Lernziele

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Onlinevideo 55 00141
16 min
Spuren der Eiszeit
In Grönland, in Norddeutschland, im Vorland der Alpen
Lernziele
Die Spuren, die die eiszeitlichen Gletscher in Nord- und Süddeutschland hinterlassen haben,
erkennen; die Ausdehnung der eiszeitlichen Gletscher in Deutschland und Europa kennen
lernen; erfahren, das die eisfreien Regionen einer reichen arktischen Tier- und Pflanzenwelt
Lebensraum geboten haben; an heutigen Beispielen aus Grönland lernen, wie die eiszeitlichen
Formen in Mitteleuropa entstanden sind; miterleben, wie das komplizierte Wechselspiel
zwischen Rückschmelzen der Eisränder, Meeresspiegelanstieg und Landhebung am Ende der
letzten Eiszeit zu einer ständigen Verschiebung der Küstenlinien geführt hat.
Vorkenntnisse
Topographische Lage Grönlands, Topographie Nord-, West- und Mitteleuropas, insbesondere
die Lage der wichtigsten Mittelgebirge, der Verlauf der großen Flüsse, der Nord- und Ostseeküste. Grundkenntnisse über Gletscher, Gletscherentstehung, Gletscher- und Schmelzwasserablagerungen sowie über die Abtragungswirkung von Gletschereis.
Kurzbeschreibung
Die Gletscher der Eiszeit haben in Nord- und Süddeutschland die Landschaft geprägt. Der
Film folgt den eiszeitlichen Spuren und erklärt mit beeindruckenden Bildern vom Inlandeis
und der arktischen Tier- und Pflanzenwelt Grönlands, wie es zur Eiszeit in Mitteleuropa ausgesehen hat, wie Moränen, Schotterebenen oder Dünen entstanden sind und wie Findlinge
über Hunderte von Kilometern verschleppt wurden. Zur Verdeutlichung der regionalen Zusammenhänge wird ein Trick die Ausbreitung und das Zurückschmelzen der eiszeitlichen
Gletscher in Europa anschaulich dargestellt. Man erlebt mit, wie das komplizierte Wechselspiel zwischen Vorrücken und Rückschmelzen der Eisränder zu Meeresspiegelschwankungen,
Landhebungen und zu einer Verschiebung der Küsten führte.
Zum Inhalt
Den Einstieg ins Thema bilden Aufnahmen von Findlingen in Norddeutschland und im
Alpenvorland, die von den eiszeitlichen Gletschern aus Skandinavien bzw. aus den Alpen verfrachtet worden sind. In einer Tricksequenz wird veranschaulicht, wie die eiszeitlichen
Gletscher von Skandinavien und den Alpen aus bis zu den Maximalständen vorrücken.
Gleichzeitig wird das drastische Absinken des Weltmeeresspiegels dargestellt, das zu einer
Ausdehnung der Festländer, vor allem zum Trockenfallen der Nordsee und der Adria führt.
Bilder aus Grönland illustrieren, wie die Eisränder des Nordeuropäischen Inlandeises bzw. der
alpinen Vorlandgletscher, wie Moränenwälle, Schmelzwasserflüsse, Eisrandstauseen und
Lössdünen während ihrer Entstehung ausgesehen haben dürften. Zwergsträucher (Weide,
Zwergbirke, Rauschbeere), Gräser (Segnen, Süßgräser, Wollgräser), Kräuter und Blumen
(Arnika, Glockenblumen, Weidenröschen, Wintergrün) bildeten arktische Steppen und Tun-
dren, die sich damals in den eisfreien Gebieten ausgedehnt haben. Auch Tiere, wie wir sie
heute noch in Grönland finden, zum Beispiel Moschusochsen, Rentiere und Polarfüchse,
haben hier gelebt.
In einer weiteren Tricksequenz wird der „Rückzug“ der Gletscher am Ende der letzten Eiszeit
dargestellt. Das komplizierte Wechselspiel zwischen dem Zurückschmelzen der Eisränder,
Meeresspiegelanstieg und Landhebung führten zu einer ständigen Verschiebung der Grenze
zwischen Land und Meer im Nord- und Ostseegebiet. Zu beobachten ist auch das Entstehen
eines riesigen Eisrandstausees (Baltischer Eissee) und schließlich das Eindringen des Meeres
in das Ostseebecken. Die Vorgänge laufen in einer Geschwindigkeit ab, bei der eine Sekunde
im Film etwa einem Jahrtausend in der Wirklichkeit entspricht.
