Master-Thesis im Bereich Marketing
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Master-Thesis im Bereich Marketing
Master-Thesis im Bereich Marketing Sommersemester 2013 Julius-Maximilians-Universität Würzburg Freie wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Master of Science (M. Sc.) mit dem Thema: CSR-Strategien, Stakeholder-Dialog und Employer Branding Eingereicht bei: Prof. Dr. Margit Meyer Lehrstuhl für BWL und Marketing Julius-Maximilians-Universität Würzburg von: Radjeh, Katharina aus: Würzburg am: 26.10.2013 Matr.-Nr.: 1798444 ABSTRACT Das steigende Bewusstsein der Öffentlichkeit für die ökologische und soziale Verantwortungsübernahme der Unternehmen sowie ein zunehmender Wettbewerbsdruck veranlassen immer mehr Unternehmen dazu, Maßnahmen der Corporate Social Responsibility (CSR) nicht nur zu implementieren, sondern auch im Sinne eines am Stakeholder-Dialog orientierten Marketing- und Markenmanagements zu kommunizieren. Der Versuch, durch eine an den Stakeholdern orientierte Kommunikation, eine attraktive Arbeitgebermarke aufzubauen und damit sowohl potenzielle als auch bestehende Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden, wird als Employer Branding bezeichnet. Vor diesem Hintergrund setzt sich die vorliegende Arbeit mit der Wirkung von CSR-Aktivitäten auf die Arbeitgeberattraktivität der Unternehmen auseinander. Im Zuge der ausführlichen theoretischen Fundierung der Rahmenkonzepte von CSR und Employer Branding wird deutlich, dass nur eine strategische Implementierung der CSR-Aktivitäten Wettbewerbsvorteile, wie die Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität, generiert. Abgeleitet aus diesen Erkenntnissen können an den Best Practice Beispielen der Unternehmen dm-drogerie markt und BMW Group die Implementierung einer strategischen CSR identifiziert werden, die entscheidend die Reputation der Unternehmen und insbesondere auch die Arbeitgeberattraktivität erhöhen. Darüber hinaus gelingt es vor dem thematischen Hintergrund der Arbeit mithilfe einer Conjoint-Analyse aufzuzeigen, welche Unternehmenseigenschaften potenzielle Bewerber bei der Arbeitgeberwahl präferieren und damit explizit den Einfluss der CSR-Aktivitäten der Unternehmen zu analysieren. Es wird deutlich, dass die anvisierte Zielgruppe Aspekte des verantwortungsvollen unternehmerischen Handelns bei der Bewertung der Arbeitgeberattraktivität mit einbeziehen. Dabei wirken sich die CSR-Aktivitäten der ökologischen Dimension positiv auf die Arbeitgeberattraktivität aus, was für die Umsetzung der verantwortungsvollen Unternehmenshandlungen gemäß der sozialen CSR-Dimension nicht bestätigt werden kann. Als wichtige Erkenntnis zeigt sich weiter, dass die anvisierte Zielgruppe die Attraktivität eines potenziellen Arbeitgebers entsprechend der hierarchischen Bedürfniserfüllung im Sinne der Bedürfnispyramide von MASLOW beurteilt. Inhaltsverzeichnis II Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................... IV Abbildungsverzeichnis ............................................................................................ VI Tabellenverzeichnis ................................................................................................ VII Symbolverzeichnis ................................................................................................ VIII 1 Einführung ........................................................................................................... 1 1.1 Relevanz der Corporate Social Responsibility im Kontext des Employer Branding ............................................................................................... 1 1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit .................................................................................. 2 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR ................................................................ 4 2.1 Begriffsentwicklung und Definitionen................................................................ 4 2.2 Verwandte und ergänzende Konstrukte .............................................................. 6 2.3 CSR-Verständnis der EU-Kommission ............................................................ 10 2.4 Gründe für CSR-Aktivitäten der Unternehmen ............................................... 11 2.5 Systematisierung unterschiedlicher CSR-Formen ........................................... 12 2.5.1 Nichtstrategische CSR........................................................................ 14 2.5.2 Strategische CSR ................................................................................ 15 2.5.3 Formen der CSR ................................................................................. 16 2.6 Implementierung einer CSR-Strategie im Unternehmen................................ 18 2.6.1 Inside-Out-Perspektive ....................................................................... 19 2.6.2 Outside-In-Perspektive ....................................................................... 21 3 Employer Branding im Stakeholder-Dialog ................................................... 25 3.1 Relevante Theorien im Stakeholder-Dialog ..................................................... 25 3.1.1 Stakeholder-Ansatz nach Freeman ..................................................... 25 3.1.2 Anreiz-Beitrags-Gleichgewichtstheorie nach Barnard....................... 28 3.1.3 Motivationstheorie nach Maslow ....................................................... 32 3.2 Employer Branding ............................................................................................. 35 3.2.1 Begriffsentwicklung und Definitionen ............................................... 35 3.2.2 Ziele und Dimensionen des Employer Branding ............................... 38 Inhaltsverzeichnis 4 III CSR im Verbund mit Employer Branding ..................................................... 42 4.1 Aktueller Forschungsstand ................................................................................. 42 4.2 Best Practice Beispiel dm-drogerie markt ........................................................ 46 4.3 Best Practice Beispiel BMW Group .................................................................. 49 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl ................... 53 5.1 Konzeption und Forschungsdesign der empirischen Untersuchung ............. 53 5.2 Operationalisierung der Konstrukte .................................................................. 55 5.3 Stimuli-Design der Conjoint-Analyse ............................................................... 61 5.4 Datenerhebung und deskriptive Statistik .......................................................... 64 5.5 Datenauswertung und Ergebnisse ...................................................................... 67 5.5.1 Evaluierung des Messmodells ............................................................ 68 5.5.2 Conjoint-Analyse und Überprüfung der Hypothesen......................... 68 5.5.3 Clusteranalyse .................................................................................... 75 5.6 Zusammenfassende Interpretation und Diskussion der Ergebnisse .............. 82 6 Schlussbetrachtung und Erkenntnisse für Theorie und Praxis .................... 88 Anhang ...................................................................................................................... 90 Literaturverzeichnis ............................................................................................... 114 Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis Abb. Abbildung Aufl. Auflage Bed. Bedürfnis BMW Bayrische Motoren Werke bspw. beispielsweise bzw. beziehungsweise CO2 Kohlenstoffdioxid CSP Corporate Social Performance CSR Corporate Social Responsibility CSR2 Corporate Social Responsiveness engl. englisch et al. und andere EU Europäische Union f. folgende [Seite] ff. fortfolgende [Seiten] i.e.S. im engeren Sinn i.w.S. im weitesten Sinn ID identification IT Informationstechnologie Jg. Jahrgang m männlich max Maximum IV Abkürzungsverzeichnis min Minimum neg. negativ norm. normiert Nr. Nummer ökol. ökologisch PCF Product Carbon Footprint pos. positiv pot. potenziell rel. relativ S. Seiten Sig. Signifikanz SPSS Statistical Package for the Social Sciences sog. sogenannt soz. sozial Tab. Tabelle TBL Triple Bottom Line u. a. unter anderem UN United Nations vgl. vergleiche Vol. Volume w weiblich z. B. zum Beispiel V Abbildungsverzeichnis VI Abbildungsverzeichnis Abb. 1: CSR-Pyramide von Carroll ......................................................................... 13 Abb. 2: Formen der CSR .......................................................................................... 17 Abb. 3: CSR-Aktivitäten entlang der Wertkette ...................................................... 20 Abb. 4: CSR-Aktivitäten im Wettbewerbsumfeld ................................................... 23 Abb. 5: Stakeholder-Gruppen der CSR nach dem Züricher Ansatz ........................ 26 Abb. 6: Stakeholder-Gruppen des Employer Branding ........................................... 28 Abb. 7: Bedürfnispyramide von MASLOW ............................................................... 33 Abb. 8: Wettbewerbsvorteile durch strategische CSR-Aktivitäten .......................... 45 Abb. 9: CSR-Aktivitäten innerhalb der Wertkette von dm ...................................... 47 Abb. 10: CSR-Aktivitäten von dm im Wettbewerbsumfeld ...................................... 48 Abb. 11: CSR-Aktivitäten innerhalb der Wertkette von BMW ................................. 50 Abb. 12: CSR-Aktivitäten von BMW im Wettbewerbsumfeld ................................. 51 Abb. 13: Unternehmenseigenschaften klassifiziert nach der Bedürfnispyramide von MASLOW ............................................................................................... 56 Abb. 14: Stellenanzeige Stimulus 1 ........................................................................... 63 Abb. 15: Ausgangssituation Fragebogen.................................................................... 64 Abb. 16: Analyseschritte der Datenauswertung ......................................................... 67 Abb. 17: Mittelwerte der relativen Wichtigkeiten der Bedürfniskategorien .............. 73 Abb. 18: Relative Wichtigkeiten der Bedürfniskategorien und Bedürfnispyramide von MASLOW ............................................................................................... 74 Abb. 19: Dendrogramm des Single-Linkage-Verfahrens........................................... 76 Abb. 20: Dendrogramm des Average-Linkage-Verfahrens ....................................... 78 Abb. 21: Relative Wichtigkeiten Cluster 1 bis 4 ........................................................ 87 Tabellenverzeichnis VII Tabellenverzeichnis Tab. 1: Entwicklung des CSR-Begriffs ...................................................................... 5 Tab. 2: Unternehmenseigenschaften und Ausprägungen der Conjoint-Analyse...... 60 Tab. 3: Hypothesen 1 bis 5 ....................................................................................... 61 Tab. 4: Hypothese 6 .................................................................................................. 61 Tab. 5: Kategorien und ihre Ausprägungen im Conjoint-Design ............................. 62 Tab. 6: Durch PLANCARDS erzeugte Unternehmenskarte für Stimulus 1 ............ 63 Tab. 7: Deskriptive Statistiken ................................................................................. 67 Tab. 8: Korrelationen der Conjoint-Analyse ............................................................ 68 Tab. 9: Mittelwerte der normierten Teilnutzenwerte ............................................... 70 Tab. 10: Mittelwerte der normierten Teilnutzenwerte je Cluster ............................... 79 Tab. 11: Mittelwerte der normierten Teilnutzenwerte, der Variablen Alter und Bewerbungsintensität je Cluster ................................................................... 79 Tab. 12: Kreuztabelle der Variablen Geschlecht und Studium .................................. 80 Tab. 13: Kreuztabelle der Variablen Studiengang ..................................................... 80 Tab. 14: Besonderheiten der aus der Conjoint-Analyse resultierenden Cluster......... 85 Symbolverzeichnis VIII Symbolverzeichnis Symbol Schreibung β Beta β Bezeichnung Teilnutzenwert - minimaler Teilnutzenwert β - normierter Teilnutzenwert j - Eigenschaft j m - Ausprägung m N - Stichprobengröße Σ Sigma Ø - Durchschnitt % - Prozent ≙ - entspricht Summe 1 Einführung 1 1 Einführung 1.1 Relevanz der Corporate Social Responsibility im Kontext des Employer Branding In der Markenführung lässt sich zunehmend ein Trend zur Nachhaltigkeit erkennen, was die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen in den Mittelpunk der öffentlichen Diskussion stellt. Vor diesem Hintergrund setzt sich das effektive Nachhaltigkeitsmanagement als Business Case in der Praxis vermehrt durch.1 Demnach kann ein nachhaltiges Wirtschaften als ein entscheidender Erfolgsfaktor in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen verstanden werden. Die Managementlehre und Wirtschaftspraxis beschäftigen sich dabei insbesondere mit dem Thema Corporate Social Responsibility (CSR), das zunehmend auch in der Außendarstellung von Unternehmen eine wichtige Rolle einnimmt.2 Im Rahmen der Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung der Unternehmen im Sinne einer Umsetzung von CSR-Aktivitäten besteht auch die Möglichkeit der zielgerichteten Profilierung der Unternehmensmarke. Dabei impliziert der Aufbau einer gesellschaftlichen verantwortungsvollen und an den Interessen der Stakeholder orientierten Reputation insgesamt die Schaffung von Präferenzen auf zielgruppenspezifischer Ebene.3 Die Bedeutung der Unternehmensmarke steht besonders auf dem Arbeitsmarkt im Fokus der Wissenschaft und Praxis.4 Es gibt kaum ein Unternehmen, das sich nicht einem Wettbewerb um Talente, dem sog. War for Talent, ausgesetzt sieht, auch wenn dieser nur auf einige erfolgskritische Zielgruppen bezogen ist. Damit veranlasst die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt die Unternehmen vermehrt dazu, sich mit der unternehmenseigenen Positionierung als Arbeitgeber intensiv auseinanderzusetzen.5 Das Employer Branding im Sinne der strategischen Führung einer Unternehmensmarke, ausgerichtet auf die Zielgruppe der potenziellen und aktuellen Mitarbeiter, kann dabei als Schlüssel zum langfristigen Unternehmenserfolg verstanden werden. In diesem Zusammenhang gestaltet sich die Betrachtung des Reputationstreibers CSR als besonders interessant, denn im Rahmen einer Steigerung der Arbeitgeberattraktivität gilt es für Unternehmen, die Gewinnung, Förderung und Pflege des Nach- 1 2 3 4 5 Vgl. Meffert/Rauch/Lepp (2010), S. 28. Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 1. Vgl. Hermann (2005), S. 20. Vgl. Meffert/Bierwirth (2005), S. 144. Vgl. Eger/Schrank (2013), S. 771. 1 Einführung 2 wuchses sowie die Bindung der aktuellen Mitarbeiter langfristig zu gewährleisten.6 Dieser Hintergrund stellt die Unternehmen vor die Herausforderung, eine attraktive Arbeitgebermarke anhand eines an der Zielgruppe ausgerichteten Personalmarketings zu gestalten.7 1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit Die wachsende Bedeutung der unter dem CSR-Begriff diskutierten gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen ist Ausgangspunkt, um in der vorliegen Arbeit den aus der Implementierung und Kommunikation von CSR resultierenden Mehrwert für das Employer Branding zu beleuchten. Ziel ist es dabei, einen theoretischen Bezugsrahmen beider Konzepte zu formulieren, um anschließend aus einem praktischen und empirischen Blickwinkel die Vereinbarkeit von CSR und Employer Branding zu prüfen. Im Anschluss an die Einführung erfolgt in Kapitel 2 die umfassende Erläuterung der konzeptionellen Grundlagen des CSR-Ansatzes. Ausgehend von der historischen Entwicklung wird zunächst ein allgemeines Begriffsverständnis hergeleitet. Darauf aufbauend werden unterschiedliche Formen der CSR dargelegt sowie ein geeigneter Analyserahmen der strategischen CSR-Implementierung im Unternehmen geschaffen, welcher in den Best Practice Beispielen seine Anwendung findet. In Hinblick auf die empirische Untersuchung werden zudem die unterschiedlichen Dimensionen der CSR erläutert, anhand derer sich CSR-Aktivitäten in Kategorien einordnen lassen. Daran anschließend beinhaltet Kapitel 3 die umfassende theoretische Fundierung des Employer-Branding-Konzepts im Stakeholder-Dialog. Hierbei werden zunächst die grundlegenden Theorien aufgeführt, die sowohl im Kontext der CSR als auch im Rahmen des Employer Branding den Bezugsrahmen des StakeholderDialogs bilden. Es folgt die nähere Betrachtung des Employer Branding als zweites theoretisches Rahmenkonzept. In Anlehnung an den theoretischen Aufbau des CSRAnsatzes werden hier zunächst die Begriffsentwicklung sowie die relevanten Definitionen aufgezeigt, bevor die Ziele und die Dimensionen des Employer Branding identifiziert werden. In Kapitel 4 wird die Vereinbarkeit der Rahmenkonzepte von CSR und Employer Branding aufgezeigt. Hierzu wird in einem ersten Schritt ein Überblick über den aktuellen Stand der empirischen Forschung anhand ausgewählter Studien gegeben. Daran anknüpfend zeigen die Best Practice Beispiele der Unter6 7 Vgl. Leonhardt (1999), S. 247. Vgl. Pett/Kriegler (2007), S. 19. 1 Einführung 3 nehmen dm-drogerie markt und BMW Group die positiven Auswirkungen einer strategischen CSR-Implementierung auf die Arbeitgeberattraktivität. Aufbauend auf den gewonnen Erkenntnissen wird in Kapitel 5 ein Forschungsdesign zur empirischen Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl entwickelt. Dabei wird anhand einer Conjoint-Analyse untersucht, nach welchen Kriterien die anvisierte Zielgruppe tatsächlich die Attraktivität eines potenziellen Arbeitgebers beurteilt. In diesem Kontext gilt es, die Forschungsfrage der Arbeit zu beantworten, ob verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln die Attraktivität eines Unternehmens als Arbeitgeber beeinflusst. Im Rahmen einer statistisch fundierten Typenbildung erfolgt in einem weiteren Schritt eine Clusteranalyse. Abschließend umfasst Kapitel 6 die Schlussbetrachtung der Arbeit, welche die gewonnen Erkenntnisse im thematischen Gesamtzusammenhang aufzeigt und Implikationen für Theorie und Praxis liefert. 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 2 4 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 2.1 Begriffsentwicklung und Definitionen Die Literatur weist trotz der weitreichenden Bekanntheit des Begriffes Corporate Social Responsibility keine eindeutige Abgrenzung des CSR-Verständnisses auf.8 Die Entwicklung des Konstrukts hat ihren Ursprung, basierend auf einer Vielzahl wissenschaftlicher Forschungen, in den 1930er Jahren. Der Managementtheoretiker BARNARD begründet 1938 erstmals in seiner für die gegenwärtige Managementlehre elementaren Publikation „The Functions of the Executive“ die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung als eine wesentliche Aufgabe der Manager.9 Als Grundstein des modernen CSR-Verständnisses kann die Betrachtungsweise von BOWEN in seinem Werk „Social Responsibilities of the Businessman“ aus dem Jahr 1953 verstanden werden.10 Wissenschaftler betrachten diese Publikation als ersten Versuch, soziale und wirtschaftliche Belange miteinander zu verknüpfen. BOWEN verdeutlicht in diesem Zusammenhang, dass die Manager eines Unternehmens persönlich in der Verantwortung stehen, sich an den herrschenden gesellschaftlichen Wertvorstellungen zu orientieren. Die möglichen gesellschaftlichen Konsequenzen aus unternehmerischen Entscheidungen und Handlungen dürfen demzufolge nicht außer Acht gelassen werden und müssen in die Unternehmensstrategien mit einfließen.11 Seit BOWENS Publikation weist die internationale Literatur eine Vielzahl von CSRDefinitionen auf, welche die geforderte Verantwortungsübernahme von Managern und Unternehmen beschreiben.12 Die nachfolgende Tabelle 1 fasst im Zuge der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem CSR-Begriff ab der Mitte des 20. Jahrhunderts die wichtigsten Ansätze zusammen, die den CSR-Inhalt zu konkretisieren versuchen. Die historische Entwicklung des CSR-Verständnisses soll dabei mittels der inhaltlichen Fokussierung der Publikationen der bedeutendsten Autoren in diesem Kontext verdeutlicht werden. 8 9 10 11 12 Vgl. Pedersen (2006), S. 139. Vgl. Barnard (1938/1968), S. 258 ff; Carroll (1999), S. 269. Vgl. Bowen (1953); Carroll (1999), S. 269. Vgl. Lee (2008), S. 56 f. Vgl. Hansen/Schrader (2005), S. 375. 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR Bowen 1953 „It refers to the obligations of businessmen to pursue those policies, to make Ökonomische und soziale those decisions, or to follow those lines Verantwortungsübernahof action which are desirable in term of me der Manager. the objectives and values of our society.“ (S. 6.) Drucker 1954 „(…) the managers (...) decisions have great impact upon society, and (…) they have to make decisions that shape the economy, the society and the lives of individuals.“ (S. 382.) Davis 1960 Entscheidungen der Manager implizieren sowohl unternehmerische als auch soziale Verantwortung. „(…) [it] refer[s] to businessmen's decisions and actions taken for reasons at Gesellschaftliche Verantleast partially beyond the firm's direct wortungsübernahme der Manager. economic or technical interest.“ (S. 70.) McGuire 1963 „The idea of social responsibilities supposes that the corporation has not only economic and legal obligations but also certain responsibilities to society which extend beyond these obligations.“ (S. 144.) Walton 1967 „In short, the new concept of social responsibility recognizes the intimacy of the relationships between the corporation Freiwillige gesellschaftliche and society and realizes that such relaVerantwortungsübernahtionships must be kept in mind by top me der Unternehmen. managers as the corporation and the related groups pursue their respective goals.” (S. 18.) Carroll 1979 „The social responsibility of business encompasses the economic, legal, ethical, and discretionary expectations that society has of organizations at a given point in time.” (S. 500.) Verknüpfung der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung mit einem zusätzlichen Gewinnanreiz. Drucker 1984 „But the proper social responsibility of business is (…) to turn a social problem into economic opportunity and economic benefit, into productive capacity, into human competence, into well-paid jobs, and into wealth.“ (S. 62.) Gewinnanreiz als Voraussetzung der gesellschaftlichen Verantwortungsübernahme der Unternehmen. Tab. 1: Entwicklung des CSR-Begriffs Fokussierung der Verantwortungsübernahme der Unternehmen gegenüber der Gesellschaft. CSR als Aufgabe der Manager Inhaltsfokussierung CSR als Aufgabe der Unternehmen Definition CSR und Gewinnanreiz Autor 5 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 6 Anhand der aufgeführten Definitionen wird ersichtlich, dass in den frühen Publikationen eine gesellschaftliche Verantwortungsübernahme in der Ökonomie als Aufgabe der Manager im Unternehmen gesehen wird. In diesem Kontext sprechen die Autoren daher zunächst von dem Begriff Social Responsibility.13 In der weiteren Konkretisierung des CSR-Verständnisses entwickelt sich die gesellschaftliche Verantwortung zu einem umfassenden Konzept für das gesamte Unternehmen. Die geforderte Verantwortungsübernahme weitet sich dabei von der ursprünglichen Managerperspektive auf die gesamte Unternehmensphilosophie aus.14 So stellt auch WALTON im Zusammenhang mit unternehmerischer gesellschaftlicher Verantwortung in seiner Publikation „Corporate Social Responsibilities“ das Unternehmen bereits im Titel in den Vordergrund.15 Die weitere Phase der Konzeptualisierung des CSRVerständnisses prägen insbesondere die Autoren CARROLL und DRUCKER. Sie verknüpfen in ihren Definitionen die unternehmerische Einbindung gesellschaftlicher Verantwortung mit der Komponente ökonomischer Vorteilhaftigkeit.16 Nach CARROLL handeln Unternehmen entsprechend den Erwartungen der Gesellschaft, wenn sie sowohl den rechtlichen Vorgaben und den ethischen Normen als auch dem profitorientierten Managementansatz gerecht werden.17 DRUCKER sieht für Unternehmen den ökonomischen Aspekt als notwendige Bedingung, um eine gesellschaftliche Verantwortungsübernahme zu gewährleisten. Damit wird das ursprüngliche CSR-Verständnis um die Integration eines zusätzlichen Gewinnanreizes erweitert.18 2.2 Verwandte und ergänzende Konstrukte Im Rahmen der begrifflichen Entwicklung der CSR finden auch ergänzende Konstrukte wie die Corporate Social Performance (CSP) in den 1970er Jahren ihren Ursprung.19 Das Konzept der CSP dient der Messung und Analyse der Verantwortungsleistung eines Unternehmens und zeigt die operative Umsetzung des CSRAnsatzes auf.20 Dabei soll die Effektivität und Wirksamkeit des unternehmerischen Verhaltens im Kontext des übergeordneten CSR-Ansatzes messbar gemacht wer- 13 14 15 16 17 18 19 20 Vgl. Bowen (1953), S. 6; Davis (1960), S. 70; Drucker (1954), S. 382. Vgl. McGuire (1963), S. 144; Walton (1967), S. 18. Vgl. Walton (1967). Vgl. Carroll (1979), S. 500; Drucker (1984), S. 62. Vgl. Carroll (1999), S. 283 f. Vgl. Carroll (1999), S. 286; Drucker (1984), S. 62. Vgl. Carroll (1999), S. 279; Loew et al. (2004), S. 22. Vgl. Kirstein (2009), S. 46; Loew et al. (2004), S. 22. 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 7 den.21 Insgesamt kann auf diese Weise ein Zusammenhang zwischen der ökonomischen Performance und der Verantwortung des Unternehmens hergestellt werden.22 Um die Messbarkeit der unternehmerischen Verantwortung zu gewährleisten, ordnet SETHI die CSR unterschiedlichen Kategorien zu. Dabei unterscheidet SETHI drei Stufen unternehmerischen Handelns, die sich entsprechend ihrer Reaktion auf die gesellschaftlichen Erwartungen differenzieren lassen. Unternehmerisches Handeln, das rein ökonomischer bzw. rechtlicher Natur ist, beschreibt die erste Stufe, die sog. social obligation. Die Verhaltensweise eines Unternehmens orientiert sich dabei an den Marktanforderungen und der Erfüllung rechtlicher Vorgaben. Die zweite Stufe – social responsibility – klassifiziert unternehmerisches Handeln, das über den Rahmen der Stufe der social obligation hinausgeht. Der Versuch des Unternehmens, die gesellschaftlichen Erwartungen, Werte und Normen zu erfüllen und diese in die Unternehmensleistung zu integrieren, steht hier im Mittelpunkt. Social responsiveness bezeichnet nach SETHI die dritte Stufe, welche diejenigen unternehmerischen Verhaltensweisen umfasst, die sich in der Unternehmenstätigkeit entsprechend den sozialen Erwartungen fest etabliert haben und im täglichen Unternehmensverhalten erkennbar sind.23 Diese systematische Kategorisierung von SETHI zeigt bereits die Vielschichtigkeit unterschiedlicher CSR-Konzepte auf und weist damit auf das weite Spektrum der Effektivität und Wirksamkeit unternehmerischer Verhaltensweisen im CSRKontext hin.24 Die normative Verankerung des CSR-Ansatzes entwickelt sich Mitte der 1970er Jahre zu einem Konzept der aktiv gestaltenden Einflussnahme von Unternehmen auf die Gesellschaft weiter.25 Dabei werden die ursprünglichen ethisch-moralischen Verantwortlichkeiten um Verhaltensimplikationen der Unternehmen ergänzt.26 Diese Betrachtungsweise wird als Corporate Social Responsiveness (CSR2) bezeichnet27 und kann als die strategische Einbindung des CSR-Ansatzes verstanden werden.28 Die Unternehmen sollen demnach in Bezug auf die gesellschaftlichen Einflüsse nicht nur eine reaktive Rolle einnehmen, sondern in aktiver Form gegenüber dem Anliegen 21 22 23 24 25 26 27 28 Vgl. Fifka (2011), S. 30. Vgl. Loew et al. (2004), S. 22 f. Vgl. Sethi (1975), S. 63. Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 5. Vgl. Kirstein (2009), S. 46. Vgl. Ackermann (1973), S. 89 f; Sethi (1975), S. 62 f. Vgl. Frederick (1978), S. 154. Vgl. Kirstein (2009), S. 46. 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 8 der jeweiligen Anspruchsgruppen auftreten.29 Nach WADDOCK können in diesem Zusammenhang gesellschaftliche Probleme nur dann beeinflusst werden, wenn die Unternehmen aktiv auf die einzelnen Stakeholder zugehen. Als eine Form der praktischen Umsetzung von CSR2 sieht der Autor den Global Compact der United Nations (UN)30 und die Global Reporting Initiative31 an, die hierbei insbesondere unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen berücksichtigen.32 Insgesamt geht die strategische Einbindung externer Anspruchsgruppen im Kontext der CSR2 auf die Erfüllung des Anspruchs eines Managementansatzes zurück, was im Vergleich zum ursprünglichen CSR-Ansatz den rein normativen Anspruch in den Hintergrund treten lässt.33 Wie anhand der Definition von WADDOCK zu erkennen ist, weist das CSR2-Konzept deutliche Überschneidungen mit dem auf FREEMAN zurückgehenden StakeholderAnsatz34 auf: „Responsiveness means that companies took explicit and forward looking action to deal with external constituencies (…) (stakeholders) and social / public issues.