Begleitmaterial - Theater an der Parkaue

Transcrição

Begleitmaterial - Theater an der Parkaue
Nichts
Janne Teller
in einer Fassung von Andreas Erdmann
nach der deutschen Übersetzung von Sigrid C. Engler
14 +
B E G L E I T M AT E R I A L Z U M S T Ü C K
Nichts
Es spielen:
Caroline Erdmann
Elisabeth Heckel
Franziska Krol Johannes Hendrik Langer Jonas Lauenstein
Denis Pöpping Regie: Roscha A. Säidow Bühne: Paul Faltz Kostüme: Katja Schmidt Musik + Komposition:
Bernhard Range Dramaturgie: Julia Schreiner Theaterpädagogik: Irina-Simona Barca / S
­ arah
Kramer Regieassistenz: Laura Kallenbach Soufflage: Franziska Fischer Inspizienz: HansJürgen Becker Technischer Direktor: Eddi Damer Bühnenmeister: Marc Lautner Licht: Thomas
Holznagel Ton + Video: Sebastian Klemke Maske: Petra Lorz Requisite: Sabine Bonin
Ankleiderei: Ute Seyer Kostümassistenz: Julia Osmers Regiehospitanz: Chiara Galesi
Premiere: 17. Februar 2012
Bühne 3 in der PARKAUE
80 Minuten
Die Aufführungsrechte liegen beim Rowohlt Theater Verlag, Reinbek.
Premierenklasse: 9d, Melanchthon-Schule / Berlin-Hellersdorf
2
Nichts
Inhalt
Vorbemerkung
4
Über die Autorin Janne Teller, die Autorin über den Roman
6
Janne Teller zu „Nichts“
(Auszüge aus dem ZEIT-ONLINE-Interview vom 05.08.2010)
Zur Inszenierung
Nichts bedeutet irgendwas – Die Figur des Pierre Anthon
7
9
9
Ich sitze im Nichts: Und lieber im Nichts sitzen als in etwas, was nichts ist! –
Was will Pierre Anthon?
10
Angst. Mehr Angst. Am meisten Angst.
10
Das Sägewerk stand dort, wo Tearing aufhörte, eine Stadt zu sein –
Der Berg als Gruppenritual
12
Wir müssen etwas unternehmen – Pierre Anthons zwangsläufiger Tod
12
Dann tun wir einfach so als ob – Theater und Bedeutung
13
Schlechter Moslem gar kein Moslem niemand – Bedeutung und Identität
14
Sprachliche Hinweise
16
Das „Nichts“ in Sprachgebrauch, Philosophie und Kunst –
Pierre Anthon als Existenzialist 18
Die Bedeutungen des Nichts 18
„Sein oder Nichtsein“ – Die Debatte um das Sein des Nichts 19
Sein, Nichts und Werden 20
Das Nichts als Erfahrung 21
Nichts in der Kunst 22
Platons Höhlengleichnis
23
Nietzsches Nihilismus
25
Übersicht
25
Nietzsche
25
Vor- und Nachbereitung mit Schülerinnen und Schülern
28
Hinweise für den Theaterbesuch
30
Impressum
31
3
Nichts
Vorbemerkung
Der Roman „Nichts – Was im Leben wichtig ist“ von Janne Teller ist sicherlich eines der am kontrovers diskutierten und umstrittensten Jugendbücher in den letzten Jahren. „Aufruf zum Nihilismus“, „Gefahr für die Jugend“ und vieles mehr wurden dem Roman und der Autorin hauptsächlich von Erwachsenen vorgeworfen, das Buch zunächst nicht publiziert. „Nichts“ hat sich
inzwischen international erfolgreich etabliert und ist als Schulstoff schon fast ein Standard.
Der unausweichliche Diskurs über den Sinn des Lebens und das sich im Laufe der Erzählung
entspinnende soziale Gruppenexperiment, stellt keine moralischen Fragen, sondern veranlasst dringlich zu Überlegungen hinsichtlich des Sinns und Unsinns des eigenen Lebens.
Der Roman beschreibt die Geschichte aus der Sicht eines beteiligten Mädchens, die Bühnenfassung belässt die „Identitätslosigkeit“ der Figuren des Romans und teilt die Parabel lediglich
auf die Akteure auf – gleich einer Art Monolog, verteilt auf sechs Schauspieler.
Das vorliegende Begleitmaterial zu Roscha A. Saidows Inszenierung von „Nichts“ richtet sich
an Lehrer, die mit ihren Schülern eine Vorstellung besuchen und diese vor- oder nachbereiten
möchten. Es beschäftigt sich mit der Autorin Janne Teller sowie den Recherchen und dem
daraus resultierenden Inszenierungsansatz der Regisseurin. Neben Zusatztexten finden Sie in
einem gesonderten Kapitel auch Anregungen für den Unterricht, die sich mit dem Thema der
Bühnenadaption auseinandersetzen.
Wenn Sie Fragen zum theaterpädagogischen Begleitmaterial oder zur Inszenierung von
„Nichts“ haben oder wenn Sie Ihre Kritik und Anmerkungen mitteilen möchten, können Sie
sich gerne mit mir in Verbindung setzen.
Wir wünschen Ihnen und Ihren Schülern einen anregenden Theaterbesuch und interessante
Diskussionen.
Kontakt Theaterpädagogik:
Irina-Simona Barca und Frank Röpke
[email protected]
030 – 55 77 52 -60
4
Nichts
Szenenfoto mit Paul Maresch und Corinna Mühle
5
Nichts
Über die Autorin Janne Teller,
die Autorin über den Roman
Janne Teller wurde 1964 in Kopenhagen geboren. Ihre erste Erzählung veröffentlichte sie im
Alter von 14 Jahren in einer Zeitung. Als Makroökonomin arbeitete sie von 1988 bis 1995 als
Beraterin für die EU und für die UNO in Dar-es-Salaam, Brüssel, New York und Mosambik. Mit
30 kündigte sie diesen Beruf, mietete eine kleine Wohnung in Kopenhagen und widmete sich
ausschließlich dem Schreiben. Nach vier Jahren erschien 1999 ihr hoch gelobtes Roman-Debüt „Odins Insel“. Ein Jahr später erschien „Nichts“, das der Verlag zunächst nicht publizieren
wollte. In den ersten zwei Jahren wurde kaum ein Exemplar verkauft. Dann bekam der Roman
2001 den Dänischen Kinderbuchpreis und fand immer mehr Leser, trotz allen Widerstands,
nicht nur in der Presse. Auch Lehrer, Bibliothekare und Priester wollten verhindern, dass Kinder dieses Buch lesen. Anfangs war es vom dänischen Schulamt in Viborg verboten – an den
Schulen in Westnorwegen ist es bis heute nicht erlaubt. Mittlerweile ist in Dänemark die 14.
Auflage erschienen und „Nichts“ ist eines der am häufigsten verwendeten Bücher in den dänischen Abiturprüfungen. Der Roman ist bislang in 13 Sprachen übersetzt.
Janne Teller lebt abwechselnd in New York, Mailand, Paris und Kopenhagen.
Weitere Werke:
• Krieg. Stell Dir vor, er wäre hier (Hvis der var krig i Norden, 2004),
Ü: Sigrid C. Engeler. Hanser, München 2011
• Die sieben Leben der Katze (Kattens tramp, 2004), Ü: Hanne Hammer.
btb, München 2010
• Komm (Kom, 2008), Ü: Peter Urban-Halle. Hanser, München 2012
Auszeichnungen:
2001 Jugendbuchpreis des dänischen Kulturministeriums für „Nichts“
2008 Le Prix Libbylit für die französische Ausgabe von „Nichts“ (Rien)
2011 Michael L. Printz Honor Book für die amerikanische Ausgabe von „Nichts“ (Nothing)
(Biografische Hinweise aus: Wikipedia und Hanser-Verlag)
6
Nichts
Janne Teller zu „Nichts“
(Auszüge aus dem ZEIT-ONLINE-Interview vom 05.08.2010)
Teller: Witzigerweise ist „Nichts“ heute auf vielen Lehrplänen zu finden und wird häufig als
Prüfungsstoff verwendet. Manche Pastoren setzen es sogar im Konfirmandenunterricht ein.
Aber über Jahre gab es erbitterten Widerstand. Manche Lehrer und Bibliothekare sagen:
Dieses Buch ist schädlich für junge Leser, weil es ihnen jede positive Einstellung zum Leben
raubt. Das sehe ich völlig anders und glücklicherweise habe ich recht. Junge Leute stellen
sich alle fundamentalen Fragen ganz von allein. Es sind die Erwachsenen, die sich unwohl
fühlen, wenn an der Lackierung all dessen gekratzt wird, was wir aus reinem Konformismus
täglich mitmachen. Das, was Pierre Anthon und seine Mitschüler tun, um welchen Preis auch
immer, ist es doch, die Frage „Hat das Leben überhaupt einen Sinn“ in die Frage umzuformen,
welchen Sinn es haben sollte.
ZEIT ONLINE: Und Pierre Anthon?
Teller: Er ist ein ganz gewöhnlicher, handelsüblicher Existenzialist. Bemerkenswert natürlich,
dass er in einem so reichen, friedlichen Land wie Dänemark aufwächst. Wenn Menschen
hungern, ist die Frage nach dem Sinn des Lebens eher zweitrangig. Erst wenn die Grundbedürfnisse befriedigt sind, fangen wir an, nach der Zukunft zu fragen – oder danach, ob das
Leben nicht mehr sein muss als das, was man sieht. Das ist ein interessantes Paradox, nicht
wahr? Warum sollten Menschen so hart ums Überleben kämpfen, wenn das Leben gar keine
Bedeutung hätte?
