PETER (Fatzer)

Transcrição

PETER (Fatzer)
PETER (Fatzer)
Handwritten by
Aron Kitzig/Lars Dreiucker
KKB productions
Stand.11/11/11
Prolog: Goetz, DerGötz, Lehrer der Mathematik zu
Stralsund,
das neue Prinzip der Solidarität beweisen.
1
PROLOG IM SPIELCASINO
GOETZ (SICH ABTROCKNED)
Ja das fühle ich auch, einige
fühlen das (bürsted sich die
Lenden)Mauern, Schalen und
Unbeweglichkeit. Die letzten
zweitausend Jahre, glaubten Die,
dass die Sonne und alle Gestirne
des Himmels sich um sie drehten,
der Pabst, die Kardinäle, die
Fürsten, die Gelehrten, die
Interkuturellen, die
Fachverkaüfer, Kapitäne,
Fischweiber, Oberkommandeure,
Seilzugtrimmer, Karusellbremser,
Kohlenschaufler,
Fallschirmspringer, Stenografen,
Gerechtigkeitssprecher,
Gerichtsschreiber, und Huren,
glauben unbeweglich in dieser
kristallnen Kugel zu sitzten.
Aber wir, wir(wirft das Handtuch
auf eine Wolke) wir fahren jetzt
heraus. Machen ne ganz große
Fahrt! Denn die alte Zeit ist
vorbei, und es wart eine neue
Zeit. Seit hundert Jahren ist es,
als erwarten die etwas. (Tut
einen Schritt aus der Dusche).
Dabei sind die Städte eng, so wie
ihre Köpfer. Aberglaube und Pest.
Aber ich sage, da es so ist
bleibt es nicht so! Weil, alles
bewegt sich, mein Einsamer
Freund. Ich denke gern daran,
dass es mit den Schiffen anfing,
seit Krieg war sind sie nur an
den Küsten entlang gekrochen
jetzt aber verlassen sie die
Küsten und brechen aus und laufen
über alle Meere. Es gibt da ein
Gerücht, es gibt da ein Gerücht:
Vom Kontinent, dass das große
gefürchtete Meer nur ein kleines
Wasser ist. Da überkommt ein doch
die große Lust, die Ursache aller
Dinge zu erforschen. Selbst die
Bauern lassen sich in Ohr
schreien, was Neues entdeckt
wurde. Da ist schon viel
(MORE)
(CONTINUED)
CONTINUED:
2.
GOETZ (SICH ABTROCKNED) (cont’d)
gefunden, aber da ist mehr was
noch gefunden werden kann, und so
gibt es wieder zu tun für neue
Geschlechter!
Möwenschrei!
2
BILD 1 | DAS BOOT | AT - DAMALS IM SPÄTSOMMER
In glühender Februarhitze. Mittags. Ein leeres Ruderboot.
Ohne Ruder treibt es durch den dichten Nebel. Drei Bohlen
verbinden die Reling. In nächster Entfernung des Bootes
treiben große schwere Teile eines Schiffswracks.
HUBER
Gescheitertes Kriegsheimkehrer Freischwimmen auf offener
See
STAHL
Wie war das gleich? Von 5:30 Uhr
bis 5:30 Uhr ist das alles
erledigt, wir leben ohne den
inneren Schweinehund, der geölte
Blitz jagt in den Kasernenhof.
Laut Scheiße schreiben, an die
Wand, laut Scheiße schreien gegen
den Feind. Das war gegen drei
Uhr, die Öle, waren 1:33
gemischt. Die Motoren gingen sich
aus, das System stimmt nicht
mehr. 27 Wochen, ist mehr als ein
Jahr. Wir sitzen in der Scheiße,
und nur einer kann uns retten.
Mein Kopf ragt in den Wald hinein
und liebt den Rosengarten fein,
der Liebe und dem Wachsen steh
ich entgegen mit Hacksen. Es gibt
keine Suche nach den
Überlebenden. Martha aufgegeben.
Wir müssen gehen. Ich komm
zurück, das Spiel steht auf dem
Spiel. Die Geräte müssen stimmen.
3
BILD 2 | DIE SEE | AT
Ein Soldat (Huber) klammert sich an eine größere Platte,
die zu einem Tisch gehören könnte. Er ist ernst und hält
mit heroischem Blick den nicht sichtbaren Horizont im
Auge. Das Boot treibt gegen den Hinterkopf des strengen
Soldaten. Die Ruderstützen zeigen rostige Stellen. In der
einen Stütze ist abgebrochenes Holz gesplittert. Er
paddelt, die Tischplatte umarmend, mit den Füßen zum Boot
(CONTINUED)
CONTINUED:
3.
und macht einen starken Schritt auf die Tischplatte und
von dort aus ohne große Unsicherheit in Boot hienan.
G: MENSCH FÄLLT AUF HOLZ. SCHNAUFEN. NACH LUFT RINGEN.
4
BILD 3 | DIE SEE | AT
Der Mann hört außer sich etwas aufbäumendes Husten.
Der Soldat im Boot springt auf nimmt eine Holzlatte und
rammt sie gegen die Mitte der Reling.
HUBER
"Halt! Ich habe mein Gewehr
direkt auf sie gerichtet, geben
Sie sich zu erkennen."
GOETZ
(erschöpft und nach Luft
ringend)
"Eh Nein, bin Goetz, Goetz, bin
Soldat Goetz von der "Martha".
Goetz, Goetz, Goetz. Hilfe,
Hilfe."
HUBER
(schreit)
Hände hoch, ich glaube keine
Wort.
Schweigen(irgendwo lachen zwei Mäuse).
GOETZ
(mit jeder zweiten Welle
schluckt er Salzwasser)
Es ist wahr. Das Schiff
gekentert. Alle tot. Keiner lebt.
HUBER
Welches Schiff, was soll das?
GOETZ
Wir lieben die Stürme, Die
brausenden Wogen,
HUBER
Der eiskalten Winde Rauhes
Gesicht.
Zusammen
Wir sind schon der Meere So viele
gezogen Und dennoch sank Unsre
Fahne nicht. Heio, heio, heio...
Huber hilft Goetz mit starkem Arm in Boot.
4.
An eine große, runde Holzplanke geklammert ist ein Soldat
bewußtlos. Er ist regungslos, doch sind seine Hände um die
Planke festgebunden. Seine Hemdsärmel sind nach oben
gekrämpelt. Die Jacke seiner Uniform ist eine satte Mitte
aus hellgrün und oliv.--Treffen auf einander-6
BILD 5 | DIE SEE | AT
(Horst Stahl) hält sich an einem Baumstamm fest. Er hat
diesen so umschlungen, dass er noch ein Messer in der Hand
halten kann und die übliche Strichzählung der Tage zu
sehen ist. Sogar die Stunden zählt er einzeln zusammen,
diese sind mit einem kleinen "h" erkennbar. Zwei große
Striche für die Tage und 7h als genau Angabe der Stunden.
Er trägt seine Uniform sehr zerschlissen und sie weicht
auch farblich in gewisser Weise von seinen kommenden
Kollegen ab.
7
BILD 8 | DAS BOOT | AT
Huber schaut über die Reling und nach einigem Warten
reicht er Goetz die Hand. Mit einem kräftigen Ruck, wobei
Huber aufsteht, zieht er Goetz in das Boot.
Die beiden stehen sich gegenüber und betrachten einander.
Die Uniformen gleichen sich und daraus leitet sich
Erleichterung in den Gesichtern der beiden ab. Doch
immernoch schnaufen sie und ringen nach Luft. Nach einigen
Gaumenbewegungen beginnt Goetz hektisch zu fragen.
GOETZ
"Wasser, Wasser? Haben Sie Wasser
für mich, ich bin Tage, oh--ohne
Wasser auf dem Wasser.
HUBER
"Nein, nein ich bin auch eben
erst hier angekommen und hab noch
nicht gesucht."
Sie beginnen sich umzusehen. Sie krabbeln in die möglichen
Stauräume und suchen diese ab, sie sehen unter der
Rückbank im Bug eine verschloßene Kiste stehen und knien
vor diese. Es wird schwierig sein diese Kiste zu öffnen.
Blei, ein großes Schloß, keinen Schlüssel.
8
BILD 9 | DIE SEE | AT | PETERCHENS DURSTFAHRT
Im selben Moment sieht Peter aus einem gerade erst aus dem
Koma erwachten Auge, von seinem Balken aus, das Boot und
beginnt auf dieses zu zurudern. Mit lauten Fußpaddeln
kommt er in unmittelbare Nähe des Bootes.
5.
9
BILD 10 | DAS BOOT | AT
Huber bemerkt den Soldaten. Huber geht zur Rehling,
breitet beide Arme aus und schnürt Peters selbstgebauten
Knoten auf. Huber holt mit der dazugekommenen Hilfe von
Goetz den völlig erschöpften Peter aus dem Wasser.
10
BILD 11 | DAS BOOT | AT | PETER CAST AWAY
Peter kann nicht stehen und sitz mit dem Rücken zur
Bootswand eingeknickt und röchelt. Er hat zerschlissene
Lippen, aufgerissen durch das Seesalz. Er bringt kein Wort
heraus. Sein angewinkeltes Bein zeigt diverse Blutspuren,
seine Hose hat Risse und seine Uniformknöpfe sind zum
Großteil abgefallen.
11
BILD 12 | DAS BOOT | AT
Huber und Goetz werden sich gewahr dass die einzige
Möglichkeit, die Peter helfen könnte das Wassertrinken
wäre und somit machen sie sich wieder an die Kiste im
Rückteil des Bootes. Mit ihren zwei Messern machen sie
eine Hebelposition aus, die das Schloß schließlich knackt.
Sie öffnen die Kiste schwerfällig und durchsuchen
dieselbe. Innerhalb der Kiste ist ein recht großes
Funkgerät. Die Größe eines ausgewachsenen
Stern-Kofferradios. Ansonsten gibt es diversen Kleinkram
in der Kiste. Cornet-Beef Dosen, kleine nicht hinsichtlich
der Funktion zu identifizierende Döschen, Schächtelchen
und zwei Feldwasserflaschen.
Goetz nimmt sich eine von diesen und trinkt ausgiebig.
Huber nimmt ihm diese entsetzt und stark aus der Hand, so
dass einiges Wasser daneben geht. Huber steht auf und geht
zu Peter, richtet dessen Kopf und flößt ihm das Wasser so
gut es geht in den Hals. Peter hustet und trinkt erlöst
nun die Flasche selbst ansetzend. Die Erleichterung in
Peters Gesicht vernehmend greift Huber unter Peters Arme
und schleift ihn schwer zerrend zu dem noch intakten
Steuerruder am Heck.
HUBER
(schaut über seine Schulter
zu Goetz)
"Damit wir wenigstens Kurs
halten."
12
BILD 13 | DAS BOOT | AT | STAHL’S FLUCH
Aus dem Augenwinkel sieht Huber einen Körper durch das
Wasser schwimmen. Stahl schnitzt nach wie vor an dem Stamm
und treibt parallel zum Bootskurs. Huber macht Goetz auf
diesen Fall aufmerksam.
(CONTINUED)
CONTINUED:
6.
HUBER
"Guck dir das an, da schwimmt
noch einer.
(beginnt laut zu schreien)
Eeeehey. Hallo. Duuuhu."
GOETZ
"Aber woher weißte denn dass der
kein Weißer ist."
HUBER
"Schau doch! Der is n’
Grüner. Die Schulterstücke sind
unser Doppelschank.
(wieder lauter werdend)
Komm hieerr her, hey, hier ins
hier ein Boot, hallo, hallo hier
her.
(zu Goetz)
"Ich glaub der will uns nicht
hören, was ist denn mit dem?"
GOETZ
(schreit)
"Hey du wir haben Freiheit und
Brot, wir helfen dir."
13
BILD 14 | DIE SEE | AT
Stahl dreht sich zu dem Boot.
STAHL
"Ich kann hier nicht weg, ich
muss zurück. Rettet Ihr euch.
Die Einsicht, dass Stahl irrational handelt kommt Huber
schnell, der daher zu Peter rüber geht diesen am Kragen
packt und ihn zwanzig Zentimeter nach rechts verschiebt
damit das Ruder, welches Peter umschlungen hat, den Kurs
so verändert, dass er auf Stahl zusteuert.
Das Boot steuert an Stahl heran und Huber streckt die Arme
nach ihm aus.
HUBER
"Hey mach keinen Quatsch, wir
helfen dir hier, wir haben Wasser
und wir brauchen jeden."
Stahl sträubt sich deutlich.
STAHL
"Keine Hilfe, die Steuer halten,
dem dem dem wird der Zahn
gezogen..."
(CONTINUED)
CONTINUED:
7.
In dem Moment wird er von den vier Armen von Huber und
Goetz gegriffen, sie rutschen ab.
STAHL
"es bleibt keine Zeit, wir müssen
voran. 2 Tage und 7 Stunden."
Goetz packt Stahl, da dieser schon fast unter dem Boot
ist, direkt am Gürtel und zieht ihn kräftig mit, dann
dazugekommener Hilfe von Huber, aus dem Wasser.
Stahl sitzt zuerst mit dem Rücken zum Bootsrand. Die
beiden, Huber und Goetz, stehen mit verschränkten Armen
vor ihm und warten ab. Stahl holt immer wieder hustend
tief Luft.
GOETZ
(parteifreundlich für Huber)
"Wieso läßt du dir nicht helfen,
was glaubst du, du Idiot?"
Huber geht einen Schritt nach vorne so dass er zwischen
Stahl und Goetz steht
HUBER
(zu Goetz)
"Du weißt doch er ist nicht ganz
bei sich, der hat genauso eins
drauf bekommen wie der am Ruder
da."
GOETZ
"JA! Is ja richtig"
HUBER
"Geben wir ihm etwas Wasser und
legen ihn hin."
Dabei hat Huber schon die Flasche geholt und gibt sie dem
nun stark schwitzenden Stahl in die Hand. Der nimmt einen
Schluck, gibt die Flasche Huber zurück und wirkt abwesend.
Seine Aufmerksamkeit gilt nämlich bereits einem Stück
Holz, welches er nimmt und zu bearbeiten beginnt.
14
BILD 15 | DAS BOOT | AT
Im Boot sitzen nun auf jeder Bohle eine Person und damit
ist die eigentliche Kapazität erreicht.
Nach schwerem Lallen und kräftigem Spucken beginnt Dahlem
mit einer Ode an die Freude.
DAHLEM
(singt berlinerisch jaulend)
"Een Tag so wie diesa, jeht
rejelrechte nich forbei, et lebt
(MORE)
(CONTINUED)
CONTINUED:
8.
DAHLEM (cont’d)
sich jut beziehungsweise
schlechta, wat soll man sagen, so
richtisch weeß man’t nich. Nu,
wie man sieht, et is nich imma
einfach, sich ausßudrückn klahar.
doch watik weeß is desset balle
bessa würd, weil irjenwat muss
ja. sonst würt ja nüscht."
Das ist für alle um Peter sitzenden zu schwer. Sie starren
einander an und wirken so zweifelnd.
HUBER
(zu Dahlem)
"Ich bin mir wirklich nicht
sicher, was in dir vor geht, doch
es scheint dir besser zu gehen,
aus welcher Kompanie bist du?"
15
BILD 17 | DAS BOOT | AT EXIT EMMA
Das Bootes wird von außen durch einen sehr starken Schlag
ereilt. Alle Mann schrecken auf und verharren in ihrer
Schreckposition.
