was sie schon immer über wertpapiere wissen wollten.

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was sie schon immer über wertpapiere wissen wollten.
WAS SIE SCHON IMMER ÜBER
WERTPAPIERE WISSEN WOLLTEN
www.volksbank.at
WAS SIE SCHON IMMER ÜBER
WERTPAPIERE WISSEN WOLLTEN.
2
VORWORT
Gerade in den letzten Jahren sind die Wahlmöglichkeiten
WISSEN BRINGT ERTRAG –
MIT FINANZBILDUNG DEN
PERSÖNLICHEN ERFOLG BEFLÜGELN
im Bereich der Geldanlage größer geworden und ermöglichen so jedem Anleger eine optimale Veranlagung und
Streuung seines Kapitals. Die wichtigste Voraussetzung für
einen idealen Anlageerfolg ist heute die Beachtung der
Mit der Initiative „Fit for Banking“ fördert die Volksbank
Grundregeln der Vermögensanlage sowie die Kenntnis der
Finanzbildung, Wissenserweiterung und Optimierung der
wichtigsten Produkte.
Geldanlage für alle Interessierten.
Sowohl Grundregeln als auch Produkte werden prägnant
ANLAGEWISSEN
und übersichtlich dargestellt. Die Broschüre enthält Wis-
Hauptvoraussetzungen für die Geldanlage sind Information
senswertes über Geldanlagen im Allgemeinen, wesentliche
und Wissen. Im Rahmen von „Fit for Banking“ bietet die
Charakteristika der unterschiedlichen Wertpapiere und
Volksbank relevante Bildungsangebote und unterstützt die
Hintergrundinformationen. Die Darstellung verschafft
Vermittlung von Finanzwissen in verständlicher und nach-
Vereinfachung und mehr Klarheit, um sich exakt auf die für
vollziehbarer Form.
die Geldanlage wesentlichen Erfolgsfaktoren konzentrieren zu können.
Mit dieser Broschüre geben wir grundlegende Erklärungen
zu den verschiedenen Veranlagungsmöglichkeiten an den
„Was Sie schon immer über Wertpapiere wissen wollten.“ –
Kapitalmärkten sowie Entscheidungshilfen. Wichtiges und
Ein Baustein von „Fit for Banking“.
Interessantes zum Thema wird kompakt in vorliegender
Publikation dargestellt.
3
INHALT
VORWORT
3
ANLAGEWISSEN
5
Anlagegrundsätze
6
Die Anlageentscheidung
6
Magisches Dreieck der Geldanlage
7
Anlagepyramide
8
Aufteilung des Vermögens
9
ANLAGEFORMEN
10
Wertpapiere allgemein
11
Die Anleihe – Forderungspapiere
11
Die Aktie – Beteiligungspapiere
13
Investmentfonds
15
Strukturierte Produkte
18
Zukunftsvorsorge (ZVE)
19
FINANZMÄRKTE
20
Funktion der Finanzmärkte
21
Geld- und Kapitalmarkt
21
Zinsen
21
Die Börse
22
RECHT & STEUERN
4
24
Rechtliche Bestimmungen
25
Steuerliche Bestimmungen
25
Impressum
28
ANLAGEWISSEN
ANLAGEGRUNDSÄTZE
DIE ANLAGEENTSCHEIDUNG
MAGISCHES DREIECK DER GELDANLAGE
ANLAGEPYRAMIDE
AUFTEILUNG DES VERMÖGENS
5
ANLAGEWISSEN
ANLAGEGRUNDSÄTZE
Die klare Formulierung von Anlagezielen und eine genaue
Analyse der persönlichen Situation stehen am Beginn einer
Vermögensaufstellung
ANLAGE
AKTUELLER KÜNFTIGE
BETRAG
erfolgreichen Vermögensanlage. Die individuellen Anlageziele stellen die Basis für den Aufbau eines persönlichen
Spareinlagen
Finanzplanes dar. Dieser zeigt auf, wie die gewünschten
Bausparverträge
Ziele mit den vorhandenen finanziellen Ressourcen best-
Wertpapiere
möglich zu erreichen sind.
Fonds
ANSPRÜCHE
Versicherungen
Pensionsansprüche
DIE ANLAGEENTSCHEIDUNG
Priv. Pensionsvorsorge
Die ideale Anlageform ist weitgehend von der Anleger-
Andere Werte (Immobilien,
situation abhängig. Für die optimale Anlageentscheidung
Edelmetalle, Kunst etc.)
gibt es zwei wesentliche Faktorengruppen:
.
.
personenbezogene und
anlageformbezogene Merkmale.*)
*)
Vermögensanalyse
Eine detaillierte Darstellung dieser Thematik ist in dem Buch
„Geld – sicher anlegen und vermehren“, Rainer Konrad/Wolfgang Layr,
Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart, zu finden.
Zu erwartende Veränderungen sind in die Finanzplanung
Personenbezogene Merkmale:
um eine optimale Veranlagung zu erzielen.
ANLEGERSITUATION
. Einkommen
. Vermögen
. Anlageziele
. Risikobereitschaft
. Risikotragfähigkeit
. Zivilstand
mit einzubeziehen: Eine mehrjährige, möglichst realistische
Vorausplanung der Einnahmen und Ausgaben ist sinnvoll,
Nachfolgende Rechnung ergibt das für die Geldanlage
bereitstehende Kapital:
EINNAHMEN
Berufliche Einkünfte
Sonstige Einkünfte
Zinseinnahmen
Mieteinnahmen
Einkommen und Vermögen
– AUSGABEN
Konsum
Zuerst verschafft man sich einen Überblick über die
Wohnen
momentane berufliche, private und finanzielle Situation.
Kreditraten
Anschließend beginnt man einen Finanzplan mit der Analy-
Fortbewegungsmittel
se des aktuellen Umfelds. Danach beantwortet man die
Urlaub
Frage, wann wie viel Geld benötigt wird und definiert die
Ausbildung
eigene Risikobereitschaft sowie -tragfähigkeit.
Abgaben
Sonstige Ausgaben
Mit der folgenden Tabelle sollte jener Teil des Vermögens
erhoben werden, der in eine aktive Anlageentscheidung
einbezogen werden kann:
6
= FÜR GELDANLAGE BEREITSTEHENDES KAPITAL
ANLAGEWISSEN
Anlageziele
Die Rendite
Es ist in die Zukunft zu blicken und detailliert die eigenen
ist der Ertrag pro Jahr, den man mit dem eingesetzten
Anlageziele wie Altersvorsorge, Risikoabsicherung (Familie,
Kapital lukriert, und wird in Prozent pro Jahr angegeben.
Angehörige), Ansparen für bestimmte Investitionen, Aus-
Für den Realertrag ist noch die Inflation sowie eventuelle
bildung, Notfallreserve etc. zu bestimmen. Diese Ziele sind
Kapitalertragsteuer zu berücksichtigen.
weitgehend durch die Lebensumstände vorbestimmt.
Risikobereitschaft/-tragfähigkeit
TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER:
Der Bedarf ist abhängig von persönlicher Einstellung sowie
Die beste Methode, das Risiko des eigenen Vermögens
familiärem, sozialem oder kulturellem Umfeld. Für eine
zu verringern, ist die Diversifikation (= die Streuung)
gute Lebensqualität das eigene Geld so zu investieren, dass
über verschiedene Anlagen unter Berücksichtigung der
man sich mit der Geldanlage wohl fühlt.
persönlichen Risikobereitschaft bzw. -tragfähigkeit.
Anlageformbezogene Merkmale:
MAGISCHES DREIECK
DER GELDANLAGE
. Betrag
. Laufzeit
. Sicherheit
. Ertrag
. Liquidität
ANLAGEFORM
SICHERHEIT
Nach Festlegen der personenbezogenen Merkmale sind für
die Auswahl der geeigneten Anlageform noch mehrere
Kriterien zu beachten:
Der Betrag
ergibt
sich
aus
der
persönlichen
Vermögens-/
Einkommensanalyse.
Die Anlagedauer
wird durch die persönlichen Anlageziele bestimmt.
Die Liquidität (Verfügbarkeit)
hängt davon ab, wie schnell ein investierter Betrag wieder
zu Bargeld gemacht werden kann. Unter diesem Gesichts-
LIQUIDITÄT
ERTRAG
punkt sind Bargeld, Girokonten und Sparbücher mit kurzen Bindungen und wenig schwankende Wertpapiere die
ideale Anlage.
SICHERHEIT-LIQUIDITÄT-ERTRAG
Unter Sicherheit
Jeder Anleger wünscht, dass seine Investition
versteht man die Regelmäßigkeit der Erträge sowie die
- höchstmögliche Sicherheit
ständige Kapitalerhaltung. Risiko bezeichnet im Anlage-
- höchstmögliche Liquidität
bereich die vorübergehende Wertänderung (= Volatilität)
- höchstmöglichen Ertrag bietet.
bzw. manchmal auch den Verlust.
7
ANLAGEFORMEN
Anlagen, die alle drei Anforderungen in höchstem Maß
Strategie sowie den individuellen Bedürfnissen/Zielen und
erfüllen, gibt es aber nicht. Wie diese zum Teil konkurrie-
der Sicherheitsneigung des Anlegers aus der Vielzahl an
renden Kriterien zu gewichten sind, ergibt sich aus der
Anlageprodukten.
persönlichen Präferenz des Anlegers.
Die Sicherheit steht für die Erhaltung des angelegten Ver-
ANLAGEPYRAMIDE
mögens. Abhängig ist diese vom Konjunkturrisiko, Inflati-
Die Anlagepyramide gibt einen ersten, klaren Überblick.
onsrisiko, Länder- und Währungsrisiko. Eine ausgewogene
Die Anlageprodukte sind in den entsprechenden Ebenen
Verteilung des Vermögens (= Diversifikation) erhöht die
(= Risikoklassen) der Pyramide geordnet.
Sicherheit.
Die erste Ebene der Pyramide enthält möglichst liquide
Liquidität bedeutet die Möglichkeit für den Anleger, seine
und sichere Veranlagungen. Das Kapital soll auf dieser
Anlagen jederzeit zu marktgerechten Preisen verkaufen zu
Stufe jederzeit ohne größere Kursschwankungen zur Ver-
können.
fügung stehen. Hier sind Spareinlagen und Staatsanleihen
mit bester Bonität zu finden.
