Kirmesbrief 1998

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Kirmesbrief 1998
Kirmesbrief 1998
Autor: Alfred Kaufhold
Platzmeister: Christian Hartleb & Burkhard Schröter
-1-
Burschen, Mädels und auch Gäste
Seid gegrüßt zum Kirmesfeste
Wie jedes Jahr um diese Zeit
Seid Ihr zum Kirmesbrief bereit
Wollt hören was sich in ‘nem Jahr
- an Witz und Streichen, ist doch klar Ereignete und auch passiert
Und hier im Brief peinlichst notiert.
‘ne Mitteilung die traurig macht
Ist hier im Brief nicht angebracht.
So hart es klingt, so schwer es sei
Der Post-Alfons ist nicht mehr frei.
Da er im Dorf hier keine fand
Bestellte er im Russenland
Denn mit viel Knete im Geldsäckel
Find‘ jedes Töpfchen einen Deckel.
Im Katalog auf Seite zehn
Hat er sein Deckelchen geseh‘n.
Ich heiße Alfons, wie heißt Du
Will dich haben, ja ljublju.
Der Tip kam von Josef, ist doch klar
Wozu sind schließlich Freunde da.
Ich geh jetzt mal die Sache an
Und fang mit Dorfgetratsche an
Denn Prominenz von der man spricht
Gehört nun mal ins Rampenlicht.
Als Bürgermeister immerhin
Macht Franz-Josef den Beginn
Ist selbständig und grinst und lacht
Und hat ‘ne Firma aufgemacht
In der Fabrik, so war’s gewollt
Wo Zigarren einst gerollt.
Vorübergehend war die ja
Auch Umschlagplatz von C & A
Doch diese Zeiten sind passé
Hier baut man jetzt was für’s WC
Ob Scheißhausschüssel, Abflußrohr
Und was so kommt im Bad noch vor.
Sein Personal das streikt wohl nie
Es ist die ganze Family.
Es war einmal... ein großer Mann
Denn so fangen alle Märchen an
Der wollte einfach hoch hinaus
Zum Schluß blieb ihm die Spucke aus.
Als großer Boß vom Kälberstall
Tat’s am Ende einen Knall.
Sein Haus, sein Hof, sein Eigenheim
Welches nicht gerade klein
Hat er zu guter Letzt verklingelt
Und ist zum Balaton getingelt
In einem weiten fernen Land
Lebt Erich jetzt am Badestrand.
Im Spätjahr gibt’s nicht viel zu tun
Und auch der Garten der muß ruh’n
So fand’s der Herbert angebracht
Auch „Uschis Garten“ zugemacht
In seiner Kneipe, welch ein Graus
Blieben ihm die Gäste aus.
Warum, das kann ich Euch nicht sagen
Ihr könnt ja mal die Burschen fragen
Wenn man als Gast nicht gern geseh’n
Bekommt man auch kein Dankeschön.
In München lernt man jetzt zu zweit
Den Begriff der Gastlichkeit
Noch was erfreuliches zum Schluß
Was doch auch erwähnt sein muß.
Ich könnt‘ hier schreiben fast schon Bände
Denn ohne Fest kein Wochenende.
Sportfest der Ersten und auch Zweiten
Die Junioren sich einreihten
Und so weiter und so fort
Das Reiterfest in unserm Ort
Aus jedem Anlaß, über Nacht,
wird bei uns ein Fest gemacht.
Ich hab gehört von manchen Vätern
Fing die Gattin an zu knetern,
Es geht doch ganz schön ins Portemonnaie
Und das tut unserm Konto weh
Hat man dann noch zwei, drei Kröten
Geht viel Geld für Pommes flöten
Und der Gatte möcht‘ mitnichten
Auch nicht auf sein Bier verzichten.
Und noch was muß ich Euch hier sagen
Es wurd‘ im Dorfe sich geschlagen
Zwei Familien wie von Sinnen
Stritten da um ihre Rinnen
Welche bei ’nem Regenguß
Stoppen soll’n den Wasserfluß
Doch statt irgendwas zu stoppen
Taten sich die Frauen foppen.
Hin und her, der Worte viel
Bis da traf ‘ne Faust ihr Ziel
Die eine mußt sogar oh Graus
Zur Durchsicht in das Krankenhaus.
Auch sowas gibt’s in Eichsfelds Gassen
Wie hier in Büttstedts Hintergassen.
Zum Oktoberfest vor Tagen
Sollte ich hier noch was sagen.
