ORTE DER ROMA UND SINTI 12.2. BIS 17.5. 2015 - Romano

Transcrição

ORTE DER ROMA UND SINTI 12.2. BIS 17.5. 2015 - Romano
romano centro
heft nr. 82, MAI 2015
ROMANE
THANA
ORTE DER ROMA UND SINTI
12.2. BIS 17.5. 2015
WIEN MUSEUM
KARLSPLATZ
romano centro
Editorial
Liebe LeserInnen und Leser!
Die Ausstellung „Romane Thana – Orte
der Roma und Sinti“, die von 12.2. bis
17.5.2015 im Wien Museum zu sehen
war, war ein voller Erfolg. Wir möchten
in dieser Ausgabe einen Rückblick auf
ein erfolgreiches Projekt bieten, das vom
Verein Romano Centro in den letzten
Jahren mit sehr viel Aufwand und Energie verfolgt wurde, und das wohl wie
kein anderes vorher die Roma/Romnja
und Sinti/Sintize als wichtigen Teil der
österreichischen Gesellschaft dazustellen
vermochte.
„Eine anspruchsvolle, erhellende Schau.“
Salzburger Nachrichten
Bei Redaktionsschluss Ende April zeichnete sich schon ab, dass am Ende über
20.000 Personen die Ausstellung im Wien
Museum besucht haben werden, an Spitzentagen war sie so voll, dass sich die
BesucherInnen bei den einzelnen Stationen anstellen mussten. Über 800 Personen bei der Eröffnung zeigten schon am
Beginn, dass das Interesse der Menschen
an diesem Thema sehr groß ist. Auch die
Verweildauer der BesucherInnen laut den
Beobachtungen der AufseherInnen war
überdurchschnittlich hoch und zeigt, dass
den BesucherInnen sehr viel an interessanten Objekten, Bildern, Texten, Fotos
und Videos geboten wurde.
Die Rückmeldungen,
die wir von den Besu- „Romane Thana. Orte der Roma und Sinti“ ist ein sehr
cherInnen bekommen, verdienstvolles Projekt. Es entmystifiziert die Lebensweisind durchwegs sehr gut, se von Zuwanderern, die seit dem Mittelalter in Eurund zwar sowohl von opa zu Hause sind, jedoch als „fahrendes Volk“ und
den Roma/Romnja als als „Zigeuner“ diffamiert und verfolgt wurden – und
auch von den Gadsche. häufig noch immer werden. Das sogenannte FremIm Gästebuch der Aus- de wird in dieser Schau vertraut, indem Vertreter diestellung finden sich viele,
ser Gemeinschaften über ihre Geschichte berichten.“
auch sehr persönliche
Die Presse
Einträge, von denen wir
einige auch in diesem
Heft wiedergeben. Die
Niederlande sind ebenso vertreten. Auch
Einträge kommen nicht nur von öster- in den Medien war die Ausstellung stark
reichischen BesucherInnen, Länder wie präsent und wurde vor allem wegen
Ungarn, Serbien, Deutschland, Schweiz, des partizipativen Ansatzes sehr positiv
Italien, USA, Mexico, Spanien oder die beschrieben.
2
Das Rahmenprogramm der Ausstellung
war dicht und vielfältig: Vorträge, Diskussionen, Filme, Präsentationen von
Studien, Stadtspaziergänge, Konzerte und
Workshops für Kinder sorgten für sehr
viel Interesse bei den BesucherInnen. Wir
danken Marcus Wiesner für die fotografische Dokumentation der Ausstellung
und das Titelbild!
Die Redaktion
•
„Die Ausstellung lädt zum Verweilen ein. Man
erfährt viel Neues, ist aber auch dazu angehalten,
nachzudenken, selbst Interpretationen zu finden.“
Wiener Zeitung
romano centro
Editorialno
intereso le manušêngo pe kaća tematika sî
desja baro. Vi le vrjami, sode vrjama aśile
Kuč phralalen thaj phejalen,
kaj ginaven amaro žurnalo!
E egzibicija „Romane Thana - Orte der
Roma und Sinti“ kaj sîkadili kat 12.02 źi
ka 17.05.2015 ando Wien Museum, sas
jeg baro uspexo. Katka, ande kaća edicija kames te das jeg retrospekcija pe jeg
uspešno projekto. Pe kodja sama musaj sas
o Romano Centro pe palune bêrš te ćidel
sja peski zor taj energija. O projekto birindas angluji data te prezentiril le Řomengi
taj Sintongi ljuma, sar jek importantno
kotor kata la austrijako društvo.
„ Jeg ambiciozno, iluminativno egzibicija“
Salzburger Nachrichten
Po redakcijako agor pe palune djes le
apriloskê, dićol, kê źi po agor avile maj but
de 20.000 vizitorja te dikhên e egzibicija
ande Museum Wien. Vunivar sas la egzibicijaki sala kadići pherdi kê le vizitorja
sas te aźukêren angla l’ diferentni stacije.
Već o pîterimos la egzibicijako - kaj avile
maj but de 800 vizitorja - sîkadja kê o
jakê vizitorija, nego vi kata vizitorja kata
Ungro, kataj Srbija, kata o Njamco, kataj
Švajcarska, kataj Italija,
„Romane Thana - Orte der Roma und Sinti“ sî jek desja kata l’ USA, kata Meksivredno projekto. O projekto demistificiril le trajosko modo ko taj kataj Holandija. Vi
kata l’ imigrantur, save trajin de kata o maškaruno šêlutno ande medije e egzibicija
sas prezentirime zurales
bêrs ande Evropa khêre, taj sas taj sî butivar źi ajdes difataj specifično anda pesko
mirime taj progonime sar „phirimasko narodo“ taj sar
participativno kocep„Zigeuner“. O takovzano „strêjino kêrdjol le manušêngê to desja pozitivno evaande kaća egzibicija prinźando, kodolasa kê reprezen- luirime. O programo la
tantur kata kadala komune vorbin pa peski biografija.“ egzibicijako sas ande but
Die Presse
fjal: Vorbakê prezentacije, diskusije, filmur, stule vizitorja pe egzibicija sas, palaj vorbi le dijengê prezentacije, foroskê ekskursije,
stražarengê, desja lungo taj sîkavel kê čačes koncertur taj śavořêngê bućakê seminarur
but interesantni patretur, tekstur, fotogra- anzarde svakone vizitorjoskê but djeli kaj
fije taj videovour sîkadile.
perenas leskê pe dragomaste.
E exo, kaj arêsel amen kata l’ vizitorja, vi
Řomendar taj vi gaźendar, sî desja pozitivno. Pe la egzibicijaki gostongi knjiga
arakhadon but ramome komentarur, anda
lende sî vi but personalni komentarur, vuni
anda lende arakhên vi ande kado žurnalo.
Le komentarur aven na numa kata austri-
E redakcija
•
„E egzibija akharel peskê vizitorjon maj but te
aśên. Le vizitorja sićon but neve djeli taj von
len jek stimulacija, korkořo te maren peski godji,
korkořo te arakhên interpretacije.“ Wiener Zeitung
Romane Thana – Orte der Roma und Sinti
Idee
AutorInnen:
Andrea Härle
Gerhard Baumgartner, Usnija Buligović, Barka Emini,
Robert Gabris, Lilly Habelsberger, Gilda Horvath,
Manuela Horvath, Stefan Horvath, Willi Horvath,
Rabie Perić, Žaklina Radosavljević,
Barbara Tiefenbacher, Marius Weigl,
Manuel Weinrich, Tamara Weinrich
KuratorInnen
Andrea Härle, Cornelia Kogoj,
Werner Michael Schwarz,
Michael Weese, Susanne Winkler
Gefördert durch
BKA Volksgruppenabteilung
BMBF, ERSTE Stiftung
MA 7, Nationalfonds
Zukunftsfonds
Beteiligte Organisationen:
Romano Centro
www.romano-centro.org
Initiative Minderheiten
www.initiative.minderheiten.at
www.gastarbajteri.at
Wien Museum Karlsplatz
www.wienmuseum.at
Landesmuseum Burgenland
www.burgenland.at/landesmuseum
Impressum
Medieninhaber: Romano Centro – Verein für Roma
Hofmannsthalgasse 2/Lokal 2, 1030 Wien,
Tel.: 0043-1-749 63 36. Fax: 0043-1-749 63 36-11,
www.romano-centro.org,
E-Mail: [email protected]
ZVR-Zahl: 183794011
Bankverbindung: Bank Austria (BLZ 12000),
Kontonummer: 00 671 106 508, BIC: BKAUATWW
IBAN: AT70 1200 0006 7110 6508
Gefördert vom Bundeskanzleramt aus den Mitteln der
Volksgruppenförderung.
Redaktion: Ferdinand Koller, Andrea Härle, Petra Cech,
Mozes F. Heinschink, Christiane Fennesz-Juhasz, Žaklina
Radosavljević, Samuel Mago, Barbara Tiefenbacher,
Thomas Weiss
GastautorInnen/MitarbeiterInnen dieses Heftes: Usnija
Buligovic, Gilda Horvath, Manuela Horvath, Willi
Horvath, Manuel Weinrich, Tamara Weinrich, Tobias
Neuburger, Wolfgang Kos, Cornelia Kogoj
Übersetzungen: Mozes F. Heinschink, Emmerich GärtnerHorvath(S. 13, 15)
Titelbild: Marcus Wiesner, Barka Emini
Fotos/Bilder: Mirjam Karoly (S. 2), Kollektiv Kramar
Fischka (S. 4, 6, 8, 16, 18, 23), Wien Museum (S. 5, 21,
33
kleines Bild, 25), Sabine Schwaighofer (S. 7), Susanne
Winkler (S. 9), Marcus Wiesner (S. 10, 11, 12,14, 17, 19, 21,
22, 24, 27 ), Archiv Eveline Rabold (S. 13), Robert Gabris (S.
15), Gerhard Jordan (S. 20), Barbara Tiefenbacher (S. 28),
Marietta Herfort (S. 29), Romano Centro (S. 30).
Grafik: Artemiss, Karin Reinberg
Druck: Donau Forum Druck Ges. m. b. H.
Erklärung gemäß Mediengesetz: Romano Centro ist
die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift des Romano
Centro – Verein für Roma und richtet sich an Mitglieder
und Interessierte. Die Beiträge von GastautorInnen spiegeln
deren Meinung und nicht notwendigerweise die Ansichten
der Redaktion wider.
romano centro
Romane Thana
Eine überfällige Ausstellung
Von Wolfgang Kos, Direktor Wien Museum
Klischees und Vorurteile in uns allen Spuren
hinterlassen hat. Diese zu erkennen und zu destabilisieren ist eines der Anliegen von Romane
Thana. So erst kann offener Raum für zum Teil
überraschende Einblicke in die Vielfalt von
Lebenssituationen im heutigen Österreich entstehen.
Ein Roman des ungarischen Autors József Holdosi, der vom Schicksal einer RomaFamilie handelt, wurde vor 30 Jahren auf
Deutsch unter dem romantisierenden Titel
Die Straße der Zigeuner veröffentlicht. Die
Neuausgabe vermeidet das diskriminierende
Wort »Zigeuner«, nun heißt das Buch Die
gekrönten Schlangen. Ein kleines Indiz für
spürbare Veränderungen in der Außenwahrnehmung ebenso wie in der Eigensicht der
Roma. Die Durchsetzung des Begriffs „Roma“
im offiziellen, medialen und zum Teil auch im
privaten Sprachgebrauch ist in den letzten 20,
30 Jahren gelungen. Wie tief das wirkt, muss
offen bleiben. Die Roma und ihre Wirklichkeiten sind sichtbarer geworden, ihre lange
Geschichte der Ausgrenzung, die schließlich
zur fast völligen Vernichtung im Nationalsozialismus führte, ging zumindest ansatzweise
in den historischen Diskurs und in die Erinnerungskultur ein.
I
st der Zeitpunkt da, um mit einer Ausstellung wie dieser auch über eine engagierte
Szene hinaus breites, auf Empathie gegründetes Interesse hervorzurufen? Es wäre schade,
würde sie nur als „verdienstvoll“ oder „wichtig“ bezeichnet werden. Das Wien Museum
versteht sich als Bildungs-Drehscheibe, ganz
im klassischen Sinn, jedoch hoffentlich ohne
Zeigestab. Beim Thema Roma und Sinti ist
die Wissensbasis besonders lückenhaft, übrigens auch in der Forschung. Dazu kommt,
dass die Hartnäckigkeit weit zurückreichender
Der überwiegende Teil der heute in Österreich
lebenden Roma kam – ich bin sicher nicht der
Einzige, dem das nicht bewusst war – im Zuge
der Arbeitsmigration ins Land, zumeist aus
dem ehemaligen Jugoslawien, zuletzt vor allem
als sozial Deklassierte aus Ländern wie Rumänien oder der Slowakei. Die meisten leben in
Wien, nicht alle definieren sich als Roma, viele
geben sich nicht zu erkennen, um unbehelligt
leben zu können. Selbsttarnung aus Angst: eine
von vielen Leidenskomponenten.
und Sinti-Community. Dabei wird Wien als
wichtiger Lebensort sichtbar: Die Recherchen
führten zu den verschwundenen Höfen der
Lovara in Floridsdorf ebenso wie in die Wohnungen der Hausbesorger oder in das AKH,
wo viele Roma als Reinigungskräfte tätig sind.
Könnte der zunehmende gesellschaftspolitische Rückenwind überschätzt werden? „Die
Wirklichkeit sieht anders aus“, schreibt die
Journalistin Gilda-Nancy Horvath, speziell
dann, wenn man den Blick auf ganz Europa
ausweitet: „14 Millionen Roma und Sinti,
gemieden von der Politik, als ‘Zigeuner’ und
‘Kinderdiebe’ geächtet, als Nachbarn undenkbar.“ In zu vielen Ländern kulminiert der Antiziganismus in gewalttätigen, von Hass getriebenen Ausbrüchen. Der Pegel der Verfolgung
und Existenzbedrohung kann jederzeit nach
oben gehen.
2004 fand im Wien Museum die von
der Initiative Minderheiten entwickelte
Ausstellung Gastarbajteri. 40 Jahre
Arbeitsmigration statt, die auf erstaunlich große Resonanz stieß und in der
internationalen Diskussion zu einem Referenzmodell wurde. Auch beim gemeinsamen
Projekt Romane Thana, bei dem so viele Kompetenzträger zusammenwirkten, hoffen wir
auf Folgewirkungen. Ich freue mich, dass die
Ausstellung ein Jahr nach der Premiere und
der kuratorischen und gestalterischen Fertigstellung in Wien auch im Landesmuseum
„Es wurde schon Zeit für diese geschichtliche
Darstellung. Endlich für meinen Vater. Danke.“
2012 konnten Andrea Härle (Romano Centro) und Cornelia Kogoj (Initiative Minderheiten) das Wien Museum von der Idee und
den Zielen der Ausstellung überzeugen. Das
Grundkonzept wurde dann gemeinsam mit
den ausstellungserfahrenen Museumskuratoren weiterentwickelt und konkretisiert.
Der Diskussionsbedarf war groß, war doch
allen bewusst, wie viel diskursive Genauigkeit
diese Thematik erfordert. Immer wieder fiel
der Begriff „Gegenperspektiven“. Stets wurden
Roma ja von außen beschrieben, dargestellt
und klassifiziert. Das führte zur Dominanz
stereotypisierender Darstellungsformen –
ob romantisch verklärender oder von rassistischer Verachtung bestimmter. Das Fehlen
von Selbstrepräsentation wird vor allem von
Jüngeren nicht mehr länger akzeptiert, die die
Definitionsmacht über die eigene Identität
einfordern. Daraus ergab sich eine partizipative Dramaturgie: Im Zentrum der Ausstellung
stehen elf künstlerische und dokumentarische
Beiträge von „Gastautoren“ aus der Roma-
4
„Danke für diese Ausstellung – wir hoffen, sie
hilft gegen Vorurteile und Diskriminierung.“
Burgenland zu sehen sein wird. Zum Abschluss
darf ich speziell jenen danken, die seitens des
Wien Museums Schlüsselrollen spielten und
Ausstellung und Katalog gut ins Ziel brachten:
Susanne Winkler (Kuratorin), Werner Michael
Schwarz (Kurator), Bärbl Schrems (Produktionsleitung). Für die Gestaltung gilt mein Dank
Alexander Kubik (Architektur), Olaf Osten
(Ausstellungsgrafik) und Katharina Gattermann (Kataloggrafik). •
romano centro
Romane Thana
Jeg egzibicija, savi sas de demîlt te sîkadol
Katar o Wolfgang Kos, direktori kata o Wien Museum
„Die Straße der Zigeuner”, jek romano kata
le ungrosko avtoro József Holdosi, anklisto
anglal de 30 bêrš tela kodo romantično titulo
pe njamcicko śib. O romano sîkavel o trajo
jeka řomana familjako, kaj sî lakê śinado. E
nevi edicija la knjigaki či maj hasnil la diskriminacijaki vorba »Zigeuner«, nego o nevo
titulo la knjigako bušol akana „Die gekrönten
Schlangen“. Kodja sî je cîgno sêmno kaj aparentno pařuglol e percepcija le Řomengi paj
rig le gaźengi taj sîkavel sar dikhên pe le Řom
korkořo peskê jakhênca. E implementacija la
vorbaki »Roma« ande oficialno, medijako
taj parcionalno privatno śibako sektoro ande
palune 20, 30 bêrš sas desja efektivno. Sode
aśêla kodo efekto i pe vrjama kaj sî angla
amende, kodja kam sîkavla numa o futuro. Le
Řom taj lengê realitetur kêrdile maj aparentni, lengi dumutuji historija la ekskluzijakî, kaj
andja skoro o totalno xaimos le Řomengo tela
Hitleroskê manuša, arakhlja, barem rudimentalno, pesko than ande memorijaki kultura taj
ando historično diskurso.
A
rêslo li o momento, jekha egzibicijasa,
sar kaj sî kaća, te źungavas o intereso le
manušêngo, savo aśêl pe empatija le manušêngi
taj kaj nakhavel e normalno angažirime scena?
Bezêx avlas, te mothol pe paj egzibicija numa
kaj sî »importantno« taj sî la lakê »merite«.
O Wien Museum haćardol sar edukacijakî platforma, vorta pe klasično sama, numa na kadja te
sîkavel sja le najesa. Pe sama Řom taj Sinti sî le
źanglimaski baza desja fragmentarno haj kodja
važîl vi ande nauka. Paša kodja avel, kaj o zuralimos kata l’ demîltune kližejur taj predrasude
mêklja peskê vurme vi ande amende savořênde.
Te las sama pe kodja taj te kêras kak destabilizacija kližejongî, sa kodja sî e želja kata Romane
Thana. Samo pe kaća sama šaj te pîterdjol jek
le Řomengo adjesutno trajo ande Austrija.
Le maj but Řom, kaj trajin adjes ande Austrija, avile ande amaro them pe sama kataj
bućaki migracija. Pe angluno than avile
Řom katar e demîltuji Jugoslavija, ande paluji vrjama avile but Řom sar socialno deklasirime źene anda l’ thema sar kaj sî kodja
e Rumunija vaj e Slovakija. Me gîndiv, kaj či
sîm me o jekutno, kaj či źanglja sja pa kodja. Le maj but Řom trajin ando Beči, aj but
lendar či sîkaven pesko řomanimos, but Řom
trajin garudes, te bi trajinas bi bajosko. Garudimos daratar: kodja sî numa jek komponenta
kata maj but dukhakê komponente.
E Andrea Härle (Romano Centro) taj e Cornelia Kogoi (Initiative Minderheiten) źangle ando
bêrš 2012 te ubedin o Wien Museum kata l’
ideje taj kata l’ ciljur la egzibicijakê. La bazako
koncepto formirisarde taj konkretisarde atunč
kethane maj dur le muzejumoskê kuratorur kaj
sî len jeg barvalo egzibicijengo źanglimos. La
diskusijaki potreba sas desja bari, savořê źene
AKH, kaj
kêren but Řom bući pe grižimaski
taj vužarimaski sama. Daštilas bi te avel, te kaća
socio-politikaki zor po dumo le Řomengo kam
avel prja bari? »O realiteto sî xancî aver«, ramol e žurnalistkinja Gilda-Nancy Horvath,
vorta atunči kana dikhês pe antrego Evropa:
»14 miji Řom taj Sinti sî mêkle rigate katar e
politika, sî dikhle tele le gaźendar sar ›Zigeuner‹ taj ›raklořêngê čora‹, sar komšije naj
akceptirime«. Ande prja but thema barilo o
anticiganizmo taj sîkavel pe ande violentni,
dušmanicka atake. O levelo le progonosko taj
le trajoska grožnjako šaj te buhljol pe svako vrjama.