GOETZ
(zu Stahl)
"Scheiße, was war das?"
STAHL
(erschrocken zweifelnd
flüsternd zucken seine
Schultern)
"Weiß ich nicht"
HUBER
"Seid ruhig, es kann immerhin ein
Weißer sein."
Dahlem streckt sich und legt sich über die Reling und
schaut ins Wasser.
Ein Menschenkörper treibt bewußtlos.
DAHLEM
"Mensch dit is n Mensch. Der regt
sich nicht. Am Ende hat der wieda
Flöhe, ik lass den drin. Det
bringt ja nüscht. Wat nee ick
wärd farückt det isn Medel. Un
weßte wat die hat ne Flasche bei
sich."
Der Blick der ganzen Truppe ist auf Peters Untätigkeit
gerichtet. Huber gibt sich besorgt aus dem Hintergrund.
(CONTINUED)
CONTINUED:
9.
HUBER
"Hol die raus da, man kann nie
wissen ob sie wirklich tot ist
(zu Goetz beiseite)
wir hatten doch gar keine Frauen
an Bord, oder?"
GOETZ
"Naja für Gewöhnlich gibt es
keine Frauen aber die ein oder
andere in Hose gibts immer beim
Maschinenmann."...
DAHLEM
(unterbricht)
"Nee ick brauch ja nur die
Flasche, die is uff jedn Fall
tot, det sehik sehr jenau, die is
eh zu fülle, wat sollet, dot is
dot."
Huber geht zu Dahlem hängt sich neben ihn an die Reling
betrachtet den Zustand Emmas.
HUBER
(hebt ihren Kopf leicht an)
"Die ist doch bestimmt noch am
Leben, ihr Gesicht ist nicht
bleich, hat noch Blut im Kopf."
DAHLEM
"Et soll mir ejal sein, eng isset
eh, da macht enger den Kohl onich
mea fett."
Dahlem greift nach der Wasserflasche, reißt diese vom
Gürtel ab, steht auf und geht in den Hintergrund. Huber
greift nach ihren beiden Armen. Für Huber ist es sehr
schwer er rutsch einmal kurz nach und muss sich mit dem
anderen Arm abstützten, also rutsch Emma auch nochmal kurz
weg. Doch dann zieht er den völlig regungslosen Körper
nach und nach aus dem Wasser.
Alle anderen gehen aus dem Weg und machen Platz dafür,
dass Emma mit dem Rücken zum Boden gelegt werden kann.
Emma liegt regungslos auf dem Boden. Stahl, Huber und
Goetz starren ihren nassen Körper an. Sie trägt keine
Uniform. Sie hat eine braune Bundfaltenhose an. Diese ist
in die schwarzen knöchelhohen Stiefel gesteckt und sie
trägt eine braune Jacke mit Brusttaschen.
10.
16
BILD 17 | DAS BOOT | AT
Peter trinkt nebenbei die Flasche Wasser aus im Wissen um
die zweite, die neben der die er ja schon aus der Kiste
ausgetrunken hat noch existieren muss.
Huber beugt sich über Emma und kniet vor ihr. Er hält ihr
die Nase zu und pustet Luft durch ihren Mund. Dann stützt
er seine Handballen auf ihren Brustkorb. Er versucht sie
zu beatmen. Während dessen macht sich Goetz an den Füßen
von Emma zu schaffen. Er hebt die Beine hoch und legt
seine eigenen darunter. Sie zeigt keine besondere Regung.
Huber setzt sich neben sie und ist stark verunsichert, er
schaut auf ihren tauben Mund.
Plötzlich beginnt sie leise einzuatmen und hustet viel,
sehr viel Wasser spuckend aus. Nach zwei großen Hustern
verstummt sie und Huber beginnt erneut sie zu beatmen. Es
scheint ihm nicht ganz wenig Freude zu bereiten.
17
BILD 18 | DAS BOOT | AT
Im Zuge dieser Rettung ist es Stahl, der aufsteht und
seine Hände an den Mund hält, um das kommende Geräusch zu
verstärken.
STAHL
(immitiert den Schrei einer
Möwe)
"Krähh, Krähh"
Alle starren hin zu ihm, sind erschrocken über die
besonders kenntnisreiche Performance.
Stahl schreit erneut.
Goetz, der nach wie vor die Beine von Emma hochhält und
Huber beim küssenden Beatmen zusieht hebt nun den Kopf und
holt zum Sprechen aus.
GOETZ
(ruft sie zu sich,
pathetisch)
Möwe, du tumbes Tier, komm er her
zu mir.
(nietzscheanisch inspiriert.
Pathos und Glut in ihm)
"Das Möwenherz ist sonderbar.
Weiß ist es und eben
dreist.
Man fragt sich schnell
ganz feist: Wohin es reißt, das
Herz. Ich wills euch sagen. Meist
hat es kein Ziel, das Herz. Die
Möwe und ihr Herz verhält sich
wie das Land zur See. Meistens
(MORE)
(CONTINUED)
CONTINUED:
11.
GOETZ (cont’d)
ist das Land dann nicht mehr
weit."
Die Rede endet mit einem starken Ruck des Bootes.
Irgendetwas Gewaltiges hat sich dem Boden zugewandt und
bringt das Boot sogleich zum Stehen. Sie sind auf eine
Sandbank gelaufen.
18
BILD 19 | DIE SANDBANK | AT / AN
Huber ist konzentriert, nimmt das am Boden liegende Seil,
bintet sich as Ende um den Knöchel und gibt Goetz das
andere Ende. Huber springt aus dem Boot und kommt im
knietiefem Wasser zum stehen. Er schreitet schweren
Schrittes durch das Wasser und springt dann ins wieder
tiefer werdendem Wasser und schwimmt aus der Sicht der
anderen.
Huber schwimmt gerade aus, streng und mit langen Zügen.
Die Anderen warten an der Reling gespannt. Es vergehen
lange Minuten.
19
BILD 20 | DER STRAND | AT / AN
Huber kommt nach gehöriger Anstrengung am Ufer an. Ein
Highlander aus Bayern. Er dreht sich wieder zum Wasser. Er
hat erwartet zumindest einer der anderen wäre ihm gefolgt.
Huber nimmt sich vor die anderen zu rufen, doch während er
den Mund zum Schrei öffnet, wird ihm deutlich, dass nur
Ruhe die Gefahrlosigkeit sicher stellen kann. Daher
schweigt er. Er steht eine Weile und überlegt, wie er die
anderen von seiner sicheren Ankunft informieren kann und
ihnen das Nachkommen aufgibt.
Er imitiert den Möwenschrei.
HUBER
"Kräh, Kräh"
20
BILD 21 | DAS BOOT | AT / AN
Auf dem Boot erschrecken sich die anderen. Stehen
hektisch.
EMMA
(erwacht)
"Vos tut men?"
Stahl geht in die Richtung der Reling und versucht der
Möwe artgerecht zu antworten. Der Schrei klingt eher
schlecht als recht. Alle anderen im Boot verziehen
skeptisch ihre Gesichter.
(CONTINUED)
CONTINUED:
12.
Auf der anderen Seite versucht es Huber erneut und
möwiert.
HUBER
(aus dem off)
"Kräh, Kräh."
Stahl will im Boot auch zu einer Wiederholung ansetzen
doch kommt ihm DerGoetz zuvor.
GOETZ
"Nein, hör auf zu jaulen, ich
denke er hat meinen Namen
gerufen...
Im selben Augenblick kräht Huber nochmals.
"...hör doch er ruft Goetz,
Goetz, das bin ich."
Daraufhin steigt Dahlem motivierend ein.
DAHLEM
"Na ja wenna dir jerufen hat,
denn sind wa sicha. Denn lass ma
rinspringn."
21
BILD 22 | DAS MEER | AT / AN
Peter steigt ins Wasser während er sich mit einem Arm an
der Reling abstützt.
DAHLEM
(sich an Emma wendend)
"Junget Freulain darfiks wagn
Jeleit Sie zu did Ufa anßutragn?"
Emma steht auf und geht zum Rand des Bootes in Richtung
Dahlem gibt ihm die Hand.
DAHLEM
"Hier vorne steigt et sich wohl
bessa aus, kommse."
Er mit seiner Hand in ihrer geleitet sie zum Heck des
Bootes. Dabei bemerkt er nicht dass die Sandbank ihr Ende
gefunden hat und sackt ab, so dass die Hände sich
losreißen und sein Körper im Wasser verschwindet. Nach
kurzen Sekunden taucht er schwimmend auf.
DAHLEM
"Heidewitzka, na jut ik gloobe n
bissl schwimm würd man wohl doch
müssn."
Die anderen schmunzeln über diese Einlage und sehen die
schwindende Gefahr.
(CONTINUED)
CONTINUED:
13.
Nach und nach kommen alle ins Wasser. Erst Emma, dann
schwimmen Dahlem und Emma los. Dann Stahl, der aus dem
Bugverschlag das Funkgerät unter den Arm klemmt und sich
sehr vorsichtig und sicher abstützend ins Wasser läßt.
Ganz zuletzt folgt Goetz.
Sie schwimmen leise und gleichmäßig und kommen circa 20m
neben der Stelle an, an der Huber steht und wartet. Alle
kommen schwer atmend aus dem Wasser, die Wassermassen in
ihrer Kleidung triefen flutartig.
22
Huber kommt zu der Truppe rüber gelaufen. Die Truppe liegt
am Boden, alle atmen schwer. Sie liegen eine lange Zeit
vor Erschöpfung. Emma beginnt sich schwerfällig die Jacke
über den Kopf zu ziehen. Aus dem Augenwinkel bemerken die
Anderen dies und verstehen eine gelassene Frau, die sich
ihrer nassen Kleidung entledigt. Dahlem beginnt sich die
Jacke aufzuknöpfen, macht die Gürtelschnalle auf und lässt
die Hose runter. Er steht ohne Jacke und Hose nur in
Unterhemd und Unterhose da. Goetz folgt den beiden, dann
Stahl und Huber lässt seine Hose an.
Die Truppe steht sich in dieser Position ohne Schutz
gegeneinander gegenüber. Alle vorhandenen Utensilien
liegen vor ihnen auf dem Boden. Das Funkgerät, die
zusammengelegte nasse Wäsche, und die Kamera von Emma in
der braunen Ledertasche für Mittelformat-Polaroid, drei
Tornister und ein Rucksack, der unten viel Stauraum bietet
und oben mit einer Strippe zusammengehalten wird, um in
diesem Falle, drei Cornet-Beefdosen, eine
Feldwasserflasche, zu verstauen. Goetz ist der erste der
mit hektischen Augen die Habseligkeit durchsucht, dann
aber auch beginnt eben den Rucksack durchzusehen, während
die anderen ihm gespannt mit den Augen folgen. Er holt die
Beefdosen heraus und gibt Emma eine, behält die beiden
anderen in der Hand.
GOETZ
(zu Emma)
"Den kleinen Hahn an der Seite
musst du wickeln, dann einfach
abreißen."
Emma versucht sich konzentriert an der Dose. Mit kleinem,
langsamen Wickeln und viel Kraftaufwand schafft sie es die
Dose zu öffnen. Während dessen öffnet auch DerGoetz eine
Dose, die er Huber gibt.
HUBER
"Dankeschön."
Goetz ist dabei die zweite Dose zu öffnen während Huber
nach zwei mit den Fingern abgelösten Stücken Beef die Dose
weitergibt an Stahl. Huber bemerkt, dass Stahl seine Dose
nicht bereits weiter an Dahlem gegeben hat und ist empört.
(CONTINUED)
CONTINUED:
14.
HUBER
"Hey Du! Was glaubst du wer du
bist?"
Stahl in nüchtern schlichter Wahrheit.
STAHL
"3. Armee, Abteilung zwo,
Infanterie, Soldat Horst Stahl."
Dabei salutiert Stahl, er streckt seinen Rücken durch so
das sein Bauch stattlich wirkt.
Dahlem tritt ironisierend nach vorn und gibt doch ehrlich
Auskunft.
DAHLEM
"7. Armee, Abteilung Grenadiere,
Soldat Peter Dahlem, jeborn im
Adelsjeschlechte zu Berlino."
Dahlem schmunzelt und alle mit ihm. Huber zieht nach und
bringt sich in die Vorstellungsrunde mit ein.
HUBER
"2. Armee, Abteilung zwölf, 7.
Kompanie, Infanterie, Soldat
Heinrich Huber."
Es hat sich eine gewisse Spannung aufgebaut und die
Gesichter zeigen eine deutliche Erwartung in Goetzens
Richtung. Die Erfüllung folgt auf dem Fuß.
GOETZ
"21. Armee, Abteilung Kanoniere,
Kompanie zwei, Soldat Goetz."
Die einzige, die den sich etablierten
Vorstellrundenrhythmus nicht einhält ist Emma. Sie
enttäuscht.
Nach und nach werden die an der Vorstellung nicht mehr
Beteiligten müde und gähnen. Peter legt sich mit der
Zusammengerollten Jacke in den Hintergrund. Die anderen
tun es ihm nach. Nur Huber bleibt dran und starrt auf
Emma.
EMMA
Heren, tu gevalt arum, ikh
makhshove yener meir zeinen arayn
milkhome.Ik bin Emma, Emma Piehl,
tu Hern.
HTTPS://WWW.YOUTUBE.COM/WATCH?V=1BFYAYUDLKY&LIST=PLEDFE4B04D3C18E44
Aus der üblichen Erfahrung, dass jeder Meldung machen
muss, fragt Huber selbstverständlich nach.
(CONTINUED)
CONTINUED:
15.
HUBER
"Ja Frau Piehl und welche Armee
und welche Kompanie?"
EMMA
"Nebekh,ikh ikh veys nisht visn.
ikh bin studying
Photography
, altsding nokh
inem yam, ikh veys nisht visn.
Es scheint ihr sichtlich Freude zu machen die Erwartung zu
enttäuschen, sie scheint sich im klaren, dass keine
Sanktion heute oder auch sonst auf sie warten wird, die
sie tatsächlich treffen kann. Bestandsaufnahme der
Utensilien, die alle dabei habe. In der Zwischenzeit sind
alle eingeschlafen.
Es ist die Sonne untergegangen und kurz vorm Schlafengehen
kramt Huber in seinem Tornister und holt eine
zusammengefaltete Landkarte aus demselben. Diese zeigt
eine große Insel in der Mitte und mehrere kleine zu den
Rändern hin. Es gibt darauf mehrere Kreuzungen und Linien.
Huber besieht diese Karte sehr genau. Er versteht sie.
23
Stahl sitzt auf einem Stein direkt am Meer, welcher von
den anderen weg zeigt. Er hat sein Holzstück in der Hand.
Darauf hat er wieder die Tage und Stunden, die er zur
Rettung brauchte, markiert.
Huber ist über der Karte eingeschlafen und wacht langsam
und schmerzverzerrt auf. Während er seinen Oberkörper hebt
nimmt er dem noch schlafenden Goetz die Sonne aus dem
Gesicht und weckt ihn dadurch. Beide sitzen etwas
verdattert und sehen sich die Lage an. Emma und Dahlem
liegen noch traumverliebt nebeneinander und schlafen.
Goetz sieht die Karte, welche Huber auf seinen Knien zu
liegen hat und ist erfreut. Huber ist soeben dabei, die
Karte einzurollen und in den Rucksack zurück zustecken.
GOETZ
"Ach, eine Karte."
