- Kino macht Schule
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- Kino macht Schule
Ein Film von MIKE LEIGH mit TIMOTHY SPALL, DOROTHY ATKINSON, MARION BAILEY u. v. m. 149 Minuten / Großbritannien 2014 / Cinemascope / Dolby Digital Pressematerial erhältlich unter: www.prokino.medianetworx.de STAB Regie Mike LEIGH Drehbuch Mike LEIGH Kamera Dick POPE, BSC Kostüme Jacqueline DURRAN Maske und Frisuren Christine BLUNDELL Szenenbild Suzie DAVIES Originalton Tim FRASER Schnitt Jon GREGORY, ACE Musik Gary YERSHON Produktion Georgina LOWE Koproduzenten Michel SAINT-JEAN Malte GRUNERT Ausführende Produzenten Gail EGAN Tessa ROSS Norman MERRY Casting Nina GOLD Film4, Focus Features International & BFI präsentieren eine United Kingdom / Frankreich / Bundesrepublik Deutschland Koproduktion in Koproduktion mit Diaphana und France 3 Cinéma und Amusement Park Films mit der Beteiligung von Canal+, Ciné+ und France Télévisions produziert von Xofa Productions in Zusammenarbeit mit Lipsync Productions. A Thin Man Film. Timothy Spall, Dorothy Atkinson, Marion Bailey, Paul Jesson, Lesley Manville, Martin Savage. Ein Film von Mike Leigh MR TURNER Casting Nina Gold Line Producer Danielle Brandon Recherche Jacqueline Riding Ton Tim Fraser Maskenbild Christine Blundell Kostümbild Jacqueline Durran Komponist Gary Yershon Produktionsdesign Suzie Davies Schnitt Jon Gregory, ACE Bildgestaltung Dick Pope, BSC Koproduzenten Michel Saint-Jean, Malte Grunert Executive Producer Tessa Ross, Norman Merry Executive Producer Gail Egan Produziert von Georgina Lowe Drehbuch & Regie Mike Leigh © Channel Four Television Corporation, The British Film Institute, Diaphana, France 3 Cinéma, Untitled 13 Commissioning Ltd 2014 2 BESETZUNG Joseph Mallord William Turner Timothy SPALL William Turner senior, Vater von J.M.W. Paul JESSON Sophia Booth, Lebensgefährtin von Turner Marion BAILEY Hannah Danby, Haushälterin der Turners Dorothy ATKINSON Sarah Danby, Turners Ex-Geliebte Ruth SHEEN Lord Egremont, Turners Mäzen Patrick GODFREY John Jabez Edwin Mayall, Fotograf Leo BILL Britische Künstler: Mary Somerville, schottische Wissenschaftlerin Lesley MANVILLE Benjamin Robert Haydon, Historienmaler Martin SAVAGE John Ruskin, Maler und Kunsthistoriker Joshua MCGUIRE George Jones, Maler Richard BREMMER CR Leslie, Genremaler Tom EDDEN Clarkson Stanfield, Bühnen- und Kunstmaler Mark STANLEY John Carew, irischer Bildhauer Niall BUGGY Sir William Beechey, Porträtmaler Fred PEARSON David Roberts, Vedutenmaler Jamie Thomas KING Henry William Pickersgill, Porträtmaler Roger ASHTON-GRIFFITHS Sir John Soane, Architekt Nicholas JONES Sir Charles Eastlake, Maler und Kunstgelehrter Robert PORTAL 3 KURZINHALT 1826: Der englische Maler William Turner (Timothy Spall) ist ein ebenso renommiertes wie exzentrisches Mitglied der Royal Academy. Er lebt mit seinem Vater William (Paul Jesson), den er innig liebt, und seiner Haushälterin Hannah Danby (Dorothy Atkinson) in London. Hannah verehrt den genialen Maler, der jedoch stillt an ihr nur sein sexuelles Verlangen. Denn Turner ist ein Egomane, ein wortkarger Einzelgänger – und doch zugleich ein Mann von enormer Sensibilität. Das Künstlergenie hat sich keiner Autorität, sondern der Vielfalt des Lebens verschrieben: Er genießt die Gastfreundschaft des Landadels oder besucht Bordelle, um junge Prostituierte zu zeichnen. Er ist stetig auf Reisen und lässt nichts aus, um dem Phänomen der Wahrnehmung auf die Spur zu kommen. Er lässt sich sogar inmitten eines eisigen Schneesturms an einen Schiffsmast binden, um das Unwetter so authentisch wie nur möglich malen zu können. Turner ist fasziniert von den Errungenschaften der Industrialisierung wie der Fotografie und der Eisenbahn. Aber ganz besonders in den Bann schlagen ihn die Spielarten des Lichts, weshalb es ihn immer wieder in die Küstenstadt Margate zieht. Dort steigt er unter falschem Namen bei Sophia Booth (Marion Bailey) ab, mit der er heimlich eine innige und zärtliche Liebesbeziehung beginnt. Mehr und mehr scheiden sich an dem ruhelosen und anarchischen Künstler die Geister: Leidenschaftlich verteidigt ihn Kunstkritiker John Ruskin (Joshua McGuire) gegen kritische Stimmen, die Turners zunehmend abstrakter werdende Bilder als Klecksereien verspotten. Als ihm ein Millionär 100.000 Pfund für sein Gesamtwerk bietet, schlägt Turner das Angebot aus. Ungebrochen radikal bleibt Turner bis ins hohe Alter. Künstlerisch wie privat. Denn Haushälterin Hannah erfährt erst spät von Turners anderem Leben, das er an der Seite von Mrs. Booth führt. 4 LANGINHALT Turner und sein Zuhause 1826: Der englische Maler William Turner (Timothy Spall), renommiertes und unangepasstes Mitglied der Royal Academy, kehrt von einer Belgien-Reise in seine Heimatstadt London zurück. Herzlich und erleichtert empfangen ihn sein Vater William (Paul Jesson) und seine Haushälterin Hannah Danby (Dorothy Atkinson): Denn sie hatten von einer Explosion in Ostende erfahren und waren in großer Sorge um den Reisenden. Turner und sein Vater pflegen ein inniges und freundschaftliches Verhältnis. Während der Abwesenheit seines Sohnes kümmert sich Turner senior um die Bestellung von Farben und Leinwänden. Nun führt er interessierte Käufer durch die private Haus-Galerie, was sein Sohn heimlich durch ein verstecktes Guckloch von seinem Atelier aus mit ansieht. Auch Haushälterin Hannah verehrt und liebt Turner. Der jedoch betrachtet sie als Teil des Hausstandes und stillt an ihr von Zeit zu Zeit sein sexuelles Verlangen, was Hannah stoisch erträgt. Turner und sein Umfeld An einem der folgenden Tage erhält Turner unangenehmen Besuch von Sarah Danby (Ruth Sheen) und ihren beiden Töchtern Evelina (Sandy Foster) und Georgiana (Amy Dawson), die aus der unehelichen Liebesbeziehung mit dem Maler stammen. Turner jedoch erkennt seine Vaterschaft nicht an. Streitlustig und vorwurfsvoll präsentiert Sarah dem alten Turner seine neugeborene Enkelin. Turner junior zeigt sich an dem Kind gewohnt desinteressiert. Doch Turner hat auch viele Bewunderer, zu denen unter anderem sein Mäzen, der Earl of Egremont (Patrick Godfrey), zählt. Turner ist ein häufiger Gast in seinem Anwesen, dem Petworth House. Dort debattiert er mit anderen Künstlern oder fertigt Skizzen gesellschaftlicher Abende an. Während einer seiner Besuche bittet der Maler Benjamin Robert Haydon (Martin Savage) Turner darum, ihm aus finanziellen Schwierigkeiten zu helfen. Turner leiht ihm die erbetene Summe und diskutiert anschließend mit anderen Mitgliedern der Royal Academy die Erfolgsaussichten von Haydon, der gerne in die Akademie aufgenommen werden möchte. 