Najis pala kodja egzibicija - te del o Del, te
ažutil kontra predrasude taj diskriminacija.
źanenas sode but diskursivno precizija rodel
kaća tematika. Permanentno ašundilo o svato
„kontraperspektive“. Mindig dićile, klasifirisajle taj opisisajle le Řom avrutnja percepcijatar.
Kodja zurardja e dominacija kata stereotiposkê
sîkavimaskê forme – vaj pe romantično taj luvudimaski sama vaj pe rasističko taj dušmanicko
sama. E maj têrni řomaji generacija či maj akceptiril o nango than kataj samoprezentacija,
voj rodel zurales te aśêl e definicija pa pesko
identiteto late. Anda kodja anklisti jeg participativno dramaturgija: Ando maškar la egzibicijako arakhadon 11 artistički taj dokumentarni
kontribucije kata ›gostongê avtorja‹,
„De dumult sas te kêřel pe kaća historjaki save aven kataj Řomengi taj Sintongi rig.
pezentacija. Akana pala muřo dad. Najis.“
Pe kodja sama sîkadol o Beči sar jek desja
importantno trajimasko than: Le rešerše
arêsle źi ka l’ Lovarengê avlije kaj sas maj
pîterdo than kaj del amen partikularni perspek- anglal ando Floridsdorf taj arêsle vi ande l’ votive taj pîtrela amare jakha pala diverziteto kata nungur kata l’ „Hausbesorger“ vaj ando špitali
5
Ando bêrš 2004 sîkadili e egzibicija
Gastarbajteri.
40
Jahre Arbeitsmigration ando Wien
Museum pe inicijativa kata e Initiative
Minderheiten. E rezonanca pe kaća egzibicija
sas desja bari taj avili ande maškar-themutni
diskusija jek Referenzmodell. Vi ka amaro
zajedničko projekto Romane Thana, kaj kooperisarde kadići kompetentni źene, nadis ame
te buhljol o efekto la egzibicijako sja maj but.
Lošav, ka e egzibicija kam sîkadol vi ando Landesmuseum Burgenland, aj kodja jeg bêrš pala
lako pîterimos taj pala lako artisticko gêtimos
ando Beči. Po gor kamav te najisarav partikularno savořêngê, save khêlde šêrutne role pe rig
kata Wien Museum taj save formirisarde o katalogo pe laśi sama: Muřo najisarimos źal karing:
e Susanne Winkler (kuratorkinja), o Werner
Michael Schwarz (kuratori), e Bärbl Schrems
(produkcijaki direkcija). Muřo najisarimos
pala prezentacija źal karing o Alexander Kubik
(arxitektura), o Olaf Osten (egzibicijaki grafika) taj e Katharina Gattermann (katalogoski
grafika).
•
romano centro
Romane Thana
Minderheitengeschichte im Museum?
Von Cornelia Kogoj, Initiative Minderheiten
bilden. Kontextualisiert werden diese Beiträge
durch einen historischen Teil, gezeigt werden
aber auch die Selbstorganisationen als Orte
politischer Emanzipation. Gleichzeitig war
es aber auch wichtig, von aktuellen Fragestellungen auszugehen. So werden die BesucherInnen gleich am Eingang mit einer Doppelconférence konfrontiert: Gilda Horvath und
Manuela Horvath diskutieren darüber, was
eine Ausstellung für eine Minderheit leisten
kann und wo ihre Grenzen liegen.
Was wird ausgestellt?
Die Konstruktion der „Zigeuner“ stellt in der
europäischen Kunst, Musik und Literatur eines
der großen Themen dar. Mit dem Aufkommen
der Fotografie werden Roma zu Objekten fotografischen Begehrens. Fast alle überlieferten Aufnahmen sind nicht von Angehörigen
der Minderheit selbst aufgenommen worden.
Bildmedien hatten und haben auf die gesellschaftliche Konstruktion der „Zigeuner“
Als Andrea Härle mit der Idee einer
Ausstellung zur Geschichte der Roma und Sinti
in Österreich an die Initiative Minderheiten
herantrat, war uns bald klar, dass wir auf
den bewährten Ansatz der Ausstellung
Gastar-bajteri – 40 Jahre Arbeitsmigration
(2004) zurückgreifen würden. Auch diese
Geschichte sollte aus der Sicht
ihrer Protagonisten erzählt „Vielen Dank für diese unglaublich toll gelungene
werden und sie sollten aktiv Ausstellung. Endlich setzt man sich mit der Geschichin die Produktion involviert te der Roma und Sinti auseinander. Die Mischung aus
sein. Bezogen auf die Frage der Quellen, die über die Roma berichten, und solchen,
Repräsentationsformen von die sie selbst sprechen lassen, ist wunderbar gelungen
Minderheiten im musealen, und so lebendig.“
medialen und politischen Raum
stellten sich in diesem Projekt
maßgeblichen Einfluss. Fotos über Roma aus
drei Fragen:
dem heutigen Burgenland und Ungarn hatte
unter anderem in den 1930er Jahren Alfred
Ruhmann gemacht. Die Fotos zeigen Frauen,
Männer und Kinder – die Frauen oft nackt
– vor ihren ärmlichen Behausungen. Diesen
Einbindung der Perspektiven der Roma und
Bildern werden Fotografien gegenübergestellt,
Sinti Community?
Auch wenn MigrantInnen und Minderheiten- die Ruhmann von seiner eigenen bürgerlichen
gruppen in den letzten Jahren als Zielgruppen Familie gemacht hat. In diesem Nebeneinanvon Museen stark umworben werden, so sind der verweisen die beiden Bildgruppen auf den
sie meist als „die Anderen“ inszeniert. Um dem Blick des Fotografen, der diese zwei Welten
entgegenzuwirken, haben wir elf Personen aus festgehalten hat, seine „eigene“ und die „exoden unterschiedlichen Roma-Communities tisch-fremde“, und erzählt so viel mehr über
angefragt, ausgehend von einem konkreten ihn als über die „Lebensweise der Roma“. DemOrt Beiträge für die Ausstellung zu gestalten. gegenüber stehen Fotos, die unter anderem
Das Ergebnis sind unterschiedliche Erzäh- elegante Frauen und Männer in der Mode der
lungen und Orte, die den Kern der Ausstellung 1970er Jahre zeigen.
6
Der Verfolgungsgeschichte ist ein großer Teil
der Ausstellung gewidmet. Genauso wichtig ist
aber, den Umgang der Menschen mit diesem
Leid zu zeigen. Hier sind insbesondere die politischen Kämpfe zu berücksichtigen, die dafür
notwendig waren.
Museen als Gedächtnis- und Repräsentationsorte für Minderheiten?
„Die klassischen nationalen Gedächtnisorte und
-rituale sind für Immigranten nicht anschlussfähig“ (Regina Wonisch, 2012). Dieser Befund ist
auch auf Roma und Sinti übertragbar. Ihre Sicht
auf ihre eigene Geschichte war bislang nicht in
den Museen in Österreich zu sehen. Spätestens
seit Group Material im New York der späten
1970er Jahre damit begann, Konventionen von
Ausstellungs- und Museumsdisplays zu hinterfragen, in dem andere Bevölkerungsschichten
in die Ausstellungsproduktion miteinbezogen
wurden, gibt es einen Diskurs darüber, wie Geschichte von Minderheiten in Museen eingeschrieben werden kann.
Romane Thana erzählt keine abgeschlossene
Geschichte, sondern einen Prozess der Aushandlung zwischen Roma und Nichtroma über
die schwierige Frage der Repräsentation und
Darstellbarkeit von Minderheitengeschichte.
Mit dieser Herangehensweise hinterfragen wir
nicht nur gängige Ausstellungspraxen, sondern
das Museum als Institution, in der bislang vor
allem „authentische“ Objekte aus den Communities gefragt waren, während die Communities selbst meist nur am Rand eingebunden
wurden. Wichtig war dabei die Verschränkung
von Erfahrungs- mit historischem Wissen,
sowie mit repräsentationskritischen Fragestellungen. Die Beteiligung der ProtagonistInnen
ist im Fall von Romane Thana als Methode zu
werten, die ein gegenseitiges Lernen voneinander möglich gemacht hat. Dass sich das Wien
Museum nach Gastarbajteri gemeinsam mit
dem Burgenländischen Landesmuseum erneut
auf eine solche Vorgangsweise eingelassen hat,
stimmt hoffnungsvoll für einen anderen Umgang mit Minderheitengeschichte.
•
romano centro
Romane Thana
E historija le minoritetongi ando muzejumo?
Katar e Cornelia Kogoj, Initiative Minderheiten
Kana e Andrea Härle avili ka e Initiative Minderheiten, peska idejasa, te sîkadol jek egzibicija pe sama kata l’ Řom taj
Sinti ande Austrija, sas amengê sîgo jasno,
kê šaj te haznis e laśi maladi struktura
kataj egzibicija Gastarbajteri – 40 Jahre
Arbeitsmigration (2004). Amari želja sas,
vi kaća historija te sîkadol andaj percepcija
kata l’ protagonistur, te aven vi von aktivno
involvirime ande la egzibicijakî produkcija.
Pe sama, save minoritetongê prezentacijakê forme te aven maj laśe pala muzealno,
medijalno thaj politikako sektoro, vazdinisajle pa kodo projekto trin puśimata:
Te aven uključime le percepcije kata le
Řomengo taj Sintongo them?
Ande palune bêrš sas migrantur taj minoritetongê grupe, kata l’ muzejumur sja maj but
losarde taj prenzentirime, numa von sas sja
maj but prezentirime sar le “avera”. Te bi formirisas kaća data jek aver koncepto, jek kontra-koncepto, puśljam deš-u-jek źenen kata
diferentni Řomengê grupe, e egzibicija von
te formirin peskê kontribucijenca, amenca
kethane. Le kontribucije sas te teljaren kata
kak konkretno than. O rezultato sî diferentni thana thaj raportur, kaj formirin o fokuso
la egzibicijako. Sar konteksto paša kodola
kontribucije sî vi jek historijako sektoro. Sîkade aven vi le Řomengê samo-oganizacije
sar thana kataj politikaki emancipacija. Pe
isto vrjama sas desja importantno, te teljaras
aktualnone puśimatanca. Već pe kapija kam
aven la egzibicijakê vizitorja konfrontirime
jekha diskusijasa kaj ankêren duj řomaja śeja:
E Gilda Horvath taj e Manuela Horvath diskutuin pa kodja, so šaj te anel jeg egzibicija le
Řomengê taj kaj sî e granica la egzibicijakî.
Save buća te sîkaven pe ande egzibicija?
E konstrukcija kata le “Zigeuner” sî jeg bari
tema ande la evropaki kultura, muzika taj
literatura. Desar buflili e tradicija la fotografijakî, vi le Řom sî o subjekto kata l’ fotografi-
jakê ambicije. Skoro sja le historični fotografije, kaj sî amen pa l’ Řom, či kêrde le le Řom,
nego kêrde le le gaźe. Le bildongê medije sas
len taj sî len jek reprezentativno impakto pe
konstrukcija la publikaki, čê percepcija sî
la publika pa l’ „Zigeuner“. Fotografije pa l’
adjesutne burgenlandicka taj ungricka Řom
kêrdja ande l’1930-utne bêrš, maškar avera,
vi o Alfred Ruhmann. Leskê patretur sîkaven
Řomnjan, Řomen taj śavořên – le źuvljan
sîkavel butivar vi nangês – angla lengê
čořîvane kolibe. Kodole patretongê konfrontiril o Ruhmann patretur, kaj kêrdja vov kata
peski buržoaskî familija. Kado paraleliteto
kata kadala duj diferentni patretongê grupe,
sîkavel laśes e percepcija le fotografoskî, savo
slikosardja duj diferentni ljume: Korkořo
„peskî lično“ ljuma taj jeg „egzotičnostrêjino“ ljuma. Le patretur mothon maj
but pa les nego te mothon but pa „trajosko
modo” le Řomengo. Ando kontrasto pe kodo
sî amen vi fotografije, save sîkaven, maškar
aver, elegantni Řoma thaj Řomnja hurjarde
ande moda kata l’ 1970-utne bêrš. Jeg baro
egzibicijako sektoro sî śinado le progonoska
historijakê. Importantno sî vi kodja, te sîkadol sar trajin le Řom peska dukhasa taj peskê
řanime trajosa. Katka musaj sî te las sama vi
pe l’ politikakê marimata, kaj sas te aven pala
kodja.
Žaklina Radosavljević, Cornelia Kogoj
und Rabie Perić-Jasar
konvencinje kata egzibicijengê taj muzejumongê displejur, ande save sî uključime vi
aver populacijakê grupe ande egzibicijengî
produkcija. De kata kuća vrjama egzistiril jek
diskurso pa kodja, sar šaj te sîkavel pe ande l’
muzejumur le minoritetongi historija.
Romane Thana či sîkavel jeg agorisardi historija, nego sîkavel jek medijacijako proceso maškar Řom taj gaźe paj sama: Sar te reprezentiril pe taj sar te sîkavel pe e historija
kata minoritetur? Kodola metodasa puśas
na numa, sode relevantni sî la egzibicijakê
prakse, nego puśas v’ o
„Butivar najis pala kodja fantastično taj maladi egzbicija. muzejumo sar instituBarem akana teljarel jek konfrontacija la historijasa kata l’ cija, savi źi akana rodja
Řom taj Sinti. E mikstura, kata le xajinga kaj vorbin pa l’ “autentični” objektur kata
Řom taj kaća so von pestar mothon, sî maladi, fantastično l’ komune aj le komune
sas numa marginalno
taj desja źuvindi.“
uključime. Importantno
sas pala kaća egzibicija, te
avel
o
praktično
źanglimos
phanglo la histoMuzejumur sar memorjakê taj reprezentacirijakê źanglimasa taj te thon pe kritični prejakê thana le minoritetongê?
“Le klasični nacionalni memorjakê thana taj zentacijakê puśimata. Le protagonistongî koritualur palaj imigrantur naj vorta kompa- operacija sî ando slučajo kata Romane Thana
tibli” (Regina Wonisch, 2012). Kodja važîl vi jek metoda, savi permitil, te sićon savořê źene
pala l’ Řom taj pala l’ Sinti. Lengi percepcija jeg – avrestar. Pala e egzibicija Gastarbajteri
pa peskî historija nas te dikhêl pe źi akana losarde o Wien Museum taj o Burgenlänande la Austrijakê muzejumur. Po gor kata disches Landesmuseum pale kasavi bućaki
l’ 1970-utne bêrš teljardja ando New York metoda, kodja barjarel e nada pala jeg aver
e Group Material taj tholas puśimata pa l’ postupko le minoritetonga historijasa.
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romano centro
Romane Thana
Zur Geschichte der Ausstellung
Romane Thana – Orte der Roma und Sinti
Von Andrea Härle
nisse: Oberwart 1995, Ortsname und Jahreszahl als Koordinaten und Synonym für eines
der schwersten Attentate der zweiten Republik. Eine weitere Dimension kommt dazu: An
vielen Orten Europas müssen Roma und Sinti
bis heute darum kämpfen, bleiben zu dürfen.
Es kommt zu Übergriffen durch rassistisch verhetzte Nicht-Roma ebenso wie zu geplanten,
amtlich angeordneten Räumungen.
läuft
Gefahr,
Ethnisierungen
und
Exotisierungen zu unterstützen. Sie muss
daher vermitteln können, dass es nicht
möglich ist, falschen Bildern einfach richtige
entgegenzusetzen, denn die Wirklichkeit ist
vielstimmig. Die Ausstellung muss auch den
BesucherInnen aus der Mehrheitsgesellschaft
Anschlussmöglichkeiten zum eigenen Leben
bieten, Identifikationsmöglichkeiten, das
Erkennen gemeinsamer Geschichte – und
gemeinsamer Orte.
Fragestellungen und Ziele
Welche konkreten Orte können die Geschichte und Gegenwart der Roma und Romnja, Für die Recherche ergaben sich zunächst folOrtlosigkeit ist ein zentrales Element der der Sinti und Sintize in Österreich erzählen? gende Bereiche: Orte am Rand (Siedlungen
unterstellten Identitätslosigkeit des antizigani- Welche Plätze waren und sind für die unter- im Burgenland, städtische Randlagen), Orte
stischen Blicks. Roma und Sinti werden auch schiedlichen Roma- und Sinti-Gruppen in am Weg (Durchreiseplätze, das Fahren als Myheute noch vielfach als „Nomaden“ gesehen, Österreich relevant? Und welche Orte können thos), Orte der Verfolgung (Konzentrationslaobwohl der größte Teil seit Jahrhunderten sess- die Geschichte derjenigen erzählen, die als ger, temporäre Sammellager, Verstecke), Orte
haft ist. Unterstellt werden damit verbunden „GastarbeiterInnen“ oder Flüchtlinge nach Ös- im Verborgenen („Normalisierung“ nach dem
terreich gekommen sind? Eine Hypothese war, Genozid), Neue Orte (Orte, die für neu zuauch Heimatlosigkeit und Unzuverlässigkeit.
dass Roma von der Mehrheitsgesellschaft auch gewanderte Roma von Bedeutung sind), Orte
anhand der Orte (fehl-)identifiziert werden, der Selbstorganisation (Vereine, Versamman denen sie leben oder arbeiten: lungsorte) sowie Orte der Gadsche, womit vor
„Bin Jahrgang 1938, und habe als Kind bei meiner Die Romasiedlung am Rand des allem Institutionen des kulturellen GedächtOma in Lackenbach das Schicksal der Roma erlebt. Dorfes, der Gehsteig, auf dem nisses (der Mehrheitsbevölkerung) gemeint
Danke für diese schöne Ausstellung.“
gebettelt wird. An anderen Ar- waren. Erste Überlegungen wurden bereits im
beitsorten, in der Schule oder im Rahmen der ROMALE!2010 präsentiert und
Krankenhaus, als Angestellte oder Unterneh- sind ab 2012 gemeinsam mit den Kooperatiieses und andere Stereotype erleichtern merInnen werden sie nicht als Roma erkannt. onspartnern Initiative Minderheiten, Wien
die Abgrenzung von Roma als den „ganz Das Leben im Verborgenen, wie Ceija Stojka es Museum und Burgenländisches LandesmuseAnderen“. Dass eine Ausstellung die Orte der genannt hat, ist vielfach ein „Erfolgsrezept“, er- um weiterentwickelt worden.
Roma und Sinti thematisiert, mag daher zu- möglicht in gewissem Maße sozialen Aufstieg
Die Beiträge der Communities
nächst überraschen. Ein erster Impuls dazu und vermindert die Diskriminierung.
