unSere Spuren im Klima
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unSere Spuren im Klima
papergram 1 › 2008 G R A P H I C PA P E R Felix Brunner – Standards für Druckereien Unsere Spuren im Klima Foto – so weit das Auge reicht Sticken Sie mehr! sca papergram no 1 › 2008 18 16 Papergram. Das internationale Magazin für die Medienbranche und grafische Industrie. Herausgegeben von SCA Forest Products AB, Box 846, 851 23 Sundsvall. Telefon: +46-60-19 40 00. Telefax: +46-60-19 40 90. Chefredakteurin und Herausgeberin (nach schwedischem Recht für den Inhalt verantwortlich): Anne-Sofie Cadeskog Projekt- und Redaktionsleitung: Luise Steinberger ([email protected]) Grafikdesign: Mellerstedt Design Repro und Druck: Tryckeribolaget AB, Sundsvall Titelfoto: Bildmontage Pauliina Friberg Papergram wird auf GraphoCote 80 g gedruckt, der Umschlag auf Reprint 150 g. Das Papier ist FSC-zertifiziert. Inhalt › 1/2008 24 4 Norrlands große Lungen Aktivität hinterlässt Spuren. Die „Kohlendioxid-Fußspur“ von Industrien, Transporten und anderen menschlichen Tätigkeiten ist derzeit ein großes Thema. Papergram untersucht die Rolle, die SCA Forest Products für das Klima spielt 11 Trends 12 Der Vater der Standardisierung Felix Brunner wollte Wissenschaftler werden und landete in der Druckereibranche. Er kombinierte sein Wissen aus verschiedenen Bereichen und entwickelte Standards zur Steuerung des Druckergebnisses 14 Kreuze sticken Pyramiden und Stars in trauter Eintracht finden sich in der britischen Kreuzstichzeitschrift CrossStitcher. 100 000 Leser mit flinken Fingern warten jeden Monat auf neue Stickvorlagen 16 Bildanalyse für bessere Qualität Im SCA R&D Centre haben Forscher eine Methode zur Vergrößerung und Untersuchung von Papierquerschnitten entwickelt. Ein wichtiges Ziel ist die Analyse von Stärke und Qualität des Strichs 18 Neue Bilder Bilder sind seit jeher ein wichtiger Bestandteil von Zeitungen und Zeitschriften. Der Einzug der Digitaltechnik hat die Fotografie in den letzten Jahren revolutioniert. Fachzeitschriften folgen dem Trend, und das Berufsbild des Fotografen hat sich verändert 23 Kolumne: Christopher Brown Humes preist die Zeitung 24Weit weg und doch ganz nah Die Geschäftsidee, Lokalzeitungen am anderen Ende der Welt zur drucken, wurde vor rund zehn Jahren lanciert. Papergram über die Entwicklung seither 26 Dichte Fenster und viel mehr Das Airlaid-Produkt Luna aus der Zellstofffabrik Östrand bei Sundsvall erweitert den Anwendungsbereich von SCAs Zellstoffprodukten. Außer für Hygiene eignet sich Luna auch für Lebensmittel und – für die Bauindustrie 28Prickelnder Frühling Schaumwein aus Birkensaft – eine neue Spezialität für Genießer sca papergram no 1 › 2008 Das Material in dieser Zeitschrift ist von der Redaktion bestellt, durchgesehen und abgenommen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Redaktion oder SCA die Meinungen der Autoren in jedem Fall teilen. Zitieren Sie uns gerne, aber geben Sie bitte die Quelle an. Möchten Sie ein eigenes Gratisexemplar von Papergram, oder möchten Sie die Zeitschrift für einen Kollegen bestellen? Schicken oder faxen Sie Namen, Adresse und eventuell den Namen Ihres Unternehmens an: Caroline Johansson, SCA Graphic Sundsvall AB, Box 846, 851 23 Sundsvall. Telefon: +46-60-19 43 92. Telefax: +46-60-15 24 50. E-post: [email protected] SCA Forest Products produziert Druckpapier für Zeitungen, Zeitschriften und Kataloge sowie Zellstoff, Schnittholzwaren und Biobrennstoffe aus der Forstwirtschaft. SCA Forest Products verwaltet auch den großen Waldbesitz der SCA, versorgt die schwedischen Industriebetriebe des Konzerns mit Holzrohstoffen und bietet den Geschäftseinheiten der SCA wirtschaftliche Transportlösungen an. Der Umsatz des Unternehmens beläuft sich auf etwa zwei Milliarden Euro, die Mitarbeiterzahl auf 4 500. Die Forstwirtschaft der SCA ist gemäß FSC (Forest Stewardship Council) zertifiziert. SCA › info Starkes Jahr für SCA Jan Johansson blickt zuversichtlich in die Zukunft. Infolge der weltweiten Bevölkerungsalterung wird die Nachfrage nach Inkontinenzprodukten steigen, zugleich verbinden sich mit steigenden Durchschnittseinkommen unter anderem in Indien und Südamerika gute Aussichten: „Das eröffnet für viele Produkte von SCA neue Möglichkeiten“, so Jan Johansson. S 2007 war für SCA ein starkes Jahr – das belegt die Ende Januar veröffentlichte Jahresbilanz. Der Umsatz stieg um fünf Prozent und die Ebidta (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen) um drei Prozent. Das vierte Quartal markierte mit einer 47-prozentigen Gewinnsteigerung gar einen historischen Meilenstein: „Es war ein gutes Jahr und ein viertes Quartal mit dem besten Unternehmensergebnis in der Geschichte von SCA“, erklärte Vorstandschef Jan Johansson. SCA Forest Products verzeichnete einen markanten Umsatzanstieg und verbesserte sein Ergebnis bei Sägeholzprodukten wie auch bei grafischen Papieren. Zu den Verbesserungen trugen ein starker Zellstoffmarkt, ein rekordstarker Markt für Sägeholz sowie die Tatsache bei, dass es gelang, die Energiekosten zu senken. Im Dezember konnte SCA zudem sein Eigenkapital neu festlegen, da der Wert des 2,6 Millionen Hektar umfassenden nordschwedischen Waldbesitzes dank steigender Holzpreise um 5,2 Milliarden SEK (etwa 265 Millionen Euro) gestiegen war. Auch in den Bereichen Verpackungen, Tissue- und Persönliche Hygieneprodukte stiegen Umsatz und Ergebnis, obgleich höhere Energiekosten die positive Entwicklung vielerorts hemmten. Der Bereich AFH (Away from home) innerhalb des Geschäftsbereiches Tissue verzeichnete einen Umsatzrekord, zugleich konnte der Produktmix in mehreren Arbeitsbereichen von SCA verbessert werden. Bester Nachhaltigkeitsbericht laut WWF Stets sind weitere Verbesserungen möglich, so Patrik Isaksson – der Nachhaltigkeitsbericht ist ein wichtiges Hilfsmittel, um dieses Potenzial kontinuierlich sichtbar zu machen. Isaksson betont auch die Bedeutung fortlaufender Untersuchungen durch unabhängige Organisationen wie den WWF. Die Umweltorganisation hat ein Bewertungssystem für Umweltparameter entwickelt, um Informationen vergleichbar und zugänglich zu machen. Innerhalb von SCA Forest Products wird das vom WWF entwickelte System im Bereich Papierprodukte angewendet, die Ergebnisse werden den Kunden zugänglich gemacht. www.sca.com/investors/reports S Die Umweltorganisation WWF führt seit 2004 Untersuchungen über die Nachhaltigkeitsarbeit von Unternehmen der Papierbranche durch. Beim aktuellen Vergleich der Nachhaltigkeitsberichte europäischer Papierunternehmen schnitt SCA am besten ab. „Wir arbeiten seit langem mit diesen Fragen, sie genießen bei SCA Priorität“, sagt SCA-Umweltchef Patrik Isaksson. „Der Bericht spiegelt unsere Arbeit in Sachen Umwelt und soziale Verantwortung wider und belegt, dass wir uns in diesem Bereich um Klarheit und Deutlichkeit bemühen.“ Im Vergleich zu den Mitbewerbern beeindruckte SCA besonders mit einer detaillierten umweltbezogenen Berichterstattung für die verschiedenen Produktionseinheiten. Mehr als 100 SCA-Produktionseinheiten in über 40 Ländern lieferten Umweltdaten zu. Wussten Sie schon, dass... Zeitungspapier etwa 35 Prozent des europäischen Druckpapiermarktes ausmacht. Der Rest verteilt sich auf andere ungestrichene und gestrichene Qualitäten. Der Magazinpapiermarkt wächst jährlich um drei bis vier Prozent, der Zeitungspapiermarkt langsamer, um ein bis zwei Prozent im Jahr. sca papergram no 1 › 2008 Unser Kohlenstoff-Fußabdruck Die größte Umweltfrage unserer Zeit ist der Klimawandel. Die Art und Weise, wie wir Menschen leben und Rohstoffe nutzen, beeinflusst das Klima – vor allem durch den Ausstoß von Klimagasen. Das wichtigste davon ist Kohlendioxid. Lesen Sie hier, wie SCA Forest Products zur Kohlenstoffbilanz beiträgt VON Björn Lyngfelt Foto Olle Melkerhed, Per-Anders Sjöquist ILLUSTRATIONs Per Matsson, Tomas Holmström sca papergram no 1 › 2008 Der Wald bindet Kohlenstoff Der Rohstoff der Forstindustrie, die Holzfaser, ist in sich eine CO2 -Senke. Zum Wachsen nutzen Bäume als wichtigsten Baustein Kohlendioxid aus der Luft und Sonnenlicht als Energiequelle. Ein Waldzuwachs um einen Kubikmeter Holz bindet 1,4 Tonnen CO2. Ein Kubikmeter Holz wiegt etwa eine halbe Tonne. Dass der Wald mehr als sein Eigengewicht an Kohlendioxid bindet, liegt daran, dass der Baum lediglich den Kohlenstoff nutzt, den Sauerstoff im Kohlendioxid aber an die Atmosphäre abgibt. SCA ist mit 2,5 Millionen Hektar Waldfläche in Nordschweden Europas größter privater Waldeigentümer. Der Jahreszuwachs in diesen Wäldern beträgt knapp 7,5 Millionen Kubikmeter, wovon etwa 5,5 Millionen Kubikmeter geerntet werden. Das Volumen an lebenden, wachsenden Bäumen steigt demnach in SCAs Wäldern jährlich um knapp zwei Millionen Kubikmeter. Diese Wälder binden jährlich also 2,6 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Etwa 60 Prozent des von SCA Forest Products verarbeiteten Holzrohstoffs stammen aus eigenen Wäldern. Der Rest wird vor allem von privaten Waldbesitzern in Nordschweden sowie in Österreich und dessen Nachbarländern hinzugekauft. Sowohl in Schweden als auch in Österreich regelt eine ausführliche Gesetzgebung die Wiederaufforstung nach der Ernte. In beiden Ländern steigt die Wald-Gesamtmenge. Auch der Bezug von Holz durch andere Holzeigentümer führt also nicht zu einer Minderung der Waldmenge und bewirkt somit keine Nettosteigerung der Kohlendioxidemissionen in die Atmosphäre. Auch Altpapier bindet Kohlenstoff Im österreichischen Laakirchen und im britischen Aylesford nutzt SCA als Rohstoff in umfangreichem Maß Altpapier. Auch Altpapier besteht ja aus Holzfasern, die durch die Rückgewinnung neuerlich Nutzen erbringen. Das einst vom Baum gebundene Kohlendioxid wird noch etwas länger von der Atmosphäre ferngehalten. Die Rohstoffbeschaffung für die Fabriken verursacht CO2-Emissionen. Forstmaschinen und Lkw für Holz oder Altpapier werden mit Dieselkraftstoff angetrieben. Für Ernte und Transport eines Kubikmeters Holz in die Fabrik sind etwa zwei Liter Diesel nötig . Auch für Produk- Ökobilanz der Faser CO2 Ökostrom Beim Wachsen binden Bäume Kohlendioxid, das während des gesamten Lebenszyklus des Produktes von der Atmosphäre ferngehalten wird tion