Vielen war es sonderbar
Das die Haifischbar nicht da.
Doch auch mit Edi als den Wirt
Und Eva die im Saal rumgeschwirrt
Nicht zu vergessen da auch noch
Fleischer Wigbert als den Koch
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Sich mächtig hab’n ins Zeug gelegt
Und die Stimmung angeregt.
Ne Frage tut sich da noch auf
Sind die einfach besser drauf?
Ich glaub‘ genau das ist der Punkt
Das Umfeld ist hier noch gesund.
‘Ne welke Tanne, die besonnen
Aus dem Wald wurd‘ mitgenommen
Wollte man, wie Jahr’s zuvor
Stellen vor des Torstens Tor.
Dessen Vater ahnt den Braten
Tat sich bewaffnen mit ’nem Spaten
Jagt Wallek und des Bürgers Sohn
Die er sah von weitem schon.
Er tobte und schrie ganz rasant
Wo sind wir denn, in welchem Land,
Ich ga uch eine uff’n Hingsten
Es ess och hitte noch kenn Pfingsten.
Das war’s bis hier zum Dorf, zum Land
Jetzt geb‘ die Streiche ich bekannt
Die so übers Jahr und Tagen
Sich folgend haben zugetragen,
Spitzt die Lauscher, hört gut zu
Ich bitte jetzt um etwas Ruh‘.
Wenn wir schon mal beim Torsten sind
Bleib’n wir auch bei diesem Kind.
Am Sonntag abend, er war voll
Was seine Freundin nicht fand toll
Drum hat sie ihn dann sitzen lassen
Wollt‘ heimwärts durch die Mittelgassen,
Doch bevor sie die erreichte
Ihr der Torsten schon nachschleichte.
Die Schulstraße von Ecke Bär
Schrie er ihr dann hinterher:
Libbstes Maichen, blibb och hie
Ich begehr dich wie noch nie
Wie wär’s, wenn ich im Schein der Kerzen
Dir heut‘ zeig meine Bockscherzen,
Als Schlachter kill ich jede Sau
Als Mann da will ich eine Frau.
Zurückgeblickt, ganz unverstohlen,
Wir sind beim Vorjahr Bäume holen
Mit Pferd und Kutsche, wie’s der Brauch
Natürlich mit ‘nem Kutscher auch.
Erst tief im Wald, ganz ohne Mist
Hat man den Kutscher Franz vermißt.
Daß dieser dies‘ Jahr nicht dabei
War den Burschen einerlei
Denn Jürgen hat mit Hut und Pferd
Sich als Franz bereit erklärt
‘ne kurze Fahrstund‘ absolviert
Und das Gespann mal ausprobiert,
Sein breites Grinsen aufgesetzt
Und die Pferd‘ durchs Holz gehetzt.
Die Pferde waren ganz verstört
Als sie den neuen Franz gehört.
Apropo Frau, was kann draus werden
Wenn sie dir tut ein Kind gebären,
Eine Mama, das ist klar
Und der Erzeuger wird Papa.
Marco, hast du’s nicht gewußt
Als vor’ges Jahr du voller Lust
Noch neuer Platzer werden wolltest
Obwohl du dich mit deiner trolltest.
Denn schon im Frühjahr, ganz entzückt
Hat’s Baby doch die Welt erblickt.
Platzer werden bleibt sein Traum
Das hat man nun von diesen Frau’n,
Da hilft kein Jammern, kein Gezeter
Das hast‘ de von dem Millimeter.
Doch was soll’s, so Stück für Stück
Kam man dann mit etwas Glück
Endlich an im Lindenhof
Wo der Durst war riesengroß.
Ein Bursche, hübsch, mit Top-Statur
Dachte sich da eines nur –
Du hast jetzt über’n Durst getrunken
Bist zum Schlumpi abgesunken
Schau in den Spiegel, geh auf’s Klo
Ob Du noch gut aussiehst und so -.
Anscheinend war sein Spiegelbild
Nicht wie erwartet, er wurd‘ wild,
Sagt zu sich selbst, Sebastian Busse,
Du siehst ja aus fast wie ein Russe,
Hat sich im Scheißhaus eingesperrt
Und sein Inn’res hochgezerrt.
Als das erledigt, wurd‘ er brav
Und brauchte nur noch etwas Schlaf
Ist auf der Brille eingeratzt
Und hat die Abfahrtszeit verpatzt.
