Marijana Verhoef Ćosić Playboy

Transcrição

Marijana Verhoef Ćosić Playboy
Marijana Verhoef Ćosić
Playboy
(Originaltitel: „Playboy“)
Aus dem Serbischen von Renata Britvec
(c) henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH 2013. Als unverkäufliches Manuskript
vervielfältigt. Alle Rechte am Text, auch einzelner Abschnitte, vorbehalten, insbesondere die der
Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Buchpublikation und
Übersetzung, der Übertragung, Verfilmung oder Aufzeichnung durch Rundfunk, Fernsehen oder
andere audiovisuelle Medien. Werknutzungsrechte können vertraglich erworben werden von:
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10179 Berlin
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Tel.: 030 - 4431 8888
PERSONEN
Stevan
Zečević1, 35, genannt Playboy. Psychopath. Reich und herrisch. Pflegt
insgeheim einen Fetisch: In seiner Freizeit ist er ein Furry. Er verkleidet
sich gerne als Hase und hat dann Sex mit seiner haarigen Berliner
Füchsin.
Ana
25, seine Sekretärin
Johnny
30, Stevans Cousin, schuldet ihm Geld
Marina
30, Stevans Ex-Frau
Foxy
35, die „Füchsin“, aus Berlin
Pavlović
genannt Paki, 58, mächtiger Geschäftspartner Stevans
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Nachname; abgeleitet von serb. zec = Hase, Anm. d. Übers.
1.Szene – Hasenchoreographie
Die Bühne ist noch dunkel. Stille. Plötzlich ist das Geräusch der Rollen eines Bürostuhls
auf dem Boden zu hören. Ein Scheinwerfer geht an. Im Spot ist Stevan zu sehen, der sich
auf seinem Bürostuhl dreht. Er ist verzückt, hat ein Ganzkörper-Hasenkostüm aus Plüsch
an, mit fedrigen Ohren und einem rosa Schnäuzchen. Stevan dreht sich immer heftiger
auf seinem Stuhl umher, dann rollt er über die Bühne, als ob der Stuhl ein Schiff wäre
und er ein Pirat, dann heizt er über die Bühne, als ob er ein Surfer wäre, danach tut er,
als ob er schwimmen würde, usw.
2.Szene – Playboy im Büro, seinem Königreich
Es ist dunkel. Ein Lied von Rammstein wird hochgefahren, z.B. „Rammstein“, außerdem
ist das Geräusch des Bürostuhls auf dem Boden zu hören. Die Scheinwerfer fahren
langsam hoch.
Ein großzügig ausgestattetes Büro, Ledersofas, eine Bar mit teurem Alkohol. Ein
riesiger Schreibtisch dominiert den Raum. Eine Striptease-Stange ist irgendwo im Raum
aufgebaut. An den Wänden hängen Fotos von Playboy-Bunnies mit Plüschohren und
Plüschschwänzchen. Und ein eingerahmtes Bild von Richard Wagner.
An einen Bürostuhl gefesselt, sich im Kreis drehend, sitzt Stevans Cousin Johnny, mit
Gaffa-Tape auf dem Mund. Er ist fertig, blutig und verschwitzt, er atmet schwer. Um ihn
herum scharwenzelt die ganze Zeit Stevan, sehr elegant gekleidet, aber mit einem
blutverschmierten Hemd. Er sucht neurotisch etwas in seinen Schubladen, telefoniert
über sein Headset, schubst Johnny weg, wenn ihm dieser im Weg ist, als ob er ein
Objekt wäre, achtet gar nicht auf seinen Zustand.
Stevan
telefoniert Waaas? Sie ist immer noch nicht gelandet? Vuk, nimm dir die
Schlampen von der Information mal zur Brust, jetzt sofort! Die sollen sich
bitte nicht so anstellen, das ist eine ganz reguläre Fluglinie von Berlin
nach München, die MÜSSEN das wissen! Wenn es irgendwas Neues gibt,
musst du mir das sofort melden, verstanden! Und erinnere mich bitte
daran, die Airline zu wechseln.
Nimmt einen anderen Anruf entgegen.
