Politische Ämter: Das Ephorat

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Politische Ämter: Das Ephorat
Universität Paderborn
Sommersemester 2009
GS Die Verfassung der Spartaner
Dozentin: Ulrike Schroer
Raphael Leppi n
Politische Ämter: Das Ephorat
Leitfragen:
1) Welche Aufgaben hatte das Ephorat ?
2) Wer waren die Mitglieder des Ephorats ?
3) Wie läßt sich das Ephorat im Kontext anderer politischer Organe einordnen ?
Xen. Lak. Pol. VIII, 1-5
(1) Dass man nun in Sparta ganz besonders den Amtsträgern und den Gesetzen
gehorcht, wissen wir alle. Ich freilich glaube, dass Lykurg nicht früher daran ging,
diese gute (staatliche) Ordnung einzuführen, bevor er die Mächtigsten in dieser Stadt
für seine Ansichten gewonnen hatte.
(2) Ich folgere dies daraus, dass in den anderen Städten die Mächtigeren nicht einmal
den Anschein erwecken wollen, sie fürchteten die Amtsträger, sondern glauben, dies
sei eines freies Mannes unwürdig; in Sparta dagegen zeigen die Mächtigsten den
größten Respekt vor den Amtsträgern und brüsten sich damit, dass sie unterwürfig
sind und dass sie, wenn sie gerufen werden, schnell, nicht aber gemächlich gehorchen,
da sie glauben, dass, wenn sie selbst damit beginnen, entschlossenen Gehorsam zu
zeigen, auch die anderen nachfolgen; dies ist auch geschehen.
(3) Es ist denn wahrscheinlich, dass ebendiese die Macht des Ephoren
mitbegründeten, da sie erkannten, dass Gehorsam das größte Gut sei - sowohl in der
Stadt als auch im Heer und im Hause. Denn je größere Macht ein Amt habe, um so
mehr, meinten sie, schüchtere es die Bürger ein, um sie zum Gehorsam anzuhalten.
(4) Die Ephoren sind imstande zu strafen, wen sie wollen, sie sind bevollmächtigt, auf
der Stelle ein Bußgeld einzutreiben, Amtsträger während ihrer Amtszeit abzusetzen,
ins Gefängnis zu werfen und auf Leben und Tod anzuklagen. Da sie eine große Macht
haben, lassen sie nicht wie in den anderen Städten die jedes Mal gewählten
(Amtsträger) das ganze hindurch ihre Handlungen nach Gutdünken ausführen,
sondern - wie die Tyrannen und die Aufseher über die gymnastischen Wettkämpfe strafen einen Missetäter augenblicklich, wenn sie eines widerrechtlichen Handelns
gewahr werden.
(5) Bei den vielen weiteren trefflichen Mitteln, durch die Lykurg die Bürger
veranlassen wollte, bereitwillig den Gesetzen zu folgen, scheint mir unter den
trefflichsten auch dieses zu zählen, dass er nicht früher dem Volk die Gesetze
übergab, bevor er mit den Mächtigsten nach Delphi gegangen war und den Gott
gefragt hatte, ob Sparta größeren Nutzen und Vorteil daraus ziehe, wenn es den von
ihm gegebenen Gesetzen gehorche. Da dieser nun weissagte, es sei in jeder in jeder
Hinsicht besser, übergab er seine Gesetze; auf diese Weise schrieb er fest, es sei nicht
nur gesetzeswidrig, sondern auch frevlerisch, den von dem pythischen Orakel in
Delphi sanktionierten Gesetzen nicht zu gehorchen.
Xen. Lak. Pol. XI, 1-2:
(1) Dies sind nun die Vorzüge (des spartanischen Staates), die Friedens- wie
Kriegszeiten gemeinsam sind. Wenn aber jemand wissen will, in welcher Hinsicht
Lykurg das Kriegswesen besser eingerichtet hat als die übrigen Städte, so kann er dies
auch vernehmen.
(2) Die Ephoren also geben die Jahrgänge bekannt, die ins Feld ziehen müssen,
zunächst sowohl für die Reiter als auch für die Fußsoldaten, dann ebenfalls für die
Handwerker, so dass die Lakedaimonier auch im Feld mit allen Dingen, die Menschen
in der Stadt gebrauchen, reichlich versorgt sind; und alle Werkzeuge, die das Heer
insgesamt benötigen mag, sind, so lautet die Vorschrift, mitzuführen, teils auf Karren,
teils auf Lasttieren, denn auf diese Weise kann Fehlendes am wenigsten unbemerkt
bleiben.
Xen. Lak. Pol. XIII, 4-5:
(4) An dem Opfer nehmen teil die polemarchoi, die lochagoi, die pentekonteres, die
stratiarchoi der Fremden, die Befehlshaber des Trosses und jeder der Anführer der
verbündeten Städte, der will.