Die Rendite einer Veranlagung bestimmt sich aus dem
Ertrag, also Zins- bzw. Dividendenzahlungen, sowie
Die Anlageinstrumente der zweiten Ebene für vorsich-
Wertsteigerungen in Form von Kursgewinnen, bezogen
tige Anleger verbinden geringes Kursrisiko mit höheren
auf ein Jahr.
Ertragschancen bei mittel- und langfristiger Veranlagung.
Diese Pyramidenebene beinhaltet Wertpapiere mit gerin-
Wenn die 3 Punkte des „magischen“ (weil nie alle 3 Fakto-
gen Kursschwankungen, weist aber bei mittel- und län-
ren bestmöglich erfüllbar sind) Dreiecks der Geldanlage –
gerfristigen Veranlagungen höhere Ertragschancen auf.
Sicherheit, Liquidität und Ertrag – zusätzlich zu den perso-
Neben der Chance auf Kursgewinne ist bei einer längeren
nenbezogenen Merkmalen ausführlich analysiert worden
Bindung meist auch eine höhere laufende Verzinsung
sind, kann sich jeder Anleger seinen optimalen Finanzplan
erzielbar. Auf dieser Stufe sind Forderungswertpapiere in
erstellen. In der Folge geht es um die gezielte Auswahl von
Euro mit guter Bonität, sowie bestimmte Invest-
konkreten Anlageformen entsprechend der persönlichen
mentfonds bzw. Kapitalschutz produkte zu finden.
Ebene 5
Spekulative Veranlagungen mit überproportionalen Wertentwicklungen, Verluste sind
jedoch über das eingesetzte Kapital hinaus möglich.
Anlageformen: Optionen, Optionsscheine, Futures
Ebene 4
Langfristige Veranlagungen mit hohen Ertragsmöglichkeiten und großen Kursschwankungen, oder Kreditrisiko. Anlageformen: Anleihen ohne Rating oder Investmentqualität, Gemischte Fonds (> 50%
Aktienanteil), Aktien, Aktienfonds, Indexzertifikate, Airbag-Zertifikate, Hedgefonds
Ebene 3
Längerfristige Veranlagungen mit höheren Ertragschancen und höheren Kursschwankungen je nach Aktienbzw. Fremdwährungsanteil oder Kreditrisiko. Anlageformen: Anleihen und Anleihefonds mit Fremdwährung
und /oder mit Investmentqualität, Gemischte Fonds (< 50% Aktienanteil), Immobilienfonds
Ebene 2
Mittel- bis längerfristige Veranlagungen mit höheren Ertragschancen und geringen Kursschwankungen.
Anlageformen:
Anleihen und Anleihefonds in Euro mit guter Bonität, Kapitalschutzprodukte
Ebene 1
8
Möglichst liquide und sichere Veranlagungen für vorsichtige Investoren.
Anlageformen: Spareinlagen, Girokonten
ANLAGEFORMEN
Auch die staatlich geförderte Zukunftsvorsorgeeinrich-
AUFTEILUNG DES VERMÖGENS
tung in befindet sich aufgrund der Kapitalgarantie in die-
Unter Asset Allocation versteht man die Aufteilung des
ser Ebene.
Vermögens auf verschiedene Veranlagungsformen und im
Die dritte Ebene bietet für Investoren Gelegenheit, bei
verwaltung. Dieser Begriff bezeichnet daher einerseits
überschaubarem Risiko höhere Erträge zu generieren.
einen Prozess und andererseits einen Zustand.
weiteren Sinn auch den Prozess der Vermögens-
Neben der längeren empfohlenen Anlagedauer weist diese
Risikoklasse meist größere Kursschwankungen auf. Ande-
Die Struktur des Vermögens (= Asset Allocation) be-
rerseits können über längere Zeiträume wesentlich höhere
stimmt im Wesentlichen die Renditen und Risiken des Ver-
Erträge erzielt werden. In diese Stufe fallen gemischte
mögens und ist daher eine der wichtigsten Entscheidungen
Investmentfonds und internationale Anleihen sowie Imm-
im Rahmen der Finanzplanung.
oblieninvestmentfonds.
Es wird zwischen „Strategischer Asset Allocation“
Die vierte Ebene bietet Anlageformen für eher risiko-
(SAA) und „Taktischer Asset Allocation“ (TAA)
freudige Investoren, die für höhere Ertragschancen auch
unterschieden. Dabei steht SAA für die langfristige
größere Risiken in Kauf nehmen. Hier sind Anlagen mit
Vermögensstruktur, die sich aus den individuellen Rahmen-
deutlichen Kursschwankungen – aber auch mit langfristig
bedingungen des Anlegers ergibt. So wird die SAA eines
sehr hohen Erträgen zu finden. Dazu gehören vor allem
jüngeren Anlegers – ohne Rücksicht auf die jeweiligen sub-
Aktien und Aktienfonds, Indexzertifikate sowie Hedge
jektiven Vorlieben oder Neigungen – einen höheren
Fonds. Die Kursschwankungsbreite kann je nach Streuung
Risikoanteil aufweisen als die SAA eines älteren Anlegers,
der Investmentstile, Regionen und Branchen bzw. Kreditri-
der kurz vor der Pensionierung steht.
siko variieren.
Aufgrund aktueller Situationen an den Finanzmärkten
Die Ebene fünf beinhaltet spekulative Anlageformen wie
erfolgen im Zuge der TAA kurzfristige Anpassungen der
Optionen, Optionsscheine und Futures, die sehr risiko-
Anlagestruktur (z.B. Umschichtungen von Renten in Aktien),
bewussten Anlegern vorbehalten sind.
die TAA ist daher kurzfristiger und auf das Ausnutzen von
aktuellen Chancen an den Finanzmärkten ausgelegt.
9
ANLAGEFORMEN
WERTPAPIERE ALLGEMEIN
FORDERUNGSPAPIERE
BETEILIGUNGSPAPIERE
FONDS
STRUKTURIERTE PRODUKTE
10
ANLAGEFORMEN
WERTPAPIERE ALLGEMEIN
welche in Österreich im Kapitalmarktgesetz geregelt sind.
Der Verkauf von Wertpapieren bei Emission wird als Pri-
Kurz erklärt:
märmarkt bezeichnet, der anschließende Handel – börslich
Wertpapiere sind Urkunden über Vermögensrechte, die
oder außerbörslich – als Sekundärmarkt. Die Qualität einer
dem jeweiligen Besitzer spezifische Rechte garantieren.
Emission wird meist über das Rating eingeschätzt. Je besser
Wertpapiere kann man in der Regel jederzeit kaufen
das Rating, desto höher ist die Bonität des Schuldners und
und verkaufen, verpfänden, vererben oder verschenken.
desto geringer das Risiko einer Anleihe und umgekehrt.
. Ausstattungsmerkmale
Je nach Art des verbrieften Rechts wird zwischen
. FORDERUNGS- BZW. GLÄUBIGERPAPIEREN
(ANLEIHEN) und
. BETEILIGUNGSPAPIEREN
Vor Auflage (= Emission) einer Anleihe wird eine Reihe
von Ausstattungsmerkmalen festgelegt, die für das zu begebende Wertpapier gelten sollen. Die Details dazu sind in
(AKTIEN, INVESTMENT-
FONDS) unterschieden.
den Emissionsbedingungen festgeschrieben. Nachfolgend
sind die wichtigsten Merkmale aufgelistet:
Daneben gibt es eine Reihe von Papieren, die bestimmte
Spezifika der oben genannten Wertpapiere kombinieren
Nominale ➜ auch Nennwert, ist der Betrag, auf den sich
(siehe Strukturierte Produkte).
die verbrieften Rechte beziehen (meist Euro 100,– oder
Euro 1.000,–).
DIE ANLEIHE – FORDERUNGSPAPIER
Nominalzinssatz ➜ gibt die Höhe und Art der Verzinsung
an und wird als Kupon bezeichnet; die Auszahlung der Zin-
Kurz erklärt:
sen erfolgt meist jährlich, kann aber auch in kürzeren Inter-
Forderungspapiere (auch Anleihen, Renten, Schuldver-
vallen (z.B. vierteljährlich) bzw. am Laufzeitende (z.B. Null-
schreibungen oder Bonds genannt) sind Schuldurkunden,
kuponanleihe) erfolgen.
in denen sich der Aussteller (Emittent, Schuldner) dem
Inhaber (Gläubiger) gegenüber zur Verzinsung des erhal-
Emittent ➜ Der Anleiheemittent (z.B. Unternehmen, Ban-
tenen Kapitals und dessen Rückzahlung verpflichtet.
ken, Staaten, Länder, internationale Organisationen) ist der
Schuldner des Kapitals und für die Zinszahlungen verantwortlich. Der Schuldner erhält langfristiges Kapital und kann
TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER:
so mit Hilfe der aufgelegten Anleihe Investitionsvorhaben
Mit dem Erwerb einer Anleihe gewährt der Anleger (Gläu-
durchführen.
biger) einem Schuldner (z.B. Bund, Länder, Gemeinden,
Banken, Unternehmen) meist ein mittel- bis langfristiges
Ausgabekurs ➜ jener Preis, zu dem die Anleihe in der
Darlehen. Dafür erhält der Anleger vereinbarte Zinsen,
Zeichnungsphase am Primärmarkt erworben werden kann.
wobei deren Gestaltung in den Anleihebedingungen genau
Dieser wird in Prozent des Nominales angegeben. Nach der
definiert ist. Am Ende der Laufzeit erfolgt die Tilgung (=
Zeichnungsphase unterliegt der Kurs der Anleihe am Sekun-
Rückzahlung) des zur Verfügung gestellten Betrags. Die
därmarkt den üblichen Marktänderungen. Während der
Zahlungen hängen von der Bonität des Emittenten ab.
Laufzeit kann der Inhaber der Anleihe diese in der Regel
. Emission
jederzeit zum aktuellen Kurs am Finanzmarkt verkaufen.
