Auktionskatalog

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Auktionskatalog
LET`S PARTY 4 ART
2015
PINAKOTHEK DER MODERNE
BENEFIZAUKTION FÜR DIE
PINAKOTHEK DER MODERNE
Samstag, 21. November 2015
Pinakothek der Moderne
Barer Straße 40, 80333 München
Alle Spendenerlöse fließen in die Förderung von Ankäufen,
Ausstellungen und Projekten der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, der Staatlichen Graphischen Sammlung München,
der Neuen Sammlung – The Design Museum Munich und
dem Architekturmuseum der TU München.
Pluspunkte der Benefizauktion
• Für die Benefizauktion werden keine Aufgelder erhoben.
• Alle Steuern sind bereits in den Zuschlagspreisen enthalten.
Vorbesichtigung der Lose
ab Samstag, 7. November 2015
Dienstag bis Sonntag, 10 – 18 Uhr, Donnerstag, 10 – 20 Uhr,
in der Pinakothek der Moderne
Kuratorenführungen
Dienstag, 17. November, 18.30 Uhr
Donnerstag, 19. November, 18.30 Uhr
Bei Interesse bitten wir um Anmeldung unter
Tel. +49 (0)89.189 30 95-0 oder
per E-Mail: [email protected].
Katalog online
www.pin-freunde.de
paddle8.com/pin
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supports
Christie’s München
Türkenstrasse 16
80333 München
+49 89 2420 9680
christies.com
LET’S PARTY 4 ART
SO STEIGERN SIE MIT
Sie haben bereits vorab die Möglichkeit, telefonisch, schriftlich oder online
Gebote auf die Lose der Auktion zu hinterlegen bzw. zu registrieren.
Die Auktion am Festabend übernimmt Andreas Rumbler, Chairman CHRISTIE`S Switzerland,
in Kooperation mit KARL & FABER.
Telefonische und schriftliche Gebote
Bezahlung und Abholung
Bitte melden Sie telefonische oder
schriftliche Gebote bis
Freitag, 20. November 2015, um 17.00 Uhr
bei CHRISTIE‘S in München an.
Wir bitten um Bezahlung der ersteigerten
Kunstwerke bis Freitag, den 4.12.2015.
Bei vorliegender gültiger Einzugsermächtigung
händigen wir Ihnen Ihre Werke gern bereits
am Abend der PIN.-Party aus.
CHRISTIE’S
Marie Christine Gräfin Huyn
Türkenstraße 16
80333 München
Tel. + 49 (0)89. 2420 96 80
Fax + 49 (0)89. 2420 96 88
E-Mail [email protected]
Für alle Werke besteht nach der Auktion eine
Lagermöglichkeit bis einschließlich 22.12.2015.
Für Ihre schriftlichen Gebote (per Fax oder
postalisch) nutzen Sie bitte das beiliegende
Bieterformular.
Bitte beachten Sie, dass der Versicherungsschutz mit Abholung, spätestens aber mit
dem 22.12.2015, erlischt und nach diesem
Datum Lager- und Transportkosten anfallen.
Einen Abholtermin können Sie in diesem
Zeitraum unter +49 (0)89.189 30 95-0 oder per
E-Mail an [email protected] vereinbaren.
Bitte beachten Sie, dass Gebote, die per E-Mail
eingehen, erst gültig sind, wenn Sie dafür eine
Bestätigung erhalten haben.
Online-Gebote
Bieten Sie bereits im Voraus online mit:
paddle8.com/pin
Online-Gebote sind möglich für alle Lose der
Silent Auction und Live Auction ab Samstag,
7. November, bis Freitag, 20. November 2015,
16.00 Uhr.
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KUNST FÜR KUNST
PIN. dankt allen Künstlern, Galerien, Sammlungen
und Privatpersonen, die uns und die Pinakothek der Moderne
auf so großzügige Weise mit Rat und Tat unterstützen.
KÜNSTLER
GALERIEN UND SAMMLUNGEN
Cory Arcangel
Florian Auer
Christian Awe
Georg Baselitz
Dieter Blum
Cosima von Bonin
Will Boone
Christoph Brech
Daniele Buetti
Borden Capalino
Francesco Clemente
Hedwig Eberle
Jens Einhorn
Petrit Halilaj
Hubertus Hamm
Charline von Heyl
Andy Hope 1930
Andreas Horlitz
Anne Imhof
Erez Israeli
Sergej Jensen
Caro Jost
Benjamin Katz
Paco Knöller
Jutta Koether
Peter Krauskopf
Jan Kuck
Wolfgang Laib
Alex Lebus
Zilla Leutenegger
Fiona Mackay
Ciara Phillips
Tomás Saraceno
Kai Schiemenz
Keith Sonnier
Florian Süssmayr
Maria Taniguchi
Brigitte Waldach
Katharina von Werz
Amelie von Wulffen
401contemporary, Berlin
Bernheimer Contemporary
Galerie Bucholz, Köln / Berlin
Blain|Southern, London / Berlin
Galerie Bo Bjerggaard, Kopenhagen
Hatje Cantz Verlag
Galerie Gisela Capitain, Cologne
carlier | gebauer
Chert, Berlin
Contemporary Fine Arts, Berlin
Galerie Crone, Berlin
Deborah Schamoni Galerie, München
DUVE, Berlin
Galerie EIGEN + ART Leipzig / Berlin
Galerie Fiebach Minninger, Köln
Galerie Karsten Greve, Köln
Hauser & Wirth, Zürich / London / New York
Häusler Contemporary, München / Zürich
Wolfgang Häusler
Galerie Fred Jahn, München
Galerie Fred Jahn Baaderstraße, München
Galerie Jordanow, München
Galerie Peter Kilchmann, Zürich
Galerie Sabine Knust – Matthias Kunz, München
Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin
Karma, New York
Donata Krings
Galerie Kronsbein, München
The Modern Institute / Toby Webster Ltd, Glasgow
munich modern
Galerie Neu, Berlin
Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg / Berlin
Galerie Thomas Salis Art & Design, Salzburg
walter storms galerie, München
taubert contemporary, Berlin
Martin van Zomeren, Amsterdam
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KÜNSTLERINDEX
Arcangel, Cory 92
Auer, Florian 93
Awe, Christian 94
Baselitz, Georg 32
Blum, Dieter 66
Bonin, Cosima von 64
Boone, Will 38
Brech, Christoph 96
Buetti, Daniele 42
Capalino, Borden 46
Clemente, Francesco 30
Diehl, Johanna 98
Dreher, Peter 76
Eberle, Hedwig 100
Einhorn, Jens 99
Gormley, Antony 52
Guyton/Walker 60
Halilaj, Petrit 101
Hamm, Hubertus 80
Heyl, Charline von 74
Hope, Andy 82
Horlitz, Andreas 28
Imhof, Anne 102
Israeli, Erez 50
Jensen, Sergej 72
Jost, Caro 104
Katz, Benjamin 86
Knöller, Paco 105
Koether, Jutta 56
Krauskopf, Peter 106
Kuck, Jan 24
Laib, Wolfgang 54
Lambie, Jim 40
Lebus, Alex 107
Ledgerwood, Judy 108
Leutenegger, Zilla 68
Linnenbrink, Markus 78
Mackay, Fiona 109
McEwen, Adam 70
Mercer, Vera 26
Silent Auction
Silent Auction
Silent Auction
LOS 5
LOS 19
LOS 18
LOS 7
Silent Auction
LOS 9
LOS 11
LOS 4
Silent Auction
LOS 24
Silent Auction
Silent Auction
LOS 14
LOS 17
Silent Auction
LOS 26
LOS 23
LOS 27
LOS 3
Silent Auction
LOS 13
LOS 22
Silent Auction
LOS 29
Silent Auction
LOS 16
Silent Auction
LOS 1
LOS 15
LOS 8
Silent Auction
Silent Auction
LOS 20
LOS 25
Silent Auction
LOS 21
LOS 2
Mori, Mariko 110
Phillips, Ciara 112
Piene, Otto 88
Platon 111
Reed, David 113
Sandback, Fred 114
Saraceno, Tomas 48
Schiemenz, Kai 115
Sonnier, Keith 36
Stepan, Christoph 116
Süssmayr, Florian 44
Taniguchi, Maria 118
Waldach, Brigitte 120
Werz, Katharina von 122
Wulffen Amelie von 84
Yu, Craig 123
23
Silent Auction
Silent Auction
LOS 30
Silent Auction
Silent Auction
Silent Auction
LOS 12
Silent Auction
LOS 6
Silent Auction
LOS 10
Silent Auction
Silent Auction
Silent Auction
LOS 28
Silent Auction
LOS 1
Jan Kuck
*1978 in Hannover,
lebt und arbeitet in Berlin
I want to be an artist too, 2015
Plexiglas, Neon
32 × 60 cm
Auflage 3/7 + 1 AP
Galeriepreis: € 3.500,–
Eingeliefert von Jan Kuck und Bernheimer Contemporary
Courtesy Bernheimer Contemporary
„I want to be an artist too” – dieser Wunsch ist auch in der Vita des
vielversprechenden Newcomers Jan Kuck verankert. Geboren 1978 in
Hannover, studierte Kuck zunächst Jura und schloss danach ein Magisterstudium in Philosophie und Geschichte ab, bevor er Anfang der 2000er
Jahre seine ersten Performances und konzeptbasierten Objekte kreierte. Kucks Kunst arbeitet sowohl den Witz als auch die Tragik unserer
heutigen Gesellschaft mit Finesse heraus. Seine Materialien wählt er
seinen Themen entsprechend: ein Brot aus Beton, eine Installation aus
Spiegeln und Farbpigmenten, Holz und LED-Leuchten. Die vorliegende
Neon-Installation ist eine Hommage an die künstlerische Existenz und
an die Sehnsucht des Menschen, das eigene Tun im Sinne von Beuys mit
dem Anspruch aufzuladen, eine für die Gesellschaft positive Wirkung
zu entfalten. Kuck lebt seit 2004 in Berlin.
24
LOS 2
Vera Mercer
*1936 in Berlin,
lebt und arbeitet in Omaha, Nebraska/USA
Mushroom, 2013
Inkjet Print auf Hahnemühle Archival Watercolor Paper
150 × 200 cm
Edition 3/3
Zertifikat
Galeriepreis: € 7.900,–
Eingeliefert von Galerie Jordanow, München
Courtesy Galerie Jordanow, München
Die atmosphärisch dichten und meisterhaft inszenierten
Stillleben der Künstlerin Vera Mercer wirken wie ein
Tor zu einer anderen Zeit. Das Licht und die Auswahl
der Objekte referieren an klassische Stilllebenmalerei
und doch entsteht in Mercers Übersetzung mehr als ein
bloßer Medientransfer. Auf interessante Weise ist das
Leben der Künstlerin mit ihrer Kunst verwoben. Vera
Mercer landete qua Heirat mit Daniel Spoerri mitten in
der Pariser Künstleravantgarde der 1960er Jahre. Am
Anfang ihrer fotografischen Arbeiten standen zunächst
Porträts von Künstlern wie Marcel Duchamp, Samuel
Beckett oder Andy Warhol. Bald jedoch begann sie
eigene Bereiche zu erschließen. Die Stillleben, komponiert aus Pflanzen, Lebensmitteln, Gefäßen und Vasen
stammten zunächst aus der Beobachtung zufällig
nebeneinanderliegender Früchte, Blumen und
Schweinehälften an den Ständen des Pariser Marktes
im Forum Les Halles, eine Komposition aus Verführung
und Verfall, die sich tagtäglich vor ihren Augen abspielte
und die sie nicht mehr losließ. Mercers kontemplativ
komponierte Arbeit „Mushroom“ scheint sich dieser
ersten Begegnung bewusst entgegenzustellen. Die
Ausgewogenheit des Bildes ist weit entfernt vom
Markttreiben in Les Halles und auch wenn die Zeit wie
gefroren scheint, das Memento mori schwingt leise in
der Stille mit. Die Momente in Betrachtung des Werks
scheinen sich zu dehnen und doch ziehen sie weiterhin
vorbei. 2011 zeigte die Kommunale Galerie Berlin
Stillleben und Porträts von Vera Mercer. Das Museum
Pfalzgalerie Kaiserslautern widmet der Künstlerin ab
dem 28.11.2015 eine große Einzelausstellung.
26
LOS 3
Andreas Horlitz
*1955 in Bad Pyrmont,
lebt und arbeitet in München
Autoportrait Nocturne X, 2005
Teilverspiegeltes und schwarz hinterlegtes Glas
Durchmesser 120 cm
Edition 2/3
Galeriepreis: € 28.000,–
Eingeliefert von Andreas Horlitz
Courtesy Andreas Horlitz
Wörtlich übersetzt bedeutet der Titel des Werks „Autoportrait Nocturne“
von Andreas Horlitz „Nächtliches Selbstbild“. Der Künstler porträtiert
sich also selbst, doch er tut das nicht in der Weise, wie es Generationen
seiner Künstlerkollegen vor ihm taten. Statt mit seinem Abbild, das ein
Wiedererkennen ermöglichen würde, konfrontiert Horlitz den Betrachter
mit einem hochsensiblen, fast abstrakten Detail. Nur seine rechte Iris
bildet er in starker Vergrößerung und von jeder Körperlichkeit freigestellt als teils verspiegeltes, teils tiefschwarzes Rund ab. Die Struktur
der menschlichen Iris ist so unverwechselbar wie ein Fingerabdruck und
so porträtiert sich der Künstler in seinem Werk auf eine fast unheimlich
konkrete Weise. Ein Erkennen seiner Person aber ist nicht möglich. Zu
nah, zu detailliert ist die Ansicht und deswegen für den Betrachter nicht
decodierbar. Die verspiegelten Teilflächen der Arbeit projizieren schließlich die Idee des Porträts auf den Betrachter zurück, der sich selbst in
der Iris des Künstlers erblickt. Der Betrachter wird zum Porträtierten.
Er erfährt sich selbst als Objekt der Anschauung durch das Kunstwerk
und dessen tiefschwarze, unendlich wirkende Pupille. Diese Verschiebung sicher geglaubter Wahrnehmungshierarchien und Identitätsprinzipien ist typisch für das Werk des Münchner Künstlers. Andreas Horlitz
war in seiner Karriere mit Einzelausstellungen bereits u.a. im Museum
Folkwang, Essen, und dem Sprengel Museum, Hannover, vertreten.
Seine Werke wurden gezeigt in wichtigen Institutionen wie der Villa
Stuck und dem Haus der Kunst, München; dem Lehmbruck Museum,
Duisburg; der Kunsthalle Kiel und dem ZKM in Karlsruhe. Neben seiner
Ausstellungstätigkeit schuf Andreas Horlitz eine Vielzahl permanenter
Installationen, unter anderem für Kirchen, Privatsammlungen, Museen
und Bibliotheken.
28
LOS 4
Francesco Clemente
*1952 in Neapel/Italien,
lebt und arbeitet in New York / USA
und Varanasi/Indien
Emblems of Transformation 103, 2014
Aquarell auf Papier
29,6 × 20,9 cm
Signiert: verso
Galeriepreis: € 19.300,–
Eingeliefert von Francesco Clemente
Courtesy Francesco Clemente und Blain|Southern, London/Berlin
Im Jahr 1973 reiste Francesco Clemente, der zu den Hauptvertretern
der italienischen Transavanguardia gehört, das erste Mal nach Indien
und fand dort eine bildnerische Welt und Inspirationsquelle, die ihn nicht
mehr losließ. Eine Bildwelt, die sich permanent erweitert, Altes wiederbelebt und Neues in sich aufnimmt. Das Blatt „Emblems of Transformation 103“ zeigt zwei Köpfe im Profil, scharf voneinander abgegrenzt
und doch verbunden. Die Kette, die die beiden Köpfe aneinander bindet,
scheint massiv und leicht zugleich – hebt sie sich doch schwebend vom
Rand der Zeichnung in die Höhe. Eine Blumenranke durchwirkt die
Kette, setzt dem klar definierten Ewigen die Zartheit des Gewachsenen
und Vergänglichen gegenüber. Auf fast naive Weise bringt Clemente
Gegensätze in Einklang. Dabei sind es universale und zeitlose Fragen,
die ihn interessieren. Die 108 Blätter der Serie sind eine Referenz an die
Anzahl der Perlen in der Japa Mala, einer Gebetskette im Hinduismus
und Buddhismus. Wie die Perlen der Kette sind die Zeichnungen miteinander verknüpft. Eine jede ist ein Teil des Ganzen und steht doch für
sich allein. Francesco Clemente ist seit Jahrzehnten eine feste Größe
in der Kunstwelt mit Einzelausstellungen u.a. im Rubin Museum of Art,
Guggenheim Museum, MoMA und der DIA Art Foundation, New York;
der Bundeskunsthalle Bonn; Schirn Kunsthalle, Frankfurt; Galleria degli
Uffizi, Florenz; der Neuen Nationalgalerie, Berlin, und dem Stedelijk
Museum, Amsterdam. Werke von Francesco Clemente befinden sich
in vielen namhaften öffentlichen Sammlungen, darunter MoMA, NYC;
Guggenheim Museum, NYC & Bilbao; Tate Modern, London; Galleria
degli Uffizi, Florenz; Centre Georges Pompidou, Paris; Stedelijk
Museum, Amsterdam; Museum Brandhorst, München; Kunstmuseum
Basel; Rubell Collection, Miami. Derzeit ist eine spektakuläre Einzelpräsentation von Francesco Clemente im MASS MoCA, North Adams,
zu erleben. Für das kommende Jahr sind Einzelausstellungen in Australien, Spanien und China geplant.
