4 Das „lange“ 19. Jahrhundert

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4 Das „lange“ 19. Jahrhundert
Das „lange“ 19. Jahrhundert
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4 Das „lange“ 19. Jahrhundert
Themen und Aufbau
Konzept- bzw. aspektorientierte Themen:
Die Veränderung von Gesellschaft durch technische
Entwicklungen und Neuerungen und das Entstehen
neuer Gesellschaftsschichten und neuer Ideologien;
der Imperialismus als europäische Expansionsstrategie;
Urteilsbildung zu den Themen Kolonialismus und
Frauenemanzipation, Propaganda und Realität am
Beispiel des Ersten Weltkriegs.
Methodenorientiertes Thema:
Arbeiten mit Fotografien
Gegenwartsbezug als Kapiteleinstieg:
Bildquelle: Filmfoto aus dem Jahr 1956 aus „Sissi,
die junge Kaiserin“, Österreich/BRD, Regie: Ernst
Marischka, Szene mit Karlheinz Böhm (Kaiser Franz
Josef) und Romy Schneider (Sissi).
Textquellen: Ausschnitte aus Texten zweier bedeutender Historiker des 20./21. Jhs., des deutschen
Wissenschaftlers Franz J. Bauer / „Das lange
19. Jahrhundert“ und des britischen Historikers Eric
Hobsbawm / „Das Zeitalter der Extreme“
• In Kapitel 4 werden die großen gesellschaftlichen Veränderungen des 19. Jhs. nicht nur durch Informationen
im Fließtext, sondern auch anhand von zahlreichen
Bild- und Textquellen dargestellt, um eine multiperspektivische Betrachtungsweise zu ermöglichen.
Die Industrialisierung, das Entstehen neuer Gesellschaftsschichten und die Frauenemanzipation eröffnen sozialgeschichtliche Zugänge. Arbeitsaufträge
leiten zur Anwendung von GO! 5 und in GO! 6 erworbenen Kompetenzen an (z. B. Dekonstruktion von
­Filmen, Arbeit mit historischen Darstellungen und
Fotografien, Arbeit mit Textquellen).
Die Zeittafel „Wichtigste Daten der Frauenemanzipation in Österreich“ hilft, diese Aufbruchsbewegung in
der allgemeinen Chronologie zu verorten.
• Die prägenden ideengeschichtlichen Einflüsse des
19. Jhs. wirken ins 20. und 21. Jh. nach. Ohne die
Kenntnis identitätsstiftender Ideologien (z. B. Liberalismus, Nationalismus, Sozialismus, Marxismus) ist
die heutige politische Landschaft nicht zu verstehen.
• Der Ende des 19. Jhs. erfolgte Aufbruch in die Moderne wird am Beispiel der Begeisterung für Wissenschaft und Technik sowie am Beispiel des kreativen
Milieus im Wien der Jahrhundertwende dargestellt;
die Auseinandersetzung mit „Schattenseiten“ dieser
Zeit (Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus) erweitert die Perspektive.
• Der kulturellen und wissenschaftlichen Hochblüte
­Europas werden das Elend und die Ausbeutung der
Arbeiterschaft und der – schon von Zeitgenossen kriti•
sierte – imperialistische europäische Weltherrschaftsanspruch gegenübergestellt (vgl. Ausschnitte aus
Reden Bebels).
Auf diese Weise soll der Unterschied zwischen Vergangenheit und Geschichte deutlich gemacht und
sollen Interpretationen und Deutungen als solche erkannt werden.
• Das mosaikartige Epochenporträt des 19. Jhs. endet
mit der Darstellung des Ersten Weltkriegs. In dieser
globalen Katastrophe finden die großen Themen wie
Technisierung, Massenbewegungen, Nationalismus,
Ideologisierung und Propaganda ihre negative Ausformung.
• Der Transferabschnitt am Kapitelende ermöglicht eine
vergleichende Betrachtung der Situation der Frauen
im 19., 20. und im 21. Jh.
Einstiegsdoppelseite
GO! > Seite 132/133
Lösungsvorschläge zum Eingangsbild
Bildinformationen: Filmfoto aus dem Jahr 1956 aus „Sissi,
die junge Kaiserin“, Österreich/BRD, Regie: Ernst Marischka,
Szene mit Karlheinz Böhm (Kaiser Franz Josef) und Romy
Schneider (Sissi).
• Der Film gibt eine verklärende Darstellung von Kaiser
Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth: Das junge
Herrscherpaar sitzt in prunkvollen Gewändern auf
prächtigen Thronsesseln, Franz Joseph I. trägt eine
Uniform, vier Orden und eine rot-weiß-rote Schärpe,
Kaiserin Elisabeth ein prächtiges langes, weißes Kleid
und kostbaren, mädchenhaften Schmuck. Ihr Blick
wirkt schüchtern und lieblich.
• Franz Josephs Entscheidung für Elisabeth beim Treffen
von Bad Ischl war weniger überraschend als im Film
dargestellt, beide Schwestern, Helene und Elisabeth,
waren als mögliche Heiratskandidatinnen vorgesehen.
Laut Brigitte Hamann (deutsch-österreichische Historikerin) war Erzherzogin Sophies Verhältnis zur Schwiegertochter gut. Der Film zeigt Elisabeth als hübsche,
natürliche, herzenswarme Kaiserin, die Geschichtsforschung geht inzwischen vom Bild einer kapriziösen,
distanzierten und von Schlankheits- und Schönheitswahn geprägten Frau aus.
• In Österreich gern Erinnertes: Imperiales Wien
der Habsburgerzeit (Maria Theresia/Franz Joseph I.);
Wien um die Jahrhundertwende; Nachkriegszeit
1945–1955 als Aufbauphase
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Lösungen – Zusatzinformationen
In Österreich oft Vergessenes/Verdrängtes: Begeisterung vieler ÖsterreicherInnen über den Anschluss
an das Deutsche Reich (1938), Beteiligung der ÖsterreicherInnen an der Verfolgung und Ermordung von
Jüdinnen und Juden; Restitutionsverweigerungen/
-verzögerungen nach 1945
• Tod von Lady Diana (1997); Hochzeit von Kronprinzessin Viktoria und dem bürgerlichen Daniel Westling
(2010); Hochzeit von Prinz William mit Kate Middleton
(2011); Thronjubiläum der britischen Königin
Elisabeth II. (2012).
Das Interesse an königlichen Familien ist vor allem in
unterprivilegierten Schichten groß; mögliche Gründe:
die „Royals“ bieten eine Projektionsfläche für die
Sehnsucht nach einem sorglosen, luxuriösen Leben
und nach einer heilen Welt; die Medienberichte decken
nicht nur das Bedürfnis nach „modernen Märchen“,
sondern zeigen auch die „normale“, „menschliche“
Seite der Royals, die „gar nicht so anders sind“ wie
„gewöhnliche“ BürgerInnen
• Lösungsvorschlag: 1814/15: Wiener Kongress –
politische Neuordnung Europas; 1848: Europäisches
Revolutionsjahr; 1890–1910 Wiener Moderne –
revolutionärer Aufbruch aus konservativen Denkund Ausdrucksformen in Kunst und Kultur
Literaturtipp: Hamann, Brigitte (1982): Elisabeth – Kaiserin
wider Willen; Praschl-Bichler, Gabriele (1996): Kaiserin
Elisabeth. Mythos und Wahrheit.
Periodisieren – aber wie?
GO! > Seite 134
• Das „lange“ 19. Jahrhundert: 1789– 1917; Argumente:
Zeitalter des Liberalismus und der Verfassungsbestrebungen, des Kapitalismus, des strukturellen Wandels,
der Urbanisierung, des wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und technischen Fortschritts, getragen von
Menschen der bürgerlichen Schichten. 1917: Oktoberrevolution und Eintritt Amerikas in den Ersten Weltkrieg
• Das „kurze“ 20. Jahrhundert: 1914–1991; Argumente:
Katastrophenzeitalter (1914 bis zu den Nachwirkungen
des Zweiten Weltkrieges); anschließend Zeit des starken
Wirtschaftswachstums und einer sozialen/gesellschaftlichen Veränderung (Goldenes Zeitalter); daran
anknüpfend folgt eine Zeit der Unsicherheit und
der Krise/Katastrophe.
• Lösungsvorschlag: Einführung des Euro als gemeinsame Währung (2000); Zerstörung der Türme des
World Trade Centers in New York (9. September 2001);
Sieg Barack Obamas bei den US-Präsidentschaftswahlen 2008
1 Industrialisierung
1.1 Von der Werkstatt zur Fabrik
GO! > Seite 138
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Zentralisierung der Produktion an einen Ort;
Arbeitsteilung; Herstellung des Produkts in mehreren
Teilschritten; Antrieb der einfachen Maschinen
(Werkzeuge) durch Menschenkraft
2 Mithilfe von Ventilen wird Dampf sowohl oberhalb
als auch unterhalb des Kolbens in den Zylinder geleitet.
Dadurch bewegt sich dieser entweder nach oben oder
nach unten und treibt das Schwungrad an. Dieses setzt
die angeschlossenen Maschinen in Gang.
3 Lösungsvorschlag: Die Maßnahmen des Staates sind
gerechtfertigt, da mit gesetzlichen Erlässen die Sicherheit der MitarbeiterInnen eines Unternehmens gewährleistet werden kann. Auch heute noch gibt es gesetzliche Verordnungen, bevor neue Maschinen in Betrieb
genommen werden (z. B. CE-Kennung). Außerdem
werden Maschinen in gewissen zeitlichen Abständen
(2–4 Jahre) gewartet und überprüft.
Linktipp: http://wko.at/unternehmerservice/
ce_kennzeichnung/ (April 2013)
4 Die Fassade ist erhaltenswert, da sie in gutem Zustand
ist und das Gebäude ins Raumordnungskonzept der
Gemeinde passt. Das Gesamtgebäude kann für verschiedene Zwecke genutzt werden (z. B. als Gemeindeamt, für Wohnungen).