Ergänzende Informationen
1. Die eiszeitlichen Gletscher in Europa
Heute wissen wir, dass die letzten beiden Jahrmillionen der Erdgeschichte durch eine Reihe
weltweit nachweisbarer Klimakatastrophen gekennzeichnet waren, die sich in unseren Breiten
als Eiszeiten auswirkten. Dieser letzte Abschnitt der Erdgeschichte, der noch heute andauert,
wird daher als Eiszeitalter oder Quartär bezeichnet.
In einer Kaltzeit (Eiszeit, Glazial) sanken die Jahresmitteltemperaturen in Mitteleuropa, die
heute etwa zwischen 6 und 8 °C liegen, um mehr als 10 °C ab, die Sommer wurden kurz und
kühl, die Winter lang und streng. In der Folge begannen die Gletscher der gemäßigten Breiten
zu wachsen und aus den Hochlagen der Gebirge talwärts zu kriechen. Schließlich ertranken
die Alpen im Gletschereis, aus dem nur noch die höchsten und schroffsten Gipfel herausragten. Nach Norden hin traten die Gletscher durch die Pforten der großen Alpentäler ins
Alpenvorland und stießen hier als flach ausgebreitete Vorlandgletscher weit nach Norden
vor. Während die Gletscher am Alpenrand oft Hunderte von Metern dick waren, dünnten sie
nach Norden zu langsam aus und erreichten am Eisrand schließlich ein labiles Gleichgewicht
zwischen Nachfließen und Abschmelzen des Eises.
Zur gleichen Zeit waren auf den Landmassen im nördlichen Europa und im arktischen Nordamerika kontinentale Eisschilde entstanden. Die Vergletscherung hatte vermutlich auch hier
in Gebirgsregionen begonnen, im Norwegischen Hochgebirge und in den Schottischen Highlands. Am Fuß der Berge dürften hier zunächst ausgedehnte Vorlandgletscher entstanden sein,
die von den Gebirgsgletschern genährt wurden. Diese Deckgletscher breiteten sich immer
weiter aus und wurden immer dicker, während sich ihre Nährgebiete zunehmend von den Gebirgen auf die Vorlandgletscher selbst verlagerten. Es entstanden schließlich zwei getrennte
Eiskappen, die ihre Nährgebiete selber trugen, eine größere über Skandinavien, eine kleinere
über den Britischen Inseln. Skandinavien war vom mehr als 3000 Meter dicken Nordeuropäischen Inlandeis bedeckt, dessen Zentrum im Gebiet von Mittelschweden und der
Ostsee lag und dessen Eiszungen bis in die Nordsee nach Westen und über die Ostsee und
Mecklenburg hinaus bis Berlin und Hamburg nach Süden und Osten vorstießen. Die beiden
Eiskappen dehnten sich mit der Zeit so weit aus, dass sie sich zeitweise berührten und miteinander verschmolzen.
Ihre größte Ausdehnung erreichten die meisten Gletscherzungen des Nordeuropäischen Inlandeises nicht während der letzten, der Weichsel-Eiszeit, sondern während der drittletzten,
der Ester-Eiszeit (entspricht vielleicht der Mindel-Eiszeit in Süddeutschland; siehe Tabelle).
Die Eisränder erreichten sogar Amsterdam, Münster, Erfurt und Dresden sowie den Nordrand
des Rheinischen Schiefergebirges. Auch die Alpengletscher stießen nicht in der letzten, der
Würm-Eiszeit, am weitesten vor. Die meisten Gletscherzungen hatten hier während der RißEiszeit (entspricht wohl der Saale-Eiszeit in Norddeutschland) die größte Ausdehnung. Sie
bedeckten die südlichen Teile des Bayerischen Alpenvorlandes, drangen in Baden-Württem-
berg bis auf die Schwäbische Alb und im Schweizer Mittelland bis zu den Jurabergen vor. Die
klimatische Schneegrenze lag damals so niedrig, dass selbst einige Mittelgebirge vergletschert
waren, wie Harz, Vogesen, Schwarzwald oder Bayerischer Wald. Spuren von eiszeitlichen
Kargletschern finden sich in Teilen des Allgäuer Alpenvorlandes noch bis in Höhen von etwa
1100 Metern über dem Meer!
Gliederung des quartären Eiszeitalters in Norddeutschland und in Süddeutschland.
