4 Das „lange“ 19. Jahrhundert
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4 Das „lange“ 19. Jahrhundert
Das „lange“ 19. Jahrhundert 45 4 Das „lange“ 19. Jahrhundert Themen und Aufbau Konzept- bzw. aspektorientierte Themen: Die Veränderung von Gesellschaft durch technische Entwicklungen und Neuerungen und das Entstehen neuer Gesellschaftsschichten und neuer Ideologien; der Imperialismus als europäische Expansionsstrategie; Urteilsbildung zu den Themen Kolonialismus und Frauenemanzipation, Propaganda und Realität am Beispiel des Ersten Weltkriegs. Methodenorientiertes Thema: Arbeiten mit Fotografien Gegenwartsbezug als Kapiteleinstieg: Bildquelle: Filmfoto aus dem Jahr 1956 aus „Sissi, die junge Kaiserin“, Österreich/BRD, Regie: Ernst Marischka, Szene mit Karlheinz Böhm (Kaiser Franz Josef) und Romy Schneider (Sissi). Textquellen: Ausschnitte aus Texten zweier bedeutender Historiker des 20./21. Jhs., des deutschen Wissenschaftlers Franz J. Bauer / „Das lange 19. Jahrhundert“ und des britischen Historikers Eric Hobsbawm / „Das Zeitalter der Extreme“ • In Kapitel 4 werden die großen gesellschaftlichen Veränderungen des 19. Jhs. nicht nur durch Informationen im Fließtext, sondern auch anhand von zahlreichen Bild- und Textquellen dargestellt, um eine multiperspektivische Betrachtungsweise zu ermöglichen. Die Industrialisierung, das Entstehen neuer Gesellschaftsschichten und die Frauenemanzipation eröffnen sozialgeschichtliche Zugänge. Arbeitsaufträge leiten zur Anwendung von GO! 5 und in GO! 6 erworbenen Kompetenzen an (z. B. Dekonstruktion von Filmen, Arbeit mit historischen Darstellungen und Fotografien, Arbeit mit Textquellen). Die Zeittafel „Wichtigste Daten der Frauenemanzipation in Österreich“ hilft, diese Aufbruchsbewegung in der allgemeinen Chronologie zu verorten. • Die prägenden ideengeschichtlichen Einflüsse des 19. Jhs. wirken ins 20. und 21. Jh. nach. Ohne die Kenntnis identitätsstiftender Ideologien (z. B. Liberalismus, Nationalismus, Sozialismus, Marxismus) ist die heutige politische Landschaft nicht zu verstehen. • Der Ende des 19. Jhs. erfolgte Aufbruch in die Moderne wird am Beispiel der Begeisterung für Wissenschaft und Technik sowie am Beispiel des kreativen Milieus im Wien der Jahrhundertwende dargestellt; die Auseinandersetzung mit „Schattenseiten“ dieser Zeit (Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus) erweitert die Perspektive. • Der kulturellen und wissenschaftlichen Hochblüte Europas werden das Elend und die Ausbeutung der Arbeiterschaft und der – schon von Zeitgenossen kriti• sierte – imperialistische europäische Weltherrschaftsanspruch gegenübergestellt (vgl. Ausschnitte aus Reden Bebels). Auf diese Weise soll der Unterschied zwischen Vergangenheit und Geschichte deutlich gemacht und sollen Interpretationen und Deutungen als solche erkannt werden. • Das mosaikartige Epochenporträt des 19. Jhs. endet mit der Darstellung des Ersten Weltkriegs. In dieser globalen Katastrophe finden die großen Themen wie Technisierung, Massenbewegungen, Nationalismus, Ideologisierung und Propaganda ihre negative Ausformung. • Der Transferabschnitt am Kapitelende ermöglicht eine vergleichende Betrachtung der Situation der Frauen im 19., 20. und im 21. Jh. Einstiegsdoppelseite GO! > Seite 132/133 Lösungsvorschläge zum Eingangsbild Bildinformationen: Filmfoto aus dem Jahr 1956 aus „Sissi, die junge Kaiserin“, Österreich/BRD, Regie: Ernst Marischka, Szene mit Karlheinz Böhm (Kaiser Franz Josef) und Romy Schneider (Sissi). • Der Film gibt eine verklärende Darstellung von Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth: Das junge Herrscherpaar sitzt in prunkvollen Gewändern auf prächtigen