Huber ist ebenso ehrlich erfreut. Er geht davon aus, die
Gruppe befindet sich, von Beginn an, auf der richtigen
Insel.
16.
24
DIALOGE ÜBER DIE INNERE LOGIK DER KARTE.
HUBER
"Ja..."
Goetz beugt sich neben ihm über die Schulter und sieht mit
auf die Karte.
Huber läßt sich das Stück Holz geben, welches Stahl stets
mit eigener Zeitberechung versehen hat. Und beginnt zu
rechnen. Die Frage steht: Wir Huber die kleine Truppe in
der er sich selbst als Führer ernannt hat, zur großen
Truppe zurückführen?
HUBER
"...hier: WIR müssen diesen Fluss
im Oberland finden. Und wo ein
Fluss ist, da sind meistens auch
Sträucher und Beeren, die sollten
uns über die nächsten Tage
bringen. Die Karte wird uns
dorthin führen. Es ist recht
übersichtliches Gebiet."
Goetz springt auf und schaut hoch an den Kreidefelsen.
Nach links, dann rechts und fühlt sich fast wie ein
Eroberer, zumindest beginnt er nach den ganzen
lebensbedrohlichen Aktionen der letzten Tage, sich auf die
"Expedition" zu freuen.
GOETZ
"Wir werden wohl zuerst die
nnn..."
Er stolpert über die Füße von Dahlem.
GOETZ
"Ooh, ’schuldigung Dahlem, also
wir müssen Strandwege suchen, die
uns hoch auf diesen Felsen
führen."
Dahlem, durch Goetzens Tritt aufgewacht und darüber sehr
böse, mürrisch und spätaufsteherisch verärgert. Emma
schläft weiter.
DAHLEM
"man, passdochuff, did wa nich
nötich, ik pfleje meen tach tsu
bejinnen wennik did fua richtisch
halte."
GOETZ
"Mensch, steh einfach auf..."
Goetz winkt ab und spricht weiter zu Huber.
(CONTINUED)
CONTINUED:
17.
GOETZ
"Es sollte also einer nach links
die Wege nach oben überprüfen und
einer nach rechts."
Wie aus einer Geistesgewitterei, körperlich wach und doch
wie aus dem Traum antwortet Dahlem Goetz. Sich auf die
Geste der morgendlichen Lahmheit einigend antwortet er:
DAHLEM
"Jut. Damit wa ma hia wegkommen."
Er springt auf und läuft nach links vor, nimmt seine
Klamotten und legt vor, dreht sich nach zehn Sekunden um
und sieht Goetz, der auch in dieselbe Richtung geht. Also
beide gehen links.
DAHLEM
"Wat denn los, ik dachte du bist
n’ Rechtsjeher, du Rechtsfadreha.
Also los, jeder jeht in eene
richtung los und wenna een Weißen
trifft machen wa den möwenschrei
und wenn ena wieda szrück jeht
machste och die möwe, also wenne
umkaeahrst."
GOETZ
"Ein Mann der Tat, das Lob ich
mir."
Beide laufen auseinander. Huber packt erneut die Karte aus
und studiert diese. Emma schläft und Stahl schnitzt. Alle
haben sich in gewisser Ungleichzeitigkeit ihre Sachen
wieder angezogen, langsam und während der Aktion.
25
Dahlem kommt auf seiner Suche an einem großen Stein
vorbei. Ein Felsen hinter den er sich stellt, um sich eine
Zigarette zu drehen. Den Tabak hat er in einer kleinen
Dose, in der er auch Zigarettenpapier aufbewahrt.
26
Auf der rechten Seite läuft DerGoetz. Und läuft, und läuft
bis zu Dahlems letztem Zug. Dann trifft DerGoetz auf einen
riesigen Felsen, der jeglichen Zutritt, jedes Weiterlaufen
am Strand verhindert. DerGoetz sieht nach kurzem Versuch,
den Stein zu umgehen ein, dass er zurückgehen und einen
anderen Weg wählen wird und macht den Möwenschrei.
(CONTINUED)
CONTINUED:
18.
GOETZ
"Kräh, Kräh."
27
BILD 27 | DER STRAND | AT / AN |PETER.
Dahlem hört diesen Schrei, hat seine Zigarette
aufgebraucht, schmeißt den Stummel unter seine Sohle und
tritt sie aus. Geht schnellen Schrittes zurück zum Lager.
28
BILD 28 | DER STRAND | AT / AN |DAS LAGER.
Zur gleichen Zeit sitzt der Rest der Truppe am Lager.
Huber hat die Karte vor sich ausgebreitet und hat mehrere
Zettel mit Bleistift beschrieben neben ihr ausgebreitet.
Er hat einen Zirkel (Stock und Bindfaden) in der Hand, mit
dem er diverse Abstände misst. Beim gänzlichen Ausräumen
des Rucksacks fällt Huber eine Pistole in die Hand, welche
er besieht und dann ohne ein Wort in seine Jackentasche
steckt. Emma hat ihre Jacke ausgebreitet und ihre
einzelnen Kamerateile darauf abgelegt. Sie trocknet jedes
einzelne Teil. Die Kamera ist eine Mittelformat-Polaroid,
die völlig auseinander zuschrauben ist und so nicht mehr
Platz als sieben Zentimeter in der Breite einnimmt. Das
Putzten und Trocknen macht sie mit einem kleinen
Schraubenzieher und einem Tüchlein.
Stahl hat das Funkgerät vor sich und macht und dreht an
diesem herum. Er hat Kopfhörer auf und steckt den Stecker
immer wieder in die Buchse, dreht an den Knöpfen und zieht
den Stecker wieder raus. Wenn er dies tut hört man
undifferenziertes Rauschen aus dem Gerät. Steckt man den
Stecker wieder rein bleibt das Gerät stumm und das gefällt
Stahl schlicht nicht.
Als der Möwenschrei ertönt horchen alle drei auf und
wundern sich. Huber ist gewarnt.
HUBER
"Leise, das könnte ein Weißer
sein, geht lieber in Deckung."
Emma und Stahl werfen sich hin.
Nach einem Moment des Verharrens kommt Dahlem ins Bild
gerobbt.
DAHLEM
(flüsternd)
"Ik habe nüscht jefundn. Das is n
riesn Hinkelstein, den kricht man
da nich weg."
Dann dämmert es Huber.
(CONTINUED)
CONTINUED:
19.
HUBER
(zu Dahlem)
"Hat nicht der Goetz gesagt, er
würde wieder die Möwe nachmachen,
wenn ihr umkehren sollt?"
EMMA
"Ja, hat er, das war DerGoetz."
Im selben Moment kommt Goetz zurück und berichtet.
GOETZ
"Vor hundert Jahren wäre man da
vielleicht noch... aber jetzt ist
der Strand so schmal, dass da
kein Durchkommen ist."
Huber ist nicht überrascht von dieser Information und gibt
in einem veränderten Ton die Richtung an.
HUBER
"Das habe ich mir gedacht.
Deshalb habe ich mich auch
intensiv mit dieser Karte
beschäftigt. Wir müssen also die
Steilküste hier rauf und dann ist
der Fluss, der für unser
Überleben notwendig ist,
wahrscheinlich nicht mehr als
zwei Tagesmärsche entfernt."
DAHLEM
"Did würd hart. Ham wa denn
jenuch Seile un so Zeug?"
Stahl dreht sich jetzt erst zur Gruppe um.
STAHL
"Wir müssen wohl die beiden Seile
zusammenbinden aber bis oben
werden die dann reichen."
HUBER
Führt den unendlichen Monolog aus
beginnender Selbstbetrunkenheit
fort.
Stahl holt die Seile aus dem Rucksack und breitet
dieselben aus, während Goetz ihm dabei behilflich ist.
Stahl rollt das komplette Seil zusammen und geht zum
Felsen. In geübter Manier wirft er das Seil nach oben. Es
ist straff. Er beginnt zu klettern.
20.
29
BILD 29 | DIE WAND | AT / AN
Es ist ein Gewitter, ein heißes Sommergewitter aufgezogen.
Es beginnt rumorig zu Donnern und leicht zu Blitzen.
Die wenigen Utensilien zusammen gebunden in Tornistern und
Rucksack, folgen die anderen Stahl, welcher auf einem
kleinen Felsabsatz steht und das Seil straff anzieht.
Huber bleibt und hält das Seil während die anderen nach
und nach den Felsen erklimmen. Huber hat Mühe das Seil zu
halten, doch zeigt die Anstregung Erfolg und alle anderen
kommen oben an. Stahl und Goetz nehmen das Seil in ihre
beiden Hände.
GOETZ
"So und jetzt Du."
HUBER
"Gut, und los."
Sie ziehen an. Schritt für Schritt geht es voran, doch
nach drei Metern fällt nach leichtem Wanken Huber die
Pistole aus der Jackentasche. Gleichzeitig dem Fall
donnert es sehr laut und irgendwie vorahnend in der
Umgebung.
HUBER
"Laßt mich noch mal runter. Ich
muß die holen."
Stahl und Goetz tun dies, Huber steckt die Pistole ein,
versichert sich der festverschlossenen Tasche und gibt ein
Handzeichen zum erneuten anziehen.
Stahl und Goetz ziehen Huber nach oben. Nun gelingt es
ohne Zwischenfälle.
30
BILD 30 | AUF DER KLIPPE | AT
Die Truppe liegt auf dem Rücken und atmet tief und
erschöpft. Alle schauen zum Himmel. Sie liegen auf einer
Düne, die keine Gräser, und kein Farn beherbergt, sondern
einzig aus feinem Sand besteht. Während, die Truppe in den
Himmel sieht greift Huber mit dem rechten Arm nach seinem
in reichweite liegendem Rucksack, nimmt die Karte und
rollt sie auf. Gleichzeitig stellt er aber noch klar, dass
sich alle ruhig einmal eine Pause gönnen sollten, da noch
viel Weg und Gefahr vor ihnen liegen wird.
HUBER
(schwer schnaufend)
"So, jetzt sollten wir immer
leise sein, wir können nie
wissen, ob Weiße nicht gleich
hinter dem nächsten Baum stehen,
wir müssen in Deckung und fast
(MORE)
(CONTINUED)
CONTINUED:
21.
HUBER (cont’d)
unsichtbar, uns da bewegen, wo
der Feind uns nie vermuten kann,
auch wenn hier keine Bäume sind,
sollten wir doch leise und
vorsichtig sein, aber ich muss
jetzt(schnauft erneut tief) erst
mal kurz ausruhen,
Emma ist derweil aufgestanden rennt los und wird aber
sofort durch lautes Rufen abgehalten weiter zu laufen
HUBER
(schreit)
"Halt Emma ,
Er springt auf, macht einen Satz auf Emma zu und reißt
diese zu Boden. Sofort schleift er die irritierte und sich
wehrende Emma zurück.
GOETZ
(zu Huber)
"Was denn los? Was denn passiert,
hast du was gesehen?"
Huber antwortet nicht. Sondern fasst die Schultern von
Goetz und das sehr fest. Er fixiert das Augenpaar von
Goetz. Währendessen er den inneren Film vor seinem Auge in
Worte fasst:
HUBER
(Goetz anstierend)
- (wird leiser und beginnt wie in
Trance eine Überschneidung aus
Empfehlung an Emma und
schrecklich-biografischer
Geschichte)- die ganze Kompanie
schleppte sich unter schwerstem
Einsatz so eine ähnliche
Steilwand hoch und kommt auch auf
so eine ähnliche Ebene, nur Sand
und sonst nich, wir dachten wir
wären sicher, weil wir ja auf
zehn Kilometer alles einsehen
könnten, doch dann flog dem
ersten mit einer Riesenexplosion
sein Bein ab, dann und plötzlich
kamen sie aus ihren Erdlöchern,
Sakrament, die hatten sich so gut
vergraben, dass wir einafch über
die hinweg geguckt haben, Sand
auf dem Rücken hatten die und man
hat sie einfach nicht
gesehen,.... "
Alle sind von ansteigender Besorgnis gezeichnet und warten
gespannt. Doch Huber nimmt den Zirkel aus dem Rucksack und
hält diesen inzwischen gekonnt auf die Karte.
(CONTINUED)
CONTINUED:
22.
HUBER
"Doch wenn wir heute schnell
sind, dann haben wir kein Problem
mit dem Fluss und dem Wasser, wie
ich das hier sehe,
Reicht die Karte zu Goetz rüber
HUBER
"...gehen wir Süd Ost 36 und
haben dann den Fluss direkt vor
der Nase.Damit dann auch das
erste Etappenziel erreicht!"
Goetz nimmt zwar die Karte entgegen, doch sind alle noch
in der nicht ausgeführten Geschichte gefangen, die Huber
von den Weißen begann.
DAHLEM
"Ik weeß nich wat los ist aber
jetzt erszehl doch ma wat mit die
weißen wa, die aus den Sand
jekomm sind."
HUBER
"Was?, Was hast du..."
Goetz übersetzt unterbrechend:
GOETZ
"Er meint du sollst die
Geschichte einfach mal zu Ende
erzählen"
HUBER
"Welche Geschichte?"
GOETZ
"Na, die du gerade begonnen hast,
also wie bist du entkommen, wenn
sie sich so gut mit Sand getarnt
hatten und wie seid ihr da
rausgekommen?"
HUBER
(herunterspielend)
"Die waren zwar gut versteckt,
aber langsam, und schießen, na ja
ihr wißt ja was man sagt, die
können keinen Elefanten
abknallen, wenn er direkt vor
ihnen steht."
DAHLEM
"Abba dafüa wat jans andret,
nehmlisch Menschn."
(CONTINUED)
CONTINUED:
23.
HUBER
(abwiegelnd)
"Naja langsam, bisher stehen wir
ganz gut da."
Stahl schaut aus der schnitzenden Verdutztheit hoch und
steckt das kleine Stück Holz, welches er geschnitzt hat,
senkrecht in die Erde.
STAHL
"Gut, aber los oder?, also?,
sonst?
HUBER
"Richtig, wir können eigentlich
nur langsam und in Deckung in
Richtung Fluss voran robben. Seid
vorsichtig und wenn ihr was seht
macht euch bemerkbar aber leise."
Sie drehen sich alle in dieselbe Richtung und beginnen auf
den Knien und Ellenbogen zu robben.
31
BILD 31 | DIE STEPPE | AT
Schon nach wenig Zeit haben die ersten sichtliche Schäden
an Klamotten, Haut und Motivation. Huber schnauft selbst
auch, Goetz und Dahlem sowieso, nur Emma und Stahl sind
eher unberührt.
Emma hält und glaubt etwas gesehen zu haben.
PIEHL
(flüsternd schreiend)
"Halt, da. Das ist doch..."
Huber zuckt, alle halten an und sind starr und Huber hat
schon die Hand an seiner Tasche, aus der die Pistole zum
freiwilligen Schuß schon fast herausfällt. Doch er läßt
sie stecken.
PIEHL
"Nein, es war nichts."
Sie kriechen weiter. Das Kriechen strengt alle sehr an.
Jeder schwitzt nun und jeder atmet schwer. Da keine lauten
Gespräche möglich sind, beschränkt sich Kommunikation auf
Handzeichen und Augenkontakt. Die Gruppe beobachtet
einander. Jeder achtet auf den anderen und die Gesichter
lassen erkennen, wie sehr sich jeder von jedem ein Bild
macht.
