- Kino macht Schule

Transcrição

- Kino macht Schule
Ein Film von
MIKE LEIGH
mit
TIMOTHY SPALL, DOROTHY ATKINSON, MARION BAILEY u. v. m.
149 Minuten / Großbritannien 2014 / Cinemascope / Dolby Digital
Pressematerial erhältlich unter: www.prokino.medianetworx.de
STAB
Regie
Mike LEIGH
Drehbuch
Mike LEIGH
Kamera
Dick POPE, BSC
Kostüme
Jacqueline DURRAN
Maske und Frisuren
Christine BLUNDELL
Szenenbild
Suzie DAVIES
Originalton
Tim FRASER
Schnitt
Jon GREGORY, ACE
Musik
Gary YERSHON
Produktion
Georgina LOWE
Koproduzenten
Michel SAINT-JEAN
Malte GRUNERT
Ausführende Produzenten
Gail EGAN
Tessa ROSS
Norman MERRY
Casting
Nina GOLD
Film4, Focus Features International & BFI präsentieren
eine United Kingdom / Frankreich / Bundesrepublik Deutschland Koproduktion in
Koproduktion mit Diaphana und France 3 Cinéma und Amusement Park Films mit der
Beteiligung von Canal+, Ciné+ und France Télévisions produziert von Xofa Productions
in Zusammenarbeit mit Lipsync Productions. A Thin Man Film. Timothy Spall,
Dorothy Atkinson, Marion Bailey, Paul Jesson, Lesley Manville, Martin Savage.
Ein Film von Mike Leigh MR TURNER Casting Nina Gold Line Producer Danielle Brandon
Recherche Jacqueline Riding Ton Tim Fraser Maskenbild Christine Blundell Kostümbild
Jacqueline Durran Komponist Gary Yershon Produktionsdesign Suzie Davies Schnitt
Jon Gregory, ACE Bildgestaltung Dick Pope, BSC Koproduzenten Michel Saint-Jean,
Malte Grunert Executive Producer Tessa Ross, Norman Merry Executive Producer
Gail Egan Produziert von Georgina Lowe Drehbuch & Regie Mike Leigh
© Channel Four Television Corporation, The British Film Institute, Diaphana, France 3 Cinéma,
Untitled 13 Commissioning Ltd 2014
2
BESETZUNG
Joseph Mallord William Turner
Timothy SPALL
William Turner senior, Vater von J.M.W.
Paul JESSON
Sophia Booth, Lebensgefährtin von Turner
Marion BAILEY
Hannah Danby, Haushälterin der Turners
Dorothy ATKINSON
Sarah Danby, Turners Ex-Geliebte
Ruth SHEEN
Lord Egremont, Turners Mäzen
Patrick GODFREY
John Jabez Edwin Mayall, Fotograf
Leo BILL
Britische Künstler:
Mary Somerville, schottische Wissenschaftlerin
Lesley MANVILLE
Benjamin Robert Haydon, Historienmaler
Martin SAVAGE
John Ruskin, Maler und Kunsthistoriker
Joshua MCGUIRE
George Jones, Maler
Richard BREMMER
CR Leslie, Genremaler
Tom EDDEN
Clarkson Stanfield, Bühnen- und Kunstmaler
Mark STANLEY
John Carew, irischer Bildhauer
Niall BUGGY
Sir William Beechey, Porträtmaler
Fred PEARSON
David Roberts, Vedutenmaler
Jamie Thomas KING
Henry William Pickersgill, Porträtmaler
Roger ASHTON-GRIFFITHS
Sir John Soane, Architekt
Nicholas JONES
Sir Charles Eastlake, Maler und Kunstgelehrter
Robert PORTAL
3
KURZINHALT
1826: Der englische Maler William Turner (Timothy Spall) ist ein ebenso
renommiertes wie exzentrisches Mitglied der Royal Academy. Er lebt mit seinem
Vater William (Paul Jesson), den er innig liebt, und seiner Haushälterin Hannah
Danby (Dorothy Atkinson) in London. Hannah verehrt den genialen Maler, der jedoch
stillt an ihr nur sein sexuelles Verlangen. Denn Turner ist ein Egomane, ein
wortkarger Einzelgänger – und doch zugleich ein Mann von enormer Sensibilität.
Das Künstlergenie hat sich keiner Autorität, sondern der Vielfalt des Lebens
verschrieben: Er genießt die Gastfreundschaft des Landadels oder besucht Bordelle,
um junge Prostituierte zu zeichnen. Er ist stetig auf Reisen und lässt nichts aus, um
dem Phänomen der Wahrnehmung auf die Spur zu kommen. Er lässt sich sogar
inmitten eines eisigen Schneesturms an einen Schiffsmast binden, um das Unwetter
so authentisch wie nur möglich malen zu können.
Turner ist fasziniert von den Errungenschaften der Industrialisierung wie der
Fotografie und der Eisenbahn. Aber ganz besonders in den Bann schlagen ihn die
Spielarten des Lichts, weshalb es ihn immer wieder in die Küstenstadt Margate zieht.
Dort steigt er unter falschem Namen bei Sophia Booth (Marion Bailey) ab, mit der er
heimlich eine innige und zärtliche Liebesbeziehung beginnt.
Mehr und mehr scheiden sich an dem ruhelosen und anarchischen Künstler die
Geister: Leidenschaftlich verteidigt ihn Kunstkritiker John Ruskin (Joshua McGuire)
gegen kritische Stimmen, die Turners zunehmend abstrakter werdende Bilder als
Klecksereien verspotten. Als ihm ein Millionär 100.000 Pfund für sein Gesamtwerk
bietet, schlägt Turner das Angebot aus.
Ungebrochen radikal bleibt Turner bis ins hohe Alter. Künstlerisch wie privat. Denn
Haushälterin Hannah erfährt erst spät von Turners anderem Leben, das er an der
Seite von Mrs. Booth führt.
4
LANGINHALT
Turner und sein Zuhause
1826: Der englische Maler William Turner (Timothy Spall), renommiertes und
unangepasstes Mitglied der Royal Academy, kehrt von einer Belgien-Reise in seine
Heimatstadt London zurück. Herzlich und erleichtert empfangen ihn sein Vater
William (Paul Jesson) und seine Haushälterin Hannah Danby (Dorothy Atkinson):
Denn sie hatten von einer Explosion in Ostende erfahren und waren in großer Sorge
um den Reisenden.
Turner und sein Vater pflegen ein inniges und freundschaftliches Verhältnis.
Während der Abwesenheit seines Sohnes kümmert sich Turner senior um die
Bestellung von Farben und Leinwänden. Nun führt er interessierte Käufer durch die
private Haus-Galerie, was sein Sohn heimlich durch ein verstecktes Guckloch von
seinem Atelier aus mit ansieht.
Auch Haushälterin Hannah verehrt und liebt Turner. Der jedoch betrachtet sie als Teil
des Hausstandes und stillt an ihr von Zeit zu Zeit sein sexuelles Verlangen, was
Hannah stoisch erträgt.
Turner und sein Umfeld
An einem der folgenden Tage erhält Turner unangenehmen Besuch von Sarah
Danby (Ruth Sheen) und ihren beiden Töchtern Evelina (Sandy Foster) und
Georgiana (Amy Dawson), die aus der unehelichen Liebesbeziehung mit dem Maler
stammen. Turner jedoch erkennt seine Vaterschaft nicht an. Streitlustig und
vorwurfsvoll präsentiert Sarah dem alten Turner seine neugeborene Enkelin. Turner
junior zeigt sich an dem Kind gewohnt desinteressiert.
Doch Turner hat auch viele Bewunderer, zu denen unter anderem sein Mäzen, der
Earl of Egremont (Patrick Godfrey), zählt. Turner ist ein häufiger Gast in seinem
Anwesen, dem Petworth House. Dort debattiert er mit anderen Künstlern oder fertigt
Skizzen gesellschaftlicher Abende an. Während einer seiner Besuche bittet der
Maler Benjamin Robert Haydon (Martin Savage) Turner darum, ihm aus finanziellen
Schwierigkeiten zu helfen. Turner leiht ihm die erbetene Summe und diskutiert
anschließend mit anderen Mitgliedern der Royal Academy die Erfolgsaussichten von
Haydon, der gerne in die Akademie aufgenommen werden möchte.
