De Kurzfassung der Referate

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De Kurzfassung der Referate
De
Kurzfassung der Referate
von der 41. Pflanzenbaulichen Vortragstagung in Sindelfingen
am Dienstag, den 17. November 2009
Programm:
9.30 Uhr
Eröffnung und Leitung
DR. W ILFRIED HERMANN
Universität Hohenheim, Ihinger Hof
9.40 Uhr
Die Bedeutung des Bodenschutzes in der aktuellen Agrarpolitik
MINISTERIALDIRIGENT JOACHIM HAUCK
Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg
10.00 Uhr
Boden macht sich vom Acker: Entstehung und Verminderung der
Erosion durch Wasser
DR. NORBERT BILLEN
Universität Hohenheim
10.30 Uhr
Innovative Techniken der Bodenbearbeitung
Streifenlockerung mit Lenksystemen
DR. W ILFRIED HERMANN
UNIVERSITÄT HOHENHEIM, IHRINGER HOF
Praktische Erfahrungen mit Direktsaat
THOMAS SANDER
Landwirt, Oberwinkel / Sachsen
11.10 Uhr
Auswirkungen unterschiedlicher Varianten der
Grundbodenbearbeitung auf die Erträge und die
Nährstoffgehalte im Boden
DR. STEFFEN LEIDEL
K + S Kali GmbH, Woez
11.40 Uhr
Zetteldiskussion
12.15 Uhr
Mittagspause
13.45 Uhr
Aktuelle Entwicklungen bei Getreide und Ölsaatenmärkten
LUDWIG HÖCHSTETTER
BayWa München
14.15 Uhr
Zetteldiskussion
14.30 Uhr
Schlusswort
DR. W ILFRIED HERMANN
Universität Hohenheim, Ihinger Hof
Schutzgebühr (Selbstkostenpreis): 1 €
Boden macht sich vom Acker:
Entstehung und Verminderung der Erosion durch Wasser
Dr. Norbert Billen
Universität Hohenheim
Einleitung
Wenn sich der Boden vom Acker macht, geschieht dies, abgesehen von
Baumaßnahmen, zumeist im Rahmen der Bodenerosion. Dieses ist ein natürlicher
Prozess, der oftmals durch menschliche Aktivitäten ermöglicht oder gefördert wird. Sie
umfasst die Ablösung, den Transport und die Ablagerung von Bodenpartikeln. Die
Verlagerung übernehmen Wasser, Wind oder Schwerkraft.
Für einen Ackerschlag ist dabei nicht nur wichtig, welche Menge an Boden verloren
geht, sondern auch welchen Anteil diese Menge am vorhandenen Boden ausmacht. Je
flachgründiger ein Boden ist, also je weniger Boden vorhanden ist, desto schneller geht
die aktuelle Bodenfruchtbarkeit durch Erosion verloren. Dadurch sinkt das Wasser- und
Nährstoffangebot sowie die pflanzenbaulichen und wirtschaftlichen Erträge.
Erosionsformen
Bei der Erosion durch Wasser wird zwischen dem häufig nicht eindeutig erkennbaren
flächenhaften Bodenabtrag und dem zumeist gut erkennbaren rinnenförmigen
Bodenabtrag unterschieden. Beide Erosionsformen zusammen ergeben die Gesamterosion.
Entstehung
Ob und wie viel Boden durch Wasser von einem Schlag abgeschwemmt wird, hängt im
Wesentlichen von folgenden Faktoren ab:
• Der Verschlämmungsneigung des Bodens, d.h. der Bodenart und des Humusgehaltes.
• Der naturräumlichen Geländegestalt, d.h. der Hangneigung, -länge und -form eines
Schlages.
• Der erosionswirksamen Regenereignisse, insbesondere zu Zeiten unbedeckter
Böden, mit denen an einem Standort zu rechnen ist und die Klimaprojektionen
zufolge zunehmende Bedeutung in SW-Deutschland bekommen.
• Des pflanzenbaulichen Produktionsverfahrens, d.h. des Bodenbearbeitungsverfahrens und der Fruchtfolge.