Thronsesseln, Franz Joseph I. trägt eine Uniform, vier Orden und eine rot-weiß-rote Schärpe, Kaiserin Elisabeth ein prächtiges langes, weißes Kleid und kostbaren, mädchenhaften Schmuck. Ihr Blick wirkt schüchtern und lieblich. • Franz Josephs Entscheidung für Elisabeth beim Treffen von Bad Ischl war weniger überraschend als im Film dargestellt, beide Schwestern, Helene und Elisabeth, waren als mögliche Heiratskandidatinnen vorgesehen. Laut Brigitte Hamann (deutsch-österreichische Historikerin) war Erzherzogin Sophies Verhältnis zur Schwiegertochter gut. Der Film zeigt Elisabeth als hübsche, natürliche, herzenswarme Kaiserin, die Geschichtsforschung geht inzwischen vom Bild einer kapriziösen, distanzierten und von Schlankheits- und Schönheitswahn geprägten Frau aus. • In Österreich gern Erinnertes: Imperiales Wien der Habsburgerzeit (Maria Theresia/Franz Joseph I.); Wien um die Jahrhundertwende; Nachkriegszeit 1945–1955 als Aufbauphase 46 Lösungen – Zusatzinformationen In Österreich oft Vergessenes/Verdrängtes: Begeisterung vieler ÖsterreicherInnen über den Anschluss an das Deutsche Reich (1938), Beteiligung der ÖsterreicherInnen an der Verfolgung und Ermordung von Jüdinnen und Juden; Restitutionsverweigerungen/ -verzögerungen nach 1945 • Tod von Lady Diana (1997); Hochzeit von Kronprinzessin Viktoria und dem bürgerlichen Daniel Westling (2010); Hochzeit von Prinz William mit Kate Middleton (2011); Thronjubiläum der britischen Königin Elisabeth II. (2012). Das Interesse an königlichen Familien ist vor allem in unterprivilegierten Schichten groß; mögliche Gründe: die „Royals“ bieten eine Projektionsfläche für die Sehnsucht nach einem sorglosen, luxuriösen Leben und nach einer heilen Welt; die Medienberichte decken nicht nur das Bedürfnis nach „modernen Märchen“, sondern zeigen auch die „normale“, „menschliche“ Seite der Royals, die „gar nicht so anders sind“ wie „gewöhnliche“ BürgerInnen • Lösungsvorschlag: 1814/15: Wiener Kongress – politische Neuordnung Europas; 1848: Europäisches Revolutionsjahr; 1890–1910 Wiener Moderne – revolutionärer Aufbruch aus konservativen Denkund Ausdrucksformen in Kunst und Kultur Literaturtipp: Hamann, Brigitte (1982): Elisabeth – Kaiserin wider Willen; Praschl-Bichler, Gabriele (1996): Kaiserin Elisabeth. Mythos und Wahrheit. Periodisieren – aber wie? GO! > Seite 134 • Das „lange“ 19. Jahrhundert: 1789– 1917; Argumente: Zeitalter des Liberalismus und der Verfassungsbestrebungen, des Kapitalismus, des strukturellen Wandels, der Urbanisierung, des wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und technischen Fortschritts, getragen von Menschen der bürgerlichen Schichten. 1917: Oktoberrevolution und Eintritt Amerikas in den Ersten Weltkrieg • Das „kurze“ 20. Jahrhundert: 1914–1991; Argumente: Katastrophenzeitalter (1914 bis zu den Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges); anschließend Zeit des starken Wirtschaftswachstums und einer sozialen/gesellschaftlichen Veränderung (Goldenes Zeitalter); daran anknüpfend folgt eine Zeit der Unsicherheit und der Krise/Katastrophe. • Lösungsvorschlag: Einführung des Euro als gemeinsame Währung (2000); Zerstörung der Türme des World Trade Centers in New York (9. September 2001); Sieg Barack Obamas bei den US-Präsidentschaftswahlen 2008 1 Industrialisierung 1.1 Von der Werkstatt zur Fabrik GO! > Seite 138 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Zentralisierung der Produktion an einen Ort; Arbeitsteilung; Herstellung des Produkts in mehreren Teilschritten; Antrieb der einfachen Maschinen (Werkzeuge) durch Menschenkraft 2 Mithilfe von Ventilen wird Dampf sowohl oberhalb als auch unterhalb des Kolbens in den Zylinder geleitet. Dadurch