30
LOS 5
Georg Baselitz
*1938 in Deutschbaselitz,
lebt und arbeitet am Ammersee
und in Imperia/Italien
Berliner Zeiten, 2015
Tusche und Aquarell auf Papier
67 × 101 cm
Signiert: verso
Galeriepreis: € 59.500,–
Eingeliefert von Georg Baselitz
Courtesy Georg Baselitz
Georg Baselitz blickt zurück – und nimmt neuen Schwung: Mit „Berliner
Zeiten“, einem auf den 17. März 2015 datierten Blatt von hoher Präsenz,
knüpft er an seine „Remixe“ der jüngeren Vergangenheit an; zugleich
greift er zurück auf das Gemälde „Die großen Freunde“ von 1965. Der
doppelte Rückblick verrät die Gestimmtheit des Malers, der auf ein
immenses Œuvre zurückschauen kann. Standen mit dem Gemälde vor
fünfzig Jahren zwei Menschen, ein Paar, noch freundschaftlich Seite
an Seite vor düsterem Hintergrund, sah man damals rechts noch eine
gesenkte Fahne, so wirkt das Blatt heute reduziert, verschlüsselt,
skeptisch. Zwei Männer, so scheint es, sind einander gestisch verbunden
wie Brüder, aber sie stehen vor dem Licht einerseits, vor der Schwärze
andererseits: Das Leben hat sie auf verschiedene Bahnen gebracht.
Baselitz reflektiert das Trennende, das Zerbröseln von Verbindungen
zwischen Menschen. So erscheint der linke Recke mit festem Standmotiv und breiten Schultern in große Helligkeit gerückt, sein Pendant
aber steht in der Nacht eines dunklen Fonds. Beide sind in Jacken und
knielange Hosen gehüllt und gehen ärmlich-barfuß durch die Welt.
Der linke Mann weist eine blutende Seitenwunde auf wie Christus (die
freilich auf der falschen Seite sitzt), der rechte scheint von Blut umflossen: Die Schlachten sind geschlagen. Wenn man sich Baselitz‘ Werk der
Frühzeit vergegenwärtigt, kann man dieses Rot mit der dortigen Fahne
in Verbindung bringen. Nimmt man das Blatt als solches, so drängen
die Assoziationen in andere Richtungen. Baselitz schätzt Bildstörungen
und das Provokative. Das Blatt verschlüsselt in ungekannter Drastik
und mit archaisch fragilem Strich die Fragilität und Dialektik des Seins.
Die Helden erinnern den einstigen pathetischen Auftrag, der doch in
Gesten der fragenden Hilflosigkeit mündet. 2015 war Baselitz u.a. auf
der Biennale in Venedig; in der Economou Collection, Athen, und im
Marmorpalast, St. Petersburg, mit großen Werkgruppen präsent.
Detail aus
„Berliner Zeiten”, 2015
32
34
LOS 6
Keith Sonnier
*1941 in Mamou, Louisiana / USA,
lebt und arbeitet in New York / USA
Holocene Shelf Plate C Edition –
HOLOCENE SHELF PLATE SERIES, 2006
Stahl, Harz
63,5 × 30,5 × 13 cm
Unikat
Signiert
Galeriepreis: € 11.000,–
Eingeliefert von Keith Sonnier
Courtesy Keith Sonnier und Häusler Contemporary, München / Zürich
Der Maler, Bildhauer und Videopionier Keith Sonnier ist einer der bedeutendsten Vertreter der Post Minimal Art der 1960er Jahre. Mit seinem
Werk hat Keith Sonnier dazu beigetragen, den Begriff der Plastik auf
Raum-, Licht- und Bewegungsphänomene auszuweiten. Seine Arbeiten
laden den Betrachter zu einer ganzheitlichen Wahrnehmung ein. So sind
seine Lichtinstallationen und Skulpturen nicht nur visuell, sondern auch
haptisch erfahrbar. In seinen frühen Jahren setzt Sonnier dafür eine
Vielfalt von Materialien wie Draht, Stoff und Glas ein. Seit 1968 ergänzt er
diese durch den gezielten Einsatz von Licht: Das kräftige und zugleich
kühle Licht der Neonröhren kontrastiert er gekonnt mit weichen Formen
und fließenden Stoffen. Große Arbeiten wie die farbige Fassadeninstallation am Kunsthaus Bregenz im Jahre 1999 und das 1,2 Kilometer lange
Neonkunstwerk „Lichtweg” in der Fußgängerpassage des Münchner
Flughafens schreiben sich mit großer architektonischer Raffinesse in
den Raum. Das Werk „Holocene Shelf Plate C“ knüpft mit seiner kühlen
Materialität an das Frühwerk des Künstlers an. Klare geometrische
Formen und eine ästhetische Strenge zeichnen das Werk aus, welches
durch zwei gezielt gesetzte Farbbänder seine skulpturalen Qualitäten
pointiert. Sonniers Arbeiten waren in den 1960er Jahren in legendären
Kunstausstellungen wie der von Harald Szeemann kuratierten Ausstellung „When Attitudes become Form“ zu sehen. Seine Werke werden
seither in Gruppen- und Einzelausstellungen auf der ganzen Welt gezeigt
und sind u.a. im Museum Ludwig, Köln; dem Stedelijk Museum, Amsterdam; dem MoMA, New York, und dem Centre Georges Pompidou, Paris,
vertreten. In der Eröffnungsveranstaltung des neuen Whitney Museum
of American Art ist er momentan mit einer wandfüllenden Lichtarbeit
präsent. Keith Sonnier zählt heute zu den wichtigsten Vertretern
US-amerikanischer Installationskunst.
36
LOS 7
Will Boone
*1982 in Houston, Texas/USA,
lebt und arbeitet in New York/USA
DIAD, 2015
Vinyl und Acryl auf Papier
182 × 137 cm
Unikat
Signiert: verso
Galeriepreis: € 17.000,–
Eingeliefert von Will Boone
Courtesy Karma Gallery New York and Will Boone
Will Boone sammelt Worte – kurze, prägnante, gern doppeldeutige –
und notiert sich spontane Einfälle auf Zetteln, Rechnungsrückseiten
oder im Handy. Es entstehen Listen von Begriffen, die Boone später
wiederum filtert, einige streicht und andere festhält. Worum es ihm
dabei geht, war dem Künstler lange selbst nicht klar – ein cooler Bandname könnte es werden oder Titel einer schnell produzierten, zusammenkopierten Publikation. Resultat dieser Listen wurden aber die
„Sigils“, eine Serie malerischer Arbeiten, die zum Durchbruch für Boone
wurden. Wie in „DIAD“ liegt den Gemälden jeweils ein Wort zugrunde,
das gleichzeitig Titel und Bildinhalt ist. Dabei ist „DIAD“ laut Künstler
ein Begriff, der den Punkt beschreibt, an dem die menschliche Psyche,
etwa unter dem Einfluss von Drogen, formbar wird. Gleichzeitig ist es
eine gebräuchliche Abkürzung für „done in a day“ (an einem Tag fertiggestellt). Ob eine dieser Referenzen oder die schiere formale Qualität
des Wortes Grund für die Auswahl durch den Künstler sind, bleibt im
Dunkeln. Für ein Werk scannt Boone das ausgewählte Wort aus seinen
handschriftlichen Notizen und lässt die einzelnen Lettern als riesige
Vinylschablonen produzieren. Die flüchtige Notiz gelangt in einen technischen Prozess, der sie verändert, sie seinen Standards anpasst und
wieder ausgibt. Aus dem Resultat komponiert der Künstler sein Werk,
klebt die Buchstabenschablonen übereinander und ergänzt sie durch
Malerei. Die Komposition von „DIAD“ flirrt zwischen Zeichen und Bild.
Will Boone gehört zu den diesjährigen Shootingstars der Kunstszene.
Er ist in Sammlungen wie der Colección Jumex, Mexico City; der Brandt
Foundation, Greenwich, und der Aishti Foundation, Beirut, vertreten.
Ende 2014 widmete ihm die Rubell Family Collection, Miami, eine große
Einzelausstellung. In einer diesjährigen Auktion von Christie’s erreichte
ein Werk von Will Boone das Dreifache seines Schätzpreises. Der junge
Künstler wird von wichtigen Galerien wie der Andrea Rosen Gallery,
Jonathan Viner Gallery und karma, New York, präsentiert.
38
LOS 8
Jim Lambie
*1964 in Glasgow / Schottland,
lebt und arbeitet in Glasgow / Schottland
Metal Box (Airwaves), 2015
Aluminium und polierte Stahlplatten, Lack
125 × 125 × 35 cm
Signiert: verso
Galeriepreis: € 77.400,–
Eingeliefert von The Modern Institute / Toby Webster Ltd, Glasgow
Courtesy Jim Lambie and The Modern Institute / Toby Webster Ltd,
Glasgow
Eigentlich wollte Jim Lambie Musik machen. Schon in der Schulzeit
spielte er in Bands, erzählte er in einem Interview für die Tate London,
doch er sei ein furchtbarer Musiker gewesen und so eben Künstler
geworden. Die Affinität zur Musik aber ist geblieben. In seinen „Zobop“
Bodeninstallationen bringt Lambie ganze Museumssäle zum Vibrieren –
verwandelt sie in stumme, rein optische Diskotheken. Die Arbeit „Metal
Box (Airwaves)“ ist in ganz ähnlicher Weise rhythmisiert. Acht übereinander montierte Stahl- und Aluminiumplatten, lackiert in unterschiedlichen Farben, bilden die Wandskulptur. Die Ecken der Metallplatten
sind aufgebogen, ähnlich gestapelter Poster, deren Ecken sich nach
einiger Zeit zu wellen beginnen. Erst durch diese „Störung”, wird die
Farbigkeit aller Platten sichtbar. Sie strahlen in bunter Lackierung aus
dem nüchternen Quadrat heraus. Der farbige Rhythmus des aufgebrochenen Fächers lässt die Form leicht erscheinen, fast vibrierend. Jim
Lambie bringt damit das Quadrat, die oft zitierte Grundform der Kunst,
zum Klingen, und dies obendrein aus der Form selbst heraus. Der
Zusatztitel „Airwaves“ erinnert erneut an die Wellenform des akustischen Signals, das auf unsichtbare Weise Menschen verbindet. Für Jim
Lambie ist diese verbindende Kraft der Musik eine Kernqualität, die auch
in seiner Kunst Maßstab und Ausrichtung ist. So ist es für den Künstler
selbstverständlich, dass der von ihm selbst betriebene Musikclub in
Glasgow Teil seiner künstlerischen Arbeit ist. Jim Lambie studierte an
der renommierten Glasgow School of Art und wurde im Jahre 2005 für
den Turner Prize nominiert. Seine Arbeiten wurden unter anderem im
MoMA, New York; dem Hara Museum, Tokyo; dem Hirshhorn Museum,
Washington; dem ACCA, Melbourne; der Gallery of Modern Art, Glasgow,
sowie in der Goss Michel Foundation, Dallas, gezeigt.
40
LOS 9
Daniele Buetti
*1955 in Freiburg im Üechtland/Schweiz,
lebt und arbeitet in Zürich/Schweiz und in Münster
Am I the cause of the Universe ?, 2015
Perforierte Fotografie im Leuchtkasten
100 × 80 × 9 cm
Unikat
Zertifikat
Galeriepreis: € 16.600,–
Eingeliefert von Daniele Buetti und munich modern
Courtesy Daniele Buetti
Seit den frühen 1990er Jahren befasst sich der renommierte Schweizer
Künstler Daniele Buetti medienübergreifend mit dem Einfluss und der
Auswirkung der Konsumgesellschaft auf die Konstruktion von Schönheitsidealen und Identität. Sein Durchbruch gelang Buetti mit der manipulierten fotografischen Serie „Looking for Love“ (1995 – 2001), in der
er die Körper und Gesichter von Supermodels mit Kugelschreibertätowierungen von Modelogos verfremdet. Darauf aufbauend schafft Buetti
seit dem Jahr 2000 Werke in Form von Leuchtkästen. Diese bilden eine
Serie, die er unter dem Titel „Dreams Result in More Dreams“ zusammenfasst. „Am I the cause of the Universe?“ leuchtet in rot-weißen
Punkten über der unverkennbaren Gestalt des weltberühmten Models
Kate Moss. Durch das Perforieren des Fotopapiers beschädigt Buetti
zwar die scheinbare Makellosigkeit der Werbewelt, inszeniert mit Hilfe
des resultierenden Lichteffekts das Supermodel jedoch zugleich als
Ikone der Konsumgesellschaft. „Licht ist ohne Zweifel das Verführerischste und Magischste aller Medien“, so Buetti zu diesen PseudoLichtreklamen, „Blinkende, farbige, funkelnde Punkte begeistern uns
wie Motten, die ans Licht gezogen wird“. Subtil und poetisch erforscht
der Künstler die überwältigende Anziehungskraft von Modewelt und
Massenmedien. Buetti verarbeitet seine Vorlagen so gekonnt zu sozialkritischen Werken, dass er neben Zeitgenossen wie Elizabeth Peyton
und Francesco Vezzoli jüngst als neuer „Warhol-Jünger der Kunst“
gelobt wurde. Buetti, der seit 2004 als Professor an der Kunstakademie
Münster unterrichtet, ist u.a. in den Sammlungen des Kunsthaus Zürich;
Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich; Museo Nacional Centro
de Arte Reina Sofia, Madrid; MUSAC Leon, und der Maison Européenne
de la Photographie, Paris, vertreten. 2014 wurde Buetti eine Einzelausstellung in der Schirn Kunsthalle, Frankfurt, gewidmet.
42
LOS 10
Florian Süssmayr
*1963 in München,
lebt und arbeitet in München
Damen und Herren, 2013
Öl auf Leinwand
145 × 130 × 3 cm
Signiert: recto
Galeriepreis: € 11.300,–
Eingeliefert von Florian Süssmayr
Courtesy Florian Süssmayr
Mit technischer Präzision und subversiver Geisteshaltung verklärt
Florian Süssmayr das Gewöhnliche und Unspektakuläre. Seinen Weg
in die Ölmalerei fand Süssmayr zwar erst 1997, gewann aber bereits
schnell kritische Anerkennung für seine fotorealistischen Gemälde.
Inspiration zieht Süssmayr aus seiner Zeit in der Punkszene der 1980er
Jahre sowie seiner Arbeit als Kameramann und Lichttechniker in den
1990ern. Bewaffnet mit einer kleinen Kamera zieht der Szenekenner wie
ein städtischer Archivar durch München und fotografiert Motive aus dem
Alltags- und Nachtleben, die dann das Sujet seiner Gemälde liefern.
Diese bilden wiederum, ihrerseits fotografiert und fotokopiert, oft die
Grundlage neuer Bilder. Süssmayrs Werke wurden weltweit gezeigt, u.a.
in New York, Tokyo, Zürich und Los Angeles. In München waren sie im
Haus der Kunst und im Lenbachhaus ausgestellt. 2016 widmet die
Kunsthalle Darmstadt Süssmayr eine Einzelausstellung, weitere Werke
werden in der Stadtgalerie Kiel, dem Ludwig Mùzeum in Budapest und
dem Kunsthaus Nürnberg zu sehen sein.
44
LOS 11
Borden Capalino
*1980 in New York / USA,
lebt und arbeitet in New York / USA
Grandpa’s Princess, 2015
Thermotransferdruck, Teile von Kuhhufen,
Teile von Damenschuhen, Walnussschalen, Kasein,
Jod, Dichtungsschaum, Plastilin, Emaille, Harz
101,6 × 66 cm
Signiert: verso
Galeriepreis: € 9.000,–
Eingeliefert von Borden Capalino und Contemporary Fine Arts, Berlin
Courtesy Borden Capalino und Contemporary Fine Arts, Berlin
Die Arbeit von Capalino zeigt das Foto einer Blume, flüchtig aufgenommen und scheinbar nachlässig auf eine Leinwand übertragen, wodurch
die Blüte zerreißt, verwischt und sich verdoppelt. Zwischen Existenz und
Verschwinden schwebend, ist das Bild überlagert von Schlieren und
Klumpen aus undefinierbarem Material. Borden Capalino meidet Läden
für Künstlerbedarf wie der Teufel das Weihwasser. „Ich gehe prinzipiell
unsachgemäß vor“, erklärte der Künstler in einem Interview. Das Material für seine Arbeiten, die zwischen Fotografie, Malerei und Skulptur
changieren, findet Capalino in Supermarkt, Apotheke, Baustoffhandel
oder einfach auf der Straße. Basis für Werke wie „Grandpa’s Princess“
sind Abbildungen aus dem Internet, die er verfremdet mittels eines
Thermotransfer-Verfahrens auf die Leinwand bringt. Vor allem Bilder
aus Kleinanzeigen interessieren Capalino; Dinge, die eben noch privat
waren und nun Teil des öffentlichen Rauschens werden. Diesen kurzen
voyeuristischen Moment, Fragment eines anderen Lebens, verwebt
Borden Capalino zu Werken, die er als forensischen Surrealismus
bezeichnet. Gern bezieht er sich dabei auf Tatortfotografie und damit
auf Bilder, die in scheinbar beiläufigen Schnappschüssen Orte und
Gegenstände zeigen, doch eigentlich ein verborgenes Geschehen
meinen. Borden Capalino ist einer der Shooting Stars der New Yorker
Kunstszene. Er war einer der Künstler, die in der Publikation „The
9 NYC Artists You Need To Know Now“ 2012 porträtiert wurden. Etwa
seit dieser Zeit geht seine Karriere mit internationalen Ausstellungen
z.B. bei W139, Amsterdam; Contemporary Fine Arts, Berlin; Eli Ping
Frances Perkins, NYC; Ramiken Crucible, NYC; Office Baroque, Brüssel,
und im Autocenter Berlin, steil bergauf. In diesem Jahr erscheint eine
erste Übersichtspublikation seiner Werke: „Borden Capalino Works
2013 – 2015“. Borden Capalino ist in zahlreichen internationalen Privatsammlungen vertreten.