Gründe für die Erhaltung des Gebäudes: historische
Fassaden, Denkmalschutz; gut erhaltene Gebäudestrukturen; vielfältige Nutzungsmöglichkeiten
Gründe gegen die Erhaltung des Gebäudes: Sanierungsbedürftigkeit; hohe Kosten
Das „lange“ 19. Jahrhundert
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1.2 Die zunehmende Bedeutung
der Eisenverhüttung
1.3 Die Eisenbahn als Schrittmacher der Industrialisierung
GO! > Seite 139
GO! > Seite 141
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Informationen zu den angegebenen Links:
http://otisbean.com/art/books/witkowitz/:
Bilder und Photographien aus einem Buch über die
Geschichte und Entwicklung des Eisenwerks Witkowitz
in englischer Sprache
http://schlotforum.wordpress.com/?s=witkowitzer+
gussstahlfabrik: Informationen sowie Textund Bildquellen zum Eisenwerk Witkowitz
1 Thema des Bildes: Bau einer Lokomotive
Auffälliges: mehrere Männer schmieden ein Rad;
Hintergrund: zwei Männer holen mit einer Zange etwas
aus der Glut; ein weiterer Mann geht über eine Treppe
„aus dem Bild“; Aussage des Bildes: Information über
einen Arbeitsschritt beim Bau einer Lokomotive,
das Schmieden des Lokomotivrades, Hinweis auf den
technischen Fortschritt hin.
2 Man wollte das nach politischen Veränderungen
strebende Bürgertum nicht stärken, konnte die
Industrialisierung jedoch aus wirtschaftlichen
Gründen nicht aufhalten.
3 Pro-Argumente: stark befahrene Strecke; kürzere
Fahrtzeiten; geringe Betriebs- und Erhaltungskosten;
standortpolitische Aufwertung des verkehrsgeografisch
benachteiligten Südostens und Südens von Österreich;
verbesserte Integration Wiens und der mittleren
Zentren in den europäischen Binnenmarkt
Kontra-Argumente: Zunahme der Abgase und
Staubemission in der Region; Zerstörung der Natur;
Geldverschwendung; kein wirklicher Bedarf
2 Das Entstehen neuer Gesellschaftsschichten
2.2 Leben wir heute im
bürgerlichen Zeitalter?
GO! > Seite 143
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Begriffsklärungen:
bürgerliche Tugenden: Eigenschaften guter Staats­
bürgerInnen, z. B. Gehorsam, Treue gegen die höchste
Staatsgewalt, Achtung der Gesetze, Vaterlandsliebe,
Interesse an der Förderung des öffentlichen Wohls,
Vernunft und Nüchternheit
SpießbürgerIn: engstirniger Mensch, der sich an den
Konventionen der Gesellschaft und dem Urteil der
anderen orientiert (vgl. www.duden.de/ April 2013)
bürgerliche Ehe: gesetzlich anerkannte Lebensgemeinschaft von Mann und Frau (vgl. www.duden.de/ April 2013)
BildungsbürgerIn: Mensch mit einem Bildungsideal;
gebildete Schicht des Bürgertums (vgl. www.duden.de/
April 2013)
bürgerliche Partei: liberale und/oder konservativ
eingestellte Partei
Bürgerrecht: jemandem als StaatsbürgerIn oder
Gemeindemitglied zustehendes Recht
(vgl. www.duden.de/ April 2013)
Bürgergesellschaft: demokratische Gesellschaftsform,
die durch eine aktive Teilnahme ihrer Mitglieder
am öffentlichen Leben gestaltet wird
(vgl. http://de.wikipedia.org/ April 2013)
Bürgerstolz: positives Klassenbewusstsein
des Großbürgertums
StaatsbürgerIn: Angehörige eines Staates
(vgl. www.duden.de/ April 2013)
2 Bildanalyse, Foto der Familie Prantl: Die Szene wurde
vom Fotografen inszeniert und steht in der Tradition
der Familienfotografien des 19. und 20. Jhs. Die Personen befinden sich im Zentrum des Bildes, Gegenstände
spielen eine untergeordnete Rolle. Der mit Schnurrbart
und Hut etwas martialisch wirkende Vater verkörpert
Dominanz und Bedeutung, seine Ehefrau und die drei
Töchter gruppieren sich um ihn. Der Sohn, der Jüngste
in der Familie, hält wie der Vater einen Hut (Symbol
der Männlichkeit) in der Hand. Auftraggeber war
vermutlich der Vater, fotografiert hat ein Berufsfotograf. Das Foto wurde vielleicht gemacht, um ein
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Lösungen – Zusatzinformationen
bestimmtes Ereignis zu dokumentieren oder es war
als Geschenk für eine abwesende Person gedacht.
Anmerkung: Dekonstruktion von historischen
Darstellungen berühmter Personen GO! 5, S. 40 ff.
und Arbeiten mit Fotografien GO! 6, S. 173 ff.
3 Auch heute noch akzeptierte bürgerliche ideale,
Lösungsvorschlag: Streben nach Bildung und Besitz,
Wunsch nach qualitätvoller Bildung und Ausbildung
der Kinder; Frauenbild und Rolle der Frauen in der
Gesellschaft
·
·
2.3 Die Arbeit in der Fabrik
GO! > Seite 144
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Internationale, Textinterpretation:
„Verdammte dieser Erde“: die Arbeiter, die sich nicht
länger unterdrücken lassen, sondern für ihre Rechte
und bessere Arbeitsbedingungen kämpfen sollen;
„Signale“: Zeichen für die anbrechende Revolution,
Hinweise auf kommenden Umsturz; der Weg aus dem
Elend soll durch Bewusstwerdung („Heer der Sklaven,
wache auf!“) und durch einen gewaltsamen Aufstand
(„Auf zum letzten Gefecht“, „erkämpft das Menschenrecht“) gefunden werden.
2 Internationale, Vergleich französischer Originaltext,
deutsche Übersetzung:
Emil Luckhardts deutsche Fassung ist an den französischen Originaltext nur angelehnt, Luckhardt beschränkt sich auf die sinngemäße, etwas abgeschwächte und romantisierte Übersetzung der ersten drei
Strophen des französischen Textes.
Hinweis: französischer Text siehe Kopiervorlage 2
im Anhang
3 Informationen zum Foto auf Seite 145:
Die „Coal Breakers“, auch „Tripple Boys“ genannt, Buben
im Alter von 8–12 Jahren, ordneten in den Minen die
Kohlestücke nach Größe und sortierten die Verunreinigungen und fremden Bestandteile aus den zerkleinerten Kohlestückchen aus.
Ab 1860 arbeiteten auch Kinder (10 Stunden täglich an
6 Tage pro Woche) in Kohleminen. Wegen des Kohlenstaubs erkrankten viele an Asthma und anderen
Atemwegserkrankungen, auch Arbeitsunfälle kamen
häufig vor.
Informationen zum Foto auf S 146:
In der Textilindustrie arbeiteten auch sehr junge
Kinder. Sie konnten gut unter die Maschinen kriechen
und mit ihren kleinen Händen geschickt Fäden flicken –
den ganzen Tag. Die Fabrikanten bezahlten den Kindern
nur einen Bruchteil dessen, was ein Erwachsener
bekam. Auch deshalb war Kinderarbeit sehr verbreitet.
Zusatzinformation, Kinderarbeit:
Die Lebensbedingungen von Kinder-Arbeiterinnen
und -Arbeitern waren sehr hart: Ihr Arbeitstag begann
um fünf oder sechs Uhr morgens und endete erst abends,
Die Kinder arbeiteten unter Tag oder in schlecht belüfteten, schlecht beleuchteten Fabrikshallen, oft an lauten
Maschinen. Viele Kinder litten an körperlicher Schwäche,
Wachstumsstörungen, Lungentuberkulose oder anderen
Krankheiten. Sie hatten keinen Zugang zu regulärer
Schulbildung, sondern konnten höchstens – nach
der Arbeit –eine oder zwei Stunden eine Abendschule
besuchen.
Zusatzinformation, Lewis Hine (1874–1940):
Der US-amerikanische Soziologe und Lehrer Lewis Hine
(1874–1940), als Fotograf Autodidakt, dokumentierte
in den 1920er Jahren die Kinderarbeit in den USA,
um die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen
und ein Verbot der Kinderarbeit zu erreichen. Seine
Foto-Dokumentationen für das National Child Labor
Committee sind ein frühes Beispiel sozialdokumentarischer Fotografie.
Linktipps (Stand April 2013):
http://www.historyplace.com/unitedstates/childlabor/:
Fotos von Lewis Hine über Kinderarbeit aus den Jahren
1908–1912
http://einestages.spiegel.de/ [Suchbegriffe: Gunkel
Kleine Sklaven]: Artikel „Kleine Sklaven. Kinderarbeit
in den USA“ von Christoph Gunkel, veröffentlicht
in Spiegel Online, veröffentlicht am 12. 06. 2012
2.4 Kinderarbeit
GO! > Seite 145
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Bildvergleich, Ähnlichkeiten und Unterschiede:
Ähnlichkeiten: geschlechtsspezifische Kleidung,
Mädchen tragen Kleider, Burschen tragen Hosen,
Jacken, Mützen; geschlechtsspezifische Frisuren,
Mädchen und Frauen haben längere Haare, Buben
und Männer kürzere
Unterschiede: gepflegtes Äußeres, Sauberkeit, gepflegte,
zeitgemäße Kleidung der bürgerlichen Kinder,
schmutzige Gesichter, schmutzige und teilweise
zerrissene Kleidung der Arbeiterkinder
2 Positive Aspekte der Kinderarbeit in der Textquelle:
Kleidung und Essen werden von der Fabrik gestellt;
die Kinder erhalten unentgeltlich Unterricht in
Rechnen, Lesen und Schreiben; das Unternehmen
sagt Unterstützung beim Erlernen eines Handwerks
oder anderen Tätigkeiten zu
Mögliche Gründe der Eltern: Geld; Kinder erhalten
Kleidung und Essen; das Versprechen auf (Aus-)Bildung
Das „lange“ 19. Jahrhundert
und damit die Chance auf ein besseres Leben; Unternehmen warben damit, dass Kinderarbeit eine Lösung
für die Probleme verarmter Familien sein könnte,
in Wahrheit wurden die Kinder jedoch sehr schlecht
bezahlt und ausgebeutet.