bewegt sich dieser entweder nach oben oder nach unten und treibt das Schwungrad an. Dieses setzt die angeschlossenen Maschinen in Gang. 3 Lösungsvorschlag: Die Maßnahmen des Staates sind gerechtfertigt, da mit gesetzlichen Erlässen die Sicherheit der MitarbeiterInnen eines Unternehmens gewährleistet werden kann. Auch heute noch gibt es gesetzliche Verordnungen, bevor neue Maschinen in Betrieb genommen werden (z. B. CE-Kennung). Außerdem werden Maschinen in gewissen zeitlichen Abständen (2–4 Jahre) gewartet und überprüft. Linktipp: http://wko.at/unternehmerservice/ ce_kennzeichnung/ (April 2013) 4 Die Fassade ist erhaltenswert, da sie in gutem Zustand ist und das Gebäude ins Raumordnungskonzept der Gemeinde passt. Das Gesamtgebäude kann für verschiedene Zwecke genutzt werden (z. B. als Gemeindeamt, für Wohnungen). Gründe für die Erhaltung des Gebäudes: historische Fassaden, Denkmalschutz; gut erhaltene Gebäudestrukturen; vielfältige Nutzungsmöglichkeiten Gründe gegen die Erhaltung des Gebäudes: Sanierungsbedürftigkeit; hohe Kosten Das „lange“ 19. Jahrhundert 47 1.2 Die zunehmende Bedeutung der Eisenverhüttung 1.3 Die Eisenbahn als Schrittmacher der Industrialisierung GO! > Seite 139 GO! > Seite 141 Lösungen zu Fragen & Aufgaben Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Informationen zu den angegebenen Links: http://otisbean.com/art/books/witkowitz/: Bilder und Photographien aus einem Buch über die Geschichte und Entwicklung des Eisenwerks Witkowitz in englischer Sprache http://schlotforum.wordpress.com/?s=witkowitzer+ gussstahlfabrik: Informationen sowie Textund Bildquellen zum Eisenwerk Witkowitz 1 Thema des Bildes: Bau einer Lokomotive Auffälliges: mehrere Männer schmieden ein Rad; Hintergrund: zwei Männer holen mit einer Zange etwas aus der Glut; ein weiterer Mann geht über eine Treppe „aus dem Bild“; Aussage des Bildes: Information über einen Arbeitsschritt beim Bau einer Lokomotive, das Schmieden des Lokomotivrades, Hinweis auf den technischen Fortschritt hin. 2 Man wollte das nach politischen Veränderungen strebende Bürgertum nicht stärken, konnte die Industrialisierung jedoch aus wirtschaftlichen Gründen nicht aufhalten. 3 Pro-Argumente: stark befahrene Strecke; kürzere Fahrtzeiten; geringe Betriebs- und Erhaltungskosten; standortpolitische Aufwertung des verkehrsgeografisch benachteiligten Südostens und Südens von Österreich; verbesserte Integration Wiens und der mittleren Zentren in den europäischen Binnenmarkt Kontra-Argumente: Zunahme der Abgase und Staubemission in der Region; Zerstörung der Natur; Geldverschwendung; kein wirklicher Bedarf 2 Das Entstehen neuer Gesellschaftsschichten 2.2 Leben wir heute im bürgerlichen Zeitalter? GO! > Seite 143 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Begriffsklärungen: bürgerliche Tugenden: Eigenschaften guter Staats bürgerInnen, z. B. Gehorsam, Treue gegen die höchste Staatsgewalt, Achtung der Gesetze, Vaterlandsliebe, Interesse an der Förderung des öffentlichen Wohls, Vernunft und Nüchternheit SpießbürgerIn: engstirniger Mensch, der sich an den Konventionen der Gesellschaft und dem Urteil der anderen orientiert (vgl. www.duden.de/ April 2013) bürgerliche Ehe: gesetzlich anerkannte Lebensgemeinschaft von Mann und Frau (vgl. www.duden.de/ April 2013) BildungsbürgerIn: Mensch mit einem Bildungsideal; gebildete Schicht des Bürgertums (vgl. www.duden.de/ April 2013) bürgerliche Partei: liberale und/oder konservativ eingestellte Partei Bürgerrecht: jemandem als StaatsbürgerIn oder Gemeindemitglied zustehendes Recht (vgl. www.duden.de/ April 2013) Bürgergesellschaft: demokratische Gesellschaftsform, die durch eine aktive Teilnahme ihrer Mitglieder