Elche 2014/15 (Psychologie)

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Elche 2014/15 (Psychologie)
Erasmusbericht Elche, Spanien 2014/2015
Psychologie
„Caminante, no hay camino, se hace camino al andar.“ Übersetzt bedeutet das: „Reisender,
es gibt keine Wege, Wege entstehen im Gehen.“ Dieses Zitat von Antonio Machado leitete
mein Bewerbungsschreiben für das Auslandssemester in Elche, Spanien ein. Eine Zeit lang in
einem neuen Land mit fremder Kultur zu leben und sich dort in das alltägliche Leben
einzugliedern bedeutet für mich Herausforderung und Bereicherung zugleich. Im Rahmen
des Auslandssemesters habe ich mich für die Stadt Elche entschieden, da sie mir von der
Lage und Größe gut gefallen hat.
Stadt: Elche ist eine typische spanische Stadt mit etwas mehr als 250.000 Einwohner im
Inland von Spanien. Sie befindet sich in der Comunidad de Valencia und ist ca. 30km von
Alicante entfernt. Hauptaugenmerk liegt auf den 200 000 Palmen, die seit dem Jahr 2000
zum Unesco-Weltkulturerben zählen, der Basilika Santa Maria und auf dem Garten „Huerto
del Cura“. Das Klima zeichnet sich durch milde Winter und heiße Sommer aus, Regen fällt
nur selten und meistens im Frühling oder Herbst. Auf der Homepage der Stadt gewinnt man
einen guten ersten Eindruck von Elche und seinen Kultur- und Sportangeboten:
http://www.visitelche.com/en/german/ (01.03.2015).
Vorbereitung des Auslandssemesters: Vor der Abreise ist es wichtig, alle Dokumente des
International Office und der Gastuniversität auszufüllen. Im Learning Agreement werden alle
Kurse angegeben, die man vor Ort belegen möchte und seit Neuestem muss auch
angegeben werden, ob man diese bei erfolgreichem Abschluss von der Heimatuniversität
anrechnen lassen möchte. An der Universität in Elche ist Alfredo Pellín García
([email protected]) zuständig für die Immatrikulation und Organisation der Anliegen der
Gaststudenten. Ein Tipp ist, schon vor dem eigenen Aufenthalt der Facebook-Gruppe für die
ankommenden Erasmusstudenten beizutreten, da dort die Möglichkeit besteht, Fragen und
Tipps bezüglich der Wohnungssuche und der Kurswahl auszutauschen.
Ankunft: Sobald man in Elche angekommen ist, empfiehlt es sich im Rektorat der Universität
vorbeizuschauen und seine Aufenthaltsbestätigung unterschreiben zu lassen. Dort bekommt
man einen Stadtplan und eine Übersicht der Gebäude des Campus in Elche. Öffnungszeiten
der „Oficina de Relaciones Internacionales“, kurz ORI, sind Montag bis Freitag von 9.00 14.00Uhr.
Außerdem bietet es sich an, sich eine spanische SIM-Karte zu kaufen. Mit meinem PrepaidHandyvertrag „La del Uno“ für sechs Euro im Monat mit 4G Internet bei Yoigo (Avenida de
Alicante 64) war ich sehr zufrieden.
Universität: Die Miguel-Hernández-Universität Elche, kurz UMH, besteht aus vier
verschiedenen Campi. Neben Elche als Hauptstandort gibt es noch weitere Standorte in Sant
Joan d'Alacant, in Altea und in Orihuela. Je nach Studiengang entscheidet sich, wo die
Lehrveranstaltungen stattfinden.
Die Kurse finden immer entweder im ersten oder im zweiten „Cuatrimestre“ statt. Beim
Ausfüllen des Learning Agreement muss dies unbedingt berücksichtig werden.
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Die Organisation der Kurswahl und der Gruppenbildungen war ein sehr aufwendiger Prozess,
welcher sich über den ersten Monat des Semesters hinzog. Möchte man Kurse aus
verschiedenen Studienjahren belegen, muss man für jeden einzelnen Kurs eine passende
Praktika-Gruppe finden, die sich mit den anderen Zeiten nicht überschneidet. Auch für die
Gruppenbildung und Organisation unter den Studenten der verschiedenen Jahrgänge gibt es
Facebook-Gruppen. Ich empfehle sehr, ihnen für diese Zeit beizutreten. In Spanien gibt es
nicht wie in Deutschland die Aufteilung in Module, die aus Vorlesungen und Seminaren
bestehen, sondern aus Fächern, welche sich zu einem Prozentsatz, meist zu 70% aus dem
theoretischen Anteil und zu 30% aus dem praktischen Anteil zusammensetzten.