und Transport neuer Waldpflanzen und für den Transport der Pflanzarbeiter in den aufzuforstenden Wald wird Treibstoff verbraucht, wenn auch in sehr geringen Mengen. SCA testet synthetisches Diesel. Dieser Treibstoff wird heute aus Naturgas hergestellt, was einen positiven, jedoch begrenzten Effekt auf den CO2-Ausstoß hat. Derzeit wird daran gearbeitet, Biomasse als Rohstoff für synthetisches Diesel brauchbar zu machen, was die CO2-Emissionen drastisch senken würde. Die Lkw-Fahrer von SCA sind zudem in „Ecodriving“ ausgebildet worden, einem Fahrstil, der den Kraftstoffverbrauch um mindestens 15 Prozent reduziert. SCA Forest Products versucht, zur Vermeidung langer Transporte Rohstoffe aus nächster Nähe zu verwenden. In Schweden kommen für die Herstellung von Papier und Zellstoff ausschließlich Frischfasern zum Einsatz, größtenteils aus den nahe gelegenen eigenen Wäldern. In Laakirchen werden Frischfasern aus nahe gelegenen Wäldern mit Altpapier aus mitteleuropäischen Großstädten kombiniert. Aylesford Newsprint vor den Toren Londons verwendet ausschließlich Altpapier. Schlüsselfrage Energie Das Zellstoffwerk Östrand stellt chlorfrei gebleichten Sulfatzellstoff sowie eine vergleichsweise relativ kleine Menge CTMP (Chemi-Thermomecanical Pulp) her. Im Sulfatprozess werden die Zellulosefasern, etwa die Hälfte des Rohstoffs, von den übrigen Stoffen getrennt. Die Faserreste werden dann im Sodakessel verbrannt, wobei sehr heißer Dampf mit hohem Druck entsteht, während die Prozesschemikalien zurück gewonnen werden. Der Dampf erzeugt zunächst in einer Turbine Strom und wird dann im Prozess zum Trocknen des fertigen Zellstoffs eingesetzt. Ist die maximale Menge Energie aus dem Dampf gewonnen, wird der Rest als Heißwasser ins Fernwärmenetz eingespeist. Das Zellstoffwerk Östrand ist ein großer Energieproduzent. Die Fabrik versorgt sich selbst mit Strom und Wärme, liefert Überschusselektrizität ans Stromnetz ab und versorgt die Gemeinde Timrå mit dem gesamten Bedarf an Fernwärme. Östrand verwendet heute sehr geringe Mengen fossiler Brennstoffe, vor allem bei der Aufbereitung eines Teils der Prozesschemikalien. sca papergram no 1 › 2008 S Die Herstellung und Verwendung von Forstindustrieprodukten verursacht Kohlendioxidemissionen. Zugleich trägt die Forstwirtschaft zur Begrenzung der CO2Menge in der Atmosphäre bei. Wachsende Wälder binden CO2, und Forstindustrieprodukte lagern während ihrer Anwendung CO2. Forstindustrieprodukte können Produkte mit höherem Kohlendioxidausstoß ersetzen. Biotreibstoffe erzeugen Energie ohne CO2-Nettoemissionen und können fossile Treibstoffe ersetzen. Die Kette von der Rohstoffquelle, dem Wald, bis zur Verbrennung der Produkte in einem Heizkessel oder dem Verrotten auf einer Deponie ist lang und komplex, und sie enthält eine Reihe Vor- und Nachteile. Die Papierfabrik Ortviken stellt Zeitungspapier und gestrichene Druckpapiere, LWC, her. Der wichtigste Ausgangsstoff ist vor Ort produzierter Holzstoff. Frische Kiefernfasern werden im Raffineur, einer Art großer Mühle, fein gemahlen. Raffineure verbrauchen große Mengen an Strom – Ortviken ist der zweitgrößte Stromverbraucher in Schweden –, aber der Prozess hält mit dem Faserrohstoff sehr gut haus. Auch im Werk Ortviken sind große Mengen Dampf zum Trocknen des Papiers nötig. Der Dampf wird vor allem durch die Verbrennung von Holzresten wie Rinde und ähnlichem hergestellt. Außerdem wird die Abwärme des Raffineurs genutzt. Auch in Ortviken wird der Dampf zur Elektrizitätsherstellung verwendet, bevor er in den Prozess eingeleitet wird, allerdings bezieht Ortviken dennoch große Mengen Elektrizität aus dem Netz, rund 1,9 TWh jährlich. Fossile Brennstoffe kommen in Ortviken in sehr begrenztem Maß zum Einsatz, daher ist der CO2-Ausstoß der Fabrik sehr gering. In Schweden wird Elektrizität fast vollends aus Wasser- und Kernkraft erzeugt, die keine CO2-Emissionen verursachen. Dampf und Elektrizität aus Naturgas In Laakirchen wird SC-Papier, ein ungestrichenes Druckpapier für Zeitschriften und Kataloge, gefertigt. Als Rohstoff kommt einerseits Holz zum Einsatz, das genau wie in Ortviken zu Holzstoff gemahlen wird, und andererseits Altpapier, das gereinigt wird, bevor es in die Produktion geht. Laakirchen benötigt zur Energieversorgung sowohl Elektrizität für die Herstellung von Holzstoff als auch Dampf zum Trocknen des Papiers. Strom und Dampf werden unter Verwendung von Naturgas in einer Gemeinschaftsanlage vor Ort erzeugt. Naturgas ist zwar ein fossiler Brennstoff, verursacht jedoch bedeutend geringere Kohlendioxidemissionen als Öl oder Kohle. Laakirchen betreibt auch ein Wasserkraftwerk im Fluss Traun, das einen kleinen Teil des Elektrizitätsbedarfs deckt. In Aylesford wird Zeitungspapier zu 100 Prozent aus Altpapier hergestellt. Genau wie in Laakirchen sorgt eine mit Naturgas betriebene Anlage für die Produktion des nötigen Stroms und Dampfes. Die acht Sägewerke von SCA Forest Products benötigen wesentlich weniger Energie als die Papierfabriken. Doch auch sca papergram no 1 › 2008 Der Fußabdruck von SCA Forest Products: Gebundenes Kohlendioxid oder vermiedene CO2-Emissionen (Tonnen/Jahr) -1 000 000 -900 000 -800 000 -700 000 -600 000 -500 000 -400 000 -300 000 -200 000 -100 000 Waldzuwachs – 10,5 Millionen (davon Contorta – 2,0 Millionen) davon Netto-Bindung – 2,6 Millionen Netto-Bindung 2,6 Millionen CO2 gebunden in Papier und Zellstoff (< 1 Jahr) – 7,6 Millionen CO2 gebunden in Schnittholzwaren, (> 10 Jahre) – 2,5 Millionen Brennstoffe aus dem Wald ersetzen Öl – 900 000 Windkraft, 2,8 TWh − 1 Million ersetzt Importe von Elektrizität aus fossilen Brennstoffen Zuwachs der SCA-Wälder Papier und Zellstoff Brennstoffe aus dem Wald Windkraft Schnittholzwaren Das Bild zeigt die unterschiedlichen Art und Weisen, wie die Tätigkeit von SCA Forest Products das Gleichgewicht im Kohlendioxidhaushalt beeinflusst. Die Parameter sind nicht immer direkt vergleichbar. Papier und Zellstoff binden Kohlendioxid einige Monate, Schnittholzwaren auf Jahre Emissionen fossiles CO2 (Tonnen/Jahr) 100 000 200 000 300 000 400 000 500 000 600 000 700 000 800 000 900 000 1 000 000 Forstwirtschaft 36 000 Rohstofftransporte 78 000 Östrand 61 000 Ortviken 143 000 Laakirchen 295 000 Aylesford 228 000 Sägewerke 19 000 Transport von Produkten 214 000 Summe Emissionen 1 074 000 Forstwirtschaft Östrand TransportE Ortviken Laakirchen Aylesford SÄGEWERKE hinaus. Aber das netto im Wald gebundene CO2 bleibt gebunden, solange wir unsere Wälder nachhaltig bewirtschaften. Und allein diese Menge ist doppelt so groß, wie unser Ausstoß an fossilem CO2. Transporte – eine Kohlendioxidquelle Die fertigen Produkte – Schnittholz, Zellstoff und Druckpapiere – werden an Kunden in ganz Europa und weltweit verkauft. 68 Prozent der von SCA Forest Products veranlassten Transporte finden per Schiff statt, 24 Prozent per Lkw und 8 Prozent per Bahn. Schiffe können große Produktmengen transportieren, und obwohl sie mit Öl betrieben werden, sind die Emissionen pro Tonne und Kilometer gering. Der Großteil Zellstoff und Papier aus Östrand und Ortviken wird mit SCA-eigenen RoRoSchiffen nach Großbritannien und zum europäischen Kontinent verschifft. Diese mit niederschwefligem Öl angetriebenen und mit katalytischer Abgasreinigung ausgestatteten Schiffe zählen zu den saubersten Schiffen Nordeuropas. 2004 wurde SCA Transforest von der EU mit dem Clean Marine Award für erfolgreiche Umweltarbeit ausgezeichnet. Auf dem Rückweg nehmen SCAs Systemschiffe Rohstoffe und Industriewaren für Nordschweden an Bord. Der Bahntransport ist eine energieeffiziente Transportart, die sowohl für Holz als auch für fertige Produkte genutzt wird. Leider reichen die Gleise nicht bis in den Wald und auch nicht bis zur Haustür der Kunden – daher müssen Bahntransporte in der Regel mit Lkw-Transporten kombiniert werden. Der CO2-Ausstoß der Eisenbahn hängt von der Art der Erzeugung der Antriebsenergie ab. In Schweden handelt es sich dabei fast ausschließlich um kohlendioxidfreie Wasser- oder Kernkraft, während das Stromnetz etwa in Deutschland größtenteils aus Kohlekraftwerken gespeist wird. Zumindest auf dem letzten Teilstück müssen die Transporte in der Regel per sca papergram no 1 › 2008 S Wald, Holzfasern und Faserprodukte bieten gute Möglichkeiten, den Ausstoß von CO2 zu vermeiden und Verursacher hoher Emissionen zu ersetzen zum Betrieb der Sägen und Förderanlagen ist Elektrizität notwendig und zum Trocknen des Holzes Wärme. Die Art der Stromund Wärmeerzeugung ist unterschiedlich: Manche Sägewerke erzeugen Strom aus Rinde und Holzresten, andere verwenden die Abwärme nahe gelegener Industrien. In den Sägewerken anfallende Sägespäne werden in großem Umfang zu Pellets verarbeitet, die in Haushalten und Energieerzeugungsanlagen als Ölersatz dienen. Die Produktion von Pellets entspricht über 800 GWh Elektrizität pro Jahr, ausreichend zur Beheizung von 30 000 Einfamilienhäusern. Lkw geschehen. Lkw werden mit Dieselkraftstoff angetrieben und verursachen Emissionen von fossilem CO2. SCA ist bestrebt, seine Transporte so weit wie möglich zu rationalisieren, die Strecken zu begrenzen und halbvolle Lkw zu vermeiden. Die Wahl der Transportart ist letztendlich ein Kompromiss aus Service, Kosten und Umwelteffekt. sca papergram no 1 › 2008 Vielseitiger positiver Klimaeffekt Wald, Holzfasern und Faserprodukte bieten gute Möglichkeiten, den Ausstoß von CO2 zu vermeiden und Verursacher hoher Emissionen zu ersetzen. Jeder Baum, der maximal zu Produkten veredelt wird, wird dennoch zur Hälfte als Brennstoff für die Energieerzeugung eingesetzt – nicht eingerechnet ist dabei die Endverwertung der fertigen Produkte, die letztlich ebenfalls verbrannt werden. Äste und Baumspitzen werden als Biotreibstoff verwertet, Rinde und andere Restprodukte als Industrie brennstoff. In einer Sulfatzellstofffabrik geht die Hälfte des Holzrohstoffes in die Energieproduktion. Aus Sägespänen wer- den Pellets. Würde man den gesamten Baum als Brennstoff verwenden, würde sich die Biotreibstoffmenge trotzdem nur um 50 Prozent vergrößern; zugleich ginge man des Nutzens verlustig, den Holzprodukte, Zellstoff und Papier bieten. Auch anderweitig kann der Wald positiv auf das Klima einwirken. Gemeinsam mit