ZEIT ONLINE: Soweit er die Schule und die Langeweile des Außenpostens beschreibt, ist Ihr
Roman realistisch. Aber die Tatsache, dass der Schulverweigerer Pierre Anthon von Eltern,
Pädagogen und Behörden völlig in Ruhe gelassen wird, erscheint geradezu als Fantasy-Element.
Teller: Ich sehe es als eine Art modernes Märchen. Ich will gar nicht mit Wahrscheinlichkeit
oder Plausibilität argumentieren: Ich finde am wichtigsten, dass Literatur ihre eigene Logik
hat. Weil sie nicht abgebildete Realität ist, kann sie uns Einsichten in unsere eigene Wirklichkeit vermitteln. Wie ein magischer Spiegel. Während ein realistischer Spiegel uns nur die
Oberfläche zeigt.
ZEIT ONLINE: Es scheint auch recht phantastisch, dass die Kinder so viel darauf geben, was
ihr merkwürdiger, nihilistischer Mitschüler meint. Was ist mit diesen Kindern passiert, was haben Sie ihnen beim Schreiben angetan, warum sind sie dermaßen fanatisch?
Teller: Gleich am Anfang sagt Agnes, die Erzählerin: „Die Tür lächelte. Es war das erste Mal,
dass ich sie das tun sah. Mir kam die angelehnte Tür wie ein breit grinsendes Maul vor, das
mich verschlingen würde, wenn ich mich dazu verleiten ließe, Pierre Anthon zu folgen.“ Und
dann: „Aus uns sollte etwas werden. […] Ich bekam Angst. Angst vor Pierre Anthon. Angst.
Mehr Angst. Am meisten Angst.“ Ich glaube, hier liegt der Fanatisierungsfaktor: die gefährliche
Sehnsucht der Kinder, ihre durchstrukturierte Welt und all die Erwartungen, die in sie gesetzt
werden, hinter sich zu lassen und Pierre Anthon zu folgen. Ihre eigenen Zweifel, ob irgendetwas Bedeutung hat, fanatisieren sie, ihre Furcht, dass Pierre Anthon Recht haben könnte. Das
ist der Grund, warum ihr Projekt dermaßen eskaliert und warum kein Einzelner es zu stoppen
versucht: Verglichen mit dem großen, leeren, hoffnungslosen Nichts eines Lebens ohne Sinn
7
Nichts
ist es ja fast nicht schlimm, einen Finger zu opfern. Eigentlich kämpft jeder gegen den Pierre
Anthon in seinem eigenen Kopf. Diese Kinder werden Fanatiker, ihn dort herauszubekommen
– wie so viele Erwachsene, die mit ihren religiösen oder anderweitigen Wahrheiten den Zweifel
zu überdröhnen versuchen.
ZEIT ONLINE: Hat jeder Mensch diesen Pierre Anthon mit dem drohenden Nichts und der Sinn-
losigkeit im Kopf?
Teller: Auf jeden Fall. Nur nimmt er manchmal viel Raum ein, manchmal wenig. Und uns Erwachsenen gelingt es in der Regel, so viel Lärm zu erzeugen, uns so beschäftigt zu halten,
dass wir ihn überhören können, zumindest eine Weile – bis uns irgendwas auf die Füße fällt,
das uns erinnert. Dann müssen wir ihm ins Auge blicken, ob wir wollen oder nicht.
von: Susanne Gaschke / http://www.zeit.de/kultur/literatur/2010-08/janne-teller
Szenenfoto mit Denis Pöpping, Paul Maresch, Corinna Mühle, Johannes Hendrik Langer, Franziska Krol
und Claudia Fritzsche
8
Nichts
Zur Inszenierung
Nichts bedeutet irgendwas – Die Figur des Pierre Anthon
Warum haben Pierre Anthons Worte eine solche Faszination / Brisanz?
Pierre Anthon ist kein Nein-Sager oder einfacher Verweigerer. Er ist ein junger Mensch, der
versteht, dass es so, wie es jetzt ist, nicht weitergehen kann – ein Gedankenspiel, das wahrscheinlich jeder schon einmal durchgespielt hat und das nicht zwangsläufig zu Lösungen führt
oder Alternativen bietet. Das heißt, Pierre Anthon hat zunächst nur verstanden, dass wir in
einem (gesellschaftlichen) System leben und alle mehr oder weniger unhinterfragt den Werten und Zielen dieses Systems hinterherlaufen. Niemand fragt nach einem grundsätzlichen
Warum, keiner hält inne, niemand boykottiert das System grundsätzlich oder versucht, ein
anderes zu denken. Beinahe vergleichbar mit Sektenangehörigen laufen alle mit und wollen
dabei möglichst nicht gestört werden: „Wir wollten nicht in der Welt leben, von der uns Pierre
Anthon erzählte.“
Ist Pierre Anthon ein Terrorist?
Pierre Anthon ist jemand, der die gesellschaftlichen Regeln hinterfragt bzw. nicht mehr akzeptiert – wodurch automatisch bestehende Machtverhältnisse negiert werden. Er rüttelt an
den Grundfesten einer scheinbar ‚selbstverständlichen’ Lebensführung. Gleichzeitig scheint
er derjenige zu sein, der sich – wie in Platons Höhlengleichnis – gerade von seinen Fesseln
löst, einer, der kurz vor der Erkenntnis steht.
Im übertragenen Sinne könnte die Figur des Pierre Anthon in einer Reihe mit Sokrates, Jesus
und Galileo – als Beispiele revolutionärer Denker – stehen, mit Menschen, die auf Grund ihrer
Erkenntnisse und deren Verbreitung gefährlich und zum Tode verurteilt wurden. Sie haben jeweils durch ihre völlig neuen Blickwinkel auf die Welt das Bestehende aus den Fugen gehoben
und damit nicht nur Weltbilder neu geformt, sondern auch die vorhandenen Machtstrukturen
erschüttert. Alle drei Genannten waren weder Feldherren noch gingen sie mit Waffengewalt
gegen ein Regime / System vor. Sie versuchten lediglich, ihre Erkenntnisse zu teilen und das
Weltbild ihrer Mitbürger zu beeinflussen.
„Die […] Guerilla besetzt tendenziell den Raum, um später das Denken gefangen zu nehmen,
der Terrorist besetzt das Denken, da er den Raum nicht nehmen kann.“ (Franz Wördemann)
Der Terrorismus ist somit keine militärische Strategie, sondern primär eine Kommunikationsstrategie. Terroristen streben zwar nach Veränderungen der bestehenden Ordnung, doch greifen sie nicht militärisch nach Raum, sondern wollen das Denken besetzen und dadurch Veränderungsprozesse erzwingen. (aus: Wikipedia siehe Begriffsdefinition „Terrorismus“)
9
Nichts
Ich sitze im Nichts: Und lieber im Nichts sitzen als in etwas,
was nichts ist! – Was will Pierre Anthon?
Die Figur des Pierre Anthons im Pflaumenbaum erinnert und mahnt, wach zu bleiben und
sich der Umstände und System-Voraussetzungen im Alltag bewusst zu werden und darin die
eigenen Wahlmöglichkeiten im Leben zu erkennen und auszunutzen. Der Autor David Foster
Wallace beschreibt dies beispielsweise in seinem Roman „Schrecklich amüsant“ folgendermaßen:
„Ich bin mittlerweile 33 Jahre alt und es kommt mir vor, als wäre in meinem Leben bereits viel
Zeit vergangen, und als vergehe sie sogar mit jedem weiteren Tag schneller. Tagaus, tagein bin
ich gehalten, alle möglichen Entscheidungen zu treffen über das, was wichtig und richtig ist
und was mir möglicherweise sogar etwas (Spaß) bringt. Genauer gesagt, zuerst muss ich entscheiden – und mich dann damit abfinden, dass ich auf Grund meiner Entscheidung andere
Optionen nicht ausüben konnte. Und während also die Zeit für mich immer schneller vergeht,
wird mir allmählich klar, dass sich meine Wahlmöglichkeiten immer mehr reduzieren, während
sich die ausgeschlagenen Optionen exponentiell vermehren, so dass der Moment absehbar
ist, an dem ich auf dem prächtig verästelten Baum des Lebens an einen Zweig gelange, an
dem es keine Alternative mehr gibt und ich von der Zeit auf dem einmal eingeschlagenen Weg
weitergedrängt werde – in Richtung Stillstand, Atrophie und Verfall. Ich schleppe mich dahin,
bis ich, wie die Bibel schon sagt, zum dritten Mal niedergehe und alles Kämpfen nichts mehr
nutzt, ersoffen in der Zeit. Es ist furchtbar. Immerhin, sage ich mir als erwachsener Mensch,
der ich gerne sein will, es sind meine eigenen Entscheidungen, in denen ich festsitze wie in
einem Gefängnis. Denn so sind die Spielregeln: ich muss mich entscheiden – und später damit leben, dass ich meine Entscheidung bereue.“
(Aus: Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich von: David Foster Wallace, Goldmann Verlag (2006))
Was Pierre Anthon in „Nichts“ sagt, klingt plausibel, einfach und verführerisch. Er hat keine
Alternativen oder Lösungen, er weiß nur, dass ihm die zur Aussicht gestellten scheinbaren
Wahlmöglichkeiten im Leben nicht reichen und er sich lieber ins Nichts begibt, als an diesem
„sinnlosen Spiel“ teilzunehmen. Die Gefahr für die anderen besteht in der Bewusstwerdung
der eigenen Situation, der eigenen Begrenztheiten und Limitierungen. Allein durch diese Bewusstwerdung könnten Lebenskonstruktionen auseinanderbrechen. Und dieses Gedankenexperiment bereitet Angst.