3 Lösungsvorschlag Diskussion:
Hine stellt die Kinder nicht bloß, er versucht vielmehr,
auf deren schlechte Arbeitsbedingungen in den Fabriken aufmerksam zu machen und Öffentlichkeit und
Gesetzgeber dazu zu bewegen, etwas gegen die Ausbeutung der KinderarbeiterInnen zu unternehmen.
4 Lösungsvorschlag: Fabriksbesitzer hätten die Kinder
vielleicht gut gekleidet, gesund und sauber fotografiert,
um andere Kinderarbeiterinnen und -arbeiter
anzuwerben; um Eltern besonders anzusprechen,
z. B. während der Unterrichtstunden im Fabriksareal
oder beim Essen in einem Speisesaal.
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GO! > Seite 146
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Stationen in der Kindheit und Jugend Anna Altmanns:
1851 geboren, wuchs Anna Altmann in einer armen
Familie auf. Bereits im Alter von fünfeinhalb Jahren
begann sie in einer Fabrik zu arbeiten. Mit sechs Jahren
besuchte Anna die Schule. Im Alter von 12 Jahren
arbeitete sie in einer Flachsspinnerei. Sie wurde ent­
lassen und forderte ihren Lohn erfolgreich ein. Sie las
wissenschaftliche Bücher, schloss sich Arbeitervereinen
an und heiratete.
Linktipp: www.renner-institut.at [Materialien /
Frauen machen Geschichte / Sozialdemokratische
Frauenpolitikerinnen / Anna Altmann]
2 Kinder haben das Recht auf Bildung; sie müssen die
Grundschule verpflichtend besuchen; weiterbildende
Schulen müssen für alle Kinder verfügbar sein,
Jugendlichen steht der Hochschulzugang zu, sofern
sie die entsprechenden Voraussetzungen erfüllen;
im schulischen Umfeld sollen Persönlichkeit
und Kompetenzen der Kinder entwickelt und gefördert
werden; Kinderarbeit ist unzulässig; Kinder haben
Recht auf Freizeit und Spiel sowie auf das Ausüben
altersgemäßer Aktivitäten.
3 Frauenemanzipation im 19. Jahrhundert:
zwischen Mieder und Mitsprache
3.1 „Und drinnen waltet
die züchtige Hausfrau“ –
traditionelle Frauenrollen
GO! > Seite 147
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Folgen des Korsett-Tragens: Verschiebung und Zusammendrücken von inneren Organen, Verformung des
Skelettes, Zurückbildung der Wirbelsäulenmuskulatur
2 Maßnahmen von Frauen und Männern werden
ähnlicher, z. B. Diäten, Ernährungsumstellung in
Kombination mit Sport, Besuch von Fitnessstudios,
Schönheitsoperationen
Maßnahmen, die noch vorwiegend Frauen ergreifen:
Besuch von Kosmetikstudios/Friseursalons, Kauf von
figurformender Kleidung, lebenslanges Diäthalten
„Männermaßnahmen“: Bodybuilding, spezielle,
„körperformende“ Ernährung (z. B. Eiweißpräparate)
Hintergründe für Angleichung: Das in Medien und
Werbung propagierte Schönheitsideal der „Magermodels“ setzt junge Menschen beider Geschlechter
unter Druck; die riesige Menge an (z. B. mit Photoshop)
geschönten Fotos von Menschen prägt unsere Vorstellungen von normalem, schönem (und unschönem,
hässlichem) Aussehen; Hintergründe für Unterschiede:
Mädchen und Frauen sollen nach wie vor die Rolle des
„schönen Geschlechts“ übernehmen, Frauen in öffentlichen Funktionen werden z. B. häufig wegen ihres
Aussehens gelobt oder getadelt
3 Keine Musterlösung möglich.
4 Teilnehmerin bei Germany’s Next Topmodel: Modelmaße 90/60/90, Körpergröße von mindestens 176 cm,
(lange) gepflegte Haare; gerade, weiße Zähne; manikürte Fingernägel; pedikürte Zehennägel; rasierte Beine,
Achseln und Haarentfernung im Schambereich,
vergrößerte Brüste, Nasenkorrektur, sportliche Figur,
Formung der Figur durch Sport im Fitnessstudio
oder durch Operationen und dauernde Kontrolle der
Nahrungsaufnahme
Isabella Reisser: gepflegtes Erscheinungsbild, blasse
Haut (Sonnenschirm und Handschuhe beim Ausgehen
obligatorisch), hochgesteckte Haare, Formung des
Körpers von außen, mithilfe eines Korsetts und durch
Verzicht auf üppige Mahlzeiten
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Lösungen – Zusatzinformationen
3.2 Frauenleben
im 19. Jahrhundert
3.3 „Heraus mit dem
Frauenwahlrecht“
GO! > Seite 148
GO! > Seite 149
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Schillers Ballade ist vom bürgerlichen Familienbild
geprägt:
Frauen: tüchtige Hausfrauen, die sich um die Erziehung
der Kinder und die Hausarbeiten kümmern
Männer: Familienerhalter, arbeiten außer Haus
und sorgen für die Familie
traditionelle Gesellschaften bzw. Gesellschaftsschichten: diese Rollenbilder haben auch heute noch –
in unterschiedlichem Ausmaß – Gültigkeit, Männer
und Frauen sind häufig gesetzlich nicht gleichgestellt
westliche Industrieländer: Frauen sind gesetzlich
gleichgestellt, in Österreich z. B. wurde durch die
Familienrechtsreform Mitte der 1970er Jahre das
patriarchale Familienmodell durch ein partnerschaftlich ausgerichtetes ersetzt
2 Vergleich bürgerliche und proletarische
Frauenbewegung:
bürgerliche Frauenbewegung: gemäßigte Forderung
nach politischem Mitsprachrecht, nach Gleichheit
im Eherecht, nach Frauenbildung und Zugang
zur Universität; Einsatz in karitativen Projekten
proletarische Frauenbewegung: Forderung nach
gleichem Lohn wie Männer und nach besseren
Arbeitsbedingungen für Frauen; offensive Forderung
des Frauenwahlrechts
1 Wichtige Ereignisse zum Frauenwahlrecht:
1849; 1861; 1869; 1873; 1890; 1893; 1902; 1904; 1918
Wichtige Ereignisse zum Recht auf Universitätsausbildung: 1774; 1892; 1897; 1900; 1901; 1919
2 Lösungsvorschlag: Frauen forderten vermehrt
politisches Mitspracherecht, wurden jedoch von
den Männern belächelt. Für sie waren Aufgaben der
beiden Geschlechter klar: Frauen waren zuständig
für „Praktisches“ („Hemeter nähen“, Haushaltsführung,
Kindererziehung usw.), der Bereich der Politik war
den Männern vorbehalten.
3 Keine Musterlösung möglich.
4 Kurzinformationen zu den drei Frauen:
Marianne Hainisch: geb. am 25. März 1839 in Baden
(NÖ), gest. am 5. Mai 1936 in Wien; gilt als Begründerin
der österreichischen Frauenbewegung, forderte 1870
die Errichtung von Realgymnasien für Mädchen
und die Zulassung der Frauen zum Hochschulstudium;
1902 Gründung des Bundes österreichischer
Frauenvereine, Vorsitz bis 1918. Nach dem Ersten
Weltkrieg widmete sie sich der Fürsorge und der
Friedensbewegung (vgl. http://austria-forum.org/af/AEIOU,
April 2013)
Rosa Mayreder: geb. am 30. November 1858,
gest. am 19. Jänner 1938; bedeutende feministische
Theoretikerin der ersten Frauenbewegung;
1894 erste Rede vor einer Frauenversammlung im
Wiener Rathaus zum umstrittenen Thema Prostitution
(vgl. www.demokratiezentrum.org/, April 2013)
Bertha von Suttner: geb. am 9. Juni 1843 in Prag
(Tschechische Republik), gest. am 21. Juni 1914 in Wien;
Schriftstellerin, erhielt den Friedensnobelpreis;
1892–99 Herausgeberin der Monatsschrift „Die Waffen
nieder“ (vgl. http://austria-forum.org/af/AEIOU, April 2013)
4 Ideologien bestimmen das 19. Jahrhundert
GO! > Seite 150
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Bildanalyse: religiöse Symbole: Kreuz, Engel;
weltliche Symbole: Krone, Fahnen, Wappen
2 Bildanalyse, „Oben“: Religion; Christus mit Kreuz
umgeben von Engeln steht im Zentrum des Geschehens, neben ihm liegt ein goldener Löwe – „Unten“:
Welt/Erde, im Zentrum steht die Statue der Menschlichkeit, die in der linken Hand eine Fackel und rechts
eine Tafel mit der französischen Inschrift „Droits de
l’homme“ (Menschenrechte) hält; die Menschen
verschiedener Nationen pilgern zu ihr, die Symbole
der nationalen Unterschiede (zerstörte Kronen,
Wappen, Dokumente) brauchen sie nicht mehr.
3 Menschen aller Nationen ziehen vereint zur Statue der
Menschlichkeit und werden auf ihrem Weg dorthin von
Christus gesegnet.