5
Die Reisen nach Margate
Fasziniert von den Spielarten des Lichts reist Turner mit einem Dampfschiff nach
Margate, einer Küstenstadt im Südosten Englands. Ein altes Sprichwort besagt, dass
dies der Ort in England sei, an dem die Sonne zuerst aufgeht. Unter dem falschen
Namen „Mr. Mallord“ steigt Turner bei Mr. Booth (Karl Johnson) und seiner Frau
Sophia (Marion Bailey) ab. Vom lichtdurchfluteten Zimmer im Obergeschoss aus hat
Turner einen herrlichen Blick auf das Meer.
Die neuen Naturwissenschaften
Die schottische Naturwissenschaftlerin Mary Somerville (Lesley Manville) besucht
Turner in London und führt Experimente in seinem Atelier durch, die Turner gebannt
beobachtet: Mit Hilfe eines Prismas magnetisiert sie eine Nadel und ist überzeugt,
das gelingt ihr durch den violetten Teil des Lichts. Auch sonst vertritt die gebildete
Mathematikerin und Astronomin, die sich all ihr Wissen autodidaktisch angeeignet
hat, neuartige Ideen, etwa wie wichtig Bildung für die Allgemeinheit sei. Turner und
Manville schätzen sich gegenseitig für ihre Talente.
Der Tod des Vaters
Während einer von Turners Vorlesungen in der Royal Academy erleidet sein Vater
im Auditorium einen heftigen Hustenanfall, sodass Turner seinen Vortrag voller
Sorge abricht. Der Gesundheitszustand des Vaters bleibt desolat, eine Genesung ist
nicht mehr zu erwarten. Am Sterbebett spricht Turner mit seinem Vater noch einmal
über die verstorbene Mutter, die psychisch erkrankt war.
Nach dem Tod seines Vaters ist der Maler in tiefer Trauer: Das Gemälde „Death on a
Pale Horse“ entsteht. Vor einer jungen Prostituierten, die er zeichnet, bricht er in
Tränen aus, im Geschlechtsverkehr mit Hannah sucht er Trost. Sie erträgt ergeben
die Übergriffe, ist sie doch glücklich, Turner wieder näher zu sein. Auch, weil sie sich
nach dem Tod von Turner senior um die Malermaterialien kümmern wird.
Die Ausstellung der Royal Academy
Kurz vor der Eröffnung der jährlichen Ausstellung der Royal Academy genießt Turner
die freundschaftlichen und scherzhaften Gespräche mit seinen Akademiekollegen
und macht hilfreiche Anmerkungen zu deren Bildern. Sein Seestück „Helvoetsluys –
the City of Utrecht, 64, Going to Sea“, das vornehmlich in gedämpftem Grau und
6
Blau gehalten ist, hängt neben dem Werk „Opening of Waterloo Bridge“ seines
Rivalen John Constable (James Fleet), in dem Rottöne dominieren. Schelmisch malt
Turner vor den Augen der anderen einen großen roten Farbklecks in die Mitte seines
Seestücks, dem er wenig später die Form einer Boje gibt. So lenkt er gekonnt die
Aufmerksamkeit der Fachwelt auf sein Bild. „Er war hier und hat ein Gewehr
abgefeuert“, kommentiert Constable das Husarenstück seines Konkurrenten
gekränkt.
Am Rande der Ausstellung kommt es zu einem heftigen Streit zwischen Haydon und
einigen Mitgliedern der Royal Academy: Haydon, der immer noch nicht in die
Akademie aufgenommen wurde, beschwert sich wütend darüber, dass sein Bild nur
in einem Nebenraum ausgestellt ist. Nach dem Streit vollendet Turner ein weiteres
Gemälde, das Bild „Staffa, Fingalʼs Cave“, vor den Augen der Akademiemitglieder
auf unnachahmliche Art: mit viel Spucke und seinen bloßen Händen.
Eine geheime Liebe in Margate
Turner ist entzückt von den Gesichtszügen und der Anmut von Mrs. Booth, bei der er
sich während seiner Besuche in Margate nach wie vor ein Zimmer nimmt. Noch
immer gibt sich Turner als „Mr. Mallord“ aus, der neben seinem eigentlichen Beruf
gelegentlich Bilder malt. Der sonst wortkarge Turner macht Mrs. Booth ganz offen
Komplimente, die Mrs. Booth eindeutig erwidert: Sie bittet ihn in der Nacht in ihr
Schlafzimmer und eine langjährige, sehr zärtliche Beziehung beginnt, die für Turner
ein weiterer Grund ist, oft nach Margate zu reisen.
Eines Tages lässt sich Turner im Sturm an den Mast eines Schiffes binden, um die
Naturgewalten so nah wie möglich beobachten zu können. Eine schwere Bronchitis
ist die Folge, die er im Hause von Mrs. Booth auskuriert. Dr. Price (David Horovitch),
der ihn dort untersucht, empfiehlt ihm neben den drei „Bs“ – Bett, Balsam und Brühe
– auch das vierte „B“: die Pflege durch die bewundernswerte Mrs. Booth.
Beide
genießen
die
gemeinsamen
Augenblicke
in
Margate:
Sie
machen
Spaziergänge, Turner zeichnet und Mrs. Booth geht ihren Hausarbeiten nach.
Hannah ahnt zu Hause in London nichts von Turners zweitem Leben.
Als Turner während eines Spaziergangs mit Mrs. Booth zusammenbricht,
diagnostiziert Dr. Price bei „Mr. Mallord“ eine Herzschwäche und fordert ihn auf, ein
wenig kürzer zu treten. Außerdem gibt er Mrs. Booth Turners wahre Identität als
berühmtes Malergenie preis.
7
Eine neue Raum- und Zeiterfahrung
Turner erlebt, wie sich die englische Gesellschaft durch Wissenschaft und Technik
verändert. Die neuen Verkehrsmittel wie Dampfschiff und Eisenbahn inspirieren ihn
zu Gemälden: Während einer Bootsfahrt in Begleitung der Maler Clarkson Stanfield
(Mark Stanley) und David Roberts (Jamie Thomas King) sieht er, wie das berühmte
Schiff „Temeraire“, das eine wichtige Rolle in der Schlacht von Trafalgar spielte, von
einem schon mit Dampf betriebenen kleinen Schlepper zu seinem letzten Liegeplatz
gezogen wird – „The Fighting Temeraire tugged to her last Berth to be broken up,
1838“ entsteht. Als bei einem Spaziergang übers Land ein Eisenbahnzug mit
dampfendem Schornstein an ihm vorbeifährt, hält Turner den Eindruck der Geschwindigkeit in dem Gemälde „Rain, Steam, and Speed – The Great Western
Railway“ fest.
Bewunderung und Ablehnung
Bei einem Besuch in Turners Galerie ist Kunstkritiker John Ruskin (Joshua McGuire)
besonders beeindruckt von dem Gemälde „Slavers throwing overboard the dead and
dying – Typhoon coming on“. Nach dem Kauf präsentiert Ruskin es Turner stolz in
seinem Haus und preist wortreich dessen Modernität innerhalb der Seestückmalerei
sowie die Naturkraft, die das Bild ausstrahle.
Bei
anderen
Zeitgenossen
stößt
Turner
jedoch
auf
Unverständnis:
Ausstellungsbesucher verspotten seine immer weniger gegenständlichen Bilder als
unvollständig, belächeln sie als „Lebensmittelkleckereien“ oder attestieren Turner
einen aufkommenden Wahnsinn. Queen Victoria nennt eines seiner Bilder
„abscheulich“, es sei ein „schmutziges gelbes Geschmiere“. Und betroffen muss
Turner in einem Theater miterleben, wie die Kunsthändler und Käufer seiner Bilder in
einem Sketch lächerlich gemacht werden.
Als ihm der Millionär Joseph Gillott (Peter Wight) das Angebot macht, sein
Gesamtwerk für 100.000 Pfund zu kaufen, lehnt Turner ab. Er möchte sein Werk der
britischen Nation vermachen, damit alle seine Bilder zusammen an einem Ort
ausgestellt werden können: öffentlich zugänglich und kostenfrei.