Das Jung-, Mittel- und Altpleistozän ist dargestellt. Das Ältestpleistozän wurde dagegen weggelassen, obwohl es den größten Teil des Pleistozäns umfasst. Die älteren (mittel- und altpleistozänen) Abschnitte der beiden Zeitskalen sind bis heute nicht eindeutig parallelisierbar.
Die Zahlen geben, so weit bekannt, die Zahlen vor heute an. Zusammengestellt nach Wiegank
(1990) und Jerz (1995).
2. Meeresspiegelabsenkung und Glazial-Isostasie
In den Eisschilden waren während der Kaltzeiten so gewaltige Wassermengen gebunden, dass
der Meeresspiegel der Ozeane zeitweise mehr als 120 Meter unter seinem heutigen Niveau
lag. Weite Teile der Schelfgebiete fielen trocken, wie Nordsee, Adria oder Beringstraße. In
dieser Zeit waren Rhein, Loire und Themse Nebenflüsse der Elbe, die durch das weitgehend
trockene Nordseebecken über den Ärmelkanal abfloss und erst weit vor der bretonischen
Küste in den Nordatlantik mündete. Auch große Teile der Adria waren landfest; das Podelta
lag damals bis zu 300 Kilometer südöstlich von Venedig.
Die Geographie Europas war aber nicht nur wegen der Absenkung des Meeresspiegels ganz
anders als heute. Mehr als sechs Millionen Kubikkilometer Eis lagen damals in Nord- und
Westeuropa auf dem Festland. Dieses gewaltige Gewicht, das auf der Erdkruste lastete, begann die Erdoberfläche langsam nach unten zu drücken. Die Erde ist nämlich nicht starr,
sondern reagiert, wegen der hohen Gesteinstemperaturen im Erdinneren, zäh-plastisch. Im
Zentrum des Nordeuropäischen Inlandeises, wo das Eis mehr als 3000 Meter dick war und
einen Druck von mindestens 300 t/m² auf den Untergrund ausübte, wurde das Festland um
mehrere 100 Meter in die Tiefe gedrückt. Umgekehrt stiegen die nicht vergletscherten Gebiete
in der Umgebung der Eisschilde langsam auf. Diesen Vorgang, der sich beim Abschmelzen
des Eises wieder umkehrte nennt man Glazial-Isostasie.
3. Gletscher hinterlassen Spuren
Gletscher und ihre Schmelzwässer hinterlassen in der Landschaft deutliche Spuren, die auch
nach Jahrzehntausenden noch zu erkennen sind. Kargletscher z. B. hinterlassen weite Wannen an Bergflanken, die man als Kare bezeichnet. An der Sohle von mächtigen Gletschern
wird der Felsuntergrund bearbeitet und die vom Eis überströmten Berge und Felskuppen werden rundgeschliffen. Die Stoßseiten von solchen Rundhöckern tragen oft spiegelglatt
polierte, mit Schrammen versehene Gletscherschliffe. Das Eis arbeitet aber auch in die Tiefe
und schürft große und kleine Wannen aus. Diese Hohlformen füllen sich nach dem Eisrückzug mit Wasser. Deshalb sind ehemals vergletscherte Gebiete mit großen und kleinen
Seen förmlich übersät.
An anderen Stellen wiederum schmelzen an der Basis des Eises Geschiebelehme aus, die
durch die Eisauflast stark verdichtet sind und als „Grundmoräne“ bezeichnet werden. Die
eingeschlossenen Gesteinsbruchstücke, deren Oberflächen beim Transport im Eis geglättet
und mit tiefen Kratzern versehen werden, nennt man gekritzte Geschiebe. Vom Eis mittransportierte, metergroße Felsblöcke, die oft mit Bergstürzen auf die Gletscheroberfläche
gelangt sind, lässt der Gletscher beim Zurückschmelzen als Findlinge (Irrblöcke, Erratiker)
in der Landschaft liegen.
An der Gletscherstirn schmilzt der mitgebrachte Gesteinsschutt aus und häuft sich mit der Zeit
zu niedrigen Rücken und Kuppen an, die als Moränenwälle bezeichnet werden. Je nachdem,
ob Wälle an der Gletscherstirn oder an den Seiten eines Gletscherstromes entstehen, nennt
man sie Stirnmoränen oder Seitenmoränen (Ufermoränen). Endmoränen markieren die
Maximalstände eines Eisvorstoßes.
Gelegentlich finden sich flache Wannen und an Bombentrichter erinnernde Senken, die ihre
Existenz herausgeschmolzenen Gletscherteilen (Toteis) verdanken und als Toteislöcher oder
Sölle (Einzahl: Soll) bezeichnet werden.
