Leitbild Tourismus
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Leitbild Tourismus
Touristisches Leitkonzept Bad Driburg im Auftrag der Bad Driburg Touristik GmbH Bearbeitung Dipl.-Soz. Frank Heinze Kathrin Sonntag M.A. cand. unter Mitarbeit von Dipl.-Ing. Katrin Albert Dipl.-Ing. Pascal Dürr Dortmund, im Mai 2006 Heinze und Partner Südwall 29 44137 Dortmund Tel.: 0231.39575-0 Fax: 0231.39575-20 [email protected] 1 Entwicklungen im deutschen Gesundheitstourismus............................ 4 1.1 Deutsche Kurorte nach der Kurkrise ........................................................................4 1.2 Entwicklung in Nordrhein-Westfalen ........................................................................7 1.3 Benchmarking NRW.................................................................................................9 1.4 1.4.1 1.4.2 1.4.3 1.4.4 1.4.5 1.4.6 Nachfragetrends.....................................................................................................12 Demographischer Wandel Verschiebung von Konsumpräferenzen Gesundheit und Fitness als gesellschaftlicher Wert Zunahme von psycho-sozialen Krankheitsbildern Individualisierung der Bevölkerung Anspruchsvollere Konsumhaltung der Gäste 2 Angebots- und Nachfragesituation in Bad Driburg ...............................15 2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4 2.1.5 Angebot..................................................................................................................15 Unterkunftsangebot Medizinisches Angebot Gesundheitsangebot Touristisches Angebot Touristische Dienstleistungen 2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.2.4 2.2.5 Gästenachfrage......................................................................................................21 Gästeankünfte und Übernachtungszahlen Tagesgäste Gästestruktur Informationsverhalten, Reisemotive und -erwartungen Angebotsnutzung und -zufriedenheit 3 Stärken-Schwächen-Bilanz ......................................................................32 4 Handlungsstrategie ..................................................................................35 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 4.1.4 Markenentwicklung ................................................................................................35 Kernkompetenz der Marke Bad Driburg Markentonalität Markennutzen Markenbild 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 Diversifizierung der Angebotspalette .....................................................................41 Medizinisches Angebot – Fokus Heilen Gesundheitstourismus – Fokus Gesund bleiben Touristisches Angebot – Fokus Freizeiterlebnis 2 4.3 4.3.1 4.3.2 4.3.3 4.3.4 4.3.5 4.3.6 Zielgruppenorientierung .........................................................................................52 Quellgebietsausschöpfung Soziodemographie der Gäste Milieugruppen Reiseformation Reisedauer Erst- und Wiederholungsgäste 4.4 4.4.1 4.4.2 4.4.3 4.4.4 4.4.5 Marktkommunikation und Angebotsdistribution .....................................................58 PR-Arbeit Werbung Persönlicher Verkauf Verkaufsförderung Distribution 4.5 4.5.1 4.5.2 4.5.3 Regionale Vernetzung............................................................................................62 Heilgarten-Initiative Vernetzung im OWL-Cluster Gesundheitswirtschaft Touristische Vernetzung in der Region 4.6 4.6.1 4.6.2 4.6.3 Touristisches Standortmanagement ......................................................................66 Qualitätsmanagement Innovationsmanagement Arbeit im Managementzyklus 5 Handlungsprogramm................................................................................70 5.1 Maßnahmen zur Markenbildung ............................................................................70 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 Maßnahmen zur Angebotsdifferenzierung und Produktentwicklung......................70 Medizinisches Angebot Gesundheitstouristisches Angebot Freizeittouristisches Angebot 5.3 Maßnahmen zur Marktkommunikation und Distribution.........................................73 5.4 Maßnahmen zur regionalen Vernetzung................................................................75 5.5 Maßnahmen im touristischen Standortmanagement .............................................75 6 Quellenverzeichnis ...................................................................................76 3 1 1.1 Entwicklungen im deutschen Gesundheitstourismus Deutsche Kurorte nach der Kurkrise Die rund 320 höher prädikatisierten deutschen Kurorte 1 haben in den letzten Jahren eine wechselhafte wirtschaftliche Entwicklung durchlebt. Die 1997 in Kraft getretene dritte Stufe des Gesundheitsstrukturreformgesetzes führte maßgeblich zu einem drastischen Rückgang der Gäste und Übernachtungen in Reha- und Vorsorgeeinrichtungen. Binnen eines Jahres sank die Gästezahl deutscher Kliniken von 1,92 Mio. auf 1,58 Mio., die der Pflegetage von 58 auf 42 Tausend. Die durchschnittliche Bettenauslastung sank von 82% auf 62% (m1). Der Schock saß tief, und die deutschen Kurorte und Heilbäder, für die diese Einrichtungen vielfach die wichtigste wirtschaftliche Säule darstellen, waren gezwungen, sich neu zu orientieren. Blickt man auf die Nachfragedaten, scheint ihnen dies auf den ersten Blick gelungen. Die staatlich anerkannten deutschen Kurorte und Heilbäder erreichen heute insgesamt annähernd die Übernachtungszahlen vor 1992, die Gästezahlen liegen sogar deutlich darüber. Für 2005 weist die amtliche Statistik 2 rund 18,9 Mio. Gäste sowie 104,5 Mio. Gästeübernachtungen in Beherbergungsstätten mit mehr als 8 Betten aus (m2, m3). Damit können die Kurorte und Heilbäder 16% aller Übernachtungsgäste und 30% aller Übernachtungen in Deutschland auf sich vereinen. Schätzungen, die auch kleinere Pensionen, Privatvermietungen und Ferienhäuser einbeziehen, gehen bei 20 Mio. Gästen und 125 Mio. Übernachtungen sogar von einem 40%-Marktanteil der Kurorte und Heilbäder aus (m4). Ankünfte und Übernachtungen in Kurorten und Heilbädern 1992 - 2005 150 140 130 120 110 100 90 80 70 60 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Ankünfte Übernachtungen Quelle: eigene Darstellung nach Daten des Statistischen Bundesamts 2006 (m5) Index 1992 = 100 1 einbezogen sind Mineral- und Moorheilbäder, heilklimatische Kurorte, Kneippheilbäder und Kneipkurorte sowie Seeheil- und Seebäder 2 alle Angaben der amtlichen Statistik beziehen sich auf Gastbetriebe mit mehr als 8 Betten 4 Sucht man nach den Faktoren, die zur Überwindung der Krise beigetragen haben, so finden sich in der Fachdiskussion unisono zwei zentrale Aussagen (m4, m6, m7, m8): Zum einen ist es in vielen Kurorten gelungen, mehr Gäste zu akquirieren, die ihren Kuraufenthalt selbst finanzieren. Das Verhältnis von öffentlich finanzierten und privat finanzierten Kuren hat sich, so Schätzungen für Bayern, von 70:30 zu 30:70 umgekehrt. Zum anderen haben viele Kurorte und -einrichtungen ihre Anstrengungen über das Angebot der klassischen Kur hinaus darauf konzentriert, neue Marktsegmente zu erschließen. Die meisten Investitionen flossen dabei in Wellness-Angebote verschiedenster Prägung. Investitionen in die Angebotsentwicklung der Kurorte Quelle: ETI/FTM-Trendstudie 2001 (m9) Betrachtet man die erreichten Fortschritte nach 1997 differenzierter, so zeigt sich allerdings schnell, dass einige Einschränkungen zu machen sind, die die weitere Entwicklung deutlich unsicherer erscheinen lassen. Die wirtschaftliche „Erfolgsstory“ einer gelungenen Krisenbewältigung gilt zunächst nicht für alle Heilbäder gleichermaßen. Die Gesamtentwicklung wird durch die erhebliche Gästenachfrage „geschönt“, die die Seebäder seit Mitte der 90er zusätzlich auf sich ziehen können. Während die Übernachtungszahlen dort zwischen 1997 und 2005 von 22,6 Mio. auf 38,9 Mio. gestiegen sind, beträgt die Zunahme z.B. in der Kategorie der Mineral- und Moorbäder lediglich 5,0 Mio., d.h. ein Zuwachs von 33,6 Mio. auf 38,6 Mio. Übernachtungen. Angesichts von einstmals knapp 48 Mio. Übernachtungen in dieser Bädersparte in 1992 bleibt der wirtschaftliche Erholungseffekt in der – von der Gesundheitsstrukturreform der 90er am härtesten betroffenen – Kategorie vergleichsweise gering (m5). 5 Übernachtungen nach Bädersparten 1992 - 2005 180 160 140 120 100 80 60 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Mineral- und Moorbäder Heilklimatische Kurorte Kneippkurorte Seebäder Gesamt Quelle: eigene Darstellung nach Daten des Statistischen Bundesamts 2006 (m5) Index 1992 = 100 Neben dieser segmentspezifischen Bewertung der Entwicklung ist zu beachten, dass der Stellenwert des öffentlich finanzierten Kur- bzw. Rehabilitationsaufenthalts nach einer kurzen Stabilisierungsphase weiter sinkt. Neben zurückgehenden Fallzahlen ist es insbesondere die Verkürzung der durchschnittlichen Kurdauer, die dieses Marktsegment in der Bedeutung zurückfallen lässt; waren es 1993 im Schnitt 28 Tage, sind es 10 Jahre später 21 (m1). Hinzu kommt der Trend zum Ausbau wohnortnaher gesundheitlicher Reha-Angebote. Für die Vorsorge- und Rehabilitationskliniken ist diese Entwicklung, trotz aller Gegensteuerungsmaßnahmen, mit einem sukzessiven Absinken der Bettenauslastung und damit der Rentabilität verbunden. Entsprechend werden seit 2002 beschleunigt Kliniken und Bettenangebot vom Markt genommen, allerdings nicht im Gleichschnitt mit dem Nachfragerückgang, so dass ein Angebotsüberhang bleibt. Einher mit dieser Entwicklung geht ein schleichender Bedeutungsverlust der Vorsorge- und Rehabilitationskliniken für die Kurorte. Deren Anteil an den Übernachtungen in den Kurorten und Heilbädern liegt in 2005 bei rund einem Drittel (m2, m10). Schließlich ist festzuhalten, dass das Marktsegment, das die deutschen Kurorte und Heilbäder als Ausgleich zum öffentlich finanzierten Aufenthalt in Angriff genommen haben, in seiner Nachfragestruktur weitgehend einem Urlaubsmarkt entspricht. Auf diesem Markt für Gesundheitsurlaube sind die deutschen Kurorte und Heilbäder aber beileibe nicht die einzigen Akteure. Im Gegenteil: Immer mehr Leistungsanbieter drängen in diesen Markt hinein. Der Wettbewerbsdruck macht die erzielten Konsolidierungserfolge prekär. 6 Zum einen investieren aufgrund der erwarteten Wachstumspotenziale des Gesundheitstourismus traditionelle Tourismusdestinationen in das Segment. Es gibt kaum eine Region, die das Thema Gesundheit nicht in irgendeiner Weise für sich nutzt. Erkennbar ist eine zum Teil gezielte Spezialisierung und ein Ausbau entsprechender Infrastrukturen. So haben Tourismusorte ehemalige Hallenbäder in moderne und ansprechende Thermen oder Badelandschaften umgebaut. Auch wenn diesen Orten das wichtige Kurprädikat fehlt, bilden sie mit häufig hoch qualifizierten Wellness-Angeboten eine ernstzunehmende Konkurrenz. Weitere Wettbewerber sind destinationsähnliche touristische Anlagen mit Übernachtungsmöglichkeit, die dem Kunden unter einem Dach ein multifunktionales Angebot bieten können. Hiermit wird man dem zunehmenden Bedürfnis des Kunden nach kompakter Erlebnisvielfalt auf engem Raum, die in kurzer Zeit konsumierbar ist, gerecht. Dabei kann es sich um Spezialhotels, Ferienparks, komplexe thematische Erlebniswelten oder auch Bungalowparks handeln, die neben Sport- und Freizeitangeboten ausgedehnte Saunalandschaften anbieten. Die destinationsähnlichen Produkte haben gegenüber den traditionellen Kurorten den Vorteil eines zentralen Managements, das sich um ein zielgruppengerechtes Gesamtangebot kümmert. Als herausragendes Beispiel dieses Konzeptes kann die US-amerikanische Spa-Industrie dienen (m9). Zum anderen ringen nicht nur einheimische Kurorte um die Gäste aus Deutschland. In der EU gibt es rund 1.100 Heilbäder und Kurorte, davon rund 190 in den neuen osteuropäischen Mitgliedsstaaten. Vor allem Kurorte in Tschechien, der Slowakei, Slowenien, Ungarn sowie auch Italien richten sich mit ihren Angeboten auf diese Zielgruppen. Für die osteuropäischen Konkurrenten gilt, dass sie Kurleistungen deutlich günstiger anbieten als die Anbieter in deutschen Heilbädern und Kurorten. Die früher großen Qualitätsunterschiede gegenüber deutschen Kurorten wurden zudem durch erhebliche Investitionen deutlich reduziert (m8). Diese Bemühungen der ausländischen Anbieter schlagen sich in zunehmenden Gäste- und Übernachtungszahlen nieder. Italien hat in der Gunst der Gäste den Vorteil, als sonnenverwöhntes Urlaubsland bekannt zu sein. Viele Gäste möchten nicht in gewohnter Umgebung ihren Aufenthalt verbringen, und so bieten ausländische Destinationen besondere Anreize. 1.2 Entwicklung in Nordrhein-Westfalen Für NRW führt der deutsche Bäderkalender 34 hoch prädikatisierte Kurortstandorte in 30 Städten auf (m11). 16 Standorte entfallen dabei auf die Bädersparte Mineral- und Moorheilbad, 12 sind Kneippbäder und 6 heilklimatische Kurorte. Sie verfügen in 2004 über eine gemeinsame Kapazität von knapp 53.000 Gästebetten (m12). Die wirtschaftliche Entwicklungskurve der NRW-Kurorte verlief in den letzten Jahren zunächst parallel zur gesamtdeutschen, aufgrund der fehlenden Seebäder und deren positiver Entwicklung allerdings mit einem stärker negativen Ausschlag. Im Zuge der Umwälzungen des Gesundheitswesens in den 90er Jahren sind die Übernachtungen in den NRW-Bädern um 25% eingebrochen. Diesen Einbruch konnten die NRW-Kurorte bislang nicht kompensieren. Zwar erholten sich die Gästezahlen, aber aufgrund der kürzeren Aufenthaltszeiten erreicht das Übernachtungsvolumen seither nicht mehr das Niveau der frühen 90er Jahre. 7 Vergleich der Gästenachfrage in Kurorten und Heilbädern Deutschland / NRW 1992 - 2004 150 140 130 120 110 100 90 80 70 60 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Ankünfte Deutschland Übernachtungen Deutschland Ankünkte NRW Übernachtungen NRW Quelle: eigene Darstellung nach Daten des Statistischen Bundesamts und des Statistischen Landesamts NRW 2006 (m5, m12), Index 1992 = 100 Das Nachfrageaufkommen in den NRW-Kurorten und Heilbädern beläuft sich in 2004 auf insgesamt 1,8 Mio. Gäste und 8,8 Mio. Übernachtungen. Damit erfolgt knapp jede vierte Gästeübernachtung in NRW in einem prädikatisierten Ort. Hochgerechnet rund 43% der Übernachtungen in den NRW-Kurorten finden in den dort ansässigen 79 Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen mit ihren rund 15.700 Klinikbetten statt. Dieser große Anteil unterstreicht die starke Klinifizierung der NRW-Bäder, die stärker ausgeprägt ist als in anderen Bundesländern. Sie bewegt sich, gemessen an den Bettenkapazitäten, in Spitzenwerten bei bis zu 70% (m12; m13). Damit ist NRW nach Bayern und BadenWürtemberg der drittgrößte Reha-Standort in Deutschland. Gleichwohl ist bemerkenswert, dass NRW mit rund 18 Mio. Einwohnern und einem Anteil von knapp 22% an der deutschen Bevölkerung 2004 nur rund 11% der deutschen Klinikübernachtungen auf sich vereinigen kann. 2003 sind ca. 115.000 Kurgäste aus NRW (fast 1/3) in einem anderen Bundesland behandelt worden. NRW ist damit der größte Exporteur von Kurgästen in Deutschland. Innerhalb Nordrhein-Westfalens nimmt die Bäderlandschaft in Ostwestfalen-Lippe eine Sonderstellung ein. Hier ist die Dichte der Kurangebote nicht nur bezogen auf NRW, sondern auch im bundesweiten Maßstab, besonders hoch. 15 Kurorte mit 18 Standorten bei knapp 22.000 Gästebetten (darunter rund 9.400 in Kliniken) vereinen in 2004 über 40% der NRWKurortkapazitäten auf sich. Im Segment der Mineral- und Moorheilbäder sind es zwei Drittel. OWL beheimatet mit Bad Oeynhausen, Bad Salzuflen und Bad Driburg drei der wichtigsten 8 Kurorte in NRW. Nicht zuletzt diese Dichte ist eine wichtige Facette zur Entwicklung Ostwestfalens als regionaler Standortcluster der Gesundheitswirtschaft. Schon heute ist die Gesundheitswirtschaft die Branche mit dem größten Arbeitsplatzangebot in OWL (m14). 1.3 Benchmarking NRW Betrachtet man die einzelnen Kurorte in NRW, so lässt sich feststellen, dass sie sich in den vergangenen Jahren wirtschaftlich bei weitem nicht homogen entwickelt haben (m12). Entwicklung der Übernachtungszahlen in und seit der Kurkrise En tw icklung n ach Ku rkrise 1997-2004 100% 28 80% 60% 29 24 14 40% 20% 21 7 9 5 0% 8 -20% 22 -40% -60% -50% -40% 4 16 -30% 15 25 11 23 1 27 3 18 20 26 13 30 2 6 17 19 10 12 -20% -10% 0% 10% 20% 30% 40% Betroffenheit durch die Kurkrise 1996-1997 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Aachen Bad Berleburg Bad Driburg Bad Laasphe Bad Lippspringe Bad Münstereifel Bad Oeynhausen Bad Salzuflen Bad Sassendorf Bad Wünnenberg 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Brilon Bünde Detmold Erwitte Hille Horn-Bad Meinberg Lippstadt Nieheim Nümbrecht Olsberg 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Petershagen Porta Westfalica Preußisch Oldendorf Reichshof Schieder-Schwalenberg Schleiden Schmallenberg Tecklenburg Vlotho Winterberg Mineralund / oder Moorheilbad Kneippheilbad oder Kneippkurort Heilklimatischer Kurort Quelle: eigene Darstellung nach Daten des Statistischen Landesamts NRW 2005 (m12), die Achsen zwischen den Quadranten markieren die jeweiligen Durchschnittswerte Im Einzelvergleich der Kurorte wird sichtbar, dass bis auf Bad Wünnenberg und Nümbrecht alle NRW-Standorte in den Krisenjahren Verluste bei den Gästezahlen zu verzeichnen hatten. Während dabei die Hälfte der Kurstandorte von Rückgängen zwischen 0% und -15% betroffen war, mussten immerhin ein Drittel der Orte Einbrüche von bis zu -45% verkraften. Am stärksten betroffen waren seinerzeit Bad Lippspringe und Erwitte. Generell gilt: Je größer das Angebot vor Ort und je höher – gemessen am Klinikbettenanteil – der Klinifizierungsgrad, desto größer war auch die Krisenbetroffenheit. 9 Interessant ist nun die Beobachtung, in welchen Kurorten die jeweiligen Krisenbewältigungsstrategien am besten angeschlagen haben. Zwar hat sich die Hälfte der NRW-Kurorte seit der Kurkrise positiv entwickelt, allerdings handelt es sich dabei in den meisten Fällen um eine (Teil-)Kompensation der erlittenen Einbußen. Echte Zugewinne hatten seither nur wenige Standorte zu verzeichnen – Vlotho, Hille, Tecklenburg, Reichshof, Schieder-Schwalenberg und Brilon. In der Detailanalyse dieser Standorte werden sechs Strategien sichtbar: (1) In den beiden erstgenannten ist der Erfolg zumindest in Teilen auf eine Profilierungs- und Markenbildungsstrategie zurückzuführen. In Vlotho besetzt Bad Senkelteich als „Moorland Klinik“ bzw. „Moorland Hotel“ in markanter Weise das Thema Moor. In Hille (Bad Griepshop) wird die Tradition des alten Bauernbads betont. (2) In Tecklenburg trägt die Einrichtung von touristischen Managementstrukturen (Organisation, Leitbild) in Verbindung mit (3) einer kontinuierlichen Angebotsausweitung (Wellness) und Angebotsaufwertung (Höherprädikatisierung) zum Aufschwung bei. (4) Reichshof-Eckenhagen profitiert als kleiner Standort von einer klaren Konzentration auf einzelne Zielgruppen sowie (5) einem bundesweiten Vertriebsverbund seiner „Plus-Programme“. (6) Schieder-Schwalenberg und Brilon wiederum gewinnen Prosperität u.a. aus den touristischen Gästeangeboten jenseits des Kursektors (Wassersport bzw. Wandern und Wintersport). Interessant ist festzustellen, dass die überdurchschnittliche Performance weitgehend unabhängig vom Grad der jeweiligen Krisenbetroffenheit erfolgt und auch das jeweilige Kurprädikat für die Entwicklung offenbar keine entscheidende Rolle spielt. Bad Driburg selbst liegt mit 15 % Verlust in der Kurkrise und gut 7% Zugewinn an Übernachtungen bis 2004 bzw. 4% bis 2005 sowohl hinsichtlich der Betroffenheit als auch der Entwicklung danach im Mittelfeld der NRW-Kurorte. Angesichts ähnlich strukturierter Standorte, die sich weitaus schlechter entwickelt haben, kann das Benchmarking-Ergebnis als durchaus passabel gewertet werden. Dass die Situation Bad Driburgs dennoch als prekär einzuschätzen ist, wird in der Gegenüberstellung von Tourismusintensität 3 und Langzeitentwicklung der Übernachtungszahlen deutlich: Aufgrund der im NRW-Vergleich starken wirtschaftlichen Orientierung Bad Driburgs auf den Tourismus wird jeder Rückgang sensibler wahrgenommen als in den Vergleichsorten. Unter den Kurorten in NRW haben nur Bad Sassendorf und Winterberg eine ähnlich ausgeprägte Tourismusintensität. Eingedenk des für NRW-Verhältnisse vergleichsweise großen Bettenangebots und eines recht hohen Klinifizierungsgrads in Bad Driburg und Bad Sassendorf (59% bzw. 53%), der eine vergleichsweise starke Abhängigkeit von der Sozialkur impliziert, sind diese beiden NRW-Kurorte bei zukünftigen Rückgängen öffentlich finanzierter Aufenthalte, etwa im Rehabilitationsbereich, besonders verwundbar. 3 definiert als Übernachtungen je Einwohner 10 Sensibilität für Rückgang bei Übernachtungszahlen 70 Tourismusintensität 2004 60 30 50 9 40 3 30 27 20 10 0 -80% 5 16 8 4 22 12 -60% 2 7 -40% 20 6 28 23 14 10 25 26 17 13 21 11 1 -20% 20% 0% 29 18 24 19 15 40% 60% 80% Übernachtungszahlenentwicklung 1992-2004 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Aachen Bad Berleburg Bad Driburg Bad Laasphe Bad Lippspringe Bad Münstereifel Bad Oeynhausen Bad Salzuflen Bad Sassendorf Bad Wünnenberg 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Brilon Bünde Detmold Erwitte Hille Horn-Bad Meinberg Lippstadt Nieheim Nümbrecht Olsberg 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Petershagen Porta Westfalica Preußisch Oldendorf Reichshof Schieder-Schwalenberg Schleiden Schmallenberg Tecklenburg Vlotho Winterberg Mineralund / oder Moorheilbad Kneippheilbad oder Kneippkurort Heilklimatischer Kurort Quelle: eigene Darstellung nach Daten des Statistischen Landesamts NRW 2005 (m12); farblich hervorgehoben ist der kritische Bereich rückläufiger Übernachtungszahlen bei gleichzeitig höherer Tourismusintensität 11 1.4 Nachfragetrends Bei allen z. T. schmerzlichen Umbrüchen in einer sich verschärfenden Wettbewerbssituation sind eine Reihe von Nachfragetrends zu verzeichnen, die für den Gesundheitstourismus insgesamt interessante Wachstumsperspektiven in Aussicht stellen. Bereits in der zeitlichen Nahperspektive zeichnet sich ab, dass der „Gesundheitsurlaub“ zu einem der größten Wachstumsfelder innerhalb der Branche wird (m9). erwatetes Potenzial Marktanteile und Marktpotenziale in der Tourismusbranche gegenwärtige Entwicklung Quelle: Darstellung in Anlehnung an ETI, 2003 (m9) 1.4.1 Demographischer Wandel Besonders für den Gesundheitstourismus hat der prognostizierte demographische Wandel der deutschen und auch der europäischen Bevölkerung eine große Bedeutung. Als herausragende Effekte muss sich dieses Tourismussegment auf zwei wesentliche Faktoren einstellen: Die massive Zunahme älterer Bevölkerungsschichten und die damit verbundene Entstehung eines breiten Marktes für Angebote, die sich an diese Zielgruppen richten, sowie eine gleichzeitig zunehmende Belastung des Sozial- bzw. Gesundheitssystems. Die Folgen sind eine verstärkte Eigenverantwortung für die Gesundheitsförderung, verbunden mit einer Stärkung des Bewusstseins für Gesundheit und Gesundheitsprävention. 