Das „lange“ 19. Jahrhundert
4.1 Der Liberalismus –
die Vision des Bürgertums
GO! > Seite 152
51
4.4 Sozialismus und Marxismus
GO! > Seite 156
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Lösungsvorschlag: Die große Frau in der Mitte steht
für Deutschland. Wie bei den christlichen Mariendarstellungen zertritt sie das teuflische Tier. Die Frau
rechts trägt die Mütze der Französischen Revolution,
die Frau links eine Waage und das Feuerschwert der
Engel, die das Paradies bewachen. Die Waage symbolisiert Gerechtigkeit, Ausgewogenheit; das Untier steht
für Alleinherrschaft/Tyrannei; die zerbrochene Kette
weist auf die Befreiung des deutschen Volkes hin.
2 Während in Schroedters Bild die Frauendarstellungen
die Hauptaussage des Bildes transportieren, haben
die halbnackten Frauen in Puchingers Allegorie vor
allem dekorative Funktion.
Funktion der Großschreibung: Hervorhebung dessen,
was dem Kaiser am wichtigsten ist
3 Menschen sind nach Locke von Natur aus frei, gleich
(-berechtigt) und unabhängig. Ziel einer menschlichen
Gemeinschaft: behagliches, sicheres und friedliches
Miteinander; Wahrung des persönlichen Besitzes und
Schutz vor Bedrohung von außen
4.3 Der Deutsch-französische
Krieg: ein Musterbeispiel
nationalistischer Politik
GO! > Seite 154
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1/2 Proklamation des Deutschen Kaiserreiches, Vergleich:
Fassung 1: „unübersichtlich“, zielt nicht auf die
Hervorhebung einzelner Personen ab. Die Herrscher
der deutschen Staaten (links auf dem Podest) sind
nicht zu erkennen. Die führenden preußischen
Politiker im Vordergrund sind von hinten dargestellt.
Der salutierende Offizier vor der Stiege scheint
die Hauptperson zu sein.
Fassung 2: Der zukünftige Kaiser rückt in den
Mittelpunkt des Gemäldes; Bismarck ist mit seiner
weißen Uniform fast so wichtig wie der Kaiser.
Die hochgerissenen Säbel der Offiziere verstärken
die Dynamik der Darstellung.
Fassung 3: Bismarck steht im Mittelpunkt; die einzelnen Handlungsträger (Monarchen, Politiker und
Offiziere) sind gut erkennbar. Die Fahnen links und
die Säbel rechts verstärken die Dynamik des Bildes.
Anmerkung: Zum Lösen der Aufgaben
die Kopiervorlagen im Anhang verwenden.
1 Keine Musterlösung möglich.
2 Lösungsvorschlag: Owen verbesserte in seiner Baumwollspinnerei die Arbeitsbedingungen durch Verkürzung der Arbeitszeit und Erhöhung der Löhne; er verbot
Kinderarbeit bis zum Alter von 10 Jahren; er schuf
Kranken- und Altersrentenversicherungen für die
ArbeiterInnen und stellte ihnen gegen niedrige Mieten
Wohnräume zur Verfügung.
Diese Maßnahmen steigerten die Leistungsfähigkeit,
die Arbeitsmotivation und die Produktivität der
ArbeiterInnen.
Owen setzte außerdem neue Produktionstechniken ein,
die den Konkurrenzbetrieben (noch) unbekannt waren.
3 „Unser die Welt, trotz alledem“ = letzte Strophe des
vertonten Gedichtes „Trotz alledem“ von Ferdinand
Freiligrath, entstanden in Anlehnung an „A Man’s
A Man for A’ That“ von Robert Burns im Kontext
der Revolutionen von 1848/49; Lied und Slogan waren
bei den deutschen Sozialdemokraten sehr beliebt.
„Trotz alledem“ = „trotz all der Schwierigkeiten, die wir
ArbeiterInnen bewältigen müssen“
4.5 Die katholische Sozialbewegung
GO! > Seite 157
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 In der Enzyklika „Rerum Novarum“ kritisiert Papst
Leo XIII. die „Gleichmacherei“ der „Sozialisten“,
die gegen die Natur sei.
Sein Vorschlag zur Sicherung des sozialen Friedens: die
Fabrikbesitzer sollten den Arbeiterinnen und Arbeitern
einen angemessenen Lohn für ihre Arbeit bezahlen
und diese dafür gute und verlässliche Arbeit verrichten.
52
Lösungen – Zusatzinformationen
5 Wien um 1900 – Aufbruch und Moderne
5.1 Die Wiener Moderne
GO! > Seite 158
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Lösungsvorschlag:
Ferdinand Bloch-Bauer, der Mann von Adele BlochBauer, floh 1938 über die Tschechoslowakei in die
Schweiz. Sein Vermögen, auch seine Kunstsammlung,
wurde von den Nationalsozialisten enteignet. 1941
kaufte die Österreichische Galerie zwei Bilder aus
der Sammlung Bloch-Bauers (Adele Bloch-Bauer I
und Apfelbaum I). Rechtmäßige Erben von Ferdinand
und Adele Bloch-Bauer waren Maria Altmann,
Luise Gutmann und Robert Bentley.
Um die Rückgabe des von den Nationalsozialisten
enteigneten Vermögens sollte sich nach 1945 der Anwalt
Dr. Rinesch kümmern. Die Erben erhielten jedoch nur
einen Teil des Vermögens, da die Republik Österreich
die Klimt-Bilder als „Schenkungen“ behielt. Erst
nachdem 1998 das „Bundesgesetz über die Rückgabe
von Kunstgegenständen“ erlassen wurde, erfuhr Maria
Altmann, wie die Österreichische Galerie in den Besitz
der Gemälde gekommen war, und suchte um Rückgabe
der Bilder an. Dies wurde von der damaligen Ministerin
für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Elisabeth Gehrer,
abgelehnt.
Nach einer Klage Altmanns gegen die Republik Österreich wurde 2005 ein Schiedsgericht berufen, das 2006
entschied, dass die „Voraussetzungen […] für eine unentgeltliche Rückgabe der […] Bilder an die Erben erfüllt“
seien. Fünf Bilder der Sammlung Bloch-Bauers, darunter das Portrait Adele Bloch-Bauer I, wurden im Februar
2006 nach Los Angeles, den Wohnort Maria Altmanns,
gebracht und zunächst im Los Angeles County Museum
of Art ausgestellt. Im Juni desselben Jahres wurde
das Portrait für 135 Mio. US-Dollar verkauft. Seither
wird es im Rahmen einer Dauerausstellung in der
Neuen Galerie New York in Manhattan gezeigt.
Korrektur: Der Link www.adele.at ist nicht mehr aktiv.
Filmtipp: DVD „Stealing Klimt“. Die spannende Odyssee
der berühmtesten Gemälde von Gustav Klimt. Regie:
Jane Chablani, Martin Smith, 2009. Falter Verlag, Wien
2 Ideensammlung für den Artikel:
Kunst ist die kulturelle Ausdrucksform einer Gesellschaft und Zeitepoche, Kunst ist jeweils der eigenen
Zeitepoche verbunden und geht darüber hinaus; Kunst
und Kultur entwickeln sich ständig weiter, stehen
immer auch in Interaktion mit gesellschaftlichen,
politischen, technischen, wirtschaftlichen … Faktoren;
Kunst wird oft aufgrund politischer Ziele zensiert;
engagierte, widerständige Kunst kann Missstände
aufzeigen, Menschen mobilisieren, Neuerungen mit
anregen; Freiheit der Kunst und Demokratie sind
eng miteinander verbunden
GO! > Seite 159
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Lösungsvorschlag: Die Funktionalität von Ornament
und Verzierung ist ein grundlegendes Gestaltungsprinzip in der Architektur. Wagner bezog neue Entwicklungen der Technik und der Wissenschaft in seine
Architektur ein.
2 Keine Musterlösung möglich.
3 Lösungsvorschlag: 1886 wurde in Österreich erstmals
eine Frauenvereinigung mit wirtschaftlichen Zielen
(„Wiener Frauen-Erwerb-Verein“) gegründet. Erst
allmählich wurden für Frauen Zugangsmöglichkeiten
zu qualifizierten Ausbildungen und beruflichen
Tätigkeiten geschaffen (vgl. Seite 177). Um 1900 hatten
Frauen weder Möglichkeiten zu politischer Mitsprache
(Frauenwahlrecht, erst 1918 eingeführt) noch waren
sie in wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Belangen
gleichgestellt (Zulassung von Frauen zum Studium
erst ab 1897, Mann als „Oberhaupt der Familie“ bis 1976,
vgl. S. 179).
ExpertInnengespräch mit
Allan Janik – Das kreative Milieu
GO! > Seite 160
Zur Person Allan Janik: Allan Janik ist Honorarprofessor
für Philosophie der Universität Wien und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Forschungsinstitutes Brenner-Archiv
an der Universität Innsbruck. Seine Forschungsschwerpunkte sind u. a. Wittgenstein und Österreichische Geistesgeschichte. Auszeichnungen: Österreichisches Ehrenkreuz
für Wissenschaft und Kunst, goldenes Ehrenzeichen für
Verdienste um die Republik Österreich.
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Lösungsvorschlag: Als „Wiener Moderne“ bezeichnet
Janik eine „Variation“/Abwandlung der Epoche der
„Moderne“. Die Moderne in Wien steht im Gegensatz
zu der in Berlin. In Wien beschäftigte sich die Moderne
mit den Bereichen des Seelischen, des Gefühls –
sie orientierte sich nach innen, die Berliner Moderne
hingegen beschäftigte sich mit dem Außen, also
mit Technik, Wissenschaft und den gesellschaftlichen
Problemen.