So lief er dann, es fiel ihm schwer
Hinter den zwei Kutschen her.
Am Montagabend ging’s zur Sache
Heino, schau mich an und lache
Das Platzerkleid, was du beflissen
Der Platzerfrau vom Leib gerissen
Und selber dann getragen hast
Hat dir wunderbar gepaßt,
Bis auf den Spruch von dem Schneewittchen
Hinten kein Arsch und vorn kein Tittchen.
Bianca jedoch, viele fanden
Hat dein Anzug gut gestanden
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Und da noch Geld im Sakko war
Ging sie damit an die Bar
Und bezahlte manch‘ Sektflaschen
Mit dem Geld aus Heinos Taschen.
Er schwor sich, ich werd‘ ohne Lachen
Nie mehr auf feine Dame machen.
Die Böhsen Onkelz spiel ich nicht,
Seh ich euch an, denk ich nur so
An Rocky Horror Picture Show.
So kam es fast zum Handgemenge
Wegen dieser Heavy-Klänge.
Fronleichnam, wie ihr alle wißt
Ist ein großes Kirchenfest
Und nach dem Amt, ihr wißt es schon
Geht durch das Dorf die Prozession
Wo die vier Platzer in solch‘ Tagen
Doch den Himmel müssen tragen
Und wenn ein Platzer mal nicht da
Sucht er Vertretung, ist doch klar.
Der Marko hat das wohl vergessen
Weil seine Mutter wie besessen
An diesem Morgen, kurz vorm Amt
Noch zu Becker kam gerannt
Daß Marko heut‘ nicht tragen kann
Such schnell ‘nen and’ren vierten Mann.
Der ist dann rund um’s Dorf getingelt
Und hat manch‘ Burschen rausgeklingelt.
Dir Rempe sei hiermit gesagt
Daß man doch etwas früher fragt.
Der Abend neigte sich zu Ende
Als Platzer Thomas ganz behende
Zwei Mädels wollte unterstützen
Sie vor ’nem Aufdringling beschützen,
Doch Lorenz hat vor Wut geschäumt
Und ihn aus dem Weg geräumt,
Er hat, vor’m Angesicht der Frauen
Den Becker einfach umgehauen.
Bei starken Schmerzen, wie es scheint,
Hat Thomas bitterlich geweint.
Ich frage mich, ihr beiden Bösen
Hätt‘ man dies könn’n nicht anders lösen
Wir sollten doch, ihr zwei Gestalten
Im Dorf hier noch zusammenhalten.
Nach des Tanzes letzter Runde
Tat Burkhard allen noch zu Kunde
Ich lad zum Kaffee, Mann und Maus
Heute Nacht in Schröters Haus.
Das halbe Dorf, zwar schon besoffen
Ist dann auch dort eingetroffen.
Mutter Lena, ganz verdattert
Ist im Nachthemd rumgeflattert
Kochte Kaffee ohne Pause
Und somit begann die Sause.
Das Wohnzimmer wurd‘ ungeniert
Als Konzertsaal deklariert
Und Werner Bür schrie, hört den Ton
Und singt mit, dann klappt das schon.
So wurde dann, ganz ungezwungen
Das deutsche Liedgut abgesungen.
Manch‘ Bewohner in der Straßen
War ganz kurz vor’m Wüten, Rasen,
Schließlich hat man in der Nacht
Kaum ein Auge zugemacht.
Ein weit’res großes Fest, ihr Lieben
Wird mit dem nächsten Streich beschrieben
Auf Pfingsten, wo’s der Maid gefällt
Wenn man ihr ’ne Mai’n aufstellt,
hab’n zwei Burschen unverzagt
sich auch Nacht’s hinaus gewagt
und geschlagen eine Birke
das die Liebe was bewirke.
Die Mai’n bei Dorit stand zack zack
Dann ging’n die beiden in den Sack
Um auch Judith zu beglücken
Und den Eingang auszuschmücken.
Schnell stand das Bäumchen dort voll Stolz
Es war aus reinstem Birkenholz.
Burkhard und Jürgen sich dann trollten
Weil sie noch was trinken wollten.
Doch kaum weg von dieser Stellen
Schlichen sich da zwei Gesellen
Ziemlich dreist, auf leisen Sohlen
Heran um’s Bäumchen sich zu holen.
Peter sagte leis‘ zu Becker:
Vera meint, ich sei ’n Verrecker
Sie hätt‘ noch nie ’nen Baum bekommen,
Drum habe ich mir vorgenommen
Die erste Mai’n die ich erblicke
Ich zu meiner Vera schicke.