Ein entscheidender Schritt dabei war die Einergab sich für mich bei der Lektüre autobiografischer Aufzeichnungen, in denen häufig Orte Neben der Frage der Sichtbarkeit ging es vor beziehung von AutorInnen aus unterschiedganz konkret, bis hin zu Adressen genannt allem um die Frage der Repräsentation und um lichen Roma-Communities, die die elf zentrawurden: Wohnorte, Arbeitsorte, Wallfahrts- die Frage, in wieweit die Ausstelorte, Verstecke. Orte des Zwangs und der Ver- lung historisch sein muss, um die „Wir sind Menschen, gut, dass diese Ausstellung es
folgung, aber auch Orte des Friedens und der Gegenwart verstehen zu können. wieder einmal bewusst macht. DANKE!“
Prosperität. Dazu kam die Auseinandersetzung Die letzte Frage ist sehr stark mit
mit Gedenk- und Erinnerungsorten des Geno- der Frage der Repräsentation verknüpft, da wir len Beiträge der Ausstellung gestalteten, zum
zids: Gräber, die Roma im Burgenland nach erst für die Gegenwart über Selbstzeugnisse Teil zu schon bekannten Orten, zu denen sie
ihre eigenen, sehr persönlichen Geschichten
ihrer Rückkehr aus den Konzentrationslagern verfügen.
erzählten, zum größeren Teil aber zu Orten –
für jene Angehörige errichten ließen, die den
NS-Terror nicht überlebt hatten. Sie wollten Eine Ausstellung über die Geschichte realen und metaphorischen – , von denen wir
dort gedenken, wo sie lebten, wo die später einer ethnischen Gruppe, oder in diesem so nichts wussten. Einen Einblick in diese BeiErmordeten gelebt hatten, nicht an einem Ort Fall mehrerer ethnischer Gruppen, die träge bekommen Sie auf den folgenden Seiten.
des Grauens. Oder neuere schmerzhafte Ereig- als eine einzige wahrgenommen werden,
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romano centro
Romane Thana
Pa o drom la egzibicijako “Romane Thana“
Katar e Andrea Härle
kata ‘l koncentracijakê logorja. Von kamle kote Jeg egzibicija paj historija kata jek etnijaki grute den pe godji peskê mulengê, kote kaj von tra- pa, vaj pe kaća sama pa maj but etnijakê grupe,
jin taj kaj trajisarde maj anglal lengê manuša taj save dikhên pe avrjal sar numa jeg etnijakî grupa,
na pe ‘k than mundarimasko. Vaj katka maj neve ušoro šaj te xoxadjol te del dumo e etnizacija taj
dukhane pecimata: Oberwart 1995, le thanesko egzotikacija. Importantno sî te sîkavel, kê či źal,
anav taj le bêršesko datumo sar kordinate taj si- te thos pe xoxavne patretongo than čače malade
nonimo pa maj pharo atentato ande dujto repu- patretur, kê o realiteto sî fjal de fjal. E egzibicija
blika. Maj jek aver dimensija pašê: Pe but Evro- sî te anzarel šansa vi le źenengê kata majoritetopakê thana sî te maren pe Řom taj
Sinti źi ajdes, te mêken len le raj „Amen sam manuš, mišto-j kê kaća egzibicija sîkavel
te aśên po than. Butivar pecin pe
amengê kodja maj jeg data. NAJIS!“
zorakê atake kata gaźengê rasistur
taj evakuacije, rajendar planirime
taj zapovedime.
sko društvo, te arakhên von konekcijakê punktur peskê trajosa, sî te anzarel lengê šajimata
palaj identifikacija, te arakhên punktur kata jeg
Puśimata taj ciljur
Save konkretni thana daštin te mothon amen- zajedničko historija – taj kata zajednički thana.
gê vareso paj historija taj paj adjesuji vrjama
le Řomengi taj Sintonengi ande Austrija? Pala rodimos aśile kadala djeli losarimaskê:
Save thana sas taj sî relevantni pala diferentni Thana pe rig (Řomengê bêšîmangê thana
Ande l’ jakha kata l’ anticiganistur sî le Řom Řomengê taj Sintongê grupe ande Austrija? ando Burgenland, pe foroskê podja), thana po
źene bi thanesko bi identitetosko. Le Řomen Save thana daštin te mothon amengê vareso pa drom, (thana kaj lendar nakhês, das Fahren als
taj Sintonen dikhên von butivar vi adjes sar kodola Řom kaj avile ande Austrija sar „gastar- Mythos), thana progonoskê (koncentracijakê
„nomadur“, mada te trajin le maj but Řom pe bajteri“ vaj sar našade manuš? Jek hipoteza sas, logorja, temporarni ćidimaskê logorja, garu‘k than aj kodja već vuni śêla bêrš. Kodolasa kê le gaźe (mis)-identificirin le Řomen pe sama dimaskê thana), garade thana („normalizacibufljaren von peskê xoxavne ideje, te le Řomen le thanengi, kaj trajin vaj kaj kêren von bući: Le ja“ pala o genocido), neve thana (thana kaj sî
naj dadesko them taj naj von manuša peska Řomengê bêšîmangê thana po gor le gavesko, importantni pala l’ Řom kaj neve avile), thana
kata samo-organizacija (organizacije, ćidimaskê
vorbakê.
„Bijandilem ando bêrš 1938, sar bêjato živisardem thana) thaj thana le gaźengê, kaj sî institucije
kaj muři mami ando Lackenbach o trajo kaj sas le kata kulturaki memorija (kata majoritetosko
them). Gîndur pa kodja sama sas prezentirime
Řomenge śinado. Najis pala kaća šukar egzbicija.“
već ando ramo kata ROMALE!2010. De kata
o bêrš 2012 bufljardjam kadala projektoskê
po
trotoaro
kaj
mangên.
Pe
aver
bućakê
thana,
ado stereotipo taj vi aver stereotipur ažutin
le gaźengê te cîrden jek linija maškar peste ande škola vaj ande špita, sar službenikur vaj gîndur kethane la ko-operacijakê partneronca
taj maškar l’ Řom sar desja „diferentni manuša“. bizničarja či prinźanen le gaźe le Řomen. O Initiative Minderheiten, Wien Museum taj BurTe thol jeg egzibicija “Romane Thana“ ando trajo ando garudimos, sar e Ceija Stojka mal- genländisches Landesmuseum.
fokuso la tematikako kam avel vuni źenengê adja, sî butivar jeg „malado drom“, savo kêrel
varesar čudno. Jek angluno impulso pîterdilo e maladi socialno integracija maj ušoro taj savo Le kontribucije kata o řomano them
Jek importantno paso pe kodja sama sas e komangê kana čitosardem avtografijakê rama, ande cîgnjarel e diskriminacija.
operacija le avtoronca kata diferentno řomano
savende arakhadile butivar desja konkretni thana
taj butivar i konkretni adrese: Bêšîmaskê thana, Paša o puśimos pa kodja, so te dikhêl pe taj so them, kaj formirisardja le dešujek centralni
bućakê thana, svunci thana, garudimaskê thana, na te dikhêl pe, aśilo jek puśimos paj reprezen- kontribucije la egzibicijakê, parcialno pa već
thana la zorakê taj le progonoskê, numa vi thana tacija. Jeg aver puśimos sas, kaći sî te avel e egzi- prinźande thana, pa save von mothode peskê
la pačake taj le prosperitetoskê. Paša kodja sas e bicija historično, te šaj te haćardol pe vi e adje- personalni pecimata, pe maj buteste numa sas
konfrontacija memorjakê thanenca taj memorja- suji vrjama. Kado paluno puśimos sî phanglo le pa ‘l thana - realni taj metaforični- kaj nas amen
longê thanenca kaj tordjon pe genocidoski sama: puśimasa kataj reprezentacija, kê tek kata adje- lendar čisosko źanglimos. Jek ideja pa kodola
kontribucije kam avel tume te čitona le riga
limorja, kaj vazde le Burgenlandoskê Řom peskê suji vrjama sî amen „Selbstzeugnisse“.
pala kodola.
mundarde njamnongê, kana avile von palpale
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romano centro
Romane Thana
Fortsetzung von Seite 8
Wien – die Traumstadt
der Roma
Von Usnija Buligović
Als ich von Andrea Härle und Cornelia Kogoj
gefragt wurde, ob ich bei der Ausstellung
„Romane Thana“ mitmachen möchten, habe
ich sofort gewusst: ich widme mich dem Thema
Migration. Ich war sehr froh, endlich die Gelegenheit zu haben, Roma als Teil der österreichischen „Gastarbeiter“-Geschichte in so einem
Rahmen darzustellen. Und das fast 50 Jahre
nach der ersten „Gastarbeiter“-Migrationswelle
aus Jugoslawien.
V
iele „Jugoslawen“, die in den 60ern und
70ern nach Wien gekommen sind, waren
Roma. Die meisten haben ihre Roma-Identität
bewusst versteckt, um hier ein neues Leben
anzufangen, ohne Vorurteile und Diskriminierungen. Für viele war das das erste Mal, dass sie
die gleichen Chancen hatten wie die anderen.
„Ist sehr schön geworden, toll der partizipative Ansatz.“
In meinem Beitrag wollte ich zwei Themen
aufgreifen: Wien als Traumstadt der Roma und
Roma und Arbeit. Sowohl das Thema „Arbeit“
als auch „die Stadt Wien“ sind sehr weit von den
Vorstellungen entfernt, die die Mehrheitsbevölkerung von den Roma hat. Trotz der dunklen
Geschichte der Roma in Österreich: Wien war
und ist eine Traumstadt für viele Roma vom Balkan. Über die Jahre hatte Wien eine besondere
Attraktivität und Anziehungskraft für viele Generationen, die im Zuge von mehreren Migrationswellen nach Österreich gekommen sind: in
den 60er und 70er Jahren, während des Kriegs
in Jugoslawien in den 90er Jahren, nach der
Abschaffung der Visumspflicht im Jahr 2009.
Auch in der neuen Migrationswelle der Roma
aus der Vojvodina (Provinz in Nordserbien),
steht die Stadt Wien ganz oben auf der Liste.
Einerseits liegt es an der besonders günstigen
geographischen Lage, die Ost- und Westeuropa
gut verbindet. Zur serbischen Grenze sind es nur
420 km. Zudem war Wien schon immer eine
Prestigestadt, und ihre Attraktivität mag sicher
auch an ihrer Hochkultur liegen.
Das zweite Thema, welches ich unbedingt ansprechen wollte ist Arbeit, Roma/Romnja als
ArbeiterInnen. Das Bild, welches man über die
Roma in den Medien hat, ist meistens negativ
besetzt. Ganz selten werden wir in einem Arbeitsmarktkontext dargestellt, meist nur negativ
als Bettler, Arbeitslose oder Sozialschmarotzer.
Der Grund dafür liegt unter anderem in der
Tatsache, dass die meisten, die sich gut integriert
und den sozialen Aufstieg geschafft haben, sich
als Roma nicht outen und als Roma nicht sichtbar sind.
Genau das möchte ich aber aufzeigen: Die
meisten sind das Gegenteil von dem, was alle
glauben, ganz normale ArbeiterInnen oder
auch AkademikerInnen, teilweise auch sehr erfolgreiche Musiker, Geschäftsleute und stolze
Wiener, die hierher gekommen sind, in der
Hoffnung , hier für sich und ihre Familie bessere
Chancen zu haben.
Genau so wie es in einem bekannten Roma-Lied
heiß: „Ando Bečo me ka-džava, me ka-džava,
bare love me kerava, me kerava“ (Ich werde nach
Wien kommen und viel Geld verdienen).
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10
Weiße Flecken
Romane Thana als Versuch, die Geschichte
der Roma und Sinti zu kartografieren, machte
– nicht unerwartet – auch die vielen weißen
Flecken deutlich, die diese Landkarte aufweist.
Selbst die im Vergleich zu anderen Zeiträumen
noch relativ gut erforschte Geschichte des Genozids an den österreichischen Roma und Sinti
ist angesichts des Ausmaßes und der Bedeutung in vielen Teilen noch nicht systematisch
aufgearbeitet, etwa was die Verfolgung und Deportation der Wiener Roma und Sinti betrifft.
Die Geschichte der Roma und Sinti in Österreich vor und nach dem Zweiten Weltkrieg ist
abgesehen vom Burgenland und teilweise Oberösterreich kaum erforscht.
Während zur Sprache, Musik und Literatur der
Roma in Österreich einige Untersuchungen
vorliegen, die auch die kulturellen Äußerungen
von zugewanderten Roma umfassen, ist die
Geschichte der Roma-Migration nach 1945
nach Österreich (Ungarn 1956, Tschechoslowakei 1968, Jugoslawien ab 1965 und Kriegsflüchtlinge aus Bosnien und Kosovo ab 1991
bzw. 1998) noch kaum erforscht. Erst seit 2011
liegen durch eine im Auftrag der AK Wien
durchgeführte Studie wichtige empirische Daten zur Bildungs- und Beschäftigungssituation
von Roma-MigrantInnen vor, die die eklatant
schlechtere Situation von zugewanderten
Roma belegen.
Es ist zu hoffen, dass mit den Plänen zu einem
Archiv der Migration hier Wesentliches nachgeholt wird und dass neben der dringend erforderlichen Aufarbeitung der Dokumente und Archivalien auch Selbstzeugnisse der Roma und Sinti,
Dokumentationen ihrer Lebensgeschichte und
–erfahrungen gesichert und diskutiert werden.
Ein Ausstellungsprojekt wie Romane Thana
kann diese Lücken nicht füllen, sondern wird
sie zwangsläufig abbilden, damit aber auch
darauf hinweisen und ein paar Anregungen
bieten.
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romano centro
Romane Thana
Kontinuacija katar e rig 9
E Vijena – le Řomengo suno
Katar e Usnija Buligović
Kana puśle ma e Andrea Härle taj e Cornelia
Kogoj, te sî ma man volja te formiriv i me
jek kotor kataj egzibicija „Romane Thana“,
źanglem anda jek: te losarav e tema: „Řoma
taj migracija“. Zurales lošajlem kê anzardili
mangê e šansa, te sîkavav le Řomen sar kotor
kata la austrijaki gastarbajterongî historija
ando ramo kata kasavo importantno taj oficialno ramo aj kodja sî 50 bêrš pala angluno
„gastarbajterongo“ migracijako talaso andaj
Jugoslavija.
E dujto tematika, pa savi kamlem te divaniv, sî
e bući. Le Řom/Řomnja sar bućakê manuš. O
patreto, kaj sîkaven le medije pal’ Rom sî butivar negativno. Desja řařo sîkaven von le Řomen
ando konteksto la bućakê marketosko nego
sja maj but sîkaven von negativni patretur: Le
Řom sar kořovecur, le Řom sar bibućarne vaj le
Řom sar socialni parazitur. Jeg razlogo pa kodja
djela sî o fakto, kê le maj but Řom, save laśes integririsajle ando društvo taj save arêsle jeg desja
laśo socialno standardo či maj kamen te sîkaven
pe sar Řom nego garaven pesko řomanimos.
„Šukar avili, fantastično sî e participativno formacija.“
B
ut „jugoslovenur“ kaj avile ande šov-vardeš-utne taj jefta-var-deš-utne bêrš ande
Vijena sas Řom. Le maj but lendar garavnas
pesko řomano identiteto te bi teljarenas katka
jekhê neve trajosa, bi predrasudengo, bi diskriminacijako. Bute Řomengê sas kodja e angluji
data te aven le len le isti šanse sar i le gaźen.
Ande muři kontribucija kamlem te sîkavav duj
teme: „E Vijena – le Řomengê suno“ taj „le
Řom taj e bući“. E tematika „bući“ taj vi o foro
Vijena sî desja dur katar le ideje, save sî le gaźen
pa l’ Řom.
Numa vorta kodja kamav te sîkavav: Le maj
but Řom naj kodja so savořê lendar gîndin.
Von kêren normalno bući vaj sî pe akademijakê
bućakê thana, butivar sî le ašunde muzičarja
taj bizničarja taj barimangê Vijenakê manuša,
save avile ando foro Vijena te bi arakhênas katka maj laśe trajimaskê šanse pala peste taj pala
peski familija.
•
Vorta kadja sar kaj ramol ande k’ ašundi řomaji
djili: „Ando Bečo me ka-džava, me ka-džava,
bare love me kerava, me kerava”.
Katka suprotno kata l´ Řomengi kali historija
ande Austrija: Bute Řomengê anda Balkano sas
taj sî e Vijena jek fantastično foro. Bute generacijengê, kaj avile maj bute migracijakê talasenca
ande Austrija, sas e Vijena bêršenca jek desja
atraktivno taj fantastično foro: Von avile ande
šov-var-deš-utne taj jefta-var-deš-utne bêrš,
ande inja-var-deš-utne bêrš pe vrjama kata la
Jugoslavijako marimos taj pale ando bêrš 2009
kana či maj trubusardja viza pala e Austrija. Vi
ande nevo migracijako talaso le Řomengo andaj Vojvodina (o regijono ande severno Srbija)
aśêl o foro Vijena o angluno than la migracjako.
Pe jeg rig sî e Vijena kasavo malado geografijako than kaj laśes phandel e istočno Evropa la
zapadnona Evropasa. Katkar źi ka srbijakî bar
sî numa 420 km. Pe aver rig, o foro Vijena sas
sadajek jek ašundo foro kaj lesko atraktiviteto
aśêl vi ande leski vuči kultura.
Nangê thana
Řomane thana sar jek zumavimos, te sîkavel
pe le Řomengi taj Sintongi historija pe sama
kata ‘k kartografija. Kodo zumavimos sîkadja
– na biažukêrdo – kê aśên još but nangê thana pe kaća themeski karta. Vi e historija kata
o genocido pa la Austrijakê Řom taj Sinti, kaj
sî analizirime relativno laśes, pale još uvek naj
dosta prinźandi ande peskê but diferentni detajlur, po eksemplo o progono taj e deportacija
kata le Bečeskê Řom taj Sinti. E historija kata ‘l
Austrijakê Řom taj Sinti angla taj pala o dujto
ljumako marimos, - rigate kata o Burgenland taj
kotora kata o Oberösterreich - daba prinźandi
la čiti analizirime.
Paj śib, muzika taj literatura le Řomengi egzistirin vuni publikacije taj analize, save ramon vi
pa kulturakê produktur le Řomendar kaj avile
anda l’ aver thema, numa paj historija kataj
Řomengi migracija pala o bêrš 1945 ande Austrija (kata o Ungro 1956, kata e Čexoslovakija
1968, kataj Jugoslavija de kata o bêrš 1965 taj
kata l’ marimaskê migrantur andaj Bosna taj
anda Kosovo de kata o bêrš 1991 taj 1998) dabi
naj amen dokumentacija. Tek de kata o bêrš
2011 sî amen importantni empiriski podatke
kata migracijakê Řom, kaj sîkaven e eklatantno
bilaśi situacija kataj edukacijaki taj bućaki situacija le Řomengi, kaj avile sar migrantur ande
Austrija. Kadala podatke arakhadon ande ‘k
studija kaj teljardja e AK Wien ando bêrš 2011.
Te del o Del, te realizuin pe le planura pala ‘k
migracijako arxivo, te kêrel pe so sas te kêrel pe
źi adjes aj te del o Del pašaj dokomentacija taj
arxivacija le dokumentongi, te dokumentirin
pe, te sigurin pe taj te diskutuin pe le Řomengê
taj Sintongê Selbstzeugnisse, lengê trajoskê biografije taj trajoskê tradicije.
Jek egzibicijako projekto, sar kaj sî „Romane
Thana“ našti te pherel sja le nangê thana kaj
aśile, numa šaj te sîkavel le taj šaj te anzarel vuni
laśe ideje.
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11
romano centro
Romane Thana
4. Februar 1995:
Der Bombenanschlag gegen die Volksgruppe der Roma
Von Manuela Horvath
nach Ende des Zweiten Weltkrieges miterleben, wie zwei seiner Enkelsöhne auf brutale
Weise ermordet wurden. Nicht nur bei ihm,
sondern auch bei anderen KZ- Überlebenden
kam die Angst vor einer erneuten Verfolgung
wieder hoch. In den Medien wurde anfangs
berichtet, dass die Behörden nicht wissen, ob
es ein rassistisch motivierter Angriff auf die
Volksgruppe wäre oder ob es sich um eine
„Zigeunerfehde“ handelte. Und das, obwohl
Es wurden zwei Roma und zwei Nicht-Roma
interviewt um zu zeigen, dass der rassistisch
motivierte Anschlag über die Volksgruppe
hinaus für Entsetzten gesorgt hat. Obwohl es
nach dem Attentat auch Personen gab, die sich
sehr abfällig über das Attentat und über die
Volksgruppe geäußert haben. Meine Interviewpartner waren am Attentatsort und erzählen
wie sie vor zwanzig Jahren den tragischen Angriff auf die Volksgruppe und das plötzliche
öffentliche Interesse erlebt haben
„Ich wollte diese Ausstellung sehen, in der Hoffnung, und was sich in den Jahren nach
dass es irgendwo an der Wand ein Bild von meiner dem Attentat für und mit der
Mutter gibt. Sie kam aus Oberwart. Die Jahre [in] Volksgruppenarbeit verändert hat.
Auschwitz haben ihr den Verstand geraubt. Sie hatte
einen Verfolgungswahn. Darum weiß ich so wenig.“
Manuela Horvath vor dem Foto
ihres Großvaters Michael Horvath
Der Bombenanschlag in Oberwart riss am 4.