“35 Im Sinne des Stakeholder-Ansatzes nach FREEMAN wird die strategische Sichtweise, die Unternehmensumwelt verstärkt in die unternehmerischen Tätigkeiten einzubinden, theoretisch fundiert.36 Der Stakeholder-Ansatz ist dabei als Gegenpol zu FRIEDMANS Shareholder-Ansatz37 zu sehen.38 Die Sichtweise des Stakeholder-Ansatzes stellt die soziale Verantwortung und die Interessen aller Anspruchsgruppen in den Mittelpunkt.39 Zu diesen Anspruchsgruppen zählen bspw. neben den Anteilseignern auch die Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten.40 In Bezug auf die explizite Formulierung unternehmerischer gesellschaftlicher Verantwortung lässt sich der Stakeholder-Ansatz im Vergleich zum CSR-Ansatz eindeutig differenzieren. So enthält der CSR-Ansatz nur ungenaue Spezifikationen bezüglich der Zuweisung der Verantwortungsübernahme seitens der Unternehmen. Im Gegensatz da29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 Vgl. Frederick (1978), S. 155; Carroll/Buchholtz (2008), S. 55. „Der Global Compact der Vereinten Nationen ist eine strategische Initiative für Unternehmen, die sich verpflichten, ihre Geschäftstätigkeiten und Strategien an zehn universell anerkannten Prinzipien aus den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung auszurichten.“ Deutsches Global Compact Netzwerk (2013). Die Global Reporting Initiative steht für eine weltweit etablierte Nachhaltigkeitsberichterstattung. In einem umfassenden Rahmen wird dabei allen Organisationen ermöglicht, ihre ökonomische, ökologische und gesellschaftlichen Leistung und damit die fundamentalen Bereiche der Nachhaltigkeit abzubilden. Vgl. Global Reporting Initiative (2013). Vgl. Waddock (2004), S. 16. Vgl. Loew et al. (2004), S. 20. Vgl. Freeman (1984). Waddock (2004), S. 16. Vgl. Falck/Heblich (2006), S. 8. Vgl. Friedman (1970). Vgl. Ivanišin (2006), S. 94. Vgl. Bergen (2011), S. 132. Vgl. Hinterhuber (2004), S. 256. 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 9 zu gibt der Stakeholder-Ansatz hier konkrete Handlungsrichtungen vor, indem die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen mit der Benennung einzelner Anspruchsgruppen personalisiert wird.41 Da im Kontext der vorliegenden Arbeit die Ausgestaltung des Stakeholder-Dialogs eine wichtige Rolle einnimmt, wird der umfassende theoretische Bezugsrahmen des Stakeholder-Ansatzes in Kapitel 3 ausführlich erläutert. Die aufgezeigte Einordnung des CSR-Ansatzes bezieht sich bislang auf die soziale und ökonomische Ausrichtung der Unternehmensaktivitäten. Eine Erweiterung der gesellschaftlichen Verantwortung der Unternehmen um die ökologische Dimension erfolgt im Kontext des Begriffs der Nachhaltigkeit (Sustainability).42 Ursprünglich entwickelte sich der Nachhaltigkeitsbegriff unabhängig vom CSR-Konzept. So fokussiert der Begriff der Nachhaltigkeit insbesondere die ökologischen Aspekte unternehmerischen Handelns, während sich CSR im Wesentlichen auf soziale Belange bezieht.43 Aus historischer Sicht ist der Begriff der Nachhaltigkeit dem Begriff der CSR zeitlich nachgelagert und gilt als Ergänzung der sozialen und ökonomischen gesellschaftlichen Verantwortung um eine ökologische Komponente.44 Die bedeutendste Definition von nachhaltiger Entwicklung entstammt dem von der BRUNDTLAND-KOMMISSION 45 im Jahr 1987 vorgelegten Bericht „Our Common Future“.46 Demnach gilt eine Entwicklung als nachhaltig, „wenn sie die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass zukünftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“47 Dieser Zusammenhang zeigt auf, dass langfristig die Balance zwischen den Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales gewährleistet werden muss, um negative Effekte zu vermeiden.48 Die Erweiterung der CSR um die ökologischen Aspekte der Nachhaltigkeit entspricht dem Prinzip der Triple Bottom Line (TBL).49 Demnach basiert die unternehmerische Zielsetzung auf der Berücksichtigung sozialer, ökologischer und ökonomischer Gesichtspunkte in den Managemententscheidungen.50 Insgesamt resultiert die nachhaltige Unterneh41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 Vgl. Carroll (1991), S. 43. Vgl. Schranz (2007), S. 24. Vgl. Van Duong Dinh (2011), S. 19. Vgl. Schranz (2007), S. 24. Das Gremium der 1983 eingesetzten UN-Kommission für Umwelt und Entwicklung ist nach ihrer Vorsitzenden, der seinerzeitigen norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland benannt. Vgl. Loew et al. (2004), S. 58. Vgl. Kirstein (2009), S. 54. Hauff (1987), S. 46. Vgl. Loew et al. (2004), S. 58. Vgl. Elkington (1997), S. 69 f. Vgl. Ruter/Hofmann (2009), S. 14. 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 10 menstätigkeit im Kontext der TBL aus der erfolgreichen Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien im Sinne einer langfristigen und stabilen Performance der Unternehmen in allen drei Bereichen.51 2.3 CSR-Verständnis der EU-Kommission Die verschiedenen Ansätze und Entwicklungspfade des CSR-Begriffs sowie die inhaltlichen Überschneidungen mit anderen Konzepten zeigen, dass für diesen Betrachtungsgegenstand keine einheitliche Definition und kein homogenes Verständnis existieren. Der Begriff CSR befindet sich bis heute in einer kontinuierlichen Entwicklungsphase, was folglich eine einheitliche Abgrenzung nur schwer ermöglicht.52 Eine CSR-Definition, die in Europa als allgemeingültig angesehen wird, ist die der EU-KOMMISSION.53 In ihrem Grünbuch definiert sie im Jahr 2001: „[Corporate Social Responsibility ist] (…) ein Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zu integrieren“.54 Die Autoren LOEW ET AL. arbeiten Elemente heraus, die gemäß dieser Definition und dem entsprechenden CSR-Verständnis der EU-KOMMISSION von besonderer Bedeutung sind. CSR bezieht sich demnach auf diejenigen unternehmerischen Handlungen, die auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit ausgerichtet sind. Dabei soll insgesamt ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung geleistet werden. Weiter umfasst die CSR die Einhaltung von Rechtsvorschriften und fokussiert darüber hinaus das unternehmerische Engagement. Die CSR ersetzt dabei weder die bestehenden Rechtsvorschriften noch behindert sie die Entwicklung neuer.55 Die EU-Kommission identifiziert mittels ihrer CSR-Definition Ansatzpunkte für die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung der Unternehmen und zeigt damit die potenziellen Handlungsfelder auf.56 Der europäischen Wirtschaft und Politik dient dieses CSR-Verständnis daher als grundlegende Richtlinie.57 Folglich wird die Defi- 51 52 53 54 55 56 57 Vgl. Fröhlich (2011), S. 12. Vgl. Schneider (2012), S. 19. Vgl. Loew et al. (2004), S. 14. EU-Kommission (2001), S. 7. Vgl. Loew et al. (2004), S. 48. Vgl. Kirstein (2009), S. 51. Vgl. Loew et al. (2004), S. 48. 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 11 nition der EU-KOMMISSION auch in der vorliegenden Arbeit dem Verständnis des CSR-Begriffs zugrunde gelegt. Den Grundsatz der EU-Kommission, kurzfristig ausgerichtetes Handeln zu vermeiden, um die langfristige Sicherung der Wirtschaftsleistung nicht zu gefährden, greifen die Autoren PORTER/KRAMER als ein Argument für die gesellschaftliche Verantwortungsübernahme der Unternehmen auf.58 Insgesamt nennen sie vier Aspekte, die die CSR-Aktivitäten der Unternehmen begründen, welche im Folgenden aufgezeigt werden. 2.4 Gründe für CSR-Aktivitäten der Unternehmen Hinter der gesellschaftlichen Verantwortungsübernahme der Unternehmen in Form von CSR-Aktivitäten stehen den Autoren PORTER/KRAMER zufolge vier grundlegende Motive: Die moralische Verpflichtung der Unternehmen, das nachhaltige Wirtschaften, eine sog. gesellschaftliche Betriebslizenz und die Reputation der Unternehmen.59 Grundlegend ist das gesellschaftliche Engagement durch ein moralisches Pflichtgefühl geprägt, das die Unternehmer dazu veranlasst, sich als „gute Mitbürger“ zu sehen, die „Gutes tun“. Darüber hinaus sehen PORTER/KRAMER als Grund für unternehmerische CSR-Aktivitäten die langfristige Sicherung der Wirtschaftsleistung an. Um diese zu erreichen, können Unternehmen nicht im Rahmen kurzfristiger Entscheidungshorizonte agieren, sondern müssen bei ihrem wirtschaftlichen Handeln nachhaltig auf die Gesellschaft und die Umwelt Rücksicht nehmen. Als ein weiterer Aspekt der gesellschaftlichen Verantwortungsübernahme der Unternehmen sehen die Autoren die sog. gesellschaftliche Betriebslizenz. Diese beschreibt für ein Unternehmen die Notwendigkeit, dass seine Geschäftstätigkeit von der Gesellschaft und deren Interessenvertretern, insbesondere auch der Regierung, einer ausdrücklichen Zustimmung oder wenigstens einer Tolerierung bedarf. Die gesellschaftliche Betriebslizenz stellt dabei einen guten Ansatzpunkt für die Umsetzung derjenigen CSRAktivitäten dar, die für die Stakeholder von Bedeutung sind. Als viertes Argument für eine unternehmerische Verantwortungsübernahme, welches gleichzeitig ein wichtiger Aspekt der in der vorliegenden Arbeit untersuchten Fragestellung ist, stellt die Reputation der Unternehmen dar. Unternehmen haben mithilfe von CSRAktivitäten die Möglichkeit, ihre Reputation zu verbessern und damit sowohl ihr 58 59 Vgl. Porter/Kramer (2007), S. 19. Vgl. Porter/Kramer (2007), S. 19. 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 12 Image als auch ihre Markenstärke zu steigern.60 Dieser Zusammenhang soll in der Gesamtbetrachtung der Arbeit ausführlich erläutert und analysiert werden. Alle vier Aspekte zeigen in einer allgemeinen Betrachtung Gründe seitens der Unternehmen auf, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Dabei wird zunächst noch kein konkreter Zusammenhang zur Ausrichtung einer CSR hergestellt. Demnach wird nicht deutlich, welche Form der CSR-Aktivitäten welche Wirkung erzielt, sodass die Frage noch ungeklärt bleibt, wie Unternehmen besonders effektiv und effizient gesellschaftliche Verantwortung umsetzen können.61 Um die unterschiedlichen Ausprägungen der CSR in der Praxis systematisch einzuordnen, bedarf es daher einer Kategorisierung des CSR-Konzepts in weitere Teilbereiche.62 2.5 Systematisierung unterschiedlicher CSR-Formen Die bereits aufgezeigte Begriffsabgrenzung der CSR lässt erkennen, wie vielfältig das Wahrnehmen gesellschaftlicher Verantwortung der Unternehmen gestaltet werden kann. Das von MÜNSTERMANN formulierte Gestaltungsparadigma der CSR konkretisiert die einzelnen Dimensionen einer Implementierung der CSR in Unternehmen: „Mit welcher Zielsetzung und mit welcher Intensität (Ausmaß) übernimmt das Unternehmen in welchen Bereichen gegenüber welchen Stakeholdergruppen in welcher Form gesellschaftliche Verantwortung.“63 Die Mehrdimensionalität des CSRBegriffs bringt die auf CARROLL zurückgehende CSR-Pyramide zum Ausdruck.64 Diese stellt in der Literatur eine bekannte und oft belegte Systematisierung der CSR dar.65 CARROLL unterscheidet dabei vier Ebenen der gesellschaftlichen Verantwortung seitens der Unternehmen, welche in der CSR-Pyramide abgebildet werden (siehe Abb. 1). Das Konzept beinhaltet die Annahme, dass die unternehmerische Verantwortung gegenüber der Gesellschaft über die ökonomische und rechtliche Ebene hinaus geht und die ethische und die philanthropische Ebene mit einbezieht.66 Die ökonomische Dimension stellt dabei lediglich die unternehmerische Grundverantwortung dar und beinhaltet die Profitabilität des Unternehmens.67 Auf der zweiten Ebene sieht CARROLL die rechtliche Verantwortung der Unternehmen und damit die Verantwortungsübernahme aus Gründen der Einhaltung von Gesetzen und Regulie60 61 62 63 64 65 66 67 Vgl. Porter/Kramer (2007), S. 19 ff. Vgl. Porter/Kramer (2007), S. 21. Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 11. Münstermann (2007), S. 46. Vgl. Van Duong Dinh (2011), S. 15. Vgl. Schaltegger (2011), S. 189. Vgl. Carroll (1991), S. 42. Vgl. Carroll (1991), S. 40 f. 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 13 rungen. Darüber hinaus reicht die ethische Verantwortung der Unternehmen. Diese ist nicht in den Gesetzen verankert und wird lediglich von der Gesellschaft gefordert. Damit beruht die ethische Verantwortung auf der freiwilligen Verantwortungsübernahme der Unternehmen.68 Die CSR-Aktivitäten der Unternehmen, die allein auf die Initiative der Unternehmen zurückzuführen sind und weder rechtliche noch gesellschaftliche Erwartungen widerspiegeln, werden von CARROLL als philanthropische Verantwortung bezeichnet. Unternehmer gehen diesem Engagement nach, um als „gute Bürger der Gesellschaft“ dem Wohl der Gesellschaft zu dienen.69 Philanthropische Verantwortung Ethische Verantwortung Rechtliche Verantwortung Ökonomische Verantwortung Abb. 1: CSR-Pyramide von Carroll Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Carroll (1991), S. 42. Kritisch zu betrachten ist allerdings, dass die Systematisierung nach Carroll die ökonomische Verantwortung als Basis für jegliche gesellschaftliche Verantwortungsübernahme der Unternehmen sieht. Darüber hinaus lässt sich die vorgenommene Abgrenzung der vier Ebenen nur schwer auf die Realität übertragen.70 LANTOS modifiziert daher das Modell von CARROLL. In seiner Publikationen ordnet der Autor die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen drei Ausprägungen zu: der ethischen CSR, der altruistischen CSR und der strategischen CSR. Dabei impliziert auch die ethische CSR im Sinne des moralischen Handelns die ökonomische und gesetzliche Verantwortung der Unternehmen.71 CARROLLS philanthropische Verantwortung unterteilt LANTOS in die altruistische CSR und die strategische CSR.72 Damit ergänzt 68 69 70 71 72 Vgl. Carroll (1991), S. 41. Vgl. Carroll (1991), S. 42. Vgl. Schneider (2004), S. 23 f. Vgl. Lantos (2001), S. 605. Vgl. Lantos (2001), S. 600. 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 14 er als zusätzliche Form die strategische CSR, welche CARROLL in seiner Systematisierung unberücksichtigt lässt.73 Allgemein betrachtet kann damit im Rahmen des verantwortungsvollen unternehmerischen Handelns zwischen einer nichtstrategischen und einer strategischen CSR unterschieden werden. Beide Formen sollen im Folgenden ausführlich betrachtet werden, um aus Unternehmenssicht einen theoretischen Bezugsrahmen für eine sinnvolle Implementierung der CSR zu gewinnen.74 2.5.1 Nichtstrategische CSR In den Kontext einer nichtstrategischen CSR lassen sich diejenigen gesellschaftlich verantwortungsvollen Unternehmenshandlungen einordnen, die in keinem direkten Bezug zum vorhandenen Geschäftsmodell stehen.75 Dies entspricht den nach LANTOS systematisierten CSR-Formen der ethischen und altruistischen CSR.76 Die ethische CSR verkörpert dabei eine grundlegende Pflicht von sozialer Verantwortung, der die Unternehmen gegenüber den Stakeholdern gerecht werden müssen.77 Die moralischen Verpflichtungen richten sich dabei auf diejenigen Individuen, die durch die jeweiligen unternehmerischen Tätigkeiten negativ beeinflusst werden können, bspw. auf physische, mentale oder emotionale Weise.78 Entsprechend der CSR-Pyramide von CARROLL geht die ethische CSR über die gesetzliche Verpflichtung der Unternehmen hinaus79 und schließt auch nicht kodifizierte gesellschaftliche Werte und Normen mit ein.80 Soziale Verpflichtungen werden dabei auch unabhängig von ihrem Einfluss auf die Wertsteigerung des Unternehmens wahrgenommen.81 Bspw. entsprechen unternehmerische Handlungen zur Vermeidung von Betriebsunfällen einer Form der ethischen CSR.82 Im Sinne einer altruistischen CSR bezieht sich das verantwortungsvolle unternehmerische Handeln auf die Förderung des Gemeinwohls der Gesellschaft. Dabei geht die Motivation der Verantwortungsübernahme über die der ethischen CSR hinaus, denn die Unternehmen nutzen ihre eigenen Ressourcen, um sich auf freiwilliger Basis bei gesellschaftlichen Problemen zu engagieren (z. B. durch Spenden).83 Damit 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 Vgl. Lantos (2001), S. 618. Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 12. Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 13. Vgl. Lantos (2001), S. 605. Vgl. Lippert (2008), S. 12. Vgl. Lantos (2001), S. 606. Vgl. Lantos (2001), S. 605. Vgl. Schwartz/Carroll (2003), S. 508. Vgl. Lantos (2001), S. 605; Mildenberger/Anshuman/Thiede (2008), S. 114. Vgl. Lippert (2008), S. 12. Vgl. Lantos (2001), S. 609. 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 15 basiert die altruistische CSR im Gegensatz zur ethischen CSR auf keiner moralischen Verpflichtung.84 Der unternehmerische Erfolg im Zuge der Umsetzung einer altruistischen CSR steht dabei wie bei der ethischen CSR im Hintergrund.85 Insgesamt zeichnen sich sowohl die ethische als auch die altruistische CSR dadurch aus, dass die jeweilige Umsetzung der CSR-Aktivitäten parallel zur Unternehmenstätigkeit erfolgt und in keinem Zusammenhang zum eigentlichen Geschäftsmodell des Unternehmens steht.86 Eine nichtstrategische CSR geht daher oftmals mit einem großen Konfliktpotenzial bezüglich ihrer Vereinbarkeit mit der Profitabilität des Unternehmens einher.87 Denn hinter einer freiwilligen gesellschaftlichen Verantwortungsübernahme im Rahmen nichtstrategischer CSR-Aktivitäten und dem damit einhergehenden Kostenaufwand, der zumindest kurzfristig keine Profitabilitätssteigerung verspricht, steht als Absicht allein die Sicherung der sozialen Akzeptanz des Unternehmens.88 2.5.2 Strategische CSR Die Implementierung einer strategischen CSR erfolgt auf der Ebene des gesamten Unternehmens oder direkt auf Geschäftsbereichsebene. Sie fungiert damit als ein Teil einer Differenzierungsstrategie des Unternehmens, was die strategische CSR von einer nichtstrategischen CSR eindeutig abgrenzen lässt.89 Unternehmen betreiben nach LANTOS CSR strategisch, wenn mittels des gesellschaftlich verantwortungsvollen Handelns strategische Unternehmensziele, wie bspw. die Erhöhung des Umsatzes, verfolgt werden.90 Im Sinne einer strategischen CSR wird also der angestrebte gesellschaftliche Nutzen mit ökonomischen Motiven verknüpft und somit parallel auch ein Vorteil für das Unternehmen generiert (Win-win-Situation).91 Diese Ansicht vertritt auch BARON, der den Nutzen einer strategischen CSR sowohl auf der Seite der Gesellschaft, insbesondere der relevanten Stakeholder, als auch beim Unternehmen selbst sieht.92 Der Autor definiert daher die strategische CSR als „(…) redistribution to appeal to a stakeholder group for the purpose of increasing demand for its products or reducing its costs.“93 BARON betont dabei, dass die strategische CSR 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 Vgl. Carroll (1991), S. 42. Vgl. Lantos (2001), S. 609. Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 13. Vgl. Carroll (1991), S. 42. Vgl. Dubielzig/Schaltegger (2005), S. 238. Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 15. Vgl. Lippert (2008), S. 12. Vgl. Lantos (2001), S. 618. Vgl. Baron (2001), S. 12. Baron (2001), S. 12. 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 16 neben dem Nutzen für die Gesellschaft auch für die Unternehmen aus Gründen der damit einhergehenden Effektivität (increasing demand for its products) und Effizienz (reducing its costs) von großer Bedeutung ist.94 Für eine gesellschaftlich verantwortliche und gleichzeitig gewinnmaximierende Strategie muss das Unternehmen die gesellschaftliche Perspektive in sein Geschäftsmodell integrieren95 und diejenigen CSR-Aktivitäten auswählen, die für das Unternehmen von Bedeutung sind und zur Unternehmensstrategie passen.96 Ein strategisches CSR-Engagement der Unternehmen stellt dabei keinen reinen Kostenfaktor dar, sondern kann vielmehr als eine langfristige Investition verstanden werden.97 Der bei der Implementierung von CSR grundsätzlich vorhandene Trade-Off zwischen den Gewinnanreizen der Unternehmen und dem Wohl der Gesellschaft findet im Rahmen einer strategischen CSR keinen Anklang.98 Die Verankerung einer strategischen CSR im Geschäftsmodell kann seitens der Unternehmen reaktiv oder proaktiv gestaltet werden. Bei reaktivem Verhalten geht das Unternehmen einem gesellschaftlichen Engagement nach, um die durch ein Fehlverhalten entstandenen Probleme zu lösen. Dieses Verhalten wird oftmals anhand von rechtlichen Rahmenbedingungen oder erst durch den Druck der Stakeholder bewirkt, sodass für das Unternehmen die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung letztlich auch aus taktischen Gründen erfolgt. Eine proaktive Implementierung einer strategischen CSR im engeren Sinne geht hingegen allein auf die strategische Zielsetzung der Unternehmen zurück, gesellschaftlich verantwortungsvoll zu handeln und umfasst damit CSR-Aktivitäten auf freiwilliger Basis.99 2.5.3 Formen der CSR MEYER/WAßMANN ordnen in ihrer Publikation die unterschiedlichen Formen der Implementierung einer CSR seitens der Unternehmen aufbauend auf den vorhandenen Systematisierungen aus der Literatur in eine Vier-Felder-Matrix ein (siehe Abb. 2). 94 95 96 97 98 99 Vgl. Baron (2001), S. 12; Meyer/Waßmann (2011), S. 15. Vgl. Porter/Kramer (2006), S. 84. Vgl. Porter/Reinhardt (2007), S. 22. Vgl. McWilliams/Siegel/Wright (2006), S. 4. Vgl. Handelman/Arnold (1999), S. 33; Kraft (1991), S. 488. Vgl. Busch/Fuchs/Unger (2008), S. 945; Wagner/Lutz/Weitz (2009), S. 87. 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR Verhalten des Unternehmens proaktiv 17 nicht strategisch strategisch i.w.S. altruistische CSR strategische CSR i.e.S. ethische CSR reaktive/taktische CSR reaktiv niedrig Integration in das Geschäftsmodell hoch Abb. 2: Formen der CSR Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Meyer/Waßmann (2011), S. 12. Das Unterscheidungsmerkmal zwischen einer strategischen und einer nichtstrategischen CSR bildet dabei der Grad der CSR-Integration in das Geschäftsmodell. Innerhalb der jeweiligen strategischen bzw. nichtstrategischen Ausrichtung einer CSR wird zudem anhand des Verhaltens des Unternehmens differenziert. Demnach können Unternehmen, entweder infolge rechtlicher Gegebenheiten oder auf den Druck der Stakeholder hin mit CSR-Aktivitäten, reagieren oder aber proaktiv gesellschaftliche Verantwortung auf freiwilliger Basis übernehmen. So ergeben sich insgesamt vier Formen der CSR, die die unterschiedlichen Arten der CSR-Aktivtäten der Unternehmen charakterisieren. Im Falle einer nichtstrategischen CSR und einem damit verbundenen niedrigen Integrationsgrad in das Geschäftsmodell unterscheiden MEYER/WAßMANN die proaktive altruistische CSR und die reaktive ethische CSR. Weisen die CSR-Aktivitäten hingegen einen strategischen Charakter auf, kann bei gleichzeitigem proaktivem Verhalten der Unternehmen von einer strategischen CSR im engeren Sinne gesprochen werden, anderenfalls von einer reaktiven taktischen CSR.100 100 Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 12. 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 18 2.6 Implementierung einer CSR-Strategie im Unternehmen Innerhalb des Managements der Unternehmen müssen die Ansätze der CSR, wie bereits dargelegt, in die Unternehmensstrategie so eingebunden werden, dass nicht nur ein sozialer Nutzen generiert wird, sondern auch ökonomisch profitable Folgen absehbar sind. In diesem Zusammenhang zeigen PORTER/KRAMER101 aus zwei Perspektiven der Strategieentwicklung auf, wie sich das gesellschaftliche und das ökologische Engagement mit der strategischen Unternehmensführung verbinden lassen.102 Das Ziel der Autoren ist es, mithilfe eines Modells eine Corporate Social Agenda zu bilden, um die konkreten Maßnahmen hinsichtlich der gesellschaftlichen Verantwortungsübernahme zu bestimmen.103 Entsprechend diesem theoretischen Analyserahmen wird die Implementierung der CSR in einer zweiseitigen Betrachtung entlang der Inside-Out-Perspektive und der Outside-In-Perspektive aufgezeigt.104 Denn die Unternehmen üben sowohl einen Einfluss auf die sozialökologische Umwelt (Inside-Out) aus, werden aber auch von der Gesellschaft selbst beeinflusst (Outside-In).105 Auf Basis des Wertkettenmodells von PORTER werden im Sinne der Inside-Out-Perspektive diejenigen unternehmerischen Elemente identifiziert, die einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft und Umwelt ausüben. In einem zweiten Schritt werden mittels des Diamantmodells von PORTER das Unternehmensumfeld und damit die Wettbewerbsfaktoren, die das Unternehmen beeinflussen, dargestellt.106 So lassen sich diejenigen Faktoren erkennen, von denen die Unternehmung durch eine aktive Gestaltung am meisten profitieren kann. Insgesamt lässt sich in einer Synthese beider Perspektiven eine Gesamtstrategie für die Unternehmen entwickeln.107 Nur durch das Einbeziehen beider Perspektiven kann eine strategische Implementierung der CSR erfolgen und damit eine Verankerung der gesellschaftlichen Verantwortung im Geschäftsmodell und im Wettbewerbsumfeld gewährleistet werden.108 Beide Perspektiven der Strategieentwicklung werden im Folgenden näher aufgezeigt. 101 102 103 104 105 106 107 108 Vgl. Porter/Kramer (2006). Vgl. Scholz (2013), S. 204. Vgl. Porter/Kramer (2006), S. 84. Vgl. Faber-Wiener (2012), S. 492. Vgl. Scholz (2013), S. 204. Vgl. Porter/Kramer (2006), S. 85 f. Vgl. Gamper (2012), S. 111. Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 18. 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 19 2.6.1 Inside-Out-Perspektive Als Ausgangspunkt der Implementierung einer CSR-Strategie in das Unternehmen dient im Sinne der Inside-Out-Perspektive zunächst die Wertkette des Unternehmens. Da sich jede unternehmerische Aktivität mit ihren positiven oder negativen Einflüssen auf die sozio-ökologische Umwelt durch das Wertkettenmodell identifizieren lässt, dient dieser theoretische Bezugsrahmen der genauen Bestimmung sinnvoller CSR-Aktivitäten.109 Darüber hinaus stellt die Anlehnung der Entscheidung über das entsprechende CSR-Engagement an die eigene Wertkette sicher, dass die Unternehmen im Zusammenhang mit ihren Kernkompetenzen sowohl einen gesellschaftlichen Beitrag leisten als auch gleichzeitig ihre wirtschaftlichen Ziele verfolgen.110 Das Aufbauen der CSR-Strategie auf Basis der Kernkompetenzen resultiert damit sowohl in der Entstehung eines ökonomischen Vorteils, als auch in einem Nutzen für die Gesellschaft und impliziert damit die Verankerung der CSR in der Wertkette der Unternehmen, was eine strategische CSR charakterisiert.111 Nach PORTER umfasst die Wertkette eines Unternehmens insgesamt neun abgrenzbare Wertaktivitäten. Diese lassen sich – abhängig von der jeweils vorhandenen unmittelbaren Leistungserstellung und -verwertung – weiter in sog. primäre und unterstützende Wertaktivitäten unterteilen.112 PORTER kategorisiert dabei fünf wertschaffende Aktivitätsbereiche als primäre Aktivitäten: Interne Logistik, Innerbetriebliche Abläufe, Externe Logistik, Marketing und Vertrieb sowie Kundendienst.113 Diese dienen der eigentlichen Wertschöpfung bzw. Leistungserstellung.114 Davon abzugrenzen sind die unterstützenden Aktivitäten entlang der Wertkette. Diese umfassen diejenigen unternehmerischen Tätigkeiten, die für die Ausübung der primären Aktivitäten notwendig sind und damit auch einen Wertbetrag leisten.115 Zu den unterstützenden Aktivitäten zählen die Unternehmensinfrastruktur, das Personalmanagement, die Technologieentwicklung und die Beschaffung.116 PORTER/KRAMER knüpfen bei der Analyse der Wechselbeziehung zwischen den Unternehmen und der Gesellschaft an die theoretischen Grundlagen der von PORTER entwickelten Wertkette eines Unternehmens an, um auf Basis dieses Bezugsrahmens 109 110 111 112 113 114 115 116 Vgl. Porter/Kramer (2006), S. 85. Vgl. Burke/Logsdon (1996), S. 496. Vgl. McElhaney (2007), S. 1. Vgl. Töpfer (2007), S. 494. Vgl. Porter (1998), S. 39 f. Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 19. Vgl. Töpfer (2007), S. 495. Vgl. Porter (1998), S. 40 ff. 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 20 geeignete CSR-Aktivitäten zu identifizieren. Hierbei ordnen die Autoren den jeweiligen Wertaktivitäten konkrete CSR-Aktivitäten zu, die den Unternehmen insgesamt eine Erhöhung der eigenen Wertschöpfung bei gleichzeitig erzielbarem gesellschaftlichem Nutzen ermöglichen.117 Unternehmensinfrastruktur Gute Finanzberichterstattung und Corporate Governance, Transparenz, Lobbyismus Personalmanagement Aus- und Weiterbildung sichern, sichere Arbeitsbedingungen, Diversität und keine Diskriminierung, Gesundheitsfürsorge und andere Sachleistungen, Vergütungspolitik, Umgang mit Entlassung Technologieentwicklung Beziehungen zu Universitäten pflegen, ethische Forschungspraktiken, Produktsicherheit, Rohstoffe sparsam einsetzen, Recycling Beschaffung Verantwortungsvolles Handeln im Einkauf und entlang der Lieferkette, bestimmte Materialien nicht verwenden, natürliche Ressourcen schonen Interne Logistik Innerbetriebliche Abläufe Externe Logistik Marketing und Vertrieb Kundendienst Negative Folgen durch Transporte verringern Emissionen und Müll vermeiden, Artenvielfalt und Umwelt erhalten, Energie- und Wasserverbrauch senken, Arbeitssicherheit und industrielle Beziehungen verbessern, gefährliche Materialien vermeiden Verpackungen und deren Beseitigung umweltfreundlich gestalten, negative Folgen durch Transporte verringern Wahrheitsgetreue und verantwortliche Werbung, Preispolitik, umfassende Kundeninformation, Privatsphäre der Kunden respektieren Gebrauchte Produkte und Betriebsmittel fachgerecht entsorgen, Privatsphäre der Kunden respektieren Abb. 3: CSR-Aktivitäten entlang der Wertkette Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Porter/Kramer (2006), S. 85. Abbildung 3 veranschaulicht das auf PORTER/KRAMER zurückgehende Schema der Implementierung einzelner CSR-Aktivitäten entlang der Wertkette. Dabei wird ein idealtypisches Konstrukt der Eingliederung der CSR in die entsprechenden Wertaktivitäten symbolisiert. Bei der praktischen Umsetzung muss das Schema entsprechend der individuellen Wertkette des jeweiligen Unternehmens angepasst werden. Dies ist 117 Vgl. Porter/Kramer (2006), S. 85. 