dem norwegischen Energieunternehmen Statkraft baut SCA in Nordschweden Windkraftparks. Insgesamt 400 Windkraftwerke mit einem Gesamteffekt in Höhe von 2,8 TWh pro Jahr sind geplant, eine Investition von knapp 1,7 Milliarden Euro. Das entspricht dreimal soviel Windkraft wie heute in Schweden erzeugt wird und mehr als dem gesamten Elektrizitätsverbrauch von SCA Forest Products 2006. SCA hat die schnell wachsende Drehkiefer (Pinus contorta) in seinen Wäldern eingeführt. Diese Baumart wächst auf 280 000 Hektar Waldgebiet, etwa 14 Prozent des Waldlandes der SCA. Sie wächst um etwa 40 Prozent schneller als vergleichbare einheimische Arten. Durch ihr schnelles Wachstum bindet die Drehkiefer etwa zwei Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr, doppelt so viel wie SCA Forest Products in seinen Fabriken und durch Transporte ausstößt. Wald und Forstindustrieprodukte sind ein wichtiger Teil der Lösung für die Herausforderungen durch den Klimawandel. S Produkte in Gebrauch Wenn die Produkte geliefert sind, hat SCA keine Kontrolle mehr über sie. Doch auch die Weiterverwendung – der Druck von Zeitungen und Magazinen, Transporte zu Abonnenten oder in Zeitungskioske und die Autofahrt des Kunden zum Laden, in dem er seine Zeitung kauft – verursacht CO2-Emissionen. Gelesene Zeitungen landen im Altpapiercontainer, sie werden verbrannt, unter Verwertung ihres Energiegehaltes oder auch nicht, oder sie landen auf der Deponie, wo sie langsam verrotten. Das Ergebnis ist in jedem Fall letztlich, dass der Kohlenstoff, den der Baum einst zum Wachsen nutzte, wieder als Kohlendioxid an die Atmosphäre abgegeben wird. Dieses Kohlendioxid erhöht jedoch die Menge der Treibhausgase nicht, denn ganz zu Anfang war es ja von den Bäumen aus der Atmosphäre aufgenommen worden. Aber obgleich also Forstindustrieprodukte keine Steigerung der Kohlendioxidmenge herbeiführen, kann ihr Klimaeinfluss sehr variieren. Eine Zeitung, die aus Papier hergestellt wird, das aus einer Fabrik kommt, in der viel fossile Brennstoffe verwendet werden, das weit transportiert wird und zuletzt auf der Müllhalde landet, bringt nicht denselben positiven Effekt wie eine Zeitung, deren Papier aus einer Fabrik mit kleinem fossilem CO2-Ausstoß stammt, das effektiv transportiert wird, mehrmals zurück gewonnen und schließlich in einer effizienten Energieanlage verbrannt wird. Holzprodukte können Materialien wie Stahl, Beton und Kunststoff ersetzen, die alle wesentlich mehr CO2 ausstoßen. Holz ist leicht, isoliert gut, lagert CO2 lange – mehr als ein Jahrhundert – und kann schließlich effizient zur Energieerzeugung verwendet werden. Lässt sich der Fußabdruck berechnen? Der „Kohlendioxid-Fußabdruck“ (carbon footprint) ist in aller Munde. Kunden möchten wissen, wie Produkte das Klima beeinflussen. Umweltanalysten versuchen zu berechnen, welchen Effekt einzelne Unternehmen auf das Klima haben. Für Branchen, Unternehmen und Produkte wird CO2-Neutralität versprochen. Aber die Berechnungen sind oft schwierig Einfache Lösungen sind Mangelware Oft wird versucht, mit Hilfe von Öko bilanzen derartige Vergleiche anzustellen – doch das ergibt wenig Sinn, wenn es nicht gelingt, die Grenzen des Systems genau und einheitlich zu definieren. Für ein Produkt in zwei verschiedenen Prozessen kann man in der Regel eine solche Definition finden; für eine lange Veredelungskette mit verschiedenen Endprodukten und einer Reihe Restprodukten, die ihrerseits Ausgangsprodukt für andere Produkte werden, ist das im Prinzip unmöglich. Seien Sie also skeptisch, sollte Ihnen jemand eine einfache Ziffer zur Beschreibung des Klimaeffekts eines Produktes anbieten. Oder wenn jemand behauptet, sein Produkt sei klimaneutral. Die Karten müssen auf den Tisch. Fragen Sie nach den Fakten hinter dieser Behauptung. Die Wirklichkeit ist kompliziert, und viele bieten allzu einfache Lösungen an. Der nebenstehende Artikel über die Klimaauswirkungen von SCA Forest Products ist lang – und dennoch ist er lediglich der Versuch einer Zusammenfassung. Aber just so kompliziert ist die Wirklichkeit. Unsere großen, wachsenden Wälder sind für uns ein fantastischer Aktivposten. Verglichen mit anderen verursachen unsere Fabriken sehr niedrige CO2-Emissionen. Unsere Transporte sind effizient. Viele unserer Projekte erbringen eine Minderung des Kohlendioxid-Ausstoßes. Wir meinen, wir haben guten Grund, stolz zu sein auf das, was wir für das Klima tun. Aber Ihnen mit Ehrenwort eine exakte Zahl für die Klimaauswirkungen von einem Kilo Papier geben – das können wir nicht. Genauso wenig wie alle anderen. S Komplizierte Zusammenhänge Elektrizität wird in verschiedenen Ländern zu jeweils unterschiedlichen Teilen aus Kohle, Gas, Kern- oder Wasserkraft erzeugt. Ein und dasselbe Produkt, das in einem Land vorrangig mit Kohle erzeugt wird, verursacht größere CO2-Emissionen als bei der Herstellung mit Kernkraft in einem anderen Land. Hat man als Kunde einen langen Weg zum Zeitungskiosk, stößt man mehr CO2 aus, als wenn der Kiosk nahe liegt. Wenn man mit dem Auto fährt. Fährt man Fahrrad, sieht die Rechnung anders aus. Eine Zeitung zu recyclen ist gut für das Klima − sofern die Zeitung dazu nicht per Lkw weit transportiert werden muss. Dann ist es möglicherweise besser, sie in einem effizienten Wärmekraftwerk in der Nähe zu verbrennen. Aus Waldrohstoff Ethanol als Kraftstoff für Fahrzeuge herzustellen, muss doch wohl gut für das Klima sein? Jein. Aus dem Rohstoff Holzprodukte und Papier herzustellen bringt einen vielfach höheren Veredelungswert und setzt Ressourcen für wichtige Entwicklungsmaßnahmen auf anderen Gebieten frei. Zugleich wird die Hälfte des Rohstoffes dennoch in effizienten Anlagen in Energie umgewandelt. Die Herstellung von Ethanol aus Zellulose ist außerdem teuer und hat einen geringen Wirkungsgrad, sie kann lediglich durch massive Subventionen überleben. Da ist es besser, das Ethanol in Brasilien einzukaufen. Wenn da nicht die Sache mit den Transporten wäre, und mit den Arbeitsbedingungen… Björn Lyngfelt Leiter Kommunikation SCA Forest Products AB sca papergram no 1 › 2008 S Die Frage nach Klima auswirkungen ist leicht und schwierig zugleich. Kunden, Behörden und Lieferanten versuchen Berechnungsmodelle für einfache und leicht kommunizierbare Schlüsselzahlen zu finden, die zeigen, ob ein Produkt dem Klima nutzt oder schadet – bevorzugt solche, die das eigene Unternehmen in vorteilhaftes Licht rückt. Ob eine Maßnahme den Ausstoß fossilen Kohlendioxids erhöht oder mindert, lässt sich einfach feststellen. Das Ersetzen von Öl durch Biobrennstoffe mindert den Ausstoß ebenso wie die Einsparung eines LkwTransports. Das Wachsen eines Baumes bindet Kohlendioxid. Ein Windkraftwerk kann Elektrizität auf Kohlebasis ersetzen. Schwierig, wenn nicht gar unmöglich ist es hingegen, die Klimaauswirkungen verschiedener Produkte auf einheitliche Weise zu berechnen und zu vergleichen. Projekte für ein besseres Klima SCA Forest Products engagiert sich in mehreren Projekten, die zur Minderung von Kohlendioxid-Emissionen beitragen Sodakessel Das Zellstoffwerk Östrand hat in einen neuen Sodakessel investiert, der Dampf mit dem höchsten Druck und der höchsten Temperatur, die je in einer ent sprechenden Anlage erreicht wurden, erzeugt. Der Kessel versorgt die Fabrik mit Energie und hat die Erzeugung von „grünem Strom“ auf 500 GWh pro Jahr verdoppelt Baumstümpfe SCA zerkleinert in Tests Baumstümpfe, um sie als Brennstoff verwertbar zu machen Drehkiefern Anfang der 1970er-Jahre begann SCA in seinen Wäldern mit der Ansiedlung der kanadischen Drehkiefer, die um 40 Prozent schneller wächst als einheimische Baumarten. Die Drehkiefer in SCA-Wäldern bindet jährlich etwa zwei Millionen Tonnen Kohlendioxid zusätzlich Äste und Baumspitzen Äste und Baumspitzen nehmen viel Platz ein und lassen sich schlecht für den Transport bündeln. Durch Zusammenpressen werden Äste, Spitzen und andere Erntereste für den Transport vorbereitet Ethanol aus Ernteresten Gemeinsam mit der Gemeinde Vilhelmina und dem Energieerzeuger E.on untersucht SCA Möglichkeiten, aus Ernteresten Ethanol herzustellen. Da bisher aber eine geeignete Technologie fehlt, wurde das Projekt vorerst auf Eis gelegt Synthetisches Diesel SCA testet in seinen Lkw synthetisches Diesel, das heute aus Naturgas hergestellt wird. Die Kohlendioxid-Emissionen sind daher gering. Könnte synthetisches Diesel aus Biomasse hergestellt werden, wäre der Spareffekt noch wesentlich größer Biogas Gemeinsam mit der Gemeinde Sundsvall untersucht SCA Möglichkeiten, Biogas aus den Reinigungsanlagen sowie aus dem kommunalen Klärwerk zu gewinnen 10 sca papergram no 1 › 2008 Bahnanschluss nach Östrand Die Investition in ein Bahngleis hat direkte Bahnanlieferungen von Holzrohstoff in die Fabrik ermöglicht. Damit werden etwa 50 Lkw-Transporte vermieden – täglich Rauchgaskondensierung in Ortviken Durch die Investition in eine Rauchgaskondensierungs anlage in der Papierfabrik Ortviken wird Abwärme aufgefangen und ins Fernwärmenetz eingespeist. Die Menge reicht aus, um 3 000 Einfamilienhäuser zu beheizen Grüne Wärme für das Sägewerk Tunadal Der Dampf für die Holztrockenanlage im Sägewerk Tunadal stammt aus dem Wärmewerk Korsta, das mit Hausmüll betrieben wird Windkraft Gemeinsam mit dem norwegischen Energieunternehmen Statkraft plant SCA den Bau von sieben Windkraftparks in nordschwedischen Wäldern. Infolge der Investition in Höhe von knapp 1,7 Milliarden Euro werden 400 Windkraftwerke 2,8 TWh Elektrizität jährlich erzeugen VON Luise Steinberger tRENDS China bald größter Papierhersteller Japanishe Effizienz Professor Tetsu Uesaka beim Fibre Science and Communication S Network (FSCN) an der Mittuniversität in Sundsvall erhält etwa 350 000 Euro Forschungsgelder von der Stiftung für Kompetenzentwicklung (KKstiftelsen). Die Gelder sind für ein Projekt zur Verbesserung der Effizienz schwedischer Papierwerke bestimmt. Das Projekt „Papierherstellung extrem – den Effekt von Papierproduktion maximieren“ hat zum Ziel, die Betriebsunterbrechungen in Papiermaschinen um 90 Prozent zu mindern und die schwedischen Fabriken somit auf das gleiche Effizienzniveau zu bringen wie japanische. S Eine Batterie in einem Bogen Papier – daran arbeitet derzeit das Forschungsinstitut