Februar 1995 vier Männer in den Tod. Peter
Sarközi, Josef Simon sowie die Brüder Karl
und Erwin Horvath wohnten in der RomaSiedlung am Stadtrand von Oberwart.
S
chon Monate vor dem Attentat kam es
immer wieder vor, dass sich Unbekannte
nach Einbruch der Dunkelheit im Wald und
in der Siedlung herumtrieben. Die vier Männer
waren oft nachts in und rund um die Siedlung
unterwegs um den oder die Missetäter aufzuspüren und den Siedlungsbewohnern ein
Gefühl von Sicherheit zu geben. In den Morgenstunden vom 5. Februar 1995 fand Fredi,
ein gehörloser Siedlungsbewohner, der Onkel
von Karl und Erwin Horvath, auf einer Straße,
die nur von Roma frequentiert wurde, die vier
toten Männer. Polizei, Rettung und Journalisten trafen am Unglücksort ein. Ratlosigkeit,
Trauer und Angst machten sich unter den Siedlungsbewohnern breit.
Michael Horvath, der selbst das Konzentrationslager überlebt hatte, musste fünfzig Jahre
man die Blechtafel mit der Aufschrift „Roma
zurück nach Indien“ am Tatort gefunden hatte.
Von klein auf waren mir die Begriffe „Konzentrationslager“, „Mauthausen“ und „Auschwitz“
vertraut. Mein Großvater Michael Horvath
sprach oft über die grausamen Erlebnisse und
Geschehnisse im Konzentrationslager. Geschwiegen wurde bei uns in der Familie nicht.
Für die Ausstellung „Romane Thana – Orte
der Roma und Sinti“, habe ich einen für mich
emotionalen, traurigen und zugleich schrecklichen und furchteinflößenden Ort gewählt.
Bis zum Attentat – damals war ich zehn Jahre
alt – hatte ich eine unbeschwerte und schöne
Kindheit und dachte nicht, dass es noch immer
Menschen gibt, die etwas gegen uns Roma haben könnten. In der Roma-Siedlung wurden
alle Häuser durchsucht, auch unsere Kinderzimmer. Das hat bleibende Spuren bei mir hinterlassen. Die Tragödie von Oberwart hat auf
die damalige Situation der Roma aufmerksam
gemacht und einen großen Teil der Mehrheitsbevölkerung wachgerüttelt. Politiker wurden
vermehrt zu Unterstützern der Volksgruppe,
Personen des öffentlichen Lebens zeigten sich
solidarisch mit uns Roma.
Stellvertretend für die vier Opfer habe ich vier
Männer zu einem Video-Interview eingeladen.
12
Außerdem habe ich mit Geschwistern von Karl, Erwin, Peter und
Josef gesprochen, um Kurzbiografien schreiben zu können. Josef Simon – geborener Nardai
18.01.1955 – 04.02.1995
Josef wurde von klein auf Hompa gerufen. Mit
seinen Eltern und vier Geschwistern wohnte
er bis zum Bau des Krankenhauses in der alten
Roma-Siedlung. Anfang der 70er Jahre übersiedelt die Familie in die neue Roma-Siedlung.
Hompa besuchte die Volksschule Oberwart.
Sein Vater arbeitete am Bau in Wien, er verstarb mit sechsundfünfzig Jahren. Hompa arbeitete lange bei einer Baufirma in Oberwart.
Wie andere Männer aus der Siedlung, begann
auch er später nach Wien zu pendeln. In seiner
Jugend war es für Roma nicht möglich einen
Beruf zu erlernen. Mit seiner Frau, einer NichtRomni, und den gemeinsamen fünf Kindern
wohnten sie in seinem Elternhaus. Hompa
war in der Siedling sehr beliebt, denn egal ob
Waschmaschinen oder Autos reparieren, Boden oder Fließen legen, Hompa half seinen
Nachbarn wo er konnte.
Peter Sarközi
25.08.1968 – 04.02.1995
Bis zum sechsten Lebensjahr wuchs Peter mit
seinem älteren Bruder bei der Großmutter
mütterlicherseits in Stegersbach auf. Peters
u
romano centro
Romane Thana
4. feberi 1995:
O bombakero atentato gejng i flogoskeri grupn le Romendar
La Manuela Horvathatar
O bombakero atentato Erbate ando 4. Feberi
1995 schtar murschenge o ileto koschtalintscha. Peter Sarközi, Josef Simon sar o phrala
Karl taj Erwin Horvath andar i flogoskeri
grupn le Romendar andar o Burgenland sina
taj andi Roma sidlung upri rik Erbatar atschnahi.
chael Horvath, butvar pedar ada
bibastalo keripe ando logertscha
phukavlahi. Ande amari familija
mindig pedar vakerdo ulo.
Le artschijipeske „Romane Thana thana le Romendar taj Sintijendar“,
me jek emocijonali, brigaschno taj
bibastalo than arodijom. Dschi uso
atentato – akor me desch berscha
phurani somahi – man jek schukar
mar masektscha anglo atentato mindig vala- tschavengeri cajt sina taj na gondoko, kada schitikno ovlahi ando vesch phir- linahi, hot manuscha del, saven valahi. O schtar murscha butvar andi rat andi laso gejng o Roma hi. Andi Roma
sidlung dromeske sina te dikel ko phirel taj le sidling o cile khera ar rodim ule,
avre Romenge o esbe lipe te del, hot tafka va- te amare tschavengere khera. Adaj
lako upre lende dikel. Hora ratschaske ando duk mange pal atschini. I tragedija
Erbatar upri situacija le Romendar
„Avilem kaj egzibicija la nadasa, te arakhav varekaj upre sikatscha taj jek baro falato le
po zîdo jek patreto muřa dako. Voj sas anda Ober- gadschendar tschangado ulo. Politiwart. Le bêrš [ando] Auschwitz line laki godji. Sas kertscha la flogoskera grupnake pola persekucijaki manija. Anda kodja źanav numa moschinde, dschene andar o pradimo dschivipe le Romenca solidarisch
xancî.“
pumen sikade.
I
5. Feberi 1995 o Fredi, jek kaschuko Rom, o
batschi le Karl taj Erwin Horvathistar, upre jek
drom, kaj tschak o Roma phiren, le schtar murdarde murschen lakla. O harengere, i retung taj
o journalistscha upre oda than aun pele. Phare
gondi, briga taj dar telal o Roma andi sidling ar
pe bulhartscha.
O Michael Horvath, savo o logeri prik dschivtscha, iste pantschvar desch berscha palo ar
le dujti harburistar iste ada terdschivtscha, sar
duj leskere enkl tschavendar upre bibastali koja
murdarde ule. Na tschak use leste, ham te use
avre logeriskere prik dschivdendar i dar papal
ali, hot tradim le on. Ando mediji phendo
ulo, hot o birovtschagi na dschanen, te jek rasistischi motivirti aun astaripe upri flogoskeri
grupn hi, vaj jek “Zigeunerfehde”. Kekaj jek
blehoschni tablina le upre pisinipeha “Roma
zurück nach Indien“ upro than, kaj o schtar
murdarde ule, laklo ulo. Ojs tikni tschaj imar
mange o alava “logertscha”, Mauthausen“ taj
„Auschwitz“ prindschardo sina. Mro papu Mi-
Le schtar opferenge schtar manuschen me arodijom jeke vidijo vakeripeske. Duj Romenca taj
duj gadschenca vakerdo ulo, kaj schaj sikado ol,
hot o rasistischi motivirti murdaripe pedar i
flogoskeri grupn ari, upre vrischtschanipe kertscha. Kekaj te palo atentato dschene dija, save
pedar o atentato taj pedar i flogoskeri grupn
prasnahi. Mre vakeripeskere partnertscha uso
atentatiskero than sina taj phukan sar on oda
angle bisch berscha, o aunastaripe upri flogoskeri grupn taj o interesi le pradipestar terdschivde taj so pe ando berscha palo atentato la
floskera grupnakera butjaha irintscha.
Me te meg le phenjenca taj phralenca le Karl,
Erwin, Peter taj Josefistar vakertschom, kaj
harne bijografiji lendar schaj pisinav.
Josef Simon – agun Nardai
*18.01.1955 - 04.02.1995
Josef imar tiknon Hompa akardo ovlahi. Pra
dajaha, pre dadeha taj pre phenjenca taj phralenca ov andi phuri Roma-sidlung, kaj akan i
13
Schtar pajtaschtscha: Erwin Horvath,
Karl Horvath, Josef Simon, Peter Sarközi.
schpita hi, dschivlahi. Ando kesdipe le 70iger
berschendar i familija andi nevi sidlung cidine.
Hompa i ischkloa Erbate kherodija. Leskero dad upro bau Betschiste buti kerlahi, ov
pantschvardesch taj schov berschenca mulo.
Hompa dur use jek bauninipeskeri firma Erbate butschalintscha. Sar avre murscha andar
i sidlung, te ov Betschiste gelo buti te kerel.
Ande pro ternipe nana leske o schajipe beruf
te siklol. Pra Romnaha, jeka gadschaha, taj le
pantsch tschavenca on ande leskero dajakero
taj dadeskero kher atschnahi. Le Hompa andi
sidlung igen kamnahi, kekaj te thojipeskeri maschina vaj verdi te reparirinel vaj flisn te tschil,
o Hompa pre nochberenge pomoschinlahi, kaj
ov dschanlahi.
Peter Sarközi
25.08.1968 – 04.02.1995
O Peter pre phuraneder phraleha dschi use pro
schovto dschivipeskero bersch use pri baba,
andar la dajakeri rik Schtegate upre bartschino. 1972 le Peteriskeri daj le duj tschavenca
use lakero mursch andi Erbakeri Roma-sidlung
cidija. O dschivipeskere situacijia odoj feder
sina. O Peter butvar pra baba Schtegate kher
u
romano centro
Romane Thana
Fortsetzung von Seite 12
Das Blaue Herz
Von Robert Gabris
D
ie Roma-Minderheit wird häufig
aufgrund von Armut, Arbeitslosigkeit
und Unbeholfenheit negativ betrachtet. Diese
Menschen sind ständig mit existenziellen
Problemen und Unrecht konfrontiert.
Aufgrund dieser sozialen Bedingungen werden
viele straffällig und verbringen oft mehrere
Jahre im Gefängnis. Auch mein Vater hat
viele Jahre im Gefängnis verbracht. Er erzählte
mir, dass er dort eine wichtige Rolle hatte:
Er war der Tätowierer. Meine Kupferstiche
thematisieren den Moment, in dem sich mein
Vater schmerzhaft Erinnerungen an seine
Familienangehörigen in die Haut ritzt. Er trägt
auf seiner Brust und seinen Ohren wichtige
Daten: den Todestag der ersten Tochter oder
verschiedene Ausschnitte aus den Briefen
geliebter Menschen.
Als ich ihn nach der Bedeutung seiner AufZeichnungen fragte, hat er mir seine Brust
gezeigt und gesagt:
„Der Ort meines Lebens ist mein Körper. Da
befinden sich alle Wunden und Zeichnungen
meiner Vergangenheit. Ich ritze sie mit Nadel
und blauer Tinte tief in meine Haut. Meine
Familie ist auf meiner Brust verewigt. So werde
ich, obwohl ich den Heimatort verlassen habe,
mit meinen Geliebten im Gefängnis zusammen
sein. Wenn ich eines Tages hier rauskomme,
werde ich zu einer Lebensgeschichte. Die
nehme ich dann mit ins Grab.“
•
Fünf Kupferstiche erzählen die Geschichte
eines Roma-Dorfes in der Slowakei. Diese
Menschen haben viele Jahre ihres Lebens im
Gefängnis verbracht und sich
die eigene Lebensgeschichte „Besonders die Arbeiten von Robert Gabris geben einen
auf den Körper tätowieren unmittelbaren, persönlichen Eindruck in die Familienlassen. Sie ließen mich das geschichten der Sinti und Roma! Danke!“
gezeichnete Archiv, ihre
mit blauer Tinte geritzte
Vergangenheit, aufnehmen. Genauso wie allen Robert Gabris (ein Portrait und viele seiner
anderen ist es auch den Roma wichtig, eine Kunstwerke siehe RC 76), geboren in Hnusta
Familie, eine Zukunft und vor allem eine (SK), studierte Szenographie in Bratislava
Geschichte zu haben. Diese Geschichte ist das und Wien. Mehr Informationen finden Sie auf
Einzige, was von diesen Menschen bleibt. Sie www.robertgabris.com
ist ein ständig arbeitendes Archiv des eigenen
Lebens. So habe ich diese Geschichte auf
das Blech geritzt, dokumentiert und somit
verewigt.
14
Mutter zog mit den zwei Buben Anfang der
70er Jahre zu ihrem Lebensgefährten in die
Oberwarter Roma-Siedlung. Die Wohnverhältnisse waren wesentlich besser. Seine Oma
war für ihn nach wie vor eine wichtige Bezugsperson. Wie viele andere Roma damals
besuchte er die Volks- und Sonderschule. Er
hatte auch noch einen jüngeren Halbbruder
und Pflegekinder wurden in die Familie aufgenommen. Peter wirkte bei dem Arbeitsprojekt
„Aktion 8000“ mit. Danach hielt er sich mit
Gelegenheitsjobs über Wasser. Er war ein sehr
herzlicher junger Mann. Am wohlsten fühlte
Peter sich unter Roma.
Karl Horvath
12.06.1973 – 04.02.1995
Die Brüder Karl und Erwin hatten noch drei
Geschwister. Karl war der älteste, Erwin der
drittälteste Sohn einer Nicht-Romni und
eines Rom aus Oberwart. Der Vater war Altwarenhändler und die Mutter kümmerte sich
um den Haushalt und die Kinder. Die Familie
wohnte in der Roma-Siedlung in Oberwart
auf engstem Raum. 1988 verstarb ihr Vater an
einem Herzinfarkt. Eines von Karls Hobbies
war es zu malen. Seine Zeit verbrachte er mit
gleichaltrigen Jungs aus der Siedlung. Diskothekenbesuche, Keilwerfen und Fußballspielen
gehörten zu den Hauptbeschäftigungen der
Freunde. Karli arbeitete in einem Ziegelwerk,
eine Ortschaft weiter. Auch am Arbeitsprojekt
„Aktion 8000“ arbeitete er mit.
Erwin Horvath
14.11.1976 – 04.02.1995
Erwin besuchte die Volks- und Hauptschule. Er war ein äußerst freundlicher und netter
junger Mann, der stets zu Scherzen aufgelegt
war. Auch er verbrachte die meiste Zeit mit
Freunden in der Siedlung. Zu seinen Freizeitbeschäftigungen gehörten der Besuch von
Discotheken und Kartenspielen mit anderen
Siedlungsbewohnern. Nach seinem Schulabschluss war er auf Arbeitssuche. Erwin war ein
höflicher junger Mann, dessen unschuldiges
Leben genommen wurde noch bevor es richtig
begann.
•
romano centro
Romane Thana
Kontinuacija katar e rig 13
O vîneto ilo
Katar o Robert Gabris
O
minoriteto le Řomengo dikhêl pe
butivar negativno aj kodja anda
čořimos, anda Řomengî bibućakî situacija
taj anda bibuźanglimos. Permanentno sî
von konfrontirime trajoskê problemonca
taj diskriminacijasa. Anda socialni čořîvane
kondicije aven len butivar problemur le
zakonenca taj butivar bêšen von maj but bêrša
ande řobija. Vi muřo dad bêšelas but bêrš ande
řobija. Vov mothodja mangê, kaj khêlelas vov
kote jeg importantno rola: Vov tetovirilas kote
le manušên. Muře xarkumakê gravure sîkaven
kodo momento, kana řanglja vov peskê ande
peski morći peskê dukhane gîndur pa peski
familija. Pe lesko kolin taj pe leskê kan ramome
sî importantni date: Le merimasko djes kata
leski angluji śejořî. Ramome sas vi kotora
lilendar kata manuša kaj sas leskê drago.
Kana puślem les paj relevansa kata leskê cîrtome patretur, sîkadja vov pe pesko kolin taj
mothodja:
“Specifično le buća kata o Robert Gabris dine ma jek
Panž gravure kaj dikhên direktno taj personalno impresija pa familjengo trajo
katka, sîkaven e historija kata
kata l’ Sinti taj Řom.”
jek Řomengo gav ande Slovakija. Kadala manuša bêšenas
bêršenca peskê trajostar ande řobija taj dine “O than muře trajosko sî muřo trupo. Katka
te tetovirin peski trajoski biografija pe pesko arakhadon sja le řane taj cîrtime patretur kata
trupo. Von mêkle te me snimov lengo cîrtime muřo nakhlo trajo. Me tetoviriv le ekha suvjaarxivo, lengi historija tetovirime vînetona tin- sa taj vînetona tintasa anduxo pe muřî morći.
tasa. Sar vi avêre manušêngê sî vi le Řomengê Muřî familija sî pe muřo kolin pala muřo antimportantno, te avel len jek familja, jek futuro rego trajo. Vi te mêklem o than kaj trajisardem,
taj specifično jek historija. Kaća historija sî pale kam avav ande řobija kethane muře maj
e jek djela so aśêl kadale manušêndar. Voj sî dragone manušênca. Jeg djes kana kam-skêpiv
lengê trajosko arxivo savo sî permanentno katar, kam avav me jeg trajoski historija. Kaća
aktivno. Kadja, cîrtosardem kaća historija historija kam angêrav manca ando grobo.”
gravurasa ando blexo, dokumentirisardem la taj spasisardem la te aśêl ande historija but
šêla bêrš.
O Robert Gabris (lesko patreto taj leskê
artistički djeli dikhên po brojo RC 76)
biandilo ande Hnusta/Slovakija. Ande
Bratislava studirisardja vov scenografija taj
pala kodja studirisardja ka Akademie der
bildenden Künste Wien. Maj but informacije
arakhên pe: www.robertgabris.com
•
15
rodlahi. Oj leske jek barikano dscheno sina. Sar
but avre tschave ov taj terne agun andar i sidlung i flogoskeri ischkola taj i sonderschul kher
rodija. Le te jek terneder moschtovno phral
sina taj te avre tschaven, savi i familija upre lija.
Buti ov akor uso butjakero projekto “Akcijona
8000” lakla. Palo kisetinipe le projektostar tikne butjenca pedar o paj pe likerlahi. Ov jek igen
vodschikano terno mursch sina. Lek feder leske
dschalahi, te ov telal o Roma sina.
Karl Horvath
12.06.1973 – 04.02.1995
Le phralen Karl taj Erwin meg trin gschvistertscha sina. O Karl o lek phuraneder sina. Erwin
o trito phuraneder tschau sina jeka gadschatar
taj jeke Romestar Erbatar. Le Karliskero dad
phure kojenca handlinlahi, leskeri daj upro
tschave taj upri khereskeri buti diklahi. O
Karli pra dajaha, pre dadeha taj pre phenjenca
taj phralenca upre vusko than ande jek tikno
kher andi Roma-sidlung dschivlahi. 1988 o
Karliskero dad pal jek vodschiskero infarkto,
mulo. Jek koja, so o Karli meresch kerlahi, o
feschtinipe sina. Pri cajt le tschavenca, save asaj
phurane sar ov sina, andar i sidlung khetan lo
sina. O diskotektscha kher te rodel, krejmpl te
khelel taj o lobdakero khelipe le tschavengere
koji sina, save on meresch kernahi. O Karli te
ando teglengero verk, poar gava adatar bajder,
butschalinlahi. Taj te uso butjakero projekto
„Akcijona 8000“ use lo sina.
Erwin Horvath
14.11.1976 – 04.02.1995
O Erwin i flogoskeri- taj hauptschul kherodija. O Erwin jek loschando taj latscho terno
mursch sina, savo mindig meresch dilinipe
kerlahi. Te ov but cajt pre pajtaschenca andi
sidlung khetan sina. Ande pri naphandlipeskeri cajt ov meresch andi disko dschalahi taj avre
dschenenca andar i sidlung kartschi khelahi.
Pal leskero ischkolakero kisetinipe, ov upro
butjakero rodipe sina. O Erwin jek latscho
terno mursch sina, saveske o dschivipe lim ulo,
angloda oda tschatscho kesdintscha.