Ana, Ana, Ana … Du hast echt ein Gedächtnis wie ein Sieb. Hast du den
Pavlović erreicht? … Wie, er ist nicht erreichbar? Hm, dann versuch es
eben noch einmal! Du rufst da jetzt so lange an, bis dir die Finger taub
werden! Und was ist mit meinem Hemd, Ana!? Was geht eigentlich in
deinem Puppenköpfchen vor? Ist denn da auch nur ein einziger Funke
Verstand am Werk?
Zu Johnny Hey Johnny, Junge, hast du eigentlich Hunger?
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Johnny reagiert nicht Soll ich dir einen Salat mit Meeresfrüchten
bestellen, hm? Ha, das wäre doch genau das richtige Essen für so ein
rückgratloses Moluskel wie dich, oder? Ana? Hast du gehört? Mittagessen,
Ana! … Nein, ich will kein Bio-Zeug, ich will RICHTIGES ESSEN, RICHTIGES!
… Das soll noch quietschen, wenn ich draufbeiße! Ja, blutig soll es sein!
Aber nicht so roh, dass ich es erst noch durchs Büro jagen muss …
medium, verstanden? Komm, erfreu mich mit etwas Saftigem!
Stevan legt auf, dreht Johnny im Stuhl, lacht ihm ins Gesicht.
Ach, Johnny, Johnny, Johnny … War das wirklich notwendig? Wieso tust
du dir das an? Hm?
Johnny grummelt unter Schmerzen.
Stevan hält sich die Ohren zu und brüllt theatralisch Dieses Gewimmer
geht mir auf den Sack! Pssst! Wenn es mich nicht so sehr davor ekeln
würde, würde ich dir die Eingeweide rausreißen, weißt du! Hast du echt
gedacht, du könntest mich abzocken, du Weichei? Mich, ausgerechnet
mich?! Und dann stiehlst du mir auch noch meine Zeit mit dieser dummen
Geschichte, dass dich irgendwelche Gorillas überfallen hätten? Ich habe
dir tausendmal gesagt, dass du bitte nicht meine Intelligenz beleidigen
sollst, Johnny! Aber du bist einfach dumm, dumm, dumm wie Stroh! Jetzt
hast du mir auch noch mein Hemd versaut! Entschuldige bitte, aber wo
bleibt denn da der Respekt? Nennst du das etwa gutes Benehmen? Dass
du mir mein Büro und meinen Anzug versaust, wo doch gerade
mindestens fünfzehn Leute auf mich warten?
Seufzt theatralisch. Johnny reagiert nicht. Stevan schubst plötzlich den
Stuhl an, auf dem Johnny gefesselt ist.
Und was soll ich jetzt bitte machen? Willst du etwa, dass ich den Vuk
anrufe und ihm sage, dass er dich im Kofferraum durch die Gegend fahren
soll bis dir endlich einfällt, wo die Kohle ist? Oder dass er dich mit
nacktem Arsch im Wald an einen Baum fesselt? Du hast Glück, Johnny!
Der Vuk ist nämlich gerade am Flughafen, um eine Dame aus Berlin
abzuholen!
Ändert den Tonfall, jetzt warm Wenn du nur wüsstest, wie sie ist, uff …
Wie aus Stein gemeißelt! Weiches, rotes Haar, ein sexy Hüftschwung, und
die Stimme erst … mmmh … Schwelgerisch … Ein vollkommener Sopran.
Wenn sie anfängt, diese deutschen Umlaute zu gurren, oooh, welche
Vollkommenheit, Vollkommenheit, Vollkommenheit … Mein sexy Engel,
allein meine Brunhilde! Schlägt ihn plötzlich Aber warum erzähle ich dir
das überhaupt? Du weißt ja nicht einmal, aus wie vielen Buchstaben das
deutsche Alphabet besteht, und schon gleich gar nicht, was Umlaute sind!
Schlägt ihn wieder, Johnny brummt vor Schmerz und zuckt zusammen Du
Arschgesicht! Was zappelst du denn so, ich habe nicht UMLEGEN gesagt,
sondern UMLAUTE! Lacht Was für ein Hornochse du doch bist, Johnny!
