischen Nationalisten
ermordet wurden. Österreich erklärte Serbien daraufhin den Krieg, marschierte im August
in das Land ein und löste so den 1. Weltkrieg aus.
Die Zwischenkriegszeit
Nach dem Zerfall des österreich-ungarischen Kaiserreiches proklamierte König Alexander
das „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“. Der Wunsch der anderen Völker
nach Autonomie bleib dabei weitgehend unbeachtet.
Der Zweite Weltkrieg - oder: Aufwind für die Kosovo-Albaner
Am 17. April 1941 musste Jugoslawien die bedingungslose Niederlage gegen Hitler-Deutschland anerkennen. Das Kosovo wurde dreigeteilt (Bulgarien im Osten, der Norden an Deutschland, der größte Teil ging an Albanien).
In den Kriegswirren kam es von Seiten der Albaner zu stärkeren Ausschreitungen
gegen die serbischen Einwohner des Kosovo. Während des Zweiten Weltkrieges
wurden schätzungsweise 40.000 Serben von den Albanern aus dem Kosovo vertrieben.
Die sozialistische Republik Jugoslawien - oder: Nationaler Friede?
Ab 1945 war der Kroate Josip Broz, der sich später Tito nannte, Ministerpräsident
und Verteidigungsminister im befreiten Jugoslawien. Er wollte die nationale Frage durch
die Schaffung von 6 Teilrepubliken lösen. Jedenfalls gelang es Tito, die nationalen
Differenzen zu überdecken und die Einheit des Vielvölkerstaates zu erhalten.
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Warum Krieg?
Kriegsschauplatz Kosovo
Bürgerkrieg in Jugoslawien
Am 4. Mai 1980 starb Tito und das „Präsidium der Republik“ übernahm die Regierungsgeschäfte.
Nach Titos Tod traten die alten Rivalitäten zwischen den Völkern wieder stärker hervor die Bundesstaaten forderten ein stärkeres Mitspracherecht in der von Serben dominierten
Zentralregierung.
Serbien versuchte den Bestand der Föderation zu retten. Serbiens Ziel war es, seine dominierende Position zu wahren und die serbischen Minderheiten in den anderen Republiken
zu schützen.
Der serbische Präsident Milosevic zettelte Kriege gegen die neu entstandenen ehemaligen
Republiken an.
Slowenien: 27. 6. - 29. 6. 1991
Kroatien: 31. 3. 1991 - 9. 1. 1992
Bosnien Herzegowina: 6. 4. 1992 - 21. 11. 1995
Das Kosovo genoss bis 1989 einen hohen Status an Autonomie. Unter dem serbischen
Präsidenten Milosevic fand die weitgehende Freiheit ein Ende. Milosevic stellte das Gebiet
direkt unter die Kontrolle Belgrads.
Im Juni 1989 wird der 600. Jahrestag der Schlacht am Amselfeld begangen. Die Erinnerung
an die Schlacht wird zu einer Inszenierung der Macht von Milosevic, der die „glorreiche Vergangenheit“ des serbischen Volkes beschwört.
Der serbische Polizeiapparat unterdrückte in der Folge jedes Aufkommen von
Unabhängigkeitsbestrebungen. Die Kosovo-Albaner richteten im Untergrund Parallelinstitutionen ein und entschieden sich 1991 in einem Referendum für die Errichtung eines
unabhängigen Staates.
Ende 1997 eskalierte die Situation schließlich - die Folgen haben wir auf dem Arbeitsblatt 1
„Bilanz eines Krieges“ beschrieben.
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