Rensselaer Polytechnic Institute im amerikanischen Bundesstaat New York. Eine normale Lithiumbatterie wird aus Kohlenstoff-Nanoröhren hergestellt, sehr starken Röhren, die 100 000 Mal dünner sind als ein menschliches Haar. Diese Röhren werden in isolierender Zellulose eingeschlossen. Es wurde ein 2,5-Volt-Prototyp entwickelt, mit dem sich ein kleiner Ventilator betreiben lässt. Durch das Stapeln der „Batteriepapiere“ soll dann die Kraft gesteigert werden, zugleich ist die Weiterverarbeitung mit allen Techniken der Papierverarbeitung möglich. So sollen die Batterien in einer Art Druckpresse massenproduziert werden können, etwa wie Zeitungen. Anwendungsbereiche bieten sich überall dort, wo Energie benötigt wird und Platz knapp ist. S Papierbatterie Die Papierherstellung in China steigt. In einigen Jahren wird China die größte Papierhersteller-Nation der Erde sein. Dies prognostizierte Henrik Essén vom Beraterunternehmen Pöyry Forest Industry Consulting im Dezember vergangenen Jahres auf einer Konferenz in Stockholm. Vom Papierimporteur werde sich China zum Papierexporteur entwickeln: „Die Produktionssteigerung wird größer sein als die Verbrauchssteigerung, daher wird chinesisches Papier auf die Weltmärkte kommen“, so Henrik Essén. Zwischen 1997 und 2006 stieg die Herstellung von Papier und Karton in China von 28 Millionen Tonnen auf 65 Millionen Tonnen jährlich. Quelle: TT Papierkeramik Schwach aufwärts für Anzeigen S S „Es sieht nicht gut aus, aber andererseits auch nicht so schlecht, wie Sie vielleicht glauben. Und es wird besser.“ So fasst Robert J. Coen die Aussichten für den Anzeigenmarkt 2008 und die nähere Zukunft zusammen. Auf einer Konferenz in New York prognostizierte der amerikanische Werbeguru Ende vergangenen Jahres für 2008 eine Steigerung des Anzeigenvolumens in den USA um 3,8 Prozent – vor allem dank bevorstehender Großereignisse wie den Olympischen Spielen und den amerikanischen Präsidentschaftswahlen. Auf dem europäischen Markt kommt die Fußball-EM hinzu. Ähnlich denkt Coens Kollege Steve King, Vorstand von Zenith Optimedia. King glaubt nicht an eine Werberezession in diesem Jahr, sondern an eine Steigerung des GesamtWerbeaufkommens um 6,7 Prozent, davon nahezu ein Drittel dank der drei Großereignisse. Beide merken an, dass die allgemeinen Konjunkturaussichten nicht besonders positiv seien; dadurch werde längerfristig auch die Werbekonjunktur zurückgehen. Steve King glaubt jedoch, dass ein Teil des Rückgangs durch eine stärkere Nachfrage der Schwellenländer nach Werbedienstleistungen aufgehalten werden kann. Vier deutschen Forschern ist die Entwicklung eines Papiers mit keramischen Eigenschaften gelungen. Das neue Material kann daher unter anderem für die Herstellung von Formen und Gesenken für Metall verwendet werden. Das Material wurde durch die Erhöhung der Menge von Kaolin- und anderen Füllstoffen erzeugt, die traditionell in der Papierherstellung zur Erlangung spezieller optischer Eigenschaften verwendet werden. Das Papier nimmt so viel Füllstoffe auf, dass es schließlich keramische Eigenschaften annimmt. Die Herstellung erfolgt jedoch weiterhin in Papiermaschinen, was wesentlich billiger ist als die traditionelle Keramikherstellung. Die Erfinder Dr. Andreas Hofenauer, Renate Kirmeier (Papiertechnische Stiftung, PTS, München) sowie Dr. Nahum Travitzky, Hans Windsheimer (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) erhielten den Otto von Guericke-Preis der AiF 2006 für interdisziplinäre Forschungsprojekte. sca papergram no 1 › 2008 11 5 6 1 2 3 4 Der Vater der Standardisierung 80% 6 1 2 3 4 100% 80% 40% 6 1 2 3 4 5 80% 1 2 3 4 5 100% 80% 40% 1 2 3 4 5 6 80% 2 3 4 5 6 100% 80% 40% 2 3 4 5 6 1 CB 3 4 5 6 1 100% 80% 40% 3 4 5 6 Wer etwas von außen betrachtet, sieht oft Dinge, die andere nicht 1 2 sehen. Der Chemiker Felix Brunner kam als Quereinsteiger in die CB 4 Druckbranche und entwickelte eines ihrer wichtigsten Instrumente: 5 6 den so genannten „Zebrastreifen“ 1 2 100% VON Luise Steinberger Foto System Brunner AG 80% 40% 4 sca papergram no 1 › 2008 5 12 6 1 Jeder, der einmal in die Nähe ei- ner modernen Offset-Druckmaschine gekommen ist, kennt die bunten Viereckfelder am Rand der Bögen. Mithilfe dieser Messskalen beurteilt der Drucker die Qualität der Farbwiedergabe. Entwickelt wurde dieses Messverfahren von dem Schweizer Chemiker Felix Brunner. Und wie so oft im Leben spielte dabei der Zufall eine Rolle. Denn eigentlich hatte Brunner Wissenschaftler werden wollen. Nach dem Abitur nahm er an der Universität Zürich ein Chemiestudium auf, erzählt der vitale 79-Jährige, der seinem Unternehmen System Brunner AG noch immer vorsteht. „Um mein Studium zu finanzieren, druckte ich Dissertationen auf einer Kleinoffset-Druckmaschine. Dadurch kam ich mit der Drucktechnik in Berührung – und sie ließ mich nicht mehr los.“ Er schlug vor, eine Dissertation aus dem Bereich der Drucktechnik in Angriff zu nehmen, fand aber keinen Professor, der eine solche Arbeit begleiten wollte: „In jener Zeit galt Drucken als Gewerbe, war also kein Thema für eine wissenschaftliche Arbeit.“ Felix Brunner verzichtete auf den Abschluss und wurde Unternehmer in der Druckbranche. Gewerbe, war also kein Thema für eine wissenschaftliche Arbeit“ optische Rasterpunktverbreiterungen unvermeidlich sind, welches ist dann die „richtige“ Punktverbreiterung? „Das war die Geburtsstunde des ,Standard Offset‘“, sagt Felix Brunner, der die Herausforderung annahm und daran ging, den Standard zu entwickeln. „Ich definierte zwei Versionen, eine für gestrichene und eine für ungestrichene Papiere.“ Die Definition lautet wie folgt: „Die Rasterpunktverbreiterung gemessen als Dichtedifferenz zwischen einem Grobrasterfeld (10er Raster) und einem Feinrasterfeld (60er Raster) von je 50 Prozent Flächendeckung soll auf gestrichenen Papieren ein Zehntel einer typischen Volltondichte (beispielsweise 1.20 bis 1.40) – also 0.12 bis 0.14– betragen. Für ungestrichene Papiere gilt ein Siebtel.“ Neue Parameter Als Brunner mit der Arbeit an dem Standard begann, definierte er acht verschiedene Leitwerte – vier Volltondichten für Schwarz, Cyan, Magenta und Gelb, sowie die zugeordneten Punktverbreiterungen an der 50-Prozent-Stufe. Seither hat er den Standard verfeinert und erweitert, und auch die Drucktechnik hat sich verändert. So liegen Probedrucke heutzutage in der Regel als Digitalproofs vor. Um eine sehr hohe Übereinstimmung zwischen Digitalproof und Druck zu gewährleisten, sind 50 verschiedene Parameter nötig, erläutert Brunner. „Die hohe Zahl von 50 Parametern ist auch deshalb notwendig geworden, weil heute bei einem Digitalproof auf Inkjet-Basis völlig andere Technologien und Farbpigmente zum Einsatz kommen als bei einem Offsetdruck.“ Die von Brunner erarbeiteten Messsysteme erhielten die Markennamen Eurostandard, Global- standard und Nipponstandard System Brunner. Die Vermarktung organisierte er vor allem im Rahmen von Kooperationen. Das „System Brunner“ wird zwar wie ein Produkt vermarktet, hat aber einen anderen Charakter, betont sein Schöpfer: „System Brunner ist eine Lehre. Unsere verschiedenen Messelemente und Instrumente dienen dazu, die Anwendung dieser Lehre zu erleichtern. Es ist mir wichtig, die Unabhängigkeit dieser Lehre immer wieder zu betonen“, sagt Felix Brunner. Poof Checker: Innovationspreis Um die Unabhängigkeit zu wahren, sind sämtliche Produkte gut durch Patente und andere Schutzrechte abgesichert, deren Überwachung einen Großteil von Felix Brunners Zeit in Anspruch nimmt. Allerdings hindert ihn das nicht, auch weiterhin im Bereich der Entwicklung aktiv zu sein. Kürzlich auf den Markt gebracht wurde der neue Proof Checker, ein Qualitätsbewertungssystem für Digitalproof und Druck, bei dem ein exklusiv entwickeltes Rating mit fünf Sternen dem Drucker die Bewertung seiner Probedrucke erleichtert. Der Proof Checker wurde mit dem Innovationspreis der deutschen Druckindustrie 2007 ausgezeichnet. Doch nun, findet Brunner, ist der Offsetdruck hinlänglich standardisiert. Sein Hauptinteresse gilt jetzt dem Tiefdruck: „Für große Auflagen ist der Tiefdruck unersetzlich, weil er auf ungestrichenen Papieren geringerer Qualität einen größeren Konstrastumfang erreicht. Ziel ist es, eine Version des prämierten Proof Checkers für den Tiefdruck zu entwickeln.“ Auf das Ergebnis darf man gespannt sein. S Provokative Gedanken Doch der Wissenschaftler in ihm ließ nicht locker. Rasch wurde Brunner klar, dass die Beherrschung des Bilddruckes von der Beherrschung der Rasterpunkte abhängt. Dass sich viele Farb- und Tonwertänderungen auf Änderungen in den Rasterpunkten zurückführen lassen, gehört heute zum Allgemeinwissen. Doch Ende der 1960er-Jahre war das anders. Als Felix Brunner damals den Slogan prägte: „Andruck und Auflagendruck sind nur gleich, wenn auch die Rasterpunktverbreitung gleich ist“, kamen daher postwendend Reaktionen: „Der Satz wurde von Druckfachleuten als Provokation empfunden – und machte mich rasch bekannt.