(7)Porträt - Der lustige lange Lulatsch - München

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21. Juli 2016, 18:53 Uhr Porträt
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Der lustige lange Lulatsch
Arnd Schimkat arbeitet als Komiker, Schauspieler und Autor. Das
sind nicht drei Einzelberufe - die Kombination macht ihn so
besonders
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Mit Arthur Senkrecht auf der Bühne zu stehen, ist kein Spaß.
Zumindest nicht, wenn man Bastian Pusch heißt. Seit 13
Jahren wird der Musiker von seinem Kompagnon gehänselt,
gedemütigt, ignoriert, lächerlich gemacht. Bei jedem Satz fällt
er ihm ins Wort, bei keinem Auftritt fehlt ein billiger Witz über
Puschs geringe Körpergröße. Der sagt: "Manchmal kommen
nach dem Auftritt Leute zu mir und sagen: ,Wie halten Sie das bloß aus mit
diesem Menschen? Der ist ja unmöglich!' Wenn man unsere Show für bare
Münze nimmt, ist das natürlich Wahnsinn. Aber zum Glück ist er im richtigen
Leben ja nicht so."
Arnd Schimkat, Jahrgang 1969, spielt auf der Bühne Arthur Senkrecht. Er ist
Patenonkel von Puschs Sohn und ein äußerst zuvorkommender Zeitgenosse, der
einem nie ins Wort fallen oder anderweitig unangenehm werden würde. "Er ist
ein Herzensmensch", sagt Moses Wolff, ein anderer Weggefährte. Kein
Widerspruch. Wobei: Frech sein kann er schon auch.
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Das Duo Senkrecht & Pusch, eins der vielen künstlerischen Projekte Schimkats,
bezieht seine Komik unter anderem aus dem Größenunterschied der beiden:
Der eine misst 2,02 Meter, der andere 1,70. Die beiden haben längst einen "AltesEhepaar-Status erreicht", sagt Pusch. Mit der Rolle des Gedemütigten kommt er
gut aus: "Das ist so eine Weißclown/Rotclown-Nummer. Ohne meine Figur
würde seine nicht funktionieren. Da braucht man schon ein dickes Fell, aber
letztlich erzeugen wir zu zweit die Komik." Wobei Schimkat, der lange Lulatsch
mit der Schlaghose, die Lacher zieht, wenn er eine Karotte per Bohrmaschine in
ein Blasinstrument verwandelt, die Hüften lasziv kreisen lässt oder mit dem
Zeigefinger in der Mikro-Halterung stecken bleibt. Ein schöner Schmarrn aus
der Abteilung grober Unfug.
Komiker und Clown wollte Schimkat von klein auf werden. "Keiner mit roter
Nase, sondern in einem Walter Matthau/Jack Lemmon-Schauspielersinn",
präzisiert er. Mit neun fing er an zu zaubern, zusammen mit dem
Kindergartenfreund Peter war er später das "Apropos-Zauber-Theater". "Ein
tolles Fremdwort! Hatten wir im Lexikon gefunden. Weil das mit A und P anfing
wie Arnd und Peter." Bis zum Abi traten sie auf, nahmen an Wettbewerben teil,
wurden mit ihrer Comedy-Magic bis nach Hamburg und Berlin gebucht. Auch in
der Fußgängerzone probierte er seine Mischung aus Zauberei, Clownerie und
Akrobatik aus: "Das Härteste, was man machen kann, aber auch das Beste. Eine
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extreme Schule."
Will als Comedian und Drehbuchautor hoch hinaus: Arnd Schimkat. (Foto: Catherina Hess)
Apropos: Nach dem Abi an der Waldorfschule ist für ihn klar, dass er sich
Richtung Schauspiel entwickeln will. Wie der ältere Bruder beginnt er zwar eine
Lehre als Landschaftsgärtner, bricht aber nach drei Monaten ab. "Motorsäge war
schon lustig", sagt er, aber eben nicht seine Bestimmung. Seine Bestimmung
findet er nach der Theaterschule in Paris: Innerhalb von zwei Jahren macht er
Varieté-Karriere und schafft es bis nach New York. Bei "Pomp Duck and
Circumstance" gibt er den tapsigen Kellner-Azubi, der sich immer verletzt, ist
einer von 12,13 internationalen Clowns, spielt in Berlin, Paris, Barcelona und
irgendwann tatsächlich im Big Apple - vom Zirkuswagen ins Fünf-Sterne-Hotel.
Schimkat erinnert sich: "Am Flughafen wurde ich mit einer Stretch-Limo
abgeholt, hatte in Manhattan ein Appartement im 37. Stock, über drei Seiten
Fenster bis zum Boden - und das mit 23!" Ein Dreivierteljahr lang lebt er diesen
Traum, spielt im Spiegelzelt im damals noch ziemlich finsteren Stadtteil Hell's
Kitchen, hat ein Angebot vom Cirque du Soleil sowie Aussicht auf einen ZwölfJahres-Vertrag bei MGM für Las Vegas - und sitzt doch kurze Zeit später wieder
daheim: Tochter Carlotta kommt 1995 zur Welt. "Von Manhattan nach Pasing:
Das war schon ein Kulturschock", gibt er offen zu, "ich war umworben und sehr
erfolgreich in der Branche." Stattdessen hieß es: sich wieder neu erfinden.
