RUZ-Letter 1/2008 - Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen

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RUZ-Letter 1/2008 - Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen
LETTER
Mit dem Rad
zur Schule
z
Radfahrausbildung in der
Grundschule
z
Das Rad dreht sich auch
für uns - Eine Förderschule
wird mobil
z
Das Fahrrad als Unterrichtsthema
z
Aufruf zum Girls' Day Mädchen-Zukunftstag 2008
z
Buchtipps
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
mit der eigenen Muskelkraft den
Weg zur Schule zurückzulegen,
liegt in den kommenden Monaten
wieder im Trend. Regelmäßiges
Radfahren ist gut fürs Lernen, denn
tägliche Bewegung unterstützt
nicht nur die motorische Entwicklung
von Kindern, sie fördert auch die
Ausbildung des Selbstbewusstseins und wirkt sich positiv auf die
Anlage neuronaler Vernetzungen
im Gehirn aus. Nicht nur vor dem
Hintergrund des stetig wachsenden
Bewegungsmangel bei Kindern
mit all seinen negativen Auswirkungen auf die Gesundheit ist dies
zu begrüßen. Ab wann es ratsam
ist, ein Kind alleine mit dem Rad
zur Schule zu schicken, hängt von
vielen Faktoren ab und ist eine
Frage, die ausschließlich in der
Eigenverantwortung der Eltern
liegt. Der Bundesverband der
Unfallkassen empfiehlt: Grundschulkinder sollten nicht mit dem Rad
zur Schule fahren: „Die sichere Teilnahme am Straßenverkehr mit dem
Fahrrad setzt voraus, dass das Rad
sicher bewegt werden kann (Lenken, Bremsen, Spurhalten und dabei
Zeichen geben, Zurückblicken u. a.).
Diese Anforderungen erfüllen Kinder frühestens nach der Radfahrausbildung in der vierten Klasse.“
Eine Schulwegplanung unter Einbeziehung der Kinder und Eltern,
bei der kritische Stellen aufgezeigt
und die Kinder gewarnt werden,
ist eine wichtige Voraussetzung für
mehr Sicherheit auf dem Schulweg. Grundsätzlich gilt jedoch, dass
für alle Schulkinder unabhängig
von Altersstufe und Verkehrsmittel
auf dem Weg zur Schule und zurück immer der gesetzliche Unfallversicherungsschutz besteht.
Volker Hesse
Radfahrausbildung in der
Grundschule
Die Radfahrausbildung sollte aus
5 Übungseinheiten bestehen, die
sich über das Kalenderjahr verteilen. Die Übungseinheiten werden von den Lehrerinnen und
Lehrern in der Schule im Sachkundeunterricht vorbereitet. Die
praktischen Übungen mit dem
Fahrrad finden auf dem Schulhof
oder in der Turnhalle statt.
Zwischen den Übungseinheiten
liegen ca. 4 Wochen, so dass die
praktischen Übungen gefestigt
und auch von den Eltern ergänzt
werden können. Am Ende der
Radfahrausbildung steht sowohl
eine schriftliche Kontrolle in der
Schule, als auch eine praktische
Abschlussfahrt mit dem Fahrrad
im öffentlichen Verkehr, bei der
Polizeibeamte und Lehrer eine
Beurteilung der gezeigten Leistungen sowohl während der
Übungseinheiten als auch der
Abschlussfahrt vornehmen. Das
Ergebnis dieser Beurteilung
erhalten die Eltern.
Für die Radfahrausbildung ist es
sinnvoll, jede Klasse in drei
Gruppen aufzuteilen. Jede Gruppe wird von der Lehrerin/ dem
Lehrer oder einem Polizeibeamten angeleitet.