Darunter versteht man die Platzierung von Wertpapieren
Tilgung ➜ Rückzahlung der vom Schuldner begebenen
bei Anlegern. Im Sinne des Anlegerschutzes unterliegen
Anleihen erfolgt gemäß Anleihebestimmungen.
Emissionen ganz bestimmten Standards und Regelungen,
11
ANLAGEFORMEN
Ergänzende Ausstattungsmerkmale ➜ Währung,
die jährliche Kuponzahlung auf den Anschaffungskurs
Volumen (= Emissionsbetrag), Mindeststückelung (= kleins-
bezogen wird, gemäß der folgenden Formel:
te handelbare Einheit), Laufzeit, Tilgung, Zeichnungsfrist (für
den Ersterwerb) sowie mögliche Haftungsbestimmungen.
LAUFENDE VERZINSUNG =
Nominalzins x 100
Anschaffungskurs
TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER:
Die laufende Verzinsung entspricht dann dem Kupon,
Der Anleihebesitzer hat die Möglichkeit, die Anleihe
wenn der Kaufkurs dem Nominale (= 100) entspricht. In
entweder bis zur Rückzahlung (= Tilgung) zu behalten
allen anderen Fällen weicht die laufende Verzinsung immer
oder diese bereits vorher am Finanzmarkt (Se-
von der Nominalverzinsung (= Kupon) ab, da der Kaufkurs
kundärmarkt) weiterzuverkaufen. Es gilt in diesem Fall
höher oder niedriger als 100 sein kann.
jedenfalls die volkswirtschaftlichen Rahmenbedin-
Eine Weiterentwicklung der laufenden Verzinsung ist die
gungen zu beachten. Durch Bewegungen des allgemei-
einfache Renditeformel (= Simple-Yield-to-Maturity). Bei
nen Zinsniveaus ändert sich auch der Kurs der Anleihe,
dieser Berechnung werden Kursgewinne und -verluste, die
was bei einem vorzeitigen Verkauf zu beachten ist.
sich aus der Differenz zwischen Tilgungskurs und Anschaf-
Steigt das Zinsniveau, so fällt der Kurs einer Anleihe mit
fungskosten ergeben, berücksichtigt. Auch diese Methode
fixer Verzinsung. Sinkt das Zinsniveau, so steigt der
ist nur eine Näherungsberechnung, da die Zinseszinseffek-
Kurs derselben Anleihe. Dies bezeichnet man als Zins-
te keine Beachtung finden.
änderungsrisiko.
Weit komplizierter zu rechnen ist die effektive Rendite
. Ertrag oder Rendite
nach der Yield-to-Maturity-Methode. Diese berücksichtigt
zeitpunktbezogen alle Zahlungsströme (= Zinszahlungen,
Der Kauf einer Anleihe hat eine längerfristige Kapital-
Tilgung) bis zur Fälligkeit.
bindung zur Folge und wird in der Regel durch einen
Die so erhaltene Effektivverzinsung wird auf allen wichtigen
höheren Ertrag als für kurzfristige Bindung des Geldes aus-
Anleihemärkten nach eben dieser Methode mit speziellen
geglichen. So werden Anleihen anhand ihrer Rendite
Rechenprogrammen ermittelt.
bewertet, welche die Jahresgesamtverzinsung in Prozent
des eingesetzten Kapitals aufzeigt. Die Rendite (= Ertrag)
Falls der Anleger seine Anleihe zwischen zwei Kuponter-
setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen:
minen verkauft, stehen dem Verkäufer die Zinsen
– Zinszahlungen (fix, variabel) meist jährlich im Nachhinein
(= Stückzinsen) für den Zeitraum zwischen dem letzten
– Kursgewinn/-verlust bei Tilgung bzw. durch vorzeitigen
Zinstermin und dem Verkaufstag zu. Der Käufer zahlt die
Verkauf
– Zinseszinsen aus der Wiederveranlagung der erhaltenen
Kupons
bisher angefallenen Stückzinsen.
. Arten von Anleihen
Bezüglich Ausstattungs- sowie Gestaltungsmerkmalen von
Bei der Bewertung einer Anleihe ist nicht nur die Kupon-
Anleihen hat sich eine Vielzahl an Varianten je nach Bedürf-
zahlung und Tilgung, sondern vor allem auch der Preis der
nissen von Anlegern und Emittenten am Kapitalmarkt
Anleihe relevant.
herausgebildet. Neben variabel verzinsten Anleihen (=
. Methoden der Renditeberechnung
12
Floater) gibt es auch Anleihen ohne laufende Zinszahlungen (Nullkupon-Anleihen). Zusätzlich können Anleihen
Die einfachste Berechnungsmethode ist die laufende Ver-
speziell verbriefte Rechte aufweisen (z.B. Wandelanleihen,
zinsung (= current yield) und gibt einen ersten groben
Optionsanleihen) und bezüglich der Währung Besonder-
Überblick des Wertes einer Anleihe. Sie ergibt sich, wenn
heiten haben (z.B. Fremdwährungsanleihen).
ANLAGEFORMEN
DIE WICHTIGSTEN ANLEIHEN SIND IM FOLGENDEN
TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER:
KURZ BESCHRIEBEN:
Auch bei Anleihen gilt: je mehr Ertrag erzielt werden
Fixzinsanleihe
kann, desto höher ist das Risiko. Zinsänderungen am
➜ ist die einfachste Art, welche über die gesamte Laufzeit
Markt und die Bonität des Emittenten haben direkten
eine fixe Verzinsung (= Kupon) aufweist.
Einfluss auf die Preisbildung bei Anleihen.
Floater
➜ der Nominalzinssatz wird periodisch an die aktuellen
DIE AKTIE – BETEILIGUNGSPAPIER
Zinsgegebenheiten über einen Referenzzinsatz angepasst,
wodurch das Zinsänderungsrisiko verkleinert wird.
Kurz erklärt:
Aktien sind Wertpapiere, die ein Miteigentumsrecht an
Nullkupon-Anleihe (Zero Bond)
einer Aktiengesellschaft verbriefen.
➜ es gibt keine Zinszahlungen während der Laufzeit . Der
Ertrag für den Anleger ergibt sich aus einem niedrigen Aus-
Die Aktiengesellschaft (AG) ist eine Gesellschaft mit
gabekurs (Disagio), der Laufzeit und dem Tilgungskurs.
eigener Rechtspersönlichkeit, deren Gesellschafter mit
Aktien am Grundkapital beteiligt sind. Der Besitz von
Wandelanleihe (Convertible Bond)
Stammaktien sichert neben Vermögenswerten auch
➜ als Besonderheit gibt es bei diesen Anleihen ein zusätzli-
Mitspracherechte am jeweiligen Unternehmen.
ches Umtauschrecht (= Wandelrecht), im Regelfall in Aktien
des Anleiheschuldners. Der Anleger hat die Wahl, ob er
. Arten von Aktien
- die Anleihe bis Laufzeitende behalten,
Der Erwerb einer Stammaktie ist mit dem Stimmrecht in
- während der Laufzeit weiterverkaufen
der Hauptversammlung verbunden. Der Inhaber einer
- oder vom Wandelrecht Gebrauch machen möchte,
Vorzugsaktie wird bei der Dividendenzahlung bevorzugt
wodurch er vom Anleihegläubiger zum Aktionär wird.
behandelt, hat jedoch in der Regel kein Stimmrecht.
TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER:
. Ertrag bei Aktien
Bei Wohnbauwandelanleihen ist der Kupon bis zu einer
Normalerweise wird die Aktie an der Börse gehandelt. Der
Höhe von 4% KEST-frei.
Kurs bildet sich nach Angebot und Nachfrage und orientiert sich an der aktuellen und prognostizierten wirtschaft-
Callables
lichen Entwicklung des Unternehmens sowie an den allge-
➜ Anleihen mit Kündigungsrecht(en) seitens des Emittenten,
meinen volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Da der
wobei der genaue Zeitpunkt (ein- oder mehrmalig) für die
Aktionär Miteigentümer ist, hat er sowohl Anteil am Erfolg
Ausübung dieses Rechtes und die Tilgungshöhe in den Emis-
oder auch Misserfolg im Geschäftsverlauf, der sich im Kurs
sionsbedingungen beschrieben wird.
widerspiegelt.
Strukturierte Anleihen
Die Dividende ist der an die Aktionäre ausgeschüttete
➜ Diese Bonds ermöglichen normalerweise eine über-
Gewinn. Eine Kennzahl für den prozentualen Anteil des
durchschnittliche Verzinsung im Vergleich zu einer her-
ausbezahlten Gewinns einer Aktiengesellschaft am Börse-
kömmlichen Anleihe. Dieser Mehrertrag kann aufgrund
kurs ist die Dividendenrendite.
zusätzlicher Komponenten gegenüber den herkömmli-
Diese errechnet sich wie folgt:
chen Anleihen erzielt werden. Solche Anleihen reagieren
oft sensitiver auf Marktveränderungen und weisen neben
dem Zinsänderungsrisiko noch zusätzliche Einflussfakto-
DIVIDENDENRENDITE =
Dividende x 100
Börsekurs der Aktie
ren auf (z.B. Inflation-Linked Bonds).
13
ANLAGEFORMEN
Eine weitere Kennzahl ist das Kurs-/Gewinnverhältnis
. Emission
(= KGV). Zuerst wird der Gewinn pro Aktie errechnet.
Die Ausgabe von Aktien erfolgt bei Gründung des Unter-
Dann wird der aktuelle Börsekurs durch diesen Gewinn
nehmens oder im Laufe der Geschäftstätigkeit im Zug einer
pro Aktie geteilt und ergibt das KGV:
Kapitalerhöhung. Aktien haben keine Laufzeit.
