De Kurzfassung der Referate
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De Kurzfassung der Referate
De Kurzfassung der Referate von der 41. Pflanzenbaulichen Vortragstagung in Sindelfingen am Dienstag, den 17. November 2009 Programm: 9.30 Uhr Eröffnung und Leitung DR. W ILFRIED HERMANN Universität Hohenheim, Ihinger Hof 9.40 Uhr Die Bedeutung des Bodenschutzes in der aktuellen Agrarpolitik MINISTERIALDIRIGENT JOACHIM HAUCK Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg 10.00 Uhr Boden macht sich vom Acker: Entstehung und Verminderung der Erosion durch Wasser DR. NORBERT BILLEN Universität Hohenheim 10.30 Uhr Innovative Techniken der Bodenbearbeitung Streifenlockerung mit Lenksystemen DR. W ILFRIED HERMANN UNIVERSITÄT HOHENHEIM, IHRINGER HOF Praktische Erfahrungen mit Direktsaat THOMAS SANDER Landwirt, Oberwinkel / Sachsen 11.10 Uhr Auswirkungen unterschiedlicher Varianten der Grundbodenbearbeitung auf die Erträge und die Nährstoffgehalte im Boden DR. STEFFEN LEIDEL K + S Kali GmbH, Woez 11.40 Uhr Zetteldiskussion 12.15 Uhr Mittagspause 13.45 Uhr Aktuelle Entwicklungen bei Getreide und Ölsaatenmärkten LUDWIG HÖCHSTETTER BayWa München 14.15 Uhr Zetteldiskussion 14.30 Uhr Schlusswort DR. W ILFRIED HERMANN Universität Hohenheim, Ihinger Hof Schutzgebühr (Selbstkostenpreis): 1 € Boden macht sich vom Acker: Entstehung und Verminderung der Erosion durch Wasser Dr. Norbert Billen Universität Hohenheim Einleitung Wenn sich der Boden vom Acker macht, geschieht dies, abgesehen von Baumaßnahmen, zumeist im Rahmen der Bodenerosion. Dieses ist ein natürlicher Prozess, der oftmals durch menschliche Aktivitäten ermöglicht oder gefördert wird. Sie umfasst die Ablösung, den Transport und die Ablagerung von Bodenpartikeln. Die Verlagerung übernehmen Wasser, Wind oder Schwerkraft. Für einen Ackerschlag ist dabei nicht nur wichtig, welche Menge an Boden verloren geht, sondern auch welchen Anteil diese Menge am vorhandenen Boden ausmacht. Je flachgründiger ein Boden ist, also je weniger Boden vorhanden ist, desto schneller geht die aktuelle Bodenfruchtbarkeit durch Erosion verloren. Dadurch sinkt das Wasser- und Nährstoffangebot sowie die pflanzenbaulichen und wirtschaftlichen Erträge. Erosionsformen Bei der Erosion durch Wasser wird zwischen dem häufig nicht eindeutig erkennbaren flächenhaften Bodenabtrag und dem zumeist gut erkennbaren rinnenförmigen Bodenabtrag unterschieden. Beide Erosionsformen zusammen ergeben die Gesamterosion. Entstehung Ob und wie viel Boden durch Wasser von einem Schlag abgeschwemmt wird, hängt im Wesentlichen von folgenden Faktoren ab: • Der Verschlämmungsneigung des Bodens, d.h. der Bodenart und des Humusgehaltes. • Der naturräumlichen Geländegestalt, d.h. der Hangneigung, -länge und -form eines Schlages. • Der erosionswirksamen Regenereignisse, insbesondere zu Zeiten unbedeckter Böden, mit denen an einem Standort zu rechnen ist und die Klimaprojektionen zufolge zunehmende Bedeutung in SW-Deutschland bekommen. • Des pflanzenbaulichen Produktionsverfahrens, d.h. des Bodenbearbeitungsverfahrens und der Fruchtfolge. Analyse Für das Ausmaß und die Bewertung von Bodenerosion gibt es keine Grenzwerte im engeren Sinne. Das Aufzeigen von Bodenerosion erfolgt deshalb mit unterschiedlichen