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Ich sollte dich zu Musik von Wagner prügeln, weil es dir sowas von an
Geist mangelt … In Gedanken Was sagst du zur „Götterdämmerung“?
Wühlt durch seine CD-Sammlung Das ist eine Oper, du Bauer!
Götterdämmerung! Was für eine Komposition, zum Erfrieren schön! Sieht
ihn bösartig an, schlägt zu Gunther, der die Ehre verteidigt, Siegfried, der
dem Feind niemals den Rücken zuwenden würde! … Was glotzt du mich
denn so blöd an? Du hast keine Ahnung, von was ich rede, hm? Legt die
CD mit der Götterdämmerung auf Alles nur für dich, Johnny!
Musiktherapie … Vielleicht lernst du ja was!? Wobei ich meine Zweifel
habe … Trommelt auf Johnnys Kopf herum, Johnny verzieht das Gesicht
vor Schmerzen, Stevan lauscht … Wie ich vermutet habe … Echo, Echo,
ho, o … Aber Johnny, du bist doch nicht wirklich so blöd, es dir mit mir zu
versauen, oder? Piekst ihn mit dem Finger in den Kopf Vielleicht ist ja
dein Verhaltenszentrum gestört? Lernen, erinnern - alles ist zum Teufel!
Man sollte dich neu starten, wenn du mich fragst.
Stevan rückt sich vor dem Spiegel die Krawatte zurecht, drückt Knöpfe seines Telefons,
ruft seine Sekretärin Ana an. Während er mit ihr spricht, starrt er schmatzend auf einen
Blutfleck auf seinem Hemd, kratzt zwanghaft auf dem Fleck herum, um ihn zu entfernen.
Versucht dann, den Fleck mit einem Papiertaschentuch wegzurubbeln, schaltet wütend
die Musik aus.
Ana, wenn dieses Hemd nicht innerhalb von 59 Sekunden zu mir
hereingeflattert kommt, mache ich Gänsepastete aus dir! Denn ich bin
sauer, sauer, sauer und hungrig! Also mach mich bitte nicht zum
Kannibalen, Ana! Ich schwöre dir, ich mach sonst Kräcker aus dir und
schmier Camembert drauf, ganz pikant … Komm schon, komm, fang nicht
gleich an zu winseln. Ich habe dir doch gar nichts getan, ich bitte dich
doch nur nett um etwas. Ironisch Das verstehst du doch, oder? … Seufzt
Und die Krawatte, Ana, die Krawatte muss zu meinem Anzug passen …
Scheiße! Alles muss ich dir erklären! Wirft einen Blick auf die Uhr Ruf
meine Frau an und leg sie in die Warteschleife … Das interessiert mich
nicht, dann muss sie sich eben in Geduld üben … Und was ist mit
Pavlović? Du hast das doch nicht etwa vermasselt?! Er ist sehr wichtig,
Ana, der allerwichtigste! Schick seiner Sekretärin einen Strauß Blumen
und ruf noch mal an!
Stevan öffnet einen großen Schrank, holt eine Golftasche mit Schlägern
hervor. Sortiert die Schläger, nimmt einen heraus. Legt Johnny einen
Golfball auf den Kopf, klebt ihn mit einem Pflaster fest, Johnny brummt
panisch.
Bruder, zappel doch nicht so herum, ich hau sonst daneben! Wenn ich mir
jetzt auch noch die Schuhe schmutzig mache, bist du aber wirklich dran!
Die habe ich nämlich in Rom gekauft. Kalbsleder. Weich wie Handschuhe.
Ich könnte es nicht ertragen, wenn du mir die auch noch versaust!
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Johnny brummt hysterisch, versucht, etwas zu sagen. Stevan beugt sich neugierig zu
ihm hinunter, zieht ein Stück vom Gaffa-Tape ab, hält sein Ohr vor Johnnys Mund, hört
zu, klebt ihm den Mund wieder zu und lacht grausam. Stemmt die Hände in die Hüften,
wirft den Kopf in den Nacken und schreit vor Lachen.