Was mir am spanischen Lehrsystem gut gefallen hat, war, dass die Praktika sehr angewandt
und herausfordernd waren. In der Theorie Gelerntes wurde sofort an ausgewählten
Beispielen umgesetzt und dadurch weiter vertieft. Um ein Fach erfolgreich abzuschließen,
sind das Bestehen einer theoretisch angelegten schriftlichen Prüfung und das Abgeben einer
Gruppenarbeit im praktischen Anteil erforderlich.
Um den Auslandsstudenten einen leichten Einstieg in ihr neues Umfeld zu erleichtern, gibt
es an der UMH das Buddy-System. Das bedeutet, dass jedem Erasmusstudent ein bis zwei
Studenten, vorzugsweise desselben Studiengangs, von der Gastuniversität zugeteilt werden.
Meine beiden Buddies haben mich bei der Kurswahl beraten und mir in den ersten Tagen die
Stadt gezeigt und auch im Laufe des Semesters haben wir uns immer wieder auf einen Kaffee
getroffen und sind zusammen ins Kino oder an den Strand gefahren. Das war eine total
große Hilfe und ein schönes Empfangenwerden in Elche!
Fachspezifisches: Die Kurse des Studiengangs Psychologie finden immer morgens zwischen
neun und fünfzehn Uhr statt. Es gibt an der UMH ein Angebot an Fächern, die in Würzburg
im dreijährigen Bachelor nicht berücksichtigt werden. Beispiele hierfür sind Fächer wie
„Psicología de la Rehabilitación“ und „Liderazgo y Gestión de Equipos“, welche im vierten
Jahr angeboten werden. Die Betreuung durch die Dozenten war angemessen und hilfreich.
Es wurden ohne große Umstände Gruppenzuordnungen geändert und Fragen beantwortet,
ganz egal ob direkt vor Ort oder per Email.
Sprache: Als Student in Elche ist es wichtig, über grundlegende Spanischkenntnisse zu
verfügen, da jegliche Konversationen auf Spanisch geführt werden. In der Regel wird
Castellano gesprochen. Valenciano ist ein Dialekt des Katalans und wird nur wenig und
vermehrt auf dem Land gesprochen, so dass es als Auslandsstudent nicht notwendig ist, die
Sprache zu beherrschen. Die Vorlesungen sind in der Regel gut verständlich, wenn man von
gezieltem Fachjargon und diversen Akzenten der Professoren absieht. Bei Prüfungen dürfen
Wörterbücher als Hilfe genutzt werden. Angebote auf Englisch finden an der UMH nicht
statt. Kommilitonen und Professoren begegnen Auslandsstudenten jedoch immer mit viel
Wohlwollen und Geduld, auch wenn man anfangs noch etwas unsicher ist.
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Wohnungssituation: Die Wohnungssituation in Elche ist von Deutschland recht schwer
einzuschätzen. Vor Ort stellt man fest, dass das Angebot breiter ist als in Würzburg. Die
Mietpreise schwanken zwischen 120 und 200 Euro plus Nebenkosten, je nach Lage und
Größe. Die Viertel, die sich am besten für Studenten der UMH eignen, sind das belebte
Universitätsviertel „Altabix“ und das Viertel im Zentrum von Elche. Beide befinden sich auf
derselben Flussseite wie die Universität und bilden so den Mittelpunkt des alltäglichen
Lebens.
Die Universität selbst verfügt über keine Studentenwohnheime, besitzt aber ein Portal, über
welches freie Zimmer vermittelt werden. Das Portal heißt „Programa Nido“ und gleicht der
deutschen Homepage „WG gesucht“. Im Grunde genommen findet man zwei Arten von
Wohngemeinschaften, entweder WGs von Erasmusstudenten gegründet oder WGs
spanischer Studenten, die ein freies Zimmer untervermieten. Bei Ersteren kommt es häufig
vor, dass man die anderen Mitbewohner nicht kennenlernt, bevor man sich für oder gegen
die Wohnung entscheiden muss, da der Vermieter die Zimmer einzeln vergibt, ohne
Absprache mit den anderen Mietern.