KURS-/GEWINNVERHÄLTNIS =
Börsekurs
. Kapitalerhöhung
Gewinn je Aktie
Wird das Grundkapital der AG durch Ausgabe neuer
Aktien erhöht, steht jedem Aktionär ein seinem Anteil am
So wird ausgedrückt, wie viele Jahre die Gesellschaft den
bisherigen Grundkapital entsprechender Teil der neuen
gleichen Gewinn erzielen muss, um ihre derzeitige Börse-
Aktien gegen Bezahlung des Bezugspreises zu. Nur soweit
kapitalisierung zu erwirtschaften. Die Aktie ist daher umso
Aktionäre von ihrem Bezugsrecht keinen Gebrauch
billiger, je niedriger das KGV ist. Ein KGV-Vergleich ist
machen, sondern es verkaufen, können sich Außen-
jedoch nur innerhalb der gleichen Branche sinnvoll. Die
stehende an der Kapitalerhöhung beteiligen.
Höhe der Ausschüttungen hängt von der Dividendenpolitik
der AG ab, da manche Unternehmen einen möglichst hohen
. Aktienkurs
Teil ihrer Gewinne in z.B. Forschung investieren und beim
Börsenkurse sind das Ergebnis von Angebot und Nach-
Ausschütten an die Aktionäre eher zurückhaltend sind.
frage. Abgesehen von kurzfristigen spekulativen Schwankungen richten sich die Kauf- und Verkaufsinteressenten in
ihren Preisvorstellungen nach den zukünftigen Ertrags-
TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER:
erwartungen des Unternehmens bzw. dem geschätzten
Der Aktionär stellt dem Unternehmen Eigenkapital zur
Substanzwert. Somit liefert der Aktienkurs eine Einschät-
Verfügung. Mit der Aktie erwirbt der Anleger ein Be-
zung des Firmenwertes aufgrund der prognostizierten
teiligungspapier, das ihn rechtlich zum Miteigentümer
Zukunftsaussichten der AG.
macht. Damit hat der Anleger Anteil am Erfolg und
Misserfolg im Geschäftsverlauf.
. Aktienkursentwicklung
Performance steht für Kursentwicklung eines Marktes oder
. Anteil an einem Unternehmen
Aufgrund des Anteils am Geschäftsverlauf werden Aktien
Wertes. Für die Charakterisierung der Kurstendenzen verwendet man im Börsenjargon Spezialausdrücke: „Bullish“
steht für steigende Kurse, „Bearish“ für fallende Kurse
als Risikokapital bezeichnet. Auch bei sorgfältiger Prüfung
oder auch Märkte, abgeleitet vom Symbol des Bullen und
kann nicht garantiert vorausgesehen werden, ob die AG
Bären für die Entwicklung an den Börsen.
eine günstige oder ungünstige wirtschaftliche Entwicklung
haben wird. Gewinne lassen Unternehmen in der Substanz
Auch die täglichen Kursentwicklungen werden mit spezifi-
wachsen, Verluste schrumpfen. Da die Aktie einen
schen Ausdrücken versehen:
Miteigentumsanteil an der Gesellschaft darstellt, wird sie in
gleichbleibende Kurse werden als „behauptet, gehalten,
beiden Fällen in ihrer Kursentwicklung unmittelbar betrof-
unverändert“ bezeichnet.
fen sein. Bei günstiger Entwicklung des Unternehmens
„Freundlich, fest oder erholt“ beschreibt tendenziell stei-
steigt der Wert der Aktie. Eine Dividende (= Gewinnaus-
gende Kurse.
schüttung) erhält der Aktionär, sofern es die Geschäfts-
Die Lektüre des Kursteils von Zeitungen kann sehr span-
und Ertragslage zulassen und laut Ausschüttungspolitik der
nend sein!
Firma vorgesehen ist.
14
ANLAGEFORMEN
Die meisten Tageszeitungen widmen den Börsenkursen
INVESTMENTFONDS
eigene Seiten. Dort wird nicht nur die Entwicklung der
wichtigsten Aktien, sondern auch die der bedeutendsten
Kurz erklärt:
Börsenindizes, welche die Gesamtperformance eines
Ein Investmentfonds ist ein Sondervermögen, be-
Marktes wiedergeben, veröffentlicht. Bei den einzelnen
stehend aus den verschiedensten Wertpapieren, das
Titeln werden Höchst- und Tiefststände (H/T) angegeben,
von einer Kapitalanlagegesellschaft (KAG) professionell
ebenso der letzte Kurs des Handelstages (= Schlusskurs
nach bestimmten Richtlinien im Rahmen des österrei-
oder Close) sowie die Kurse vom Vortag. Manchmal wer-
chischen Investmentfondsgesetzes verwaltet wird.
den auch ergänzend Kurszusätze beigefügt. Diese signalisieren den Anlegern zusätzliche Informationen: z.B. eD bedeutet „ex Dividende“ und drückt aus, dass am Zahlungs-
Der Fonds stellt das gemeinsame Vermögen von vielen Anle-
tag der Dividende der Kursabschlag vorgenommen wurde.
gern dar. Durch Einzahlung des zu investierenden Betrages
erwirbt der Anleger entsprechendes Miteigentum an sämtlichen Vermögenswerten des Fonds entsprechend seinem
TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER:
. Durch den Kauf von Aktien wird in Sachwerte inves-
Anteil, dazu gehören neben den Wertpapieren Barguthaben,
Zinsen, Dividenden sowie realisierte Kursgewinne. Wenn
tiert, wobei in der Regel jederzeit wieder über die
ein Anleger Fondsanteile erwirbt, wird dieser nicht Mitgesell-
Börse verkauft werden kann.
schafter der Kapitalanlagegesellschaft (KAG), sondern die Ein-
. Bei günstig bewerteten Titeln kann daher langfristig
zahlungen werden einem Sondervermögen (= Investment-
mit einem Substanzwachstum gerechnet werden, so-
fondsvermögen) zugeführt, das von einer KAG verwaltet
fern eine Unterbewertung vom Markt erkannt wird.
wird. Das Fondsvermögen wird vom Vermögen der Kapital-
. Neben
der Erwartung einer Kurswertsteigerung
anlagegesellschaft getrennt gehalten. Diese strikte Trennung
besteht aktienabhängig die Chance auf eine angemes-
dient dem besonderen Schutz der Anleger vor Verlust ihrer
sene Dividende.
Gelder durch Forderungen Dritter gegenüber der KAG.
stark eine Aktie um ihren Mittelwert schwankt.
. Auflage eines Investmentfonds
. Die Volatilität (= Schwankungsfreudigkeit) gibt an, wie
. Der Kurs der Aktie orientiert sich an der prognosti-
Die Kapitalanlagegesellschaften (meist Tochterunter-
zierten Entwicklung des Unternehmens und den allge-
nehmen von Banken oder Versicherungen) legen Fonds
meinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
entsprechend der gesetzlichen Bestimmungen auf und unter-
Auch die Zinsentwicklung kann auf die Unternehmen
liegen der Finanzmarktaufsicht. In Österreich gilt als Grund-
Einfluss nehmen. Steigende Zinsen drücken eher auf
lage für die Auflage von Fonds das Investmentfondsgesetz
die Aktienkurse. Zusätzlich können auch irrationale
(InvFG) mit detaillierten Bestimmungen zum Anlegerschutz.
die Kursentwicklung und damit den Ertrag der Veran-
. Professionelles Management
lagung beeinflussen.
Die Veranlagung des Geldes wird vom Fondsmanagement
. Faktoren wie Stimmungen, Meinungen, Gerüchte etc.
. Die Qualität von Unternehmen wird davon bestimmt,
durchgeführt und erfolgt unter dem Gesichtspunkt einer opti-
inwieweit sie in der Lage sind, den Bedürfnissen des
malen Risikostreuung (= Diversifikation). So wird das Anlage-
Marktes entsprechende Produkte oder Dienstleistungen
kapital auf unterschiedliche Titel, Branchen, Länder verteilt.
zu entwickeln, kostengünstig zu erzeugen bzw. zu
Qualifizierte Fondsmanager setzen sich mit Markt- und
erstellen und schließlich zu verkaufen. Eine Verschlech-
Börsenentwicklungen auseinander und managen entweder
terung der Ertragslage kann schlimmstenfalls zu Insol-
aktiv oder mittels definierter Systemunterstützung das Portfo-
venz und damit zur Wertlosigkeit der Aktien führen.
lio. Je nach Marktsituation bringt das üblicherweise dem Anleger Ertragsvorteile neben Zeit- und Nervenersparnis.
15
ANLAGEFORMEN
ARTEN VON INVESTMENTFONDS WERDEN
Dachfonds (Fund of Funds) ➜ sind Fonds, die das
UNTERSCHIEDEN
Geld der Anteilseigner wiederum in Anteilen von Invest-
. nach der Zusammensetzung des Fondsvermögens
mentfonds anlegen. Die Fonds, in die der Dachfonds inves-
Rentenfonds ➜ investiert wird vorwiegend in Anleihen.
tiert, bezeichnet man dabei als Zielfonds. Durch die Dach-
Der Rentenmarkt ist sehr vielschichtig, sodass der Anleger
fonds-Konstruktion kann der Fondsmanager die einzelnen
von einer Vielzahl an differenzierten Rentenportfolios profi-
abzudeckenden Marktsegmente mit den jeweils attraktivs-
tieren kann. Durch die Aufteilung des Fondsvermögens auf
ten Fonds belegen. Für den Anleger bedeutet das in ein
diverse Schuldner, Währungen, Anleihetypen soll eine opti-
breit diversifiziertes und aktiv gemanagtes Portfolio veran-
male Mischung der verschiedenen Titel einen möglichst
lagt zu sein. Dabei wird nicht nur über einzelne Wertpa-
hohen Ertrag bringen, bei regelmäßigen Ausschüttungen.
piere gestreut, sondern auch über verschiedene Fondsma-
Aufgrund des differenzierten Angebots können Anleger im
nager und Fondsgesellschaften.
Bereich Renten unterschiedliche Risikoklassen erwerben.