Der Becker half dann diesem Stehler
Und machte sich dabei zum Hehler.
Da beide nicht mit Kraft beseelt
Hat man sich mächtig rumgequält
Und mit ‘nem ziemlich lautem Krach
Als neue Platzer braucht man Kies
Sonst wird die nächste Kirmes mies,
Und um an solches ranzukommen
Hat Platzer Bür sich kurz besonnen
Tat ‘ne Disco doch ansetzen
Wo es sollte richtig fetzen.
Die Stimmung stieg in frohen Runden
Als da ein paar Heavy-Kunden
- mit Kuhketten war’n ausgerüstet
Und Totschlägern sich hab’n gebrüstet –
Mehr Heavy-Musik wollten hören
Doch das tat den DJ stören
Er sagten ihnen ins Gesicht:
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Flog’s Bäumchen auf ein Autodach
Welches Manuel gehörte
Der sich später arg empörte.
Schließlich war es doch gelungen
Man war zu Vera vorgedrungen
Band’s Bäumchen fest mit Draht und Zange
Doch leider stand es dort nicht lange.
Burkhard und Jürgen hab’n gegrollt
Und der beiden Spur verfolgt,
zurück geklaut und wild getanzt
und dort ‘nen Ahornzweig gepflanzt.
Die Moral von der Geschicht‘
Mit fremden Federn schmückt sich’s nicht.
Ein dickes, großes, wildes Tier.
Zum Schützenfest, Margretentag
Hat ein Bursche sich beklagt,
Spät abend nach viel Alk-Genuß
Bekam der Jürgen einen Schuß
Und wollte mit sehr viel Gebaren
Unbedingt noch Auto fahren.
Im Autoscooter hinterm Zelt
Hat’s schönste er sich ausgewählt
Und düste da im Kreis herum
Bis ihm wurd‘ im Kopf ganz dumm.
Da er die Richtung nicht mehr fand
Hat er alles umgerannt
Und fuhr dem Bremser ohne Faxen
So vier, fünf Male in die Haxen.
Nach Verwarnung und Verweis
Drehte er sich noch im Kreis
Und fuhr den armen Bremsermann
Auch noch zum sechsten Male an.
Der wollt’s nicht noch einmal ertragen
Und packt den Kaufhold dann am Kragen:
„Mach dich hier raus, du Bruchpilot,
Sonst schlage ich dich heut noch tot.“
Dem Jürgen war dies einerlei
Er hatte seinen Spaß dabei.
Die selbe Nacht, vor lauter Frust
Hat Peter sicher nicht gewußt:
Wo lege ich mich heut zur Ruh
Und mache meine Augen zu.
Durch’s Dorf gelaufen ein paar Runden
Bis Steffens Trabi er gefunden
An welchem, er fand’s wunderbar
Die Fahrertür noch offen war.
Dort hatte er sich hingestreckt
Bis Steffen ihn morgens geweckt.
Zur Messe bimmelten die Glocken
Als Peter sich macht auf die Socken
Der ganze Körper tat ihm brennen:
Ich werd‘ nie mehr im Trabi pennen.
Wenn man in seinem Auto sitzt
Wird man manchmal auch geblitzt
So wie Michael im Sommer
Ist gerast wie Blitz und Donner.
Magdeburg, das war das Ziel
Von dem kleinen Staufenbiel.
Dort wo achtzig war’n geboten
Fuhr er hundertdreißig Knoten
Weshalb man, so wurd‘ mir berichtet,
im Anflug ihn hat abgelichtet
Paßbilder, Michel, bist ‘de blind
Beim Fotografen bill’ger sind.
Das Fazit dieser Fotosession
Brachte ihn fast zum Erbrechen,
Zwei Punkte handelt‘ er sich ein
‘ne Geldstrafe noch obendrein
und zum allergrößten Schreck
nahm man ihm noch die Fleppen weg.
Doch wer’s gewohnt ist rumzurasen
Der tut auch ohne Fleppen blasen
Denn schwarzfahr’n bringt doch erst den
Reiz
Und die paar Mark, was soll der Geiz.
Ein Bursche, der uns schon bekannt
Der auch Joschi wird genannt
Hat es mit den Mädchen schwer
Und wünscht sich ‘ne Freundin her.