Analyse
Für das Ausmaß und die Bewertung von Bodenerosion gibt es keine Grenzwerte im
engeren Sinne. Das Aufzeigen von Bodenerosion erfolgt deshalb mit unterschiedlichen
Methoden:
•
•
•
Beim Bezug auf den aktuellen Zustand, der auch die Ereignisse der Vergangenheit
widerspiegelt, geschieht dies z.B. mit fachtechnischen Gelände- und
Bodenaufnahmen oder mit dem analytischen Nachweis von ungleich verteilten
Tracern (z.B. Cs137).
Zum Zweck der Dokumentation aktueller Vorgänge und Maßnahmenwirkungen
können Sedimentfangkästen am Hangfuß eines Feldes oder begrenzter
Messparzellen installiert oder Beregnungsversuche durchgeführt werden.
Zur Beschreibung oder Prognose des Erosionsrisikos eines Feldes können zwei
Wege beschritten werden:
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Einen pragmatischen Ansatz bietet die Allgemeine Bodenabtrags-Gleichung
ABAG (DIN 19708), die für den Vollzug der Cross-Compliance Regelungen
generalisierende Informationen liefert, in Arbeitshilfen und Leitfäden für Landwirte
und Berater feld- und betriebsspezifische Informationen ermöglicht oder eine
landesweite Übersicht zu Risikoregionen gibt.
Einen planerischen Ansatz bieten Bodenerosionsmodelle wie z.B. Erosion-3D
oder LISEM, die auch Zusammenhänge zwischen Einzelfeldern und
Wassereinzugsgebieten für die Bodenerosion und den Wasserabfluss darstellen
können.
Schadwirkungen
Der Verlust des Bodens vom Acker hat nicht nur Schäden auf dem Feld selbst (= On
Site Schäden) zur Folge, sondern auch außerhalb des Feldes (Off Site Schäden). Es
sind also eine Vielzahl von Schutzgütern betroffen, beispielsweise bei:
On Site Schäden
• Boden: Reduktion oder Verlust der landwirtschaftlichen Produktivität oder der
Wasserspeicherkapazität
• Schäden an den Nutzpflanzen (Ernteausfall)
• Erhöhung des Zeit- und Kostenaufwandes für z.B. Neubestellung des Feldes,
Düngemittel- und Herbizidaustrag
Off Site Schäden:
• Gebäudeschäden aufgrund des Abflusses und eingeschwemmten Bodenmaterials
(erhöhte Reinigungskosten)
• Gewässer (Eutrophierung, Toxifizierung)
• Erhöhte Reinigungskosten des Kanalnetzes
• Folgekosten durch Verschüttung der Wirtschaftswege
• Erschwerung der Bewirtschaftung durch Uneinheitlichkeit der Ackerschläge
Schutzplanungen
Vor der Umsetzung von Schutzmaßnahmen ist eine generelle Planung vorteilhaft, weil
potenzielle Maßnahmen im Kontext zu sehen sind von Standort, Feldparzellierung,
Maßnahmenkosten, Betriebssituation, Markt/Produktnachfrage oder Politischem
Rahmen. Bei der fachtechnischen Planung ist es darüber hinaus wichtig, die Ursachen
der Bodenerosion zu kennen, denn nicht jede Maßnahme bietet Schutz bei jeder
Ursache. Für pflanzenbauliche Aspekte sind dies:
•
•
•
Unzureichende Bodenbedeckung, was zu einem ungebremsten Aufprall von Regentropfen und damit zur Oberflächenverschlämmung führen kann.
Unzureichende Bodenkrümelstabilität, was zu einer raschen Oberflächenverschlämmung führen kann.
Unzureichende Abflussregulierung, was zu einem verstärkten Abfluss von Oberflächenwasser und Bodenmaterial führen kann.