Immobilienfonds ➜ sind offene Fonds (siehe Ausgabe
Mischfonds ➜ investiert wird in unterschiedliche Anla-
der Fondsanteile) und investieren gemäß dem Österrei-
geklassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe u.v.m. Je nach
chischen Immobilieninvestmentfondsgesetz mit strengen
Marktentwicklung wird der Schwerpunkt der Veranlagung
Vorgaben hinsichtlich Anlegerschutz in ausgewählte Immo-
flexibel entsprechend der besten Gewinnchancen ange-
bilien. Es ist so auch mit kleinen Beträgen der Einstieg in die
passt. Anleger, die mehr Potenzial durch Aktien nützen
Immobilienanlage möglich. Die Preise für Immobilien kor-
wollen, können von dieser Vermögensaufteilung bei ent-
relieren kaum mit Anleihepreisen, Zinssätzen und Aktien-
sprechender Marktentwicklung profitieren. Diese Fonds
kursen, somit bringen diese Fonds eine weitere Risiko-
werden nach Risiko- bzw. Ertragskategorien angeboten,
streuung in jedes Anlegerportfolio.
die sich im Aktienanteil unterscheiden.
Hinweis: Nicht verwechseln mit Beteiligungsmodellen,
die mit der Bezeichnung „geschlossene Immobilienfonds“
Aktienfonds ➜ investiert wird vorwiegend in Aktien. Die
angeboten werden. Hier handelt es sich nicht um Wertpa-
Wertentwicklung des Fonds folgt der allgemeinen Kurs-
pierveranlagungen im herkömmlichen Sinn, sondern um
entwicklung an den Börsen. Durch die Risikostreuung
Unternehmensbeteiligungen.
werden Kursschwankungen einzelner Titel möglichst ausgeglichen. Diese Fonds sollten immer als langfristige
Hedgefonds ➜ Hedgefonds (von engl. to hedge = absi-
Geldanlage (d.h. ab 10 Jahren) eingesetzt werden. Aktien-
chern) sind eine spezielle Art von Investmentfonds, die
fonds bringen langfristig die höchsten Erträge und unterliegen
durch eine spekulative Anlagestrategie gekennzeichnet
damit auch größeren Kursschwankungen, sodass Anleger in
sind. Hedgefonds bieten dadurch die Chance auf hohe
einer schlechten Börsephase genug Zeit haben sollten, um
Renditen, sind aber dementsprechend mit hohem Risiko
eine Erholung abwarten zu können. In den letzten Jahren
behaftet.
erfreuen sich Fonds für spezielle Themen (z.B. Regionen,
Branchen, Anlagestile) großer Beliebtheit.
16
ANLAGEFORMEN
. nach der Art der Gewinnverteilung
jederzeit zum Rücknahmepreis abzunehmen. Allerdings gilt
Ausschüttungsfonds ➜ nehmen regelmäßig Ausschüt-
es die wirtschaftlich sinnvolle Behaltedauer zu beachten, die
tungen der angefallenen Zinsen und Dividenden vor, meist
sich aufgrund der möglichen Wertschwankungen ergibt.
einmal pro Jahr. Erzielte Kursgewinne werden wahlweise
Diese Behaltedauer beträgt bei Rentenfonds im Schnitt drei
vom Fondsmanagement gleich im Fonds wieder veranlagt
bis fünf Jahre, bei Aktienfonds 10 und mehr Jahre.
oder auch ausgeschüttet. Der Anleger erhält seinen Anteil
an den Erträgen in Form einer Ausschüttung. An diesem
Sicherheit ➜ ergibt sich aus der Wahrscheinlichkeit und
Tag sinkt der Rücknahmepreis um jenen Betrag, der an den
der Stärke von Schwankungen des Fonds. Das Auf und Ab
Anleger bar ausbezahlt wird.
der Kurse von Einzeltiteln stellt das Schwankungsrisiko dar.
Durch die Streuung des Wertpapierportfolios im Fonds auf
Thesaurierungsfonds ➜ es werden alle Erträge aus Zin-
verschiedene Titel, Branchen, Märkte und Währungen wird
sen, Dividenden, realisierten Kursgewinnen gleich im
das Risiko im Vergleich zu einer Einzelveranlagung in Wert-
Fonds wieder veranlagt. Die Wertsteigerung (bedingt
papieren deutlich reduziert. Daher ist die Fondsveranlagung
durch die Nichtausschüttung) drückt sich im höheren
gerade auch für kleine Veranlagungen sehr gut geeignet.
Wert des einzelnen Anteils aus. Ein Betrag in Höhe der
Steuer auf Zinsen und Dividenden sowie realisierte Kurs-
Ertrag ➜ Die Basis des Ertrags sind Anlagedauer und Art
gewinne wird ausbezahlt und für die Begleichung der
des Fonds (beziehungsweise Risikoklasse). Daraus ergeben
Kapitalertragsteuer verwendet. So erreicht der Anleger die
sich entsprechende Ertragserwartungen. Wie bei der
Endbesteuerungswirkung.
Direktanlage kann der Ertrag des Fonds schwanken, auf-
. nach der Ausgabe der Fondsanteile
grund der Risikostreuung bieten Fonds jedoch dem Anleger
üblicherweise Ertragsvorteile gegenüber der Einzelanlage.
Offene Fonds ➜ es erfolgt laufend und unbeschränkt je
nach Nachfrage die Anteilsausgabe. Das hereinkommende
TIPP – ERTRAGSVORTEILE FÜR DEN ANLEGER!
Kapital wird sofort wieder entsprechend den Fonds-
Der professionelle Fondsmanager kann schneller und
bestimmungen veranlagt. Für den Anleger besteht bei die-
effizienter auf den Markt reagieren. Der Ertrag des Fonds
sen Fonds eine jederzeitige Rücknahmeverpflichtung durch
kann über verschiedene Anlageinstrumente verbessert
die Kapitalanlagegesellschaft. Alle österreichischen Fonds
werden, die nur Großanlegern zur Verfügung stehen.
sind offene Fonds.
Zusätzlich besitzt der Fondsmanager die aktuellsten
Informationen und technische Hilfsmittel. In Summe
Geschlossene Fonds ➜ vor Ausgabe wird die Höhe des
führt dies zu Ertragsvorteilen für den Privatanleger!
Fondsvermögens und die Anzahl der auszugebenden
Investmentzertifikate festgelegt. Sobald alle Anteile verkauft sind, wird der Fonds geschlossen. Danach können
Fondsanteile nur mehr am Sekundärmarkt gehandelt werden. Eine Rücknahmeverpflichtung wie bei offenen Fonds
durch die Kapitalanlagegesellschaft besteht nicht.
LIQUIDITÄT, SICHERHEIT UND ERTRAG BEI FONDS
Liquidität ➜ Die Laufzeit von Fonds kann begrenzt oder
unbegrenzt sein, wobei ein Großteil der Fonds ohne Laufzeitende aufgelegt wird. Die Kapitalanlagegesellschaft ist
gesetzlich dazu verpflichtet, Fondsanteile dem Anleger
17
ANLAGEFORMEN
STRUKTURIERTE PRODUKTE
Indexzertifikate
Diese bieten dem Anleger die Möglichkeit, das mit dem Kauf
Kurz erklärt:
einzelner Aktientitel verbundene Risiko durch Investition in
Strukturierte Produkte werden durch die Kombination
breit gestreute Indizes zu vermindern. Außerdem ist der
verschiedener Finanzinstrumente geschaffen. Es entste-
Erfolg dieser Investmentform nicht von subjektiven Ent-
hen so neue, einzigartige Strukturen, welche den indivi-
scheidungsfaktoren abhängig. Der Anleger partizipiert 1:1
duellen Veranlagungsbedürfnissen gerecht werden und
an der Entwicklung des Index. Der Kurs des Indexzertifika-
zusätzlichen Nutzen für den Anleger schaffen.
tes ist der aktuelle Indexstand zum jeweiligen Bezugsverhältnis. Dadurch hat der Anleger hohe Transparenz durch
die Möglichkeit der Marktbeobachtung. An- und Verkaufs-
Strukturierte Produkte
preise orientieren sich am aktuellen Indexstand.
Kapitalschutzzertifikate Airbagzertifikate Indexzertifikate
TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER:
Strukturierte Produkte erweitern das Spektrum des
DIE WICHTIGSTEN PRODUKTE
Veranlagungsangebots und ermöglichen so ein spezifi-
Kapitalschutzzertifikate
sches Eingehen auf die persönliche Erwartungshaltung.
Diese eignen sich für Anleger, die mit wenig oder keiner Wert-
Strukturierte Produkte bieten die Möglichkeit entspre-
papiererfahrung ihr Vermögen in Aktien veranlagen wollen,
chend der individuellen Markterwartung an steigenden,
jedoch das damit verbundene Risiko nicht tragen möchten.
gleichbleibenden oder fallenden Märkten zu partizipie-
Gewinnchancen ohne Verlustrisiko sind charakteristisch für
ren. Bedeutend für den Anleger sind die transparente
Kapitalschutzzertifikate. Es bietet sich zusätzlich die Mög-
und nachvollziehbare Darstellung der Strukturen und
lichkeit, von der Wertsteigerung eines Basiswertes (Aktien,
die tägliche Handelbarkeit zum aktuellen Kurs. Zu
Aktienindex, Rohstoffe, Währungen) zu profitieren. Die
beachten ist in jedem Fall die Bonität des Emittenten.
Kursentwicklung während der Laufzeit ist von der Entwicklung der dem Produkt zugrunde liegenden Basiswerte, der
Anleihe und der Marktschwankungen abhängig. Das Verlustrisiko ist durch einen 100-prozentigen Kapitalschutz am Ende
der Laufzeit ausgeschlossen. Oft werden Kapitalschutzzertifikate mit einer Mindestverzinsung ausgestattet und bieten die Chance auf mehr Ertrag.
Airbag-Zertifikate:
Diese Produkte bieten dem Anleger die Möglichkeit, an der
positiven Wertentwicklung des Basiswertes zu partizipieren
und sind durch einen Sicherheitspolster vor Verlusten
unter definierten Voraussetzungen geschützt. Zusätzlich
bieten einzelne Produktvarianten einen höheren Partizipationsfaktor bzw. einen attraktiven Bonus.