“ Brunner begann, Seminare zu organisieren, auf denen Druckfachleute das Thema diskutieren konnten. Und bald stellte sich die Folgefrage: Wenn mechanische und „In jener Zeit galt Drucken als sca papergram no 1 › 2008 13 Kreuz und quer für geschickte Finger Es juckt in den Fingern! Nähen, Sticken, Malen, Schneiden, Kleben – viele lieben die Arbeit mit den Händen. Handarbeit bringt Ablenkung und eine nahezu therapeutische Ruhe, erklärt Cathy Lewis, Chefredakteurin der britischen Kreuzstich-Zeitschrift CrossStitcher VON Henrik Emilson Foto Ulf Huett Nilsson Illustration Annika Huett 14 sca papergram no 1 › 2008 licht, die Gondeln in Venedig, ebenfalls im Gegenlicht, eine Pferdedroschke im Schnee und ein Porträt von Simon Cowell, dem garstigen Jurymitglied in der amerikanischen Version von „Deutschland sucht den Superstar“. Welch eine Themenauswahl – ist der Redakteur verrückt geworden? Keineswegs. CrossStitcher ist eine Kreuzstich-Zeitschrift, daher der breit gefächerte Inhalt. Sie ist die größte ihrer Art in Großbritannien: 13 Mal jährlich beliefert sie mehr als 100 000 fingerfertige Leser mit Bildern und Mustern. Völlige Hingabe Viele Leser sind ihrer Zeitschrift mit Haut und Haar ergeben. Manch einer widme einer einzigen Ausgabe mehrere Monate, berichtet Chefredakteurin Cathy Lewis. So lange kann es dauern, bis eine große und komplizierte Kreuzsticharbeit fertig ist. „Das Schöne am Kreuzstich ist, dass die Arbeit sehr entspannt und man völlig in ihr aufgeht. Wir haben so viel zu tun, unser Alltag ist so stark von Stress geprägt – mit einem Hobby wie Kreuzstich nehmen wir uns Zeit für uns selbst, wir können uns besinnen und kreativ sein. Es hat sich sogar gezeigt, dass Kreuzstich eine therapeutische Wirkung hat: Die bedachte, wiederholte Bewegung kann dazu beitragen, dass man aufhört, sich aufzuregen oder an seine Wehwehchen zu denken. Sogar der Heißhunger auf Süßigkeiten kann vergehen. Kreuzstich kann also eine gute Hilfe beim Abnehmen sein“, lacht Cathy Lewis. Die Technik ist sehr einfach zu erlernen. Es geht, wie der Name schon andeutet, darum, eine Reihe kleiner Kreuze auf ein Stück Stoff zu sticken und dabei einem Muster zu folgen, das die Farbe des Garns und die Platzierung der Kreuzchen vorgibt. Schon bald wächst das Bild heran. „Man fühlt sich kreativ, wobei jedoch das schwierige Entwerfen des Musters schon erledigt ist, und das Ergebnis wird garantiert gut“, sagt Cathy Lewis. CrossStitcher bietet Vor- lagen jeder Art: solche für Anfänger, die in ein paar Stunden fertig gestickt sind, schwierigere, die ein paar Tage Arbeit erfordern – und ganz anspruchsvolle, deren Fertigstellung Monate braucht. Modernes Layout 2007 erlebte CrossStitcher ein umfassendes Re-Make. Leserumfragen hatten ergeben, dass der Handarbeitsmarkt in Großbritannien zwar expandierte, der Kreuzstich aber ins Abseits geraten war. „Kreuzstich betrachtete man als hinterwäldlerisch, im modernen Leben der Leute hatte er keinen Platz“, sagt Cathy Lewis. Die Redaktion nahm sich die Ergebnisse der Untersuchungen zu Herzen und passte die Zeitschrift den aktuellen Anforderungen an. Das Layout wurde erneuert, „Das Besondere an Hobby- und Handwerkszeitschriften ist die Tatsache, dass sie gesammelt und wieder verwendet werden“ Cathy Lewis der Inhalt leichter zugänglich gemacht. Es wird viel Wert auf den Kontakt mit den Lesern gelegt, was deren Loyalität fördert. „Ein breites Angebot ist das A und O. Wir sind immer bemüht, für jeden etwas Ansprechendes zu finden – ganz gleich, welchen Geschmack und welches Können der einzelne Kreuzstich-Liebhaber hat. Wir bieten alles, von moderner abstrakter Kunst bis hin zu traditionelleren Bildern, von kleinen bis zu riesengroßen Vorlagen.“ Inspiration und Ideen kommen von überall her − aus der neuesten Mode, aus der Natur, der Kunst und aus verschiedenen Kulturen. Die Redaktion sucht ständig nach Motiven, die sich in Muster umsetzen lassen, und man arbeitet mit mehreren Experten zusammen, die jeweils S Die Pyramiden von Giza im Gegen- sca papergram no 1 › 2008 15 „Die meisten unserer Leser sind Frauen, aber wir haben auch männliche Leser“ Kleine Details Cathy Lewis Vorschläge liefern. Cathy Lewis betont die unbegrenzten Möglichkeiten. Eines Tages ohne Ideen dazustehen, davor hat man keine Angst. Jedes Alter S Das Interesse für Handarbeit ist in Groß britannien weit verbreitet. Dass Kreuzstich nur etwas für alte Tanten sei, ist laut Cathy Lewis ein Mythos. Aufgrund der Untersuchungen weiß man, dass die Leser von CrossStitchers allen Generationen angehören, sie sind zwischen 8 und 80 Jahren alt. „Die meisten von ihnen sind Frauen, aber wir haben auch männliche Leser“, betont sie. Das Besondere an Hobby- und Handwerkszeitschriften ist die Tatsache, dass sie gesammelt und wieder verwendet werden und dass die Leser jeder einzelnen Ausgabe viel Zeit widmen. Nicht selten sind die Zeitschriften derart angefüllt mit Tipps und Anregungen, dass es die Leser gar nicht schaffen, sämtliche Ratschläge zu befolgen. „Unsere Leser sagen oft: Um alle Vorlagen zu sticken, die ihnen in CrossStitcher gefallen, müssten sie 150 Jahre alt werden!“ CrossStitcher Land: Großbritannien Gegründet: 1992 Auflage: 65 111 (2006) Abonnenten: rund 20 000 Reichweite: Jede Ausgabe wird von 1,6 Personen gelesen S CrossStitcher wird von Future Publishing herausgegeben. Der Verlag publiziert 170 Titel (print und online), davon 100 internationale Ausgaben. Der britische Markt für Hobby- und Handwerkszeitschriften ist in den letzten Jahren gewachsen. Future Publishing hat zu diesem Wachstum mit den Titeln PaperCraft Inspirations, ScrapBook Inspirations und Simply Knitting beigetragen. Diese drei Titel haben eine gemeinsame Auflage von 176 000 Exemplaren pro Monat. Zusammen mit CrossStitcher sind sie marktführend in ihrem jeweiligen Handwerkssegment. 16 sca papergram no 1 › 2008 Bei der tausendfachen Vergröße- rung eines Papierquerschnitts eröffnen sich neue Welten: Sichtbar werden winzige Details, die für eine hohe Papierqualität hilfreich wie auch hinderlich sein können. Ein Basispapier muss mit genau der richtigen Menge von Pigmenten, Bindemitteln und Hilfsstoffen gestrichen werden, um eine perfekte Oberflächenschicht und die dazugehörigen Druckeigenschaften beim fertigen Papier zu erzielen. Bildvergrößerungen zeigen dabei mit größter Deutlichkeit, wie kleine Justierungen das Gesamtbild verbessern können. Die Forscher nennen diese Methode „Bildanalyse“. Indem Papierschnipsel sorgfältig in kleine runde und flache Plastikgefäße gegossen werden, deren Oberfläche dann geschliffen und poliert wird, ist es möglich, von den Papierstücken in einem Rasterelektronenmikroskop Bilder von guter Qualität zu machen. Der Querschnitt des Papiers wird dabei tausendfach vergrößert; fünf Millimeter Papier werden zu Ausdrucken von fünf Metern Länge. Mit der so genannten Backscatter-Technologie, die mit der Rückstreuung von Strahlen arbeitet, wird das so erworbene Material untersucht. Je höher die Kernladungszahl, desto heller die gezeigte Stelle. Plötzlich treten Fasern, Unebenheiten und Poren im Strich sehr deutlich hervor. „Beim LWC-Papier Alla Timofeitchik und Boel Nilsson beim SCA R&D Centre mit den speziell angefertigten kleinen, runden und flachen Kunststoffformen – grosse Wirkung Angesichts steigender Ansprüche an die Qualität von Druckerzeugnissen sind effektive Werkzeuge zur Analyse und Verfeinerung der Qualität gefragt. Das SCA R&D Centre in Sundsvall hat eine Methode zum Studium von Querschnitten grafischer Papiere und Verpackungen entwickelt. Ziel ist unter anderem die genaue Betrachtung des Strichs von Papieren VON Lena Sjödin Foto Olle Melkerhed wird der Strich auf dem Basispapier angebracht“, erklärt Boel Nilsson, die als Forschungsingenieurin an dem zweijährigen Bildanalyseprojekt beteiligt ist. Als Faustregel gilt: Je gleichmäßiger der Strich, desto besser fällt die Bedruckbarkeit in der Druckmaschine aus. „Damit LWC-Papier die beste Qualität erlangt, darf der Strich weder zur dick noch zu dünn ein“, erklärt Nilsson. Ziel: gleichmäßige Qualität Die nächste Herausforderung für das Team wird es sein, die Bildanalysemethode auch für SC-Papier zu justieren. SC-Qualitäten werden nicht gestrichen, stattdessen werden Füllstoffe in die Papiermasse gegeben. Die Forscher wollen erkunden, wie gut die Füllstoffe die Oberfläche decken, das heißt, den so genannten Oberflächendeckungsgrad ermitteln. „Wir sähen am liebsten, dass dieser so gleichmäßig wie möglich ist und sich beide Papierseiten so wenig wie möglich unterscheiden“, erklärt Boel Nilsson. Das Ziel besteht darin, dass die Produktion ungeachtet des Papiertyps mit so wenigen Variationen wie möglich ablaufen kann. Weil aber Papier ein organisches Material ist, gibt es auch ständig Verbesserungsmöglichkeiten. „In unserer Forschung und Entwicklung im SCA R&D Centre versuchen wir stets, das Beste aus den Fasern herauszuholen“, sagt Boel Nilsson. Die Bildanalyse ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg. S Sorgfältige Vergleiche Die im Rasterelektronenmikroskop erstellten Querschnittsbilder werden in schwarz-weiße Bilder digitalisiert und mit einer speziell angepassten Software analysiert. Die Ergebnisse werden schließlich im Tabellen-Kalkulationsprogramm Excel statistisch aufbereitet, sodass man verschiedene Papierqualitäten oder Papiere aus verschiedenen Maschinen miteinander vergleichen kann. „Unter anderem kann man sich ein Bild von der durchschnittlichen Dicke von Basispapier und Strich sowie vom Variationskoeffizienten machen, das heißt von der Spanne zwischen dem dünnsten und dem dicksten Bereich“, erklärt Alla Timofeitchik und zeigt Mikroskopbilder. „Wir haben die Bilder zunächst manuell analysiert, daher wissen wir, dass die digitalen Messungen korrekt sind“, fügt Anna Andreasson, die Entwicklerin der Software, an. „Außerdem haben wir unser System mit dem eines externen Analyseunternehmens verglichen – die Messergebnisse waren die gleichen.“ Da sowohl die Strichtechnik als auch die Zusammensetzung des Strichs unendlich variiert werden können, liegt die Kunst in der richtigen Mischung. Die Bildanalyse macht es möglich, verschiedene Mischungen und Methoden zu testen. sca papergram no 1 › 2008 17 Es lebe das Foto! Bilder nehmen in Publikationen selten so viel Platz ein wie der Text; aber ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte. Daher sind Bilder seit jeher starke Ausdrucksmittel mit besonderem Stellenwert. Im vergangenen Jahrzehnt hat sich die digitale Fotografie als Standard etabliert, was auch das Angebot der Fotozeitschriften und die Rolle des Fotografen verändert hat. Die Technik lässt nachträgliche Veränderungen zu, was bisweilen zu zweifelhaften Resultaten führt VON Henrik Emilson Foto Scanpix, Matton Illustration Tomas Holmström Profis gegen Amateure Ist der Beruf des Fotografen vom Aussterben bedroht? Was passiert, wenn fast jeder mit einfacher Technik fotografieren kann und Zeitungen Amateurbilder nachfragen? 18 sca papergram no 1 › 2008 Die digitale Revolution hat nicht nur das Verhältnis der Tageszeitungen zu Bildern verändert. Auch Fotografen mussten ihre Arbeitsweise ändern. Leif Jansson ist Umweltanalyst beim Beraterunternehmen Docere. Er beschreibt den Pressefotografen als eine vom Aussterben bedrohte Art. Mehrere Faktoren spielten bei den Tageszeitungen zusammen, sagt er: „Zunächst ist da die gesamte Digitalisierung der Produktion und eine billigere Das Tempo steigt Terence Bunch, Pressefotograf im Südosten von England, bestätigt dieses Szenario. Nach Anstellungen bei verschiedenen Redaktionen arbeitet er seit 2004 als freier Fotograf. Die digitale Technik habe die Prozesszeiten erheblich verkürzt, erklärt er: „Fast sofort nachdem das Bild gemacht ist, ruft heute der Bildredakteur an und will es haben.