Da im Dorf keine bereit
Nahm er sich mal etwas Zeit
Las die Zeitung mit Annoncen
Und erhoffte sich dort Chancen.
Im Inserat, was fast verrucht
Wurd ein potenter Kerl gesucht
Woraufhin er dieser Lieben
Sofort hat ‘nen Brief geschrieben.
Sie schrieb zurück und war so frei
Legte noch ein Bild dabei
Und Jörg, als er das Bild gesehn
Konnte nicht mehr widerstehn.
Sie lud ihn ein, besuch mich doch
Am besten wär’s gleich heute noch.
Das hatte er dann auch getan
Versunken in ‘nem Liebeswahn,
doch als die Braut ihn dann empfing
sagte er: Du liebes Ding,
sei mir nicht bös‘, ich find dich nett
Du bist mir allerdings zu fett
Beim Weg zu dir, auf dieser Fahrt
Träumt‘ ich vom Rehlein, hübsch und zart
Und was steht jetzt in dieser Tür
Wer kennt ihn nicht in unser’m Land
Platzer Bür’s bunten Trabant
Der hat sogar, ich find‘ es geil
Ein eingebautes Schlafabteil.
Guckt mich jetzt nicht entgeistert an
Der Bernd euch das erklären kann
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Denn der hatte nach ‘ner Tour
Eine einz’ge Bitte nur
Ich will schlafen, mich hinhau’n
Öffne deinen Kofferraum.
Gesagt, getan und hingeschmissen
Heut‘ geht’s auch mal ohne Kissen
Dort schlief er, und ich sag’s mal so
Wie im Mutterleib als Embryo,
Und Bür, der Stunden später dann
Endlich die Heimreise trat an
Hat von Müdigkeit besessen
Den Bernd im Kofferraum vergessen,
Parkt das Auto noch vor’m Heim
Und haut sich in die Falle rein.
Als Bernd am Morgen wurde munter
Fiel ihm fast das Kinn herunter
Hat geklopft und fand’s nicht nett
Er im Trabi, Bür im Bett.
Als Leute sind vorbeigegangen
Hat’s Unbehagen sie befangen
Und mulmig wurd’s ihnen im Bauch
„Reden kann die Kiste auch?“
Doch ich sag’s, aus Trabis leider
Wird kein Hasselhoff Knightrider.
Außerdem gab’s ohne Stuß
Noch viel Musik und Spiritus.
Nachdem man alles konsumiert
War der Itel ungeniert
Und schraubte seine Augen raus
Nach ‘ner Super-Sexy-Maus.
Doch sein Wunsch nach so ‘ner Braut
Ist kurz später abgeflaut
Weil er ziemlich zugedröhnt
Und nach Haus‘ sich hat gesehnt.
Die andern zwei wollten noch bleiben
Taten ihm den Weg beschreiben,
Geradeaus, dann links die Ecke
Folge dann der rechten Hecke
Und so bist du ohne Flachs
Schnell zu Haus, das geht Ratz-Batz.
Bis Hüpstedt ist er so gekommen
Wo er ’ne Taxe sich genommen
Weil er erschöpft und ziemlich lahm
Einfach nicht mehr weiter kam,
Und zum Film, ‘s ist nicht zum Lachen
Keine Konkurrenz wollt‘ machen.
Zu welchem, stell’n sich hier die Fragen
Es ist: „Soweit die Füße tragen“,
Dem Taxifahrer kam’s gelegen
Er nahm so siebzig Mark entgegen.
Um beim Auto noch zu bleiben –
Einer tat sich die Hände reiben
Weil seine Schleuder unbescholten
Obwohl der Anschlag ihm gegolten
Und Manuel, der Bursch‘ vom Sacke
Bekam zu spüren die Attacke.
Becker, kraft seiner Wassersuppe
Belegte da ’ne starke Truppe
Die wiederum sich wollten rächen
In seine Autoreifen stechen,
doch hatten die, als es laut zischt
das falsche Auto doch erwischt.
Als Manuel dann kam zu Wagen
Hörte man ihn nur noch sagen:
Einst seid ihr gerollt zu viert
Und jetzt hat man euch glatt gepierct,
Dem Becker g’hört ununterbrochen
Selber in’s Ventil gestochen,
Weil der ‘ne große Klappe hat
Sind jetzt meine Reifen platt.
Urlaub heißt, mal gar nichts tun
Und vom Alltagsstreß sich ruh’n
Doch was tun wenn sich ganz seicht
Der Alltag in den Urlaub schleicht
Denn für fünf Burschen, glaubt es mir,
Gehört zum Alltag auch das Bier.