Sowohl Angst treibt sie voran, als auch die Erschöpfung,
die Austrocknung. Zur körperlichen Inanspruchnahme kommt
die Angst vor der Schwäche überhaupt je wieder aufstehen
zu können. Sie kriechen langsam, sehr langsam.
(CONTINUED)
CONTINUED:
24.
Huber kriecht voran und nach ihm Stahl. Dieser holt nach
und nach kleine, geschnitzte Stöckchen aus der
Hosentaschen und steckt diese während des Kriechens in den
Sand. Dahlem der hinter ihm robbt, fixiert jeden einzelnen
dieser Stöcke mit den Augen während er an ihnen vorbei
kommt. Mindestens zweimal nehmen sie seine volle
Aufmerksamkeit in Anspruch.
Nach Dahlem kommt Emma dann Goetz zuletzt.
Am Hintergrund zeichnet sich ein Waldstück ab, welches
durch das Dunkel der Blätter auf Fruchtbarkeit verweist.
Dahlem springt auf, dann Stahl. Sie rennen getrennt von
einander in den Wald.
HUBER
"Halt, nicht! Wir wissen doch
nicht was uns erwartet."---> Das
ist hier wie in Kairo, da waren
sie alle genauso. ....>lange
Geschichte
Emma und Goetz rennen ebenso getrennt von einander
hinterher.
HUBER
(zu sich)
"Es ist doch zu gefährlich,
keine, wirklich keiner kennt sich
aus, wieso rennt ihr weg?"
Huber steht auch auf und rennt die verbleibenden 200m zum
Wald.
32
BILD 32 | DER WALD | AT
Die Gruppe verliert einander im Wald. Jeder läuft
unterschiedliche Wege.
33
BILD 33 | DER WALD | AT/AN
Huber taumelt durch den Wald hat aber noch ein klares
Ziel: Wasser. Er hat Angst und erschrickt vor jedem
Knacken und Zirpen. Keine Bewegung wird nicht
personifiziert. Immer könnte es ein Weißer sein.
Er trifft auf einen kleinen Fluss. Ein Bächlein fein
bringt ihm die letzte Regung auf das Gesicht. Eine
Mischung aus Erleichterung, Überlebensfreude und Angst,
daß wenn er wieder zu Bewusstsein kommt, die anstehenden
Aufgaben zu groß sein mögen. Er trinkt. Wasser ist
Erlösung. Er sackt zusammen.
(CONTINUED)
CONTINUED:
25.
Aus einiger Entfernung wasserliches Stampfen. DerGoetz
kommt ihm, im Flussbett laufend, entgegen und hat ein
nasses Gesicht. Er tropft und sein Mund ist umgeben von
rotem Saft. Auch dieser tropft. Goetz kommt Huber näher,
steigt aus dem Wasser und legt sich hin. Sein Hand birgt
eine handvoll roter Beeren. Goetz ist schwach und liegt
zum Entschlafen bereit.
HUBER
"Wo sind die anderen?"
Nach kurzem Zögern zuckt Goetz mit den Schultern und
schläft ein.
Wenige Minuten braucht es nur, bis es erneut im Unterholz
knackt und Emma und Dahlen aus demselben auftauchen. Huber
ist erleichtert. Goetz wacht auf. Huber ist erleichterter
und alle sitzen wassergestärkt doch angemessen duselig auf
dem Waldteppich.
HUBER
"Wo ist Stahl?"
Alle zucken nach einander mit den Schultern.
DAHLEM
"Na ja jut, jans ejal is mir det
nich, der hat ja did Funkjeret
dabai."
HUBER
"Außer dem ist er ein Kamerad.
Gehen wir ihn Suchen!?"
Sie gehen langsam und leise los. Der Wald wird dunkel.
Buchenwald. Moos. Sie suchen stumm. Kreuz und Quer. Doch
Stahl ist nicht zu finden. Sie geben einander Handzeichen,
dass jeder in verschiedene Richtung geht.
GOETZ
"Und wir treffen uns in zehn
Minuten wieder hier."
Abblende.
34
BILD 34 | WALD | AN
Nach zehn Minuten, es ist dunkel geworden, zucken alle mit
den Schultern, denn Stahl ist weg. Sie legen ihre
Schlafutensielien im Kreis und strecken sich und fallen in
einen komatösen Schlaf.
26.
35
BILD 35 | WALD | AN
Mitten in
Kaninchen
Kaninchen
friedlich
der Nacht kommt ein Stahl angelaufen. Er hat ein
über der linken Schulter und legt sich ab. Das
neben sich, sich neben die anderen und schläft
ein.
Abblende.
36
BILD 36 | WALD | AM
Früh bei Sonnenaufgang sitzt Stahl und häutet das
Kaninchen. Die Anderen wachen auf und sind erfreut über
Stahl, seine erfolgreiche Jagdaktion und den Willen
bereits das Essen zu machen.
PIEHL
(müde augenreibend)
"Stahl du bist ja hier und das
noch so fleissig. Wo warst du
denn?"
STAHL
"Ich habe habe den Hasen
gefangen."
DAHLEM
(zu Emma)
"Ea hat den Hoppel jefang.
Mmmmmmmmmmmhhhhhhhhhhh."
Stahl zerrt und schneidet hart an dem Tier. Er häutet das
Kanninchen.
HUBER
"Sehr gut, wir sollten essen und
dann auch los gehen."
PIEHL
"Wieso?"
HUBER
"Um die Umgebung besser
einschätzen zu können. Bisher
wissen wir nicht, ob wir hier
sicher schlafen können."
DAHLEM
"Ik find och, ik bin een Schissa,
wennik nich weeß wer inne
Umjebung is kann ik nich penn."
Währendessen spickst Stahl den Hasen mit abgezogenem Fell
auf einen Dolch auf, während Goetz schon aufgestanden ist
und Holz sammeln geht.
27.
37
BILD 37 | WALD | AT
Das Feuer ist klein und schnell entzündet und so das
Kanninchen auch recht fix kross und braun. Sie essen
kleine Fäden Fleisch, die aber doch große Erleichterung
hervorrufen.
Nach einigen Minuten Schweigens stehen sie auf und lassen
das aufgeschlagene Lager zurück. So dass sie zurückkommen
müssen. Sie beginnen schweigend die Umgebung einzusehen.
38
BILD 38 | WALD | AT / AN
Beim Gehen stellt sich heraus, dass sie sich selbstständig
in Grüppchen teilen. Piehl und Dahlem, Goetz und Stahl,
Huber allein. Mehrere Stunden sind sie unterwegs und
suchen sehr vorsichtig und gewissenhaft den Wald nach
Feinden ab. Im Verlauf der Suche wird es dunkel.
39
BILD 39 | WALD | A/N
Sie kehren zurück und sind sich sicherer.
DAHLEM
(gähnend)
"Man binik durch, ik muss jetzt
ma in Bette."
Ohne deutliche Antwort sind die anderen nickend mit dem
Vorhaben einverstanden, sich für die Nacht vorzubereiten.
Einwegzelte werden aufgebaut und wenn das geschehen ist,
ist es tatsächlich Peter, der als erster schläft.
Schnarchend. Alle anderen außer Huber machen die Anzeichen
es Dahlem gleich zu tun, ziehen sich um, aus und
dergleichen.
Huber setzt sich vor das Funkgerät und klickt und dreht
und macht und steht auf als er etwas gehört hat.
HUBER
(wirklich enthusiastisch)
"Man was war das? Hört, kommt mal
her, das ist n Funkspruch von
uns, das ist Leutnant Stimm, den
kenn ich, der war doch auch auf
der "Martha"...Wir lieben die
Stürme, Die brausenden Wogen,
"
Der Rest der Truppe kommt zum Funkgerät gerannt und
horcht. Es ist nichts zu hören außer undeutlichem
Rauschen, Knacksen und der Anmutung von Morsezeichen. Doch
sind diese meilenweit entfernt davon, identifizierbar zu
sein.
(CONTINUED)
CONTINUED:
28.
Daher ist die Begeisterung der anderen gering. Schweigend
gehen sie eben doch zu Bett.
Huber nimmt diese Abwehr wahr und nimmt das Gerät unter
den Arm und trägt es in sein Zelt.
40
BILD 40 | HUBERS ZELT | IN
In der Nacht während allle anderen schlafen, ist das
innere seines Zeltes kerzenerleuchtet. Huber hockt auf den
Knien neben dem Gerät, er hat einen Schreibblock vor sich
und einen Bleistift in der Hand. Das Blatt ist kommplett
vollgeschrieben, ohne das sich Huber an Zeilen und
Randabstände halten würde. Überall Blei. Er schreibt die
Morsesprache und das hektisch-obsessiv.
41
BILD 41 | WALD | AT
Der Morgen ist ruhig. Huber kommt mit der Karte in der
Hand aus seinem Zelt. Stahl sitzt auf seinem Stein und
schnitzt. Emma macht ein Portrait von ihm. Um ihn herum
sind sind fünf weitere Holzspalten in die Erde gesteckt.
Goetz liegt an der erloschenen kleinen Feuerstelle, Dahlem
liegt noch in seinem Zelt und man hört hin und wieder ein
kleines Schnarchen.
HUBER
(erfreut)
"Hört mal, ich weiß jetzt wo wir
lang müssen, ich hab den
Morsecode in der Nacht übersetzt
in die Route, die wir gehen
müssen, also, hier...
Die anderen stehen auf und kommen näher nur Dahlem liegt
ungesehen im Tiefschlaf.
HUBER
"Der Wald ist da zu Ende, und
direkt anschließend kommt ein
Lager von uns. Das ist so ein
Glück."
Huber zeigt dabei eine Linie, die durch mehrere
Waldgebiete und diverse Grenzen führt, mit seinem Finger
nach.
Erleichterung und wirkliche Freude sind auf allen
Gesichter zu erkennen. Juchsten und Prusten vor Glück
endlich Rettung durch professionelle Hand zu erfahren.
Inzwischen ist Dahlem auch aus seinem Zelt gekommen.
Stellt sich hinter die anderen, und starrt auch auf die
Karte.
(CONTINUED)
CONTINUED:
29.
DAHLEM
(ironisch)
"Wenn ick mir dit hier allet so
anhöre, woher willst du denn
wissen wo dit hier lang jetht?"
Alle anderen sind peinlich berührt von dieser Frage, es
hatte das Sichauskennen Hubers schon soetwas wie ein
natürliche Autorität ergeben, die Dahlem nur durch sein
Fernbleiben nun in Frage stellt.
HUBER
(in geduldige Ruhe)
"Den Morsecode habe ich in
strenger Konzentration,
streckt seinen Arm hin zu seinem Zelt, sucht hinter sich
nach dem Zettel.
HUBER
"Also den Zettel hab ich nach
Lehrbuch übersetzt..."
Goetz fragt ernsthaft hilfsbereit
GOETZ
"Ich hol den mal,..."
HUBER
"Las mal, den hol ich schon
selber..
will aufstehen, sieht aber das Goetz es ernst meint und
schon losgegangen ist
HUBER
"Gut, also direkt da auf der
Decke liegt er."
Goetz nickt und verschwindet im Zelt. Im Zelt hört man
Hubers Stimme sehr viel leiser aber durchgängig sprechen.
42
BILD 42 | IM ZELT | IT
Goetz sieht sofort den großen weißen vollgeschrieben
Zettel. Er kniet sich hin und besieht ihn sich kurz. Dabei
fällt ihm das unter dem Zettel liegend Buch in Auge: Die
Bibel. Aus diesem ein ebenso großer Zettel ragt heraus,
auf dem man schon von weitem das Datum und den
Tagebuchstil sehen kann. Goetz stutzt, als seine Augen
ohne das Buch zu berühren, die ersten Zeilen lesen. Er
nimmt den Zettel aus dem Buch, faltet es zusammen und
steckt ihn in seinen Jacke. Den anderen Zettel nimmt er
nur so in die Hand. Seine Augen gleiten weiter im Zelt
herum und erblicken das Funkgerät, welches voll nach
Fehfunktion aussieht. Kein Kabel ist richtig bzw. überhaut
(CONTINUED)
CONTINUED:
30.
gesteckt, Goetz verdunkelt seine Augen und es scheint im
aufzugehen, dass hier ein Stümper vor dem Herrn steht mit
diesen Gedanken geht er aus dem Zelt.
43
BILD 43 | DIE ERKLÄRUNG | AT
Huber erklärt immer noch.
HUBER
"...dann brauchen wir eigentlich
nur noch einzusteigen und jeder
ist bei seinen...(sieht Goetz)ach
schön, also hier der Code ist
eigentlich ganz deutlich. Stahl
du kannst doch Morsezeichen
lesen, oder, du kannst ja nochmal
drüber gehen, und gucken obs
stimmt."
STAHL
"Stimmt, das mach ich, wir essen
n bisschen und dann gehen wir
los, oder?"
DAHLEM
"Wat denn essen?"
STAHL
"Ich hab vorhin viele(ironisch)
schöne Beeren gesammelt."
Reicht ihm den Becher Beeren rüber. Der Becher wird
rumgegeben, jeder bekommt seine Runde Beeren ab und das im
Kreis nacheinander und dabei sitzt Stahl schon wieder und
liest das Morseblatt und guckt rüber zu den Koordinaten.
Hin Her Hin Her. Nach einigem Hin und Her steht er auf.
STAHL
"Ja also wir können es stimmt
alles."
44
BILD 44 | DER WALD DES MISSTRAUENS | AT
Die Truppe beginnt in die von Huber, vorgegebene Richtung
zu laufen. Die Linie beginnt mit Huber dann Goetz, Emma,
Dahlem, Stahl. Dahlem setzt plötzlich drei Schritte zur
Seite und wartet bis Stahl neben ihm ist.
DAHLEM
(zu Stahl)
"Tach, der Herr, ik bin Herr
Huhn, der aus den Heuhaufen, also
ik hab mir pudern lassen, mit den
Klammersack, da war fülle bei,
wat andere Dünnschiss nennen
(MORE)
(CONTINUED)
CONTINUED:
31.
DAHLEM (cont’d)
würden. Also wende mich fragst,
is did Jeknackse, also der olle
Kot da sehr ejal, weil wir hier
nie wat finden wern. Man müßte
sich mehr um unsa eens kümmern
und denn ma übalegn, ob det hier
wat lohnt."
Stahl geht verwirrt nach vorn. Emma im dynamischen Dreh
geht drei Schritte auf die Jungs zu.
EMMA
(unterbrechend)
“Sagt mal ist euch eigentlich
schon mal aufgefallen, dass wir
hier vollkommen allein sind?”
STAHL
"Aber Krieg is ja trotzdem."
DAHLEM
"Jede Sekunde könnte hier eine
Bombe einschlagen oder ein
Angriff passiern."
EMMA
"Is gut du Heilliger, ich will
nur sagen, dass die Welt hier von
uns gemacht wird und bisher kein
Kontakt zu irgendwas besteht.
Also ist diese ganze Härte doch
völlig überzogen."
GOETZ
(zu Emma)
"Die Härte? Du meinst den Huber?
Das meint der eben ernst."
EMMA
(zu Goetz)
"Ja klar meint der das ernst,
solche Leute schlafen mit ihrem
Ernst. So’n Typ ist doch soweit
weg von uns, der denkt an seine
Ehre im Himmel und was die Fahne
ihm alles für Kränze flechten
wird."
DAHLEM
"Wat?Ik versteh keen Wort?"
GOETZ
(gedankenversunken zu sich)
Mhh, da hat der den
Fünfkopfsilberzahn nicht in die
Lautsprecherbuchse
(MORE)
(CONTINUED)
CONTINUED:
32.
