Wein, Wohlfühlen und ein Wochenende in Bordeaux
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Wein, Wohlfühlen und ein Wochenende in Bordeaux
reisen Kiwiana Tradition, Tourismus und Vorurteile Von Michaela Meier* Samstagabend, Rugbyspiel, wir sitzen vor dem Fernseher: Das neuseeländische Nationalteam, die All Blacks, treffen auf Argentinien. Bevor das Spiel beginnt, führt das Kiwi-Team seinen traditionellen Kriegstanz Haka auf. Der Haka soll den Gegner einschüchtern und den eigenen Spielern die Kraft zum Siegen verleihen. Auf meinen Reisen durch Neuseeland treffe ich immer wieder auf Fragmente der Kultur der Ureinwohner Neuseelands, den Maori. Vielfach werden sie ziemlich gut touristisch vermarktet. Die Maorikultur wird aber nicht nur den Touristen vorgespielt, sie ist immer noch sehr lebendig. Etwa 15 Prozent der Neuseeländer sind Maori. Obwohl sie eine eigene Partei und eigene Sitze im Parlament haben, ist der Kampf gegen Armut, niedrige Schulausbildung, Gewalt und Drogenmissbrauch allgegenwärtig. Zudem werden sie immer noch mit Vorurteilen konfrontiert. In der Zeitung habe ich gelesen, dass ein 16-jähriges Maori-Mädchen in einem Geschäft aus heiterem Himmel des Diebstahls bezichtigt wurde. Wie sich später herausstellte, war sie unschuldig. Dabei kann Neuseeland von der Maori Kultur profitieren, nicht nur im Tourismus.Viele wollen diese faszinierende Kultur kennenlernen. Für mich persönlich heisst das, dass ich mein eigenes Pounamu – ein traditionelles Schmuckstück aus Grünstein oder Jade – herstellen möchte. Dieser Anhänger soll nämlich die heilenden Kräfte des Erdfeuers besitzen, die Gesundheit, den Wohlstand und die Langlebigkeit stärken. Dem Träger winkt ein langes und erfülltes Leben – wer möchte das nicht. Übrigens der Kriegstanz hat Wirkung gezeigt: Die All Blacks haben das Spiel überlegen gewonnen. * Michaela Meier war vor ihrer Abreise nach Neuseeland als Redaktorin bei Radio Grischa tätig. Besuchen Sie das Blog-Portal unter www.suedostschweiz.ch/community Die SüDoStSchweiz | SAMSTAG, 4. oKToBER 2014 25 Wein, Wohlfühlen und ein Wochenende in Bordeaux Man nehme ein bisschen Paris, mixe eine Prise Barcelona dazu und übergiesse alles mit weltbestem Wein: Das ist Bordeaux. Die Hauptstadt der Region Aquitanien hat sich ihren Platz als Top-Citydestination erobert. Ein Wochenende im Überblick. Von Christian Bauer Das Wochenende startet in Bordeaux beim architektonischen Knaller der Stadt, dem Place de la Bourse. Das neoklassische Ensemble, das mittlerweile Unesco-Weltkulturerbe ist, begründet Bordeaux Ruf als die zweitschönste Stadt Frankreichs – nach Paris versteht sich. Mit dem Facelift der Uferpromenade hat der Platz eine weitere Attraktion bekommen. Der «Miroir d’eau» ist eine riesige, millimeterdünne Wasserfläche, in der sich die harmonischen Fassaden spiegeln. Es ist das beste Fotomotiv der Stadt. Place de la Bourse Gott isst gerne in Frankreich – das ist sprichwörtlich bekannt. Um es ihm gleichzutun, geht man ins Restaurant «Le Gabriel» dem neuen (Michelin-)Stern am Bordelaiser Gourmethimmel. Da zaubert Chefkoch Françoise Adamski spritzige, moderne französische Küche.Wer es etwas legerer (und kostengünstiger) mag, ist im Bistro im selben Haus an der richtigen Adresse. www.bordeaux-gabriel.fr Der erste Tag endet bei einem Cocktail mit Aussicht in der Rooftop