Schutzmaßnahmen
Es gibt eine große Anzahl von Schutzmaßnahmen,
Handlungskategorien eingeteilt werden können:
•
die
prinzipiell in
drei
pflanzenbauliche Maßnahmen, welche die Ursachen der Erosion direkt auf dem
Feld, also die On Site Schäden, wirksam reduzieren oder verhindern können durch
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Verbesserung der Bodenstruktur. Dazu zählen z.B. der allgemein bekannte Anbau
von Zwischenfrüchten oder die konservierende Bodenbearbeitung, aber auch
ungewöhnlichere Maßnahmen wie die Querdammhäufelung im Kartoffelbau oder
die Tiefenlockerung. Positive Nebeneffekte können sein der Erhalt der
Bodefruchtbarkeit und positive Beiträge zum Hochwasser- und Klimaschutz.
•
Landschaftsstrukturelle Maßnahmen, welche nicht die Erosion selbst sondern die
Schäden der Bodenerosion und des Wasserabflusses außerhalb eines Feldes, also
die Off Site Schäden, reduzieren oder verhindern können. Dies geschieht z.B. durch
Anlage von Ackerrandstreifen oder dezentraler Rückhalteeinrichtungen in
Geländemulden.
• Flächenmanagement, welches die Erosion sowohl im als auch außerhalb eines
Feldes reduzieren oder verhindern kann durch teilweise überbetriebliche
Maßnahmen wie Hang- und Schlagteilungen, Flächenumwidmung oder virtueller
Flurneuordnung.
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Innovative Techniken der Bodenbearbeitung
- Streifenlockerung mit Lenksystemen Dr. Wilfried Hermann
Universität Hohenheim, Ihinger Hof
In den vergangenen Jahren hat die Häufigkeit von Starkniederschlägen deutlich zugenommen. Bodenerosion bei Reihenkulturen wie Mais und Zuckerrüben ist vielerorts
die Folge und zwingt zur Neuorientierung bei der Bodenbearbeitung. Nicht zuletzt
müssen die Anbauverfahren vor dem Hintergrund der gefallenen Markterlöse auch aus
ökonomischer Sicht durchleuchtet werden. Ein neuer Ansatz, der die Vorteile der konventionellen Bodenbearbeitung (Ertragshöhe und Ertragssicherheit) mit den Vorteilen
der
Direktsaat
(Erosionsschutz,
Kosteneinsparung)
verknüpft,
stellt
die
Streifenlockerung (Strip Till) dar.
Bei der Streifenlockerung wird auf eine ganzflächige Lockerung verzichtet. Es wird nur
der Bereich in der späteren Pflanzenreihe gelockert, der übrige Zwischenreihenbereich
verbleibt ungelockert. In der Regel besteht die Bodenbearbeitung lediglich aus zwei
Arbeitsgängen: Lockerung im Herbst oder Frühjahr, danach erfolgt die Aussaat in die
gelockerten Streifen. Voraussetzung für dieses Verfahren ist ein Traktor, der bei der
Streifenlockerung und Aussaat mit einem hochgenauen Lenksystem (RTK-GPS +/-2,5
cm) ausgestattet ist, um die gelockerten Streifen bei der Aussaat exakt zu treffen. Bei
diesem Verfahren kann, ebene Flächen und eine gleichmäßige Strohverteilung
vorausgesetzt, auf eine Stoppelbearbeitung oder weitergehende Bodenbearbeitung verzichtet werden. Ausfallgetreide, Unkräuter und Ungräser können vor der Aussaat mit
Glyphosat kontrolliert werden. Zusätzlich ist bei diesem Verfahren eine ReihenUnterfußdüngung möglich, wodurch eventuell Dünger eingespart werden kann.
Das Strip-Till-Verfahren wird auf der Versuchsstation Ihinger Hof der Universität Hohenheim (500 m NN, 685 mm Niederschlag, 8,2°C Durch schnittstemperatur, stark
schluffiger Ton, 55-65 Bodenpunkte) seit 2006 im Praxis- und Versuchseinsatz bei
Zuckerrüben, Raps und Mais mit und ohne Zwischenfruchtanbau getestet. Eingesetzt
wird eine nicht in Serie produzierte Versuchsmaschine (Horsch Focus, 4-6-reihig,
Reihenabstand variabel 75 cm bis 50 cm). Der Streifenlockerer wird von einem 160 PSSchlepper mit einem integrierten automatischen Lenksystem (RTK-GPS) gezogen.
Gelockert wird auf eine Tiefe von 18-20 cm.