am öffentlichen Leben gestaltet wird (vgl. http://de.wikipedia.org/ April 2013) Bürgerstolz: positives Klassenbewusstsein des Großbürgertums StaatsbürgerIn: Angehörige eines Staates (vgl. www.duden.de/ April 2013) 2 Bildanalyse, Foto der Familie Prantl: Die Szene wurde vom Fotografen inszeniert und steht in der Tradition der Familienfotografien des 19. und 20. Jhs. Die Personen befinden sich im Zentrum des Bildes, Gegenstände spielen eine untergeordnete Rolle. Der mit Schnurrbart und Hut etwas martialisch wirkende Vater verkörpert Dominanz und Bedeutung, seine Ehefrau und die drei Töchter gruppieren sich um ihn. Der Sohn, der Jüngste in der Familie, hält wie der Vater einen Hut (Symbol der Männlichkeit) in der Hand. Auftraggeber war vermutlich der Vater, fotografiert hat ein Berufsfotograf. Das Foto wurde vielleicht gemacht, um ein 48 Lösungen – Zusatzinformationen bestimmtes Ereignis zu dokumentieren oder es war als Geschenk für eine abwesende Person gedacht. Anmerkung: Dekonstruktion von historischen Darstellungen berühmter Personen GO! 5, S. 40 ff. und Arbeiten mit Fotografien GO! 6, S. 173 ff. 3 Auch heute noch akzeptierte bürgerliche ideale, Lösungsvorschlag: Streben nach Bildung und Besitz, Wunsch nach qualitätvoller Bildung und Ausbildung der Kinder; Frauenbild und Rolle der Frauen in der Gesellschaft · · 2.3 Die Arbeit in der Fabrik GO! > Seite 144 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Internationale, Textinterpretation: „Verdammte dieser Erde“: die Arbeiter, die sich nicht länger unterdrücken lassen, sondern für ihre Rechte und bessere Arbeitsbedingungen kämpfen sollen; „Signale“: Zeichen für die anbrechende Revolution, Hinweise auf kommenden Umsturz; der Weg aus dem Elend soll durch Bewusstwerdung („Heer der Sklaven, wache auf!“) und durch einen gewaltsamen Aufstand („Auf zum letzten Gefecht“, „erkämpft das Menschenrecht“) gefunden werden. 2 Internationale, Vergleich französischer Originaltext, deutsche Übersetzung: Emil Luckhardts deutsche Fassung ist an den französischen Originaltext nur angelehnt, Luckhardt beschränkt sich auf die sinngemäße, etwas abgeschwächte und romantisierte Übersetzung der ersten drei Strophen des französischen Textes. Hinweis: französischer Text siehe Kopiervorlage 2 im Anhang 3 Informationen zum Foto auf Seite 145: Die „Coal Breakers“, auch „Tripple Boys“ genannt, Buben im Alter von 8–12 Jahren, ordneten in den Minen die Kohlestücke nach Größe und sortierten die Verunreinigungen und fremden Bestandteile aus den zerkleinerten Kohlestückchen aus. Ab 1860 arbeiteten auch Kinder (10 Stunden täglich an 6 Tage pro Woche) in Kohleminen. Wegen des Kohlenstaubs erkrankten viele an Asthma und anderen Atemwegserkrankungen, auch Arbeitsunfälle kamen häufig vor. Informationen zum Foto auf S 146: In der Textilindustrie arbeiteten auch sehr junge Kinder. Sie konnten gut unter die Maschinen kriechen und mit ihren kleinen Händen geschickt Fäden flicken – den ganzen Tag. Die Fabrikanten bezahlten den Kindern nur einen Bruchteil dessen, was ein Erwachsener bekam. Auch deshalb war Kinderarbeit sehr verbreitet. Zusatzinformation, Kinderarbeit: Die Lebensbedingungen von Kinder-Arbeiterinnen und -Arbeitern waren sehr hart: Ihr Arbeitstag begann um fünf oder sechs Uhr morgens und endete erst abends, Die Kinder arbeiteten unter Tag oder in schlecht belüfteten, schlecht beleuchteten Fabrikshallen, oft an lauten Maschinen. Viele Kinder litten an körperlicher Schwäche, Wachstumsstörungen, Lungentuberkulose oder anderen Krankheiten. Sie hatten keinen Zugang zu regulärer Schulbildung, sondern konnten höchstens – nach der Arbeit –eine oder zwei Stunden eine Abendschule besuchen. Zusatzinformation, Lewis