Angst. Mehr Angst. Am meisten Angst.
Der westliche Mensch im Allgemeinen schreckt vor dem leeren Raum zurück (Horror Vacui), er
hat – seit Aristoletes – philosophische, psychologische und physische Angst vor dem Nichts.
Dieses Nichts ist in der europäischen Philosophie als das Unbekannte, das Bodenlose, als
das Haltlose definiert – obwohl das Nichts der biblische Anfang der Welt oder in östlichen
Philosophien der schöpferische Urquell ist und bei Nietzsche das Neue nur durch eine Phase
des Nichts entstehen kann. Oder wie Satre sagte: „Das Sein, durch das das Nichts zur Welt
kommt, muss sein eigenes Nichts sein.“
Und dennoch herrscht Angst vor allem Fremden, Anderen und Neuen, vor einer ungewissen
persönlichen oder politischen Zukunft, von der man gerne zuerst die Alternative kennen wür10
Nichts
de, bevor man das Bestehende aufgibt. Jeder politische Systemwechsel bringt Angst mit
sich, jeder private Umbruch im Leben führt einem diese Angst und Unsicherheit vor Augen.
„Angst entsteht durch Ungewissheit, die das Resultat unzureichend bekannter oder unstrukturierter Situationen sein kann. Bezugspunkt der Angst ist dabei nicht allein die unbestimmbare
zukünftige Entwicklung der Situation, sondern vor allem auch die Ungewissheit darüber, ob
diese Situation individuell bearbeitet bzw. bewältigt werden kann. Gesellschaftliche Umbrüche
und Krisen sind folglich prädestiniert dafür, in großen Teilen der Bevölkerung Angst auszulösen.“
(www.angsthatgrosseaugen.de/fileadmin/Angst_Media/AiG/Beitraege_DEUTSCH/P2_Harm_100618gq_finalbild.pdf)
Søren Kierkegaard unterschied u. a. in „Der Begriff Angst“ (1844) erstmals die ungerichtete
Angst von der auf einen Gegenstand bezogenen Furcht. Für ihn war Angst die Angst vor dem
Nichts und mithin der Ausdruck der menschlichen Wahlfreiheit und Selbstverantwortlichkeit.
Die Existenzangst sei eine allgemeine Erfahrung des Menschen, der sich im Laufe seiner
Phylogenese weitgehend aus der Verbundenheit mit der Natur gelöst habe. Aus dem damit
einhergehenden Verlust an Geborgenheit und den vielen Freiheitsmöglichkeiten („Schwindel
(Wikipedia)
der Freiheit“ nach Kierkegaard) resultiere diese Angst. Auch Pierre Anthons Klassenkameraden bekommen Angst. Es ist ihnen nicht möglich, seine
Sprüche als Angebot zu nehmen, diese Gedanken zuzulassen – gleich den anfangs erwähnten
Sektenmitgliedern, deren Systeme auch nur in strengen Konstruktionen von Welt funktionieren. Und die Quelle der Angst muss bekämpft und ausgelöscht werden, um nicht fortgerissen
zu werden aus den (vermeintlich) sicheren Gewässern, in denen man sein Leben eingerichtet
zu haben scheint.
Karte von Alice im Wunderland: Kasimir Malewitsch 1915:
http://strangemaps.files.wordpress.http://upload.wikimedia.org/wikipedia/
com/2007/03/bellmans-map1.gifcommons/4/48/Malewitsch.jpg
11
Nichts
„Wir fürchten das Nichts, wie die Kinder das Finstere.“ (René Magritte)
Anstatt im Nichts angstfrei und lustvoll die Möglichkeit der Neuentdeckungen auszuprobieren,
haben die Schulkameraden Angst vor einem schwarzen Loch und müssen dies bekämpfen.
Zunächst durch Worte, dann durch Steine, dann durch Abgaben für den Berg aus Bedeutung –
die umso bedeutsamer sind, je mehr sie dem „Opfernden“ wehtun.
Der Dichter Joseph Brodsky hingegen empfahl Absolventen eines amerikanischen Elite-Colleges in seiner Rede eine tiefe Umarmung des Nichts, der Langeweile:
„Einen wesentlichen Teil dessen, was vor Ihnen liegt, wird die Langeweile beanspruchen. Ich
spreche heute zu Ihnen darüber, weil meiner Meinung nach kein College Sie auf diese Eventualität vorbereitet. Weder Geistes- noch Naturwissenschaften bieten Kurse in Langeweile
an. Bestenfalls setzen sie Sie dieser Empfindung aus und machen Sie so mit ihr bekannt.
[…] Sie können es auch mit Kriminalromanen oder Actionfilmen versuchen – mit etwas, das
Sie irgendwohin entführt, wo Sie verbal, visuell, mental zuvor noch nicht gewesen sind – mit
etwas von Dauer, wenn auch nur für ein paar Stunden … Sollten diese Mittel aber versagen,
dann lassen Sie die Langeweile ein, schleudern Sie Ihre Seele in die zunehmende Düsternis,
um wieder einen Dichter zu paraphrasieren. Versuchen Sie, Langeweile und Qual zu umarmen
oder von ihnen umarmt zu werden, die beiden sind sowieso größer als Sie. Bestimmt werden
Sie das als beklemmend empfinden, aber versuchen Sie trotzdem, es so lange wie möglich
auszuhalten und dann noch ein bisschen … glauben Sie Ihrem Schmerz. Diese fürchterlich
heftige Umarmung ist kein Versehen. Nichts, was Sie verstört, ist ein Versehen. Behalten Sie
im Kopf, dass keine Umarmung der Welt sich nicht schließlich löst.“
(Aus: „Lob der Langeweile“, in: Joseph Brodsky, Der sterbende Dichter, Hanser 1998)
Das Sägewerk stand dort, wo Tearing aufhörte, eine Stadt zu sein –
Der Berg als Gruppenritual
Bereits mit den ersten erzwungenen Abgaben im geschützten Raum des Sägewerks wird
die Schülergruppe zu einer mafiösen Einheit. Von diesem Moment an sind alle Anwesenden
Mitwissende und weil keiner eingreift und die Unternehmung stoppt, obwohl der Erste bereits
weint, sind sie auch alle schuldig. Keiner kann ab diesem Zeitpunkt mehr entfliehen, alle wissen alles – und so machen auch alle immer weiter und niemand kann die Spirale aufhalten
oder gar aus der Gruppe aussteigen. In der Inszenierung ist der Berg aus Bedeutung nicht
unbedingt ein Initiationsritual unter Jugendlichen, die durch das Ritual erwachsen werden
(was man so lesen kann durch Sätze wie: „und auch, wenn sie nie so werden wollten, sahen
sie jetzt genau so aus wie die Erwachsenen“. Oder: „13, 14, erwachsen, tot.“), als vielmehr
einen internen Opferberg, mit der heiligen Losung, dass alles richtig ist, wenn es der Sache
dienlich ist.
Wir müssen etwas unternehmen – Pierre Anthons zwangsläufiger Tod
In drei Stufen versuchen sich die Schüler zu wehren, sich dieser Bedrohung zu entledigen. Wie
bereits erwähnt, tauschen sie sich zunächst mit Pierre Anthon verbal aus, dann schmeißen
sie Steine. Als diese direkte Auseinandersetzung nicht fruchtet, beginnen sie, die Dinge für
12
Nichts
den Berg aus Bedeutung einzusammeln. Als schließlich auch dieser Überzeugungsversuch
scheitert und als bedeutungsloser „Haufen Gerümpel“ von Pierre Anthon verlacht wird, bleibt
ihnen bloß noch die Öffentlichkeit, die Presse aus aller Welt, eine Legitimation der Sammlung
durch Außenstehende. Da sich aber Pierre Anthon selbst von der versammelten Weltpresse
nicht von der Bedeutung überzeugen lässt, sind sie gezwungen, ihn umzubringen – wie Platon
im Höhlengleichnis bereits sagt: Die Schüler (Gefangenen) würden den von draußen Zurückkommenden „auslachen und von ihm sagen, er sei mit verdorbenen Augen von oben zurückgekommen und es lohne nicht, dass man auch nur versuche hinaufzukommen; sondern man
müsse jeden, der sie [von den Ketten] lösen und hinaufbringen wollte, wenn man seiner nur
habhaft werden und ihn umbringen könnte, auch wirklich umbringen? – So sprächen sie ganz
gewiss, sagte er.“
Für die Inszenierung ergeben sich daraus Fragen nach Möglichkeiten und Beschränkungen
von Gewaltdarstellungen auf der Bühne. Versucht wurde, die Spieler möglichst moralfrei die
Geschichte erzählen zu lassen, die Zuschauer dahingehend zu verführen, dass das, so wie es
erzählt wird, nicht die Schuld der Schüler ist, sondern eine „normale“ und „natürliche“ Reaktion ist. Und wäre. Von jedem. Immer. Die Gewaltspirale und die teils makabren Abgaben werden bevorzugt erzählt, auch um der Phantasie der Zuschauer nicht vorgreifen zu wollen. Sie
werden mit einer ungewissen Grundsituation konfrontiert, in der der Fanatismus der Gruppe
nicht abschreckend und böse dargestellt ist, und sind so gefordert, die eigenen Grenzen zu
entdecken.