“ Während die Arbeit einerseits schneller machbar ist, sind die Redaktionen umorganisiert worden, und viele halten die Anstellung von Fotografen heute nicht mehr für wirtschaftlich. „Freie Fotografen müssen vielseitig sein und den Trends in der Branche folgen. Viele Tageszeitungen rüsten beispielsweise die noch verbliebenen fest angestellten Fotografen mit „Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand eine Digitalkamera oder ein Fotohandy dabei hat, wenn etwas passiert, steigt ständig, und manche Tageszeitungen fordern ihre Leser auf, Bilder einzuschicken“ Leif Jansson Videokameras aus, um Material für die Internetauftritte heranzuschaffen. Freie Journalisten müssen sich anpassen und ebenfalls bewegte Bilder anbieten können“, sagt Terence Bunch. Leif Jansson betont, dass fast jeder mit einer digitalen Kamera anständige Bilder machen kann, die publiziert werden können. „Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand eine Digitalkamera oder ein Fotohandy dabei hat, wenn etwas passiert, steigt ständig, und manche Tageszeitungen fordern ihre Leser auf, Bilder einzuschicken. Das senkt Kosten und dient gleichzeitig dem Ziel, dass die Redaktion das Material zuerst zeigen kann.“ Autor wird Fotograf Auch Journalisten werden mit Kameras ausgerüstet. Terence Bunch berichtet von der Bestürzung, als Verhandlungen des britischen Journalistenverbandes mit einer irischen Zeitung ruchbar wurden, wonach Journalisten auch Fotos machen sollten. „Wir freien Fotografen waren erzürnt, und der Journalistenverband wurde harsch kritisiert“, sagt Bunch. Leif Jansson hebt einen weiteren Gesichtspunkt hervor, der die Rolle des Berufsfotografen beeinflusst, jedoch nicht in den Arbeitsbereich der Tageszeitung fällt. In Internetforen wie dpreview, flickr und youtube kann jedermann mehr oder weniger umgehend Bilder veröffentlichen. Als die Polizei in Birma Mönche attackierte, erfuhr das die Welt übers Internet. „Solange das Internet in Birma nicht gesperrt war, konnte man Informationen erhalten. Das war die einzige Möglichkeit, denn Pressefotografen wurden nicht ins Land gelassen.“ sca papergram no 1 › 2008 19 S technische Ausrüstung. Zudem hat der Kostendruck in der Zeitungsbranche zu Rationalisierungen geführt. Heute wird möglicherweise kein Fotograf losgeschickt, sondern man erwartet vom Journalisten, dass er mit einer Digitalkamera gleich ein Bild seines Interviewpartners macht. Viel Material wird auch im Internet publiziert, wo nicht dieselbe Bildqualität nötig ist. Wichtiger ist ein ständiger und rascher Zufluss neuer Bilder.“ „Bedroht ist in erster Linie die Mittelschicht“ Leif Jansson auch manipuliert sein. Das kann niemand kontrollieren.“ Qualität braucht Profis Der technische Fortschritt verwischt die Grenze zwischen Profi und Amateur. Leif Jansson glaubt, dass Tageszeitungen künftig mehr Amateurmaterial publizieren werden. Wenn Zeitungen im Internet und in Mobiltelefonen erscheinen, wird zudem der physische Platz für Bilder geringer. „Doch es folgt gewiss eine Gegenreaktion, etwa so wie bei Füllfederhaltern S Der Zweck heiligt die Mittel; aber von dem Phänomen, das Leif Jansson „Little Brother“ nennt – wenn also nicht „Big Brother“, sondern Otto Normalverbraucher dich sieht – kann auch eine gewisse Gefahr ausgehen. „Es ist ein enormer Unterschied, ob ein blutiges Opfer von einem Amateur abgelichtet wird oder von einem Pressefotografen, der ethische Regeln befolgt, was man zeigen und was man nicht zeigen kann. In den Foto-Foren sind die Bilder oft von schlechterer Qualität, sie sind nicht bewertet und können und feinen Papieren, die sich heute besser verkaufen denn je. Die Berufsfotografen werden dabei sein, wenn Publikationen von hoher Qualität gemacht werden; bei Kampagnen, komplizierten Arrangements oder bei tiefgehenden Interviews, bei denen keine Amateure zugelassen sind.“ Es geht um den Zugang zum Material, den beispielsweise eine Presseakkreditierung oder ein herkömmliches Atelier geben kann. Den besten Fotografen steht daher vielleicht gar eine erfolgreichere Zukunft bevor, weil insgesamt mehr Bilder nachgefragt werden. „Bedroht ist in erster Linie die Mittelschicht“, sagt Leif Jansson. Vor allem glaubwürdig zusammengefügten Negativen Bilder fabriziert. In den 1920er-Jahren ließ Stalin seinen Rivalen Trotzki von einem Foto entfernen. In moderner Zeit wurde die angesehene Zeitschrift National Geographic scharf kritisiert, als man 1982 die Pyramiden von Giza etwas näher zusammenrückte, sodass beide auf dem Cover Platz hatten. Es heißt, die Kamera lügt nicht. Aber können wir angesichts von digitaler Fototechnik und Bildbearbeitungsprogrammen Bildern noch trauen? 20 sca papergram no 1 › 2008 Paris Match begründete die Retusche damit, dass Sarkozys Sitzhaltung im Kanu ihn optisch übertrieben dick gemacht und man daher die Schatten um den Speck aufgehellt habe. Ein Effekt, der im Druck verstärkt wurde, was die Extra-Kilos gänzlich verschwinden ließ. Manipulation als Tradition Ein Sturm im Wasserglas, könnte man meinen; aber die Manipulation von Bildern ist schon seit der Geburt der Fotografie ein Diskussionsthema. Verändert wurde aus reiner Lust am Experimentieren im neuen Medium, bisweilen aber auch, um von dem Mythos „Die Kamera lügt nie“ zu profitieren. Schon während des amerikanischen Bürgerkrieges in den 1860er-Jahren wurden aus Der Schein trügt Die Digitalfotografie und die einfache Bildbearbeitung im Computer haben es leicht gemacht, auch das geschulteste Auge zu betrügen. Vor einigen Jahren legte ein Fotograf der LA Times zwei kurz hintereinander im Irak aufgenommene Bilder übereinander, um ein zweifellos besseres, dramatischeres Bildergebnis zu erzielen. Als Bildredakteur Colin Crawford jedoch klar wurde, dass das Bild manipuliert war, handelte er prompt: Zunächst publizierte man zusammen mit den drei Bildern eine Entschuldigung und Erklärung. Danach entließ man den Fotografen mit sofortiger Wirkung. Eine Maßnahme, die als absolut notwendig zur Rettung der Glaubwürdigkeit angesehen wurde. „Wenn der Leser nicht mehr damit rechnen kann, dass wir ehrlich sind, dann weiß ich nicht, was wir noch zu bieten haben“, so der Redakteur. S Auf Französisch heißt das Speckröllchen um die Mitte eines Mannes charmant „poignées d’amour“, also etwa: Haltegriff für den Liebesakt. Genau solch ein Speckröllchen – oder besser gesagt seine Nicht-Existenz – führte 2007 in Frankreich zu einer presseethischen Debatte. Es ging um die Speckfalte von niemand Geringerem als Präsident Nicolas Sarkozy. Anlässlich seines USA-Urlaubs paddelte der damals 52-Jährige mit seinem Sohn – ohne Pullover. Ein Reuters-Fotograf lichtete die Kanufahrer ab, und Paris Match publizierte das an sich harmlose Bild. Aber, so enthüllte das Nachrichtenmagazin L’Express: Das Bild war retuschiert worden, und im Zuge dessen waren die Liebeshalterungen des Präsidenten verschwunden. L’Express zeigte das Original neben der bearbeiteten Version und verwies zugleich auf die Freundschaft zwischen Arnaud Lagardère, dem Eigentümer von Paris Match, und dem Präsidenten. Markt der fotografischen Eitelkeiten Nur wenige Magazine beschäftigen so renommierte Fotografen. Wenige Magazine wühlen so auf, provozieren so viele Diskussionen wie Vanity Fair dies tut – besonders mit dem Cover S und Vanity Fairs legendärer Oscar-Party publiziert wird. Ihr Cover ist ein Triptychon über drei Seiten mit verschiedenen Sammlungen von Schauspielern oder Regisseuren. Das Cover ist oft etwas Besonderes, so etwa 2007, als Bono von der Rockband U2 als Gastredakteur einsprang und für seine Spezialausgabe über Afrika nicht weniger als 20 Titelbilder entwarf. Oder als Vanity Fair als allererste Zeitschrift ein Bild der Tom Cruise-Tochter Suri brachte. Manchmal provozieren die Bilder. Als David LaChapelle den Schauspieler Mike Myers als Hindugott fotografierte, erregte das Aufsehen. Der Annie-Leibovitz-Titel vom vergangenen Jahr mit den Schauspielerinnen Scarlett Johansson und Keira Knightley – jeweils nackt – und dem Designer Tom Ford – bekleidet – wurde wegen eines veralteten Frauenbildes kritisiert. Meist ist es eine Ehre, porträtiert zu werden. Filmstar Brad Pitt protestierte jedoch im Dezember 2006, als ein Bild von ihm in Boxershorts das Cover zierte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass das Bild auf dem Titel erscheinen würde. Doch gerade das Gefühl für Bilder und die Aufmerksamkeit, die sie erregen, ist offenbar die Spezialität von Vanity Fair. Die Ausstellung von Bildern aus der Geschichte des amerikanischen Magazins Vanity Fair Anfang 2008 in der National Portrait Gallery in London zeigt eine imposante Sammlung von Porträts, veröffentlicht zwischen 1913 und 2007. Von Anfang an galt die Zeitschrift als Garant für gute Fotografie, vor allem im Bereich Porträt. Von Anfang an auch war es erklärtes Ziel des Magazins, über das zu schreiben, worüber man spricht – Feste, Kunst, Sport, Theater, Humor –, bei deutlicher Betonung des Glamour-Faktors. Frühe Porträts zeigen D. H. Lawrence, Virginia Woolf oder Gertrude Stein, letztere fotografiert von dem Künstler Man Ray. Auch die Illustrationen – unter anderem von Man Ray, Picasso und Matisse – waren von höchster Qualität. Comeback mit Paukenschlag Ab 1936 ruhte die Herausgabe von Vanity Fair fast 50 Jahre lang. Die Depression, die allgemeine Weltpolitik und neue Zeiten beim Zeitschriften- und Fotojournalismus – nicht zuletzt repräsentiert durch die neue Zeitschrift Life mit ihren Fotoreportagen – trugen dazu bei, dass Glamour à la Vanity Fair unpassend erschien. Doch dann erstand Vanity Fair wieder auf, in einem Jahrzehnt, das Äußerlichkeit und Konsum anbetete: in den 1980er-Jahren. Genau wie einst hatte die Redaktion einige der bekanntesten und ausdrucksstärksten Fotografen an sich gebunden: Irving Penn, Helmut Newton und Nan Goldin. Auf das Konto von Chefredakteurin Tina Brown geht eins der umstrittensten Titelfotos der Zeitschriftenwelt: die schwangere Schauspielerin Demi Moore, die ihren großen Bauch umfasst. Bilder als Provokation Seit 1992 ist Graydon Carter Chefredakteur, und zu seinem Stall zählen einige Meist ist es eine Ehre, porträtiert zu werden. Filmstar Brad Pitt protestierte jedoch im Dezember 2006, als ein Bild von ihm in Boxershorts das Cover zierte der angesehensten Fotografen von heute. Dreizehn von ihnen, darunter Annie Leibovitz, Bruce Weber, Mark Seliger, David LaChapelle und Timothy Greenfield-Sanders, sind vertraglich an das Blatt gebunden. Mit einer Auflage von 1,2 Millionen Exemplaren ist die Finanzlage gut, was die aufwändigen Bilder bezeugen. Ein jährlich wiederkehrendes Thema ist die so genannte Hollywood-Nummer, die im Zusammenhang mit der Oscargala sca papergram no 1 › 2008 21 Magazinfakten PHOTO Land: Frankreich Gründungsjahr: 1967 Erscheint: 12 Mal pro Jahr Auflage: 29 607 Exemplare PHOTO wird von Hachette Filipacchi herausgegeben und schreibt über alle Aspekte der Fotografie − Bildreportagen, Fotojournalismus, Kunstfoto und technische Aspekte Foto Magazin Land: Deutschland Gründungsjahr: 1949 Erscheint: 12 Mal pro Jahr Reichweite: 480 000 Leser pro Ausgabe Foto Magazin ist Deutschlands führende Zeitschrift über traditionelle und digitale Fotografie. Wird sowohl von Profis als auch von Amateuren gelesen Digital Photo Land: Großbritannien Gründungsjahr: 1997 Erscheint: 12 Mal pro Jahr Auflage: 61 752 Digital Photo widmet sich der digitalen Fotografie und ihrer Technik. Inspiriert und bildet. Hieß zunächst Digital Photo FX (von „special effect“) Fotozeitschriften der neuen Art Mit der digitalen Technik erhielten Fotoamateure völlig neue Mittel und Möglichkeiten. In vielen Fällen gilt das Interesse mehr der Technik als der Kunst Den Augen, die durch den Spalt des Advanced Photoshop Land: Großbritannien Gründungsjahr: 2005 Erscheint: 12 Mal pro Jahr Reichweite: keine Angabe Die Zeitschrift befasst sich ausschließlich mit der Nachbearbeitung von Fotos im AdobeProgramm Photoshop. Wendet sich an Personen mit Grundkenntnissen und bietet Tipps und Schritt-für-Schritt-Anweisungen. Im selben Verlag erscheint auch Photoshop Creative. 22 sca papergram no 1 › 2008 schwarzen Schleiers schauen, ist sie mit ihrer Kamera so nahe gekommen, dass eine blutige Vene sichtbar wird. Auf einem anderen Bild ist sie selbst in den Reflexen der Brille einer anderen verschleierten Frau zu sehen. Alexandra Boulat wurde fünf Jahre vor der Gründung der französischen Zeitschrift PHOTO 1967 geboren. Die Fotojournalistin hat Kriege und Unruhen in Pakistan, Serbien und im Irak fotografiert. Im Oktober vergangenen Jahres starb sie im Alter von 45 Jahren, und die Zeitschrift widmete ihr mehrere Doppelseiten. Die großen Bilder, die langen Reportagen und Modebilder sind typisch für PHOTO. Redakteur Frédéric Mahler erzählt von hektischen Tagen in der Redaktion, da eine minimale Anzahl von Mitarbeitern jeden Monat eine Zeitschrift produzieren und zugleich den Internetauftritt am Laufen halten muss. Statt auf Technik fokussiert PHOTO auf das Künstlerische, auf die erzählenden Aspekte der Fotogra- KOLUMNE Ich liebe Zugfahren S Christopher Brown-Humes Christopher Brown-Humes ist Wirtschafts redakteur bei der Financial Times und ehemaliger Skandinavienkorrespondent der Zeitung. Die britische Tageszeitung wird in zahlreichen Auflagen, darunter mehrere internationale Ausgaben, auf rosa Papier gedruckt. Die Financial Times und das Wall Street Journal sind die größten und angesehensten Finanzund Wirtschaftszeitungen der Welt. S fie. Das mag der Grund dafür sein, dass die Auflage in Zeiten der Digitaltechnik und seit dem Remake 2001 gesunken ist – von etwa 42 000 auf heute 29 000 Exemplare. In den Regalen der Zeitschriftenläden herrscht beinharte Konkurrenz. Neue Fotozeitschriften sind in den letzten Jahren aufgetaucht, oft mit dem Wort „digital“ im Titel – als Lockruf. Jon Adams ist Redakteur der englischen Digital Photo, die seit dem Markteinzug der Digitalkamera 1997 besteht. Damals schrieben die meisten anderen Fotozeitschriften über „klassische“ Fotografie mit Film und auf Papier. Digital Photo ist der Bestseller in Großbritannien. „Ich glaube, die Leute machen heute mehr Bilder als je zuvor, ganz einfach, weil es nichts kostet“, sagt Adams. „Ich weiß nicht, ob das Interesse für Fotografie an sich heute größer ist. Aber Enthusiasten haben die Möglichkeit, in kürzerer Zeit bessere Fotografen zu werden, weil sie das Ergebnis sofort auf dem Kameradisplay sehen.“ Schweden verbracht habe. Mich interessiert immer noch, was dort passiert. Gegen 19 Uhr ist mein Arbeitstag zu Ende. Auf der Heimreise lese ich wieder Zeitung, diesmal aber Dinge, die mich persönlich interessieren: über die Fußballmannschaft Arsenal und über die neuesten Bücher und Theateraufführungen. Ich versuche mich auch am Rätsel auf der letzten Seite der Times. Es sind nur fünf Fragen, aber es ist mir noch nie gelungen, alle richtig zu beantworten. Am Wochenende mache ich Pause. Aber ich lese die Samstagsausgabe der Financial Times und den Economist. Die Sonntagszeitungen lese ich im Internet. Sonntags lese ich etwas breit gefächerter und schaue mir alles Mögliche an. Das Risiko in meinem Beruf ist, dass man nur Zeitungen und Magazine liest und für Bücher überhaupt keine Zeit hat. FOTO Financial Times Die preisgekrönte und mittlerweile verstorbene Fotografin Alexandra Boulat lichtet Flüchtlinge aus Afghanistan ab Lange Eisenbahnfahrten zur Arbeit haben nicht viele Vorteile – einer davon ist immerhin, Zeitung lesen zu können. Daher steige ich täglich um 7:42 Uhr in Tunbridge Wells in Kent in den Zug, wo ich dann den ganzen Weg bis nach London eifrig die Financial Times lese. Während dieser 50 Minuten beginnt mein Lesetag – die Zeit reicht gerade für ein gründliches Durchlesen. Ich beginne stets mit den Wirtschaftsseiten am Ende des zweiten Teils. Ich bin der Redakteur dieser Seiten. Sind Fehler darin, die ich am Vortag hätte sehen müssen? Ist in der Spätauflage etwas verändert worden? Vom Ende der Zeitung arbeite ich mich dann langsam nach vorn. Die Seite eins lese ich als allerletzte! Im Büro überfliege ich die Wirtschaftsseiten anderer britischer Zeitungen. Und selbstverständlich schaue ich ins Wall Street Journal. Aus gutem Grund: Um 10:15 Uhr beginnt die Redaktionskonferenz der Financial Times, wo die Ereignisse auf den Märkten rund um die Welt diskutiert werden. Das letzte, was ich mir wünsche, ist eine Frage des Redaktionschefs bezüglich eines Artikels, den er in einer anderen Zeitung gesehen hat und den ich nicht gelesen habe. Im Tagesverlauf lese ich die Nachrichten im Internet – die OnlineAusgaben von Wall Street Journal, The Times und The Daily Telegraph, aber auch Material von Agenturen wie Reuters. Ich will sicher gehen, dass ich nichts übersehe, worüber wir schreiben sollten. Manchmal lese ich auch die Internet-Ausgaben schwedischer Zeitungen wie Aftonbladet oder Dagens Nyheter. Das ist eine Angewohnheit aus der langen Zeit, die ich als Korrespondent der Financial Times in sca papergram no 1 › 2008 23 Zeitung auf Knopfdruck Wenn der Leser selbst druckt In der mobilen Welt konkurrieren Medienunternehmen heute damit, täglich frische Nachrichten zu liefern, genau dort, wo der Leser sich gerade befindet. Eine Tageszeitung im Mobiltelefon zu lesen ist nichts Besonderes. Oder warum nicht gar die Lokalzeitung vom Heimatort ausdrucken, wenn man auf Weltreise ist? VON Alexander Farnsworth Foto Torbjörn Bergkvist, Alamy Das Geschäftsmodell, Tageszei- tungen auf Anfrage, „on demand“, zu drucken, wann und wo immer auf der Welt dies jemand wünscht, wurde 1999 entwickelt. Seither haben Hunderte von Hotels, Kreuzfahrtschiffen, Bibliotheken, Kiosken und Flughäfen Verkaufsautomaten für Tageszeitungen aufgestellt. Wer seine Kreditkarte durch das Lesegerät zieht, hält bald einen Ausdruck seiner heimatlichen Morgenzeitung im A3-Format in den Händen. Für dieses Geschäftsmodell gibt es geglückte wie auch weniger geglückte Beispiele. Unternehmen wie Presspoint und Satellite newspapers entstanden im Kielwasser des Internet-Booms, gingen dann aber in Konkurs. Andere, wie News- 24 sca papergram no 1 › 2008 paperDirect in Kanada, Newsstand in den USA und DigiNewsPress in den Niederlanden, haben überlebt und sich zu beliebten Begleitern von Touristen und heimwehgeplagten Geschäftleuten entwickelt. Spezialisierung notwendig Das Internet hat sich weiterentwickelt. Heute gibt es beispielsweise die RSSTechnik (Real Simple Syndication), die es Lesern ermöglicht, ihre Zeitung gratis im Internet als PDF-File zu lesen und hierhin oder dorthin zu versenden. Für die Unternehmen der Branche ist daher Spezialisierung zu einer Notwendigkeit geworden. „Wir sind der Akteur mit dem größten Angebot an Tageszeitungsinhalt auf dem Markt“, sagt David Owen, stellvertre- tender Geschäftsführer von NewspaperDirect Europa und verantwortlich für die Pressearbeit des Unternehmens. Er erklärt, was an NewspaperDirect und dessen Kooperationspartnern das Besondere ist: „Wir können die komplette Tageszeitung – im Mikroficheformat – bereitstellen und bieten täglich 600 Titel aus 70 Ländern. Der Leser sieht die Seiten im Originalformat, und wir können sie übersetzen oder in ein Ton-File umwandeln.“ Neuer Vertriebsweg Einer der Erzrivalen von NewspaperDirect heißt Newsstand, mit Sitz im texanischen Austin in den USA. Das Unternehmen neuen und kosteneffizienten Vertriebsweg, unabhängig von Papier, Druck und Portokosten – gleichzeitig ist sie liefereffektiv“ Michele Chaboudy vertreibt Digitalausgaben von mehr als 200 Tageszeitungen und Magazinen an Kunden in aller Welt. Die elektronischen Ausgaben werden per Internet herunter geladen, um dann online oder offline gelesen oder auf eine tragbare Leseeinheit überführt zu werden. „Unsere Lösung bietet Herausgebern einen neuen und kosteneffizienten Vertriebsweg, unabhängig von Papier, Druck und Portokosten – gleichzeitig ist sie liefereffektiv“, sagt die Marketingchefin und Geschäftsführerin von Newsstand, Michele Chaboudy. 