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Like a Rolling Stone
Vierteilige Musiker-Filmreihe / Ab Mittwoch, 8. August 2012, 23.15 Uhr
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Warum (nur) rollende Steine kein Moos ansetzen
Vorwort von Beate Schaaf
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Die Filme und Sendetermine im Überblick
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"Ray"
Spielfilm USA 2004
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Lebenslauf Ray Charles
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"Der Solist"
Spielfilm Großbritannien, USA, Frankreich 2008
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"Die meisten von uns leben nur ein paar Zufälligkeiten
von der Obdachlosigkeit entfernt"
Interview mit Hauptdarsteller Jamie Foxx
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"Seines Bruders Hüter sein"
Interview mit Hauptdarsteller Robert Downey Jr.
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Shine a Light
Musikdokumentarfilm USA 2008
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Hilary und Jackie
Spielfilm England 1998
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Lebenslauf Jacqueline du Pré
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Kontakt, Bildhinweis, Impressum
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Warum (nur) rollende Steine kein Moos ansetzen
"Like a Rolling Stone": Kaum eine Songzeile trifft die innere Logik eines Musikerlebens so perfekt wie der Titel des Bob Dylan-Klassikers,
abgeleitet von dem englischen Sprichwort "A rolling stone gathers no
moss". Die Textzeile des 2004 vom "Rolling Stone Magazine" zum
besten Song aller Zeiten gewählten Dylan-Songs bezieht sich inhaltlich zwar auf die Situation heimatloser Landstreicher, trifft den Kern
einer Musiker-Existenz aber ziemlich genau: das Element des NichtSesshaften, schon in der physischen Berufsausübung extrem Beweglichen, ständig in ästhetisches Neuland Aufbrechenden, oft Einsamen.
Kein Wunder also, dass man das Bild des "Rollin’ Stone", ursprünglich
einer der ersten Titel des legendären Bluesmusikers Muddy Waters, in
Musikerkreisen gerne aufnahm: Bei der Gründung des einflussreichen
Musikmagazins ebenso wie beim Zusammenschluss der Stones, die
sich dabei auch auf das Bob Dylan-Lied von 1965 bezogen.
Eines der beliebtesten Subgenres des "Biopics", der filmischen Biografie einer lebenden oder verstorbenen Berühmtheit, ist das MusikerBiopic. Von den Heroen der Klassik bis zu den Helden des Punk werden immer wieder gerne Komponisten, Instrumentalisten oder Sänger
in Kinohelden verwandelt, deren Begabung, Charisma, Erfolg und/oder
Elend soviel mehr an Abwechslungsreichtum hergeben als der durchschnittliche Lebenslauf des Büroangestellten in uns und um uns
herum.
Ohne Anspruch auf Repräsentativität (wie auch, bei der Menge!), aber
entschlossen, mit ein paar sehr verschiedenen Beispielen die Bandbreite dieses Subgenres vorzuführen, zeigt das ZDF im August vier
Filme über Musikerleben, wie sie in Inhalt und Machart unterschiedlicher kaum sein könnten.
Zum Auftakt die klassische Version in einer ihrer perfektesten Varianten: Taylor Hackfords "Ray", eine filmische Hommage an die MusikerLegende Ray Charles, die die Stationen der ersten Hälfte seines Lebens auf symbiotische Weise mit den Titeln verknüpft, die seine musikalische Entwicklung auf den Punkt bringen. Eine Entwicklung, die
Ray Charles "like a rolling stone" sämtliche Musikstile seiner Epoche
durchleben und erneuern ließ.
Eine knappe Woche später dann geht es mit Joe Wrights "Der Solist"
von den Höhen des Erfolgs in die Niederungen des totalen Absturzes:
die auf Tatsachen beruhende Geschichte eines obdachlosen Straßen-
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musikers, dessen Lebensgeschichte durch die zufällige Begegnung mit
dem Kolumnisten der Los Angeles Times einem großen Publikum bekannt wurde. "Like a rolling stone" schleudert es einen hochbegabten
Cellisten von einem der begehrten Studienplätze an der Juilliard
School in New York als Wohnungslosen auf die Straßen von Los
Angeles.
"Hilary und Jackie" schließlich bündelt größtmöglichen musikalischen
Erfolg und grausamsten persönlichen Schicksalsschlag in der tragischen Geschichte der Ausnahme-Cellistin Jacqueline du Pré, die "like
a rolling stone" mit nur 28 Jahren durch ihre Multiple Sklerose physisch und psychisch in den Abgrund stürzte.
Als Ergänzung treten in Martin Scorseses viel gerühmter Dokumentation "Shine a Light" die Rolling Stones höchstpersönlich auf die Bühne
– gealtert vielleicht schon, aber garantiert noch immer ohne eine Spur
von Moos.