Dann tun wir einfach so als ob – Theater und Bedeutung
Eine andere wichtige Frage für die Inszenierung war, wie man das „so tun als ob“, die Behauptung von Bedeutung darstellt. Da man im Theater genuin nichts anderes macht, als „so
zu tun als ob“, lag es nahe, die Mittel des Theaters und die Möglichkeiten von Genres in der
Inszenierung offenzulegen. Die Schauspieler springen aus dem Grundsetting (Sekte, Gericht,
Forscher, Schüler 20 Jahre später etc.) in unterschiedlichste Genres (Horror, Theatre Grand
Guignol, Drama, Komödie, Erotik etc.) und überhöhen die Szenen dadurch beinah expressionistisch.
Auf der Bühne wird immer etwas behauptet, nichts muss bewiesen werden, weder die Behauptungen der Rolleninterpretation und -ausführung (es gibt keinen echten Hamlet) noch die
Behauptungen in den Aussagen (es wird so auch niemand wirklich umgebracht) – hier werden
für Ideen Bilder gefunden, von denen jeder weiß, dass sie nicht echt sind, sondern gespielt
werden.
„Das Ganze ist nichts weiter als ein Spiel, das nur darauf hinausläuft: so zu tun als ob – und
eben genau dabei der Beste zu sein.“ (Pierre Anthon)
13
Nichts
Szene aus einer Vorstellung des Theatre
Grand Guignol
(http://www.props.eric-hart.com/wp-content/uploads/2010/10/hussy.jpg)
Und auch das Spiel hat mit
Wahlmöglichkeiten, Systemen,
Regeln etc. zu tun, in denen sich
Kinder oft hemmungslos bewegen, hingegen, „das erwachsene
Ich, inneren und äußeren Konstanz-Ansprüchen ausgesetzt,
entwickelt zunehmend Angst, die
Wirklichkeit und sich selbst neu
zu entwerfen, obwohl das Bedürfnis nach Veränderung weiterhin vorhanden ist. Nur noch in
wenigen Momenten, z.B. denen
des Spiels, gelingt dem Erwachsenen eine Anknüpfung an das freie und zwecklose Spiel des Kindes. Und im Moment der
Auseinandersetzung mit bildender Kunst, mit Literatur und vor allem mit dem Theater bricht
sich das tief sitzende Bedürfnis Bahn, andere Wirklichkeiten und Lebensentwürfe spielerisch
zu denken, auch wenn sie im ersten Moment Angst machen – sowohl den Spielenden als
(http://www.holgerwarnecke.de/aufsatz_warnecke.pdf)
auch den Zuschauenden.“ Zudem ist die „Theatralisierung des Alltäglichen zum zentralen Kennzeichen der heutigen Gesellschaft geworden. [...] Das öffentliche Inszenieren geht mittlerweile so weit, dass sogar die
Politik ganz selbstverständlich als Spektakel verstanden und entsprechend als Medienereignis gestaltet wird. Der Schein dominiert das Sein. Imitation von Wirklichkeit tritt an die Stelle
von Wirklichkeit.“ „Diese neue Art der Wirklichkeitserfahrung lässt sich prägnant unter Bezug
auf ein Modell beschreiben, wie es das Theater bereithält: Als gesellschaftliche Wirklichkeit
wird heute – analog zum Theater – zunehmend eine Situation erfahren, in der ein Akteur an
einem besonders hergerichteten Ort zu einer bestimmten Zeit sich, einen anderen oder etwas
vor den Blicken anderer, z.B. Zuschauern, darstellt oder zur Schau stellt. Wirklichkeit erscheint
(http://www.holgerwarnecke.de/aufsatz_warnecke.pdf)
prinzipiell als theatrale Wirklichkeit.“ „Und wir wussten natürlich längst, dass sich alles mehr darum drehte, wie etwas aussah, als
wie es tatsächlich war.“ (Agnes)
Schlechter Moslem gar kein Moslem niemand – Bedeutung und Identität
Die Schüler sind mangels besserer Argumente gezwungen, „so zu tun, als ob“ etwas Bedeutung hätte, und häufen daraufhin den Berg aus Bedeutung materiell an. Bei diesem Versuch
geben sie jeweils Dinge ab, die für sie selbst Bedeutung haben. Sie merken früh, dass die
anfänglich von Nachbarn eingesammelten Gegenstände für sie keinen Wert, keine beweisbare Bedeutung haben. Die Bedeutung scheint den Gegenständen erst nachweislich innezu14
Nichts
wohnen, wenn derjenige, der etwas abgeben muss, sich dagegen wehrt. Umso mehr jemand
weint oder die anderen um Milderung der Forderung bittet, umso bedeutender scheint das
Auserwählte zu sein. Je mehr sich jemand sträubt, etwas abzugeben, umso mehr hat das
Objekt für ihn selbst Bedeutung.
„Ohne die blauen Zöpfe würde Marie-Ursula gar nicht mehr Marie-Ursula sein.“ (Agnes)
„Identität ist etwas sehr Vielschichtiges. Jede persönliche Identität setzt sich aus vielen verschiedenen Elementen zusammen. Die Identität ist das, was eine Person unverwechselbar
macht, die Kombination von sozialen, kulturellen, religiösen und weiteren Bindungen und Zu( http://www.transkulturelles-portal.com/index.php/4)
gehörigkeiten.“ Für den Berg aus Bedeutung sind somit die Abgaben die bedeutsamsten, die für die individuelle Konstruktion von Identität ein besonderer Baustein geworden sind. Deshalb sind die
Abgaben für den Berg und die Verhöhnung der eigenen Bedeutung durch Pierre Anthon für
jeden Einzelnen so verletzend.
15
Nichts
Sprachliche Hinweise
Zwei strukturelle, fast musikalische Stilmittel fallen bei der Lektüre auf – und waren auch für
die Inszenierung interessante Spielmomente.
a. Auffallend ist der Gebrauch von Trikolon / Dreiklängen. Das Trikolon hat oft steigernde Wirkung. Was gerne in der Barockliteratur verwendet wurde, ist heute vor allem im Bereich der
Werbung häufig angewandt. (Blau. Mehr blau. Am meisten blau. / Der Sieg ist süß. Der Sieg
ist. Der Sieg. / Etwas. Viel. Bedeutung. / Gut. Besser. Paulaner. / Quadratisch. Praktisch.
Gut. / etc.). Die Dreiklänge werden in „Nichts“ bevorzugt am Ende von Kapiteln verwendet,
als Abschluss mit Steigerung. Die Inszenierung hat versucht, diese Dreiklänge sprachlich
herauszuarbeiten.
b. Ein weiteres auffälliges Stilmittel ist die sich wiederholende Argumentationskette in den
Entscheidungsfindungen – bevorzugt bei den Abgaben für den Berg aus Bedeutung: Es
wird ein Vorschlag gemacht – dieser Vorschlag wird kommentiert oder abgelehnt – und
Szenenfoto mit Paul Maresch, Johannes Hendrik Lange und Franziska Krol
16
Nichts
schließlich angenommen. Die Vorschläge bekommen durch diese Diskussion oder Hinterfragung mehr Bedeutung, da scheinbar alles versucht wurde, die Abgaben ad absurdum zu
führen – um dann moralisch unbescholten dem Treiben beizuwohnen. („Das ging natürlich
nicht“ / „um so etwas kann man doch nicht bitten“ / etc.). Diesen Bewegungen im Text entspricht das Prinzip des Grundtons in der Musik, der durch den Leitton verstärkt wird und zu
dem die Melodie unweigerlich hingeführt und aufgelöst werden muss.
17
Nichts
Das „Nichts“ in Sprachgebrauch, Philosophie
und Kunst – Pierre Anthon als Existenzialist
von Ronja Lindemann
„Unter den großen Dingen, die unter uns zu finden sind, ist das Sein des Nichts das Größte.“,
postulierte einst Leonardo da Vinci und Arthur Schopenhauer pflichtete ihm bei: „Das Nichts
ist das einzige große Weltwunder.“ Die Faszination und die Angst vor dem Nichts begleiten die
Menschheit seit jeher. Doch lässt es sich überhaupt unter uns finden, wie da Vinci behauptete? Die Naturwissenschaftler scheitern zumindest an dieser Aufgabe: Selbst wenn es gelänge,
einen materiefreien Raum, ein 100%iges Vakuum zu erschaffen, würden in diesem sich permanent Antimaterie und Materie bilden und vernichten. Existiert also das Nichts nicht? Oder
ist vielleicht alles um uns herum Nichts und jedes Sein nur Schein? Werden wir Nichts nach
dem Tod und waren wir Nichts vor unserer Geburt? Ist das Universum aus dem Nichts entstanden? Und wie kann so viel aus Nichts werden? Können wir überhaupt das Nichts denken?
Wenn ja, wie stellt man sich das vollkommene Nichts im Sinne einer Abwesenheit allen Seins,
Raum und Zeit vor? Seit den Anfängen der abendländischen Philosophie wirft das Nichts in
der Philosophie viele Fragen auf. „Nichts bedeutet etwas“, sagt Pierre Anthon. Nur was?