5 Die Reisen nach Margate Fasziniert von den Spielarten des Lichts reist Turner mit einem Dampfschiff nach Margate, einer Küstenstadt im Südosten Englands. Ein altes Sprichwort besagt, dass dies der Ort in England sei, an dem die Sonne zuerst aufgeht. Unter dem falschen Namen „Mr. Mallord“ steigt Turner bei Mr. Booth (Karl Johnson) und seiner Frau Sophia (Marion Bailey) ab. Vom lichtdurchfluteten Zimmer im Obergeschoss aus hat Turner einen herrlichen Blick auf das Meer. Die neuen Naturwissenschaften Die schottische Naturwissenschaftlerin Mary Somerville (Lesley Manville) besucht Turner in London und führt Experimente in seinem Atelier durch, die Turner gebannt beobachtet: Mit Hilfe eines Prismas magnetisiert sie eine Nadel und ist überzeugt, das gelingt ihr durch den violetten Teil des Lichts. Auch sonst vertritt die gebildete Mathematikerin und Astronomin, die sich all ihr Wissen autodidaktisch angeeignet hat, neuartige Ideen, etwa wie wichtig Bildung für die Allgemeinheit sei. Turner und Manville schätzen sich gegenseitig für ihre Talente. Der Tod des Vaters Während einer von Turners Vorlesungen in der Royal Academy erleidet sein Vater im Auditorium einen heftigen Hustenanfall, sodass Turner seinen Vortrag voller Sorge abricht. Der Gesundheitszustand des Vaters bleibt desolat, eine Genesung ist nicht mehr zu erwarten. Am Sterbebett spricht Turner mit seinem Vater noch einmal über die verstorbene Mutter, die psychisch erkrankt war. Nach dem Tod seines Vaters ist der Maler in tiefer Trauer: Das Gemälde „Death on a Pale Horse“ entsteht. Vor einer jungen Prostituierten, die er zeichnet, bricht er in Tränen aus, im Geschlechtsverkehr mit Hannah sucht er Trost. Sie erträgt ergeben die Übergriffe, ist sie doch glücklich, Turner wieder näher zu sein. Auch, weil sie sich nach dem Tod von Turner senior um die Malermaterialien kümmern wird. Die Ausstellung der Royal Academy Kurz vor der Eröffnung der jährlichen Ausstellung der Royal Academy genießt Turner die freundschaftlichen und scherzhaften Gespräche mit seinen Akademiekollegen und macht hilfreiche Anmerkungen zu deren Bildern. Sein Seestück „Helvoetsluys – the City of Utrecht, 64, Going to Sea“, das vornehmlich in gedämpftem Grau und 6 Blau gehalten ist, hängt neben dem Werk „Opening of Waterloo Bridge“ seines Rivalen John Constable (James Fleet), in dem Rottöne dominieren. Schelmisch malt Turner vor den Augen der anderen einen großen roten Farbklecks in die Mitte seines Seestücks, dem er wenig später die Form einer Boje gibt. So lenkt er gekonnt die Aufmerksamkeit der Fachwelt auf sein Bild. „Er war hier und hat ein Gewehr abgefeuert“, kommentiert Constable das Husarenstück seines Konkurrenten gekränkt. Am Rande der Ausstellung kommt es zu einem heftigen Streit zwischen Haydon und einigen Mitgliedern der Royal Academy: Haydon, der immer noch nicht in die Akademie aufgenommen wurde, beschwert sich wütend darüber, dass sein Bild nur in einem Nebenraum ausgestellt ist. Nach dem Streit vollendet Turner ein weiteres Gemälde, das Bild „Staffa, Fingalʼs Cave“, vor den Augen der Akademiemitglieder auf unnachahmliche Art: mit viel Spucke und seinen bloßen Händen. Eine geheime Liebe in Margate Turner ist entzückt von den Gesichtszügen und der Anmut von Mrs. Booth, bei der er sich während seiner Besuche in Margate nach wie vor ein Zimmer nimmt. Noch immer gibt sich Turner als „Mr. Mallord“ aus, der neben seinem eigentlichen Beruf gelegentlich Bilder malt. Der sonst wortkarge Turner macht Mrs. Booth ganz offen Komplimente, die Mrs. Booth eindeutig erwidert: Sie bittet ihn in der Nacht in ihr Schlafzimmer und eine langjährige, sehr zärtliche Beziehung beginnt, die für Turner ein weiterer Grund ist, oft nach Margate zu reisen. Eines Tages lässt sich Turner im Sturm an den Mast eines Schiffes binden, um die Naturgewalten so nah wie möglich beobachten zu können. Eine schwere Bronchitis ist die Folge, die er im Hause von Mrs. Booth auskuriert. Dr. Price (David Horovitch), der ihn dort untersucht, empfiehlt ihm neben den drei „Bs“ – Bett, Balsam und Brühe – auch das vierte „B“: die Pflege durch die bewundernswerte Mrs. Booth. Beide genießen die gemeinsamen Augenblicke in Margate: Sie machen Spaziergänge, Turner zeichnet und Mrs. Booth geht ihren Hausarbeiten nach. Hannah ahnt zu Hause in London nichts von Turners zweitem Leben. Als Turner während eines Spaziergangs mit Mrs. Booth zusammenbricht, diagnostiziert Dr. Price bei „Mr. Mallord“ eine Herzschwäche und fordert ihn auf, ein wenig kürzer zu treten. Außerdem gibt er Mrs. Booth Turners wahre Identität als berühmtes Malergenie preis. 7 Eine neue Raum- und Zeiterfahrung Turner erlebt, wie sich die englische Gesellschaft durch Wissenschaft und Technik verändert. Die neuen Verkehrsmittel wie Dampfschiff und Eisenbahn inspirieren ihn zu Gemälden: Während einer Bootsfahrt in Begleitung der Maler Clarkson Stanfield (Mark Stanley) und David Roberts (Jamie Thomas King) sieht er, wie das berühmte Schiff „Temeraire“, das eine wichtige Rolle in der Schlacht von Trafalgar spielte, von einem schon mit Dampf betriebenen kleinen Schlepper zu seinem letzten Liegeplatz gezogen wird – „The Fighting Temeraire tugged to her last Berth to be broken up, 1838“ entsteht. Als bei einem Spaziergang übers Land ein Eisenbahnzug mit dampfendem Schornstein an ihm vorbeifährt, hält Turner den Eindruck der Geschwindigkeit in dem Gemälde „Rain, Steam, and Speed – The Great Western Railway“ fest. Bewunderung und Ablehnung Bei einem Besuch in Turners Galerie ist Kunstkritiker John Ruskin (Joshua McGuire) besonders beeindruckt von dem Gemälde „Slavers throwing overboard the dead and dying – Typhoon coming on“. Nach dem Kauf präsentiert Ruskin es Turner stolz in seinem Haus und preist wortreich dessen Modernität innerhalb der Seestückmalerei sowie die Naturkraft, die das Bild ausstrahle. Bei anderen Zeitgenossen stößt Turner jedoch auf Unverständnis: Ausstellungsbesucher verspotten seine immer weniger gegenständlichen Bilder als unvollständig, belächeln sie als „Lebensmittelkleckereien“ oder attestieren Turner einen aufkommenden Wahnsinn. Queen Victoria nennt eines seiner Bilder „abscheulich“, es sei ein „schmutziges gelbes Geschmiere“. Und betroffen muss Turner in einem Theater miterleben, wie die Kunsthändler und Käufer seiner Bilder in einem Sketch lächerlich gemacht werden. Als ihm der Millionär Joseph Gillott (Peter Wight) das Angebot macht, sein Gesamtwerk für 100.000 Pfund zu kaufen, lehnt Turner ab. Er möchte sein Werk der britischen Nation vermachen, damit alle seine Bilder zusammen an einem Ort ausgestellt werden können: öffentlich zugänglich und kostenfrei. Turners letzte Jahre Turner zieht sich mehr und mehr aus dem Gesellschaftsleben zurück. Aus Rücksicht auf seine Gesundheit verkauft Mrs. Booth ihr Haus in Margate und mietet in Chelsea 8 ein kleines Häuschen an der Themse, um mit Turner dort den Rest seines Lebens verbringen zu können. Haushälterin Hannah weiß auch davon nichts. Nur noch selten übernachtet Turner in seinem Londoner Haus. Turner lässt sich von John Mayall (Leo Bill), einem