ICH, ein Psychopath?! ICH soll mich kontrollieren und mal zum Arzt
gehen? Johnny, Johnny, Johnny, also du hast ja echt keine Ahnung, du
ungebildeter Haufen Scheiße … Provozier mich bloß nicht! Ich verspüre
nämlich gerade den unwiderstehlichen Drang, dir den Kiefer mit meinem
Golfschläger zu zertrümmern und dir das Fleisch von den Knochen zu
reißen! Du willst mich belehren, du masochistische Laus! Tief in meiner
Seele bin ich ein Künstler, du Nichtsnutz, du! Du hast aber auch gar nichts
gelernt! Ich habe dich umsonst Wagner hören lassen, du dummer
Taschendieb, du … Seufzt resigniert Weißt du, den haben auch so
Dummköpfe attackiert und ihm vorgeworfen, dass er Wutausbrüche hat,
und allerhand weiteren Blödsinn! … Dass er Frauenkleidung trägt … Hey!
Wagner! Was für ein Ressentiment, was für eine Missachtung - igitt! Das
widert mich an. Allein dafür hättest du es verdient, dass ich dich aufs
Schlimmste bestrafe!!!
Stevan ist gerade dabei, Johnny den Schläger über den Kopf zu ziehen, als
seine Sekretärin durchruft. Er nimmt den Anruf entgegen, ist aber ein
bisschen enttäuscht darüber, dass er Johnny immer noch keine
übergebraten hat.
Ja?
Schaltet die Freisprechanlage an.
Ana
Ihre Frau auf Apparat drei, Herr Zečević …
Stevan
Ana, verstehst du, was das Wort Priorität bedeutet!? Ich habe gesagt:
Pavlović, das Hemd, das Mittagessen, und dann erst die Frau … Ich bin
kurz davor, durch diese Tür da zu kommen und dich mit meiner Krawatte
zu erwürgen – ich finde sie sowieso scheußlich! … Nicht ein Wort! Wenn
du nur einen Mucks von dir gibst, zwinge ich dich dazu, jeden einzelnen
Fleck, den dieser Idiot hier verursacht hat, sauber zu lecken! Ich habe
euch satt! Euch alle! Ihr Blutsauger!
Stößt wütend den Stuhl weg, auf dem gefesselt Johnny sitzt.
Stevan nimmt den Anruf seiner Frau entgegen, setzt sein Headset auf,
warme Stimme. Während er spricht, hantiert er mit dem Golfschläger und
tut so, als ob er Johnny eine überziehen würde.
Was gibts, meine Liebe … Nein, ich habe dich nicht in die Warteschleife
setzen lassen und dich vergessen - wie kommst du denn auf diese dumme
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Idee!? Baby, ganz kurz, ich erwarte einen Geschäftspartner aus Berlin,
und der Pavlović kommt auch zu Besuch … Nein, der Vuk kann dich nicht
fahren, er ist am Flughafen, nimm doch ein Taxi …. Jaaaa? Was hat sie
denn jetzt wieder angestellt? Erfreut Waaas? Sie hat ihre Sitznachbarin
geohrfeigt und alles mit dem Handy gefilmt!? Hahaha, ich kann es nicht
fassen … Sieh nur, was für ein kluges Kind wir haben, gestern erst habe
ich ihr die Videofunktion erklärt, und schon hat sie einen Dokumentarfilm
gedreht, ach, wie stolz da der Papa ist! … Wie, nach mir? Ja natürlich, du
kannst ja gerade mal eine SMS schreiben, hahaha … Ich weiß, dass du
nicht an DAS gedacht hast, denn du denkst ja nicht, Herzchen, streng dich
gar nicht erst an … Was denn für ein Schulpsychologe, zum Teufel noch
mal? … Der hat doch keine Ahnung! Natalija, sag ihm ruhig dass er
aufpassen soll, was er sagt, sonst verpass ich ihm eine Therapie, dann
wird er sich so lange bei mir entschuldigen, bis ihm die Zunge blutet …
Wer zum Teufel droht hier? Iiiich? Schäm dich, Natalija! Das ist also der
Dank dafür, dass ich 14 Stunden täglich arbeite, während du dir die Nägel
lackierst und Cocktails schlürfst, dafür, dass ich dich beschütze und deine
Rechnungen bezahle … Natalija, du weißt genau, dass die Rhetorik nicht
zu deinen Stärken zählt, also schalt mal einen Gang runter, ich bitte dich
… ICH, ein eifersüchtiger Sadist? Eifersüchtig auf was, um Himmels
Willen!? Also entschuldige mal, ich bin in zwölf ausführenden Komitees
tätig, und das Schulkomitee, auf das du so scharf bist, interessiert mich
nun wirklich einen feuchten Dreck! … Das ist echt witzig, weißt du? … Ja,
aber im Unterschied zu dir werde ich bezahlt, Natalija, bezahlt! Also, sei
brav und geh dem Papa nicht auf die Nerven, wo er dir doch so nett deine
Kreditkartenabrechnungen abnimmt … Lacht, dann genervt Ich kann
mich aber nun mal nicht klonen und dann zum Elternabend gehen, ich
habe Geschäftstermine, Baby! … Das geht mir am Arsch vorbei, dann sag
doch deine Tennisstunde ab und richte denen aus, dass ich ihnen nichts
geben werde, schon gleich gar keine Spende für die Schule … Wer flucht?
