Gestaltung der Fastenzeit
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Gestaltung der Fastenzeit
Methoden Fastenzeit für Jugendliche Gestaltung der Fastenzeit mit Jugendlichen Am Aschermittwoch ist noch lange nicht alles vorbei. Manches fängt ganz neu an. Zum Beispiel das Fasten. Vierzig Tage Verzicht und Besinnung. Damit verbinden viele etwas Negatives. Doch viele Fastenaktionen machen Mut zu neuen Wegen und Experimenten. Das Angebot ist groß. Ein guter Einstieg in das Thema „Fasten“ oder „Fastenzeit“ kann es sein, sich gemeinsam über Verzicht und Vorsätze, oder auch Sehnsüchte auszutauschen. Sich gemeinsam etwas vorzunehmen, anzupacken oder auch durchzuhalten ist auf jeden Fall viel einfacher als dies alleine umzusetzen. Wir stellen euch Einiges vor, wie man die Fastenzeit ganz bewusst mit Jugendlichen gemeinsam im Rahmen von Gruppenstunden gestalten kann. (oder zu festgelegten Zeiten) eigene Durchhaltebriefe zukommen lasen, in denen ihr euch gegenseitig Mut macht und euch eure persönlichen Gedanken mitteilt. Verzichten Im Pfarrheim erhalten die Jugendlichen eine kurze Einführung zum Thema „Verzichten“: Wer auf etwas verzichtet, das sie / ihn einengt, der erlebt Freiheit und Befreiung. Dann werden die Jugendlichen in Vierer- bis Sechsergruppen mit einer Digitalkamera in ein festgelegtes Gebiet losgeschickt. Die Jugendlichen durchstreifen ihr Gebiet mit der Frage: „ Worauf können wir Jugendlichen in der Umwelt / in unserem Stadtbild verzichten (z. B. Müll, schmierige Graffitis, Werbung ...). Sobald etwas Verzichtbares gefunden wird, wird es abfotografiert. Nach einer vereinbarten Zeit treffen sich alle wieder am Ausgangspunkt. Dort werden Erfahrungen ausgetauscht und Fotos angeschaut. Anschließend entscheidet sich jeder Jugendliche für etwas, auf das sie / er während der Fastenzeit verzichten will. Mein Tagesablauf In der Gruppenstunde wird gemeinsam gesammelt, wie ein durchschnittlicher Tagesablauf der Gruppenmitglieder aussieht. Der „gemeinsame Tag“ wird auf einem Plakat festgehalten. Gemeinsam wird der Tag kritisch diskutiert. Die Jugendlichen suchen danach, welche Tätigkeiten und Gewohnheiten für sie „einengend“ sind: Was kommt zu oft vor? Was passt nicht hinein? Was stört? Danach überlegt jeder „Welches Verhalten engt mich ein? Worauf könnte ich verzichten?“ Anschließend entscheiden sich die Jugendlichen für ein Produkt bzw. eine Gewohnheit. Durchhaltebriefe Um den Verzicht in der Fastenzeit zu erleichtern, schickt der ökumenische Hamburger Verein „Andere Zeiten“ jede Woche einen Durchhaltebrief, der verschiedene Gedanken, Gedichte, Karikaturen sowie Tipps und Anregungen rund um das Fasten beinhaltet. Für die Briefaktion oder auch ein Austauschforum könnt ihr euch unter der Internetadresse www.anderezeiten.de anmelden Eine Abwandlung dazu kann aber auch sein, in einer Gruppenstunde einen Paten für die Fastenzeit auszulosen. Dazu schreibt ihr die Namen aller TeilnehmerInnen auf Zettel, die ihr dann ähnlich wie beim Wichteln „verlost“. So könnt ihr euch untereinander in jeder Gruppenstunde Neue Sichtweisen öffnen Gemeinsam könnt ihr zum Beispiel ein sozial schwächeres Wohnviertel eurer Stadt besuchen, euch dort umschauen und eure Eindrücke eventuell auch auf Fotos festhalten. So könnt ihr euch auch später noch an eure Eindrücke erinnern und als Parallele dazu ins Gespräch über eure eigenen Lebensstile kommen: Was euch wichtig ist, worauf ihr nie verzichten könntet, was trägt und hält oder welche Hürden ihr nicht überwinden könnt, können nur einige