GOETZ (cont’d)
gesteckt....mhh. da ist doch
dann...so bekommt man auf jeden
Fall kein Signal..
DAHLEM
"Das heißt was?"
GOETZ
"Naja, das Funkgerät hat, das hab
ich heut in Hubers Zelt gesehen,
gar nie funktioniert, kein
einziges Kabel war richtig
angeschlossen. Weder den
Morsecode noch sowas hätte man
aus dem Ding rausgekriegt. Aber
was in dem Zelt alles rumliegt
ist ziemlich seltsam, ich heb die
Karte hoch, die ich holen sollte
und dann seh ich auch schon ne
Bibel liegen, mit Notizen und
Kommentaren drin. Das ist
doch..."
DAHLEM
"Ja und, wir wollten ja och nich
zum Sonntachsjebet?"
EMMA
"Dahlem sei doch still."
GOETZ
"Nein, ich habe keine Bibel
gelesen. Ich hab gesehen, welche
Geräte er da in seinem Zelt hat
und überhaupt. Die Karte ist sehr
hübsch, das Funkgerät auch. Doch
beschreibt die Karte auf keinen
Fall die Gegend durch die wir uns
durchschlagen und auch das
Funkgerät ist Mist...und dann ist
der Zettel..."
45
BILD 45 | FLUSS | AT/DÄMMERUNG
Huber ruft aus ziemlich weiter Entfernung. Er ist sehr
weit vorn.
Huber beginnt von Ferne Zeichen zu machen. Beginnt zu
winken und pseudo-militärische Manöverhandzeichen, die
keiner wirklich deuten kann.
33.
46
BILD 46 | FLUSS | AT/DÄMMERUNG
GOETZ
"Los geht in Deckung."
Alle werfen sich auf den Boden und gucken in Hubers
Richtung.
DAHLEM
"Wat iss denn los, Mensch?"
Huber kommt auf die anderen zu gelaufen und drei Meter vor
Ihnen ist er von Freude erfüllt.
HUBER
"Was denn mit euch los, wir haben
den Fluss gefunden, wie ich
gesagt hab, jetzt kann es nicht
mehr weit sein."
In blindem Eifer stehen alle auf rennen los und halten
ihre Köpfe ins frische, fließende Naß.
Dahlem zieht sich die Schuhe und die Socken aus und setzt
sich mit den Füssen ins Wasser hängend ans Ufer. Huber
packt erneut die Karte aus und studiert diese und wird
argwöhnisch von Goetz dabei beobachtet. Stahl und Emma
haben sich auch die Schuhe ausgezogen und machen einander
durch Handzeichen klar, dass sie sich aufmachen wollen, um
spazieren zu gehen. Das tun sie dann auch und gehen los.
Stahl hat erneut ein Messer und ein kleines Holzstück in
der Hand und beginnt kurz vor dem Busch mit dem
Wegmarkieren durch die kleinen altbekannten Stöckchen.
Emma und Stahl verschwinden im Busch, der am Uferrand sich
ins Weite verliert.
Huber rechnet und misst weiter an der Karte, Dahlem hat
sich mit den Füßen im Wasser nach hinten fallen lassen, um
einzuschlafen. Goetz versucht weiter unbemerkt hinter dem
Rücken Hubers dessen Schritte nachzuvollziehen.
Nach einiger Zeit kommen Emma und Stahl aus dem Busch
herausgerobbt. Sie sind angsterfüllt und nähern sich der
Truppe.
DAHLEM
"Wat is denn mit euech?"
EMMA
"Schhh, wir haben ein Boot
gefunden, das heißt es könnten
Weiße in der Nähe sein."
HUBER
"Was für ein Booot ist es denn?"
(CONTINUED)
CONTINUED:
34.
EMMA
"Ein altes...
STAHL
"ein sehr altes, fast schon
antikes Boot, und es wäre auf
jeden Fall nicht fahrtüchtig."
HUBER
"Ja dann ist es doch keine
Gefahr, dann gehen wir jetzt
dahin und machen es seetüchtig,
dann kommen wir über diesen Fluss
und, Stahl du kannst das
reparieren...
GOETZ
"stimmt...das gegenüberliegende
Flussgebiet ist auch viel
nährreicher, das seh ich von
hier.
Sie stehen auf und machen sich durch den Busch auf den Weg
zum Boot.
Dahlem, Emma, Goetz und Huber stehen um das brüchige Boot.
Stahl ist davor gehockt und drückt, dreht, presst und
versucht etwas zu richten. Huber ist wieder mit der Karte
beschäftigt und scheint von dem rest nichts mit zu
bekommen.
GOETZ
"Es ist kaputt."
EMMA
(aggressiv)
"Ach, was?
DAHLEM
"Habt euch lieb. Kaputt is besser
als wat andret. Nicht Hotte,
Kaputt ist besser als wat andret?
STAHL
"Lass mich mal arbeiten."
DAHLEM
"Nich so mürrisch, Kolleje, et
wird schon jehn, wat och immer
jeht, und wennet did nich tut
denn schiebm wat ebm."
EMMA
"Was machen wir, wenn das Boot
wieder schwimmt?"
(CONTINUED)
CONTINUED:
35.
DAHLEM
"Wat jlaubste denn? Rudern! Außer
die Dame natülisch."
EMMA
"Haha, Peter, bau du mal lieber
noch ‘n Motor ein, dann brauchst
du dir deine kleinen
Pianistenfinger auch nicht
schmutzig zu reiben."
DAHLEM
"Frau Piehl. Engarde, et ist wohl
quatsch, dasset sich
intellektülle Nivo auf die Kunst
des Segelns auswirkt, also ik
kann mir meene Finga jarnich
verknacksn weil ik ja n Held bin.
Dem tut nüscht weh."
EMMA
"Qua, Qua, Qua...ich würde viel
lieber wissen was da drüben wohl
sein wird, Afrika?
DAHLEM
"Frau Piehl, schon wieder mussik
sie ermahn, et is eene emens
wichtje Mission did hier allet,
also seien se still und lern se
wat."
GOETZ
"Ihr beiden. Seht mal was der
Hotte da gemacht hat. Ich denke
es sieht so aus als würden wir
morgen diesen Fluß mit diesem
sehr schön reparierten Boot unser
Revier nennen können."
47
BILD 47 | DIE ÜBERFAHRT | AT/AD
Huber steigt ins Boot.
Er ist in voller Montur, also alle Gürtel, Schnallen und
sonstiges Accesoirs, man hört gefährliches Knarren, der
Rest steht daneben. Hände in den Taschen.
HUBER
"Menschen, stehn Sie doch nicht
da wie die Ölgözten. Einsteigen."
Huber reicht Emma die Hände. Dem Rest widmet er sich
nicht. Ernst und bestimmt. Huber nimmt Platz. Alle anderen
bleiben stehen. Stahl hat ein recht langes und dünnes
Stück Holz zum Stacken mitgenommen. So soll das
(CONTINUED)
CONTINUED:
36.
Vorankommen gesichert sein. Sie treiben. Nach einigen
Metern bricht der Spaten Stahls mitten durch.
STAHL
"Der Spaten ist zu kurz ich komm
nicht mehr auf den Grund..."
DAHLEM
"Na, tolle Jolle did wa kla,
Scheiße, wat machen wa’n jetzt?"
HUBER
"Bleibt ruhig, es wird keinem was
passieren. Da drüben wirds auch
wieder flacher."
Huber zeigt zum anderen Ufer.
48
Der Fluss wird schneller. Das Boot treibt in zackigen
Zügen unkontrolliert quer.
Emma schreit
hysterisch auf.
EMMA
"Wasser, wir kriegen Wasser ins
Boot, macht was. Stahl, Du musst
den Kahn doch wasserfest gemacht
haben, wieso kommt hier Wasser
rein?"
DAHLEM
"Jut, Wassa is da, aber unhöflich
brauchen wa nu och nich zu wern.
Haste ma n Eima? Also ohne Eima
wird ja keen Wassa
rausjeschauffelt."
HUBER
(zu Dahlem)
"Halt die Schnauze. Wir müssen
zum Ufer, sorgt dafür."
Alle stehen schon bis zu den Knien im Wasser.
DAHLEM
"Is ja jut, aber wat sollik
machn? Wir müssen eigentlich raus
damit ..."
37.
49
BILD 49 | DIE ÜBERFAHRT ENDET | AN
Dahlem springt kopfüber ins Wasser.
Will schon wieder ein Lächeln des "Ist doch alles nicht so
schlimm" aufsetzten doch wird er sofort von Huber gerufen.
HUBER
"Dahlem kommen Sie zurück, Sie
Egoist."
Dahlem kommt ans Boot geschwommen und Stahl gibt ihm das
Funkgerät in die schwimmenden Hände.
HUBER
"Funkgerät sichern!"
Die Anderen verlassen hektisch ebenso das Boot. Goetz geht
mit einer besonderen Vorsicht an den bevorstehenden Sprung
heran. Er sträubt sich besonders. Und er sträubt sich
wirklich!
Das Boot geht sobald dies geschehen ist, schnell unter.
Huber hat seine Bibel zwischen den Zähnen.
DAHLEM
"Schnell Goetz, hilf mir hier."
50
BILD 50 | AUF DER ANDEREN SEITE | AN
Goetz ist bereits am anderen Ufer und hadert.
Stahl kommt zu ihm geschwommen und hält Dahlem unter den
Armen, zieht ihn in Richtung Ufer. Sie schwimmen ans Ufer.
Während alle mit ihrer eigenen Person beschäftigt sind, so
dass niemand bemerkt das Emma sehr viel länger als alle
anderen braucht. Sie hängt an etwas fest. Dahlem schaut
sich nach ihr um und sieht, dass Goetz bereits an Land
ist.
DAHLEM
"Emmy hängt irgendwie fest, Goetz
hilf ihr ma schnell."
51
BILD 51 | UNTER WASSER | AN
Goetz geht bis zur Hüfte ins Wasser, mit sichtlichem Ekel
vor demselben, greift missmutig nach dem Funkgerät in
Dahlems Händen und bekommt dieses nach langem hin und her
auch zu fassen.
DAHLEM
(verärgert über die fehlende
Aktivität Goetzens)
"Vollspaten."
(CONTINUED)
CONTINUED:
38.
Huber nun auch an Land angekommen nimmt Goetz das
Funkgerät aus den Händen. Stahl schleppt sich schwer aus
der Wasser. Peter sieht Emma nicht mehr. Sie ist
untergegangen.
PETER DAHLEM
"Scheiße, Emma...., Emma....,
Emma."
Dahlem taucht. Kommt wieder hoch.
DAHLEM
"Nix, man Goetz du Vollidiot."
Taucht wieder unter, hecktisch. Nach langen fünfzehn
Sekunden kommt er mit ihr in den Armen wieder an die
Oberfläche. Er hustet. Sie regungslos. Er zieht sie an
Land, alle helfen ihm hieven. Sie liegt auf dem Rücken
ohne Bewegung.
52
BILD 52 |DIE LEBENSRETTUNG | AN
Huber beugt sich über Emma und legt sein Ohr über ihren
Mund. Er hört. Dahlem vedutzt.
DAHLEM
"Wat machen sen da, lassen se
mich ma."
Dahlem beugt sich über Emma und legt sein Ohr über ihren
Mund.
DAHLEM
"Ah, did ist jut, sie atmet noch.
Ik werd wohl die Jacke aufmachen
müssen."
Goetz ist schockiert von der Unachtsamkeit der Beiden und
schiebt sie zur Seite, greift sich Emma, beugt sich über
sie und beginnt mit der Herzdruckmassage.
GOETZ
(umsorgt um Emma, energisch
zur Gruppe)
"Los macht Feuer an, wir müssen
die Kleine wärmen."
Dahlem und Stahl stehen auf und verschwinden in den Wald.
Sie suchen Holz.
39.
53
BILD 53 | DIE LEBENSRETTUNG | AN
Huber sehr irritiert über den Befehlston von Goetz beginnt
nach kurzem Warten damit seine nasse Kleidung auszuziehen.
HUBER
(besorgt weil notwendig)
"Goetz schaffen Sie das?"
GOETZ
(selbstsicher)
"Es geht...gib mir mal die Jacke
da..als Kissen..."
Goetz rollt Hubers Jacke zusammen, so dass er sie Emma als
Kopfkissen reicht.
Emma beginnt zu husten.
GOETZ
"...wo bleiben denn die Anderen,
wir brauchens hier warm, hol die
mal."
Stahl und Dahlem sind im Begriff zurückzukommen. Jeder von
ihnen trägt einen Fuhrwagen voll Holzscheite auf seinen
Armen.
HUBER
(überflüssig)
"Stahl, machen Sie schon, wir
brauchen hier Holz, sofort."
Dahlem rennt rüber zu Goetz, der Emma tragebereit hält,
und dann heben beide Emma in Richtung Feuer. Ruhe.
Verschnaufen, nach imens viel lauten und aggressiven
Szenen.
54
BILD 54 | FEUERSTELLE | AN
Goetz und Dahlem tragen Emma zur Feuerstelle
Emma liegt sehr schmerzverzerrt auf dem Boden.
EMMA
"ahah."
DAHLEM
"Tut’s so weh?
EMMA
"Verdammt, ja. Scheiße."
DAHLEM
"Ja sachik ja, hier sollte
endlich mal einer anfangen sich
zu kümmern."
(CONTINUED)
CONTINUED:
40.
EMMA
(entschuldigend)
"Reg’ dich nicht auf."
DAHLEM
(regt sich auf)
"Nein, das darf dir nicht leid
tun, denn es ist SEINE Schuld.
(Dreht sich in Richtung Huber)Er
wollte so viel Verantwortung und
nun hat er die Sache verbockt.
Wahrscheinlich sogar für immer."
GOETZ
"Beruhig dich Dahlem."
DAHLEM
"Man is’ doch wahr wir wissen
nicht die Bohne wo wir sind und
wieso überhaupt. Wat did janze
soll und wat wir suchen: Also
erzähl du mir nich icke und erst
recht nicht wir solln nich
übertreiben. Übertrieben haben
wir doch von Anfang an, in diesem
SCHEIßKRIEG!! Scheiße man,
beruhig dich selber, du
Torfnase.”
Dahlem hat die Distanz ziemlich unterschätzt in der Huber
war. Während Dahlem intensiv mit Emma spricht hat er Huber
nicht bemerkt, der bei der Rede immer näher kam. Aus dem
Hintergrund springt Huber 10cm vor die Nase von Dahlem und
reißt ihn hoch, so dass er plötzlich steht. Huber schreit
ihm ins Gesicht.
HUBER
(sich Mut anschreiend)
"Gib Ruhe, es ist nicht
auszuhalten wie du dich benimmst.
Keiner sollte hier so tun als
hätte er mehr Kompetenzen als
ich.”
Die nächsten zwei Wortwechsel hält Huber Dahlem am Kragen
und sieht ihm in die Augen. collar-lickin’
DAHLEM
(aufbrausend)
"Ach, sie sind wohl also n’ janz
Hockdekorierter? Deshalb dürfen
se ja och jetzte so tun als wärn
se Obaleutnant und uff Mission,
oda wat? Von der nicht mal sie
jenau wissen wat sie jenau
bringen soll jeschweige denn
wohin se führt.”
(CONTINUED)
CONTINUED:
41.
Proportional zur Aggression von Dahlem nimmt sein Wille
andere mit "Sie" anzusprechen zu.