Mitten in der Sinnkrise lernt er auf der Kanaren-Insel La Graciosa den
Philosophen und Psychologen Hans Halstenbach kennen. "Der hat jeden Tag
meine Träume gedeutet", erzählt Schimkat, "das hat bei mir die Grundlage für
das Geschichtenerzählen gelegt." Doch das sollte noch eine Weile dauern.
Zunächst wendet er sich wieder der Schauspielerei zu: "Ich habe gemerkt, dass
meine Stärke die Kombination aus Schauspiel und Komik ist. Ich habe ein
Talent für beides. Chaplin fand ich auch toll, aber ein bisschen zu künstlich. Für
mich waren Matthau und Lemmon echte Typen, denen man das so
abgenommen hat. Da war mein Humor zu Hause, da wollte ich selbst hin." Er
macht sich auf den Weg, gibt in "Zimmer frei" ein Dutzend Mal den schrägen
Nachbarn, debütiert mit einem Soloprogramm in der Bongo Bar, gründet später
das Duo mit Pusch, wird von Marcus H. Rosenmüller entdeckt, spielt in Filmen
wie "Nordwand", "Otto's Eleven", "München 72", aber auch in "München 7" und
"Dahoam is dahoam". Weitere Serienprojekte sind derzeit in Entwicklung.
2008 stirbt er fast. Bei einem Sturz in der Badewanne brechen mehrere Rippen,
die Milz reißt, um ein Haar verblutet er innerlich. Nach einer Not-OP kann er
nicht mehr herumtingeln und beginnt zu schreiben - ein neues Kapitel in
seinem Künstlerleben. Er merkt: "Man muss nicht ewig auf ein Drehbuch
warten, man kann es selbst schreiben - und dann auch spielen, vielleicht sogar
noch Regie führen." Man könnte also der "Woody Allen von Pasing" werden - ein
Gedanke, der ihm ziemlich gut gefällt: "Ich will jedes Jahr oder jedes zweite
einen Film schreiben und auch machen."
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Das Duo Senkrecht & Pusch, eins der vielen Projekte Schimkats, bezieht seine Komik unter anderem
aus dem Größenunterschied der beiden. (Foto: Marc Dietenmeier BFF)
Aktuell sitzt er an einem Drehbuch für die angesagte Produktionsfirma
Pantaleon-Film: "In "King Arthur" geht es um eine engelsähnliche Figur, die
erkennt, dass Liebe in der Welt vonnöten ist, sagt Schimkat, "und vielleicht
bekomme ich auch die Hauptrolle". Er sieht sich als komischen Schauspieler:
"Ich bin - in der Reihenfolge - Komiker, Schauspieler und Autor. Das sind nicht
drei Einzelberufe, das ergibt vielmehr ein Ganzes. Es gibt wenige Schauspieler,
die komisch sein können. Robert de Niro hat das drauf, obwohl man es ihm nie
zugetraut hätte. Ein guter Komiker kann auch immer eine ernsthafte Rolle
spielen, weil das Drama Teil der Komik ist, jüngstes Beispiel: Dieter
Hallervorden. Wenn du komisch sein kannst, musst du das Drama schon
verstanden haben. Komik steht über dem Drama, Komik hat Regeln. Aber
letztlich ist Komik etwas sehr Persönliches."
Einer, der seinen Sinn für das Komische teilt, ist Moses Wolff, für den Schimkat
unlängst die Regie für dessen Soloprogramm übernahm. Gemeinsam schrieben
sie das Drehbuch zu "Highway to Hellas", einem Warner-Film mit Christoph
Maria Herbst in der Hauptrolle, der sich im vergangenen Winter gegen die
Blockbuster-Konkurrenz James Bond, Star Wars und Tribute von Panem zwar
schwer tat, aber einen Roman und sogar ein Musical nach sich zog. Kein
Wunder, das Wolff von seinem "lebenslangen Freund" in höchsten Tönen
schwärmt: "Er ein Feingeist, ein toller Visionär, ein großartiger Regisseur, ein
vielseitiger und brillanter Schauspieler, ein fabelhafter Komiker und einer der
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besten Freunde, die man sich wünschen kann."
Ist dieser Arnd Schimkat am Ende doch nicht dieser Ego-Zahn, den er bei
Bastian Pusch auf der Bühne immer rauskehrt? Das lässt sich am Freitagabend
im Lustspielhaus überprüfen. Da treten die beiden mit der Big Band der
Hochschule München auf, die Pusch seit 17 Jahren unterrichtet. Es wird nicht
nur geswingt, sondern auch viel rumgealbert, vor allem wenn Schimkat sich als
Dirigent versucht, aus einem riesigen Instrumentenkoffer eine MiniStimmgabel fischt und wenn die neue Sängerin für Eifersuchtsszenen sorgt - die
Baker Boys lassen grüßen. Und wenn man Bastian Pusch glaubt, dann ist es sehr
wohl ein großer Spaß, mit diesem Arthur Senkrecht auf der Bühne zu stehen.
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©SZ vom 22.07.2016
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