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LOS 12
Tomás Saraceno
*1973 in San Miguel de Tucumán/Argentinien,
lebt und arbeitet in Berlin
Semi social instrument CL 1358+62 G1:
built by a pair of Cyrtophora citricola-six weeks, 2015
Spinnenweben, Karbonfiber, Glas, Licht
28,8 × 17,8 × 17,8 cm
Unikat
Galeriepreis: € 25.000,–
Eingeliefert von Tomás Saraceno
Courtesy Tomás Saraceno, Andersen’s Contemporary, Tanya Bonakdar
Gallery, Pinksummer Contemporary Art und Esther Schipper, Berlin
Der Ingenieur-Künstler ist ein Denkmodell der Renaissance. Es
beschreibt den Künstler als konstruierenden Freigeist, arbeitend im
Spannungsfeld zwischen Naturwissenschaft, Soziologie und Ästhetik.
Der in Argentinien geborene Tomás Saraceno steht mit seinem Werk in
dieser Tradition des forschenden Künstlers. In seinem interdisziplinären Œuvre entwickelt er soziale, architektonische und biologische
Utopien, die ineinandergreifen und sich zu visionären Interaktions- und
Raummodellen verdichten. So ist die vorliegende Arbeit Modell, Versuchsaufbau und Skulptur zugleich. Die Struktur des faszinierenden
Werkes entwickelt der Künstler mit Hilfe verschiedener Spinnenarten,
die für ihn als Architekten und Bildhauer tätig sind. Dabei greift Saraceno gestaltend in das Werk der Tiere ein, indem er bestimmte Gattungen auswählt, um deren Webformen zu kombinieren. Es entstehen
architektonische Kompositionen, die ästhetisch und konstruktiv aus
einer anderen Welt zu sein scheinen und als natürliche Strukturen eine
Vielzahl von naturwissenschaftlichen und künstlerischen Modellen in
sich vereinen. Spinnweben sind als Material von extremer Haltbarkeit
und überdauern Jahrhunderte. Tomás Saraceno arbeitete im Jahr 2009
an einem gemeinsamen Projekt mit der Weltraumbehörde NASA und
ist seit 2012 Stipendiat des legendären MIT Center for Art, Sience and
Technology in Boston. 2016 plant das ZKM in Karlsruhe eine Ausstellung mit dem Künstler. Weiter wurden seine Arbeiten gezeigt im K21,
Düsseldorf (2013 – 2015); im Metropolitan Museum of Art, New York; in
der Taidehalli Kunsthalle, Helsinki; im Hamburger Bahnhof – Museum
für Gegenwart, Berlin; im Kemper Museum of Contemporary Art,
St. Louis, sowie im Walker Art Center, Minneapolis.
Die Abbildung zeigt
eine vergleichbare Arbeit
aus derselben Serie.
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LOS 13
Erez Israeli
*1974 in Beer Sheva/Israel,
lebt und arbeitet in Tel Aviv/Israel
Crying Eye, 2015
Druck auf Holz, 4 Messzangen
ca. 180 × 97 × 4 cm
Signiert: verso
Galeriepreis: € 8.000,–
Eingeliefert von Galerie Crone, Berlin und Erez Israeli
Courtesy Galerie Crone, Berlin und Erez Israeli
Der israelische Künstler Erez Israeli ist ein Shootingstar der heimischen
Szene in Tel Aviv und seit vielen Jahren regelmäßiger Gast in Berlin.
Er liebe das Berghain, sagte Israeli einmal, doch das ist mit Sicherheit
nicht der einzige Grund seiner steten Rückkehr. Die Zerrissenheit der
Stadt, ihr Flickencharakter, ihre Dynamik, über Wunden hinauszuwachsen ohne diese zu negieren, fasziniert Erez Israeli. Auch er arbeitet
sich an Zerrissenheit, an Identität und Vergangenheit ab. Dabei sind
es wunderbar pure Materialien und klare Konzepte, die sich in der
Arbeit Israelis zu beeindruckender Intensität verdichten. In „Crying Eye“
komponiert der Künstler eine Wandarbeit aus einem einfachen, aus
Holz geschnittenen und bedruckten Auge und einer Reihe medizinischer
Messzangen. Das Auge selbst blickt ungerührt ruhig in den Ausstellungsraum, erst die Messzangen bringen es zum „Weinen“. Es sind
Zangen, wie sie in der Medizin genutzt wurden. Erez Israeli mahnt mit
dieser Referenz, didaktisch aber wird er dabei nie. So emanzipiert sich
das „Crying Eye“ von seiner primären Deutungsmöglichkeit zur ebenso
friedlichen wie universal gültigen Erinnerung an ein waches und behutsames Miteinander, ohne dieses mit einem Schuldvorwurf zu beladen.
Neben Einzelausstellungen, u. a. im Tel Aviv Museum of Art, dem
Herzliya Museum of Contemporary Art und dem Center for New Media
werden Erez Israelis Arbeiten auch in internationalem Rahmen gezeigt.
2005 war Israeli in der Ausstellung „The New Hebrews: A Century of
Art in Israel“ im Martin-Gropius-Bau in Berlin vertreten. Anfang 2015
tauschte er für drei Monate sein Atelier in Tel Aviv mit dem Berliner
Künstler Norbert Bisky. Der Künstleraustausch anlässlich des
50. Jahrestags der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen
zwischen Deutschland und Israel sorgte für ein großes Medienecho
und wurde unter anderem vom Magazin der Süddeutschen Zeitung
dokumentiert. Arbeiten von Erez Israeli finden sich u.a. in der Kunstsammlung des Deutschen Bundestags.
50
LOS 14
Antony Gormley
*1950 in London/Großbritannien,
lebt und arbeitet in London/Großbritannien
Clearing, 2006
Kohle und Kasein auf Papier
76 × 111 cm
Signiert: recto
Galeriepreis: € 34.000,–
Eingeliefert aus Privatsammlung
Courtesy Galerie Thaddeus Ropac, Paris/Salzburg
Die Bildhauerei wird als Kunstgattung nach Antony Gormley
nicht durch ihr Material oder ihre Dimensionalität definiert,
sondern durch ihr Thema. Sie ist die Kunst des Raumdiskurses –
ein Bildhauer ist ein Künstler, der Räume definiert und das
Raumerlebnis gestaltet. Der uns alle umgebende Raum ist
zunächst per se grenzenlos und leer. Er ist der Ort, an den man
sich als Kind zurückzog, wenn man sich Augen und Ohren
zuhielt. Erst durch seine Definition, durch Grenzen und Dimension wird ein Raum rational erfahrbar, dabei ist der Mensch sein
eigener Maßstab. In dieser Logik ist „Clearing“ zwar dem
Medium nach Zeichnung, dem Diskurs nach aber Bildhauerei.
Dynamisch ausladende, elliptische Linien ziehen sich über das
Blatt, gehen mitunter über seinen Rand hinaus. Die Ellipsen
neigen sich in fünf verschiedene Richtungen und umschreiben
in ihrem gemeinsamen Zentrum einen Raum. Eine Lichtung
(engl. „Clearing“) entsteht in der Mitte des Blattes. Um jene
Lichtung rotiert die Komposition wie Elektronen um einen
Atomkern und wird dabei zum Generator eines neuen, wenn
auch instabilen Innenraumes. Antony Gormley übersetzte dieses
Konzept unter gleichem Titel in tatsächliche Skulpturen. Die
Linien werden zu Stahlrohren, die, ähnlich wie in der Zeichnung,
Ausstellungsräume neu definieren. Antony Gormley wurde
1994 mit dem renommierten Turner Prize geehrt. Im Jahr 1982
repräsentierte er sein Heimatland auf der Biennale in Venedig.
Arbeiten von Antony Gormley sind in der Sammlung einiger der
wichtigsten internationalen Kunstinstitutionen vertreten, wie
dem British Museum, London; Jupiter Artland, Edinburgh; der
Tate, London; dem MUMOK, Wien; Louisiana Museum, Humlebæk; Centre Georges Pompidou, Paris; Israel Museum, Jerusalem; Moderna Museet, Stockholm; Museum of Contemporary
Art, Los Angeles, und dem Walker Art Center, Minneapolis.
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LOS 15
Wolfgang Laib
*1950 in Metzingen,
lebt und arbeitet in Hochdorf bei Biberach am Bodensee
Passageway. Inside – Downside, 2011/12
1 Messingschiff, Reis
13 × 15 × 56 cm
Unikat
Zertifikat
Galeriepreis: € 45.000,–
Eingeliefert von Wolfgang Laib
Courtesy Wolfgang Laib
2015 wird der Konzeptkünstler und Bildhauer Wolfgang Laib für sein
Lebenswerk mit dem weltweit wichtigsten Kunstpreis, der japanischen
Auszeichnung „Praemium Imperiale“ geehrt. In der Jurybegründung
heißt es, Laib spüre mit seinen organischen Arbeiten aus Materialien
wie Blütenstaub, Wachs oder Reis den zentralen Fragen der Menschheit
nach. Schon seit 40 Jahren arbeitet der Künstler mit Milch und Blütenstaub. 1983 verwendet er erstmals auch das so bescheidene wie auch
kostbare Nahrungsmittel Reis. Beeinflusst durch die indische Philosophie und Lebensweise, benutzt Laib Reis als Allegorie für spirituelle
Nahrung. Zusätzlich bedient er sich einer reduzierten, geometrischen
Formensprache. Körper wie Rechtecke, Pyramiden oder Kreise wandeln
sich in Häuser, Berge oder, wie im Fall von „Passageway. Inside –
Downside“, in ein Schiff. Die offene Form erinnert an Aufbruch und
Leben, aber auch an den Kampf des Menschen mit der Naturgewalt.
Der Künstler inszeniert in vielen seiner Werke das Gleichgewicht zwischen Beständigem und Flüchtigem, Bewegung und Stille, Materiellem
und Immateriellem, wobei er dem Sammler bei der Installation der
Arbeit durchaus Freiheit lässt. Laibs Arbeiten belegen ein tiefes Bedürfnis, den Sinn des Lebens zu ergründen. Mit seinen ruhigen und zeitlosen
Arbeiten lädt Laib den Betrachter ein, jenseits der Alltagswelt in einen
Raum der Stille, Ruhe und Reinheit einzutauchen und eine mentale
Reise in die Nähe des Transzendenten zu unternehmen.
Neben der Bespielung des Deutschen Pavillons auf der Biennale in
Venedig 1982, wurde Laib mehrfach zur documenta nach Kassel eingeladen. Internationale Retrospektiven im Hirshhorn Museum, Washington
D.C.; Haus der Kunst, München; National Museum of Modern Art, Tokyo,
und im MoMA, New York, verhalfen Wolgang Laib zu internationalem
Ruhm. Sein Werk ist in bedeutenden öffentlichen Sammlungen vertreten. 2014 erwarb PIN. eine große Blütenstaubarbeit für die Bayerischen
Staatsgemäldesammlungen.
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LOS 16
Jutta Koether
*1958 in Köln,
lebt und arbeitet in Berlin und New York/USA
Benefit Boogie, 2015
Acryl auf Leinwand und Holz
35-teilig, je 30 × 30 cm
Signiert: jeweils verso
Galeriepreis: € 57.000,–
Eingeliefert von Jutta Koether
Courtesy Galerie Buchholz, Köln/Berlin
Die Arbeit „Benefit Boogie“ wurde von Jutta Koether speziell für die
Auktion anlässlich der PIN.-Party 2015 geschaffen. Diese wunderbare
Geste unterstreicht auf sehr unpathetische und leichte Weise auch der
Titel der Arbeit. Gleichzeitig aber bezieht das Werk einen festen Platz
im Œuvre der Künstlerin. Es ist die dritte Arbeit der Boogie-Serie, die
mit „Berlin Boogie“ im Jahr 2014 begann und sich mit „Brooklyn Boogie“
2015 fortsetzte. „Benefit Boogie“ besteht aus 35 Leinwänden oder
Holztafeln, die – jeweils für sich ein eigenständiges Gemälde – erst
gemeinsam ein Werk formen. Die Rasterformationen der Gemälde,
die „Grids“, wie Jutta Koether sie beschreibt, setzen den Bildgrund,
die Fläche des Bildes selbst ins Zentrum. In ein solches Gitternetz webt
die Künstlerin ihre Gedanken als bildnerische Gesten ein. Spuren über
die Bildfläche legend, von einem Ende zum anderen tanzend, führt er
und der Betrachter folgt. Wie beim Partyspiel Twister biegt und dreht
die Künstlerin den Betrachter: mit einem Auge auf dieses, mit einem
Gedanken auf jenes Feld. Jutta Koether spricht von den Gemälden als
„Raster mit expressiven und emotionalen Störungen“, als „Bruised
Grids“, und hält damit die Balance zwischen Bildtheorie und „Boogie“.
Jutta Koethers Arbeiten wurden in den letzten Jahren u.a. im MUMOK
Wien; Museum Brandhorst, München; Bonnefantenmuseum, Maastricht;
Moderna Museet, Stockholm; New Museum, New York; Museum of
Modern Art, Los Angeles; Whitney Museum of American Art, New York,
sowie der Tate Modern, London, gezeigt. Werke der Künstlerin sind
in wichtigen Sammlungen vertreten, u.a. im Museum Brandhorst,
München; The Whitney Museum of American Art und MoMA, New York;
Museum of Contemporary Art, Los Angeles; der Neuen Nationalgalerie,
Berlin, und dem Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris. In der aktuellen Ausstellung „painting 2.0“ im Museum Brandhorst ist Jutta Koether
prominent vertreten.
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LOS 17
Guyton/Walker
Wade Guyton * 1972 in Hammond, Indiana/USA,
lebt und arbeitet in New York/USA
Kelley Walker * 1969 in Columbus, Georgia/USA,
lebt und arbeitet in New York/USA
Canstripe_redwhiteblue_screen &
Orange_burneddirt_blue_bloodorange_screen
(prototypes for Brandhorst), 2015
2 Wandschirme
Digitaldruck auf Sperrholzplatten
montiert in Trägerkonstruktion aus pulverbeschichtetem Stahl
je 295 × 244 × 60 cm
Unikate
Zertifikate
Galeriepreis: € 137.500,–
Eingeliefert von Galerie Gisela Capitain, Köln
Courtesy Guyton/Walker und Galerie Gisela Capitain, Köln
Seit fast einem Jahrzehnt gibt es neben Wade Guyton und Kelly Walker
einen dritten Künstler mit ähnlichem Namen. Er firmiert als Guyton/
Walker und wird von den beiden Freunden, die zu den gefragtesten
Positionen ihrer Generation gehören und ihre internationalen Karrieren
absolut unabhängig voneinander verfolgen, als autarke Person betrachtet. Kollaborierend bringen Guyton und Walker zwar zahlreiche
Elemente ihrer eigenen Arbeit ein, verschmelzen diese aber zu einer
eigenständigen Sprache, die den sehr reduzierten, seriellen Ansatz
Guytons mit dem imagebasierten Vorgehen Walkers verbindet. Beide
bedienen sich vorgefundener Zeichen und Motive. Beide arbeiten mit
computergenerierten Bildfindungsverfahren, in beider Werk spielen
diverse Reproduktions- und Druckprozesse eine große Rolle. Aber wo
Guyton das Gegenständliche fast gänzlich eliminiert und der Farbe wenig
Raum lässt, basiert Walkers Sprache auf dem aneignenden und collagierenden Umgang mit gefundenem Material aus Hoch- und Populärkultur.
Als Bildträger dienen Baumaterialien wie Zaunplanen, Gipskarton oder
Sperrholz, aber auch Matratzen, Tische oder Farbtöpfe. Mit tropischen
Früchten, Polkapunkten, Schachbrettmustern oder Farbklecksen
bedruckt, werden diese zu vielteiligen, raumgreifenden Installationen
angeordnet. Guyton/Walker hinterfragt nicht nur das Konzept der
Autorenschaft, der künstlerischen Handschrift und der Authentizität
des Kunstwerkes, sondern auch gängige Wahrnehmungshierarchien.