Turners letzte Jahre
Turner zieht sich mehr und mehr aus dem Gesellschaftsleben zurück. Aus Rücksicht
auf seine Gesundheit verkauft Mrs. Booth ihr Haus in Margate und mietet in Chelsea
8
ein kleines Häuschen an der Themse, um mit Turner dort den Rest seines Lebens
verbringen zu können. Haushälterin Hannah weiß auch davon nichts. Nur noch
selten übernachtet Turner in seinem Londoner Haus.
Turner lässt sich von John Mayall (Leo Bill), einem Pionier der Daguerreotypie,
fotografieren. Im Gespräch mit dem Fotografen will Turner alles über die
Funktionsweise der Kamera wissen. Turner verabredet auch einen Termin für ein
Doppelporträt mit Mrs. Booth, das er ihr als Andenken schenken möchte. Widerwillig
lässt sich Mrs. Booth darauf ein. Bei diesem zweiten Treffen diskutieren Turner und
Mayall die Frage, ob die Fotografie die Malerei eines Tages verdrängen wird.
Turner und Mrs. Booth erleben eine glückliche Zeit im Haus in Chelsea, Turner ist
weiterhin produktiv. In die Akademie hält allerdings allmählich der Stil der
Präraffaeliten Einzug.
Zufällig entdeckt Hannah einen Brief mit der Anschrift des Hauses in Chelsea. Vor
dem Haus erkundigt sich die von einer Hautkrankheit – den giftigen Inhaltsstoffen der
Farben geschuldet – schwer gezeichnete Haushälterin bei den Nachbarn, ob Turner
dort wohnt, und erfährt, dass der Maler dort schon seit einiger Zeit mit einer Frau
zusammenlebt und schwer erkrankt ist. Traurig geht Hannah nach Hause, ohne noch
einmal mit Turner gesprochen zu haben.
Turners Tod
Turner ist zu schwach, um sein Bett zu verlassen. Als eine weibliche Wasserleiche
an das Ufer der Themse gespült wird, stürzt er verzweifelt mit seinem Skizzenbuch
und im Nachthemd aus dem Haus, kann aber nichts mehr zeichnen. Er stirbt wenig
später mit den Worten: „Die Sonne ist Gott!“
9
ZU MIKE LEIGH
REGIEKOMMENTAR
Bereits 1999, als „Topsy-Turvy“ in die Kinos kam, schrieb ich, dies sei „ein Film über
diejenigen von uns, die alles dafür tun, andere zum Lachen zu bringen“.
Nun habe ich wieder die Kamera auf uns gerichtet. Auf uns, die wir Künstler sein
wollen – mit all den Mühen, die uns diese Berufung abverlangt. Menschen zum
Lachen zu bringen, so schwer dies auch sein mag, ist eine Sache. Aber sie die tiefe,
vollendete, geistige und unendliche Schönheit und zugleich das entsetzliche Drama
spüren zu lassen, was es bedeutet, auf dieser Welt zu sein, das ist etwas anderes.
Und nur wenige von uns sind dazu überhaupt in der Lage, so sehr wir es auch
versuchen.
William Turner konnte das. Er war ein Gigant unter den Künstlern, zielstrebig und
kompromisslos, außerordentlich produktiv, revolutionär in seinem Ansatz, vollendet
in seinem Handwerk, vorausschauend in seiner Vision.
Jedoch war der Mensch Turner exzentrisch, anarchisch, verletzlich, unvollkommen,
unberechenbar und gelegentlich ungehobelt. Er konnte bösartig und zugleich
sanftmütig sein und er war zu großer Leidenschaft und Poesie fähig.
MR. TURNER – MEISTER DES LICHTS erzählt von den Spannungen und
Gegensätzen zwischen dem Menschen Turner, seinem Leben in dieser Epoche und
seinem zeitlosen Genie, zwischen seiner Zerbrechlichkeit und seiner Stärke. Darüber
hinaus ist es ein Versuch, die dramatischen Veränderungen seines Lebens zu
veranschaulichen, im letzten Viertel seines Lebens.
Mike Leigh
Mike Leigh: Why J.M.W. Turner inspired my new film – video.
Ein Gespräch in der Tate in London mit dem Filmemacher unter:
www.theguardian.com/artanddesign/video/2013/nov/27/mike-leigh-inspiration-jmw-mr-turner-film-tate-video
MIKE LEIGH UND MR. TURNER – MEISTER DES LICHTS
Mike Leigh ist eine Größe des europäischen Kinos. Noch immer wird er mit dem New
British Cinema in den 1980er Jahren in Verbindung gebracht, das das England der
Thatcher-Ära schonungslos zeigte. Jedoch lässt sich Leigh keineswegs einfach
kategorisieren oder von einer Strömung vereinnahmen. Sein filmisches Spektrum ist
10
breit, vom Drama bis zur Komödie spielt Leigh mit allen Facetten, bleibt sich dabei
aber immer treu: Er steht für ein menschliches und kritisches Kino, das fern von
Moral keine Antworten bieten will, sondern Fragen aufwirft. Ihn interessieren die
kleinen, die normalen Leute aus Gegenwart und Vergangenheit und ihr Leben in
einer nicht immer gerechten Welt. Über die Jahre hinweg blieb er einem festen Kreis
an Schauspielern treu; bekannt ist er außerdem für seine Methode der Improvisation,
bei der er gemeinsam mit den Schauspielern die Figuren und das Drehbuch
entwickelt.
Insofern reiht sich auch MR. TURNER – MEISTER DES LICHTS in diese Riege ein,
scheint der Film thematisch zunächst unerwartet und überraschend. Leigh hat sich
den letzten 25 Lebensjahren des Malers Turner gewidmet. Doch MR. TURNER –
MEISTER DES LICHTS bedeutet keinen unbedingten Bruch mit seinem bisherigen
Werk, wird hier doch eine Figur gezeigt, die prägend für die englische Geschichte,
freidenkend und unangepasst, aber zugleich am Wohl der Gemeinschaft interessiert
war – man denke an Turners Nachlass, der nicht zum Verkauf in Privathände gehen,
sondern in der National Gallery jedermann zugänglich sein sollte. Dazu kommt, dass
William Turner in Leighs Film nicht das unerreichbare und zu glorifizierende Genie
ist, sondern ein in seiner physischen Präsenz und Kantigkeit sehr unvollkommener,
nahbarer Mensch – so unnahbar er seinen Zeitgenossen auch gewesen sein mag.
Und zugleich ein Revolutionär, der die Malerei radikal veränderte.
Allerdings reicht MR. TURNER – MEISTER DES LICHTS über die Grenzen eines
Biopics hinaus, denn Leighs Film nähert sich auch formal der Ästhetik des Malers:
Turners Leben ist episodenhaft erzählt, ohne lineare Handlung, die auf einen
Höhepunkt zuläuft. Genauer, die narrative Zergliederung, die ein großes Ganzes
ergibt, greift das Ausschnitthafte und die kurzzeitige Wirklichkeit auf, wie sie auch
Turner in seinen Skizzen und Gemälden festzuhalten versuchte. Mike Leigh
thematisiert folglich, was auch Turner und eine ganze Epoche an bildenden
Künstlern und Literaten beschäftigte, nämlich wie die Wirklichkeit eigentlich
darzustellen sei. Mit Kameramann Dick Pope hat er einen kongenialen Partner
gefunden, der die Landschaft so aufnahm, dass seine Bilder den Gemälden Turners
nahe kommt.
Mit MR. TURNER – MEISTER DES LICHTS ist Leigh ein großes Werk, ein
Überraschungshit,
ein
„Meilenstein
der
Filmgeschichte“
(Der
Tagesspiegel)
gelungen.
