1 Dr. Ulrike Murmann Predigt am 1. Advent 2010 in St. Katharinen

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1 Dr. Ulrike Murmann Predigt am 1. Advent 2010 in St. Katharinen
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Dr. Ulrike Murmann
Predigt am 1. Advent 2010 in St. Katharinen über Jer 23, 5-8:
Von der Sehnsucht nach Gerechtigkeit
Einspielung des Songs:
Somewhere over the rainbow - way up high
And the dreams that you dreamed of
Once in a lullaby …
Dieses Lied aus dem Jahr 1939 hat derzeit einen ganz ungewöhnlichen Erfolg, liebe
Gemeinde. Es wird von den hiesigen Radiosendern mehrmals täglich gespielt: Somewhere over the rainbow – zu Deutsch: Irgendwo über dem Regenbogen. Es beschreibt einen Ort über den Wolken, ganz weit oben, wo Probleme wie zarte Zitronenbonons schmecken und Träume wahr werden. Es ist musikalisch wenig anspruchsvoll, ganz simple arrangiert. Aber gerade das macht seinen Charme aus, finde ich, eine einfache, schöne Melodie, eine Gitarre und eine raue Stimme (Israel Kamakawiwole heißt der Interpret): somewhere over the rainbow.
Ein Sehnsuchtslied, komponiert für die Verfilmung des Romans der Zauberer von Oz,
erstmals gesungen von der damals jungen Judy Garland und seitdem von vielen
Jazzmusikern neu interpretiert. Zusammen mit dem Lied „White Christmas“ wurde
es durch die US-amerikanischen Truppen im 2. Weltkrieg zum Symbol der Sehnsucht
nach der Heimat. Und diese Stimmung ruft es auch heute noch hervor: somewhere
over the rainbow.
Es ist ein Sehnsuchtslied und passt daher ganz gut in diese Zeit des Kirchenjahres:
Wir sehnen uns nach dem Licht, das uns in der Dunkelheit leuchtet. Wir sehnen uns
nach Farben, die das Grau des Novembers verdrängen, wir sehnen uns nach Heil und
Leben, so wie es der Advent verheißt. Adventszeit ist Sehnsuchtszeit – 4 Wochen lang
bis zur Nacht, in welcher die Verheißung wahr wird und Himmel und Erde sich küssen, oder der Himmel die Erde berührt - wie im Symbol des Regenbogens.
Der Regenbogen gehört für mich zu den eindrucksvollsten Sehnsuchtsbildern der
Menschheit: In den ersten Kapiteln des Alten Testaments ist er das Symbol für Gottes Bund mit den Menschen. Der bunte Bogen am Himmel erinnert die Nachfahren
des Volkes Israel daran, dass Gott nach der Sintflut mit den Menschen einen Bund
geschlossen hat und die Erde fortan nie mehr verfluchen will. Gott will seinen Plane-
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ten beschützen und bewahren, damit wir auf ihm Heimat haben. Der Schöpfer verbindet sich in diesem Symbol mit seinen Geschöpfen – ein wunderbares Bild und jedes Mal, wenn ich einen Regenbogen am Himmel sehe, kommt es mir in den Sinn.
Leider ist dieses faszinierende Naturschauspiel von Sonne und Feuchtigkeit ja sehr
flüchtig, so wie es allen himmlischen Phänomenen eigen ist – sie erscheinen plötzlich, sie nehmen uns in den Bann, aber sie verschwinden auch wieder, es bleibt die
Erinnerung, es bleibt die Sehnsucht, ja die Sehnsucht wonach genau, liebe Gemeinde?
Wonach sehnen sich ihre Sinne? Nach Licht, Farbe, Hoffnung? Welche Wünsche haben sie in ihrem Herzen? Wovon träumen sie – somewhere over the rainbow? Vom
Glück einer Liebe? Von Harmonie in der Familie? Von einer Zeit ohne Schmerzen,
ohne Sorgen, ohne Angst? Vom Frieden? Von Gerechtigkeit?
Das Volk Israel, an das sich der Prophet Jeremia in unserem Predigttext wendet, es
träumt von seiner Heimat und von einem neuen König, von einem gerechten König.