An den Eisrändern treten die Schmelzwässer in Gletschertoren zutage. Schmelzwasser
sammelt sich aber auch in Seen und Bächen auf der Oberfläche der Gletscher und stürzt oft in
Wasserfällen über den Eisrand hinunter. Hier fließt das Wasser in Schmelzwasserrinnen ein
Stück weit am Eisrand entlang.
An den Zungenenden der Gletscher setzen die Sander an, oft kilometerbreite, ebene Flächen
aus Kiesen und Sanden, auf denen die vielfach verzweigten Schmelzwasserflüsse (Zopfströme) den Eisrand verlassen können. Deutlich eingeschnittene Schmelzwasserrinnen fallen
heute noch als Trockentäler auf. Besonders breite Trockentäler und Sander werden in Norddeutschland Urstromtäler genannt. Das Lechfeld oder die Münchner Schotterebene sind
ebenso extrem breite, eiszeitliche Sander.
Vielfach schneiden sich die Schmelzwasserflüsse in ihre eigenen Ablagerungen ein. Dadurch
fallen Teile der breiten Sander trocken. Diese älteren, inaktiven Kiesflächen (Terrassen) sind
mit scharfen Erosionskanten (Terrassenkanten) gegen den weiterhin aktiven Sander abgesetzt.
In Wannen, die das Eis ausgeschürft hat, sammelt sich das Schmelzwasser in kleineren und
größeren Schmelzwasserseen. Vielfach werden Eisrandstauseen vom Gletscher abgedämmt
und aufgestaut. Auf diesen milchig-trüben Seen schwimmen oft große Mengen von Eisbergen
herum. Am Boden setzen sich die feinsten Schwebstoffe in Form von fein geschichteten,
grauen Bändertonen (Bänderschluffe, Beckenschluffe) ab und füllen die Seebecken mit der
Zeit wieder auf.
Da aktive Moränen und Sanderflächen vegetationslos sind, können kräftige, trockene
Gletscherfallwinde, die über ihre Oberfläche fegen, den Feinanteil (Sand und Staub) ausblasen und am Rande der Schmelzwassertäler Sanddünen anhäufen. Solche Dünensand- und
Staubablagerungen sind in Deutschland als Lössdecken und Lössdünen erhalten geblieben.
4. Eiszeit-Pflanzen und Eiszeit-Tiere
Der Bereich zwischen dem Nordeuropäischen Inlandeis und dem alpinen Vereisungsgebiet
war weitgehend frei von Gletschern. In diesem damals völlig waldlosen Gebiet breiteten sich
karge Tundren und Steppen aus, wie heute noch z. B. in Grönland, in hohen Lagen der Alpen
oder in den Bergen Norwegens. Tundren (Zwergstrauchheiden) sind Miniwälder, Pflanzengesellschaften aus kaum kniehohen Holzpflanzen. Neben zwergwüchsigen Birken- und
Weidenarten gedeihen hier z. B. Rauschbeere, Krähenbeere oder Alpenrose. Steppen (Grasheiden) sind Pflanzengesellschaften von Kräutern, in denen neben verschiedenen Gräsern
auch viele Blumen vorkommen. Hier wachsen z. B. Seggen, Süßgräser, Wollgräser, Arnika,
Glockenblume, Weidenröschen oder Wintergrün. Während der Kaltzeiten gab es höchstens in
einigen windgeschützten Tälern der Alb oder des Rheinischen Schiefergebirges schütteres
Birken- und Weidengestrüpp. Kleinere Bestände von Bäumen konnten die Kaltzeiten in den
Tälern Siebenbürgens, des Balkan und der Pyrenäen überdauern. Große, geschlossene Wälder
gab es erst am Mittelmeer oder in den heute wüstenhaften Gebieten Nordafrikas und Vorderasiens.
Wie zahlreiche Knochenfunde in Deutschland zeigen, wurden die eiszeitlichen Steppen und
Tundren von einer Anzahl kälteangepasster Tiere bevölkert. Einige dieser Tiere kann man
auch heute noch in arktischen Ländern oder in zentralasiatischen Steppen beobachten, wie
Moschusochse, Rentier, Saiga-Antilope, Steppenwildpferd, Polarfuchs, Wolf, Schneehase,
Eistaucher oder Schneeammer. Andere sind inzwischen ausgestorben bzw. ausgerottet worden, wie Mammut, Auerochs, Steppenwiesent, Höhlenbär oder Höhlenlöwe.