•
romano centro
Romane Thana
Der Rock meiner Mutter war mein Sternenzelt
Die Sintiza Lilly Habelsberger, geboren 1950 als Tochter einer Überlebenden der Konzentrationslager, setzt sich in ihrem
Ausstellungsbeitrag mit der Situation der „zweiten Generation“ auseinander, der Kinder jener Roma und Sinti, die den
Völkermord überlebten. In ihren Texten und Bildern verarbeitet sie das schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter und setzt sich
mit ihrem eigenen Kampf gegen das weitergegebene Trauma auseinander.
Der Rock meiner Mutter
war mein Sternenzelt.
An ihn klammerte ich mich.
Er diente nicht nur um
Hühner zu verstecken,
mein vertrauter Ort,
meine Rettung.
Er war meine Wahl,
das einzige Zeichen.
Du,
hineingeboren in dein Volk,
Traditionen, Sitten und Gebräuche,
die, wie mir schienen,
nur den Männern dienten.
Weit und breit war
kein anderer Ort,
es bot sich nichts an,
nur Ablehnung dort.
Später kam es mir vor wie ein böses Spiel.
Es war nicht lustig, das Zigeunerleben.
Farbe und Fröhlichkeit,
nur eine Form.
Ein Anstrich,
wie man eine Mauer schmückt.
Nur eine Fassade,
dahinter Gewalt.
Du überwandest jegliches Hindernis.
Ich brauchte nichts zu tun,
außer mich an deinen Rock zu klammern,
um zu erstarren vor dem Leben.
Genügte nie, dass ich da war,
musste dir immer zu Willen sein.
Tat ich es nicht, gabst du mir zu verstehen,
dass du mich sonst straftest.
Anfangs Geborgenheit,
dann Unvermögen,
mich fähig zu machen für das Leben.
Lernte nur, mich auf dich zu konzentrieren.
Fühlte mich schuldig, wenn ich ausbrechen
wollte,
kam immer gleich zurück vor lauter Angst.
Wie begegnet man Menschen?
Wie spricht man mit ihnen?
Zuhören war schon gar nicht möglich!
Sie waren immer nur die Bösen.
„Ma raki mit lenza, u gadschengeri Muija!“
Auch zu den eigenen Leuten hattet ihr kein
Vertrauen,
habt immer nur geschimpft.
Nie hab ich gute Worte aus deinem Mund
gehört.
Sechs Jahre verbrachtest du an einem
schrecklichen Ort.
Eltern, Geschwister,
einen Sohn hast du verloren.
Trotz allem,
dein Wille,
deine Kraft
waren ungebrochen.
Ich erinnere mich, du sagtest:
„Ich hau der Welt ein Loch!“
Rebellion war deine Antwort.
Heiratetest einen Mann von der Waffen-SS.
Diese Kontraste schlugen in meine Seele.
Opfer und Täter,
Schwarz und Weiß,
das war mein Thema.
Dieses Gewicht kaum zu ertragen.
War niemand da, der dies regulierte.
„Großartige Ausstellung! Besonders ‚der
Rock meiner Mutter‘ von Lilly Habelsberger
hat berührt.“
So eine starke Frau,
ich griff immer nach deinem Rock.
Du warst reich ausgestattet fürs
ÜBERLEBEN.
Euer Auftrag:
IMMER ERINNERN,
NIEMALS VERGESSEN.
•
„Ich will mich für diese Ausstellung sehr herzlich bedanken, mit
Tränen tief berührt verlasse ich diesen Ort, so viele Bilder habe ich
abgespeichert. C. Stojka hat mich als junge Frau begeistert, durch sie
fand ich zu einem bewussteren Umgang mit Stereotypen. Danke.“
16
romano centro
Internacionalno
INTERNACIONALNO
Romane Thana
E řoča muřa daći sas muřê čerhajangi cerha
E Sintica Lilly Habelsberger bijandili ando bêrš 1950. Laki dej nakhadja le Hitleroskê koncentracijakê logorja. Ande laki
egzibicijakî kontribucija sîkavel voj e situacija kataj „dujto generacija“, kodja sî le śavořê kata kadala Řom taj Sinti, save
źuvindes nakhade o genocido. Ande peskê tekstur taj patretur e Lilly Habelsberger analiziril peski komplikovano relacija peska
dasa taj analiziril pesko marimos pesa, kontra peski trauma, savi nakhli kata laki dej ande la.
E řoča muřa daći
sas muřê čerhajangi cerha.
Kaća řoča ćićide muřê najořê.
E řoča služîlas na numa
te garavel khanjan tala la.
Voj sas muřo maj drago than,
muřo skêpimos.
Voj sas muřo losarimos,
voj sas o jek sêmno.
Tu,
kaj bijandiljan ande ćiro narodo,
tradicije, konvencije, praktike,
save - kadja dićonas von mangê služinas numa le muršêngê.
Sar te maladjos manušênca?
Sar kam des duma lenca?
Te thos kan nas šansa!
Von sas sakana le nasula.
“Ma raki mit lenza, u gadschengeri Muija!“
Haj či ande tumare manuša nas tume
paćamos,
sadajek numa akušênas.
„Fantastično egzibicija! Specifično ‚der Rock meiner Mutter‘ kata e Lilly Habelsberger dodiril.“
Kajgod dikhênas le jakha
nas kak aver than,
khanči aver nas,
sar numa e ekskluzija kote.
Palal sîkadjilas mangê sja sar jeg čořo
khêlimos.
O „Zigeunerleben“ nas „lustig“.
Boja taj bukurija,
jek forma numa.
Jek makhlimos,
sar kana laśares jeg zîdo.
Numa jeg fasada,
tala late zor bari.
Svako barijera nakhêsas.
Mangê khanči aver nas te kêrav,
numa te ćićidav zurales e řoča ćiri,
te bi cêpênivas le trajostar.
Kaj egzistirivas, šoha dosta nas,
sakana musaj sas te kandav tu.
Te na kandavas tu, mothosas mangê,
ka xav štrofo tutar.
Anglal paćamos,
palal naj maj but zor
te gêtiv ma le trajoskê.
Sićovas numa, te avav koncentririme pe tu.
Haćaravas ma došali, kana kamavas te našav-tar,
daratar avavas palpale ande vraz.
Anda ćiro muj nikana ašunavas laśe svatur.
Šov bêršora sanas pe kak źungalo than.
Dad, dej, phrala, pheja
taj jekhe śaves xasardjan.
Aj pale,
ćiri volja,
ćiri zor
nas phagerdi.
Dav ma godji sar phenesas:
„Jek grjapa ka-marav ande ljuma!“
Revolta sas ćiro atveto.
Mêrîtisajlan ekhe muršesa kata oružjêngi SS.
Kadal‘ kontrastur dine ande muřo dji.
Viktimo taj aktoro,
Kalo taj Parno,
kodja sas muřî tema.
Kado pharimos daba vazdel pe.
Khonik katka nas, te bi laśarelas kodja.
Kasavi zurali Řomnji,
sadajek azbavas karing ćiri řoca.
Tu sanas laśes gêtome
te trajis maj dur.
Tumari naredba:
Sadajek te seras,
šoha te na bristas.
•
„Anda muřo ilo kamav te najisarav tumengê anda kaća egzibicija, asvenca mêkav kako than, kadići but patretur špajxerisardem.
E C. Stojka azbadja muřo dji sar têrni źuvlji, latar śićilem jek
svesno pozicija pe sama kata l’ stereotipur. Najis.“
17
romano centro
Romane Thana
#Webrom2014 - Roma Digital Identities
Das Internet als Romano Than / Ort der Roma
Von Gilda-Nancy Horvath
Das Internet ist der erste Ort, an dem die
Roma und Sinti das Bild von sich selbst aktiv
mitbestimmen können. Sie tun dies auch
bereits. Die meisten allerdings eher unbewusst als mit der Absicht, Stereotype aufzubrechen. Was wäre wohl ein besserer Weg
dies aufzuzeigen, als markantes InternetMaterial zu verwenden und eine Botschaft
daraus zu machen?
D
as Internet als Ort der Roma ist eine
logische Konsequenz für ein Volk, das
sprachlich und geographisch breit aufgestellt
ist – politisch jedoch ohne hörbare Stimme.
Umso präsenter sind die Roma im Internet.
Hunderte Foren/Gruppen auf Facebook dienen dem regen Austausch zu verschiedenen
Themen. Während Facebook oder Twitter
eher für aktivistische Zwecke genutzt werden,
ist Youtube ein beliebtes Mittel zur Selbstdarstellung, Selbstpräsentation und ja ... auch
Selbstverzerrung.
Die Selbstdarstellung der Roma
im Internet
beim Thema Fremddarstellung nichts mehr zu lachen.
Die Fremddarstellung der
Roma und Sinti: Antiziganismus und Medienbilder
In dieser Station werden Medienskandale gezeigt, die aus
stereotyper Wahrnehmung
resultieren. Beispiele wie
jenes des griechischen „hellhäutigen Mädchens Maria“,
die dank Massenmedien zum Opfer eines nicht
existenten „Roma-Menschenhändlerringes“
hochstilisiert wurde, oder der Fall eines albanischen Kriegsphotos von einem Kind mit
Waffe in den Händen, das schließlich als Cover
für eine Horror-Schlagzeile über Roma in einer
Schweizer Zeitung verwendet wurde. Es ist das
Ergebnis eines emotional negativ geprägten
Konstrukts über Roma, das mittlerweile die
Medien prägt und damit wiederum das Bild,
das die Gesellschaft von uns – und jedem/jeder
Einzelnen von uns – hat.
Roma und Sinti waren in der Unterhaltungsund Medienbranche vielfach erfolgreich. Rapper SIDO oder Schlagersängerin Marianne
Rosenberg sind offiziell als Sinti „geoutet“.
Doch auch die ganz Jungen und Wilden versuchen ihr Glück in Castingshows und im Internet.
Vernetzung: Das Internet als Zukunftsfaktor
für Roma und Sinti
Jetzt da die Videos fertig sind, kann ich nur
hoffen etwas geschaffen zu haben, dass auf
verschiedene Weise hilft. Ich hoffe, die Roma
selbst verstehen es als Hommage an ihre Kreativität. Ich hoffe, Medien empfinden es als
Erinnerung an journalistische Grundwerte. Ich
hoffe, die Menschen empfinden es als Bereicherung ihres (Web-)Lebens und zuletzt hoffe
ich auch, dass ihr Spaß habt beim Ansehen der
Videos. Denn bei allem Ernst – manchmal ist
ein Lachen online viel wirksamer als jede aktivistische Rede.
Gegen das negative Bild von Roma und Sinti
kämpfen AktivistInnen in ganz Europa. Sie
sind jung, progressiv und modern – das Gegenteil vieler Roma-Vertreter in der Realität.
Sie verstehen das Internet als Faktor der gesellschaftlichen Partizipation und nutzen die
Möglichkeiten um aufmerksam zu machen: auf
ihre Projekte, ihr Engagement, auf sich selbst –
als Role-Models.
Gilda-Nancy Horvath ist Journalistin, als
Aktivistin und Projektmanagerin tätig und
beschäftigt sich intensiv mit den Möglichkeiten und Auswirkungen sozialer Medien. In
der Installation „#Webrom2014“ reflektiert
sie das Selbst- und Fremdbild der Roma und
Sinti im Internet. Die Videos der Kollektion
#Webrom2014 sind auf youtube im Channel
Gilda Horvath online verfügbar.
„Vielen Dank an die Autor_innen, an die Community für ihre Offenheit und ihr Angebot an die
Mehrheitsgesellschaft. 4 ½ Stunden reichen nicht
aus, um alles zu erfahren, was die Ausstellung
bietet!“
Der Entertainment-Faktor der
Videos mancher Familienfeiern
ist höher als bei so mancher ProfiComedy. Nachdem ich insgesamt über 300
Stunden Video-Material gesichtet habe,
wurde mir aber auch klar: Diese Videos dienen nicht nur der Selbstdarstellung. Sie sind
Kommunikation. Internationaler Maßstab
und Botschaft für andere Roma, die sich diese Videos ansehen. Das Selbstbild der Roma
und Sinti ist faszinierend vielfältig. Einerseits
geprägt von einer Sehnsucht nach einer romantisierten Vergangenheit, andererseits geprägt vom Großstadtstyle in Nike-Sneakers
und Hipster-Look. Im Gegensatz dazu gibt es
Generation Casting: Die alte und neue
Popkultur der Roma
18
•
romano centro
Romane Thana
#Webrom2014 – Roma Digital Identities
O interneto sar Romano Than
Katar e Gilda-Nancy Horvath
O interneto sî o angluno than kaj le Řom
taj Sinti aktivno šaj te ko-determinirin pesko
patreto pa peste. Aj kodja već kêren. Le maj
but manuša kêren kodja avtomatično, bi te na
źanen, le ciljosa te peraven negativni kližejur
taj stereotipur. So bi avelas jeg maj laśo drom,
nego te sîkavel pe sar te hasnil pe jeg markantno internetosko materialo taj te formiril pe
anda leste jeg mesaža?
trarno pe kodja sî, sar dikhên le gaźe le Řomen,
aj kodja naj maj but asavimaskî djela.
E strêjinone źenengî prezentacija kata l’
Řom taj Sinti: Anticiganizmo taj medijakê
patretur
Pe kako than sîkadon medijakê skandalur, save
sî o rezultato kata ‘k stereotiposkî percepcija.
Eksemplur sî o eksemplo kata e grekoski “parna morćaki sejořî Maria”, savi kêrdili viktimo
kata l’ medije, kaj konstruisarde jek “RomaMenschenhändlerring” savo nas egzistentno,
vaj o eksemplo kata jek albanicko marimasko
interneto sar than le Řomengo sî jek patreto, kaj sîkavel ekhe cîkne śavořes, ande lelogično konsekvencija jekhê narodoski, sko vas jek revolveri. Kako patreto sîkadilo po
kaj sî pe sama la geografijaki taj śibaki buhles kavero kata jek švicerskako žurnalo taj kêrdilo
egzistentno – numa pe politikakî sama naj les o fokuso kata jek hororosko raporto. Sa kodo sî
o rezultato kata jek emocionalno,
„Jeg baro najis sja le avtorongê, taj la komunakê pa negativno konstrukto pa l’ Řom,
lengi pîterdi pozicija taj pa lengo oferto karing o kaj arakhêl pe ande adjesuji vrjamajoriteto. 4 ½ časur či na arêsen , te sićuvas sja so ma ande l’ medije - taj sîkavel sar
o društvo dikhêl amen taj svakones
sîkavel e egzibicija!“
amendar.
O
zuralo glaso. Anda kodja sî le Řom sa maj but
reprezentirime po interneto. Vuni šêl fore/grupe po facebook služîn te pařuven von maškar
peste fjal de fjal teme. O facebook vaj o twitter
služîl maj but palaj aktivističko sama aj o youtube hasnin le Řom rado pala samo-prezentacija,
samo-reprezentacija taj vunivar … te sîkaven
pestar kak bangořo patreto.
E samo-prezentacija le Řomengi ando
interneto
La prezentacijako faktoro kata l’ videovur, save
sîkaven familjakê slave, sî maj vučo sar la prezentacijako faktoro kata kak Profi-Comedy.
Kana nakhadem karing 300 časur videovosko
materialo sas mangê klaro: Kadala videovur
služîn na numa la samo-prezentacijakê, von sî
vi komunikacija. Von sî jekh maškar-themutni
skala taj mesaža avêre Řomengê, save dikhên
kadala videovur. Le Řomengi taj Sintongi
samo-percepcija sî diverzno, fjal de fjal. Pe jeg
rig arakhas ande late e truš pala jeg romantično
nakhli vrjama, pe aver rig arakhas Großstadtstyle pe Nike-Sneakers taj Hipster-Look. Kon-
Netvorkingo: O interneto sar le Řomengo
taj Sintongo futuricko faktoro
Kontra o negativno Řomengo taj Sintongo patreto maren pe aktivistur ande antrego Evropa.
Von sî têrne, progresivni taj moderni – von sî
o antonimo kodolestar, sar kaj sî but řomane
reprezentantur ando realiteto. Von haćaren o
interneto sar jek faktoro socialnona participacijako taj von hasnin kaća šansa te cîrden la
publikaki sama pe pengê projektur, pe pengo
angažmano taj i pe peste sar role-models.
Kastingo la generacijako: E puraji taj e nevi
Řomengî popkultura
Ande zabavaki taj medijaki branža sas le Řom
taj Sinti sadajek po angluno than. O raperi
SIDO vaj e pop-djilabajitorka e Marianne Rosenberg sî oficialni “geoutet” sar Sinti. Numa vi
le maj têrne taj divlji źene zumaven pengi bax
pe castingshows taj ando interneto.
Akana kaj sî le videovur gata, sî ma numa e
nada te formirisardem vareso, so kam ažutil
pe maj but fjal. Sî ma e nada, te vi le Řom kam
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haćaren kodja sar jek paćiv peskê kreativitetoskê taj le medije te haćaren kodja sar memorija
pala žurnalistongê Grundwerte. Sî ma e nada
te haćaren le manuš sa kodja sar varêso, so barvarel lengo (vebosko-) trajo. Po agor kamav
tumengê voja taj bukurija kana dikhên le videovur. Kê čačimasa, vunivar sî jek asamos online
maj efektivno nego sar kak aktivističko divano.
•
E avtorkinja Gilda-Nancy Horvath sî
žurnalistkinja taj aktivno sar aktivistkinja taj
projektoski manadjerka. Intesivno studiril le
šajimata taj implikacije kata l’ socialni medije.
Ande instalacija „#Webrom2014” reflektiril
voj le Řomengi taj Sintongi samo-percepcija
taj le strêjinonengi percepcija pa l’ Řom taj
Sinti ando interneto. Le videovur la kolekcijakê #Webrom2014 arakhên po youtube po
Channel Gilda Horvath online.
romano centro
Romane Thana
Die Romanti von Floridsdorf
Von Willi Horvath
Zerfall der Strukturen im Krieg
Der Zweite Weltkrieg veränderte natürlich
alles. Deportationen, Enteignungen und
Zwangsarbeit. Familien brachen zusammen,
und alles brach über ihnen ein. Viele flüchteten
ins Ausland und kamen nie wieder oder erst
viel später. Wo es ging, halfen Floridsdorfer
den Rom zu entkommen, gaben ihnen Tipps
für die Flucht oder versteckten sie für einen
kurzen Zeitraum vor der GESTAPO. Doch
große Teile meiner Familie kamen letztlich in
verschiedene Konzentrationslager. Viele kamen nicht mehr zurück.
Die Stadtexpeditionen von Willi Horvath gehörten
zu den Highlights des Rahmenprogramms.
Um das Jahr 1920 verließ mein Ururgroßvater Stefan „Rafaika“ Erdely mit seiner Familie
seine Heimat Szombathely in Ungarn und
siedelte sich am Mühlschüttel in Wien an.
Der Mühlschüttel mit der angrenzenden Alten
Donau war ein idealer Siedlungsplatz für die
Familie Erdely, deren Geschäft seit Generationen der Pferdehandel war. Später gründete
sein Neffe, Ludwig „Leitschi“ Horvath, seinen
Hausstand auf der Leopoldauerstraße 58. An
diesen beiden Orten wohnte, arbeitete und
wirkte meine Familie in Floridsdorf. Bis heute
lebt ein großer Teil meiner Familie in diesem
Bezirk.
„Toll diese Ausstellung über uns Rom. Auch
vielen Dank an Willi Horvath für den Bericht
über die Leopoldauerstr. 58.“
W
ährend das Klischee von wandernden
Roma weit verbreitet ist, so trifft es auf
die Lovara-Roma nicht zu. Durch ihren engen
Bezug zu den Pferden war ein andauerndes
Wandern unmöglich. Die Pferde brauchten
Stallungen für die tägliche Pflege, einen Brunnen zum Tränken, Werkzeuge und viel Personal. Schon der Vater von Stefan „Rafaika“ Erdely war Pferdehändler und auch seine Söhne
und Schwiegersöhne waren bis zum Zerfall der
Branche im Pferdehandel tätig.
In jener Zeit, den 1920er- und 1930er-Jahren
des vorigen Jahrhunderts, gab es viele Menschen,
die sich als Taglöhner ihren Lebensunterhalt mit
allen anfallenden Arbeiten verdienten. Diese
Männer zogen von Geschäft zu Geschäft um
Arbeit zu suchen und landeten auch bei meiner Familie. Wir nannten diese unsere Arbeiter
„Romane Gasche“ und sie wurden Freunde der
Familie. Sie fuhren mit den Rom unserer Familie gemeinsam auf die Viehmärkte, arbeiteten
am Hof und halfen in den Stallungen. Sehr bald
waren sie wie Familienmitglieder, schliefen und
aßen teilweise auch bei uns und lernten sogar ein
paar Brocken unserer Sprache.