Zuckerrüben:
Nach der Getreideernte mit Strohdüngung wird außer der Streifenlockerung im Herbst
keine weitere Bodenbearbeitung durchgeführt. Um die teilweise groben Dämme auf
den schweren Böden mit 25-30% Tongehalt vorab einzuebnen, wurde ein Rollkuli mit
dem Streifenlockerer kombiniert. Durch Frost und Regen über Winter setzten sich die
Dämme ab und die Kluten zerfielen.
Der Boden erwärmte sich in der Reihe durch das Fehlen der isolierenden Mulchschicht
in den gelockerten Streifen schneller als bei Mulchsaat und trocknete dadurch auch
schneller ab. Beim Anbau von Zwischenfrüchten zur Nematodenbekämpfung oder zum
Schutz vor Nitratauswaschung bei organischer Düngung kann auch in der stehenden
Zwischenfrucht streifenweise gelockert werden. Der durch Proberodungen auf
vergleichbaren Praxisflächen ermittelte Rübenertrag war durch die gezielte Lockerung
in der Reihe im Vergleich zur benachbarten Mulchsaat um 15% (2007) bzw. 11%
(2008) und der Bereinigte Zuckerertrag um 11% (2007) bzw. 7% (2008) höher. In einem
parallel durchgeführten Parzellenversuch wurde 2008 bei Bereinigten Zuckererträgen
von rund 120 dt/ha trotz des stark verringerten Aufwands und der rund 1 Pfl./m²
geringeren Bestandesdichte keine signifikanten Unterschiede im Bereinigten
Zuckerertrag festgestellt.
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Mais:
Nachdem 2008 erste Erfahrungen gesammelt werden konnten, wurde 2009 ein
mehrfach wiederholter Streifenversuch in Körnermais angelegt: Nach Getreidevorfrucht
traten zwischen der Lockerung mit Flügelscharen und anschließender Mulchsaat (100,5
dt/ha) bzw. Streifenlockerung (104,5 dt/ha) keine gesicherten Ertragsunterschiede auf.
Getreide mit Strohdüngung ist beim Strip-Till-Verfahren als Vorfrucht für Mais ideal.
Wenn Gülle oder Gärsubstrat ausgebracht werden soll, bietet sich nach deren
Einarbeitung der Anbau von Zwischenfrüchten mit nachfolgender Streifenlockerung an.
Raps:
Die Boden- und Saatbettbereitung zu Raps bereitet auf schweren Böden häufig
Schwierigkeiten, so dass auf der Versuchsstation Ihinger Hof seit 2008 der Rapsanbau
in Streifenlockerung im Vergleich zu Mulch- bzw. Direktsaat getestet wird. Nach der
Ernte werden lediglich die späteren Rapsreihen im Abstand von 50 cm gelockert.
Anschließend erfolgt ein Walzenstrich zur Verbesserung des Bodenschlusses und zur
Schaffung eines Saatbetts. Danach wurde der Raps mit einem mulchsaatfähigen
Einzelkornsägerät gesät (20 Kö./m²). Die Ertragsergebnisse im zweijährigen Vergleich
belegen, dass die Streifenlockerung in Kombination mit Einzelkornsaat (48,5 dt/ha) der
Mulchsaat (47,1 dt/ha) bzw. Direktsaat (46,9 dt/ha) mindestens ebenbürtig war.
Ökonomie
Bei Zuckerrüben konnte durch den Verzicht auf Stoppel- und Saatbettbereitung im
Vergleich zum früheren betriebsüblichen Verfahren (Mulchsaat in Senfzwischenfrucht)
der Aufwand um rund 10 l Diesel/ha und 1 Akh/h reduziert werden. Die
Kosteneinsparungen insgesamt beliefen sich insgesamt auf rund 50 € je ha bei
mindestens gleichen bereinigten Zuckererträgen. Der überbetriebliche Einsatz des
Streifenlockerers bzw. die Vergabe der Lockerung und Aussaat an ein
Lohnunternehmen bietet sich an. Da nur wenige Feldarbeitsgänge erforderlich sind,
hält sich der Koordinations- und Managementaufwand in Grenzen.