11
ZU TIMOTHY SPALL
BESTER DARSTELLER BEIM FESTIVAL DE CANNES 2014
Timothy Spall hat durch seine Auszeichnung als Bester Darsteller beim Festival de
Cannes 2014 für seine herausragende Leistung in MR. TURNER – MEISTER DES
LICHTS jüngst größte Aufmerksamkeit erhalten. Bekannt ist er einem breiten
Publikum als Peter Pettigrew in den erfolgreichen „Harry Potter“-Verfilmungen. Zu
sehen war Spall auch in dem Kinoerfolg „The King’s Speech“ als Winston Churchill,
in Sherry Hormanns Film „Wüstenblume“ als Fotograf Donaldson, in Tim Burtons
Film „Sweeny Todd“ als Beadle oder in Bernardo Bertoluccis Verfilmung „Himmel
über der Wüste“ als Eric Lyle. In vielen Filmen stand Spall bei Leigh vor der Kamera,
unter anderem in „Das Leben ist süß“ und „Topsy-Turvy – Auf den Kopf gestellt“. Er
ist ein vielfältiger Schauspieler, ein Darsteller sympathischer Rollen ebenso, wie er
auch Antihelden verkörpern kann. Allerdings kannte man bislang vorwiegend nur
sein Gesicht, weniger seinen Namen, was sich durch Cannes nun schlagartig
geändert hat. Bislang galt er als „Mann der zweiten Reihe“, der nun mit der
Darstellung des Mr. Turner seine erste wirkliche Hauptrolle bekommen hat.
ZU WILLIAM TURNER
DER KÜNSTLER TURNER
Joseph Mallord William Turner, so der vollständige Name, ist eine Künstlerfigur,
die den Übergang in die Moderne indiziert. Ein Seismograf seiner Zeit, in der er die
feinen Veränderungen aufspürte, den gesellschaftlichen wie industriellen sich
anbahnenden Wandel wahrnahm und ihn in seiner Malerei verhandelte, ohne sich
dabei von der traditionellen antiken wie zeitgenössisch nationalen Thematik
abzuwenden. Landschaften und Seestücke, Öl und Aquarell – darin perfektionierte er
seine eigene Handschrift. Zur romantischen Strömung meist hinzugerechnet, sprengt
das Werk William Turners diese Benennung und Kategorisierung. In Kunstkreisen
polarisierte er: Bei den einen galt er als Enfant terrible und wurde von anderen
verehrt, umjubelt und gefeiert. Mit seinem Spätwerk erregte er die Gemüter noch
mehr. Zunehmend mit Unverständnis wurde seine immer gegenstandlosere Malerei
betrachtet und verspottet – oder mit großer Leidenschaft verteidigt.
12
Turner ist eine Figur der Gegensätze: ein Maler romantischer Landschaften und
später eine Pionierfigur für eine Malerei, die die Epoche der Moderne einleiten wird.
Turners Malerei ist ein Vorbild für einen Stil, der sich vom Gegenständlichen löst.
Sein Spätwerk geht diesen Schritt konsequent weiter. In seiner Malerei wird die
Farbe eigenständiger, der Auftrag pastos. Es interessiert ihn nicht nur die
Komposition, sondern mehr noch die Wahrnehmung und die Materialität von Licht.
Damit greift er vorweg, was Künstlergenerationen nach ihm bewegen wird: Welche
Möglichkeiten hat die Malerei, die die Fotografie nicht auch hat?
Zu Turners frühsten Eindrücken zählen der Anblick des Meers mit seinen Schiffen
und Booten, und natürlich die Themse. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen an ihren
Ufern auf, und im Alter von zehn Jahren lebte er für einige Zeit bei seinen
Verwandten in Brentfort, das ebenfalls an der Themse gelegen ist. Schließlich ging
er im Küstenort Margate zur Schule, den er sein Leben lang immer wieder besuchte.
Bereits mit 14 Jahren wurde er in die Royal Academy School aufgenommen, um mit
27 schließlich zum vollständigen Akademiemitglied gewählt zu werden. Bis zum
Ende seines Lebens spielte die Akademie für ihn eine zentrale Rolle, unter anderem
hatte er mehr als 30 Jahre lang die Professur für Perspektive inne. Er unternahm
unzählige Reisen auf den britischen Inseln und durch Europa, die seine Malerei
enorm inspirierten. Begraben wurde er in der St. Paul’s Cathedral neben dem Maler
Sir Joshua Reynolds.
TURNER UND SEINE ZEIT
Turner (1775–1851) löste sich in seiner Malerei von der Gegenständlichkeit der
Darstellung. 60 Jahre vor der Epoche der abstrakten Malerei. Turner malte anfangs
Landschaften nach der Natur. Wobei er immer mehr daran interessiert war,
Landschaften als Bühnen darzustellen, in der Stürme oder Gewitter tobten. Turner
malte aber auch Landschaften anders, als sie auf Fotografien erscheinen würden,
nicht nach dem, was zu sehen war, denn Turner wollte darstellen, welche
Wahrnehmung sie erzeugten. Er malte das Gefühl, das im Betrachter einer
Landschaft entsteht.
Die Entwicklung ist in Turners Bildern gut nachvollziehbar, da er Tausende von
Bildern malte. Zuerst sind es Gewitterwolken über einer Landschaft, dann werden die
Bilder düsterer, das Gewitter wird bedrohlicher, das Licht wird in der Mitte des Bildes
13
geschluckt, die Landschaft scheint im Inferno der entfesselten Naturgewalt zu
verschwinden. Schließlich bleiben Farbe, Helligkeit und Schatten.
Wie konnte ein Mann diesen ganzen Weg zurücklegen, von der akademischen
Malerei ins Visionäre, ins Freie, Zukünftige? Und wie war die Zeit, in der eine solche
Malerei entstehen konnte? Welche Widerstände der Malerei und des Kunstbetriebs
der
Zeit,
welche
Widerstände
der
zeitgenössischen
Gesellschaft,
die
auf
Unbekanntes mit Unverständnis reagierte, mussten überwunden werden? Diesen
Fragen stellt sich der Film von Mike Leigh.
Die Französische Revolution fand statt, als Turner ein Jugendlicher war, und fand ihr
Echo in ganz Europa. Paris wurde kurzfristig zum Zentrum des Kontinents. Die Ideen
der Revolution, das Unerhörte der sozialen Umwälzung, die jahrhundertealte
Ordnungen umwarf, das Spektakuläre der neuen sozialen Zusammensetzungen, die
sich im Laufe der Ereignisse formierten, wurden überall wahrgenommen und
diskutiert, selbstverständlich auch in London. Französische Adelige flohen nach
England und erzählten Schauergeschichten. Welchen Einfluss mag die Französische
Revolution in England gehabt haben? Welchen Einfluss hatte sie auf die englische
Gesellschaft? Welchen Einfluss auf den jungen Turner? Tauchte hier erstmals eine
Freiheit auf, auf die sich Anspruch erheben ließ? Jedenfalls spürte ganz Europa,
dass die alte Ordnung nicht mehr zementiert war, sondern infrage gestellt werden
konnte. Und offenbar galt das für alle Bereiche.
In England formierten sich die alten Kräfte zum Krieg gegen den Export der
Revolution und gegen Napoleon Bonaparte. Bonaparte wurde geschlagen, aber der
Geist war aus der Flasche: Europa hatte zugeschaut. Es gab etwas über der
scheinbaren „Natürlichkeit“ der tradierten Herrschafts- und Gesellschaftsordnung, der
alten sozialen Struktur: die Vernunft – der Gott Robespierres. Und die Vernunft
sagte: Die Menschen sind gleich und jeder hat dieselben Rechte. Die soziale
Ordnung ist nichts anderes als eine von den Herrschenden durchgesetzte Struktur,
aber sie ist änderbar, sie ist verhandelbar. Gesellschaft war etwas, über das man
sprechen konnte, soziale Gefüge waren nicht „natürlich“ in „oben“ und „unten“, in
„adlig“ und „bürgerlich“ aufgeteilt.
Die eigentliche Antwort auf diese revolutionären Ideen war im England dieser Zeit
eine parallele wirtschaftliche Entwicklung, die mindestens ebenso große Kräfte
mobilisierte und eine soziale Sprengkraft hatte, die bis heute das Gesicht unser Zeit
prägt: Die Industrielle Revolution.
14
Die Herrschaft der Vernunft, die Erklärung der Menschenrechte und die völlige
Umwälzung von Produktion und Reproduktion in der Industriellen Revolution stehen
am Beginn der modernen Gesellschaft, bilden das Grundgerüst auch unseres
heutigen ökonomischen und sozialen Lebens.