(5) Anwesend sind darüber hinaus zwei der Ephoren, die sich allerdings nicht
einmischen, es sei denn, der König fordert sie auf; aber indem sie sehen, was jeder tut,
halten sie alle zu der erforderlichen Besonnenheit an. Wenn das Opfer beendet ist, ruft
der König alle zusammen und befiehlt, was zu tun ist, so dass man, wenn man dies
sieht, glauben könnte, alle anderen improvisierten nur in militärischen Dingen,
während die Lakedaimonier allein die Kunst der Kriegsführung beherrschten.
Xen. Lak. Pol. XV, 6-7:
(6) Und ein See nahe dem Hause bietet Überfluss an Wasser; dass auch dies in
vielerlei Hinsicht nützlich ist, erkennen diejenigen eher, die es nicht haben. Und alle
erheben sich vor dem König von ihren Sitzen, nur die Ephoren nicht von ihren
Amtssesseln.
(7) Jeden Monat schwören sie einander einen Eid, die Ephoren für die Stadt, der
König für sich selbst. Der König schwört, dass er gemäß den bestehenden Gesetzen
der Stadt herrschen werde, die Stadt, dass man seine Königsherrschaft unerschüttet
erhalten werde, wenn er fest bei seinem Schwur verharre.
Hdt. 5, 39-40:
(39) (…) Anaxandrides hatte nämlich die Tochter seiner Schwester zur Frau gehabt;
obgleich er sie von Herzen liebte, wurden ihnen keine Kinder geboren. Bei dieser
Sachlage ließen ihn die Ephoren rufen und sprachen: „Wenn du auch für dich selbst
keine Vorsorge triffst, so dürfen wir doch nicht dulden, dass das Geschlecht des
Eurysthenes ausstirbt. Da deine Frau keinen Kindern das Leben schenkt, musst du sie
verstoßen und eine andere heiraten ! Dann wirst du bei den Spartanern Gefallen
finden.“ Er aber erwiderte, er werde keins von beiden tun; es sei nicht schön, ihm zu
raten, seine unschuldige Frau zu verstoßen und eine andere heimzuführen; er werde
ihnen nicht gehorchen.
(40) Darauf hielten die Ephoren und Geronten Rat und legten dem Anaxandridas
folgendes nahe: „Da wir sehen, dass du an deiner Frau hängst, entschließe dich
wenigstens zu folgendem und widersetze dich ihm nicht, falls du einen erfreulichen
Entschluss der Spartiaten gegen dich vermeiden willst ! Wir fordern nicht mehr von
dir, dass du deine Frau verstößt. Du darfst weiterhin alle Rechte gewähren. Aber du
musst eine zweite Frau in den Haus aufnehmen, die dir Kinder gebiert.“ auf diese
Forderung ging Anaxandridas ein. (…)
Plut. Lyk. 7:
Nachdem Lykurg so eine gemischte Verfassung geschaffen hatte, fanden die nach ihm
Kommenden doch die Macht der Wenigen (Oligarchie) noch allzu schrankenlos und
stark, strotzend und übermütig, und legten ihr darum, wie Platon sagt, gleichsam eine
Kandare an mit der Amtsgewalt der Ephoren, und zwar wurden etwa hundertdreißig
Jahre nach Lykurg die ersten Ephoren, Elatos und seine Kollegen, bestellt unter der
Regierung des Theopompos.(…) Ein Beweis, dass der Mann, der den Spartanern
ihren Staat geordnet und die rechte Mischung der Kräfte geschaffen hat, wirklich ein
Gottesgeschenk für sie gewesen ist.(…)
Plut. Lyk. 28:
In dem allen ist keine Spur von Ungerechtigkeit und Habsucht zu entdecken, die
manche den Gesetzen Lykurgs vorwerfen, dass sie nämlich zwar gut wären für die
Erziehung zur Tapferkeit, aber unzulänglich für die Gerechtigkeit. Der sogenannte
Geheimdienst bei ihnen jedoch, (…) der dürfte auch bei Platon diese Meinung über
den Staat und den Mann erzeugt haben.(…) Aristoteles sagt auch, die Ephoren hätten
jedes Mal, sobald sie ihr Amt antraten, den Heloten den Krieg erklärt, damit ihre
Ermordung nicht wider göttliches Recht verstoße. Auch sonst behandelten sie sie hart
und roh. (…) Ich glaube jedoch, dass derartige Grausamkeiten erst später bei den
Spartanern aufgekommen sind, besonders nach dem großen Erdbeben, welches, wie
berichtet wird, die Heloten zugleich mit den Messeniern zu einem Aufstand
benützten, dem Lande den schwersten Schaden zufügten und die Stadt in die größte
Gefahr brachten. (…)

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