1.4.2 Verschiebung von Konsumpräferenzen Laut einer Studie des Bundesverbands der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken haben sich die Aufwendungen der privaten Haushalte für Gesundheit im Zeitraum 1993 bis 2004 von 2,9% auf 4,7% und bei Urlaubsreisen von 3,7% auf 4,4% gesteigert (m15). Neben 12 strukturellen Zwängen, die zu mehr privaten Ausgaben führen (private Beteiligungen bei z.B. Zahnersatz oder auch Kuraufenthalten), kommen hier auch nachhaltige Veränderungen der Konsumpräferenzen zum Ausdruck. Ein immer geringerer Teil des Konsumbudgets wird für typische Einzelhandelswaren wie Nahrungsmittel oder Bekleidung ausgegeben. Stattdessen erhöhten sich die Wertschätzung und die Ausgabenanteile für Wohnen, Gesundheit und Urlaub sowie für individuelle Erlebnisse. 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% Le be ns Fr ei ze it Au to et c. Kl ei Ko du m ng m un ika tio n W oh ne n Vo rs or ge Ku rz re is en 0% m itt el G es un dh ei t Ur la ub in % der Bevölkerung (14 J.+) Konsumprioritäten der Deutschen "Wo würden Einsparungen am schwersten fallen?" Quelle: Darstellung in Anlehung an F.U.R. (m16) 1.4.3 Gesundheit und Fitness als gesellschaftlicher Wert Das Verständnis von Gesundheit hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Gesundheit wird in immer stärkerem Umfang nicht nur als Abwesenheit von Krankheit, sondern als ein aktiv zu erreichendes Ziel empfunden. Gesundheit und Fitness werden mehr und mehr zum Statussymbol. Während früher in erster Linie die Familie, Beruf oder Religion der persönlichen Identifikation dienten, stehen heute Bereiche wie Fitness und Gesundheit stärker im Vordergrund. Das stark zunehmende Gesundheitsbewusstsein drückt sich aus durch den vermehrten Konsum von Light-Produkten, die Akzeptanz von Reform- und Bioläden, aktiver Gesundheitspflege, Freizeitsport, Nutzung von Gesundheitsangeboten, negativer Wertigkeit von Genussmitteln wie Zigaretten und Alkohol etc. 13 1.4.4 Zunahme von psycho-sozialen Krankheitsbildern Der Wertewandel der letzten Jahrzehnte, das Aufbrechen familiärer Bindungen und die zunehmende Arbeits- und Alltagsbelastung wirken sich negativ auf die mentale Gesundheit der Bevölkerung aus. Während heute drei Viertel der deutschen Bevölkerung an vorübergehenden, gelegentlich auftretenden und meist von selbst wieder verschwindenden Symptomen psychosomatischer Erkrankungen leiden, kann es bei bis zu 20% dieser Patienten zu einer Chronifizierung der Störung kommen. Für diese Menschen können die psychosomatischen Symptome eine zentrale Rolle in ihrem Leben einnehmen. Es ist davon auszugehen, dass der – vor allem im Arbeitsleben – weiter zunehmende Leistungsdruck bzw. andere Stressoren die Anzahl der Patienten mit chronischen somatoformen Krankheitsbildern weiter steigen lassen wird. Gäste des Gesundheitstourismus mit den oben beschriebenen Symptomen benötigen von ihrem Gesundheitsdienstleister eine weit speziellere Pflege, als ein unspezifisches „mal die Seele baumeln lassen“. Folgt man dem Zukunftsforscher Matthias Horx, haben zukünftig insbesondere diejenigen Angebote Konjunktur, die gegenüber dieser Klientel eine besondere „sensuelle Qualität“ an den Tag legen und sie bei der Suche nach Balance aktiv unterstützen („Wellness II“) (m38). 1.4.5 Individualisierung der Bevölkerung Mit der Zunahme der Individualisierung der Gesellschaft ist parallel eine Diversifizierung der touristischen Nachfrage festzustellen. Für die Kurorte und Heilbäder bedeutet dies eine Vielfalt verschiedenartiger Marktsegmente und inhomogener Gästegruppen, die klassischen Zielgruppen lösen sich zunehmend auf. Gerade für kleinere Kurorte besteht in Zukunft mehr denn je die Notwendigkeit der Spezialisierung auf Nischenmärkte. Sowohl durch die diversifizierte Tourismusnachfrage, als auch die Branchencharakteristika des Gesundheitstourismus, bieten sich für die Kurorte eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich auf verschiedenste Zielgruppen zu spezialisieren. 1.4.6 Anspruchsvollere Konsumhaltung der Gäste Eine generelle Entwicklung, die nicht nur das Segment des Gesundheitstourismus, sondern den Tourismus allgemein betrifft, ist eine anspruchsvollere Konsumhaltung der Gäste. Erwartet wird eine schnelle und flexible Angebotsinformation. Gäste agieren kurzentschlossener und stärker an den eigenen Bedürfnissen orientiert, die ihnen durch jahrelange Reiseerfahrung sehr bewusst sind. Damit einher geht auch ein geschultes Qualitätsbewusstsein, das sich die Gäste durch die häufigeren Reisen angeeignet haben. Diese Trends, die in der Branche mehr und mehr spürbar werden, stellen die Anbieter vor neue Herausforderungen. Insbesondere die Heilbäder und Kurorte, die ihre Gäste jahrelang „auf Rezept“ erhielten, müssen sich diesen Markterfordernissen verstärkt stellen. 14 2 Angebots- und Nachfragesituation in Bad Driburg 2.1 2.1.1 Angebot Unterkunftsangebot Das vielfältige Angebot an Unterkünften für Gäste in Bad Driburg reicht von den neun am Ort ansässigen Kur- und Rehabilitationskliniken über Hotels mit Restaurant, Hotel garni, Pensionen, Gästehäusern, Ferienwohnungen bis hin zu Bauernhofpensionen, Privatvermietern und Jugendherbergen. Für Wohnmobilreisende sind Stellplätze auf dem Parkplatz der Driburg Therme vorhanden. Inklusive der Kliniken zählt Bad Driburg insgesamt 87 Beherbergungsbetriebe (m17). Die Zahl der Betriebe mit mehr als acht Betten, die in die amtliche Beherbergungsstatistik eingehen, liegt bei 44, was gegenüber dem Jahr 1990 einen Rückgang von rund einem Drittel bedeutet (m18). Betrachtet man allein das im engeren Sinne touristische Übernachtungsangebot (d.h. ohne Kliniken) zeigt sich, dass die Anbieter von Ferienwohnungen mit 47% den höchsten Anteil ausmachen, gefolgt von den Pensionen und Gästehäusern mit 21%. Die Hotels mit Restaurant umfassen nur etwa 14% der gesamten Unterkünfte. Beherbergungsbetriebe im Jahr 2006 Hotels mit Restaurant 1% 15% Hotel garni, Pensionen, Gästehauser Ferienwohungen 14% Bauerhofpensionen 2% Privatvermieter 21% Jugendherberge 47% Quelle: eigene Darstellung der Angaben aus dem Gastgeberverzeichnis 2006 (m17) Die 44 von der amtlichen Statistik erfassten Beherbergungsbetriebe bieten zusammen insgesamt 3.100 Betten an. Dies sind knapp 11% weniger Betten als in 1990 (m18). Mit insgesamt 1.827 Betten stellen die Reha-Kliniken dabei rund 59% des Bettenkontingents der 44 Betriebe mit mehr als acht Betten. Untersucht man die interne Struktur der Betriebe nach dem Kontingent an Einzel- und Doppelzimmern, dominiert bezogen auf alle Bettenanbieter 15 das Einzelzimmerangebot. Diese Ausrichtung der Angebotsstruktur wird in erster Linie durch den Bereich der Ferienwohnungen etwas relativiert. Im Jahr 2004 wurde seitens der Bad Driburg Touristik GmbH in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) und dem Deutschen Tourismusverband e.V. (DTV) zum ersten Mal eine Klassifizierung aller im Gastgeberverzeichnis aufgeführten touristischen Beherbergungsbetriebe durchgeführt. Beherbergungsbetriebe mit mehr als acht Betten (Hotels mit Restaurant, Hotel garni, Gästehäuser, Pensionen) wurden nach den Richtlinien des DEHOGA und Ferienwohnungen, Ferienhäuser sowie Privatvermieter mit weniger als neun Betten nach den Richtlinien des DTV klassifiziert. Nach dem Ergebnis der Klassifizierung liegen ein Großteil der Unterkünfte im zwei und drei Sterne Bereich. Auch Betriebe mit einem Stern sind vorhanden. Vier-Sterne-Unterkünfte werden vereinzelt, FünfSterne-Unterkünfte gar nicht angeboten. Darüber hinaus sind 14 Bad Driburger Hotels in 2005 im Rahmen eines „Mystery-Guests“-Verfahrens erstmals einer Qualitätsüberprüfung aus Gästesicht unterzogen worden (m17). Beherbergungsstruktur in Bad Driburg 19 17 Klassifizierung nach DEHOGARichtlinien 11 7 7 3 1 3* 3* Su pe rio r 3* + 4* 1 2* 2* Su pe rio r 2* + 3* 1* 1* Su pe rio r 1* + 2* 1 2 1 1 4* 6 Klassifizierung nach DTVRichtlinien 8 Quelle: eigene Darstellung der Angaben aus dem Gastgeberverzeichnis 2006 (m17) Vier Hotels bieten Räumlichkeiten für Tagungen und Veranstaltungen an – trotz der geringen Anzahl der Geschäftsreisenden in Bad Driburg (2% nach Angaben der Besucherbefragung im Jahr 2004) (m19). 16 2.1.2 Medizinisches Angebot Bad Driburg bietet als klassisch gewachsener Kurort mit einer über 200-jährigen Geschichte als Heilbad ein breites Spektrum an medizinischer Versorgung (m17). Als staatlich anerkanntes Mineral- und Moorheilbad verfügt das Bad über die natürlichen Heilmittel Schwefelmoor und kohlensäurehaltige Mineralquellen. Die drei wichtigsten Heilquellen sind die CasparHeinrich-Quelle (erdiger Säuerling), die Marcus-Quelle (sulfatisches Bitterwasser) und die Rabe-Quelle (sulfatischer Säuerling). Die neun Rehabilitationskliniken und das Akut-Krankenhaus bieten ein breites medizinischtherapeutisches Angebot und behandeln verschiedene Indikationen wie Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, entzündliche Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen, Behandlungen nach Operationen, Amputationen, Herz- und Kreislauferkrankungen, arterielle Verschlusskrankheiten, variköse Symptomkomplexe, gastroenterologische Erkrankungen, Stoffwechselkrankheiten, neurologische Krankheiten u.v.m. Über 250 qualifizierte Therapeuten und 100 fachkundige Ärzte aus den Bereichen Allgemeinmedizin, Chirurgie, Dermatologie, Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Innere Medizin, Kardiologie, Orthopädie / Chirotherapie und Urologie sowie Badeärzte, Zahnärzte, Logopäden und Heilpraktiker kümmern sich um das Wohl der Patienten. Der Zusammenschluss der medizinischen Einrichtungen zum Klinikforum COMEDRIBURG (COoperation – MEDizin – Bad DRIBURG) bietet Patienten mit mehreren Krankheitsbildern oder Ehepaaren und Lebensgemeinschaften mit unterschiedlichen Behandlungsschwerpunkten die Möglichkeit, einen Kur- bzw. Reha-Aufenthalt gemeinsam an einem Ort zu verbringen (m20). Neben der medizinischen Versorgung spielt auch die Umgebung und die Freizeitgestaltung für die schnelle Genesung eine wichtige Rolle. Daher bieten die Kliniken ein eigenes mehr oder weniger umfangreiches Freizeitprogramm für ihre Patienten an. Das Angebot umfasst Basiselemente wie Schwimmbad, Cafeteria, Bibliothek etc. bis hin zu Musikveranstaltungen, geführten Wanderungen und Ausflügen. 2.1.3 Gesundheitsangebot Ergänzt werden die klassischen kurörtlichen Leistungen durch die Gesundheitsangebote vor Ort (m17). Der Schwerpunkt liegt hier nicht mehr auf der Heilung und Linderung einer akuten Krankheit, sondern auf dem Erlebnischarakter des Aufenthaltes mit dem Ziel, etwas für die Gesundheit zu tun. Die Gesundheitsinfrastruktur Bad Driburgs umfasst in diesem Sinne sowohl Betriebe der Gesundheits- als auch der Schönheitspflege. Von Kosmetikstudios über die Gräfliche Schönheitsfarm, Medical Spa im Gräflichen Gesundheits- und Fitness-Bad, F.X. Mayr-Excellence bis hin zu der Driburg Therme bietet der Ort wichtige Einrichtungen für einen Gesundheitsurlaub mit Wohlfühlfaktor. 17 Die Driburg Therme ist in erster Linie ein gesundheitsorientiertes Thermalbad, das aus einer staatlich anerkannten Thermalquelle gespeist wird. Ein Angebot der Therme ist die Saunalandschaft, die über verschiedene Saunatypen und Anlagen verfügt. An jedem ersten Freitag im Monat setzt ein spezielles Event, wie zum Beispiel die Kerzenlichtsauna mit Nacktbadeabend, die Badelandschaft in Szene. Massagen eines externen Dienstleisters sowie medizinische Fußpflege und Wassergymnastik gehören zu den gesundheitsorientierten Angeboten der Therme. Neben behindertengerechten Duschen und Umkleiden umfassen eine Cafeteria, Solarien und ein Shop mit Pflegeprodukten, Bademoden und -artikeln das Leistungspaket der Therme (m21). In nachfrageschwächeren Zeiten bieten einige Kliniken spezielle Pauschalangebote an. Die Klinik Bad Hermannsborn bietet zum Beispiel eine Gesundheitswoche zur Entwicklung einer gesundheitsfördernden Verhaltensweise speziell für Frauen an, die unter typischen Stressfolgen leiden. Das Pauschalangebot der Caspar Heinrich Klinik umfasst wahlweise sieben oder vierzehntägige Gesundheitstage. Auf der Basis von ärztlichen Aufnahme- und Abschlussgesprächen werden je nach gebuchten Leistungen Bäder, Massagen und Therapien durchgeführt. Der gesundheitsfördernde Bereich der Pauschale wird durch das Freizeitangebot abgerundet. Das Kursprogramm der Marcus-Klinik befasst sich mit den Bereichen „Bewegung“, „Entspannung“ und „Ernährung“. Auch hier steht das Lehren gesunder Verhaltensweisen, die nicht nur vor Ort, sondern auch selbständig zu Hause weiter verfolgt werden sollen, im Vordergrund. Weitere gesundheitsorientierte Pauschalangebote werden von der Bad Driburger Touristik GmbH angeboten und z. T. auch von Unterkunftsbetrieben beworben. Von den insgesamt 19 Pauschalen umfassen 16 Angebote gesundheitsfördernde Leistungen wie Massagen, Bäder usw. mit einer Aufenthaltslänge von zwei Tagen bis drei Wochen (m17). 2.1.4 Touristisches Angebot Die übrigen drei Angebotsbündel der Bad Driburger Touristik GmbH beinhalten touristisch geprägte Bausteine wie Wandern, Golfen oder die Besichtigung der Glasbläserei. Im Frühjahr und im Herbst werden je einwöchige Gruppenwanderungen speziell für Wanderer, die nicht gerne allein unterwegs sind, angeboten. Ein Tages- und zwei Wochenendangebote für Gruppen, Vereine und Betriebsausflüge ergänzen die Palette der Pauschalen (m17). Weitere Freizeitarrangements werden von einzelnen Hotels und Pensionsbetrieben geboten. Neben der Bündelung von Leistungen gibt es einzelne Freizeitangebote im Bereich Sport, Erholung, Kultur und Veranstaltung (m17, m22). Auf dem Gebiet Sport und Erholung bietet Bad Driburg durch seine naturnahe Lage mitten im Naturpark „Eggegebirge – südlicher Teutoburger Wald“ und den Anschluss an den Eggeweg bzw. die Hermannshöhen die Voraussetzungen für die Outdoor-Sportarten Rad fahren, Wandern und Nordic Walking an. Ein Fitness-Park mit speziellen Walking- und Jogging-Strecken wird in 2006 eröffnet. Ein 18-Loch- 18 Golfplatz lädt zum Golf spielen ein. Neben der Therme bieten ein Freizeitbad und ein Hallenbad die Gelegenheit zum Schwimmen. Bad Driburg trägt das Image eines klassischen Kurortes mit gräflichen Wurzeln. Diesem Ursprung verdankt der Ort seine weitläufigen, 60 ha großen Parkanlagen mit dem gräflichen Anwesen im Landhausstil. Der Park wurde im Jahr 2005 zum schönsten Park in NordrheinWestfalen gekürt und ist Ankergarten des „European Garden Heritage Network“ (m23). Eine der Sehenswürdigkeiten des Heilbads ist die Iburg mit dem Kaiser-Karls-Turm, dessen historische Ruinen zu besichtigen sind. Die ortsansässigen Glashütten stehen für die lange Tradition der Glasbläserei in Bad Driburg. Die Glashütten „Kristallglas-Manufaktur Ruhland GmbH“, „Waldglashütte Erpentrup“ und „Walther-Glas“ bieten zum Teil, neben dem Verkauf von Glas, Besichtigungen an. In den Ortsteilen Bad Driburgs findet man weitere Museen und Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel das Friedrich-Wilhelm-Weber-Museum in Alhausen, die Burg Dringenberg, das Heinz-Koch-Museum und den „Eggedom“ im Ortsteil Neuenheerse, die internationalen Museen für Natur- und Völkerkunde sowie das gesamtdeutsche Heimatmuseum im Wasserschloss Heerse. Neu hinzugekommen ist in 2005 eine Modelleisenbahnausstellung auf 60 m2. Das Kulturprogramm Bad Driburgs umfasst regelmäßige Konzerte in den TrinkhalleBrunnenarkaden und in der Konzertmuschel im Kurpark sowie Ausstellungen, wie die Dauerausstellung im Hölderlin-Haus. Die bereits zum Teil traditionellen Veranstaltungen wie das Glasbläserfest, „Bad Driburg à la carte“ und „Sport in der City“ sowie die für das Jahr 2006 neu ins Programm aufgenommenen Veranstaltungen „Bad Driburg unter Dampf“ und das „Bad Driburger Bücherfest“ runden das kulturelle Angebot ab. Zudem führt die Bad Driburg Touristik GmbH im Rahmen ihrer Stadtmarketingaktivitäten das Aktionsprogramm „So(n)ne starke Stadt“ durch. Das gastronomische Angebot ist vielseitig, aber ohne besondere Höhepunkte, und reicht von regionalen Spezialitäten bis hin zu internationalen Speisen. Daneben gibt es eine Reihe von Cafés (8), Bars und Bistros (4) sowie Tanzlokalen (3). In einem Umkreis von rund 30 – 40 km um Bad Driburg, also der Nahdistanz auch für Halbtagestouren, bestehen sehenswerte Ausflugsziele. Richtung Norden findet der Interessierte die Externsteine, das Hermannsdenkmal, die Adlerwarte Berlebeck und das Westfälische Freilichtmuseum bei Detmold. Östlich von Bad Driburg liegt das Kloster Corvey in der Kreisstadt Höxter, die Porzellanmanufaktur Fürstenberg, die Abteikirche Marienmünster sowie das Tourismus-Musterdorf des Landes NRW Brakel-Bellersen. Fährt man in Richtung Süden, steuert man auf die alte Hansestadt Warburg, das Orgelmuseum Borgentreich und das Korbmachermuseum Dalhausen zu. In westlicher Himmelsrichtung liegt die Domstadt Paderborn mit dem Heinz-Nixdorf Museumsforum und dem nahe gelegenen Schloss Neuhaus. 19 2.1.5 Touristische Dienstleistungen Touristische Dienstleistungen dienen dazu, den Aufenthalt rund um das Kernprodukt angenehm zu gestalten (m17). Bad Driburg verfügt als Tourismusstandort über eine breite Palette an Info- und Prospektmaterial. Das Gastgeberverzeichnis beinhaltet Impressionen des Heilbads, Pauschalangebote, Stadtplan, Klinikübersicht, Unterkünfte, Kurmittel, Ärzte etc. Besonders hervorzuheben sind die beigefügten Rücksendepostkarten als Responseelement, mit denen man Buchungen und kostenlose Reservierungen durchführen oder Informationsmaterial anfordern kann. Der Veranstaltungskalender „Bad Driburg aktuell" informiert umfassend über regelmäßige und aktuelle Veranstaltungen, Sehenswürdigkeiten, Freizeitmöglichkeiten, das gastronomische Angebot etc. Ferner gibt es Prospektmaterial über die einzelnen Unterkunftsbetriebe, die Kliniken, Freizeitangebote etc. sowie Wander-, Radfahr- und Freizeitkarten. Die Bad Driburg Touristik GmbH ist 2005 für ihre treffliche und kreative Prospektsprache vom Verein Deutsche Sprache ausgezeichnet worden. Fremdsprachige Prospekte sind nicht vorhanden. Alle wesentlichen Informationen finden sich auch im gut ausgebauten, übersichtlich gestalteten Internetauftritt, der gleichfalls nur in deutscher Sprache verfasst ist. Weitere Informationsgelegenheiten bietet die Bad Driburg Tourist GmbH im Rahmen von Reise- und Verbrauchermessen in den Ballungsräumen NRWs und den Nachbarländern einschließlich den Niederlanden. Festzustellen ist im Rahmen der Dienstleistungsanalyse darüber hinaus, dass der Bad Driburger Buchungsservice als Direktvertrieb gut ausgebaut ist. Der Gast hat die Möglichkeit, über das Internet, per Telefon oder auch persönlich vor Ort Reservierungen vorzunehmen und sich zu informieren. Hervorzuheben ist ein kostenloser Rückrufservice auf InternetAnforderung. Demgegenüber besteht kein dezentrales Vertriebsnetz, über das persönliche Buchungen in den Quellgebieten möglich sind. An- und abreisenden Gästen bietet Bad Driburg über Dienstleister unter anderem mit dem „Von Haus zu Haus Transfer“ und dem „Von Haus zu Haus Gepäck Service“ Transportleistungen an, die gerade den weniger Mobilen den Besuch erleichtern. Darüber hinaus gibt es Busdirektverbindungen aus Berlin, Hamburg und dem Ruhrgebiet. Die Tourist-Information bietet in der Woche 47 Stunden Betreuungsleistungen vor Ort: Vermittlung von Unterkünften, Tagungs- und Veranstaltungsorganisation, Tagesarrangements (Wanderungen, Führungen), Reisepauschalen, Gruppenreisen, Beratung bei Kuranträgen, Info-Service über den Ort, Veranstaltungshinweise und Kartenvorverkauf, individuelle Reiseauskünfte. Das Standardrepertoire touristischer Dienstleistungen größerer Standorte wird damit in Bad Driburg auf einem guten Niveau erbracht. 20 2.2 Gästenachfrage 2.2.1 Gästeankünfte und Übernachtungszahlen Bad Driburg verzeichnet nach Angaben der amtlichen Statistik im Jahr 2005 insgesamt 61.080 Gästeankünfte in Betrieben mit mehr als acht Betten (inkl. Kliniken), davon rund 2,2% ausländische Gäste. Damit muss Bad Driburg im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 7,2% bei den Gästeankünften hinnehmen (m24). Ankünfte Gästeankünfte von 1992 bis 2004 70.000 65.000 60.000 55.000 50.000 45.000 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 Quelle: eigene Darstellung nach Daten des LDS Nordrhein-Westfalen 2006 (m24) Stellt man die aktuellen Daten in einen längeren zeitlichen Kontext wird deutlich, dass sich die Kurkrise der 90er Jahre auch in Bad Driburg in einem Einbruch bei den Gästeankünften niedergeschlagen hat. Die jährlichen Veränderungen der Gästeankünfte zeigen in den Jahren 1996 und 1997 eine Talfahrt. Bereits zwei Jahre später verbucht das Heilbad jedoch wieder steigende Zahlen. Bis heute haben sich die Gästeankünfte innerhalb von wenigen Jahren mehr als erholt und sind – mit Ausnahme 2005 – kontinuierlich angestiegen. Ein anderes Bild zeigt sich hinsichtlich der Übernachtungen. Für 2005 registriert die amtliche Statistik in Bad Driburg rund 757.600 Übernachtungen in Betrieben mit mehr als acht Betten. Auch die Übernachtungszahlen haben sich seit dem Tiefpunkt der Kurkrise verbessert, können jedoch – analog zur Entwicklung der gesamten Mineral- und Moorbädersparte – die Zahlen zu Beginn der 90er Jahre seither nicht mehr erreichen. Seit 2002 sinken sie zudem wieder langsam aber stetig ab. Hintergrund dieses Rückgangs ist die fortlaufend gesunkene Aufenthaltsdauer der Gäste. Waren es 1990 in Bad Driburg noch durchschnittlich 15,7 Tage, so ist der Wert in 2005 auf – allerdings immer noch beachtliche – 12 Tage gefallen. 