Erosion
Auf der Versuchsstation Ihinger Hof wurde auf den Schlägen, die im Strip-Till-Verfahren
bestellt wurden, keine Bodenerosion beobachtet. Der Verzicht auf ganzflächige
Lockerung und die damit einhergehende verstärkte Regenwurmaktivität ermöglichte
auch bei Starkniederschlägen die Infiltration des Niederschlagswassers und verhinderte
die Bodenabschwemmung. Im Gegensatz dazu wurde auf gepflügten Flächen
erhebliche Bodenerosion festgestellt. Ebenso wurde auch von Mulchsaatflächen mit
Senfzwischenfrucht, die vor Winter ganzflächig mit dem Schichtengrubber gelockert
wurden, Boden, wenn auch in weit geringerem Maße, abgeschwemmt. Somit stellt die
Streifenlockerung ein erheblicher Fortschritt im Kampf gegen Erosion dar, ohne dass
auf Ertrag verzichtet werden muss.
Weitere Informationen: www.streifenlockerung.de
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Innovative Techniken der Bodenbearbeitung
- Praktische Erfahrungen mit Direktsaat Thomas Sander
Landwirt, Oberwinkel
Inhalt
Was ist Direktsaat
Zum Nachdenken
Paradigmenwechsel
Auswirkungen auf den Boden
Die klassische Direktsaat als System
Wie wird sie betrieblich umgesetzt
Die Technik
Das Management
Fazit
Zum Nachdenken
Es gibt in der gesamten Natur nichts wichtigeres als den oder verdient mehr Beachtung
als der Boden. Es ist allein der Boden, der die Welt zu einer freundlichen Umgebung für
die Menschheit macht. Es ist der Boden, der die gesamte Natur ernährt und versorgt;
die gesamte Schöpfung hängt vom Boden ab, der letzten Endes die Grundlage unserer
Existenz ist.
Albert Fallou 1862
Humus ist kein Stoff, sondern ein Vorgang. Humus ist die biologisch funktionelle Potenz
der lebenden Bodensubstanzen, die Trümmer der Lebensabfälle aufs neue harmonisch
zu ordnen.
F. Caspari
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PARADIGMEN DER VERGANGENHEIT
• Bodenbearbeitung muß sein
• Vergraben der Pflanzenrückstände mit
Bodenbearbeitungsgeräten
• Nackter Boden über Wochen und Monate
• Bodenerwärmung durch Sonneneinstrahlung
• Bodenchemische Prozesse im Vordergrund
• Pflanzenschutz vorzugsweise chemisch
• Gründüngung und Fruchtfolge als Option
• Bodenerosion ist eine unvermeidliche
Begleiterscheinung des Ackerbaus
PARADIGMEN DER ZUKUNFT
• Direktsaat, keine Bodenbearbeitung
• Pflanzenrückstände werden als Mulch an
der Bodenoberfläche belassen
• Ganzjährige Bedeckung des Bodens
• Reduzierung der Bodentemperaturen
• Bodenbiologische Prozesse im Vordergrund
• Pflanzenschutz vorzugsweise biologisch
• Gründüngung und Fruchtfolge als Muß
• Bodenerosion ist nichts anderes als ein Symptom dafür,
daß ein für den Standort und das Ökosystem nicht
angepaßtes Anbausystem zur Anwendung gekommen ist
KONSEQUENZEN DES DIREKTSAATSYSTEMS BZW. DER PERMANENTEN
BODENBEDECKUNG
• Wind- und Wassererosion werden gestoppt
• Erhöhte Wasserinfliltration in den Boden
• Höhere Bodenfeuchtigkeit
• Aufbau oder Erhalt der organischen Substanz im Boden (Erhöhung der
Bodenqualität)
• Der Boden wirkt als C- Senke (Verbesserung der Bodenqualität; dem
Treibhauseffekt wird entgegengewirkt)
• Bodenverbesserung (chemisch, physikalisch, biologisch)
• Erhöhung der Produktivität der Kulturen
• Langfristig geringere Düngeranwendung und geringere Produktionskosten
Direktsaat ist mehr als ein Säverfahren
Direktsaat ist ein in sich geschlossenes Ackerbausystem
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Der Betrieb
Landwirtschaftsbetrieb A. Müller, Inh. Astrid Sander, Waldenburg
Lage:
Höhe:
Klima:
Böden:
Ackerfläche:
Mittlere Schlaggröße:
Landkreis Chemnitzer Land
260 m über NN
8,5° Jahresmitteltemperatur
750 mm Jahresniederschlag
Lößlehmböden, sandiger Lehm
mit 45-55 Bodenpunkten
430 ha
10,87 ha, bis 25 km Feldentfernung
Die Sätechnik
Cross slot Direktsaatmaschine aus Neuseeland
Die Erntetechnik
Mähdrescher mit Zwillingsbereifung und Ährenstrippervorsatz
Reifenluftdruck 1,0 bar!