Pionier der Daguerreotypie, fotografieren. Im Gespräch mit dem Fotografen will Turner alles über die Funktionsweise der Kamera wissen. Turner verabredet auch einen Termin für ein Doppelporträt mit Mrs. Booth, das er ihr als Andenken schenken möchte. Widerwillig lässt sich Mrs. Booth darauf ein. Bei diesem zweiten Treffen diskutieren Turner und Mayall die Frage, ob die Fotografie die Malerei eines Tages verdrängen wird. Turner und Mrs. Booth erleben eine glückliche Zeit im Haus in Chelsea, Turner ist weiterhin produktiv. In die Akademie hält allerdings allmählich der Stil der Präraffaeliten Einzug. Zufällig entdeckt Hannah einen Brief mit der Anschrift des Hauses in Chelsea. Vor dem Haus erkundigt sich die von einer Hautkrankheit – den giftigen Inhaltsstoffen der Farben geschuldet – schwer gezeichnete Haushälterin bei den Nachbarn, ob Turner dort wohnt, und erfährt, dass der Maler dort schon seit einiger Zeit mit einer Frau zusammenlebt und schwer erkrankt ist. Traurig geht Hannah nach Hause, ohne noch einmal mit Turner gesprochen zu haben. Turners Tod Turner ist zu schwach, um sein Bett zu verlassen. Als eine weibliche Wasserleiche an das Ufer der Themse gespült wird, stürzt er verzweifelt mit seinem Skizzenbuch und im Nachthemd aus dem Haus, kann aber nichts mehr zeichnen. Er stirbt wenig später mit den Worten: „Die Sonne ist Gott!“ 9 ZU MIKE LEIGH REGIEKOMMENTAR Bereits 1999, als „Topsy-Turvy“ in die Kinos kam, schrieb ich, dies sei „ein Film über diejenigen von uns, die alles dafür tun, andere zum Lachen zu bringen“. Nun habe ich wieder die Kamera auf uns gerichtet. Auf uns, die wir Künstler sein wollen – mit all den Mühen, die uns diese Berufung abverlangt. Menschen zum Lachen zu bringen, so schwer dies auch sein mag, ist eine Sache. Aber sie die tiefe, vollendete, geistige und unendliche Schönheit und zugleich das entsetzliche Drama spüren zu lassen, was es bedeutet, auf dieser Welt zu sein, das ist etwas anderes. Und nur wenige von uns sind dazu überhaupt in der Lage, so sehr wir es auch versuchen. William Turner konnte das. Er war ein Gigant unter den Künstlern, zielstrebig und kompromisslos, außerordentlich produktiv, revolutionär in seinem Ansatz, vollendet in seinem Handwerk, vorausschauend in seiner Vision. Jedoch war der Mensch Turner exzentrisch, anarchisch, verletzlich, unvollkommen, unberechenbar und gelegentlich ungehobelt. Er konnte bösartig und zugleich sanftmütig sein und er war zu großer Leidenschaft und Poesie fähig. MR. TURNER – MEISTER DES LICHTS erzählt von den Spannungen und Gegensätzen zwischen dem Menschen Turner, seinem Leben in dieser Epoche und seinem zeitlosen Genie, zwischen seiner Zerbrechlichkeit und seiner Stärke. Darüber hinaus ist es ein Versuch, die dramatischen Veränderungen seines Lebens zu veranschaulichen, im letzten Viertel seines Lebens. Mike Leigh Mike Leigh: Why J.M.W. Turner inspired my new film – video. Ein Gespräch in der Tate in London mit dem Filmemacher unter: www.theguardian.com/artanddesign/video/2013/nov/27/mike-leigh-inspiration-jmw-mr-turner-film-tate-video MIKE LEIGH UND MR. TURNER – MEISTER DES LICHTS Mike Leigh ist eine Größe des europäischen Kinos. Noch immer wird er mit dem New British Cinema in den 1980er Jahren in Verbindung gebracht, das das England der Thatcher-Ära schonungslos zeigte. Jedoch lässt sich Leigh keineswegs einfach kategorisieren oder von einer Strömung vereinnahmen. Sein filmisches Spektrum ist 10 breit, vom Drama bis zur Komödie spielt Leigh mit allen Facetten, bleibt sich dabei aber immer treu: Er steht für ein menschliches und kritisches Kino, das fern von Moral keine Antworten bieten will, sondern Fragen aufwirft. Ihn interessieren die kleinen, die normalen Leute aus Gegenwart und Vergangenheit und ihr Leben in einer nicht immer gerechten Welt. Über die Jahre hinweg blieb er einem festen Kreis an Schauspielern treu; bekannt ist er außerdem für seine Methode der Improvisation, bei der er gemeinsam mit den Schauspielern die Figuren und das Drehbuch entwickelt. Insofern reiht sich auch MR. TURNER – MEISTER DES LICHTS in diese Riege ein, scheint der Film thematisch zunächst unerwartet und überraschend. Leigh hat sich den letzten 25 Lebensjahren des Malers Turner gewidmet. Doch MR. TURNER – MEISTER DES LICHTS bedeutet keinen unbedingten Bruch mit seinem bisherigen Werk, wird hier doch eine Figur gezeigt, die prägend für die englische Geschichte, freidenkend und unangepasst, aber zugleich am Wohl der Gemeinschaft interessiert war – man denke an Turners Nachlass, der nicht zum Verkauf in Privathände gehen, sondern in der National Gallery jedermann zugänglich sein sollte. Dazu kommt, dass William Turner in Leighs Film nicht das unerreichbare und zu glorifizierende Genie ist, sondern ein in seiner physischen Präsenz und Kantigkeit sehr unvollkommener, nahbarer Mensch – so unnahbar er seinen Zeitgenossen auch gewesen sein mag. Und zugleich ein Revolutionär, der die Malerei radikal veränderte. Allerdings reicht MR. TURNER – MEISTER DES LICHTS über die Grenzen eines Biopics hinaus, denn Leighs Film nähert sich auch formal der Ästhetik des Malers: Turners Leben ist episodenhaft erzählt, ohne lineare Handlung, die auf einen Höhepunkt zuläuft. Genauer, die narrative Zergliederung, die ein großes Ganzes ergibt, greift das Ausschnitthafte und die kurzzeitige Wirklichkeit auf, wie sie auch Turner in seinen Skizzen und Gemälden festzuhalten versuchte. Mike Leigh thematisiert folglich, was auch Turner und eine ganze Epoche an bildenden Künstlern und Literaten beschäftigte, nämlich wie die Wirklichkeit eigentlich darzustellen sei. Mit Kameramann Dick Pope hat er einen kongenialen Partner gefunden, der die Landschaft so aufnahm, dass seine Bilder den Gemälden Turners nahe kommt. Mit MR. TURNER – MEISTER DES LICHTS ist Leigh ein großes Werk, ein Überraschungshit, ein „Meilenstein der Filmgeschichte“ (Der Tagesspiegel) gelungen. 