21 Übernachtungszahlen von 1990 bis 2004 1.000.000 950.000 900.000 850.000 800.000 750.000 700.000 650.000 600.000 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 Quelle: eigene Darstellung nach Daten des LDS Nordrhein-Westfalen 2006 (m24) In der Verteilung der Gäste auf die unterschiedlichen Betriebe haben die Kliniken ein knappes Übergewicht gegenüber den übrigen Kategorien. Von den 61.080 Ankünften im Jahr 2005 haben rund 42% aller Gäste in Kliniken und rund 35% in Hotels übernachtet. Erst in der Auswertung der Übernachtungszahlen wird die herausragende Bedeutung der Kliniken für Bad Driburg transparent. Mit rund 82% der Übernachtungen bilden die Kliniken den eindeutigen Beherbergungsschwerpunkt. In Hinblick auf diesen Wert bildet Bad Driburg gemeinsam mit Bad Berleburg (86%) und Bad Oeynhausen (85%) das Spitzentrio in NRW. Hintergrund der Diskrepanz ist die unterschiedliche Aufenthaltsdauer in den verschiedenen Betrieben. Die Klinikpatienten bleiben durchschnittlich 23,6 Tage, wohingegen die Hotels und Pensionen nur für 3,7 Tage gebucht werden (m24). Beherbergung nach Betriebsarten 2005 Gästeankünfte Übernachtungen 0% 20% Hotels 40% Ferienhäuser/-wohnungen 60% 80% Vorsorge- und Reha-Kliniken 100% Sonstige Quelle: eigene Darstellung nach Daten des LDS Nordrhein-Westfalen 2006 (m24) 22 Bezieht man die Nachfrage auf das vorhandene Angebot, zeigt sich für Bad Driburg aufgrund des Schwerpunkts bei Einzelzimmern eine durchschnittliche Zimmerauslastung bei einer vergleichsweise hohen Bettenauslastung von rund 60%. Betrachtet man die Auslastung der Klinik- und der Hotelbetten separat, sind die Hotelbetten zu rund 34% und die Klinikbetten zu bemerkenswerten 91% ausgelastet. Letzterer Prozentsatz ist unter den für NRW-Kurorte veröffentlichten Daten ein unerreichter Wert (m24). Hinter diesem Spitzenwert für Bad Driburg steht eine aller Wahrscheinlichkeit nach immer noch sehr hohe Quote der Gäste, die in den Kliniken einen zumindest teilweise öffentlich finanzierten Aufenthalt genießen. Auffällig im Angebots-Nachfragevergleich ist zudem die eher geringe Nachfrage nach Pauschalangeboten. 2.2.2 Tagesgäste Eine weitere relevante touristische Kennzahl zum Nachfrageverhalten ist die Anzahl der Tagesgäste. In Bad Driburg besuchen Tagesgäste in erster Linie entweder die Therme, die Schauglashütten, den Kurpark bzw. eine Veranstaltung oder sie nehmen Stadtführungen in Anspruch. Daher können die Teilnehmer und Besucherzahlen als Anhaltspunkte für die Gesamtzahl der Tagesgäste dienen. Von den etwa 108.800 Gästen der Therme können, nach Abzug der Einheimischen und der Besucher mit Kurkarte, rund 46.000 als Tagesgäste gewertet werden. Die Entfernung, die die Besucher für einen Thermebesuch zurücklegen, liegt zwischen 10 km und 40 km, wobei der größte Anteil aus dem nahen Umland anreist. Den Kurpark mit dem gräflichen Anwesen suchten im Jahr 2004 rund 10.000 zahlende Gäste auf. Die Schauglashütten besuchen im Jahr rund 50.000 bis 60.000 Menschen. Die Hälfte sind nach Schätzungen als Tagesgäste einzustufen, wobei wiederum die Hälfte der Tagesbesucher im Rahmen einer organisierten Bustour anreisen. Die besucherstärkste Veranstaltung im Jahr 2004 war das Glasbläserfest. Rund 20.000 Gäste, darunter aber auch viele Einheimische, nahmen insgesamt an der zweitägigen Veranstaltung teil. Im Jahr 2004 nutzten rund 3.100 und ein Jahr später sogar knapp 5.300 Gäste die Möglichkeit, Bad Driburg durch Führungen und Fahrten kennen zu lernen. Auch wenn die Datenbasis zum Tagesgästeaufkommen lückenhaft und zugleich nicht überschneidungsfrei ist, wird erkennbar, dass die Gesamtzahl von geschätzten gut 100.000 Besuchen deutlich hinter der der Übernachtungstage zurückbleibt. 2.2.3 Gästestruktur In der soziodemographischen Analyse der Gäste fällt ins Auge, dass Bad Driburg als klassischer Kurort vor allem bei den höheren Altersgruppen beliebt ist. Rund 26% der Kur- und Pauschalgäste sind zwischen 56 und 65 Jahre. Aber auch die Altersgruppen von 46 bis 55 Jahren und 66 bis 75 Jahren machen einen hohen Anteil von zusammen 44% aus. Aufschlussreich ist die Haushaltszusammensetzung der Gäste. Knapp 58% leben mit einem Partner bzw. einer Partnerin zusammen, weitere 20% zusätzlich mit Kindern und 5% in sonstigen Familien- und Personenkonstellationen. Nur knapp 18% der Gäste leben allein. Folglich 23 besuchen sehr viel Personen aus Mehrpersonenhaushalten die Stadt. Der Anteil männlicher und weiblicher Besucher ist hingegen relativ ausgeglichen. Der etwas höhere weibliche Besucheranteil (56%) leitet sich in erster Linie aus der Zahl der Witwen ab (m19). Gästealter in Jahren in Bad Driburg 1% 1%4% 11% bis 25 13% 26-35 36-45 46-55 23% 56-65 21% 66-75 76-85 mehr als 85 26% Quelle: Universität Paderborn 2004 (m19) In Hinblick auf den sozialen Status zeigt sich, dass wie in den älteren Jahrgängen üblich, einfache und mittlere Bildungsabschlüsse überwiegen und damit – gemessen an der Gesamtbevölkerung – überproportional vertreten sind. Über 50% der Befragten sind bereits Rentner bzw. leben im Ruhestand. Trotz der Verrentung mit i.d.R. geringeren Bezügen weisen die Bad Driburg Reisenden eine finanzielle Grundlage auf, die im Großen und Ganzen der Durchschnittsbevölkerung entspricht. Bei der Frage nach dem monatlichen NettoEinkommen pro Haushalt geben jeweils 29% der Gäste ein Einkommen von 1.000 € bis 2.000 € bzw. zwischen 2.000 € und 3.000 € an. Rund 20% der Gäste nennen ein Einkommen von über 3.000 €. Geringverdiener mit weniger als 1.000 € Monatseinkommen sind mit etwa 5% seltener vertreten als im Bevölkerungsschnitt (m26, m27, m28). Räumlich betrachtet sind die gegenwärtigen Zielgruppen Bad Driburgs für den Kur- und Pauschalaufenthalt überwiegend in NRW – Schwerpunkt Ruhrgebiet – sowie den nordwestdeutschen Nachbarregionen zu Hause. Dabei dominieren eindeutig die Stadtbewohner als Gästegruppe, wobei Schwerpunkte in älteren Quartieren sowie den Außenbezirken und Vororten liegen. Die Grafiken auf der nachfolgenden Seite veranschaulichen die Quellgebiete der Reisenden. Dabei wird deutlich, dass sich die Quellgebiete der Klinikgäste und der touristischen Gäste in den Kernbereichen decken. Die Gästedichte der touristischen Gäste bleibt allerdings in Norddeutschland sowie in Nord-Bayern, im Norden Baden-Württembergs und im Saarland hinter der der Klinikgäste zurück. Dafür ist im touristischen Marktsegment der Großraum Berlin als Quellgebiet interessant (m29). 24 Quellgebiete Klinikgäste Bad Driburg und Bad Salzuflen Quelle: ift-Studie 2002 (m29) Quellgebiete touristische Gäste Bad Driburg, Bad Salzuflen und Bad Meinberg Quelle: ift-Studie 2002 (m29) 25 2.2.4 Informationsverhalten, Reisemotive und -erwartungen Im Segment der Kur- und Rehagäste sind es vielfach Angebotsmittler wie Ärzte, Mitarbeiter von Krankenkassen, Apotheker oder Sozialarbeiter, die eine Erstinformation über mögliche Zielorte geben. Diese Meinungsbildner informieren sich ihrerseits über das Angebot der Heilbäder in allererster Linie durch den Bäderkalender, Prospekte der Leistungsträger und Orte sowie Erfahrungsberichte und Empfehlungen der eigenen Patienten. Diese Quellen werden auch bei der Klientelinformation eingesetzt, wobei zusätzlich gern die eigene Erfahrung als Beratungshintergrund genutzt wird. Trotz der Präsenz Bad Driburgs im Bäderkalender und der beschriebenen breiten Palette an Informationsmaterialien können allerdings nur 14% der dazu befragten potenziellen Angebotsmittler die Stadt als Ziel für ihre Patienten nennen. Knapp 8% nennen Bad Driburg an erster Stelle. Insbesondere die aktive (ungestützte) Bekanntheit der NRW-Kurorte Bad Oeynhausen (54%) und Bad Salzuflen (26%), aber auch von Bad Sassendorf (17%) liegt demgegenüber höher (m29). Erst- und Zweitnennungen addiert in Prozent Bekanntheitsgrad der Kurorte in NRW bei Meinungsbildnern Bad Oeynhausen Bad Salzuflen Bad Sassendorf Bad Lippspringe Bad Driburg Bad Berleburg Aachen Bad Laasphe 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% Quelle: eigene Darstellung nach Daten der ift-Studie 2002 (m29) Inhaltlich verbinden die Befragten mit Bad Driburg in erster Linie die Indikationen Orthopädie und Herz-Kreislauf. Weniger markant sind bei den potenziellen Angebotsmittlern die Unterschiede im Bekanntheitsgrad einzelner Kliniken. Dies unterstreicht die Bedeutung der Kurortbekanntheit für die Gästeakquisition. Interessant ist der Umstand, dass, wenn eine Klinik namentlich genannt werden kann, zu 70% auch die jeweilige Kernkompetenz bzw. Indikation bekannt ist. Die gesundheitstouristisch interessierten Gäste lassen sich zu einem Drittel durch Reisebüros beraten und informieren sich durch Kataloge der Reiseveranstalter. Direkt vor dem Reisetermin spielt für über 20% der Kontakt zur Kurverwaltung bzw. Tourist Information des Reiseziels eine große Rolle. Analog zum vergleichsweise geringen Bekanntheitsgrad bei 26 potenziellen Angebotsmittlern ist Bad Driburg bei Potenzialkunden im Marktgebiet selbst ausgesprochen wenig präsent: Nur 3,5% erinnern sich an die Stadt ungestützt und spontan als Kurort (m29). Die bekannesten Top-12 Kurorte bei potenziellen Gästen Bad Oeynhausen Bad Pyrmont Bad Salzuflen Bad Füssing Bad Wildungen Bad Reichenhall Bad Kissingen Bad Orb Bad Driburg Bad Rothenfelde Bad Wörishofen Bad Sassendorf 0% 1% 2% 3% 4% 5% 6% 7% 8% 9% 10% Quelle: ift-Studie 2002 (m29) Auffallend ist, dass zwischen den Interessenten für den Standort Bad Driburg und den Gästen, die letztendlich einen Aufenthalt buchen, eine soziale Lücke besteht: Die Kaufkraftstruktur der Interessenten ist etwas besser als die der tatsächlichen Kunden (m29). Abgesehen von dem Umstand, dass sich Gäste mit einem höheren Sozialstatus persönlich breiter über ihr Reisziel informieren und damit bei den Anfragen überrepräsentiert sind, deutet dieses Indiz auf ein Potenzial im Marktsegment der gehobenen Gästeklientel, das Bad Driburg mit dem bestehenden Angebot nicht bedienen kann. Diejenigen Gäste, die sich für einen Aufenthalt in Bad Driburg entschieden haben, nennen als Hauptmotiv für eine Reise einen Kuraufenthalt oder Erholungsurlaub. Des Weiteren spielt der Besuch von Verwandten und Freunden eine große Rolle. Diese relativ hohe Anzahl an Besuchern von Angehörigen korreliert mit der hohen Anzahl an Klinikpatienten. Weitere sonstige Gründe für eine Reise nach Bad Driburg sind in erster Linie Kurzurlaube und Tagesausflüge, die weniger kur- oder gesundheitsspezifische Motive haben. Hier spielt der Besuch der Driburg Therme sowie der Park- und Kuranlagen eine große Rolle (m19). Korrespondierend zum Reiseanlass werden die Erwartungen an einen Aufenthalt in Bad Driburg formuliert. Rund 76% der Gäste erhoffen dadurch Heilung bzw. Linderung einer Krankheit und nur knapp 10% weniger möchten etwas für Geist und Körper, sprich: die Gesundheit, tun. Jeweils ein gutes Drittel der Besucher wünscht Unterhaltung, Gemeinschaftserlebnisse, regionaltypische Angebote sowie ein vielseitiges Sport- und Fitnessangebot. Die27 se Erwartungen hat der Standort Bad Driburg zu erfüllen, will er Gäste nachhaltig an sich binden. Ein hochwertiges kulturelles Programm spielt in den Erwartungen eher eine untergeordnete Rolle (m26). 2.2.5 Angebotsnutzung und -zufriedenheit In Hinblick auf die Nutzung der örtlichen Infrastruktur und Angebote sind der Kurpark und die Trinkhalle quasi „Jedermannsangebote“ – ein Muss für jeden Gast der Stadt. Sehr verbreitet und damit in der Wahrnehmung und Einschätzung des Standorts wichtig ist auch der Besuch der örtlichen Gastronomie. Er rangiert noch vor naturbezogenen Aktivitäten – in erster Linie Wandern – und dem Besuch kultureller Veranstaltungen und Einrichtungen. Hier sind es Events und Konzerte, die am meisten nachgefragt werden, „schwerere Kost“ wie Museumsbesuche, Vorträge, Lesungen oder Theater wird seltener genutzt; gleiches gilt interessanterweise auch für Stadtführungen. Auffällig ist, dass gerade einmal knapp 60% der Gäste während ihres Aufenthaltes die Therme besuchen. Mit Ausnahme des gesundheitlichen Kursprogramms, das rund jeder Zweite wahrnimmt, werden alle anderen Angebote nur von einzelnen, mehr oder weniger kleinen Zielgruppen genutzt. Dies gilt auch für Tanzveranstaltungen, wobei offen bleiben muss, ob die Bewertung die (geringe) Nutzung bewirkt oder die Nutzung die (geringe) Bewertung (m26). Nutzung von Infrastruktur und Angeboten Kurpark/-promenade Trinkhalle gastronomisches Angebot Wandern Therapiezentrum kulturelle Veranstanstaltungen Driburg Therme gesundheitsbedingte Kurse Tanzveranstaltungen Radfahren kreative Kurse Beautyfarm F.X. Mayr-Zentrum Tennis Golf sonstiges 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Quelle: eigene Darstellung nach Daten der FtM-Studie 2001 (m26) 28 Neben der tatsächlichen Nutzung der Einrichtungen während des Aufenthaltes ist die Analyse der Zufriedenheit der Gäste ein wichtiger Baustein in Hinblick auf die Beurteilung der Kundenbindungsqualität. Ein Standort wie Bad Driburg besteht aus vielen gesundheitsorientierten sowie touristischen Einrichtungen und Angeboten, die als Einzelfacetten des Standorts von den Besuchern bewertet werden. Im Schulnotenvergleich werden insbesondere der Kurpark und die Schönheitsfarm von den Reisenden als sehr gut eingestuft. Der Kurpark ist bei den Gästen aufgrund des alten Baumbestandes, der gepflegten, weitläufigen und sauberen Anlage, der ruhigen Atmosphäre, der schönen Blumenbeete und des Wildgeheges besonders beliebt. Gute Beurteilungen erhalten als Einrichtungen, das Therapiezentrum, die Trinkhalle und die Therme ebenso wie die Möglichkeiten zur Bewegung in der Natur und das Kursprogramm vor Ort. Eindeutiger Handlungsbedarf – er wird in der Zufriedenheitsforschung ab der Schulnote 2,0 gesehen – besteht beim Freizeitangebot im Bereich Unterhaltungs- und Gemeinschaftserlebnisse, zu denen unter anderem Tanzveranstaltungen zählen. Da mehr als ein Drittel der Gäste in Bad Driburg eine gute Unterhaltung und Gemeinschaftserlebnisse erwarten, fällt dieses Ergebnis besonders ins Gewicht (m19, m26). Bewertung von Angeboten nach Durchschnitts-Schulnoten Kurpark/-promenade 1,6 Beautyfarm 1,6 Therapiezentrum 1,8 Wandern 1,8 Radfahren 1,9 kreative Kurse 1,9 gesundheitsbedingte Kurse 1,9 Trinkhalle 1,9 Driburg Therme 1,9 gastronomisches Angebot 2,0 Tennis 2,0 Golf 2,0 F.X. Mayr-Zentrum 2,1 kulturelle Veranstanstaltungen 2,1 2,8 Tanzveranstaltungen 2,4 sonstiges 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6 2,8 3,0 Quelle: eigene Darstellung nach Daten der FtM-Studie 2001 (m26) Diese Bewertungen werden durch hauseigene Klinikbefragungen unterstrichen (m30, m31, m32). Grundsätzlich empfinden die Klinikenpatienten das Freizeitangebot als gut bis zufrieden stellend. Interessant, weil als konkrete Handlungsaufforderungen zu verstehen, sind die offenen Anmerkungen und Kritiken der Patienten: Insbesondere das jüngere Publikum fühlt 29 sich wenig angesprochen und wünscht sich dem Alter angemessene Freizeitangebote. Auffallend häufig kritisieren gehbehinderte Gäste die örtliche Infrastruktur, insbesondere die Pflasterung wird als Mobilitätsbarriere empfunden. Des Weiteren sprechen sich die Patienten für Verbesserungen im Bereich Bürgerbus und Pendelfahrten zwischen Kliniken und Innenstadt aus. Sehr positiv fällt hingegen die Bewertung des Kurparks aus. Wie schon in früheren Befragungen werden die Parkanlagen sehr gelobt. Ein weiteres beachtenswertes Feld in Hinblick auf die Gästezufriedenheit ist die Driburg Therme. Das Gästelob ist hier nicht ungeteilt. Hinsichtlich der Erreichbarkeit und den Service- und Betreuungsdienstleistungen sowie den Produktkern „Schwimmbereich“ erhält die Therme von rund 90% ihrer Besucher mindestens die Note „gut“, jedoch bewerten die Gäste das Preis-Leistungsverhältnis als verbesserungsbedürftig. Dies dürfte insbesondere daran liegen, dass die Zielgruppen-Einrichtungen der Therme wie die Cafeteria, die Saunalandschaft, Massagen und Solarium, sofern man sie nutzt, in der Detailkritik weniger zufrieden stellend beurteilt werden (m19). Bewertung der Driburg Therme Service/Betreuung (n=857) Schwimmbereich (n=976) Erreichbarkeit (n=898) Preis/Leistung (n=877) Cafeteria (n=886) Saunalandschaft (n=838) Massagen (n=754) Solarium (n=754 0% 10% 20% sehr gut 30% gut 40% 50% mäßig 60% schlecht 70% 80% 90% 100% nicht genutzt Quelle: Universität Paderborn 2004 (m19) In Hinblick auf die Touristinformation liegen alle erfragten Teilleistungen im „grünen“ Bereich. Gelobt wird vor allem das Prospektmaterial (m19). Insgesamt zeigen die Gästebewertungen für Bad Driburg in Teilen einen hohen Entwicklungsstand des Leistungsangebots, aber auch Handlungsbedarf, um zukünftig die Gäste nicht nur zufrieden zu stellen, sondern zu begeistern. Die relativ hohen Wiederholungsabsichten der Kur- und Pauschalgäste sprechen jedoch grundsätzlich für gute Chancen auf dem Gesundheitsmarkt (m19). 30 Interesse an einem erneuten Besuch 0,3% 2% 30% ja, auf jeden Fall ja, eventuell eher nicht nein, auf keinen Fall 68% Quelle: Universität Paderborn 2004 (m19) 31 3 Stärken-Schwächen-Bilanz Die Übersichtsdarstellung zur Situation der deutschen Kurorte in Kapitel 1 bildet in Verbindung mit dem NRW-Benchmarking und dem Kurzabriss zukünftiger Nachfragetrends die „Kontrastfolie“ für die Bewertung der in Kapitel 2 zusammengefassten Bad Driburger Angebots- und Nachfragesituation. Als strategisch relevante Stärken (+) und Schwächen (-) des Heilbades, die direkt oder indirekt die Entscheidung eines Gastes für bzw. gegen Bad Driburg beeinflussen können, sind festzuhalten: Beherbergungsangebot + + + trotz eines erheblichen Rückgangs im Umfang besteht nach wie vor ein breit gefächertes Unterkunftsangebot sehr hoher Klinifizierungsgrad kaum 4- und 5-Sterne-Unterkünfte vorhanden, fehlendes Hochpreissegment Zimmerangebot in Hotels und Pensionen vergleichsweise stark auf Einzelgäste ausgelegt und wenig auf andere Zielgruppen (Paare, Familien) wenig Tagungsinfrastruktur durchgeführte Überprüfung des Angebotsniveaus Dienstleistungsbewusstsein und Gästeorientierung aufgrund der gewachsenen Strukturen eines traditionellen Kurorts vorhanden Medizinisches Angebot + + + traditioneller Bestand an ortsgebundenen Heilmitteln ausgesprochen breite medizinische Kompetenz kein eindeutiger medizinischer Schwerpunkt, keine medizinische Spitzenstellung Kooperation der Kliniken bei Multimorbidität und Paaraufenthalten im Ort Gesundheitsangebot + - + - mehrere Einrichtungen der Wellness- / Gesundheitsinfrastruktur kein thematischer Schwerpunkt des Angebots, kein „Wellness-Leuchtturm-Angebot“ Driburg Therme nach Besuchereinschätzung mit Aufwertungsbedarf Beherbergungsbetriebe größtenteils für Anwendungen „im Haus“ unter einem Dach im Rahmen der Pauschalangebote nicht ausgerüstet, Gäste müssen daher verschiedene kurörtliche Zentraleinrichtungen in Anspruch nehmen 16 gesundheitsorientierte Pauschalangebote der Touristik GmbH sowie weitere Gesundheitswochen (Pauschalen) der Kliniken Pauschalen sind insgesamt eher unspezifisch auf nachfrageschwächere Zeiten beschränkte Klinikpauschalen schränken die Vermarktbarkeit ein 32 Touristisches Angebot Sport + + + + - gute Lage des Heilbads im Naturpark „Eggegebirge – südlicher Teutoburger Wald“ viele Freizeit-/Sportangebote in der Natur gute An- und Einbindung in regionale Wegenetze (Wandern, Rad) Einrichtung eines medizinisch-gesundheitlich ausgerichteten Fitness-Parks Mountainbike geeignetes topographisches Profil Defizite im Dienstleistungsbereich, z.B. Leihstellen mit der notwendigen Ausrüstung für die jeweilige Sportart (Nordic Walking Stöcke, Fahrräder) Besichtigungs-, Ausflugs- und Aufenthaltsziele eher kleinere Anzahl an Sehenswürdigkeiten im Ort eher geringe Zahl überdachter Freizeitangebote im Ort + breites Spektrum an Besuchenswertem in der Region + ausgezeichnete, gut genutzte und von Gäste geschätzte Kurparkanlage mit altem Baumbestand und gräflichem Anwesen im Landhausstil + - Potential an Heilquellen und Element Wasser im Ort nicht erlebbar Ansätze zur Thematisierung der geschichtlichen Wurzeln, z.B. durch die Inszenierung berühmter ehemaliger Kurgäste (Diotima-Büste, Hölderlin-Gedenkstein etc.) kein „echtes“ Haus des Gastes Kultur wenig Kulturangebot wie Konzerte, Theater, Varieté, Musical Freizeitangebot insbesondere nach Beurteilung jüngerer Gäste nicht zufrieden stellend Veranstaltungen + + - erfolgreiche traditionelle Veranstaltungen wie das Glasbläserfest, Bad Driburg à la carte, Sport in der City und neue, profilstarke Veranstaltungen, wie Bad Driburger Bücherfest, Bad Driburg unter Dampf Ausbau der Veranstaltungen in Kombination mit verkaufsoffenen Sonntagen keine Ausschöpfung der gesetzlichen Möglichkeiten für verkaufsoffene Sonntage mit Events wenige bis keine Veranstaltungen im Kurpark, an der Therme etc. Gastronomie + - vielseitiges gastronomisches Angebot, einige Cafés, Bistros und Bierstuben keine Angebotsbesonderheiten, wenig facettenreiche Kneipenkultur / -infrastruktur Unterhaltungs- und Gemeinschaftserlebnisse (z.B. Tanzveranstaltungen) nach - Gästebeurteilung unzureichend gastronomisches Angebot liegt räumlich über die Stadt verstreut 33 Pauschalen geringe Anzahl freizeit- und kulturgeprägter Pauschalangebote der Touristik GmbH wenige Angebote für Gruppen Touristischer Service und Verkehr Information + breite Palette an touristischem Informationsmaterial fehlendes Informationsmaterial in englischer und niederländischer Sprache + informativer, übersichtlich gestalteter Internetauftritt Internetauftritt ist nur einsprachig + recht gute Messepräsenz geringe Bekanntheit bei potenziellen Angebotsmittlern (Ärzten am Wohnort etc.) sowie bei Endkunden selbst Buchung + gut ausgebauter direkter Buchungsservice fehlendes Vertriebsnetz in den Quellgebieten gehobenere Gästeklientel bucht nach Angebotskenntnis seltener als andere Gruppen Transport + Fernbus-Verbindungen aus den zentralen Quellgebieten + „Von Haus zu Haus“-Transfer Verkehrsanbindung der Kliniken mit der Innenstadt bzw. mit Veranstaltungen und Sehenswürdigkeiten wird von Gästen als unzureichend empfunden fehlende Strukturen für Rollstuhlfahrer (Touren und Wegenetze) Vor-Ort-Betreuung + befriedigender zeitlicher Umfang der Tourismusinformation + breites Info- und Betreuungsspektrum Örtliche und regionale Kooperationen + + - Zusammenarbeit der Touristik GmbH mit lokalen Einrichtungen und Leistungsträgern Zusammenarbeit der Kliniken untereinander wird ausgeweitet Informationsflüsse zwischen den Leistungsträgern verbesserungsfähig Überschneidungen im Freizeitangebot der Kliniken und der Touristik GmbH + - Tourismuswerbung liegt in mehreren Händen Zusammenarbeit auf Messen mit dem Kulturland Kreis Höxter wenige Aktivitäten im Kreis der OWL-Kurorte wenig Einbindung Bad Driburgs in die Programme der Gesundheitsregion OWL 34 4 Handlungsstrategie Bad Driburg verfügt mit seinen infrastrukturellen und naturräumlichen Potenzialen über eine gute Ausgangsposition im Wettbewerb auf den Gesundheits- und Tourismusmärkten der Zukunft. Gleichzeitig besteht durch die starke gegenwärtige Ausrichtung des Angebots auf den öffentlich finanzierten Kur- bzw. Reha-Aufenthalt ein nicht zu unterschätzendes Risiko für den Standort Bad Driburg, wenn nicht erhebliche Anstrengungen zur Neuausrichtung unternommen werden. Nicht umsonst wird in der Diskussion um die Zukunft der deutschen Heilbäder die Initiativkraft und Investitionsbereitschaft aller lokalen Partner, also ein unternehmerisches Handeln, als unabdingbare Voraussetzung für einen nachhaltigen Erfolg gewertet. Für diese strategische Neuausrichtung zeigen die Best Practice-Beispiele des Kapitels 1, die Angebots- und Nachfrageanalyse des Kapitels 2 und die Stärken-Schwächen-Bilanz des Kapitels 3 gleich eine ganze Reihe von Entwicklungspfaden auf. Weitere Hinweise liefern die verschiedenen in Bad Driburg durchgeführten Workshop-Sequenzen (m33 – m36). 