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Die Transportkette
Der Einsatz eines Überladewagens sorgt für die konsequente Trennung der
Transportkette zwischen Feld und Straße
Reifenluftdruck 0,8 bar !
Bei Fahrzeugen, die regelmäßig zwischen Straße und Acker wechseln müssen, ist eine
Reifendruckregelung unerlässlich
Management
• Fruchtfolge
• Zwischenfrüchte
• Mulchmanagement
• Pflanzenschutz
• Düngung
Die Fruchtfolge
Eine vielgliedrige Fruchtfolge mit konsequentem Wechsel zwischen Winterung und
Sommerung /
Blatt und Halmfrucht macht den Einstieg in die Direktsaat einfacher und reduziert den
Pflanzenschutzaufwand.
z.B. Winterweizen – Sommergerste – Winterraps - Winterweizen / Sommerweizen –
Ackerbohnen / Körnererbsen
Zwischenfrüchte
Der Zwischenfruchtanbau ist von zentraler Bedeutung für die Direktsaat.
Zwischenfrüchte sorgen für:
• eine dauernde Bodenbedeckung
• Erhöhung der organischen Masse im Boden
• tiefe Durchwurzelung
• Nahrung für das Bodenleben
• eine bessere Befahrbarkeit im Frühjahr
• N-Bindung
• Biologische Bodengare
Mulchmanagement
Erntereste sind kein notwendiges Übel sondern der Schlüssel zu einer erfolgreichen
Direktsaat. Dem Mulchmanagement kommt daher eine zentrale Bedeutung zu. Ziel ist
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es, nach der Saat eine gleichmäßige, dichte, möglichst viel Biomasse enthaltende
Mulchschicht zu haben, die einer langsamen Fächenkompostierung zugeführt wird.
Pflanzenschutz
Beobachtungen:
• Im Herbst schnelles Auflaufen von Unkräutern
• Im Frühjahr verzögertes Auflaufen der meisten Unkräuter
• Der Einsatz von Glyphosat vor der Aussaat ist noch obligatorisch, bei
entsprechender Zwischenfrucht ist eine Anwendung von Herbiziden nach der
Saat nicht immer nötig.
• Der Pflanzenschutzaufwand ist nicht höher als bei Mulchsaat mit gleicher
Fruchtfolge.
Düngung
Die Direktsaat erfordert ein Umdenken in der Düngung:
• Eine Unterfußdüngung zur Saat bei Sommerkulturen ist sehr vorteilhaft.
• Die Ammoniumdepotdüngung mit Injektion in den Wurzelraum steigert die
N-Effizienz.
• Grunddüngung nach Bodenanalyse auf der
• Grundlage der Kationenaustauschkapazität.
Fazit
• Die Direktsaat funktioniert bei entsprechender Technik ,
• geeigneter Fruchtfolge und Standortvorraussetzung ohne
Ertragseinbußen. Sie birgt aber besonders in den ersten
5 Jahren ein erhöhtes Risiko.
• Die Direktsaat erfordert konsequentes langfristiges Denken.
• Jede Maßnahme muß auf Ihre langfristigen Auswirkungen
auf den Boden beurteilt und untersucht werden.