11 ZU TIMOTHY SPALL BESTER DARSTELLER BEIM FESTIVAL DE CANNES 2014 Timothy Spall hat durch seine Auszeichnung als Bester Darsteller beim Festival de Cannes 2014 für seine herausragende Leistung in MR. TURNER – MEISTER DES LICHTS jüngst größte Aufmerksamkeit erhalten. Bekannt ist er einem breiten Publikum als Peter Pettigrew in den erfolgreichen „Harry Potter“-Verfilmungen. Zu sehen war Spall auch in dem Kinoerfolg „The King’s Speech“ als Winston Churchill, in Sherry Hormanns Film „Wüstenblume“ als Fotograf Donaldson, in Tim Burtons Film „Sweeny Todd“ als Beadle oder in Bernardo Bertoluccis Verfilmung „Himmel über der Wüste“ als Eric Lyle. In vielen Filmen stand Spall bei Leigh vor der Kamera, unter anderem in „Das Leben ist süß“ und „Topsy-Turvy – Auf den Kopf gestellt“. Er ist ein vielfältiger Schauspieler, ein Darsteller sympathischer Rollen ebenso, wie er auch Antihelden verkörpern kann. Allerdings kannte man bislang vorwiegend nur sein Gesicht, weniger seinen Namen, was sich durch Cannes nun schlagartig geändert hat. Bislang galt er als „Mann der zweiten Reihe“, der nun mit der Darstellung des Mr. Turner seine erste wirkliche Hauptrolle bekommen hat. ZU WILLIAM TURNER DER KÜNSTLER TURNER Joseph Mallord William Turner, so der vollständige Name, ist eine Künstlerfigur, die den Übergang in die Moderne indiziert. Ein Seismograf seiner Zeit, in der er die feinen Veränderungen aufspürte, den gesellschaftlichen wie industriellen sich anbahnenden Wandel wahrnahm und ihn in seiner Malerei verhandelte, ohne sich dabei von der traditionellen antiken wie zeitgenössisch nationalen Thematik abzuwenden. Landschaften und Seestücke, Öl und Aquarell – darin perfektionierte er seine eigene Handschrift. Zur romantischen Strömung meist hinzugerechnet, sprengt das Werk William Turners diese Benennung und Kategorisierung. In Kunstkreisen polarisierte er: Bei den einen galt er als Enfant terrible und wurde von anderen verehrt, umjubelt und gefeiert. Mit seinem Spätwerk erregte er die Gemüter noch mehr. Zunehmend mit Unverständnis wurde seine immer gegenstandlosere Malerei betrachtet und verspottet – oder mit großer Leidenschaft verteidigt. 12 Turner ist eine Figur der Gegensätze: ein Maler romantischer Landschaften und später eine Pionierfigur für eine Malerei, die die Epoche der Moderne einleiten wird. Turners Malerei ist ein Vorbild für einen Stil, der sich vom Gegenständlichen löst. Sein Spätwerk geht diesen Schritt konsequent weiter. In seiner Malerei wird die Farbe eigenständiger, der Auftrag pastos. Es interessiert ihn nicht nur die Komposition, sondern mehr noch die Wahrnehmung und die Materialität von Licht. Damit greift er vorweg, was Künstlergenerationen nach ihm bewegen wird: Welche Möglichkeiten hat die Malerei, die die Fotografie nicht auch hat? Zu Turners frühsten Eindrücken zählen der Anblick des Meers mit seinen Schiffen und Booten, und natürlich die Themse. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen an ihren Ufern auf, und im Alter von zehn Jahren lebte er für einige Zeit bei seinen Verwandten in Brentfort, das ebenfalls an der Themse gelegen ist. Schließlich ging er im Küstenort Margate zur Schule, den er sein Leben lang immer wieder besuchte. Bereits mit 14 Jahren wurde er in die Royal Academy School aufgenommen, um mit 27 schließlich zum vollständigen Akademiemitglied gewählt zu werden. Bis zum Ende seines Lebens spielte die Akademie für ihn eine zentrale Rolle, unter anderem hatte er mehr als 30 Jahre lang die Professur für Perspektive inne. Er unternahm unzählige Reisen auf den britischen Inseln und durch Europa, die seine Malerei enorm inspirierten. Begraben wurde er in der St. Paul’s Cathedral neben dem Maler Sir Joshua Reynolds. TURNER UND SEINE ZEIT Turner (1775–1851) löste sich in seiner Malerei von der Gegenständlichkeit der Darstellung. 60 Jahre vor der Epoche der abstrakten Malerei. Turner malte anfangs Landschaften nach der Natur. Wobei er immer mehr daran interessiert war, Landschaften als Bühnen darzustellen, in der Stürme oder Gewitter tobten. Turner malte aber auch Landschaften anders, als sie auf Fotografien erscheinen würden, nicht nach dem, was zu sehen war, denn Turner wollte darstellen, welche Wahrnehmung sie erzeugten. Er malte das Gefühl, das im Betrachter einer Landschaft entsteht. Die Entwicklung ist in Turners Bildern gut nachvollziehbar, da er Tausende von Bildern malte. Zuerst sind es Gewitterwolken über einer Landschaft, dann werden die Bilder düsterer, das Gewitter wird bedrohlicher, das Licht wird in der Mitte des Bildes 13 geschluckt, die Landschaft scheint im Inferno der entfesselten Naturgewalt zu verschwinden. Schließlich bleiben Farbe, Helligkeit und Schatten. Wie konnte ein Mann diesen ganzen Weg zurücklegen, von der akademischen Malerei ins Visionäre, ins Freie, Zukünftige? Und wie war die Zeit, in der eine solche Malerei entstehen konnte? Welche Widerstände der Malerei und des Kunstbetriebs der Zeit, welche Widerstände der zeitgenössischen Gesellschaft, die auf Unbekanntes mit Unverständnis reagierte, mussten überwunden werden? Diesen Fragen stellt sich der Film von Mike Leigh. Die Französische Revolution fand statt, als Turner ein Jugendlicher war, und fand ihr Echo in ganz Europa. Paris wurde kurzfristig zum Zentrum des Kontinents. Die Ideen der Revolution, das Unerhörte der sozialen Umwälzung, die jahrhundertealte Ordnungen umwarf, das Spektakuläre der neuen sozialen Zusammensetzungen, die sich im Laufe der Ereignisse formierten, wurden überall wahrgenommen und diskutiert, selbstverständlich auch in London. Französische Adelige flohen nach England und erzählten Schauergeschichten. Welchen Einfluss mag die Französische Revolution in England gehabt haben? Welchen Einfluss hatte sie auf die englische Gesellschaft? Welchen Einfluss auf den jungen Turner? Tauchte hier erstmals eine Freiheit auf, auf die sich Anspruch erheben ließ? Jedenfalls spürte ganz Europa, dass die alte Ordnung nicht mehr zementiert war, sondern infrage gestellt werden konnte. Und offenbar galt das für alle Bereiche. In England formierten sich die alten Kräfte zum Krieg gegen den Export der Revolution und gegen Napoleon Bonaparte. Bonaparte wurde geschlagen, aber der Geist war aus der Flasche: Europa hatte zugeschaut. Es gab etwas über der scheinbaren „Natürlichkeit“ der tradierten Herrschafts- und Gesellschaftsordnung, der alten sozialen Struktur: die Vernunft – der Gott Robespierres. Und die Vernunft sagte: Die Menschen sind gleich und jeder hat dieselben Rechte. Die soziale Ordnung ist nichts anderes als eine von den Herrschenden durchgesetzte Struktur, aber sie ist änderbar, sie ist verhandelbar. Gesellschaft war etwas, über das man sprechen konnte, soziale Gefüge waren nicht „natürlich“ in „oben“ und „unten“, in „adlig“ und „bürgerlich“ aufgeteilt. Die eigentliche Antwort auf diese revolutionären Ideen war im England dieser Zeit eine parallele wirtschaftliche Entwicklung, die mindestens ebenso große Kräfte mobilisierte und eine soziale Sprengkraft hatte, die bis heute das Gesicht unser Zeit prägt: Die Industrielle Revolution. 