LVG 1/ 2008
1. Übungseinheit
4. Übungseinheit
z Verkehrssicheres Fahrrad
z Anfahren vom Fahrbahnrand
z Rechtsfahren, Spurhalten, Ab-
z Nachbereitung
standhalten, Anhalten
z Radwegbenutzung, Verlassen
des Radweges
Übungsort: Öffentlicher Verkehrsraum mit entsprechender Begleitung
Übungsort: Schulhof oder Turnhalle
5. Abschluss
2. Übungseinheit
z Allgemeine Lernkontrolle
z Abschlussfahrt mit Leistungs-
z Verhalten
am Fußgängerüber-
der vorangegangenen Themenbereiche
beobachtung
gang
z Vorbeifahren
an Hindernissen
und geparkten Fahrzeugen
z Verhalten bei vorgeschriebener Fahrtrichtung, Leitlinien,
Sperrflächen und Fahrbahnmarkierungen
z Verhalten in Einbahnstraßen
z Verhalten an Kreuzungen mit
Vorfahrtsregelung „rechts vor
links“
z Verhalten an Einmündungen
und Kreuzungen mit vorfahrtsregelnden Zeichen
Übungsort: Schule und Öffentlicher Verkehrsraum mit entsprechender Begleitung
Eine Radfahrausbildung, die gezielt die individuelle Entwicklung
jedes einzelnen Schülers in den
Blick nimmt, muss von jeder Schule selbst gestaltet und getragen
werden. Unterstützung finden
Schulen bei Verbänden, Institutionen (z. B. ADFC) und der Polizei.
Quelle: Internet
Übungsort: Schulhof oder Turnhalle
3. Übungseinheit
z Verhalten an Kreuzungen und
Einmündungen mit Ampelanlagen und mehreren Fahrspuren für verschiedene Richtungen
z Linksabbiegen
Übungsort: Öffentlicher Verkehrsraum mit entsprechender Begleitung
LVG 1/ 2008
Das Rad dreht sich auch für
uns - Eine Förderschule
wird mobil
Geistig behinderte Menschen haben Freude am Fahrradfahren, aber
den meisten von ihnen fehlt dafür
die nötige Sicherheit, deshalb
verschaffen wir unseren Kindern
die Möglichkeit, sich in einem gezielten Langzeitprogramm das
Fahrrad als Fortbewegungs- und
Verkehrsmittel zu erschließen. Über
einen mehrjährigen Zeitraum vermitteln wir ihnen die Fähigkeiten,
die sie benötigen, um mit dem Fahrrad sicher und verantwortungsbewusst am Straßenverkehr teilzunehmen. Dabei arbeiten wir eng
mit der Polizei zusammen, welche uns mit praktischen Übungen und Kursen unterstützt.
Für einige behinderte Schüler ist
das Fahrrad inzwischen nicht mehr
aus dem Alltag wegzudenken.
An unserer Schule für geistig behinderte Menschen wurde im Fach
Grundlagenunterricht in einzelnen
Klassen das richtige Verhalten im
Straßenverkehr behandelt. Einige
Schüler konnten schon Fahrrad
fahren und so kam es zur Zusammenarbeit mit der Polizei. Durch
weitere intensive Schulung konnten die Schüler die Sicherheit
erreichen, die notwendig war, um
ein Zertifikat zur Teilnahme am
Straßenverkehr zu erlangen. Diese Erfahrung veranlasste uns, im
Rahmen des Wahlunterrichtes Fahrradkurse als festen Bestandteil zu
integrieren. Ein wichtiger Faktor ist
Zeit. Die Schüler nehmen im Laufe
ihrer 13-jährigen Schulzeit mehrere
Jahre am Fahrradunterricht teil.
Dies ist wichtig, damit sie die nötigen Fähigkeiten wirklich verinnerlichen können. Es gibt zwei Fahrradgruppen unterschiedlichen Niveaus. Jedes Schuljahr werden
die Gruppen neu zusammengestellt. Am Anfang lernen die Schüler, das Fahrrad zu beherrschen.
Zum Üben nutzen wir Waldwege
und schon vorhandene Radwege, mit zunehmender Sicherheit dann die Kleinstadt und um-
liegende Ortschaften. In den Wintermonaten beschäftigen wir uns
mit theoretischen Grundlagen.
Das betrifft das Erlernen der Verkehrsregeln und das Wissen rund
um das Fahrrad. Aufgrund der
besonderen Lernvoraussetzungen
unserer Schüler wenden wir verschiedene Unterrichtsmethoden
an (Spiel, bildhafte Darstellungen,
modellhaftes Nachstellen von
Verkehrssituationen, das Anlegen
eines Hefters mit Arbeitsblättern,
Unterrichtsgänge zur Beobachtung
des Straßenverkehrs, anleitende
Wartung und Zerlegung eines
Fahrrads usw.). Die Polizei unterstützt den praktischen Teil des
Unterrichts, indem die Schüler
unter ihrer Aufsicht wichtige Elemente, wie das Einhalten der
Vorfahrtsregel absolvieren.