Die Floridsdorfer akzeptierten ihre „Zigeuner“
und sie gaben uns einen neuen, liebevollen Namen – Romanti. Die „Romanti“, also Rom, waren als gute Geschäftsleute bekannt, man traf
sich in den Kaffeehäusern oder in den Sportklubs. Die Rom waren ein Teil von Floridsdorf
und wurden respektiert. Damals habe ich diesem Begriff nicht viel Bedeutung beigemessen,
doch heute wird mir klar, was für eine bedeutende Rolle die Rom gespielt haben, dass wir
ein fixer Teil der Bevölkerung dieses Bezirks
geworden sind. Floridsdorf ist unsere Heimat.
20
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrten die
Überlebenden wieder nach Floridsdorf zurück.
Sie zogen, sofern es diese noch gab, in ihre devastierten Häuser zurück, bauten alles wieder auf.
„Eine der besten Ausstellungen, die ich seit
langem besucht habe.“
Mittlerweile war der Pferdehandel vom Automobil verdrängt und meine Familie fand im
Markthandel mit Stoffen und Teppichen ein
neues Betätigungsfeld. Auch nach dem Krieg
suchten die Rom aller Altersklassen sowie die
Romane Gadsche täglich die Gemeinschaft
in den Gehöften meiner Vorfahren. An die
30 Personen tauschten sich dort täglich aus,
erzählten von Geschäftserfolgen, planten die
nächsten Schritte im Leben. Dafür brauchte es
kein Fest, keinen besonderen Anlass.
Die meisten dieser Romane Thana sind leider
Vergangenheit. Doch ich bin froh diese Tradition noch miterlebt und doch den Schritt in
eine moderne Zeit gemacht zu haben. Es ist wie
ein Geschenk. Unsere Vorfahren bewahrten
trotz aller Schwierigkeiten und Anfeindungen
immer ihr Ziel – uns ein besseres Leben zu
ermöglichen – fest im Blick. Die Familie und
die Tradition, der Respekt vor den Älteren, das
gute Auslangen mit Freunden und Geschäftspartnern und der Respekt vor dem Leben – ich
glaube, das haben sie mir weitergegeben. Das
haben sie mir geschenkt.
•
romano centro
Romane Thana
Le Romanti anda Floridsdorf
Katar o Willi Horvath
Ande 1920-utne taj 1930-utne bêrš trajinas but
manuša, save njerinas pesko manřo sar djeseskê
bućarja kon kêrenas svako bući sogodi arakhênas. Kadala manuša phirenas than-thanestar,
šefto-šeftostar te roden peskê bući taj kadja
arêsle vi ka muřî familija. Amen mothasas lengê „Romane gaźe“ aj von avile laśe amala amarja familjakê. Von tradenas kethane le Řomenca
kata amari familija pe grastengê forur, von
kêrenas bući ande amari avlija taj aźutinas ande
štale. Von kêrdile sar familjakê membrur, butivar xanas taj sovenas amende taj sićile i vuni
svatur amarja śibakê.
Po gor kata dujto ljumako marimos aven le
źene, kaj aśile źuvinde, palpale ando Floridsdorf. Te maj egzistirina lengê purane thana,
von den ande peskê řîmome khêra, laśaren len
taj vazden len pale opre.
Paso-pasostar pařuven le vurdona taj le matore
o šefto le grastenca, muřî familija arakhêl jek
nevi bući, voj bićinel pe l’ forur colur taj poxtana. Pala o marimos roden le Řom i maj dur
(têrne, phure taj vi le řomane gaźe) o svako-djesesko kethanimos ande l’ avlije muřê papongê.
Karing 30 źene ćiden pe svako djes, kêren svato
pa peskê šeftur taj diskutuin so kam
„Fantastično kaća egzibicija pa ame Řom. Jek kêren maj dur. Pala sa kodja či trobul
baro najis vi le Williskê Horvath anda lesko te avel či soski slava čiti kak specifično
razlogo.
raporto pa Leopoldauerstr. 58.“
Karing o bêrš 1920 mêklja muře paposko
papo o Stefan „Rafaika“ Erdely peska familjasa pesko them o Szombathely ando Ungro
taj munčisajlo po Mühlschüttel ando Beči. O
Mühlschüttel, kaj sî e puraji dunera pašê, sas
jek desja malado bêšîmasko than palaj familija
Erdely. Generacijenca kêrlas e familija šefto
grastenca. Palal munčisajlo lesko vêro o Ludwig „Leitschi“ Horvath ando Leopoldauerstrasse 58. Pe kodola duj thana bêšelas, trajilas
taj kêrlas muřî familija bući ando Floridsdorf.
Źi adjes trajin le maj but źene muřa familjakê
ande kodo becirko.
O
Le manuša kata o Floridsdorf akceptuisarde
peskê „Zigeuner“ taj dine amen jek nevo, kamado anav „Romanti“. Le „Romanti“ - kodja
značîl le Řom - sas prinźande sar laśe bizničarja,
von maladjonas ande kafane vaj ande športoskê
klubur. Le Řom sas jek kotor kata o Floridsdorf
taj sas respektirime. Pe kuća vrjama nas mangê
kodo termo vareso baro, tek adjes haćarav, savi
importantno rola khêlenas le Řom, kê ame aviljam jek stabilno narodosko kotor kadale becirkosko. O Floridsdorf sî amaro them.
Pe vrjama le marimaski xain le strukture
O dujto ljumako marimos pařuglja sja. Deportacije, ekspropijacija taj bući pe zor. Le familije
xain, taj sja pa lende xail. But źene našên ande
strêjini thema taj či maj aven palpale vaj kam
aven palpale but vrjama palal. Kaj šaj, kote
ažutin le Floridsdorferoskê gaźe le Řomengê te
našên, von den len instrukcije našîmaskê vaj garaven len pe skurto vrjama kata o GESTAPO.
Numa but źene kata muřî familija arêsen ande
diverzni koncentracijakê lagerja. But lendar či
maj aven palpale.
kližejo pa l’ Řom save phiren sî buhljardo bute thanende ande antrego ljuma le
gaźengi, numa či pasuil pala l’ Řom kata e grupa Lovara. E bući grastenca či na mêkelas le te
phiren von bare droma. Pala l’ grastengi djesuji
grîza trobunas len štale, jek xajing te pijaven le
grasten, bućakê alatur taj dosta personalo. Već o
dad kata o Stefan „Rafaika“ Erdely kêrlas bući
grastenca taj sja kodja vi leskê śave, „Jek kata l’ maj laśe egzibicije kaj dikhlem de
leskê źamutre aj kodja źi ka trajilas kaća
dulmut.“
bući grastenca.
21
Bezêx sî, kê le maj but Romane Thana
sî adjes numa historija. Pale lošav, kaj înkê sas
ma šansa te trajiv barem pe skurto vrjama pe
kaća tradicija taj te thav o paso ande ‘k moderno
vrjama. Kodja sî sar jek baro dařo. Amare papur
šoha či xasarde pesko ciljo anda peskê jakha –
te sigurin amengê jeg maj laśo trajo - vi te sas
len te maren pe pharimatanca taj dušmanijasa.
Angla lengê jakha importantno sas e familija,
e tradicija, o respekto kata maj phure manuša
taj o paćivalo trajo amalenca taj šeftoskê partneronca taj o respekto le trajoskê. Me gîndiv
kodja dine ma von taj me sićilem lendar. Kodo
sî o dařo lengo.
•
romano centro
ROMANE THANA
Ein Lied geht auf die Reise
Von Tamara und Manuel Weinrich
Dieser Beitrag zweier Geschwister handelt von der Reise eines Liedes, das unter den Sinti und Rom in mehreren
Ländern Europas und in den USA Verbreitung fand. Der Komponist Robert Weinrich hat dieses Lied ursprünglich
als Liebeslied auf Englisch komponiert. Für Sinti-Missionare aus Frankreich und Holland, die einige Male mit ihren
Wohnwägen nach Wien kamen, änderte er den Text in Sintatikes um. Jahre später „Eine schöne Ausstellung, besten Dank
übersetzte Robert gemeinsam mit Hojda Stojka den Text ins Romanes der Lovara.
dafür. Von einem ehemaligen Insassen des
In der Mission Vie et Lumière wird das Lied in jüngster Vergangenheit sogar auf
Zigeunerlagers in Birkenau. B 6198.“
Französisch gesungen.
Jeg gili źal peskê dromesa
Katar e Tamara taj o Manuel Weinrich
Kaća kontribucija kaj formisardja o Manuel Weinrich peska phejasa, la Tamarasa, sîkavel o drom kata jeg gili, kaj buhlili maškar le Sinti taj Řom ande maj but Evropakê thema taj ande l’ USA. O komponisto Robert Weinrich kerdja kaća
gili pe englezicko śib sar kamimaski gili. Pala Sintongê misionarja kata Francuzo taj andaj Holandija, kaj avile kana taj
kana peskê kampingonca ando Beči, pařugla vov o teksto pe l’ Sintongi śib. Vuni bêrš
„Jeg šukar egzibicija - Baro najis phenel
palal pařuglja vov kethane le Hojda Stojkasa o teksto pe Lovarengi śib. Ando misiono
tumengê kata jek demultuno řobo kata o
„Vie et Lumière“ gilaben ande paluji vrjama e gili vi pe francuzicko śib.
„Zigeunerlager“ Birkenau. B 6198.“
Gawa Diwis – Kado Džejs
An diesem Tag
Kava divis val tu
Miri frajda gjaki bari Dschineh hoski?
Me hacum tut, mer tschaj.
An diesem Tag bist du gekommen.
Meine Freude ist so unfassbar groß.
Weißt du, warum?
Weil ich dich gefunden habe, meine
Liebe/ mein Jesus.
Kana hi lichta an mu dschipen.
Hajvau i ruva an mu si.
Mu schunol u cejlu veltu Tschaj, kaj
me tut kamau.
Kava divis val tu
Miri frajda gjaki bari Dschineh hoski?
Me hacum tut, mer tschaj.
Kado džejs avilan.
Muri voja kadej bari,
žanes sostar?
Me rakhlem tu, šej hej.
Sar o kham si muro trajo.
I bari bacht sikaves mange.
Taj sako šaj žanel sar si mange.
Me feri tu kamav.
Kado džejs avilan.
Muri voja kadej bari,
žanes sostar?
Me rakhlem tu, šej hej. Manuel Weinrich
22
•
Du lässt die Sonne in meinem Leben
erstrahlen.
Mein Herz ist erfüllt von Frieden.
Die ganze Welt soll erfahren,
wie sehr ich dich liebe. •
romano centro
ROMANE THANA
Die Eröffnung
am 11. Februar im Wien Museum
N
ach der Begrüßung von Direktor Wolfgang Kos erläuterten
zwei der KuratorInnen Andrea Härle (Romano Centro) und
Susanne Winkler (Wien Museum) das Ausstellungskonzept, in
dessen Mittelpunkt die Beiträge der Community selbst stehen. Als
VertreterInnen dieses Kollektivs präsentierten Usnija Buligović und
Willi Horvath ihre spannenden Beiträge zu ihrem persönlichen Romano Than in Wien. Anschließend wurde die Ausstellung von Stadträtin Sandra Frauenberger vor einem übervollen Haus – mit mehr
als 800 BesucherInnen – eröffnet. Die renommierte Sängerin Ruzsa
Nikolić-Lakatos sorgte mit ihrer Band Ethno Experience für gute
und ausgelassene Stimmung, die so manche zum Tanzen motivierte!
Usnija Buligović
•
O puterimos
ka 11. februaro ando Wien Museum
P
ala o divano kata o direktori Wolfgang Kos, kaj motholas
savořêngê “mišto avilen”, vorbisarde duj źeja kata l’ kuratorono timo, e Andrea Härle (Romano Centro) taj e Susanne Winkler (Wien Museum) pa koncepto la egzibicijako. Pala kodo koncepto sas ando maškar la egzibicijako te aven le kontribucije kataj
řomani komuna. Sar reprezentantur la komunakê prezentirisarde
e Usnija Buligović taj o Willi Horvath peskê interesantni kontribucije pa pesko personalno Romano Than ando Beči. Pala kodja
pîterdja e raji Sandra Frauenberger kata o forosko saveto e egzibicija ande ‘k pherdi sala; maj but de 800 vizitorja avilesas. E vestome djilabajitorka, e Ruzsa Nikolić-Lakatos andja peska muzikaća
bandasa “Ethno Experience” jek vojaki taj lošaki atmosfera aj but
źene line bukurjasa te khêlen! •
23
Ruzsa Nikolić-Lakatos & Band
romano centro
Romane Thana
„Bauchfrei, ja oder nein?“
RC: Wie war für dich der Austausch mit den
anderen Autorinnen und Autoren?
BE: Einige habe ich schon gekannt; für mich
war jedoch v.a. der Austausch mit Manuela Horvath sehr spannend, weil ich mit ‚den
Burgenland-Roma‘ bislang nichts zu tun
hatte. Nun bekamen sie ein Gesicht und ich
eine Vorstellung vom Leben der Menschen in
Oberwart. Das Attentat in Oberwart habe ich
damals als Kind im Fernsehen mitbekommen,
aber wenn man dann mit jemanden darüber
spricht, der davon betroffen ist, dann kommt
man dem Thema um vieles näher. Es ist nicht
mehr nur eine Schlagzeile in den Nachrichten,
sondern man sieht dann die Menschen, die davon betroffen sind.
Barka Emini ist das junge Mädchen auf dem
Plakat von Romane Thana und bereitete für
die Ausstellung ihre Migrationsbiographie auf.
Sie kam als Kind über Umwege von Skopje
nach Wien, wo sie auch aufgewachsen ist. Barbara Tiefenbacher sprach mit ihr über ihren
Beitrag und wie es ist, in ganz Wien auf einem
Plakat abgebildet zu sein.
RC: Was hat dich bewogen, an dieser Ausstellung mitzuwirken?
BE: Die Ausstellung bietet eine Möglichkeit,
Roma an die Öffentlichkeit zu bringen. Bislang
blieb es immer im Verborgenen, wer die Roma
sind, woher sie kommen. Nun haben wir uns
selber sichtbar gemacht. Dass nicht andere
über Roma berichten, sondern wir selber über
uns, hat mir sehr gut gefallen. Und dass ich die
Möglichkeit bekommen habe, mit meiner Migrations- bzw. Religionsbiographie an die Öffentlichkeit zu gehen und sichtbar zu machen,
dass es „DIE Roma“ oder „DIE Roma-Religion“ nicht gibt, sondern dass Roma heterogen
sind.
RC: Wie war für dich der Entstehungsprozess des Ausstellungsprojektes?
BE: Es gab einige Treffen, bei denen jeder Autor gezeigt hat, was sein Teil beinhalten wird.
Dabei ist auch die Wertschätzung zwischen
den einzelnen Personen und für ihre Arbeit
gestiegen. Für mich stellte sich auch die Frage,
wie viel gebe ich von meinem Privatleben preis.
Ich fand es daher gut, dass ich auch selber meinen Katalogbeitrag verfassen konnte, weil mir
das die Möglichkeit gab, das zu sagen, was mir
wichtig ist.
RC: Du bist ja das Mädchen auf dem Plakat
der Ausstellung. Wie ist es dazu gekommen?
BE: Dieses Foto ist den Kuratoren bereits aufgefallen, als es noch gar nicht als Titelbild zur
Debatte stand. Mich hat damals als 16jährige
eine Freundin fotografiert. Für mich war es ein
ganz normales Foto und als ich dann gefragt
habe, warum dieses Foto so besonders ist, haben mir die Kuratoren gesagt, es zeigt eine junge selbstbewusste Romni, abseits der Klischees,
es zeigt einen konkreten Ort in Wien, und es
ist sozusagen up-to-date. Man sieht auch eine
Straßenbahn im Hintergrund, jemand der sich
in Wien auskennt, weiß, es ist der 6er.
Man hat mich schon auch darauf hingewiesen,
dass es als Titelbild in ganz Wien zu sehen sein
würde. Für mich stellte sich dann auch die Fra-
24
ge: Bauchfrei, ja oder nein? Ich wollte nämlich
nicht, dass damit die gängigen Klischees der
hübschen, feurigen, leichtbekleideten „Zigeunerin“ bedient werden, die man ja aus anderen
Kontexten kennt. Dann hab ich mir jedoch
gedacht, nein, das bin einfach ich. Das war die
Mode der 1990er Jahre, egal ob Romni oder
nicht. Es haben damals alle bauchfrei getragen.
Und es war dann auch ok für mich und als ich
den ersten Entwurf gesehen habe, habe ich
mir gedacht, wow, cool. Das Foto hat dann für
mich auch seine Bedeutung geändert. Es wurde
für mich zu einem Foto, das für eine Ausstellung gebraucht wird bzw. diese charakterisiert.
RC: Wie ist es nun für dich, in ganz Wien zu
„hängen“ und so berühmt zu sein?
BE: Mein Sohn ist stolz darauf und wenn er
mit seiner Schulklasse – oder auch mit mir –
in Wien unterwegs ist, sagt er immer in guter
Lautstärke, dass das auf dem Plakat seine Mama
ist. Als ich das erste Mal das große Plakat am
Wien Museum gesehen habe, hat es bei mir
große Emotionen geweckt. Ich stand da und
mir sind die Tränen in die Augen geschossen.
Es war einfach überwältigend. Nach all dem,
was ich bisher in meinem Leben durchgemacht
habe – seit meinem 17. Lebensjahr bin ich auf
mich allein gestellt –, und nun das! Es war für
mich sehr bewegend, mein Foto auf diesem riesengroßen Plakat zu sehen.
RC: Was hat die Ausstellung bei dir bewirkt?
BE: Die Ausstellung ist nicht mein Verdienst.
Aber es kamen dann schon so Gedanken: Sind
meine Eltern stolz auf mich, was denken sich
nun die Leute, die mich ausgelacht haben, als
ich meine Weiterbildung gemacht habe? Und
nun habe ich die Bestätigung, dass es wichtig
war, an der Ausbildung dran zu bleiben, denn
wenn ich auf sie gehört hätte, wäre heute alles
ganz anders. Es zeigt hoffentlich der nächsten
Generation, dass es wichtig ist, zu seiner Herkunft zu stehen und nach außen zu gehen und
sich nicht dafür zu schämen. Je mehr wir Roma
an die Öffentlichkeit gehen, umso eher können
Vorurteile abgebaut werden. Wenn man öffentlich sagt, ich bin Romni und ich bin normal
u
romano centro
Romane Thana
“Nangê pêřesa, va vaj na?”
Po plakato kata Romane Thana sî e
têrni Řomnji e Barka Emini. Laki
egzibicijaki kontribucija sî laki migracijaki biografija. Sar śêjořî avli voj
preko Skopje ando Beči taj katka barili. E Barbara Tiefenbacher vorbisardja
lasa pa laki kontribucija taj pa kodja
sar haćarel pe voj kaj dićol pe svako
than ando Beči lako patreto.
RC: So sas ćiri angažmanoski motivacija pala kaća egzibicija?
BE: Kaća egzibicija del jek šajipe, te
aven le Řom anglaj publika. Źi akana
sas maj but garado, kon sî le Řom taj
katar aven. Akana sîkadjiljam amen
korkořo. Amen das duma pa ame taj
či maj mothon na numa le gaźe, so sî le
Řom, kodja sî taj sas mangê desja drago.
Mangê sas drago, kaj sas ma o šajipe te
sîkavav anglaj publika muři migracijaki
taj religijaki biografija ta te sîkavav kê
“LE Řom” vaj “E řomaji religija” či egzistiril, nego le Řom egzistirin ande but fjal.
RC: Sar sas pala tu o kontakto taj le gîndongo
pařuglimos le avere avtoronca?
BE: Vuni lendar prinźanavas; numa mangê sas,
po eksemplo, o kontakto la Manuelasa Horvath desja interesantno, kê źi ka kodja vrjama
nas ma bući le Řomenca ka sî anda Burgenland.