Methoden: • • • Beim Bezug auf den aktuellen Zustand, der auch die Ereignisse der Vergangenheit widerspiegelt, geschieht dies z.B. mit fachtechnischen Gelände- und Bodenaufnahmen oder mit dem analytischen Nachweis von ungleich verteilten Tracern (z.B. Cs137). Zum Zweck der Dokumentation aktueller Vorgänge und Maßnahmenwirkungen können Sedimentfangkästen am Hangfuß eines Feldes oder begrenzter Messparzellen installiert oder Beregnungsversuche durchgeführt werden. Zur Beschreibung oder Prognose des Erosionsrisikos eines Feldes können zwei Wege beschritten werden: -2- Einen pragmatischen Ansatz bietet die Allgemeine Bodenabtrags-Gleichung ABAG (DIN 19708), die für den Vollzug der Cross-Compliance Regelungen generalisierende Informationen liefert, in Arbeitshilfen und Leitfäden für Landwirte und Berater feld- und betriebsspezifische Informationen ermöglicht oder eine landesweite Übersicht zu Risikoregionen gibt. Einen planerischen Ansatz bieten Bodenerosionsmodelle wie z.B. Erosion-3D oder LISEM, die auch Zusammenhänge zwischen Einzelfeldern und Wassereinzugsgebieten für die Bodenerosion und den Wasserabfluss darstellen können. Schadwirkungen Der Verlust des Bodens vom Acker hat nicht nur Schäden auf dem Feld selbst (= On Site Schäden) zur Folge, sondern auch außerhalb des Feldes (Off Site Schäden). Es sind also eine Vielzahl von Schutzgütern betroffen, beispielsweise bei: On Site Schäden • Boden: Reduktion oder Verlust der landwirtschaftlichen Produktivität oder der Wasserspeicherkapazität • Schäden an den Nutzpflanzen (Ernteausfall) • Erhöhung des Zeit- und Kostenaufwandes für z.B. Neubestellung des Feldes, Düngemittel- und Herbizidaustrag Off Site Schäden: • Gebäudeschäden aufgrund des Abflusses und eingeschwemmten Bodenmaterials (erhöhte Reinigungskosten) • Gewässer (Eutrophierung, Toxifizierung) • Erhöhte Reinigungskosten des Kanalnetzes • Folgekosten durch Verschüttung der Wirtschaftswege • Erschwerung der Bewirtschaftung durch Uneinheitlichkeit der Ackerschläge Schutzplanungen Vor der Umsetzung von Schutzmaßnahmen ist eine generelle Planung vorteilhaft, weil potenzielle Maßnahmen im Kontext zu sehen sind von Standort, Feldparzellierung, Maßnahmenkosten, Betriebssituation, Markt/Produktnachfrage oder Politischem Rahmen. Bei der fachtechnischen Planung ist es darüber hinaus wichtig, die Ursachen der Bodenerosion zu kennen, denn nicht jede Maßnahme bietet Schutz bei jeder Ursache. Für pflanzenbauliche Aspekte sind dies: • • • Unzureichende Bodenbedeckung, was zu einem ungebremsten Aufprall von Regentropfen und damit zur Oberflächenverschlämmung führen kann. Unzureichende Bodenkrümelstabilität, was zu einer raschen Oberflächenverschlämmung führen kann. Unzureichende Abflussregulierung, was zu einem verstärkten Abfluss von Oberflächenwasser und Bodenmaterial führen kann. Schutzmaßnahmen Es gibt eine große Anzahl von Schutzmaßnahmen, Handlungskategorien eingeteilt werden können: • die prinzipiell in drei pflanzenbauliche Maßnahmen, welche die Ursachen der Erosion direkt auf dem Feld, also die On Site Schäden, wirksam reduzieren oder verhindern können durch -3- Verbesserung der Bodenstruktur. Dazu zählen z.B. der allgemein bekannte Anbau von Zwischenfrüchten oder die konservierende