Die Bedeutungen des Nichts
Wörtlich ist Nichts die Negation des altdeutschen Etwas „Ichts“. Es ist ein negativer Begriff,
der nur durch die Verneinung eines positiven an Bedeutung gewinnt. „Nichts“ wird in unserer
Alltagssprache unterschiedlich verwendet – je nachdem welchem „Etwas“ es gegenübersteht. Als Substantiv kann das Nichts als die Abwesenheit jeglichen Seins oder die Abwesenheit einer einzelnen Bestimmung wie eines Wertes, eines Inhalts, eines Wesens verstanden
werden. Das Indefinitpronomen nichts meint nicht irgendetwas: kein Ding, keine Sache. In
diesem Sinne übersetzt auch die formale Logik nichts mit dem negierten Existenzquantor„“
(= „es existiert kein x“) und nicht als Eigennamen. In der Mathematik und in der Informatik
können je nach Zusammenhang die Zahl 0, negative Zahlen und die leere Menge nichts bedeuten. Die verschiedenen Bedeutungen des Nichts in der Sprache schlagen sich auch in
der philosophischen Untersuchung des Nichts nieder. Der schottische Philosoph Johannes
Duns Scotus (1266 – 1308) stellt eine erste Begriffsunterscheidung des Nichts auf, indem
er das relative vom absoluten Nichts abgrenzt. Das relative Nichts ist die Abwesenheit von
einem bestimmbaren Sein, während das absolute Nichts die Möglichkeit jeder Existenz ausschließt. Besonders in der frühen Neuzeit beschäftigte sich die Philosophie des Nichts mit der
Bedeutung des Begriffs. So entwirft Kant in seiner „Kritik der reinen Vernunft“ eine Einteilung
des Begriffs durch eine vierfache Negation des Gegenstandes: Das Nichts „ens rationis“ ist
das Nichts, welches nur in Gedanken Sein hat, etwas „Erdachtes“ also, während das „nihil
negativum“ ein „Unding“ ist, dessen Existenz unmöglich ist. Das „nihil privatum“ ist die Ab18
Nichts
wesenheit von einem erwarteten Gegenstand, zum Beispiel, wenn jemand feststellt: „Es ist
nichts im Kühlschrank!“ oder „Du hast nichts im Kopf!“ Das „ens imaginarium“ ist eine bloße
Form der Anschauung ohne einen Bezug zur Realität, eine Gedankenspinnerei. Das Nichts
hat also in der Alltagssprache und in der Philosophie unterschiedliche Bedeutungsaspekte.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass es verschiedenste Ansätze zur Erforschung dieses nebulösen Begriffs gibt. Die verschiedenen philosophischen Theorien über
die Existenz und das Wesen des Nichts sind oft stark verknüpft mit einem unterschiedlichem
Verständnis des Begriffs Nichts.
„Sein oder Nichtsein“ – Die Debatte um das Sein des Nichts
Das Nichts in seiner Bedeutung als „Nichtseiendes“ oder „Nichtsein“ gehört thematisch zur
philosophischen Debatte um das Sein. Eröffnet wurde dieser Diskurs von Parmenides und
Platon. Parmenides begründet eine erste abstrakte Theorie über das Nichts. Nach Parmenides muss der Mensch zwischen dem Weg „dass (das Seiende) ist und dass es unmöglich
nicht sein kann“ und dem Weg „dass es nicht ist und dass dies Nichtsein notwendig sei“
(Parmenides: „Über die Natur“) entscheiden. Doch da „Du weder erkennen noch aussprechen
kannst“, was nicht ist, ist die Annahme, dass das Nichtseiende ist, unerforschbar. Deshalb
führt nach Parmenides nur der Weg des Seins zur Wahrheit und Erkenntnis. Wenn es so wäre,
dass das Seiende nicht ist und dass Nichtseiende ist, führte dies zu dem Paradoxon, dass
Nichtsein und Sein identisch seien. Deshalb kam Parmenides zu dem Schluss, dass nur das
Seiende sein kann und das Nichts nicht. Diese Position wird in dem Dialog „Sophistes“ von
Platon aufgegriffen und weitergeführt, um die Möglichkeit eines „Sein des Nichtseienden“
wieder aufzumachen. Platon stellt zunächst an Anlehnung an Parmenides die Widersprüchlichkeit des Begriffs „Nichts“ fest. Ein Begriff ist immer mit einer Idee verbunden und „ich,
der ich festsetze, das Nichtseiende dürfe weder an der Einheit noch Vielheit teilhaben, habe
es doch vorher und jetzt geradezu eins genannt. Denn ich sage: das Nichtseiende.“ (Platon:
„Sophistes“). Es ist eigentlich unmöglich, das Nichts zu denken oder auszusprechen, da man
ihm somit automatisch eine gedankliche Entität zugestehe und somit das Nichts etwas sei,
was Parmenides ausgeschlossen habe. Doch später führt Platon diesen Gedanken in seiner
Konsequenz ins Absurde: Das Nichtseiende auszusprechen ist nötig, um falsche Sätze zu erklären. Wenn man nichts Falsches aussprechen könnte, müssten alle Sätze wahr sein. Durch
die Aussprache des Nichtseienden ist es trotzdem nichts Seiendes. Um den Widerspruch
zwischen Sein und Nichts zu lösen, denkt Platon über den Begriff des Seins nach. Das Sein
ist eine von Platons fünf höchsten Kategorien, aus denen sich alle anderen Ideen formen:
Sein, Ruhe und Bewegung, Identität und Verschiedenheit. Durch die Verschiedenheit eröffnet Platon die Möglichkeit des Nicht-Seins. Somit ist das Nichtseiende nicht im Sinne eines
absoluten Nichts zu verstehen, einer Negation allen Seins, sondern als Verschiedenheit vom
Seienden. Das „Nichts“ in diesem Sinne ist nicht identisch mit dem Sein, hat jedoch Anteil an
der Idee des Seins, da es sich auf sie bezieht.
19
Nichts
Szenenfoto mit Denis Pöpping, Paul Maresch, Corinna Mühle, Johannes Hendrik Langer, Franziska Krol
und Claudia Fritzsche
Sein, Nichts und Werden
„Aus nichts wird nichts!“ Das im Volksmund verbreitete Sprichwort ist das Fundament der
griechischen und indisch-brahmische Metaphysik. Nach dieser ist es nicht möglich, dass aus
nichts etwas entsteht oder umgekehrt aus etwas nichts entsteht. Das bedeutet entweder, das
ein Sein nur aus einem anderen Sein entstehen kann, oder aber, dass das Sein ewig ist und
jegliches Werden nur Schein. Die Nihilisten hingegen glauben an das Nichtsein des Seins und
die Ewigkeit des Nichts. Die jüdisch-christliche Metaphysik verfolgt den Grundsatz, dass aus
Nichts Sein wird. Hiernach ist die Leere der Ursprung allen Seins. Dass umgekehrt Sein Nichts
wird, ist ein indisch-buddhistischer Glaube, alles endet im Nirwana. Das Verhältnis zwischen
Sein, Nichts und Werden ist grundlegend für jede Metaphysik. Hegel räumt diesen Begriffen
eine zentrale Stellung in seinem Werk „Wissenschaft der Logik“ ein. Das reine Sein ist nach
Hegel ein rein abstrakter und folglich leerer Begriff ohne Bestimmungen und somit nach Kants
Einteilung „ens rationis“, nur ein Gedankending, nichts. Hegel folgert, dass das reine Sein
und das reine Nichts identisch sind: „Dies reine Sein ist nun die reine Abstraktion, damit das
Absolut-Negative, welches, gleichfalls unmittelbar genommen, das Nichts ist.“ (Hegel: Enzyklopädie, § 87)
20
Nichts
Dialektisch heben sich das Sein und das Nichts auf und gehen ineinander über. In diesem
Übergehen von Sein in Nichts erwächst das Werden. Wenn Seiendes in Nichts übergeht oder
Nichtseiendes in Sein übergeht, berühren sich das Sein und das Nichts im Werden. Diese
Dialektik zwischen Sein und Nichts ist auch für Sartres Verständnis vom Nichts grundlegend.
In seinem gleichnamigen Werk untersucht er „Das Sein und das Nichts“. Er kategorisiert zwei
Seinsbereiche: Das An-Sich und das Für-Sich. Das Sein An-Sich ist, was es ist, unabhängig
von Zeit, Raum und dem Bewusstsein einer Person, während das Für-Sich das Sein ist, wie
es in unseren Bewusstsein erscheint, das bedeutet Sein, wie es nicht ist. Das Für-Sich-Sein
eröffnet also die Möglichkeit einer Negation des An-Sich-Seins, das Für-Sich-Sein das Nichts
des Seins. Das Sein des Menschen ist ein Für-Sich-Sein, er ist das einzige Wesen, dass das
An-Sich verneinen kann und durch den Bezug zum Nichts, zum Noch-Nicht oder Nicht-Mehr,
das sein kann, was er nicht ist. Die Existenz des Menschen geht also seinem Wesen voraus, er
wird geboren und definiert sich dann selbst. Somit ist das Nichts die Freiheit des Menschen.
Vielleicht ist im Sinne Sartres auch Pierre Anthons Aufforderung zu verstehen, „das Nichts,
das ist, [zu] genießen“: Weil es nichts gibt, was an sich Bedeutung hat und damit nichts, woran der Mensch sich orientieren könnte, hat der Mensch die Freiheit (und den Zwang) sich
selbst zu entwerfen.
