Der Weg von A nach B führt immer öfter über Multimedia

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Der Weg von A nach B führt immer öfter über Multimedia
Der Weg von A nach B
führt immer öfter über
Multimedia
unterwegs
Navigationsgeräte können mehr als
nur den Weg von A nach B anzeigen. Sie unterstützen den Fahrer,
schaffen Sicherheit, warnen ihn vor
Staus und unterhalten ihn, wenn er
trotzdem in einen Stau gerät. Die
Navigationsgeräte entwickeln sich
zu Multimediazentralen.
Text: Roger Hausmann
Kaum noch ein Auto, ob gross oder klein, ohne Navigationsgerät: Herr und Frau Schweizer suchen sich den schnellsten
oder direktesten Weg immer häufiger dank GPS. In den letzten vier Jahren ist der Markt für mobile Navigationsgeräte
buchstäblich explodiert. Vor Weihnachten 2007 verkaufte
der Online-Shop amazon.de beispielsweise mehr Navigationsgeräte als Digitalkameras oder iPods. Das dürfte dieses
Jahr kaum anders sein. Das hat drei einfache Gründe: Die
Geräte sind kleiner, preiswerter und einfacher zu bedienen
als früher. Aus dem Gadget von einst ist ein für viele Automobilisten unentbehrlicher Helfer im Alltag geworden, der
sie unterstützt, sicherer zu fahren. Zum Beispiel mit dem
Fahrspurassistenten, der inzwischen fast Standard ist, oder
Warnhinweisen vor gefährlichen Kurven.
Zusatzfunktionen machen den Unterschied
Ihre wichtigste Aufgabe, den Weg von A nach B zeigen,
erfüllen heute alle Navigationsgeräte ohne grössere Schwierigkeiten. Sie finden die Satelliten dank empfindlicherer
GPS-Empfänger problemlos, selbst kurz nach der Ausfahrt
aus einem Tunnel oder mittendrin im dichtesten Grossstadtdschungel. Weil die meisten Geräte vergleichbar sind und fast
alle mit dem Kartenmaterial derselben Anbieter (Navteq und
Tele Atlas) arbeiten, entwickeln die Hersteller immer wieder
neue Zusatzfunktionen, um sich von ihren Konkurrenten zu
unterscheiden. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Internet,
nicht nur um die Karten zu aktualisieren.
Via PC Informationen aufs Navi laden
Das Internet ist für Navigationsgeräte eine Fundgrube an
Informationen. Genauer gesagt an Geoinformationen wie POI,
den Points of Interest. Das können Sehenswürdigkeiten, Restaurants oder die nächstgelegene Tankstelle sein. Fast alle
Hersteller halten ihre Karten über Internet auf dem Laufenden
und füttern ihre Geräte mit Informationen. Sie lassen zudem
teilweise auch ihre Kunden mitarbeiten. Weil bis heute (noch)
kein Navigationsgerät online geht, müssen alle Daten über
den Computer auf das Navigationsgerät geladen werden.
Eher früher als später werden sich Navigationsgeräte diese
Informationen selber herunterladen können.
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unterwegs
Verkehrsinformationen werden
noch präziser
Navigationsgeräte sind Multimediazentralen
und Reiseführer
in einem. Sie
werden zudem
immer intelligenter und sagen Reisezeiten
präziser voraus.
Navigationsgeräte beziehen Verkehrsinformationen über TMC.
Diese Informationen sind in der Regel leicht zeitverzögert und
nur für Autobahnen, Hauptstrassen oder andere wichtige
Strassen verfügbar. Einen neuen Ansatz wählt TomTom, einer
der grössten Hersteller von Navigationslösungen, mit HD Traffic.
Die Idee ist an und für sich einfach: Die Bewegungsmuster von
Mobiltelefonen werden mit diversen Verkehrsinformationsquellen kombiniert, um Staus früh zu erkennen und reagieren zu
können. Im HD-Traffic-Empfänger stecken ein GPRS-Modul und
ein SIM-Karten-Steckplatz, um unterwegs aktuelle Verkehrsdaten zu empfangen. HD Traffic soll mehr Strassen abdecken und
genauer sein als andere Verkehrsinformationssysteme. Für die
Sammlung der anonymisierten Bewegungsmuster der Mobiltelefone in der Schweiz arbeitet TomTom mit Swisscom zusammen. Die ersten Geräte sollen im Herbst auf den Markt kommen,
die TomTom LIVE Services (HD Traffic-Stauinformationen, lokale
Suche mit Google, Sicherheitswarnungen, Wetterberichte)
Ein Reiseführer, der immer aktuell ist
Einzelne Hersteller gehen einen Schritt weiter und rüsten ihre
Navigationsgeräte schon in der Fabrik mit einem multimedialen Reiseführer aus. Falk setzt beispielsweise auf Marco Polos
Know-how und stellt einige hundert europäische Städte mit
über einer Million Points of Interest in Text, Bild und Ton vor.
Der Reiseführer kann über die eigene Website laufend aktualisiert oder über Google Earth mit aktuellen Bildern ergänzt
werden 14.95 Franken im Monat kosten.
werden. Andere Hersteller arbeiten mit vergleichbaren
Lösungen, um die Qualität und Tiefe der Geoinformationen
ihrer Navigationsgeräte zu verbessern und die Daten aufzuwerten.
Reisende stehen nie gerne im Stau. Navigationsgeräte mit
TMC (Traffic Message Channel) warnen vor hohem Verkehrsaufkommen. Sie beziehen ihre Informationen über RDS-TMC
von Viasuisse www.viasuisse.ch, einen digitalen Datenkanal,
über den überregionale UKW-Sender aktuelle Stauinformationen senden. In der Schweiz verbreitet SRG SSR idée suisse
das TMC-Signal über die Sender der ersten und dritten UKWSenderkette. Navigationsgeräte empfangen und berücksichtigen die Staumeldungen und berechnen auf ihrer Grundlage
die optimale Ausweichroute.
Die Multimediazentrale auf vier Rädern
Jetzt im Kino. Und auf
www.cineman.ch
Wer trotz TMC in einen Stau gerät, kann sich mit seinem
Navigationsgerät die Zeit vertreiben. Heute haben die meisten
Geräte genügend grosse Speicher, um mehr als nur Karten zu
speichern. Das Tomtom Go 910 etwa hat eine 20-GB-Festplatte
und braucht für das Kartenmaterial (Europa, USA, Kanada) 8
Gigabyte. Da bleibt noch genügend Platz für die Red Hot Chili
Peppers, «The Appeal» von John Grisham und die Ferienfotos
übrig. Die teuren eingebauten Systeme spielen sogar Videos
ab – diese Navigationsgeräte sind Multimediazentralen und
fast zu schade, um nur den Weg von A nach B anzuzeigen.
Sobald sich der Stau aufgelöst hat, zeigen die Orientierungshelfer andere Stärken. So funktionieren neue Navigationsgeräte auch als Freisprecheinrichtung für das Mobiltelefon. Die
Sprachqualität ist genügend, wenn das Gerät über einen FMTransmitter an das Autoradio angeschlossen ist – ausser in
Ballungsgebieten, wo Frequenzen knapp sind. Wer viel in der
Stadt Auto fährt, sollte das Navigationsgerät über ein Kabel
an das Autoradio anschliessen, dann ist die Sprachqualität
gleich bleibend hoch. Auch die MP3-Sounds klingen besser.