2 Lösungsvorschlag: Konzentration von Reichtum (Geld);
große Bevölkerungszahl; Vielfalt der Wiener Bevölke-
Das „lange“ 19. Jahrhundert
53
rung (verschiedene Herkunft, Religionen; hoher Anteil
an jüdischer Bevölkerung); Freiheit von materieller
Not – Zensur sowie soziale und politische Grenzen
als Herausforderungen, die zu bewältigen Kreativität
erforderte
3 „Silicon Valley“ steht für die Konzentration von
Wissen im Bereich von (Computer-)Technik an einem
geografischen Ort. Wien um 1900 war vor allem
ein Zentrum der Kunst, Kultur und des Intellekts.
3 Mögliche Wirkungsabsichten: Dokumentation oder
Werbung, je nachdem, in welchem Zusammenhang
das Bild veröffentlicht wurde; die Kolorierung
könnte den Versuch darstellen, die Kleidung möglichst
authentisch (Dokumentation) oder „geschönt“
(Werbung) darzustellen.
5.2 Das andere Wien
GO! > Seite 162
GO! > Seite 161
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Wien um 1900, Gegensätze: „Welthauptstadt“,
Reichtum, hoch entwickeltes kreatives Milieu (ExpertInnengespräch, S. 160), sich stetig verbessernde
Infrastruktur – Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus,
städtische Armut, prekäre Lebensverhältnisse
2 Lösungsvorschlag:
links eine Frau und ein Kind aus dem Wiener Bürgertum, erkennbar an den aufwändig gearbeiteten
Kleidern mit Bügelfalten, Spitzen und Rüschenärmeln,
den überknöchelhohen Schnürschuhen sowie den
Kopfbedeckungen (Hut mit breiter Krempe auf der
ein Kranz aus Rosen angebracht ist, orangefarbener,
topfförmiger Kinderhut mit blauer Stoffmasche)
rechts die Blumenverkäuferin mit unter dem Kinn
verknotetem Kopftuch, typisch für die Kleidung der
bäuerliche Frauen; sie trägt einen einfarbig braunen
Rock und eine einfache weite, gelbe Bluse; hinter
ihr stehen drei Männer, von denen der linke einen
Bauernhut trägt.
5.3 Ganz unten.
Die Entdeckung des Elends
1 Lösungsvorschlag:
Verschleierung des alltäglichen Elends: Die Reportagen
konzentrieren sich aus Verkaufsgründen auf „spektakuläre“ Themen, weniger medienwirksame wichtige
Inhalte mit geringerem Verkaufswert werden ignoriert.
Darstellung als Jammerexistenzen:
Die Darstellung Klägers und Drawes ist verzerrend
und unterstellt den Armen Nähe zu Verbrechen
und Kriminalität.
2 Themenvorschläge: Reportage über Schülerinnen
und Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache an
österreichischen Schulen, über Asylantenheime,
über Studierende aus Nicht-EU-Ländern in Österreich,
über Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter in
der EU, über Leiharbeiter und Leiharbeiterinnen,
über Praktikantinnen und Praktikanten in der freien
Wirtschaft
6 Imperialismus
6.1 Der europäische
Weltherrschaftsanspruch
GO! > Seite 163
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Beschreibung der Personen:
Mann mit dunkler Hautfarbe in schwarzer ­Kleidung,
mit Schärpe und hohem Hut ohne Krempe – Mann mit
heller Hautfarbe in weißer Kleidung, mit Jackett und
Safarihut, der einen weiteren Mann mit dunkler Hautfarbe in Weiß einkleidet – ein vierter Mann dunkler
Hautfarbe ist bereits in weiß gekleidet, ein fünfter
Mann mit Safarihut, dessen Hautfarbe nicht erkennbar
ist, sitzt, ebenfalls hell gekleidet, an einem Tisch
Assoziationen: den Afrikanern werden Kultur, Kleidung
und Technik der Europäer „übergestülpt“; die Afrikaner
werden europäisiert und/oder uniformiert, die – immer
noch präsente – Geschichte des Kolonialismus ist eine
Geschichte der Ausbeutung.
Erinnerung/Erzählung: Die Collage erinnert an den
Imperialismus. Die Personen sind aus einem historischen Schwarzweißfoto ausgeschnitten und zeigen den
Herrschaftsanspruch der Weißen/der Belgier im Kongo.
Im Hintergrund verweisen die heruntergekommenen
Gebäude einer staatlichen Bergbaufirma auf das
koloniale Erbe.
2 Lösungsvorschlag: Vermutlich will Baloji an die
Geschichte seines Kontinents und Landes erinnern
und dabei besonders auf die industrielle Entwicklung
54
Lösungen – Zusatzinformationen
des Kongo eingehen. Das an Rohstoffen reiche Land
wurde ab dem 19. Jh. von den belgischen Kolonialherren
ausgebeutet. Von der Ausfuhr der Rohstoffe, u. a.
Diamanten und Coltan (Erz, das z. B. für die Produktion
von Laptops und Mobiltelefon benötigt wird),
profitieren auch im 21. Jh. noch in erster Linie Europa
und die USA.
Hinweis zum Linktipp: Der Prix Pictet ist ein renommierter Preis für Fotografie und Nachhaltigkeit, der
Fotografinnen und Fotografen, die sich mit drängenden
sozialen und umweltspezifischen Herausforderungen
beschäftigen, auszeichnet. Nähere Informationen
unter: www.pictet.com [Prix Pictet]
6.2 Imperialismus
und Kolonialismus
Sozialstruktur (Schwächung der Familienbande sowie
der Stellung von Frauen und der Alten); Verbesserung
des Gesundheits- und Bildungswesens, daraus folgend:
Senkung der Sterblichkeit (bei gleichbleibender Geburtenrate folglich starkes Bevölkerungswachstum);
Kolonialgebiete sind bis heute Rohstofflieferanten für
die ganze Welt geblieben (nicht die traditionellen
Handelsrouten, sondern die Straßen zu den Häfen
wurden ausgebaut, um die Rohstoffe zu exportieren)
2 siehe Lexikon, Seite 188–191
3 Namen der Länder auf der Karte:
Ägypten, Sudan, Uganda, Kenia, der Nordwesten
des heutigen Somalia, Sansibar, Nigeria, Ghana,
Sierra Leone, Gambia, Senegal, Sambia, Malawi,
Simbabwe, Botswana, Südafrika, Swasiland, Lesotho
GO! > Seite 164
6.3 Die Perspektive erweitern:
Imperialismuskritik
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
GO! > Seite 166
1 Lösungsvorschlag:
Kolonialismus, aktuelle Definition: Fremdbestimmung,
Usurpation, illegitime Herrschaftsaneignung
Zwischen 1500 und 1920 kamen Afrika, Amerika,
Ozeanien und auch weite Teile Asiens faktisch oder
zumindest nominell unter die Kontrolle von Europäern.
Die Beurteilung dieser Inbesitznahme ist aufgrund
der unübersichtlichen kolonialen Verhältnisse sehr
schwierig. „Kolonisation ist […] ein Phänomen von
kolossaler Uneindeutigkeit“, so der Historiker und
Kolonialismus-Experte Jürgen Osterhammel.
(Osterhammel, J. Kolonialismus, Becks Wissen 2006, S. 8).
Kennzeichnend für den Kolonialismus sind der Prozess
der Landnahme und das besondere Herrschaftsverhältnis. Die durch Invasion erworbene Kolonie, ein neu
geschaffenes politisches Gebilde, wird von landfremden
Herren verwaltet, die in einem Abhängigkeitsverhältnis
zum Mutterland stehen, welches Besitzansprüche auf
die Kolonie stellt. (vgl. Osterhammel, S. 16). Eine kulturell
andersartige und kaum anpassungswillige Minderheit
kontrolliert die Mehrheit. Sie ist von der eigenen
kulturellen Überlegenheit überzeugt, oft von einem
Sendungsbewusstsein getragen und sie verfolgt eigene
Interessen.
Folgen des Kolonialismus:
Uniforme politische Modelle ersetzten regionale
Vielfalt, bestehende politische und administrative
Systeme wurden weitgehend zerschlagen; Festlegung
von Grenzen zwischen Kolonialgebieten; Ausbau von
Infrastruktur (v. a. Eisenbahn); Ausbeutung von
Ressourcen; Steuerpflicht wurde eingeführt; Zwangs­
arbeit; Wanderarbeit; Verschärfung von Konflikten
zwischen Volksgruppen (Söldner wurden zur Herrschaftssicherung engagiert); Veränderungen in der
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Lösungsvorschlag:
Peters: Wechselwirkung, handelspolitisch und
volkswirtschaftlich, unabhängiges Vermögen
Bebel: ein kleiner Kreis von reichen Leuten,
persönliches Interesse, Ausbeutung
Carl Peters will … die Kolonialisierung fördern, weil er
durch den Vergleich mit der britischen Kolonialpolitik
erkannt haben will, dass sie sowohl einen Vorteil
für den Handel und die Wirtschaft Deutschlands
als auch für den einzelnen Unternehmer bietet.
August Bebel will … die Kolonialpolitik nicht
unterstützen, weil sie immer mit Ausbeutung,
Unterdrückung und Gewalt verbunden ist.
2 Peters: „Der Neger ist der geborene Sklave, […] verlogen,
diebisch, falsch und hinterhältig.“ (www.afrika-hamburg.de/
zitate.html, April 2013) Bebels Einstellung zu Afrikanerinnen und Afrikanern wird nur indirekt deutlich.
Er macht sich gegen die Ausbeutung der afrikanischen
Bevölkerung stark und lässt dadurch erkennen,
dass er sie als ebenbürtige Menschen sieht.
3 Lösungsvorschlag:
Peters: Rassismus, Antisemitismus (siehe oben,
Antwort 2) prägen seine Weltanschauung
Bebel: Demokratische Weltanschauung (Sozialdemokrat), Gegner des Kolonialismus als einer Form der
Ausbeutung
4 Gandhi bezeichnet die Briten als Imperialisten und
Diktatoren, die die Demokratie unterdrücken wollen.