Bodenbearbeitung, aber auch ungewöhnlichere Maßnahmen wie die Querdammhäufelung im Kartoffelbau oder die Tiefenlockerung. Positive Nebeneffekte können sein der Erhalt der Bodefruchtbarkeit und positive Beiträge zum Hochwasser- und Klimaschutz. • Landschaftsstrukturelle Maßnahmen, welche nicht die Erosion selbst sondern die Schäden der Bodenerosion und des Wasserabflusses außerhalb eines Feldes, also die Off Site Schäden, reduzieren oder verhindern können. Dies geschieht z.B. durch Anlage von Ackerrandstreifen oder dezentraler Rückhalteeinrichtungen in Geländemulden. • Flächenmanagement, welches die Erosion sowohl im als auch außerhalb eines Feldes reduzieren oder verhindern kann durch teilweise überbetriebliche Maßnahmen wie Hang- und Schlagteilungen, Flächenumwidmung oder virtueller Flurneuordnung. -4- Innovative Techniken der Bodenbearbeitung - Streifenlockerung mit Lenksystemen Dr. Wilfried Hermann Universität Hohenheim, Ihinger Hof In den vergangenen Jahren hat die Häufigkeit von Starkniederschlägen deutlich zugenommen. Bodenerosion bei Reihenkulturen wie Mais und Zuckerrüben ist vielerorts die Folge und zwingt zur Neuorientierung bei der Bodenbearbeitung. Nicht zuletzt müssen die Anbauverfahren vor dem Hintergrund der gefallenen Markterlöse auch aus ökonomischer Sicht durchleuchtet werden. Ein neuer Ansatz, der die Vorteile der konventionellen Bodenbearbeitung (Ertragshöhe und Ertragssicherheit) mit den Vorteilen der Direktsaat (Erosionsschutz, Kosteneinsparung) verknüpft, stellt die Streifenlockerung (Strip Till) dar. Bei der Streifenlockerung wird auf eine ganzflächige Lockerung verzichtet. Es wird nur der Bereich in der späteren Pflanzenreihe gelockert, der übrige Zwischenreihenbereich verbleibt ungelockert. In der Regel besteht die Bodenbearbeitung lediglich aus zwei Arbeitsgängen: Lockerung im Herbst oder Frühjahr, danach erfolgt die Aussaat in die gelockerten Streifen. Voraussetzung für dieses Verfahren ist ein Traktor, der bei der Streifenlockerung und Aussaat mit einem hochgenauen Lenksystem (RTK-GPS +/-2,5 cm) ausgestattet ist, um die gelockerten Streifen bei der Aussaat exakt zu treffen. Bei diesem Verfahren kann, ebene Flächen und eine gleichmäßige Strohverteilung vorausgesetzt, auf eine Stoppelbearbeitung oder weitergehende Bodenbearbeitung verzichtet werden. Ausfallgetreide, Unkräuter und Ungräser können vor der Aussaat mit Glyphosat kontrolliert werden. Zusätzlich ist bei diesem Verfahren eine ReihenUnterfußdüngung möglich, wodurch eventuell Dünger eingespart werden kann. Das Strip-Till-Verfahren wird auf der Versuchsstation Ihinger Hof der Universität Hohenheim (500 m NN, 685 mm Niederschlag, 8,2°C Durch schnittstemperatur, stark schluffiger Ton, 55-65 Bodenpunkte) seit 2006 im Praxis- und Versuchseinsatz bei Zuckerrüben, Raps und Mais mit und ohne Zwischenfruchtanbau getestet. Eingesetzt wird eine nicht in Serie produzierte Versuchsmaschine (Horsch Focus, 4-6-reihig, Reihenabstand variabel 75 cm bis 50 cm). Der Streifenlockerer wird von einem 160 PSSchlepper mit einem integrierten automatischen Lenksystem (RTK-GPS) gezogen. Gelockert wird auf eine Tiefe von 18-20 cm. Zuckerrüben: Nach der Getreideernte mit Strohdüngung wird außer der Streifenlockerung im Herbst keine weitere