HUBER
(immer lauter)
"Du zweifelst an meinen
Führungsqualitäten? Was mich
betrifft, da zweifle ich an
deiner Kompetenz überhaupt. Und
sowas nennt sich Soldat.”
Huber stößt Dahlem von sich. Dahlem spricht von nun an aus
dem Staub herauf.
DAHLEM
"Nein, ich nenne mich nicht
Soldat, Sie haben mich Soldat
jenannt und ihre Scheißarmee.
Soldaten sind Leute, die keene
Namen haben. Der Name Soldat ist
leer, so wie Sie.”
HUBER
"Frechheit, so kommste mir nicht
durch, so redest du nicht mit
mir, du Schabe.”
Peter steht auf geht auf Huber zu.
Er holt zum Schlag aus und in dem Moment geht Emma
dazwischen. Wobei sie ihren verstaucht Knöchel bemerkt,
welcher sie zu Fall bringt. Sie schreit auf. Peter und
Huber erschrocken, sie schauen auf sie runter. Goetz
springt auf und stützt sie. Die Eskalation der Situation
wird durch die Morbidität Emmas aufgehalten.
55
BILD 55 | AM FEUER | AN
Goetz kümmert sich um Emma. Die Situation ist der
unerwarteten Agression wegen gespannt und still. Huber ist
verunsichert und stapft hin und her.
STAHL
"Aus jetzt, genug.”
Huber spricht erregt in die nicht zu hörende Situation
hinein. Er redet und keiner hört zu.
HUBER
“..ich werde jetzt unsere
Möglichkeiten (geht zwei Schritte
hin und her)- und das umliegende
Gebiet erkunden.”
Die anderen sind mit sich und Emma beschäftigt und nehmen,
die starke Seperation Hubers nicht mehr wahr. Huber
verschwindet unbemerkt im Wald.
42.
Die Gruppe ist ohne Huber. Keine Zeit wird verloren. Die
Gruppe sammelt sich und Emma wird weiterhin von Goetz
gepflegt - gegenseitige Solidarität.
56
BILD 56 | AM FEUER - DIE DISKUSSIONEN | AN
STAHL
"Aber wenn uns einer sieht..."
Emma beginnt eine Handbewegung zu machen, die das Zeichen
für das Einnehmen von "Deckung" persifliert. Sie versucht
die Angst des Stahl lächerlich zu machen.
EMMA
(sächsisch imitierend)
"Nu Bombenangriff und Artillerie
schlägt los.”
Stahl springt in den seitlich gelegenen kleinen
Brandstreifen.
EMMA
"Das ist lustig."
DAHLEM
"Ne did is blöde, aba völlich.
Steh uff Mensch, die hat dir hops
jenomm"
Stahl steht wieder auf setzt sich auf einen Baumstamm und
beginnt zu schnitzten.
Emma nachdem sie eine Weile lang ihre Wunden leckt,
bemerkt, dass Stahl in gewisser Kunstfertigkeit das kleine
Stück Holz bearbeitet und fragt:
EMMA
“Was machst du denn da genau? Du
schnitzt...?”
STAHL
"Ja."
EMMA
"Schön."
STAHL
"..."
EMMA
"Ja..dann."
In die ganze Szene kehrt eine sehr angenehme ehrliche Ruhe
ein:
(CONTINUED)
CONTINUED:
43.
GOETZ
"Ne Stahl, sag mal ehrlich was
machste denn? Viel so Würfel oder
so?"
STAHL
“Jo auch so kleine Sachen die
praktisch sind, wie Kreuze,
manchmal auch Figuren, wie
Marien. Also...Schnitzten,
Schnitzten schafft Ordnung...Aber
mmh eigentlich baue ich aber
Stühle."
Die Anderen schauen verdutzt und erwarten keine Theorie
des Stuhls.
Sich selbst auf die Grundfesten seiner Leidenschaft
berufend
STAHL
"Für einen richtig guten Stuhl,
also so wie ich ihn baue, damit
er mir gefällt, nimmt man am
besten Eiche oder Buche, wenn es
billiger sein soll. Obwohl billig
nie gut ist, aber Buche ist ja
jetzt auch nicht Mist, sondern
auch ein gutes Holz aber eben
etwas billiger als Eiche. Dann
braucht man drei Teile zuerst.
Rückenlehne, Plattform, und die
beiden Vorderfüße. Diese beizen
wir genaustens. Dann das ganze
mit den Hinterbeinen, die wir in
den Sitzrahmen stecken in den
viereckig angepasst die Keile
hineingeschnitten sind. Vier mal
Kreuz, also das ganze wird
verstrebt, ob überkreuz oder
parallel...”
DAHLEM
"Na prima, denn kannste ja mal
schön en, wie heeßt did, Stuhl
und Kreuzkranz, oda wat?"
EMMA
"Ehrenkranz, Mensch.!"
STAHL
"Rosenkranz."
GOETZ
"Aber, Kinder, son Tach geht auch
mal schnell rum."
(CONTINUED)
CONTINUED:
44.
DAHLEM
"Ja, kla Klaus, werma schön
sentimental."
GOETZ
"Mann, nich viel Gezeter, einfach
mal hinnehmen. Aber eigentlich
hab ich auch gar keinen Hunger,
ich will nicht schon wieder
essen, ich bin eher so auf Kuchen
eingestellt."
Aus dem Hintergrund hört man Emma die sich die letzten
Sekunden um das Funkgerät gekümmert hat. Stöpselt raus und
rein. Ein und Aus. Das Gerät beginnt zu Rauschen, laut und
knacksend|.
DAHLEM
"Emma, wat machste denn da? Es
kling wie wenne Ahnung hast."
Das Geräusch verstummt.
DAHLEM
"Nun, vielleicht och nich, lass
den Onkel ma gucken."
EMMA
"Nein, haste doch gehört das ging
irgendwie, fast."
Das Gerät ist unhörbar und reagiert gar nicht mehr. Die
Beiden setzten sich wieder rüber ans Feuer.
57
BILD 58 | AM FEUER - DIE DORADE | AN
Gemütlich. Sanft. Kollegial.
Ein äußerst selbstbewußter Dahlem zeigt durch Stimmentiefe
und Brustumfang an, wie gut er sich fühlt. Ausladende
Geste der Umarmung der Welt. Freiheit im Geist, keine
Angst.
DAHLEM
"Und kleene Emmy, is dir jut warm
jetzte?"
EMMA
"Ja, schon."
GOETZ
(er wundert sich schon ein
Weilchen)
"Komisch"
(CONTINUED)
CONTINUED:
45.
DAHLEM
"Wat meinste?"
GOETZ
"Na ist doch seltsam, dass ihr
beide aus Berlin seid und jeder
für sich ganz anders klingt."
DAHLEM
"Wat meinste?"
Die Beiden gucken sich an und reden französisch.
EMMA
"Le parole, tu a? Est un
increable distraction pour lui
ami."
DAHLEM
"No, ce ne’ que le parole, ce ma
langue, c’est ma attitude, ne pas
solitude, pas."
Stahl ist von dieser ganzen Situation wirklich sehr sehr
verunsichert.
STAHL
(zu Goetz)
"Sag mal Goetz, was haste den mit
dem Kuchen gemeint?"
GOETZ
"Nein, das wahr nur so daher
gequatscht. Es muss manchmal. Die
Leute sind manchmal sehr scharf
zueinander. Das ist eben auch
ironisch. Wichtig ist, dass sie
anfangen zu träumen. Ja, wie bei
dir eben, hat doch geklappt."
STAHL
(lacht am Ende in sich rein)
"Mh, na wenn du meinst."
EMMA
"Goetz ihr redet schon wieder
übers Essen. Wieso so schüchtern,
koch uns mal was!"
DAHLEM
"Apropos, wie der Franzose sagt,
wenn wir schon mal beim Thema
sind, wißt ihr eigentlich was das
beste Rezept der Berliner "Haute
Cuisine" ist?
(CONTINUED)
CONTINUED:
46.
GOETZ
"Nein, wieso auch ich bin ja auch
aus Stralsund. Berlin, mh ich
würde sagen Berliner Bär auf
Kommunisten Taze."
DAHLEM
"Ha, Ha selten so jelacht, alta.
Ne jetz aba ma (macht norddeutsch
nach) Budda bei die Fische. Sach
du mir ein Tier ik sach dir ein
Reszept."
Goetz dreht sich nach hinten um, kramt in seinem Tornister
und holt eine Dose Cornet Beaf raus.
Rucksackkramen
GOETZ
"Bei uns im Norden essen wir sehr
viel Fisch, und jetzt im Krieg
hat man auch nicht viel anderes.
Ich mag Fisch."
DAHLEM
"Wußtik. Sitz der Fisch erstma
inne Pfanne drin is dein Liebchen
och bald hin, so szumindest hat
meen alta Herr imma zu sagn
gepfleecht."
Während dessen wird das Beaf in die Kügelpfanne gehackt
und beginnt zu köcheln.
DAHLEM
(Im Folgenden nimmt er von
den Tannen und Kiefern, die
ein wenig ins Bild ragen,
jeweils zwei drei Nadeln und
wirft diese in den Topf.)
"Fisch, also man brauch erstma
Fisch. Den(n) entkrusten, also
machen dasse keene Schuppen mehr
hat. Denn die Dorade, wobei die
Dorade rosé ja wohl det scheenere
Tier is, aber wenn man nich fülle
Jeld hat, jeht och n Hering. Denn
schön ma mit Zswibeln und
Tomaten-Tümian-Hack, N Spritza
Zitrone druf, den Fisch in did
Salz wickeln und denn innen Ofen
und nach ne dreifürtelstunde is
der Fisch wieda in sein Element.
Ihr werdet Bauklötse staun."
(CONTINUED)
CONTINUED:
47.
GOETZ
"Gut aber das was du hier in den
Topf schüttest ist wohl nichts
worüber ich staune."
Autoritätlose Ruhe. Nach und nach während der folgenden
Erzählungen hängt jeder einzelne seine Klamotten an die
Äste. Uniformjacke, Hemd, Schuhe gegen den Stamm gestellt.
Jeder kramt nach und nach in dieser Szene nach seiner
Cornet Beaf Dose im Tornister und öffnet diese.
Die Einzelnen schmatzten und machen mhhh.
58
BILD 58 AM FEUER HUBERS ZETTEL | AN
Warme und herzliche Lagerfeuersituation. Feuer geht in
Glut über.
Alle liegen satt in bequemer Position und schnattern.
DAHLEM
(entspannt rauchend)
"Goetz mir war ja nich klar, dass
du och so jegn den Huba wat hast.
Wat hat der dir nu eigentlich
jetan, also das der mir nich
leiden kann iss ja klar aber dir
hatta ja imma janz pasabel
behandelt, oda?"
GOETZ
"Die Tatsache, dass er nicht gut
ist. Er meckert und hat keine
Manieren. Das stört mich. Dass er
überhaupt den Vorschlag macht "IN
DER DÄMMERUNG" über den Fluss mit
einem KAPUTTEN Boot, zu fahren.
Er ist nicht nur schlecht, viel
schlimmer ist, dass er nicht
kollektiv denkt.
EMMA
"Goetz hat recht, er denkt nicht
an uns, er denkt nicht an die
Anderen. Ich weiß auch wirklich
nicht woher er sein hungriges
Interesse am Töten hat."
DAHLEM
"Recht haste Kleene. Aber jenau
das isset, der weeß janich wat zu
machen iss, der hat doch och keen
Plan hatta der sieht nur sich und
seine olle Ehre, der würde uns
alle üban Jordan schicken für
seinen Heldentod, da sieht der
(MORE)
(CONTINUED)
CONTINUED:
48.
DAHLEM (cont’d)
rot, wenn der nicht kriecht die
Ehre diea will denn dreht der
frei und schießt nur hohle Nüsse
inne Luft, n hohler Luftschießa
issa!”
Kramen nach dem Zettel
Zeit dieser Rede kramt Goetz in seiner Tasche.
Innentasche, wie beim Sakko nur das es eben eine Uniform
ist. Er sortiert so Einiges raus. Karten, Tickets...den
Zettel aus Hubers Bibel. Er beginnt leise zu lesen, stutzt
und stoppt.
GOETZ
"Halt wartet. Ich habe hier son
Zettel von Huber..."
Goetz bekommt alle Aufmerksamkeit. Die Runde hört ihm zu.
HUBERS ZETTEL
"Zweiundzwanzigster Siebter
nachts. Die Aufgabe wird schwerer
als erwartet. Keine
Schwierigkeiten, die
unüberwindlich sind aber man muss
doch sagen, dass die Soldaten
sehr schwach sind. Sie haben
wenig Glauben und daher können
Sie wenig schaffen. Ich schaffe
dafür umso mehr. Die Organisation
von Menschen fiel mir schon immer
leicht. Mit Gottes Hilfe habe ich
schon immer so viel geschafft,
selbst Johanna, Schwester, die
von diesem Schwein so sehr
entehrt... Es wird keine Zweifel
geben. Wir werden unser Ziel
erreichen. Ich hatte soviel
Hoffnung. Wenn wir mit der Liebe
an einen Menschen in die Welt
gehen, wieso gibt es Menschen,
die skrupelos und nur in Liebe zu
ihrem Amt nachgeben. So wie wir
alle nachgeben, wie auch ich
nachgebe. Ich will helfen und
alles was hilft ist Härte. Aber
eines weiß ich nicht. Ob die Frau
in unserer Gruppe wirklich so
sehr von mir abhänig ist wie sie
sagt. Vermutlich wird es schwer
sein sie durchzubringen. Sie ist
schwach und in mich verliebt. Das
sind keine guten Veraussetzungen
für eine nur kollegiale Arbeit.
Die Truppe muss lernen. Eine
(MORE)
(CONTINUED)
CONTINUED:
49.
HUBERS ZETTEL (cont’d)
Hilfe von mir kann nur Härte
sein. Denn sie wissen noch nicht
was Krieg heißt. Und es heißt das
Gegenteil von Normal. Dass diese
Männer und diese Frau diesen
Krieg bestehen, hoffe ich mit
aller Härte die Gottes Hand mir
zu geben in der Lage ist."
Schweigen. Ganze dreißig Sekunden.
Dahlem sitzt mit wild gestikulierenden Armbewegungen und
bleibt erzürnt.
DAHLEM
"Ja did passt, der weess nich wie
mit uns redn. Aber mit den der
keene Kartn mehr braucht weila se
alle jemaacht hat..."
Die Ganze Zeit über sieht man eine mysteriöse kleine
Alutasse durch die diversen Hände gehen. Der Inhalt ruft
bei dem einen oder anderen ein kleines Nach-Luftschnappen
hervor. Von dieser Flüssigkeit angetan ist Peter sichtlich
gezeichnet:
DAHLEM
(älterer aber leicht
besoffener Herr)
"...Jott is dod sage ik da nur,
son Spinna. Aber dem gehts
sowieso nur um ne
Schwanzverlängerung, also
zumindest wie der da den een Tach
in diese Kneipe uffjetren iss."
GOETZ
"Wieso welche Kneipe, kennt ihr
euch denn schön ne länger?”
DAHLEM
"Scheiß Jeschichte und is
eigentlich o nich wert se szu
azehln.”
GOETZ
"Attacke leg los.”
EMMA
(fordernd)
"Ach will das Engelchen sich
wieder die Flügelchen nich naß
machen, ja?”
(CONTINUED)
CONTINUED:
50.