Das Nichts als Erfahrung
Für Sartre ist dieses Nichts des Für-Sich-Seins nicht durch Seinsbegriffe erfassbar. Wir können es nur phänomenologisch erfahren, zum Beispiel als die Grenze zwischen einem Moment
und dem folgenden. Die Unvorstellbarkeit dieser Grenze macht das Nichts erfahrbar. Auch
Heidegger glaubt, dass das Nichts nur phänomenologisch zu ergründen ist. Nach Heidegger
erfahren wir das Nichts in der Stimmung der Angst: In dieser unbestimmten Angst versinkt
vor uns die Welt in Bedeutungslosigkeit, das Seiende wird nichtig. Pierre Anthon auf dem
Pflaumenbaum wäre ein exemplarisches Beispiel für die Stimmung der Angst, wie Heidegger
sie beschrieben hat. Gleichzeitig ist man in dieser Stimmung dem Sein am nächsten, erst
durch das Gefühl des Fehlenden können wir nach Heidegger in diesem Fehlenden das Sein
erahnen. Sein und Nichts gehören jedoch zusammen. Das Nichts ist nach Heidegger also
etwas Seiendes, das phänomenologisch erfassbar ist. Dabei bildet sich das Nichts nicht einfach durch die Verneinung des Seins, sondern ist ihr Ursprung: „Das Nichts selbst nichtet.“
(Heidegger: „Was ist Metaphysik“). Diese Betrachtung des Begriffs Nichts als Entität führte zu
einer Debatte mit dem analytischen Philosophen Carnap. Für Carnap ist die philosophische
Debatte um „das Nichts“ nur eine sprachliche Verwirrung. „Das Nichts“ als Eigenname ist eine
Wortbildung, die zwar syntaktisch korrekt sei, aber semantisch bedeutungslos. Sätze über
das Nichts können unmöglich überprüft, verifiziert werden und seien deshalb sinnlos. Heidegger räumt selbst ein, dass die Wissenschaften „das Nichts“ nur als Nichts, als Negation des
Seienden vorstellen können müssen. Die Methoden der Wissenschaft, die Logik und die Sprache, sind unzulänglich, um den phänomenologischen Charakter des Nichts zu erfassen. Doch
diese Methoden sollten nicht als die einzigen legitimen in der Philosophie betrachtet werden.
21
Nichts
Nichts in der Kunst
Die Kunst hat es sich schon immer zur Aufgabe gemacht, das Andere darzustellen, das, was
hinter dem Seienden liegt, das Nichtseiende. Doch wie kann man etwas darstellen, das nicht
ist? Ein Kunstwerk ist seiner Natur nach sinnlich erfassbar, es ist also ein sinnlich Seiendes,
das traditionellerweise auch das Seiende darstellt. Dennoch lassen sich in der Kunst vielfältige Strategien der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Nichts beobachten. Ein Ansatz der Künstler ist die Affirmationsform des Nichts, die Leere, darzustellen. Beispielhaft tat
dies Imi Knoebels 1968 mit ihrem bilderlosen Rahmen. Doch ist ein leerer Rahmen oder eine
leere Leinwand wirklich nichts? Vielmehr sind es leere, ausfüllbare Träger von Bedeutungen.
Somit könnte man die leere Leinwand auch als Möglichkeitsraum betrachten, als Projektionsfläche für die Phantasie. Lucio Fontana und Gustav Metzger beschlossen beispielsweise,
mit gezielten Schnitten und säuregetränkten Pinseln die Projektionsfläche direkt zu zerstören. Damit verdeutlichen sie, dass es nichts gibt, was die Kunst zeigen könnte, nichts, was
Bedeutung hat. Die Künstler der Pop-Art-Bewegung hingegen veranschaulichten eben diese Bedeutungslosigkeit durch die Darstellung des Banalen. Andere Künstler setzen sich mit
dem dialektischen Spannungsverhältnis zwischen Sein und Nichts auseinander. Schon die
Erschaffung eines Kunstwerkes an sich ist das Übergehen von etwas Nichtseienden in etwas
Seiendes, der Künstler muss im Gestalten von der Freiheit des Nichts nach Sartre Gebrauch
machen. Einige Künstler thematisieren diesen Prozess des Erschaffens aus dem Nichts in
ihrem Kunstwerk. Es gibt aber auch Kunstwerke, die umgekehrt Zerfallsspuren und den Übergang ins Nichts ins Zentrum rücken: So wird zum Beispiel in der Ausstellung „Big Nothing“
eine Duftskulptur der Künstlerin Katharina Fritsch ausgestellt. „Ich sitze im Nichts. Und lieber
im Nichts sitzen als in etwas, was nichts ist!“, behauptet Pierre Anthon. Doch was dieses
Nichts ist – wenn denn nicht einfach nichts – darüber ist man sich in Sprache, Philosophie und
Kunst durchaus uneinig. Aber vielleicht muss man das Nichts auch nicht verstehen, um sich
zu Pierre Anthon ins Nichts zu setzen und es zu genießen.
22
Nichts
Platons Höhlengleichnis
Platon / Politeia / Siebentes Buch
(Übersetzer: Friedrich Schleiermacher)
a) Das Höhlengleichnis. Beschreibung der Lage der Gefangenen
Nächstdem, sprach ich, vergleiche dir unsere Natur in Bezug auf Bildung und Unbildung folgendem Zustande. Sieh nämlich Menschen wie in einer unterirdischen, höhlenartigen Wohnung, die einen gegen das Licht geöffneten Zugang längs der ganzen Höhle hat. In dieser
seien sie von Kindheit an gefesselt an Hals und Schenkeln, so dass sie auf demselben Fleck
bleiben und auch nur nach vorne hin sehen, den Kopf aber herumzudrehen der Fessel wegen
nicht vermögend sind. Licht aber haben sie von einem Feuer, welches von oben und von ferne her hinter ihnen brennt. Zwischen dem Feuer und den Gefangenen geht obenher ein Weg,
längs diesem sieh eine Mauer aufgeführt wie die Schranken, welche die Gaukler vor den Zuschauern sich erbauen, über welche herüber sie ihre Kunststücke zeigen. – Ich sehe, sagte er.
– Sieh nun längs dieser Mauer Menschen allerlei Geräte tragen, die über die Mauer herüberragen, und Bildsäulen und andere steinerne und hölzerne Bilder und von allerlei Arbeit; einige,
wie natürlich, reden dabei, andere schweigen. – Ein gar wunderliches Bild, sprach er, stellst du
dar und wunderliche Gefangene. – Uns ganz ähnliche, entgegnete ich. Denn zuerst, meinst du
wohl, dass dergleichen Menschen von sich selbst und voneinander je etwas anderes gesehen
haben als die Schatten, welche das Feuer auf die ihnen gegenüberstehende Wand der Höhle
wirft? – Wie sollten sie, sprach er, wenn sie gezwungen sind, zeitlebens den Kopf unbeweglich
zu halten! – Und von dem Vorübergetragenen nicht eben dieses? – Was sonst? – Wenn sie
nun miteinander reden könnten, glaubst du nicht, dass sie auch pflegen würden, dieses Vorhandene zu benennen, was sie sähen? – Notwendig. – Und wie, wenn ihr Kerker auch einen
Widerhall hätte von drüben her, meinst du, wenn einer von den Vorübergehenden spräche,
sie würden denken, etwas anderes rede als der eben vorübergehende Schatten? – Nein, beim
Zeus, sagte er. – Auf keine Weise also können diese irgend etwas anderes für das Wahre halten als die Schatten jener Kunstwerke? – Ganz unmöglich. –
Nun betrachte auch, sprach ich, die Lösung und Heilung von ihren Banden und ihrem Unverstande, wie es damit natürlich stehen würde, wenn ihnen folgendes begegnete. Wenn einer
entfesselt wäre und gezwungen würde, sogleich aufzustehen, den Hals herumzudrehen, zu
gehen und gegen das Licht zu sehn, und, indem er das täte, immer Schmerzen hätte und
wegen des flimmernden Glanzes nicht recht vermöchte, jene Dinge zu erkennen, wovon er
vorher die Schatten sah: was, meinst du wohl, würde er sagen, wenn ihm einer versicherte,
damals habe er lauter Nichtiges gesehen, jetzt aber, dem Seienden näher und zu dem mehr
Seienden gewendet, sähe er richtiger, und, ihm jedes Vorübergehende zeigend, ihn fragte und
zu antworten zwänge, was es sei? Meinst du nicht, er werde ganz verwirrt sein und glauben,
was er damals gesehen, sei doch wirklicher als was ihm jetzt gezeigt werde? – Bei weitem,
antwortete er. –
23
Nichts
106. b) Das Hinaufsteigen zum Licht und das Wiederherabkommen in die Höhle
Und wenn man ihn gar in das Licht selbst zu sehen nötigte, würden ihm wohl die Augen
schmerzen, und er würde fliehen und zu jenem zurückkehren, was er anzusehen imstande
ist, fest überzeugt, dies sei in der Tat deutlicher als das zuletzt Gezeigte? – Allerdings. – Und,
sprach ich, wenn ihn einer mit Gewalt von dort durch den unwegsamen und steilen Aufgang
schleppte und nicht losließe, bis er ihn an das Licht der Sonne gebracht hätte, wird er nicht
viel Schmerzen haben und sich gar ungern schleppen lassen? Und wenn er nun an das Licht
kommt und die Augen voll Strahlen hat, wird er nicht das Geringste sehen können von dem,
was ihm nun für das Wahre gegeben wird. – Freilich nicht, sagte er, wenigstens nicht sogleich.
– Gewöhnung also, meine ich, wird er nötig haben, um das Obere zu sehen.