Beate Schaaf
ZDF-Programmbereich Spielfilm
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Die Filme und Sendetermine im Überblick
Mittwoch, 8. August 2012, 23.15 Uhr
Ray
Spielfilm USA 2004
Regie: Taylor Hackford
Mit Jamie Foxx, Kerry Washington, Regina King, Clifton Powell
Dienstag, 14. August 2012, 23.15 Uhr
Der Solist
(The Soloist)
Spielfilm Großbritannien, USA, Frankreich 2008
Regie: Joe Wright
Mit Robert Downey Jr., Jamie Foxx, Catherine Keener, Tom Hollander
(Free TV-Premiere)
Mittwoch, 15. August 2012, 0.45 Uhr
Shine a Light
USA 2008
Musikdokumentarfilm von Martin Scorsese
Mit Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts, Ron Wood,
Jack White, Buddy Guy und Christina Aguilera
Donnerstag, 16. August 2012, 23.55 Uhr
Hilary und Jackie
Spielfilm England 1998
Regie: Anand Tucker
Mit Emily Watson, Rachel Griffiths, David Morrissey, James Frain
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Mittwoch, 8. August 2012, 23.15 Uhr
Ray
Spielfilm USA 2004
Regie: Taylor Hackford
Mit Jamie Foxx, Kerry Washington, Regina King, Clifton Powell u. a.
Ein blinder Mann am Klavier, dem die Musikwelt zu Füßen lag und
immer noch liegt: 2004, zwei Monate nach dem Tod des großen Ray
Charles, kam die Filmversion seines Lebens auf die Leinwand. Regisseur Taylor Hackford hatte das Projekt über einen Zeitraum von
15 Jahren gemeinsam mit dem Musiker entwickelt, der vor seinem Tod
noch eine erste Fassung hören konnte. In einer perfekt rhythmisierten
Verschmelzung von Charles' Musik, Persönlichkeit und Lebensgeschichte gelang Hackford ein außergewöhnlicher Film über einen Musiker, der von Jazz bis Country & Western viele Stilrichtungen erneuerte. Die Rolle des Ray Charles besetzte Hackford mit Jamie Foxx, der
für seine Darstellung 2005 den Oscar bekam.
Ein Blinder steht mit seinem Koffer an einer Busstation. Es ist der
junge Ray Charles auf dem Weg zu seinen ersten Auftritten, die zu
einer der großen Musiker-Karrieren des 20. Jahrhunderts führen werden. Doch sein Leben ist mit einer Hypothek belastet, der Erinnerung
an ein traumatisches Erlebnis, die ihn immer wieder heimsucht – den
frühen Tod seines Bruders. Geboren 1930 in Albany, Georgia, durchlebte Ray Charles Robinson mit seiner alleinerziehenden Mutter und
seinem kleinen Bruder die Armut der Depressions-Ära. Schon vor seinem fünften Geburtstag beginnt er, sich von einem Nachbarn das Klavierspielen beibringen zu lassen, während seine Mutter Aretha
(Sharon Warren) die Familie als Wäscherin durchbringt. Als in einem
von der Mutter unbeobachteten Moment sein kleiner Bruder vor Rays
Augen in einem Waschzuber ertrinkt, während er starr vor Schreck
nichts zu seiner Rettung unternimmt, beginnt ein emotionales Leiden,
das erst Jahrzehnte später durch eine Psychotherapie gelindert werden kann. Kurz darauf erkrankt Ray im Alter von sieben Jahren an
Grünem Star und erblindet. "Du musst Dir selber helfen, lass Dich nie
von jemandem zu einem Krüppel machen" – gibt ihm seine Mutter mit
auf den Weg. Dieses Lebensmotto führt ihn ganz nach oben: von kleinen Clubs in Nord-Florida, deren Besitzer ihn übers Ohr hauen, zu
seinen ersten Plattenaufnahmen 1949 für Jack Lauderdale (Robert
Wisdom) von Swingtime Records. Doch Lauderdale schickt ihn nur mit
Lowell Fulsons (Chris Thomas King) Band auf strapaziöse Tingel-Tou-
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ren durch die Provinz. Charles schafft Anfang der Fünfzigerjahre seinen Durchbruch mit dem Label Atlantic Records, dessen dynamische
Chefs Ahmet Ertegun (Curtis Armstrong) und Jerry Wexler (Richard
Schiff) ihn auf seinem Weg in die Revolutionierung des Gospels unterstützen. Über die Einsamkeit und die Schuldgefühle aus seiner Kindheit tröstet er sich mit Heroin in steigender Dosierung hinweg.
Ray heiratet die schöne Della Bea (Kerry Washington), die er auf seinen Tourneen zwar regelmäßig mit seinen Backgroundsängerinnen
Mary Ann Fisher (Aunjanue Ellis) und später Margie Hendricks
(Regina King) betrügt, aber nie verlässt. Seiner Frau und den gemeinsamen drei Söhnen ermöglicht er ein komfortables Leben in immer
luxuriöseren Häusern. Hits wie "I Got a Woman", "Unchain My Heart",
"Hit the Road Jack" oder später "Georgia on My Mind" markieren den
Weg an die Spitze, auf dem sich Charles von seinen langjährigen
Partnern bei Atlantic trennt, um einen höher dotierten Vertrag bei
ABC-Paramount zu unterschreiben.
Ob Blues, Jazz, Gospel, Country & Western – Ray Charles machte
jeden Song zu einem Hit. Und obwohl er sich lange nicht um Fragen
des allgegenwärtigen Rassismus gekümmert hatte, ging auch an ihm
der Zeitgeist der Sechzigerjahre nicht vorbei: Er begann, Auftritte in
Sälen mit Rassentrennung zu verweigern, was ihn nicht nur eine
Menge Geld kostete, sondern auch ein lebenslanges Auftrittsverbot in
seinem Heimatstaat Georgia zur Folge hatte, das erst 1977 formell mit
einer offiziellen Ehrung des Musikers wieder aufgehoben wurde.