14 Die Herrschaft der Vernunft, die Erklärung der Menschenrechte und die völlige Umwälzung von Produktion und Reproduktion in der Industriellen Revolution stehen am Beginn der modernen Gesellschaft, bilden das Grundgerüst auch unseres heutigen ökonomischen und sozialen Lebens. Das ist Turners Zeit. Die Zeit der kolossalen, alles ergreifenden Umwälzung. Für die Zeitgenossen, für die Menschen in London in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bedeuteten diese historischen Prozesse vor allem Verunsicherung und die Notwendigkeit von Neuorientierung. Turner hatte Glück, da er früh in die Akademie aufgenommen wurde, dort zum Professor für Perspektive aufstieg und sich offenbar sein Leben lang um das Finanzielle nicht sorgen musste. Hätte ein Kind aus Turners Verhältnissen (sein Vater war Barbier) eine ähnliche Chance zehn oder zwanzig Jahre zuvor erhalten? Wäre Talent – eine individuelle Fähigkeit – ein Argument gewesen? Das ist zu bezweifeln. Turner jedenfalls hat die Chance, die sich ihm bot, beim Schopf gepackt und ist Teil einer Struktur und eines Kunstbetriebs geworden, der festen Regeln und Terminen folgte und sein Leben, seine Arbeit und seinen Alltag organisierte. Von dieser Position aus konnte er die Änderungen, die um ihn herum geschahen, beobachten, sich eine Meinung bilden und sein eigenes Leben gestalten. In seinem Arbeitsleben unterschied Turner – ganz modern – in Auftragsarbeiten und freie Arbeiten. In seinem privaten Leben entschied Turner sich für ein eher unkonventionelles Arrangement mit verschiedenen Frauen und Wohnorten. Dies war im viktorianischen England sicherlich kein einfaches Leben und für einen Bürgerlichen noch wenige Jahre zuvor kaum vorstellbar. Mit anderen Worten: Turner arbeitete und lebte die neue Zeit. Turner beobachtete die Veränderungen der Gesellschaft. Die Industrielle Revolution brachte Armut hervor. Diese Entwicklung rief Kritiker wie Marx und Engels auf den Plan, die Bücher und Schriften verfassten, in denen unter anderem diese neue Armut und die unbarmherzige Zeit frühkapitalistischer Ausbeutung geschildert werden. Die Bevölkerungszahlen explodierten in Großbritannien, und die Manufakturen und frühen Industrien fanden genügend Arbeiter. Arbeiter, wie Marx sie definiert hat, sind Menschen, die ihre Arbeitskraft verkaufen, weil sie sonst nichts haben, was sie verkaufen könnten. Eine neue soziale Schicht entstand in diesen Jahren und eine neue Unterschicht der Allerärmsten und Elenden. 15 Gleichzeitig änderte sich das Leben. Die moderne Technik gestaltete den Alltag um. Die Zeit selbst wurde anders, sie gewann eine neue, präzisere Bedeutung. Die Fortbewegung änderte sich. Kutschen verschwanden. Dampflokomotiven erreichten andere Geschwindigkeiten. Dampfschiffe verbanden jetzt England mit dem Kontinent. Und Turner begrüßte die modernen Errungenschaften seiner Zeit. Er interessierte sich für die frühe Fotografie, für Experimente mit Licht, für das neue, schnelle Reisen. Während in Deutschland Romantiker von der Natur als unberührtem Ort träumten, der Erholung und Erneuerung verspricht, malte Turner Dampfschiffe, die alte Segler in den Hafen schleppen. Turner war ein Mann dieser unruhigen Zeit der Umwälzung und Erneuerung. Ein Kind der Französischen Revolution und der Anarchie der frühen Industrialisierung. Turner malte sozusagen Gefühle und vermittelte dem Betrachter eine Empfindung. Die Farbflächen wurden zu Projektions- und Assoziierungsflächen. Der Betrachter wurde so individuell und frei in seiner Reflexion wie der Künstler. Diese Malerei war Ausdruck einer Zeit und einer Gesellschaft, in der nichts mehr seinen angestammten Platz hatte, in der keine Tradition Sicherheit bieten konnte, in der sich alles auflöste und neu zusammensetzte. Turner nahm sich diese Freiheit, die Freiheit des schöpferischen Individuums, das jetzt Mitte des 19. Jahrhunderts zeigte, dass es eine ganze Welt neu erfinden konnte. ZEITTAFEL 1775 Joseph Mallord William Turner wird am 23. April in London geboren. 1789 Beginn der Französischen Revolution Turner wird als Schüler an der Royal Academy angenommen. 1790 Turner nimmt mit dem Aquarell „The Archbishop’s palace, Lambeth“ zum ersten Mal an der Ausstellung der Royal Academy teil. 1791– Zahlreiche Reisen durch England, Wales und Schottland. 1801 1793 England tritt in den Krieg gegen Frankreich ein. 1799 Turner wird assoziiertes Mitglied der Royal Academy. Staatsstreich von Napoleon Bonaparte in Frankreich. 1800 Gründung des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland. 1801 Evelina, die erste Tochter von Turner und Sarah Danby, wird geboren. 1802 Turner wird zum Mitglied der Royal Academy gewählt. Turner reist zum ersten Mal auf den Kontinent. 16 1803 Turner hat so großen Erfolg, dass er eine Privatgalerie zur Ausstellung seiner Werke in seinem Haus in der Harley Street bauen kann. Sie wird im April 1804 eröffnet. 1804 Turners Mutter stirbt am 15. April. Turner nimmt seinen Vater bei sich auf. Richard Trevithick baut in England die erste Schienenlokomotive. Kaiserkrönung Napoleons in Paris. 1805 Turner stellt zum ersten Mal in seiner eigenen Galerie in London aus. Seeschlacht von Trafalgar am 21. Oktober. 1807 Turner wird zum Professor für Perspektive an der Royal Academy gewählt. 1809 Turner hält sich zum ersten Mal beim Earl of Egremont in Petworth auf. 1811 Turner hält seine erste Perspektivvorlesung an der Royal Academy. Georgiana, die zweite Tochter von Turner und Sarah Danby, wird geboren. 1812 In der Ausstellung der Royal Academy zeigt Turner unter anderem das Ölbild „Schneesturm: Hannibal und sein Heer überqueren die Alpen“ („Snow storm: Hannibal and his army crossing the Alps“). 1813 Beginn der Befreiungskriege gegen Napoleon. 1814 Wiener Kongress: Neuordnung Europas nach Napoleons Niederlage. 1819 Turner reist zum ersten Mal nach Italien (Venedig, Florenz und Neapel). 1825 Erste öffentliche Dampfeisenbahnlinie zwischen Stockton und Darlington. 1826 Turner reist von Ende August bis Ende Oktober an die nordfranzösische Küste und die Loire. (In einem Brief erwähnt er die Explosion eines Pulvermagazins in Ostende im September.) Joseph Nicéphore Niépce erfindet die Heliografie und macht in Chalon-surSaône mit der Camera obscura die ersten fotografischen Aufnahmen („Blick auf den Hof“). 1827 Turner ist im August und Oktober in Petworth zu Gast. 1829 Turners Vater stirbt am 21. September. Von diesem Jahr an wohnt Turner bei Aufenthalten in Margate in der Pension von Sophia Caroline Booth. Turner begegnet vermutlich auch Mary Somerville, deren Aufsatz „On the magnetizing power of the more refragible solar rays“ 1829 veröffentlicht wird. Turner interessiert sich für ihre Theorie, dass Farben eine Nadel magnetisieren können. Gründung erster Gewerkschaften in England. 1830 George IV. stirbt. William IV. folgt ihm auf den Thron. Julirevolution in Frankreich. Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie zwischen Liverpool und Manchester am 15. September 1830 beginnt das moderne Verkehrswesen in England. 1832 In der Ausstellung der Royal Academy zeigt Turner unter anderem sein Seestück „Helvoetsluys – die Stadt Utrecht sticht [16]64 in See“ („Helvetsluys – the City of Utrecht, 64, going to sea“) und „Staffa, Fingals Höhle („Staffa, Fingal’s Cave“). 1833 John Booth, der Mann von Turners Pensionswirtin in Margate, stirbt. Der Slavery Abolition Act beendet die Sklaverei im britischen Empire. 