Anfangs stellt sich die Frage, ob man nach Alicante oder Elche ziehen möchte. Auf den ersten
Blick scheint Alicante die attraktivere Stadt zu sein. Sie liegt direkt am Meer und verfügt über
ein größeres Angebot an Studienaktivitäten. Allerdings erkennt man schnell, dass das Leben
vor Ort und ohne tägliches Pendeln eine Reihe von Vorteilen mit sich bringt. Für mich war es
eine gute Entscheidung in Elche zu wohnen, da ich dort meine sozialen Kontakte hatte und
sich das ganze Leben dort abspielte
Freizeit-/Erasmusprogramm: Im Rahmen von Erasmus gibt es über das Semester verteilt
immer wieder Aktivitäten, die speziell für die Auslandsstudenten organisiert werden. Einmal
pro Semester gibt es eine Fahrt in eine spanische Stadt, in welcher sich alle
Erasmusstudenten, die gerade in Spanien studieren, treffen, um gemeinsam die Stadt
kennenzulernen und Feiern zu gehen. Wir waren für drei Tage in Sevilla, einer
wunderschönen und sehenswerten Stadt.
In Elche selbst wurden internationale Essen, eine Ruta de Tapas, um einen Einblick in die
verschiedenen Tapasbars in Elche zu bekommen und gemeinsame Ausgehabende
organisiert.
Spezielle Tipps für Elche: In meiner Zeit als Erasmusstudentin habe ich so manche Plätze und
Bars sehr liebgewonnen und möchte sie in diesem Rahmen gerne mit möglichen Nachfolgern
teilen.
Am Mittwoch zum Beispiel ist für Studenten mit Ausweis freier Eintritt im alten Stadtkino
„Odeon“. Bei den Filmen handelt es sich meistens um Komödien oder Dramen, welche in
den letzten Jahren in den Kinos liefen. Am Sonntag sind die meisten Museen in Elche für
Studenten kostenlos, zum Beispiel das Kunstmuseum oder das Archäologische Museum.
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Meine absolute Lieblingsbar war „El Trastero”. Die Taparía befindet sich am Plaza de
Glorieta, gegenüber von dem Frozenyogurt „Laollao“. Dort gibt es eine Auswahl spanischer
Tapas sowie eine große Auswahl an Montaditos (kleine belegte Baguettebrötchen), welche
super lecker schmecken. Mittwochs gibt es die Montaditos für nur einen Euro! Schön an
Elche ist, dass man zugleich sehr günstig und sehr lecker Essen gehen kann.
Fazit: Ein Auslandssemester in Elche kann ich wärmstens weiterempfehlen. Es ist eine Stadt
mit ganz eigenem einheimischen Flair und einer Universität, an welcher man mit offenen
Armen empfangen wird. Bei den Auslandsstudenten untereinander herrschte ein sehr
herzliches Klima, es wurde ausschließlich Spanisch gesprochen und viel gemeinsam
unternommen. Wir haben die günstigen Preise in Cafés und Bars sehr genossen und uns
regelmäßig auf ein paar Cañas (kleine Biere für 1,20 €) oder auf ein Glas guten spanischen
Rotwein getroffen.
Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass Elche im Vergleich mit größeren Städten wie Madrid
oder Barcelona weniger Sehenswürdigkeiten und Ausgehmöglichkeiten zu bieten hat. Was
nicht bedeutet, dass es langweilig wird. Heiße Sommertage laden dazu ein, an einen der
umliegenden Strände zu fahren und die Nähe zum Meer zu genießen. Bis weit in den
Oktober hinein ist das Meer warm genug zum Baden. Man kann die kleine Insel „Isla de
Tabarca“ vor Santa Pola besichtigen oder ein Eis in der Eisdiele Livanti, der besten weit und
breit, in der Innenstadt von Alicante genießen. In Murcia, eine knappe Zugstunde von Elche
entfernt, gibt es ein sehr schönes altes Casino mit toll hergerichteten Sälen, dessen
Besichtigung sich wirklich lohnt.
İTe echo de menos Elche!
Bei Fragen könnt Ihr mir gerne schreiben.
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