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 21 zunächst darauf zurückzuführen, dass die strategische Bedeutung einzelner CSRAktivitäten nicht in gleichem Ausmaß auf unterschiedliche Branchen und Unternehmen übertragen werden kann. Darüber hinaus erfordert auch eine nicht einheitliche Wirkung der CSR-Aktivitäten, bedingt bspw. durch den jeweiligen Standort des Unternehmens, eine individuelle Wertkettenanalyse. Denn die Kulturen und gesetzlichen Rahmenbedingungen verschiedener Länder können trotz einheitlicher Umsetzung eines CSR-Engagements zu unterschiedlichen Effekten führen, was eine unternehmensbezogene Modifizierung des Schemas von PORTER/KRAMER verlangt.118 Insgesamt ermöglicht die Wertkettenanalyse im Rahmen der Inside-Out-Perspektive eine sinnvolle Auswahl und Verankerung wirkungsvoller CSR-Aktivitäten. Zudem führt dieser theoretische Bezugsrahmen dazu, dass das verantwortungsvolle Handeln des Unternehmens auch auf seine ökonomische Zielsetzung ausgerichtet ist, da die CSR-Aktivitäten auf Basis der Wertkette ausgewählt werden. Damit steigert die Implementierung einer CSR-Strategie entlang der Wertkette sowohl den gesellschaftlichen Nutzen als auch die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.119 2.6.2 Outside-In-Perspektive Neben der Berücksichtigung der Inside-Out-Perspektive umfasst die strategische Implementierung einer CSR in das Unternehmen auch die Dimension der Outside-InPerspektive.120 Der Blickwinkel verschiebt sich dabei auf das Unternehmensumfeld.121 Denn die Wirkung des CSR-Engagements auf eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens wird vom Umfeld des Unternehmens beeinflusst.122 Mithilfe der Outside-In-Perspektive soll insgesamt eine gewinnbringende Integration der durch die CSR-Aktivitäten im Unternehmensumfeld entstandenen positiven Effekte in die Wertkette des Unternehmens erreicht werden. Denn anhand dieser von außen nach innen gerichteten Betrachtung können die Auswirkungen des unternehmerischen Handels im Wettbewerbsumfeld antizipiert und auf diese Weise zukünftige Effekte auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens abgeleitet werden.123 Als theoretische Grundlage der Betrachtung dient PORTER/KRAMER dabei das Diamantmodell von PORTER, das den Mechanismus der Entstehung der Wettbewerbsfä118 119 120 121 122 123 Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 20. Vgl. Porter/Kramer (2006), S. 87. Vgl. Porter/Kramer (2006), S. 87. Vgl. Sigler (2010), S. 82. Vgl. Porter (1999), S. 165. Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 22. 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 22 higkeit der Unternehmen in ihrem Umfeld beschreibt. Dieses Umfeld wird PORTER zufolge anhand von vier Elementen gebildet. Dabei sind die Elemente nicht isoliert voneinander zu betrachten, sondern die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens entsteht neben der starken Ausprägung einzelner Elemente aus dem Zusammenwirken aller vier Elemente als System. Das Modell in Form eines Diamanten umfasst dabei die Elemente Strategie und Wettbewerb, Nachfragebedingung, verwandte und unterstützende Branchen und Produktionsfaktoren (siehe Abb. 4).124 Mittels der Gestaltung dieser vier Dimensionen kann sich das Unternehmen Wettbewerbsvorteile sichern. Bei näherer Betrachtung der einzelnen Dimensionen bezieht sich der Bereich Strategie und Wettbewerb auf die jeweils vorherrschenden rechtlichen Rahmenbedingungen und auf Wettbewerbsanreize für die Unternehmen, die deren Wettbewerbsfähigkeit beeinflussen. Nach PORTER tragen auch die Nachfragebedingungen im Sinne der Art, des Umfangs und der Struktur der lokalen Nachfrage direkt zur Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens bei. Darüber hinaus besitzen auch verwandte und unterstützende Branchen am Standort des Unternehmens einen Einfluss, indem sie durch das Angebot komplementärer Produkte die Wettbewerbsfähigkeit begünstigen. Als vierte Dimension hängt das wettbewerbsfähige Auftreten eines Unternehmens von den Produktionsfaktoren ab, welche ihrerseits durch die Qualität der Produkte und deren schnelle Verfügbarkeit geprägt sind.125 Für jede der vorgestellten Dimensionen des Diamanten identifizieren PORTER/KRAMER im Rahmen der strategischen Implementierung einer CSR Faktoren, die sich durch das gesellschaftliche Handeln der Unternehmen beeinflussen lassen (siehe Abb. 4). Insgesamt sollen sich damit die positiven Effekte einer strategischen CSR in den Dimensionen des Diamanten abbilden und so eine strategische CSR als Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb ermöglichen.126 124 125 126 Vgl. Porter (1990), S. 77. Vgl. Porter (2008), S. 226 ff. Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 23. 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 23 Strategie und Wettbewerb • Fairer und ungehinderter lokaler Wettbewerb • Schutz geistigen Eigentums • Transparenz • Rechtsstaatlichkeit • Leistungsorientierte Anreizsysteme Produktionsfaktoren Nachfragebedingungen • Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal • Beziehung zu Forschungseinrichtungen und Universitäten pflegen • Physikalische und administrative Infrastruktur verbessern • Verfügbarkeit von wissenschaftlicher und technologischer Infrastruktur • Natürliche Ressourcen erhalten • Zugang zu Kapital verbessern • Qualität der lokalen Nachfrage steigern • Verbesserte Regulierungsstandards verlangen • Besondere lokale Bedürfnisse befriedigen Verwandte und unterstützende Branchen • Verfügbarkeit von Zulieferern aus verwandten Bereichen • Zugang zu Unternehmen aus verwandten Bereichen • Vorhandensein von Unternehmen sich ergänzender Bereiche, anstatt von isolierten Branchen Abb. 4: CSR-Aktivitäten im Wettbewerbsumfeld Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Porter/Kramer (2006), S. 86. Die Implementierung des unternehmerischen CSR-Engagements im Wettbewerbsumfeld erfordert eine Verankerung der CSR in der Wettbewerbsstrategie. Diese beinhaltet neben den ökonomischen Erwägungen gemäß dem bereits aufgezeigten Konzept der TBL auch die Berücksichtigung der sozialen und ökologischen Dimension im Geschäftsmodell. Die Effektivität der Wettbewerbsstrategie steht dabei in einem engen Zusammenhang mit den vorhandenen Nachfragebedingungen. Konsumenten beziehen den Aspekt des verantwortungsvollen unternehmerischen Handelns nur dann in ihren Entscheidungsprozess mit ein, wenn Unternehmen die in der Wertkette verankerten CSR-Aktivitäten glaubwürdig gegenüber dem Konsumenten kom- 2 Konzeptionelle Grundlagen der CSR 24 munizieren. Nur so können die CSR-Aktivitäten ein Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb darstellen. Ein nachhaltiges Geschäftsmodell muss daneben auch die entsprechende Ausrichtung der Zulieferer und Partner mit einbeziehen. Auch im Bereich der Produktionsfaktoren werden die positiven Effekte einer strategischen CSRImplementierung sichtbar. Bspw. können unternehmensspezifische Maßnahmen zur Verbesserung der Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal beitragen. Im Anwendungsfall sollte entsprechend dem Schema der Inside-Out-Perspektive festgelegt werden, auf welche Faktoren im Wettbewerbsumfeld vertieft eingegangen wird.127 Das Modell von PORTER/KRAMER zielt insgesamt auf die sinnvolle Ausgestaltung der unternehmensstrategischen Ausrichtung gesellschaftlich verantwortungsvollen Handelns ab. Dabei sollen diejenigen Handlungen identifiziert werden, die sowohl für die Gesellschaft als auch für das Unternehmen von Bedeutung sind. Entsprechend der strategischen Implementierung der CSR sollen dabei die unternehmerischen Aktivitäten in enger Verbindung zum Geschäftsmodell stehen.128. Die vorangegangene theoretische Fundierung der CSR zeigt ein dynamisches Konzept, das die Verantwortung für die ökologischen und sozialen Konsequenzen unternehmerischer Handlungen im gesellschaftlichen Kontext widerspiegelt. Vor diesem Hintergrund ist das CSR-Konzept im Rahmen des Stakeholder-Dialogs einzuordnen.129 Die Einbindung der relevanten Stakeholder-Gruppen in entsprechende Dialoge stellt dabei eine notwendige Bedingung im Konzept der CSR und des Employer Branding dar. Der in diesem Rahmen von FREEMAN 1984 eingeführte Begriff des Stakeholder-Dialogs kann als Grundlage des ganzheitlichen Stakeholder- Managements verstanden werden.130 Insgesamt kann der Stakeholder-Dialog als Schnittstelle zwischen dem Unternehmen und den gesellschaftlichen Ansprüchen, die vor allem durch die Stakeholder zum Ausdruck kommen, interpretiert werden.131 Diese Schnittstelle stellt damit im Kontext der vorliegenden Arbeit und damit im Verbund der CSR mit dem Konzept des Employer Branding eine zentrale Grundlage dar. Im Folgenden werden daher zunächst die hier relevanten Theorien im Stakeholder-Dialog vorgestellt sowie die Stakeholder des CSR-Konzepts und des Employer Branding explizit identifiziert, um darauf aufbauend wird eine Dialogebene für das Employer Branding zu kreieren. 127 128 129 130 131 Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 23 f. Vgl. Scholz (2013), S. 206. Vgl. Bassen/Jastram/Meyer (2005), S. 235. Vgl. Sewing (2012), S. 113. Vgl. Walter (2010), S. 121. 3 Employer Branding im Stakeholder-Dialog 3 25 Employer Branding im Stakeholder-Dialog 3.1 Relevante Theorien im Stakeholder-Dialog 3.1.1 Stakeholder-Ansatz nach Freeman Wie bei der Entwicklung des CSR-Konzeptes nimmt auch bei der Entwicklung des Employer Branding der an den Stakeholdern orientierte Ansatz eine tragende Rolle ein. Im Gegensatz zum Shareholder-Ansatz steht hier das Unternehmen seinem Prinzipal (Shareholder) nicht nur in einer singulären Beziehung gegenüber. Das Unternehmen sieht im Sinne des Stakeholder-Ansatzes seine Verpflichtung vielmehr in einer multiplen Beziehung mit verschiedenen Stakeholdern.132 Der Stakeholder-Ansatz geht auf FREEMAN zurück, der in seinem strategischen Managementkonzept die Stakeholder definiert als „(…) any group or individual who can affect or is affected by the achievement of the organization’s objectives“133 Die Stakeholder-Gruppe ist dabei durch die ökonomischen Unternehmensaktivitäten von unmittelbaren Vor- und Nachteilen betroffen.134 FREEMAN sieht die Stakeholder darüber hinaus als diejenige Gruppe an, ohne deren Unterstützung die Unternehmung aufhören würde zu existieren. Zu den Stakeholdern zählen demnach unter anderem Anteilseigner, Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Kapitalgeber sowie auch die Gesellschaft als Ganzes und der Staat.135 Die Unternehmung wird im Kontext des Stakeholder-Ansatzes als sozioökonomisches System verstanden, dessen Stakeholder sowohl Rechte als auch Verpflichtungen gegenüber dem Unternehmen haben.136 Die Stakeholder leisten einen Beitrag (engl. stake) zum Unternehmenserfolg, wie bspw. die investierte Arbeitszeit durch die Mitarbeiter, die bereitgestellten Qualifikationen durch Bildungseinrichtungen oder die veranlassten Steuererleichterungen durch den Staat. Ausgehend von diesen erbrachten Leistungen resultieren seitens der Stakeholder wiederum Ansprüche, sodass im deutschsprachigen Raum Stakeholder auch als Anspruchsgruppen bezeichnet werden.137 Insgesamt wird der Unternehmenserfolg in hohem Maße durch die Unterstützung aller Stakeholder bestimmt. Im Sinne des Stakeholder-Ansatzes besteht das Ziel einer Unternehmung deshalb darin, den unter- 132 133 134 135 136 137 Vgl. Crane/Matten (2007), S. 57. Freeman (1984), S. 46. Vgl. Crane/Matten (2007), S. 58. Vgl. Freeman (1984), S. 31 f. Vgl. Hinterhuber (2004), S. 256. Vgl. Carroll (1991), S. 43. 3 Employer Branding im Stakeholder-Dialog 26 schiedlichen Interessen der Stakeholder gerecht zu werden, um auf diesem Weg den Wert des Unternehmens langfristig und nachhaltig zu steigern.138 Die für das CSR-Konzept relevanten Stakeholder eines Unternehmens erfahren anhand des sog. Zürcher Ansatzes eine systemtheoretische Klassifizierung (siehe Abb. 5).139 Dabei werden die Stakeholder in insgesamt vier Sphären eingeordnet, die jeweils nach Sphären der Innen- und Außenwelt unterschieden werden können: • Unternehmungssystem (Innenwelt): Interne Stakeholder • Wirtschaftssystem (Außenwelt): Stakeholder des Absatz- und Beschaffungsmarktes • Gesellschaftssystem (Außenwelt): Gesellschaftliche Stakeholder und sonstige Interessensgruppen • Ökologisches System (Außenwelt): Interessen der Umwelt werden durch Anwaltsgruppen als spezielle Interessengruppen vertreten140 Ökologisches System Gesellschaftssystem Politik Konkurrenz Unternehmungssystem Eigentümer Behörden Medien Wirtschaftssystem Lieferanten Mitarbeiter Unternehmen Management Händler Analysten Shareholder Banken Gemeinden Interessensgruppen Anwaltsgruppen Abb. 5: Stakeholder-Gruppen der CSR nach dem Züricher Ansatz Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Rauschenberger (2002), S. 32. 138 139 140 Vgl. Hinterhuber (2004), S. 256 f. Vgl. Schmidt (2009), S. 18. Vgl. Fiedler (2007), S. 65 f. Bildungsanstalten Kontrollorgane Pot. Mitarbeiter Gewerkschaften Kunden 3 Employer Branding im Stakeholder-Dialog 27 Die Nähe der vier Sphären zum Unternehmen verdeutlicht in der hier dargestellten Strukturierung die Einflussstärke bzw. Bedeutung der einzelnen StakeholderGruppen.141 Die im Zürcher Ansatz aufgezeigten Stakeholder stellen die Stakeholder-Gruppen des Konzepts der CSR dar. GMÜR/MARTIN/ KARCZINSKI benennen die StakeholderGruppen des Employer Branding: aktuelle Mitarbeiter, potenzielle Bewerber und wichtige einflussreiche Interessengruppen.142 Entsprechend dem Grad der Bindung von Stakeholdern an das Unternehmen, ihrer Relevanz für das Unternehmen, ihrer Einflussstärke sowie ihrer Sanktionsmöglichkeiten lassen sich primäre, sekundäre und tertiäre Stakeholder-Gruppen des Employer Branding unterscheiden. Als primäre Stakeholder-Gruppen werden die Mitarbeiter des Unternehmens bezeichnet. Hierzu zählen auch die Mitglieder des Managements im Sinne einer besseren Vergleichbarkeit zum Zürcher Ansatz.143 Insgesamt stellen die Mitarbeiter und Manager eine wesentliche Zielgruppe des Employer Branding dar.144 Ihre Bindung an das Unternehmen, ihre Einflussstärke sowie ihre Sanktionsmöglichkeiten sind sehr stark ausgeprägt. Dies unterscheidet sie als primäre Stakeholder-Gruppe von den weiteren Kategorisierungen der Stakeholder beim Employer Branding. Die sekundären Stakeholder-Gruppen haben zwar ebenfalls eine hohe Relevanz für das Unternehmen, allerdings sind ihre Einflussstärke, ihre Bindung an das Unternehmen sowie ihre Sanktionsmöglichkeiten im Vergleich zu den primären Gruppen geringer ausgeprägt. Diese Eigenschaften treffen auf die potenziellen Mitarbeiter zu, die Teil des Wirtschaftssystems sind. In die Gruppen der tertiären Stakeholder des Employer Branding werden diejenigen eingeordnet, die entweder ein Interesse an der Unternehmung als Arbeitgeber haben oder einen Einfluss auf diesen ausüben. Stakeholder dieser Gruppen können sowohl in einer direkten als auch in einer indirekten Beziehung zum Unternehmen stehen. Darüber hinaus sind sie anhand einer stark ausgeprägten aktiven Beteiligung am Arbeitsmarkt gekennzeichnet. Diese Gruppen können daher auch als Interessengruppen bezeichnet werden. Bestandteil der tertiären Stakeholder-Gruppen sind u. a. die Gewerkschaften, die Konkurrenten, die Bildungsanstalten und auch die Politik. Dabei 141 142 143 144 Vgl. Rauschenberger (2002), S. 31 f. Vgl. Gmür/Martin/Karczinski (2002), S. 12. Vgl. Schmidt (2009), S. 40. Vgl. Petkovic (2004), S. 6. 3 Employer Branding im Stakeholder-Dialog 28 gehören alle Stakeholder-Gruppen bis auf die Konkurrenten dem Gesellschaftssystem an. Die Konkurrenten sind gemäß dem Zürcher Ansatz Bestandteil des Wirtschaftssystems, werden aber im Rahmen der Kategorisierung der StakeholderGruppen des Employer Branding der tertiären Gruppe zugeordnet. Insgesamt sind die Stakeholder der tertiären Gruppen zwar nur in einem geringen Maß an das jeweilige Unternehmen gebunden, dennoch können sie situationsspezifisch an Relevanz und Einflussstärke gewinnen und starke Sanktionsmöglichkeiten gegenüber dem Unternehmen ausüben.145 Gesellschaftssystem Wirtschaftssystem Konkurrenz Pot. Mitarbeiter Unternehmungssystem Manage- Unternehmen Mitarbeiter ment Politik Bildungsanstalten Industrieverbände Gewerkschaften Abb. 6: Stakeholder-Gruppen des Employer Branding 3.1.2 Anreiz-Beitrags-Gleichgewichtstheorie nach Barnard Mit der Anreiz-Beitrags-Gleichgewichtstheorie von BARNARD gelingt die Integration der einzelnen Elemente des Stakeholder-Ansatzes in einen ganzheitlichen Ansatz der Unternehmensführung. Mit seiner Publikation „The Functions of the Executive“146 schafft BARNARD 1938 ein neues Organisationsverständnis. Dabei stellt die Idee der Unternehmung als Organisation mit einem komplexen ökonomischen Gleichgewicht den fundamentalen Aspekt des Konzepts der Unternehmensführung dar. Die zentrale 145 146 Vgl. Schmidt (2009), S. 40 f. Vgl. Barnard (1938/1968). 3 Employer Branding im Stakeholder-Dialog 29 Aufgabe der Unternehmensführung besteht demnach darin, dieses komplexe ökonomische Anreiz-Beitrags-Gleichgewicht zwischen allen Stakeholdern zu erzeugen und langfristig zu erhalten. In diesem Sinne müssen von der Unternehmensführung Maßnahmen getroffen werden, aus denen insgesamt die Sicherung der Stabilität und des Überlebens der Organisation resultiert.147 Die Dauerhaftigkeit einer Kooperation hängt demnach von zwei Bedingungen ab: der Effektivität und der Effizienz. Die Effektivität, die als Wirksamkeit verstanden wird, bezieht sich dabei auf den Grad des Erreichens von Unternehmenszielen, wie bspw. den Unternehmenswert zu steigern.148 Persönliche Faktoren sind hierbei nicht von Bedeutung. Die Effektivität kann durch den Erfüllungsgrad des Kooperationsziels auch konkret gemessen werden.149 Als zweite Bedingung der Dauerhaftigkeit einer Kooperation meint die Effizienz die Befriedigung individueller Interessen der Organisationsteilnehmer bzw. Stakeholder und misst sich daran, inwieweit diese persönlichen Bedürfnisse erfüllt werden. Die Fortsetzung des Kooperationssystems wird dabei maßgeblich durch die daraus resultierende Zufriedenheit der einzelnen Teilnehmer bestimmt. Die hier betrachtete Effizienz kann auch als Leistungsfähigkeit des Systems bezeichnet werden.150 Den Beweis einer vorhandenen Leistungsfähigkeit der Unternehmung sieht BARNARD in der Gewinnung von ausreichenden geeigneten Individuen für die Kooperation.151 Dabei betont BARNARD, dass die Möglichkeiten, ein Mitwirken von Individuen in einem kooperativen System zu sichern, von den dabei gesetzten Anreizen abhängig sind, und dass gerade von solchen Anreizen die Erhaltung des Systemgleichgewichtes und damit die Erhaltung der Organisation bewirkt wird.152 Ein Konzept, das die Teilnahmeentscheidung von Individuen in Organisationen im Rahmen der Gleichgewichtsthese theoretisch beschreibt, liefern MARCH/SIMON. Dabei bilden folgende Grundannahmen die Basis des Erklärungsansatzes bezüglich des individuellen Verhaltens in Organisationen:153 1. Eine Organisation stellt ein System wechselseitiger, voneinander abhängiger sozialer Verhaltensweisen von Individuen dar (Organisationsteilnehmer). 2. Die Organisationsteilnehmer leisten für die Organisation Beiträge und erhalten dafür von der Organisation Anreize. 147 148 149 150 151 152 153 Vgl. Barnard (1970), S. 78 f. Vgl. Barnard (1970), S. 61. Vgl. Barnard (1970), S. 58. Vgl. Barnard (1970), S. 48 f. Vgl. Barnard (1970), S. 61 f. Vgl. Barnard (1970), S. 86. Vgl. March/Simon (1993), S. 103 f. 3 Employer Branding im Stakeholder-Dialog 3. 30 Die Teilnahme an einer Organisation erfolgt dabei solange, wie die seitens der Organisation angebotenen Anreize den vom Teilnehmer geleisteten Beiträgen entsprechen oder diese übersteigen. Den Maßstab hierfür bildet die subjektive Wahrnehmung (individuelle Nutzenbewertung). 4. Die geleisteten Beiträge werden wiederum in Anreize für die Organisationsteilnehmer transformiert. 5. Eine Organisation befindet sich solange in einem Anreiz-Beitrags- Gleichgewicht, wie die geleisteten Beiträge der Organisationsteilnehmer ausreichen, um die erwarteten Anreize zu erfüllen.154 Diesen Grundannahmen zufolge muss sich die Organisation in einem Gleichgewichtszustand befinden, um überlebensfähig zu sein. Das heißt, die Anreize, die ein Unternehmen einem Mitarbeiter bietet, müssen mindestens den Beiträgen entsprechen, die der Organisationsteilnehmer in seiner Rolle für die Organisation erbringt. BARNARD unterscheidet in Bezug auf das Anreiz-Beitrags-Gleichgewicht weiter zwischen einem internen und externen Gleichgewicht. Das interne Gleichgewicht wird anhand des Zufriedenheitszustands der Systemteilnehmer untereinander bestimmt. Dieses sieht der Autor als den wesentlichen Faktor für die Überlebensfähigkeit einer Organisation. Letztlich kommt es aber auch auf das externe Gleichgewicht und damit auf den Zufriedenheitszustand zwischen dem System selbst und der Systemumwelt an.155 Da die einzelnen Organisationsteilnehmer sowohl dem System der Organisation angehören als auch Teil der Systemumwelt sind, sind beide Gleichgewichte miteinander gekoppelt.156 Einen fundamentalen Bestandteil von Organisationen bildet die Bereitschaft von Individuen, sich anhand individueller Anstrengungen an kooperativen Systemen zu beteiligen. Die Stärke einer Kooperation wird maßgeblich durch die im Rahmen dieser Bereitschaft erbrachten individuellen Leistungen für das Kooperationssystem bestimmt. Die Summe der individuellen Anstrengungen, die die Gesamtleistung der Organisation ausmachen, wird dabei aufgrund von Anreizen geleistet, die eine Kompensation für das individuelle Engagement der Organisationsteilnehmer darstellen. Dies verdeutlicht, dass die Anreize für die Organisationen von fundamentaler Bedeutung sind.157 Um demnach das Gleichgewicht einer Organisation aufrechtzuerhalten 154 155 156 157 Vgl. March/Simon (1993), S. 104. Vgl. Barnard (1970), S. 78. Vgl. Barnard (1970), S. 65 ff. Vgl. Barnard (1970), S. 122. 3 Employer Branding im Stakeholder-Dialog 31 und damit das Bestehen der Unternehmung zu sichern, bedarf es gut durchdachter Anreize, welche Individuen bestmöglich motivieren, am kooperativen System teilzunehmen.158 Unzureichend gesetzte Anreize seitens der Organisation führen hingegen entweder zu Veränderungen der Organisationsziele oder aber auch zum Scheitern der Zusammenarbeit. Deswegen bezeichnet BARNARD die Bereitstellung angemessener Anreize als wichtigste Aufgabe der Organisationen, um so insgesamt den Erhalt des Unternehmens als Ganzes zu sichern. Nach BARNARD können zwei Arten von Anreizen unterschieden werden: die spezifischen Anreize und die allgemeinen Anreize. Die spezifischen Anreize sind dadurch gekennzeichnet, dass sie auf einzelne Organisationsmitglieder individuell zugeschnitten sind, während dagegen allgemeine Anreize allen Organisationsmitgliedern zugänglich sind. Im Sinne der spezifischen Anreize können primär einzelne Organisationmitglieder beeinflusst werden. Hierfür dienen bspw. materielle Anreize, die üblicherweise in Form von zusätzlichen Entgelten für Leistungen angeboten werden und so die Individuen zu einer stärkeren Kooperation mit einer Organisation bewegen. Zu den spezifischen Anreizen zählen darüber hinaus auch persönliche nichtmaterielle Anreize (z. B. Erlangung von Prestige, öffentliche Auszeichnungen oder Machtbefugnisse), angenehme Arbeitsbedingungen oder auch ideelle Werte (z. B. Stimulierung von Gefühlen des Stolzes). Als zweite Form der Anreize klassifiziert BARNARD die allgemeinen Anreize. Hier nennt der Autor unter anderem die Attraktivität der Zugehörigkeit zur Organisation, die Arbeitsbedingungen oder auch die Einbindung in soziale Beziehungen. Dabei handelt es sich um Anreize, die seitens der Organisation im Gegensatz zu den spezifischen Anreizen nicht individuell angeboten werden können.159 Insgesamt sieht BARNARD die egoistischen Motive der Selbsterhaltung und der persönlichen Befriedigung als die dominierenden Anreize der Individuen, eine Kooperation mit einer Organisation einzugehen und in ihr individuelle Anstrengungen zu leisten. Deshalb kann der Erhalt einer Unternehmung im Sinne der Theorie des Anreiz-Beitrags-Gleichgewichts nur dann erfüllt werden, wenn solcherart Motive der Organisationsteilnehmer berücksichtigt werden.160 158 159 160 Vgl. Barnard (1970), S. 86. Vgl. Barnard (1970), S. 124 ff. Vgl. Barnard (1970), S. 122. 3 Employer Branding im Stakeholder-Dialog 32 Auch MASLOW liefert mit dem Konzept der Bedürfnispyramide im Rahmen der Motivationstheorie einen Ansatz, der die physiologischen Bedürfnisse und die Sicherheitsbedürfnisse als grundlegend zu befriedigende Bedürfnisse ansieht. Die Motivationstheorie nach MASLOW wird im Folgenden ausführlich erläutert. 3.1.3 Motivationstheorie nach Maslow Die Bedürfnispyramide von MASLOW gilt in der wissenschaftlichen Literatur als einer der bekanntesten Ansätze zur Klassifizierung von Motiven.161 Der amerikanische Psychologe liefert 1954 eine Motivationstheorie, deren Ursprung zunächst nicht auf einen gezielten Beitrag zur Theorie der Arbeitsmotivation zurückzuführen ist. Vielmehr beruht das Motivationsmodell von MASLOW auf seinen langjährigen klinischen Erfahrungen. Hinsichtlich der Anschaulichkeit sowie der Einfachheit und der Klarheit des Modells stellen seine allgemeinen motivationstheoretischen Überlegungen allerdings bereits frühzeitig auch einen theoretischen Bezugsrahmen für die Arbeitsmotivation dar. So gilt seine Motivationstheorie heute als eine in der wissenschaftlichen Literatur und der Unternehmenspraxis vielfältig genutzte Grundlage für das Verständnis der Arbeitsmotivation, indem sie beantwortet, welches Bedürfnis eines Individuums hinter der Teilnahme an einer Kooperation und der damit einhergehenden Leistungsbereitschaft steht.162 Gemäß der Grundannahme der Motivationstheorie resultiert die Motivation jedes Individuums aus dem Streben nach Befriedigung spezifischer Bedürfnisse. Diese Bedürfnisse lassen sich anhand ihrer unterschiedlichen Mächtigkeit differenzieren und können daher in einer Bedürfnishierarchie angeordnet werden. Aus diesem Zusammenhang ergeben sich insgesamt fünf Motivklassen: physiologische Bedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse, soziale Bedürfnisse, Prestigebedürfnisse und das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung.163 Die fünf Bedürfnisstufen bauen hierarchisch aufeinander auf und stehen dabei jeweils für eine Gruppe von Bedürfnissen. Gemäß der daraus resultierenden Bedürfnispyramide kommt das nächst höhere Motiv erst dann zum Tragen, wenn das darunterliegende befriedigt ist. Das heißt, erst nachdem die Bedürfnisse einer Ebene befriedigt sind, wird nach MASLOW die Erfüllung der Bedürfnisse auf der nächsthöheren Ebene angestrebt. Dies impliziert, dass das stärkste Motiv eines Individuums immer das hierarchisch niedrigste ist, welches noch nicht befriedigt ist. MASLOW kommt demnach zu der wichtigen Erkenntnis, dass befriedigte 161 162 163 Vgl. Kroeber-Riel/Weinberg/Gröppel-Klein (2008), S. 170. Vgl. Holtbrügge (2013), S. 15. Vgl. Holtbrügge (2013), S. 15. 3 Employer Branding im Stakeholder-Dialog 33 Bedürfnisse für ein Individuum keinen motivierenden Charakter haben.164 Abbildung 7 veranschaulicht die fünf Motivklassen entsprechend der Bedürfnispyramide von MASLOW. Bedürfnis nach Selbstverwirklichung Prestigebedürfnisse Soziale Bedürfnisse Sicherheitsbedürfnisse Physiologische Bedürfnisse Abb. 7: Bedürfnispyramide von MASLOW Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Kroeber-Riel/Weinberg/Gröppel-Klein (2008), S. 171. MASLOW geht davon aus, dass sich ein Individuum erst dann weiterentwickelt, wenn gewisse Bedürfnisse erfüllt sind.165 Dabei bilden die dargestellten Bedürfnisse insgesamt vier Defizitbedürfnisse und ein Wachstumsbedürfnis ab. Die Defizitbedürfnisse im unteren Teil der Pyramide können bei entsprechenden Anreizen als vollständig befriedigt empfunden werden. Das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung als Wachstumsbedürfnis und Spitze der Bedürfnispyramide kann im Gegensatz zu den vier vorgenannten niemals vollständig befriedigt werden.166 Während die Defizitbedürfnisse bei ihrer sukzessiven Befriedigung an Stärke verlieren, gewinnen Wachstumsbedürfnisse eher an Bedeutung und Stärke, je mehr Befriedigung sie erfahren.167 Als unterste Ebene der Bedürfnispyramide und damit Basis der Bedürfnishierarchie umfassen die physiologischen Bedürfnisse die menschlichen Grundbedürfnisse wie Nahrung, Schlaf und Erhaltung der Gesundheit. Die Erfüllung dieser Grundbedürf- 164 165 166 167 Vgl. Maslow (1970), S. 35 ff. Vgl. Bär/Krumm/Wiehle (2010), S. 205. Vgl. Roth/Regnet/Mühlbauer (2010), S. 27. Vgl. Boeree (2006), S. 7. 