1965 wird Charles wegen Heroinbesitzes verhaftet und nur gegen die
Auflage, sich einer Entziehungskur zu unterziehen, nicht ins Gefängnis
gesteckt. In der Klinik stellt er sich seiner Sucht und seinen Ängsten.
Die Therapie durch den behandelnden Arzt Dr. Hacker (Patrick
Bauchau) bannt endlich die Dämonen seiner Schuldgefühle. Für immer
clean, setzt er seine Karriere bis ins hohe Alter fort.
*
Die Liste der Musiker, die sich von Ray Charles beeinflussen ließen,
ist illuster: Elvis Presley, BB King, Stevie Wonder und die Rolling
Stones sind darunter, genauso wie Alicia Keys, Norah Jones oder
Justin Timberlake. Was in der Öffentlichkeit weniger bekannt ist, ist
der Mann hinter der Musik, dessen Lebensgeschichte Regisseur
Taylor Hackford ("Ein Offizier und Gentleman", "Lebenszeichen –
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Proof of Life") seit 1987 in vielen Gesprächen mit Charles, seinem
Langzeit-Produzenten Ahmet Ertegun und seinem Freund Quincy
Jones kennenlernte. Unterstützt wurde der Filmemacher von Charles'
Sohn Ray Charles Robinson Jr., der den Film auch co-produzierte,
und natürlich von Autor James L. White, der in vielen Interviews mit
Ray, seiner früheren Frau Della Bea und etlichen Freunden "Futter" für
sein Drehbuch sammelte. Rhythmus und Dramaturgie des Films nutzen Ray Charles' Musik als wichtiges erzählerisches Mittel, das diese
Lebensgeschichte nicht nur strukturiert, sondern auch interpretiert.
Umso wichtiger wurde die Besetzung der Hauptrolle mit einem Darsteller, der ein authentisches Gefühl für Ray Charles' Musik entwickeln
konnte. Mit Jamie Foxx wurde ein Entertainer gefunden, der seit frühester Kindheit Klavier spielte und für dieses Instrument sogar ein UniStipendium erhalten hatte. Foxx ("Collateral", "Miami Vice") brachte
einige Opfer für seine Rolle, die nicht nur mit einem extremen
Übungspensum am Klavier, sondern auch einer Gewichtsabnahme von
etwa 30 Pfund verbunden war. Dass er die Braille-Schrift lernte und
während der Dreharbeiten künstliche Augenlider trug, die seine Sicht
extrem behinderten, machte seine Darstellung um so authentischer:
Neben dem schon erwähnten Oscar brachte ihm seine fulminante Arbeit noch einen Golden Globe und 20 weitere Auszeichnungen ein –
vor allem aber eine kurze Freundschaft mit dem großen Ray.
"Aber was 'Ray' [...] zu einem so befriedigenden Film macht, ist Mr.
Foxx's einfallsreiche, intuitive und höchst intelligente Darstellung. [...]
Man bekommt das Gefühl, dass er nicht einfach vorgibt, Ray Charles
zu sein, sondern dass er ihn vollkommen versteht und auch weiß, wie
er dieses Verständnis durch jedes Wort und jede Geste vermittelt,
ohne irgendetwas zu erklären." (New York Times)
*
Lebenslauf Ray Charles
Geboren am 23. September 1930 als Raymond Charles Robinson in
Albany, Georgia, aufgewachsen in Florida, erblindete der siebenjährige Charles durch ein Glaukom. Zwei Jahre zuvor hatte er mit ansehen müssen, wie sein jüngerer Bruder George in einem Waschzuber
ertrank. Seine alleinerziehende Mutter schickte den Jungen auf eine
Blindenschule in St. Augustine, wo er neben Klavierunterricht auch die
Möglichkeit hatte, Klarinette und Altsaxophon zu spielen. Nach dem
Tod seiner Mutter verließ der erst 15-Jährige die Schule und ver-
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suchte, als Musiker Fuß zu fassen. In Seattle gelang es ihm 1948,
seine erste Platte einzuspielen, "Baby, Let Me Hold Your Hand" – sein
Künstlername lautete von nun an Ray Charles.
Ab 1950 spielte er in Los Angeles für zwei Jahre in Lowell Fulsons
Bluesband, bevor er nach New York übersiedelte. Inzwischen war
seine erste Ehe mit Eileen Williams nach wenigen Monaten gescheitert. Aus seiner zweiten Verbindung mit Della Beatrice Howard, die
von 1955 bis 1977 andauerte, stammen drei Söhne. Etlichen Beziehungen neben und nach seinen beiden Ehen entstammen weitere
neun Kinder.