Die Zeit des Exils soll ein Ende haben, ebenso die Zeit der korrupten und eigenwilligen Herrscher, die nur ihren eigenen nicht aber Gottes Willen verwirklichten. Nun
hören die Vertriebenen die hoffnungsvolle Botschaft: Gott will die Übriggebliebenen
seiner Herde aus allen Ländern sammeln und sie wieder zu ihrer Weide bringen. Sie
sollen wachsen und sich vermehren. Und Gott will Hirten über sie setzen, die sie
weiden sollen, dass sie sich nicht mehr fürchten müssen, noch erschrecken noch
heimgesucht werden (V 3-4). Juda soll geholfen werden und Israel soll sicher wohnen – eine Verheißung, die noch immer aktuell ist, denn weder die Menschen in Israel noch die in Palästina können in diesen Zeiten sicher wohnen. Sie fürchten sich vor
feindlichen Drohungen und Raketen, fürchten um ihre Existenz, um ihre Zukunft.
Und wir? Wir leben zwar in einer Demokratie, Recht und Rechtstaatlichkeit bewahren uns vor Unrecht und Unterdrückung, aber trotz allem ist es nicht friedlich auf
unseren Straßen und nicht gerecht in unserer Gesellschaft: Vorletzte Woche erst
sucht ein Obdachloser Schutz in einem Papiercontainer, schläft ein und wird nur
durch Zufall vor der tödlichen Schraube eines Müllwagens bewahrt. Anderen Wohnungslosen drohen bei diesen Temperaturen Erfrierungen bis zum Kältetod – die
Not-Unterkünfte (viele auch an Kirchengemeinden), sie reichen nicht aus, oder sie
sind den Obdachsuchenden zu unsicher. Da ziehen sie die Platte vor, eine Garageneinfahrt oder einen Haueingang. Menschen, deren Leben uns berührt, vor allem
deswegen, weil es keine einfachen Lösungen gibt – wie werden wir ihnen tatsächlich
gerecht? Was müssen wir ändern, damit ihnen geholfen wird und sie sich nicht mehr
fürchten müssen? Die Furcht – sie bleibt ein Thema der ganzen Gesellschaft: Seit
vergangener Woche schüren die Terrorwarnungen mit islamistischem Hintergrund
unsere Angst und setzen die Polizei und Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft. Aus
reiner Mordlust (?) soll ein junger Mann ein 13jährigen Jungen und ein 14jähriges
Mädchen umgebracht haben, aus reiner Mordlust…?
Somewhere over the rainbow – Blue birds fly, and the dreams that you dreamed of
Dreams really do come true – dieses Lied wurde auf Wunsch der trauernden Familie
auch auf der Trauerfeier gespielt.
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Darin liegt die Sehnsucht nach einer gerechten, einer heilen, einer friedlichen Welt.
Sie begleitet die Menschheit seit Jahrtausenden. Die Christen haben die messianische Weissagung des Propheten Jeremia auf Jesus übertragen und in ihm den Hirten erkannt, den Gott verheißen hat: Jesus ist der gerechte König aus dem Spross
Davids, sein Name ist Gerechtigkeit, oder wie es bei Jesaja heißt:
Es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais, und er wird nicht richten nach
dem, was seine Augen sehen, sondern mit Gerechtigkeit richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande… da werden die Wölfe bei den Lämmern
wohnen und die Panther bei den Böcken lagern… ein kleiner Knabe wird Kälber und
junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben… und ein Säugling wird spielen am
Loch der Otter… (Jes 11).
Ein Land über den Wolken, ein himmlischer Ort, ein Traum von Frieden und Gerechtigkeit
und mitten darin ein König, wie er im (Lieder-) Buche steht:
Er ist gerecht, ein Helfer wert, Sanftmütigkeit ist sein Gefährt, sein Königskron ist Heiligkeit,
sein Zepter ist Barmherzigkeit; all unser Not zum End er bringt, derhalben jauchzt mit
Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Heiland groß von Tat (EG 1).
Die Gerechtigkeit, die mit dem Kommen Jesu verheißen wird, sie bleibt in der Spannung von Verheißung und Erfüllung. Die Welt ist nicht wirklich friedlicher und wahrscheinlich auch nicht gerechter geworden seit jener Zeit. Aber Jesu Ankunft bestärkt
uns darin, trotz alledem auf den Frieden zu setzen und nicht auf Gewalt. Sein Kommen hält die Hoffnung auf eine andere Welt in uns wach. Er schenkt uns Bilder von
einem Frieden auf Erden, die wir unbedingt brauchen, um angesichts der Not und
der Gewalt, die uns umgeben, nicht zu verzweifeln. Jesu Kommen bestärkt unsere
Sehnsucht nach Heil und Leben und beschenkt uns mit der Energie, die uns aufbrechen und helfen lässt. Er ist unsere Gerechtigkeit – er richtet anders als wir es tun,
er richtet mit Barmherzigkeit. Auch diese erleben wir in der Spannung von Verheißung und Erfüllung, punktuell, im Advent ist dies besonders spürbar: Sein Reich
kommt, es wächst vom Himmel her hinein in unsere Welt.