Bodenbearbeitung durchgeführt. Um die teilweise groben Dämme auf den schweren Böden mit 25-30% Tongehalt vorab einzuebnen, wurde ein Rollkuli mit dem Streifenlockerer kombiniert. Durch Frost und Regen über Winter setzten sich die Dämme ab und die Kluten zerfielen. Der Boden erwärmte sich in der Reihe durch das Fehlen der isolierenden Mulchschicht in den gelockerten Streifen schneller als bei Mulchsaat und trocknete dadurch auch schneller ab. Beim Anbau von Zwischenfrüchten zur Nematodenbekämpfung oder zum Schutz vor Nitratauswaschung bei organischer Düngung kann auch in der stehenden Zwischenfrucht streifenweise gelockert werden. Der durch Proberodungen auf vergleichbaren Praxisflächen ermittelte Rübenertrag war durch die gezielte Lockerung in der Reihe im Vergleich zur benachbarten Mulchsaat um 15% (2007) bzw. 11% (2008) und der Bereinigte Zuckerertrag um 11% (2007) bzw. 7% (2008) höher. In einem parallel durchgeführten Parzellenversuch wurde 2008 bei Bereinigten Zuckererträgen von rund 120 dt/ha trotz des stark verringerten Aufwands und der rund 1 Pfl./m² geringeren Bestandesdichte keine signifikanten Unterschiede im Bereinigten Zuckerertrag festgestellt. -5- Mais: Nachdem 2008 erste Erfahrungen gesammelt werden konnten, wurde 2009 ein mehrfach wiederholter Streifenversuch in Körnermais angelegt: Nach Getreidevorfrucht traten zwischen der Lockerung mit Flügelscharen und anschließender Mulchsaat (100,5 dt/ha) bzw. Streifenlockerung (104,5 dt/ha) keine gesicherten Ertragsunterschiede auf. Getreide mit Strohdüngung ist beim Strip-Till-Verfahren als Vorfrucht für Mais ideal. Wenn Gülle oder Gärsubstrat ausgebracht werden soll, bietet sich nach deren Einarbeitung der Anbau von Zwischenfrüchten mit nachfolgender Streifenlockerung an. Raps: Die Boden- und Saatbettbereitung zu Raps bereitet auf schweren Böden häufig Schwierigkeiten, so dass auf der Versuchsstation Ihinger Hof seit 2008 der Rapsanbau in Streifenlockerung im Vergleich zu Mulch- bzw. Direktsaat getestet wird. Nach der Ernte werden lediglich die späteren Rapsreihen im Abstand von 50 cm gelockert. Anschließend erfolgt ein Walzenstrich zur Verbesserung des Bodenschlusses und zur Schaffung eines Saatbetts. Danach wurde der Raps mit einem mulchsaatfähigen Einzelkornsägerät gesät (20 Kö./m²). Die Ertragsergebnisse im zweijährigen Vergleich belegen, dass die Streifenlockerung in Kombination mit Einzelkornsaat (48,5 dt/ha) der Mulchsaat (47,1 dt/ha) bzw. Direktsaat (46,9 dt/ha) mindestens ebenbürtig war. Ökonomie Bei Zuckerrüben konnte durch den Verzicht auf Stoppel- und Saatbettbereitung im Vergleich zum früheren betriebsüblichen Verfahren (Mulchsaat in Senfzwischenfrucht) der Aufwand um rund 10 l Diesel/ha und 1 Akh/h reduziert werden. Die Kosteneinsparungen insgesamt beliefen sich insgesamt auf rund 50 € je ha bei mindestens gleichen bereinigten Zuckererträgen. Der überbetriebliche Einsatz des Streifenlockerers bzw. die Vergabe der Lockerung und Aussaat an ein Lohnunternehmen bietet sich an. Da nur wenige Feldarbeitsgänge erforderlich sind, hält sich der Koordinations- und Managementaufwand in Grenzen. Erosion Auf der Versuchsstation Ihinger Hof wurde auf den Schlägen, die im Strip-Till-Verfahren bestellt wurden, keine Bodenerosion beobachtet. Der