Bei dem Label SwingTime Records stellte Charles sich unter seinem
eigenen Namen ein größeres Orchester zusammen, ließ sich 1952
jedoch von Ahmet Ertegun und Jerry Wexler zu Atlantic Records abwerben, wo er mit seiner Mischung aus Rhythm ’n’ Blues und Gospel,
Soul und Jazz seinen eigenen Stil entwickelte. Von "Mess Around" bis
"What’d I Say", seinem größten Hit bei diesem Label, eroberte Charles
die Charts, litt dabei jedoch immer sichtbarer unter seiner langjährigen
Heroinsucht, die ihm später eine fünfjährige Haftstrafe auf Bewährung
und zwei Entziehungskuren einbrachte, bevor er ab dem Ende der
70er Jahre endgültig clean blieb.
1960 wechselte Ray Charles zu ABC-Paramount, wo er mit dem Hit
"Georgia on My Mind" auch die Pop-Charts eroberte. Von Blues über
Pop zu Country: "I Can’t Stop Loving You" von dem Album "Modern
Sounds in Country and Western Music" (1962) verkauft sich über zwei
Millionen mal. Charles’ musikalische Popularisierung schlug sich in
Verkaufserfolgen und damit beträchtlichem Reichtum nieder, seine
spätere Hinterlassenschaft wurde auf 75 Millionen Dollar geschätzt.
12 Grammys, 12 Kinder, einige Vaterschaftsklagen, vor allem aber ein
stilprägender Einfluss auf die Musik seines Jahrhunderts: Ray Charles
war der erfolgreichste schwarze Entertainer seiner Generation, als er
im Juni 2004 in Los Angeles an Leberkrebs starb – am Ende einer
über fünfzigjährigen Karriere.
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Dienstag, 14. August 2012, 23.15 Uhr
Der Solist
(The Soloist)
Spielfilm Großbritannien, USA, Frankreich 2008
Regie: Joe Wright
Mit Robert Downey Jr., Jamie Foxx, Catherine Keener, Tom Hollander
(Free-TV-Premiere)
Ein Journalist in der Sinnkrise und ein obdachloser Musiker auf den
Straßen von Los Angeles werden zu einem dieser ungleichen Paare,
die man normalerweise nur im Kino antrifft. Doch die Geschichte des
Zeitungskolumnisten Steve Lopez und des Musikers Nathaniel Ayers
spielte sich 2005 tatsächlich in der kalifornischen Metropole ab – so,
oder doch so ähnlich. Regisseur Joe Wright inszenierte "Der Solist"
auf der Grundlage einer Reihe überaus erfolgreicher Kolumnen in der
Los Angeles Times, in denen Lopez die Geschichte seiner Freundschaft mit Ayers veröffentlichte. Robert Downey Jr. und Jamie Foxx
spielen die Hauptrollen in dieser Geschichte, die das Bild von Los
Angeles kräftig gegen den Strich bürstet.
Nach der Trennung von seiner Frau (Catherine Keener), die gleichzeitig auch seine Vorgesetzte ist, steckt Los Angeles Times-Kolumnist
Steve Lopez (Robert Downey Jr.) in einer beruflichen und persönlichen Sackgasse. Die zufällige Begegnung mit dem obdachlosen Straßenmusiker Nathaniel Ayers (Jamie Foxx), der sich auf den zwei Saiten einer auseinanderfallenden Geige die Seele aus dem Leib spielt,
ändert jedoch alles: Lopez beginnt sich mit dem psychisch angeknacksten, offensichtlich aber gleichzeitig brillanten Musiker zu beschäftigen und eine Kolumne über ihn zu schreiben. Während sich
Lopez allmählich mit Ayers anfreundet, wird aus seiner Kolumne eine
erstaunlich erfolgreiche Reihe, auf die seine Leser mit Unmengen von
Zuschriften reagieren. Als sich darunter auch Hinweise auf Ayers' Vergangenheit finden, recherchiert Lopez solange weiter, bis sich vor seinen Augen allmählich ein Bild des Schicksals seines neuen Freundes
zusammensetzt. Ganz offensichtlich hat er es mit einem begabten Musiker zu tun, den seine beginnende Schizophrenie vor Jahren so aus
der Bahn geworfen hat, dass er seine Cello-Ausbildung an der berühmten Juilliard School abbrechen musste. Aus dem einstigen Wunderkind wurde ein Obdachloser, dem Lopez nun unbedingt zu einem
neuen Leben verhelfen will – inklusive einer eigenen Wohnung und
möglicherweise sogar einem Platz in einem Orchester. Lopez muss
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jedoch bald feststellen, dass Ayers von seinen Rettungsplänen keineswegs begeistert ist, sondern sich dem Einfluss seines neuen Gönners entzieht. Und Lopez beginnt, sich einige unangenehme Fragen zu
den Gründen seines eigenen Engagements zu stellen ...