Das ist Turners Zeit. Die Zeit der kolossalen, alles ergreifenden Umwälzung. Für die
Zeitgenossen, für die Menschen in London in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
bedeuteten diese historischen Prozesse vor allem Verunsicherung und die
Notwendigkeit von Neuorientierung. Turner hatte Glück, da er früh in die Akademie
aufgenommen wurde, dort zum Professor für Perspektive aufstieg und sich offenbar
sein Leben lang um das Finanzielle nicht sorgen musste. Hätte ein Kind aus Turners
Verhältnissen (sein Vater war Barbier) eine ähnliche Chance zehn oder zwanzig
Jahre zuvor erhalten? Wäre Talent – eine individuelle Fähigkeit – ein Argument
gewesen? Das ist zu bezweifeln.
Turner jedenfalls hat die Chance, die sich ihm bot, beim Schopf gepackt und ist Teil
einer Struktur und eines Kunstbetriebs geworden, der festen Regeln und Terminen
folgte und sein Leben, seine Arbeit und seinen Alltag organisierte. Von dieser
Position aus konnte er die Änderungen, die um ihn herum geschahen, beobachten,
sich eine Meinung bilden und sein eigenes Leben gestalten. In seinem Arbeitsleben
unterschied Turner – ganz modern – in Auftragsarbeiten und freie Arbeiten. In
seinem privaten Leben entschied Turner sich für ein eher unkonventionelles
Arrangement mit verschiedenen Frauen und Wohnorten. Dies war im viktorianischen
England sicherlich kein einfaches Leben und für einen Bürgerlichen noch wenige
Jahre zuvor kaum vorstellbar. Mit anderen Worten: Turner arbeitete und lebte die
neue Zeit.
Turner beobachtete die Veränderungen der Gesellschaft. Die Industrielle Revolution
brachte Armut hervor. Diese Entwicklung rief Kritiker wie Marx und Engels auf den
Plan, die Bücher und Schriften verfassten, in denen unter anderem diese neue Armut
und die unbarmherzige Zeit frühkapitalistischer Ausbeutung geschildert werden. Die
Bevölkerungszahlen explodierten in Großbritannien, und die Manufakturen und
frühen Industrien fanden genügend Arbeiter. Arbeiter, wie Marx sie definiert hat, sind
Menschen, die ihre Arbeitskraft verkaufen, weil sie sonst nichts haben, was sie
verkaufen könnten. Eine neue soziale Schicht entstand in diesen Jahren und eine
neue Unterschicht der Allerärmsten und Elenden.
15
Gleichzeitig änderte sich das Leben. Die moderne Technik gestaltete den Alltag um.
Die Zeit selbst wurde anders, sie gewann eine neue, präzisere Bedeutung. Die
Fortbewegung änderte sich. Kutschen verschwanden. Dampflokomotiven erreichten
andere Geschwindigkeiten. Dampfschiffe verbanden jetzt England mit dem
Kontinent. Und Turner begrüßte die modernen Errungenschaften seiner Zeit. Er
interessierte sich für die frühe Fotografie, für Experimente mit Licht, für das neue,
schnelle Reisen. Während in Deutschland Romantiker von der Natur als
unberührtem Ort träumten, der Erholung und Erneuerung verspricht, malte Turner
Dampfschiffe, die alte Segler in den Hafen schleppen.
Turner war ein Mann dieser unruhigen Zeit der Umwälzung und Erneuerung. Ein
Kind der Französischen Revolution und der Anarchie der frühen Industrialisierung.
Turner malte sozusagen Gefühle und vermittelte dem Betrachter eine Empfindung.
Die Farbflächen wurden zu Projektions- und Assoziierungsflächen. Der Betrachter
wurde so individuell und frei in seiner Reflexion wie der Künstler. Diese Malerei war
Ausdruck einer Zeit und einer Gesellschaft, in der nichts mehr seinen angestammten
Platz hatte, in der keine Tradition Sicherheit bieten konnte, in der sich alles auflöste
und neu zusammensetzte. Turner nahm sich diese Freiheit, die Freiheit des
schöpferischen Individuums, das jetzt Mitte des 19. Jahrhunderts zeigte, dass es
eine ganze Welt neu erfinden konnte.
ZEITTAFEL
1775
Joseph Mallord William Turner wird am 23. April in London geboren.
1789
Beginn der Französischen Revolution
Turner wird als Schüler an der Royal Academy angenommen.
1790
Turner nimmt mit dem Aquarell „The Archbishop’s palace, Lambeth“ zum
ersten Mal an der Ausstellung der Royal Academy teil.
1791–
Zahlreiche Reisen durch England, Wales und Schottland.
1801
1793
England tritt in den Krieg gegen Frankreich ein.
1799
Turner wird assoziiertes Mitglied der Royal Academy.
Staatsstreich von Napoleon Bonaparte in Frankreich.
1800
Gründung des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland.
1801
Evelina, die erste Tochter von Turner und Sarah Danby, wird geboren.
1802
Turner wird zum Mitglied der Royal Academy gewählt.
Turner reist zum ersten Mal auf den Kontinent.
16
1803
Turner hat so großen Erfolg, dass er eine Privatgalerie zur Ausstellung seiner
Werke in seinem Haus in der Harley Street bauen kann. Sie wird im April
1804 eröffnet.
1804
Turners Mutter stirbt am 15. April. Turner nimmt seinen Vater bei sich auf.
Richard Trevithick baut in England die erste Schienenlokomotive.
Kaiserkrönung Napoleons in Paris.
1805
Turner stellt zum ersten Mal in seiner eigenen Galerie in London aus.
Seeschlacht von Trafalgar am 21. Oktober.
1807
Turner wird zum Professor für Perspektive an der Royal Academy gewählt.
1809
Turner hält sich zum ersten Mal beim Earl of Egremont in Petworth auf.
1811
Turner hält seine erste Perspektivvorlesung an der Royal Academy.
Georgiana, die zweite Tochter von Turner und Sarah Danby, wird geboren.
1812
In der Ausstellung der Royal Academy zeigt Turner unter anderem das Ölbild
„Schneesturm: Hannibal und sein Heer überqueren die Alpen“ („Snow storm:
Hannibal and his army crossing the Alps“).
1813
Beginn der Befreiungskriege gegen Napoleon.
1814
Wiener Kongress: Neuordnung Europas nach Napoleons Niederlage.
1819
Turner reist zum ersten Mal nach Italien (Venedig, Florenz und Neapel).
1825
Erste öffentliche Dampfeisenbahnlinie zwischen Stockton und Darlington.
1826
Turner reist von Ende August bis Ende Oktober an die nordfranzösische
Küste und die Loire. (In einem Brief erwähnt er die Explosion eines
Pulvermagazins in Ostende im September.)
Joseph Nicéphore Niépce erfindet die Heliografie und macht in Chalon-surSaône mit der Camera obscura die ersten fotografischen Aufnahmen („Blick
auf den Hof“).
1827
Turner ist im August und Oktober in Petworth zu Gast.
1829
Turners Vater stirbt am 21. September. Von diesem Jahr an wohnt Turner
bei Aufenthalten in Margate in der Pension von Sophia Caroline Booth.
Turner begegnet vermutlich auch Mary Somerville, deren Aufsatz „On the
magnetizing power of the more refragible solar rays“ 1829 veröffentlicht wird.
Turner interessiert sich für ihre Theorie, dass Farben eine Nadel
magnetisieren können.
Gründung erster Gewerkschaften in England.
1830
George IV. stirbt. William IV. folgt ihm auf den Thron.
Julirevolution in Frankreich.
Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie zwischen Liverpool und Manchester am
15. September 1830 beginnt das moderne Verkehrswesen in England.
1832
In der Ausstellung der Royal Academy zeigt Turner unter anderem sein
Seestück „Helvoetsluys – die Stadt Utrecht sticht [16]64 in See“ („Helvetsluys
– the City of Utrecht, 64, going to sea“) und „Staffa, Fingals Höhle („Staffa,
Fingal’s Cave“).
1833
John Booth, der Mann von Turners Pensionswirtin in Margate, stirbt.
Der Slavery Abolition Act beendet die Sklaverei im britischen Empire.