3 Employer Branding im Stakeholder-Dialog 34 nisse sichert das Überleben des Individuums.168 Für den unternehmerischen Kontext der vorliegenden Arbeit sind besonders die darauf folgenden Motivgruppen relevant.169 So bilden die Sicherheitsbedürfnisse die nächsthöhere Ebene der Bedürfnispyramide ab, die erst nach Stillung der physiologischen Bedürfnisse bedeutsam werden. Zu den Sicherheitsbedürfnissen im Zusammenhang mit der Erwerbstätigkeit zählen dabei die Erhaltung der Erwerbsfähigkeit und die Alterssicherung.170 Damit spielen auf dieser Ebene bspw. langfristige Arbeitsverträge und die finanzielle Absicherung bei Krankheit oder Unfall eine wesentliche Rolle.171 Die sozialen Bedürfnisse auf der dritten Ebene beinhalten nach MASLOW den Hang nach Geselligkeit, Zuneigung und Liebe. In Bezug auf die Arbeitswelt ist hier der zwischenmenschliche Kontakt innerhalb der Belegschaft von Betrieben von Bedeutung. Das Zugehörigkeitsgefühl zur Arbeitsgruppe sowie das Arbeiten in einem angenehmen Betriebsklima kennzeichnen hier die sozialen Bedürfnisse der Mitarbeiter eines Unternehmens.172 Sind neben den physiologischen und den Sicherheitsbedürfnissen auch die sozialen Bedürfnisse erfüllt, kommen die Prestigebedürfnisse zum Tragen. Hierzu zählen die Bedürfnisse nach Selbstachtung und Anerkennung durch andere Individuen. Zum Ausdruck kommen diese Prestigebedürfnisse bspw. durch das Tätigkeitsfeld selbst oder durch Lob und Anerkennung von Führungskräften bzw. Gruppenmitgliedern. Darüber hinaus sind dieser Kategorie auch Statusfaktoren wie z. B. bestimmte Befugnisse und Vorrechte oder auch die Verfügung über einen Dienstwagen zuzuordnen.173 Die letzte Stufe der Bedürfnispyramide stellt das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung dar. Im Sinne der Selbstverwirklichung als Wachstumsbedürfnis geht es darum, dass jede individuelle Tätigkeit eine Chance zur persönlichen Weiterentwicklung bietet.174 Erst wenn die Bedürfnisse der unteren Ebenen erfüllt sind, setzt sich ein Individuum mit den Bedürfnissen nach Gerechtigkeit, Güte, Kreativität und Entfaltung der Persönlichkeit auseinander.175 Gemäß der Theorie nach MASLOW konzentriert sich kein Individuum auf das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung, wenn bspw. die Arbeitsplatzsicherheit gefährdet ist oder ein Mobbing durch Arbeitskollegen erfolgt.176 168 169 170 171 172 173 174 175 176 Vgl. Boeree (2006), S. 4; Holtbrügge (2013), S. 15; Roth/Regnet/Mühlbauer (2010), S. 26. Vgl. Roth/Regnet/Mühlbauer (2010), S. 26. Vgl. Boeree (2006), S. 4 f; Holtbrügge (2013), S. 15; Roth/Regnet/Mühlbauer (2010), S. 26 f. Vgl. Comelli/von Rosenstiel (2009), S. 14. Vgl. Boeree (2006), S. 5; Holtbrügge (2013), S. 16; Roth/Regnet/Mühlbauer (2010), S. 27. Vgl. Boeree (2006), S. 5 f; Holtbrügge (2013), S. 16; Roth/Regnet/Mühlbauer (2010), S. 27. Vgl. Roth/Regnet/Mühlbauer (2010), S. 27. Vgl. Boeree (2006), S. 7; Holtbrügge (2013), S. 16; Roth/Regnet/Mühlbauer (2010), S. 27. Vgl. Boeree (2006), S. 7; Roth/Regnet/Mühlbauer (2010), S. 27. 3 Employer Branding im Stakeholder-Dialog 35 Der Erkenntnis von MASLOW, dass befriedigte Bedürfnisse keinen Anreiz zu einem verstärkten Leistungseinsatz haben, kommt im Rahmen der Arbeitsmotivation eine bedeutende Rolle zu. Demnach können sich lediglich unbefriedigte Bedürfnisse motivationsfördernd auf einen Mitarbeiter auswirken, da nur diese zu einer höheren Leistungsbemühung anregen.177 Im Kontext der vorliegenden Arbeit impliziert dies für das Personalmanagement die Notwendigkeit, zunächst diejenigen Bedürfnisse der aktuellen und potenziellen Mitarbeiter zu ermitteln, die aktuell von Bedeutung sind. So können spezifische Anreize gesetzt werden, die unmittelbar an diese entsprechenden Bedürfnisse anknüpfen und damit insgesamt zu einer erhöhten Leistungsbereitschaft bei aktuellen Mitarbeitern führen.178 Nachdem die ausführliche theoretische Fundierung der im Stakeholder-Dialog relevanten Theorien – Stakeholder-Ansatz, Theorie des Anreiz-Beitrags-Gleichgewichts und Motivationstheorie – als umfassender theoretischer Bezugsrahmen des Employer-Branding-Konzepts im Stakeholder-Dialog dargelegt wurde, steht im Mittelpunkt des folgenden Abschnitts das Konzept des Employer Branding. In diesem Zusammenhang wird zunächst auf die Begriffsentwicklung sowie auf die in diesem Kontext relevanten Definitionen eingegangen, bevor die grundlegenden Ziele und Dimensionen des Employer Branding aufgeführt werden. 3.2 Employer Branding 3.2.1 Begriffsentwicklung und Definitionen Unternehmen stehen unabhängig von der konjunkturellen Lage auf dem Arbeitsmarkt179 vor der Herausforderung, den Personalmarktengpässen aufgrund des demografischen Wandels und der Abwanderung von hoch qualifizierten Arbeitskräften im War for Talent entgegenzuwirken.180 Mittels der Herausstellung der unternehmensspezifischen Vorteile gilt es, solchen Engpässen auszuweichen und sich auf diese Weise von den Wettbewerbern zu differenzieren.181 Der unternehmerische Erfolg ist in hohem Maße von der Qualität der verfügbaren Ressourcen und damit insbesondere auch von der Qualifikation und Motivation der Mitarbeiter abhängig.182 Die Fähigkeit eines Unternehmens, entsprechende Mitarbeiter zu gewinnen und diese langfris177 178 179 180 181 182 Vgl. Maslow (1970), S. 38. Vgl. Holtbrügge (2013), S. 16. Zur konjunkturunabhängigen Bedeutung des Personalmarketings in Bezug auf Employer Branding vgl. Barrow/Mosley (2005) S. 104. Vgl. Kracht (2007), S. 267. Vgl. Meffert/Bierwirth (2005), S. 144. Vgl. Sponheuer (2010), S. 6. 3 Employer Branding im Stakeholder-Dialog 36 tig an das Unternehmen zu binden, stellt damit gemäß dem Ansatz des RessourceBased-View183 einen kritischen Faktor des Unternehmenserfolgs dar.184 Im Kontext der positiven Beeinflussung dieses Erfolgsfaktors entwickelte sich Mitte der 1990er Jahre ein spezifischer auf die Stakeholder ausgerichteter Ansatz, das Employer Branding. AMBLER/BARROW gehörten 1996 zu den ersten Autoren, die sich im Rahmen der zu dieser Zeit verstärkten Diskussion um die Stakeholder-Vielfalt in der Markenführung und der Fokussierung der Unternehmensmarke mit dem Konzept des Employer Branding wissenschaftlich auseinandersetzten. Die bis dahin getrennt betrachtete Ausrichtung des Personalmanagements und der Markenführung führen die Autoren in ihrem konzeptionellen Rahmen zu einer Employer Brand (Arbeitgebermarke) zusammen,185 die wie folgt definiert ist: „Die Arbeitgebermarke stellt im Ergebnis ein im Gedächtnis der umworbenen akademischen Fach- und Führungskräfte fest verankertes, unverwechselbares Vorstellungsbild eines Arbeitgebers dar. Dieses Vorstellungsbild umfasst zum einen ein Bündel subjektiv relevanter, personalpolitischer Attraktivitätsmerkmale. Zum anderen umfasst die Arbeitgebermarke entscheidungsrelevante Erfolgsdimensionen wie insb. Orientierung, Vertrauen und Identifikation.“186 Die Arbeitgebermarke beschreibt allgemein das Ziel der Markenbemühungen, während das Branding den Prozess zur Zielerreichung abbildet.187 Das EmployerBranding-Konzept stellt im Rahmen der Untersuchungen zum Begriff der Marke einen jungen Forschungsbereich dar, sodass Employer Branding bislang keine allgemein anerkannte Definition aufweist. GMÜR/MARTIN/KARCZINSKI verstehen das Employer Branding als einen Teilaspekt des Corporate Branding188, welches die Markenbildung als Arbeitgeber umfasst. Die Umsetzung einer Employer-BrandingStrategie ist dabei sowohl auf die Steigerung der unternehmensinternen Konsistenz als auch auf die stärkere Abgrenzung gegenüber Wettbewerbern ausgerichtet. Das Employer Branding ist an das Personalmarketing angeknüpft und beinhaltet alle strategischen Marketingaktivitäten, die das Unternehmen in der Wahrnehmung der 183 184 185 186 187 188 Zur ausführlichen Fundierung der Akquisition und Bindung von Mitarbeitern im Sinne des ressourcenorientierten Ansatzes vgl. Höllmüller (2002), S. 19 ff. Vgl. Grobe (2003), S. 4. Vgl. Sponheuer (2010), S. 5. Petkovic (2007), S. 69 f. Vgl. Petkovic (2007), S. 70. Meffert und Bierwirth verstehen Corporate Branding als zielgerichtete Planung, Koordination, Führung und Kontrolle der Unternehmensmarke. Vgl. Meffert/Bierwirth (2001), S. 6. Das Corporate Branding richtet sich dabei auf alle Bezugsgruppen des Unternehmens aus. Vgl. Sponheuer (2010), S. 13. 3 Employer Branding im Stakeholder-Dialog 37 Mitarbeiter und der potenziellen Bewerber als attraktiven Arbeitgeber sowie als Anbieter von Karriere- und Selbstverwirklichungschancen erscheinen lassen. Darüber hinaus sehen die Autoren in dem Konzept des Employer Branding neben der Kommunikation arbeitgeberspezifischer Inhalte auch die Einflussnahme auf die Ausrichtung der Personalabteilung selbst.189 Damit definieren GMÜR/MARTIN/KARCZINSKI das Employer Branding konkret als „(…) die Profilierung eines Unternehmens als Arbeitgeber in der Wahrnehmung seiner Beschäftigten und potenzieller Bewerber. Es ist ein Teilaspekt des Corporate Branding, das darauf gerichtet ist, ein attraktives Image in den Augen der einflussreichen Interessengruppen aufzubauen. Employer Branding ist aber auch die Schlüsselfunktion innerhalb des strategischen Personalmarketings.“190 Auch PETKOVIC sieht das Employer Branding als eine Teilfunktion des Corporate Branding,191 das auf die Zielgruppe der Mitarbeiter und der potenziellen Bewerber ausgerichtet ist.192 Allerdings regt der Autor darüber hinaus an, das Markenmanagement aus dem Konsumgüterbereich auf das Employer Branding zu übertragen, um so die Arbeitgebermarke zu profilieren.193 Für den Autor verkörpert das Employer Branding aus Sicht der Markenpolitik in dieser Form ein ganzheitliches Managementkonzept.194 Die von PETKOVIC angesprochene Markenführung ist im klassischen Sinne insbesondere darauf ausgerichtet, ein Unternehmen mit seinen Produkten und Dienstleistungen im Wettbewerb um den Konsumenten erfolgreich hervorzuheben. Allerdings verbreitet sich zunehmend die Auffassung, dass die Marke nicht nur gegenüber dem Konsumenten, sondern auch gegenüber anderen Stakeholdern des Unternehmens von zentraler Bedeutung ist. Der Fokus liegt hierbei insbesondere auf der Zielgruppe der Mitarbeiter. Aus diesem Zusammenhang resultiert schließlich die Verknüpfung der Markenführung und des Personalmanagements. Für die verstärkte Ausrichtung der Markenführung auf die Zielgruppe der aktuellen und potenziellen Mitarbeiter können zwei wesentliche Gründe genannt werden.195 Zum einen beeinflussen Marken neben den Konsumenten auch die Wahrnehmungen und Entscheidungen sowohl der Belegschaft als auch potenzieller Arbeitnehmer im Hinblick auf 189 190 191 192 193 194 195 Vgl. Gmür/Martin/Karczinski (2002), S. 12 f. Gmür/Martin/Karczinski (2002), S. 12. Vgl. Petkovic (2007), S. 231. Vgl. Petkovic (2004), S. 8. Vgl. Petkovic (2004), S. 7. Vgl. Petkovic (2007), S. 70. Vgl. Sponheuer (2010), S. 3. 3 Employer Branding im Stakeholder-Dialog 38 das Unternehmen als Arbeitgeber.196 Damit bieten die Marken die Möglichkeit, im Rahmen der Fachkräfteakquisition ein Interesse bei potenziellen Mitarbeitern auszulösen. Darüber hinaus kann eine bei aktuellen Mitarbeitern entstandene enge Markenbeziehung zu einer hohen Identifikation mit dem Unternehmen führen und so letztlich langfristige Bindungen an das Unternehmen bewirken. Der zweite Faktor einer zunehmenden Ausrichtung der Markenführung auf die Zielgruppe der aktuellen und potenziellen Mitarbeiter beinhaltet die Tatsache, dass Mitarbeiter selbst eine generelle Markenorientierung schaffen.197 Aufgrund ihrer Interaktion mit bspw. den Bewerbern oder den Individuen aus dem eigenen sozialen Umfeld prägen sie die Wahrnehmung des Unternehmens.198 Damit verkörpern die Mitarbeiter nach MEFFERT/BURMANN eine der wichtigsten Quellen der Markenidentität.199 Die nach innen gerichtete Verankerung des Markenversprechens stellt so eine wichtige Komponente der Markenführung dar. Nur wenn die Mitarbeiter das Markenversprechen verstehen und verinnerlichen, sodass es in ihren Handlungen erkennbar ist, kann eine Marke nach außen glaubhaft wirken.200 Insgesamt kann das Employer Branding damit als ein Bestandteil der integrierten Unternehmenskommunikation angesehen werden.201 Eine integrierte Unternehmenskommunikation erreicht im Ergebnis die Positionierung der Unternehmensmarke entsprechend den vorgelagerten Marketingentscheidungen. Anhand der in diesem Kontext ausgerichteten Kommunikationsarbeit wird den unterschiedlichen Stakeholder-Gruppen auf diesem Wege ein einheitliches Unternehmensbild vermittelt.202 Das Employer Branding umfasst dabei die Stakeholder-Gruppen sowohl der aktuellen als auch der potenziellen Mitarbeiter und beinhaltet als Form der integrierten Unternehmenskommunikation die für die jeweilige Anspruchsgruppe relevanten Aspekte der Unternehmensidentität.203 3.2.2 Ziele und Dimensionen des Employer Branding Das Hauptziel des Employer Branding ist die langfristige motivationssteigernde und bindende Wirkung bei vorhandenen Mitarbeitern sowie die Absicht, Bekanntheit und 196 197 198 199 200 201 202 203 Vgl. Meffert/Bierwirth (2005), S. 144. Vgl. Sponheuer (2010), S. 3 f. Vgl. Burmann/Zeplin (2005), S. 117. Vgl. Meffert/Burmann (2002), S. 63. Vgl. Gotsi/Wilson (2001), S. 28. Vgl. von Walter/Tomczak/Wentzel (2011), S. 327. Vgl. Bruhn (2006), S. 30. Vgl. von Walter/Tomczak/Wentzel (2011), S. 328. 3 Employer Branding im Stakeholder-Dialog 39 Interesse bei potenziellen Bewerbern zu erzeugen.204 Im Rahmen des Employer Branding soll ein einzigartiges Unternehmensprofil am Arbeitsmarkt sichtbar werden, das ein hohes Image und eine große Attraktivität als Arbeitgeber erkennen lässt.205 Damit kann letztlich das Unternehmen als Employer-of-Choice (Wunscharbeitgeber) wahrgenommen werden.206 Eine umfassende und vielschichtige Zielformulierung des Employer Branding liefert PETKOVIC. Als Grundlage hierfür dient das Modell der Markenstärke.207 Dieses bildet in Bezug auf die interne Zielgruppe das sog. Markencommitment und zeigt damit den Grad der psychologischen Bindung der Mitarbeiter zur Marke auf. Die Markenstärke in Bezug auf die externen Zielgruppen wird dagegen durch das Markenvertrauen und die Markenpräferenz beschrieben.208 Mittels einer ausgeprägten Markenstärke soll das Employer Branding gegenüber dem Status quo die Präferenzreihenfolge der potenziellen und gegenwärtigen Mitarbeiter verändern oder festigen. PETKOVIC orientiert sich bei der Formulierung der Ziele des Employer Branding darüber hinaus auch am sozialpsychologischen Ansatz der Drei-Komponenten-Theorie. Demnach setzen sich Einstellungen aus der affektiven, kognitiven und konativen Verhaltenskomponente zusammen. Affektiv steht dabei für das Fühlen, kognitiv für das Wissen und konativ für das Verhalten.209 Insgesamt resultiert daraus ein dreiteiliger Zielkatalog des Employer Branding. Die konativen Ziele beinhalten dabei das Erreichen von Arbeitgeberpräferenzen. Diese sollen sich in Form einer Bewerbung und des Abschlusses eines Arbeitsvertrages sowie anhand der Loyalität gegenüber dem Unternehmen und der Bereitschaft zur Weiterempfehlung des Unternehmens äußern. Insgesamt steht hier das Erzielen eines Employer-of-Choise im Vordergrund. Weiter kategorisiert PETKOVIC die kognitiven Ziele. Hierzu zählt das Streben nach einer Erhöhung des Bekanntheitsgrades und nach einer wahrgenommenen Einzigartigkeit als Arbeitgebermarke. Auch das Ziel, die wahrgenommene personalpolitische Qualität mittels Employer Branding zu steigern, wird den kognitiven Zielen zugerechnet. Nach PETKOVIC kann dies durch die Fokussierung auf die personalpolitische Leistungspolitik des Unternehmens erreicht werden.210 Die Ziele, das Vertrauen, die 204 205 206 207 208 209 210 Vgl. Petkovic (2004), S. 6 ff. Vgl. Gmür/Martin/Karczinski (2002), S. 14. Vgl. Petkovic (2004), S. 6. Vgl. Petkovic (2007), S. 183. Vgl. Burmann/Blinda/Nitschke (2003), S. 50. Vgl. Foscht/Swoboda (2007), S. 62. Für eine ausführliche Darstellung der personalpolitischen Funktionen sowie Konzepte und Instrumente zur Erreichung einer möglichst hohen Attraktivität vgl. Petkovic (2007), S. 198. 3 Employer Branding im Stakeholder-Dialog 40 Identifikationsbereitschaft und die Sympathie gegenüber der Arbeitgebermarke zu erhöhen, werden als affektive Ziele des Employer Branding bezeichnet. Insgesamt dient der dreiteilige Zielkatalog als Leitfaden für die durchzuführenden Maßnahmen und die zu treffenden Entscheidungen, die dann im Ergebnis zu einer erfolgreichen Profilierung und Führung der Arbeitgebermarke führen.211 Wie bereits aufgezeigt, richtet sich das Employer Branding insbesondere an zwei relevante Stakeholder-Gruppen: die aktuellen Mitarbeiter und das Management eines Unternehmens sowie die potenziellen Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt. Da es sich hierbei um eine interne und eine externe Stakeholder-Gruppe handelt, kann von zwei Dimensionen des Employer Branding gesprochen werden. Demnach weist das Employer Branding sowohl eine nach innen – auf Mitarbeiter und Management des Unternehmens – als auch nach außen – auf Bewerber im Arbeitsmarkt –gerichtete Dimension auf.212 Ziel der nach innen gerichteten Dimension ist es, die emotionale Bindung der Mitarbeiter durch loyalitätsfördernde Maßnahmen zu verstärken213 und Vertrauen, Identifikation und Sympathie gegenüber dem Arbeitgeber aufzubauen.214 Im Mittelpunkt dieser Betrachtungsweise steht dabei die Funktion der Mitarbeiter als Markenbotschafter des Unternehmens.215 Dabei stellt die Identifikation der einzelnen Mitarbeiter mit der Employer Brand eine besondere Herausforderung dar. Das Markenversprechen muss von den Mitarbeitern geteilt werden, um so mittels des an der Employer Brand ausgerichteten Verhaltens nach außen zu kommunizieren.216 Die nach außen gerichtete Dimension des Employer Branding orientiert sich allgemein an den Interessen der unternehmensexternen Anspruchsgruppen, wobei die potenziellen Mitarbeiter des Unternehmens hier besonders im Fokus stehen.217 Daher zielt diese Ausrichtung des Employer Branding auf die Steigerung des Bekanntheitsgrades ab. Mittels der Erhöhung der wahrgenommen Einzigartigkeit der Arbeitgebermarke sollen gegenüber den relevanten Stakeholdern Arbeitgeberpräferenzen geschaffen werden, aus denen letztlich der Employer-of-Choice-Effekt resultiert.218 Anhand der zwei Dimensionen des Employer Branding entsteht im Unternehmen das Erfordernis sowohl einer internen als auch einer externen speziell abgestimmten 211 Vgl. Petkovic (2007), S. 183 f. Vgl. Schmidt (2009), S. 41 f. 213 Vgl. Petkovic (2004), S. 6. 214 Vgl. Petkovic (2007), S. 184. 215 Vgl. Schauer (2008), S. 81. 216 Vgl. Kernstock/Brexendorf (2006), S. 263. 217 Vgl. Schmidt (2009), S. 43. 218 Vgl. Petkovic (2007), S. 183 f. 212 3 Employer Branding im Stakeholder-Dialog 41 Kommunikation. Um ein effizientes und glaubwürdiges Employer Branding zu erreichen, nimmt die Personalabteilung eine grundlegende Rolle ein. Sie passt auf der einen Seite die Positionierung der Arbeitgebermarke entsprechend den Veränderungen der Anforderungsprofile der Zielgruppe an. Auf der anderen Seite organisiert sie die Direktkommunikation mit den aktuellen und potenziellen Mitarbeitern. Insgesamt muss dabei die gesamte interne und externe Kommunikation im Sinne der integrierten Unternehmenskommunikation berücksichtigt werden. Nur so kann das Unternehmen einheitlich nach innen und außen auftreten und wirkungsvoll Employer Branding kommunizieren.219 Die Grundlage der bisher gewonnenen Erkenntnisse bildet die getrennte Betrachtung der beiden Konstrukte CSR und Employer Branding. Im Folgenden soll anhand der Darlegung ausgewählter Studien zunächst empirisch eine Verbindung von CSR und Employer Branding verdeutlicht werden. Darüber hinaus zeigen die Praxisbeispiele der Unternehmen dm-drogerie markt sowie des Automobilherstellers BMW, wie sich die strategische Umsetzung von CSR-Aktivitäten auf das Employer Branding erfolgreich auswirkt. 219 Vgl. Petkovic (2004), S. 10. 4 CSR im Verbund mit Employer Branding 4 42 CSR im Verbund mit Employer Branding 4.1 Aktueller Forschungsstand Im Rahmen der empirischen Fundierung eines Verbunds von CSR und Employer Branding werden im Folgenden drei ausgewählte Studien aufgezeigt, die anhand von unterschiedlichen Forschungsmethoden Erkenntnisse über die Auswirkungen von CSR-Aktivitäten auf die Arbeitgeberattraktivität liefern. BACKHAUS/STONE/HEINER publizieren im Jahr 2002 die Ergebnisse ihrer Studie, die den Einfluss von CSP220 auf die Arbeitgeberattraktivität analysiert. Aufbauend auf in diesem Kontext bereits bestehende Analysen entwickeln die Autoren ein Forschungsdesign, das die Bedeutung von CSP der Unternehmen im Bewerbungsprozess untersucht sowie die Effekte unterschiedlicher CSP-Dimensionen auf die Arbeitgeberattraktivität bestimmt.221 Die Analyse ist dabei in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil der Untersuchung umfasst die Befragung von 297 Studenten aus dem Grundstudium der Wirtschaftswissenschaften. Das Durchschnittsalter der Befragten beträgt 21 Jahre, wobei 93 % der Probanden angeben, bislang bereits an einem Bewerbungsprozess teilgenommen zu haben. In Form einer schriftlichen Befragung werden die Daten der Analyse in den Kursen „Rechnungswesen“ sowie „Unternehmensführung für Fortgeschrittene“ erhoben. Der Fragebogen zielt dabei zunächst auf den Grad des Einflusses von CSP bei der Arbeitgeberwahl ab, wobei der Prozess der Jobsuche hier in vier Phasen unterteilt wird, die sich wie folgt beschreiben lassen: Bewertung der generellen Arbeitgeberattraktivität eines Unternehmers, Bewerbung auf eine konkrete Stelle, Entscheidung über die Zustimmung zu einem Vorstellungsgespräch und Entscheidung über ein Jobangebot. Entsprechend jeder Phase der Jobsuche bewerten die Befragten, inwieweit sie den Aspekt der CSP bei der Wahl eines potenziellen Arbeitgebers mit einbeziehen. Im Rahmen des ersten Teils der Analyse beinhaltet der Fragebogen darüber hinaus auch die Bewertung der Wichtigkeit von insgesamt elf aufgelisteten Dimensionen von CSP seitens der Probanden. Die hiermit gewonnenen Erkenntnisse stellen die Grundlage des zweiten Teils der Untersuchung dar. Die Autoren BACKHAUS/STONE/HEINER führen hierbei ein Experiment durch, das die Effekte bestimmter CSP-Dimensionen auf die Arbeitgeberattraktivität untersucht, wobei sich das Experiment auf einen Datensatz von insge220 221 Siehe hierzu Kapitel 2.2. Vgl. Backhaus/Stone/Heiner (2002), S. 292. 4 CSR im Verbund mit Employer Branding 43 samt 110 Probanden aus der Befragung des ersten Teils der Analyse stützt. Die Studenten bewerten in der ersten Runde des Experiments zunächst eine Liste von Arbeitgebern entsprechend ihrer wahrgenommenen Attraktivität. Nach zwei Wochen erfolgt die Befragung in gleicher Form, wobei die Arbeitgeberliste in der zweiten Runde des Experiments zusätzlich Informationen über die jeweilige CSP der Unternehmen enthält. Dabei liegen den Probanden nur die Informationen der CSP aus dem ersten Teil der Analyse vor, die die präferierten fünf Bereiche der CSP (Umwelt, Beziehung zu Gemeinden, Diversität Produkte und Mitarbeiter) betreffen.222 Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Studie, dass potenzielle Bewerber CSP als ein wichtiges Kriterium bei der Bewertung von Unternehmen in allen vier Phasen des Prozesses der Arbeitgeberwahl mit einbeziehen. Allerdings kommt dem Aspekt der CSP bei der Entscheidung bezüglich eines Jobangebots die größte Bedeutung zu. Darüber hinaus bewerten die Befragten fünf Bereiche der CSP als relevantes Kriterium der Arbeitgeberattraktivität, wobei CSP in den Bereichen Umwelt, Beziehung zu den Gemeinden und Diversität den größten Effekt auf die Arbeitgeberattraktivität ausübt.223 Im Rahmen eines Experteninterviews analysiert SCHMIDT die Auswirkungen einer aktiv betriebenen CSR auf das Employer Branding der Unternehmen. Hierzu befragt der Autor insgesamt 35 Experten aus 23 repräsentativen deutschen mittelständischen und Großunternehmen sowie Unternehmensberatungen und Kommunikationsagenturen, wobei 7 Experten explizit der Forschung und Wissenschaft zuzuordnen sind.224 Die Ergebnisse der Analyse zeigen einen eindeutig positiven Einfluss einer aktiv betriebenen CSR auf das Employer Branding. Alle Experten sind der Meinung, dass die Umsetzung von CSR-Aktivitäten die Unternehmensattraktivität gegenüber potenziellen Mitarbeitern steigert. Weiter bestätigen alle Teilnehmer der Analyse, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, geeignete Fach- und Führungskräfte für ein Unternehmen zu gewinnen, wenn das jeweilige Unternehmen eine strategische Verankerung der CSR aufweist. SCHMIDT analysiert im Rahmen des Experteninterviews auch, wie sich verantwortungsvolles unternehmerisches Verhalten auf die Mitarbeiter des Unternehmens auswirkt. Hierbei lassen die Ergebnisse der Untersuchung ebenfalls einen positiven Zusammenhang erkennen. 32 der 35 Experten sind der Auffassung, 222 223 224 Vgl. Backhaus/Stone/Heine (2002), S. 300 f. Vgl. Backhaus/Stone/Heine (2002), S. 303 ff. Vgl. Schmidt (2009), S. 63. 4 CSR im Verbund mit Employer Branding 44 dass eine Umsetzung von CSR-Aktivitäten im Unternehmen die Mitarbeiterbindung steigert.225 Insgesamt bestätigen die Experten damit, dass diejenigen Auswirkungen, die mit dem Konzept des Employer Branding erreicht werden sollen, auch mit einer aktiv betriebenen CSR möglich sind.226 Darüber hinaus soll nach Auffassung von 31 Experten das Konzept der CSR aus Unternehmenssicht Vertrauen und Identifikation gegenüber der Unternehmung schaffen.227 Diese Ziele entsprechen ebenfalls zwei Erfolgsdimensionen des Employer Branding.228 Zusammenfassend bestätigen explizit 34 der 35 bei der Analyse interviewten Experten der Analyse die Vereinbarkeit der beiden Konzepte CSR und Employer Branding.229 Eine weitere Studie, die einen Zusammenhang zwischen dem CSR-Konzept und dem Employer Branding belegt, ist die von KAUFMANN/EHRGOTT/REIMANN. Den Ausgangspunkt bildet hierbei die Untersuchung, mit welchen CSR-Maßnahmen Unternehmen ihre Wettbewerbsposition verbessern können. Die Studie stützt sich dabei auf die Ergebnisse einer Befragung von insgesamt 340 deutschen, österreichischen und schweizerischen Unternehmen. Im Rahmen der Untersuchung wird analysiert, wie sich die drei Dimensionen der TBL gegenseitig beeinflussen und in welchen Bereichen schließlich verantwortungsvolles unternehmerisches Verhalten anzusetzen ist, um Wettbewerbsvorteile durch strategische CSR-Aktivitäten zu erlangen. Dabei zeigt sich, dass in den erfolgreichsten Unternehmen ein ökologisch und sozial verantwortungsvolles Management umgesetzt wird, sodass von einem bestehenden Einfluss von CSR-Aktivitäten in diesen Bereichen auf die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit ausgegangen werden kann. In der ökologischen und sozialen Dimension lassen sich damit CSR-Aktivitäten identifizieren, die unmittelbar an die Wertkette des Unternehmens anknüpfen und im Hinblick auf die Unterstützung eines Wettbewerbsvorteils erfolgsversprechend sind. Das verantwortungsvolle Handeln spiegelt sich dabei in der ökologischen Dimension anhand von Emissionsvermeidung, umweltfreundlichen Produktionstechniken sowie umweltbewusster Beschaffung wider. Die soziale Dimension umfasst als wirkungsvolle CSR-Aktivitäten die Arbeitssicherheit, die Förderung von Mitarbeitern, die Unterstützung umliegender 225 226 227 228 229 Vgl. Schmidt (2009), S. 65. Siehe hierzu Kapitel 3.2.2. Vgl. Schmidt (2009), S. 67. Siehe hierzu Kapitel 3.2.2. Vgl. Schmidt (2009), S. 67. 4 CSR im Verbund mit Employer Branding 45 Gemeinden und das Lieferantenmanagement.230 Welche konkreten Wettbewerbsvorteile sich anhand dieser strategischen CSR-Aktivitäten für die Unternehmen realisieren lassen, veranschaulicht Abbildung 8. Ökonomische Dimension Soziale Dimension Ökologische Dimension • Arbeitssicherheit • Förderung der Mitarbeiter • Unterstützung der umliegenden Gemeinden • Lieferantenmanagement • Emissionsvermeidung • Umweltfreundliche Produktionstechnik • Umweltbewusste Beschaffung Wettbewerbsvorteile Attraktivität als Arbeitgeber Reputation beim Kunden Effiziente Produktion Höhere Innovationskraft Bessere Akzeptanz bei lokalen Gemeinden und Behörden Abb. 8: Wettbewerbsvorteile durch strategische CSR-Aktivitäten Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Meyer/Waßmann (2011), S. 21. Die Studie lässt einen engen Zusammenhang zwischen ökologisch und sozial verantwortungsvollem Handeln und dem Unternehmenserfolg erkennen. Es zeigt sich, dass Unternehmen mittels strategischer CSR-Aktivitäten und der daraus resultierenden effizienten Produktion einen Wettbewerbsvorteil erreichen können. Darüber hinaus führt die strategische Implementierung der CSR zu einer höheren Innovationskraft und Reputation beim Kunden sowie zu einer besseren Akzeptanz bei lokalen Gemeinden und Behörden. Im Kontext der in vorliegender Arbeit zu untersuchenden Thematik erweist sich als besonders interessant, dass diejenigen Unternehmen, die CSR-Strategien in ihr Geschäftsmodell integrieren, eine Erhöhung der Attraktivität als Arbeitgeber erzielen MANN/EHRGOTT/REIMANN können. Der Untersuchung von KAUF- zufolge begünstigt damit eine Übernahme gesellschaftli- cher Verantwortung durch die Unternehmen einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil 230 Vgl. Kaufmann/Ehrgott/Reimann (2008), S. 6. 