*
Nach seinen Erfolgen mit den Literaturadaptionen "Abbitte" und "Stolz
und Vorurteil" verfilmte der englische Regisseur Joe Wright mit "Der
Solist" zum ersten Mal eine zeitgenössische Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht. Drehbuchautorin Susannah Grant ("Erin
Brockovich", "In den Schuhen meiner Schwester") bezeichnet "Der
Solist" als eine platonische Liebesgeschichte zwischen zwei sehr verschiedenen Männern, deren reale Vorbilder sie auch persönlich kennenlernte, bevor sie sie für ihr Script fiktionalisierte. Dass eine Geschichte, in der Obdachlosigkeit und soziale Deklassierung eine große
Rolle spielen, eine inhaltliche und ästhetische Gratwanderung sein
würde, war dabei allen Beteiligten klar: Für die Szenen, die den Musiker Ayers in einem Obdachlosenheim und "seinem" Viertel zeigen, engagierte man reale Wohnungslose als Statisten, um der Geschichte
mehr Authentizität zu verleihen. Sie sind Mitglieder der "Lamp
Community", einer Einrichtung, die um die zweihundert private Wohnungen für Obdachlose zur Verfügung stellt, und die auch den realen
Ayers aufgenommen hat. Darüber hinaus kann die Zeichnung einer an
Schizophrenie leidenden Hauptfigur, deren Leben sich auf der Straße
und in Institutionen abspielt, leicht in Sozialkitsch oder Larmoyanz abgleiten. Mit Jamie Foxx ("Ray", "Valentinstag") und Robert Downey Jr.
("Iron Man", "Sherlock Holmes") allerdings wurden zwei Darsteller besetzt, die ihre Figuren über das reine Klischee hinaus entwickeln
konnten. Beide spielen gesellschaftliche Außenseiter – der eine einen
erfolgreichen, der andere einen nicht erfolgreichen –, die sich aus verschiedenen Gründen nicht auf andere Menschen einlassen können, es
durch ihre besondere Beziehung zueinander jedoch wieder lernen.
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"Die meisten von uns leben nur ein paar Zufälligkeiten von
der Obdachlosigkeit entfernt"
Interview mit Hauptdarsteller Jamie Foxx
Wie war es, in Skid Row 1 zu drehen?
Es war gut, dort zu sein. Es ist, wie es ist – wir alle leben in verschiedenen Zusammenhängen und die meisten von uns sind nur durch ein
paar Zufälligkeiten von der Obdachlosigkeit entfernt. Aber die Leute
dort sehen das anders. Sie wissen, es ist eine harte Situation, aber es
gibt auch viel Gelächter. Dass es trotzdem noch Kameradschaft gibt,
war interessant für mich.
Waren Sie überrascht von der Art, in der Joe (Wright) diesen Teil
von L.A. porträtierte?
Er betrachtete ihn als etwas Schönes, ich sah ihn als etwas Fremdes.
Ich habe selbst in der Stadt gelebt, aber durch ihn habe ich erst verstanden, worum es hier ging. Als ich die Leute in der Innenstadt traf,
waren sie zufrieden. Sie hatten eine andere Einstellung zu ihrem Leben und man musste den Film unbedingt so machen, dass er ihnen
gerecht würde.
Kannten Sie Skid Row schon vor dem Film?
Als ich vor ungefähr 20 Jahren anfing und kein Geld hatte, war das der
Ort, an dem man billig essen konnte. Ich hatte nicht mehr als ungefähr
fünf Dollar pro Tag für Essen, und dort konnte ich es bekommen.
Sie sagten, dass Sie wegen dieser Rolle eine Therapie
brauchten. Warum?
Als ich 18 und auf dem College war, schmuggelte mir jemand eine
Droge in mein Getränk. Ich flippte völlig aus, musste ins Krankenhaus
und hatte Angst, den Verstand zu verlieren. Mein Zimmergenosse zu
jener Zeit redete jede Nacht beruhigend auf mich ein. Als ich nun diesen Film drehte, kam das alles wieder hoch. Ich fühlte mich wie damals und bat den Psychiater um eine Erklärung für meine Gefühle. Er
erklärte sie mit posttraumatischem Stress, der entsteht, wenn man
sich emotional noch einmal in diese Situation begibt. (...)
1
Skid Row ist ein Stadtviertel im Osten der Innenstadt von Los Angeles, das einen
der größten dauerhaften Bevölkerungsanteile an Obdachlosen in den USA hat. Eine
Schätzung aus dem Jahr 2011 liegt bei 4316 Wohnungslosen, die in Zelten und
Pappkartons auf den Bürgersteigen kampieren.
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Haben Sie eine Vorliebe für Filme über Musiker?
Bei diesem Film war die Figur interessant und ungewöhnlich – und die
Musik verstärkt das noch – aber ich glaube nicht, dass man ihn mit
einem Film wie "Ray" vergleichen kann. Dazu sind die Filme zu verschieden.
Wie war es für Sie, eine reale Figur zu spielen, die selbst noch
lebt?
Für mich ging es darum, ein Licht auf die Geschichte dieses Menschen
zu werfen, weil er für so viel steht: für Hoffnung, Tragik, Musik,
Freundschaft. Es ist eine faszinierende Geschichte. Das einzige, worüber ich mir Sorgen machte, war, ob ich für die Leute, die ihn kennen,
glaubwürdig erscheine.
Wie erarbeiteten Sie sich seine Manierismen?
Ich schlich mich in die Innenstadt und beobachtete ihn aus der Entfernung. Er merkte gar nicht, dass ich da war. Ich trug einen kleinen Hut,
so dass er mich nicht erkannte. So beobachtete ich ihn für ein paar
Stunden und filmte ihn mit meiner Kamera, während er mit anderen
Leuten sprach. (...)
Haben Sie noch eine Traumrolle?
Ja. Ich würde furchtbar gerne Mike Tyson spielen.
Quelle: Pressematerial Universal
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25. Juni 2012
"Seines Bruders Hüter sein"
Interview mit Hauptdarsteller Robert Downey Jr.