17 1834 Das Parlamentsgebäude in London, die Houses of Parliament, werden durch einen Brand zerstört. Turner erlebt und skizziert den Brand als Augenzeuge zeitweise in einem Boot mit. Im Folgejahr wird das Ölbild „The burning of the Houses of Lords and Commons” (1835) ausgestellt. 1836 Der junge Kunstkritiker John Ruskin schreibt Turner einen Brief, in dem er ihm den Entwurf eines Artikels zur Verteidigung des Malers gegen Angriffe mitschickt. 1837 Lord Egremont stirbt. Turner gibt die Professur für Perspektive auf. Victoria wird Königin von Großbritannien und Irland (bis 1901). 1838 Turner besucht im August und September Margate. 1839 In der Ausstellung der Royal Academy zeigt Turner unter anderem das Ölbild „Das Kriegsschiff ‚Téméraire‘ wird zu seinem letzten Ankerplatz geschleppt, um abgewrackt zu werden“ („The Fighting ‚Téméraire‘ tugged to her last berth to be broken up, 1838“). Turner hatte das Schiff im Vorjahr bei seiner Rückfahrt von Margate gesehen. Die ersten von Louis Jacques Mandé Daguerre gemeinsam mit Joseph Nicéphore Niépce entwickelten Daguerreotypien entstehen in Paris. Ihre öffentliche Präsentation gilt als offizielles Geburtsjahr der Fotografie. 1840 In der Ausstellung der Royal Academy zeigt Turner unter anderem das Ölbild „Sklavenhändler werfen die Toten und Sterbenden über Bord – ein Taifun kommt auf“ („Slavers throwing overboard the dead and dying – Typhoon coming on“). Turner und Kunstkritiker John Ruskin treffen sich zum ersten Mal. 1841 Ruskin besucht erstmals Turners Galerie. 1843 „Modern Painters“, Ruskins Verteidigung Turners, erscheint anonym. 1844 In der Ausstellung der Royal Academy zeigt Turner unter anderem das Ölbild „Regen, Dampf und Geschwindigkeit – Die Große Westeisenbahn“ („Rain, Steam, and Speed – The Great Western Railway“). Der Birminghamer Stahlfeder-Fabrikant Joseph Gillott besucht Turner und kauft mehrere Gemälde. 1845 Friedrich Engels „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ erscheint. 1846 Turner lebt mit Mrs. Booth und ihrem Sohn in Chelsea. 1848 „Das Kommunistische Manifest“ von Karl Marx und Friedrich Engels wird veröffentlicht. Bürgerliche Revolution in Deutschland und Österreich („Märzrevolution“). 1850 Turners letzte Ausstellung in der Royal Academy. 1851 Turner besucht die erste Weltausstellung in London, für die im Hyde Park der Crystal Palace mit seiner neuartigen Glasarchitektur als Ausstellungsgebäude errichtet wurde. Turner stirbt am 19. Dezember im Alter von 76 Jahren. Am 30. Dezember wird er seinem eigenen Wunsch entsprechend in der Krypta der St. Paul’s Cathedral beigesetzt. Die Daten zu Turners Leben und Werk wurden den Büchern von WILTON (2006) und WESTHEIDER & PHILIPP (2011) entnommen (siehe Literaturhinweise.) 18 LITERATURHINWEISE WAGNER, Monika (2011). William Turner. München: C.H. Beck (Beck’sche Reihe). WESTHEIDER, Ortrud & PHILIPP, Michael (Hg.) (2011). William Turner. Maler der Elemente. Hamburg, Krakau, Margate 2011/12. München: Hirmer (Publikationen des Bucerius Kunst Forums), hier bes. S. 236-249 („William Turner in seiner Zeit. Eine Chronologie“ von Eva Hausdorf). WILTON, Andrew (2006). William Turner. Leben und Werk. Leipzig: E.A. Seemann, hier bes. S. 224– 245 (sehr detaillierte Chronologie zu Turners Leben und Werk). SHANES, Eric (2008). Das Leben und die Meisterwerke von J.M.W. Turner. New York: Parkstone Press International, S. 250–251. TURNERS UMFELD WILLIAM TURNER SENIOR (Paul Jesson) (1745–1829) war Barbier und Perückenmacher. Geboren in Devon kam er schließlich nach London und hatte ein Geschäft in Covent Garden. Seine Frau starb in einer Irrenanstalt. Neben William hatte er eine Tochter, die allerdings mit fünf Jahren starb. HANNAH DANBY (Dorothy Atkinson) (1786–1853) ist eine Nichte von Sarah Danby und war mehr als 40 Jahre Turners Haushälterin. Sie starb zwei Jahre nach Turner. SOPHIA BOOTH (Marion Bailey) (1798–1875) war Turners Vermieterin in Margate. Sie war zweifache Witwe und Mutter eines Sohnes. Sie verkaufte schließlich ihr Haus, um mit Turner in Chelsea zu leben. SARAH DANBY (Ruth Sheen) (1760/66–1861) war Turners erste Geliebte. Mit ihr hatte er zwei uneheliche Töchter, Evelina Dupuis (Sandy Foster) und Georgiana Thompson (Amy Dawson). MARY SOMERVILLE (Lesley Manville) (1780–1872) war eine schottische Mathematikerin, die sich all ihr Wissen autodidaktisch aneignete. Ihre erste Publikation schrieb sie über die magnetisierende Kraft des Sonnenlichts. Ihre Experimente ließen sie zu dem Schluss kommen, dass der violette Anteil des Lichts eine magnetisierende Wirkung habe; ein Ergebnis, das sie später als falsch anerkennen musste. Allerdings hatte ihre Veröffentlichung bereits ihren Ruf 19 begründet. Im Alter wurde sie zu einer leidenschaftlichen Verfechterin des Frauenwahlrechts. BENJAMIN ROBERT HAYDON (Martin Savage) (1786–1846) lehnte die Porträtmalerei ab, mit der er hätte Geld verdienen können, weil er stattdessen erbauliche historische wie biblische Szenen malen wollte, die ihm allerdings kein Geld einbrachten. Haydon war aufsässig und provokant, gefühlsgeleitet und immer mittellos; er neigte dazu, die meisten Menschen zu befremden, vor allem die Mitglieder der Royal Academy, zu der er niemals gehörte. Er beging Selbstmord. GEORGE JONES (Richard Bremmer) (1786–1869) war Maler und Armeeoffizier. Ein naher Freund Turners. JOHN CAREW (Niall Buggy) (1785–1868), ein irischer Bildhauer. Lord Egremont von Petworth war sein größter Förderer; er stellte in der Royal Academy aus, wurde aber nie zum Mitglied gewählt. Das nach Süden gelegene Relief der Nelsonsäule auf dem Trafalgar Square stammt von ihm. SIR WILLIAM BEECHEY (Fred Pearson) (1753–1839) malte die Mitglieder der Königsfamilie und wurde sehr von Georg III. und Königin Charlotte bewundert. CHARLES ROBERT LESLIE (Tom Edden) (1794–1859) war ein sehr erfolgreicher Maler und ein Freund von Turner und Constable. Seine Memoiren waren eine sehr hilfreiche Quelle für den Film. DAVID ROBERTS (Jamie Thomas King) (1796–1864) war ein schottischer Landschaftsmaler und Mitglied der Royal Academy. Er war der erste britische Maler, der intensiv Spanien, Ägypten und das „Heilige Land“ bereiste. CLARKSON STANFIELD (Mark Stanley) (1793–1867) war Sohn eines Schauspielers und Maler von Seestücken. Er wurde in den Dienst der Royal Navy aufgenommen und diente unter Jane Austens Bruder. Nachdem er als Bühnenmaler arbeitete, kam er nach London und wurde Mitglied der Akademie. Er war ein großer Bewunderer Turners. 