Hine (1874–1940): Der US-amerikanische Soziologe und Lehrer Lewis Hine (1874–1940), als Fotograf Autodidakt, dokumentierte in den 1920er Jahren die Kinderarbeit in den USA, um die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen und ein Verbot der Kinderarbeit zu erreichen. Seine Foto-Dokumentationen für das National Child Labor Committee sind ein frühes Beispiel sozialdokumentarischer Fotografie. Linktipps (Stand April 2013): http://www.historyplace.com/unitedstates/childlabor/: Fotos von Lewis Hine über Kinderarbeit aus den Jahren 1908–1912 http://einestages.spiegel.de/ [Suchbegriffe: Gunkel Kleine Sklaven]: Artikel „Kleine Sklaven. Kinderarbeit in den USA“ von Christoph Gunkel, veröffentlicht in Spiegel Online, veröffentlicht am 12. 06. 2012 2.4 Kinderarbeit GO! > Seite 145 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Bildvergleich, Ähnlichkeiten und Unterschiede: Ähnlichkeiten: geschlechtsspezifische Kleidung, Mädchen tragen Kleider, Burschen tragen Hosen, Jacken, Mützen; geschlechtsspezifische Frisuren, Mädchen und Frauen haben längere Haare, Buben und Männer kürzere Unterschiede: gepflegtes Äußeres, Sauberkeit, gepflegte, zeitgemäße Kleidung der bürgerlichen Kinder, schmutzige Gesichter, schmutzige und teilweise zerrissene Kleidung der Arbeiterkinder 2 Positive Aspekte der Kinderarbeit in der Textquelle: Kleidung und Essen werden von der Fabrik gestellt; die Kinder erhalten unentgeltlich Unterricht in Rechnen, Lesen und Schreiben; das Unternehmen sagt Unterstützung beim Erlernen eines Handwerks oder anderen Tätigkeiten zu Mögliche Gründe der Eltern: Geld; Kinder erhalten Kleidung und Essen; das Versprechen auf (Aus-)Bildung Das „lange“ 19. Jahrhundert und damit die Chance auf ein besseres Leben; Unternehmen warben damit, dass Kinderarbeit eine Lösung für die Probleme verarmter Familien sein könnte, in Wahrheit wurden die Kinder jedoch sehr schlecht bezahlt und ausgebeutet. 3 Lösungsvorschlag Diskussion: Hine stellt die Kinder nicht bloß, er versucht vielmehr, auf deren schlechte Arbeitsbedingungen in den Fabriken aufmerksam zu machen und Öffentlichkeit und Gesetzgeber dazu zu bewegen, etwas gegen die Ausbeutung der KinderarbeiterInnen zu unternehmen. 4 Lösungsvorschlag: Fabriksbesitzer hätten die Kinder vielleicht gut gekleidet, gesund und sauber fotografiert, um andere Kinderarbeiterinnen und -arbeiter anzuwerben; um Eltern besonders anzusprechen, z. B. während der Unterrichtstunden im Fabriksareal oder beim Essen in einem Speisesaal. 49 GO! > Seite 146 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Stationen in der Kindheit und Jugend Anna Altmanns: 1851 geboren, wuchs Anna Altmann in einer armen Familie auf. Bereits im Alter von fünfeinhalb Jahren begann sie in einer Fabrik zu arbeiten. Mit sechs Jahren besuchte Anna die Schule. Im Alter von 12 Jahren arbeitete sie in einer Flachsspinnerei. Sie wurde ent lassen und forderte ihren Lohn erfolgreich ein. Sie las wissenschaftliche Bücher, schloss sich Arbeitervereinen an und heiratete. Linktipp: www.renner-institut.at [Materialien / Frauen machen Geschichte / Sozialdemokratische Frauenpolitikerinnen / Anna Altmann] 2 Kinder haben das Recht auf Bildung; sie müssen die Grundschule verpflichtend besuchen; weiterbildende Schulen müssen für alle Kinder verfügbar sein, Jugendlichen steht der Hochschulzugang zu, sofern sie die entsprechenden Voraussetzungen erfüllen; im schulischen Umfeld sollen Persönlichkeit und Kompetenzen der Kinder entwickelt und gefördert werden; Kinderarbeit ist unzulässig; Kinder haben Recht auf Freizeit und Spiel sowie auf das Ausüben altersgemäßer Aktivitäten. 