5. Eisrückzug und Nacheiszeit
Die Gletscher hatten in den Eiszeiten nur während relativ kurzer Zeiträume große Ausdehnungen. In dazwischenliegenden, milderen Perioden schmolzen sie immer wieder stark zurück.
Manchmal stiegen die Temperaturen für einige Jahrzehntausende so stark an, dass sich die
Gletscher in die Hochlagen der Gebirge zurückziehen mussten. Wenn die Gletscher aber in
einer solchen Warmzeit (auch Zwischeneiszeit oder Interglazial genannt) weltweit abschmolzen, stieg der Meeresspiegel wieder an. Wir leben heute in einer solchen Warmzeit, die
Nacheiszeit (Postglazial) oder Holozän genannt wird.
Nicht lange nachdem die Gletscher der letzten Eiszeit (Würm- oder Weichsel-Eiszeit) ihre
größte Ausdehnung erreicht hatten, vor 25.000 bis 18.000 Jahren, setzte bereits eine zögernde
Klimaverbesserung ein. Sie führte im Alpenvorland wie in Norddeutschland zu einem allmählichen Zurückschmelzen der Eisränder. Vor etwa 14.000 Jahren, als das Nordeuropäische Inlandeis zwar schon etwas zurückgegangen war, das Ostseebecken aber noch immer noch unter
Gletschern verborgen lag, war das Alpenvorland schon weitgehend eisfrei. Dann wurde die
Klimaerwärmung dramatisch. Vor etwa 13.000 Jahren wurde der südliche Teil des Ostseebeckens vom Inlandeis freigegeben. Hier entstand ein riesiger Eisrandstausee, auf dem Eisberge herumschwammen, der Baltische Eissee. Vor etwa 11.000 Jahren brach dieser
Schmelzwassersee am Billingen in Südschweden nach Westen durchs Eis und lief aus. Über
die Vänern-Senke drang anschließend das Meer erstmals über Südschweden in die Ostsee ein.
Das komplizierte Wechselspiel zwischen dem Zurückschmelzen der Eisränder, dem Meeresspiegelanstieg und der in den eisfreien Gebieten einsetzenden glazial-isostatischen Landhebung führte zu einer ständigen Verschiebung der Küstenlinien im Nord- und Ostseegebiet.
Die durch Eisentlastung bedingte Landhebung geht im übrigen bis heute weiter und beträgt
im ehemaligen Zentrum des Eisschildes (Bottnischer Meerbusen) immer noch mehr als einen
Zentimeter pro Jahr! Weite Teile Skandinaviens, vor allem die besonders fruchtbaren Gebiete
in Süd- und Mittelschweden, sind deshalb ehemaliger Meeresboden und mit jungen Meeresablagerungen bedeckt. Umgekehrt sinken die Gebiete, die an die ehemaligen Eisschilde
angrenzen, langsam ab. Diese Landsenkung führte in historischer Zeit zu einem dramatischen
Vordringen des Meeres an der deutschen und niederländischen Nordseeküste. Um das Kulturland zu erhalten werden hier seit dem Mittelalter Deiche gebaut. Da das Land aber bis zum
heutigen Tage weiter sinkt, müssen diese ständig erhöht werden, um Überflutungen zu
vermeiden.
Vor etwa 10.000 Jahren begann die Nacheiszeit. Diese Grenze ist als Ende der Eiszeit,
besser als Ende der Würm- bzw. Weichsel-Eiszeit, einfach so festgelegt worden, obwohl sich
zu diesem Zeitpunkt die Alpengletscher bereits längst in die Hochlagen der Alpen zurückgezogen hatten, während das schrumpfende Nordeuropäische Inlandeis immer noch große
Teile Finnlands und Schwedens bedeckte. Das vom Eis freigegebene Land wurde teilweise
wieder vom Meer überflutet, der Rest überzog sich mit ausgedehnten Wäldern. Vor etwa 8000
Jahren waren auch die letzten Reste des Nordeuropäischen Inlandeises abgeschmolzen, die
sich bis dahin noch in Nordschweden gehalten hatten.