4.1 Markenentwicklung Eingedenk der geringen Bekanntheit Bad Driburgs sowohl bei potenziellen Angebotsmittlern als auch bei potenziellen Gästen selbst (vgl. Kap. 2.2.4), ist der Profilierung der Stadt im Rahmen zukünftiger Marktstrategien ein hoher Stellenwert beizumessen. Die Abhebung vom Wettbewerb, die mit dem Wunsch nach mehr Profil verbunden ist, gelingt am besten, wenn die Stadt in der Wahrnehmung ihrer Zielgruppen Markencharakter entwickelt. Unter der „Marke Bad Driburg“ ist ein Vorstellungsbild zu verstehen, das quasi als „positives Vorurteil“ im Bewusstsein der Zielgruppen zu Bad Driburg verankert werden soll. Dieses Bild umfasst sachlich-rationale Angebotsqualitäten, aber auch Emotionen und Stimmungen, die mit der Stadt verbunden werden sollen. Im Rahmen des Stadt- bzw. Tourismusmarketings zielt die Markenbildung auf die kommunikative Zuspitzung der besonderen Qualitäten der Destination bzw. des Standorts, wie dies beispielsweise mit der „Moorland“-Marke in Bad Senkelteich geschehen ist (vgl. Kap 1.3). Der Vorteil dieser Zuspitzung liegt in der Verbesserung der Wahrnehmung und Vermittelbarkeit der eigenen Angebotsstandards. Im Rahmen des Binnenmarketing gegenüber den Leistungsträgern und Entscheidern bietet die Marke eine Orientierung für das tägliche Handeln. Betrachtet man die unterschiedlichen Qualitäten Bad Driburgs, so kann sich die Markenentwicklung auf fünf Profil gebende Kernkompetenzen und dazu komplementäre emotionale Aussagen stützen, die gemeinsam eine Differenzierung gegenüber dem Wettbewerb ermöglichen. 35 Markensteuerrad der Marke Bad Driburg 4.1.1 Kernkompetenz der Marke Bad Driburg Ein Bestandteil des sachlichen Markenkerns ist beinahe notwendigerweise die besondere, räumlich konzentrierte Kompetenz als Gesundheitsdienstleister. In dem vergleichsweise kleinen Ort ist die Präsenz der Kliniken und ihrer Gäste allgegenwärtig. Eine Marke, die mit Blick auf neue Zielgruppen diese Facette der Stadtidentität unterschlagen würde, ist nicht nur wenig authentisch, sie würde auch die zentralen Potenziale der Stadt ausblenden. Aus den gleichen Gründen erfolgt die Empfehlung, an dem Bäder-Prädikat festzuhalten. Zwar bringt das Prädikat neben sachlich-finanziellem Aufwand derzeit auch unerwünschte Assoziationen wie „krank“, „alt“ oder „verstaubt“ mit sich. Gleichwohl bleibt es ein Prädikat, also eine Auszeichnung, die Kompetenz und Qualität signalisiert und Bad Driburg von zahllosen Standorten unterscheidet, die sich um Wellness-Gäste oder touristische Zielgruppen bemühen. Die fehlende Spezialisierung auf eine zentrale Indikation (vgl. z.B. Bad Oeynhausen), die vor Ort immer wieder als Hemmnis für eine Profilierung diskutiert wird, sollte mit Blick auf die kommenden Gesundheits- und Freizeitmärkte als Qualität vermittelt werden. Gerade weil keine Spezialisierung vorhanden ist, ist es die Breite des gesundheitsfördernden Angebots, die hier in die Wagschale zu werfen ist. Der ganze Mensch steht in Bad Driburg im Mittelpunkt. Notwendige fachliche Spezialisierungen bzw. die Konzentration auf einzelne Indikationen sind auf der Ebene einzelner Kliniken anzusiedeln und werblich zu vermitteln. 36 Während das ausdrückliche Bekenntnis zum prädikatisierten Gesundheitsstandort Bad Driburg geeignet ist, um die Stadt von x-beliebigen Wellness-Destinationen abzugrenzen, bedarf es in der Markenbildung eines weiteren Elements, um eine eindeutige Unterscheidbarkeit von anderen prädikatisierten Standorten sicherzustellen. Als zentrales Element des Markenkerns bietet sich der Rückgriff auf die gräflichen Wurzeln des Bad Driburger Kurwesens an. Im Bild des „gräflichen Bads“ liegt die größte, wenn nicht einzige tragfähige Differenzierungschance der Stadt im Bädermarkt. Andere mögliche Markenelemente, wie z.B. die Heilquellen der Stadt, sind im Themenkanon zahlreicher Bäder mehr oder weniger prominent vertreten, so dass sich Bad Driburg damit nur wenig abheben kann und Verwechselungsgefahr besteht. Zu nennen sind im näheren Umfeld beispielsweise Bad Eilsen („Europas starke Quelle“), Bad Münder („Stadt der Heilquellen“), Bad Meinberg („Gesundbrunnen im Teutoburger Wald“) oder auch Bad Oeynhausen mit der Aqua Magica. Mit dem Assoziationskreis „von Adel“ besitzt die Stadt in der Bäderlandschaft Ostwestfalens, in der sich mehrere Orte eher in bäuerlicher Tradition präsentieren, eine Alleinstellung – noch dazu eine, die sich gut zu einer Geschichte ausarbeiten und inszenieren lässt. Dies ist im nahräumlichen Wettbewerb als klarer Vorteil zu werten. Etwas anders sieht die Situation im deutschlandweiten Kontext aus, da es eine Reihe von Bädern mit gräflicher Geschichte gibt. Hier ist für die Markenkonstruktion genau hinzuschauen: Wenig wettbewerbsrelevant ist das gräfliche Markenelement bei den Bädern, die relativ weit von den Kern-Herkunftsgebieten der Bad Driburg-Gäste entfernt liegen (z.B. Bad Urach in der Schwäbischen Alb) oder ein anderes Gastsegment bedienen (Baden-Baden – „Stilvoll kuren, herrlich entspannen, königlich amüsieren!“). Gleiches gilt zunächst auch für diejenigen Bäder, die eine gräfliche Geschichte besitzen, diese aber anderen Facetten unterordnen (z.B. Bad Wildungen – „natürlich gut“ oder Bad Freienwalde – „gesund & munter“). Allerdings könnte der Ansatz dort bei einer zukünftigen Neupositionierung kopiert werden. Eine nennenswerte räumliche und inhaltliche Nähe in der Positionierung besteht bereits heute bei Bad Pyrmont („Das Fürstenbad – die Nr. 1 in Niedersachsen“). Die Stadt bringt das aristokratische Element z.B. im Rahmen eines Museums für Stadt- und Badgeschichte im Schloss Pyrmont sowie mit Open air-Veranstaltungen im Schlossensemble gut zur Geltung. Der Themenstrang „gräfliches Bad“ bietet damit grundsätzlich eine gute Differenzierungsfähigkeit, weil nur wenige Bäder dieses Profil wählen (können), allerdings noch keine verteidigungsfähige Alleinstellung. Um das Risiko eines Marketing-Plagiats zu vermeiden, sollte der Ansatz inhaltlich angereichert werden: Als letztes Privatbad Deutschlands kann Bad Driburg eine Positionierung einnehmen, die nicht ohne weiteres kopierbar ist. Z.B. fehlt Bad Pyrmont als Staatsbad die enge Verknüpfung zwischen Adelshaus und Bad. Die Tatsache des Privatbads kann besonders gut transportiert werden, wenn sich das Haus von OeynhausenSierstorpff persönlich als Eigentümer und vitales, d.h. eben nicht nur historisches Grafengeschlecht über die eigene Unternehmensgruppe hinaus in das Standortmarketing einbringt. Verflochten mit der Aussage des „gräflichen Bads“ ist die Markenqualität des Traditionsbads Driburg. Die Betonung der über 200-jährigen Geschichte als Bad erzeugt auch ohne nähere Stadtkenntnis die Erwartung an einen gewachsenen Ort mit gepflegten Einrichtungen 37 und setzt die Stadt so gegenüber Neugründungen insbesondere im Osten Deutschlands positiv ab. Diese Qualität kommt in der Stadt in erster Linie im Kurpark zum Ausdruck. Dieser Aussagestrang kann im Rahmen des Marketings ebenfalls ausgezeichnet für ein kurörtliches „Story Telling“ genutzt werden, indem an interessante und illustre Gäste der Stadt erinnert wird. In erster Linie Hölderlin und Annette von Droste Hülshoff bieten hinreichend Stoff, um den Aufenthalt im Ort im Rahmen eines Themenmarketings emotional aufzuladen. Bad Wildbad mit Gioacchino Rossini, das größte italienische Staatsbad Montecatini Terme mit Giuseppe Verdi und Giacomo Puccini oder – derzeit noch in Ansätzen – das tschechische Marienbad mit Johann Wolfgang von Goethe und Frederic Chopin machen mit „ihren“ jeweiligen Künstlern vor, wie ein Imagetransfer aussehen kann. Bad Wildbad baut beispielsweise bereits seit 1989 mit den jährlichen Musikfesttagen „Rossini in Wildbad" sein Markenimage auf. Das Set der Kerneigenschaften wird durch die Hervorhebung der grünen Mittelgebirgslage Bad Driburgs komplettiert. Zum einen setzt diese Qualität den Ort sowohl von städtischen Bädern (z.B. Aachen) als auch von den See- und Bergbädern mit ihren topographischen und klimatologischen Besonderheiten ab. Zum anderen eröffnet die Betonung der Natur in der Markenkonstruktion einen Zugang zu denjenigen Zielgruppen, die sich touristisch in der Stadt bewegen wollen, ohne die Gesundheitseinrichtungen zu nutzen. Zu denken ist an Wanderer und Biker, für die die Mittelgebirgstopographie herausfordernde, aber nicht zu anspruchsvolle sportliche Bewegungsmöglichkeiten bietet. Sinnbildlich für die natürliche Qualität des Standorts steht insbesondere das Bad Driburger Wasser. Unter den vielen Eigenschaften Bad Driburgs, die im Marketing hervorgehoben werden könnten, bilden die vier genannten Stränge eine viel versprechende Kombination, um glaubwürdig, marktrelevante Unterschiede zu anderen gesundheitstouristischen Destinationen markieren zu können. Im erweiterten Markenkern tritt als Nebenstrang die zentrale Lage und kulturhistorische Einbettung in die Region hinzu. Geschichte, Kulinarik, Handwerk, Brauchtum und Landschaft werden so zu Themen für das Bad Driburg-Marketing. Die Stadt selbst kann hier ihre Handwerkstradition in der Glasherstellung zur Geltung bringen, zu anderen regionstypischen Sehens- und Erlebenswürdigkeiten ist der Weg nicht weit. 4.1.2 Markentonalität Die Markentonalität umfasst die emotionale Seite der Marke. Es gibt Städte, die für sich beanspruchen „pulsierend“, „romantisch“ oder auch einfach nur „freundlich“ zu sein. Während die beiden erstgenannten Attribute in Hinblick auf Bad Driburg nicht ohne weiteres glaubwürdig vermittelt werden können, bleibt letztere als emotionale Aussage recht blass. Dies zeigt, dass auch das emotionale Klima, das eine Marke vermitteln soll, sorgfältig gewählt sein will. Drei Wahrnehmungsdimensionen sind nach den Erfahrungen unseres Büros in Hinblick auf das Stadtimage zu beachten: der Grad der sozio-emotionalen Offenheit, den die Marke vermittelt, die an den Tag gelegte Dynamik und die Bedeutung, die mit dem Ort verbunden wird. 38 Die Emotionen, die die Zielgruppen derzeit mit Bad Driburg verbinden, dürften vor allem durch das Kurprädikat geprägt sein, was – wie oben dargelegt – nicht nur positive Assoziationen weckt. Eine zeitgemäße Neuinterpretation des angestaubten Bäder-Image insgesamt ist nur im Rahmen der Verbandsarbeit Erfolg versprechend anzugehen. Hier sind die Kurorte insgesamt als die Gesundheitszentren Deutschlands zu positionieren (m7). Dabei sollte jedoch, nicht nur aus Gründen der Glaubwürdigkeit, vermieden werden, alles über Bord zu werfen. Was die sozio-emotionale Ausstrahlung betrifft, sind Assoziationen wie „fürsorglich“, „freundlich umsorgend“ und „sich kümmern“ durchaus positive Attribute des KurortImage, die sich Bad Driburg als Kernbestandteil seiner Marke erhalten sollte. In Hinblick auf die kommenden Gesundheitsmärkte (vgl. Kap. 1.4.4) ist „Fürsorglichkeit“ dabei sinnvollerweise nicht (nur) als „medizinisches Betreuen und Behandeln“, sondern als Haltung gegenüber dem Gast zu interpretieren, die „empathisch“, „sensuell-einfühlend“ angelegt ist, „aufgehoben sein“ vermittelt und „persönliche Servicebereitschaft“ ausstrahlt. Darüber hinaus hat Bad Driburg die Möglichkeit, den emotionalen Markenkern glaubwürdig aus den definierten sachlichen Kernkompetenzen abzuleiten. Emotionale Bedeutung, d.h. das Gefühl, nicht nur irgendeinen Kurort aufzusuchen, kann Bad Driburg über die Assoziationskreise des gräflichen Bads und des Traditionsbads vermitteln. Adjektive wie „niveauvoll“, „gehoben“, „stilvoll“ und „besonders“ umschreiben die Assoziationen, die mit einem gräflichen Privatbad verbunden werden. Um der Glaubwürdigkeit willen und auch, um bei den Adressaten nicht die Unterstellung „teuer“ auszulösen, darf dabei die Stadtmarke Bad Driburg in ihrem Ausdruck nicht zu „elegant“ oder zu „exklusiv“ angelegt sein. Hier besteht ein Unterschied zur gräflichen Unternehmensgruppe, die die Erwartungen, die über die letztgenannten Assoziationen erzeugt werden, über ihr Angebot auch einlösen kann. Durch die lange Heilbadtradition besteht für Bad Driburg in Verbindung mit der „historischen Gästeliste“ die Chance, sich im Standortvergleich über Attribute wie „kultiviert“ und vielleicht sogar „inspirierend“ positiv vom Wettbewerb abzusetzen. Die emotionale Aura der Marke Bad Driburg lässt mit den Eckpunkten „empathisch“ und „persönlich“ bzw. „gehoben“ und „kultiviert“ in der Markenentwicklung wenig Raum für überschäumende Dynamik. Diese Wahrnehmungsdimension sollte Bad Driburg eher durch „ruhige“ „entspannte Gelassenheit“ besetzen. Allenfalls die Selbstpräsentation als „innovativ“ in Hinblick auf neue Angebotsformen und -inhalte fügt sich in das anzustrebende Bild. 4.1.3 Markennutzen Glaubwürdigkeit und Differenzierungsfähigkeit sind nicht die einzigen Ansprüche, die an die Markenkonstruktion zu stellen sind. Die Relevanz und der Nutzen der Markenaussagen für die anvisierten Zielgruppen sind für den Markterfolg mindestens ebenso wichtig. Denn anhand dieser Kriterien klärt sich, ob ein z.B. werblich aufwändig vermittelter Unterschied tatsächlich ein entscheidender Unterschied in Hinblick auf die Standortwahl ist. 39 Die Markenkonstruktion besteht diese Gegenprobe: Der Nutzen, der mit der räumlich konzentrierten Kompetenz als Gesundheitsdienstleister für den ganzen Menschen einhergeht, ist über die heute schon anvisierten Zielgruppen Multimorbide und Paare hinaus ein ernstzunehmendes Standortargument in Hinblick auf den Markt der Gesundheitsprävention, die von ihrer Charakteristik her breit anzulegen ist. Die gräflichen Wurzeln des Bads beeinflussen die Standortentscheidung, indem sowohl das „Gräfliche“ als auch das „Private“ ein gewisses Mehr an Ausstattung, Service etc., also konkreten Nutzen, signalisieren. Dies gilt im übrigen auch für die kleinteilige private Hotellerie eines gräflichen Heilbads, die gute Voraussetzungen besitzt, das Nutzenversprechen „besonders gut aufgehoben zu sein“ ins Feld zu führen. Der Nutzen der Kurtradition liegt für potenzielle Gäste in der gewachsenen Ästhetik des Kurorts und – sofern der Gast Wert darauf legt – dem Gefühl, in einer illustren Gästetradition zu stehen. Der Nutzen der vorhandenen naturräumlichen Potenziale und der Angebote der Region für die entsprechenden Zielgruppen vermittelt sich unmittelbar. Wichtig ist es, diese Nutzenerwartungen über entsprechende Angebote, flankierende Dienstleistungen und die notwendige Infrastruktur einzulösen. Die Marke muss gelebt und in der Stadt spürbar werden. Dazu sollten die einzelnen Elemente der Marke Bad Driburg in der Auswahl und im Zuschnitt der Teilleistungen die Funktion eines Markenfilters übernehmen: D.h. im Sinne der Stringenz der weiteren Entwicklung ist jeder Entwicklungsschritt darauf zu prüfen, ob er markenkonform ist und seinerseits zur Stärkung der Marke Bad Driburg beiträgt. 4.1.4 Markenbild Im visuellen Auftritt Bad Driburgs sollte die Marke mit ihren Eigenschaften zum Ausdruck kommen. In diesem Sinne ist das touristische Markenzeichen Bad Driburgs, das Doppelwappen von Stadt und Graf, bereits bestens geeignet, das gräfliche Element sowie die Aussage des Traditionsbads zu transportieren. Hier sollten keinerlei Änderungen stattfinden, zumal das Signet eingeführt und akzeptiert ist. Touristisches Signet Bad Driburgs Anders gestaltet sich die Situation in Hinblick auf die Formgebung und das Farbklima der vorhandenen Werbemedien. Der klar strukturierte, aristokratisch zurückhaltende Auftritt mit einer eher klinisch-medizinischen Anmutung und viel Weißraum sollte durch eine wärmere Tonalität in der Farbgebung abgemildert werden. Eine Palette heller, ausbalancierter Pastell40 töne dürfte in Hinblick auf neue Märkte geeignet sein, mehr Offenheit, Empathie und Wohlfühlcharakter zu signalisieren. Die professionelle Arbeit mit ästhetischen, vierfarbigen Bildmotiven ist weiterhin als Gestaltungselement zu befürworten, da Bilder von besonderer Bedeutung sind, wenn es gilt Stimmungen zu vermitteln. Die bislang gewählten klaren, ruhigen Motive entsprechen der Marke gut, sind aber vielfach austauschbar und heben Bad Driburg wenig ab. Hier bietet es sich zum einen an, über historische Aufnahmen des Kurwesens verstärkt die lange Gästetradition sichtbar zu machen. Zum anderen können Fotos Bad Driburger Gesichter (Hoteliers, Grafenfamilie etc.) eingesetzt werden, um der Marke optisch mehr persönlichen Charakter zu verleihen. Als weiteres Element der Selbstdarstellung sollte ein Claim genutzt werden, der die charakteristischen „Ecken und Kanten“ der Marke zugespitzt zum Ausdruck bringt. Hier ist sinnvollerweise auf die Elemente mit der höchsten Differenzierungsfähigkeit zu setzen, ggf. angereichert um eine Einbettung in die bäderspezifische Dachmarke der Region (vgl. Kap. 4.5.1): „Bad Driburg – gräfliches Traditionsbad im Heilgarten Deutschlands“. Prägnanter und mutiger ist die Kurzform „Bad Driburg – das Gräfliche unter den Bädern“. Empfehlungen zur Markenbildung: Markenpflege und -entwicklung als zentrale Managementaufgabe begreifen. Die mit der Marke gegebenen Versprechen leben und erlebbar machen. Die Marke inszenieren und für das Themenmarketing nutzen. Die Markenelemente als Filter für zukünftige Projektentscheidungen und Prioritätensetzung nutzen. 4.2 Diversifizierung der Angebotspalette Die starke Konzentration des Bad Driburg-Tourismus auf den klinischen Kur- bzw. Rehabilitationsaufenthalt ist auf längere Sicht als Risikostrategie zu werten, die zugunsten einer Diversifizierung der Angebotspalette korrigiert werden sollte. Ein breiter aufgestellter Standort ist eher in der Lage, Umbrüche in dem stark reglementierten Kursektor zu kompensieren. Dies bedeutet gleichzeitig nicht, die starke Stellung und langjährig erworbene Kompetenz in diesem Markt zu schwächen. Im Gegenteil: Die vorhandenen Kompetenzen und Angebotskapazitäten sind als Basis für die Erschließung weiterer „Standbeine“ zu werten. Für die Neuausrichtung müssen drei Teilmärkte unterschieden werden, wobei deren Übergang als fließend zu betrachten ist: Der bisherig in erster Linie bediente, medizinisch ausgerichtete Kur/Reha-Markt, der gesundheitstouristische Markt und der Freizeitreisemarkt. 41 Touristische Teilmärkte Bad Driburg 4.2.1 Medizinisches Angebot – Fokus Heilen Der Markt der klassischen Kur bzw. Rehabilitation wird aller Voraussicht nach in Zukunft sukzessive an Bedeutung, sprich an Volumen, verlieren. Es ist davon auszugehen, dass die Fremdfinanzierung von Kur- und Reha-Maßnahmen angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation der Sozialversicherungsträger und der öffentlichen Haushalte einerseits sowie der wachsenden Zahl Bedürftiger andererseits nach und nach auf ein unabweisbares Minimum reduziert wird. Ansatzpunkte für Mittelkürzungen dürften auf längere Sicht, wie in der Vergangenheit auch, die Anzahl und Häufigkeit der Maßnahmenbewilligung, die Höhe der Bezuschussung sowie die Dauer und die Form des Aufenthalts (ambulant – stationär) sein. Der daraus resultierende Nachfragerückgang wird bis zu einem gewissen Grad durch die größere Zahl älterer Menschen als Hauptnachfragergruppe und eine gestiegene Bereitschaft zur Selbstfinanzierung abgefedert werden. Diese Möglichkeit zur Eigeninitiative bleibt jedoch in sozial schwächeren Schichten und angesichts eines real rückläufigen Rentenniveaus auch über diese Schichten hinaus beschränkt. In diesem schwierigen Marktumfeld kann die Maxime für Bad Driburg nur heißen, das Nachfrageniveau möglichst stabil zu halten, was in einem rückläufigen Markt bereits die Steigerung des Marktanteils impliziert. Ein zentraler Ansatz zur Verwirklichung dieser Zielsetzung ist eine konsequente Qualitätsstrategie. Der absehbare Wandel von größeren Teilen des Markts zu einem Selbstzahlermarkt wird seitens der Gäste das Kosten-Nutzen-Denken befördern. Aber auch für die weiterhin öffentlich finanzierten Aufenthalte ist davon auszugehen, dass sich die Maßnahmenevaluation verschärfen wird. Die Kosten-Nutzen-Relation in dieser Situation über eine Niedrigpreispolitik günstig gestalten zu wollen, dürfte angesichts der Kostenvorteile wohnortnaher Behandlungen oder der osteuropäischen Wettbewerber schnell zu einer Sackgasse werden. 