Und zuerst würde er Schatten am leichtesten erkennen, hernach die Bilder der Menschen und
der andern Dinge im Wasser, und dann erst sie selbst. Und hierauf würde er was am Himmel
ist und den Himmel selbst leichter bei Nacht betrachten und in das Mond- und Sternenlicht
sehen als bei Tage in die Sonne und in ihr Licht. – Wie sollte er nicht! – Zuletzt aber, denke ich,
wird er auch die Sonne selbst, nicht Bilder von ihr im Wasser oder anderwärts, sondern sie als
sie selbst an ihrer eigenen Stelle anzusehen und zu betrachten imstande sein. – Notwendig,
sagte er. – Und dann wird er schon herausbringen von ihr, dass sie es ist, die alle Zeiten und
Jahre schafft und alles ordnet in dem sichtbaren Raume und auch von dem, was sie dort sahen, gewissermaßen die Ursache ist. – Offenbar, sagte er, würde er nach jenem auch hierzu
kommen. – Und wie, wenn er nun seiner ersten Wohnung gedenkt und der dortigen Weisheit
und der damaligen Mitgefangenen, meinst du nicht, er werde sich selbst glücklich preisen über
die Veränderung, jene aber beklagen? – Ganz gewiss. – Und wenn sie dort unter sich Ehre,
Lob und Belohnungen für den bestimmt hatten, der das Vorüberziehende am schärfsten sah
und am besten behielt, was zuerst zu kommen pflegte und was zuletzt und was zugleich, und
daher also am besten vorhersagen konnte, was nun erscheinen werde: glaubst du, es werde
ihn danach noch groß verlangen und er werde die bei jenen Geehrten und Machthabenden
beneiden? Oder wird ihm das Homerische begegnen und er viel lieber wollen „das Feld als
Tagelöhner bestellen einem dürftigen Mann“ und lieber alles über sich ergehen lassen, als
wieder solche Vorstellungen zu haben wie dort und so zu leben? – So, sagte er, denke ich,
wird er sich alles eher gefallen lassen, als so zu leben. –
Auch das bedenke noch, sprach ich. Wenn ein solcher nun wieder hinunterstiege und sich auf
denselben Schemel setzte: würden ihm die Augen nicht ganz voll Dunkelheit sein, da er so
plötzlich von der Sonne herkommt? – Ganz gewiss. – Und wenn er wieder in der Begutachtung jener Schatten wetteifern sollte mit denen, die immer dort gefangen gewesen, während
es ihm noch vor den Augen flimmert, ehe er sie wieder dazu einrichtet, und das möchte keine
kleine Zeit seines Aufenthalts dauern, würde man ihn nicht auslachen und von ihm sagen, er
sei mit verdorbenen Augen von oben zurückgekommen und es lohne nicht, dass man auch
nur versuche hinaufzukommen; sondern man müsse jeden, der sie lösen und hinaufbringen
wollte, wenn man seiner nur habhaft werden und ihn umbringen könnte, auch wirklich umbringen? – So sprächen sie ganz gewiss, sagte er. –
(http://gutenberg.spiegel.de/buch/4885/1)
24
Nichts
Nietzsches Nihilismus
Übersicht
Die Frage nach dem „Sein“ und dem „Nichts“ beschäftigt die westliche Philosophie seit ihrem vorsokratischen Anfang. Der griechische Philosoph Parmenides von Elea behandelt das
Thema in dem einzigen von ihm erhaltenen Fragment, seinem Lehrgedicht „Über die Natur“:
„Wohlan, so will ich denn verkünden (du aber nimm mein Wort zu Ohren), welche Wege der
Forschung allein denkbar sind: der eine Weg, dass (das Seiende) ist und dass es unmöglich
nicht sein kann, das ist der Weg der Überzeugung (denn er folgt der Wahrheit), der andere
aber, dass es nicht ist und dass dies Nichtsein notwendig sei, dieser Pfad ist (so künde ich dir)
gänzlich unerforschbar. Denn das Nichtseiende kannst du weder erkennen (es ist ja unaus(http://de.wikipedia.org/wiki/Nichts)
führbar) noch aussprechen.“ Nietzsche
„Es ist Nichts, was ist, abzurechnen, es ist Nichts entbehrlich. Meine Formel für die Größe am
Menschen ist amor fati: dass man nichts anders haben will, vorwärts nicht, rückwärts nicht, in
alle Ewigkeit nicht.“ („Ecce Homo“) Der charakteristische Ausdruck, der Nietzsche prägt, ist
das Wort „Nihilismus“ (aus dem lat. „Nihil“ = Nichts). Das bedeutet, an die Stelle des anscheinend sicher Bestehenden tritt das „Nihil“, das Nichts. Nietzsche bezeichnete sich selbst als
den ersten vollkommenen Nihilisten Europas, der aber den Nihilismus in sich schon zu Ende
gelebt hat.
In seinem Hauptwerk „Also sprach Zarathustra“ beschreibt Nietzsche die drei Stufen, durch
die der sich entwickelnde Mensch hindurchgeht: 1. Abhängigkeit von Autoritäten und Meistern.
2. Losreißen von diesen, Erkämpfen der Freiheit. 3. Hinwendung zu den eigenen Werten und
endgültigen Zielen. Nietzsche rüttelt an den Grundwerten „Wahrheit“, „Moral“ und „Religion“
und setzt an ihre Stelle den „Nihilismus“ – das Nichts. Aufgabe des Menschen ist es, in dieser
Situation nicht zu resignieren, sondern alle Werte umzuwerten und „neue Werte auf neue Tafeln
zu schreiben“. Werkzeug dazu ist der „Wille zur Macht“ – das alles beherrschende Prinzip des
Lebens. Dieser Weg führt den Menschen der Zukunft zu einer höheren Art des Menschen –
dem „Übermensch“. Er schafft sich seine Werte selbst, überwindet das Elend der Gegenwart
und fungiert in der atheistischen Zeit als Gottesersatz. Nach Ansicht Nietzsches würde er im
Gegensatz zum modernen Menschen „höchste Wohlgeratenheit“ und so die neue Machtelite
(http://www.focus.de/wissen/bildung/philosophie/philosophie/friedrich-nietzsche_aid_6042.html)
verkörpern.
Er versucht, in drei Stufen oder drei Gängen den Menschen zu zeigen, wie die Gegenwart
„nihilistisch“ ist. Er benutzt dafür die Metapher:
25
Nichts
Von den drei Verwandlungen (aus: „Also sprach Zarathustra“)
Drei Verwandlungen nenne ich euch des Geistes: wie der Geist zum Kamele wird, und zum
Löwen das Kamel, und zum Kinde zuletzt der Löwe. Vieles Schwere gibt es dem Geiste, dem
starken, tragsamen Geiste, dem Ehrfurcht innewohnt: nach dem Schweren und Schwersten
verlangt seine Stärke. Was ist schwer? so fragt der tragsame Geist, so kniet er nieder, dem
Kamele gleich, und will gut beladen sein. Was ist das Schwerste, ihr Helden? so fragt der
tragsame Geist, dass ich es auf mich nehme und meiner Stärke froh werde. Ist es nicht das:
sich erniedrigen, um seinem Hochmut wehe zu tun? Seine Torheit leuchten lassen, um seiner
Weisheit zu spotten? Oder ist es das: von unserer Sache scheiden, wenn sie ihren Sieg feiert?
Auf hohe Berge steigen, um den Versucher zu versuchen? Oder ist es das: sich von Eicheln
und Gras der Erkenntnis nähren und um der Wahrheit willen an der Seele Hunger leiden? Oder
ist es das: krank sein und die Tröster heim schicken und mit Tauben Freundschaft schließen,
die niemals hören, was du willst? Oder ist es das: in schmutziges Wasser steigen, wenn es
das Wasser der Wahrheit ist, und kalte Frösche und heiße Kröten nicht von sich weisen? Oder
ist es das: die lieben, die und verachten, und dem Gespenste die Hand reichen, wenn es uns
fürchten machen will? Alles dies Schwerste nimmt der tragsame Geist auf sich: dem Kamele
gleich, das beladen in die Wüste eilt, also eilt er in seine Wüste.
Aber in der einsamsten Wüste geschieht die zweite Verwandlung: zum Löwen wird hier der
Geist, Freiheit will er sich erbeuten und Herr sein in seiner eignen Wüste. Seinen letzten Herrn
sucht er sich hier: feind will er ihm werden und seinem letzten Gotte, um Sieg will er mit dem
großen Drachen ringen.
Welches ist der große Drache, den der Geist nicht mehr Herr und Gott heißen mag? „Dusollst“ heißt der große Drache. Aber der Geist des Löwen sagt „ich will“. „Du-sollst“ liegt ihm
am Wege, goldfunkelnd, ein Schuppentier, und auf jeder Schuppe glänzt golden „Du sollst!“
Tausendjährige Werte glänzen an diesen Schuppen, und also spricht der mächtigste aller Drachen: „Aller Wert der Dinge – der glänzt an mir.“ „Aller Wert ward schon geschaffen, und aller
geschaffene Wert – das bin ich. Wahrlich, es soll kein ‚Ich will‘ mehr geben!“ Also spricht der
Drache. Meine Brüder, wozu bedarf es des Löwen im Geiste? Was genügt nicht das lastbare
Tier, das entsagt und ehrfürchtig ist? Neue Werte schaffen – das vermag auch der Löwe noch
nicht: aber Freiheit sich schaffen zu neuem Schaffen – das vermag die Macht des Löwen.
Freiheit sich schaffen und ein heiliges Nein auch vor der Pflicht: dazu, meine Brüder, bedarf
es des Löwen.
Recht sich nehmen zu neuen Werten – das ist das furchtbarste Nehmen für einen tragsamen
und ehrfürchtigen Geist. Wahrlich, ein Rauben ist es ihm und eines raubenden Tieres Sache.
Als sein Heiligstes liebte er einst das „Du-sollst“: nun muss er Wahn und Willkür auch noch im
Heiligsten finden, dass er sich Freiheit raube von seiner Liebe: des Löwen bedarf es zu diesem
Raube.
Aber sagt, meine Brüder, was vermag noch das Kind, das auch der Löwe nicht vermochte?