DAHLEM
"Forsischt! Aba Jut, will ik did
werte Publikum ma nich entäuschn.
Also auf jeden Fall wa det so: Et
is een schicksalshafter Abend, in
meene Stammkneipe, did jute alte
"Scheselong". Ik weeß noch jenau
Romy wa an den Abend da, die
hatte enn so feschett rosa
Hemdchen an, also man hätte
wenija jesehn wenn se nakt
gewesen wär.
Emma unterbricht ihn.
EMMA
"Peter deine schmutzijen
Jeschichten müssen wa nich in
alle Einzelteile wissen, wat war
nur an den Abend wichtjet los?"
DAHLEM
(sich fangend und mit großer
Geste)
"Stümmt recht haste, ik nu trank
bissl fülle oder mann könnte och
sagn voll bis Obakante Untalippe.
Scheeka mit die Romy nich szu
knapp..."
Peter springt auf und spielt die Szene in vollem Eifer
nach. Seiner eigenen nostalgischen Verwobenheit
angemessen.
VOLLE ZENTRIERUNG AUF DAHLEM
"...Ik nu in meine janze
rhetorischen Schönheit richtich
jut druf ik tanze mit die von
ihre Pflichten entlößte Romy und
naja meine Hände ik sage nur, die
warn da woet wärmer iss als bei
bei de Henne untan Hemde und
plötzlisch een Stoßtrupp
Soldaten, selba schon stocksteif
durch die Türe in unse scheene
Runde rin..., aber ik lass ma ja
nisch faunsichan und da bestellen
die erst ma ne Runde Molln. Der
eene sacht tatsächlich:
Dahlem schlüpft voller Freude in die Rolle des Soldaten.
DAHLEM
"Frau Kellnerin ein Mal Bier für
alle und das mal Zackig, so das
die Schenkel schlackern." Ik
denke nur ik hör nisch rischtich
(MORE)
(CONTINUED)
CONTINUED:
51.
DAHLEM (cont’d)
und denn aba weise wie ik bin
jeik rüba zun Piano und schwupps
mit volla Enerjie sing ik “O
Fallada, wie du hangest” Ik jebe
allet:
Dahlem stellt sich an ein Luftklavier zu spielen und singt
dazu die tatsächlich erste Strophe:
DAHLEM
"Ik szog meine Pfuhre, trotz
meiner Schwäche, ik kam bis zur
Frankfurter Allee, dort denke ich
noch, oh je diese Schwäche, wenn
ich mich gehen lasse, kanns mir
passieren, dass ich
zusammenbreche. Zehn Minuten
später lagen nur meine Knochen
auf der Straße."
Er bricht zusammen. Stahl schreckt auf. Peter zurück in
die Erzählpose.
"Ik treibsts zun Äußersten und
werde von hinten
niedergeknüppelt, von die
Schweine und als ik zu Bewußtsein
komm bin ik och schon einjezogen.
Aba ik will ja nu och nich den
janzen abend nur von mir
azehln...Ab da wäre noch...”
Kleiner ironischer Appalaus von allen.
DUMMHEIT GEGEN DICHTE
Emma ist sich in der kommenden Situation sichtlich
unangenehm berührt von dieser Privatfragerei. Sie will
nicht drüber sprechen.
STAHL
(fragt dumm)
”Aber wie war das denn bei dir
Emma, wieso bist du als Frau und
nicht als Soldatin und sogar mit
Kamera hier?"
Während ihrer Antwort verfällt Stahl in seine übliche
Abwesenheit und hört Emma keine Silbe zu.
EMMA
"Horst,so direkt? Na ja wolln wir
mal nicht so sein: Meine
Geschichte is schnell erza¨hlt:
Ich hatte Streit mit meine
Eltern, die wollten, dass ich
nach Paris gehe, studieren. Ich
(MORE)
(CONTINUED)
CONTINUED:
52.
EMMA (cont’d)
aber nicht. Also hab ich erstmal
so jetan als würde ick nach Paris
fahren. Mir war klar, dass ich
jemanden treffen werde, also
aufreißen werde. Ich finde mich
also in einem Abteil mit lauter
Offiziere wieder und denke mir:
"Was hilft im Krieg? Dabei
sein!". Also hab ick mich an den
Soldatenschönling rangehangen und
schwubs war ich hier, also da auf
dem Schiff.
DAHLEM
"Momang, wat heeßt hier schwubs,
man will in sone Jeschichte ja
och details hörn. Wat wa denn mit
den Anton Schmusesack, der da so
scheene war?"
GOETZ
"Ähh und ganz kurz, sag mal auf
welchem Schiff du warst, weil bei
uns waren keine Frauen an Bord?"
Goetz schaut auf und wartet auf die Antwort
STAHL
"Das größte Schlachtschiff der
ganzen Flotte, und am Ende brennt
es auch nur ab und geht unter. So
ein Feuer hab ich mein Lebtag
noch nicht gesehen."
Emma ist erleichtert, dass Stahl nicht weiter nach der
Stichhaltigkeit ihrer Geschichte fragt, sondern sich nach
Seefahrergarn sehnt. Sie ist aufgestanden und geht zwei
Schritte nach hinten und hockt sich neben das Funkgerät
und beginnt zu machen und zu drehn, zu schrauben.
GOETZ
"Ja stimmt wir sind Helden, gut
trainiert und eben stark wie
Sau."
Sie posieren mit scheinbaren Muskeln und affigen Gesten,
aber sehr glu¨cklich. Das ganze Gespra¨ch endet.
DAHLEM
"Naja ik bin keen Held, falzet
eena wissn will."
(CONTINUED)
CONTINUED:
53.
Man ho¨rt Rauschen im Hintergrund. Emma beschäftigt sich
nachwievor im Hintergrund des Lagerfeuers mit dem
Funkgerät und steckt die Drähte nun so, dass schließlich
ein zusammenhängendes Geräusch zur Melodie gerinnt.
STAHL
"Peter, Mensch da kommt mehr als
knacken, da kommt Musik oder
sowas."
DAHLEM
(steht auf)
"Jib ma her ik stell ein. Did
scheißding"
Dahlem dreht diesmal sehr gekonnt am Rad. Er sto¨pselt
einmal um und dann ho¨rt man Ella Fitzgeralds "It don’t
mean a thing, If it ain’t got that swing". Sofort steht
Emma auf, guckt beim ersten Dreh auf ihre Hu¨fte, die ihr
noch weh tun ko¨nnte, knackst und tanzt los, spielt
Luftbass.
DAHLEM
"Mensch, Emma heiß."
Dahlem greift Emma um die Hu¨fte und tanzt a¨ußerst nah,
Hu¨fte an Hu¨fte zu dem Song der "cheek to cheek" fordert.
59
BILD 59 | IM WALD | AN
Huber kommmt in sein vom Feuer nicht weit entferntes
Nachtlager und beobachtet sichtlich aggressiv das
tolldreißte Treiben der Truppe. Er schwitzt und man sieht
seine Wut. Er ist zornig. Nach langem Beobachten schnauft
er schwer und geht langsam zu einem Kiefernbaum neben ihm.
Stellt sich aufrecht vor ihn, hebt langsam den Kopf und
sackt auf seine Knie. Er beginnt murmelnd zu beten. Er
brabbelt, er kehrt in sich. Aus dem Murmeln geht ein immer
klarer werdendes Klagen hervor.
HUBER
"Lieber Gott, sei mir gut und
lass diese meine Mission zu einem
glorreichen, erfolgreichen Ende
kommen. Ein Ende, was meine Kraft
und Sta¨rke fordert. Lass mich
diese Kraft und Sta¨rke haben.
Lass mich nicht verzweifeln an zu
wenig Unterstu¨tzung durch meine
untergebenen Kameraden. Sie
ku¨mmern sich wenig und legen
kein Verantwortungsgefu¨hl an den
Tag. Doch lass mich die Sta¨rke
beweisen diese Schuldigen auf den
richtigen Weg zu bringen. Alle
haben wir uns immer schuldig
(MORE)
(CONTINUED)
CONTINUED:
54.
HUBER (cont’d)
gemacht, doch lass mich im Namen
DEINER, meiner Familie und ganz
besonders meiner Schwester, die
richtigen Entscheidungen fa¨llen.
Du allein weißt, was sie erleiden
musste. Es ist eine Su¨nde, so
stark wie keine andere sein kann,
dieses Priesters Tat. Dieser
Priester, der stark und gut mich
gefu¨hrt hat, in meiner Jugend,
konnte ihrem Leib nicht
widerstehen. Doch solche
Pru¨fungen sind es, die den
Menschen in deine Na¨he bringen,
niemand hat das Recht den ersten
Stein zu werfen. Doch diese seine
Tat kann nur durch eine rationale
siegreiche Lebensfu¨hrung von mir
ausgeglichen werden. Ich werde,
nein ich muss, die Schande in
unserer Familie in eine
Gerechtigkeit zuru¨ckfu¨hren. Der
Glaube an Dich wird mich fu¨hren
auf den Weg diese Ungeho¨rigen
dort dru¨ben zum Glauben zu
bringen. Gib mir dir Kraft alle
diese Aufgaben zu bestehen, es
muss erfolgreich erbracht werden,
dir zum Ruhme: Die Niederlage
kann nicht entschuldigt werden,
nichts wu¨rde dann mehr sein, gar
nichts. Nicht mal Leben. Doch
Leben, stark Leben mu¨ssen. Der
Glaube an dich und die
Verpflichtung an die spa¨te
Gerechtigkeit meiner Schwester
werden mich diese schweren
Aufgaben erfolgreich bestehen
lassen.
60
BILD 60| DAS FEUER | AT
Neblig, schwül. Das Feuer ist aus. Ruhige Katerstimmung.
Spuren der Fete, alles ist langsam fast erstarrt.
Dahlem kommt aus seiner Koje gekrochen und sieht den
einzigen der schon am werkeln ist, Stahl.
DAHLEM
"Hey Hotte, trifft n Kuckkuck n
Hai, sagt der Kuckkuck “Hi” sagt
der Hai “Kuckkuck”.
Dahlem klopft über Stahl stehend auf seine Schulter.
(CONTINUED)
CONTINUED:
55.
DAHLEM
"Na kleenet Emmy, jut jeschlafen?
Wünsche wohl jeruht zu habm”
Emma verschlafen sich räckelnd, muss erstmal verstehen was
los ist.
In diesem Moment während, bevor Emma zu antworten kommt,
kommt völlig unvermittelt Huber in die Szene. Man sieht
ihm jegeliches Unwohlsein, Hass, Zorn und Ungeliebtheit am
Gang, Gesicht, Haltung, Lippen an.
HUBER
"Grüß Gott, die Damen, wie ich
sehe amüsieren sie sich blendend.
Eine so lustige Gruppe von
Freunden habe ich ja lange..."
DAHLEM
"Hervorragender Anfang Herr
Huber, did machen wa gleisch noch
ma. Sie komm noch ma rin und
machen did freundlich, wir sind
nemisch och freundlich zu sie.”
HUBER
"Lassen sie die
ist ihnen nicht
diese Weise mit
Vorgesetzten zu
Witze Dahlem, es
gestattet auf
mit ihrem
sprechen.”
DAHLEM
"Ja sie sind vielleicht mal
Vorgesetzter gewesen, sie haben
doch total versagt.”
HUBER
"Sie sollten sich genau überlegen
was sie da sagen, keiner wird
solche Meutereitendenzen vor
einem Kriegsgericht zu ihrem
Gusten entscheiden. Sie sind von
nun an unter Arrest gestellt.
Legen sie sich selbst ihre
Dienstgrade ab."
DAHLEM
"Sie sind wohl völlig dämlich,
ich lass mir von ihnen gar nichts
mehr abnehmen. Sie sind doch hier
der Fehler, also hauen sie ab,
man, hier will sie doch sowieso
keener mehr. Ob jemals, ist noch
die Frage”
Dahlem dreht sich um und ist im Begriff schroffen
Schrittes zu gehen, wendet sich der alten Feuerstelle zu.
(CONTINUED)
CONTINUED:
56.
HUBER
"Dahlem, ich sagen ihnen ein für
alle Mal, gehorchen sie, bleiben
sie stehen und nehmen sie meine
Befehle entgegen.”
DAHLEM
"Sie halten schön die Schnauze.
Sie Sechstagekandidat, sie!”
Die Anderen stehen um die Beiden herum und starren voller
Schreck auf das, was da kommen mag das keiner zum
Schlichten in der Lage ist.
HUBER
(vor Aggression spuckend)
"Das ist Befehlsverweigerung, sie
machen sich somit im vollen Sinne
zum Desateur. Bleiben sie
stehen!”
DAHLEM
"Huber, sie haben doch jar keine
Befugnisse mehr hier irgendetwas
zu verfügen, sie Schwanzluscher.”
In Hektik und völliger Überforderung und in sichtlicher
Angst, dass Dahlem verschwinden könnte, zieht Huber seine
Waffe die mit zwei, drei Versuchen schwer aus dem Koppel
geht und schreit panisch.
HUBER
"“Soldat Dahlem sie...”
Huber schießt. Huber in völliger Auflösung stehend
zitternd. Dahlem fällt zu Boden. Huber gleitet die Waffe
aus der Hand und geht unvermittelt, ohne klares Ziel in
den Wald.
61
BILD 61 | DAS GRAB | AT
Links neben der Leiche Dahlems schaufelt Stahl das Grab.
Mit einem Spaten, welcher auch in der Flussszene als
Stacke benutzt.
Er steht schon bis zur Hüfte in der Grube. Er schaufelt
den Sand nach vorn aus dem Grab, der Berg hat eine stolze
Höhe erreicht. Die Anderen stehen rechts vom Grab und
schauen hinein. Emma hat den größen Weinkrampf bereits
hinter sich und starrt nur noch. Goetz versucht in
schwerer mitfühlender Geste, seinen Arm um sie zu legen
und wird von Ihr mit einem kräftigen Ellbogenkick daran
gehindert. Er hustet auf. Sie starrt unverändert.
(CONTINUED)
CONTINUED:
57.
STAHL
"So, es ist dann fertig"
GOETZ
"Na, ist n’ Meter tiefer nicht
irgendwie besser, falls Tiere
kommen?."
Stahl schaut verkrampft und erstaunt nach oben.
GOETZ
"Ne, ne, quatsch, Horst, es wird
gut so sein."
Stahl aus der Grabesgrube.
STAHL
"Goetz, hilf mir."
Stahl klettert aus der Grube.
Stahl und Goetz schieben mehr als das sie heben die Leiche
von Dahlem in die Grube. Selbst dieses Schieben bleibt
erfolglos, da zwischen der Leiche und der Grube ein
kleiner Erdwall, der nicht auf dem Hügel landete,
angehäuft wurde. Emma zuckt weinend auf.
GOETZ
"Ich glaub, wir heben ihn"
STAHL
"Gut, und hooch.."
Emma zuckt wiederum, stößt einen Laut des Schmerzes aus.
Die Beiden heben die Leiche auf.
GOETZ
"Eins, zwei, drei."
Die Leiche wackelt und hängt schwer. Während diese in die
Grube fällt und hart auf den Boden schlägt, beginnt Emma
einen tiefen, klagenden Seufzer.
EMMA
"Das Schwein,(schnauft stark) das
Schwein bring ich um."
Rennt vom Grab weg in den Wald. Hektisch und wie Huber
ohne Ziel. Goetz guckt ihr ebenso hektisch hinterher.