42 Nachweisbare Vorteile, die aus einer ausgewiesenen Qualität resultieren, sind als Argument für Bad Driburg, wie für die meisten deutschen Bäder, ohne echte Alternative (vgl. Kap. 4.6.1). Auch unter der Prämisse der Qualitätsorientierung wird aller Wahrscheinlichkeit nach den Angebotsformen die Zukunft gehören, die von ihrer Anlage her direkt oder indirekt die Kosten der öffentlichen oder privaten Träger günstig beeinflussen. Ambulante Angebote, ggf. auch als Kompaktkur mit indikationsbezogenen Gruppenangeboten, dürften auch auf längere Sicht eine stabilere Marktnachfrage auf sich ziehen können als vergleichbare stationäre Angebote. Denkbar sind auch Kombiangebote von stationärem Aufenthalt und ambulanten Auffrischungen. Im stationären Bereich sind es Anschlussheilbehandlungen, die für die Träger unmittelbar Kosten dämpfend wirken und daher ein voraussichtlich stabiles Segment darstellen. Beide Angebotsformen sollten mit Priorität angeboten werden. Über diese angebotsstrukturellen Stoßrichtungen hinaus wird in der Diskussion um die Zukunft der Kur immer wieder eine Profilierungsstrategie eingefordert, die auf einer Spezialisierung auf einzelne Indikationen oder Behandlungsformen fußt; so auch im Rahmen von Marketing-Workshops für Bad Driburg (m29, m34). Betrachtet man die Krankheitsbilder, die in Bad Driburg behandelt werden können, so zeichnet sich die Heilung bzw. Linderung von Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates einschließlich entzündlicher Gelenkund Wirbelsäulenerkrankungen als Ansatzpunkt für eine Spezialisierung am Standort ab. Immerhin fünf Kliniken sind damit befasst. Diese Indikationen sind zudem diejenigen, mit denen Bad Driburg am stärksten in Verbindung gebracht wird (vgl. Kap. 2.2.4). Über diese Basis hinaus sind auch die Perspektiven einer möglichen Spezialisierung nicht die schlechtesten: Angesichts der allgemeinen Bewegungsarmut dürfte die Zahl der Erkrankungen in dem Bereich in Zukunft eher noch zunehmen. Zudem gelten Bäder, Bewegungstherapien und Peloid-Anwendungen, die bei diesen Krankheitsbildern u.a. zum Einsatz gebracht werden, allgemein als zukunftsfähig (m37). Da aber die Berechenbarkeit des Kur- und Reha-Marktes aufgrund staatlicher Interventionen begrenzt bleibt, ist anzuraten, die Spezialisierung nicht auf der Ebene des gesamten Standortes anzusiedeln, sondern als Klinikkooperation weiter voranzutreiben. Dafür spricht zudem, dass nur ein Teil der Kliniken in diesem Schwerpunkt agiert. Außerdem schafft eine Betonung der Spezialisierung in Hinblick auf gesundheitstouristische Märkte eine unnötige Zugangshürde, da hier i.d.R. ein Interesse an einer allgemeinen Steigerung des Wohlbefindens besteht. Gerade mit Blick auf die Wechselwirkungen zwischen den Märkten ist die Profilierung als Standort mit breit angelegter Gesundheitskompetenz interessant, die über die bereits vorhandene Zusammenarbeit bei Multimorbidität unterstrichen werden kann. Diese Kompetenz sollte auf Standortebene herausgestellt werden. 43 4.2.2 Gesundheitstourismus – Fokus Gesund bleiben Angesichts der Wachstumsperspektiven für den Gesundheitstourismus (vgl. Kap. 1.4) und der vorhandenen Bad Driburger Kompetenzen (vgl. Kap. 2.1.2 und 2.1.3) sollte der touristische Entwicklungsschwerpunkt in den kommenden Jahren in diesem Markt gesetzt werden. Im Sinne der Diversifizierungsstrategie sollte es Ziel aller Beteiligten sein, durch eine Konzentration der Kräfte das Angebot und in der Folge die realisierte Gästenachfrage überproportional zur Marktentwicklung insgesamt zu steigern. Prognosen zufolge ist für den – wie auch immer abgegrenzten – Wellnessmarkt bis 2010 von einer Vervierfachung auszugehen (m34). Diese Zielmarke muss der Zuwachs in Bad Driburg übertreffen, um im Markt als Zielort für Gesundheitsreisen wahrgenommen zu werden und nicht in der wachsenden Angebotsvielfalt unterzugehen. Für die strategische Ausrichtung Bad Driburgs auf dem Gesundheitsmarkt ist die Arbeit mit dem Wellness-Begriff wenig geeignet. Wellness ist zum einen ein eher unspezifischer Sammelbegriff für jegliche Angebote, die auf die Stärkung von Körper, Geist und Seele gerichtet sind, zum anderen derart inflationär im Gebrauch, dass sich daraus kein überzeugender Marktauftritt (mehr) ableiten lässt. Schaut man etwas genauer hin, ist im Gesundheitstourismus auf mittlere Sicht von einem fließenden Übergang zum klassischen Kur- bzw. Rehamarkt einerseits und zum touristischen Freizeitmarkt andererseits auszugehen. Den erstgenannten Grenzbereich markiert der mehr oder weniger ausschließliche Bezug auf eine konkrete Indikation, den anderen das Überwiegen nicht-gesundheitsspezifischer Orientierungen im Mix der Reisemotive. Zwischen diesen Polen besteht ein ausgesprochen heterogener Markt mit einem großen Spektrum unterschiedlicher gesundheitstouristischer Angebote, die insbesondere hinsichtlich ihres Anteils an medizinischen Leistungen variieren und von verschiedenen Zielgruppen nachgefragt werden. In diesem stark differenzierten Markt besteht für Bad Driburg in mehrfacher Hinsicht ein Flexibilitätserfordernis. Dreh- und Angelpunkt eines flexibel auf die Gästewünsche zugeschnittenen Angebots ist die Produktflexibilität. Bad Driburg bietet zwar momentan recht viele, insgesamt aber weitgehend starre Pauschalen, die zu einem variablen Angebotsbaukasten umgestaltet werden sollten. Die Möglichkeit, Wunschinhalte möglichst individuell zu kombinieren, kommt den Gästeansprüchen an die jeweiligen Gesundheits- und Freizeitdienstleistungen sowie die Unterbringung näher als eine weitere Vergrößerung der Pauschalenzahl. Es bleibt dem Gast somit selbst überlassen, ob er bzw. sie zur Massage auch die Besichtigung z.B. der Glasbläserei bucht oder lieber eine regionale Sehenswürdigkeit besucht. Ein zweites Erfordernis des Gesundheitsmarkts besteht in der Zeitflexibilität, die die potenziellen Gäste erwarten. Ein Angebot muss jederzeit nachgefragt werden können. Dies spricht gegen jahreszeitlich begrenzte Angebote bei bestehenden und geplanten Produkten. Flexibilität im Sinne einer fortlaufenden Anpassung der Angebotspalette ist schließlich deshalb erforderlich, weil die Nachfrage im Gesundheitstourismus weit mehr begrifflichen und tatsächlichen Moden unterworfen ist, als der klassische Kur-/Reha-Markt. Diesen Trends sollte Bad Driburg kontinuierlich auf der Spur bleiben. 44 Wird der Empfehlung gefolgt und die Pauschalierung der Angebote zugunsten von mehr offensichtlicher Wahlfreiheit gelockert, sollten im Rahmen der Angebotspolitik Produktlinien entwickelt und verfolgt werden, die (a.) auf das primäre Reisemotiv, (b.) die Zielgruppe oder / und (c.) deren Lebenskontext zugeschnitten sind. Hinsichtlich der Reisemotivation können mit Blick auf die Gesundheit sieben grundsätzliche Stränge unterschieden werden: „Relax“ – entspannen „Fitness“ – körperlich erstarken „Beauty“ – attraktiv bleiben „Ernährung“ – sich umstellen „Soul“ – seelisch erstarken „Mind“ – sich neu erfahren „Treff“ – sich begegnen Hinzu kommen weitere, nicht-gesundheitsspezifische Motive, wie z.B. der Wunsch nach Kulturerlebnissen oder Naturerfahrungen, Shopping oder kulinarischen Genüssen. Bei den Zielgruppen ist neben Alter, Geschlecht und Status insbesondere der jeweilige Lifestyle- und Wertehintergrund zu berücksichtigen (vgl. Kap. 4.3.3). Als situative Komponente ist der berufliche oder private Kontext als entscheidungsrelevante Größe zu werten und in die Produktentwicklung einzubeziehen. Dieses dreidimensionale Raster erlaubt es, ausgehend von einem Leitaspekt („Aufhänger“), Produktlinien zu generieren. Stress als Leitaspekt „formuliert“ beispielsweise das Produkt von der Lebenssituation her und bietet eine frei wählbare Kombination z.B. aus Relax-, Fitness- und Soul-Produkten. Kreativitätsangebote gehen von der Motivlage aus und greifen das Interesse an der persönlichen Weiterentwicklung auf, sollten aber schicht- bzw. bildungsspezifisch variiert werden können. „Frauen-Gesundheitswochen“ setzen am Geschlecht an und bieten dafür wahlfrei mehrere inhaltliche Produktkombinationen. Einhergehend mit diesem Neuzuschnitt der Angebote ist zum einen eine Bereinigung der Angebotspalette zu empfehlen. In der Analyse der vorhandenen Bad Driburger Pauschalangebote fällt auf, dass sich die weit überwiegende Mehrheit auf die Stränge „Fitness“ und „Relax“ konzentriert. Zu Ernährungsfragen gibt es nur einen Vorschlag. „Beauty“-Angebote werden überwiegend als Beimischungen im Rahmen von Leistungspaketen eingesetzt. Die kulturellen Bestandteile der Pauschalen beschränken sich auf eine Glasbläserei-Besichtigung oder eine Stadtführung. Im Sinne einer nachvollziehbaren Angebotspolitik sollten Nebenprodukte zu vollwertigen Produktlinien ausgebaut oder aber eindeutig nachgeordnet bzw. gestrichen werden. Der Ausbau von Leistungen im Gesundheitstourismus sollte sich am Ziel der Angebotsprofilierung orientieren. Um nicht nur in Hinblick auf die Marke, sondern auch auf der Produktebene eine tragfähige Unterscheidung von „Wellness-Dutzendware“ sicherzustellen, bietet sich für Bad Driburg eine Schwerpunktsetzung bei der Kombination von spezifisch medizinischen und allgemein-gesundheitsbezogenen Angebotsbestandteilen an. Medical Wellness steht als Ansatz für diese Kombination, die das Wellness-Angebot als medizinischkompetent ausweist und das individuelle Wohlbefinden über wissenschaftlich fundierte ge45 sundheitsfördernde bzw. medizinische Angebote zu bewahren bzw. herzustellen sucht. Als Zielgruppen kommen insbesondere diejenigen Gäste in Frage, die ihr Präventivprogramm z.B. im Rahmen von Gesundheits-Checks oder Eingangsuntersuchungen auf eine gesicherte Grundlage stellen wollen, Hinweise zum richtigen Umgang mit Risiken erhalten möchten oder an einem Transfer von professionellem Gesundheits-Know how in den eigenen Alltag interessiert sind. Medizinische Leistungen werden in Bad Driburg gegenwärtig nur im Rahmen ambulanter Badekuren angeboten. Wird der Ansatz verfolgt, besteht hier Ausbaubedarf. Dies gilt ebenso für die weitere Ergänzung schulmedizinischer Verfahren durch komplementärmedizinische Angebote, denen von nicht-klassischen Naturheilverfahren bis zu fernöstlichen Ansätzen insgesamt ein Wachstum vorausgesagt wird (m37). Innerhalb des Medical Wellness-Ansatzes ist für Bad Driburg insbesondere ein Angebotsfeld interessant, weil sich dieser Markt erst öffnet und damit gute Chancen bestehen, sich dort frühzeitig einen Namen zu machen: der Markt sensueller Dienstleistungen (m38, m39). Der Ansatz liegt darin, über in erster Linie körperbezogene Angebote hinaus, spezielle Produkte und Services anzubieten, die emotionale Bedürfnisse aufgreifen (vgl. auch Kap. 1.4.4). Angesprochen sind Leistungspakete, die insbesondere die oben benannten Produktlinien „Soul“, „Mind“ und „Treff“ mit „Relax-Angeboten“ kombinieren. Der Trendforscher Matthias Horx unterscheidet neben der klassischen Altersfitness fünf sensuelle Teilmärkte der Zukunft, u.a. Selbstfindung, Selbstverwirklichung, Zielfindung, Kreativität Angstkompensation und Sicherheit Stille und Besinnung Freundschaft und Liebe Emotionale Erlebnisse und neue Erfahrungszustände im Rahmen von Events und Inszenierungen Diese Märkte verlangen ein hohes Maß an Sensibilität im Umgang mit dem Gast und ein hohes Niveau therapeutisch-medizinischer Kompetenz. Sensuelle Dienstleistungen sind daher als Kernprodukt für einen neuen Markt zu verstehen und weniger als „schmückendes Beiwerk“ eines Aufenthalts. Die im Rahmen des Bad Driburger Stadtmarketings eingeleitete Produktentwicklung für die sensuellen Märkte sollte vor diesem Hintergrund unter verstärkter Beteiligung der Kliniken und Unterkunftsbetrieben fortgeführt werden. Schließlich bleibt der Hinweis, dass die Standortentscheidung der Gäste im gesundheitstouristischen Markt in nicht unerheblichen Maße von den nicht-gesundheitsspezifischen Rahmenbedingungen des Aufenthalts abhängig gemacht wird. Ein auf Dauer wettbewerbsfähiges Angebot wird sich an der Formel „Gesundheitskompetenz + Annehmlichkeiten eines Freizeitressorts“ orientieren müssen (vgl. auch m40). Dies beginnt bereits bei der Qualität der Unterkunft. Wichtig ist zu sehen, dass im Übernachtungsbereich über die Kategorisierung des Angebots hinaus substanzielle Aufwertungen gefordert sind. Insbesondere Häuser im 1- und 2-Sterne-Segment, dies umfasst in Bad Driburg fast die Hälfte der Unterkunftsbetriebe (vgl. Kap. 2.1.1), werden mit ihrer heutigen Ausstattung vielen Marktansprüchen mittel- und langfristig nicht mehr genügen können. 46 Eine fortlaufende Aufwertung ist dabei im harten Standortwettbewerb über notwendige Investitionen in die „Hardware“ hinaus auch im Bereich der Gästeorientierung angezeigt. Die verschiedenen im Markt geläufigen Qualitätskriterien setzen die Maßstäbe, an denen seitens der Gäste auch das Angebot in Bad Driburg gemessen wird: Zu nennen sind beispielsweise die Wellness-Star-Kriterien in Baden-Württemberg, die Qualitätsstandards der deutschen Wellnesshotels oder die des deutschen Wellnessverbandes (m34). Diese stellen gehobene Anforderungen sowohl an Ambiente und Ausstattung als auch an die Mitarbeiterqualifizierung und die Service-Qualität. Orientierung bieten auch die Anforderungen des deutschen Heilbäderverbands (m41) sowie die Zertifizierungsstandards des neu gegründeten Medical Wellness-Verbandes (m42). Der Qualitätsgedanke gilt im Rahmen einer umfassenden Strategie nicht allein für Unterkünfte. Auch die Leistungen der in Bad Driburg vorhandenen Gesundheits- und Freizeiteinrichtungen müssen den gesteckten Ansprüchen genügen. Zu den heutigen Defiziten aus Gästesicht ist auf die Stärken-Schwächen-Bilanz des Kapitels 3 zu verweisen. Aus gutem Grunde zertifiziert der Medical Wellness Verband Einrichtungen auch über den Unterkunftsbereich hinaus. Das Spektrum und die Qualität der Möglichkeiten, Natur und Kultur zu erleben, gutklassige Gastronomieangebote zu genießen, reizvolle Einkaufsangebote zu nutzen und im öffentlichen Raum die Atmosphäre eines zeitgemäßen Bäderambientes „atmen“ zu können, sind gleichfalls integrale Bestandteile des Produkts. In diesem Sinne sind die Ausführungen des Folgekapitels auch als Hinweise zur Bearbeitung des gesundheitstouristischen Markts zu lesen. 4.2.3 Touristisches Angebot – Fokus Freizeiterlebnis Der Freizeittourismus ist ein eigener Markt mit eigenen Spielregeln, eigenen Anbietern und eigener Nachfrage und nicht etwa eine nahe liegende „Zuflucht“ für Standorte, die beispielsweise im medizinisch-gesundheitstouristischem Reisemarkt den Anschluss verlieren oder als industrieller Produktionsstandort keine Zukunft mehr sehen. So verlockend sich auch die Tatsache ausnimmt, dass die deutsche Bevölkerung 2005 64,1 Mio. Urlaubsreisen mit mehr als vier Übernachtungen und 48,3 Mio. Kurzurlaube unternommen hat und damit ein enormes Nachfragevolumen besteht, so deutlich ist auf die Wettbewerbssituation zu verweisen: Der freizeittouristische Markt ist ein durch und durch globalisierter Markt, rund 70% der Urlaubsreisen gehen ins Ausland (m43). Der deutsche Reisemarkt wiederum erlebte in der letzten Dekade – bei einem Übernachtungsplus von 7,3% (ohne Campingtourismus) – einen Bettenzuwachs von über 10%. Dies entspricht knapp 250.000 zusätzlichen Übernachtungsgelegenheiten seit 1995, die den innerdeutschen Wettbewerb anheizen (m42). 190.000 km markierte Wanderwege und 40.000 km Fernradwege quer durch ganz Deutschland, 6.700 öffentliche Bäder und 2.700 öffentliche Saunaanlagen, 6.135 Museen, 648 Golfplätze, 93 Naturparke, 15 Nationalparke und 14 Biosphärenreservate deuten die Dimensionen allein des nationalen Wettbewerbsumfelds an, in dem sich ein Standort erst einmal Gehör verschaffen muss (m45). 47 Angesichts des derzeit vergleichsweise geringen Anteils von Reisenden mit einem nichtgesundheitsspezifischen Reisemotiv (vgl. m19) ist davon auszugehen, dass eine realistische Zielsetzung Bad Driburgs im touristischen Freizeitmarkt darin liegen muss, überhaupt erst einmal einen adäquaten Marktzugang zu erlangen, um dort in nennenswertem Umfang Fuß fassen zu können. Als Marktzugangsstrategie kommen drei komplementäre Ansätze in Frage. Vor dem Hintergrund der aktuellen Wettbewerbsposition Bad Driburgs im Freizeitreisemarkt ist zu empfehlen, in einem ersten Schritt verstärkt auf die regionale Dachdestination Teutoburger Wald zurückzugreifen (vgl. auch Kap. 4.5.3). Dahinter steht die Intention, den bislang geringen Bekanntheitsgrad und das schwache Profil Bad Driburgs als Freizeitziel zu kompensieren. Auch wenn der Teutoburger Wald als Region im landes- oder bundesweiten Maßstab selbst noch kein allzu konturscharfes Image geschweige denn ein touristisches Alleinstellungsmerkmal besitzt, wird er die Wahrnehmungsschwelle als Freizeitreiseziel leichter nehmen als der Standtort Bad Driburg „im Alleingang“. Diese Einschätzung deckt sich mit allen Studien, die in den letzten Jahren zur Neuorganisation des NRW-Tourismus veröffentlicht worden sind (vgl. z.B. m46). In diesem Sinne wird der Möglichkeitsraum einer zukünftigen Marktbearbeitung im Freizeitsegment für Bad Driburg durch die touristische Dachdestination definiert. Der Teutoburger Wald setzt derzeit im interregionalen Wettbewerb neben der gesundheitstouristischen Initiative „TeutoWellness50plus“ in erster Linie auf die Teilmärkte Wandern und Radfahren. Hochwertige Streckenangebote durch den Teutoburger Wald verknüpfen landschaftliche Reize mit den kulturgeschichtlichen Besonderheiten und der Gesundheitskompetenz der Region. Ein Zielgruppenschwerpunkt liegt bei „50plus“. Bad Driburg kann von der Marktausrichtung und Produktentwicklung auf der Destinationsebene bestens profitieren. Mit der „Wellness-Radroute“ bzw. dem im Mai 2006 offiziell eröffneten Premiumwanderweg „Hermannshöhen“ führen beide aktuellen Top-Produkte der Region durch Bad Driburg (m47). Qualitätsbewusste Wanderer und Biker werden damit direkt an die Stadt herangeführt. Über das direkte Anknüpfen an Produkte der Dachdestination hinaus sind die Aufmerksamkeit und das Qualitätsimage, die über die regionalen Premiumangebote erzeugt werden, gut geeignet, um eigene lokale bzw. nahräumliche Wander- und Radwanderstrecken im Markt zu platzieren (m48). Wollen die touristischen Leistungsträger in Bad Driburg die Chancen nutzen, die ihnen aus dem Regionalmarketing erwachsen, besteht die Aufgabe vor Ort darin, Wanderern und Radfahrern attraktive Verweilgelegenheiten und Verweilanlässe zu bieten. Die geringe Präsenz der örtlichen Gastgeber im Rahmen der Teutoburger Wald-Programme sowie die werbliche Selbstdarstellung der Bad Driburger Hotels und Pensionen sprechen dafür, dass diese Aufgabe derzeit noch nicht konsequent angenommen wird. Eine qualitative Weiterentwicklung der Angebotsstandards ist auch hier gefragt: Lediglich vier der Bad Driburger Beherbergungsbetriebe werden seitens des Teutoburger Walds als fahrradfreundliche Betriebe gelistet, vier sind – bei einer Doppelqualifikation – seit 2005 als „Qualitätsbetrieb Hermannshöhen“ zertifiziert (m47). Aber selbst diese wenigen Vorreiter geben in ihrer eigenen Webpräsenz nur wenige Hinweise auf die Qualitäten, die ihre Zertifizierung rechtfertigen – vom Fahr48 radabstellraum über die Bereitstellung von Lunchpaketen bis zur wandertouristischen Weiterbildung der Mitarbeiter. Eigene Wanderarrangements werden insgesamt in nur drei Häusern aktiv offeriert und auch seitens der Bad Driburg Touristik sind Angebote für Wanderer eher im Randsortiment zu finden (s. Kap. 2.1.4). Bei Radpauschalen ist insgesamt Fehlanzeige zu vermelden (m49). Ebenso wenig wie die Unterkünfte sind die Bad Driburger Verweilangebote wie die Therme oder die Glashütten nennenswert auf die Bedürfnisse dieser Zielgruppen eingestellt. Es fehlt an basalen Standards wie z.B. Gepäckschließfächern für Rad(wanderer) oder einem Hinweis auf Leihhandtücher für den Thermenbesuch. Die nachholende Entwicklung hinsichtlich der Angebotsstandards und ihrer Vermarktung sind notwendige Voraussetzungen für die Wettbewerbsfähigkeit Bad Driburgs im touristischen Wander- und Radwandermarkt. Für sich genommen sind diese Maßnahmen schon ein Erfolg. Gemessen am heutigen Bad Driburger Gästeaufkommen lassen sie jedoch nur ein vergleichsweise geringes touristisches Wachstum erwarten, da es sich im Kern um „Me too“-Produkte im Angebotsspektrum deutscher Mittelgebirgsregionen handelt. Der Qualitätsansatz des Teutoburger Waldes dürfte zwar für eine gewisse Zeit einen Wettbewerbsvorteil sichern, ist aber nur begrenzt verteidigungsfähig, da andere Regionen auf kurz oder lang nachziehen werden. Eine nachhaltigere Differenzierungsstrategie ist hingegen – analog zu den Empfehlungen zum Gesundheitstourismus – von der systematischen Kombination aus freizeitbezogenen und medizinischen Angebotsbestandteilen zu erwarten. Medical Fitness steht als Ansatz für diese Kombination, die Sportangebote mit der vor Ort vorhandenen medizinischen Kompetenz verknüpft. Der im Rahmen des Stadtmarketings konzipierte Bad Driburger Fitness-Park ist in diesem Sinne als ein Leitprojekt zu verstehen, das über das Streckenprofil sportorientierte und medizinische Aspekte vereint. Darüber hinaus bieten sich sport-medizinische Gesundheitschecks, variabel buchbare Kurzzeitarrangements und Therapien an, die sich übrigens nicht allein auf den Wander- und Radsport beschränken müssen. Der Ansatz lässt sich etwa mit einem Golfaufenthalt verbinden, z.B. über die Zusammenarbeit mit der Golf-Akademie in Paderborn, um auch diesem Produkt zu mehr Profil zu verhelfen. Die zweite Strategie neben der Angebotsaufwertung und –differenzierung in den Breitenmärkten Wandern, Radfahren und Golf ist die Nutzung des Assoziationsraums „Landerlebnis“, das dem Teutoburger Wald von Gästeseite zugeschrieben wird (m46), für eine scharf umrissene Zielgruppenarbeit. Die Konzentration auf Marktnischen lebt davon, Angebote zu entwickeln und zu platzieren, die im Bad Driburger Marktgebiet noch nicht „Dutzendware“ sind. Eine Option in Sinne dieser Nischenstrategie liegt darin, das „Land erleben“ wörtlich zu nehmen und (Tages-)Angebote zur aktiven Aneignung des Landlebens anzubieten, wie z.B. eigenhändiges Melken oder Schafe scheren, kombiniert beispielsweise mit Lagerfeuerromantik und Besichtigungen (Wildgehege, Aboretum etc.). Dieser Zugang greift den wachsenden Erlebnishunger von Reisenden auf (vgl. Kap. 1.4.2), ist auf mittlere Sicht aber nur verteidigungsfähig, wenn immer wieder Produktinnovationen erfolgen. 