Akana sîkadili mangê jek faca taj jek ideja pa
trajo le manušêngo ando Oberwart. O atentato
ando Oberwart dikhavas ande televizija kana
sîmas śejořî. Numa kana vorbis pa kodja varekasa, kon avel kotar, atunči avel tukê kaća tema
but maj pašê. Atunč naj maj but numa jeg fraza
ande l’ žurnalur, nego tu dikhês le manušên direktno angla tute.
RC: Sar sas pala tu o štarto la egzibicijakê
procesosko?
BE: Sas amen vuni maladjimata, kaj svako
avtoro sîkavelas, so kam avel lesko bućako sektoro. Pe kodja sama barili e estimacija maškar le
mangê, kê kado patreto kam avel sîkado pe antrego Vijena. O puśimos pala
ma sas: Tromal te dićol muřo nango
pêr vaj na? Kê me či kamlem te zurjarav le tipični kližejur kata e šukar,
jagali, dopaš hurjadi „Zigeunerin“,
save sî dosta prinźande ande but aver
kontekstur. Pala kodja me gîndisajlem,
na, me šîm me! Kodja sîm me. Kodja
sas e moda kata l’ 1990-utne bêrš, sajek
Řomni vaj na. Sovořê phirade pe kuća
vrjama e moda nangê pêřeski. Pala ma
sas sja OK. Kana dikhlem o angluno
disajno, gîndindem, wauu, cool! Pala
kodja pařugla o patreto pala ma pesko
značajo. O patreto kêrdilo pala ma jek
fotografija pala jeg egzibicija, taj karakterisil la.
manuš taj e estimacija palaj bući. Mangê thodja
pe o puśimos, keći te pîřiv kata muřo privatno
trajo. Pala ma sas mišto, kê korkořî tromajlem
te ramov e kontribucija pala o katalogo, kê pe
kaća sama sas ma šansa te mothav sja kodja, so
sî mangê importantno.
RC: Tu san e šej kaj sî po plakato la egzibicijako. Sar arêsljan źi kote?
BE: Kado plakato pusadja le kuratorongê već
ande l’ jakha, kana još nas debata pa plakato. E
fotografija kêrdja jeg amalin, kana sîmas deš-ušove bêršêngi. Pala ma sas kaća fotografija jeg
desja normalno patreto. Kana me puślem so
arakhên von pe ko patreto kadići interesantno, athoska mothode mangê le kuratorur, kaća
fotografija sîkavel jeg têrni samopouzdano
Řomni, dur kata svako kližejo, pe kak konkretno than ande Vijena aj kako patreto sî vorta malado. Po patreto dićol palal vi jek tramvajo, jek
manuš kon prinźanel e Vijena, źanel, kê kodo sî
o tramvajo numero šov. Le kuratorur mothode
25
RC: Sar haćares tu, kê ćiro patreto
arakhadol pe antrego Vijena aj kêrdiljan vestome?
BE: Muřo śav barimasko lo, kana phirel
varekaj ande Vijena peska školaka
klasasa– vaj manca – mothol vov sadajek glasosa, kê koja po plakato sî leski
dej. Kana angluji data dikhlem ma ka o Wien
Muzeum po baro plakato sas ma bare emocije.
Aśilem angla plakato taj le asva thavdenas anda
muřê jakha. Kodo sas jeg baro momento ande
muřo trajo. Pala sja so sas te pativ źi akana ande
muřo trajo – de kata muřo 17. trajosko bêrš
grižîv korkořo pala ma – taj akana kodja! Dirlivo sas pala ma, te dikhav muřo patreto pe kako
baro plakato.
RC: So pařuglja e egzibicija ande tu?
BE: E egzibicija naj muřî zasluga. Numa
gîndindem ande ma, dali kêren muřî dej taj
muřo dad pesko barimos anda ma taj so gîndin le manuš save prasande ma, kana lem ma la
edukacijakê? Aj akana sî ma e konfirmacija, kaj
sas importantno, te źav angle muřa edukacijasa,
te ašundemas pe lengê vorbi atunč kam avelas
adjes sja aver źandes. Te del o Del, sja kodja te
sîkavel la têrna generacijakê, kê sî importantno, te na našêl o manuš kata peski řêdêčina, te
pîtrel pe karing e ljuma aj te na laźal anda pe-
u
romano centro
Romane Thana
Fortsetzung von Seite 24
HausbesorgerInnen und
Reinigungskräfte
in Wiener Krankenhäusern
Žaklina Radosavljević und Rabie PerićJasar haben für die Ausstellung zwei Beiträge
zur Arbeitsmigration aus dem ehemaligen
Jugoslawien gestaltet und ihren Schwerpunkt
dabei auf zwei „typische“ Berufe gelegt:
Reinigungskräfte in Wiener Krankenhäusern
und HausbesorgerInnen in Wohnhäusern.
D
wie alle anderen auch, kann ein Dialog stattfinden und Diskriminierung und Antiziganismus
vorgebeugt werden.
Schnaps aus ihrer Heimat mit, der bei den
BewohnerInnen sehr gefragt war.
Die Reinigungskräfte in den Krankenhäusern
machten durchaus auch negative Erfahrungen
in Bezug auf ihre ethnische Zugehörigkeit.
„Nein, ich habe nicht gesagt, dass ich Romni
bin, sonst hätten sie mich ja gehasst. Ich habe
ja gesehen, wie sie die Roma verachteten. Ich
musste lügen, sonst hätten sie mich gekündigt“,
berichtet eine Frau, die jahrelang in einem
Krankenhaus gearbeitet hat. Die Art und
Weise, wie das Personal mit den Roma/
Romnja umgegangen ist, die als PatientInnen
gekommen sind, machte die Frauen oft
tief betroffen und bestärkte sie darin, ihre
ethnische Zugehörigkeit zu verbergen. Weil
die anderen Angestellten ihren Namen nicht
ie kurzen Interviews geben einen
sehr interessanten Einblick in die
Migrationsgeschichte von Roma/Romnja vom
Balkan nach Wien. „Am Südbahnhof konnte
man alles bekommen … Arbeit, Wohnung“,
beschreibt Herr S. seine Ankunft
1966, wo die ArbeitgeberInnen „Wir fanden die Ausstellung sehr interessant, vor
schon auf die ankommenden allem weil wir auch aus Jugoslawien kommen und
neuen Arbeitskräfte gewartet deshalb viel verstanden haben und nachvollziehen
haben. Manch einer wollte nicht konnten.“
lange bleiben, dass es oft anders
gekommen ist, zeigen Aussagen
wie diese: „Ich bin hergekommen, um ein richtig aussprechen konnten oder wollten,
bisschen Geld zu verdienen, ursprünglich habe wurde eine Frau einfach „Susi“ gerufen.
ich geplant, nur zwei bzw. drei Jahre zu bleiben, „Susi, komm hilf uns!“ hat sie in ihrer Zeit im
lebe aber mittlerweile seit 33 Jahren in Wien.“ Krankenhaus sehr oft gehört. Geholfen hat sie
Die Tätigkeit als HausbesorgerInnen war nicht nur beim Putzen, sondern auch bei vielen
unter den neu zugewanderten Roma/Romnja anderen Tätigkeiten, wie etwa beim Baden der
sehr gefragt, weil die Wohnung kostenlos zur PatientInnen, wenn diese den Schwestern zu
Verfügung gestellt wurde. Viele hätten sich schwer waren.
aufgrund der niedrigen Gehälter sonst keine
Wohnung für sich und ihre Familien leisten Die Interviews geben einen wertvollen
können.
Einblick in die Lebens- und Arbeitswelt der
Roma/Romnja, die als „GastarbeiterInnen“
Die HausbesorgerInnen berichten auch, dass vom Balkan gekommen sind. Eine Gruppe, die
sie ihre Arbeit mit großer Lust und Freude in den Darstellungen über Roma/Romnja in
gemacht haben. Herr D. erzählt, er wäre als Österreich (insbesondere in historischen) nur
„der singende Hausbetreuer“ bekannt. Das am Rande vorkommt, aber den Großteil der
Verhältnis zu den anderen BewohnerInnen Roma-Bevölkerung in Österreich ausmacht. der Häuser war gut, obwohl alle wussten, dass es Roma/Romnja waren, die sich um
die Sauberkeit im Haus kümmerten.
Geschenke und Spielsachen für die Kinder
wurden vorbeigebracht, dafür brachten die
HausbesorgerInnen beispielsweise guten
•
26
RC: Wie waren die Rückmeldungen deines
Umfeldes auf die Ausstellung?
BE: Meine Nachbarin und ihre Kinder, die selber Roma sind, berichten mir immer ganz begeistert, wo sie das Plakat gesehen haben. Und
auch mein Freund ist sehr stolz auf mich. Er
hat scherzhaft gemeint, er wird mir irgendwo
mal einen Schnurrbart aufmalen. Auch seine
Verwandten sagen immer ganz begeistert: „Du
verfolgst uns den ganzen Tag, wenn wir mit
den Öffis fahren.“ Als ich meiner Mutter das
Plakat gezeigt habe, hat sie ganz angetan und
überrascht gemeint: „Katastrofa, katastrofa“–
im positiven Sinn.
Ein Teil der Ausstellung, mit dem allgemein
viele Leute aus dem ehemaligen Jugoslawien etwas anfangen können, ist die Station der Hausbesorger und des Reinigungspersonals. Dort ist
ja auch ein Reinigungsmittel ausgestellt, und
mein Freund, der kein Rom ist, aber dessen
Familie auch aus dem ehemaligen Jugoslawien
kommt, meinte scherzhaft zu seiner Mama:
„Na, kennst du das Putzmittel?“
RC: Gibt es etwas, das beim nächsten Ausstellungsprojekt anders sein sollte?
BE: Ja, ich weiß, die Roma werden mich dafür hauen, wenn ich das jetzt sage, aber: Warum müssen immer die Roma für die Gadsche
spielen? Das sollte einmal umgekehrt sein. Ich
habe immer ein bisschen Bauchweh bei dieser
Verbindung zwischen Roma und Musik, weil
da auch viele Stereotypen reinspielen. Jedes
Volk hat seine kulturellen Hintergründe, aber
warum muss gerade bei Roma immer die Verbindung zur Musik so stark sein? Klar, ich kenne auch die traditionelle Musik und den Tanz,
aber den tanze ich bei Festen. Ich tanze auch
nicht Wiener Walzer, wenn es um die Orte der
Wiener geht. Wir machen eine Ausstellung
über die Orte der Roma, aber die Roma müssen singen. Warum holt man nicht jemanden
von einer anderen Minderheit dazu? Das wäre
Inklusion gewesen ... man hätte die Conchita
einladen können, das wäre mal was anderes.
•
RC: Vielen Dank, Barka, für das Interview.
romano centro
Romane Thana
Kontinuacija katar e rig 25
Hausmajstorja taj manuš kaj
šîlaven taj grižîn ande l’ špitalur
sko koreno. Sode maj but te pîtras ame amen le
Řom la publikakê, kadići sja maj but šaj te cîknjaras predrasude. Kana mothos anglaj publika,
me sîm Řomnji taj normalno sîm sar sja le aver
manuš, athoska šaj te ankêrdol jeg dialogo kaj
avel preventivno pe sama kataj diskriminacija
taj kata anticiganizmo.
E Žaklina Radosavljević taj e Rabie PerićJasar formirisarde palaj egzibicija Romane
Thana duj kontribucije paj bućakî migracija andaj dumultuji Jugoslavija taj thode o
centralno punkto la kontribucijako pe duj
„tipični“ profesije: Manuš kaj šîlaven taj
grižîn ande l’ vijenakê špitalur taj hausmajstorja kata l’ khêra.
RC: Sar sas o exo pe egzibicija kata ćire njamur taj kata ćire amala?
BE: Muřî komšinica taj lakê śavořê, vi von sî
Řom, phenen mangê sadajek barja voljasa, kajgodi dikhle von kado plakato. Taj muřo amal sî
desja barimasko anda ma. Phirjasasa mothodja mangê, varekaj kam makhel pe mande mîstac. Vi muřê njamur mothon mangê butivar
entuziastično: “Tu progonis amen antrego
djes, kana źas amen publikakê trafikosa.” Kana
sîkadem muřa dakê o plakato sas voj pozitivno
dodirime taj mothodja:”Katastrofa, katastrofa”- pe pozitivno sama.
L
e skurc intervjuur den jek desja interesantno impresija paj historija la migracijaki
kata l’ Řom kaj avile anda Balkano ande Vijena.
„Ka Südbahnhof šaj dobisas sja ... bući, vonungo“, serel o S. sar arêšlo lo 1966 ande Vijena. Pe
kuća vrjama ažukêrenas le gaźe već pala neve
bućarja, kaj arêsenas ande Vijena. Vuni manuš
či kamle te aśên but vrjama katka. Numa ando
realiteto nas kadja, kodja sîkaven svatur sar kadala: “Avilem kate, te kêrav mangê xancî lovořê,
muřo angluno plano sas, te aśav katka duj vaj
trin bêršořê. Źi akana nakhle 33 bêrš desar
trajiv katka.“ Le Řomengê kaj avile neve ande
Vijena, sas e bući sar hausmajstori desja drago,
kê lengo vonungo sas bipoćinimasko. But źene
naštisardesas te len peskê taj peska familjakê
kak vonungo, kê lengî poćin sas prja čîkni. Le
hausmastorja mothon, kê von kêrenas peski
bući barja lošasa, bukurjasa. O D. mothol, kê
vo sî prinźando sar „hausmajstori kaj djilabal“.
E kontakto le manušênca, kaj bêšenas ande l’
khêra sas desja laśo, vi te źanenas savořê, kaj
vov taj leski familija sas Řom, save grižînas pala
„Pala ame sas e egzibicija but interesantno,
specifičo pala ame, kaj avas andaj Jugoslavija,
haćardjam but taj but buća arakhle pesko
than ande amende.“
vužimos ande khêr. Le gaźe denas len prezentur taj igračke pala l’ śavořê, o hausmajstori pale
anelas lengê, po eksemplo kak laśi rêćija anda
pesko them, sja kodja sas le gaźengê desja drago.
Le Řomen/Řomnjan, kaj šîlaven taj grižîn ande
l’ špitalur sî len vi negativni eksperianse anda
peski etnija. „Na, me či phendem, te sîm me
Řomnji, kê te phendemas me, sas te mrzinen
Rabie Perić-Jasar
man. Kê me dikhlem muřê jakhênca sar prezirin le Řomen. Sas te xoxavav, te na xoxademas, dinesas man drom andaj bući.“, mothol jek
Řomnji kaj kêrelas bêršenca bući ande ‘k špitali.
Kata o modo sar o personalo tretirilas Řomen/
Řomnjan, kaj sar pacijentur avile ando špitali,
šokirilas len taj zurjardja lengi decizija, te garaven pesko etnikako koreno. Anda kodja, kaj le
aver źene, save kêrenas lenca bući, či źanenas vaj
či kamenas te mothon lengo anav vorta, arkharenas von jekha źuvlja prosto „Susi“. „Susi, avtar aźutisar amen!“ Kasave svatur šaj ašunelas
butivar ande vrjama kaj kêrelas bući ando
špitali. Voj na numa aźutilas ka l’ vužarimaskê
buća nego vi ka but aver buća, sar po eksemplo, kana sas te najaren pe pacijentur, save sas
le špilaloskê phejangê prja phare. Le intervjuur
den jekh laśi impresija paj trajoski taj bućaki
ljuma kata l’ Řom/Řomnja, save avile sar
„gastarbajteri“ kata o Balkano.Von sî jek grupa,
kaj arakhêl pe ande l’ prezentacije (specifično
pe l’ historički prezentacije) pa l’ Řom/Řomnja
ande Austrija samo agore, vi te sî kaća grupa o
majoriteto kataj řomaji austrijakî populacija. Jek kotor la egzibicijako, kaj sî bute źenengê kataj demultuji Jugoslavija drago, sî o than kata le
hausmajstorja taj kata le grižîmasko personalo.
Kote arakhadol vi jek vužarimasko sredstvo, aj
muřo amal, kaj naj lo Řom, numa leski familija avel andaj puraji Jugoslavija, vov mothodja
peska dakê phirasandoj: “Aj prinźanes tu kako
vužarimasko sredstvo?”
RC: Sî vareso, so bi kêresas aver źandes te kêresas pale jek egzibicijako projekto?
BE: Va, źanav, le Řom kam akušên ma pa kodja so kam phenav akana, numa: Sostar bašalen
sadajek le Řom le gaźengê? Kodja trobulas te
avel kak data naopako. Naj mangê baš drago
kaća konekcija maškar le Řom taj e muzika,
kê pe kaća sama khêlen diferentni stereotipur
jek rola. Svako naorodo sî les peskê kulturakê
fundanije, ali sostar musaj sî te avel ka l’ Řom
e konekcija la muzikasa kadići zurali? Jasno, vi
me źanav e tradicionalno muzika taj o khêlimos, kaj pe l’ slave khêlav. Me či na khêlav
“Wiener Walzer” kana sî e tematika la Vijenakê
thana. Amen kêras jeg egzibicija pa l’ Řomengê
thana aj le Řom sî te djilaban. Sostar či uključil
pe vi jekh manuš kata jeg aver minoriteto?
Kodja sas te avel „inkluzija“....sostar či akhardjam la Conchita, kodja sas te avel aver vareso.
• •
27
RC: Najisarav tuke, Barka, pala ćiro intervjuo.
romano centro
Berichte
Geburtstag einer Ikone
Im Kreise ihrer Familie, Freunde und Fans
feierte Ruzsa Nikolic-Lakatos am 6. März
ihren 70. Geburtstag. Zahlreiche Gäste
gratulierten der Künstlerin im Rahmen
der Veranstaltung mit Blumen, Torten und
Gesang. Lakatos blickt auf eine Karriere voller
Erfolge und Anerkennungen zurück.
I
m Atrium des Wien Museums am Wiener Karlsplatz versammelten sich zahlreiche BesucherInnen, um der Grande Dame
der Lovara-Musik zu ihrem Geburtstag zu
gratulieren. Die Auftritte von Familienmitgliedern und Wegbegleitern zu Beginn des
Abends überraschten die Romni besonders.
Vielfach bedankte sie sich beim Publikum
für die Kraft, die sie bis heute aus dessen
Applaus schöpfen kann. Auf bekannte Lieder
der Sängerin folgten Tanz und StandingOvations. Ruzsa Nikolic-Lakatos wurde 1945
in Ungarn geboren und flüchtete mit ihrer
Familie während der Revolution 1956 nach
Österreich. Im Laufe ihrer Karriere trat sie auf
den Bühnen des Burgtheaters und der Staatsoper auf und erreichte in Österreich und auch
im Ausland einen hohen Bekanntheitsgrad.
2011 wurden die Lieder der Lovara von der
UNESCO in die Liste des Immateriellen
Kulturerbes in Österreich aufgenommen. Die
Künstlerin setzt sich seit Jahrzehnten aktiv
für die Volksgruppe der Roma ein und trägt
mit ihrem Gesang dazu bei, dass das traditionelle Liedgut der Lovara jüngeren Generationen weitergegeben wird.
•
Burgenland und verschiedenen VertreterInnen
aus der Volksgruppe. Neben Gedichten von
Ceija und Mongo Stojka war vor allem die
junge Generation der unterschiedlichen RomaCommunities stark vertreten und bereitete mit
ihren musikalischen und schauspielerischen
Darbietungen den Besucherinnen der
Gebetsstunde einen schönen Abend. Der
Abend wurde durch eine kleine Agape im
Hof des bischöflichen Palais abgerundet
und bot die Gelegenheit zum Kennenlernen
der unterschiedlichen Communities und
war auch Ort des Informationsaustausches
verschiedener Roma-Organisationen. Das
Team der Roma-Pastoral bedankt sich bei allen,
die bei der Organisation und Durchführung
der Veranstaltung mitgeholfen haben. •
Roma und Sinti-Abend
im Dom
Europaparlament nimmt
Resolution zu 2. August
und Antiziganismus an
Zum zweiten Mal wurde heuer der
internationale Roma Tag im Stephansdom
gefeiert. Eine ökumenische Gebetsstunde,
zu der Roma und Sinti aus ganz Österreich
eingeladen waren, wurde von Roma-Seelsorger
Helmut Schüller geleitet. Vorbereitet wurde
dieser Abend von der Roma-Seelsorge aus dem
Das Europaparlament hat am 15.4.2015
mit großer Mehrheit eine Resolution
angenommen, die den 2. August als
Europäischen Gendenktag an den RomaVölkermord etablieren möchte. Des Weiteren
wurde in der Resolution Antiziganismus
verurteilt und die EU-Staaten dazu
28
•
aufgerufen, diese Form des Rassismus und die
daraus resultierende Diskriminierung effektiv
zu bekämpfen. Chor und Lesetheater
am 8. April
Das erste Wiener Lesetheater veranstaltete
in Kooperation mit Romano Centro einen
Abend zum Internationalen Roma-Tag im
Haus der Begegnung in Wien-Floridsdorf.