Der Unterschied zwischen Hauptansicht und Rückseite ist ebenso
60
aufgehoben wie der zwischen Bild und Objekt, Kunst und Gebrauchsgegenstand. Viele Arbeiten bergen das Versprechen von Benutzbarkeit.
So auch die hier angebotenen Paravents, die als Prototypen für eine
siebenteilige Serie entstanden sind, die das Museum Brandhorst für
seine Sammlung in Auftrag gegeben hat. Sie können und sollen als
Raumteiler fungieren. In einer mit Rädern versehenen Trägerkonstruktion montiert, lassen sie sich leicht bewegen und in ihrer Position zueinander verschieben – die perfekte Kombination aus Bild und Skulptur.
2013 hat das Kunsthaus Bregenz Guyton/Walker eine große Einzelausstellung gewidmet. Guyton/Walker ist in zahlreichen öffentlichen Sammlungen vertreten, darunter der Albright-Knox Art Gallery, Buffalo; dem
Astrup-Fearnley Museum of Modern Art, Oslo; dem Baltimore Museum
of Art; dem Centre Georges Pompidou, Paris, und dem MoMA, New York.
Momentan zeigt das Museum Brandhorst in der Ausstellung „painting
2.0“ einen großen Werkblock.
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62
63
LOS 18
Cosima von Bonin
*1962 in Mombasa,
lebt und arbeitet in Köln
Smoke, 2008
Acryl, LED, Neon und Stahl
137 × 73 × 60 cm
Edition 10/25 + 3 AP
Zertifikat
Galeriepreis: € 12.300,–
Eingeliefert von Cosima von Bonin
Courtesy Cosima von Bonin und Galerie Neu, Berlin
Das persönliche Genre Cosima von Bonins wurde einmal beschrieben
als „Konzept-Pop“, eine Wortschöpfung, die die hochreflexiven und doch
humorvoll leichten Verwindungen ihres Werks auf den Punkt bringt.
Die Künstlerin liebt Kategorien, Regeln und Verhaltensmuster, schlicht
jede Art von Ordnung, die Menschen in der Annahme erzeugen, sie
bedeuteten Zivilisation und Kultur. Solche Zuordnungen sind ihr Lieblingsspielzeug im prallen globalen Dinge- und Bilderkosmos. Die Arbeit
„Smoke“ entstand in Zusammenarbeit mit Michel Würthle, Künstler
und Wirt der legendären Paris-Bar in Berlin. Eine überdimensionale
Zigarette wird als Anziehungs- und Fluchtpunkt inszeniert. Die Arbeit
ist eine ironische Referenz an das Rauchen als sozial verbindendes
Element, das Menschengruppen bei jeder Witterung gemeinsam vor
Bar- und Restauranttüren zwingt, und erzählt gleichzeitig von Sehnsüchten, Verboten und symbolhafter Verwegenheit. In ihrer großen Retrospektive „Hippies use side door. Das Jahr 2014 hat ein Rad ab“ im
vergangen Jahr im MUMOK, Wien, installierte die Künstlerin die Arbeit
„Smoke“ vor der Eingangstür des Museums und markierte es damit als
einen Ort, an dem Ver- und Gebote bitte zu brechen sind. Damit wird die
Arbeit zum Logo für den verspielten intellektuellen Anarchismus der
Künstlerin, der durchaus als Aufruf zu verstehen ist. Cosima von Bonin
zählt zu den bedeutendsten deutschen Künstlerinnen, sie hatte Einzelpräsentationen u.a. im Museum Ludwig, Köln; Kemper Art Museum,
St. Louis; MAMCO, Genf; Kunsthaus Bregenz und im MOCA, Los Angeles.
Werke von Cosima von Bonin sind vertreten u.a. in den Sammlungen
des Hamburger Bahnhof, Berlin; ZKM, Karlsruhe; Städtisches Museum
Abteiberg, Mönchengladbach; Stedelijk Museum, Amsterdam; MoMA,
New York, sowie den Sammlungen Boros und Grässlin. Die Künstlerin
wird im kommenden Jahr eine der Hauptakteurinnen bei der Glasgow
International Biennale sein.
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Die stählernen Haltestangen des eingelieferten
Werks sind weiß lackiert
und nicht unlackiert wie in
der Abbildung.
LOS 19
Dieter Blum
*1936 in Esslingen am Neckar,
lebt und arbeitet in Düsseldorf und Esslingen
Low Clearance, 1992/2015
Cromogenic Print
150 × 132 cm
Signiert: verso
Edition 3/6
Galeriepreis: € 150.000,–
Eingeliefert von Dieter Blum und Donata Krings
Courtesy Dieter Blum
Dieter Blums Kunst ist unglaublich begehrt. Erst kürzlich kaufte die
Daimler Art Collection einen Zyklus von gleich 55 Fotografien an
und schickt diese im kommenden Jahr auf eine weltweite Ausstellungstournee. Die Saatchi Gallery besitzt in ihrer Sammlung sogar
ein Exemplar des vorliegenden Werks. Der Künstler Richard Prince
schließlich empfand die Arbeiten von Blum als derart präzise, dass
er sich zahlreiche Bilder kurzerhand aneignete, zu eigenen Werken
erklärte und für Millionenbeträge verkaufte. Doch zurück zum
Original: Dieter Blums Karrieredurchbruch gelang mit seiner legendären Werbung für Marlboro. Die melancholischen Cowboymotive
und Landschaften trafen ein Lebensgefühl auf den Punkt. Auf einem
weißen Pferd, einer Erscheinung gleich findet sich der Cowboy auch in
dieser Arbeit. Er hält den Blick gesenkt. Das Gesicht verschwindet
hinter dem leuchtend hellen Hut. Er ist Ideal, nicht Individuum. Deplatziert und in überlegener Tristesse beherrscht er die Szene. Das Bild
ist eine Ikone der Sehnsüchte und gleichzeitig präzise kalkuliertes
Sehnsuchtsangebot. Es entstand auf einer Tour des Fotografen durch
den Süden der USA in der texanischen Kleinstadt Seymour. Von 1992
bis 2004 fotografierte Dieter Blum Cowboys für Marlboro und entwickelte dabei einen dichten Imaginationskosmos, der die männlich
geprägte, westliche Vorstellung von Freiheit und Ursprünglichkeit mit
beeindruckender Klarsicht zusammenfasst. „Low Clearance” wurde
nie für eine Anzeige verwendet. Zu avantgardistisch und zu intellektuell gebrochen war den Auftraggebern das Bild: ein Kunstwerk, kein
Werbemotiv. Für sein Lebenswerk erhielt Dieter Blum kürzlich die
Médaille Vermeil der akademischen Gesellschaft Arts-Sience-Lettres
in Paris. Zahlreiche Presseartikel erschienen über ihn und sein Werk.
Seine Bilder hat er in preisgekrönten Büchern publiziert, er stellt
international in renommierten Galerien aus und ist in bedeutenden
Sammlungen vertreten.
66
LOS 20
Zilla Leutenegger
*1968 in Zürich, lebt und arbeitet in Zürich
Bird Chair, 2015
Videoinstallation auf Wandzeichnung, eine Projektion, Farbe, kein Ton
Maße variabel
Edition 1/3
Zertifikat
Galeriepreis: € 17.900,–
Der Projektor ist nicht im Zuschlagspreis enthalten.
Eine Installationsanleitung und Spezifikationen zur
notwendigen Technik finden sich im mitgelieferten Zertifikat.
Eingeliefert aus Privatsammlung
Courtesy Zilla Leutenegger und Galerie Peter Kilchmann, Zürich
Die Schweizer Künstlerin Zilla Leutenegger verbindet in ihren komplexen
Installationen Zeichnung mit Projektion und Skulptur und erweitert auf
singuläre Weise das zweidimensionale Bild in den Raum und die Bewegung.
Zwischen 2004 und 2007 entstand ihre heute bekannteste Werkgruppe
„Apartment“– sieben Projektionen, die einzelnen Räumen einer Wohnung
wie der Küche, dem Bad oder der Bibliothek gewidmet sind. Bewohnt
werden die nur andeutungsweise skizzierten und möblierten Zimmer vom
androgyn anmutenden Alter Ego der Künstlerin, Z, das wir bei unspektakulären, sich wiederholenden Verrichtungen oder dem schlichten Nichtstun
beobachten. In der Verbindung verschiedener Wahrnehmungs- und Realitätsebenen entstehen subtile, atmosphärisch verdichtete Erzählungen über
das Dasein, in denen sich Leichtigkeit und Melancholie begegnen. Bei jeder
Ausstellung erweitert die Künstlerin „Apartment“ um neu entstandene
Arbeiten und führt die Idee eines lebendigen, sich in der Zeit entwickelnden
Kunstwerks weiter. Hierzu zählt auch „Bird Chair“, eine 2015 entstandene
Projektion, die aus Wandzeichnungen des bekannten Designklassikers von
Harry Bertoia sowie einer vor allem in den 1970er Jahren oft kopierten
Lampe des japanischen Gestalters Isamu Noguchi besteht. Letztere erhält
ihr Licht über eine Projektion. „Ich mag es den Stuhl zu zeichnen“, so die
Künstlerin, „weil er aus Linien besteht, einem Netz aus Strichen, und durch
die Perspektive ein Volumen auf die Wand gezeichnet wird.“ Die Projektion
wird auf das Eigentliche, das Licht, reduziert und ist zugleich ein bewegtes
Bild. Zilla Leuteneggers Werke sind in zahlreichen öffentlichen Sammlungen vertreten, u.a. mit einem großen Werkkomplex in der Sammlung Götz.
Ihre Arbeiten wurden zuletzt im Museum Franz Gertsch, Burgdorf (2014);
Museum Morsbroich, Leverkusen (2013), sowie in der Weserburg, Museum
für moderne Kunst, Bremen (2011), und im ZKMax, München (2007), ausgestellt. 2015 zeigte die Pinakothek der Moderne mit „Ring My Bell“ eine
Solopräsentation der Künstlerin. Für das Jahr 2016 ist im Bündner Kunstmuseum, Chur, eine Einzelausstellung geplant.
68
LOS 21
Adam McEwen
*1965 in London/Großbritannien,
lebt und arbeitet in New York/USA
Untitled, 2015
Inkjet Print auf Zelluloseschwamm
188 x 141 cm
Unikat
Signiert: verso
Galeriepreis: € 93.600,–
Eingeliefert von Adam McEwan und The Modern Institute/
Toby Webster Ltd, Glasgow Courtesy Adam McEwan und The Modern Institute/
Toby Webster Ltd, Glasgow
Adam McEwen gehört nicht zu den Künstlern mit einem „signature
style“. Seine internationale Bekanntheit hat er sich mit einer Vielzahl
unterschiedlicher Ansätze erworben, zu denen Textarbeiten wie fiktive
Nachrufe auf noch lebende Berühmtheiten, Kaugummibilder, Videoinstallationen sowie Grafitskulpturen von Alltagsgegenständen gehören.
Und eben die Schwammbilder. Ihre Inspiration beziehen all diese Werkgruppen aus einer Mixtur von historischen Ereignissen, Bildern aus
der Populärkultur und alltäglichen Erscheinungen, die das Stadtbild
New Yorks kennzeichnen. Die „sponge paintings“, die als Bildträger
ganz gewöhnlichen Zellstoffschwamm verwenden, sind mit Aufnahmen
bedruckt, die McEwen von New Yorker Gehsteigen gemacht hat. Ihre
spezifische Oberflächenbeschaffenheit aus Schmutz, vergossenen
Flüssigkeiten und den allgegenwärtigen, schwarz gewordenen Kaugummiklumpen mutiert zu einer abstrakten Struktur. Um 90 Grad gedreht
und von rechteckigen Farbfeldern koloriert, die in ihrer Anordnung
auf konstruktivistische Formulierungen oder die amerikanische HardEdge-Malerei anspielen, verlieren die Darstellungen ihren unmittelbaren Bezug zur Wirklichkeit. Aus den Spuren von Schmutz, Nachlässigkeit
und Gebrauch entstehen Kompositionen von abstrakter Schönheit,
die ihrerseits durch die Verwendung von einem Trägermaterial, aus
dem gewöhnliche Küchenschwämme hergestellt werden, gebrochen ist.
Die Druckfarben dringen tief in die Poren des Schwammes ein, was
den Arbeiten einen dreidimensionalen Aspekt verleiht. McEwen ist
momentan in der Eröffnungsausstellung des neuen Whitney Museum
of American Art zu sehen. Seine Werke befinden sich u.a. in der Rubell
Collection, Miami; im Centre Georges Pompidou und der Fondation Louis
Vuitton, Paris; im Guggenheim Museum, New York; sowie der Sammlung
Stoschek, Düsseldorf; De la Cruz Collection, Miami, und der Colección
Jumex, Mexico City.
70
Los 22
Sergej Jensen
*1973 in Maglegaard/Dänemark,
lebt und arbeitet in Berlin und New York/USA
Untitled, 2015
Pastell auf grundiertem Leinen
45 × 45 cm
Signiert: verso
Galeriepreis: € 17.500,–
Eingeliefert von Sergej Jensen
Courtesy Sergej Jensen und Galerie Neu, Berlin
Vor allem eines scheint der Maler Sergej Jensen vermeiden zu wollen –
das Malen. Was sich zunächst absurd und blockierend anhört, verwandelt sich im Werk des Künstlers in eine überraschend reiche künstlerische Sprache und malerische Materialpoesie. Werke wie „Untitled“
vermitteln eine stille Authentizität und zurückhaltende Wahrheit. Jensen
komponiert aus einem bewusst poveren Materialfundus, setzt klassisch
malerische Pigmente auf profanes Textil, Pastellkreiden auf rohe
Holzplatten. Pastos ist die blassgelbe Pastellkreide auf den hölzernen
Bildgrund gerieben, als hätte der Künstler sie in ihn hineinarbeiten
wollen. Die feine Zeichenkreide wird zur sandigen Fläche, die das Holz
unter sich begräbt. Sergej Jensen spielt mit der archaischen Geste des
Aufbruchs, mit der Aura der Avantgarde. Die Unmittelbarkeit des Bildes,
Schlachtruf und Glorie vergangener Malerfürsten, ist bei Jensen lässiger
Spielball seiner Konstruktionen. Die Metaphysik der modernen Malerei
zitiert er als Style, den Mythos der Expression als erzeugte Laune
des Materials – und dennoch: trotz seines Zurücktretens als Künstler
verlieren die Werke nichts an Anziehung und Kraft, im Gegenteil, in eben
dieser Befreiung liegt das Wunderbare dieser Malerei. Sergej Jensens
Arbeiten wurden in international wichtigen Gruppenausstellungen
wie „Decorum“ im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris (2013);
„Time Again“ im Sculpture Center, New York (2011); „All of this and
Nothing“, „6 Hammer Invitational“ im Hammer Museum, Los Angeles
(2011); „Annette Kelm, Sergej Jensen, Wolfgang Breuer” bei Kunstwerke
Berlin (2009); „Of Mice and Men“ auf der Berlin Biennale (2006);
beim Momentum Nordic Festival Contemporary Art, Moss (2006), und
der São Paulo Biennial (2004) gezeigt. 2008 schuf Sergej Jensen gemeinsam mit Henrik Olsen eine Rauminstallation in der Pinakothek der
Moderne, München, die Malerei und Skulptur miteinander verband.
72
LOS 23
Charline von Heyl
*1960 geboren in Mainz,
lebt und arbeitet in New York/USA
Nuke Face, 2014
Acryl und Kohle auf Karton
30,5 × 22,9 cm
Zertifikat
Galeriepreis: € 19.500,–
Eingeliefert von Charline von Heyl und Galerie Gisela Capitain, Köln
Courtesy Charline von Heyl, Galerie Gisela Capitain, Köln
und Petzel, New York
In der großen Malereiausstellung „Painting 2.0“ im Museum Brandhorst
ist sie mit einem zentralen Werk vertreten, und ihre Zeichnungsmappe
„Black Sun“ zählt zu den lang gehegten Ankaufswünschen der Staatlichen Graphischen Sammlung, die PIN. 2015 erfüllen wird. Die Rede
ist von der in Deutschland geborenen, seit vielen Jahren in New York
lebenden Künstlerin Charline von Heyl. Im Lauf ihrer mittlerweile
25-jährigen Schaffenskarriere ist sie eine wichtige Stimme in der internationalen aktuellen Malerei geworden. Nach ihrem Studium bei Jörg
Immendorff in Hamburg siedelte von Heyl Anfang der 1990er Jahre nach
Düsseldorf über, wo sie in Auseinandersetzung mit der damals vorherrschenden konzeptuellen Kunst ihr unverwechselbares malerisches
Œuvre entwickelte. Für Charline von Heyl gibt es keinen Gegensatz
zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, Malerischem und Grafischem, kontrollierter Strenge und gestischer Dynamik, präzise gesetztem Detail und experimenteller Spur. Mit einem Repertoire an Formen,
das sie fast spielerisch immer wieder neu kombiniert und stetig erweitert, lässt die Künstlerin Bezüge zum menschlichen Körper, zur Natur
oder zu einem Muster anklingen, um all das im gleichen Atemzug zu
verweigern. Jeder spezifische Kontext wird bewusst verwischt, und eine
konkrete Lesart muss ausbleiben. Auch „Nuke Face” suggeriert durch
den Bildtitel, durch die Farbwahl, durch Zeichen, Konturen und Binnenstrukturen Benennbares, beispielsweise ein Porträt. Doch das „Gesicht”
entzieht sich unserer erkennenden Wahrnehmung, bleibt ein Rätsel –
und damit frei. Charline van Heyl war 2014 auf der Whitney Biennial
vertreten. Sie hatte u.a. Einzelausstellungen in der Tate, Liverpool;
dem Institute of Contemporary Art, Boston; der Wiener Secession und
ist in den Sammlungen u.a. des Art Institute of Chicago; FRAC, Reims;
des Kemper Art Museum, St. Louis; MoMA, New York; MOCA, Los
Angeles, und der Tate, London, vertreten. Die Deichtorhallen Hamburg
planen 2017 eine große Retrospektive zum Werk von Charline von Heyl.