Zur Verwendung
Der Film eignet sich sowohl zur Behandlung der Themen „Eiszeit“ und „eiszeitlicher
Formenschatz“ als auch als Ergänzung zu den Schwerpunkten Erdgeschichte, Arktische
Länder, Tier- und Pflanzengeographie. Von den eiszeitlichen Landschaftsformen Nord- und
Süddeutschlands ausgehend, veranschaulicht der Film am Beispiel Grönlands, unter welchen
Bedingungen diese Landschaften während der Eiszeit entstanden sind. Er vermittelt dabei ein
konkretes Bild vom Aussehen der Landschaft in den Eiszeiten und von den schwer zu
erfassenden Vorgängen, die zum Aufbau der großen Eismassen in den Alpen wie in Norddeutschland, aber auch wieder zu deren Verschwinden geführt haben. Die wichtigsten Prozesse, die an und vor Eisrändern ablaufen und das Relief der ehedem vergletscherten Gebiete
Mitteleuropas entscheidend geprägt haben, werden anschaulich dargestellt.
Bei der Filmbetrachtung sollte möglichst ein Atlas zur Hand sein, denn die dramatische
Veränderung der Geographie Europas kann so besser nachvollzogen werden. Das grundlegende topografische Wissen ist bereits in der Vorbereitung auf den Film zu erarbeiten (siehe
Vorkenntnisse). Zur Vorbereitung sollte auch über das Fließen von Gletschern und die
Entstehung von Gletschereis aus Schnee gesprochen werden. Diese Schwerpunkte werden im
FWU-Film 42 02410 „Gletscher / Arbeitsvideo“ anschaulich behandelt, der auch zur Vertiefung des Themas gut geeignet ist.
Ergänzend zum Film können im Unterricht Dias (z. B. 10 3074 „Moränen als Landschaftsbildner“) oder Bilder gezeigt werden, anhand derer die Schülerinnen und Schüler glaziale
Phänomene wieder erkennen und deren Entstehung beschreiben sollen (z. B. Findlinge, Moränenlandschaft, Zungenbeckenseen, Toteislöcher). Einige Landschaftsformen, z. B. Zungenbeckenseen, können aufgrund ihrer Form auf Atlaskarten aufgespürt werden (in Norddeutschland: Mecklenburgische Seenplatte; in Süddeutschland: Seen des Alpenvorlandes, z.
B. Bodensee, Ammersee, Starnberger See, Chiemsee). Im Idealfall können im Rahmen eines
Ausflugs glaziale Phänomene vor Ort besichtigt werden.
Weitere Medien
32/42 10385 Gletscher in den Alpen. 16-mm-Film/VHS 15 min, f
42 02410 Gletscher. VHS/Arbeitsvideo 28 min, f
32/42 10262 Die Entstehung der Alpen. 16-mm-Film/VHS 15 min, f
42 02266 Alpen im Wandel. VHS 13 min, f
32 10133/42 01977 Zugspitze. 16-mm-Film/VHS 15 min, f
32 03730 Landschaft am Rande der Alpen. 16-mm-Film 15 min, f
32/42 10386 Aus der Erdgeschichte Deutschlands. 16-mm-Film/VHS 15 min, f
42 02269 Erdgeschichte – Die Erdneuzeit. VHS/Arbeitsvideo/6 Kurzfilme 20 min, f
32 10177/42 02174 Die deutsche Ostseeküste – Landschaft in Bewegung. 16-mm-Film/VHS,
15 min, f
42 02217 Island – Feuer und Eis. VHS 17 min, f
10 03074 Moränen als Landschaftsbildner. 12 Dias, f
66 00200 Die Alpen. CD-ROM
66 00090 Wetter und Klima. CD-ROM
66 00140 Erlebnis Erde: Erdgeschichte. CD-ROM
Produktion
Dr. Walter Sigl
im Auftrag des FWU Institut für Film und Bild, 1999
Buch, Regie und Kamera
Dr. Walter Sigl
Animation
GDT Schoschkola
Schnitt
Dr. Walter Sigl
Begleitkarte und Fachberatung
Dr. Herbert Scholz
Bildnachweis
Dr. Walter Sigl
Pädagogische Referentin im FWU
Dr. Gabriele Thielmann
Verleih durch Landes-, Kreis- und Stadtbildstellen
Verkauf durch FWU Institut für Film und Bild, Grünwald
Nur Bildstellen/Medienzentren:
ÖV zulässig
Für diese Filmproduktion ist ein FSK-Freigabevermerk
nicht erforderlich
© 1999
FWU Institut für Film und Bild
in Wissenschaft und Unterricht
gemeinnützige GmbH
Geiselgasteig
Bavariafilmplatz 3
D-82031 Grünwald
Telefon (089) 6497-1
Telefax (089) 6497-240
E-Mail [email protected]
Internet: http://www.fwu.de

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