5 Lösungsvorschlag: Die Briten kolonialisierten Afrika
von Norden nach Süden. Die Franzosen hingegen
gingen bei der Kolonialisierung von Westen nach Osten
vor. Die Grenzen und Länderbezeichnungen kennzeich-
Das „lange“ 19. Jahrhundert
nen die Einzelstaaten im Jahr 2011.
Ländernamen, Änderungen
Abessinien (heute: Äthiopien); Belgisch-Kongo
(Republik Kongo); Französisch-Westafrika (Algerien,
Mauretanien, Mali, Niger, Tschad etc.), Deutsch-OstAfrika (Tansania) Deutsch-Südwestafrika (Namibia),
Südafrikanische Union (Republik Südafrika), Südsudan
(entstanden aus dem Sudan; neue Grenzziehung,
die den Süden vom Sudan trennt), Italienisch-SomaliLand (Somalia), Rhodesien (Simbabwe)
6 Orts- und Ländernamen, Änderungen:
• Bombay, britischer Kolonialname (1996 in
Mumbai umbenannt, durch Initiative der
hindunationalistischen Regionalregierung)
55
• Benares, britischer Kolonialname (Varanasi,
1947 umbenannt, nach der Unabhängigkeit Indiens)
• Rhodesien, britischer Kolonialname (seit 1980
Simbabwe, nach Wahlsieg von Robert Mugabe)
• Deutsch-Südwestafrika, deutscher Kolonialname bis
1915 (Namibia seit 1989, nach einer Wahl umbenannt)
• Saigon, französischer Kolonialname (Ho Tschi Min
Stadt seit 1976, nach der Wiedervereinigung von
Nord- und Südvietnam)
• Burma, britischer Kolonialname (seit 1989 Myanmar,
Umbenennung durch das Militärregime)
7 Der Erste Weltkrieg
7.1 Falken und Tauben – Wie kam es zum Krieg?
GO! > Seite 168
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Rivalitäten zwischen den europäischen Staaten vor 1914
England
Deutschland
Flottenbau,
Misstrauen gegenüber D
Flottenbau,
Misstrauen gegenüber E
Misstrauen gegenüber der
kolonialen Expansion Ds
Misstrauen gegenüber der
kolonialen Expansion Es
und Fs
Rivalität mit F, Revanche
wegen Elsass-Lothringen
Frankreich
Russland
Österreich-Ungarn
Rivalität mit Ö-U,
Interessen am Balkan
Rivalität mit R, Interessen
am Balkan (1908
annektiert Ö-U Bosnien
und die Herzegowina
vom Osmanischen Reich)
Rivalität mit D, Revanche
wegen Elsass-Lothringen
Die Gegensätze wurden durch Militarismus, aggressivem Nationalismus und Konkurrenzkampf
um den Besitz von Kolonien und das ungehemmte Wettrüsten noch verschärft.
E bildet 1904 mit F die
Entente Cordiale,
1907 wird diese durch R
zur Triple Entente
erweitert, die den Mittelmächten gegenübersteht;
D sieht sich ab 1907 von
der Triple Entente (E, F, R)
eingekreist
F sieht sich ab 1882 durch
die Gründung der
Mittelmächte (D, Ö-U,
Italien) isoliert und tut sich
1904 mit E zur Entente
Cordiale zusammen
R tritt 1907 der Entente
bei und steht nun den
Mittelmächten gegenüber
Ö-U sieht sich ab 1907
von der Triple Entente
(E, F, R) eingekreist
56
Lösungen – Zusatzinformationen
2 Bertha von Suttner:
geboren 1843, lebte in Wien und heiratete 1875 Arthur
Suttner. Alfred Nobel unterstützte ihr Engagement für
den Frieden. Suttners pazifistischer Roman „Die Waffen
nieder!“ erschien 1889 und wurde schon 1890 in
mehrere Sprachen übersetzt. 1905 erhielt Suttner als
erste Frau den Friedensnobelpreis, 1913 wurde „Die
Waffen nieder!“ verfilmt. Berta von Suttner starb 1914
in Wien. Ihr Portrait zierte die 1000-Schilling-Note
des Österreichischen Schilling (20. Jh.) und ist auf der
österreichischen 2-Euro-Münze zu sehen.
3 Zusatzinformation:
1914– 18. August-Erlebnis
In allen kriegführenden Ländern stand die Bevölkerung
dem Kriegsausbruch gelassen oder sogar begeistert
gegenüber. Man schien von der Unabwendbarkeit eines
Krieges überzeugt. Vor dem Berliner Schloss versammelten
sich am Nachmittag des 1. August 1914 Tausende von
Menschen, um gespannt den Ablauf des deutschen
Ultimatums an Russland mitzuerleben. Als um 17 Uhr ein
Offizier am Schlosstor erschien und die Mobilmachung
verkündete, sangen die versammelten Massen den Choral
‚Nun danket alle Gott‘. Die Ungewissheit über die Zukunft
war einer Form religiöser Ergriffenheit gewichen. Das
‚August-Erlebnis‘ einte die Nation und ließ Klassengegensätze und soziale Spannungen vergessen.
Der Mobilmachungsbefehl initiierte die Einberufung von
zwei Millionen Menschen und deren Transport zu den
Einsatzorten. Zugleich wurde der Krieg gegen die ‚demokratischen Westmächte‘ und das ‚zaristische Russland‘
ideologisch gerechtfertigt. Bis in die Reihen der Sozialdemokraten wurde die Auffassung vertreten, der Krieg sei
dem Deutschen Reich aufgezwungen worden. Der Kampf
gegen die ‚Feinde ringsum‘ wurde zum Kampf zwischen
‚deutscher‘ Kultur und ‚westlicher‘ Zivilisation, zwischen
Gemeinschaft und Gesellschaft stilisiert. Im Sommer 1914
meldeten sich Hunderttausende im Glauben an einen
raschen Sieg als Freiwillige an die Front. Warnende
Stimmen gegen die unabsehbaren Folgen des Krieges
blieben ungehört. (Vgl. www.dhm.de/lemo/html/wk1/
kriegsverlauf/august/index.html, April 2013)
4 Lösungsvorschlag:
Ein kleiner Kreis von Entscheidungsträgern in Wien
und Berlin hätte den Ausbruch des Ersten Weltkriegs
verhindern können. „Kriegstreiber“ waren Minister,
strategisch wichtige Beamte und Militärs wie der
deutsche Generalstabschef Helmuth von Moltke und
der österreichische Chef des Generalstabs, Franz Conrad
von Hötzendorf. Als Letztverantwortlicher hätte der
84-jährigen Kaiser Franz Joseph I. die Unterzeichnung
der Kriegserklärung ablehnen können.
Anfang des 20. Jhs. wurde Krieg als legitimes Mittel der
Politik angesehen; Deutschland und Österreich hatten
seit Jahren auf die Aufrüstung gesetzt, nun galt es, die
Waffen auch einzusetzen, um die eigene Machtsphäre
zu vergrößern; Imperialismus und Nationalismus
trieben beide Länder gleichermaßen an (siehe Seite 153,
163 ff., 189 f.).
7.2 Kriegsbegeisterung 1914
GO! > Seite 169
Bildanalyse, Lösungsvorschlag:
Zar Nikolaus von Russland (einen Sack mit einer Schnapsflasche – Wutki – in der Hand), der britische Außenminister
Grey und der Franzose stehen für die Triple Entente, die
Gegner Preußens und Österreich-Ungarns (Mittelmächte)
im Ersten Weltkrieg. Der Franzose ruft „Japan“, späterer
Verbündeter der Triple Entente (Kriegserklärung Japans an
Deutschland am 23. 8. 1914), doch alle drei werden vom
übergroßen Kaiser Wilhelm II. wie „Buben“ zurechtgewiesen und ins Tintenfass getunkt.
Mithilfe der Kinderbücher sollten Klischees und Stereo­
type an Kinder weitergegeben werden.
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Gründe für die Kriegsbegeisterung:
Behauptung, man müsse die Zerstörung des Habsburgerreiches durch russische und serbische Panslawisten
verhindern; Behauptung, Deutschland würde ange­
griffen und müsse sich verteidigen (Darstellung der
Ereignisse durch die deutsche Regierung); Unterbrechung des Altages durch den bevorstehenden Krieg –
„Endlich geschieht etwas“ (Georg Heym).
Zusatzinformationen:
Brief von General Appel, Kommandant des 15. Korps der
k. u. k. Armee in Sarajevo an Alexander von Brosch
Aarenau (Leiter der Militärkanzlei des Erzherzog Franz
Ferdinand von 1906 –1911)
Während ich Dir schreibe, läuft Ultimatum Frist in Belgrad
ab […]. Hoffen wir es, sonstn müsste man verzweifeln.
Noch aber ist kein Mob(ilisierungs)befehl eingetroffen!
und mit ­fieberhafter Sehnsucht (er)warten wir ihn – […].
Mit Wonne und Lust opfere ich meine alten Knochen
mein Leben, wenn es gelingt den Meuchelmörderstaat
zu demüthigen und ­dieser Herberge für Mordbuben
ein Ende zu machen – Gott gebe nur dass wir standhaft
bleiben und das heute 6 h Abend in Belgrad die Würfel
zu unseren Gunsten fielen! Oh dass wir marschieren!! –
aber es fehlt mir der Glaube. Aus: Kronenbitter, G.: „Nur los
lassen“. Österreich-Ungarn und der Wille zum Krieg, S. 159
Siegmund Freud nach der österreichischen
Kriegserklärung an Serbien
Ich fühle mich vielleicht zum ersten Mal seit 30 Jahren als
Österreicher und möchte es noch einmal mit diesem wenig
hoffnungsvollen Reich versuchen. Aus: Rauchen­steiner, M.:
Der Tod des Doppeladlers. Österreich – Ungarn und der
Erste Weltkrieg
Das „lange“ 19. Jahrhundert
7.3 Kriegsrealität
GO! > Seite 170
57
7.4 Der Erste Weltkrieg –
Kriegsverlauf, eine Chronik
GO! > Seite 172
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Die Berichterstattung zielte drauf ab, Propaganda
zu machen, die Bevölkerung von der Sinnhaftigkeit
des Krieges zu überzeugen und die eigene Stärke
zu demonstrieren. Die Veröffentlichung der Fotos
von Kriegsopfern hätte vermutlich eine gegenteilige
Wirkung gehabt.