74
LOS 24
Peter Dreher
*1932 in Mannheim,
lebt und arbeitet in Wittnau
Tag um Tag guter Tag #2241 und
Tag um Tag guter Tag #2119, 2006
Öl auf Leinwand
je 25 cm × 20 cm
Signiert: recto
Galeriepreis: € 17.000,–
Eingeliefert von Peter Dreher
Courtesy Galerie Thomas Salis Art & Design, Salzburg
1972 entstand ein erstes Bild von einem Wasserglas. Zunächst wollte
Peter Dreher nur fünf oder sechs Bilder dieses Wasserglases malen,
„um zu zeigen, dass es nicht nötig ist, das Motiv zu wechseln, um zum
Malen angeregt zu werden“. Aus diesen ersten Bildern entstand ab 1974
eine Serie, die bis heute weiterläuft. Der Titel der Werkserie „Tag um
Tag guter Tag“ bezieht sich dabei auf einen Ausspruch des chinesischen
Zen-Meisters Yunmen Wenyan, welcher die objektive Gleichheit aller
Dinge behauptet. Seither sind mehr als 5200 Ölgemälde desselben
Wasserglases entstanden – am gleichen Ort, in gleicher Distanz zum
Künstler und unter ähnlichen Lichtverhältnissen. Dennoch ist keines der
Bilder dieser Werkserie exakt wie das andere. Sie unterscheiden sich
durch subtile Veränderungen in Licht, Schatten und Spiegelungen.
Wie in einem Stillleben Giordio Morandis schimmern die Gläser in zarten
Weiß- und Grauabstufungen. Auf einigen erkennt man die Spiegelung
eines Fensters in Drehers Studio, auf anderen sogar das schwache Bild
des Künstlers. Während Dreher in seiner seriellen Arbeitsweise den
Künstlern Roman Opalka oder On Kawara ähnelt, differenziert sich sein
Werk durch eine tiefe Auseinandersetzung mit dem Wesen der Malerei.
Inspiriert von Edmund Husserls Phänomenologie der Wahrnehmung
konzentriert Dreher sich mit kontemplativer Ruhe auf den Akt des
Malens – nicht nur, um das Streben nach Innovation und Interpretation in
der Kunst zu hinterfragen, sondern auch, um, wie er sagt, in den Stunden
des Malens vollkommen bei sich zu sein. Peter Dreher ist Träger des
Bundesverdienstkreuzes. Sein Œeuvre wurde in zahlreichen renommierten Institutionen wie der Kunsthalle Baden-Baden oder dem Musée
d’Art Moderne in Genf gezeigt und ist in zahlreichen öffentlichen Sammlungen vertreten, darunter dem Museum Folkwang, Essen; dem
Museum Frieder Burda, Baden-Baden, und der Staatsgalerie Stuttgart.
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LOS 25
Markus Linnenbrink
*1961 in Kassel,
lebt und arbeitet in Brooklyn, New York/USA
BELLSWON’TBERINGING (TRINELLE/BROOKLYN), 2012
C-Print, Epoxidharz auf Holz
91,4 × 63,5 cm
Signiert: verso
Galeriepreis: € 18.000,–
Eingeliefert von taubert contemporary, Berlin
Courtesy taubert contemporary, Berlin
Anknüpfend an seine zelebrierten „Drip Paintings” hat Markus Linnenbrink seit 2010 einen faszinierenden Zyklus von „Foto Drips” geschaffen,
mit welchem er die Grenzen zwischen konkreter und abstrakter Kunst
auslotet. In technischer Hinsicht von Jackson Pollock und Barnett
Newman inspiriert, lässt Linnenbrink mit Farbpigmenten vermischtes
Epoxidharz zu schmalen Rinnsalen verlaufen und erhärten. Die Materialität der Farbe wird dabei mit der Gegenständlichkeit der teils verdeckten Fotografien ergänzt. Indem Linnenbrink alte Reiseaufnahmen seines
Vaters mit eigenen Fotografien seiner Wahlheimat New York verblendet,
entsteht so ein hybrides Objekt voller Farb- und Erinnerungsschichten.
Seit den späten 1980ern werden Linnenbrinks Werke international
ausgestellt, u.a. im Kunstmuseum Bonn und im San Jose Museum of Art.
2014 zeigten die Kunsthalle Nürnberg und die Kunsthalle Recklinghausen Arbeiten von Markus Linnenbrink in Einzelausstellungen. Seine
Werke sind weltweit in über vierzig Sammlungen vertreten, beispielsweise in der Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt am Main; dem San
Francisco Museum of Modern Art, und dem UCLA Hammer Museum,
Los Angeles.
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LOS 26
Hubertus Hamm
*1950 in Werdohl im Sauerland,
lebt und arbeitet in München
Haiku, 2014
C-Print auf thermoelastischer, synthetischer Platte
200 × 150 × 26 cm
Unikat
Signiert: verso
Galeriepreis: € 15.500,–
Eingeliefert von Hubertus Hamm
Courtesy Galerie Kornfeld, Berlin
Der Baum ist für Hubertus Hamm elementares Bild der Natur und des
Ursprungs. Er ist gleichzeitig Symbol des Ewigen und Momentanen –
ein Urbild des Lebens. Der Münchner Fotograf spürt in seinem Werk
„Haiku“ dieser metaphysischen Dimension seines Motivs nach. Zu sehen
ist ein Baum. Seiner Umgebung entrückt ragt er vom unteren Bildrand
in eine sich wölbende und windende Bildfläche hinein. Die Wellenförmige Bewegung des Bildträgers scheint dem Motiv in eine dritte Kraft
dimension zu folgen. Über den abgebildeten Baum verbleibt fast die
Hälfte des Formates leer – damit verbindet der Künstler den Baum nicht
mit der Erde, in der er wächst, sondern mit dem ätherischen Raum in
den er hineinragt. Die poetische Entrückung seines Motivs unterstreicht
Hamm noch einmal in der Titelgebung. In der japanischen Dichtkunst
ist ein Haiku ein Gedicht, das durch Verknappung und Auslassung eine
Wahrheit und Gegenwärtigkeit zu schaffen vermag, die nicht in den
Worten selbst, sondern in ihrem Nachhall entsteht. Dabei liegt einem
Haiku stets, ganz wie bei Hubertus Hamm, eine unmittelbare Realität
zugrunde, die es nüchtern und in komponierten Fragmenten nur skizziert. Hubertus Hamm ist mit Einzelausstellungen global vertreten.
Vergangenes Jahr stellte er im Yuan Art Museum, Peking; Nationaltheater München sowie in Galerien in München und Berlin aus. 2013
widmeten das SPSI Art Museum in Shanghai sowie 2010 – 2011 Die Neue
Sammlung in der Pinakothek der Moderne dem Künstler Einzelpräsentationen. Arbeiten von Hubertus Hamm sind in den Sammlungen des
Deutschen Hygiene-Museums, Dresden, sowie des Neuen Museums
Nürnberg vertreten. Im kommenden Jahr plant die Galerie Kornfeld eine
Einzelpräsentation mit Hubertus Hamm.
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LOS 27
Andy Hope 1930
*1963 in München,
lebt und arbeitet in Berlin
Rainbow Canyon, 2007
Öl auf Holz
50 × 40 cm
Signiert: recto
Galeriepreis: € 20.000,–
Eingeliefert von Andy Hope 1930
Courtesy Andy Hope 1930, Hauser & Wirth, London/ Zürich
und Guido Baudach, Berlin
„Rainbow Canyon“ – ein Titel wie für einen Hollywood-Western. Andy
Hope 1930 nutzt ihn als Überschrift auch im Bild selbst. Man sieht eine
Figur vor einer Bergkette. In schnellen schwarz-grau-monochromen
Pinselstrichen skizziert der Künstler die Szenerie. Ein schwarzes Rund
über dem Kopf der Figur, einem düsteren Heiligenschein ähnlich,
definiert sie als Cowboy. Ein abgezeichnetes Filmposter vielleicht, doch
so einfach kommt der Betrachter nicht davon. Hope legt Spuren, die
die homogene Narration irritieren. Auf der angeschnittenen Brust des
Cowboys prangt ein Symbol, nur zu etwa einem Drittel sichtbar. Eine
Linie definiert den Umriss des Superman-Zeichens, in dessen Zentrum
jedoch nicht das bekannte „S” steht, sondern allem Anschein nach
ein Davidstern. Damit erklärt der Maler John Wayne keineswegs zum
zionistischen Kämpfer, vielmehr ist es eine Referenz auf einen ganz
eigenen Hope’schen Kosmos. Wenn der mit bürgerlichem Namen
Andreas Hofer heißende Maler seine Werke mit „Andy Hope 1930”
signiert, rekurriert er damit auf einen Zeitpunkt radikaler Umbrüche in
der westlich-europäischen Kulturgeschichte. Die großen Avantgarden
fielen in jenen Jahren zerstörerischen Ideologien zum Opfer, deren
pathetische Ikonografien die vorwärtsgewandte Moderne überlagerten,
um später gemeinsam mit ihr im westlichen Pop-Amalgam aufzugehen.
Eine postapokalyptische Ursuppe, aus deren untoter Staffage Hope sein
Bilduniversum konstruiert. Zwielichtige Heroen und finstere Schurken
tauchen darin auf, nur vage angelegt und doch auf unheimliche Weise
dem Betrachter vertraut. Andy Hope 1930 ist in wichtigen Sammlungen
vertreten, u. a. im Lenbachhaus, München; im Museum Abteiberg,
Mönchengladbach; im MMK, Frankfurt; im Centre Georges Pompidou,
Paris; der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik
Deutschland sowie in international bedeutenden Privatsammlungen.
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LOS 28
Amelie von Wulffen
*1966 in Breitenbrunn/Oberpfalz,
lebt in Berlin
Ohne Titel (van Gogh, Trauben) und
Ohne Titel (van Gogh, Paris, Pariser Bar,
Blume), 2015
2 von 8 Unikaten für die Pinakothek
der Moderne
Öl auf Holz, Metall
Sitzhöhe je ca. 45 cm
Galeriepreis: € 6.200,–
Eingeliefert von Amelie von Wulffen
Courtesy Amelie von Wulffen
In diesem Jahr widmet die Pinakothek der
Moderne dem Schaffen der Künstlerin Amelie
von Wulffen eine umfassende Ausstellung.
Neben Gemälden präsentiert sie Zeichnungen, Mobiliar sowie einen Film und macht auf
diese Weise ein freies Verständnis von Malerei deutlich. Nach Ausstellungen im Centre
Georges Pompidou, Paris, im Kunstmuseum
Basel, im Kunstverein Düsseldorf und im
Aspen Art Museum ist dies seit Längerem
erstmals wieder eine Museumsretrospektive
der Künstlerin. Bekannt wurde Amelie von
Wulffen mit Bildcollagen, bei denen sie
Malerei mit eigenen und gefundenen Fotografien kombinierte. Die frühen Werke lassen
das bis heute zentrale Anliegen deutlich
werden, die Grenzen des Malerischen
bewusst zu erweitern. Landschaftsmotive,
Porträts und Elemente aus Stillleben tauchen
darin in unterschiedlichsten Maltechniken
auf. Einzelne Elemente wirken wie herangezoomt, andere erscheinen durch Fragmentierungen oder Übermalungen verfremdet.
Sujets von Courbet oder Marées, van Gogh
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oder Beckmann treten in fruchtbare Korrespondenzen mit kunsthandwerklichen
Ausdrucksformen und dekorativen Oberflächenstrukturen, mit Lüftlmalerei etwa
oder Basteltechniken wie Batik oder Tauchlack. Amelie von Wulffen behandelt altmeisterliche, moderne und kunstferne
Malweisen gleichberechtigt und kreiert
damit neue erzählerische Zusammenhänge
abseits von Klischees und Erwartungen.
In der Ausstellung zeigt sie – zusammen
mit dem Film – auch eine Gruppe von fünf
bemalten Schulstühlen, auf welche die
Besucher eingeladen sind, sich niederzulassen. An diese Arbeiten von 2013 knüpft
die Edition an, die von Wulffen anlässlich
der Münchner Ausstellung geschaffen hat.
Die verwandelten Schulstühle – zugleich
benutzbares Möbel und Kunstwerk – sind
möglicherweise als Metaphern anzusehen,
sich selbst immer wieder als lernendes
Wesen zu begreifen – im Bereich der Ästhetik ebenso wie im Sozialen.
LOS 29
Benjamin Katz
*1939 in Antwerpen/Belgien,
lebt und arbeitet in Köln
Gerhard Richter, 1984
Silbergelatine auf Baryt, Vintage Print
39 × 26,5 cm
Unikat
Galeriepreis: € 6.000,–
Eingeliefert von Benjamin Katz und
Galerie Sabine Knust – Matthias Kunz, München
Courtesy Benjamin Katz und
Galerie Sabine Knust – Matthias Kunz, München
Benjamin Katz hat jahrzehntelang als künstlerischer Chronist seine
Künstlerkollegen begleitet, ein heiterer Flaneur, den man nie ohne seine
Leica-Kamera antrifft. Als porträtierender Fotograf ist er selbst Künstler. Katz beobachtet nicht nur, sondern agiert auch selbst. 1963 eröffnete er gemeinsam mit Michael Werner die Galerie Werner & Katz,
Grundlage für die Galeristen-Karriere des einen und den Freundeskreis
des anderen. Die Freunde und das eigene Leben sind sein unerschöpfliches Material. Hunderttausende Aufnahmen hat er im Laufe der
Jahrzehnte gemacht: Stillleben, Straßenszenen, Porträts oder aber
immer wieder, wie in der vorliegenden Arbeit, intime Ateliersituationen.
Katz‘ Porträts lassen ebenso den Schaffensprozess wie das Wesen
eines Künstlers sichtbar werden. Er zeigt ihre Suche nach einer Lösung,
ihr Glück im Augenblick des Findens, aber auch das Selbstbild, das sie
transportieren wollen. Ganz unbefangen und oft voller Humor inszenieren sich Katz‘ Modelle vor seiner Kamera. Katz teilt das Privileg seiner
Freundschaft mit dem Betrachter und gewährt einen Blick aus seiner
Perspektive auf den arbeitenden Gerhard Richter. Die vorliegende
Fotografie ist von Katz nur ein einziges Mal abgezogen und rückseitig
signiert – ein unikates Kunstwerk und gleichzeitig ein einzigartiges
Zeitdokument. Benjamin Katz stellt regelmäßig in internationalen
Institutionen aus, teilweise gemeinsam mit dem eng befreundeten
Georg Baselitz. So etwa im Helsinki Art Museum im Jahr 2010, im Kunstmuseum Bremerhaven 2007 oder in der Villa Faravelli in Imperia 2005.
Werke von Matthias Katz sind u.a. in der Kunstsammlung NordrheinWestfalen, Düsseldorf vertreten. Für kommendes Jahr plant das Musée
d’Art Moderne de la Ville de Paris eine große Präsentation und einen
umfangreichen Ankauf von Benjamin Katz’ Arbeiten.
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LOS 30
Otto Piene
*1926 in Bad Laasphe, † 2014 in Berlin
Barbeque, 2014
Feuergouache auf farbigem Karton
50 × 50 cm
Signiert und datiert: recto
Galeriepreis: € 39.000,–
Eingeliefert von Galerie Kronsbein
Courtesy Galerie Kronsbein
Das einflussreiche Œuvre des deutschen Nachkriegskünstlers und
ZERO-Mitgründers Otto Piene ist von einer intensiven Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen Kunst, Natur und Technologie
gekennzeichnet. „Uns interessiert das Licht, uns interessieren die
Feuer, Luftströmungen, die unbeschränkten Möglichkeiten, eine
bessere, hellere Welt zu entwerfen“, so Piene. Mit Heinz Mack gründete Piene 1958 die Avantgarde-Gruppe ZERO, zu dessen Mitgliedern
später auch Günther Uecker zählen wird. Als Reaktion auf den abstrakten Gestus des Informel und inspiriert von dem anbrechenden Weltraumzeitalter versteht sich ZERO als „Stunde Null” – als ein Aufbruch
in neue künstlerische, spirituelle und technologische Sphären mittels
einer experimentellen Form- und Bildsprache.