20 SIR JOHN SOANE (Nicholas Jones) (1753–1837) war Architekt und Akademiemitglied. Er entwarf die Bank of England und war ein naher Freund Turners. SIR MARTIN ARCHER SHEE (Clive Francis) (1769–1850) war Porträtmaler. Er wurde weniger wegen seiner künstlerischen als wegen seiner politischen Fähigkeiten in die Akademie gewählt und war schließlich für mehrere Jahre ihr Präsident, in denen er die Akademie gegen feindselige Nachforschungen des Parlaments verteidigte. Er begleitete die junge Königin Victoria während ihres privaten Besuchs der Sommerausstellung 1845. SIR CHARLES EASTLAKE (Robert Portal) (1793–1865) war der erste Direktor der National Gallery. SIR AUGUSTUS WALL CALLCOTT (Simon Chandler) (1779–1844) war Landschaftsmaler und Akademiemitglied sowie ein naher Freund Turners. THOMAS STOTHARD (Edward de Souza) (1755–1834) war nicht nur Mitglied der Akademie, sondern unterrichtete auch und war dort 20 Jahre lang Bibliothekar. Stothard war ein großer Bewunderer Turners und besuchte dessen Vorlesungen über die Perspektive mit seinem Hörrohr. JOHN CONSTABLE (James Fleet) (1776–1837) war neben Turner Englands anderer großer Landschaftsmaler und wurde sehr spät Mitglied der Akademie. Er stand Turner niemals nahe und beschrieb ihn einst mit den berühmt gewordenen Worten, er sei „uncouth, but has a wonderful range of mind“. GEORGE O’BRIEN WYNDHAM, DRITTER EARL VON EGREMONT (Patrick Godfrey) (1751–1837) war ein bedeutender Mäzen zeitgenössischer britischer Kunst und ein Experte für Landwirtschaft. JOHN RUSKIN (Joshua McGuire) (1819–1900) – Kunstkritiker, Künstler und Sozialkritiker. Er genoss seine Ausbildung zu Hause, die sehr intensiv, aber auch 21 ohne Kontakt zu Gleichaltrigen war. Seine Familie war viel auf Reisen, um sich Architektur und Kunst anzusehen. Im Alter von 27 Jahren verteidigte er Turner gegen heftige Angriffe; später schrieb er eine großangelegte Verteidigung in seinem Buch „Modern Painters“. Turners Verhältnis zu diesem jungen, sehr ernsthaften, aber selbsternannten Verfechter war jedoch ambivalent. Bekannt war zudem, dass seine Ehe mit Effie Gray unglücklich war. J.J.E. MAYALL (Leo Bill) (1813–1901) stammte ursprünglich aus Lancashire. Nach einigen Jahren in Philadelphia, wo er als Fotograf und Daguerreotypist arbeitete, kehrte er nach London zurück, um dort ein Geschäft zu eröffnen. Dort wurde er immer für einen Amerikaner gehalten. Queen Victoria, die er einmal ablichtete, beschreib ihn danach als den seltsamsten Mann, den sie je gesehen habe. Turner besuchte ihn mehrmals. Von ihm sind allerdings keine Fotos erhalten. QUEEN VICTORIA (Sinéad Matthews) (1819–1901) war selbst eine sehr talentierte Künstlerin und besuchte jedes Jahr die Sommerausstellung der Royal Academy. Eine besondere Vorliebe hatte sie für den Maler und Bildhauer Edwin Landseer, von dem die Löwen stammen, die die Nelsonsäule auf dem Trafalgar Square umstellen. Sie konnte Turners Arbeiten nicht ausstehen, und bis heute ist in der Royal Collection keines seiner Werke zu finden. JOSEPH GILLOTT (Peter Wight) (1799–1872) war Hersteller von Schreibfedern und Kunstmäzen. Noch heute sind seine Schreibfedern weltberühmt. Er bot Turner 100.000 Pfund für sein Gesamtwerk. Das Angebot lehnte Turner ab. 22 STIMMEN ZU TURNER „[Turner] muss wegen seiner Werke geliebt werden; denn seine Person ist nicht bemerkenswert noch seine Konversation brillant.“ Edward Dayes, Maler, 1805 „... er ist ungehobelt, besitzt aber eine große Reichweite des Geistes.“ John Constable, Maler, 1813 „Turner hat einige goldene Visionen, herrlich und schön; es sind nur Visionen, aber sie sind doch Kunst, und man könnte mit solchen Bildern leben und sterben...“ John Constable, Maler, 1828 „J.M.W. Turner ist der einzige Mann, der jemals ein vollständiges Transkript des gesamten Systems der Natur präsentiert hat und ist, in dieser Hinsicht, der einzige perfekte Landschaftsmaler, den die Welt jemals gesehen hat ... Unter uns lebt und malt für uns der größte Maler aller Zeiten, ein Mann, mit dessen überlegener Kraft kein Intellekt der Vergangenheit für einen Moment verglichen werden kann.“ John Ruskin, Schriftsteller und Kunsthistoriker, 1843 „Von all den unbekümmerten und fröhlichen Wesen, die ich kannte, war Turner am meisten so; und das Lachen und der Spaß, wenn er in unserem Hause wohnte, waren unvorstellbar, besonders im Kontakt mit den jugendlichen Mitgliedern unserer Familie ... Er war ein fester, liebevoller Freund bis an sein Lebensende; seine Gefühle waren selten an der Oberfläche zu sehen. aber sie waren tief und dauerhaft. Niemand würde gedacht haben, wie stark unter dem recht rauen und kalten Äußeren die darunter verborgenen Gefühle waren.“ Clara Wells Wheeler, Freundin Turners, 1850er Jahre „Und dies ist die Lehre aus all diesen bewundernswerten Bildern – das von ihnen hervorgerufene Gefühl, dass ein Idealismus wie der Turners als seine wichtigste Bedingung für die Schönheit die Tatsache voraussetzt, dass sie auf einer Solidität der Ausführung beruht, die sich fast der letzten Analyse verweigert.“ Henry James, Schriftsteller, 1878 23 „Dies sind nicht länger Bilder, sondern Ansammlungen von Farben, Steinbrüche wertvoller Steine, Gemälde in der schönsten Bedeutung des Wortes.“ Paul Signac, Maler, 1898 „Ich versuche, etwas ‚anderes‘ zu tun – Realitäten, in gewisser Weise – etwas, was die Narren ‚Impressionismus‘ nennen, ein Ausdruck, der völlig unangebracht ist, vor allem von Kritikern, die nicht zögern, ihn auf Turner, den größten Rätselschöpfer in der ganzen Kunst, anzuwenden.“ Claude Debussy, Komponist, 1908 „Turner lebte in einem Keller. Einmal die Woche ließ er die Fensterläden plötzlich aufreißen, und dann – was für ein Leuchten! Was für ein Blenden! Welche Juwelen!“ Henry Matisse, Maler, 1908 „Turner war bereit, die Grenzen seiner Bühne zu erschüttern, die Portiken beiseite zu schieben und die Grenzen des Meeres aufzulösen.“ André Masson, Maler und Bildhauer, 1949 „Dieser Typ Turner, er hat viel von mir gelernt.“ Mark Rothko, Maler, 1966 „Der Abstrakte Expressionismus war vor 160 Jahren gesund und munter. Diese Art der Vision – die dem Impressionismus und dem Abstrakten Expressionismus zeitlich vorangeht – ist, meine ich, außergewöhnlich. ... [Der späte Turner] ist einem Blick ins Universum nicht unähnlich. Auf der einen Seite scheint es einen zu verkleinern, da es die Einzigartigkeit des Selbst auflöst, es ist aber auch überwältigend.“ James Turrell, Lichtkünstler, 2000 Die Stimmen stammen aus SHANES, Eric (2008). Das Leben und die Meisterwerke von J.M.W. Turner. New York: Parkstone Press International, S. 242–247. 