Bar «Night Beach» des «Grand Hotel de Bordeaux». Der Ausblick ist ebenso berauschend wie die Piña Coladas und französischen Rotweine. www.ghbordeaux.com Dann heisst es erst mal schön Ausschlafen, denn im Süden Frankreichs lässt man die Tage ruhiger angehen. Da die Sehenswürdigkeiten noch geschlossen sind, bringt ein Spaziergang entlang der Garonne den Kreislauf in Schwung. Elegante Hausfassaden bespikt mit Cafés und Bistros säumen den Weg. Zeit zum Shoppen. In der kilometerlangen Shoppingmeile Rue Ste Catherine finden sich die gängigen Marken. Edler wird es im goldenen Dreieck, dem ehemaligen Wohnviertel der Reichen und Mächtigen, wo sich Luxusshops angesiedelt haben. Im Zentrum des Dreiecks liegt die stählerne Einkaufshalle Les Grands Hommes mit Boutiquen und Restaurants. Ein Must-have-Mitbringsel ist natürlich eine Flasche Rotwein. Einen Einblick in die bordeauxrote Welt der Grand Crus gibt es in den Enotheken Max Bordeaux Wine Gallery und L’Intendant. In der Innenstadt. Im empfehlenswerten Musee d’Aquitaine wird das geschichtliche Backgroundwissen mit neuen Informationen gefüttert. Neben Artefakten aus der römischen Vergangenheit ist die Ausstellung zu Bordeaux’ Rolle als ehemals grösster Handelshafen Frankreichs besonders interessant. Etwas schockieren kann die Tatsache, dass nicht nur der Wein, sondern auch der Sklavenhandel zum Reichtum der Stadt beitrug. www.musee-aquitaine-bordeaux.fr Vollgestopft mit Wissen geht es zum Spaziergang durch die Altstadt. Einen Überblick gibt die Aussicht vom Glockenturm der Kathedrale Tour Pey Berland. Durch das imposante Stadttor Tour de la Grosse Cloche geht es hinein zur Rue Saint-James, der Strasse des heiligen Jakobs. Muscheln als Wegweiser zeigen, dass auch heute die Pilger auf dem Jakobsweg durch Bordeaux kommen. Das Mittelalter begegnet einem in den verwinkelten Gassen des Viertels St. Pierre. Den kleinen Mittagshunger stillt man besonders geschmackvoll bei «Chez Jean» im harmonischen Place du Parlement. Nach zarten Jakobsmuscheln gibt es nebenan bei «Le Parlement» süsse Kuchenverführungen. www.chezjeanbordeaux.fr me» von Puccini und Tschaikowskis «Nussknacker» zu sehen. www.opera-bordeaux.com Abend in Bordeaux Nach so viel Kultur tut Abkühlung not: «L’Ice Room» ist die grösste Eis-Bar Europas. Mit dem futuristischen Tram geht es hinaus zu den Docks zu Nightlife on the Rocks. www.iceroom.fr Luxuriöse Fassaden Ein frühes Znacht gönnt man sich imViertel Chartrons. Zwischen Antiquitätengeschäften und kreativen Läden verstecken sich gemütliche Bistros. Regionale Spezialitäten geniesst man im «Chez Dupont». www.chez-dupont.com Bildlegende Höchste Zeit, sich Bordeaux‘ weltweitem Exportschlager zuzuwenden: dem roten Gold. In der Region werden einige der besten Weine der Welt gekeltert. Namen wie Château Lafite-Rothschild, Médoc oder Saint-Émilion klingen für Weinliebhaber wie das Paradies auf Erden. Angeboten werden Touren in die verschiedenen Weinorte inklusive Kellerführung und Degustation. www.bordeaux-tourismus.de Weitere Informationen Genuss Mit Anzug und Abendkleid gehts ab in die Oper. Das Grand Théâtre aus dem 18. Jahrhundert ist einem antiken Tempel nachempfunden und gilt als eines der schönsten Opernhäuser Europas. Die Bordelais sind mächtig stolz auf den Prachtbau. Hier lebt noch der Geist einer goldenen Vergangenheit. Im