„Barbeque“ gilt als eines der letzten Werke des im Juli 2014 verstorbenen Künstlers und veranschaulicht, wie Piene bis in seine späten
Arbeitsjahre stets das künstlerische Potenzial von Licht, Luft und
Feuer verfolgte. Bereits 1959 schuf Piene seine ersten „Rauchzeichungen”, welche er kurze Zeit später zu seinen unverkennbaren Feuerbildern weiterentwickelte. Mit Hilfe brennbarer Farbpigmente und
Feuer kreiert Piene auch hier ein dramatisches und zeitloses Werk,
in dessen Mitte sich eine rote kreisförmige Kraterlandschaft aus
Rußspuren und Brandblasen kosmisch über den leuchtend-blauen
Untergrund ausbreitet. Pienes Werke sind weltweit in über 200 Museen
und öffentlichen Sammlungen vertreten. 2014 wurde Piene mit
Retrospektiven in der Neuen Nationalgalerie und der Deutsche Bank
Kunsthalle in Berlin sowie einer Einzelstellung in der Langen
Foundation, Neuss, gewürdigt. In diesem Jahr wurden seine Werke
als Bestandteil von ZERO-Ausstellungen im Guggenheim Museum,
New York; dem Stedelijk Museum, Amsterdam, und dem Martin
Gropius-Bau, Berlin, gezeigt. Bis Januar 2016 widmet ihm das LWLMuseum für Kunst und Kultur in Münster eine Einzelausstellung.
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Erst bei Karl & Faber,
dann in der
Pinakothek der Moderne
HEINRICH MARIA DAVRINGHAUSEN
Weiblicher Akt in Architekturen, 1916, Öl auf Leinwand, 199,5 × 100 cm
FOTO (BILDAUSSCHNITT): BAYERISCHE STAATSGEMÄLDESAMMLUNGEN © RENATA DAVRINGHAUSEN
Kunstauktionen seit 1923
Amiraplatz 3 · 80333 München
T +49 89 22 18 65
[email protected]
www.karlundfaber.de
SILENT AUCTION
19.30 bis ca. 00.30 Uhr
Vorbesichtigung
Alle Kunstwerke der Silent Auction können zusammen mit den
Werken aus der Live Auction in der Pinakothek der Moderne
ab dem 7. November 2015 vorbesichtigt werden (siehe S. 19).
So steigern Sie mit
Auch in der Silent Auction können Sie vorab schriftlich, telefonisch und online mitbieten (siehe S. 21).
Am Abend der PIN.-Party sind Sie ab 19.30 Uhr bis ca. 00.30 Uhr
eingeladen, Ihre schriftlichen Gebote für die Lose der Silent
Auction abzugeben.
Bitte tragen Sie diese persönlich in die Bieterformulare ein,
die auf dem Tresen in der Rotunde rechts vom Haupteingang
ausliegen und bis zum Ende der Silent Auction gegen 00.30 Uhr
immer wieder aktualisiert werden können.
Nach 00.30 Uhr erhält derjenige den Zuschlag, dessen Gebot
innerhalb von fünf Minuten nicht mehr überboten worden ist.
Falls Ihr Gebot den Zuschlag erhält und Sie vor Ende der Silent
Auction schon das Fest verlassen haben, werden wir Sie telefonisch oder schriftlich benachrichtigen.
91
Cory Arcangel
*1978 in Buffalo, New York / USA,
lebt und arbeitet in New York / USA
schmiede Herman Miller. Die Arbeit ist in der
Logik Arcangels eine Zeichnung, doch sie entsteht, wenn der Künstler sie ausdruckt – als
Original, schließlich bewegt sich der Druckkopf
wie ein mechanischer Bleistift über das Papier.
Cory Arcangels Werke wurden international in
prominenten Ausstellungen präsentiert, darunter Einzelausstellungen im Hamburger Bahnhof,
Berlin; Whitney Museum of American Art, New
York; der DHC/ART Foundation for Contemporary Art, Montreal; im Reykjavík Art Museum und
im Espace Louis Vuitton in München. Er wurde
mit zahlreichen Preisen geehrt, zuletzt von
der Kunststiftung NRW, Düsseldorf und Kino
der Kunst, München. Werke von Cory Arcangel
sind vertreten u.a. in der Sammlung der Neuen
Nationalgalerie, Berlin; der Tate, London; dem
Miami Art Museum und dem Whitney Museum
of American Art, New York.
Two Aerons, 2015
Bleistift auf Papier reproduziert
mit einem Muthoh XP-300 Series Drucker
91,4 × 61 cm, Zertifikat
Galeriepreis: € 10.000,–
Eingeliefert von Cory Arcangel
Courtesy Galerie Thaddeus Ropac,Salzburg/Paris
Cory Arcangel stellt Deutungskonventionen
der bildenden Kunst auf den Kopf, indem er sie
bedingungslos nach den Regeln der digitalen
Welt definiert. Dabei setzt er fort, was Andy
Warhol einst im Pop begann. „Two Aerons“ zeigt
einen Bürostuhl aus der legendären Design92
sche Tiefe, Räumliches wird grafisch nivelliert.
Im Werk „Action Print (matcap)“ inszeniert Auer
einen Lederball als verheißungsvolles Objekt.
Mit unnahbarer Aura schwebt der Ball in einer
endlos wirkenden Tiefe, scheinbar beleuchtet
von einer Neon-Gloriole, die als tatsächliches
Objekt auf die flache Oberfläche des Prints aufgesetzt ist. Florian Auer studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München und der
Frankfurter Städelschule bei Tobias Rehberger.
In den vergangenen Jahren präsentierte Florian
Auer seine Arbeiten in prominenten Einzelausstellungen u.a. im Kunstverein Braunschweig;
NAK Neuer Aachener Kunstverein; Cell Project
Space, London, und Mottahedan Projects, Dubai.
Werke von Florian Auer sind vertreten in
der Sammlung Moderne Kunst der Bayerischen
Staatsgemäldesammlungen als Ankauf des
PIN. Young Circle.
Florian Auer
*1984 in Augsburg, lebt und arbeitet in Berlin
Action Print (matcap), 2015
Digital Print, Neon, Sprühfarbe, Kunststoff,
Transformator
80 × 60 × 22 cm
Galeriepreis: € 4.900,–
Eingeliefert von Florian Auer
Courtesy Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin
Digitale Technologien verfremden unsere als
real empfundene Welt. Zwischen haptisch
erfahrbaren Objekten und ihrer Erscheinung im
Bild entsteht eine immer größere Spannung.
Dieses sich ändernde Verhältnis nimmt Florian
Auer zum Ausgangspunkt seiner künstlerischen
Arbeit. Flächig-Zeichenhaftes erhält illusionisti93
Christian Awe
*1978 in Berlin,
lebt und arbeitet in Berlin
relaxing with cherries, 2015
Acryl und Sprühlack auf Leinwand
120 × 100 cm
Signiert: verso
Galeriepreis: € 8.700,–
Eingeliefert von Christian Awe
Courtesy Christian Awe,
Galerie Ludorff, Düsseldorf und
Jenny Falckenberg | Unique Art Concepts
Es wäre schwer zu leugnen, doch das will er
auch gar nicht: Die Wurzeln der Kunst von
Christian Awe liegen in der Street Art. Mit viel
Enthusiasmus, lauter Musik und vor allem mit
viel Farbe geht Awe zu Werke, zumeist auf der
Dachterrasse seines Ateliers hoch über den
Dächern von Berlin. Doch dem eruptiven Gestus
der Farbuniversen des Christian Awe steht eine
ungeheure Präzision und Geduld gegenüber.
Es sind dies zweifellos Dimensionen seiner
Kunst, die nicht der Street Art, sondern seinem
Studium bei Georg Baselitz und Daniel Richter
entstammen. In wochen-, manchmal monatelanger Arbeit trägt Christian Awe Schicht für
Schicht auf die Gemälde auf, kratzt Partien
wieder frei, malt, sprüht und lackiert. Christian
Awe ist international in Ausstellungen, aber
auch mit eigenen Projekten präsent. In Miami
gestaltete er ein Restaurant, in der russischen
Stadt Perm erhielt er einen Kunstpreis für
zahlreiche lokale Aktivitäten und in Berlin realisierte er kürzlich die riesige Fassadenarbeit
„Adanzé“. Darüber hinaus hat Christian Awe
einen Lehrauftrag an der Justus-Liebig-Universität Gießen inne.
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Christoph Brech
*1964 in Schweinfurt,
lebt und arbeitet in München
Musei Vaticani –
Padiglione delle Carrozze Papali, 2011
Fine Art Print
88 × 125 cm
Edition 2/7, Zertifikat
Galeriepreis: € 7.000,–
Eingeliefert von Christoph Brech
Courtesy Christoph Brech
Christoph Brech wurde ein ebenso wunderbares
wie rares Privileg zuteil. Drei Jahre durfte er,
von Besucherströmen unbehelligt, die verzweigten Säle der Vatikanischen Museen mit seiner
Kamera erkunden und neu entdecken. „Unrestricted Views“ heißt das im Sieveking Verlag
erschienene Buch, in dem die Aufnahmen
zusammengefasst sind. Da ist eine Kutsche,
ein päpstliches Gefährt aus dem frühen 19. Jh.
Die Wagentür ließ der Fotograf sich öffnen.
“Musei Vaticani – Padiglione delle Carrozze
Papali“ präsentiert einen intimen Blick in das
mit zerschlissenem roten Samt ausgekleidete
Interieur, und gleichzeitig, fast beiläufig, legt
das Bild eine spektakuläre Durchsicht auf ein
historisches Wandgemälde frei. Eine Prozession, Menschen, Fahnen und in der Mitte, wie
ein Fenster in eine vergangene Zeit, eine päpstliche Kutsche und in ihr ein Papst von einst.
Christoph Brech studierte an der Akademie der
Bildenden Künste in München, an der er nach
seinem Abschluss eine Lehrposition erhielt.
Er setzte seine Lehrtätigkeit an der Université
du Québec in Montréal, der Université Laval in
Québec City und der Temple University in Rom
fort. Christoph Brech wurde mit zahlreichen
Ehrungen ausgezeichnet, darunter der Will
Grohmann Preis der Akademie der Künste in
Berlin und der Preis der Deutschen Akademie
Rom / Villa Massimo. Werke von Christoph
Brech sind vertreten in den Musei Vaticani,
Rom; der Kunstsammlung des Bundes, Berlin;
dem Kulturhistorischen Institut, Florenz;
den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden;
der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und
der Sammlung Goetz, München.
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Johanna Diehl
*1977 in Hamburg, lebt und arbeitet in Berlin
fierte. In dem kleinen Ort Melangra/Adaçay
wurde, wie in vielen Fällen, die orthodoxe Kirche
in eine Moschee umgewandelt. Statt einer
Melanarga/Adaçay, Cyprus (North), 2009
Ikonostase ist eine Vorhangschnur durch den
C-Print, 122 × 95 cm
Raum gezogen und ermöglicht die Aufteilung
Auflage 1/5 + 2 AP, signiert: recto
des Gotteshauses nach Geschlechtern. Ein mit
der türkischen Flagge geschmücktes Minbar
Galeriepreis: € 8.000,–
sowie die Teppiche auf dem Boden machen die
Eingeliefert von Johanna Diel
heutige Bestimmung des Ortes sofort deutlich
Courtesy Johanna Diel, Galerie Fiebach Minnin- und doch ist die Ansicht irritierend. In dem
ger, Köln und Galerie Wilma Tolksdorf,
weitgehend kahlen, weißen Raum, wirken die
Frankfurt am Main
heutigen Ausstattungsgegenstände verloren,
„displaced“ und verweisen damit auf die größeJohanna Diehl beschäftigt sich mit Räumen, an
ren Vertreibungen und Ersetzungen, die sich im
denen sich die Geschichte Europas und seine
Konflikt um die Insel ereignet haben. Johanna
aktuellen Konflikte manifestieren. Für Ihre 2009 Diehl ist in diesem Jahr Stipendiatin der Akadeentstandene Serie „Displace“ reiste die Künstle- mie Schloss Solitude in Stuttgart und 2016
rin nach Zypern, wo sie ehemalige Moscheen im der Villa Massimo. 2015 widmen ihr der Oldengriechischen Teil und ehemalige Kirchen im tür- burger Kunstverein und ab Ende Oktober die
kischen Teil der seit 1974 geteilten Insel fotogra- Pinakothek der Moderne Einzelausstellungen.
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Jens Einhorn
*1980 in Leisnig,
lebt und arbeitet in Berlin
er über die noch feuchte Grundierung, um sie
später wieder abzureißen. Dabei lösen sich Teile
der Grundierung und legen die rohe Leinwand
wieder frei. Zurück bleibt ein fragmentierter,
Mom And Dad And God, 2015
teilweise entblößter Korpus – mehr Referenz
Leim und Seil auf grundierter Leinwand
an Malerei als selbst ein Bild und doch mit der
160 × 120 cm
gestischen Qualität malerischen Ausdrucks.
Signiert: verso
Auf den so entstehenden Flächen inszeniert der
junge Maler mittels farbiger Markierungsfäden
Galeriepreis: € 5.300,–
minimale Kompositionen – wie Skizzen von
Eingeliefert von Jens Einhorn
etwas Entstehendem auf dem freigelegten FunCourtesy DUVE, Berlin
dament. Einhorn schloss im vergangenen Jahr
als Meisterschüler von Tal R in Düsseldorf sein
Einhorns großformatige weiß-monochome Lein- Studium ab und bewegt sich seither mit großen
wände sind Gemälde, doch gemalt sind sie nicht. Schritten in die internationale Kunstszene
Nicht bloße Leinwand ist klassischerweise Trä- hinein, was u.a. eine ausverkaufte Solopräsentager des gemalten Bildes, sondern eine Grundie- tion auf der Art Cologne mit beeindruckendem
rung, die dem Maler einen optisch ebenen MalPresseecho belegt.
grund schafft. Einhorn experimentiert mit eben
diesem Malgrund. Feinmaschige Netze spannt
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Hedwig Eberle
*1977 in München,
lebt und arbeitet in München
o.T., 2015
Aquarell und Tusche auf montiertem Papier
125 × 148 cm
Signiert: verso
Galeriepreis: € 6.200,–
Eingeliefert von Hedwig Eberle
Courtesy Galerie Jahn Baaderstraße, München
Gestisch impulsiv, manchmal gar rau und düster doch gleichzeitig sensibel und behutsam ist
die künstlerische Sprache von Hedwig Eberle.
Dabei leitet sie ihre Kompositionen aus dem
Material der Malerei selbst ab. Leichte wasserfarbene Flächen setzt sie gegen Rinnsale und
Kleckse schwarzer Tusche. Das zunächst groß
anmutende Format der vorliegenden Arbeit entpuppt sich als Montage vieler kleinerer Blätter.
Aus der ungegenständlichen, informell anmutenden Malerei treten zwei Gestalten hervor.
Die Figuren scheinen beiläufig, als wären sie
eher von rinnender Tusche geschaffen als von
einer zeichnenden Hand. Hedwig Eberle
beherrscht malerisches Material und Bildraum
mit einer Meisterschaft, die dem Vergleich mit
einigen der ganz Großen des Informel und
des Neoexpressionismus standhalten. Eberle
studierte Malerei in Berlin und München. Als
Meisterschülerin von Sean Scully wurde ihr
2014 der Bayerische Kunstförderpreis verliehen.
Arbeiten von Hedwig Eberle sind in wichtigen
deutschen Sammlungen wie in der des Lenbachhauses in München vertreten.
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Petrit Halilaj
*1986 in Kostërrc/Kosovo,
lebt und arbeitet in Berlin
Several birds fly away when they
understand it, 2013
Risografie und Zeichnung auf Papier
30 × 20 cm, Zertifikat
abgebildet im Künstlerbuch „of course blue
affects my way of shitting“ Petrit Halilaj, 2014
Galeriepreis: € 3.000,–
Eingeliefert von Petrit Halilaj und Chert, Berlin
Courtesy Petrit Halilaj und Chert, Berlin
Die Quelle der künstlerischen Arbeit Petrit Halilajs ist seine Biografie. Geboren im Kosovo, floh
Halilaj mit seiner Familie nach Italien und kehrte fortan nur sporadisch zurück. Das sensible
und behutsame Werk Halilajs aber geht über
seine persönliche Geschichte weit hinaus. Die
vorliegende Papierarbeit ist Teil eines Projekts,
in dem Petrit Halilaj im Jahr 2013 die Sammlung
des ehemaligen Naturkundemuseums von
Pristina rekonstruierte. Die präparierten Tiere
waren nach politischen Umstürzen in Folge des
Krieges im Keller der Zersetzung preisgegeben
und für die Naturwissenschaft verloren. Halilaj
gab ihnen in der Kunst eine neue Heimat. Die
Wunden, die die Geschichte in die Exponate
gefressen hatte, verhüllt der Künstler respektvoll mit Masken aus Papier. 2011 präsentierte
Halilaj mit großem Presseecho eine berührende
Rauminstallation auf der Art Basel und repräsentierte 2013 sein Heimatland auf der Biennale
in Venedig. Die Bundeskunsthalle und der
Kölnische Kunstverein widmeten dem Künstler
in diesem Jahr große Einzelausstellungen.