Ich? Oh, sieh mal einer an, verdammt nochmal, wir sind ja plötzlich ganz
feine Leute … Pass mal auf, Honigmäulchen, der Johnny ist auch gerade
da und geht mir auf die Nerven wegen eines kleinen Auftrags … Ja, mache
ich, richte ich ihm aus. Da, er winkt dir zu … Nein, nein, das habe ich
nicht vergessen, er kommt dann am Freitag zum Abendessen, ich habe ihn
eingeladen … Nein, ich kann ihn dir nicht geben, er windet sich gerade
wie ein Wurm auf seinem Stuhl … Er hat mal wieder was vermasselt und
ich muss es wieder gerade biegen … Lacht wie verrückt Du weißt doch,
dass ich ein guter Junge bin … Ich kümmere mich um ihn, in der Tat tue
ich das gerade jetzt Mimt übertriebenes Gähnen in Johnnys Richtung Ich
habe jemanden in der anderen Leitung, Herzchen, Küsschen, keine Sorge,
ich kaufe dir dann zum Geburtstag einen Platz in diesem Schulkomitee,
ich denke doch an dich, Süße … Schickt ihr ein Küsschen, nimmt schnell
das Headset ab, wendet sich gedankenverloren an Johnny … Wo waren
wir stehengeblieben? … Ach ja!
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Stevan stellt sich auf, um Johnny den Golfschläger über den Kopf zu ziehen, holt aus,
und schlägt ihm auf den Kopf. Johnny grölt vor Schmerz. Blut spritzt in Stevans Gesicht,
er wirft den Golfschläger weg und hüpft auf Johnnys Schoß, setzt sich mit gegrätschten
Beinen auf ihn, Gesicht an Gesicht, nimmt Johnnys Kopf in seine Hände, schlägt seinen
Kopf gegen Johnnys, dessen Nase mit einem lauten Krachen bricht. Johnny jault stumm
vor Schmerz. Stevan steht zufrieden und außer Atem auf.
Stevan beäugt Johnny kritisch Du Haufen Scheiße … Jetzt habe ich dich
durchschaut. Du bist ein kleiner Masochist, was? Stehst auf Bondage, hm?
Was noch, soll ich dich auspeitschen? Hallo, du Perversling, ich rede mit
dir! Warum bittest du mich denn nicht einfach nett darum, dann bezahle
ich dir auch eine volle Behandlung in einem Bordell … Aber nein, dir
gefällt es, wenn ICH dich quäle! Gib es zu! Schäm dich, du Irrer! Und mach
nicht so ein trauriges Gesicht, ich kotz dir sonst noch ins Maul! Du
verdorbenes Ekel, du!
Nimmt einen Edding vom Tisch und malt Johnny ein riesiges Grinsen ins
Gesicht. Wieder klingelt die Sekretärin durch.
Kalt Was ist denn jetzt?
Ana
Ähm … also Herr Pavlović ist auf Leitung 1.
Stevan
Ana, schalt bitte dein Gehirn ein, was hatten wir gesagt? Dass du jeden
Satz mit „Herr Zečević“ beginnen sollst!