Verzicht auf ganzflächige Lockerung und die damit einhergehende verstärkte Regenwurmaktivität ermöglichte auch bei Starkniederschlägen die Infiltration des Niederschlagswassers und verhinderte die Bodenabschwemmung. Im Gegensatz dazu wurde auf gepflügten Flächen erhebliche Bodenerosion festgestellt. Ebenso wurde auch von Mulchsaatflächen mit Senfzwischenfrucht, die vor Winter ganzflächig mit dem Schichtengrubber gelockert wurden, Boden, wenn auch in weit geringerem Maße, abgeschwemmt. Somit stellt die Streifenlockerung ein erheblicher Fortschritt im Kampf gegen Erosion dar, ohne dass auf Ertrag verzichtet werden muss. Weitere Informationen: www.streifenlockerung.de -6- Innovative Techniken der Bodenbearbeitung - Praktische Erfahrungen mit Direktsaat Thomas Sander Landwirt, Oberwinkel Inhalt Was ist Direktsaat Zum Nachdenken Paradigmenwechsel Auswirkungen auf den Boden Die klassische Direktsaat als System Wie wird sie betrieblich umgesetzt Die Technik Das Management Fazit Zum Nachdenken Es gibt in der gesamten Natur nichts wichtigeres als den oder verdient mehr Beachtung als der Boden. Es ist allein der Boden, der die Welt zu einer freundlichen Umgebung für die Menschheit macht. Es ist der Boden, der die gesamte Natur ernährt und versorgt; die gesamte Schöpfung hängt vom Boden ab, der letzten Endes die Grundlage unserer Existenz ist. Albert Fallou 1862 Humus ist kein Stoff, sondern ein Vorgang. Humus ist die biologisch funktionelle Potenz der lebenden Bodensubstanzen, die Trümmer der Lebensabfälle aufs neue harmonisch zu ordnen. F. Caspari -7- PARADIGMEN DER VERGANGENHEIT • Bodenbearbeitung muß sein • Vergraben der Pflanzenrückstände mit Bodenbearbeitungsgeräten • Nackter Boden über Wochen und Monate • Bodenerwärmung durch Sonneneinstrahlung • Bodenchemische Prozesse im Vordergrund • Pflanzenschutz vorzugsweise chemisch • Gründüngung und Fruchtfolge als Option • Bodenerosion ist eine unvermeidliche Begleiterscheinung des Ackerbaus PARADIGMEN DER ZUKUNFT • Direktsaat, keine Bodenbearbeitung • Pflanzenrückstände werden als Mulch an der Bodenoberfläche belassen • Ganzjährige Bedeckung des Bodens • Reduzierung der Bodentemperaturen • Bodenbiologische Prozesse im Vordergrund • Pflanzenschutz vorzugsweise biologisch • Gründüngung und Fruchtfolge als Muß • Bodenerosion ist nichts anderes als ein Symptom dafür, daß ein für den Standort und das Ökosystem nicht angepaßtes Anbausystem zur Anwendung gekommen ist KONSEQUENZEN DES DIREKTSAATSYSTEMS BZW. DER PERMANENTEN BODENBEDECKUNG • Wind- und Wassererosion werden gestoppt • Erhöhte Wasserinfliltration in den Boden • Höhere Bodenfeuchtigkeit • Aufbau oder Erhalt der organischen Substanz im Boden (Erhöhung der Bodenqualität) • Der Boden wirkt als C- Senke (Verbesserung der Bodenqualität; dem Treibhauseffekt wird entgegengewirkt) • Bodenverbesserung (chemisch, physikalisch, biologisch) • Erhöhung der Produktivität der Kulturen • Langfristig geringere Düngeranwendung und geringere Produktionskosten Direktsaat ist mehr als ein Säverfahren Direktsaat ist ein in sich geschlossenes Ackerbausystem -8- Der Betrieb Landwirtschaftsbetrieb A. Müller, Inh. Astrid Sander, Waldenburg Lage: Höhe: Klima: Böden: Ackerfläche: Mittlere Schlaggröße: Landkreis Chemnitzer Land 260 