Was muss der raubende Löwe auch noch zum Kinde werden? Unschuld ist das Kind und
Vergessen, ein Neubeginnen, ein Spiel, ein aus sich rollendes Rad, eine erste Bewegung, ein
heiliges Ja-sagen. Ja, zum Spiele des Schaffens, meine Brüder, bedarf es eines heiligen Jasagens: seinen Willen will nun der Geist, seine Welt gewinnt sich der Weltverlorene.
26
Nichts
Drei Verwandlungen nannte ich euch des Geistes: wie der Geist zum Kamele ward, und zum
Löwen das Kamel, und der Löwe zuletzt zum Kinde. – Also sprach Zarathustra. Und damals
weilte er in der Stadt, welche genannt wird: die bunte Kuh.
aus: http://gutenberg.spiegel.de/buch/3248/12
(Eine gelungene Zusammenfassung und Erläuterung finden Sie auf: http://www.lerntippsammlung.de/Friedrich-Nietzsche-_-2-.-Version.html)
Szenenfoto mit Paul Maresch und Ensemble
27
Nichts
Vor- und Nachbereitung mit Schülerinnen
und Schülern
1. Jeder schreibt anonym auf eine Karte ...
a. Was ihm / ihr persönlich am wichtigsten ist (keine Allgemeinheiten, wie Sommer, Gesundheit, sondern Dinge, die rein theoretisch auf den Berg aus Bedeutung kommen
könnten). Ein Wort mit einem Satz der Erläuterung, warum jenes Bedeutung hat.
b. Die Karten werden eingesammelt, gemischt und wieder ausgeteilt und nun soll jeder
Schüler ein Gegenargument formulieren, warum diese(r) Gegenstand / Person / etc.
keine Bedeutung hat.
c. Die Schüler werden in kleine Gruppen eingeteilt und sollen von den erneut gemischten
Karten eine Art Ranking erstellen und dies präsentieren. Warum hat was mehr Bedeutung als anderes?
2. Die Schüler suchen sich in kleinen Gruppen einen der Pierre Anthon-Texte 1 – 3 aus. Sie
sollen dazu überlegen, welche gesellschaftlichen Konstruktionen hinter diesen Texten stecken. Gegen welche Konventionen, Gesetze etc. kämpft Pierre Anthon an? Auch hier werden
die Gruppenergebnisse kurz vorgestellt.
• „Falls ihr achtzig werdet, habt ihr dreißig Lebensjahre verschlafen, habt gut neun Jahre die
Schule besucht und Hausaufgaben gemacht und knapp vierzehn Jahre lang gearbeitet. Da
ihr schon mehr als sechs Jahre damit verbracht habt, ein Kleinkind zu sein und zu spielen,
und da ihr später mindestens zwölf Jahre damit verbringen werdet, sauber zu machen,
Essen zu kochen und euch um die Kinder zu kümmern, bleiben euch höchstens neun Jahre zum Leben. Und dann plagt ihr euch damit ab, so zu tun, als hättet ihr Erfolg in einem
sinnlosen Spiel, anstatt die neun Jahre sofort zu genießen.“
• „Du wirst bestimmt Designerin und stöckelst auf hohen Schuhen herum und spielst die
Smarte und überzeugst alle anderen, dass sie glauben, wenn sie nur in Sachen von deiner
Marke herumlaufen, seien sie auch smart.“ „Aber du wirst feststellen, dass du ein Clown in
irgendeinem überflüssigen Zirkus bist, wo alle versuchen, sich gegenseitig vorzumachen,
es sei lebensnotwendig, in einem Jahr auf diese Weise gekleidet zu sein und im nächsten
auf eine andere. Und du wirst feststellen, dass der Ruhm und die große Welt außerhalb von
dir sind, dass aber innen nichts ist und dass es auch so bleiben wird, egal was du tust.“
• „Erst verliebt man sich, dann geht man miteinander, dann hört die Verliebtheit auf, und
dann trennt man sich wieder.“ „Und so geht es ein ums andere Mal, so lange, bis ihr die
Wiederholung so satt habt, dass ihr so tut, als sei er, der gerade in der Nähe ist, derjenige
welche. Dass ihr dazu Lust habt!“
Was sind die jeweiligen Konzepte hinter diesen Aussagen? Was sind die Regeln der
Gesellschaft, die Pierre Anthon zu diesen Aussagen verleiten?

28
Nichts
Wie kann man diese Regeln umgehen / neu erfinden (unabhängig vom persönlichen
Geschmack / Wünschen)?

Was kann ich außerhalb dieses „Spiels“ überhaupt machen? Was will ich im Leben /
von der Gesellschaft?

3. Was wäre der persönliche und spontane Genuss ein Teil von „Nichts“ zu werden im konkreten Beispiel jeden Schülers (5 Begriffe)? D.h. was würde jeder einzelne Schüler jetzt tun,
wenn er ab sofort unbegrenzte Möglichkeiten hätte, das Leben zu genießen? Und – in einem
zweiten Schritt – was passiert, wenn alle Menschen jetzt so handeln würden und alle Welt ab
sofort nur noch das Leben genießen würde?
4. Zum Abschluss: Heinrich Böll: Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral (sehr gekürzt)
Ein Fischer sitzt am Strand und blickt auf das Meer, nachdem er die Ernte seiner mühseligen Ausfahrt auf den Markt gebracht hat. Warum er nicht einen Kredit aufnehme, fragt ihn
ein Tourist. Dann könne er einen Motor kaufen und das Doppelte fangen. Das brächte ihm
Geld für einen Kutter und einen zweiten Mann ein. Zweimal täglich Fang hieße das Vierfache
verdienen. Warum er eigentlich herumtrödele. – Auch ein dritter Kutter wäre zu beschaffen;
das Meer könnte viel besser ausgenutzt werden, ein Stand auf dem Markt, Angestellte, ein
Fischrestaurant, eine Konservenfabrik – dem Touristen leuchteten die Augen. „Und dann?"
unterbricht ihn der Fischer. „Dann brauchen Sie gar nichts mehr zu tun. Dann können Sie den
ganzen Tag sitzen und glücklich auf ihr Meer hinausblicken!“ – „Aber das tue ich doch jetzt
schon“, sagte der Fischer.
29
Nichts
Hinweise für den Theaterbesuch
Liebe Lehrerin, lieber Lehrer,
viele Kinder und Jugendliche besuchen zum ersten Mal ein Theater oder haben wenig
Erfahrung damit. Wir bitten Sie, im Vorfeld eines Besuches sich mit Ihrer Klasse die besondere
Situation zu vergegenwärtigen und die nachfolgenden Regeln zu besprechen. Damit eine Vorstellung gelingt, müssen sich Darsteller und Zuschauer konzentrieren können. Dafür braucht
es Aufmerksamkeit. Alle Beteiligten müssen dafür Sorge tragen. Wer die Regeln nicht einhält,
beraubt sich selbst dessen, wofür er Eintritt gezahlt hat – und natürlich auch alle anderen
Besucher.
Folgende Regeln tragen zum Gelingen eines Theaterbesuchs bei:
1. Wir bitten, rechtzeitig im Theater einzutreffen, so dass jeder in Ruhe den Mantel und seine
Tasche an der Garderobe abgeben und ohne Eile seinen Platz aufsuchen kann. Unsere Garderobe wird beaufsichtigt und ist im Eintrittspreis enthalten.
2. Während der Vorstellung auf die Toilette zu gehen, stört sowohl die Darsteller als auch
die übrigen Zuschauer. Wir bitten darum, sich entsprechend zu organisieren. In unseren
Programmzetteln lässt sich auch nachlesen, ob es eine Pause in der Vorstellung gibt.
3. Es ist nicht gestattet, während der Vorstellung zu essen und zu trinken, Musik zu hören und
Gespräche zu führen. Mobilfunktelefone und mp3-Player müssen vollständig ausgeschaltet
sein. Während der Vorstellung darf weder telefoniert noch gesimst oder fotografiert werden.
4. Der Applaus am Ende einer Vorstellung bezeugt den Respekt vor der Arbeit der Schauspieler und des gesamten Teams unabhängig vom Urteil über die Inszenierung. Wem es gut
gefallen hat, der gibt mehr Beifall – wem nicht, entsprechend weniger. Wichtig ist, erst nach
dem Ende des Applauses den Saal zu verlassen.
Unser Einlasspersonal der ARTService GmbH steht den Zuschauern als organisatorischer Ansprechpartner am Tag der Vorstellung zur Verfügung.
Wir sind an den Erfahrungen des Publikums mit den Inszenierungen interessiert. Für
Gespräche stehen wir zur Verfügung. Unter www.parkaue.de können unsere Zuschauer einen
Kommentar zu den Inszenierungen abgeben.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Ihr THEATER AN DER PARKAUE
30
Nichts
Impressum
Spielzeit 2011/2012
THEATER AN DER PARKAUE
Junges Staatstheater Berlin
Parkaue 29
10367 Berlin
Tel. 030 – 55 77 52 -0
www.parkaue.de
Intendant: Kay Wuschek
Redaktion: Julia Schreiner /
Ronja Lindemann
Gestaltung: pp030 –
Produktionsbüro Heike Praetor
Fotos: Christian Brachwitz
Titelfoto mit Johannes
Hendrik Langer und Denis Pöpping
Abschlussfoto mit Franziska Krol,
Corinna Mühle und Claudia Fritzsche
Kontakt Theaterpädagogik:
Irina-Simona Barca / Sarah Kramer
Telefon: 030 – 55 77 52 -60
[email protected]
31