Ana
folgsam … Entschuldigen Sie bitte, Herr Zečević!
Stevan
Na endlich! Bingo! Zu Johnny Entschuldige Johnny, Prioritäten …
Stevan setzt sich nonchalant auf den Tisch.
Ooooh Pavlović … Mein König, du! … Lacht Ach, ich bearbeite gerade …
Wen ich bearbeite? Aaaah, eine Fotze … Sie glänzt schon, und explodiert
mir gleich ins Gesicht … Schubst Johnny beiseite, grimassiert … Alte
Schule, ein Büro-Fick, hier wird richtig gerammelt … Lacht … Für dich
bin ich nur ein kleiner Junge, Paki … Nein, nein, ich schleime mich nicht
ein, du bist wirklich der King! … Sag, was gibts? … Hast du was
aufgerissen? … Oooh, wie ist sie? … Mhm, gut gebaut sagst du … Super!
Du musst also nicht von Anfang an in Silikon investieren - Lacht Ja, ja,
OK, du bist nicht so, du magst kein Plastik … Ich finde das gar nicht zu
steril, ich bin ein Ästhet … Ein Aschenputtel, ich verstehe … Ach komm,
du bist doch nicht etwa um eine Schule herumgefahren, um eine
schutzlose Unschuld aufzugabeln, tststs … Was für ein dekadenter
Optimist du doch bist, Paki, König mein … Wenn du ein schamhaftes
Schäfchen zum Frühstück willst, musst du schon am Kindergarten
vorbeifahren! Die Zeiten haben sich geändert, hallo! … Oh verdammt, du
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bist ja verliebt! Pavle, Pavle, Pavle, das ist so … bäuerlich! …
Entschuldige, ich mach doch nur Spaß, du erlaubst doch, oder? … Also
bitte, ich denke immer ans Geschäft, mir würde nicht im Traum einfallen,
dich übers Ohr zu hauen … Keine Sorge! Lacht aus voller Brust … Na auf
jeden Fall, wir bringen auch das noch zu Ende … Klar! Ganz patriotisch!
Ich würde eher verrecken als dir keine Ehre zu erweisen … Na du kennst
mich doch, ich bin dein Mann: Export, Eskort und Auf Wiedersehen! Hör
mal, ich schick dir das Geld über Johnny, heute noch … Natürlich meine
ich das ernst! …
Legt auf, die Sekretärin klingelt schon wieder durch, Stevan schaut auf die
Uhr und wendet sich erneut Johnny zu.
Du hast Glück, du Affe! Ich lasse dich jetzt ganz, aber nur wegen dem
Pavlović! Wo ich dir doch so gerne nochmal auf die Schnauze hauen
würde, damit ich zusehen kann, wie du Blasen wirfst. Um fünf Uhr tauchst
du bei ihm in seinem Restaurant mit 50.000 € auf. Das ist deine letzte
Chance, dich freizukaufen! Schreib dir das hinter die Ohren, wenn du nicht
willst, dass man dich vom Asphalt kratzt! … Nicht ein Wort! Johnny
murmelt leise und schmerzerfüllt Wenn sie gut ist, werde ich ein bisschen
mit Pakis neuer Mieze spielen. Das hat er nicht anders verdient, dieser
despotische Drecksack.
Ana
am Telefon Herr Zečević … Ihre Ex-Frau …
Stevan
unterbricht sie Ana, Kätzchen, wenn der Vuk kommt, soll er Johnny
befreien, ich habe jetzt keine Zeit mehr, mich um diesen Wichser hier zu
kümmern, sonst mache ich mich wieder schmutzig … Setz die ehemalige
Lady in die Warteschleife. Was glaubt sie denn eigentlich, dass ich
während der Arbeitszeit einfach so zur Verfügung stehe?! Und die Dame
aus Berlin darfst du erst ins Büro lassen, wenn der Vuk alles aufgeräumt
hat … Und schieb sofort deinen Hintern hier rein zu einem
Brainstorming! Brüllt Und was ist mit meinem Hemd!?
Ana
Das Hemd ist schon da, Herr …
Stevan
fällt ihr ins Wort Wehe du kommst ohne Highheels in mein Büro!