von möglichen Impulsen sein. Zeit verschenken Führt doch im Rahmen eurer Gruppenstunde ein kleines soziales Projekt durch, indem ihr zum Beispiel ein Seniorenheim oder andere soziale oder caritative Einrichtungen besucht und ganz bewusst Zeit mit den Menschen dort verbringt und gestaltet. moment mal! 1/2009 5 6 Methoden Fastenzeit für Jugendliche Fortsetzung von Seite 5 Kar-Wanderung Im Jugendheim werden in vier verschiedenen Räumen Stationen für eine Kar-Wanderung aufgebaut. Auch die benötigten Materialien werden schon in den jeweiligen Räumen bereit gelegt. Gemeinsam begeben sich alle TeilnehmerInnen auf eine „Wanderung“ durch das Haus und machen in den einzelnen Räumen Station, wo GruppenleiterInnen den jeweiligen Ablauf erklären. Im Folgenden werden nun die verschiedenen Stationen vorgestellt: 1. Assoziationen zum Thema „Kreuz“ In der Mitte des Raumes liegt ein großen Kreuz. Ggf. spielt ihr aus dem Hintergrund leise eine ruhige Musik dazu ein. Die TeilnehmerInnen werden aufgefordert, ihre Assoziationen zum Thema „Kreuz“ zu äußern. 2. Zeitungsschlagzeilen (Kreuzigung heute) Im nächsten Raum liegen verschiedene ausgeschnittene Zeitungsschlagzeilen, die Ungerechtigkeiten, Benachteiligung, Rufmord oder Ähnliches thematisieren. Die einzelnen Schlagzeilen werden nun von verschiedenen GruppenleiterInnen laut vorgelesen. Dabei sollten sich mindestens zwei GruppenleiterInnen mit Lesen abwechseln, noch besser ist es, wenn noch mehr verschiedene Leute eine Schlagzeile vorlesen. Im Anschluss an die Präsentation der Schlagzeilen wird der Text „Kreuzigung heute“ vorgelesen: Kreuzigung heute Seht, angenagelt der Mensch Festgenagelt am Unsinn Machtlos am Hungerkreuz Im Kreuzfeuer der Verleumdung Machtlos am Rufmordkreuz Machtlos am Zauberkreuz Machtlos Wer löst die Nägel? Einsamkeitsnägel Durch Füße Durch Hände Durchs Herz Aber Mensch 3. Kreuzmeditation Im nächsten Raum liegt erneut ein Kreuz in der Mitte. Bereits beim Eintritt der TeilnehmerInnen in den Raum erklingt leise Musik. Dazu wird eine Kreuzmeditation vorgelesen. Kreuzmeditation Kantig und unhandlich bist du Starr und fordernd stehst du vor mir Hart – unbeugsam Nicht geschmeidig oder anschmiegsam Du verstellst meinen Weg Du bist nicht mit einem Blick zu erfassen Nicht mit einem Griff zu bewältigen Nicht eben und mit der linken Hand zu bewältigen Langsam – nur sehr langsam – Kreuz, begreife ich dich Kreuz, zusammengefügt aus zwei hölzernen Balken Langsam – nur sehr langsam – Kreuz, begreife ich dich Mit meinen Fehlern und Schwächen Mit meinen Vorteilen und Nachteilen Mit meinen Vorzügen, Eigenheiten und Besonderheiten Oft bist Du mir hinderlich in meiner Freiheit Oft bringst du mich zu Fall, wenn ich einen schönen Weg gehe Oft bist du mir lästig und störst das Leben, das ich genießen will Ich werde es schaffen, dich zu begreifen und dich anzunehmen Wenn ich so bin wie du Offen und ausgestreckt in alle vier Himmelsrichtungen Dabei verwurzelt sein – im Ort „wo sich Himmel und Erde berühren“ Offen und bereit, alles anzunehmen und hinzugeben Und dann noch bereit, mich belasten zu lassen Doch bis dahin ist es noch ein langer und mühsamer Weg Kommt – lasst uns gehen 4. Fürbitten Auch an der letzen Station liegt noch einmal ein großes Kreuz. Die TeilnehmerInnen werden nun aufgefordert, auf kleinen Zetteln Fürbitten zu notieren – Fürbitten, für jemanden, der ein (schweres) Kreuz zu tragen hat. Wer möchte, kann seine Fürbitte vorlesen. Alle Zettel mit Fürbitten werden anschließend an das große Kreuz geheftet. Maren Reimann