2006 führte Newsstand eine Untersuchung zur Kundenzufriedenheit durch. Laut Chaboudy waren 79 Prozent der Leser überwiegend zufrieden. „Und der Werbeeffekt ist besser geworden. Überraschend viele, 34 Prozent, sagten, sie hätten infolge der Werbung in unserer elektronischen Ausgabe etwas gekauft“, sagt sie. Umweltvorteile Auch bei NewspaperDirect legt man Wert auf zufriedene Anzeigenkunden. Im Oktober 2007 führte das Unternehmen Adget ein, eine integrierte digitale Werbemethode, die es beispielsweise Restaurants oder Autohändlern ermöglicht, online Buchungen für Tische beziehungsweise Probefahrten entgegenzunehmen. Aber auch das ursprüngliche Geschäftsmodell, auf Wunsch in fernen Ländern die heimatliche Tageszeitung anzubieten, wird erneuert. Auf dem Weblog IdeasForOtherPeople. blogspot.com empfiehlt ein Autor unter dem Namen „Mefestus“, Großstädte wie New York sollten verstärkt eigene Zeitungen drucken. Der Vorteil, argumentiert er, wäre eine Verminderung von Papierabfällen, Treibstoffverbrauch und Verkehr: Die Zeitungsbündel müssten nicht mehr allmorgendlich in Lieferwagen herumgefahren werden; stattdessen könnte sich jeder Leser auf solarzellenbetriebenen Druckern die eigene Zeitung selbst ausdrucken. S Globale Verbreitung NewspaperDirect druckt auf Wunsch überall auf der Welt den Inhalt von Zeitungen entweder als Papierausdruck oder als E-Ausgabe aus. Im Juni 2005 wurden 250 000 Exemplare ausgedruckt und ver kauft. Seit 2002 verzeichnet das Unternehmen einen jährlichen Auflageanstieg um etwa 50 000 Exemplare. Der am stärksten wachsende Geschäftszweig ist eine Dienstleistung namens PressDisplay. com. Hier können die Anwender im Internet hunderte verschiedene Publikationen aus 40 Ländern lesen. Der Service umfasst Volltextsuche, Umwandlung in ein Tondokument, Übersetzung in bis zu zwölf Sprachen, Medienanalyse, Weiterschicken von Artikeln per EMail, Weblog oder Facebook sowie die Möglichkeit, Texte und/oder ganze Zeitungen in einen Computer oder ein Mobiltelefon herunter zu laden. Der Grundpreis für ein Abonnement liegt bei zehn US-Dollar pro Monat. Zusatzdienstleistungen werden separat abgerechnet. „Zurzeit verkaufen wir über diesen Kanal mehr als durch Franchise oder das Ausdrucken von Tageszeitungen“, sagt David Owen. „Unsere Lösung bietet Herausgebern einen Globale Nachrichtenriesen Die Liste der an einen Print-onDemand-Vertrieb angeschlossenen Tageszeitungen ist lang und umfasst die meisten wichtigen Regional- und überregionalen Zeitungen der Welt: Titel wie Financial Times, New York Times, Daily Mail, Le Monde, Les Echos und Okinawa Times sind an tausenden Orten überall auf der Welt auf Wunsch erhältlich. WebTIPPS : www.pressdisplay.com www.newspaperdirect.com www.newsstand.com www.diginewspress.com NEWSPAPER 1 2 3 sca papergram no 1 › 2008 25 Vielseitiger Zellstoff Aus Holzschliff wird Papier gemacht, soviel ist sicher. Vielen ist auch bekannt, dass sich Holzschliff für sehr viel mehr eignet, so für Hygieneprodukte. Aber wussten Sie, dass man ihn auch zum Abdichten von Fenstern und Türen nutzen kann? von Luise Steinberger fotos Per-Anders Sjöquist, Trelleborg AB SCA arbeitet mit dem Unternehmen FibreX zusammen, das die Weiterentwicklung und Marktanpassung des Zellstoffproduktes Luna aus dem Werk Östrand übernommen hat. In einer – höchst umweltverträglichen – Anwendung dient Luna als Dichtungsschicht zur Abdichtung von Türen und Fenstern. Die restlichen Komponenten der Leiste stellt der Gummihersteller Trelleborg her, der das fertige Produkt auch vermarktet. Bengt Nordström, Produktchef für Luna, erklärt: „Luna ist eine Weiterentwicklung unseres CTMPHolzschliffes Star (CTMP = ChemiThermomechanical-Pulp). Es gehört zu 26 sca papergram no 1 › 2008 den so genannten Airlaid-Produkten. Spezielle Maschinen erzeugen mittels Luft ein exklusives Vliesmaterial, das vor allem als Absorptionsmaterial in Hygieneprodukten wie Inkontinenz- und Damenbinden verwendet wird.“ Startschuss: dünne Binden Die Geschichte von Luna beginnt mit der Damenbinde der Marke Libresse. „Mitte der 1980er-Jahre gab es innerhalb der SCA ein Projekt mit dem Ziel, uns in Sachen Absorption an die Weltspitze zu bringen. Wir bauten in Östrand einen speziellen Prozess mit einer Airlaid-Maschine auf, den wir Fosec nannten“, erklärt Bengt Nordström. Diese Maschine stellte ein patentiertes Produkt mit einzigartigem Absorptionsvermögen her. Bald wurde SCA klar, dass dieses Produkt besonders Blut sehr gut absorbierte. Daher wurde 1995/1996 die Damenbinde Libresse invisible auf den Markt gebracht. Seither werden die Absorptionskerne für sämtliche in aller Welt verkauften Libresse invisibleBinden in Östrand produziert. Luna unterscheidet sich von anderen Airlaid-Produkten, erklärt Bengt Nordström. Das hat mit dem speziellen Arbeitsprozess der Fosec-Maschine zu tun. „Um die Airlaid-Bögen zu binden, werden in der Regel Chemikalien verwendet. Wir hingegen verwenden nichts anderes als einen Kalander. Das luftgeformte und angefeuchtete Material wird unter Wärmeeinwirkung zusammengepresst. So entsteht ein einzigartig umweltverträgliches Produkt, dessen Absorptionsvermögen sich mit dem von beispielsweise Superabsorbenten messen kann – auf jeden Fall was andere Flüssigkeiten als Wasser oder destilliertes Wasser anbelangt“, sagt Nordström. Außerdem ver- teilt sich in Luna die Feuchtigkeit besser, mit einem besseren Trockenheitseffekt als Folge. Kürzlich ist es SCA zudem gelungen, eine Methode zu entwickeln, die die Feuchtigkeit in eine bestimmte Richtung im Absorptionskern leitet. Dadurch wird die Anwendbarkeit von Luna weiter optimiert. Neue Anwendungen Seit Anfang der 1990er-Jahre wurde das Produktionsvolumen für Luna mehr als verdoppelt; heute liegt die Kapazität bei 7 000 Tonnen pro Jahr. Daher sondierte SCA Möglichkeiten, Luna auch für andere Produkte als Binden zu verwenden. „Wir starteten ein neues Projekt unter dem Namen ,Luna Storm‘. Hier schauen wir uns verschiedene mögliche Anwendungsbereiche an. Neben Binden und Inkontinenzprodukten haben wir den Bereich ,Spezialprodukte‘ definiert. Hierzu gehört unter anderem eine Dichtungsleiste für Fenster und Türen“, erklärt Bengt Nordström. Heute werden beim Einbau zumeist Mineralwolle und verschiedene chemische Schaumprodukte verwendet. Bengt Nordström betont, dass Luna zum einen die Arbeit erleichtert und zum anderen entschieden umweltfreundlicher ist. Umweltfreundlich „Der Fensterhersteller kann die Leiste in der Fabrik auf dem Fenster anbringen. „Der Fensterhersteller kann die Leiste in der Fabrik auf dem Fenster anbringen. Dann schwillt die Leiste aus Luna beim Einbau kontrolliert an und dichtet das Fenster ab – fertig“ S Dann schwillt die Leiste aus Luna beim Einbau kontrolliert an und dichtet das Fenster ab – fertig.“ Damit kann Luna verschiedene chemische Schaumstoffe ersetzen, die heute zwischen Fenster und Rahmen gespritzt werden und deren Verbot in mehreren Ländern aus Umweltgründen diskutiert wird. Die Luna-Leiste, hergestellt aus FSC-zertifiziertem Holz, kann eine nachgefragte Alternative werden. Ein dritter denkbarer Anwendungsbereich sind Absorbenten in der Lebensmittelindustrie, etwa für abgepacktes Fleisch. Die Fleischstücke liegen in der Regel in einer Schale auf einem Stück Absorptionsmaterial. „Hierfür kann Luna verwendet werden“, so Bengt Nordström. „Wir arbeiten derzeit an einem Marketing-Konzept und suchen Partner für einen gemeinsamen Markteintritt.“ Drei Anwendungsbereiche sind identifiziert. Dass sich weitere finden lassen, davon ist Nordström überzeugt: „Der Schlüssel zum Erfolg sind mehrere Standbeine.“ Bengt Nordström Luna-Fakten Luna ist eine Weiterveredelung des Holzstoffes Star Fluff und wird in Rollenform angeboten. Das Halbfabrikat Luna Core mit deutlicher Struktur ist für Hygieneprodukte gedacht. Eine Weiterentwicklung daraus, Luna Wave, hat eine Struktur, die eine gerichtete Verbreitung der Flüssigkeit im Material garantiert. Das Produkt Luna Fluff wird Kunden angeboten, die mit eigenen Maschinen defibrieren und den gewünschten Absorptionskern selbst formen. sca papergram no 1 › 2008 27 Direkt aus dem Wald: Birkensekt Aus Birkensaft von der Insel Frösön und mit einem Rezept von 1785 erzeugte Peter Mosten ein prickelndes Schaumweingetränk VON Mats Wigardt Foto Rasmus Norlander, Matton, Bo Mellerstedt Branntwein meine Gesundheit“, dichtete Schwedens National-Liederdichter Carl Mikael Bellman im 18. Jahrhundert. Birkensaft soll außerdem auch noch gesund sein. Er enthält Mineralien, verschiedene Zuckerarten, Aminosäuren und Antioxidanten unter anderem die Heilung von Pollenallergie wird ihm zugeschrieben. Trial and Error Peter Mostens erster Versucht mit dem Birkensaft schmeckte allerdings scheußlich. Erst nach über zehn Jahren des Experimentierens entstand in der heimischen Küche in der Nähe von Östersund etwas Trinkbares. „Prickelt köstlich mit einem frischen und fruchtigen Geschmack nach Holunder und Birnen sowie einem bittersüßen Unterton der Birke“, so das Urteil des Kellermeisters. In der kurzen Zeitspanne zwischen Schneeschmelze und Baumknospe wird aus den Birken der Insel Frösön der Birkensaft gezapft. Jeder Baum liefert nopol „Systembolaget“ vertrieben. 2007 betrug die Produktion 20 000 Flaschen, deren Verkauf im kommenden August beginnt. „Hier handelt es sich um ein Produkt des Waldes, das sich deutlich von Holzbrettern und Holzgeist unterscheidet“, beteuert Peter Mosten, der im vorigen Jahr mit gutem Timing just zur Ski-WM in Åre die Korken knallen ließ. Sav™ hatte das Tageslicht erblickt. Korrekt „Hier handelt es sich um ein Produkt des Waldes, das sich deutlich von Holzbrettern und Holzgeist unterscheidet“ Peter Mosten Beim Katalogisieren alter Aufsätze 28 sca papergram no 1 › 2008 etwa zehn Liter Rohstoff pro Tag. Der Saft wird vergoren bis der fertige Sekt in nummerierte Flaschen, eingehüllt in Reispapier (Design: Björn Kusoffsky), abgefüllt und gelagert wird. Produktionszunahme 2006 wurden 5 000 Flaschen erzeugt und über das schwedische Alkoholmo- beschrieben handelt es sich um ein Schaumweingetränkt mit 12 Prozent Alkohol auf der Basis von Birkensaft. Oder eben: Birkensekt. S und Berichte über die Auswirkungen chemischer Substanzen auf Mensch und Umwelt fiel dem Ökologie-Ingenieur Peter Mosten ein altes Rezept in die Hände: So macht man Birkenwein. Seit über tausend Jahren trinken die Menschen im Norden Birkensaftgetränke. „Birkensaft ist mein Leben und