4 CSR im Verbund mit Employer Branding 46 im Hinblick auf die Stakeholder-Beziehung zu potenziellen und bestehenden Mitarbeitern.231 Um im Folgenden die Auswirkungen der Umsetzung von strategischen CSRAktivitäten auf das Employer Branding an den Best Practice Beispielen der Unternehmen dm-drogerie markt und BMW Group zu verdeutlichen, soll hier jeweils die Inside-Out-Perspektive und die Outside-In-Perspektive angewendet werden, um so zunächst die strategische Implementierung der CSR herauszuarbeiten. 4.2 Best Practice Beispiel dm-drogerie markt Im Einklang mit der Unternehmensphilosophie des Gründers GÖTZ W. WERNER sind im Unternehmen dm-drogerie markt die Unternehmenswerte Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung im Prozess des Wirtschaftens fest verankert.232 Im Sinne des Prinzips des Füreinander-Leistens steht das Wohl aller Stakeholder des Unternehmens im Vordergrund.233 Das hier mit der Unternehmensphilosophie einhergehende CSR-Verständnis von dm reflektiert in hohem Maß den in Kapitel 2 dargelegten CSR-Begriff. Demnach umfasst die Nachhaltigkeit entsprechend der TBL die Dimensionen soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit. Darüber hinaus berücksichtigt dm auch die kulturelle Nachhaltigkeit und bezieht sich dabei auf die Bildung sowie die Förderung der kulturellen Vielfalt.234 Die Umsetzung von CSR-Strategien in allen Bereichen steht in einem engen Zusammenhang mit der Auffassung von GÖTZ W. WERNER, dass der Mensch stets im Mittelpunkt des Wirtschaftens steht. Durch eine Verankerung der Nachhaltigkeit in den Unternehmensgrundsätzen wird die CSR bei der täglichen Arbeit der Mitarbeiter im operativen Geschäft umgesetzt. Dabei orientieren sich die nachhaltigen Unternehmensgrundsätze an den individuellen Stakeholder-Bedürfnissen.235 Vor dem Hintergrund der vorangegangenen theoretischen Fundierung der CSR kann konkret analysiert werden, wie dm die strategische Implementierung der CSR als Erfolgsfaktor im Wettbewerb einsetzt. Abbildung 9 zeigt mithilfe des in Kapitel 2.6 erläuterten Analyserahmens von PORTER/KRAMER ausgewählte primäre und unterstützende Wertaktivitäten im Rahmen der Inside-Out-Perspektive auf, die anhand der strategischen CSR-Implementierung zu Wettbewerbsvorteilen führen. 231 232 233 234 235 Vgl. Kaufmann/Ehrgott/Reimann (2007), S. 8 f. Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 26. Vgl. Werner (2004), S. 5. Vgl. dm-drogerie markt (2013). Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 26 f. 4 CSR im Verbund mit Employer Branding 47 Unternehmensinfrastruktur - Dezentrale Organisation zur Förderung von Eigenverantwortlichkeit und unternehmerischem Denken über alle Hierarchieebenen hinweg - Eigenes Ressort für Umwelt und Ressourcen sowie Integration sozial-ökologischer Unternehmensziele - Einbindung der CSR in Kostenrechnungssysteme des Controllings, wie z. B. die Wertbildungsrechnung - Transparente Finanzberichterstattung für interne und externe Stakeholder Personalmanagement - Holistisches Ausbildungskonzept zur Stärkung der sozialen Kompetenz und Nachhaltigkeit als integraler Bestandteil - Förderung von Mitarbeiterengagement in gemeinnützigen Initiativen und Projekte Beschaffung - Langfristige Kooperationen mit Zulieferern zur Sicherstellung der Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg Interne, Externe Logistik und Innerbetriebliche Abläufe Marketing und Vertrieb - Energiegewinnung aus regenerativen Energien zur Versorgung der Logistikzentren - Regionale Produktion der dmQualitätsmarken zur Verringerung der Transportwege - Einsatz von Messinstrumenten zur Bestimmung der Umweltbelastung der einzelnen Produkte über den gesamten Leistungsprozess, wie z. B. der Product Carbon Footprint (PCF) - Optimierung der Prozesse anhand des PCF - Entwicklung und exklusiver Vertrieb eigener sozial-ökologisch verantwortlicher Produktmarken, wie z. B. alverde Naturkosmetik oder ALANA - Einsatz von Nachhaltigkeitssiegeln und Zertifikaten innerhalb der Vermarktung der dm-Qualitätsmarken als wettbewerbsstrategisches Instrument Abb. 9: CSR-Aktivitäten innerhalb der Wertkette von dm Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Meyer/Waßmann (2011), S. 34. Ausgehend von der Inside-Out-Perspektive wird ersichtlich, dass die CSR in allen Wertaktivitäten von dm als ein integraler Bestandteil zu verstehen ist.236 In einem weiteren Schritt lassen sich mittels des Diamantmodells von PORTER in allen vier Dimensionen des Wettbewerbsumfelds von dm CSR-Aktivitäten identifizieren, die für das Unternehmen langfristige Vorteile generieren. Abbildung 10 veranschaulicht hierbei die strategische Verankerung der CSR im Wettbewerbsumfeld von dm (Outside-In-Perspektive). Es wird deutlich, wie dm alle Faktoren des Diamanten von PORTER mittels der CSR-Aktivitäten aus unternehmerischer Sicht vorteilhaft beeinflusst und daraus gleichzeitig positive externe Effekte für die Gesellschaft entstehen.237 236 237 Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 34. Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 35 ff. 4 CSR im Verbund mit Employer Branding 48 Strategie und Wettbewerb CSR als entscheidender Erfolgsfaktor der Wettbewerbsstrategie CSR gewinnt als Wettbewerbsdimension zunehmend an Bedeutung dm als Pionier generiert First-Mover Advantage Produktionsfaktoren Nachfragebedingungen Unterstützung von lokalen, sozialen und kulturellen Initiativen in der Nähe der dmMärkte Gesellschaftliche Initiativen erhöhen Quantität und Qualität des verfügbaren Arbeitsangebots im regionalen Umfeld der Märkte Frühe emotionale Bindung potenzieller Mitarbeiter Transparente und öffentliche Kommunikation der CSR-Aktivitäten Sensibilisierung der Verbraucher sozial-ökologische Aspekte gewinnen bei Kaufentscheidung an Bedeutung Verwandte und unterstützende Branchen Wertkettenübergreifende Aktivitäten zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung der Zulieferer, z. B. Unterstützung von Projekten zum Anbau von Bio-Baumwolle in Ägypten und Indien dm-Produkte können glaubwürdig als sozial-ökologisch vermarktet werden Einhaltung der hohen Qualitätsstandards Bindung der Zulieferer Abb. 10: CSR-Aktivitäten von dm im Wettbewerbsumfeld Wie in Kapitel 2.6 aufgezeigt, kann nur mittels einer Einbeziehung beider Perspektiven die strategische Implementierung der CSR und damit die Verankerung der gesellschaftlichen Verantwortung im Geschäftsmodell und im Wettbewerbsumfeld gewährleistet werden.238 Dieser Hintergrund sowie die Verankerung der Nachhaltigkeitsgrundsätze in der Unternehmensphilosophie des Gründers GÖTZ W. WERNER spiegeln den zentralen Erfolgsfaktor der CSR-Strategie von dm wider.239 In diesem Zusammenhang kann aufgrund der hohen Integration der CSR-Aktivitäten in das Geschäftsmodell von dm sowie des gleichzeitig proaktiven Verhaltens des Unter238 239 Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 18. Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 38. 4 CSR im Verbund mit Employer Branding 49 nehmens gemäß der Vier-Felder-Matrix von einer strategischen CSR im engeren Sinne gesprochen werden. Im Kontext der vorliegenden Arbeit erweisen sich besonders die Vorteile einer strategischen Implementierung der CSR, die mit der Steigerung der Arbeitgeberattraktivität einhergehen, als bedeutend. Im Fallbeispiel dmdrogerie markt zeigt sich, dass das Unternehmen mittels der strategischen Implementierung der CSR die Erhöhung der Quantität und Qualität des verfügbaren Arbeitsangebots als wichtigsten Produktionsfaktor anstrebt. Vor diesem Hintergrund sollen die frühe emotionale Bindung potenzieller Mitarbeiter und die Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität gewährleistet werden.240 Darüber hinaus erhöht die langfristige Verankerung der CSR im Geschäftsmodell die Glaubwürdigkeit des Unternehmens, was sich insgesamt positiv auf die Unternehmensreputation von dm auswirkt.241 4.3 Best Practice Beispiel BMW Group Die BMW Group zählt zu den Unternehmen, die Nachhaltigkeitskriterien in allen Unternehmensbereichen und entlang der gesamten Wertschöpfungskette implementieren. Die Nachhaltigkeit ist als wichtiges Element fest in der Unternehmensstrategie verankert und wird von der Unternehmung als Investition in die Zukunft verstanden.242 Im Nachhaltigkeitsmanagement des Unternehmens nehmen dabei insbesondere die Kriterien einer transparenten Kommunikation, einer nachhaltigkeitsbasierten Entscheidungsfindung sowie einer Berücksichtigung des Zusammenhangs von Wertschöpfungskette und Umfeld eine fundamentale Rolle ein. Im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie setzt BMW die Schwerpunktthemen gemäß der Konzeption der TBL. Damit umfasst auch das CSR-Verständnis von BMW die ökologische, ökonomische und soziale Dimension.243 Der Automobilhersteller verfolgt die Philosophie, Maßnahmen zur Nachhaltigkeit im Sinne nachhaltiger Antriebstechnologien nicht nur für Nischenfahrzeuge zugänglich zu machen, sondern vielmehr die reduzierte CO2-Emission für die Volumenfahrzeuge umzusetzen, sodass möglichst viele Kunden davon profitieren.244 Die strategische Implementierung der CSR und damit die Verankerung der gesellschaftlichen Verantwortung im Geschäftsmodell und in der Unternehmensumwelt von BMW resultiert aus der folgenden Betrachtung der InsideOut-Perspektive und der Outside-In-Perspektive (siehe Abb. 11 und 12).245 240 241 242 243 244 245 Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 35. Vgl. Meyer/Waßmann (2011), S. 41. Vgl. BMW Group (2012), S. 3. Vgl. BMW Group (2013). Vgl. BMW Group (2012), S. 36. Vgl. hier und im Folgenden BMW Group (2012). 4 CSR im Verbund mit Employer Branding 50 Unternehmensinfrastruktur - Verfolgung des Prinzips einer verantwortungsvollen und an einer nachhaltigen Wertschöpfung orientierten Unternehmensführung - Transparente Berichterstattung - Ableitung, Konkretisierung sowie Verankerung der Nachhaltigkeitsstrategie in den einzelnen Ressorts unter Berücksichtigung der gesamten Wertschöpfungskette Personalmanagement - Zukunftsvorsorge: Fokus auf Gesundheit der Mitarbeiter und Reduzierung der Arbeitsunfälle - Mitarbeiterschulungen zu Nachhaltigkeitsthemen - Führung: Entwicklung eines gemeinsamen Führungsverständnisses zur Steigerung der Motivation und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter - Diversität: Vielfalt im Unternehmen (Kultur, Gender und Alter) - Mitglied des UN Global Compact: Einhaltung der international anerkannten Menschenrechte und Arbeitsbedingungen Technologieentwicklung - Umfassendes Verständnis von Produktverantwortung (ressourcen- und umweltschonende Entwicklungs- und Produktionsprozesse) - Recyclingkonzept und Verwertungsstandards - Verfolgung eines integralen Ansatzes bei der Produktsicherheit sowie ständige Weiterentwicklung von Maßnahmen zur Gewährleistung der aktiven und passiven Sicherheit Beschaffung - Verfolgung von messbaren Nachhaltigkeitszielen bei Material- und Teileeinkauf - Intelligenter Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen bereits in der Frühphase der Fahrzeugentwicklung (Ansatz Design for Recycling) - Nachhaltigkeitsstandards für Lieferanten Interne, Externe Logistik und Innerbetriebliche Abläufe - Einsatz von erneuerbaren Energien in Produktion und Wertschöpfung - Ressourcenverbrauch (Wasser, Energie, Abfall, Lösungsmittel) bei Produktion pro Fahrzeug um 45 % gesenkt - Effiziente Transportlogistik: Konzept zur Verkehrsvermeidung und zur Verlagerung auf umweltfreundliche Verkehrsträger - Artenvielfalt und Umwelt erhalten: Einsatz von pflanzlichen und nachwachsenden Rohstoffen Marketing und Vertrieb - Entwicklung und Vertrieb von Elektromobilität (führend bei einem ganzheitlichen Ansatz für PremiumElektromobilität) - CO -Emissionen in europäischer Neufahrzeugflotte um 50 % reduziert Abb. 11: CSR-Aktivitäten innerhalb der Wertkette von BMW Kundendienst - Ganzheitliche und hochwertige Kundenbetreuung - Konzepte, die dafür sorgen, dass Fahrzeuge nach Nutzungsphase die Umwelt möglichst wenig belasten 4 CSR im Verbund mit Employer Branding 51 Abbildung 11 zeigt ein Best Practice Beispiel der Eingliederung der CSR in die Wertaktivitäten. Entlang der gesamten Wertkette verankert BMW in der Unternehmensstrategie die ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Dabei wird eine umfassende Produktverantwortung fokussiert und ein klares Bekenntnis zur Schonung von Ressourcen erkennbar.246 Im Rahmen der Outside-In-Perspektive verschiebt sich der Blickwinkel auf das Unternehmensumfeld.247 Die Implementierung des unternehmerischen CSR-Engagements in die Wettbewerbsstrategie von BMW sowie die daraus resultierende Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit verdeutlicht Abbildung 12.248 Strategie und Wettbewerb CSR als entscheidender Erfolgsfaktor der Wettbewerbsstrategie: Konzernweites und konsequentes Management der Nachhaltigkeitsstrategie Nachhaltigster Automobilhersteller weltweit Produktionsfaktoren Nachfragebedingungen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, langfristig ausgerichtete Personalpolitik, soziale Zusatzleistungen, Fokus auf WorkLife-Balance Engagement und fachliche Qualifikation der Mitarbeiter Qualifizierte Mitarbeiter gewinnen und an das Unternehmen binden Transparente und öffentliche Kommunikation der CSR-Aktivitäten sowie erkennbarer Nachhaltigkeitsgedanken für Kunden neues Geschäftspotenzial aufgrund neuer Kundenanforderungen hinsichtlich Mobilität Verwandte und unterstützende Branchen Wertkettenübergreifende Aktivitäten um Aspekte der Nachhaltigkeit bei Lieferanten und Partnern durch prozessuale und befähigende Maßnahmen fest zu verankern Nachhaltigkeit im gesamten Lieferantennetzwerk Steigerung der Ressourceneffizienz Reduzierung der ökologischen und sozialen Risiken Abb. 12: CSR-Aktivitäten von BMW im Wettbewerbsumfeld 246 247 248 Vgl. BMW Group (2012), S. 7. Vgl. Sigler (2010), S. 82. Vgl. hier und im Folgenden BMW Group (2012). 4 CSR im Verbund mit Employer Branding 52 Insgesamt lässt sich die strategische Implementierung der CSR neben der Berücksichtigung der Inside-Out-Perspektive auch in der Dimension der Outside-InPerspektive erkennen. Auf Grundlage eines ganzheitlichen Ansatzes verfolgt BMW stets ein strategisch angelegtes, initiatives Engagement. Die CSR-Aktivitäten orientieren sich dabei an den Kernkompetenzen des Unternehmens, sodass jeweils das unternehmensspezifische Know-how bei der Umsetzung des gesellschaftlichen Engagements mit einfließt.249 Vor dem Hintergrund der Vier-Felder-Matrix verfolgt auch BMW eine strategische CSR im engeren Sinne, da die CSR-Aktivitäten einen hohen Integrationsgrad in das Geschäftsmodell von BMW bei gleichzeitigem proaktivem Verhalten aufweisen. Das Unternehmen sieht in der eingenommenen führenden Rolle als nachhaltiges wirtschaftliches Unternehmen einen direkten Zusammenhang mit der Steigerung der Arbeitgeberattraktivität. Neben einer überdurchschnittlichen Vergütung und sozialen Zusatzleistungen sowie der individuellen Weiterbildung der Mitarbeiter misst der BMW dem nachhaltigen Wirtschaften eine maßgebliche Bedeutung für die Stärkung der Attraktivität als Arbeitgeber zu. Die mit dem Automobilhersteller einhergehende Arbeitgeberattraktivität spiegelt sich auch in einer Vielzahl von Auszeichnungen wider. So erzielt BMW bspw. im Jahr 2012 im Rahmen des Trendence Europe´s Top 500 Employer im Bereich Engineering Rang 5 sowie Rang 11 in der Kategorie Business. Das Trendence Young Professionals Barometer Deutschland vergibt dagegen für alle drei Bereiche – Business, Engineering und IT – den 1. Platz. Im Ranking der World´s Most Admired Companies des Fortune Magazine belegt BMW Platz 14. Als einziger Automobilhersteller sowie als einziges europäisches Unternehmen erzielt BMW dabei eine Platzierung unter den Top 15 der 500 renommiertesten Unternehmen der Welt.250 Insgesamt lässt damit die Orientierung an den Leitlinien eines beständigen und glaubhaften gesellschaftlichen Engagements einen direkten Zusammenhang mit der hohen Arbeitgeberattraktivität erkennen.251 Vor dem Hintergrund der aufgezeigten Zusammenhänge zwischen CSR und Employer Branding auf Basis des aktuellen Forschungsstands und ausgewählter Best Practice Beispiele wird im Folgenden im Rahmen einer Conjoint-Analyse die Auswirkung von unternehmerischer gesellschaftlicher Verantwortung im Vergleich zu weiteren Unternehmenseigenschaften auf die Arbeitgeberattraktivität expliziert. 249 250 251 Vgl. Schöberl (2012), S. 515. Vgl. BMW Group (2012), S. 88 f. Vgl. Schöberl (2012), S. 517. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 5 53 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 5.1 Konzeption und Forschungsdesign der empirischen Untersuchung Die bisher gewonnenen theoretischen Erkenntnisse bezüglich des CSR-Konzepts (Kapitel 2) und des Employer Branding (Kapitel 3.2) führen zur Formulierung folgender Forschungsfrage: Beeinflusst verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln die Attraktivität eines Unternehmens als Arbeitgeber? Die Relevanz der Forschungsfrage und damit die Wichtigkeit der Ausgestaltung des Employer Branding stehen hier in einem direkten Bezug zu den bereits aufgezeigten relevanten Theorien im Stakeholder-Dialog. So betont FREEMAN gemäß dem Stakeholder-Ansatz (Kapitel 3.1.1) die notwendige Ausrichtung der Arbeitgebermarke auf die Interessen aller relevanten Stakeholder. In diesem Sinne kann die Steigerung des Unternehmenswerts langfristig gewährleistet werden.252 Auch BARNARD sieht das Employer Branding als einen wichtigen Bestandteil einer Organisation. Denn die Gewinnung von ausreichenden geeigneten Mitarbeitern steht in einem direkten Zusammenhang mit der Leistungsfähigkeit einer Organisation.253 Das Setzen von geeigneten Anreizen mittels des Employer Branding fördert das Mitwirken von Individuen an einer Kooperation und sichert damit insgesamt das Gleichgewicht des Systems und den Erhalt der Organisation (Kapitel 3.1.2).254 Darüber hinaus fokussiert BARNARD auch das externe Gleichgewicht zwischen der Organisation selbst und der Organisationsumwelt, was verantwortungsvolles Handeln der Unternehmen im Sinne der Gleichgewichtstheorie impliziert.255 Letztlich wird auch im Kontext der Motivationstheorie nach MASLOW (Kapitel 3.1.3) die Wichtigkeit der Ausgestaltung einer Employer Brand sichtbar. Demnach gilt es für den Arbeitgeber, die spezifischen Bedürfnisse der Individuen zu befriedigen, um dadurch eine hohe Arbeitsmotivation zu erzielen.256 Im Rahmen der Analyse von Präferenzen bestimmter Unternehmensmerkmale bei der Arbeitgeberwahl dient die Conjoint-Analyse als Forschungsdesign. Dieses Verfahren bietet sich insbesondere deshalb an, da sich die Wahl des Arbeitgebers durch eine klassische Trade-Off-Situation kennzeichnet. Der Bewerber muss bei der Ar252 253 254 255 256 Vgl. Hinterhuber (2004), S. 256 f. Vgl. Barnard (1970), S. 61 f. Vgl. Barnard (1970), S. 86. Vgl. Barnard (1970), S. 78. Vgl. Holtbrügge (2013), S. 15. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 54 beitgeberwahl in der Regel mehrere Kriterien gegeneinander abwägen.257 So wird auch die Messung von Präferenzen im Sinne der Conjoint-Analyse durch die Simulation von Abwägungsprozessen durchgeführt. Diese Form der Präferenzmessung versucht, eine möglichst realitätsnahe Entscheidungssituation wiederzugeben.258 Die Conjoint-Analyse bezeichnet dabei ein Verfahren zur Abbildung der Beurteilung einer bestimmten Anzahl von Objekten durch einzelne Personen. Die Probanden bewerten im Rahmen dieser Analyse eine Bündelung von Eigenschaften und keine einzelnen Merkmale. Insgesamt können dann sog. metrische Teilnutzenwerte für die einzelnen Eigenschaftsausprägungen der Objekte geschätzt werden, auf deren Basis sich schließlich ein Gesamtnutzenwert pro Objekt bestimmen lässt.259 Um im Zusammenhang mit der vorliegenden Forschungsfrage das Entscheidungsverhalten der Befragten so realitätsnah wie möglich abbilden zu können und damit insgesamt valide Handlungsempfehlungen für das Employer Branding zu gewinnen, wird das Verfahren der traditionellen Conjoint-Analyse, welche ursprünglich aus der Konsumentenmarktforschung stammt, in den Personalbereich transferiert.260 Im Rahmen der Analyse bewerten die Probanden fiktive, aber realistische Unternehmensprofile entsprechend ihrer wahrgenommenen Attraktivität, die anhand der Bewerbungswahrscheinlichkeit abgebildet wird. Das Erhebungsdesign stützt sich dabei auf die Gestaltung von Stellenanzeigen, die die in der Analyse zu prüfenden Unternehmenseigenschaften wiedergeben. Insgesamt soll gemessen werden, wie das aus Sicht der Probanden präferierte Unternehmen aussieht. In diesem Zusammenhang soll explizit auch die Wichtigkeit des verantwortungsvollen unternehmerischen Handelns bewertet werden. Im Anschluss an die Conjoint-Analyse soll der Frage nachgegangen werden, ob zwischen den betrachteten Untersuchungsobjekten, den Probanden, Ähnlichkeiten bestehen und darauf aufbauend Gruppen (engl. Cluster) gebildet werden können. Die Grundidee einer solchen Clusteranalyse besteht darin, die Untersuchungsobjekte so zu gruppieren bzw. zu klassifizieren, dass sie innerhalb der Gruppe möglichst homogen bezüglich der betrachteten Clustermerkmale sind. Gleichzeitig sollen die Objekte unterschiedlicher Gruppen eine hohe Heterogenität aufweisen.261 Damit kann die 257 258 259 260 261 Vgl. Hinzdorf/Priemuth/Erlenkämper (2003), S. 19. Vgl. Büschken (1994), S. 72. Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 458. Vgl. Hinzdorf/Priemuth/Erlenkämper (2003), S. 19. Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 397. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 55 Clusteranalyse als methodische Basis für eine statistisch fundierte Typenbildung betrachtet werden.262 5.2 Operationalisierung der Konstrukte Für die empirische Analyse der aufgestellten Forschungsfrage und damit für die Untersuchung, welche Unternehmenseigenschaften bei der Arbeitgeberwahl eine entscheidende Rolle spielen, wird die in Kapitel 3.1.3 erläuterte Bedürfnispyramide von MASLOW dem Aufbau der Analyse zugrunde gelegt. Die Unternehmenseigenschaften, die in der Analyse die fiktiven Unternehmensprofile charakterisieren, werden dabei den unterschiedlichen Bedürfnisebenen nach MASLOW zugeordnet. Zunächst gilt es im Rahmen der Conjoint-Analyse, die relevanten Unternehmenseigenschaften und ihre Ausprägungen auszuwählen. Entsprechend der Zuordnung der Unternehmenseigenschaften auf die jeweilige Bedürfnisebene kann darauf aufbauend das Erhebungsdesign entwickelt werden. Zur Operationalisierung der Problemstellung wird zunächst die Studie von KAUFMANN/EHRGOTT/REIMANN aus dem Forschungsüberblick in Kapitel 4.1 zur Identifi- kation geeigneter Unternehmenseigenschaften bezüglich des verantwortungsvollen unternehmerischen Handelns herangezogen. Die Autoren liefern im Rahmen ihrer Untersuchung konkrete Handlungsfelder, die unter anderem dazu beitragen, die Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen. Dieser Zusammenhang begründet in der vorliegenden Untersuchung die Wahl entsprechender Handlungsfelder als Unternehmenseigenschaften im Bereich der CSR-Aktivitäten eines potenziellen Arbeitgebers. Gemäß der bereits aufgezeigten TBL (Kapitel 2.2) können die entsprechenden Eigenschaftsausprägungen entweder in die soziale oder in die ökologische Dimension gegliedert werden. Im Rahmen der Analyse werden dabei beide Dimensionen der CSRAktivitäten der obersten Stufe der Bedürfnispyramide und damit dem Bedürfnis nach Selbstverwirklichung zugeordnet. Das Bedürfnis nach individueller Weiterbildung als eine der Merkmalsausprägungen der sozialen CSR oder auch moralische Aspekte, wie bspw. eine umweltbewusste Produktionstechnik (ökologische CSR), werden im Sinne der Bedürfnispyramide von MASLOW erst dann verhaltenswirksam, wenn die Bedürfnisse der unteren Ebenen grundsätzlich erfüllt sind.263 Denn für einen Mitarbeiter, der bspw. seinen Arbeitsplatz als gefährdet ansieht oder sich im Arbeitsum- 262 263 Vgl. Lorenz (2009), S. 288. Vgl. Comelli/von Rosenstiel (2009), S. 13 f. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 56 feld nicht wohlfühlt, spielt die individuelle Weiterbildung keine bedeutende Rolle.264 Die Unternehmenseigenschaften, die unterhalb der Ebene der Selbstverwirklichung zuzuordnen sind, lassen sich entsprechend ihrer Bedürfnisbefriedigung den Prestigebedürfnissen, den sozialen Bedürfnissen oder den Sicherheitsbedürfnissen zuordnen. Die physiologischen Bedürfnisse, wie Schlaf oder Nahrung sind dabei nicht durch die Unternehmenseigenschaften abbildbar. Abbildung 13 veranschaulicht alle in der Analyse gemessenen Unternehmenseigenschaften entsprechend ihrer Klassifizierung nach der Bedürfnispyramide von MASLOW. Ökologische CSR Soziale CSR Emissionsausstoß im Produktionsprozess Unterstützung umliegender Gemeinden Produktionstechnik Selbstverwirklichung Beschaffung Verantwortungsübernahme Prestigebedürfnisse Leistungsanforderung Unternehmensgröße Weiterbildung der Mitarbeiter Arbeitssicherheit Tätigkeitsfeld Position Eigenverantwortlichkeit Führungskultur Soziale Bedürfnisse Betriebsklima Sicherheitsbedürfnisse Jobsicherheit Standort Gehalt Physiologische Bedürfnisse Abb. 13: Unternehmenseigenschaften klassifiziert nach der Bedürfnispyramide von MASLOW Die vier relevanten Bedürfnisebenen nach MASLOW werden im Rahmen der Conjoint-Analyse in insgesamt 17 Unternehmenseigenschaften aufgegliedert. Zur Messung der Einflüsse dieser Unternehmenseigenschaften bedarf es einer Operationalisierung in eine positive und negative Ausprägung. Aufgrund der Struktur einzelner Ausprägungen wird die Formulierung ihrer Ausprägungen relativiert dargestellt, da bspw. die Höhe des Gehalts zu eindeutigen Tendenzen in Richtung der hohen Aus- 264 Vgl. Roth/Regnet/Mühlbauer (2010), S. 27. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 57 prägung führt und damit einen geringen Erkenntniswert liefert.265 Im Folgenden werden die einzelnen Unternehmenseigenschaften und ihre Ausprägungen ausführlich erläutert. Die Sicherheitsbedürfnisse werden anhand von zwei Unternehmenseigenschaften operationalisiert: die Jobsicherheit und das Gehalt. Dabei beschreibt ein unbefristeter Arbeitsvertrag die positive Eigenschaftsausprägung der Jobsicherheit. Dem gegenüber steht ein befristeter Vertrag.266 Das Gehalt wird als niedrige Ausprägung mit dem Zusatz der Leistungsabhängigkeit in Form eines durchschnittlichen festen, gering leistungsabhängigen Gehalts dargestellt. Die positive Ausprägungsform des Gehalts beinhaltet eine hohe variable, stark leistungsabhängige Entlohnung.267 Die Kombination der Eigenschaftsausprägungen der Jobsicherheit und des Gehalts verkörpert den jeweiligen Erfüllungsgrad der Sicherheitsbedürfnisse. So stellt der Verbund der Unternehmenseigenschaften in der positiven und in der negativen Ausprägung jeweils die Summe dessen dar, was während des Arbeitsverhältnisses verdient werden kann, bestimmt durch die Faktoren Zeitspanne und Höhe des Gehalts. Zur Beschreibung der sozialen Bedürfnisse werden insgesamt vier Unternehmenseigenschaften gebildet. Das Betriebsklima wird in der negativen Ausrichtung als karriereförderndes und damit als konkurrenzorientiertes Arbeitsumfeld beschrieben. Den Gegensatz dazu charakterisiert ein kollegiales und offenes Betriebsklima. Auch die Führungskultur lässt sich entsprechend ihrer Attraktivität unterteilen. In der vorliegenden Untersuchung wird diese mit niedriger Ausprägung als eine hierarchische und strukturierte Führungskultur beschrieben. Dem gegenüber steht eine in der Führungskultur fest verankerte Vision. Eine Unternehmenskultur, die sich grundlegend an einer umfassend implementierten Vision orientiert, ermöglicht eine flache, modere Führungskultur. Weiter stehen auch die Unternehmenseigenschaften Standort und Unternehmensgröße in einem direkten Zusammenhang mit den sozialen Bedürfnissen. In Bezug auf die Unternehmensgröße wird zwischen einem Mittelständler und einem internationalen Konzern unterschieden, wobei letzteres für die attraktiven und vielseitigen Job- und Karrieremöglichkeiten steht. In ähnlicher Form werden auch 265 266 267 Vgl. Link (2012), S. 31. Vgl. Link (2012), S. 32. Vgl. Link (2012), S. 34. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 58 die Eigenschaftsausprägungen des Standorts abgebildet und differenziert. Hier steht eine Klein- bis Mittelstadt einer Großstadt gegenüber.268 Die Operationalisierung der Prestigebedürfnisse umfasst fünf Unternehmenseigenschaften: das Tätigkeitsfeld, die Eigenverantwortlichkeit, die Verantwortungsübernahme, die Position und die Leistungsanforderung. Das Tätigkeitsfeld beschreibt dabei neben der Art und Weise der Aufgabenerfüllung auch die damit einhergehenden Freiräume zur Zielerreichung. In diesem Kontext charakterisiert ein abteilungsbezogenes Tätigkeitsfeld mit strukturiertem Aufgabenprofil die negative Eigenschaftsausprägung, da diese Merkmale im Wesentlichen ein wenig abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld verkörpern. Im Gegensatz dazu beschreibt ein projektbezogenes Tätigkeitsfeld mit variierenden, immer neuen Aufgaben ein Tätigkeitsfeld, das abwechslungsreich und daher insbesondere auch als lehrreich zu interpretieren ist. Eine geringe Eigenverantwortlichkeit wird durch das weisungsgebundene Arbeiten beschrieben, wobei dem gegenüber das eigenverantwortliche Arbeiten steht. Die Verantwortungsübernahme differenziert sich durch eine geringe Verantwortlichkeit für Mitarbeiter und hohe Bindung an vorhandene Budgets auf der einen Seite und eine große Verantwortung für das eigene Tätigkeitsfeld auf der anderen Seite.269 Als weitere Unternehmenseigenschaft, die den Prestigebedürfnissen zuzuordnen sind, zählt die Position im Unternehmen. In der vorliegenden Untersuchung wird zwischen einer Traineestelle als geringer Ausprägungsform und einem Direkteinstieg als hoher Ausprägung unterschieden. Zwar stellt die Traineestelle einen Eintritt ins Berufsleben dar, sie kann aber im Vergleich zum Direkteinstieg nicht als ein äquivalentes Einstiegslevel angesehen werden. Die Leistungsanforderung als fünfte und letzte Eigenschaft auf der Ebene der Prestigebedürfnisse beschreibt in ihrer positiven Dimension ein stark leistungsorientiertes Arbeitsumfeld, da davon ausgegangen wird, dass die daraus resultierenden Karriereeffekte als positiv bewertet werden. Demnach erfolgt die Leistungsmessung hier anhand der individuellen Zielerfüllung. Dem gegenüber steht ein wenig leistungsorientiertes Arbeitsumfeld mit einer an der Zielerfüllung des Teams ausgerichteten Leistungsmessung.270 Die Selbstverwirklichung als oberste Ebene der Bedürfnispyramide umfasst die ökologische und die soziale CSR der TBL. Die ökologische CSR beinhaltet dabei Unternehmenseigenschaften wie den Emissionsausstoß im Produktionsprozess sowie 268 269 270 Vgl. Link (2012), S. 34 f. Vgl. Link (2012), S. 32. Vgl. Link (2012), S. 34. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 59 Grundsätze der Beschaffung und Gestaltung der Produktionstechnik. Daneben lassen sich die Unternehmenseigenschaften Arbeitssicherheit, Weiterbildung der Mitarbeiter und Unterstützung der umliegenden Gemeinden als Bereiche der sozialen CSR kategorisieren. In Anlehnung an die Studie von KAUFMANN/EHRGOTT/REIMANN stellen jeweils die positiven Ausprägungen der Unternehmenseigenschaften diejenigen Handlungsfelder dar, die die Autoren als verantwortungsvolles Verhalten gemäß der TBL identifizieren und die insgesamt die Attraktivität als Arbeitgeber steigern. Aufgrund der Struktur der Unternehmenseigenschaften im Bereich des verantwortungsvollen Handelns werden die negativen Ausprägungen dabei nicht absolut gegensätzlich formuliert, um so ad hoc eindeutige Tendenzen zum Positiven zu vermeiden. Im Bereich der sozialen CSR charakterisieren damit die in der Produktion eingehaltenen üblichen Sicherheitsstandards die negative Ausprägung der Unternehmenseigenschaft Arbeitssicherheit. Darüber hinaus geht die diesbezüglich positive Ausprägung, welche bspw. die Sicherheitsschulungen für die Mitarbeiter sowie besondere Sicherheitsmaßnahmen in der Produktion umfasst. Das Merkmal Weiterbildung der Mitarbeiter unterscheidet in der niedrigen Ausprägung die allgemeine fachliche Weiterbildung von der individuellen Weiterbildung in der hohen Ausprägung. Bei der Unterstützung der umliegenden Gemeinden umfasst die negative Ausprägung eine alleinige Fokussierung und Verfolgung der eigenen Unternehmensinteressen. Diese Verhaltensweise unterscheidet sich von der positiven Ausprägung, bei der das Unternehmensumfeld über die Belange der eigenen Geschäftstätigkeiten hinaus aktiv gefördert wird. In Bezug auf die drei Komponenten der ökologischen CSR beschreibt ein profitorientierter Produktionsprozess die negative Ausprägung der Unternehmenseigenschaft Emissionsausstoß im Produktionsprozess. Dem gegenüber steht ein vorhandenes Konzept zur Emissionsvermeidung. Als weitere Komponente der ökologischen CSR erfährt das Merkmal Beschaffung eine ähnliche Konzipierung. Hier steht die profitorientierte Beschaffung der umweltbewussten und verantwortungsvollen Beschaffung gegenüber. Die Produktionstechnik umfasst als drittes Handlungsfeld im Bereich der ökologischen CSR die Eigenschaftsausprägungen umweltfreundliche und ressourceneffiziente Produktionstechnik bzw. die profitorientierte Produktionstechnik.271 Tabelle 2 veranschaulicht zusammengefasst alle in der Conjoint-Analyse verwendeten Unternehmenseigenschaften mit den dazugehörigen Ausprägungen. 271 Vgl. Kaufmann/Ehrgott/Reimann (2007), S. 6 ff. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 60 Bedürfniskategorie Selbstverwirklichung Unternehmenseigenschaften Neg. Ausprägung Pos. Ausprägung Arbeitssicherheit Sicherheitsstandards in der Produktion Sicherheitsschulungen für Mitarbeiter und hohe Sicherheitsmaßnahmen in der Produktion Weiterbildung der Mitarbeiter Fachliche Weiterbildung Individuelle Weiterbildung Unterstützung der umliegenden Gemeinden Fokussierung und Verfolgung der eig. Unternehmensinteressen Aktive Förderung des Unternehmensumfelds über die eig. Geschäftstätigkeit hinaus Emissionssausstoß im Produktionsprozess Profitorientierter Produktionsprozess Emissionsvermeidung im Produktionsprozess Beschaffung Profitorientierte Beschaffung Umweltbewusste, verantwortungsvolle Beschaffung Produktionstechnik Profitorientierte Produktionstechnik Umweltfreundliche, ressouceneffiziente Produktionstechnik CSR – soziale Dimension CSR – ökologische Dimension Quelle: Kaufmann/Ehrgott/Reimann (2007), S. 6 ff. Prestigebedürfnisse Tätigkeitsfeld Strukturiertes, abteilungsbezogenes Tätigkeitsfeld Projektbezogenes Tätigkeitsfeld mit wechselnden Aufgaben Position Trainee Direkteinstieg Verantwortungsübernahme Verantwortungsübernahme für Mitarbeiter und Budget Verantwortungsübernahme für eigenes Tätigkeitsfeld Eigenverantwortlichkeit Weisungsgebundenes Arbeiten Eigenverantwortliches Arbeiten Leistungsanforderung Leistungsmessung an Zielerfüllung des Teams Leistungsmessung an individueller Zielerfüllung Betriebsklima Karriereförderndes Arbeitsumfeld Offenes, kollegiales Arbeitsumfeld Führungskultur Hierarchische, strukturierte Führungskultur Fest verankerte Vision in flacher, moderner Führungskultur Unternehmensgröße Mittelständisches Unternehmen Internationaler Konzern Standort Klein- bis Mittelstadt Großstadt Jobsicherheit Befristeter Vertrag Unbefristeter Vertrag Gehalt Durchschnittliches festes, gering leistungsabhängiges Gehalt Hohes variables, stark leistungsabhängiges Gehalt Quelle: Link (2012), S. 33. Soziale Bedürfnisse Quelle: Link (2012), S. 33. Sicherheitsbedürfnisse Quelle: Link (2012), S. 33. Physiologische Bedürfnisse Nicht durch Unternehmenseigenschaften abbildbar Tab. 2: Unternehmenseigenschaften und Ausprägungen der Conjoint-Analyse 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 61 Aus dem bisher gewonnenen Erhebungsdesign lassen sich die Hypothesen der vorliegenden Conjoint-Analyse ableiten. Gemäß der Operationalisierung der Unternehmenseigenschaften wird davon ausgegangen, dass die jeweils positiven Eigenschaftsausprägungen einen höheren Einfluss auf die Bewerbungswahrscheinlichkeit der Probanden ausüben als die negativen Ausprägungen. Aus diesem Zusammenhang lassen sich folgende Hypothesen ableiten: Hypothese 1 Je besser die Sicherheitsbedürfnisse erfüllt werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Befragte bewirbt. Hypothese 2 Je besser die sozialen Bedürfnisse erfüllt werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Befragte bewirbt. Hypothese 3 Je besser die Prestigebedürfnisse erfüllt werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Befragte bewirbt. Hypothese 4 Je verantwortungsvoller sich die Unternehmen in der ökologischen Dimension verhalten, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Befragte bewirbt. Hypothese 5 Je verantwortungsvoller sich die Unternehmen in der sozialen Dimension verhalten, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Befragte bewirbt. Tab. 3: Hypothesen 1 bis 5 Die einzelnen Eigenschaften der Conjoint-Analyse orientieren sich in ihrer Klassifizierung an der Bedürfnispyramide von MASLOW. Die Bedürfnispyramide symbolisiert dabei, wie bereits theoretisch fundiert, die Hierarchie einzelner Bedürfniskategorien. Dieser Zusammenhang liefert folgende weitere Hypothese der Analyse: Hypothese 6 Die Bedeutung, die den einzelnen Bedürfniskategorien bei der Präferenzbildung zukommt, spiegelt die Bedürfnispyramide von MASLOW wider. Tab. 4: Hypothese 6 5.3 Stimuli-Design der Conjoint-Analyse Im Rahmen der Datenerhebung muss zunächst die Definition und die Zahl der sog. Stimuli festgelegt werden. Als Stimuli werden die Kombinationen von Eigenschaftsausprägungen verstanden – hier Unternehmensprofile in Form von Stellenanzeigen –, die die Probanden entsprechend ihrer wahrgenommen Attraktivität beurteilen. In der vorliegenden Conjoint-Analyse wird die sog. Profilmethode als Definition der Stimu- 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 62 li angewendet. Demnach besteht ein Stimulus aus einer Kombination der Ausprägungen der Bedürfniskategorien, die in der betrachteten Untersuchung die zugehörigen Unternehmenseigenschaften bündeln (siehe. Tab. 5).272 Die Kategorie der Selbstverwirklichung wird dabei explizit in die Kategorien der sozialen und der ökologischen CSR unterteilt. Anhand der separierten Auflistung und der Messung kann so eine detaillierte Erkenntnis der Präferenzen bezüglich beider CSR-Dimensionen gewonnen werden. Kategorie Ausprägung CSR sozial positiv / negativ CSR ökologisch positiv / negativ Prestigebedürfnisse positiv / negativ Soziale Bedürfnisse positiv / negativ Sicherheitsbedürfnisse positiv / negativ Tab. 5: Kategorien und ihre Ausprägungen im Conjoint-Design Im vorliegenden Fall ergeben sich für fünf Kategorien mit jeweils zwei Möglichkeiten der Ausprägung bei einem vollständigen Design und damit entsprechend der Berücksichtigung aller möglichen Kombinationen (2 x 2 x 2 x 2 x 2) 32 fiktive Arbeitgeberprofile (Stimuli). Die Bewertung von 32 alternativen Stimuli stellt bei dieser hohen Fallzahl allerdings eine Überforderung der Befragten dar und ist damit praktisch nicht umsetzbar.273 Dies führt zu der Notwendigkeit, aus der Menge aller theoretisch möglichen Stimuli (vollständiges Design) eine geeignete Teilmenge (reduziertes Design) auszuwählen. Ziel des reduzierten Designs ist es dabei, diejenige Teilmenge von Stimuli abzubilden, die das vollständige Design möglichst gut repräsentiert.274 Mit SPSS wird mittels der Prozedur ORTHOPLAN ein solches repräsentatives reduziertes Design erzeugt.275 Dabei ergeben sich für die vorliegende Untersuchung insgesamt acht Kombinationen der Merkmalsausprägungen. Darüber hinaus werden im selben Verfahren zwei sogenannte Holdout-Karten konstruiert. Bei diesen Holdout-Karten, die auch als Prüffälle bezeichnet werden, handelt es sich ebenfalls um Stimuli, die von den Probanden bewertet werden. Allerdings dienen diese nicht zur Schätzung der Nutzenwerte, sondern werden für die Validitätsprüfung der Conjoint-Analyse verwendet. Mittels der Prozedur PLANCARDS werden die gewonnenen Stimuli, die bisher als Zahlenkombination dargestellt sind, jeweils anhand ihrer 272 273 274 275 Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 464. Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 479. Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 466. Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 479. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 63 inhaltlichen Bedeutung abgebildet. Es entstehen sog. Produktkarten (hier Unternehmenskarten).276 Für Stimulus 1 mit der Zahlenkombination 1,1,0,0,1 – 1 steht für eine positive und 0 für eine negative Eigenschaftsausprägung – ergibt sich dabei bspw. das in Tabelle 6 dargestellte fiktive Unternehmensprofil. Karten-ID CSR sozial 1 pos CSR ökologisch Prestigebedürfnisse Soziale Bedürfnisse Sicherheitsbedürfnisse pos neg neg pos Tab. 6: Durch PLANCARDS erzeugte Unternehmenskarte für Stimulus 1 Der Output des orthogonalen Designs wird im Rahmen der vorliegenden ConjointAnalyse anhand von zehn Stellenausschreibungen visualisiert. Die Stellenausschreibungen beinhalten dabei entsprechend der in der Realität üblichen Form ein kurzes Unternehmensprofil, die Anforderungen an das Bewerberprofil sowie die Leistungen des Unternehmens. Neben der optischen Orientierung an realistischen Stellenausschreibungen werden auch die Merkmalsausprägungen sprachlich an typische Formulierungen angepasst. Die Merkmalsausprägungen sind zudem nicht entsprechend ihrer Zugehörigkeit zu der jeweiligen Bedürfniskategorie aufgelistet, sondern in gemischter Reihenfolge abgebildet. Abbildung 14 veranschaulicht die Stellenausschreibung von Stimulus 1. Unser mittelständisches Unternehmen mit nationalen Standorten in kleinen bis mittleren Städten sucht einen Hochschulabsolventen (m/w) für eine Traineestelle Das bieten wir... Sie wollen... - Hohes variables, stark leistungsabhängiges Gehalt - Strukturiertes, abteilungsbezogenes Tätigkeitsfeld - Unbefristeter Vertrag - Individuelle Weiterbildung - Leistungsmessung an Zielerfüllung des Teams - Hierarchische und strukturierte Führungskultur - Mitarbeit in einem Unternehmen mit umweltbewusster Beschaffung und Produktionstechnik sowie Emissionsvermeidung im Produktionsprozess - Verantwortungsübernahme für Mitarbeiter und Budget - Karriereförderndes Arbeitsumfeld - Sicherheitsschulungen für Mitarbeiter und hohe Sicherheitsmaßnahmen in der Produktion - Aktive Förderung des Unternehmensumfeldes über die eigene Geschäftstätigkeit hinaus (Unterstützung der umliegenden Gemeinden) Abb. 14: Stellenanzeige Stimulus 1 276 Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 481 f. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 64 5.4 Datenerhebung und deskriptive Statistik Die Datenerhebung der Conjoint-Analyse erfolgt mittels eines anonymisierten Online-Fragebogens. Dabei basiert sowohl die Erstellung des Fragebogens als auch die anschließende Erfassung der Daten auf der UniPark-Software EFS-Survey. Die methodischen Vorteile einer Online-Befragung liegen insbesondere in der Erzielung einer großen Reichweite, einer hohen Zeiteffizienz, der Kosteneinsparung und der hohen Akzeptanz aufgrund von Flexibilität und Anonymität. Zudem werden Fehlerquellen durch die onlinebasierte Dateneingabe verringert und fehlende Werte (missing value) mittels Kontrollskripten verhindert. Allerdings besteht bei OnlineBefragungen die Möglichkeit der Selbstselektion, was eine Verzerrung der Ergebnisse bewirken kann. Auch die bereits aufgeführte Anonymität kann die Angaben von nicht wahrheitsgemäßen Antworten begünstigen.277 Der Fragebogen kann inhaltlich in fünf Teile gegliedert werden. Der Einleitungstext informiert die Befragten bezüglich des Hintergrunds, der Intention und der Bearbeitungsdauer der Analyse. Da die Zielgruppe der Untersuchung ausschließlich Studenten sind, wird explizit darauf hingewiesen, dass die Wahrnehmung unterschiedlicher Arbeitgebereigenschaften bei Studenten im Mittelpunkt der Betrachtung steht. Zur Bildung eines ganzheitlichen Rahmens wird den Probanden im nächsten Schritt die in Abbildung 15 dargestellte Situation als Ausgangspunkt beschrieben. Im Folgenden werden insgesamt 10 Stellenangebote von fiktiven Unternehmen aufgeführt. Bitte stellen Sie sich vor, Sie stehen kurz vor dem Abschluss Ihres gegenwärtigen Studiums und befinden sich auf der Suche nach einem passenden Arbeitgeber. Hierzu betrachten Sie die vorliegenden Stellenangebote, deren fachliche Qualifikationsanforderungen Sie erfüllen. Die Stellenangebote enthalten dabei die wichtigsten Eigenschaften der jeweiligen Stelle bzw. des Unternehmens. Bitte lesen Sie sich die Stellenangebote genau durch und bewerten Sie anschließend anhand der aufgelisteten Eigenschaften, mit welcher Wahrscheinlichkeit Sie sich auf das entsprechende Stellenangebot bewerben würden. Abb. 15: Ausgangssituation Fragebogen Darauf folgend beinhaltet der dritte Teil des Fragebogens die durch das orthogonale Design erzeugten zehn Stellenangebote, die den Befragten nacheinander aufgeführt werden. Im Zusammenhang mit der wahrgenommenen Attraktivität der Unterneh277 Vgl. Meffert/Burmann/Kirchgeorg (2008), S. 162; Thielsch/Weltzin (2009), S. 70. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 65 menseigenschaften bewerten die Probanden das Stellenangebot entsprechend ihrer Bewerbungswahrscheinlichkeit. Die Präferenzeinschätzung durch die Probanden kann dabei auf unterschiedliche Weise erfolgen. In der vorliegenden Untersuchung wird die sog. Präferenzwertmethode verwendet. Demnach wird jede einzelne Unternehmenskarte anhand eines metrischen Präferenzwerts beurteilt.278 Da es sich hierbei um eine Messung von Einstellungen der Probanden handelt, wird der Bewertung eine siebenstufige Likert-Skala zugrunde gelegt.279 Die Likert-Skala umfasst dabei die Ausprägungen von „keinesfalls“ bis „auf jeden Fall“, wobei „vielleicht“ als Bezeichnung der vierten Stufe die indifferente Antwortmöglichkeit widerspiegelt. Der vierte Teil des Fragebogens beinhaltet die Datenerhebung der demografischen Angaben der Probanden. Neben Alter, Geschlecht, Studium und Studiengang werden auch Daten bezüglich der Auseinandersetzung mit dem Thema Job und Bewerbung erhoben. Diese demografischen Angaben dienen insbesondere als Unterscheidungskriterien im Rahmen der Durchführung der Clusteranalyse. Abschließend wird im fünften und letzten Abschnitt des Fragebogens den Probanden für ihre Teilnahme an der Beantwortung des Fragebogens gedankt. Ein Pretest bietet die Möglichkeit, die Stimuli und den Fragebogen auf Verständnisprobleme zu überprüfen.280 Neben dem Aufdecken von Orthografie- und Formulierungsfehlern kann mithilfe eines Pretests auch die Lesbarkeit und das Layout überprüft werden.281 Der Fragebogen der vorliegenden Untersuchung wurde im Zeitraum vom 12. bis zum 14. August 2013 für einen Online-Pretest freigeschaltet. Die zwölf Pretest-Teilnehmer setzen sich dabei aus sechs Frauen und Männern entsprechend der Zielgruppe zusammen. Hauptsächlich wurde durch die Pretest-Teilnehmer auf vereinzelte Rechtschreib- und Grammatikfehler hingewiesen. Als besonders hilfreich ergaben sich zudem Hinweise bezüglich präziserer Formulierungen einzelner Ausprägungen der Unternehmenseigenschaften. Nach Prüfung aller Anmerkungen wurden die Hinweise und Verbesserungsvorschläge in den Fragebogen eingearbeitet. Die Feldphase der Datenerhebung erstreckte sich im Rahmen der vorliegenden Untersuchung über den Zeitraum vom 15. bis zum 31. August 2013. Dabei erreicht der Online-Fragebogen ein Gesamtsample von 254 Teilnehmern. Insgesamt schließen 124 Probanden den Fragebogen vollständig ab, was einer Beendigungsquote von 278 279 280 281 Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 482. Vgl. Greving (2006), S. 83. Vgl. Waßmann (2013), S. 171. Vgl. Link (2012), S. 39. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 66 48,82 % entspricht. Die anschließende Datenanalyse basiert auf 122 vollständig bearbeiteten Datensätzen, da aus methodischen Gründen die Werte von zwei Probanden aus der Analyse ausgeschlossen werden müssen. Im ersten Fall bewertet ein Proband alle Stellenangebote mit der gleichen Bewerbungswahrscheinlichkeit. Aus mathematischen Gründen kann ein auf solche Art charakterisierter Datensatz nicht für eine Conjoint- und Clusteranalyse verwendet werden. Ein weiterer Datensatz muss entnommen werden, da der Proband sich als Nichtakademiker ausgibt und damit nicht der Zielgruppe der vorliegenden Untersuchung entspricht. Die demografischen Daten der Untersuchung ergaben folgende Ergebnisse. Das der Analyse zugrunde liegende Sample besteht zu 54,9 % aus weiblichen und zu 45,1 % aus männlichen Studenten, was demnach ein ausgeglichenes Verhältnis darstellt. Weiter weisen die Probanden bezüglich der Altersstruktur ein Durchschnittsalter von 24,85 Jahren auf. Dieser Wert entspricht der Zielgruppe der Analyse. Der Großteil der Befragten studiert auf die Studienabschlüsse Master (41 %) und Bachelor (38,5 %). Weiter umfasst der Datensatz 11,5 % Diplomstudenten und 9 % Promotionsstudenten. Dabei belegt mit 62,3 % der größte Anteil einen wirtschaftswissenschaftlichen Studiengang, weitere 7,4 % studieren Wirtschaftsinformatik. Die Studiengangausrichtungen der restlichen Probanden werden unter der Kategorie der sonstigen Studiengänge zusammengefasst, wobei auch die zunächst separat gelisteten Psychologiestudenten aufgrund ihrer geringen Anzahl dieser Kategorie zurechnet werden. Als letztes Unterscheidungskriterium der Probanden interessiert auch die Intensität der Auseinandersetzung mit dem Thema Job und Bewerbung. Dabei setzen sich 32 % mittelmäßig mit diesem Thema auseinander. Als zweitgrößte Ausprägung beschäftigen sich 24,6 % intensiv mit der gefragten Thematik, 22,1 % hingegen nur wenig. Weiter beantworten 18 % der Befragten die Fragestellung mit sehr intensiv. Im Gegensatz dazu befassen sich nur 3,3 % gar nicht mit Thema Job und Bewerbung. Tabelle 7 veranschaulicht zusammengefasst die demografischen Angaben des der Analyse zugrunde liegenden Datensatzes. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl N= 122 67 ≙ 100 % Geschlecht in % weiblich 67 54,9 männlich 55 45,1 Alter Ø in Jahren 18-38 24,85 Studium in % Diplom 14 11,5 Master 50 41,0 Bachelor 47 38,5 Promotionsstudent 11 9,0 Studiengang in % Wirtschaftswissenschaften Wirtschaftsinformatik Sonstiges 76 62,3 9 7,4 37 30,3 Bewerbungsintensität in % gar nicht 4 3,3 wenig 27 22,1 mittelmäßig 39 32,0 intensiv 30 24,6 sehr intensiv 22 18,0 Tab. 7: Deskriptive Statistiken 5.5 Datenauswertung und Ergebnisse Die Auswertung der erhobenen Daten mittels SPSS lässt sich für die vorliegende Untersuchung in drei Analyseschritte einteilen (siehe Abb. 16). Zunächst gilt es, die gewonnen Daten auf ihre Güte und Validität hin zu überprüfen. Im Anschluss daran erfolgt die Conjoint-Analyse, um die Nutzenvorstellungen der Befragten bezüglich der verschiedenen Unternehmenseigenschaften abzubilden. Im dritten Schritt werden im Rahmen einer Clusteranalyse die Probanden anhand von Ähnlichkeitsstrukturen zu Gruppen zusammengefasst. Evaluierung des Messmodells Conjoint-Analyse Abb. 16: Analyseschritte der Datenauswertung Clusteranalyse 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 68 5.5.1 Evaluierung des Messmodells Ein Maß für die Güte und Validität der Abbildung der empirischen Ergebnisse auf die aus dem Gesamtnutzen resultierenden Präferenzen der Befragten liefern die in Tabelle 8 aufgeführten Korrelationskoeffizienten. Wert Pearson - r Kendall Tau Kendall Tau für Prüfkarten Sig. ,975 ,857 1,000 ,000 ,001 - Tab. 8: Korrelationen der Conjoint-Analyse Der Pearson´sche Korrelationskoeffizient misst dabei die Korrelation zwischen den metrischen Gesamtnutzenwerten und den tatsächlichen Präferenzen. Der Rangkorrelationskoeffizient Kendall´s Tau ergibt sich hingegen aus der Korrelation zwischen den tatsächlichen und den aus der Conjoint-Analyse resultierenden Rängen (Rangordnung der Präferenzen). Je mehr sich sowohl der Pearson´sche Korrelationskoeffizient als auch der Kendall´s Tau absolut dem Wert 1 nähern, desto besser können die empirischen Daten anhand der Conjoint-Ergebnisse abgebildet werden. Für den vorliegenden Fall kann anhand der Werte der Korrelationskoeffizienten ein hohes Maß an Güte der Abbildung bestätigt werden. Der Kendall´s Tau wird darüber hinaus auch für die Holdout-Karten berechnet, um die tatsächlichen und die vorhergesagten Ränge dieser Stimuli zu vergleichen. Da die Holdout-Karten zwar Bestandteil der Datenerhebung sind, aber nicht bei der Schätzung der Teilnutzenwerte berücksichtigt werden, ist der Kendall´s Tau für die Prüfkarten als ein Maß für die Validität der Ergebnisse zu interpretieren. Mit einem Wert von 1 und damit entsprechend der vorliegenden Analyse kann die Validität der Ergebnisse vollständig bestätigt werden.282 5.5.2 Conjoint-Analyse und Überprüfung der Hypothesen Auf Basis der im Conjoint-Design erhobenen Befragungsergebnisse kann nun analysiert werden, welche Merkmalskombinationen der Unternehmenseigenschaften bei der Arbeitgeberwahl präferiert werden. Hierzu werden auf Grundlage der empirisch ermittelten Stimuli mithilfe der Conjoint-Analyse zunächst die Teilnutzenwerte pro Person für alle Eigenschaftsausprägungen ermittelt. Aus diesen Teilnutzenwerten lassen sich dann für die einzelnen Kategorien (CSR sozial, CSR ökologische, Presti- 282 Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 487 f. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 69 gebedürfnisse, soziale Bedürfnisse und Sicherheitsbedürfnisse) die relativen Wichtigkeiten pro Person ableiten.283 Mittels SPSS werden im Rahmen der Conjoint-Analyse Nutzenwerte geschätzt, die die Nutzenstruktur einzelner Personen analysieren. Allerdings sollen in der vorliegenden Untersuchung die Individualanalysen der einzelnen Probanden miteinander verglichen werden. Hierfür muss zunächst anhand einer entsprechenden Normierung die Voraussetzung für eine Vergleichbarkeit geschaffen werden.284 Die daraus resultierenden normierten Teilnutzen stellen dabei unter anderem auch die Basis der anschließenden Clusteranalyse dar. Im Rahmen der Normierung gilt es zwei Bedingungen zu erfüllen. Demnach muss der errechnete Teilnutzenwert für alle Probanden jeweils auf dem gleichen Nullpunkt und den gleichen Skaleneinheiten basieren. Entsprechend der ersten Normierungsvorschrift und damit in Bezug auf den Nullpunkt werden diejenigen Eigenschaftsausprägungen auf null gesetzt, die den geringsten Nutzenbeitrag liefern. Demzufolge wird zunächst jeweils die Differenz zwischen den einzelnen Teilnutzenwerten und dem kleinsten Teilnutzen der entsprechenden Eigenschaft gebildet. Dies lässt sich formal wie folgt darstellen: β∗ mit β β =β −β (1) = Teilnutzenwert für Ausprägung m von Eigenschaft j = minimaler Teilnutzenwert bei Eigenschaft j Im Zusammenhang mit der Justierung der Skaleneinheit und damit der zweiten Normierungsvorschrift muss festgelegt werden, welche Größe den Maximalwert des Wertebereichs beschreiben soll. Die Conjoint-Analyse schätzt für jede Eigenschaft die Nutzenbeiträge der Eigenschaftsausprägungen. Der am stärksten präferierte Stimulus eines Probanden resultiert damit aus der Summe der höchsten Teilnutzenwerte je Eigenschaft. Aus diesem Grund entspricht die Summe der maximalen Teilnutzenwerte je Eigenschaft dem Maximalwert des Wertebereichs. Alle weiteren Stimuli führen hingegen zu kleineren Gesamtnutzenwerten. Daher ist es sinnvoll, den Gesamtnutzenwert des am stärksten präferierten Stimulus bei allen Probanden auf den 283 284 Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 469. Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 476. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 70 Wert 1 zu setzen. Die normierten Teilnutzenwerte ergeben sich damit aufbauend auf Formel (1) aus folgender Gleichung: = β β∗ (2) β∗ ∑ Die Normierung gemäß Formel (2) gewährleistet nun eine Vergleichbarkeit der Daten verschiedener Individualanalysen. Im Kontext der Forschungsfrage der vorliegenden Analyse sind hier insbesondere die aggregierten Nutzenwerte aller Probanden von Bedeutung. Im Anschluss an die Individualanalyse folgt damit die Normierung der Teilnutzenwerte für jeden Probanden entsprechend der Formel (2). Daraufhin lassen sich schließlich die normierten individuellen Teilnutzenwerte je Eigenschaftsausprägung anhand der Mittelwertbildung über die Probanden aggregieren.285 Tabelle 9 zeigt die Ergebnisse der Conjoint-Analyse nach der Aggregation der normierten Nutzenwerte. N CSR sozial CSR ökologisch Prestigebedürfnisse Soziale Bedürfnisse Sicherheitsbedürfnisse neg pos neg pos neg pos neg pos neg pos Gültige Werte Minimum 122 122 122 122 122 122 122 122 122 122 122 ,00 ,00 ,00 ,00 ,00 ,00 ,00 ,00 ,00 ,00 Maximum Mittelwert ,50 ,33 ,44 ,67 ,47 ,73 ,43 ,67 ,64 1,00 ,0746 ,0573 ,0638 ,0862 ,0224 ,1794 ,0318 ,1911 ,0809 ,2125 Standardabweichung ,11415 ,08411 ,10153 ,11821 ,07525 ,16982 ,07718 ,17223 ,15449 ,21483 Tab. 9: Mittelwerte der normierten Teilnutzenwerte Die Ergebnistabelle führt für jedes Merkmal bzw. für jede Bedürfniskategorie die jeweiligen Mittelwerte der normierten Teilnutzenwerte je Ausprägung auf. Dabei gilt, dass diejenige Ausprägung des Merkmals, die den höheren Nutzen aufweist, die Bewerbungswahrscheinlichkeit in einem höheren Maß steigert. Gemäß der Hypothesen 1 bis 5 wird davon ausgegangen, dass die jeweils positive Ausprägung der Unternehmenseigenschaften einen höheren Einfluss auf die Bewerbungswahrscheinlichkeit der Probanden hat. Entsprechend der Hypothese 1 führt die Erfüllung der Sicherheitsbedürfnisse zu einer höheren Bewerbungswahrscheinlichkeit der Befragten führen. Tabelle 9 zeigt 285 Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 476 ff. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 71 deutlich den höheren Einfluss der positiven Ausprägung für dieses Merkmal. Mit einem durchschnittlichen Nutzenwert von 0,2125 bei der Erfüllung der Sicherheitsbedürfnisse weist hingegen der Nutzen der gegensätzlichen Ausprägung einen weitaus geringeren Wert auf (0,0809). Damit kann die Hypothese 1 bestätigt werden. Nach Hypothese 2 erweist sich die Bereitschaft eines Befragten zu einer Bewerbung dann als höher, wenn das Stellenprofil des potenziellen Arbeitgebers die sozialen Bedürfnisse erfüllt. Gemäß dem höheren durchschnittlichen Teilnutzenwert in der positiven Ausprägung dieses Merkmals kann die Hypothese 2 ebenfalls bestätigt werden. Demnach bewerben sich die Probanden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auf ein Stellenangebot, wenn dieses, bspw. durch die positive Gestaltung des Betriebsklimas oder die vorhandene Führungskultur, die sozialen Bedürfnisse des potenziellen Bewerbers befriedigt. Im Kontext der Hypothese 3 lassen sich der Kategorie der Prestigebedürfnisse die normierten Teilnutzen 0,0224 und 0,1794 zuordnen. Erfüllt ein potenzieller Arbeitgeber gemäß der Stellenanzeige die Prestigebedürfnisse eines potenziellen Bewerbers, dann erfolgt die Bewerbung mit einer höheren Wahrscheinlichkeit. Damit stiftet die Befriedigung der Prestigebedürfnisse einen höheren Nutzen. Dieser Zusammenhang lässt die Hypothese 3 bestätigen. Die Bedürfniskategorie der Selbstverwirklichung wird in den Stimuli der Analyse, wie bereits ausführlich fundiert, anhand der sozialen und der ökologischen CSRDimension abgebildet. Entsprechend der Hypothese 4 ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Befragte auf ein Stellenangebot bewirbt, umso höher, je verantwortungsvoller sich ein Unternehmen in der ökologischen Dimension verhält. Die Ergebnisse der Conjoint-Analyse bestätigen diese Hypothese. Befriedigt ein Stellenangebot das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung im Sinne der Erfüllung der ökologischen CSR-Dimension, steigert dies die Bewerbungswahrscheinlichkeit in einem höheren Maß als die gegensätzliche Situation. Der normierte Teilnutzen von 0,0862 im Fall des verantwortungsvollen unternehmerischen Handelns in der ökologischen Dimension steht dabei dem geringeren Teilnutzen von 0,0638 gemäß einer Unterlassung des ökologischen CSR-Engagements gegenüber. Analog zur vierten Hypothese gestaltet sich auch Hypothese 5, die sich dabei auf die soziale Dimension der TBL bezieht. Die normierten Teilnutzenwerte dieses Merkmals bestätigen die fünfte Hypothese nicht. Demnach kann auf Basis der vorliegen- 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 72 den Untersuchung nicht davon ausgegangen werden, dass verantwortungsvolles Handeln der Unternehmen in der sozialen Dimension die Bewerbungswahrscheinlichkeit bei den potenziellen Bewerbern erhöht. Insgesamt können damit auf Grundlage der normierten Teilnutzenwerte die Hypothesen 1 bis 4 bestätigt werden. Während hier die jeweils positiven Eigenschaftsausprägungen bei den Sicherheitsbedürfnissen, sozialen Bedürfnissen, Prestigebedürfnissen sowie dem Bedürfnis nach Selbstverwirklichung im Kontext der ökologischen CSR jeweils einen höheren Einfluss auf die Bewerbungswahrscheinlichkeit ausüben als ihre jeweilige negative Ausprägungsform, steht das Merkmal soziale CSR im Gegensatz dazu. Die normierten Teilnutzenwerten lassen zwar darauf schließen, dass die Kategorie mit dem insgesamt höchsten normierten Teilnutzen wichtiger ist als eine Kategorie, bei der der höchste normierte Teilnutzen geringer ist, allerdings verdeutlicht die relative Wichtigkeit explizit, welche Bedürfniskategorie für die Präferenzbildung der Probanden vergleichsweise eine höhere Bedeutung hat. Um damit den Einfluss einer Variation der Merkmalsausprägungen bzw. einer Bedürfniskategorie zu analysieren, ist damit die Spannweite der normierten Teilnutzen entscheidend, auf deren Basis sich schließlich die Bedeutung eines Merkmals zur Präferenzveränderung ergibt. Diese Spannweite beschreibt die Differenz zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Teilnutzenwert der Ausprägungen eines Merkmals. Ist diese Differenz groß, kann eine Variation der Ausprägung eines Merkmals eine bedeutsame Veränderung auf den Gesamtnutzenwert ausüben.286 In der vorliegenden Untersuchung bildet die relative Wichtigkeit eines Merkmals den Teil der Variation in der Bewerbungswahrscheinlichkeit ab, der durch das Merkmal erklärt wird.287 Die relative Wichtigkeit eines Merkmals bezieht sich damit auf die Wichtigkeit zur Präferenzveränderung.288 Abbildung 17 zeigt die mittels SPSS gebildeten Mittelwerte der relativen Wichtigkeiten entsprechend jeder Bedürfniskategorie. Den Wichtigkeitswerten lässt sich entnehmen, welche Bedeutung den einzelnen Bedürfniskategorien bei der Präferenzbildung der Probanden zukommt. Dabei werden die relativen Wichtigkeiten der einzelnen Bedürfniskategorien anhand der in der Grafik abgetragenen Prozentwerte wiedergegeben. 286 287 288 Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 477. Vgl. Link (2012), S. 43. Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 486. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 73 35 29,340 30 22,291 25 20,178 20 14,997 13,194 15 10 5 0 Sicherheitsbedürfnisse Soziale Bedürfnisse Prestigebedürfnisse CSR ökologisch CSR sozial Abb. 17: Mittelwerte der relativen Wichtigkeiten der Bedürfniskategorien Die in den Stellenangeboten beschriebenen Sicherheitsbedürfnisse nehmen die größte Bedeutung bezüglich der Präferenzbildung bei den Befragten ein. Mit einer relativen Wichtigkeit von 29,340 % erklärt diese Bedürfniskategorie den größten Anteil der Variation der Bewerbungswahrscheinlichkeit. Damit haben die Unternehmenseigenschaften Jobsicherheit und Gehalt den bedeutendsten Einfluss bei der Arbeitgeberwahl. Als zweitwichtigstes Merkmal der Präferenzbildung erweisen sich die sozialen Bedürfnisse. Die Ausgestaltung von Unternehmenseigenschaften wie Betriebsklima, Führungskultur, Unternehmensgröße und Standort zeigt sich damit bei den Befragten als weiterer wichtiger Einflussfaktor bei der Arbeitgeberwahl (22,291 %). Einen nur knapp geringeren Einfluss haben die Prestigebedürfnisse. Die relative Wichtigkeit von 20,178 % spiegelt die Bedeutung dieses Merkmals bei der Präferenzbildung der unterschiedlichen Stellenangebote wider. Damit erklären die Unternehmenseigenschaften wie Verantwortungsübernahme, Tätigkeitsfeld, Position, Leistungsanforderung und Eigenverantwortlichkeit den drittgrößten Anteil der Variation der Bewerbungswahrscheinlichkeit. Den unternehmerischen Verhaltensweisen der potenziellen Arbeitgeber in der ökologischen und sozialen Dimension wird bei der Bewertung der Arbeitgeberattraktivität vergleichsweise die geringste Bedeutung zugemessen. Trotz des damit verbundenen relativ geringen Einflusses auf die Präferenzbildung der Befragten beziehen diese dennoch das verantwortungsvolle Handeln 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 74 der Unternehmen in ihre Präferenzbildung mit einer relativen Wichtigkeit von 14,997 % und 13,194 % mit ein. In diesem Zusammenhang weisen die ökologischen Verhaltensweisen einen größeren Einfluss auf als die der sozialen Dimension. Insgesamt zeigt sich, dass den Bedürfniskategorien unterschiedliche Wichtigkeiten bei der Präferenzbildung zugeschrieben werden können, die Befragten allerdings allen Merkmalen bei der Entscheidungsfindung eine Bedeutung zukommen lassen. Die unterschiedlichen Bedürfniskategorien mit den entsprechenden Unternehmenseigenschaften lassen sich gemäß der ihnen zugeschriebenen relativen Wichtigkeit und damit im Hinblick auf die Wichtigkeit zur Präferenzbildung bei der Arbeitgeberwahl in eine Reihenfolge bringen. Dieser Zusammenhang stellt dabei ein genaues Abbild der Bedürfnispyramide von MASLOW dar (siehe Abb. 18). Bedürfnispyramide nach MASLOW Relative Wichtigkeiten Selbstverwirklichung CSR ökologisch / CSR sozial 14, 997 % / 13,194 % Prestigebedürfnisse 20,178 % Soziale Bedürfnisse 22,291 % Sicherheitsbedürfnisse 29,340 % Physiologische Bedürfnisse Abb. 18: Relative Wichtigkeiten der Bedürfniskategorien und Bedürfnispyramide von MASLOW Hypothese 6 beinhaltet die Annahme, dass die Bedeutung, die den einzelnen Bedürfniskategorien bei der Präferenzbildung zukommt, die Bedürfnispyramide von MASLOW widerspiegelt. Somit kann schließlich auch Hypothese 6 bestätigt werden, denn die potenziellen Bewerber gewichten in der vorliegenden Conjoint-Analyse die Unternehmenseigenschaften in den Stellenangeboten entsprechend der Struktur der 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 75 Bedürfnispyramide. Somit reflektieren die Ergebnisse der Analyse das theoretische Konzept der Bedürfnispyramide. 5.5.3 Clusteranalyse Im Anschluss an die Conjoint-Analyse stellt sich die Frage, ob zwischen den Teilnehmern der vorliegenden Untersuchung Ähnlichkeiten bestehen. Im Rahmen einer Clusteranalyse sollen daher die Probanden zu Gruppen zusammengefasst werden.289 Im hier betrachteten Fall finden bezüglich der Auswahl der Fusionsalgorithmen die agglomerativen Algorithmen als hierarchische Verfahren Anwendung, da diesen in der Praxis die größte Bedeutung zukommt.290 Demnach wird zunächst von der feinsten Partition ausgegangen, womit jedes Untersuchungsobjekt ein Cluster darstellt. Nach Berechnung der paarweisen Distanz bzw. Ähnlichkeit werden die beiden Gruppen mit der größten Ähnlichkeit bzw. der geringsten Distanz zu einem neuen Cluster zusammengefasst. Dies wiederholt sich solange, bis alle Untersuchungsobjekte in einer Gruppe enthalten sind. Somit kann dieses Verfahren auch als eine sog. Ein-Cluster-Lösung bezeichnet werden.291 Im ersten Schritt der Clusteranalyse wird auf die Datenbasis und damit auf die aus Formel (2) gewonnenen normierten Teilnutzenwerte zunächst das Single-LinkageVerfahren angewandt. Wie in Abbildung 19 erkennbar, zeigt dieses Verfahren eine deutliche Neigung zur Kettenbildung. Das Single-Linkage-Verfahren ist daher besonders gut geeignet, um sog. Ausreißer in einer Objektmenge zu erkennen, da das Dendrogramm des Single-Linkage-Verfahrens die Distanzniveaus der einzelnen Agglomerationsschritte verdeutlicht. Die Ausreißer lassen sich daher in Form von kleinen Gruppen mit einer Fusion auf hohem Distanzniveau ablesen.292 289 290 291 292 Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 397. Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 418. Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 420. Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 432. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 0 123 122 121 120 119 118 117 116 115 114 113 112 111 110 109 108 107 106 105 104 103 102 101 100 99 98 97 96 95 94 93 92 91 90 89 88 87 86 85 84 83 82 81 80 79 78 77 76 75 74 73 72 71 70 69 68 67 66 65 64 63 62 61 60 59 58 57 56 55 54 53 52 51 50 49 48 47 46 45 44 43 42 41 40 39 38 37 36 35 34 33 32 31 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 5 10 40 99 41 26 61 1 74 121 24 75 49 59 7 63 90 47 52 9 118 22 18 76 77 96 106 35 11 82 114 30 112 48 29 120 100 85 111 65 122 95 98 54 108 58 78 17 91 37 84 80 115 97 105 39 92 50 81 38 2 15 31 20 43 113 72 87 19 8 88 3 68 33 4 55 69 51 28 57 104 101 34 5 119 117 6 73 44 107 14 110 27 25 83 23 42 66 21 60 16 64 10 71 45 62 93 94 53 102 46 56 13 109 116 12 86 36 103 70 79 32 67 89 Abb. 19: Dendrogramm des Single-Linkage-Verfahrens 15 76 20 25 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 77 Im vorliegenden Fall zeigt das Dendrogramm des Single-Linkage-Verfahrens, dass zwei Objekte (Nr. 67 und 89) relativ früh eine Gruppe bilden, diese aber erst im letzten Schritt und auf einem hohen Distanzniveau mit den übrigen Objekten fusionieren. Diese Objekte können daher als Ausreißer bezeichnet werden. Da diese Ausreißer somit einen separaten Cluster bilden, zu dem keine weiteren Personen mehr hinzukommen und bei dem keine allgemeine Aussage bezüglich eines Clusters von zwei Personen möglich ist, gilt es, diese zwei Objekte für die Clusteranalyse auszuschließen. Die vorliegende Clusteranalyse beruht im Rahmen des hierarchischen Verfahrens auf dem als besonders verlässlich geltenden Average-Linkage-Verfahren,293 da in diesem Clusterverfahren Ähnlichkeitsmaße anwendbar sind.294 Im Kontext eines an die Conjoint-Analyse anknüpfenden Clusterverfahrens stellt immer ein Ähnlichkeitsmaß (Korrelationskoeffizient) als Proximitätsmaß eine notwendige Bedingung dar. Der Grund hierfür ist, dass bei einer Conjoint-Analyse nicht die Niveauunterschiede zwischen den Probanden von Bedeutung sind, sondern vielmehr die Entwicklung der Teilnutzenwerte in ihrer Relation entscheiden. Denn die Befragten bewerten die Eigenschaftsausprägungen in Relation, womit beim Vergleich der Teilnutzenwerte nicht die absolute Höhe fokussiert wird.295 Das Average-Linkage-Verfahren ist drüber hinaus als konservativ charakterisiert, da es weder Tendenzen zur Dilatation noch zur Kontraktion aufweist. Dilatierende Verfahren zielen darauf ab, die Objekte in einzelne, etwa gleich große Gruppen zusammenzufassen. Daneben neigen kontrahierende Verfahren dazu, wenige große Gruppen zu bilden, denen viele kleine gegenüber stehen. Darüber hinaus tendieren konservative Verfahren weder zur Kettenbildung, noch zur Bildung von Kleinstgruppen.296 Auf Basis der normierten Teilnutzenwerte des von Ausreißern bereinigten Samples von insgesamt 120 Probanden ergibt sich gemäß dem Average-Linkage-Verfahren das in Abbildung 20 aufgezeigte Dendrogramm. Dabei erweist sich für die vorliegende Clusteranalyse eine Anzahl von vier Clustern als sinnvoll, da der Übergang von vier Clustern auf drei Cluster einen relativ großen Abstand bis zur weiteren Vereinigung der Cluster impliziert. Im Folgenden sollen die vier Cluster ausführlich charakterisiert werden. Die Interpretation der gewonnenen Erkenntnisse erfolgt explizit in Kapitel 5.6. 293 294 295 296 Vgl. Punj/Stewart (1983), S. 138. Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 431. Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 478. Vgl. Backhaus et al. (2011), S. 430 f. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 0 121 120 119 118 117 116 115 114 113 112 111 110 109 108 107 106 105 104 103 102 101 100 99 98 97 96 95 94 93 92 91 90 89 88 87 86 85 84 83 82 81 80 79 78 77 76 75 74 73 72 71 70 69 68 67 66 65 64 63 62 61 60 59 58 57 56 55 54 53 52 51 50 49 48 47 46 45 44 43 42 41 40 39 38 37 36 35 34 33 32 31 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 5 10 15 40 99 41 1 74 24 121 75 7 49 63 90 26 61 59 47 52 9 118 22 11 18 82 114 120 100 111 23 53 102 21 60 56 32 70 97 105 110 95 98 17 91 54 108 58 78 80 115 44 65 122 85 37 84 96 106 35 30 112 29 48 42 83 76 77 72 113 19 2 15 20 43 31 87 39 92 50 81 38 25 12 116 107 36 86 13 109 27 92 79 66 103 57 104 101 55 69 51 28 117 119 5 14 73 8 88 6 3 68 4 33 34 16 64 10 71 45 62 46 93 Abb. 20: Dendrogramm des Average-Linkage-Verfahrens 78 20 25 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 79 Die Charakterisierung der vier Cluster basiert zunächst auf dem Nutzenvergleich der normierten Teilnutzenwerte innerhalb einer Variablen. Hierfür werden die Mittelwerte der normierten Teilnutzen für jede Variable und für jedes Cluster gebildet. In Bezug auf das Alter als metrischer Variable und die Bewerbungsintensität aufgrund der zugrunde liegenden Likert-Skala dienen ebenfalls die Mittelwerte als Grundlage der Charakterisierung der einzelnen Cluster. Die Tabellen 10 und 11 zeigen die Mittelwerte der entsprechenden Variablen und die Anzahl der Probanden für jedes Cluster auf. Average Linkage 1 Mittelwert N 2 Mittelwert N 3 Mittelwert N 4 Mittelwert N Gesamt Mittelwert N CSR soz. neg CSR soz. pos CSR ökol. neg CSR ökol. pos Prestigebed. neg Prestigebed. pos ,0632 83 ,0403 22 ,3668 8 ,0057 7 ,0634 83 ,0322 22 ,0000 8 ,1232 7 ,0770 83 ,0392 22 ,0074 8 ,0000 7 ,0547 83 ,1083 22 ,0887 8 ,4119 7 ,0074 83 ,0099 22 ,0570 8 ,0737 7 ,2075 83 ,1559 22 ,1075 8 ,0534 7 ,0759 120 ,0570 120 ,0609 120 ,0876 120 ,0151 120 ,1824 120 Tab. 10: Mittelwerte der normierten Teilnutzenwerte je Cluster Average Linkage 1 Mittelwert N 2 Mittelwert N 3 Mittelwert N 4 Mittelwert N Gesamt Mittelwert N Soziale Bed. neg Soziale Bed. pos Sicherheitsbed. neg Sicherheitsbed. pos Alter Bewerbung ,0242 83 ,0105 22 ,1442 8 ,0286 7 ,2014 83 ,2512 22 ,0317 8 ,1164 7 ,0083 83 ,3525 22 ,1190 8 ,0680 7 ,2929 83 ,0000 22 ,0776 8 ,1190 7 24,9398 83 24,5000 22 25,0000 8 25,2857 7 3,3735 83 3,3182 22 2,5000 8 3,4286 7 ,0299 120 ,1943 120 ,0823 120 ,2147 120 24,8833 120 3,3083 120 Tab. 11: Mittelwerte der normierten Teilnutzenwerte, der Variablen Alter und Bewerbungsintensität je Cluster Bei den Variablen Geschlecht, Studium und Studiengang handelt es sich hingegen um nominalskalierte Variablen. Kreuztabellen dienen an dieser Stelle dazu, mögliche Zusammenhänge bezüglich dieser Unterscheidungskriterien zwischen den vier Cluster erkennbar zu machen.297 Die Tabellen 12 und 13 geben dabei die Ergebnisse dieses Verfahrens wieder. 297 Vgl. Raab/Unger/Unger (2009), S. 201. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl Average Linkage Gesamt 1 Anzahl % innerhalb 2 Anzahl % innerhalb 3 Anzahl % innerhalb 4 Anzahl % innerhalb Anzahl % innerhalb Geschlecht männlich weiblich 41 42 50,6 % 49,4 % 5 17 22,7 % 77,3 % 4 4 50,0 % 50,0 % 2 5 28,6 % 71,4 % 67 53 44,2 % 55,8 % Diplom 8 9,6 % 2 9,1 % 2 25,0 % 2 28,6 % 14 11,7 % Studium Master Bachelor 34 34 41,0 % 41,0 % 9 9 40,9 % 40,9 % 4 2 50,0 % 25,0 % 3 1 42,9 % 14,3 % 50 46 41,7 % 38,3 % 80 Promotion 7 8,4 % 2 9,1 % 0 0,0 % 1 14,3 % 10 8,3 % Tab. 12: Kreuztabelle der Variablen Geschlecht und Studium Average Linkage Gesamt 1 Anzahl % innerhalb 2 Anzahl % innerhalb 3 Anzahl % innerhalb 4 Anzahl % innerhalb Anzahl % innerhalb Wirtschaftswissenschaften 50 60,2 % 14 63,6 % 6 75,0 % 4 57,1 % 74 61,7 % Studiengang Wirtschaftsinformatik 9 10,8 % 0 0,0 % 0 0,0 % 0 0,0 % 9 7,5 % Sonstige 24 28,9 % 8 36,4 % 2 25,0 % 3 42,9 % 37 30,8 % Tab. 13: Kreuztabelle der Variablen Studiengang Die Probanden in Cluster 1 messen den Sicherheitsbedürfnissen eine besonders hohe Bedeutung zu. Der Mittelwert der normierten Teilnutzenwerte in der positiven Ausprägung ist hier mit 0,2929 überdurchschnittlich groß. Auch die Befriedigung der sozialen Bedürfnisse im Zusammenhang mit dem potenziellen Arbeitgeber spielt in diesem Cluster eine wichtige Rolle. Die größte Spanne bei der Nutzverteilung zeigen die Prestigebedürfnisse. Hier stiftet die anhand der Stellenangebote zum Ausdruck kommende Erfüllung der Bedürfnisse einen viel höheren Nutzen als die entsprechende negative Ausprägung. In Bezug auf die CSR-Aktivitäten der Unternehmen stehen die Probanden des ersten Clusters der Verantwortungsübernahme im sozialen Bereich eher indifferent gegenüber. Auch das verantwortungsvolle unternehmerische Handeln in der ökologischen Dimension resultiert in einer eher ausgeglichenen Nutzenverteilung, wobei hier leichte Tendenzen zur negativen Ausprägung erkennbar sind. Bei der Betrachtung der demografischen Daten als Unterscheidungskriterien der vier Cluster fällt zunächst auf, dass das Alter in allen Clustern die Gesamtverteilung widerspiegelt und damit für die vorliegende Clusteranalyse kein Unterscheidungskriterium darstellt. Cluster 1 lässt sich vielmehr dadurch charakterisieren, dass 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 81 hier alle Wirtschaftsinformatiker eingeordnet sind. Die Variablen Geschlecht und Studium sind in Cluster 1 ebenfalls entsprechend der Gesamtverteilung abgebildet. In Cluster 2 stellt die Nutzenverteilung der sozialen Bedürfnisse und insbesondere der Sicherheitsbedürfnisse das auffälligste Merkmal dar. Während der normierte Teilnutzen der negativen Ausprägung der Sicherheitsbedürfnisse überdurchschnittlich hoch ist, stiften die positiven Ausprägungen den hier betrachteten Probanden keinen Nutzen. Damit präferieren diese potenziellen Bewerber eher einen befristeten Vertrag mit einem durchschnittlichen, festen und gering leistungsabhängigen Gehalt und nehmen damit die damit verbundenen geringeren Verdienstsummen in Kauf. Der Erfüllung der sozialen Bedürfnisse messen die Probenden des zweiten Clusters hingegen eine überdurchschnittlich hohe Bedeutung zu. Im Nutzenvergleich mit den übrigen Clustern stellt der normierte Nutzenwert von 0,2512 hier den höchsten Wert dar. Unternehmenseigenschaften im Zusammenhang mit der Erfüllung der Prestigebedürfnisse präferieren die hier kategorisierten Probanden ähnlich wie die Gesamtverteilung des Samples. In Bezug auf das verantwortungsvolle unternehmerische Handeln eines potenziellen Arbeitgebers bevorzugen die Befragten überdurchschnittlich die Umsetzung von CSR-Aktivitäten der ökologischen Dimension. Der Bewertung der sozialen CSR-Aktivitäten stehen die Probenden hingegen indifferent gegenüber. Charakteristisch für Cluster 2 zeigt sich die Geschlechterverteilung. In Cluster 2 befinden mit 77,3 % überdurchschnittlich viele Frauen. Die Variablen Studium und Studiengang spiegeln die Gesamtverteilung wider und stellen damit für Cluster 2 kein Unterscheidungskriterium dar. In Bezug auf die Charakterisierung von Cluster 3 ist hervorzuheben, dass die zugehörigen Probanden eine Nutzensteigerung weder anhand der Erfüllung der Sicherheitsbedürfnisse noch bei der Realisierung sozialer Bedürfnisse bewerten. Allein die negative Ausprägungsform der CSR-Aktivitäten im sozialen Bereich erhöht in überdurchschnittlichem Maß die Bewerbungswahrscheinlichkeit der Probanden des Clusters 3. Entsprechend der Gesamtverteilung präferieren die hier kategorisierten Befragten die Umsetzung von CSR-Aktivitäten in der ökologischen Dimension sowie die Erfüllung der Prestigebedürfnisse. Cluster 3 weist gemäß der Gesamtverteilung ein ausgeglichenes Verhältnis von Frauen und Männern auf. Als ein Unterscheidungskriterium zeigt sich die Variable des Studiengangs. In Cluster 3 studieren mit 75 % überdurchschnittlich viele das Fach Wirtschaftswissenschaften. Dabei handelt es sich vergleichsweise um mehr Diplom- und Masterstudenten als Bachelor- und 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 82 Promotionsstudenten. Während in allen übrigen Clustern die Bewerbungsintensität der Probanden als mittelmäßig bis intensiv bewertet wird und damit der Gesamtverteilung entspricht, beschreiben die Befragten des dritten Clusters ihre Bewerbungsintensität nur als wenig bis mittelmäßig, was damit unter dem Durchschnitt liegt. Cluster 4 umfasst überwiegend Probanden, die der Bedeutung des verantwortungsvollen unternehmerischen Handelns in der sozialen und ökologischen Dimension einen überdurchschnittlich hohen Wert beimessen. Insbesondere CSR-Aktivitäten im ökologischen Bereich werden hier in einem überdurchschnittlich hohen Maß präferiert. Die Unterlassung dieser entsprechenden Aktivitäten weist hingegen einen normierten Teilnutzen von null auf. Die Erfüllung der restlichen Bedürfniskategorien (Prestige-, soziale und Sicherheitsbedürfnisse) stiftet ebenfalls einen höheren Nutzen als die jeweilige negative Ausprägung, allerdings ist der Nutzen im Vergleich zur Gesamtverteilung in allen drei Bedürfniskategorien geringer. Cluster 4 umfasst mit 71,4 % überwiegend Frauen. Darüber hinaus gehören mit 42,9 % überdurchschnittlich viele Studenten der Kategorie der sonstigen Studiengänge an, von denen mit 28,6 % überdurchschnittlich viele ein Diplomstudium absolvieren. Im Anschluss an die aufgezeigte Datenauswertung soll abschließend die Beantwortung der Forschungsfrage erneut aufgegriffen werden. In diesem Zusammenhang werden die gewonnenen Ergebnisse der Conjoint- und Clusteranalyse übersichtlich zusammengefasst sowie die bedeutendsten Erkenntnisse interpretiert und diskutiert. 5.6 Zusammenfassende Interpretation und Diskussion der Ergebnisse Im Rahmen der Conjoint-Analyse untersucht das Forschungsdesign auf Basis der gewonnenen theoretischen Erkenntnisse, welche Eigenschaftskombinationen von Unternehmen als Arbeitgeber aus Sicht der Probanden präferiert werden. Die erhoben Befragungsergebnisse bestätigen dabei, dass Unternehmenseigenschaften, die im Zusammenhang mit der Erfüllung der Sicherheitsbedürfnisse, der sozialen Bedürfnisse und der Prestigebedürfnisse stehen, die Bewerbungswahrscheinlichkeit der Probanden erhöht. Dies lässt die Hypothesen 1 bis 3 bestätigen. Die Beantwortung der Forschungsfrage, ob verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln die Attraktivität eines Unternehmens als Arbeitgeber steigert, wird durch die folgenden Erkenntnisse der Analyse geprägt: Während verantwortungsvolles Handeln der Unternehmen in der ökologischen Dimension sich positiv auf die Bewerbungswahrscheinlichkeit auswirkt, kann dieser Zusammenhang auf Basis der 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 83 Datenanalyse für die soziale Dimension nicht bestätigt werden. Damit präferieren die potenziellen Bewerber Unternehmen als Arbeitgeber, die neben einer umweltbewussten Beschaffung auch eine umweltfreundliche und ressourceneffiziente Produktionstechnik verfolgen sowie im Produktionsprozess explizit auf Emissionsvermeidung achten. Unternehmenseigenschaften der sozialen Dimension der CSR, wie die individuelle Weiterbildung, vorhandene Sicherheitsschulungen für Mitarbeiter, hohe Sicherheitsmaßnahmen in der Produktion sowie die aktive Förderung des Unternehmensumfelds erhöhen hingegen die Bewerbungswahrscheinlichkeit nicht. Ein möglicher Grund hierfür ist, dass die wahrgenommene Distanz zwischen den Ausprägungsformen der Unternehmenseigenschaften seitens der Befragten in den jeweiligen Dimensionen der CSR als unterschiedlich empfunden wird. So stehen der Verfolgung von CSR-Aktivitäten der sozialen Dimension in der negativen Ausprägung Handlungsfelder gegenüber, die aus Sicht der Befragten die Arbeitgeberattraktivität nicht vermindern. Bspw. existieren in Bezug auf die Arbeitssicherheit gesetzliche Sicherheitsstandards, was damit zusätzliche Sicherheitsschulungen für Mitarbeiter und außerordentliche Sicherheitsmaßnahmen in der Produktion als eine überflüssige Intensivierung der Arbeitssicherheit erscheinen lässt. Auch in Bezug auf die Weiterbildung der Mitarbeiter empfinden die Probanden eine fachliche Weiterbildung bereits als ausreichend und messen damit der individuellen Weiterbildung vergleichsweise keine überdurchschnittliche Bedeutung bei. Ein weiterer Grund für die unterschiedliche Präferenzbildung in Hinblick auf die soziale und ökologische CSR stellt auch die hier zu unterscheidende Sensibilität dar, mit der die Probanden den unterschiedlichen CSR-Themen gegenüberstehen. Themen des verantwortungsvollen unternehmerischen Handelns, die der ökologischen CSR zuzuordnen sind, scheinen den Ergebnissen zufolge – nach der Befriedigung von Sicherheits-, sozialen und Prestigebedürfnissen – für die Befragten bei der Arbeitgeberwahl von hoher Bedeutung zu sein. In Anlehnung an die Studie von KAUFMANN/EHRGOTT/REIMANN stellt eine Thematik der sozialen CSR die Unterstützung der umliegenden Gemeinden dar. Einem hier verankerten sozialen Engagement der Unternehmen kommt besonders in Wachstumsmärkten eine sehr hohe Bedeutung zu, was vergleichsweise die Relevanz dieser Unternehmenseigenschaft in der vorliegenden Untersuchung abschwächt, sodass die Befragten in der vorliegenden Analyse möglicherweise dieser Thematik mit einer geringeren Sensibilität im Gegensatz zum nachhaltigen Wirtschaften im ökologischen Bereich begegnen. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 84 Insgesamt muss damit die der Analyse zugrunde liegenden Forschungsfrage zweigeteilt beantwortet werden. Die Datenanalyse bestätigt die Hypothese 4 und damit die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität in direktem Bezug mit der unternehmerischen Verantwortungsübernahme in der ökologischen Dimension. Einen Zusammenhang der Steigerung der Attraktivität anhand der Umsetzung von CSR-Aktivitäten in der sozialen Dimension kann für die vorliegende Untersuchung hingegen nicht bestätigt werden (Hypothese 5). Eine weitere wichtige Erkenntnis der vorliegenden Analyse ist die Tatsache, dass die Rangfolge, die die Bedeutung der Bedürfniskategorien für die Präferenzbildung der Probanden wiedergibt, die Bedürfnispyramide von MASLOW abbildet. Damit stellt die Befriedigung der Sicherheitsbedürfnisse das wichtigste Kriterium der Unternehmenseigenschaften bei der Arbeitgeberwahl dar. Erst wenn diese Bedürfniskategorie erfüllt ist, beziehen die Probanden die sozialen Bedürfnisse in die Präferenzbildung mit ein. Aufbauend darauf kommen bei der Bewertung der Unternehmensattraktivität die Prestigebedürfnisse zum Tragen. Die Befriedigung der Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung und damit das verantwortungsvolle unternehmerische Handeln in der ökologischen und sozialen Dimension stellt sowohl in der Bedürfnispyramide nach MASLOW als auch in der Rangfolge der Präferenzbildung bei der Arbeitgeberattraktivität die Spitze der Pyramide dar. Die Befragten beziehen damit die Unternehmenseigenschaften im Zusammenhang mit der ökologischen und sozialen CSR zwar vergleichsweise geringer in die Präferenzbildung mit ein, allerdings lassen die Probanden allen Merkmalen bei der Entscheidungsfindung eine Bedeutung zukommen. Gemäß der Struktur der Präferenzbildung kann Hypothese 6 bestätigt werden. Damit spiegeln sich die gewonnenen theoretischen Erkenntnisse bezüglich der Motivationstheorie von MASLOW (Kapitel 3.1.3) in den Ergebnissen der vorliegenden Analyse wider. Eine gezielte Ausrichtung der Stellenangebote an der Erfüllung der Bedürfniskategorien ermöglicht damit, die Arbeitgeberattraktivität aus Sicht der potenziellen Bewerber zu erhöhen. Im Rahmen des anschließenden Analyseschritts werden die normierten Teilnutzenwerte der Probanden einer Clusteranalyse unterzogen. Als Ergebnis ergeben sich insgesamt vier Cluster, die anhand ihrer Gruppierung innerhalb der Cluster möglichst homogen bezüglich der betrachteten Clustermerkmale sind sowie gleichzeitig gegenüber den anderen Gruppen eine hohe Heterogenität aufweisen. Dabei können die Zusammenhänge der wichtigsten Merkmale innerhalb der vier Cluster wie in der 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 85 Tabelle 14 dargestellt interpretiert werden. Die Grundlage hierfür bilden die jeweiligen Besonderheiten der Cluster, die aus dem Vergleich der Clustermerkmale mit der Gesamtverteilung resultieren. Cluster Besonderheiten beim Nutzenvergleich (norm. Teilnutzen) Wichtigstes Merkmal bei Präferenzbildung (rel. Wichtigkeit in %) Besondere demografische Merkmale 1 + Sicherheitsbedürfnisse ↑ + soziale Bedürfnisse ↑ + Prestigebedürfnisse ↑ Sicherheitsbedürfnisse (30,119 %) • beinhaltet alle Wirtschaftsinformatiker 2 - Sicherheitsbedürfnisse ↑ + soziale Bedürfnisse ↑ + CSR ökologisch ↑ Sicherheitsbedürfnisse (35,254 %) • Frauen 3 - Sicherheitsbedürfnisse ↑ - soziale Bedürfnisse ↑ - CSR sozial ↑ CSR sozial (36,684 %) • Wirtschaftswissenschaftler 4 + CSR ökologisch ↑ + CSR sozial ↑ CSR ökologisch (41,189 %) • Frauen • Studenten der Kategorie sonstiger Studiengang Tab. 14: Besonderheiten der aus der Conjoint-Analyse resultierenden Cluster Die Charakterisierung des ersten Clusters lässt die Interpretation zu, dass aus Sicht aller Wirtschaftsinformatiker lediglich die jeweiligen positiven Ausprägungen der Unternehmenseigenschaften im Bereich der Sicherheits-, sozialen und Prestigebedürfnisse eine Attraktivität des Arbeitgebers erhöhen. Die größte Bedeutung der Präferenzbildung kommt dabei den Sicherheitsbedürfnissen zu. Demnach fällt hier die mögliche erzielbare Gehaltssumme bei der Arbeitsgeberwahl stark ins Gewicht. Alle Wirtschaftsinformatiker der vorliegenden Analyse bevorzugen damit ein hohes variables, stark leistungsabhängiges Gehalt über einen langen Zeitraum (unbefristeter Vertrag). Die Datenanalyse des zweiten Clusters zeigt eine deutliche Steigerung der Arbeitgeberattraktivität im Zusammenhang mit den Unternehmenseigenschaften, die der negativen Ausprägung der Sicherheitsbedürfnisse zuzuordnen sind. Als eine Begründung dafür kann der Zusammenhang zwischen der Bewertung der Sicherheitsbedürfnisse und der Geschlechterverteilung in diesem Cluster herangezogen werden. In Cluster 2 wird die geringere erzielbare Verdienstsumme bevorzugt. Zwar stehen höhere Einkommenschancen in einem direkten Bezug zu einer höheren finanziellen Sicherheit, sie sind aber auch oft mit einem höheren Arbeitsaufwand verbunden. Die 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 86 negative Bewertung einer hohen Gehaltssumme kann daher darauf zurückzuführen sein, dass Frauen in einem höheren Maß die sog. Work-Life-Balance298 präferieren und damit die Karriere- und Einkommenschancen vergleichsweise geringer bewerten. Darüber hinaus schätzen die hier überwiegend vorhandenen Frauen das soziale und ökologische Engagement der Unternehmen und lassen dies positiv in die Bewertung der Arbeitgeber mit einfließen. Cluster 3 umfasst überdurchschnittlich viele Wirtschaftswissenschaftler, die in einem sehr starken Maß ein Arbeitsverhältnis bevorzugen, das weder die Sicherheitsbedürfnisse noch die sozialen Bedürfnisse erfüllt. Die Probanden des dritten Clusters bevorzugen damit einen befristeten Vertrag und eher keine Kontinuität bei der Beschäftigung. In diesem Zusammenhang steht auch die Bewertung der sozialen Bedürfnisse. Aufgrund des präferierten befristeten Arbeitsverhältnisses wird der positiven Ausgestaltung der Führungskultur und des Betriebsklimas keine besondere Bedeutung beigemessen. In diesem Kontext zeigt sich auch die Bewertung des sozialen CSR-Engagements. Eine bevorzugte befristete Anstellung kann ein Hinweis für eine eher geringe Identifikation mit dem Arbeitgeber sein. Damit präferieren die Probanden hier stark einen Arbeitgeber, der anstelle des CSR-Engagements in der sozialen Dimension eher die eigenen Unternehmensinteressen verfolgt. Dieser Zusammenhang beschreibt den Großteil der Präferenzbildung des dritten Clusters. Für die Probanden in Cluster 4 ist das verantwortungsvolle Handeln der Unternehmen bei der Bewertung der Arbeitgeberattraktivität in einem besonders ausgeprägten Maß bedeutsam. Zusätzlich präferieren die Befragten zwar auch die Befriedigung der Sicherheits-, sozialen und Prestigebedürfnisse, allerdings in einem geringeren Maß im Vergleich zu den CSR-Aktivitäten. Das wichtigste Kriterium der Arbeitgeberattraktivität stellt das ökologische CSR-Engagement dar. Unternehmenseigenschaften wie umweltbewusste Beschaffung und Produktionstechnik sowie Emissionsvermeidung im Produktionsprozess beschreiben den mit Abstand größten Teil der Präferenzbildung. Charakteristisch zeigt sich, dass wie in Cluster 2 auch hier überdurchschnittlich viele Frauen der ökologischen Dimension sehr positiv gegenüberstehen, was auf einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Variablen schließen lässt. Zudem umfasst Cluster 4 überdurchschnittlich viele Studenten, die nicht dem Studiengang Wirtschaftswissenschaften oder Wirtschaftsinformatik zuzuordnen sind. Eine 298 Unter dem Begriff Work-Life-Balance wird die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie damit die Balance zwischen diesen beiden Lebensbereichen verstanden. Vgl. Kastner (2010), S. 2. 5 Empirische Analyse von Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl 87 entsprechende Tendenz ist auch in Cluster 2 zu erkennen, was damit auch die Annahme eines Zusammenhangs zwischen diesen beiden Charakteristika zulässt. Neben den bereits in Tabelle 14 aufgeführten wichtigsten Merkmalen der Präferenzbildung zeigt Abbildung 21 im Sinne der Vollständigkeit die gesamte Verteilung der relativen Wichtigkeiten innerhalb der vier Cluster. Dabei spiegelt sich in den Clustern 1 und 2 eindeutig die Gewichtung entsprechend der Maslow´schen Bedürfnispyramide wider. Die Probanden des Clusters 3 lassen hingegen der Ausgestaltung des CSR-Engagements in der sozialen Dimension den größten Teil der Präferenzbildung zukommen. Bei der Betrachtung der relativen Wichtigkeiten in Cluster 4 zeigt sich, dass die Variation in der Bewerbungswahrscheinlichkeit hier überwiegend anhand des Merkmals der ökologischen CSR erklärt wird. Cluster 1 Cluster 2 35 40 30 35 25 30 25 20 20 15 15 10 10 5 5 0 0 A B C D E A B C D E D E Cluster 4 Cluster 3 50 40 35 40 30 25 30 20 20 15 10 10 5 0 0 A B C D A = Sicherheitsbedürfnisse D = CSR ökologisch E A B = Soziale Bedürfnisse E = CSR sozial Abb. 21: Relative Wichtigkeiten Cluster 1 bis 4 B C C = Prestigebedürfnisse 6 Schlussbetrachtung und Erkenntnisse für Theorie und Praxis 6 88 Schlussbetrachtung und Erkenntnisse für Theorie und Praxis Die Erkenntnisse der Arbeit verdeutlichen, dass sowohl das Konzept der CSR als auch das Konzept des Employer Branding durch eine langfristige strategische Ausrichtung charakterisiert sind. Wie in den Kapiteln 2.5 und 2.6 aufgeführt, stellt die strategische Implementierung der CSR in das Geschäftsmodell eine notwendige Bedingung für die Glaubwürdigkeit des Unternehmens gegenüber den Stakeholdern und damit für den Unternehmenserfolg dar. Gleichermaßen steht auch der Erfolg des Employer Branding in einem direkten Zusammenhang mit dessen strategischer Verankerung. Demnach ist die Glaubwürdigkeit des Unternehmens als Arbeitgeber an die Implementierung des Konzepts in die Unternehmensstrategie gekoppelt (Kapitel 3.2). Darüber hinaus verfolgen beide in der vorliegenden Arbeit betrachteten Rahmenkonzepte die langfristige Verbesserung des Unternehmenserfolgs sowie die Gewährleistung der Zukunftssicherung der Unternehmung. Eine weitere Bestätigung der Vereinbarkeit der CSR und des Employer Branding zeigt sich in der Tatsache, dass beide Ansätze übergreifend einen nachhaltigen Aufbau der Unternehmensreputation bewirken. Mittels der Verfolgung von CSR-Aktivitäten erfüllen Unternehmen die zunehmende Forderung der Anspruchsgruppen, einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft zu leisten. Ein strategisch ausgerichtetes Employer Branding erhöht daneben die Attraktivität als Arbeitgeber gegenüber den relevanten Stakeholdern. Insgesamt steht hierbei allerdings der CSR-Ansatz einer weitaus größeren Stakeholder-Gruppe gegenüber, wobei die Interessengruppe des Employer Branding eine Teilmenge der CSR darstellt.299 Aufbauend auf die theoretisch fundierte Eignung des CSR-Ansatzes im Rahmen des Konzepts des Employer Branding, bestätigen sowohl ein aktueller Forschungsüberblick als auch die aufgeführten Best Practice Beispiele, dass sich die Umsetzung von CSR-Aktivitäten auf das Employer Branding erfolgreich auswirkt. Sowohl das Unternehmen dm-drogerie markt als auch die BMW Group weisen hierbei zunächst auf Basis des Analyserahmens aus Kapitel 2.5 und 2.6 eine strategische Implementierung der CSR-Aktivitäten auf. In diesem Kontext können dabei jeweils konkrete Handlungsfelder identifiziert werden, die einen direkten Zusammenhang zwischen dem CSR-Ansatz und der Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität bestätigen. 299 Vgl. hierzu Kapitel 3.1.1. 6 Schlussbetrachtung und Erkenntnisse für Theorie und Praxis 89 Die Ergebnisse der Conjoint-Analyse bekräftigen die positiven Auswirkungen der CSR-Aktivitäten der ökologischen Dimension auf die Arbeitgeberattraktivität. Allerdings zeigt sich, dass die anvisierte Zielgruppe die Attraktivität eines potenziellen Arbeitgebers gemäß der hierarchischen Bedürfniserfüllung im Sinne der Bedürfnispyramide von MASLOW beurteilt. Insgesamt liefert die empirische Analyse der vorliegenden Arbeit die wichtige Erkenntnis, dass die potenziellen Bewerber den Aspekt des verantwortungsvollen unternehmerischen Handelns bei der Bewertung der Arbeitgeberattraktivität mit einbeziehen. Die Erfüllung grundlegender Bedürfnisse anhand anderer Unternehmenseigenschaften nimmt aber im Allgemeinen eine vorrangige Rolle ein. In der Wissenschaft und Praxis gilt als grundlegende Erkenntnis, dass die Mitarbeiter eines Unternehmens und ihre Qualifikation einen zentralen Erfolgsfaktor darstellen.300 Im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter müssen sich die Unternehmen daher so profilieren, dass sie von der Zielgruppe als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden. Die vorliegende Arbeit liefert in diesem Kontext Handlungsimplikationen, die die Employer-Branding-Strategie in der Praxis spezifisch auf die Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität ausrichten lässt. Die aus der Conjoint-Analyse gewonnene Präferenzreihenfolge der Unternehmenseigenschaften, die die Theorie von MASLOW eindeutig bestätigt, kann als Leitlinie eines starken Employer Branding dienen. Allerdings ist hierbei auf die in der Analyse anvisierte Zielgruppe zu achten. Die Bedürfnispräferenzen können im Rahmen der vorliegenden Arbeit nur für Studenten belegt werden. Des Weiteren handelt es sich in der Praxis beim EmployerBranding-Konzept um eine hochkomplexe Thematik, die durch eine Vielzahl von möglichen Ausprägungen ihrer Einflussfaktoren und Gestaltungsformen charakterisiert ist. Die uneingeschränkte Übertragung der Ergebnisse vorliegender Analyse ist vor diesem Hintergrund daher als kritisch zu betrachten.301 Abschließend ist festzuhalten, dass trotz der hohen Bedeutung des CSR-Konzepts und des Employer Branding ein grundsätzlicher Forschungsbedarf besteht, insbesondere in Bezug auf mögliche Interdependenzen der Konzepte. Darüber hinaus stellt die Thematik, in welchem Ausmaß der Einfluss der CSR auf das Employer Branding unternehmens-, branchen- und zielgruppenspezifisch ist, einen für die Forschung interessanten Ansatz dar. 300 301 Vgl. Grobe (2003), S. 5; Ringlstetter/Kaiser (2002), S. 77. Vgl. Sponheuer (2010), S. 284. Anhang Anhang Anhang A: Fragebogen 90 Anhang 91 Anhang 92 Anhang 93 Anhang 94 Anhang 95 Anhang 96 Anhang 97 Anhang B: SPSS-Datenausgabe Unternehmenskarten für Stimulus 1-10 Unternehmenskarte 1 SicherheitsKarten-ID CSR sozial 1 pos CSR ökologisch pos Prestigebedürfnisse Soziale Bedürfnisse neg neg bedürfnisse pos Unternehmenskarte 2 SicherheitsKarten-ID CSR sozial 2 neg CSR ökologisch neg Prestigebedürfnisse Soziale Bedürfnisse pos pos bedürfnisse pos Unternehmenskarte 3 SicherheitsKarten-ID CSR sozial 3 neg CSR ökologisch neg Prestigebedürfnisse Soziale Bedürfnisse neg neg bedürfnisse neg Unternehmenskarte 4 SicherheitsKarten-ID CSR sozial 4 pos CSR ökologisch neg Prestigebedürfnisse Soziale Bedürfnisse neg pos bedürfnisse pos Unternehmenskarte 5 SicherheitsKarten-ID CSR sozial 5 pos CSR ökologisch pos Prestigebedürfnisse Soziale Bedürfnisse pos pos bedürfnisse neg Unternehmenskarte 6 SicherheitsKarten-ID CSR sozial 6 neg CSR ökologisch pos Prestigebedürfnisse Soziale Bedürfnisse neg pos bedürfnisse neg Unternehmenskarte 7 SicherheitsKarten-ID CSR sozial 7 pos CSR ökologisch neg Prestigebedürfnisse Soziale Bedürfnisse pos neg bedürfnisse neg Unternehmenskarte 8 SicherheitsKarten-ID CSR sozial 8 neg CSR ökologisch pos Prestigebedürfnisse Soziale Bedürfnisse pos neg bedürfnisse pos Anhang 98 Unternehmenskarte 9 Sicherheits- Karten-ID CSR sozial 9 neg CSR ökologisch pos Prestigebedürfnisse Soziale Bedürfnisse pos pos bedürfnisse neg Unternehmenskarte 10 SicherheitsKarten-ID CSR sozial 10 pos CSR ökologisch neg Prestigebedürfnisse Soziale Bedürfnisse neg pos bedürfnisse neg Deskriptive Statistiken Alter Kumulierte ProzenHäufigkeit Gültig Prozent Gültige Prozente te 18 2 1,6 1,6 1,6 19 4 3,3 3,3 4,9 20 8 6,6 6,6 11,5 21 8 6,6 6,6 18,0 22 8 6,6 6,6 24,6 23 5 4,1 4,1 28,7 24 12 9,8 9,8 38,5 25 26 21,3 21,3 59,8 26 22 18,0 18,0 77,9 27 10 8,2 8,2 86,1 28 6 4,9 4,9 91,0 29 2 1,6 1,6 92,6 30 3 2,5 2,5 95,1 31 1 ,8 ,8 95,9 32 1 ,8 ,8 96,7 33 1 ,8 ,8 97,5 35 1 ,8 ,8 98,4 36 1 ,8 ,8 99,2 38 1 ,8 ,8 100,0 122 100,0 100,0 Gesamt Alter StandardN Alter 122 Gültige Werte (Listenweise) 122 Minimum Maximum 18 38 Mittelwert 24,85 abweichung 3,442 Anhang 99 Geschlecht Kumulierte ProzenHäufigkeit Gültig Prozent Gültige Prozente te männlich 55 45,1 45,1 45,1 weiblich 67 54,9 54,9 100,0 Gesamt 122 100,0 100,0 Studium Kumulierte ProzenHäufigkeit Gültig Prozent Gültige Prozente te Diplom 14 11,5 11,5 11,5 Master 50 41,0 41,0 52,5 Bachelor 47 38,5 38,5 91,0 100,0 Promotionsstudium Gesamt 11 9,0 9,0 122 100,0 100,0 Studiengang Kumulierte ProzenHäufigkeit Gültig Wirtschaftswissenschaften Wirtschaftsinformatik sonstiges Gesamt Prozent Gültige Prozente te 76 62,3 62,3 62,3 9 7,4 7,4 69,7 37 30,3 30,3 100,0 122 100,0 100,0 Bewerbung Kumulierte ProzenHäufigkeit Gültig gar nicht Prozent Gültige Prozente te 4 3,3 3,3 3,3 wenig 27 22,1 22,1 25,4 mittelmäßig 39 32,0 32,0 57,4 intensiv 30 24,6 24,6 82,0 sehr intensiv 22 18,0 18,0 100,0 122 100,0 100,0 Gesamt Anhang 100 Conjoint-Analyse Korrelationen Wert Sig. Pearson-r ,975 ,000 Kendall-Tau ,857 ,001 1,000 . Kendall-Tau für Prüfkarten Mittelwerte der Teilnutzenwerte Nutzenschätzung CSR sozial CSR ökologisch Prestigebedürfnisse Soziale Bedürfnisse Sicherheitsbedürfnisse Standardfehler neg ,013 ,097 pos -,013 ,097 neg -,042 ,097 pos ,042 ,097 neg -,329 ,097 pos ,329 ,097 neg -,364 ,097 pos ,364 ,097 neg -,351 ,097 pos ,351 ,097 4,245 ,097 (Konstante) Mittelwerte der normierten Teilnutzenwerte StandardN Minimum Maximum Mittelwert abweichung CSR sozial neg 122 ,00 ,50 ,0746 ,11415 CSR sozial pos 122 ,00 ,33 ,0573 ,08411 CSR ökologisch neg 122 ,00 ,44 ,0638 ,10153 CSR ökologisch pos 122 ,00 ,67 ,0862 ,11821 Prestigebedürfnisse neg 122 ,00 ,47 ,0224 ,07525 Prestigebedürfnisse pos 122 ,00 ,73 ,1794 ,16982 Soziale Bedürfnisse neg 122 ,00 ,43 ,0318 ,07718 Soziale Bedürfnisse pos 122 ,00 ,67 ,1911 ,17223 Sicherheitsbedürfnisse neg 122 ,00 ,64 ,0809 ,15449 Sicherheitsbedürfnisse pos 122 ,00 1,00 ,2125 ,21483 Gültige Werte (Listenweise) 122 Relative Wichtigkeiten CSR sozial 13,194 CSR ökologisch 14,997 Prestigebedürfnisse 20,178 Soziale Bedürfnisse 22,291 Sicherheitsbedürfnisse 29,340 Anhang 101 Clusteranalyse Single-Linkage Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig N Fehlend Prozent 122 N Gesamt Prozent 100,0 0 N ,0 Prozent 122 100,0 Zuordnungsübersicht Zusammengeführte Cluster Schritt Cluster 1 Erstes Vorkommen des Clusters Cluster 2 Koeffizienten Cluster 1 Cluster 2 Nächster Schritt 1 40 99 ,994 0 0 2 2 40 41 ,992 1 0 7 3 1 74 ,989 0 0 9 4 26 61 ,988 0 0 7 5 63 90 ,988 0 0 37 6 9 118 ,988 0 0 20 7 26 40 ,985 4 2 10 8 96 106 ,985 0 0 30 9 1 121 ,983 3 0 10 10 1 26 ,982 9 7 11 11 1 24 ,982 10 0 19 12 55 69 ,981 0 0 13 13 51 55 ,981 0 12 46 14 82 114 ,979 0 0 56 15 8 88 ,975 0 0 73 16 54 108 ,974 0 0 34 17 47 52 ,973 0 0 24 18 30 112 ,970 0 0 52 19 1 75 ,970 11 0 26 20 9 22 ,968 6 0 21 21 9 18 ,968 20 0 24 22 2 15 ,967 0 0 23 23 2 31 ,965 22 0 25 24 9 47 ,964 21 17 40 25 2 20 ,958 23 0 42 26 1 49 ,956 19 0 28 27 67 89 ,955 0 0 121 28 1 59 ,954 26 0 32 29 58 78 ,951 0 0 34 30 35 96 ,950 0 8 44 31 39 92 ,950 0 0 51 Anhang 102 Zusammengeführte Cluster Schritt Cluster 1 Erstes Vorkommen des Clusters Cluster 2 Koeffizienten Cluster 1 Cluster 2 Nächster Schritt 32 1 7 ,949 28 0 37 33 50 81 ,949 0 0 51 34 54 58 ,948 16 29 38 35 17 91 ,946 0 0 38 36 3 68 ,946 0 0 50 37 1 63 ,945 32 5 40 38 17 54 ,945 35 34 61 39 65 122 ,944 0 0 81 40 1 9 ,944 37 24 43 41 76 77 ,944 0 0 43 42 2 43 ,943 25 0 62 43 1 76 ,943 40 41 44 44 1 35 ,941 43 30 47 45 57 104 ,941 0 0 54 46 28 51 ,939 0 13 57 47 1 11 ,938 44 0 56 48 95 98 ,937 0 0 72 49 16 64 ,936 0 0 94 50 3 33 ,934 36 0 53 51 39 50 ,934 31 33 65 52 30 48 ,933 18 0 55 53 3 4 ,932 50 0 59 54 57 101 ,928 45 0 57 55 29 30 ,927 0 52 63 56 1 82 ,926 47 14 63 57 28 57 ,926 46 54 59 58 80 115 ,924 0 0 84 59 3 28 ,924 53 57 66 60 37 84 ,923 0 0 61 61 17 37 ,921 38 60 72 62 2 113 ,921 42 0 68 63 1 29 ,920 56 55 75 64 97 105 ,920 0 0 87 65 38 39 ,915 0 51 86 66 3 34 ,913 59 0 67 67 3 5 ,913 66 0 70 68 2 72 ,912 62 0 69 69 2 87 ,912 68 0 71 70 3 119 ,912 67 0 73 71 2 19 ,911 69 0 74 72 17 95 ,909 61 48 81 73 3 8 ,909 70 15 74 74 2 3 ,907 71 73 78 Anhang 103 Zusammengeführte Cluster Schritt Cluster 1 Erstes Vorkommen des Clusters Cluster 2 Koeffizienten Cluster 1 Cluster 2 Nächster Schritt 75 1 120 ,907 63 0 76 76 1 100 ,907 75 0 77 77 1 85 ,907 76 0 80 78 2 117 ,906 74 0 83 79 10 71 ,906 0 0 94 80 1 111 ,905 77 0 82 81 17 65 ,899 72 39 82 82 1 17 ,898 80 81 84 83 2 6 ,893 78 0 85 84 1 80 ,892 82 58 87 85 2 73 ,891 83 0 86 86 2 38 ,891 85 65 88 87 1 97 ,889 84 64 90 88 2 44 ,883 86 0 90 89 13 109 ,881 0 0 112 90 1 2 ,877 87 88 92 91 53 102 ,875 0 0 109 92 1 107 ,873 90 0 93 93 1 14 ,868 92 0 95 94 10 16 ,864 79 49 104 95 1 110 ,859 93 0 96 96 1 27 ,859 95 0 97 97 1 25 ,856 96 0 98 98 1 83 ,854 97 0 101 99 45 62 ,851 0 0 102 100 21 60 ,849 0 0 106 101 1 23 ,845 98 0 103 102 45 93 ,845 99 0 104 103 1 42 ,837 101 0 105 104 10 45 ,836 94 102 107 105 1 66 ,825 103 0 106 106 1 21 ,821 105 100 107 107 1 10 ,812 106 104 108 108 1 94 ,810 107 0 109 109 1 53 ,806 108 91 110 110 1 46 ,755 109 0 111 111 1 56 ,749 110 0 112 112 1 13 ,743 111 89 113 113 1 116 ,713 112 0 114 114 1 12 ,709 113 0 115 115 1 86 ,686 114 0 116 116 1 36 ,684 115 0 117 117 1 103 ,661 116 0 118 Anhang 104 Zusammengeführte Cluster Schritt Cluster 1 Erstes Vorkommen des Clusters Cluster 2 Koeffizienten Cluster 1 Cluster 2 Nächster Schritt 118 1 70 ,630 117 0 119 119 1 79 ,625 118 0 120 120 1 32 ,600 119 0 121 121 1 67 ,386 120 27 0 Anhang 105 Dendrogramm Single-Linkage-Verfahren 0 123 122 121 120 119 118 117 116 115 114 113 112 111 110 109 108 107 106 105 104 103 102 101 100 99 98 97 96 95 94 93 92 91 90 89 88 87 86 85 84 83 82 81 80 79 78 77 76 75 74 73 72 71 70 69 68 67 66 65 64 63 62 61 60 59 58 57 56 55 54 53 52 51 50 49 48 47 46 45 44 43 42 41 40 39 38 37 36 35 34 33 32 31 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 40 99 41 26 61 1 74 121 24 75 49 59 7 63 90 47 52 9 118 22 18 76 77 96 106 35 11 82 114 30 112 48 29 120 100 85 111 65 122 95 98 54 108 58 78 17 91 37 84 80 115 97 105 39 92 50 81 38 2 15 31 20 43 113 72 87 19 8 88 3 68 33 4 55 69 51 28 57 104 101 34 5 119 117 6 73 44 107 14 110 27 25 83 23 42 66 21 60 16 64 10 71 45 62 93 94 53 102 46 56 13 109 116 12 86 36 103 70 79 32 67 89 5 10 15 20 25 Anhang 106 Average-Linkage-Verfahren Zusammenfassung der Fallverarbeitung a,b Fälle Gültig N Fehlend Prozent 120 N Gesamt Prozent 100,0 0 N ,0 Prozent 120 100,0 Zuordnungsübersicht Zusammengeführte Cluster Schritt Cluster 1 Erstes Vorkommen des Clusters Cluster 2 Koeffizienten Cluster 1 Cluster 2 Nächster Schritt 1 40 99 ,994 0 0 2 2 40 41 ,991 1 0 18 3 1 74 ,989 0 0 12 4 26 61 ,988 0 0 21 5 63 90 ,988 0 0 47 6 9 118 ,988 0 0 20 7 96 106 ,985 0 0 31 8 24 121 ,982 0 0 12 9 55 69 ,981 0 0 10 10 51 55 ,980 0 9 53 11 82 114 ,979 0 0 56 12 1 24 ,978 3 8 18 13 8 88 ,975 0 0 54 14 54 108 ,974 0 0 35 15 47 52 ,973 0 0 75 16 30 112 ,970 0 0 36 17 2 15 ,967 0 0 19 18 1 40 ,966 12 2 29 19 2 20 ,957 17 0 38 20 9 22 ,957 6 0 34 21 26 59 ,952 4 0 47 22 58 78 ,951 0 0 35 23 39 92 ,950 0 0 76 24 50 81 ,949 0 0 59 25 17 91 ,946 0 0 62 26 3 68 ,946 0 0 37 27 65 122 ,944 0 0 77 28 76 77 ,944 0 0 92 29 1 75 ,943 18 0 44 30 57 104 ,941 0 0 49 31 35 96 ,940 0 7 70 32 95 98 ,937 0 0 69 33 16 64 ,936 0 0 96 Anhang 107 Zusammengeführte Cluster Schritt Cluster 1 Erstes Vorkommen des Clusters Cluster 2 Koeffizienten Cluster 1 Cluster 2 Nächster Schritt 34 9 11 ,930 20 0 43 35 54 58 ,929 14 22 62 36 29 30 ,927 0 16 48 37 3 4 ,927 26 0 65 38 2 43 ,926 19 0 41 39 80 115 ,924 0 0 78 40 37 84 ,923 0 0 84 41 2 31 ,921 38 0 64 42 97 105 ,920 0 0 80 43 9 18 ,919 34 0 75 44 1 7 ,917 29 0 50 45 33 34 ,913 0 0 65 46 72 113 ,912 0 0 55 47 26 63 ,909 21 5 57 48 29 48 ,909 36 0 70 49 57 101 ,908 30 0 81 50 1 49 ,908 44 0 57 51 117 119 ,906 0 0 67 52 10 71 ,906 0 0 96 53 28 51 ,895 0 10 81 54 6 8 ,893 0 13 79 55 19 72 ,893 0 46 74 56 82 120 ,885 11 0 83 57 1 26 ,883 50 47 82 58 13 109 ,881 0 0 87 59 38 50 ,881 0 24 73 60 100 111 ,879 0 0 71 61 53 102 ,875 0 0 105 62 17 54 ,873 25 35 69 63 14 73 ,868 0 0 86 64 2 87 ,865 41 0 74 65 3 33 ,860 37 45 79 66 45 62 ,851 0 0 102 67 5 117 ,850 0 51 97 68 21 60 ,849 0 0 89 69 17 95 ,847 62 32 90 70 29 35 ,843 48 31 84 71 23 100 ,840 0 60 94 72 42 83 ,837 0 0 103 73 25 38 ,835 0 59 76 74 2 19 ,829 64 55 88 75 9 47 ,825 43 15 82 76 25 39 ,825 73 23 88 Anhang 108 Zusammengeführte Cluster Schritt Cluster 1 Erstes Vorkommen des Clusters Cluster 2 Koeffizienten Cluster 1 Cluster 2 Nächster Schritt 77 65 85 ,825 27 0 95 78 44 80 ,821 0 39 90 79 3 6 ,792 65 54 86 80 97 110 ,791 42 0 107 81 28 57 ,785 53 49 106 82 1 9 ,771 57 75 83 83 1 82 ,768 82 56 94 84 29 37 ,758 70 40 95 85 46 93 ,755 0 0 102 86 3 14 ,754 79 63 97 87 13 27 ,726 58 0 99 88 2 25 ,716 74 76 92 89 21 56 ,708 68 0 110 90 17 44 ,699 69 78 100 91 36 86 ,684 0 0 111 92 2 76 ,683 88 28 103 93 66 103 ,661 0 0 114 94 1 23 ,660 83 71 105 95 29 65 ,655 84 77 100 96 10 16 ,654 52 33 109 97 3 5 ,651 86 67 106 98 12 116 ,641 0 0 104 99 13 94 ,626 87 0 108 100 17 29 ,624 90 95 107 101 32 70 ,591 0 0 113 102 45 46 ,590 66 85 109 103 2 42 ,568 92 72 112 104 12 107 ,565 98 0 112 105 1 53 ,554 94 61 110 106 3 28 ,533 97 81 114 107 17 97 ,509 100 80 115 108 13 79 ,448 99 0 111 109 10 45 ,379 96 102 119 110 1 21 ,377 105 89 113 111 13 36 ,351 108 91 117 112 2 12 ,309 103 104 116 113 1 32 ,279 110 101 115 114 3 66 ,262 106 93 117 115 1 17 ,260 113 107 116 116 1 2 ,227 115 112 118 117 3 13 ,074 114 111 118 118 1 3 ,013 116 117 119 119 1 10 -,080 118 109 0 Anhang 109 Dendrogramm Average-Linkage-Verfahren 0 121 120 119 118 117 116 115 114 113 112 111 110 109 108 107 106 105 104 103 102 101 100 99 98 97 96 95 94 93 92 91 90 89 88 87 86 85 84 83 82 81 80 79 78 77 76 75 74 73 72 71 70 69 68 67 66 65 64 63 62 61 60 59 58 57 56 55 54 53 52 51 50 49 48 47 46 45 44 43 42 41 40 39 38 37 36 35 34 33 32 31 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 40 99 41 1 74 24 121 75 7 49 63 90 26 61 59 47 52 9 118 22 11 18 82 114 120 100 111 23 53 102 21 60 56 32 70 97 105 110 95 98 17 91 54 108 58 78 80 115 44 65 122 85 37 84 96 106 35 30 112 29 48 42 83 76 77 72 113 19 2 15 20 43 31 87 39 92 50 81 38 25 12 116 107 36 86 13 109 27 92 79 66 103 57 104 101 55 69 51 28 117 119 5 14 73 8 88 6 3 68 4 33 34 16 64 10 71 45 62 46 93 5 10 15 20 25 Anhang 110 Mittelwerte der normierten Teilnutzen innerhalb der Variablen Average Linkage (Between Groups) 1 Mittelwert CSR sozial neg CSR sozial pos CSR ökol. pos CSR ökol. neg Prestige-bed. neg Prestige-bed. pos SicherSicherSoziale heitsheitsSoziale Bed. neg Bed. pos bed. neg bed. pos ,0632 ,0634 ,0770 ,0547 ,0074 ,2075 ,0242 ,2014 ,0083 ,2929 83 83 83 83 83 83 83 83 83 83 ,09217 ,08921 ,10812 ,07774 ,02893 ,18402 ,07303 ,17245 ,03234 ,20919 Minimum 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Maximum ,33 ,33 ,44 ,27 ,17 ,73 ,43 ,67 ,18 1,00 Median 0,0000 0,0000 0,0000 0,0000 0,0000 ,1613 0,0000 ,1667 0,0000 ,2800 2 Mittelwert ,0403 ,0322 ,0392 ,1083 ,0099 ,1559 ,0105 ,2512 ,3525 0,0000 22 22 22 22 22 22 22 22 22 22 ,06105 ,04833 ,08219 ,09629 ,02754 ,11801 ,02857 ,17190 ,14906 0,0000 Minimum 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 ,13 0,00 Maximum ,20 ,13 ,33 ,25 ,11 ,40 ,11 ,53 ,64 0,00 Median 0,0000 0,0000 0,0000 ,0909 0,0000 ,1742 0,0000 ,2885 ,3188 0,0000 3 Mittelwert ,3668 0,0000 ,0074 ,0887 ,0570 ,1075 ,1442 ,0317 ,1190 ,0776 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 ,07175 0,00000 ,02080 ,05863 ,10106 ,10124 ,10969 ,05939 ,14622 ,12347 Minimum ,29 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Maximum ,50 0,00 ,06 ,14 ,29 ,25 ,29 ,14 ,33 ,29 Median ,3542 0,0000 0,0000 ,1111 0,0000 ,1181 ,1339 0,0000 ,0714 0,0000 4 Mittelwert ,0057 ,1232 0,0000 ,4119 ,0737 ,0534 ,0286 ,1164 ,0680 ,1190 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 ,01512 ,11498 0,00000 ,14486 ,12587 ,09462 ,07559 ,13043 ,12853 ,13945 0,00 0,00 0,00 ,29 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 N Standardabweichung N Standardabweichung N Standardabweichung N Standardabweichung Minimum Maximum ,04 ,33 0,00 ,67 ,33 ,23 ,20 ,29 ,33 ,33 0,0000 ,1429 0,0000 ,3333 0,0000 0,0000 0,0000 ,0769 0,0000 ,0769 ,0759 ,0570 ,0609 ,0876 ,0151 ,1824 ,0299 ,1943 ,0823 ,2147 120 120 120 120 120 120 120 120 120 120 ,11469 ,08475 ,09975 ,11866 ,04976 ,16963 ,07607 ,17187 ,15543 ,21592 Minimum 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Maximum ,50 ,33 ,44 ,67 ,33 ,73 ,43 ,67 ,64 1,00 0,0000 0,0000 0,0000 0,0000 0,0000 ,1429 0,0000 ,1667 0,0000 ,1667 Median Insgesamt Mittelwert N Standardabweichung Median Anhang 111 Mittelwerte der Variable Alter Average Linkage (Between Groups) Mittelwert N Standardabweichung Minimum Maximum Median 1 24,9398 83 3,51772 18,00 38,00 25,0000 2 24,5000 22 3,24771 18,00 32,00 25,0000 3 25,0000 8 2,32993 22,00 29,00 25,5000 4 25,2857 7 4,82059 20,00 35,00 24,0000 Insgesamt 24,8833 120 3,45240 18,00 38,00 25,0000 Mittelwerte der Variable Bewerbung Average Linkage (Between Groups) Mittelwert N Standardabweichung Minimum Maximum Median 1 3,3735 83 1,13386 1,00 5,00 3,0000 2 3,3182 22 1,04135 2,00 5,00 3,0000 3 2,5000 8 ,75593 2,00 4,00 2,0000 4 3,4286 7 1,27242 2,00 5,00 3,0000 Insgesamt 3,3083 120 1,11367 1,00 5,00 3,0000 Kreuztabelle Studium Studium PromotionsDiplom Average Linkage 1 (Between Groups) Anzahl Master Bachelor studium Gesamt 8 34 34 7 83 9,6% 41,0% 41,0% 8,4% 100,0% 2 9 9 2 22 9,1% 40,9% 40,9% 9,1% 100,0% 2 4 2 0 8 25,0% 50,0% 25,0% 0,0% 100,0% 2 3 1 1 7 28,6% 42,9% 14,3% 14,3% 100,0% 14 50 46 10 120 11,7% 41,7% 38,3% 8,3% 100,0% % innerhalb von Average Linkage (Between Groups) 2 Anzahl % innerhalb von Average Linkage (Between Groups) 3 Anzahl % innerhalb von Average Linkage (Between Groups) 4 Anzahl % innerhalb von Average Linkage (Between Groups) Gesamt Anzahl % innerhalb von Average Linkage (Between Groups) Anhang 112 Kreuztabelle Geschlecht Geschlecht männlich Average Linkage 1 Anzahl (Between Groups) weiblich Gesamt 42 41 83 50,6% 49,4% 100,0% 5 17 22 22,7% 77,3% 100,0% 4 4 8 50,0% 50,0% 100,0% 2 5 7 28,6% 71,4% 100,0% 53 67 120 44,2% 55,8% 100,0% % innerhalb von Average Linkage (Between Groups) 2 Anzahl % innerhalb von Average Linkage (Between Groups) 3 Anzahl % innerhalb von Average Linkage (Between Groups) 4 Anzahl % innerhalb von Average Linkage (Between Groups) Gesamt Anzahl % innerhalb von Average Linkage (Between Groups) Kreuztabelle Studiengang Studiengang Average Linkage (Between 1 Anzahl Groups) % innerhalb von Average Wirtschafts- Wirtschafts- wissenschaften informatik sonstiges Gesamt 50 9 24 83 60,2% 10,8% 28,9% 100,0% 14 0 8 22 63,6% 0,0% 36,4% 100,0% 6 0 2 8 75,0% 0,0% 25,0% 100,0% 4 0 3 7 57,1% 0,0% 42,9% 100,0% 74 9 37 120 61,7% 7,5% 30,8% 100,0% Linkage (Between Groups) 2 Anzahl % innerhalb von Average Linkage (Between Groups) 3 Anzahl % innerhalb von Average Linkage (Between Groups) 4 Anzahl % innerhalb von Average Linkage (Between Groups) Gesamt Anzahl % innerhalb von Average Linkage (Between Groups) Anhang 113 Relative Wichtigkeiten Relative Wichtigkeiten Cluster 1 CSR sozial 12,658 CSR ökologisch 13,165 Prestigebedürfnisse 21,498 Soziale Bedürfnisse 22,560 Sicherheitsbedürfnisse 30,119 Relative Wichtigkeiten Cluster 2 CSR sozial 7,251 CSR ökologisch 14,750 Prestigebedürfnisse 16,581 Soziale Bedürfnisse 26,165 Sicherheitsbedürfnisse 35,254 Relative Wichtigkeiten Cluster 3 CSR sozial 36,684 CSR ökologisch 9,609 Prestigebedürfnisse 16,442 Soziale Bedürfnisse 17,598 Sicherheitsbedürfnisse 19,668 Relative Wichtigkeiten Cluster 4 CSR sozial 12,895 CSR ökologisch 41,189 Prestigebedürfnisse 12,712 Soziale Bedürfnisse 14,500 Sicherheitsbedürfnisse 18,704 Literaturverzeichnis 114 Literaturverzeichnis Ackermann, R. 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