18
ANLAGEFORMEN
ZUKUNFTSVORSORGE
Prämienbegünstigung
Vorsorge beinhaltet neben gezieltem Vermögensaufbau und
Prämienbegünstigt können Beiträge bis maximal 1,53% des
Sicherung der Lebensqualität auch die Absicherung in der Pen-
Sechsunddreißigfachen der Höchstbeitragsgrundlage zur Sozi-
sion. Die gesetzliche Pensionsversicherung ist unzureichend.
alversicherung pro Kalenderjahr einbezahlt werden. Auf seine
Die Pensionslücke (Differenz zwischen dem letzten Aktiv-
jährlichen Einzahlungen erhält der Anleger eine staatliche Prä-
bezug und dem Pensionseinkommen) wird immer größer.
mie. Diese richtet sich nach der Bausparprämie plus einen Auf-
Der Grund dafür: Die Zahl der Erwerbstätigen und die Zahl
schlag.Der jeweils für ein Kalenderjahr festgesetzte Prozentsatz
der Geburten gehen kontinuierlich zurück, gleichzeitig nimmt
ist von der Entwicklung des Zinsniveaus auf den Kapitalmärk-
die Zahl der Pensionisten stetig zu. Die derzeitige demografi-
ten abhängig und wird analog zur Bausparprämie berechnet.
sche Entwicklung, die Notwendigkeit, Versorgungslücken zu
schließen, um den aktuellen Lebensstandard auch in der Pensi-
Voraussetzung für die Prämienbegünstigung
on genießen zu können, zeigen die Wichtigkeit des Themas
Jeder kann für sich selbst eine prämienbegünstigte Pensions-
Zukunftsvorsorge. Beim Pensionsantritt verliert man im
vorsorge in Anspruch nehmen, weil die Pensionsvorsorge
Schnitt an die 30% des bisherigen Nettoeinkommens. Vor
einen persönlichen Bezug – Ansparen für die eigene Pensions-
allem Besserverdienende müssen im Alter mit erheblichen
vorsorge – hat. Die Inanspruchnahme der Prämie wird seitens
finanziellen Einschränkungen rechnen, wenn sie nicht rechtzei-
der Abgabenbehörden kontrolliert, um Mehrfachinanspruch-
tig vorsorgen. Dies zeigt die nachfolgende Rechnung: Die staat-
nahme zu verhindern.
liche Höchstpension liegt derzeit bei ca. € 3.250,– brutto (Basis
Siehe Näheres unter Punkt „garantierte Steuerfreiheit“.
ASVG) – je höher also der letzte Aktivbezug, desto größer die
ZVE: Stand Februar 2013
Differenz zur Pension, d.h. desto größer ist die Pensionslücke.
Der Gesetzgeber sieht vor, dass frühestens – bei einer
Mindestlaufzeit von 10 Jahren – zum Zeitpunkt des Aus-
Die Zukunftsvorsorge (ZVE) soll die Absicherung des Lebens-
zahlungsbeginns als lebenslange Pension (= widmungsge-
standards in der Pension durch Prämienbegünstigung, Steuer-
mäße Verwendung) das angesparte Kapital und die erhalte-
freiheit, Kapitalgarantie und Optimierung über Anleihe- und
nen Prämien garantiert sind.
Aktienmärkte fördern. Das Ziel ist so eine steuerfreie, lebenslange Rente zu ermöglichen. Mit 1. Jänner 2010 änderten sich
TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER:
rechtliche Rahmenbedingungen für die staatlich geförderte
Prämienbegünstigt vorsorgen
Zukunftsvorsorgeeinrichtung. Bereits abgeschlossene Verträ-
Gemäß den gesetzlichen Rahmenbedingungen und vor-
ge bleiben jedoch in Zukunft bestehen und werden wie bis-
gegebenen Veranlagungsgrenzen profitiert der Anleger
her bespart. Die Mindestaktienquote wurde aufgrund der
mit der neuen geförderten Zukunftsvorsorge von
neuen gesetzlichen Bestimmungen reduziert. Je nach Alter des
Investors richtet sich die Mindesaktienquote der ZVE, wobei
mit zunehmendem Alter risikoärmer investiert wird. Für
Anleger jünger als 45 Jahre liegt die Mindestaktienquote bei
30%, zwischen 45 – 55 Jahre bei 25% und bei Anlegern älter
als 55 Jahre bei 15%. Die Einstufung des Investors erfolgt bei
. der Entwicklung ausgesuchter Aktien- und Anleihemärkte,
. der staatlichen Prämie
. 100% Garantie auf das angesparte Kapital und die Prämien
Garantiegeber ist der Emittent. Die Qualität der Garantie hängt von der Bonität des
Garantiegebers (= Emittent) ab.
. der Steuerfreiheit für alle Erträge.
Vertragsabschluss, sofern die nächste Altersstufe erreicht
wurde, wird jährlich entsprechend der vorgeschriebenen Min-
Garantierte Steuerfreiheit
destaktienquote umgeschichtet.
Es fällt keine Kapitalertrags-, Einkommens-, und Versicherungssteuer in der Ansparphase und der widmungsgemäßen
Auszahlungsphase an. Zum Überblick hinsichtlich der
steuerlichen Behandlung von Finanzprodukten siehe das
Kapitel „Recht & Steuern“.
ZVE: Stand Februar 2013
19
FINANZMÄRKTE
FUNKTION
GELD- UND KAPITALMARKT
ZINSEN
DIE BÖRSE
20
FINANZMÄRKTE
Der Handel mit verschiedenen Gütern oder Waren
Kapitalmarkt
erfolgt auf einem ganz bestimmten Markt. Finanz-
➜ Dieser ist hingegen der Markt für längerfristig angeleg-
märkte sind jene Märkte, an denen Wertpapiere,
tes Geld, das mehr als zwölf Monate gebunden ist und die
Geld, Devisen, Derivate und Rohstoffe gehandelt
langfristigen Finanzierungsmittel – vor allem Anleihen und
werden.
Aktien – umfasst. Anleger, die ihr Geld Gewinn bringend
anlegen möchten, und Unternehmen, die Investitions-
FUNKTION DER FINANZMÄRKTE
vorhaben finanzieren wollen, agieren auf dem Kapital-
Finanzmärkte üben eine grundlegende wirtschaftliche
markt, wobei die Börse als Marktplatz fungiert.
Funktion aus. Sie kanalisieren Kapital von denjenigen Stellen,
die keine Chance haben, Kapital produktiv anzulegen, zu
Primärmarkt
Stellen mit ebensolchen Möglichkeiten. Dadurch tragen
➜ werden Wertpapiere neu emittiert, ist das der Markt
Finanzmärkte zu höherer Produktivität und Effizienz inner-
aus erster Hand. Am Primärmarkt können Papiere nur
halb einer Wirtschaft bei.
gekauft werden, z.B. bei Emissionen von Anleihen, Aktien
oder innerhalb der Bezugsfrist einer Kapitalerhöhung.
Geld ist neben der Funktion als Recheneinheit ein allgemeines Tauschmittel (= Zahlungsmittel). Es ermöglicht und
Sekundärmarkt
erleichtert in einer arbeitsteiligen Wirtschaft den Aus-
➜ der Markt, auf dem Wertpapiere den Besitzer wechseln.
tausch von Gütern und Dienstleistungen. Geld besitzt auch
Ein Anleger verkauft an einen anderen kaufwilligen Markt-
die Funktion des Wertaufbewahrungsmittels und kann für
teilnehmer. Der Sekundärmarkt, auf dem also die Papiere
spätere Verwendung aufgehoben, d.h. gespart werden. Für
gehandelt werden, die auf dem Primärmarkt ausgegeben
das gesparte Geld zahlen die Banken Zinsen. Die Banken
wurden, zeigt die Stimmung bzw. Erwartung der Anleger an.
wiederum verleihen das gesparte Geld gegen Zinsen an
Unternehmen und Private für deren Investitionsvorhaben.
ZINSEN
Die Zinsen sind ein wichtiger Faktor in einer Volkswirtschaft
GELD- UND KAPITALMARKT
und können beispielsweise Menschen motivieren, auf ak-
Die Preise auf Märkten bilden sich neben der Wettbewerbs-
tuellen Konsum zu verzichten, um diesen auf später zu ver-
situation auch über Angebot und Nachfrage. Ist das Angebot
schieben. Geld in unserer Wirtschaft kann entweder billig
niedrig und die Nachfrage hoch, wird der Preis eher hoch
oder teuer sein, je nachdem, ob Zinsen für Sparguthaben
sein. Ist das Angebot hoch und die Nachfrage niedrig, wird
und Kredite niedrig oder hoch sind. Zinsen sind daher eine
der Preis eher tief sein. Auch Geld und Kapital haben einen
wichtige Komponente für wirtschaftliches Wachstum.
Markt. Man unterscheidet zwischen kurz-, mittel- und langfristigen Veranlagungen. Entsprechend wird auch zwischen
Reiht man die Höhe der Zinssätze, die für verschiedene
kurz-, mittel- und langfristigen Zinsen differenziert. Gemäß
Laufzeiten bezahlt werden, grafisch nach ihrer Laufzeit,
den Fristigkeiten der Zinssätze wird in Geldmarkt und
erhält man eine so genannte Zinskurve, welche die Zins-
Kapitalmarkt unterschieden.
struktur widerspiegelt. Meist zeigt diese Darstellung eine
mit zunehmender Laufzeit ansteigende, allmählich flacher
Geldmarkt
verlaufende Kurve.
➜ In der Finanzwelt versteht man unter Geldmarkt kurzfristig angelegte Beträge, entweder nur für einige Tage oder
für wenige Monate.