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Anne Imhof
*1978 in Gießen, lebt und arbeitet
in Frankfurt am Main und Paris
Beautiful Hole, 2014
Schwarzes Aluminium Dibond, Lack
140 × 100 cm
Unikat
Galeriepreis: € 5.800,–
Eingeliefert von Anne Imhof
Courtesy Galerie Deborah Schamoni,
München und Anne Imhof
Ausgangspunkt von Anne Imhofs Arbeiten ist
das Performative. Die im Hier und Jetzt verortete, künstlerische aber auch körperliche
Handlung ist die Basis des zunächst heterogen erscheinenden ästhetischen Kosmos der
Künstlerin. Ihre Dibond-Radierungen, Zeichnungen und Skulpturen sind gekennzeichnet
durch eine starke, fast affekthafte Gestik, die
eher als Spur, denn als bewusstes Aufzeigen
die Arbeiten formt. „Beautiful Hole“, eine
Arbeit auf schwarz lackiertem Alu-Dibond hat
im oberen Drittel ein kreisrundes, akkurates
Loch, das wie ein Auge in der Fläche sitzt.
Während von der Vorderseite dieser Eindruck
bestehen bleibt, findet man auf der Rückseite
der doppelseitig zu betrachtenden Arbeit
Einritzungen. Einer Verletzung gleich durchziehen diese die schwarze Fläche. „Beautiful
Hole“ war ausgestellt in Imhofs Ausstellung
im Carré d’Art, Musée d’art contemporain
de Nîmes. Imhof ist 2015 Preisträgerin der
Neuen Nationalgalerie, Berlin. 2016 zeigt
die Kunsthalle Basel eine Einzelausstellung
der Künstlerin.
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Caro Jost
*1965 in München, lebt und arbeitet
in New York/USA und München
421 East 6th Street, New York, – former live /
work space of Walter de Maria, 2014
Acryl, Streetprint auf Leinwand, Stahlrahmen
61 × 46 × 8 cm
Signiert: verso
Galeriepreis: € 5.900,–
Eingeliefert von Caro Jost
Courtesy Galerie 401contemporary, Berlin
Caro Jost ist eine Spurensucherin. Mit ihren
„Streetprints“ bannt sie gelebte Kunstgeschichte auf Leinwand. Wirkungsstätten wichtiger
Künstler, vor allem der 1960er Jahre, besucht
und dokumentiert sie auf der ganzen Welt.
Mittels einer speziell beschichteten Leinwand
nimmt sie Abdrücke der Straßen vor den
auratischen Orten – Strukturen, die sich als
rätselhafte Reliefs einprägen. Die Arbeit
„421 East 6th Street, New York, – former live /
work space of Walter de Maria“ verweist demnach auf die Adresse des Gebäudes in dem
Walter de Maria bis zu seinem Tod 2013 lebte
und arbeitete. Caro Josts Werke sind in der
Colección Jumex, Mexico City; der Städtischen
Galerie im Lenbachhaus, München, sowie im
Archiv des MoMA, New York, und der Guggenheim Collection vertreten. Für 2016 planen
das Sarasota Museum of Art, Florida, und die
Galerie 401contemporary, Berlin, Präsentationen von Arbeiten der Künstlerin.
104
Paco Knöller
*1950 im schwäbischen Obermarchtal,
lebt und arbeitet in Berlin
Künstliche Paradiese –
Schlafmohnalphabet 84, 2015
Ölkreide und Lack auf Holz
40 × 40 × 6 cm, signiert: verso
Galeriepreis: € 6.800,–
Eingeliefert von Paco Knöller
und Galerie Karsten Greve, Köln
Courtesy Paco Knöller und
Galerie Karsten Greve, Köln
Paco Knöller arbeitet an der Grenze zwischen
Gegenständlichkeit und Abstraktion. Die Arbeit
„Künstliche Paradiese – Schlafmohnalphabet
84“ gehört zum bislang umfangreichsten Werk-
zyklus Paco Knöllers – dem „Schlafmohnalphabet“. Dabei spielt Knöller mit der Assoziation,
die Malerei wird qua Titel dem Opium nahegestellt und damit zum Rauschzyklus. Komposition verschwimmt zu Halluzination. Die charakteristische Form der Mohnkapsel durchzieht
die Serie und wird von Paco Knöller durch
Schwebezustände bis an den Rand der Gegenständlichkeit dekliniert. Durch Überlagerung
farbiger Ölkreiden und Lacke schafft Knöller
einen tiefen, fast atmenden Farbgrund, auf dem
die Linien zu vibrieren scheinen. Knöllers Arbeiten waren in großen Institutionen zu sehen wie
u.a. der Kunsthalle Düsseldorf; Nationalgalerie,
Berlin; Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen,
Düsseldorf; dem Sprengel Museum, Hannover;
Hamburger Bahnhof Berlin sowie der Kunsthalle Bremen. Ab April 2016 widmet ihm die
Galerie Karsten Greve eine Ausstellung.
105
Peter Krauskopf
*1966 in Leipzig,
lebt und arbeitet in Berlin
Altes Bild, B 191114, 2014
Öl auf Leinen
56 × 50 × 5 cm
Signiert: verso
Galeriepreis: € 5.000,–
Eingeliefert von Peter Krauskopf
Courtesy Walter Storms Galerie, München
Wenn Peter Krauskopf ein Werk aus dem Jahr
2014 als „Altes Bild“ bezeichnet, ist naheliegend, dass er sich dabei nicht auf die Zeitlichkeit
der Entstehung beziehen kann. Seine Malerei ist
in ihrer kompositorischen Sprache und technischen Handwerklichkeit ganz zweifellos zeitge-
nössisch. Krauskopf komponiert mit Farbe auf
Leinwand, ergibt sich mit aller Intensität an dieses pure Prinzip. Dabei lässt er das Material der
Farbe als gestaltende Instanz zu, verzichtet auf
die Kontrolle des fein geführten Pinsels, setzt
Farben mit Spachtel, Rakel und Schaber nebenund übereinander. Krauskopf wird von Galerien
u.a. in Leipzig, Berlin und München vertreten.
2012 widmete ihm das Schaukabinett im Albertinum der Galerie Neue Meister in Dresden eine
Einzelausstellung, ebenso 2008 die Kunsthalle
Lingen. Präsentiert wurden seine Arbeiten u.a.
in der Sammlung des Albertinums, Dresden;
dem Ludwig Forum Aachen; Nationalmuseum
Breslau; Kunstverein Ludwigshafen und Museum Schloss Morsbroich in Leverkusen.
106
Alex Lebus
*1980 in Magdeburg geboren,
lebt und arbeitet in Berlin
Der goldene Durchschnitt I, 2014
Dreiteiliger Paravent, Spiegel, Holz,
Scharniere, 204 × 46 × 2,6 cm
Unikat
Signiert: verso
Zertifikat
Galeriepreis: € 5.000,–
Eingeliefert von Alex Lebus
Courtesy Alex Lebus und Galerie
EIGEN + ART Leipzig/Berlin
Die Ambivalenz und Widersprüchlichkeit
des Seins bildet den Ausgangspunkt für
das künstlerische Schaffen der jungen
Künstlerin Alex Lebus, welche von 2006
bis 2014 Freie Kunst an der HfBK Dresden
unter Professor Eberhard Bosselt studierte. Die doppelgesichtige und dialektische
Beschaffenheit des Spiegels dient Lebus
dabei als Vehikel, um das Verhältnis zwischen Schein und Wirklichkeit mit ästhetisch kühler Präzision auszuloten. In
Werken wie „Der Goldene Durchschnitt I“
bearbeitet und platziert Lebus alte Spiegelgläser so gekonnt, dass das Gespiegelte bis zur Unkenntlichkeit verkehrt und
verfremdet wird. Ihre innovative Auseinandersetzung mit dem Material wurde mit
einem Ehrendiplom der Jutta Cuny-Franz
Foundation und einer Förderkoje auf der
Art Cologne gewürdigt. Renommierte
Institutionen wie das Kunsthaus und die
Städtische Galerie Dresden zeigten Lebus’
Werke. Ende 2015 ist eine Einzelausstellung im EIGEN + ART Lab geplant.
107
Judy Ledgerwood
*1959 in Brazil, Indiana/USA,
lebt und arbeitet in Chicago, Illinois/USA
Technocolor Sunset, 2014
Acrylgouache auf Twinrocker-Bütten
43 × 35,5 cm
Signiert: verso
Galeriepreis: € 3.300,–
Eingeliefert von Häusler Contemporary,
München / Zürich
Courtesy Häusler Contemporary, München /
Zürich
In ihrem jüngsten Werk setzt Judy Ledgerwood
ihre kritische Auseinandersetzung mit der
Formensprache und Tradition der modernen
Malerei fort. Virtuos und großzügig gezogene
Pinselstriche verblenden hier zu einem expressiv leuchtenden Farbfeld à la Mark Rothko und
Barnett Newman, welches von einem goldenen
Rautenmuster verziert wird. Seit mehr als
zwanzig Jahren verbindet Ledgerwood konkrete
Abstraktion mit einer „femininen“ Sinnlichkeit
und Formensprache aus Mode, Textildesign
und dekorativer Kunst, um mit einer subversiven Leichtigkeit die männerdominierte ästhetische Orthodoxie der Moderne zu hinterfragen.
Ledgerwood ist Professorin der Northwestern
University, Illinois, und Trägerin mehrerer
renommierter Auszeichnungen. Ledgerwoods
Werke sind u.a. in den Sammlungen des Metropolitan Museum of Art, New York; des Museum
of Contemporary Art, Los Angeles und des
Kunstmuseums St. Gallen vertreten.
108
Fiona Mackay
*1984 in Aberdeen/Schottland,
lebt und arbeitet in Brüssel/Belgien
Youth, 2015
Textilfarbstoff auf Baumwoll-Synthetik-Gewebe
200 × 130 cm, signiert: verso
Galeriepreis: € 6.200,–
Eingeliefert von Fiona Mackay
Courtesy Fiona Mackay und Martin van Zomeren
Die 1984 in Glasgow geborene Künstlerin Fiona
Mackay hat sich in den letzten Jahren einen
Namen mit ihren poetisch leuchtenden Batikbildern gemacht. Spielerisch und ausgelassen
zieht sie dabei Inspiration von den großen
Meistern der Moderne wie beispielsweise Mark
Rothko, Barnett Newman oder Henri Matisse,
aber auch von der Ästhetik der „Folk Art“. In
einem kreativen Balanceakt zwischen Intention
und Zufall bedeckt Mackay ihre dünnen Leinwände mit flüssigen Batikfarbpigmenten, welche oft auf unvorhersehbare Weise verlaufen,
verwischen und trocknen. Ihre ebenso zarten
wie ambivalenten Motive stehen dabei im Gegensatz zu der Monumentalität der Leinwand und
präsentieren, wie Mackay erklärt, „a story which
is always tentative, ephemeral and transitive =
whimsical“. Mackay studierte an der Glasgow
School of Art und nahm am Wiels Residency
Program in Brüssel teil. Ihre Werke wurden u.a.
im New Museum, Glasgow; De Ateliers, Amsterdam; der Kunsthal Amersfoort; der Cité internationale des arts, Paris, und Wiels, Brüssel,
ausgestellt.
109
Mariko Mori
*1967 in Tokyo /Japan, lebt und arbeitet in
New York/USA, London / GB und Tokyo /Japan
Breathing stone, 2008
Skulptur aus Lucite Acrylpolymer mit
signierter Vorzugsausgabe des Künstlerbuches
„Oneness“, 2007
14,2 × 35 × 40,8 cm
Edition 26/60 + 5 AT, Zertifikat
Galeriepreis: € 5.000,–
Eingeliefert von Dr. Cristina Steingräber,
Hatje Cantz Verlag GmbH
Courtesy Mariko Mori und Hatje Cantz Verlag
Seit Mitte der 1990er Jahre ist das Œuvre der
Multimediakünstlerin Mariko Mori von einer
mystischen Suche nach der Einheit der materiel110
len, spirituellen und technologischen Welt
gekennzeichnet. Dieses Konzept der „Oneness“
spiegelt sich auch in der Serie „Beginning of the
End: Past, Present, Future“ (1995 – 2006) wieder,
in welcher die Künstlerin sich performativ an
unterschiedlichsten Orten in einer Plexiglaskapsel inszenierte. Mit „Breathing Stone“ präsentiert Mori ein limitiertes Modell einer solchen
Kapsel, welche im Inneren das Monograph „Oneness“ birgt. Mit Bezug zu der Spiritualität des
Buddhismus und Shintoismus regt die Skulptur
an, über universelle Themen des Seins zu reflektieren. Mori gehört zu den wichtigsten Künstlerinnen ihrer Generation. Sie ist in bedeutenden
Sammlungen vertreten, darunter dem Guggenheim Museum, New York; Centre Georges Pompidou, Paris, und Museum of Contemporary Art,
Tokyo. 2012 wurde sie mit einem großen Auftrag
der Royal Academy of Art, London, gewürdigt.
Platon
*1968 in London,
lebt und arbeitet in New York
Yoko Ono, 1999/2015
Archival Inkjet Print
28 × 25 cm
Artist Proof, nicht nummeriert
Signiert: verso
Galeriepreis: € 2.500,–
Eingeliefert aus Privatsammlung
Courtesy Platon und Jablonka Galerie, Köln
Platon liebt es, Menschen zu fotografieren, ist
fasziniert von der immerwährenden Versuchung, über das Abbild des Menschen in ihn
hineinzublicken. Als Platon im Jahr 1999 die
Künstlerin und Beatles-Witwe Yoko Ono porträ-
tierte, quittierte diese den Versuch des fotografischen Eindringens mit dem Schließen ihrer
Augen. Wie ein Kloster wirkt es, dieses weise
lächelnde Gesicht – ein Ort, hinter den sich
die Künstlerin zur Kontemplation zurückzieht,
in friedlicher Abgeschiedenheit und Offenheit
zugleich. Platon begann seine fotografische
Karriere bei der britischen Zeitschrift Vogue
und fand von dort einen Weg zu verschiedensten
Magazinen wie dem Time Magazine und New
Yorker. Er wurde vielfach ausgezeichnet unter
anderem 2009 und 2010 mit den ASME Awards.
Platons Werke finden sich in international
renommierten Sammlungen, darunter der
New York Historical Society, New York; Scotland
National Portrait Gallery, Edinburgh; dem Westlicht Schauplatz für Fotografie, Wien; oder dem
Florida Museum of Photographic Arts, Tampa.
111
Ciara Phillips
*1976 in Ottawa/Kanada,
lebt und arbeitet in Glasgow/Schottland
U
&U, 2011
Zwei Siebdrucke auf Papier
je 139,5 × 72 cm
Edition 1/8, signiert: recto
Galeriepreis € 9.800,–
Eingeliefert von Ciara Phillips
Courtesy Ciara Phillips
Ciara Phillips gehört zu den meist beachteten, in
England arbeitenden Künstlerinnen ihrer Generation. Ihre künstlerische Praxis bewegt sich
zwischen diversen Konzepten, Techniken und
Medien. Dazu gehören Siebdruck, Wandmalerei,
Textilien und Installationen. Dabei widersetzt sie
sich bewusst den Einschränkungen durch ästhetische Kategorien und bevorzugt kollaborative,
experimentelle Arbeitsprozesse. Das Vokabular,
dessen sie sich bedient, besteht aus einer
begrenzten Palette von Formen, Schablonen und
Pinselbewegungen. Improvisierendes Vorgehen
steht, wie in den vorliegenden Fotoarbeiten, im
Vordergrund. Es ist denkbar einfach. Eine junge
Frau steckt ihre Hände in eine Stoffröhre und
formt diese zu einem „U”. Der Mensch wird zur
Skulptur, die Zeichen in der Landschaft setzt.
Mit jeder Körperbewegung verändert sich
das Verhältnis von skulpturaler Form und Hintergrund, wie das zwischen Mensch und Natur.
Die Künstlerin war u.a. mit Einzelausstellungen
in der Kunsthalle Bergen und dem Neuen Museum in Nürnberg vertreten. 2016 folgen Einzelausstellungen in London und Vancouver. 2014
war Phillips für den Turner Prize nominiert.
112
David Reed
*1946 in San Diego, Kalifornien/USA,
lebt und arbeitet in New York/USA
Color Study #21 For Painting #633, 2014
Öl, Alkyd und Acryl auf Styren
27,9 × 60,3 cm
Signiert: verso
Galeriepreis: € 9.300,–
Eingeliefert von Häusler Contemporary,
München / Zürich
Courtesy Häusler Contemporary, München /
Zürich
“The image I have in mind is of a conversation
with artists of the past. We agree to disagree,
but carry on a dialogue” – so erklärt David Reed
seine künstlerische Auseinandersetzung mit
den großen Traditionen des abstrakten Expressionismus, der Pop-Art und des Minimalismus.