49 Interessant und nachverfolgenswert im Sinne der Nischenpolitik ist der Ansatz, Bad Driburg als Standort für den Jagdtourismus aufzubauen. Unabhängig von der Frage, inwieweit eine Ausweitung der Gastjagd möglich und wünschenswert ist, kann z.B. eine persönlich gehaltene Jagdveranstaltung als Messe in Verbindung mit einem Jagdfest und Gesundheitsangeboten interessante Gästeschichten nach Bad Driburg lenken und zugleich das ländliche Image Bad Driburgs festigen. Die nächst gelegenen Messen in Dortmund, Hannover und Kassel sind Großveranstaltungen ohne nennenswerte „Get together“-Elemente. Darüber hinaus sind Saison verlängernde Seminarangebote denkbar. Gelingt es Bad Driburg sich in diesem scharf umrissenen Segment frühzeitig einen guten Namen zu verschaffen, liegt die Markteintrittsbarriere für Nachahmer relativ hoch. Auch der dritte Ansatz zur Weiterentwicklung Bad Driburgs als freizeittouristischer Standort liegt in einem Rückgriff auf die Potenziale der Region. Die kulturhistorischen und soziokulturellen Qualitäten Bad Driburgs und des Stadtumfelds sind eingangs bereits angedeutet worden (s. Kap. 2.1.5). Die geographische Lage Bad Driburgs ist geeignet, den Standort als Stützpunkt für Entdeckungsreisen in der Stadt, Halbtagstouren in den Kulturlandkreis Höxter, das Paderborner Land und das Lipperland sowie für Tagestouren in der gesamten Region Teutoburger Wald zu nutzen. Dieser Ansatz ist an sich nicht neu und wird bereits durch zahlreiche Leistungsträger in der Stadt beworben (m49). Auffällig ist jedoch, dass der Hinweis auf die Qualitäten im Regelfall ohne eindeutigen Zielgruppenfokus erfolgt. Die fortschreitende Individualisierung der Reiseinteressen (vgl. Kap. 1.4.5) legt demgegenüber nahe, thematische Schwerpunkte zu setzen: Kirchen- und Adelsgeschichte (z.B. Klösterkultur im Teutoburger Wald) Handwerkstradition (z.B. lokale Glasbläser und Freilichtmueum Detmold) Bädertradition (z.B. über Ausstellungen) Brauchtum (z.B. Schützenfeste oder Osterbräuche) Kulinarik (z.B. Westfalicum Culinaricum) Landschaft (z.B. Gartenlandschaft Ostwestfalen-Lippe) Als Umsetzung dieser Produktpräzisierung sind Angebotsbaukästen zu empfehlen, die entlang dieser Themenstränge entwickelt werden und so den „Nerv“ ihrer Zielgruppe treffen. Neben dauerhaften Angeboten sind hier auch anlassbezogene Arrangements z.B. zum Nieheimer Käsemarkt oder – wie gerade erstellt – zur Canossa-Ausstellung 2006 in Paderborn möglich. Über das reine Aufgreifen von Angeboten der Region hinaus sollte aktiv daran gearbeitet werden, die Bad Driburger (Bad-)Geschichte zu inszenieren und insbesondere über Veranstaltungen eigene Besuchsanlässe zu kreieren. Zu beachten ist dabei, dass erst in Verbindung mit den hohen Aufenthaltsstandards der Kurstadt die Chance besteht, sich substanziell von ähnlich gelagerten Angeboten der Nachbarstädte abzusetzen. 50 Empfehlungen zur Angebotsdiversifizierung: Zum Ausgleich der Marktrisiken im Kur-/Reha-Bereich eine gezielte Angebotsausweitung im Gesundheitstourismus und im touristischen Freizeitmarkt anstreben. Nachfragestabilisierung im Kur-/Reha-Bereich durch > die Umsetzung einer konsequenten Qualitätsstrategie > die Konzentration auf ambulante Angebote und Anschlussheilbehandlungen > eine klinikübergreifende Spezialisierung im Orthopädiebereich > den Ausbau der Klinikkooperation bei Multimorbidität. Überproportionale Steigerung der Nachfrage im Gesundheitstourismus durch > mehr Flexibilität bei Angebotskombinationen, -zeiten und -trends > eine Bereinigung der Angebotspalette > die Angebotsprofilierung und Leistungsausweitung im Segment Medical Wellness speziell bei sensuellen Dienstleistungen > die Verbesserung und qualitative Aufwertung der Freizeit-Rahmenbedingungen für Gesundheitsgäste gemäß der Formel „Gesundheitskompetenz + Annehmlichkeiten eines Freizeitressorts“. Verbreiterung des Marktzugangs im Freizeittourismus unter enger Bezugnahme auf die Dachdestination Teutoburger Wald mittels > einer qualitativen Weiterentwicklung der Angebotsstandards in den Kernsegmenten Wandern und Radfahren > die Angebotsprofilierung und Leistungsausweitung im Bereich Medical Fitness > die Ergänzung des Angebots im den Marktnischen „Landerlebnis“ und Jagdtourismus > eine Neuausrichtung der Strategie, Bad Driburg als Stützpunkt für Teutoburger Wald-Touren zu vermitteln. 51 4.3 Zielgruppenorientierung Der Wandel des Stammmarkts und die angestrebte bessere Erschließung weiterer touristischer Teilmärkte bedingt nahezu zwangsläufig auch eine Neufokussierung der Zielgruppenorientierung. Neben einigen Präzisierungen der räumlichen Zielgruppendefinition ist insbesondere in Hinblick auf die Mikrosegmentierung der Gästegruppen Neuland zu betreten. 4.3.1 Quellgebietsausschöpfung In Hinblick auf das anzustrebende touristische Marktgebiet steht Bad Driburg vor der Frage, ob die Stadt weiterhin auf die traditionellen Quellbereiche setzen sollte oder eine Erweiterung anzustreben ist. Angesichts der Tatsachen, dass (a.) Bad Driburg – bei Umsetzung der Empfehlungen – im Markt neue bzw. neu zugeschnittene Produkte anbieten kann, (b.) der Bekanntheitsgrad Bad Driburgs selbst im gegenwärtigen Marktgebiet gering ist und (c.) die Akzeptanzgrenze für Gesundheits- und Fitness-Kurzreisen üblicherweise bei 300 km Entfernung anzusetzen ist, lautet die Empfehlung, die erste Priorität auf eine stärkere Durchdringung des heutigen Marktgebiets zu legen. Grundsätzlich ist auch in diesem Raum von ganz erheblichen Zuwachschancen auszugehen: Als traditionelles Quellgebiet Bad Driburgs sollte dem Ruhrgebiet auch in Zukunft das Hauptaugenmerk des Tourismusmarketings gelten. Trotz schrumpfender Einwohnerzahlen ist der Ballungsraum das „geborene“ Gästereservoire der Stadt: Die Anzahl und Dichte der Menschen, die verstädterte Strukturen und die vergleichsweise geringe Entfernung sprechen für eine weiterhin enge Verbindung des Ruhrgebiets zum „Heilgarten Deutschlands“ und damit auch Bad Driburg. Es bestehen Entwicklungsspielräume für eine bessere Marktausschöpfung auch in anderen Regionen Nordwestdeutschlands. Dies gilt für die Rheinschiene, da der gesamte Ballungsraum von Düsseldorf bis Frankfurt innerhalb der angesprochenen 300 km-Fahrtdistanz liegt. Gleiches gilt in nördlicher Richtung für Hamburg und Bremen. Für Zielgruppen dieser städtischen Quellbereiche ist die Möglichkeit, Landschaft und Natur auf einem hohen Standard zu erleben, ein wichtiges Argument für einen Bad Driburg-Aufenthalt. Daneben ist, wie der Herkunftsvergleich verschiedener heutiger Gästegruppen des Kapitels 2.2.3 zeigt, durchaus auch der ländliche Raum insbesondere in Norddeutschland als Quellgebiet touristischer Gäste interessant. Für diese Gäste dürften die Mittelgebirgstopographie und die klimatologischen Bedingungen Bad Driburgs von Reiz sein. Da vom Taunus über die Eifel und das Sauerland bis zum Harz Wettbewerbsregionen ähnliche Vorzüge bieten können, sind die landschaftlichen Vorzüge aber jeweils nur als Zusatzargumente über den jeweilig nachgefragten Produktkern hinaus marktrelevant. 52 Schließlich ist zu empfehlen, dem Naheinzugsraum Ostwestfalen-Lippe, aber auch dem nordhessischen „Hinterland“ mehr Aufmerksamkeit zu widmen als in der Vergangenheit. Dies gilt insbesondere mit Blick auf den Tagestourismus. Potenzielle Quellgebiete der Bad Driburg-Gäste Über den beschriebenen Kernbereich hinaus ist ein aktives, d.h. zugehendes werbliches Engagement im Ferneinzug sinnvollerweise anlass- bzw. produktbezogen zu entscheiden. Ein in diesem Sinne ggf. interessanter Sonderfall im Ferneinzug stellt der städtische und für ostdeutsche Verhältnisse relativ finanzstarke Großraum Berlin dar, aus dem heute ein nicht geringer Anteil touristischer Gäste stammt, der aber – so der Vergleich der Gästedichten in den Marktsegmenten – trotz großer Fahrdistanz noch Entwicklungsspielräume bei Gesundheits- und Kuraufenthalten zu haben scheint. Hier gilt es Marktchancen auszuloten. Gleichfalls einen Markttest im Ferneinzug ist der Versuch wert, verstärkt niederländische Kunden auf einen Bad Driburg-Besuch anzusprechen. Die Erschließung weiterer ausländischer Quellgebiete sollte aufgrund des damit verbundenen Aufwands und der voraussichtlich geringen Nachfragezahlen zugunsten einer Konzentration auf die Marktdurchdringung in den Bestandsgebieten hinten angestellt werden. 53 4.3.2 Soziodemographie der Gäste Mit der neu ausgerichteten Angebotspalette kann sich Bad Driburg den Trend des gestiegenen Gesundheits- und Fitnessbewusstseins in mittleren Altersjahrgängen zunutze machen und der entsprechenden Konsumbereitschaft ein Ziel bieten (vgl. Kap. 1.4.2). In diesem Sinne sollte Bad Driburg systematisch an einer sukzessiven Verjüngung der Gästeklientel arbeiten und ein breiteres Altersspektrum aktiv ansprechen. Mit der oben definierten Produktpalette sind bevorzugt Menschen ab 30 - 35 Jahre zu gewinnen. Vor dem Hintergrund der bekannten Konsumpräferenzen der einzelnen Altersgruppen (m34) sollten im Detail folgende Marketingansätze verfolgt werden: Gästegruppe 70plus: Zentrales Ziel muss es sein, diese traditionell starke Gästeklientel zu halten. Diese Gruppe ist die klassische Klientel für medizinische Kurbzw. Reha-Anwendungen. Hier gilt, dass mit zunehmendem Alter die Orientierung auf konkrete Indikationen wächst und auch die größte Nachfrage nach Multimorbiditätsangeboten besteht. Gleichzeitig wächst das Bedürfnis nach Sicherheit und persönlich-empathischer Betreuung. Gästegruppe 50plus: Hier sollte in den kommenden Jahren der Hauptfokus der Marketingarbeit und im Ergebnis der Hauptanteil der Gäste liegen, zumal diese Gruppe der „Babyboomer“ zukünftig kräftig wächst und auch ihre touristischen Gewohnheiten weitgehend beibehält und nicht etwa zurückschraubt. Diese Generation wird aufgrund ihrer großen Reiseerfahrung, ihrer finanziellen Möglichkeiten und ihres Gesundheitszustands vielfältigere Ansprüche an ihr Reiseziel haben und ihre Gastgeber vor entsprechende Aufgaben stellen (m43). Die Interessen dieser Gäste liegen verstärkt bei Entspannungselementen und durchaus auch Anwendungen im Urlaub. Diese Gruppe ist diejenige, die am stärksten Beautyangebote nachfragt. Bei aller gegenwärtigen „50plus-Rethorik“ im Marketing ist es wichtig zu sehen, dass diese Zielgruppe nicht als Jungsenioren angesprochen werden will, gleichwohl aber altersadäquate Angebote sucht (m50). Gästegruppe 30plus: Diese Gäste stellen auch auf Sicht im Gästespektrum Bad Driburgs einen eher geringeren Anteil, da Bad Driburg seine Stärken in Hinblick auf dieses Alter noch nicht voll ausspielen kann. Die Gästegruppe soll allerdings frühzeitig auf den Standort Bad Driburg aufmerksam gemacht und „vorbereitet“ werden. Diese Gruppe sollte mit einem Angebotsmix aus Fitness-, Entspannungs- und Erlebniselementen angesprochen werden, wobei die aktiven Angebotsbausteine im Vordergrund stehen. Hinsichtlich des Geschlechts sollte vor dem Hintergrund des anvisierten Produktportfolios kein besonderer Fokus auf weibliche oder männliche Gäste gelegt werden. In der werblichen Ansprache ist allerdings davon auszugehen, dass aller Erfahrung nach Frauen eine größere Offenheit für gesundheitsspezifische und medizinische Themen sowie sensuelle Dienstleistungen besitzen, die im Rahmen des Medical Wellness-Ansatzes angeboten werden, und hier als Marktöffner dienen können. Dies wird sich bei der Kombination von sportlichen Aktivitäten und medizinischen Elementen im Rahmen der Medical Fitness – je nach Inhalt und Präsentation – umgekehrt gestalten. 54 4.3.3 Milieugruppen Eine räumliche Ausdehnung anderer Art als unter Kap. 4.3.1 beschrieben liegt in der „Eroberung“ neuer sozialer Milieus für den Bad Driburg-Aufenthalt. Das Zielgruppenmodell wird im Rahmen des Marketings dazu genutzt, Kunden zum einen nach ihrem sozialen Status zu segmentieren, zum anderen auch Lebensstile und Grundeinstellungen einzubeziehen, um so Gästetypen mit ähnlichen Ansprüchen herauszuschälen. Sinus-Milieus 2004 (m51) – die Prozentzahlen markieren den Anteil der jeweiligen Milieugruppe an der deutschen Bevölkerung Aus den vorhandenen Daten zur aktuellen Gästeklientel (m19, m29) kann – vorbehaltlich einer genaueren empirischen Prüfung – geschlossen werden, dass ein großer Teil der Gäste dem Milieu der „Traditionsverwurzelten“, d.h. der Sicherheit und Ordnung liebenden Kriegsgeneration zuzurechnen ist. Darüber hinaus dürften Teile des „konsum-materialistischen Milieus“ (stark materialistisch geprägte Unterschicht), der „Konservativen“ (altes deutsches Bildungsbürgertum), der „Etablierten“ (selbstbewusstes gesellschaftliches Establishment) und der „bürgerlichen Mitte“ (statusorientierter moderner Mainstream) präsent sein. Unterstellt, diese Einschätzung trifft zu, sollte das Marketing für das Reiseziel Bad Driburg seine Gästeansprache – korrespondierend zum Angebotszuschnitt – an einer im Vergleich zu heute leicht gehobeneren und „moderneren“ Klientel ausrichten (im Schema weiter rechts angesiedelt). Es werden aller Voraussicht nach Gästegruppen mit einem mittleren und gehobenen Sozialstatus sein, die das Bewusstsein für den Nutzen präventiver Fitness- und Gesundheitsdienstleistungen an den Tag legen und die finanziellen Möglichkeiten besitzen, diese Leistungen auch nachzufragen. Eine Orientierung auf „modernere“ Milieus geht allein 55 schon mit der oben angesprochenen Verjüngung der Gästestruktur einher. Im Ergebnis führt die Empfehlung zu einem verstärkten Umwerben der bürgerlichen Mitte, die heute schon als Träger des Wellness-Gedankens gilt, der Konservativen und der Etablierten und auch des postmateriellen Milieus (aufgeklärtes Nach-68er-Milieu). Milieuzielgruppen des Bad Driburg-Tourismus (dunkelblau hervorgehoben) 4.3.4 Reiseformation Das Gästeangebot in Bad Driburg richtet sich vor dem Hintergrund der starken Klinifizierung und der hohen Bedeutung von Kur und Rehabilitation in erster Linie auf Alleinreisende, was auch für die Hotellerie gilt, die einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Einzelzimmern vorhält (vgl. Kap. 1.4.6). Diese Grundausrichtung ist auf Sicht mit den Gästeansprüchen und üblichen Reisebeteiligungen in den zukunftsträchtigen Marktsegmenten Gesundheit und Freizeit nicht vereinbar. Und auch im traditionellen medizinisch ausgerichteten Kur- / RehaBereich bleiben durch diese Ausrichtung Marktchancen ungenutzt. Hier muss sich Bad Driburg stärker für größere Reiseformationen öffnen: 80% der heutigen Bad Driburg-Gäste haben Familie (m19). Angesichts der breiten fachlichen Qualifikation der Bad Driburger Kliniken kann die Stadt nicht nur bei individueller Multimorbidität, sondern auch bei Paarmorbidität ein kompetenter Partner für diese Gästegruppe sein. Darüber hinaus sollte die Begleitung von Kur- bzw. 56 Reha-Gästen stärker in den Blick genommen werden. Gesunden Familienmitgliedern sollten dazu interessante Offerten für einen Bad Driburg-Aufenthalt gemacht werden. Gesundheitstouristische Reisen werden i.d.R. als Paarreisen oder in Kleingruppen gebucht. Will Bad Driburg in diesem Markt stärker Fuß fassen, sollte das Marketing diesem Befund in der Angebotserarbeitung Rechnung tragen und über das jeweilige Produkt oder die Preisgestaltung Anreize für diese Zielgruppen setzen. Auch Angebote in den Feldern Wandern und Radwandern lassen sich leichter verkaufen, wenn Gruppen beinahe jeder Größenordnung ins Visier genommen werden. Die angestrebte Profilierung als Standort für Medical Fitness eröffnet die Chance, z.B. Vereinen sportmedizinische Angebote zu unterbreiten, in denen Fitness- und Gesundheits-Checks mit spezifischen Trainingsmöglichkeiten verknüpft werden. Der Markt der Busreisegruppen wird in Bad Driburg derzeit von einigen Privatanbietern bedient, die allein oder mit Kombiprodukten Tagesreisen anbieten. Hier wird mittelfristig eine Modernisierung des vorhandenen Angebots notwendig werden, um die stetig nachlassende Wettbewerbsfähigkeit zu bremsen. Darüber hinaus ist in diesem Segment im begrenzten Rahmen aber auch eine Nachfragesteigerung möglich: Ein Angebotsausbau im Freizeitmarkt in Richtung „Landerlebnis“ (vgl. Kap. 4.2.3) sollte in erster Linie auf diese Gruppe zielen. Tagesreisen der Art sind neben der direkten Wertschöpfung, die über sie erzeugt wird, auch als „Schnupperangebote“ für einen längeren Aufenthalt zu werten und alleine deshalb schon für das Tourismusmarketing interessant. Über die Frage der Größe der Reiseformationen hinaus sollte größeren Unternehmen als weitere Zielgruppe des Bad Driburg-Marketings das Angebot unterbreitet werden, ihre Mitarbeiter je nach Bedarf und Situation zu unterstützen, sei es als Incentive oder als Hilfestellung in Gesundheits- und Fitnessfragen. 4.3.5 Reisedauer Die bemerkenswert lange durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Bad Driburg-Gäste von 12 Tagen ist, wie bereits in Kap. 2.2.1 festgehalten, eine Momentaufnahme. Dem allgemeinen Trend folgend ist für Bad Driburg von einer weiteren Verkürzung der Reisedauer auszugehen. Die gute Nachricht ist die, dass gleichzeitig die Anzahl der Kurzreisen (von zwei bis vier Tagen Dauer) steigt, also kürzer, aber häufiger in den Urlaub gefahren wird: Die Zahl ist bundesweit von 42,7 Mio. Reisen in 2003 auf 48,3 Mio. Reisen in 2005 gestiegen (m43). Da gerade Gesundheits- und Fitnessurlaube als Zweit- und Dritturlaube und nicht als Kernurlaub genommen werden, muss sich Bad Driburg zukünftig stärker als bisher auf Kurzaufenthalte einstellen. Dies gilt für die Angebotspolitik der Kliniken ebenso, wie für den Gästeanspruch, während ihres Aufenthalts einen zeitlich verdichteten Erlebniswert erzielen zu können. Diese Empfehlung gilt in gleichem Maße auch für die Ausrichtung auf Tagesgäste nicht zuletzt aus der Region Ostwestfalen-Lippe. Für Individualgäste etwa aus der Region ist nicht ohne weiteres erkennbar, ob, wann und wie z.B. das Therapiezentrum für Tagesbesucher zugänglich ist. 57 4.3.6 Erst- und Wiederholungsgäste Mit der starken Orientierung Bad Driburgs auf öffentlich finanzierte Kur- bzw. Reha-Maßnahmen unterliegt die Aufenthaltshäufigkeit der Gäste weitgehend den jeweiligen gesetzlichen Vorgaben. Bad Driburg kann daher von der dokumentierten hohen Wiederkehrbereitschaft (vgl. Kap. 2.2.5) nur begrenzt profitieren. Je stärker der Anteil der selbst zahlenden Gäste in allen Teilsegmenten steigt, desto eher besteht aber die Möglichkeit eines gezielten Stammgästemarketings. Privat finanzierte Reha-Auffrischungen könnten z.B. ein solches Produkt sein, das sich gezielt an Wiederholer richtet. Empfehlungen zur Zielgruppenorientierung: Bad Driburg sollte eine Neufokussierung seiner Zielgruppen vornehmen. Hauptstoßrichtung der Makrosegmentierung ist eine stärkere Durchdringung des heutigen Marktgebiets. Anzustreben ist eine Verjüngung der Gästestruktur und die aktive Ansprache eines breiteren Altersspektrums. Gehobene und „modernere“ Milieugruppen sind verstärkt in den Fokus zu nehmen. Bad Driburg sollte sich stärker für Paare, Gruppen und Unternehmen als Zielgruppen öffnen. Die Angebotspolitik sollte stärker auf Kurzaufenthalte ausgerichtet werden. Das Stammgästemarketing ist auszubauen. 4.4 Marktkommunikation und Angebotsdistribution Die Stoßrichtung für eine strategische Neuorientierung der Kommunikations- und Distributionspolitik im Bad Driburg-Tourismus ist geprägt durch (a.) die ausgesprochen geringe Präsenz der Stadt als mögliches Reiseziel in der Wahrnehmung potenzieller Gäste sowie (b.) durch den Ansatz einer Ausdifferenzierung der Leistungspalette. Diese Eckpunkte sprechen für eine Erhöhung der Werbeintensität. Angesichts begrenzter Werbebudgets sollte dabei allerdings der Fehler vermieden werden, allein über mehr Werbung zum Ziel kommen zu wollen. Zumindest ebenso wichtig ist die Zuspitzung der Marktkommunikation über die definierten Markeninhalte als „gräfliches Bad“ und über ein Themenmarketing („Story telling“), das sich aus den Kernkompetenzen der Marke ableitet (vgl. Kap. 4.1). Technisch sollte diese Profilierung durch eine präzisierte Zielgruppenansprache unterfüttert werden, die mit neuen Vertriebsmöglichkeiten einhergeht. 4.4.1 PR-Arbeit In der Standort- und Produktkommunikation wendet sich die touristische Öffentlichkeitsarbeit an den größten Adressatenkreis und erfüllt in erster Linie die Funktion, die (Erst-)Wahrneh58 mung zu fördern sowie Images und Meinungen zu beeinflussen. Indem dieses Instrument insbesondere auf die Beeinflussung der ersten Entscheidungsphase in der Standort- bzw. Produktwahl zielt, d.h. die „Attention“-Phase des AIDA-Modells, besitzt sie für die Kommunikation Bad Driburgs, die eben an diesen Wahrnehmungsdefiziten leidet, eine erhebliche Bedeutung. Durch die sorgfältige Platzierung aufmerksamkeitsstarker Themen und Produkte kann der Bekanntheitsgrad der Stadt in den einzelnen Teilmärkten auch mit begrenzten finanziellen Mitteln langfristig deutlich gesteigert werden. Es ist daher zu empfehlen, die Erstwahrnehmung Bad Driburgs und seiner touristischen Angebote durch eine langfristig angelegte und systematische ausgebaute PR-Arbeit zu unterstützen. Voraussetzung für den Erfolg der PR-Arbeit sind eine qualitativ hochwertige, „mundgerechte“ journalistische Aufbereitung der jeweiligen redaktionellen Beiträge und ein vertrauensvoller „gewachsener“ Zugang zu Redakteuren und Redaktionen. Ggf. ist der Rückgriff auf eine professionelle ReisePR-Agentur zu erwägen. In den Bereich der PR-Arbeit fällt, neben der absatzorientierten Öffentlichkeitsarbeit auch die langfristig angelegte lokale, regionale und überregionale Interessenvertretung für den Tourismusstandort Bad Driburg. Veranstaltungen wie „Reha hat Zukunft“ in 2005 sollten auch in Zukunft als Instrument der Interessenwahrnehmung gegenüber den relevanten Teilöffentlichkeiten beibehalten werden. 