17
1834
Das Parlamentsgebäude in London, die Houses of Parliament, werden durch
einen Brand zerstört. Turner erlebt und skizziert den Brand als Augenzeuge
zeitweise in einem Boot mit. Im Folgejahr wird das Ölbild „The burning of the
Houses of Lords and Commons” (1835) ausgestellt.
1836
Der junge Kunstkritiker John Ruskin schreibt Turner einen Brief, in dem er
ihm den Entwurf eines Artikels zur Verteidigung des Malers gegen Angriffe
mitschickt.
1837
Lord Egremont stirbt. Turner gibt die Professur für Perspektive auf.
Victoria wird Königin von Großbritannien und Irland (bis 1901).
1838
Turner besucht im August und September Margate.
1839
In der Ausstellung der Royal Academy zeigt Turner unter anderem das Ölbild
„Das Kriegsschiff ‚Téméraire‘ wird zu seinem letzten Ankerplatz geschleppt,
um abgewrackt zu werden“ („The Fighting ‚Téméraire‘ tugged to her last berth
to be broken up, 1838“). Turner hatte das Schiff im Vorjahr bei seiner Rückfahrt von Margate gesehen.
Die ersten von Louis Jacques Mandé Daguerre gemeinsam mit Joseph
Nicéphore Niépce entwickelten Daguerreotypien entstehen in Paris. Ihre
öffentliche Präsentation gilt als offizielles Geburtsjahr der Fotografie.
1840
In der Ausstellung der Royal Academy zeigt Turner unter anderem das Ölbild
„Sklavenhändler werfen die Toten und Sterbenden über Bord – ein Taifun
kommt auf“ („Slavers throwing overboard the dead and dying – Typhoon
coming on“).
Turner und Kunstkritiker John Ruskin treffen sich zum ersten Mal.
1841
Ruskin besucht erstmals Turners Galerie.
1843
„Modern Painters“, Ruskins Verteidigung Turners, erscheint anonym.
1844
In der Ausstellung der Royal Academy zeigt Turner unter anderem das Ölbild
„Regen, Dampf und Geschwindigkeit – Die Große Westeisenbahn“ („Rain,
Steam, and Speed – The Great Western Railway“).
Der Birminghamer Stahlfeder-Fabrikant Joseph Gillott besucht Turner und
kauft mehrere Gemälde.
1845
Friedrich Engels „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ erscheint.
1846
Turner lebt mit Mrs. Booth und ihrem Sohn in Chelsea.
1848
„Das Kommunistische Manifest“ von Karl Marx und Friedrich Engels wird
veröffentlicht.
Bürgerliche Revolution in Deutschland und Österreich („Märzrevolution“).
1850
Turners letzte Ausstellung in der Royal Academy.
1851
Turner besucht die erste Weltausstellung in London, für die im Hyde Park der
Crystal Palace mit seiner neuartigen Glasarchitektur als Ausstellungsgebäude
errichtet wurde.
Turner stirbt am 19. Dezember im Alter von 76 Jahren. Am 30. Dezember
wird er seinem eigenen Wunsch entsprechend in der Krypta der St. Paul’s
Cathedral beigesetzt.
Die Daten zu Turners Leben und Werk wurden den Büchern von WILTON (2006) und
WESTHEIDER & PHILIPP (2011) entnommen (siehe Literaturhinweise.)
18
LITERATURHINWEISE
WAGNER, Monika (2011). William Turner. München: C.H. Beck (Beck’sche Reihe).
WESTHEIDER, Ortrud & PHILIPP, Michael (Hg.) (2011). William Turner. Maler der Elemente. Hamburg,
Krakau, Margate 2011/12. München: Hirmer (Publikationen des Bucerius Kunst Forums), hier
bes. S. 236-249 („William Turner in seiner Zeit. Eine Chronologie“ von Eva Hausdorf).
WILTON, Andrew (2006). William Turner. Leben und Werk. Leipzig: E.A. Seemann, hier bes. S. 224–
245 (sehr detaillierte Chronologie zu Turners Leben und Werk).
SHANES, Eric (2008). Das Leben und die Meisterwerke von J.M.W. Turner. New York: Parkstone
Press International, S. 250–251.
TURNERS UMFELD
WILLIAM TURNER SENIOR (Paul Jesson) (1745–1829) war Barbier und
Perückenmacher. Geboren in Devon kam er schließlich nach London und hatte ein
Geschäft in Covent Garden. Seine Frau starb in einer Irrenanstalt. Neben William
hatte er eine Tochter, die allerdings mit fünf Jahren starb.
HANNAH DANBY (Dorothy Atkinson) (1786–1853) ist eine Nichte von Sarah Danby
und war mehr als 40 Jahre Turners Haushälterin. Sie starb zwei Jahre nach Turner.
SOPHIA BOOTH (Marion Bailey) (1798–1875) war Turners Vermieterin in Margate.
Sie war zweifache Witwe und Mutter eines Sohnes. Sie verkaufte schließlich ihr
Haus, um mit Turner in Chelsea zu leben.
SARAH DANBY (Ruth Sheen) (1760/66–1861) war Turners erste Geliebte. Mit ihr
hatte er zwei uneheliche Töchter, Evelina Dupuis (Sandy Foster) und Georgiana
Thompson (Amy Dawson).
MARY
SOMERVILLE
(Lesley Manville) (1780–1872) war eine schottische
Mathematikerin, die sich all ihr Wissen autodidaktisch aneignete. Ihre erste
Publikation schrieb sie über die magnetisierende Kraft des Sonnenlichts. Ihre
Experimente ließen sie zu dem Schluss kommen, dass der violette Anteil des Lichts
eine magnetisierende Wirkung habe; ein Ergebnis, das sie später als falsch
anerkennen musste. Allerdings hatte ihre Veröffentlichung bereits ihren Ruf
19
begründet. Im Alter wurde sie zu einer leidenschaftlichen Verfechterin des
Frauenwahlrechts.
BENJAMIN
ROBERT
HAYDON
(Martin
Savage)
(1786–1846)
lehnte
die
Porträtmalerei ab, mit der er hätte Geld verdienen können, weil er stattdessen
erbauliche historische wie biblische Szenen malen wollte, die ihm allerdings kein
Geld einbrachten. Haydon war aufsässig und provokant, gefühlsgeleitet und immer
mittellos; er neigte dazu, die meisten Menschen zu befremden, vor allem die
Mitglieder der Royal Academy, zu der er niemals gehörte. Er beging Selbstmord.
GEORGE JONES (Richard Bremmer) (1786–1869) war Maler und Armeeoffizier. Ein
naher Freund Turners.
JOHN CAREW (Niall Buggy) (1785–1868), ein irischer Bildhauer. Lord Egremont von
Petworth war sein größter Förderer; er stellte in der Royal Academy aus, wurde aber
nie zum Mitglied gewählt. Das nach Süden gelegene Relief der Nelsonsäule auf dem
Trafalgar Square stammt von ihm.
SIR WILLIAM BEECHEY (Fred Pearson) (1753–1839) malte die Mitglieder der
Königsfamilie und wurde sehr von Georg III. und Königin Charlotte bewundert.
CHARLES ROBERT LESLIE (Tom Edden) (1794–1859) war ein sehr erfolgreicher
Maler und ein Freund von Turner und Constable. Seine Memoiren waren eine sehr
hilfreiche Quelle für den Film.
DAVID ROBERTS (Jamie Thomas King) (1796–1864) war ein schottischer
Landschaftsmaler und Mitglied der Royal Academy. Er war der erste britische Maler,
der intensiv Spanien, Ägypten und das „Heilige Land“ bereiste.
CLARKSON
STANFIELD
(Mark
Stanley)
(1793–1867)
war
Sohn
eines
Schauspielers und Maler von Seestücken. Er wurde in den Dienst der Royal Navy
aufgenommen und diente unter Jane Austens Bruder. Nachdem er als Bühnenmaler
arbeitete, kam er nach London und wurde Mitglied der Akademie. Er war ein großer
Bewunderer Turners.
20
SIR
JOHN
SOANE
(Nicholas
Jones)
(1753–1837)
war
Architekt
und
Akademiemitglied. Er entwarf die Bank of England und war ein naher Freund
Turners.