• Direktsaat ist eine Investition in die Zukunft. Hohe Investitionen in
Bodenschonung, Saattechnik Düngung sowie der Mangel an Erfahrung
reduzieren die kurzfristigen Einsparpotentiale.
• Mittel bis langfristig sind erhebliche Kostenreduzierungen im Bereich
Arbeitserledigung Betriebsmittel und Festkosten möglich.
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Auswirkungen unterschiedlicher Varianten der
Grundbodenbearbeitung auf die Erträge
und die Nährstoffgehalte im Boden
Dr. Eckhard Lehmann
Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern
Institut für Acker- und Pflanzenbau
Dr. Steffen Leidel
K+S Kali GmbH
Die herkömmliche Grundbodenbearbeitung mit dem Pflug ist wegen ungünstiger
Wirkungen auf bodenphysikalische Eigenschaften, Störungen des Bodenlebens und
der hohen Aufwendungen für die Arbeitserledigung vielerorts durch verschiedene
technologische Varianten der Grundbodenbearbeitung ohne Pflug in der Praxis
abgelöst worden. Doch gehen mit diesem Wechsel auch Vorteile des Pflügens
verloren. In dem seit 1994 durch die LFA angelegten Dauerversuch am Standort
Gülzow wurden in zwei Fruchtfolgen zunächst die Auswirkungen differenzierter
Bodenbearbeitung auf bodenphysikalische Parameter untersucht. Seit 2002 wurden in
Zusammenarbeit mit der K+S Kali GmbH detaillierte Bodenbeprobungen und Analysen
zur Schichtung der Hauptnährstoffe und des pH-Wertes in der Ackerkrume in den
folgenden Prüfgliedern vorgenommen:
• Pflug 25 bis 30 cm,
• tiefe Grubbervariante bis 25 cm,
• flache Grubbervariante bis 15 cm und
• eine der Fruchtart angepasste Kombination aus flacher und tiefer Grubber- und
Pflugbearbeitung.
Der Vergleich der Relativerträge gemittelt über alle Fruchtarten ergab keine
Differenzierung zwischen Pflug und pflugloser Bearbeitung mit dem Grubber. Lediglich
die kombinierte Grubber/Pflug-Variante hatte in der Tendenz (statistisch nicht
gesichert) eine geringere Leistung. Besonders in Jahren mit erhöhten Stressfaktoren
wie Krankheitsbefall oder Trockenheit ist in dieser Variante ein Ertragsabfall zu
beobachten.
Ertragsunterschiede wurden aber bei einzelnen Fruchtarten deutlich. Der pfluglose
Winterrapsanbau führte zu Ertragsvorteilen. Deutlich geringere Erträge wurden
dagegen bei pflugloser Bearbeitung im Stoppelweizenanbau erzielt. Das unterstreicht
die Forderung einer etwas späteren Aussaat und intensiven Stoppelbearbeitung für die
Weizenselbstfolge. Auch die Wintergerste reagierte mit Ertragsabfall in der tiefen
Grubbervariante. Diese Tendenz scheint sich mit zunehmender Dauer des pfluglosen
Anbaues zu verstärken. Deutlich geringere Erträge sind im Silomaisanbau nach
langfristigem Pflugverzicht festzustellen. Gründe hierfür können in der verzögerten
Jugendentwicklung des Maises infolge der langsameren Bodenerwärmung und der
höheren Dichtlagerung gesehen werden. Im Interesse eines nachhaltigen
Silomaisanbaues, vor allem für einen verbesserten Bodenschutz (Erosionsminderung),
sind Mulchsaatverfahren nach Zwischenfruchtanbau und Strohmulchverfahren dennoch
zu empfehlen. Diese erfordern dann aber eine Mindestintensität der Bodenbearbeitung.
Bei
ökonomischen
Betrachtungen
gleichen
sich
Unterschiede
in
den
Arbeitserledigungskosten oft durch Mehraufwendungen für die Unkrautbekämpfung
wieder aus. Jedoch wird eine Erhöhung der technischen Schlagkraft in den
Landwirtschaftsbetrieben erzielt. Dadurch werden günstige Aussaatzeiten besser
eingehalten, Saatgut eingespart und die Auflaufbedingungen bzw. Bestandesetablierung verbessert.