Jürgen, Peter, Winkel, Damm
Als fünften hier noch Jörg Hartmann
Setzten in dem Urlaub fort
Was sie tun auch sonst im Ort,
Saufen, grölen und mal seh’n
Vielleicht den Girls den Kopf verdreh’n.
Beim Camping fühlten sie sich frei
Wenn da ‘s nicht gäb‘ die Polizei.
Denn auf dem Campingplatz bei Nacht
Hat man lauthals rumgemacht.
Die Wohnwägen, wo man dort lebt
Hab’n vor lauter Lärm gebebt
Und die Bewohner von den Kisten
Ihre Urlaubsruh‘ vermißten.
Vor Wut wurd‘ schnelle reagiert
Und die Polente alarmiert
Welche dann, und das war klar
Jede Nacht zugegen war,
und als Dauergast betroffen
hätten die gern mitgesoffen.
Wenn im Sommer abends noch
Die Temp’raturen ziemlich hoch
Zieht es einen vis-à-vis
Ach mal zun ’ner Beachparty.
In Niederorschel, bist ‘de platt
Fand ’ne solche Fete statt,
Wo Itel und Sebastian
Und auch der Michel hingefahr’n,
Schließlich ist es kein Vergeh’n
Will man mal knappe Höschen seh’n
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Es ist noch nicht sehr lange her
So fünf, sechs Wochen ungefähr
Da wurd‘ mal wieder unbefangen
Die Kirmesvorfeier begangen
Und wo, da sage ich nicht viel
Im Hobbyraum bei Staufenbiel.
Sieb’n Neulinge, die ließ es kalt
Sechs Pullen Schnaps die weggeknallt
Man mußt‘ vor denen ums verrecken
Den Rest vom Stoff auch noch verstecken.
Das der Alk bei diesem Fest
Seine Spuren hinterläßt
Hätte Engelmann um Zehn
So schlimm noch nicht einmal geseh’n.
Später als die Zunge leiert
Hat er in den Raum gereiert
Und zwischen Bier von diesem Feste
Schwammen auch noch Speisereste.
Die Ursache von diesem Klecks
War ‘ne, die auf Ex
Er in sich hineingeschüttet
Weil der Heino ihn drum bittet.
Zehn DM hat er geboten
Für den armen Michelknoten
Und der, weil’s Geld ihn hat gelockt
Hat mit Heino mitgezockt.
Elfriede hob’s in den Gedärmen
Als sie das Kälbchen mußt entfernen.
So kratzten sie, man glaubt es kaum
Sich gegenseitig ab den Flaum.
Und jetzt, ihr Freunde hier im Saal
Erlös‘ ich euch von dieser Qual
Hör auf mit meinem Redeschwall
Und weiter geht der Kirmesball.
Befind‘ sich jemand jetzt in Nöten
Und fühlt sich auf den Schlips getreten
Dann sei nicht bös‘ und nicht gemein
Es soll doch was zum Lachen sein,
Und wenn, wie’s meistens immer ist
Sich im Brief noch wer vermißt
Den möchte‘ ich bitten, nimm es hin
Im nächsten Jahr stehst du dann drin,
Ich sage Tschüß, wie immer noch
Die Kirmes ’98, sie lebe hoch
sie lebe hoch,
sie lebe hoch,
Wem’s morgens sicher mies erging
Erzählt euch jetzt das nächste Ding.
Stefan, in sein’m Überdruß
Spielte da Eusebius
Fast so perfekt wie für die Bühne
Man nennt ihn auch den Sensor Thüne,
Als Schauspieler sie ihn jetzt kennen
Und ihn auch Euseg’lus nennen
Er gab den andern seinen Segen
Und hat auch Hostien vergeben
Bevor er ziemlich aufgelöst
Auf Bierkästen ist eingedöst.
Stefan wurde immer lahmer
Aus dem wird nie ein Franziskaner.
Vorm Rasieren, welch ein Kampf
Hat so mancher Neuling Dampf
Und damit dort nichts passiert
Hab’n die sich selber therapiert
Und bei Berger ungetrübt
Das ganze schon mal durchgeübt.
Mit Mayonnaise immerhin
Beschmierten die sich dann das Kinn
Und holten aus dem Küchenschrank
Mutters Messer, extra lang
Welches, Edelstahl geputzt
Zum Tranchieren wird benutzt.
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