Es gleicht jenem Regenbogen, der in besonderen Konstellationen auftaucht und unsere Blicke auf sich zieht, der uns an Gott erinnert, den Schöpfer des Himmels und
der Erde. Es gleicht jenem Regenbogen, der im Horizont die Erde berührt und dort
scheinbar eintaucht in unsere Welt. Er gleicht jenem Regenbogen, mit dem Gott uns
verspricht: Ich bin bei euch, ich bin eure Stärke und eure Kraft, euer Frieden und eure Gerechtigkeit.
Amen.
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Irgendwo über dem Regenbogen, weit oben.
Da ist ein Land das ich einmal in einem Wiegenlied hörte.
Irgendwo über dem Regenbogen, sind die Himmel blau
und die Träume, die du wirklich träumst werden wahr.
Manchmal wünsche ich mich auf einen Stern,
wo ich dann aufwache und die Wolken weit hinter mir lasse.
Wo Probleme wie Zitronenbonbons schmecken, hoch über den Schornsteinspitzen da wirst du mich finden.
Irgendwo über dem Regenbogen fliegen blaue Vögel.
Und die Träume, daß du es auch wagst,
oh warum - oh warum kann ich es nicht?
Wenn ich grüne Bäume sehe und auch rote Rosen
Ich sehe sie dann für mich und dich blühen.
Und ich denke zu mir selbst: Was für eine wunderschöne Welt.
Wenn ich blaue Himmel sehe und weiße Wolken
Und die Helligkeit des Tages, mag ich die Dunkelheit der Nacht.
Und ich denke zu mir selbst: Was für eine wunderschöne Welt.
Die Farben des Regenbogens sind so schön im Himmel.
Sie sind auch auf den Gesichtern der vorbeigehenden Leute.
Ich sehe Freunde Hände schüttelnd, Guten Tag sagend.
Sie sagen eigentlich: Ich...Ich liebe dich.
Und ich höre Babys weinen und sehe sie aufwachsen
Sie lernen soviel mehr...soviel mehr als wir wissen.
Und ich denke zu mir selbst: Was für eine wunderschöne Welt.
Manchmal wünsche ich mich auf einen Stern,
wo ich dann aufwache und die Wolken weit hinter mir lasse.
Wo Probleme wie Zitronenbonbons schmecken, hoch über den Schornsteinspitzen da wirst du mich finden.
Irgendwo über dem Regenbogen, weit oben.
Und die Träume, die du zu träumen wagst, warum denn - oh warum kann ich es nicht?
Somewhere over the rainbow
Way up high
And the dreams that you dreamed of
Once in a lullaby ii ii iii
Somewhere over the rainbow
Blue birds fly
And the dreams that you dreamed of
Dreams really do come true ooh ooooh
Someday I'll wish upon a star
Wake up where the clouds are far behind me ee ee eeh
Where trouble melts like lemon drops
High above the chimney tops thats where you'll find me oh
Somewhere over the rainbow bluebirds fly
And the dream that you dare to,why, oh why can't I? i iiii
Well I see trees of green and
Red roses too,
I'll watch them bloom for me and you
And I think to myself
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What a wonderful world
Well I see skies of blue and I see clouds of white
And the brightness of day
I like the dark and I think to myself
What a wonderful world
The colors of the rainbow so pretty in the sky
Are also on the faces of people passing by
I see friends shaking hands
Saying, "How do you do?"
They're really saying, I...I love you
I hear babies cry and I watch them grow,
They'll learn much more
Than we'll know
And I think to myself
What a wonderful world (w)oohoorld
Someday I'll wish upon a star,
Wake up where the clouds are far behind me
Where trouble melts like lemon drops
High above the chimney top that's where you'll find me
Oh, Somewhere over the rainbow way up high
And the dream that you dare to, why, oh why can't I? I hiii ?