Seit den 1970ern hat Reed als eine der Schlüsselfiguren der zeitgenössischen amerikanischen Malerei eine exquisite Bildsprache entwickelt, die den abstrakten Gestus mittels einer
von Neuen Medien inspirierten Ästhetik aktualisiert. Gestische, transparent gemalte Bewegungen, extrem gelängte Formate und kontrastreiche Farbfelder sind hierbei die Hauptmerkmale
seiner virtuosen Bilder. Die vorliegende Arbeit
ist eine Studie für das Gemälde „#633“, welches
2015 im Hamburger Bahnhof in Berlin ausgestellt wurde. Neben zahlreichen internationalen
Ausstellungen, darunter einer Retrospektive
im Kunstmuseum Bonn (2012) ist Reeds Œuvre
in Sammlungen wie denen des Guggenheim
Museum und des Metropolitan Museum of Art,
New York, vertreten.
113
Fred Sandback
*1943 in Bronxville, New York / USA
† 2003 in New York / USA
Untitled, 1982
Bleistift auf farbigem Papier
21 × 29,7 cm
Signiert: verso
Galeriepreis: € 5.000,–
Eingeliefert von Galerie Fred Jahn, München
Courtesy Galerie Fred Jahn, München
Fred Sandback ist einer der bedeutendsten
Bildhauer seiner Generation und als Protagonist
der Minimal Art eine gewichtige Position in
den Sammlungen der Pinakothek der Moderne.
Seine skulpturalen Arbeiten definierte Sand-
back stets auf Papier, bevor er sie in den Raum
übertrug. Nur in der Zeichnung konnte der
Künstler diese vorgefundenen Räume in ihren
Linien und Perspektiven auf die minimale Struktur seiner Skulpturen reduzieren. Heute sind
Kompositionszeichnungen wie das vorliegende
Blatt eine besondere Rarität. Das zeichnerische
Werk Fred Sandbacks wurde 2014 in einer
großen Retrospektive im Kunstmuseum Winterthur geehrt. Seine Werke sind u.a. in der Dia
Art Foundation, New York; dem Metropolitan
Museum of Art, New York; Centre Georges
Pompidou, Paris; Museum für Moderne Kunst,
Frankfurt am Main; der Pinakothek der Moderne, München; dem Solomon R. Guggenheim
Museum, New York; und dem Sprengel Museum, Hannover, vertreten.
114
Kai Schiemenz
*1966 in Erfurt,
lebt und arbeitet in Berlin
Blocks VII, 2015
Glas
43 × 14 × 10 cm
Zertifikat
Galeriepreis: € 8.800,–
Eingeliefert von Kai Schiemenz
Courtesy EIGEN + ART, Leipzig/Berlin
Die Glasarbeiten von Kai Schiemenz sind in
ihrer Reduktion auf ein einziges Material ein
Bekenntnis zu einem ästhetischen Purismus.
Auch der Titel „Blocks VII“ setzt auf Reduktion. Er kommuniziert kein Deutungsangebot,
sondern die nüchterne Beschreibung von
Objekt und Serialität. Die mattierten farbigen
Glaskuben brechen das umgebende Licht an
ihren Kanten, leiten es ineinander über und
konzentrieren es in ihrem Zentrum. Sie werden damit zu einem geheimnisvoll von innen
heraus leuchtenden Körper, der seine äußere
Klarheit mit einer erhabenen Aura umgibt.
Kai Schiemenz erhielt Stipendien des Senats
Berlin und der Villa Aurora, Los Angeles
sowie den GASAG Kunstpreis. Seine Werke
wurden ausgestellt u.a. im Kupferstichkabinett Berlin; im Westfälischen Kunstverein
Münster; der Villa Romana, Florenz, und im
Museum MARTa Herford. 2016 wird er mit
Einzelausstellungen in der Städtischen Galerie Wolfsburg und der Galerie EIGEN + ART,
Berlin, sowie beim Ausstellungprojekt „Lichtparcours“ in Braunschweig vertreten sein.
115
Christoph Stepan
*1979 in München,
lebt und arbeitet in München
Exposition, 2013
Archival Pigment Print,
Objektrahmung mit Museumsglas
110 × 259 × 6 cm
Edition: 3/5 + 2 AP
Signiert: recto
Galeriepreis: € 12.800,–
Eingeliefert aus Privatsammlung
Courtesy Galerie Jahn Baaderstraße
und Christoph Stepan
Christoph Stepans Interesse gilt urbanen
Lebensräumen und ihrer Aneignung durch den
Menschen. Mit seiner analogen Großformatkamera hält er Stadträume fest, die durch Großereignisse wie beispielsweise traditionelle Feste
für kurze Zeit in einen Ausnahmezustand versetzt werden. Seine Werke, die er meist aus
vielen Einzelbildern montiert, überzeugen durch
großen Detailreichtum und eine sehr präzise
Arbeitsweise. Die vorliegende Arbeit „Exposition” entstand 2013 auf der Baumesse „BAUMA “
in München. Nur alle drei Jahre findet diese
weltgrößte Leistungsschau der Bauindustrie
statt. Baumaschinen und Kräne, die stählernen
Erbauer unserer urbanen Landschaften, bilden
in der großformatigen Fotografie selbst eine
116
Stadt auf Zeit. In einem ungewohnt unbenutzten
Zustand, ohne Makel und Gebrauchsspuren
überragen sie die winzig erscheinenden Menschen und demonstrieren das Streben nach
Wachstum und Fortschritt. Christoph Stepan
war Assistent von Florian Holzherr, dem offiziellen Fotografen von James Turrell und bei dem
renommierten kanadischen Fotografen Robert
Polidori, den er bei Projekten in Indien, Europa
und Brasilien begleitete. Zudem arbeitete er
im Auftrag von führenden Architekturbüros in
Europa. Seine Werke sind in Einzelausstellungen in der Galerie Alex Schlesinger in Zürich
(ab dem 26.11.2015) und in der Galerie Jahn
Baaderstraße in München (ab dem 14.01.2016)
zu sehen.
117
Maria Taniguchi
* 1981 in Dumaguete City/Philippines,
lebt und arbeitet in Manila/Philippines
I see, it feels, 2015
Videoinstallation
120 × 69,5 × 12 cm
Edition: 1/5 + 2 AP
Galeriepreis: € 8.600,–
Die Technik (Fernseher, Media Player, SD-Karte,
Kabel) ist nicht im Zuschlagspreis enthalten.
Der Käufer kann diese optional zu einem Preis
von € 1.190,– (inkl. MwSt.) erwerben.
Eingeliefert von Maria Taniguchi und carlier |
gebauer
Courtesy Maria Taniguchi und carlier | gebauer
Als Bildhauerin ausgebildet, denkt die in Manila
lebende philippinische Künstlerin Maria Taniguchi immer auch in räumlichen Dimensionen.
Ihre Objekte changieren zwischen Bild und
Skulptur. Ihre grau in grau gehaltenen, großformatigen Gemälde von Ziegelmauern lehnen
wie Architekturelemente in den Galerieräumen:
Aus gemalten Steinen gemauerte Wände. Auch
die vorliegende Videoarbeit zeigt ein Bild, das
keines ist bzw. nie seine Vollendung erfährt.
Über einem schwarzweißen Motiv, das sich aus
Orchideen und einem Notizbuch zusammensetzt, laufen langsam die Grundfarben, aus
denen sich jede Farbabstufung mischen ließe.
Die Arbeit erzählt von den Grundbedingungen,
Möglichkeiten und Entscheidungsprozessen
der Malerei. Im Herbst 2015 wird Taniguchi an
der Asia Pacific Triennial of Contemporary Art;
einer Ausstellung in der Queensland Art Gallery,
Brisbane und an der Hugo Boss Asian Art Exhibition, Shanghai, teilnehmen. Sie ist für den
Hugo Boss Asia Art Award nominiert. 2016 ist
sie Stipendiatin von „Gasworks“ in London.
118
Die Abbildungen zeigen
die Videoinstallation
in zwei verschiedenen
Momentaufnahmen
119
Brigitte Waldach
*1966 in Berlin, lebt und arbeitet in Berlin
Time burns back, 2015
Grafit und Gouache auf Bütten
146 × 140 cm
Signiert: verso
Galeriepreis: € 9.500,–
Eingeliefert von Brigitte Waldach und
Galerie Bo Bjerggaard, Kopenhagen
Courtesy Brigitte Waldach und Galerie
Bo Bjerggaard, Kopenhagen
Über Jahrhunderte erspürten Künstler in der Natur eine metaphysische
Dimension. Brigitte Waldach aktualisiert Landschaft als Motiv jenseits
dieser Tradition und zugleich als Denkraum. Wie in der Romantik wirkt
die Rückenfigur in Waldachs Zeichnung „Time burns back“ für den
Betrachter als Perspektiv- und Identifikationsfigur. Diese Figur schaut
auf eine Lichterscheinung in der Bildmitte, wo sich eine Galaxie zu formen und wiederum selbst zu einem Körper zu werden scheint. Waldach
verschiebt kunsthistorische Genres ins „Jetzt“, sie verbindet Historisches
und Zeitgenössisches und befragt so gesellschaftliche Konventionen
sowie aktuelle Themen wie Religion, Identität oder Terrorismus. Brigitte
Waldach studierte an der UdK Berlin bei Georg Baselitz. Werke von ihr
befinden sich u.a. in den Sammlungen der Albertina, Wien; Altana Kulturstiftung, Bad Homburg; der Berlinischen Galerie, Berlin; Kunsthalle
Emden; den Staatlichen Museen zu Berlin und dem Museum Kunstpalast
Düsseldorf. Sie gestaltete jüngst für die Bayerische Staatsoper München
das Programmheft zu Debussys „Pélleas und Mélisande“.
120
121
Katharina von Werz
*1940 in München,
lebt und arbeitet in München
gende Werk der etablierten Künstlerin Katharina von Werz auf den Punkt. Mit „Farbenspiel“
präsentiert die in München lebende Malerin und
Bildhauerin ein vielschichtiges Farbspektakel,
Farbspiel, 2009
welches mit spürbarer Lebensfreude und DynaAcryl auf Leinwand
mik pulsiert. Seit den 1970ern beschreitet Werz
135 × 90 cm
einen Weg fernab von stilistischen Strömungen
Signiert: recto
und Trends. Naturbeobachtungen und Wahrnehmungen von Sinneseindrücken bilden den AusGaleriepreis: € 7.000,–
gangspunkt ihres kreativen Prozesses, indem
Eingeliefert von Katharina von Werz
das jeweilige Motiv allmählich in ein tiefgründiCourtesy Galerie Fred Jahn, München
ges „inneres Bild“ transformiert wird. Werz ist
in wichtigen Sammlungen vertreten, darunter
„Kugel, Bälle, Seifenblasen, Schäume, und Träu- in der Pinakothek der Moderne, der Staatlichen
me. Kunst jongliert mit ihnen, denn sie bewegt
Graphischen Sammlung und der Städtischen
sich in späherischen Endlosräumen und ihre
Galerie im Lenbachhaus, München. 2013 stellte
Zeit ist die der Ewigkeit“ – dieser Ausspruch des sie in der Pinakothek der Moderne und 2014 in
Philosophen Peter Sloterdijk bringt das vorlieSan Francisco aus.
122
Craig Yu
*1978 in Glasgow,
lebt und arbeitet in Chicago, IL / USA
Negative Form 15, 2014
Öl und Acryl auf Leinwand
51 × 61 cm, signiert: verso
Galeriepreis: € 2.900,–
Eingeliefert von Häusler Contemporary,
München / Zürich
Courtesy Häusler Contemporary,
München / Zürich
Mit „Negative Form 15“ untersucht der junge
Künstler Craig Yu die fließenden Grenzen zwischen Form und Prozess, Intention und Zufall,
Abstraktion und Repräsentation. Yus Stim-
mungsbilder sind das Ergebnis eines Prozesses,
der stark an die surrealistische Praxis des
Automatismus erinnert. Wie in seinen früheren
„Poured Paintings“ nutzt Yu das schöpferische
Potenzial des Zufalls und schüttet intuitiv
schwarze und weiße Öl- und Acrylfarbe direkt
auf die Leinwand. Die resultierenden Verwischungen, Rinnsale und chemischen Reaktionen ergeben eine dreidimensionale, amorphe
Struktur, die vage an dickflüssige Lava oder
schimmerndes Öl erinnert. Durch das Verwischen der Grenzen zwischen Figuration und
Abstraktion möchte Yo den Betrachter anregen,
die Beschaffenheit unserer Wahrnehmung zu
hinterfragen. Yus Arbeiten wurden bisher international gezeigt – 2014 u.a. im Elmhurst Art
Museum, IL, USA – und sind in der Staatlichen
Graphischen Sammlung in München vertreten.
123
Impressum
Auktionskatalog zur 13. Benefizauktion und PIN.Party zugunsten der Pinakothek der Moderne,
München, am Samstag, den 21. November 2015
Redaktion Katharina von Perfall, Benjamin Tillig
und Karoline Zinßer
Redaktionelle Mitarbeit Anja Fetzer und
Anja Kiendl
Texte Benjamin Tillig (sofern nicht anders
angeführt) sowie Anja Fetzer (S. 36), Alexandra
Forciniti (S. 104) Caroline Fuchs (S. 98), Inka
Graeve Ingelmann (S. 68), Anja Kiendl (S. 105),
Patrizia König (S. 24, 42, 44, 76, 78, 88, 107, 108,
109, 110, 113, 122, 123), Bernhard Maaz (S. 32),
Katharina von Perfall (S. 60, 70, 118), Bernhart
Schwenk (S. 74, 84), Eva Wolpers (S. 54, 112),
Karoline Zinßer (S. 116).
PIN. dankt allen Künstlern, Galeristen, und
Sammlern, die freundlicherweise Textmaterial
zur Verfügung gestellt haben.
Gestaltung Büro Langemann, München
Cover-Gestaltung FREUnDE Agentur
für Marke + Kommunikation
Korrektorat Tanja Bokelmann
Druck Druck&Medien Schreiber GmbH,
München
PIN.-Party Festkomitee
Annette Stadler (Leitung), Victoria Neumann,
Margarita Cittadini-Leinfelder, Angelica von der
Decken, Eva Felten, Kathrin Lohmann, Eva Möss,
Isabel Reygers, Katharina Freifrau von Perfall,
Dr. Florentine Rosemeyer und Dorothée Wahl
PIN.-Geschäftsstelle
Projektleitung Kirsten Storz
Veranstaltungsmanagement
Alexandra Forciniti
Projektmanagement Auktion
Benjamin Tillig
Ticketing und Gästebetreuung Eva Wolpers
Presse und Marketing Karoline Zinßer
Finanzen Christiane Schiffelholz
Mitarbeit Anja Fetzer und Anja Kiendl
Abbildungs- und Künstlernachweise
Das Copyright für die abgebildeten Kunstwerke
liegt, sofern nicht anders angeführt, bei den
Künstlern und das der Aufnahmen, sofern nicht
anders angeführt, bei den in den Bildlegenden
genannten Personen und Institutionen.
© 2015, VG Bild-Kunst, Bonn für die Werke von
Christoph Brech, Daniele Buetti, Peter Dreher,
Andreas Horlitz, Benjamin Katz, Peter Krauskopf, Jim Lambie, Alex Lebus, Otto Piene, Keith
Sonnier, Florian Süssmayr
© 2015, Mariko Mori, Member Artists Rights
Society (ARS), New York/VG Bild-Kunst, Bonn
© 2015, ProLitteris, Zürich, für das Werk
„Ohne Titel (Spiegelwand), 1999“ von
Heimo Zobernig Foto: Nicole Wilhelms (S. 3)
Fotografen
S. 10, S. 12: Haydar Koyupinar, S. 13: Michael
Tinnefeld, S. 25: Dirk Biotto, S. 31, S. 47: John
Berens, S. 33 – 35, 105: Jochen Littkemann,
Berlin, S. 37: Catherina Verde, S. 43: Ruth Clark
S. 53: Philippe Servent, S. 55, S. 92: Ulrich Ghezzi,
S. 65: Sigrid Körbler, S. 69: Thomas Strub, S. 71,
73: Thomas Müller, S. 75: Jeason Mandella,
S. 83: Roman März, S. 84 – 85: Lepkowski Studios,
Berlin, S. 95: Bernd Borchardt, S. 99: Trevor
Good, S. 103: Ulrich Gebert, S. 106: Jörg Schaller,
Berlin, S. 109: Sander Tiedema, Amsterdam,
S. 115: Otto Felber, S. 119: Nick Ash, S. 121:
Bernd Borchardt, S. 122: Walter Bayer, S. 39,
57– 59, 61– 63, 85, 107, 111, 114: Bayerische
Staatsgemäldesammlungen, München
PIN. dankt den Fotografen der Bayerischen
Staatsgemäldesammlungen, München,
unter der Leitung von Haydar Koyupinar.
© 2015, PIN. Freunde der Pinakothek
der Moderne e.V.
PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V.
Gabelsbergerstraße 15, 80333 München
Tel +49 (0)89.189 30 95-0, Fax -19
E-Mail [email protected]
www.pin-freunde.de
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