SIR MARTIN ARCHER SHEE (Clive Francis) (1769–1850) war Porträtmaler. Er
wurde weniger wegen seiner künstlerischen als wegen seiner politischen Fähigkeiten
in die Akademie gewählt und war schließlich für mehrere Jahre ihr Präsident, in
denen er die Akademie gegen feindselige Nachforschungen des Parlaments
verteidigte. Er begleitete die junge Königin Victoria während ihres privaten Besuchs
der Sommerausstellung 1845.
SIR CHARLES EASTLAKE (Robert Portal) (1793–1865) war der erste Direktor der
National Gallery.
SIR
AUGUSTUS
WALL
CALLCOTT
(Simon
Chandler)
(1779–1844)
war
Landschaftsmaler und Akademiemitglied sowie ein naher Freund Turners.
THOMAS STOTHARD (Edward de Souza) (1755–1834) war nicht nur Mitglied der
Akademie, sondern unterrichtete auch und war dort 20 Jahre lang Bibliothekar.
Stothard war ein großer Bewunderer Turners und besuchte dessen Vorlesungen
über die Perspektive mit seinem Hörrohr.
JOHN CONSTABLE (James Fleet) (1776–1837) war neben Turner Englands
anderer großer Landschaftsmaler und wurde sehr spät Mitglied der Akademie. Er
stand Turner niemals nahe und beschrieb ihn einst mit den berühmt gewordenen
Worten, er sei „uncouth, but has a wonderful range of mind“.
GEORGE O’BRIEN WYNDHAM, DRITTER EARL VON EGREMONT (Patrick
Godfrey) (1751–1837) war ein bedeutender Mäzen zeitgenössischer britischer Kunst
und ein Experte für Landwirtschaft.
JOHN RUSKIN (Joshua McGuire) (1819–1900) – Kunstkritiker, Künstler und
Sozialkritiker. Er genoss seine Ausbildung zu Hause, die sehr intensiv, aber auch
21
ohne Kontakt zu Gleichaltrigen war. Seine Familie war viel auf Reisen, um sich
Architektur und Kunst anzusehen. Im Alter von 27 Jahren verteidigte er Turner gegen
heftige Angriffe; später schrieb er eine großangelegte Verteidigung in seinem Buch
„Modern Painters“. Turners Verhältnis zu diesem jungen, sehr ernsthaften, aber
selbsternannten Verfechter war jedoch ambivalent. Bekannt war zudem, dass seine
Ehe mit Effie Gray unglücklich war.
J.J.E. MAYALL (Leo Bill) (1813–1901) stammte ursprünglich aus Lancashire. Nach
einigen Jahren in Philadelphia, wo er als Fotograf und Daguerreotypist arbeitete,
kehrte er nach London zurück, um dort ein Geschäft zu eröffnen. Dort wurde er
immer für einen Amerikaner gehalten. Queen Victoria, die er einmal ablichtete,
beschreib ihn danach als den seltsamsten Mann, den sie je gesehen habe. Turner
besuchte ihn mehrmals. Von ihm sind allerdings keine Fotos erhalten.
QUEEN VICTORIA (Sinéad Matthews) (1819–1901) war selbst eine sehr talentierte
Künstlerin und besuchte jedes Jahr die Sommerausstellung der Royal Academy.
Eine besondere Vorliebe hatte sie für den Maler und Bildhauer Edwin Landseer, von
dem die Löwen stammen, die die Nelsonsäule auf dem Trafalgar Square umstellen.
Sie konnte Turners Arbeiten nicht ausstehen, und bis heute ist in der Royal
Collection keines seiner Werke zu finden.
JOSEPH GILLOTT (Peter Wight) (1799–1872) war Hersteller von Schreibfedern und
Kunstmäzen. Noch heute sind seine Schreibfedern weltberühmt. Er bot Turner
100.000 Pfund für sein Gesamtwerk. Das Angebot lehnte Turner ab.
22
STIMMEN ZU TURNER
„[Turner] muss wegen seiner Werke geliebt werden; denn seine Person ist nicht
bemerkenswert noch seine Konversation brillant.“
Edward Dayes, Maler, 1805
„... er ist ungehobelt, besitzt aber eine große Reichweite des Geistes.“
John Constable, Maler, 1813
„Turner hat einige goldene Visionen, herrlich und schön; es sind nur Visionen, aber
sie sind doch Kunst, und man könnte mit solchen Bildern leben und sterben...“
John Constable, Maler, 1828
„J.M.W. Turner ist der einzige Mann, der jemals ein vollständiges Transkript des
gesamten Systems der Natur präsentiert hat und ist, in dieser Hinsicht, der einzige
perfekte Landschaftsmaler, den die Welt jemals gesehen hat ... Unter uns lebt und
malt für uns der größte Maler aller Zeiten, ein Mann, mit dessen überlegener Kraft
kein Intellekt der Vergangenheit für einen Moment verglichen werden kann.“
John Ruskin, Schriftsteller und Kunsthistoriker, 1843
„Von all den unbekümmerten und fröhlichen Wesen, die ich kannte, war Turner am
meisten so; und das Lachen und der Spaß, wenn er in unserem Hause wohnte,
waren unvorstellbar, besonders im Kontakt mit den jugendlichen Mitgliedern unserer
Familie ... Er war ein fester, liebevoller Freund bis an sein Lebensende; seine
Gefühle waren selten an der Oberfläche zu sehen. aber sie waren tief und dauerhaft.
Niemand würde gedacht haben, wie stark unter dem recht rauen und kalten Äußeren
die darunter verborgenen Gefühle waren.“
Clara Wells Wheeler, Freundin Turners, 1850er Jahre
„Und dies ist die Lehre aus all diesen bewundernswerten Bildern – das von ihnen
hervorgerufene Gefühl, dass ein Idealismus wie der Turners als seine wichtigste
Bedingung für die Schönheit die Tatsache voraussetzt, dass sie auf einer Solidität
der Ausführung beruht, die sich fast der letzten Analyse verweigert.“
Henry James, Schriftsteller, 1878
23
„Dies sind nicht länger Bilder, sondern Ansammlungen von Farben, Steinbrüche
wertvoller Steine, Gemälde in der schönsten Bedeutung des Wortes.“
Paul Signac, Maler, 1898
„Ich versuche, etwas ‚anderes‘ zu tun – Realitäten, in gewisser Weise – etwas, was
die Narren ‚Impressionismus‘ nennen, ein Ausdruck, der völlig unangebracht ist, vor
allem von Kritikern, die nicht zögern, ihn auf Turner, den größten Rätselschöpfer in
der ganzen Kunst, anzuwenden.“
Claude Debussy, Komponist, 1908
„Turner lebte in einem Keller. Einmal die Woche ließ er die Fensterläden plötzlich
aufreißen, und dann – was für ein Leuchten! Was für ein Blenden! Welche Juwelen!“
Henry Matisse, Maler, 1908
„Turner war bereit, die Grenzen seiner Bühne zu erschüttern, die Portiken beiseite zu
schieben und die Grenzen des Meeres aufzulösen.“
André Masson, Maler und Bildhauer, 1949
„Dieser Typ Turner, er hat viel von mir gelernt.“
Mark Rothko, Maler, 1966
„Der Abstrakte Expressionismus war vor 160 Jahren gesund und munter. Diese Art
der Vision – die dem Impressionismus und dem Abstrakten Expressionismus zeitlich
vorangeht – ist, meine ich, außergewöhnlich. ... [Der späte Turner] ist einem Blick ins
Universum nicht unähnlich. Auf der einen Seite scheint es einen zu verkleinern, da
es die Einzigartigkeit des Selbst auflöst, es ist aber auch überwältigend.“
James Turrell, Lichtkünstler, 2000
Die Stimmen stammen aus
SHANES,
Eric (2008). Das Leben und die Meisterwerke
von J.M.W. Turner. New York: Parkstone Press International, S. 242–247.