Gelesen wurden Texte von Ilija Jovanović und
Jovan Nikolić. Für musikalische Unterhaltung
sorgte der Frauenchor von Ivana Ferencova.
•
Irina Spataru und Samuel
Mago in Strasbourg
Irina Spataru und Samuel Mago haben für
Romano Centro an einem Seminar des
Europarates in Strasbourg teilgenommen.
Aus ganz Europa wurden nur 35 Personen
ausgewählt – wir sind sehr stolz, dass
gleich zwei aus Wien dabei waren. Die
jungen Leute wurden eine Woche lang dazu
ausgebildet, mit Hilfe des neuen Handbuches
„Mirrors“ Gruppenworkshops zum Thema
Antiziganismus durchzuführen. •
romano centro
NEVIMATA
Bijandimasko
ikonako
djes
jekha
Peska familijasa taj peskê amalenca slavisardja
e Ruzsa Nikolic Lakatos ka 6. marto pesko
70. bijandimasko djes. But gosturja avile te
sîkaven lakê paćiv luludjanca, tortenca taj
giljanca. I Ruzsa del pe godji pe but uspexurja
taj paćiva.
B
ut źene cide pe ando Wien Museum ka
o Karlsplatz te sîkaven la Ruszake paćiv.
Ande Austrija si voj e maj ašundi gilabajitorka
kata Lovarenge gilja. Le prezentacije kata
lakê njamur thaj kata lakê amala anglaj rijat
lošarde la zurales. Anda pesko ilo naisardja
voj la publikakê, savi delas la bari zor thaj voja
peskê aplauzosa. Pala lakê but prinźande gilja
lja e publika te khêlel taj te kêrel lakê bare
ovacije. E Ruzsa Nikolic Lakatos bijandjili
1945 ando Ungro taj našli peska familjasa
ande Austrija pe vrjama la revolucijaki 1956.
Po drom peska karijerako sas la prezentacije
ando Burgtheater thaj vi ande Staatsoper. Voj si
ašundi ande Austrija thaj vi ande strêjini thema.
Ando bêrš 2011 lja o imaterijalno Kulturerbe
kata UNESCO ande Austrija e muzika le
Lovarengi thaj vi la Rusza ande peski lista opre.
E artistkinja angažuil pe bêršenca pala l’ Rom. E
Lovarica kêrel bari kontribucija te na xasajven le
tradicionalni Lovarenge gilja. Voj kamel te den
pe le gilja maj dur generacija generacijatar.
grupa anzardja muzikakê taj khêlimaskê
kontribucije, save perenas le vizitorjengê
kata řudjimasko časo pe dragomaste. Po agor
ankêrdili jek cîkni “Agape” ande biskuposki
avlija. Katka sas e šansa, te pařuven le
diferentni grupe informacije maškar peste
taj te prinźanen jek-avres maj feder. O timo
kataj „Roma-Pastoral“ najisarel savořêngê, kaj
dine dumo e organizacija taj performacija la
slavaki.
•
La Evropako Parlamento
akceptiril e rezolucija
pa o 2. avgusto taj pa o
anticiganizmo
•
Řomengi taj Sintongi rjat
ande katedrala
Već pe dujto data slavisajlo le Řomengo
maškar-themutno djes ando „Stefansdom“.
Řom taj Sinti andaj antrego Austrija akharde
sas pe jek ekomenijako řudjimasko časo. E
slava ankêrdja o Helmut Schüller, o rašaj pala
l’ Řom, savo planirisardja kaća slava kethane
reprezentatonca kataj narodoski grupa taj
kata “Roma-Seelsorge” anda Burgenland.
Ando programo šaj ašunasas paša aver, e
poezija kataj e Ceija taj o Mongo Stojka.
E têrni generacija kata diferentni Řomengê
29
O “Erstes Wiener Lesetheater” slavisardja kethane le Romane Centrosa o maškarthemutno Řomengo djes, rjaćate ando Haus
der Begegnung, ando Wien-Floridsdorf.
Po programo sas e recitacija kata e Ilija
Jovanovićoski taj Jovan Nikolićoski poezija.
Palaj muzika grižîlas e Ivana Ferencova peskê
źuvljangê xorosa. •
E Irina Spataru taj o Samuel
Mago sas ando Strasburgo
La Evropako Parlamento akceptirisardja ka
15.4.2015 bare majoritetosa jeg rezolucija,
savi rodel te avel o 2. avgusto la evropako
memorjako djes pa l’ Řomengo genocido.
Kaća rezolucija osudil vi o anticiganizmo taj
rodel, te la evropaka unijakê thema maren pe
maj efektivno kontra kaća forma la rasaki taj
kontra e diskriminacija, kaj sî o rezultato kata
rasizmo. •
Xoro taj ginavimasko
teatro ka 8. aprilo
E Irina Spataru taj o Samuel Mago sas pala
o Romano Centro ando Strasburgo pe k’
seminaro kata la Evropako Saveto. Andaj
antrego Evropa sas numa 35 źene pe kodo
seminaro losarde – aj barimaskê sam, kaj anda
Beči duj źene losardile. Le têrnimata sićile
antrego jek kurko, te ankêren le ažutimasa
kata o nevo manualo “Mirrors” grupengê
bućakê seminarur paj tema anticiganizmo. •
romano centro
REZENSIONEN
Ausstellungskatalog
Der Katalog ist im Romano
Centro zum Preis von 21,80
Euro erhältlich (inkl. Versand
in Österreich).
Bestellungen bitte unter:
0043 1 7496336 15 oder
[email protected]
Der Katalog enthält Fotos und kritische Betrachtungen dazu, Abbildungen
der Objekte, Interviews, Texte über die Entstehung der Ausstellung und die
Beschreibungen aller Ausstellungsteile, insbesondere der Community Beiträge.
Zusätzlich dazu bietet der Katalog interessante Beiträge von GastautorInnen
und ist dadurch zu einem aufschlussreichen und vielseitigen Nachschlagewerk
zum Thema Roma in Österreich geworden.
Wien Museum (Hg.): ROMANE THANA.
ORTE DER ROMA UND SINTI.
Eine Kooperation von Wien Museum,
Landesmuseum Burgenland, Initiative
Minderheiten, Romano Centro, Hg. v.
Andrea Härle et. al., Czernin Vlg., Wien
2015, 254 S., zahlreiche Abbildungen
• M
argareta Matache: Zehn Jahre um
etwas zu verändern. Abbau alter NichtRoma-Privilegien oder Weg in die
Integrationsmüdigkeit?
• Markus End: Was ist Antiziganismus?
• Klaus Michael Bogdal: Die Erfindung der
„Zigeuner“. Diskurse über die Romvölker
• Erika Thurner: Roma in Österreich,
österreichische
Roma-Politik .
Weichenstellungen in der Zweiten
Republik.
• M
arius
Weigl:
Fremdmachung
und Entrechtung. Der polizeiliche
Ordnungsbegriff „Zigeuner“ in Österreich
1918-1938
• Maria
Teschl-Nicola:
Evidenzen
der ‚Zigeunerforschung‘ ... [im
Naturhistorischen Museum Wien]
• Gerhard Baumgartner: Auf den Spuren der
„verschwundenen“ Roma-Siedlungen des
Burgenlandes
• Gerhard Baumgartner: Der Genozid an
den österreichischen Roma und Sinti
• Karin Berger: Ceija Stojka – Lebensort.
Zum Leben und Schreiben Ceija Stojkas
(1933-2013)
• Christiane Fennesz-Juhasz: Ein virtueller
Romano Than. Die Sammlung Heinschink
Schmatz/Petra
Wetzel:
• S usanne
Zugewanderte Roma/Romnja. Ein
30
•
•
•
•
•
•
Blick auf deren Beschäftigungs- und
Bildungssituation in Wien
Ursula Hemetek: Roma und die Musik
Dieter W. Halwachs: Das österreichische
Romani-Projekt
Beate Eder-Jordan: Literarische Orte der
Roma
Tímea Junghaus: Widerstand ist nicht
genug. Die Rolle der Roma-Kunst unter
gegenwärtigen Bedingungen.
Martina Kempf-Giefing / Ferdinand
Koller / Peter A. Krobath: Unwesen,
Schande, Mafia. Zur medialen Darstellung
bettelnder Menschen in Österreich
Barbara Tiefenbacher: Migration als
Überlebensstrategie. Erfahrungen und
Sichtweisen von in Graz bettelnden
Menschen aus der Slowakei
romano centro
INTERNACIONALNO
REZENSIONEN
Iulia-Karin Patrut: PHANTASMA NATION. ‚ZIGEUNER‘ UND JUDEN ALS
GRENZFIGUREN DES ‚DEUTSCHEN‘
(1770-1920), Würzburg: Königshausen &
Neumann, 2014.
Seit Jahrhunderten leben Roma und Sinti in
Europa – und seit Jahrhunderten bevölkern
ihre stereotypisierten Zerrbilder die deutschsprachige Literatur. Iulia-Karin Patrut widmet
sich der Untersuchung der literarischen Figur
des ‚Zigeuners‘. Figuren, die sich aus einer eigentümlichen Mischung von Faszination und
Abscheu zusammensetzen. Es ist ein monumentales Werk, das nicht nur seitenstark daherkommt, sondern zudem – anders als der Buchtitel vermuten lässt – einen zeitlichen Bogen
vom 16. bis ins frühe 20. Jahrhundert spannt
und die literarische Inszenierung der ‚Zigeuner‘
von der frühen Neuzeit bis in das Zeitalter der
Aufklärung zeigt. Schwerpunkt der Studie ist
das 19. Jahrhundert, in dem besonders intensiv
an einem kollektiven Entwurf des ‚Deutschen‘
gearbeitet wurde. Der Entwurf einer deutschen
Nation, das zeigt Patrut eindrucksvoll anhand
unzähliger literarischer Texte, wurde über die
stereotype Konstruktion von internen Fremden wie ‚Juden‘ oder ‚Zigeunern‘ überhaupt
erst ermöglicht. Sie fungieren als Grenzfiguren
des ‚Deutschen‘. Das heißt: Über den Umweg
der Zuschreibung phantasierter Eigenschaften
an ‚Zigeuner‘ oder ‚Juden‘, wird ein Spiegelbild erschaffen auf dessen Basis überhaupt erst
bestimmt werden konnte, was als ‚Deutsch‘ zu
gelten hatte. Das literarische Phantasma von
den ‚Zigeunern‘ oszilliert je nach historischen
Kontext zwischen romantischer Verklärung und
diskriminierender Abwertung. Über Leben und
Alltag von Roma und Sinti geben die ‚Zigeuner‘ der Literatur jedoch keine Auskunft – die
literarische Figur des ‚Zigeuners‘ ist von der gesellschaftlichen Realität abgelöst. Dieses umfassende Werk zeigt vielmehr, dass sie als Ausdruck
verborgener Sehnsüchte, als Projektionsfolie
und Funktion des ‚Deutschen‘ interpretiert werden müssen.
Tobias Neuburger, Universität Innsbruck
•
Erich Schneller, Annemarie Klinger (Hg.):
DAS ATTENTAT VON OBERWART
– TERROR, SCHOCK UND WENDEPUNKT, edition lex liszt 12, Oberwart 2015,
158 S.
Anlässlich des 20. Jahrestages des Attentates in
Oberwart, dem vier Männer zum Opfer fielen,
ist dieses Buch erschienen, das Beiträge verschiedener AutorInnen und damals beteiligter Menschen vereint und versucht der Frage
nachzugehen, was denn das schwerste rassistisch
motivierte Verbrechen der 2. Republik für eine
Bedeutung gehabt hätte und immer noch hat.
Namhafte AutorInnen wie Doron Rabinovici,
Karl-Markus Gauß, Armin Thurnher, oder
Marlene Streeruwitz sind ebenso mit Beiträgen vertreten wie Akteure von damals. Aus der
Volksgruppe gibt es ein sehr pessimistisches
Resümee von Stefan Horvath, andere Vertreter
kommen in Interviews zu Wort. Die durchaus
interessante Perspektive der Polizei ist durch
den schwachen Beitrag von Robert Sturm, dem
damaligen Sprecher der „SOKO Briefbombe“,
leider nur unzureichend abgedeckt. Die Vorgehensweise der Polizei und des Innenministeriums, Medienberichte und Kommentare von Politikern unmittelbar nach dem Anschlag haben
jedoch gezeigt, dass das Attentat nicht nur (wie
später bekannt wurde) die Tat eines Einzeltäters
ist, sondern „auch Ausdruck einer Grundstimmung war“ (Rabonovici), die von Ausländerfeindlichkeit und Rassismus geprägt war.
Diese Grundstimmung und deren politische
Rahmenbedingungen werden von Armin
Thurnher sehr genau analysiert bevor er sich
ausführlich dem Ministerium und dessen unerträglich langer Weigerung widmet, von einem
rassistisch motivierten Attentat zu sprechen und
damit allen Phantasien einer „Zigeunerfehde“
eine klare Absage zu erteilen. In einem persönlichen und zugleich dokumentarisch-informativen Beitrag beschreibt Peter Wagner zunächst
die Anfänge der österreichischen Roma-Bewegung bis zur Anerkennung als Volksgruppe.
Den Stein hatten im Februar 1987 junge Roma
aus Oberwart ins Rollen gebracht – mit einem
(in voller Länge abgedruckten) Brief an den
Bundespräsidenten, in dem sie über rassistische
Diskriminierung berichteten. In seiner Rekonstruktion des Attentats lässt er ausführlich „den
schreibenden“ Stefan Horvath zu Wort kommen. Auch in den Erinnerungen an den „Lebenslehrer“ seiner Jugend, den Oberwarter Musiker Stefan „Purdi Pišta“ Horvath, verdeutlicht
er die von Segregation und Ignoranz geprägten
Kleinstadtverhältnisse. Streeruwitz sticht mit
31
ihrem Text ebenfalls hervor, nicht nur weil sie
eine der wenigen Frauen ist, die in diesem Band
vorkommen, sondern in erster Linie aufgrund
ihrer scharfen Analyse des Begriffes „Roma Attentat“ und ihrer Kritik an all jenen, die sowohl
das Attentat als auch das Gedenken daran für
ihre Zwecke vereinnahmen.
Ferdinand Koller
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Frank Reuter: DER BANN DES FREMDEN.
DIE FOTOGRAFISCHE KONSTRUKTION DES „ZIGEUNERS“, Göttingen: Wallstein Verlag, 2014.
Mit dem Siegeszug der Fotografie in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden stereotype
„Zigeuner“-Bilder beliebte Kameraobjekte.
Bildmedien besitzen bis heute einen enormen
Einfluss auf die Vermittlung antiziganistischer
Klischees. Dennoch ist deren Rolle im Prozess
der gesellschaftlichen Konstruktion des „Zigeuners“ bisher kaum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung geworden. Frank Reuter legt
mit diesem Buch nun die erste umfangreiche
Studie zur visuellen Dimension des Antiziganismus vor. Die Untersuchung beginnt mit einer
Analyse der Funktion der „Zigeuner“- Fotografie im Nationalsozialismus. Hier weist er unter
anderem auf die Bedeutung des fotografischen
Erbes dieser Zeit für die heutige Erinnerungskultur hin. Der NS-Genozid an den Roma und
Sinti ist in den überlieferten Bilddokumenten
häufig eine visuelle Leerstelle geblieben, weshalb
er auch aus dem kulturellen Gedächtnis ausgeschlossen wurde. Die Wurzeln des antiziganistischen Bildregimes reichen bis in die zweite
Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück: Illustrierte
Presse, Fotopostkarten, Ethnologie und Polizeifotografie popularisierten um die Jahrhundertwende romantisierende und stigmatisierende
„Zigeuner“-Bilder. Aus dieser Zeit sind jedoch
auch Privat- und Familienfotos von Roma und
Sinti überliefert, die Reuter als Gegenerzählung
interpretiert. Sie veranschaulichen ein bürgerliches Selbstbild, dass „viele Tsiganologen den
‚Zigeunern’ so vehement absprachen.“ (S. 416)
In einem letzten Schritt beleuchtet Reuter die
fotografische Repräsentation von Roma und
Sinti nach dem Genozid und die sozialkritische
Fotografie seit den 1980ern als Gegenströmung
zur visuellen Kriminalisierung und Exotisierung.
Tobias Neuburger, Universität Innsbruck
•
Österreichische Post.AG/Sponsoring.Post Vertragsnummer GZ 02Z032851 S, 1030 Wien
Wir bieten Unterstützung! Amen das dumo!
Diskriminierung? Rassismus? –
Diskriminacija? Rasizmo? –
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Amen das dumo!
Romano Centro unterstützt Betroffene von
Diskriminierung und Rassismus durch Beratung und
rechtliche Schritte, wenn dies im Einzelfall möglich
ist. Wenn Sie Unterstützung benötigen oder jemanden
kennen, der Unterstützung benötigt, dann rufen Sie bitte
bei Mag. Ferdinand Koller, 01 7496336 12 an oder
schreiben eine E-Mail an [email protected].
O Romano Centro del dumo źenen kaj sî dukhade kataj
diskriminacija taj kata o rasizmo. O Romano Centro
ažutil savetosa taj zakonengê pasonca, te avel kodja pe
jek slučajo potrebno. Te trobula tumen ažutimos vaj te
prinźanen tumen varekas kas trobul ažutimos, atunči
maren sîrma karing o Mag. Ferdinand Koller, tel: 01
7496336 12 vaj ramon jek e-mejlo karing ferdinand.
[email protected].
Dokumentation rassistischer Vorfälle
Dokumentacija kata rasistički slučajur
Der Ende 2013 veröffentlichte Bericht zu Antiziganismus
in Österreich (RC Sondernr. 78) hat viel dazu beigetragen,
dass Rassismus gegen Roma und Sinti in Österreich
verstärkt als Problem wahrgenommen wird. Ende 2015
werden wir wieder einen Bericht zu Antiziganismus
veröffentlichen. Wenn sie Zeuge oder Zeugin eines
rassistischen Vorfalles geworden sind oder selbst betroffen
sind, bitten wir Sie, dies bei uns zu melden (siehe Kontakt
Ferdinand Koller oben)! Die Dokumentation dieser
Vorfälle ist sehr wichtig, um bewusst zu machen, dass
Roma/Romnja auch in Österreich stark von Rassismus
betroffen sind.
O raporto pa „Anticiganizmo ando Austrija (RC Sondernr.
78)“, kaj anklisto po agor kata o bêrš 2013, ažutisardja but
te dikhêl pe o rasizmo kontra Řom taj Sinti ande Austrija
sar problemo. Po agor kata o bêrš 2015 kam ankalavas
pale jek raporto pa anticiganizmo. Te avilen tumen maturo
kata kak rasističko slučajo, řudjis tumen, te javin amengê
kodja (dikhen o kontakto opre: ka Ferdinand Koller)! Te
bi haćarelas o narodo, kê vi le Řom/Řomnja ande Austrija
sî butivar viktimur le rasizmoskê, sî e dokumentacija kata
kasave slučajur desja importantno.
Sozial- und Frauenberatung
O Romano Centro anzarel Řomnjangê taj Řomengê
socialno saveto taj vi jekh specifično źuvljango saveto
pe njamcicko taj srbicko śib. O saveto del e Danijela
Feichtinger, BA. Řudis tumen te roden jek termino pe: 01
7496336 15.
Romano Centro bietet Sozialberatung für Frauen und
Männer sowie eine spezielle Frauenberatung in deutscher
und serbischer Sprache an. Beraterin ist Danijela
Feichtinger, BA. Wir bitten um Terminvereinbarung
unter 01 7496336 15.
Socialno taj źuvljango saveto