GOETZ
"Emma, wo willst du hin, bleib
stehen."
Goetz guckt sich nach Stahl um, guckt zurück, und sieht
Emma im Wald verschwinden, guckt erneut zu Stahl und rennt
Emma hinterher. Stahl verdutzt, schon mit der Schaufel in
der Hand beginnt die Leiche zuzuschütten.
58.
62
BILD 62 | DAS GRAB - DER MONOLOG | AT
STAHL
(Ein starker, schwitzender
Männermonolog)
"Schwerer, nasser Sand. Es ist
gesunder Sand, darin wirds Dir
gut gehen, die Welt wird dich
zurücknehmen. Die Welt nimmt
alle, selbst die Sünder in sich
auf. Die Sünder, die die Welt
einfach hat. Sie sündigen und
sind falsch. Keiner kann ihnen
helfen und Dir konnte keiner
helfen, du bist zu laut gewesen,
du Hund, du dummer, keiner. Du
warst ein Spinner, die Spinner
mag man nicht, die mag man nicht,
weil sie verwirren, verwirrt will
man nicht werden, man will ja
immer handeln können. Damit man
handeln kann muss viel mehr als
Verwirrung sein. Du hast alle
verwirrt und am Ende den Chef
beleidigt, das darf man nicht.
Nichts ist so schlimm, wie son
Huber zu beschipfen. Beschimpfen
lassen sich die Leute nicht gern.
Sie lassen sich gern bedienen und
wenn sie getragen werden ist das
auch gut, aber beschimpfen läßt
sich nur der Idiot und sogar
Huber ist kein Idiot. Nein, das
ist er nicht, der hatte seinen
Auftrag und du hast ihn
beschimpft also muss man dann
auch verstehen wenns rummst. Du
solltest froh sein, denn klar ist
ja dass es bald noch mehr rummst.
Und dann? "
63
BILD 63 | WALD - STAHL ALLEIN | AT
Stahl läuft durch den Buchenwald. Murmelt vor sich hin.
Stahl läuft zügig durch den Wald, der eine eigentlich
friedliche Spätsommer-Atmosphäre aufweist. Goldsonne und
Buchenwald. Sein Laufen wird schneller und braucht
trotzdem Zeit. Beim Laufen hält er ein kleines Stück Holz
in der Hand, welches er klarerweise schnitzt. Gelassen und
präzise versucht er das Holz zu formen. Sein Blick geht
immer mal wieder in den Wald. Er hält die Richtung und in
einer Phase der Konzentration stößt er mit der Schulter an
die Schuhe einer am Baum hängenden Leiche.
59.
64
BILD 64 | WALD - STAHL TRIFFT HUBER | AT
Offen bleibt, ob Huber sich selbst erhangen hat oder er
von Emma nd Goetz ermordet wurde
Hubers Leiche. STAHL schrickt zurück und taumelt ein
wenig. Er läßt sein Messer fallen, guckt nach oben und
sieht Huber an. Hubers Hose ist verrutscht, und das so
offensichtlich, dass Stahl ein wenig mehr nach oben schaut
und den eigentlich um die Hose gehörenden Gürtel um seinen
Hals als Strick gebunden zum Todeswerkzeug gemacht
erkennt. Einige Sekunden vergehen und Stahl nimmt die
schon durch den offenen Verschluss über das Handgelenk
hängende Armbanduhr Hubers ab. Er streift sie sich über
sein Handgelenk und schaut zufrieden. Wie ein
Gegengeschenk steckt ihm Stahl sein nun sich als glatt und
recht hübsch erweisendes Stück Holz in die äußere
Uniformtasche, dreht sich um und geht.
65
BILD 65 WALD - DIE ANSTALT | AT/AD
LEICHTES HEKTISCHES SPIELEN MIT DER ARMBANDUHR. SEINE
FINGER SIND UNRUHIG IMMER WIEDER MIT DIESER BESCHÄFTIGT.
ER VERSUCHT DEN STIFT DER UHR HERAUSZUZIEHEN, DIESE ALSO
ZU STELLEN.
Das Ende des Waldes ist in Sicht. Stahl läuft und sein
Gesicht zeigt sich offen. Er staunt und geht immer weiter.
Der Umschnitt auf das Krankenhaus wird so lang wie möglich
verzögert. Das Haus ist riesig und so groß dass es nie
erkennbar sein wird, wie groß es nun wirklich ist. Das
Zwielicht setzt ein. Dämmerung. Man hört aus dem Haus eine
schrille, geisterhausartige Stimme schreien. Ein
angsterfüllender Aufschrei. Stahl geht schnell auf das
Haus zu.
66
BILD 66 DER GARTEN | AT
GOETZ IM GARTEN DES KRANKENHAUSES
Goetz scheint gelassen und er läuft durch einen Garten,
der seltsam farbig wirkt. Der Garten ist weder wild noch
klar gegärtnert. Es scheint als würde der Garten
mindestens zwanzig Jahre gar nicht berührt worden sein.
Der Garten hatte Struktur doch ist diese lange vergessen
worden. Es ist alles überwuchert, alles aus den Beeten und
alles aus dem Rahmen gewachsen. Ebenso wie das Haus von
innen aussehen wird.
Goetz sieht unerwartet erholt aus. Er strahlt fast
lächelnd vor sich hin. Er pfeift "Fallada" und geht über
in "Uptight..everything is alright." Er ist allein. Er
bleibt stehen und bückt sich zu seltsamen unkrautgleichen
Blumen. Pflückt diese, zehn Stück und wird nur durch ein
lautes Türklappen aus seiner Konzentration gerissen.
60.
67
BILD 67 DIE ANSTALT - DER STAHLSTUHL | IN
STAHL hält, nachdem er die Tür zugeschlagen hat, die
Türklinke noch in der Hand. Er hat den Stuhl, der in dem
großen weißen Raum, in den er strikt gegangen ist, schon
im Auge. Der Raum ist in einer zwar weißen aber doch
maroden und benutzten Verfassung. Tapeten hängen von den
Wänden und sind angemodert. An den Rändern der Tapete
schimmelt es grünlich. Der Raum ist voller Ekel, Milben
und Staub werden durch die klare Sonne sehr sichtbar.
Stahl fixiert den Stuhl, als zieht dieser ihn mystisch in
den Bann. Geht langsam auf diesen Stuhl zu. (Der natürlich
baugleich zu dem vorhin am Feuer durch ihn beschriebenen
sein muss.) Er stellt den Stuhl nahe zur Wand und setzt
sich. Rutsch etwas auf ihm herum. Keine Mine. Er hört
seine neue Uhr lauter werdend ticken. Darauf nimmt er die
Uhr von seinem Handgelenk. Sie fällt laut aufs harte
Parkett. Er bückt sich nach ihr.
68
BILD 68 DIE ANSTALT - DIE STAHLTÜR | ID
Goetz läuft von seinem schönen Garten in das Haus, äußerst
hörbar den Flur entlang. Er geht genau auf eine Tür zu, so
das angenommen werden kann, dass er wüsste welcher Tür und
welchem Dahinter er begegnet.
69
BILD 69 DIE ANSTALT - EMMAS ZIMMER | IN
Emma sitzt auf dem Boden und sortiert ihre s/w Fotos. Sie
legt Reihen und scheint sehr konzentriert. Man sieht ihr
an, dass sie Ordnung herstellen will. Goetz kommt auf sie
zu und will seine Hand auf ihre Schulter legen.
GOETZ
"Emma, an dem was passiert ist,
kannst auch du nichts mehr
ändern."
Sie stößt seine Hand schroff weg und zieht sich weg von
ihm. Goetz verlässt das Zimmer.
70
BILD 70 DIE ANSTALT - DER FLUR | IN
Goetz sieht sich um und öffnet die nächste Tür, die er
wieder schließt. Die Nächste. Die Nächste. Die Nächste.
Läuft den ganzen Flur durch und an jeder geöffneten Tür
kommt ein: "Stahl?" aus ihm raus. Schlussendlich öffnet er
die richtige Tür.
61.
71
BILD 71 DIE ANSTALT - DAS STAHLZIMMER | IN
Im Zimmer Stahls, schauen wir dem sehr erschrockenen Goetz
direkt ins Gesicht, während er die Tür öffnet. Goetz sieht
den an die Wand gekippelten Stahl. Dieser hält die
Armbanduhr Hubers in der Hand und zieht diese unermüdlich
auf. Steckt den Stift wieder in die Uhr und stellt die
Zeit ein. Die es nicht geben kann. Somit zieht er sie
wieder auf, die Uhr, und steckt den Stift wieder rein,
stellt die verlorene Zeit ein und so weiter. Wahnhaftes
Zeitsuchen.
GOETZ
"Stahl?" Stahl antwortet nicht.
Das Zahnraddrehen der Uhr
schmerzt schon beim Hinsehen.
GOETZ
"Stahl, gehts Dir gut?..Ob es dir
gut geht?" Keine Antwort. Goetz
schlägt die Tür zu.
72
BILD 72 DIE ANSTALT - DIE PFÖRTNERLOGE | IN
Goetz bereitet in diesem Zimmer sein Nachtbett. Das Zimmer
ist enorm klein. Er passt zusammengestaucht gerade so
rein. Der Raum gehört zum Eingangsbereich des Hauses.
Dieser Raum hatte den Zweck sich anzumelden, falls man in
das Haus wollte. Die kleine Holzplattform die zum
Überreichen der Papiere gedient hat, hat Goetz zum
Aufstapeln seiner kleinen Lieblingsgegenstände entfremdet.
Er widmet sich sehr lange den "richtigen" Positionen
dieser Kleinheiten. Mehrere kleine, krumme Nägel, eine
kleine Säge mit Messergriff, ein kleiner Backsteinwürfel,
eine Fotodose für 6x6, eine kleine Schnitzklinge, und als
schönstes Letztes, die von ihm gepflückten Blumen, welche
er in eine Vase stellt. Diese Dinge drapiert er
kunstfertig auf diesem kleinen Stück Holzablage. Überhaupt
wird er sich in den nächsten Szenen immer mehr Dinge in
sein Zimmer stellen. Dinge, die er im und um das Haus
findet, um sie sich als Einrichtung zu drapieren. Das
alles wirkt wirklich wie Requisite zur bürgerlich,
gemütlichen Wohnsituation, also Klischee um wenigstens
eine Sicherheit zu haben. Er legt sich hin, sieht
zufrieden aus. - Der Vater kommt nach Hause, alle sind
unter einem Dach.- Er geht Schlafen.
73
BILD 73 DIE ANSTALT -
DER URSPRUNG DER WELT BILD | IN
Von der Pförtnerloge aus hören wir weit hallend Emma laut
schreien. Sehr laut und sehr lang. Sehr unschön im Klang.
Goetz steht auf, hektisch, entsetzt und rennt los.Goetz
rennt in der Unterhose die Treppe hoch und weiter bis an
Emmas Tür.
62.
74
BILD 74 DIE ANSTALT - EMMAS ZIMMER | IN
Goetz reißt die Tür auf und starrt auf die nackte Emma,
die ballettartig in die Höhe springt und stark schreiend
singt.
EMMA
"Huhu, HUUUHUUU..ememme..menene,
meine Mutter is ein
Flugzeugträger, Flugzeugträger,
Flugzeugträger. Hilfe meine
Mutter ist ein Flugzeugträger."
GOETZ
"Emma, was ist denn, wieso...?"
Sie guckt sich um, läuft auf ihn
zu. Zieht eine Fratze.
EMMA
"Flllluugggzeuuuugggträägger"
Goetz macht mehrere Schritte
zurück nimmt angsterfüllt die
Klinke.
EMMA
"Hhhhhuuuu,
Flluuuuggzeuuugggträääger."
75
BILD 75 DIE ANSTALT - FLUR
| IN
GOETZ schließt die Tür und verschwindet schnell. Er hetzt
durch den Flur.
76
BILD 76 DIE ANSTALT - DAS STAHLZIMMER | IN
Stahls Tür wird geöffnet, Stahl sitz immernoch in der
selben ose an die Wand gelehnt und zieht Hubers Uhr auf.
Goetz ist von der scheinbaren Unveränderlichkeit der
Situation ergriffen und stumm. So schließt er wieder die
Tür.
77
BILD 77 DIE ANSTALT - DIE PFÖRTNERLOGE | IT
GOETZ IN DER LOGE. In einer Erfülltheit aus durch die
Nacht verlorener Müdigkeit streckt und räkelt sich Goetz
in seinem Bett in seinem kleinen Zimmer. Er steht auf,
geht zum Wasserhahn, improvisiert das Zähneputzen und
macht sich bereit für einen von ihm ohne Angst erwarteten
Tag. Er pfeift erneut "Fallada".
GOETZ
"Pfeifen macht uns froh, da
brauchts nicht mal das
Morgenklo..ne: Ich armes kleines
(MORE)
(CONTINUED)
CONTINUED:
63.
GOETZ (cont’d)
Teuflie ich hab verlorn mein
Pfeiflie."
78
BILD 78 DIE ANSTALT - TREPPE | IT
Geht aus der Tür und spielt mit seinen Händen härt am
Treppengeländer. Eine Aufsehergeste.
79
BILD 79 DIE ANSTALT - VOR EMMAS ZIMMER | IT
Er tritt vor Emmas Tür und öffnet diese.
GOETZ
(fröhlich)
"Guten Morgen, die Dame, ein
schöner Morgen ist ....
80
BILD 80 DIE ANSTALT - EMMAS ZIMMER | IT
Blickt in das leere aufgeräumte Zimmer. Niemand ist zu
sehen. Die Kamera, die Fotos und ihre Kleidung liegen
sauber und sortiert auf dem Boden. Die Kleidung gefaltet,
die Fotos in Reihen so gelegt, dass sich eine gewisse
Logik vermuten läßt. Die ganzen Fotos ergeben ein Quadrat.
Es sind fünf Reihen, die nach den vier anderen Personen
sortiert sind. Ganz unten sieht man ein Selbstportrait von
ihr liegen.
Goetz nähert sich den Bildern. Schaut sich die Ordnung an
und bückt sich zuerst nach dem Selbstportrait Emmas. Er
geht in die Hocke und beginnt seine eigene Sortierung
vorzunehmen. Die klare Präferenz seiner Auswahl liegt auf
der "heilen Welt". Er pickt die Fotos heraus, welche eine
Gruppe zeigen, die wenig Streit hatte und trotzdem etwas
charakteristisch-getrenntes aufweisen.Er greift nach dem
Kameragurt und steht wieder auf. Hängt sich die Kamera um,
nimmt ihren Tornister. Steckt die Fotos, in seiner eigenen
Reihenfolge in seine Uniformtasche. Der Boden ist leer
sehr leer. Er geht raus. Es bleibt das laute Geräusch der
hart zugeschlagenen Tür.
81
BILD 81 DIE ANSTALT - VOR EMMAS ZIMMER | IT
Goetz steht vor Emmas Tür. Mit eifrig eleganter Geste
schließt er das Zimmer Emmas ab!.
64.
82
BILD 81 DIE ANSTALT - VOR STAHLS ZIMMER | IT
GOETZ steht vor Stahls Tür. Wartet, greift nach der
Klinke, wartet, hat die Hand an der Klinke. Wartet. Wiegt
den Kopf an die Tür um zu horchen. Keine Geräusche sind zu
vernehmen. Er hat die Hand immer noch an der Klinke. Nimmt
den Kopf vom Holz. Nimmt die Hand von der Tür.
Abblende!
Ende