2 Lösungsvorschlag:
Pro-Argumente: die Bilder zeigen einen wichtigen Teil
der Kriegsrealität; sie haben „aufrüttelndes Potenzial“,
sie können kriegsbegeisterten Menschen die Augen
für die Leiden und den Schrecken des Krieges öffnen
Kontra-Argumente: der Respekt vor den Opfern und
deren Familien verbietet die Veröffentlichung solcher
Bilder (Ethik, Intimität); die Moral der Bevölkerung
könnte durch die Veröffentlichung geschwächt werden
3 Lösungsvorschlag: Richert wurden auf dem Schlachtfeld bei Saarburg 1914 die barbarischen Auswirkungen
des Krieges vor Augen geführt. Er empfindet Mitleid mit
den Verletzten der gegnerischen Truppe und beschreibt
die Brutalität der Kämpfe, die aus den Positionen der
Toten ersichtlich werden (vgl. letzter Satz). Er scheint
die Sinnhaftigkeit des Krieges durch dieses Erlebnis
in Frage zu stellen und eine kriegskritische Einstellung
zu entwickeln.
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Bedeutung der technischen Neuerungen
im Ersten Weltkrieg:
Durch die technischen Neuerungen konnten viele
Gegner gleichzeitig getötet und feindliche Gebiete aus
der Luft beobachtet und beschossen werden. So wurde
der Erste Weltkrieg der erste „totale Krieg“. Der Krieg
fand auch an der „Heimatfront“ statt. Die Zivilbevölkerung hungerte, es gab zahlreiche zivile Tote und
Verletzte und es wurde erstmals nötig, die gesamte
Wirtschaft auf den Krieg auszurichten (Produktion
von Ausrüstung, Waffen und Munition).
Im Verlauf des Krieges wurden aufgrund fehlender
männlicher Arbeitskräfte vermehrt Frauen in der
Rüstungsindustrie eingesetzt. Durch die zahlreichen
technischen Neuerungen ist der Erste Weltkrieg der
erste Krieg, der mit einer „Materialschlacht“ einherging
(siehe Frage 4).
Lister der Neuerungen: U-Boote und Giftgas (ab 1915),
Tanks (englische Panzer, ab 1917), Maschinengewehre,
Zeppeline, Flugzeuge (v. a. Jagdflugzeuge),
Flakgeschütze, Flugfunk
2 Entscheidungsjahr 1917, Gründe:
Uneingeschränkter U-Boot-Krieg gegen England;
Kriegseintritt der USA auf Seiten der Triple Entente
verminderte die Erfolgsaussichten der Mittelmächte
dramatisch; Revolutionen in Russland – der Zar wird
gestürzt und eine kommunistische Regierung unter
Lenin etabliert; die russische Kampfkraft lässt nach,
die Mittelmächte und Russland schließen einen
Waffenstillstand (Frieden von Brest-Litowsk,
3. 3.1918 zwischen Deutschland und Russland)
3 Begriffsklärung:
Stellungskrieg = Krieg, der ausgehend von befestigten
Punkten bzw. Abschnitten im Gelände, die militärischen Einheiten zur Verteidigung dienen, geführt wird.
Im Ersten Weltkrieg führte der Stellungskrieg dazu,
dass sich die Fronten im Osten (Russland 1915), Westen
(Frankreich 1914/15) und Süden (Italien – Dolomitenfront am Isonzo 1915/1917, Griechenland 1915) immer
mehr verfestigten und über Monate keine der beiden
Seiten entscheidende Gebietsgewinne verbuchen
konnte. (Vgl. Lexikon, S. 191)
4 siehe Lexikon, Seite 190
5 Lösungsvorschlag:
Die Lage der Ostfront war bedingt durch das ständige
Vorrücken der Mittelmächte in den Osten,
begünstigt durch die Schwächung Russlands 1917
durch die Revolutionen im Land (siehe Frage 2).
58
Lösungen – Zusatzinformationen
Methode: Arbeiten mit Fotografien
GO! > Seite 173 –175
Zur Bedeutung der vorgestellten Methode
Fotos als Geschichtsquellen
Fotografien nehmen als Bildquellen einen besonderen
Rang ein. Sie ermöglichen – jedenfalls in ihrer äußeren
Erscheinungsform – eine stärkere Annäherung an ver­
gangene Wirklichkeit als andere Bildarten. Das technisch
erzeugte Bild kann nur zeigen, was sich tatsächlich vor
der Linse befindet; der Fotograf kann, anders als der
Maler, nichts hinzufügen, aber natürlich das Objekt oder
die Szene präparieren.
Fotografien sind jedenfalls für die Ereignisgeschichte die
besten Quellen. Nehmen wir das Beispiel einer Demonst­
ration: Wir können sehen, dass sie überhaupt stattge­
funden hat, welche Ziele sie hatte (wenn Plakate oder
Spruchbänder erkennbar sind), welche (vielleicht ander­
weitig schon bekannten) Personen dabei waren, wo
sie sich aufhielten, wie zahlreich die Menge, wie ihre
Stimmung war. Vorsichtig müssen wir freilich sein, wenn
wir Deutungen und Verallgemeinerungen vornehmen
wollen. Denn ein einzelnes Bild zeigt immer nur einen
Einzelfall. Um beurteilen zu können, ob er repräsentativ
ist, müssen wir entweder über mehrere ähnliche bildliche
Darstellungen oder über zusätzliche Informationen ver­
fügen. Wenn Fotos aus dem Jahre 1914 kriegsbegeisterte
Freiwillige zeigen, folgt daraus nicht zwangsläufig, dass
alle begeistert waren; die Forschung hat in jüngerer Zeit
entsprechende Relativierungen vorgenommen. Wer nicht
begeistert war, blieb zu Hause – davon gibt es keine
­Bilder. Bildquellen können also in diesem Fall kein voll­
ständiges Bild der historischen Situation vermitteln.
Beispiel: Wehrmachtsausstellung
Auch als Beweismittel für punktuelle Ereignisse sind
­Fotos nur bedingt geeignet. Darum ging es beim Streit
um die so genannte Wehrmachtsausstellung. Einzelne
Fotos zeigen keine Abläufe, sondern nur Momente.
Ob der Soldat, der einen Gefangenen mit angelegtem
Gewehr bedroht, tatsächlich geschossen hat, wissen
wir nicht. Ob der Tote am Boden tatsächlich von dem
Mann, der ihn betrachtet, ermordet worden ist, können
wir lediglich vermuten. […] Für den Quellenwert von
­Bildern im Bereich Ereignisgeschichte lässt sich also
festhalten: Alle Bilder außer der Fotografie ermöglichen
nur eine vage Annährung; selbst diese muss mit Vorsicht
behandelt werden.
Bilder historischer Personen
Oft wollen wir wissen, wie Personen aussahen, die früher
gelebt haben. Das können Persönlichkeiten aus der all­
gemeinen Geschichte sein oder Personen, die regional
oder lokal oder für bestimmte Institutionen von Interesse
sind, oder Vorfahren aus der eigenen Familie. Dass es
im Mittelalter keine Porträtähnlichkeit gegeben hat, ist
eine Binsenweisheit. Aber auch ein Renaissanceporträt
muss den Dargestellten nicht unbedingt realistisch
­zeigen; wie nah es dem kommt, lässt sich nur schwer
überprüfen.
In der Regel gibt es nur die Möglichkeit, verschiedene
Bilder miteinander zu vergleichen: Bei Kolumbus etwa
klaffen dann die Ergebnisse ziemlich auseinander.
­Anlässlich der Weltausstellung 1893 sind 71 KolumbusPorträts zusammengetragen worden, die den Entdecker
allesamt unterschiedlich darstellen – wir wissen nicht,
wie Kolumbus wirklich aussah. Die Künstler pflegten
zu verschönern und zu stilisieren; schließlich musste
das Bild auch dem Auftraggeber gefallen. Gerade in
der Überhöhung der Person, in der Darstellung von
­Individualität und Charakter, lag ja der Wert des Porträts.
Immerhin ermöglichen uns solche Bildquellen aber
doch eine Annäherung an eine Person, von der wir
uns anhand von Textquellen überhaupt kein Bild zu
­machen imstande sind.
Auch hier bedeutet die Fotografie einen Sprung hin zu
mehr Wirklichkeitsnähe. Allerdings zeigt auch sie eine
Person oder ihr Gesicht nicht unbedingt unverstellt.
Im 19. und bis ins 20. Jahrhundert waren beim Porträt­
foto im Studio Inszenierungen mit Hintergrundleinwand,
Stühlen, Tischchen, Säulen, künstlichen Pflanzen
üblich, in denen die Personen arrangiert wurden.
Hinzu kommen die technischen Rahmenbedingungen:
Bei minutenlangen Belichtungszeiten ließ sich kein
­Lächeln einfangen. Dennoch: Nicht zuletzt das spezielle
Genre der erkennungsdienstlichen Fotografie belegt,
dass mit dieser Technik ein neuer Stand erreicht wurde,
das Aussehen von Personen festzuhalten. Und die
­sinkenden Kosten für die Fotografie demokratisierten
gleichsam das Personenbild im Laufe der Zeit.