4.4.2 Werbung Werbung ist als direkte Kundenansprache insbesondere in den „Interest“- und „Desire“Phasen des AIDA-Entscheidungsmodells relevant, um Image zu bilden, das erwachte Interesse mit weitergehenden Informationen zu festigen und Wünsche zu wecken. Da diese Funktionen nur erfüllt werden können, wenn die Werbung präzise auf die Zielgruppen abgestimmt ist, sollte parallel zur vorgeschlagenen Angebotsdifferenzierung auch die Bad Driburg-Werbung in Hinblick auf die beworbenen Inhalte, den Werbestil und die Medienwahl überarbeitet werden (s.a. Kap. 4.1.4). Der heutige werbliche Auftritt Bad Driburgs, der sich vornehmlich an dem Stammmarkt orientiert, lässt Chancen in Hinblick auf die neuen Zielgruppen ungenutzt. Die Printwerbung behält – trotz des Zuwachses bei elektronischer Mediennutzung – gerade bei den Altersgruppen 50plus eine große Bedeutung. Bei einem zukünftig stärker ausdifferenzierten Angebotsportfolio ist zu empfehlen, die Darstellung des Leistungsangebots in den neuen Märkten stärker als bisher auf Zielgruppeninformationen wie z.B. Themen- und Spezialprospekte zu stützen. Interessenten werden so ausschließlich mit relevanten Informationen versorgt und nicht durch eine Vielzahl für sie irrelevanter Imageaussagen und Angeboten verwirrt oder gar abgeschreckt. Ganz im Sinne dieses Zielgruppenbezugs versteht sich der Ansatz, das Prospektmaterial – über seinen Einsatz zur Beantwortung von Anfragen hinaus – zugehend und gezielt in der Neukundenakquisition einzusetzen (z.B. über den Ausrüsterfachhandel). 59 Dieser „Below the line“-Werbemitteleinsatz ergänzt sich gut mit dem Ausbau touristischer Direktwerbung. Vergleichsweise einfach können die elektronisch erfassten Anfragen sowie die Buchungen als Datengrundlage für Zielgruppen-Mailings per Post oder E-Mail herangezogen werden. Um diese Datenbasis sukzessive zu verfeinern, sollte der Adressauswahl ein sogenanntes „Data Mining“ vorgeschaltet werden, mit dessen Hilfe das Adressmaterial statistisch bewertet und Erfolg versprechende Kundengruppen selektiert werden können. Neben der Erstkundengewinnung anhand der Anfragedaten können im Zuge der Kundenbindungsaktivitäten auch Stammkunden in Abhängigkeit der nachgefragten Leistungen mit „passenden“ Leistungspaketen bedacht werden. Für die an sich sehr gute touristische Internetdarstellung Bad Driburgs erfolgt wie für die Werbung insgesamt die Empfehlung, stärker auf den zukünftig vielschichtigeren Zielgruppenmix einzugehen. 4.4.3 Persönlicher Verkauf Der persönliche Direktverkauf im Rahmen der Messearbeit ist in erster Linie den AIDAPhasen „Desire“ und „Action“ zuzuordnen. Die Unterstützung der Gäste in der bevorstehenden Zielortentscheidung rechtfertigt den wichtigen Stellenwert und einen hohen Mitteleinsatz, zumal derzeit kein dezentrales Vertriebsnetz in den Bad Driburger Quellgebieten besteht. Angesichts der Angebots- und Zielgruppendiversifikation sollte das Spektrum besuchter Quellgebietsmessen über die bislang in erster Linie besuchten Kur- und Gesundheitsmessen auf weitere Spezialmessen ausgedehnt werden, wie z.B. für Wandern oder Biking, um diese Gästeklientel zu erreichen. Dabei ist aus Rentabilitätsgründen die Kooperation mit regionalen Partnern zu suchen. Dafür kann der Besuch allgemeiner Verbrauchermessen aufgegeben werden. 4.4.4 Verkaufsförderung Je stärker indikationsbezogen eine Dienstleistung im Rahmen des Kur- und Rehabilitationsangebots angelegt ist, desto wichtiger ist heute schon für Bad Driburg die Arbeit mit Angebotsmittlern. Die Bedeutung dieser Gruppe dürfte zukünftig auch bei steigendem Anteil selbst zahlender Gäste Bestand haben, da die persönliche Empfehlung in einem unübersichtlichen Markt die beste Basis für den Aufbau von Vertrauen in die Qualität des Bad Driburger Gästeangebots bietet. Da der Bekanntheitsgrad des Bad Driburger Angebots auch bei Angebotsmittlern ausgesprochen gering ist, lautet die Empfehlung, verstärkt in die Verkaufsförderung über Angebotsmittler zu investieren. Schlüsselakteure des Gesundheitswesens, also Ärzte, Sozialarbeiter, die Leitung von Senioreneinrichtungen, Mitarbeiter von gesetzlichen wie privaten Krankenkassen, aber auch Selbsthilfegruppen und Patientenvereinigungen sollten regelmäßig über Bad Driburger Angebote und Angebotsneuerungen informiert und in die Lage versetzt werden, ihre Patienten / Klientel zu den Vorzügen eines Bad Driburg-Aufenthalts kompetent zu beraten. 60 Über den Kreis medizinisch-gesundheitsbezogener Angebotsmittler hinaus ist der Ansatz auch auf die Vermittlung anderer Produkte im Portfolio übertragbar: Paketreiseveranstalter nehmen im Busreisemarkt eine wichtige Stellung ein, indem sie fertig geschnürte Angebotsbündel an Reisebusunternehmen vermitteln. Bad Driburg lässt diese Gruppe derzeit weitgehend außen vor und präsentiert sich aufgrund mehrerer handelnder Akteure intransparent. Verbände und Vereine sowie auch Personalabteilungen in Unternehmen können eine ähnliche Funktion in Hinblick auf angeschlossene Mitglieder bzw. Mitarbeiter einnehmen. Gleichfalls der Verkaufsförderung zuzurechnen ist ein Empfehlungsmarketing, das darauf zielt, die Informationsweitergabe und Weiterempfehlung Bad Driburgs durch Gäste der Stadt zu unterstützen. Auf diese Weise wird die hohe Gästezufriedenheit nutzbar gemacht (vgl. Kap. 2.2.5). 4.4.5 Distribution Über die Aufgabe der Angebotsinformation hinaus sind Reisebüros trotz steigender InternetBuchungen nach wie vor die bedeutendste Buchungsstelle für Urlaubsreisen. 44% aller Urlaubs- und 54% der Auslandsbuchungen wurden 2005 dort abgewickelt (m43). Gleichwohl wird dieser Vertriebskanal sowie auch der Weg über Reiseveranstalter im deutschen Bäderbereich insgesamt und in Bad Driburg im Speziellen wenig genutzt. Hintergrund ist die traditionelle Verankerung der Bäder in der Gesundheits- und weniger in der Tourismuswirtschaft, die vollständig andere Marktzugänge sowie Buchungs- und Abrechnungsmodalitäten impliziert. Zudem erschien die medizinische Grundausrichtung mit dem Freizeitfokus der Reisebranche lange Zeit wenig kompatibel. Spätestens mit der verstärkten Orientierung auf gesundheitstouristische Aufenthalte sowie Freizeitangebote werden die Produkte Bad Driburgs leichter handhabbar und eine Zusammenarbeit mit Reisebüros und Reiseveranstaltern leichter möglich. Eine Rentabilität vorausgesetzt sollte daher in Zukunft der Vertriebskanal Reisebüros und / oder (Spezial-)Reiseveranstalter verstärkt genutzt werden, um die gerade bei 50plus-Zielgruppen eingeübten Buchungswege zu nutzen und so die Präsenz in den Quellgebieten zu erhöhen sowie die Buchung zu erleichtern. Die Profilierungsstrategie über Medical Wellness und Medical Fitness legt jedoch nahe, die Qualität des Fremdvertriebs über Qualifizierungsanforderungen abzusichern. Um als Vertriebskanal auch den Internetverkauf auszubauen, sollte über die eigenen Buchungsmöglichkeiten hinaus getestet werden, (Last-minute-)Angebotskontingente zu versteigern. 61 Empfehlungen zur Marktkommunikation und Angebotsdistribution: Die touristische Marktkommunikation Bad Driburgs sollte intensiviert, markenkonform und auf Themen zugespritzt sowie in der Zielgruppensprache präzisiert werden. Die PR-Arbeit ist langfristig auszubauen. Aktivitäten zur lokalen, regionalen und überregionalen touristischen Interessenvertretung sollten fortgeführt werden. Die Printwerbung sollte stärker auf Zielgruppenmedien bauen und „below the line“ auch zur Neukundenakquisition genutzt werden. Die Direktwerbung sollte sowohl in Hinblick auf die Kundenbindung als auch auf die Neukundengewinnung ausgeweitet werden. Die touristische Darstellung Bad Driburgs im Internet ist stärker auf die vielschichtige Gästestruktur auszulegen. Die Messearbeit sollte auf weitere Spezialmessen ausgeweitet werden. Die Arbeit mit Verkaufsmittlern ist zu intensivieren. Für den Produktvertrieb in den Bad Driburger Quellgebieten sollten Kooperationen mit Reisebüros und / oder (Spezial-)Reiseveranstaltern eingegangen werden. Die Internetversteigerung von Angebotspaketen sollte als Vertriebskanal erprobt werden. 4.5 Regionale Vernetzung Die Region Ostwestfalen-Lippe bietet beste Voraussetzungen für Standorte, die einen wirtschaftlichen Schwerpunkt im Gesundheitswesen besitzen. Über mehrere Jahrhunderte hat sich in der Region ein Kompetenzfeld entwickelt, das gerade angesichts des demographischen Wandels (vgl. Kap. 1.4.1) auch heute noch über ein starkes Wachstumspotenzial verfügt. Dabei sind sowohl die 124 Krankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen als auch die vielen mittelständischen Unternehmen der Gesundheitsindustrie sowie Hochschuleinrichtungen zu den Leistungsträgern des regionalen Kompetenzfelds zu rechnen (m34). Obwohl die Gesundheitswirtschaft in OWL sich zu einem ausgeprägten Cluster entwickelt hat, übertragen sich mögliche positive Synergieeffekte nicht automatisch auf die einzelnen Standorte. Um die Effekte für sich nutzen zu können, muss sich Bad Driburg umfassend in dem Cluster vernetzen. Nur so entwachsen für die Stadt Vorteile aus der Branchenanhäufung. Aber auch über den Gesundheitsfokus hinaus bietet die Vernetzung in der touristischen Region attraktive Wachstumschancen, da in den kommenden Jahren eine forcierte Tourismusarbeit in und für Ostwestfalen-Lippe bzw. den Teutoburger Wald zu erwarten ist. 62 4.5.1 Heilgarten-Initiative Ein erster Ansatzpunkt für die regionale Zusammenarbeit ist der Marketingansatz des „Heilgarten Deutschlands“. Die Regionalinitiative ist bereits Mitte der 90er Jahre entwickelt worden und greift mit dem anschaulichen Bild des „Heilgartens“ die geologisch bedingte hohe Bäderdichte in Ostwestfalen-Lippe auf. Eine derartige Nähe prädikatisierter Gesundheitsstandorte liegt deutschlandweit nur in wenigen Gebieten vor, und wenn, dann nicht in so großer Anzahl. Gegenüber den allein aufgrund ihrer geographischen Lage exponierten See- und Bergbädern, die traditionell eine hohe Nachfrage auf sich ziehen können, bietet die regionale Marke des „Heilgarten Deutschlands“ eine ausgezeichnete Profilierungsmöglichkeit. Bad Driburg kann als „gräfliches Bad im Heilgarten Deutschlands“ den regionalen Marketingverbund nutzen, um an seinem vergleichsweise geringen Bekanntheitsgrad zu arbeiten und zumindest eine korrekte räumliche Zuordnung sicherzustellen. Aus diesem Grund erfolgt die eindeutige Empfehlung, den regionalen Marketingansatz verstärkt für Bad Driburg zu nutzen. Diese Empfehlung ist allerdings leichter formuliert als umgesetzt, da die Marke des „Heilgartens“ derzeit wenig gelebt und kaum gepflegt wird und damit wenig Bekanntheit, geschweige denn Ausstrahlung besitzt. Der Verweis auf die Lage im Heilgarten Deutschlands findet sich nur hin und wieder in den Selbstdarstellungen der einzelnen Heilbäder und wenn, dann zumeist nicht an prominenter Stelle. Der „Heilgarten“ wird je nach Darstellungsinteresse oder Ortskenntnis bisweilen zwischen Osnabrück und Bielefeld verortet oder seine geographische Ausdehnung im Weserbergland gesehen. Die Marke selbst firmiert uneinheitlich als „Heilgarten Deutschlands“ oder als „Heilgarten OstWestfalenLippe“. Ein Hauptproblem dürfte sein, dass sich mit der Marke bis auf die geographische Zuordnung nur wenige Inhalte verbinden. Um von den Potenzialen des Ansatzes zu profitieren zu können, sollte Bad Driburg darauf hinwirken, die Heilgarten-Initiative wieder mit neuem Leben zu füllen. Zu erwägen wäre dabei sogar eine Ausdehnung der Marke auf die benachbarten niedersächsischen Bäder. Gemeinsam würde man rund 10% der deutschen Kurorte repräsentieren und damit viel Aufmerksamkeit auf sich lenken können. 4.5.2 Vernetzung im OWL-Cluster Gesundheitswirtschaft Auch über die Kooperation der Kurstandorte hinaus bietet sich für Bad Driburg eine Netzwerkeinbindung auf Unternehmens- und Projektebene im OWL-Kompetenzfeld Gesundheitswirtschaft an, um am innovativen Milieu des Clusters teilhaben zu können. Zu einem der einflussreichsten Akteure im Gesundheitscluster OWL haben sich das Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft Ostwestfalen-Lippe (ZIG) und dessen Trägerverein entwickelt. Ziel dieses Verbundes und seiner Entwicklungsagentur ist es, neue Denk- und Handlungsweisen zu fördern, Wirtschaft und Beschäftigung im Gesundheitswesen zu stärken und OWL als Gesundheitsregion zu profilieren. Mitglieder sind vor allem Unternehmen aus der Gesundheitsbranche, aber auch Institutionen wie Hochschulen, Handelskammern etc. Bad 63 Driburg ist in diesem Trägerkreis nicht vertreten. Neben der Möglichkeit, das eigene Standortprofil weiter zu entwickeln, bietet die Teilnahme an den im Clusterzusammenhang angestoßenen Projekten einen Innovationsvorteil, den Bad Driburg nutzen kann. Zu nennen ist zum Beispiel die 2005 gestartete „Initiative Brückenschläge OstWestfalenLippe - Ruhrgebiet“, die darauf zielt, neue Angebote in der Gesundheitsversorgung gemeinsam von Partnern aus beiden Regionen zu entwickeln und die Leistungen in Vorsorge, Früherkennung, Behandlung und Rehabilitation aus den Regionen bekannt zu machen. Geplant ist ein schrittweiser Aufbau eines Entwicklungsverbundes aus Versorgungseinrichtungen, der in folgenden Arbeitspaketen realisiert werden soll: Arbeitsgemeinschaft Spitzenrehabilitation mit dem Ziel der Identifizierung von Highlights und Darstellung der OWL - Kompetenzen Kontaktforum „Spitzenrehabilitation aus OWL trifft Spitzenmedizin aus dem Revier“ Aufbau gemeinsamer ambulanter Rehabilitationszentren von Krankenhäusern in Revierstädten und Rehabilitationskliniken in OWL Unterstützung der Kooperation in der Gesundheitsförderung und Prävention zwischen Anbietern in den Heilbädern in OWL und im Ruhrgebiet Entwicklung von speziellen Angeboten für den Urlaub mit zu pflegenden Angehörigen, die im Ruhrgebiet vermarktet werden Entwicklung neuer Marketingstrategien – Präsentation der OWL- Wellnessanbieter im Ruhrgebiet Kooperation zwischen dem Zentrum für Altersmedizin in OWL und dem Institut für Geriatrie der Ruhr-Universität Bochum Kooperationsentwicklung zwischen der komplementärmedizinischen Angeboten in Essen und in Heilbädern in OWL An dem Projekt nehmen aus Bad Driburg bislang die beiden gräflichen Kliniken teil. An den übrigen laufenden Projekten ist kein Akteur aus Bad Driburg beteiligt. Ein wichtiger Faktor zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit ist die Qualifizierung von Arbeitskräften. Obwohl der aktuelle Trend im Gesundheitssektor zur Reduzierung der Kosten und damit verbunden auch zu Einsparungen der Personalkosten geht, wird vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung allgemein mit einer steigenden Nachfrage an personenbezogenen Dienstleistungen gerechnet. Um zum einen die Qualität und somit auch die Attraktivität der Berufe im Gesundheitswesen zu steigern und zum anderen auch zukünftig im ausreichenden Maße qualifizierte Beschäftigte zur Verfügung zu haben, ist eine Vernetzung zu den Ausbildungsstätten der Region anzuraten. Hier gibt es eine Reihe von innovativen Ausbildungsinstitutionen, von denen Bad Driburg profitieren kann. Zu denken ist beispielsweise eine systematische Ausbildungskooperation der Bad Driburger Kliniken mit der „Zentrale Akademie für Berufe im Gesundheitswesen“ in Gütersloh oder dem BachelorStudiengang „Public Health“ an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften in Bielefeld. Obwohl die Region über keine eigene medizinische Fakultät verfügt, gibt es einige universitäre Einrichtungen, die aufgrund der traditionell starken Ausprägung des Reha- und Vorsorgesektors in der Region Forschung auf diesem Gebiet betreiben. So hat z.B. die Universität 64 Bielefeld ein eigenes Institut für Pflegewissenschaften, während die Universität Paderborn ein Department Sport & Gesundheit eingerichtet hat, das sich unter anderem auch den Schwerpunkten „präventiver und rehabilitativ-therapeutischer Sport“ und „Sport mit behinderten Menschen“ widmet. Mit einer Vernetzung zwischen den verschiedenen Forschungseinrichtungen und den Institutionen in Bad Driburg sollte versucht werden, die Bad Driburger Gesundheitsangebote weiter zu entwickeln. Mit einer Kooperation z.B. innerhalb eines Forschungsprojekts können neue wissenschaftliche Erkenntnisse direkt in Bad Driburg umgesetzt oder entwickelt werden. Die Nähe zu den in Frage kommenden Institutionen begünstigt diese Bemühungen und reduziert den Aufwand deutlich. Dabei gilt es, die jetzt schon vorhandenen Kompetenzen am Standort wissenschaftlich voranzubringen, um sich qualitativ von anderen Standorten abzusetzen. Gerade im Gesundheitssektor spielen Innovationen eine wichtige Rolle für die Standortwahl der Gäste. 4.5.3 Touristische Vernetzung in der Region Die touristische Region Teutoburger Wald befindet sich im Aufbruch. Seit dem 1.07.2005 ist die regionale Tourismusarbeit als Handlungsfeld in die OWL Marketing GmbH integriert, die das Dachmarketing konzeptionell fortschreibt und Regionalprodukte entwickelt. Gleichzeitig ist die Gremienarbeit gestrafft und im Fachbeirat Tourismus gebündelt worden. Mit dieser organisatorischen Neuordnung erfüllt die Region die Anforderungen des NRW-Kommunikationskonzepts Tourismus. Danach übernehmen die NRW-Regionen als touristische Destinationen die Verantwortung für die Dachmarke sowie die Neukundenakquisition. Die einzelnen Orte bzw. touristischen Arbeitsgemeinschaften (TAGs) leisten die Produktentwicklung und -vermarktung und stellen die Gästebetreuung sicher (m46). Die Chancen, die sich aus einer Fortentwicklung des freizeittouristischen Profils der Region ergeben, sollte Bad Driburg aus Gründen der Marketingeffektivität und -effizienz unbedingt nutzen. Die Defizite im Bekanntheitsgrad der Stadt und auch die noch vergleichsweise schwache Marktposition in den anvisierten gesundheits- und freizeittouristischen Märkten sprechen für eine regionale Zusammenarbeit, die die Wahrnehmbarkeit der Werbung verbessert und eine Kostenteilung ermöglicht (s.a. Kap. 4.2.3). Die laufende Zusammenarbeit auf Kreisebene sollte im Sinne des NRW-Ansatzes als TAG-Arbeit angelegt werden, d.h. sich insbesondere auf die Produktentwicklung und Zusammenarbeit in der Gästebetreuung konzentrieren. In diesem Sinne kann und sollte auch die kreisübergreifende Zusammenarbeit z.B. in das Paderborner Land hinein ausgeweitet werden. 65 Empfehlungen zur regionalen Vernetzung: Bad Driburg sollte sich umfassend in der Region Ostwestfalen-Lippe bzw. Teutoburger Wald vernetzen. Bad Driburg sollte dazu beitragen, den regionalen Marketingverbund „Heilgarten Deutschlands“ wieder mit Leben zu füllen und ihn aktiv in das touristische Marketing einbeziehen. Die Projekte des Gesundheits-Clusters OWL sollten für die Weiterentwicklung der Angebotsstrukturen in Bad Driburg, die Mitarbeiterqualifikation und den Produktvertrieb genutzt werden. Die organisatorische Neuordnung der touristischen Region sollte für eine Intensivierung der Zusammenarbeit zwecks Verbesserung der Marketingeffektivität und -effizienz genutzt werden. Die touristische Zusammenarbeit auf Ebene des Kreises bzw. mit benachbarten Kreisen sollte in erster Linie auf die Produktentwicklung und Gästebetreuung konzentriert werden. 4.6 Touristisches Standortmanagement Angesichts der zahlreichen Handlungsnotwendigkeiten im Rahmen der angestrebten strategischen Neuausrichtung kommt dem Standortmanagement eine herausragende Rolle zu. Sichtbar geworden ist, dass Bad Driburg vor dem Hintergrund der erwartbaren Umwälzungen im Kur- und Reha-Markt nur mit erheblicher Initiativkraft und Investitionsbereitschaft in der Lage sein wird, die Wertschöpfung aus dem Tourismussektor zu stabilisieren und auf Jahre zu sichern. Von der Präzisierung der Marke, der Aufwertung und Diversifizierung der Produktpalette über die Ausweitung und Zuspitzung der Werbung bis zur regionalen Zusammenarbeit sind die Aufgaben nur mit einer Bündelung der Kräfte zu bewerkstelligen. Das touristische Standortmanagement sollte hier im Sinne eines „Change Managements“ die Rolle des Initiators, Vermittlers und Motors des Wandels einnehmen. Drei Schlüsselfelder sollen hervorgehoben werden. 4.6.1 Qualitätsmanagement Die Qualität der medizinischen, gesundheitstouristischen und freizeittouristischen Produkte sowie der örtlichen Rahmenbedingungen wird nach der unisono geteilten Einschätzung der gesamten Branche in allen drei anvisierten Teilmärkten Bad Driburgs zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor der nächsten Jahre werden. Aus diesem Grunde sollte ein Hauptaugenmerk des Standortmanagements auf der beharrlichen Vermittlung und kooperativen Durchsetzung einer durchgängigen Qualitätsstrategie liegen. 66 Auf die Notwendigkeit der substanziellen Qualitätssteigerung bei Unterkunftseinrichtungen, Gesundheits- und Freizeiteinrichtungen sowie touristischen Angeboten ist bereits an anderer Stelle hingewiesen worden (vgl. Kap. 4.2). Koordiniert durch das zentrale touristische Management sollten darüber hinaus möglichst bei allen relevanten Leistungsträgern bewährte Instrumente der Qualitätssicherung zum Einsatz kommen. Gästebefragungen oder „Mystery-Guest“-Qualitätstests bilden dabei die Basis, um die Arbeit beispielsweise im Rahmen von Qualitätszirkeln oder Audits zu optimieren. Ein besonderes Augenmerk des Qualitätsmanagements sollte angesichts der Vielzahl beteiligter Akteure im Rahmen der örtlichen touristischen Leistungserstellung auf der Optimierung von Prozessketten und Schnittstellen liegen. Die oben getroffene Qualitätsaussage „Gesundheitskompetenz + Annehmlichkeiten eines Freizeitressorts“ ist vermutlich nur tragfähig, wenn sich das Qualitätsmanagement über die Einzelleistungen hinaus mit der gesamten Leistungskette befasst. Qualität ist aus Gästesicht gegeben, wenn ein Standard über alle Teilleistungen hinweg durchgehalten werden kann und Schnittstellen möglichst wenig spürbar werden. Diese Ebene des Qualitätsmanagements wird z.B. im Rahmen der Bereitstellung dezentraler Kulturangebote innerhalb der Stadt und der entsprechenden Transportleistungen berührt. Im genannten Beispielfall sollte das touristische Management sowohl die Quer- und Diagonalvernetzung der Unterkunftsbetriebe, der Kliniken, der Kultur- und der Transportdienstleister fördern sowie gemeinsam mit den Akteuren qualitativ absichern. 4.6.2 Innovationsmanagement Eine Qualitätsmarke lebt über die gesetzten Leistungsstandards hinaus auch von der Innovation. Dies gilt um so mehr, als Bad Driburg zwar auf der Ebene der touristischen Marke Alleinstellungsqualitäten entwickeln kann, auf der Produktebene aber auf regelmäßige eng am Markt entwickelte Neuerungen wie „sensuelle Dienstleistungen“ und Vorteile in der Innovationsgeschwindigkeit angewiesen ist, um graduelle Wettbewerbsvorteile zu sichern. Die Aufgabe des touristischen Managements liegt zunächst in der Unterstützung der Invention, d.h. der „Erfindung“ neuer Angebote über systematische Marktbeobachtungen und die Identifikation von Trends. Zudem sollte die Markteinführung von Angebotsinnovationen durch die lokalen Leistungsträger begleitet und beschleunigt werden. Dies kann beispielsweise im Rahmen eines Innovationszirkels örtlicher Leistungsträger geschehen. 