Die Darstellung einer realen Person unterscheidet sich von der
Darstellung einer "larger-than-life"-Figur wie "Iron Man"?
Ich versuche immer, mir jede Figur, die ich spiele, als reale Person
vorzustellen. Die Tatsache, dass Steve eine reale Person ist, weckte
zwar mein Interesse, doch als wir den Film dann drehten, machte das
keinen großen Unterschied mehr. (...)
Sie haben schon einige Male einen Journalisten gespielt. Normalerweise mögen Schauspieler Journalisten nicht besonders …
Ein paar von ihnen haben es für die vielen anderen verdorben. Dasselbe sagt man auch von Rechtsanwälten, doch einer der vernünftigsten Menschen, die ich kenne, ist ein Rechtsanwalt. Ich glaube,
dass wir alle einfach nur irgendwie zurechtkommen möchten.
Wie war es, in Skid Row zu drehen?
Ich fand es großartig, wie hilfsbereit und verständnisvoll sie sich verhalten haben – sie wussten eben, dass wir nicht zu ihnen kamen, um
einen dieser Hollywoodfilme mit Botschaft zu machen. Sondern dass
wir eine wahre Geschichte über zwei von ihnen machen wollten, denn
auch Steve gehört zu ihnen, da er Skid Row viel öffentliche Aufmerksamkeit einbrachte.
Was haben Sie von ihnen gelernt?
Dass sie wirklich freundlich waren. Ich versuchte, diese Freundlichkeit
zu erwidern, und es war ein sehr guter Austausch.
Der Film hat eine interessante Aussage – wie weit geht man, um
"seines Bruders Hüter" zu sein?
Richtig. An welchem Punkt verwandelt sich Hilfe in einen Ego-Trip,
und an welchem Punkt hilft man jemandem nicht mehr wirklich, wenn
man ihm hilft. Ich glaube, Steve hat in dieser Beziehung nicht viel Unterstützung. Er ist sehr auf sich allein gestellt. Für ihn ist es die "Reise
des Helden": Wie tut man intuitiv das Richtige, wenn man weiß, dass
man selbst psychisch auch nicht ganz intakt ist?
Quelle: Pressematerial Universal
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25. Juni 2012
Mittwoch, 15. August 2012, 0.45 Uhr
Shine a Light
USA 2008
Musikdokumentarfilm von Martin Scorsese
Mit Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts, Ron Wood, Jack
White, Buddy Guy und Christina Aguilera
"Shine a Light" war die Sensation der Berlinale 2008 und gilt als einer
der besten Konzertfilme aller Zeiten. Regisseur Martin Scorsese trifft
auf die Rolling Stones – ein Rendezvous unbestrittener Ikonen der
Rockmusik und des Films. Schauplatz: das Beacon Theatre in New
York. Mit 16 Kameras gedreht, präsentiert der Film die charismatische
Band und ihre Gaststars Christina Aguilera, Jack White und Blues-Legende Buddy Guy.
Wenn einer der größten Regisseure auf die erfolgreichste Rockband
aller Zeiten trifft, ist das Ergebnis purer Rock 'n' Roll. Oscar-Preisträger Martin Scorsese ("Departed – Unter Feinden", "Casino") dokumentierte im Herbst 2006 zwei Konzerte der Rolling Stones. Sein Film
zeigt bildgewaltig, wie Energie und Präsenz die Stones seit Jahrzehnten live zu einem beeindruckenden Phänomen machen, das Generationen von Fans verbindet.
"Shine a Light" enthält seltenes Archivmaterial und aktuelle Interviews
der Stones, doch im Mittelpunkt stehen die Live-Konzerte im Beacon
Theatre in New York. Von "Jumpin' Jack Flash" über "Sympathy for the
Devil" bis zu "Satisfaction" spielen die Stones ihre größten Hits.
Die visuelle Umsetzung ist spektakulär:16 Kameras bringen die Musiker und ihre Performance zur Geltung; verantwortlich für die mitreißenden Bilder waren die besten Kameraleute Hollywoods: Neben Robert Richardson ("Aviator", "Platoon") unter anderen auch Robert
Elswit ("There Will Be Blood"), John Toll ("Der letzte Samurai") und
der legendäre Stones-Dokumentarist Albert Maysles ("Gimme
Shelter"). Scorsese montierte "Shine a Light" aus insgesamt 150 Kilometern gedrehten Filmmaterials. Er zeigt mit einiger Selbstironie auch
die Rahmenbedingungen der Aufnahmen und den Vorbereitungsprozess. Nichts verläuft ohne Probleme, weil mit Jagger und Scorsese
zwei Perfektionisten aufeinandertreffen, die immer ganz genau wissen,
was sie wollen.
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Nicht nur in der Auswahl der Soundtracks seiner Filme stellte Martin
Scorsese immer wieder sein Gespür für Musik unter Beweis. Bereits
1970 wirkte er am legendären "Woodstock"-Film mit, 1978 drehte er
den Konzertfilm "The Last Waltz", 2003 den ersten Teil einer MusikDoku-Serie über den Blues und 2005 "No Direction Home: Bob Dylan".