21
FINANZMÄRKTE
Zinssätze
3.50
3.00
2.50
2.00
1.50
1.00
0.50
0.00
3M 6M 1J 2J 3J 4J 5J 6J 7J 8J 9J10J
15J
20J
30J
Laufzeit (M = Monate, J = Jahre)
50J
Zinsstrukturkurve Euroland (Stand Februar 2013)
DIE BÖRSE
Die Börse ist ein Markt für Wertpapiere, ähnlich einem
Die Bedeutung der Börse richtet sich in erster Linie danach,
Warenmarkt, auf dem Käufer und Verkäufer regelmäßig
welche und wie viele Unternehmen dort notiert sind. So
zusammenkommen, um Geschäfte abzuschließen. Von
zeigt die Marktkapitalisierung unter anderem, wie stark ein
einem herkömmlichen Markt unterscheidet sich die Börse
Kapitalmarkt ist. Der Börsewert eines Unternehmens wird
insofern, als die Güter physisch nicht anwesend sind. Der
durch Multiplikation der Anzahl der Aktien mit ihrem aktu-
Handel damit wird nicht direkt zwischen Käufer und Ver-
ellen Börsekurs errechnet. Die Marktkapitalisierung einer
käufer betrieben, sondern von speziell dazu berechtigten
Börse ergibt sich demnach aus der Anzahl der notierten
Personen, den Börsehändlern. Die Börse dient dem Kapi-
Aktien multipliziert mit ihrem jeweiligen Kurswert.
talmarkt als Ort zum Handel und zur Bewertung von
Wertpapieren. In Wien befindet sich die einzige Wert-
Die Marktkapitalisierung der Börse ist aber auch im Zusam-
papierbörse Österreichs.
menhang mit der Größe der jeweiligen Volkswirtschaft zu
sehen: So ist die Wiener Börse eine eher kleine Drehschei-
BEDEUTUNG DER BÖRSE
be für den Kapitalmarkt, verglichen etwa mit den Börsen
Zu den Aufgaben der Börse zählt die Kapitalbeschaffung
der USA, Japans oder Deutschlands.
für die Wirtschaft und für die öffentliche Hand sowie die
Veranlagung für Sparer und Investoren zu erleichtern.
22
FINANZMÄRKTE
ORGANISATION DER BÖRSE
ihre Vertreter (Händler), teilnehmen. Die Aufträge der
Präsenzbörse
Anleger werden durch den zuständigen Händler in das
➜ hier agieren die handelnden Menschen auf dem Börse-
elektronische Orderbuch gestellt. Daraufhin überprüft das
parkett vor Ort.
System automatisch, ob die gegenüberliegende Seite des
Orderbuchs ein passendes Angebot enthält und so der
Computerbörse
Auftrag ausgeführt werden kann.
➜ diese verdrängt zunehmend die Präsenzbörse und hat
sich als zeitgemäße Innovation herausgebildet, wo die
Vorteilhaft beim Fortlaufenden Handel ist die Möglichkeit,
Händler ihre Aufträge (= Orders) über vernetzte Handels-
dass jederzeit ein Geschäft zu Stande kommen kann, ohne
systeme eingeben.
dass ein Auktionstermin abgewartet werden muss.
Bei der Auktion eines Wertpapiers wird der Handel auf
Auch der Handel an der Wiener Börse ist vollelektronisch
einen bestimmten Zeitpunkt konzentriert. Die Preisermit-
und wird über die Handelssysteme Xetra® (Kassamarkt)
tlung erfolgt nach dem Meistausführungsprinzip, d.h. alle
®
und EUREX (Terminmarkt) abgewickelt, was bestmögli-
Kauf- und Verkaufsaufträge werden innerhalb eines festge-
che Transparenz sowie eine schnellere und effizientere
legten Zeitrahmens gesammelt. Durch Gegenüberstellung
Durchführung der Markttransaktionen gewährleistet.
wird der Kurs ermittelt, zu dem die meisten Umsätze zu
Stande kommen.
Kassamarkt – Terminmarkt
Am Kassamarkt werden die so genannten Basiswerte
An der Wiener Börse gibt es mehrere, durch das Börse-
gehandelt. Das können Wertpapiere (Aktien und Anlei-
gesetz vorgegebene Segmente für die Zulassung von Wert-
hen) oder Waren, wie zum Beispiel Rohstoffe, sein. Der
papieren. Unterschieden wird zwischen dem Betrieb gere-
Kassamarkt zeichnet sich durch das zeitliche Zusammen-
gelter Märkte (Amtlicher Handel, geregelter Freiverkehr)
fallen von Geschäftsabschluss und Geschäftserfüllung aus.
und den dritten Markt (Multilateral Trading Facility).
Details zur Marktsegmentierung finden Sie auf der Home-
Auf dem Terminmarkt werden Vereinbarungen über zu-
page der Wiener Börse AG (www.wienerboerse.at).
künftige Käufe oder Verkäufe gehandelt (Optionen, Futures = Derivate). Bei diesen Geschäften erfolgt die Erfüllung
Das Börsegesetz regelt die Rechte und Pflichten der Han-
zu einem späteren Zeitpunkt. Preis, Menge und Lieferter-
delsteilnehmer. Es enthält neben Zulassungsbestimmungen
min werden von den Vertragspartnern aber bereits bei Ge-
bzw. Einbeziehungskriterien der Wertpapiere für den
schäftsabschluss fix vereinbart. Die ursprüngliche Bedeu-
Handel auch die Pflichten der Emittenten sowie der Finanz-
tung der Terminmärkte war die Absicherung (= Hedge) für
marktaufsicht (FMA). Die FMA überwacht die Rechtmäßig-
Kassamarktgeschäfte. In der letzten Zeit werden diese
keit der Börseorganisation sowie die Ordnungsmäßigkeit
Märkte auch für reine Spekulationen genützt.
des Börsehandels.
Kassamarkt an der Wiener Börse – Handelsmodell
In Wien bietet das Xetra-Marktmodell einerseits den Fortlaufenden Handel (Fließhandel) in Kombination mit Auktionen sowie andererseits für manche Werte nur eine Auktion pro Handelstag. Am Handel der Wiener Börse dürfen
nur zum Börsehandel zugelassene Institute, z.B. Banken und
23
RECHT & STEUERN
RECHTLICHE BESTIMMUNGEN
STEUERLICHE BESTIMMUNGEN
24
RECHT & STEUERN
RECHTLICHE BESTIMMUNGEN
broschüre (Stand: Februar 2013) und beziehen sich auf An-
Im Wertpapierbereich gibt es eine Reihe von Be-
leger, die in Österreich der Steuerpflicht unterliegen. Die steu-
stimmungen, die den gesetzlichen Rahmen bilden.
erliche Behandlung ist von den persönlichen Verhältnissen des
Nachfolgend ein Überblick der wichtigsten Fakten:
jeweiligen Anlegers abhängig und kann durch eine andere
steuerliche Beurteilung der Finanzverwaltung und Rechtspre-
Börsegesetz (BörseG)
chung – auch rückwirkend – Änderungen unterworfen sein.
➜ regelt die Rechte und Pflichten der Handelsteilnehmer. Es
enthält Bestimmungen, die die Zulassung von Titeln und die
Unbeschränkt steuerpflichtig sind alle natürlichen Personen,
Pflichten von Emittenten, aber auch die Finanzmarktaufsicht
die im Inland einen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt
betreffen. Die FMA überwacht die Rechtmäßigkeit der Börse-
haben. Sowie jene natürlichen Personen die iS der Zweit-
organisation sowie die Ordnungsmäßigkeit des Börsehandels
wohnsitzVO 2003 über einen inländischen Wohnsitz verfü-
in Österreich.
gen, den sie länger als 70 Tage im Jahr nutzen. Auf jeden Fall
tritt nach sechs Monaten ständigen Aufenthalts in Österreich,
Wertpapieraufsichtsgesetz (WAG)
und zwar rückwirkend, die unbeschränkte Steuerpflicht ein.
➜ enthält Bestimmungen zur Kapitalmarktaufsicht und sta-
Die Staatsangehörigkeit ist dabei nicht entscheidend.
tuiert Bestimmungen für die Wohlverhaltensregeln bei der
Erbringung von Finanzdienstleistungen sowie Konzessions-
Kapitalertragsteuer (KESt)
bestimmungen für Wertpapierdienstleistungsunternehmen.
In Österreich wird von Kapitalerträgen auf einem Depot
im Inland KESt in der Höhe von 25% einbehalten. Seit
Finanzmarktaufsichtsgesetz (FMAG)
1.4.2012 wird Kapitalertragsteuer von 25% auch auf reali-
➜ Bestimmungen über die Organisation der Aufsichts-
sierte Wertsteigerungen von Kapitalvermögen, unabhängig
aufgaben der Finanzmarktaufsichtsbehörde als Allfinanz-
von einer allfälligen Behaltedauer der Wertpapiere, abge-
aufsichtsbehörde.
zogen. Im Gegenzug dazu wurde die Möglichkeit eines
Verlustausgleiches innerhalb der Einkunftsart eingeführt
Kapitalmarktgesetz (KMG)
(siehe dazu: Tipp – Die Kursgewinnbesteuerung).Steuer-
➜ enthält Bestimmungen über die bei einem öffentlichen
schuldner ist immer der Anleger als Empfänger der Kapital-
Angebot von Wertpapieren einzuhaltenden Vorschriften
einkünfte.
bezüglich Prospekterstellung. Weiters enthält es Bestimmungen für den Anlegerschutz.
Die Kapitalertragsteuer auf inländische Beteiligungspapiere
(z.B. Aktien) wird als KESt I und die seit 1989 eingeführte
Investmentfondsgesetz (InvFG)/
Kapitalertragsteuer auf Zinsen aus Bankeinlagen und For-
Immobilien-Investmentfondsgesetz (ImmoInvFG)
derungswertpapieren als KESt II, jene auf Substanzgewinne
➜ rechtliche Grundlage für die Auflage von Wertpapier-
aus Investmentfonds als KESt III bezeichnet.
bzw. Immobilienfonds und Kapitalanlagegesellschaften in
Österreich.
Zusatzinfo: Bestimmte juristische Personen (z.B. AG, GmbH,
Gen.) können sich mit einer Befreiungserklärung von der
KESt II, KESt III und der Kursgewinnsteuer freistellen lassen.
STEUERLICHE BESTIMMUNGEN
Anbei in aller Kürze die wichtigsten steuerlichen Bestim-
Unterschiede zwischen KESt I, KESt II und KESt III
mungen, die für private Anleger relevant sind.
KESt I ➜ ist eine unmittelbare Quellensteuer, d.h. die KESt
ist vom ausschüttenden Unternehmen einzubehalten und an
Die nachfolgend dargestellten steuerliche Ausführungen in
das Finanzamt abzuführen.
diesem Abschnitt geben ausschließlich Auskunft über die
Rechtslage zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Wertpapier25
KESt I fällt insbesonders an:
. bei Ausschüttungen auf österreichische Beteiligungspapiere
(z.B. inländische Aktien, Partizipationsscheine, etc.)