Ausschnitt aus: Sauer, Michael: Bilder als historische Quellen.
http://www.bpb.de/gesellschaft/medien/bilder-in-geschichte-undpolitik/73099/bilder-als-historische-quellen?p=all (April 2013)
Das „lange“ 19. Jahrhundert
8 Frauen heute
Transfer-Einheit zum Abschluss
von Kapitel 4
GO! > Seite 176 –179
Die Transfer-Einheit von Kapitel 4 verknüpft die gesellschaftlichen Aspekte und besonders die Frauenthemen
dieses Kapitels mit relevanten sozialen Fragen der Gegenwart. Die Frauenbilder des 19. und 20. Jhs. werden denen
des 21. Jhs. gegenübergestellt. Vergleiche der weiblichen
Schönheitsideale damals und heute, Reflexionen über
die Entwicklung der Einkommensunterschiede zwischen
Frauen und Männern, die rezente Geschichte der Frauenbildung und Recherchen über berühmte und mächtige
Frauen unserer Zeit tragen zur Entwicklung und Verdichtung von Orientierungskompetenz und politischer Bildung bei.
8.1 Ein schlanker Körper
statt eines Korsetts
GO! > Seite 176
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Lösungsvorschlag: viele Frauen des 21. Jhs. formen
ihren Körper durch vorteilhafte Kleidung,
Sport und kontrolliertes Essverhalten (Diäten)
2 Lösungsvorschlag:
Maria Lassnig, geboren 1919 in Kärnten, Malerin und
Medienkünstlerin, studierte an der Akademie der
Bildenden Künste in Wien, lebt und und arbeitet nach
mehrjährigen Auslandsaufenthalten heute wieder
in Wien; Lassnig wurde mehrfach mit wichtigen
internationalen Kunstpreisen ausgezeichnet (Österreichischer Kunstpreis für Bildende Kunst 1975, OskarKokoschka-Preis 1998, Max-Beckmann-Preis/Frankfurt
2004 u. a.). Sie gehört heute zu den „großen alten Damen
der Kunst, die aufgrund ihrer Unbeirrbarkeit, Selbstbe­
zogenheit und Drastik, erst spät entdeckt, zu internatio­
nalem Ruhm kamen“ (vgl. www.arte.tv/de/maria-lassnig/
540306,CmC=540196.html, April 2013).
Berühmt sind besonders ihre „Körpergefühlsbilder“
in denen sie sich mit der weiblichen Rolle in der Kunst
sowie in der Gesellschaft auseinandersetzt.
Linktipps (Stand April 2013):
Maria Lassnig, www.zeit.de/2008/08/Atelier-Lassnig
Elke Krystofek, www.elkekrystufek.com/
Valie Export, www.valieexport.at/
59
Mögliche Gründe für die Körperdarstellungen:
Der weibliche nackte Körper – meist von Männern
dargestellt – spielte und spielt in der Malerei eine
entscheidende Rolle. Die Künstlerinnen thematisieren
in ihren Werken auch die Auseinandersetzung
mit dem geschundenen und zum Objekt degradierten
weiblichen Körper.
Lassnig – Darstellung des Körpers ermöglicht
Darstellung von „Körperempfindungen“
Export: Kunst wird auch genützt als ein Medium
der Selbstbestimmung, der Identitätsfindung
Krystofek: Beschäftigung mit Geschlechterrollen
in der Gesellschaft
8.2 Gleicher Lohn für
gleichwertige Arbeit?
GO! > Seite 177
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 Vermutungen über die Gründe für das niedrigere
Einkommen von Frauen:
Patriarchale Traditionen (Mann als „Oberhaupt“ und
damit Ernährer/Hauptverdiener); mangelndes Verhandlungsgeschick von Frauen bei Bewerbungsge­
sprächen; Annahme der ArbeitgeberInnen, Frauen
als Arbeitnehmerinnen würden „ausfallen“, wenn sie
Kinder bekommen und es entstünden dadurch höhere
Kosten; Tätigkeiten vieler Frauen in Niedriglohn­
branchen; Teilzeitarbeit
2 Schritt 1, Lesen der Grafik:
Titel: Mittlere Bruttojahreseinkommen der
unselbständig Erwerbstätigen 2008
Säulendiagramm, Maßeinheiten: Euro in 5000er
Schritten, Erwerbstätige unterschieden nach ­Geschlecht
und Berufsgruppe (z. B. Arbeiter und Arbeiterinnen)
Schritt 2, Interpretation:
Das Gehalt der Frauen ist in allen vertretenen Berufsgruppen niedriger als das der Männer. Besonders
auf­fällig ist der Unterschied bei den Angestellten
(Männer 40 000 Euro Brutto/Jahr, Frauen 20 000 Euro
Brutto/Jahr); Dass das Gehalt der weiblichen Lehrlinge
nur knapp unter dem ihrer männlichen Kollegen
liegt, könnte darauf hindeuten, dass in den nächsten
Jahren ein Wandel in der ungleichen Bezahlung
anstehen könnte.
60
Lösungen – Zusatzinformationen
8.3 Mächtige Frauen – berühmte
Ausnahmeerscheinungen
„Mächtige“ Frauen, GO! 6:
Christine des Pizan, umfassend gebildet, verkehrte
aufgrund des Berufes ihres Vaters am französischen
Hof (38), Anna von Ungarn stammte aus einer königlichen Familie (61), Maria Theresia kam durch ihre
Erstgeburt und Erbfolge an die Macht (76), die Revolutionärin Olympe de Gouges (119), Eleanor Roosevelt,
Frau des amerikanischen Präsidenten und Menschenrechtsaktivistin (125), Kaiserin Sisi, Ehefrau des
österreichischen Kaisers Franz Joseph I.(133), in
der 2. Hälfte des 20. Jhs. schließlich Angela Merkel,
Hillary Clinton, Christine Lagarde, Indra Nooyi
Erschwerende Faktoren: Patriarchat, Vorurteile
gegenüber der Leistungsfähigkeit von Frauen,
Männer-Netzwerke (Burschenschaften,
Verbindungen)
4
Lösungsvorschlag, Ausbildungsmöglichkeiten und
Netzwerke für Frauen in der 2. Hälfte des 19. Jhs.:
1869 Schulpflicht für Mädchen im Reichsvolksschulgesetz festgelegt, Marianne Hainisch gründet den
„Verein Österreichischer Lehrerinnen und Erzieherinnen“
1874 Gründung der Kunststickereischule in Wien
1890 Gründung des Wiener ArbeiterinnenBildungsvereins
1891 Gründung der Fachschule für Maschinen­stickerei
in Dornbirn
1892 Eröffnung einer Gymnasialklasse für Mädchen
in Wien; Gründung der Arbeiterinnen-Zeitung
1893 Gründung des bürgerlichen „Allgemeinen
Österreichischen Frauenvereins“ durch Auguste
Fickert
1897 Zulassung von Frauen für das Studium an
der Philosophischen Fakultät der Universität Wien
1900 Zulassung von Frauen für das Studium
der Medizin und Pharmazie studieren; erstmals
treten Frauen öffentlich für ihre Interessen ein
1893 Frauenstreik in Wien (Ziel: Zehnstundentag),
GO! > Seite 178
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1 2009: Angela Merkel, deutsche Bundeskanzlerin;
Hilary Clinton, amerikanische Außenministerin
von 2008 bis 2012; Indra Nooyi, Chefin von PepsiCo;
Christine Lagarde, Wirtschafts- und Finanzministerin
Frankreichs (seit 2011 Direktorin des IWF)
2 2012: Angela Merkel, Hilary Clinton, Dilma Rousseff
(brasilianische Präsidentin), Melinda Gates
(Co-Vorsitzende der Bill and Melinda Gates Foundation)
Linktipps (Stand April 2013):
www.forbes.com/power-women/
www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-08/
merkel-forbes-macht
8.4 Bildung und Ausbildung:
Frauen holen auf
GO! > Seite 179
Lösungen zu Fragen & Aufgaben
1/2 Keine Musterlösung möglich.
3 Erleichternde Faktoren für das Erreichen einer
Machtposition (Frauen): Verwandtschaft mit
mächtigen Männern, Erbfolgeregelung, Ehe mit
mächtigen Männern, Zugehörigkeit zu gesellschaftlicher Oberschicht, Karriere in frauenbe­zogenen
Berufen; Karriere durch Bildung oder Aufstieg im
Showgeschäft
„Mächtige“ Frauen, GO! 5:
Kaiserin Irene (39), Herrscherin des Byzantinischen
Reiches, erbte ihre Machtposition, Olympias, die
Mutter von Alexander dem Großen, Ehefrau Philipps
von Makedonien (64 f.), Hildegard von Bingen und
Clara von Assissi erlangten in Frauenklöstern Bedeutung (84), Aung San Suu Kyi, Friedensnobelpreisträgerin und Freiheitskämpferin in Burma, Tochter eines
Generals und Unabhängigkeitskämpfers und einer
Botschafterin (93), Universitätprofessorin Brigitte
Mazohl machte eine Unikarriere (123), Madonna eine
Musikkarriere (154)
Hinweis: Die geringe Anzahl von mächtigen Frauen
in GO! 5 macht deutlich, dass Frauen in vormodernen
Gesellschaften kaum Möglichkeiten hatten, Macht
und Einfluss zu erlangen, und daher in Geschichte­
büchern nur selten vorkommen.
5
Lösungsvorschlag:
„Frauen, die es schaffen können“ werden durch das
Plakat von Miller folgende Attribute zugeschrieben:
Stärke, Fleiß, Unabhängigkeit, Zielorientierung,
Teamfähigkeit, Entschlusskraft
Die Frauenbewegung der 1980er Jahre:
griff das Plakat auf, weil es „ein starkes Bild
des ‚schwachen Geschlechts‘“ zeigt und
den Zusammenhalt zwischen Frauen betont.