24
KLEINE WERKSCHAU
The following works are part of the National Gallery Collection and if media would like
to use them for publicity purposes should contact the National Gallery Press Office
on 0207 747 2865 / [email protected]
The Fighting Temeraire tugged to her last berth to be broken up, 1838
Short title: The Fighting Temeraire
1839
Oil on canvas
90.7 x 121.6 cm
Turner Bequest, 1856
Rain, Steam, and Speed - The Great Western Railway
1844
Oil on canvas
91 x 121.8 cm
Turner Bequest, 1856
25
The following images are from the Tate Press Office, and are accepted under the
following terms and conditions:
That the reproductions are accompanied by the name of the artist, the title and
date of work, the owner credit line, the copyright holder and photocredit;
That the reproductions are not cropped, overprinted, tinted or subject to any
form of derogatory treatment without the prior approval of the copyright owner;
That the images are only reproduced to illustrate an article or feature
reviewing or reporting on Mr. Turner (section 30(i) and (ii) of the Copyright,
Designs and Patents Act 1988); That any reproductions that accompany an
article are not used for marketing or advertising purposes; that transparencies
are returned to the Tate Press Office immediately after use
No more than five images are reproduced to accompany any online article or
online review and images are sized at a maximum of 72 dpi.
Front Covers
The use of images for front covers may attract a fee and will require the prior
authorisation of the owner and copyright holder of the work. Please contact Tate
Press Office for such use.
Please also contact Tate Press Office if you have any queries about the orientation of
images
Call 020 7887 8730/32/4939
Fax 020 7887 8729
email: [email protected]
26
Snow Storm – Steam-Boat off a Harbour’s Mouth
exhibited 1842 Oil paint on canvas
support: 914 x 1219 mm frame: 1233 x 1535 x
145 mm painting
Tate. Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856
Death on a Pale Horse (?) c.1825-30
Oil paint on canvas
support: 597 x 756 mm frame: 776 x 940 x 68 mm
Tate. Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856
Norham Castle, Sunrise c.1845 Oil
paint on canvas support: 908 x 1219
mm frame: 1060 x 1370 x 70 mm
Tate. Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856
27
Snow Storm: Hannibal and his Army Crossing the Alps
exhibited 1812 Oil on canvas
1460 x 2375 mm
Tate. Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856
The Fall of an Avalanche in the Grisons exhibited 1810
Oil paint on canvas
902 x 1200 mm
Tate - Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856
28
Staffa, Fingal's Cave (1831 to 1832)
Oil on canvas
35 3/4 x 47 3/4 inches (90.8 x 121.3 cm) Frame: 44 3/4 x 57 x 3 1/2 inches (113.7 x 144.8 x 8.9 cm)
Accession Number B1978.43.14
From Yale Center for British Art, Paul Mellon Collection
(Unrestricted reproduction rights under Yale University’s Open Access Policy)
Slave Ship (Slavers Throwing Overboard the Dead and Dying,
Typhoon Coming On) For reproduction rights, please contact the
Museum of Fine Arts, Boston
Calais Sands, Low Water, Poissards Collecting Bait
For reproduction rights, please contact Bury Art Museum
29
AUSGEWÄHLTE PRESSESTIMMEN
„Es wäre einfach, die Leinwand mit Turner-Landschaften zu füllen oder die
experimentelle Maltechnik Schicht für Schicht in Animation zu simulieren. Doch Leigh
hat das nicht nötig. Wenn ihm in der Inszenierung des nach intensiven
Naturerfahrungen hungrigen Turner (Timothy Spall) typische Turner-Ansichten
gelingen, stehen sie nur wenige Sekunden. Lässig wischt er die wunderbarsten
Landschaftsbilder beiseite, denn sie können ohnehin kein Äquivalent für Malerei sein.
Nicht umsonst gilt Leigh als bester Schauspieler-Regisseur der Insel. Hier füllt er mit
einem exzellenten Ensemble ein historisches Tableau, jedoch keine Nebenfigur wirkt
neben der schillernden Künstlerfigur wie Staffage.“
Frankfurter Rundschau
„Leigh hat uns einen Menschen in seiner Epoche gezeigt, die uns in manchem ganz
nah ist. (...) Leigh zeigt uns das sehr genau, er will uns nahe heranholen an seine
Geschichte und gleichzeitig die Distanz zu jener Epoche spürbar machen. Es ist ein
faszinierend kunstvoller Film in dieser Verbindung von äußerster Schönheit bei
größter Hässlichkeit.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Die Bilder, die Mike Leigh für all das gefunden hat, die sind manchmal wirklich
aufregend, der ganze Film ist von einer müden Sonne durchstrahlt, von gelblichem
Licht, und wenn man die Augen zusammenkneift, dann lebt Mike Leighs ‚Turner‘ – in
einem Gemälde von William Turner."
Süddeutsche Zeitung
„Sein Herzensprojekt ‚Mr. Turner‘, wie immer ohne Drehbuch mit den Schauspielern
erarbeitet, führt nachhaltig unmittelbar in ein fremdes Leben und eine sehr
vergangene Zeit – ein neuer Meilenstein der Filmgeschichte.“
Der Tagesspiegel
„‚Mr. Turner‘ ist ein Ausreißer von Mike Leigh aus seinem sozialrealistischen Umfeld
und ein durchaus willkommener."
Die Welt
30
„Mr. Turner: Rüpel, Grantler, Poet – schöner und lebendiger kann Kunst im Kino
kaum sein."
ARD, ttt – Titel Thesen Temperamente
„Eine darstellerische Glanzleistung von Timothy Spall und einer der Höhepunkte des
Wettbewerbs von Cannes.“
BR, Kino Kino
„Zwar sieht man den Ausnahmekünstler auch beim Spachteln, Tupfen und Mischen
seiner Farben. Doch Leigh betreibt weder Volkshochschulaufklärung, was Turner für
die Kunstgeschichte bedeutet, noch versucht er, im Leben des kauzigen Mannes
eine Erklärung für dessen Genie zu finden. Wir sehen ihm einfach beim Leben,
Lieben und Malen im London Mitte des 19. Jahrhunderts zu.“
SPIEGEL ONLINE
„Es herrschen wirklich finstere Zustände in diesem England, aber William Turner ist
auf der Suche nach dem Licht. Darin ähnelt er durchaus dem britischen Filmemacher
Mike Leigh. Auch er suchte in vielen seiner Filme nach dem Hellen in der sozialen
Düsternis, vor allem der Thatcher- und Post-Thatcher-Ära. Es ist, wenn man so will,
seine Spezialität. So gesehen verwundert es nicht, dass er ausgerechnet Turner zum
Protagonisten seiner historischen Filmbiografie macht, diesen romantischen Maler,
der gemeinhin als Meister des Lichts bezeichnet wird.“
ZEIT ONLINE
„Spall, der Mann mit diesem fabelhaft knittrigem Gesicht, lässt uns an jedem noch so
kleinen Gedanken teilhaben, der Turner durch den Kopf geht, und an jedem
Zusammenzucken seiner erschöpften Glieder. Es gelingt ihm, das Wesen eines
Mannes zu zeigen, der getrieben ist von seiner Begabung und seiner Leidenschaft,
die er selbst aber nicht gänzlich versteht – ein aufbrausendes, kompliziertes und
unverständlich grunzendes Gemüt, das sich in der Malerei derart präzise ausdrücken
kann wie nirgends sonst.“
Variety.com
31
„Was für ein prächtiger Film dies ist. Er ist lustig und visuell makellos, in ihm
verbinden sich häusliche Intimität und epischer Schwung, zudem besitzt er eine
lyrische, fast schon geheimnisvolle Qualität, die jede einzelne Szene belebt, sei sie
nun tragisch oder komisch.“
theguardian.de
„Dank seines Kameramanns Dick Pope ist Mike Leigh der Übergang zwischen
Fotografie und Malerei gelungen, die ihre Formen langsam verlor, ja sogar auflöste.
Der Himmel über England, der Londoner Nebel, die Sonnenuntergänge über der
Mündung der Themse, diese Phänomene sind noch immer spürbar real, obwohl sie
zugleich das Geheimnis in Turners Malerei streifen.“
lemonde.fr
„‚Mr. Turner‘ ist ein brillanter und bewegender Film über einen der größten Künstler
Großbritanniens, im Zentrum die meisterliche Darbietung von Timothy Spall in der
Rolle seines Lebens.“
thehollywoodreporter.com
32

Documentos relacionados