Durch dieses Projekt ist es schon
vielen Schülern möglich geworden, größere Fahrradausflüge z. B.
im Rahmen von Klassenfahrten
durchzuführen. Das gibt Ansporn
und Freude, fördert Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit.
Unsere Schüler lernen dabei,
Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Für einige
ältere und inzwischen ins Arbeitsleben entlassene Schüler ist
das Fahrrad ein wichtiger Begleiter im Alltag geworden. Sie
fahren damit zur Arbeit und nutzen es in ihrer Freizeit. In drei
Werkstätten in unserem Umkreis
organisiert die Polizei weitere Verkehrskurse, um die Verkehrssicherheit der behinderten Menschen
zu festigen. Es gibt in unserer
Förderschule und in den Wohn-
heimen unserer Einrichtung schon
viele begeisterte Radfahrer, die
meisten besitzen auch ein eigenes Fahrrad. Im Jahr 2003 konnten durch eine Spende neue
Fahrräder für den Unterricht gekauft werden. Seitdem macht das
Fahren noch mehr Spaß. Nicht zu
vergessen ist der gesundheitliche
Aspekt für unsere Schüler. Das
Fahrradfahren fördert ihre Motorik, das Körpergefühl, die Beweglichkeit und die Kondition.
Menschen mit geistiger Behinderung stoßen häufig an Grenzen des Möglichen, wenn sie wie
andere Menschen am gesellschaftlichen Leben teilnehmen
wollen. Um so größer ist die
Freude darüber, wenn es ihnen
gelingt, sich neue Bereiche zu
erobern. Ein solches Beispiel ist
die Teilnahme am Straßenverkehr
mit einem Fahrzeug.
Unsere Schüler, welche die Fahrradkurse erfolgreich absolviert
haben, sind in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt und in ihrer
Selbsteinschätzung objektiver
geworden. Sie haben gelernt,
was manche ihnen nicht zugetraut hätten: das theoretische
und praktische Beherrschen der
Verkehrsregeln, die für Fahrradfahrer relevant sind. Immer mehr
von ihnen sind in ihrer Freizeit
allein mit dem Rad unterwegs,
ehemalige Schüler bewältigen
damit ihren Weg zur Arbeit. Sie
fühlen sich dadurch fester und
gleichberechtigter in unserer Gesellschaft eingeschlossen. Der
Erfolg unserer Arbeit soll auch
andere ermutigen, sich dieser
schönen, wenn auch nicht einfachen Aufgabe zu stellen. Mit viel
Engagement können wir alle zu
mehr Verständnis, gegenseitiger
Rücksichtnahme und Sicherheit
beitragen.
Christine Krause
Comeniusförderschule
Herrnhut (Sachsen)
Das Fahrrad als Unterrichtsthema
Das „Fahrrad“ kann zu einem interessanten, fächerübergreifenden
Thema werden, wenn verschiedene Bereiche wie Technik, Gesundheit, Sicherheit, Umwelt,
Sport, Mathematik, Mode, Werbung, Recht, Geschichte, Literatur,
um nur einige zu nennen, miteinander verbunden werden. Methodisch bieten sich vielseitige
Vorgehensweisen an, Pro-undContra-Spiele, Medienrecherche,
Interview, Zeichnungen oder Collagen, Kostenrechnung, Wegzeitenvergleich, internationale und
historische Untersuchungen usw.
Hier kann schwerpunktmäßig auf
praktische Verfahren eingegangen werden, besonders solche,
die auf dem Schulhof oder in
Schulnähe durchgeführt werden
können. Daraus lassen sich Projekttage oder eine Unterrichtseinheit planen, zu denen auch ein
Museumsbesuch und Experimente gehören können.