24 KLEINE WERKSCHAU The following works are part of the National Gallery Collection and if media would like to use them for publicity purposes should contact the National Gallery Press Office on 0207 747 2865 / [email protected] The Fighting Temeraire tugged to her last berth to be broken up, 1838 Short title: The Fighting Temeraire 1839 Oil on canvas 90.7 x 121.6 cm Turner Bequest, 1856 Rain, Steam, and Speed - The Great Western Railway 1844 Oil on canvas 91 x 121.8 cm Turner Bequest, 1856 25 The following images are from the Tate Press Office, and are accepted under the following terms and conditions: That the reproductions are accompanied by the name of the artist, the title and date of work, the owner credit line, the copyright holder and photocredit; That the reproductions are not cropped, overprinted, tinted or subject to any form of derogatory treatment without the prior approval of the copyright owner; That the images are only reproduced to illustrate an article or feature reviewing or reporting on Mr. Turner (section 30(i) and (ii) of the Copyright, Designs and Patents Act 1988); That any reproductions that accompany an article are not used for marketing or advertising purposes; that transparencies are returned to the Tate Press Office immediately after use No more than five images are reproduced to accompany any online article or online review and images are sized at a maximum of 72 dpi. Front Covers The use of images for front covers may attract a fee and will require the prior authorisation of the owner and copyright holder of the work. Please contact Tate Press Office for such use. Please also contact Tate Press Office if you have any queries about the orientation of images Call 020 7887 8730/32/4939 Fax 020 7887 8729 email: [email protected] 26 Snow Storm – Steam-Boat off a Harbour’s Mouth exhibited 1842 Oil paint on canvas support: 914 x 1219 mm frame: 1233 x 1535 x 145 mm painting Tate. Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856 Death on a Pale Horse (?) c.1825-30 Oil paint on canvas support: 597 x 756 mm frame: 776 x 940 x 68 mm Tate. Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856 Norham Castle, Sunrise c.1845 Oil paint on canvas support: 908 x 1219 mm frame: 1060 x 1370 x 70 mm Tate. Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856 27 Snow Storm: Hannibal and his Army Crossing the Alps exhibited 1812 Oil on canvas 1460 x 2375 mm Tate. Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856 The Fall of an Avalanche in the Grisons exhibited 1810 Oil paint on canvas 902 x 1200 mm Tate - Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856 28 Staffa, Fingal's Cave (1831 to 1832) Oil on canvas 35 3/4 x 47 3/4 inches (90.8 x 121.3 cm) Frame: 44 3/4 x 57 x 3 1/2 inches (113.7 x 144.8 x 8.9 cm) Accession Number B1978.43.14 From Yale Center for British Art, Paul Mellon Collection (Unrestricted reproduction rights under Yale University’s Open Access Policy) Slave Ship (Slavers Throwing Overboard the Dead and Dying, Typhoon Coming On) For reproduction rights, please contact the Museum of Fine Arts, Boston Calais Sands, Low Water, Poissards Collecting Bait For reproduction rights, please contact Bury Art Museum 29 AUSGEWÄHLTE PRESSESTIMMEN „Es wäre einfach, die Leinwand mit Turner-Landschaften zu füllen oder die experimentelle Maltechnik Schicht für Schicht in Animation zu simulieren. Doch Leigh hat das nicht nötig. Wenn ihm in der Inszenierung des nach intensiven Naturerfahrungen hungrigen Turner (Timothy Spall) typische Turner-Ansichten gelingen, stehen sie nur wenige Sekunden. Lässig wischt er die wunderbarsten Landschaftsbilder beiseite, denn sie können ohnehin kein Äquivalent für Malerei sein. Nicht umsonst gilt Leigh als bester Schauspieler-Regisseur der Insel. Hier füllt er mit einem exzellenten Ensemble ein historisches Tableau, jedoch keine Nebenfigur wirkt neben der schillernden Künstlerfigur wie Staffage.“ Frankfurter Rundschau „Leigh hat uns einen Menschen in seiner Epoche gezeigt, die uns in manchem ganz nah ist. (...) Leigh zeigt uns das sehr genau, er will uns nahe heranholen an seine Geschichte und gleichzeitig die Distanz zu jener Epoche spürbar machen. Es ist ein faszinierend kunstvoller Film in dieser Verbindung von äußerster Schönheit bei größter Hässlichkeit.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung „Die Bilder, die Mike Leigh für all das gefunden hat, die sind manchmal wirklich aufregend, der ganze Film ist von einer müden Sonne durchstrahlt, von gelblichem Licht, und wenn man die Augen zusammenkneift, dann lebt Mike Leighs ‚Turner‘ – in einem Gemälde von William Turner." Süddeutsche Zeitung „Sein Herzensprojekt ‚Mr. Turner‘, wie immer ohne Drehbuch mit den Schauspielern erarbeitet, führt nachhaltig unmittelbar in ein fremdes Leben und eine sehr vergangene Zeit – ein neuer Meilenstein der Filmgeschichte.“ Der Tagesspiegel „‚Mr. Turner‘ ist ein Ausreißer von Mike Leigh aus seinem sozialrealistischen Umfeld und ein durchaus willkommener." Die Welt 30 „Mr. Turner: Rüpel, Grantler, Poet – schöner und lebendiger kann Kunst im Kino kaum sein." ARD, ttt – Titel Thesen Temperamente „Eine darstellerische Glanzleistung von Timothy Spall und einer der Höhepunkte des Wettbewerbs von Cannes.“ BR, Kino Kino „Zwar sieht man den Ausnahmekünstler auch beim Spachteln, Tupfen und Mischen seiner Farben. Doch Leigh betreibt weder Volkshochschulaufklärung, was Turner für die Kunstgeschichte bedeutet, noch versucht er, im Leben des kauzigen Mannes eine Erklärung für dessen Genie zu finden. Wir sehen ihm einfach beim Leben, Lieben und Malen im London Mitte des 19. Jahrhunderts zu.“ SPIEGEL ONLINE „Es herrschen wirklich finstere Zustände in diesem England, aber William Turner ist auf der Suche nach dem Licht. Darin ähnelt er durchaus dem britischen Filmemacher Mike Leigh. Auch er suchte in vielen seiner Filme nach dem Hellen in der sozialen Düsternis, vor allem der Thatcher- und Post-Thatcher-Ära. Es ist, wenn man so will, seine Spezialität. So gesehen verwundert es nicht, dass er ausgerechnet Turner zum Protagonisten seiner historischen Filmbiografie macht, diesen romantischen Maler, der gemeinhin als Meister des Lichts bezeichnet wird.“ ZEIT ONLINE „Spall, der Mann mit diesem fabelhaft knittrigem Gesicht, lässt uns an jedem noch so kleinen Gedanken teilhaben, der Turner durch den Kopf geht, und an jedem Zusammenzucken seiner erschöpften Glieder. Es gelingt ihm, das Wesen eines Mannes zu zeigen, der getrieben ist von seiner Begabung und seiner Leidenschaft, die er selbst aber nicht gänzlich versteht – ein aufbrausendes, kompliziertes und unverständlich grunzendes Gemüt, das sich in der Malerei derart präzise ausdrücken kann wie nirgends sonst.“ Variety.com 31 „Was für ein prächtiger Film dies ist. Er ist lustig und visuell makellos, in ihm verbinden sich häusliche Intimität und epischer Schwung, zudem besitzt er eine lyrische, fast schon geheimnisvolle Qualität, die jede einzelne Szene belebt, sei sie nun tragisch oder komisch.“ theguardian.de „Dank seines Kameramanns Dick Pope ist Mike Leigh der Übergang zwischen Fotografie und Malerei gelungen, die ihre Formen langsam verlor, ja sogar auflöste. Der Himmel über England, der Londoner Nebel, die Sonnenuntergänge über der Mündung der Themse, diese Phänomene sind noch immer spürbar real, obwohl sie zugleich das Geheimnis in Turners Malerei streifen.“ lemonde.fr „‚Mr. Turner‘ ist ein brillanter und bewegender Film über einen der größten Künstler Großbritanniens, im Zentrum die meisterliche Darbietung von Timothy Spall in der Rolle seines Lebens.“ thehollywoodreporter.com 32