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Bei langjährig nichtwendender Bodenbearbeitung konnte mit zunehmender Bodentiefe
eine deutliche Abnahme des pH-Wertes festgestellt werden. Die Akkumulation der
organischen Substanz in der oberen Bodenschicht ist im Vergleich zu der gepflügten
Variante eindeutig nachweisbar, wogegen im unteren Krumenbereich der Anteil deutlich
abnahm.
Die deutlichsten Effekte der unterschiedlichen Bodenbearbeitung zeigten sich beim
Kalium- und Magnesiumgehalt des Bodens. In den pfluglosen Bearbeitungsvarianten
wurden in den Bodenschichten 0-5 und 5-15 cm Bodentiefe statistisch gesichert höhere
Gehalte als in der gepflügten Variante analysiert. Eine Akkumulation organischer
Substanz aus dem oberflächlichen Verbleib der Ernterückstände in diesen
Bodenschichten und die eingeschränkte Einmischung hoher K-Düngergaben können
als Ursachen dafür genannt werden. In der tieferen Schicht 15-30 cm waren dagegen
der K- und Mg-Gehalt des ungepflügten Bodens signifikant niedriger. Somit zeigte sich
lediglich eine Umverteilung dieser Nährstoffe. Der durchschnittliche Nährstoffgehalt in
der gesamten Bodenschicht 0-30cm blieb dagegen gleich.
Bei Phosphor wurde diese Differenzierung in den vorliegenden Untersuchungen bislang
nicht beobachtet. Davon war, auch laut anderen Untersuchungen, jedoch auszugehen,
weil Phosphat im Boden nur äußerst schlecht verlagert wird. Da Ernterückstände im
Unterschied zu K sehr P-arm sind und die allgemein hohen P-Bodengehalte am
Standort in den zurückliegenden Jahren eine deutlich unter der Abfuhr liegende
Phosphatdüngung zur Folge hatten, blieb vermutlich diese Schichtung aus.
Ein direkter Einfluss der differenzierten Nährstoffverteilung in der Ackerkrume auf den
Ertrag war bislang nicht nachweisbar. Dafür können die für diesen Standort insgesamt
hohen Nährstoffgehalte eine Erklärung sein. Für die richtige Bewertung des Gehaltes
an pflanzenverfügbaren Nährstoffen ist zu erwägen, eine Probenahmetiefe von mehr
als 20 cm (VDLUFA-Empfehlung) als Standard zu etablieren. Überlegungen, die
Probenahmetiefe der Bearbeitungstiefe anzupassen, sind konsequent abzulehnen.
Anderenfalls sind fehlerhafte Düngeempfehlungen mit mittel- und langfristig negativem
Einfluss auf Ertrag und Qualität der Ernteprodukte und die Bodenfruchtbarkeit die
Folge.
Die Auswirkungen langfristiger pflugloser Bodenbearbeitung sind hier nur für den
Standort Gülzow beschrieben, der mittlere Standortbedingungen in MecklenburgVorpommern repräsentiert. Verallgemeinerungen für Anbaugebiete unter anderen
natürlichen Bedingungen sind mit den vorliegenden Ergebnissen nicht möglich.
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Kontaktdaten
Dr. Wilfried Hermann
Leiter der Versuchsstation für Pflanzenbau und Pflanzenschutz
Ihinger Hof
71272 Renningen
Tel.: 07159-926422
eMail: Hermannw@uni-hohenheim
Dr. Norbert Billen
Universität Hohenheim
Riedgrasweg 26
70599 Stuttgart
Tel.: 0711-4560400
eMail: [email protected]
Thomas Sander
Landwirt
Am Park 5
08936 Oberwinkel
Tel.: 037608-15267
eMail: [email protected]
Dr. Steffen Leidel
Regionalberater
K + S Kali Gmbh
Seeweg 2
19243 Woez
Tel.: 038853-33843
eMail: [email protected]
Ludwig Höchstetter
Leiter Erzeugnis Agrar
BayWa AG
Arabellastraße 4
81925 München
Tel.: 089 9222-3463
eMail: [email protected]
IMPRESSUM
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