Dr. Ulrich Schwabe
LVG 1/ 2008
Aufruf zum Girls' Day Mädchen-Zukunftstag 2008
Am 24. April 2008 ist Girls' Day Mädchen-Zukunftstag! Mit dem Aktionstag haben etwa 650.000 Mädchen bereits Berufe entdecken können, in denen Frauen bisher noch
unterrepräsentiert sind. Schülerinnen ab Klasse 5 erleben am Girls'
Day die Arbeitswelt in zukunftsorientierten Berufen in Technik,
Handwerk, Ingenieur- und Naturwissenschaften oder lernen weibliche Vorbilder in Führungspositionen in Wirtschaft und Politik
kennen. Für die Unternehmen in
Deutschland ist der Girls' Day
mittlerweile zum wichtigen Instrument des Personalmarketings geworden. Geheimnis des Erfolgs
ist die spezifische Ansprache von
Mädchen, die an diesem Tag in
Werkstätten und Laboren selbst
aktiv werden können und frei von
Geschlechterklischees ihr Faible für
Technik entdecken. Über 90 Prozent der Mädchen beurteilen den
Tag mit gut oder sehr gut. Die hohe
Akzeptanz des Aktionstags bei
Organisationen, Lehrkräften und
in der Öffentlichkeit steigt weiter.
Wie können Sie sich beteiligen?
Als Schulleitung, Lehrerin oder Lehrer können Sie Ihre Schülerinnen
und deren Eltern über den Aktionstag informieren sowie die Unternehmen in Ihrer Region auf den Tag aufmerksam machen. Sie können Ihre
Schule unter www.girls-day.de
eintragen, um Kontakte in Ihrer
LVG 1/ 2008
Region zu ermöglichen. Lehrkräften
stehen hier Unterrichtsmaterialien
zur Vor- und Nachbereitung des
Girls' Days sowie zur alternativen
Unterrichtsgestaltung des Aktionstags für Jungen und Mädchen zum
Download kostenlos zur Verfügung.
Autorinnenteam alles zusammengetragen, was Kinder zu aktiven
und routinierten Verkehrsteilnehmern macht.
Quelle: Internet
Beschreibung: Vom Fahranfänger zum Fahrkönner. Anleitung
für Fahrradfahrer zur Vorbereitung auf die Radfahrausbildung
in der Schule.
Buchtipps
Ich fahre Rad!
Claudia Haas, Sigrid Schiesser,
Astrid Wahrenberg
Sicher unterwegs im Straßenverkehr. Mit einem Quiz für die
Fahrradprüfung.
Verlag: Sauerländer
ISBN-10: 3-7941-9114-5
EAN: 9783794191147
Erschienen: 2008
Beschreibung: Fahrradfahren
macht Spaß! Eins ist allerdings
wichtig: Sicherheit muss im Straßenverkehr auch für Fahrradfahrer immer vorgehen. Hier können
Kinder sicheres Verkehrsverhalten einüben: Das Buch erklärt die
vorschriftsmäßige Ausstattung des
Fahrrads sowie die wichtigsten
Verkehrsregeln und Verkehrsschilder. Schritt für Schritt wird der
beste Weg zum Rechts- und
Linksabbiegen gezeigt und außerdem gibt es Tipps für einen Geschicklichkeitsparcours und für die
Fahrradreparatur. Unterstützt von
einem Verkehrspolizisten hat das
Fahrrad-Fahrschule
Dieter Neumann
Verlag: Auer
Erschienen: 1999
Ausstattung/ Bilder: 133 Seiten
mit zahlreichen Abbildungen
Best.-Nr. des Verlages: 3167
ISBN-10: 3403031675
Impressum
Herausgeber:
Landesvereinigung für Gesundheit
Sachsen-Anhalt e.V.
Badestraße 2
39114 Magdeburg
Telefon:
Telefax:
e-mail:
03 91/ 8 36 41 11
03 91/ 8 36 41 10
[email protected]
V.i.S.d.P.:
Martina Kolbe
Gestaltung: Thomas Schönfeld
Redaktion: Martina Kolbe
Autoren:
Volker Hesse
Dr. Ulrich Schwabe
Christine Krause
Druck:
Druckerei Mahnert
Aschersleben
Auflage:
600
„RUZ-LETTER“ erscheint quartalsweise in ganz Sachsen-Anhalt. Wir freuen uns insbesondere über Beiträge von Lehrerinnen und Lehrern Gesundheitsfördernder Schulen. Bei unangefordert eingesandten Beiträgen
besteht kein Recht auf Veröffentlichung. Namentlich gekennzeichnete
Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.
Das RUZ wird unterstützt durch:
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