Anschließend verwirklichte er ein Projekt über Ex-Beatle George
Harrison und arbeitet gegenwärtig an einem Spielfilm, in dem gleichzeitig auch sein zweites großes Thema – die Mafia – zum Tragen
kommt: "Sinatra".
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Donnerstag, 16. August 2012, 23.55 Uhr
Hilary und Jackie
England 1998
Regie: Anand Tucker
Mit Emily Watson, Rachel Griffiths, David Morrissey, James Frain u. a.
"Hilary und Jackie" erzählt die Geschichte der berühmtesten Cellistin
des zwanzigsten Jahrhunderts als Geschichte der Beziehung zweier
Schwestern: Emily Watson verkörpert Jacqueline du Pré, das musikalische Ausnahmetalent mit hohem Glamourfaktor, und Rachel Griffiths
ihre ältere Schwester Hilary du Pré, ebenfalls eine begabte Musikerin,
die sich für ein Familienleben auf dem Land entscheidet. Der von
Hilary und ihrem jüngeren Bruder Piers verfasste biografische Roman
über das tragische Genie der Familie war die Grundlage dieses ungewöhnlichen Porträts zweier ungewöhnlicher Frauen.
Zwei Schwestern, eine Leidenschaft: Die beiden ältesten Kinder der
englischen Mittelschichtfamilie du Pré entwickeln sich zu leidenschaftlichen Musikerinnen. Während die junge Hilary (Auriel Evans) mit ihrer
Querflöte einen Musikwettbewerb nach dem anderen gewinnt, steht
die ehrgeizige kleine Jacqueline (Keely Flanders) noch eine Weile in
ihrem Schatten, bis sich ihr Talent auf dem Cello voll entfaltet und sie
ihre Schwester musikalisch überflügelt hat. Nach jahrelanger Ausbildung bei einem renommierten Londoner Cellisten (Bill Paterson) bringt
bereits ihr erstes öffentliches Konzert den Durchbruch. Jackie (Emily
Watson) wird über Nacht zum gefeierten Star, während Hilary (Rachel
Griffiths) sich nach ihrer verpatzten Abschlussprüfung auf dem Konservatorium in den jungen Dirigenten Christopher "Kiffer" Finzi (David
Morrissey) verliebt, ihn heiratet und aufs Land zieht, um eine Familie
zu gründen. Die Wege der lange Zeit symbiotisch miteinander verbundenen Schwestern trennen sich. Hilary, die inzwischen zum Jet-Set
der Musikszene gehört, verliebt sich in den schillernden, ungemein
begabten Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim (James Frain) –
das neue Traumpaar der internationalen Konzertsäle begeistert das
Publikum auf der ganzen Welt. Doch Jackie beginnt, unter der Heimatlosigkeit der musizierenden Nomaden zu leiden, unkontrollierte
Wutausbrüche und gelegentliche körperliche Aussetzer lassen sie zu
Tabletten greifen. Als sie nach einem Streit mit ihrem Mann eine gemeinsame Welttournee abbricht, um sich in Hilarys Landidylle zurückzuziehen, beginnt es in der Beziehung der beiden Schwestern zu kriseln: Denn Jackie möchte nicht nur Hilarys Familienleben, sondern
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auch ihren so angenehm normalen Ehemann teilen. Hilary toleriert
zwar widerwillig den Wunsch ihrer Schwester, leidet dabei aber so
sehr, dass Kiffer die Affäre mit Jackie nach einiger Zeit wieder beendet. Mit ihrem Cello stürzt sich Jackie zurück in ihr altes Leben an der
Seite Barenboims, wird jedoch schon bald von starken Beschwerden
zum Rückzug von der Bühne gezwungen. Die Diagnose der Ärzte ist
niederschmetternd: Jackie leidet an Multipler Sklerose. Im Alter von
nur 28 Jahren muss das einstige Wunderkind mit dem Cello auch sein
gesamtes bisheriges Leben aufgeben. Verzweifelt zieht sie sich in die
Wohnung der Londoner Primaballerina Margot Fonteyn (Nyres Dawn
Porter) zurück, während ihr Mann als Chefdirigent nach Paris geht, um
dort sein Leben und seine Erfolge fortzusetzen. Nach jahrelangem
Leiden und unaufhaltsamem körperlichen Niedergang wird Jackie 1987
Hilary kurz vor ihrem Tod noch einmal sehen.
*
Zwei Schwestern, zwei Lebensweisen, zwei Erzählperspektiven: Ungefähr nach der Hälfte der Laufzeit wechselt der Blickwinkel des Films
von Hilary zu Jackie. Ein Kunstgriff, der den Schwerpunkt der Handlung auf die Beziehung der beiden Schwestern zueinander legt, indem
er beiden dieselben "erzählerischen Rechte" zubilligt. Gleichzeitig findet dadurch auch eine Relativierung des Erzählten statt, die betont,
dass es nicht um die Nacherzählung, sondern die Fiktionalisierung
eines realen Lebens geht, das die gesamte Strecke zwischen Höhenflug und Depression ausgemessen hat. Basis dieser Fiktionalisierung
war das Buch "Jacqueline du Pré: Ein Genie in der Familie" der beiden
überlebenden du Pré-Geschwister Hilary und Piers. Dieses Buch, wie
später auch Anand Tuckers Film, waren vor allem in England heftig
umstritten: Viele von Jacquelines engsten Freunden und Kollegen,
darunter Mstislav Rostropovich, Pinchas Zukerman, Itzhak Perlman,
Yehudi Menuhin und last but not least Daniel Barenboim protestierten
gegen die Darstellung des Privatlebens der Cellistin, von der sich sogar Hilarys Tochter Clare Finzi in einem Interview öffentlich distanzierte. Was Dichtung und was Wahrheit ist, kann ein heutiger Zuschauer kaum beurteilen. Das, worauf es jedoch letztlich ankommt, die
musikalische Bedeutung der Cellistin, ist auch 25 Jahre nach ihrem
Tod unbestritten.