4.6.3 Arbeit im Managementzyklus Teil des touristischen Managements ist schließlich, die strategischen Vorgaben dieses Leitkonzepts für die laufende Arbeit in Bad Driburg nutzbar zu machen. In erster Linie bedeutet dies, die jeweiligen Zielsetzungen über quantitative und qualitative Zielgrößen messbar zu gestalten, den notwendigen Sachmittel- und Personaleinsatz für die Maßnahmen zu bestimmen und nach erfolgter Umsetzung der Einzelmaßnahmen das Ergebnis auszuwerten. Der 67 erreichte Grad der Zielerreichung fließt wiederum als Ausgangsdatum in die Bewertung der Ausgangssituation, des Zielkorridors und des Maßnahmenprogramms ein. Managementzyklus im Tourismusmanagement Was zunächst recht theoretisch klingen mag, ist letztlich als eine wesentliche Grundlage in der Organisation der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Leistungsträgern sowie den öffentlichen und privaten Anspruchsgruppen zu werten. Im Konsens definierte und überprüfte Ziele machen angesichts der zahlreichen involvierten Akteure vermutlich überhaupt erst eine kooperative Weiterentwicklung des gesamten Standorts möglich. Auswertungen der Zielerreichung bieten die Basis für eine qualifizierte Diskussion der Zielsetzungen und des notwendigen Mitteleinsatzes für eine am Markt erfolgreiche touristische Arbeit einschließlich der Entscheidung über deren Fortschreibung, eine Nachsteuerung oder – wo sinnvoll – auch die Revision. In diesem Sinne ist für den Standort Bad Driburg der Aufbau eines sach- und umsetzungsbezogenen touristischen Controlling- und Benchmarking-Tableaus zu empfehlen, das die vielfach schon vorhandenen Daten mit Zielparametern verknüpft und als „CockpitSystem“ zur laufenden Orientierung und Steuerung nutzt. 68 Empfehlungen zum touristischen Management: Das touristische Standortmanagement sollte im Sinne eines „Change Management“ als Initiator, Vermittler und Motor der strategischen Neuausrichtung des Tourismusstandorts angelegt werden. Zentrale Aufgabe der touristischen Weiterentwicklung ist die beharrliche Vermittlung und kooperative Durchsetzung einer durchgängigen Qualitätsstrategie > über bewährte Instrumente der Qualitätssicherung > in der Optimierung von Prozessketten und Schnittstellen der örtlichen Leistungserbringung. Die Innovationspolitik des Standorts ist seitens des touristischen Managements durch die Begleitung und Beschleunigung von Inventionen und deren Markteinführung zu unterstützen. Durch den Aufbau eines Controlling- und Benchmarketing-Tableaus sollten die weiteren Entscheidungen zur touristischen Weiterentwicklung Bad Driburgs auf eine qualifizierte Grundlage gestellt werden. 69 5 Handlungsprogramm Die unter 4 beschriebenen Strategiebausteine stellen das Herzstück des touristischen Leitkonzepts für Bad Driburg dar. Sie bilden im Verbund mit den Aussagen zur Ausgangssituation und der Stärken-Schwächen-Bilanz aus Gästesicht die sachliche Grundlage für das nachfolgende Handlungsprogramm. Dieser Maßnahmenplan versteht sich als offenes, d.h. weiterhin ergänzbares Set möglicher Umsetzungslösungen für die vorgeschlagenen Entwicklungsstrategien. Wie die strategischen Ziele und Vorgehensweisen selbst beruht sie neben externer Expertise auf Vorschlägen im Rahmen der verschiedenen Diskussionsforen in Bad Driburg selbst (vgl. m33 - m36). 5.1 Maßnahmen zur Markenbildung 1. 2. Festlegung der Bad Driburg Touristik als Einrichtung für das Markenmanagement Automatisches Überprüfen öffentlicher und privater Entwicklungsvorhaben größerer Tragweite auf Markenkonformität und Berücksichtigung des Prüfergebnisses im Entscheidungsgang Verstärktes Einbeziehen der gräflichen Familie in die Standortarbeit, um das Markenelement „gräfliches Privatbad“ zu vermitteln: z.B. über Testimonials, gräfliche Kurpark- 3. 4. 5. 6. 5.2 5.2.1 7. 8. führungen Inszenieren der Bädertradition über ein Themenmarketing: z.B. kulturelle Events zu Hölderlin und Droste-Hülshoff, städtebauliche Elemente wie Lesestationen (s.a. Maßnahmen 45 und 46) Präsentation von Wasser in der Stadt, um den Naturbezug Bad Driburgs symbolisch erlebbar zu machen: z.B. über den Zugang zu Quellen, Brunnen (s.a. Maßnahme 51) Graphische Überarbeitung der Bad Driburg-Werbelinie im Sinne der Marke sowie regelmäßiges Fortschreiben der Linie und Überwachen der Einhaltung Maßnahmen zur Angebotsdifferenzierung und Produktentwicklung Medizinisches Angebot Qualitätssicherung und -steigerung durch Zertifizierung medizinischer Angebote: z.B. nach den Kriterien des Medical Wellness Verbandes Qualitätssicherung und -steigerung im stationären Angebot durch den Ausbau der Behandlungsevaluation und die Einrichtung klinikübergreifender Qualitätszirkel 9. Qualitätssicherung und -steigerung im ambulanten Angebot durch Güte- und Qualitätsgemeinschaften von Kliniken und privaten Partnern 10. Gemeinsamer Ausbau ambulanter Angebotsformen inkl. weiterer Kompaktkuren und Kombiangeboten z.B. als „stationärer Aufenthalt + ambulante Auffrischungen“ in Zusammenarbeit von Kliniken und Gastgebern 70 11. 12. 13. 5.2.2 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 5.2.3 27. Ausbau des Angebots bei Anschlussheilbehandlungen im stationären Bereich der Kliniken Anbahnung einer fachlichen, organisatorischen und werblichen Klinikkooperation für gemeinsame Schwerpunktangebote im Spezialbereich Stütz- und Bewegungsapparat Optimierung der klinikübergreifenden Bedienung von Multimorbidität und Paarmorbidität Gesundheitstouristisches Angebot Umgestalten der Angebotssystematik gesundheitstouristischer Pauschalen zu einem modular und zeitflexibel buchbaren Baukasten Aufwertung des gesundheitstouristischen Angebots durch medizinische Leistungen und den Ausbau komplementärmedizinischer Angebote im Sinne von Medical Wellness Entwicklung Zielgruppen bezogener Produktlinien innerhalb des Baukastensystems: z.B. eine Rundum-Check-Präventionswoche, eine Frauen-Gesundheitswoche, Resturlaubsangebote Produktentwicklung bei sensuellen Gesundheitsdienstleistungen: u.a. persönliches Coaching bei Stressfolgen, in der persönlichen Krisenbewältigung oder im Bereich Kreativität Ausbau von Schulungsangeboten, Austauschmöglichkeiten und eigener Gesundheitsprävention als Komplementärangebot für Begleitpersonen Produktentwicklung für die Zielgruppe Unternehmen: z.B. Gesundheits- oder Fitnesskurzreisen als Incentive-Programm, Coaching bei Teamkonflikten Marktforschung zur fortlaufenden Angebotsanpassung einsetzen inkl. regelmäßiger Bereinigung und Neuformulierung der Produktpalette Bauliche Modernisierung und Aufwertung der Bad Driburg Therme Erweiterung des Angebots der Therme um Dienstleistungen im Wellness- und Fitnessbereich durch externe Dienstleister Bau eines sensuellen „Park der Sinne“: z.B. mit Barfußpfad (Fühlen), Kaleidoskop-Park (Sehen), Klang-Pfad (Hören), Pfad der Düfte (Riechen + Schmecken) einschließlich temporärer Inszenierungen Aufwertung bzw. Höherklassifizierung vorhandener Unterkunftsbetriebe sowie Orientierung an etablierten Wellness-Qualitätsstandards Ansiedlung von höher klassifizierten Beherbergungsbetrieben Ausbau des bestehenden Wohnmobilhafens, ggf. Neuanlage eines weiteren Freizeittouristisches Angebot Umgestalten der Angebotssystematik freizeittouristischer Pauschalen zu einem modular und zeitflexibel buchbaren Baukasten 71 28. 29. 30. 31. 32. 33. Aufwertung des freizeittouristischen Angebots durch medizinische Leistungen im Sinne von Medical Fitness Entwicklung Zielgruppen bezogener Produktlinien innerhalb des Baukastensystems: z.B. ein Fit- und Aktiv-Wochenende inkl. Sport-Check, Aktionswanderungen („lukullisches Wandern“, „Kulturwandern“), Golf und Gesundheit Produktentwicklung für die Zielgruppe Sportvereine: z.B. sportmedizinisch betreute Kurz-Trainingslager Aufbau eines Nischenangebots im Jagdtourismus: z.B. durch eine Jagdmesse mit Jagdfest, Seminare zur Wildverarbeitung, Wildkochkurse ggf. kombiniert mit gesundheitstouristischen Angeboten Modernisierung und stärkere lokale Verknüpfung der Angebotsbausteine bei Busreisen Erweiterung der Produktpalette für Busreisegruppen durch das Angebot aktiv Landleben zu erleben: z.B. Melken, Schafe scheren, Lagerfeuerabend, Weihnachtsbaum schlagen 34. Ausbau der Produktpalette für regionale Entdeckungsreisen mit thematischen Schwerpunkten: z.B. Klösterkultur im Teutoburger Wald, regionale Handwerkstradition, Bädertradition, Brauchtum, Kulinarik und Landschaft 35. Sicherstellen einer (rad-)wandergerechten Ausstattung und Ausrichtung möglichst vieler Gastgeber und Einrichtungen durch die Qualifizierung als „fahrradfreundlicher Betrieb“ bzw. als „Qualitätsbetrieb Hermannshöhen“ Aufwertung und Pflege der lokalen Wanderwege: u.a. Aufstellen von zusätzlichen Bänken Stärkere Einbindung der Stadt in die Radrouten der Umgebung durch z.B. weiterführende Radwege in die Innenstadt Einrichten einer Verleihstelle für Nordic Walking Ausrüstung, Fahrräder etc. sowie einer Service- und Reparaturstation (mobiler Pannenservice) Anbringen von Orientierungs- und Schautafeln mit Stadtplan, Sehenswürdigkeiten etc. 36. 37. 38. 39. 40. Schaffung einer Naturbühne als Veranstaltungsort einschließlich der Etablierung einer festen Veranstaltungsreihe 41. Umbau des Bahnhofs zum interaktiven Stadt-, Bäder- und Kulturmuseum mit Wechselausstellungen Schaffen von wirtschaftlich tragfähigen Indoor-Freizeitangeboten für Gäste und Einheimische: z.B. eine Bowling Bahn, Tanzschule, Schlittschuhbahn Schaffen von wirtschaftlich tragfähigen tagestouristischen Angeboten: z.B. einer Sommer-/ Winterrodelbahn 42. 43. 44. 45. Verbesserung der Gästewahrnehmung hinsichtlich der örtlichen Gastronomie durch Genießer-Stadtführungen durch die Cafés, Restaurants, Bars und Tanzlokale der Stadt mit anschließendem Transfer zur Unterkunft Thematische Weiterentwicklung der Stadtführungen: z.B. durch Inszenierung persönlicher Geschichten berühmter Gäste, poetische Führungen in historischen Kostümen 72 46. 47. 48. 49. Inszenieren des Kurparks über Modenschauen mit historischer Bekleidung, Musik-, Tanz- und Theateraufführungen aus dem 18./19. Jahrhundert oder PicknickVeranstaltungen im kurhistorischen Ambiente In Szene setzen des Kurbereichs durch das Durchführen eines Rasensportfestes: z.B. Kricket, Cross-Golf, Tennis Bespielen der Kirchen durch ein Orgelmusikfest auch mit zeitgenössischer Musik Einrichten eines Kulturwochenendes (Lesungen, Kleinkunst, Konzerte etc.) an „besonderen“ bzw. sensuellen Orten der ganzen Stadt 50. 51. 52. 53. Ausbau des Stauseefests: z.B. durch Open-Air-Konzerte, Fischessen, Ausstellungen Einführen eines Wasser- und Quellenfests Durchführen eines Frühjahrsmarkts mit regionalen Lebensmitteln Initiieren einer Veranstaltung mit und um Pferde, Traktoren etc. 54. Intensivierung der Zusammenarbeit der Kliniken und der Bad Driburger Touristik GmbH bei Veranstaltungen und Freizeitprogrammen Erweiterung des Bürgerbus-Services auf Kurgäste: z.B. Einsetzen von Service-Bussen bei dezentralen Kulturangeboten und Veranstaltungen 55. 5.3 Maßnahmen zur Marktkommunikation und Distribution 56. 58. 59. Ausweitung redaktioneller PR-Beiträge in regionalen und überregionalen Medien: z.B. in Reisebeilagen der Tageszeitungen der Quellgebiete Nutzung von Fachzeitschriften für Zielgruppen-PR: z.B. Wander-, Radzeitschriften, Reisemagazine Initiierung touristischer Radio- und TV-Portraits Fortführen verbandspolitischer Lobby-PR für Kur- und Reha-Fragen 60. 61. 62. 63. 64. 65. Differenzierung der Marktansprache über Themenanzeigen Ausbau der Zielgruppeninformation über Spezialprospekte Überarbeitung des Gastgeberverzeichnisses Auflegen eines Gastro-Guides mit Informationen Überarbeitung des Veranstaltungskalenders „Bad Driburg aktuell“ Zusammenarbeit mit dem Ausrüsterfachhandel in Quellgebieten zur Ansprache von 66. Wanderern, Nordic Walkern oder Radfahrern: z.B. über Prospektauslage in Verkaufsräumen, Gewinnspiele, eigene Kundenbindungsaktivitäten des Handels Ausbau der „Below the line“-Werbung: z.B. mit Standortwerbung auf Brötchentüten oder den Verkauf einer gesunden Brotsorte als „Bad Driburger“ in QuellgebietsBäckereien 67. 68. Mehrsprachiger Auf- und Ausbau des Bad Driburger Internetauftritts Aktualisierung des Internetauftritts COMEDRIBURG 57. 73 69. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 76. Ausdifferenzierung der Marktansprache durch weitere Themenseiten mit eigenständiger Webadresse Ausbau der Bannerwerbung auf fremden Zielgruppenseiten Ausbau der Stichwortwerbung auf Suchmaschinen Verstärkte Verlinkung mit Gesundheits- und Fitnessportalen Aufbau eines „Data Mining“ zur Datenauswertung und Zielgruppenselektion für die Direktwerbung Ausbau des Stammkundenmarketing über Mailingaktionen: z.B. durch die regelmäßige Ansprache ehemaliger Patienten Aufbau eines Stammkunden-Kurgast-Clubs Verteilung von Postwurfsendungen bei relevanten Milieugruppen in den entsprechenden Wohngebieten 77. Konzentration und Ausweitung der Messearbeit auf Spezialmessen in den Quellgebieten: u.a. Reisemessen, Gesundheitsmessen, Wander- und Bikermessen in Kooperation mit regionalen Partnern 78. Erhöhen der Präsenz in Medien potenzieller Angebotsmittler: z.B. Bäderkalender, Busreisemagazine Aufbau und Pflege einer Meinungsbildner-Datenbank für die verschiedenen Bad Driburger Teilmärkte: d.h. Ärzte, Therapeuten, Heilpraktiker, Akut-Krankenhäuser, Krankenkassen, Selbsthilfegruppen, Apotheken, Seniorenresidenzen sowie Paketreiseveranstalter, Verbände, Vereine, Unternehmen Versand regelmäßiger Newsletter an Meinungsbildner und Angebotsmittler Aufbau eines Intranets mit News und Service-Infos exklusiv für Partner Veranstalten dezentraler Informationstage zur Mittlerinformation in den Quellgebieten Organisation von Vor-Ort-Reisen für Angebotsmittler Einstellung eines „Driburg-Brokers“ als Ansprechpartner und persönlicher Informant für Angebotsmittler Ausstattung von Angebotsmittlern mit Informationsmaterial für ihre Informationsweiter- 79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. gabe und Empfehlung: z.B. Patientenbroschüren für den Arzt, Angebotsinfo für Vereine 86. Unterstützung des Empfehlungsmarketings durch Empfehlungsanreize: z.B. Bonuspunkte für eigene Reisen, kleine Präsente, Gewinnspiele 87. Aufbau eines qualifizierten dezentralen Vertriebsnetzes durch Reisebüros und / oder (Spezial-) Reiseveranstalter Erprobung von Webauktionen als Vertriebskanal für Last-minute-Angebotskontingente 88. 74 5.4 Maßnahmen zur regionalen Vernetzung 89. 90. Wiederbelebung der Heilgarten-Initiative für das eigene Marketing Ggf. Ausweitung des Heilgarten-Ansatzes auf die benachbarten niedersächsischen Bäder 91. Einbindung in die Standort- und Unternehmenskooperation des OWL-Clusters Gesundheitswirtschaft: z.B. im Rahmen des „Brückenschlags“ zu Akutkrankenhäusern aus der Entsenderegion Ruhrgebiet Vernetzung mit den gesundheitswirtschaftlichen Ausbildungsstätten der Region: z.B. über systematische Ausbildungskooperationen Vernetzung mit gesundheitswissenschaftlichen Forschungseinrichtungen der Region im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsprojekten 92. 93. 94. 95. Ausbau der Mitwirkung in den Gremien der Dachdestination Teutoburger Wald Ausbau der Zusammenarbeit mit regionalen Partnern im Rahmen touristischer Arbeitsgemeinschaften: z.B. Produktentwicklung und Kooperation in der Gästebetreuung insbesondere im Kulturlandkreis Höxter und dem Paderborner Land 5.5 Maßnahmen im touristischen Standortmanagement 96. Erfassen von Qualitätsdefiziten: u.a. durch regelmäßige Gästebefragungen sowie das Einrichten eines aktiven Beschwerdemanagements Sicherung von Qualität: z.B. durch Durchführung von Qualitätszirkeln, Audits Optimierung von Prozessketten und Schnittstellen im Sinne des „Ressort“-Gedankens durch regelmäßige Abstimmung mit den Kliniken, der Hotellerie und Gastronomie und weiteren touristischen Dienstleistern 97. 98. 99. Steigerung der Innovationsrate: u.a. durch Markt- und Trendbeobachtungen und die Begleitung der Markteinführung 100. Aufbau eines „Cockpit-Systems“ als Instrument des touristischen Controllings und Benchmarkings 75 6 m1 Quellenverzeichnis Statistisches Bundesamt, 2005: Gesundheitswesen. Grunddaten der Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen, Fachserie 12 / Reihe 6.1.2 m2 Statistisches Bundesamt, 2006: Übernachtungen 2005 in Beherbergungsbetrieben und auf Campingplätzen nach Gemeindegruppen m3 Deutscher Heilbäderverband e.V., 2005: „Gesundheitsreform 2004“ – ein stürmisches Jahr für die deutschen Heilbäder und Kurorte? Pressemitteilung, 13. März 2005 m4 Stoyke, Burkhard, 2003, Wirtschaftliche Situation und neue Chancen in Heilbädern und Kurorten, in: Archiv des Badwesens, S. 357-359 m5 Statistisches Bundesamt, 2006: Ankünfte und Übernachtungen 2005 in Beherbergungsbetrieben und auf Campingplätzen in prädikatisierten Kurorten und Heilbädern m6 Deutscher Heilbäderverband e.V., 2005: Heilbäder und Kurorte in der zukünftigen Gesundheitspolitik. Erwartungen und Forderungen des Deutschen Heilbäderverbandes e.V. AchtPunkte-Katalog m7 Deutsches Ärzteblatt: Medizinische Tradition als Wettbewerbsvorteil, Jg. 98, Heft 3, 19. Januar 2001, S. 122 - 123 m8 Das Parlament, 2004: Böhmische Giganten vor der Haustür, Nr. 39, 20.09.2004 m9 Europäisches Tourismusinstitut an der Universität Trier, 2003: Vergleichende Kurortanalyse Niedersachsen, im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Technologie und Verkehr m10 Statistisches Bundesamt, 2006: Übernachtungen 2005 in Beherbergungsstätten und auf Campingplätzen nach Betriebsarten m11 Flöttmann Verlag / Hammer Technologie- und Gründerzentrum, 2006: Der Bäderkalender, Online-Version www.baederkalender.de m12 Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW, 2005: Übernachtungsangebot 2004 in Beherbergungsbetrieben und auf Campingplätzen in prädikatisierten Kurorten und Heilbädern m13 NRW-Heilbäderverband e.V., 2004: Rede von Bloh anlässlich des Ministerbesuchs in Bad Sassendorf, 30.04.2004, www.nrw-heilbaeder.de m14 OstWestfalenLippe Marketing GmbH, 2003: Gesundheitswirtschaft in OstWestfalenLippe: Stärken, Chancen, Gestaltungsmöglichkeiten m15: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, 2005: Volkswirtschaft – Meinung, Analysen, Fakten, Spezial 11/2005 m16 Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (F.U.R.), 2005: 35. Reiseanalyse (RA 35) m17 Bad Driburg Touristik GmbH, 2006: Gastgeberverzeichnis (s.a. www.bad-driburg.com) 76 m18 Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW, 2006: Betriebe und Betten im Reiseverkehr in Nordrhein-Westfalen nach Betriebsarten in Bad Driburg m19 Universität Paderborn, 2004: Besucherbefragung Bad Driburg, studentische Befragung des Studiengangs Geographie / Ausrichtung Tourismus m20 COMEDRIBURG, 2006: www.comedriburg.de m21 Bad Driburg Therme, 2006: www.driburg-therme.de m22 Bad Driburg Touristik GmbH, 2006: Bad Driburg aktuell, Januar / Februar m23 Unternehmensgruppe Graf von Oeynhausen-Sierstorpff, 2006: www.ugos.de m24 Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW, 2006: Gäste und Übernachtungen im Reiseverkehr in Nordrhein-Westfalen nach Betriebsarten in Bad Driburg m25 Bad Driburg Therme, 2004: Besucherbefragung der Therme vom 6.12.-12.12.2004 m26 Forschungskreis Tourismus Management an der Universität Trier (FtM), 2001: Die Gäste von heute – Gästebefragung Bad Driburg m27 Statistisches Bundesamt, 2005: Bildungs- und Berufsabschlüsse in Deutschland m28 Statistisches Bundesamt, 2003: Einnahmen und Ausgaben privater Haushalte m29 ift Freizeit- und Tourismusberatung, 2002: Marketingchancen für den Kurort Bad Driburg m30 Klinikgruppe Graf von Oeynhausen-Sierstorpff, 2005: Patientenbefragung m31 BfA-Reha-Klinik Berlin in Bad Driburg, 2005: Patientenbefragung 3. Quartal m32 Knappschaftsklinik Bad Driburg, 2004: Patientenbefragung m33 Gesellschaft für Projektierungs- und Dienstleistungsmanagement mbH (gpdm), 2002: Stadtmarketingprozess zur Entwicklung eines Handlungskonzeptes für die Stadt Bad Driburg, Abschlussbericht November 2002 m34 ift Freizeit- und Tourismusberatung, 2004: Marketingworkshop Bad Driburg m35 Heinze und Partner, 2004: Leitbild-Update Stadtmarketing Bad Driburg m36 Heinze und Partner, 2005: Klinikleiter-Workshops Bad Driburg m37 Europäisches Tourismusinstitut an der Universität Trier – Forschungskreis Tourismusmanagement an der Universität Trier, 2001: Deutsche Kurorte nach der Krise – Strategische Maßnahmen für Neupositionierungen, Befragung deutscher Kurorte & Heilbäder m38 Horx, Matthias, 2003: Sensual Society – die neuen Märkte der Sinn- und Sinnlichkeitsgesellschaft m39 Burzinski, Matthias, 2004: Mehr als nur Wellness – „Sensuelle Märkte“ für Heilbäder und Kurorte, www.msp-dortmund.de m40 Deutscher Heilbäderverband, 2004: Die 10 Qualitätskriterien des DHV zu Wellness im Kurort 77 m41 Deutscher Heilbäderverband, 2002: Der Kurort der Zukunft, 15-Punkte-Programm m42 Deutscher Medical Wellness-Verband, 2006: www.dmwv.de m43 Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (F.U.R.), 2006: 36. Reiseanalyse (RA 36), erste Ergebnisse, ITB 2006 m44 Statistisches Bundesamt, 2006: Tourismus. Ergebnisse der monatlichen Beherbergungsstatistik, Dezember und Jahr 2005 m45 Deutscher Tourismusverband e.V., 2005: Tourismus in Deutschland. Zahlen – Daten – Fakten m46 project m Marketingberatung, 2000: Kommunikationskonzept Nordrhein-Westfalen m47 OstWestfalenLippe Marketing GmbH, 2006: www.teutoburgerwald.com m48 OstWestfalenLippe Marketing GmbH, 2006: Wanderbare Wege ... Der praktische Tourenplaner der Hermannshöhen m49 Internetpräsenzen Bad Driburger Unterkunftsbetriebe, 2006: Zugang über www.baddriburg.com m50 Gassmann, Oliver / Reepmeyer, Gerrit, 2006: Wachstumsmarkt Alter. Innovationen für die Zielgruppe 50+ m51 Sinus Socovision, 2004: Information zu den Sinus-Milieus 2004 m52 Masterplan Gesundheitswirtschaft NRW, Version 2.0 78