m über NN 8,5° Jahresmitteltemperatur 750 mm Jahresniederschlag Lößlehmböden, sandiger Lehm mit 45-55 Bodenpunkten 430 ha 10,87 ha, bis 25 km Feldentfernung Die Sätechnik Cross slot Direktsaatmaschine aus Neuseeland Die Erntetechnik Mähdrescher mit Zwillingsbereifung und Ährenstrippervorsatz Reifenluftdruck 1,0 bar! -9- Die Transportkette Der Einsatz eines Überladewagens sorgt für die konsequente Trennung der Transportkette zwischen Feld und Straße Reifenluftdruck 0,8 bar ! Bei Fahrzeugen, die regelmäßig zwischen Straße und Acker wechseln müssen, ist eine Reifendruckregelung unerlässlich Management • Fruchtfolge • Zwischenfrüchte • Mulchmanagement • Pflanzenschutz • Düngung Die Fruchtfolge Eine vielgliedrige Fruchtfolge mit konsequentem Wechsel zwischen Winterung und Sommerung / Blatt und Halmfrucht macht den Einstieg in die Direktsaat einfacher und reduziert den Pflanzenschutzaufwand. z.B. Winterweizen – Sommergerste – Winterraps - Winterweizen / Sommerweizen – Ackerbohnen / Körnererbsen Zwischenfrüchte Der Zwischenfruchtanbau ist von zentraler Bedeutung für die Direktsaat. Zwischenfrüchte sorgen für: • eine dauernde Bodenbedeckung • Erhöhung der organischen Masse im Boden • tiefe Durchwurzelung • Nahrung für das Bodenleben • eine bessere Befahrbarkeit im Frühjahr • N-Bindung • Biologische Bodengare Mulchmanagement Erntereste sind kein notwendiges Übel sondern der Schlüssel zu einer erfolgreichen Direktsaat. Dem Mulchmanagement kommt daher eine zentrale Bedeutung zu. Ziel ist - 10 - es, nach der Saat eine gleichmäßige, dichte, möglichst viel Biomasse enthaltende Mulchschicht zu haben, die einer langsamen Fächenkompostierung zugeführt wird. Pflanzenschutz Beobachtungen: • Im Herbst schnelles Auflaufen von Unkräutern • Im Frühjahr verzögertes Auflaufen der meisten Unkräuter • Der Einsatz von Glyphosat vor der Aussaat ist noch obligatorisch, bei entsprechender Zwischenfrucht ist eine Anwendung von Herbiziden nach der Saat nicht immer nötig. • Der Pflanzenschutzaufwand ist nicht höher als bei Mulchsaat mit gleicher Fruchtfolge. Düngung Die Direktsaat erfordert ein Umdenken in der Düngung: • Eine Unterfußdüngung zur Saat bei Sommerkulturen ist sehr vorteilhaft. • Die Ammoniumdepotdüngung mit Injektion in den Wurzelraum steigert die N-Effizienz. • Grunddüngung nach Bodenanalyse auf der • Grundlage der Kationenaustauschkapazität. Fazit • Die Direktsaat funktioniert bei entsprechender Technik , • geeigneter Fruchtfolge und Standortvorraussetzung ohne Ertragseinbußen. Sie birgt aber besonders in den ersten 5 Jahren ein erhöhtes Risiko. • Die Direktsaat erfordert konsequentes langfristiges Denken. • Jede Maßnahme muß auf Ihre langfristigen Auswirkungen auf den Boden beurteilt und untersucht werden. • Direktsaat ist eine Investition in die Zukunft. Hohe Investitionen in Bodenschonung, Saattechnik Düngung sowie der Mangel an Erfahrung reduzieren die kurzfristigen Einsparpotentiale. • Mittel bis langfristig sind erhebliche Kostenreduzierungen im Bereich Arbeitserledigung Betriebsmittel und Festkosten möglich. - 11 - Auswirkungen unterschiedlicher Varianten der Grundbodenbearbeitung auf die Erträge und die Nährstoffgehalte im Boden Dr. Eckhard Lehmann Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern Institut für Acker- und Pflanzenbau Dr. Steffen Leidel K+S Kali GmbH Die herkömmliche Grundbodenbearbeitung mit dem Pflug ist wegen ungünstiger Wirkungen auf bodenphysikalische Eigenschaften, Störungen des Bodenlebens und der hohen Aufwendungen für die Arbeitserledigung vielerorts durch verschiedene technologische Varianten der Grundbodenbearbeitung ohne Pflug in der Praxis abgelöst worden. Doch gehen mit diesem Wechsel auch Vorteile des Pflügens verloren. In dem seit 1994 durch die LFA angelegten Dauerversuch am Standort Gülzow wurden in zwei Fruchtfolgen zunächst die Auswirkungen differenzierter Bodenbearbeitung auf bodenphysikalische Parameter untersucht. Seit 2002 wurden in Zusammenarbeit mit der K+S Kali GmbH detaillierte Bodenbeprobungen und Analysen zur Schichtung der Hauptnährstoffe und des pH-Wertes in der Ackerkrume in den folgenden Prüfgliedern vorgenommen: • Pflug 25 bis 30 cm, • tiefe Grubbervariante bis 25 cm, • flache Grubbervariante bis 15 cm und • eine der Fruchtart angepasste Kombination aus flacher und tiefer Grubber- und Pflugbearbeitung. Der Vergleich der Relativerträge gemittelt über alle Fruchtarten ergab keine Differenzierung zwischen Pflug und pflugloser Bearbeitung mit dem Grubber. Lediglich die kombinierte Grubber/Pflug-Variante hatte in der Tendenz (statistisch nicht gesichert) eine geringere Leistung. Besonders in Jahren mit erhöhten Stressfaktoren wie Krankheitsbefall oder Trockenheit ist in dieser Variante ein Ertragsabfall zu beobachten. Ertragsunterschiede wurden aber bei einzelnen Fruchtarten deutlich. Der pfluglose Winterrapsanbau führte zu Ertragsvorteilen. Deutlich geringere Erträge wurden dagegen bei pflugloser Bearbeitung im Stoppelweizenanbau erzielt. Das unterstreicht die Forderung einer etwas späteren Aussaat und intensiven Stoppelbearbeitung für die Weizenselbstfolge. Auch die Wintergerste reagierte mit Ertragsabfall in der tiefen Grubbervariante. Diese Tendenz scheint sich mit zunehmender Dauer des pfluglosen Anbaues zu verstärken. Deutlich geringere Erträge sind im Silomaisanbau nach langfristigem Pflugverzicht festzustellen. Gründe hierfür können in der verzögerten Jugendentwicklung des Maises infolge der langsameren Bodenerwärmung und der höheren Dichtlagerung gesehen werden. Im Interesse eines nachhaltigen Silomaisanbaues, vor allem für einen verbesserten Bodenschutz (Erosionsminderung), sind Mulchsaatverfahren nach Zwischenfruchtanbau und Strohmulchverfahren dennoch zu empfehlen. Diese erfordern dann aber eine Mindestintensität der Bodenbearbeitung. Bei ökonomischen Betrachtungen gleichen sich Unterschiede in den Arbeitserledigungskosten oft durch Mehraufwendungen für die Unkrautbekämpfung wieder aus. Jedoch wird eine Erhöhung der technischen Schlagkraft in den Landwirtschaftsbetrieben erzielt. Dadurch werden günstige Aussaatzeiten besser eingehalten, Saatgut eingespart und die Auflaufbedingungen bzw. Bestandesetablierung verbessert. - 12 - Bei langjährig nichtwendender Bodenbearbeitung konnte mit zunehmender Bodentiefe eine deutliche Abnahme des pH-Wertes festgestellt werden. Die Akkumulation der organischen Substanz in der oberen Bodenschicht ist im Vergleich zu der gepflügten Variante eindeutig nachweisbar, wogegen im unteren Krumenbereich der