Mit der Engländerin Emily Watson ("Breaking the Waves", "Roter
Drache", "Die Asche meiner Mutter") und der Australierin Rachel
Griffiths ("Muriels Hochzeit", "Die Hochzeit meines besten Freundes",
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"Six Feet Under") in den Hauptrollen, für die beide für einen Oscar
nominiert wurden, und in den Nebenrollen mit David Morrissey ("Basic
Instinct 2", "Die Schwester der Königin") und James Frain ("Elizabeth",
"Die Tudors") erstklassig besetzt, vermittelt "Hilary und Jackie" eine
Ahnung von der Anspannung, unter der große Musiker während ihrer
gesamten Karriere stehen. Das ist nicht unbedingt neu, im tragischen
Fall der Cellistin Jacqueline du Pré jedoch besonders typisch, da die
Musikerin nicht nur für die Ausdrucksstärke ihres Spiels, sondern auch
für eine starke physische Verbundenheit mit ihrem Instrument berühmt
war. Ähnlich dem Ausnahmepianisten Glenn Gould kommunizierte du
Pré auf auffallende Weise seelisch und körperlich mit der Musik, die
sie spielte, was ihre Konzerte zu einem intensiveren Musikerlebnis für
ihr Publikum machte. Eine Herangehensweise an Musik, für die das
Wort "Stil" zu kurz gegriffen ist. Wer noch einmal die musikalische
Ausdruckskraft der wirklichen Jacqueline du Pré erleben will, sollte
sich deshalb ihre Platteneinspielungen anhören, auf die der Film hoffentlich auch neugierig macht.
"Emily Watson als Jacqueline du Pré verkörpert Übermut, Schalk und
die charismatische Energie ihrer Gestalt erstaunlich gut. Nach einer
Weile vergisst man tatsächlich du Prés eigenes Gesicht. " (epd film)
*
Lebenslauf Jacqueline du Pré
Geboren am 26. Januar 1945 in Oxford, wuchs Jacqueline du Pré als
zweitältestes von drei Kindern in einer musikbegeisterten Familie auf,
die ihr Talent früh erkannte und förderte. Ihre Mutter Iris Greep du Pré,
selbst Pianistin und Klavierlehrerin an der Royal Academy of Music,
unterrichtete ihre beiden Töchter am Anfang noch selbst. Jackie, die,
nachdem sie im Radio ein Cellostück gehört hatte, angeblich auch
"eines davon" haben wollte, wurde von ihrem zehnten bis zu ihrem
sechzehnten Lebensjahr von dem Cellisten William Pleeth unterrichtet,
um danach Meisterklassen bei Pablo Casals, Paul Tortelier und
Mstislav Rostropovich zu absolvieren.
Ihr Konzertdebüt gab Jacqueline du Pré im März 1962 in der Royal
Festival Hall mit dem BBC Symphonie-Orchester unter Rudolf Schwarz
mit dem Stück, das sie später weltberühmt machen sollte: Edward
Elgars Cellokonzert e-Moll op. 85. Von nun an trat sie von den Berliner
Symphonikern über die Londoner Philharmoniker bis zum Los Angeles
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z.presse
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Philharmonic Orchestra mit den renommiertesten Orchestern auf, arbeitete mit allen großen Dirigenten und Instrumentalisten ihrer Zeit.
Ihre Instrumente waren lange Zeit zwei Stradivari-Celli, eines von
1673, das inzwischen "Du-Pre´-Stradivari" genannt wird, und das
Dawidow-Cello von 1712, mit dem sie ihre bekanntesten Platten-Einspielungen machte, u. a. eine Aufnahme des Elgar-Konzerts mit John
Barbirolli. Das Dawidow-Cello wird inzwischen von Yo-Yo Ma gespielt.
Von 1969 an trat sie mit einem Francesco Goffriller-Cello auf, um dann
1970 auf ein neueres Instrument aus der Werkstatt des amerikanischen Geigenbauer Sergio Peresson umzusteigen.
Kurz nach Ende des Sechs-Tage-Kriegs 1967 heiratete Jacqueline du
Pré, zum Judentum konvertiert, in Israel den Pianisten und Dirigenten
Daniel Barenboim. Eine Zeit großer gemeinsamer Erfolge ging ihrem
Ende zu, als du Pré 1971 begann, allmählich das Gefühl in ihren Fingern und später im ganzen Körper zu verlieren. 1973 wurde Multiple
Sklerose diagnostiziert, die ihre glanzvolle Karriere beendete. 1987
starb Jacqueline du Pré im Alter von 42 Jahren in London.
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