Verstanden?
Stevan schiebt während des Gesprächs Johnny ins Badezimmer, will
eigentlich die Tür schließen, überlegt es sich dann aber doch anders und
lässt sie einen spaltbreit offen.
Nur ein Mucks, und ich reiße dir die Zunge heraus und zwinge dich, sie
aufzuessen!
Stevan läuft am Spiegel vorbei, sieht, dass er blutverschmiert ist, zieht das Hemd aus,
wischt sich mit dem Hemd das Blut aus dem Gesicht. Er ist ziemlich aufgepumpt. Ins
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Büro kommt die hübsche Sekretärin Ana mit sehr hohen Stöckelschuhen und engen
Hosen und gibt ihm einen Karton mit einem neuen Hemd. Stevan packt sie am Hals,
zeigt seine Dominanz, wirft einen Blick auf den Karton, öffnet ihn. Im Karton sind zwei
Hemden.
Yves Saint Laurent, weiß wie Schnee, mmmh. Und noch eins, bravo, dann
habe ich gleich noch eins zur Reserve. Weißt du, du bist mein süßer,
kleiner Arbeitsgaul. Nur eins, merk dir das für die Zukunft: ein Rock, bis
knapp übers Knie. Wir sind doch auf keiner Beerdigung, Ana. Du kannst
gehen.
Ana geht unterwürfig. Stevan zieht das frische Hemd an, sein Telefon
klingelt.
Vuk, spiel nicht mit mir! Ist sie gelandet? Was zum Teufel … Was denn
jetzt für eine Scheiß-Stadtrundfahrt plötzlich, bitteschön? Sie ist doch
nicht die Prinzessin von Charlottenburg! Das musst du ihr sofort
austreiben. Nur die Standardprozedur, ein Strauß Blumen, Süßigkeiten,
Champagner … Du drehst `ne Runde, sie schnüffelt an den Blumen,
nascht ein wenig, nimmt `nen Schluck … Sag ihr, dass das nicht in Frage
kommt! Nix Spazieren, hat der Stevan gesagt! … Ich weiß, dass das nicht
deine Schuld ist, das ist halt `ne temperamentvolle Braut, deshalb liebe
ich sie ja … Gib sie mir mal.
Während des Telefonats öffnet Stevan ein Geheimfach im Schrank und holt ein riesiges,
weiches, zotteliges Plüsch-Hasenkostüm hervor, vergräbt sein Gesicht darin mit einem
Ausdruck unbeschreiblichen Vergnügens und Glücks, streichelt das Kostüm, und zieht es
langsam über seine Hände.
Warmer Tonfall Oh, Schnuckiputz! Liebchen! Verspätest du dich? Nein,
nein, nein … Hab Spaß, Vuk ist ja dazu da, dir jeden Wunsch von den
Lippen abzulesen, bis du dann bei mir bist … Mhm … Was hast du
gesehen, Schatz? Lacht süßlich Du kluges Ding, du … Natürlich denke
ich an dich! Ich bin doch dein Hasi, Foxy! Ich werde wahnsinnig,
wahnsinnig, wahnsinnig, wenn du mit dem Schwanz wedelst … DAS hast
du an? Wow! Und drunter, hm, drunter, sag schon! Oh Gott, du bist
unerträglich … Klar bin ich ungeduldig, Schätzchen, ich habe dich 23 Tage
fünf Stunden und 58 Sekunden lang nicht gesehen … Ich vermisse dein
rosa Schnäuzchen, dein plüschiges Bäuchlein, aaah … OK, OK, ich hör ja
schon auf … Aber … Ich krieg nen Adrenalinkick allein wegen deiner
Stimme, mein kleines Tierchen … Beeil dich!
Stevan streichelt gedankenverloren das Hasenkostüm und schickt laute Schmatzer
durch den Telefonhörer. Die Tür öffnet sich mit lautem Krach, auf die Bühne kommt
zackig Stevans Ex-Frau Marina in einem sexy schwarzen Mantel mit extrem betonter
Hüfte und aufreizend hochgepushten Brüsten, auf schwindelerregend hohen Heels.
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