Herbst und Winter ist unter anderem «La Bohé- Hinkommen: Helvetic Airways fliegt noch bis Ende Oktober direkt von Zürich nach Bordeaux, Infos unter www.helvetic.com. Bordeaux City Pass: Mit dem City Pass kann man für ein bis drei Tage die Sehenswürdigkeiten der Stadt kostenlos oder reduziert besuchen und den öffentlichen Verkehr benutzen. Preis ab 21 Euro. Weitere Informationen über die Stadt unter www.bordeaux-tourismus.de Blau, Blau, Blau – überall Blau im Hotel «Blauzeit» Barockliebhaber reisen nach Ludwigsburg. Die Stadt unweit Stuttgarts trumpft mit grossartigen Schlossanlagen auf. Im Hotel «Blauzeit» erholt es sich angenehm von den Besuchen. Von Stefan Keller Ludwigsburg. – Es mag ein Clichée sein, doch oft ist die erste Kontaktperson in einer fremden Stadt der Taxifahrer. Und so wird ein vermeintlich kurzer Weg im Handumdrehen zur Sozialstudie eines Landstrichs. Wie auf der Fahrt vom Bahnhof in Ludwigsburg zum Hotel «Blauzeit» in der Friedrichstrasse. Das dauert keine fünf Minuten und reicht doch, um die unterschiedlichen Charakteren von Bayern und Schwaben kennenzulernen. «Die Bayern sind direkt, gerade und kantig, dafür nicht so hinterfotzig wie die Schwaben», grummelt der und in vielen Kleinigkeiten. Aber warum nur dieser eigenartige Name: «Blauzeit»?. «Blau ist die Lieblingsfarbe der Deutschen und Zeit hätten alle gerne», erklärt die Barchefin. weisshaarige Chauffeur, ein Bayer, der in der schwäbischen Diaspora lebt, weil seine Tochter und die Enkelkinder hier wohnen. Designhotel inmitten von Schlössern Ludwigsburg, 1704 als Standort eines Lustschlösschens geplant, entwickelte sich rasch zu einer Stadt – zur Stadt der Schlösser. Prachtvoller Mittelpunkt ist das Residenzschloss, die «Location». Daneben, nicht weniger reizvoll, das Jagd- und Lustschloss Favorite und das Seeschloss Monrepos. Geführte Besichtigungen und Konzerte sind im Angebot, nicht aber Hotelzimmer. Das bedeutet, vor der Hinreise nach einem gepflegten Hotel zu suchen. «Blauzeit» ist eine der Adressen, die eine Buchungsplattform vorschlägt.Trotz der verdächtigen Zusatzbeschreibung «Designhotel» liess sich der Schreibende auf eine virtuelle Besichtigungstour ein, schminkte sich die Hälfte aller Verheissungen ab und Soll beruhigend wirken: Im Hotel «Blauzeit» dominiert die Farbe Blau. fand, dass das Viersternehaus einen Versuch Wert sei. Der erste Eindruck der Hotellobby im «Blauzeit» ist speziell: riesig, leer, weiss und mit viel Bling-Bling. Der Gedanke an eine Schönheitsklinik Pressebild kommt auf. Aber die Leute am Empfang machen das mehr als wett. Sie sind lässig, unkompliziert und herzlich. Der Wille zur Gestaltung ist überall sichtbar. Blau in allen Facetten dominiert, am Boden, an den Wänden Gutes angebot Der Komfort in diesem Haus überzeugt: Ein Grand Lit im Einzelzimmer, das macht Spass. Dies ist nebst der Zimmerhöhe allerdings auch das einzige gross bemessene. Das Badezimmer ist up to date. Gemessen an den 85 Euro mit Frühstück ist das Gebotene mehr als korrekt. Nach demAufenthalt im Wellnessbereich – klein und fein – und dem sorgfältig assortierten Frühstück (Biotee) scheint der Aufenthalt sogar ausgesprochen günstig. Hotel «Blauzeit», D-Ludwigsburg, Telefon +49 714 164 313-0, www.blauzeit.com. Ein Doppelzimmer pro Nacht inkl. Frühstücksbuffet kostet ab 120 Euro (Einzelzimmer: ab 95 Euro).