Anteil deutlich abnahm. Die deutlichsten Effekte der unterschiedlichen Bodenbearbeitung zeigten sich beim Kalium- und Magnesiumgehalt des Bodens. In den pfluglosen Bearbeitungsvarianten wurden in den Bodenschichten 0-5 und 5-15 cm Bodentiefe statistisch gesichert höhere Gehalte als in der gepflügten Variante analysiert. Eine Akkumulation organischer Substanz aus dem oberflächlichen Verbleib der Ernterückstände in diesen Bodenschichten und die eingeschränkte Einmischung hoher K-Düngergaben können als Ursachen dafür genannt werden. In der tieferen Schicht 15-30 cm waren dagegen der K- und Mg-Gehalt des ungepflügten Bodens signifikant niedriger. Somit zeigte sich lediglich eine Umverteilung dieser Nährstoffe. Der durchschnittliche Nährstoffgehalt in der gesamten Bodenschicht 0-30cm blieb dagegen gleich. Bei Phosphor wurde diese Differenzierung in den vorliegenden Untersuchungen bislang nicht beobachtet. Davon war, auch laut anderen Untersuchungen, jedoch auszugehen, weil Phosphat im Boden nur äußerst schlecht verlagert wird. Da Ernterückstände im Unterschied zu K sehr P-arm sind und die allgemein hohen P-Bodengehalte am Standort in den zurückliegenden Jahren eine deutlich unter der Abfuhr liegende Phosphatdüngung zur Folge hatten, blieb vermutlich diese Schichtung aus. Ein direkter Einfluss der differenzierten Nährstoffverteilung in der Ackerkrume auf den Ertrag war bislang nicht nachweisbar. Dafür können die für diesen Standort insgesamt hohen Nährstoffgehalte eine Erklärung sein. Für die richtige Bewertung des Gehaltes an pflanzenverfügbaren Nährstoffen ist zu erwägen, eine Probenahmetiefe von mehr als 20 cm (VDLUFA-Empfehlung) als Standard zu etablieren. Überlegungen, die Probenahmetiefe der Bearbeitungstiefe anzupassen, sind konsequent abzulehnen. Anderenfalls sind fehlerhafte Düngeempfehlungen mit mittel- und langfristig negativem Einfluss auf Ertrag und Qualität der Ernteprodukte und die Bodenfruchtbarkeit die Folge. Die Auswirkungen langfristiger pflugloser Bodenbearbeitung sind hier nur für den Standort Gülzow beschrieben, der mittlere Standortbedingungen in MecklenburgVorpommern repräsentiert. Verallgemeinerungen für Anbaugebiete unter anderen natürlichen Bedingungen sind mit den vorliegenden Ergebnissen nicht möglich. - 13 - Kontaktdaten Dr. Wilfried Hermann Leiter der Versuchsstation für Pflanzenbau und Pflanzenschutz Ihinger Hof 71272 Renningen Tel.: 07159-926422 eMail: Hermannw@uni-hohenheim Dr. Norbert Billen Universität Hohenheim Riedgrasweg 26 70599 Stuttgart Tel.: 0711-4560400 eMail: [email protected] Thomas Sander Landwirt Am Park 5 08936 Oberwinkel Tel.: 037608-15267 eMail: [email protected] Dr. Steffen Leidel Regionalberater K + S Kali Gmbh Seeweg 2 19243 Woez Tel.: 038853-33843 eMail: [email protected] Ludwig Höchstetter Leiter Erzeugnis Agrar BayWa AG Arabellastraße 4 81925 München Tel.: 089 9222-3463 eMail: [email protected] IMPRESSUM Herausgeber: Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) Neßlerstr. 23-31 76227 Karlsruhe Bearbeitung und Redaktion: LTZ Augustenberg Martina Mulder Öffentlichkeitsarbeit und Information Tel.: Fax: eMail: Internet: Auflage: Druck: 300 Ex. MLR Stand: 11/2009 0721 / 9468-0 0721 / 9468-209 [email protected] www.ltz-augustenberg.de - 14 -