. bei Ausschüttungen und ausschüttungsgleichen Erträge von
bestimmten Investmentfonds mit Aktienveranlagung an.
haben, hat sich der Satz der Bemessungsgrundlage auf alle
im Fonds realisierten Substanzgewinne aus Wertpapieren
und Derivate auf 40% erhöht.
. Für
Fondsgeschäftsjahre, die ab dem 1.1.2013 beginnen,
erhöht sich der Prozentsatz auf 50%, für Fondsgeschäftsjahre,
die ab dem 1.1.2014 beginnen schlussendlich auf 60%. Nach
KESt II und KESt III ➜ sind mittelbare Quellensteuern,
der Übergangsphase sind daher 60% als ausschüttungsgleiche
d.h. die Steuer wird von der auszahlenden Bank einbehal-
Erträge steuerpflichtig. Die restlichen Substanzgewinne (40%)
ten und an das Finanzamt abgeführt.
werden bei Veräußerung des Fondsanteils steuerlich erfasst.
Die Verlustausgleichsmöglichkeit auf Fondsebene wird
KESt II fällt insbesonders an:
. bei
erweitert.
Zinserträgen aus Geldeinlagen bei inländischen
Banken (z.B. Sparbuch)
. bei Zinserträgen aus in- und ausländischen Forderungswertpapieren mit auszahlender Stelle im Inland
. bei Ausschüttungen und ausschüttungsgleichen Erträgen
Hinweis:
Künftig wird nur mehr zwischen Meldefonds (Weiße Fonds)
und Nichtmeldefonds (Schwarzen Fonds) unterschieden. Für
Meldefonds meldet ein steuerlicher Vertreter jährlich und im
bestimmter inländischer und ausländischer Investment-
Zeitpunkt der Ausschüttung die steuerpflichtigen Erträge an
fonds, die oben angeführte Finanzanlagen enthalten
die Österreichische Kontrollbank. Hingegen haben Nichtmel-
. bei Ausschüttungen von Immobilieninvestmentfonds
. bei Ausschüttungen von ausländischen Dividenden über
defonds keinen steuerlichen Vertreter, die ausschüttungsgleichen Erträge werden nach einer gesetzlichen Formel geschätzt
ein inländisches Depot unter Anrechnung (bis maximal
(Pauschalbesteuerung). Die steuerliche Behandlung der Aus-
15%) bereits einbehaltener ausländischer Quellensteuern
schüttung von Meldefondswird mit einer übersichtlichen
. auf positive Wertsteigerungen gegenüber dem Ausgabewert
von Indexzertifikaten, die bis zum 31.3.2012 angeschafft
Tabelle aufgrund gesetzlicher Vorschriften im jährlichen
Rechenschaftsbericht der Fondsgesellschaft veröffentlicht.
wurden.
. Aufwertungsgewinne aus Immobilienfonds (80%)
Optionserklärung
➜ Bei bestimmten Forderungswertpapieren, sogenannten
KESt III fällt an:
. auf Substanzgewinne und Vermögenszuwächse in Investmentfonds
Altemissionen (Schillingwertpapiere, die vor dem 1.1.1984 begeben, Fremdwährungswertpapiere, die vor dem 1.1.1989
begeben und Emissionen internationaler Finanzinstitutionen,
die vor dem 1.10.1992 begeben wurden), erfolgt der KESt-
Der Abzug der KESt I, der KESt II und KESt III bewirkt bei
Abzug nicht automatisch. Die Endbesteuerung kann der An-
natürlichen Personen bzw. bei bestimmten öffentlich- rechtli-
leger nur durch Abgabe einer unwiderruflichen Optionserklä-
chen Körperschaften (gemeinnütziger Verein, Gemeinde,
rung (freiwillige Abfuhr der KESt) im Zeitpunkt der Anschaf-
etc.) eine Endbesteuerung hinsichtlich der Einkommensteuer
fung derartiger Wertpapiere bei seiner Bank erreichen.
(ESt) bzw. der Körperschaftsteuer (KSt).
EU-Zinsrichtlinie
ACHTUNG: Neue Regelunghinsichtlich der Besteuerung von
Ziel der EU-Zinsrichtlinie ist die Sicherstellung der Besteuerung
Fonds beginnend mit 2013!
von Zinserträgen von EU-Bürgern und somit eine lückenlose
Seit 1.1.2013 gilt die Befreiung für Substanzgewinne aus For-
Besteuerung im EU-Raum für Zinserträge. Erzielt eine österrei-
derungswertpapieren nicht mehr ➜ es gilt die gleiche
chische Privatperson Zinserträge z.B. aus einem Depot oder
Besteuerung wie bei den Substanzgewinnen aus Aktien und
Sparbuch beispielsweise in Deutschland, so erfolgt seit 1.7.2005
damit in Zusammenhang stehenden Derivaten.
eine Meldung der deutschen an die österreichische Finanz-
. Für Fondsgeschäftsjahre, die ab dem 1.1.2012 begonnen
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behörde.
EU-Quellensteuer
. Kursgewinne der noch vor dem 01.01.2011 gekauf-
Die EU-Quellensteuer stellt die Umsetzung der EU-Zinsricht-
ten Aktien und Investmentfondsanteilen sind nach
linie in Österreich dar. Erzielt z.B. eine deutsche Privatperson
Ablauf der einjährigen Spekulationsfrist steuerfrei.
Zinserträge aus einem Depot oder Sparbuch in Österreich, so
wird von der Bank EU-Quellensteuer auf die Zinsen eingeho-
Spekulationsgeschäfte
ben. Der EU-Quellensteuersatz beträgt derzeit 35%. Durch
Mit Inkrafttreten der neuen Kursgewinnbesteuerung per
die Offenlegung des Depots gegenüber der deutschen Finanz-
1.4.2012 (siehe TIPP) wurde die Versteuerung der realisierten
behörde kann die deutsche Privatperson erreichen, dass sei-
Kursgewinne aus Wertpapieren als Spekulationsgeschäft, d.h.
tens der Depotbank kein EU-Quellensteuerabzug erfolgt.
Versteuerung im Rahmen der Veranlagung zum Einkommensteuertarif, obsolet. Jedoch können Spekulationsgeschäfte
weiterhin bei Kursgewinnen aus sonstigen Vermögensgegen-
TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER:
ständen vorliegen (z.B. physisches Gold).
Die Kursgewinnbesteuerung
Anbei sind wesentliche Inhalte aus den gesetzlichen Grund-
Einkünfte aus Spekulationsgeschäften ergeben sich aus der
lagen zur Kursgewinnbesteuerung zusammengefasst:
positiven Differenz zwischen dem Verkaufserlös und den
. Das neue Gesetz zur Kursgewinnbesteuerung ist mit
1.4.2012 in Kraft getreten.
. Banken sind seit 1.4.2012 verpflichtet, 25 % auf reali-
Anschaffungskosten von Vermögensgegenständen und bleiben steuerfrei, wenn die gesamten aus Spekulationsgeschäften erzielten Einkünfte (Saldo aus Spekulationsgewinnen und
sierte Kursgewinne von Aktien, Forderungswert-
Spekulationsverlusten) im Kalenderjahr höchstens € 440,–
papieren, Derivaten (depotfähig), Zertifikaten und
betragen. Für den Fall, dass diese Freigrenze überschritten
Fondsanteilen einzuheben.
wird, ist der gesamte Spekulationsgewinn zu versteuern.
. Von der Kursgewinnsteuer betroffen sind inländische
Hingegen kommt bei unselbstständig Tätigen ein Veranla-
einkommensteuerpflichtige Personen (Privatpersonen,
gungsfreibetrag für alle anderen Einkünfte in Höhe von
Personengesellschaften und Einzelunternehmer) und
€ 730,– zum Tragen. Führen Spekulationsgeschäfte in
inländisch beschränkt steuerpflichtige Körperschaften
einem Kalenderjahr zu Verlusten, so sind diese nur mit
(z.B. Gemeinden, begünstigte bspw. gemeinnützige
Spekulationsgewinnen aus demselben Jahr, nicht aber mit
öffentlich rechtliche Körperschaften).
Einkünften aus anderen Einkunftsarten, ausgleichbar. Spe-
Für Anschaffungsvorgänge, die vor dem 1.4.2012
kulationseinkünfte sind daher auch nicht vortragsfähig.
erfolgten, gilt noch die alte Regelung, allerdings mit folgenden Ausnahmen bzw. Übergangsregeln:
. Aktien
Verlustausgleich
und Investmentfondsanteile die ab 1.1.2011
Ab 1.1.2013 erfolgt durch die Banken ein automatischer
gekauft wurden und nach dem 31.3.2012 verkauft
Verlustausgleich. Für den Übergangszeitraum von 1.4.2012
werden, unterliegen ab 1.4.2012 der neuen 25% Kurs-
bis 31.12.2012 erfolgt die Verlustverrechnung mittels Auf-
gewinnsteuer,
rollung durch die Banken im Nachhinein (dies muss bis
. Im Unterschied dazu unterliegen Anschaffungen von
zum 30.4.2013 durchgeführt werden). Daher wird spätes-
Anleihen, Derivaten und Zertifikaten erst ab Anschaf-
tens am 30.4.2013 eine gegebenfalls zu viel bezahlte KESt
fungsdatum 1.4.2012 der neuen Kursgewinnbesteue-
für 2012 gutgeschrieben.
rung.
. Wenn Anleihen, Zertifikate und Derivate jedoch ab dem
1.10.2011 gekauft wurden und erst nach dem 31.3.2012
veräußert werden, unterliegen die realisierten Kursgewinne dem besonderen Einkommensteuersatz von
25 %. Achtung: „Ewige“ Spekulationsverfangenheit
 Berücksichtigung in der privaten Steuererklärung.
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15. Auflage: Februar 2013
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noch eine Einladung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar und dienen insbesondere nicht als Ersatz für eine umfassende Risikoaufklärung.
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FIT FOR BANKING – WISSEN BRINGT ERTRAG.