3 Frauenemanzipation im 19. Jahrhundert: zwischen Mieder und Mitsprache 3.1 „Und drinnen waltet die züchtige Hausfrau“ – traditionelle Frauenrollen GO! > Seite 147 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Folgen des Korsett-Tragens: Verschiebung und Zusammendrücken von inneren Organen, Verformung des Skelettes, Zurückbildung der Wirbelsäulenmuskulatur 2 Maßnahmen von Frauen und Männern werden ähnlicher, z. B. Diäten, Ernährungsumstellung in Kombination mit Sport, Besuch von Fitnessstudios, Schönheitsoperationen Maßnahmen, die noch vorwiegend Frauen ergreifen: Besuch von Kosmetikstudios/Friseursalons, Kauf von figurformender Kleidung, lebenslanges Diäthalten „Männermaßnahmen“: Bodybuilding, spezielle, „körperformende“ Ernährung (z. B. Eiweißpräparate) Hintergründe für Angleichung: Das in Medien und Werbung propagierte Schönheitsideal der „Magermodels“ setzt junge Menschen beider Geschlechter unter Druck; die riesige Menge an (z. B. mit Photoshop) geschönten Fotos von Menschen prägt unsere Vorstellungen von normalem, schönem (und unschönem, hässlichem) Aussehen; Hintergründe für Unterschiede: Mädchen und Frauen sollen nach wie vor die Rolle des „schönen Geschlechts“ übernehmen, Frauen in öffentlichen Funktionen werden z. B. häufig wegen ihres Aussehens gelobt oder getadelt 3 Keine Musterlösung möglich. 4 Teilnehmerin bei Germany’s Next Topmodel: Modelmaße 90/60/90, Körpergröße von mindestens 176 cm, (lange) gepflegte Haare; gerade, weiße Zähne; manikürte Fingernägel; pedikürte Zehennägel; rasierte Beine, Achseln und Haarentfernung im Schambereich, vergrößerte Brüste, Nasenkorrektur, sportliche Figur, Formung der Figur durch Sport im Fitnessstudio oder durch Operationen und dauernde Kontrolle der Nahrungsaufnahme Isabella Reisser: gepflegtes Erscheinungsbild, blasse Haut (Sonnenschirm und Handschuhe beim Ausgehen obligatorisch), hochgesteckte Haare, Formung des Körpers von außen, mithilfe eines Korsetts und durch Verzicht auf üppige Mahlzeiten 50 Lösungen – Zusatzinformationen 3.2 Frauenleben im 19. Jahrhundert 3.3 „Heraus mit dem Frauenwahlrecht“ GO! > Seite 148 GO! > Seite 149 Lösungen zu Fragen & Aufgaben Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Schillers Ballade ist vom bürgerlichen Familienbild geprägt: Frauen: tüchtige Hausfrauen, die sich um die Erziehung der Kinder und die Hausarbeiten kümmern Männer: Familienerhalter, arbeiten außer Haus und sorgen für die Familie traditionelle Gesellschaften bzw. Gesellschaftsschichten: diese Rollenbilder haben auch heute noch – in unterschiedlichem Ausmaß – Gültigkeit, Männer und Frauen sind häufig gesetzlich nicht gleichgestellt westliche Industrieländer: Frauen sind gesetzlich gleichgestellt, in Österreich z. B. wurde durch die Familienrechtsreform Mitte der 1970er Jahre das patriarchale Familienmodell durch ein partnerschaftlich ausgerichtetes ersetzt 2 Vergleich bürgerliche und proletarische Frauenbewegung: bürgerliche Frauenbewegung: gemäßigte Forderung nach politischem Mitsprachrecht, nach Gleichheit im Eherecht, nach Frauenbildung und Zugang zur Universität; Einsatz in karitativen Projekten proletarische Frauenbewegung: Forderung nach gleichem Lohn wie Männer und nach besseren Arbeitsbedingungen für Frauen; offensive Forderung des Frauenwahlrechts 1 Wichtige Ereignisse zum Frauenwahlrecht: 1849; 1861; 1869; 1873; 1890; 1893; 1902; 1904; 1918 Wichtige Ereignisse zum Recht auf Universitätsausbildung: 1774; 1892; 1897; 1900; 1901; 1919 2 Lösungsvorschlag: Frauen forderten vermehrt politisches Mitspracherecht, wurden jedoch von den Männern belächelt. Für sie waren Aufgaben der beiden Geschlechter klar: Frauen waren zuständig für „Praktisches“ („Hemeter nähen“, Haushaltsführung, Kindererziehung usw.), der Bereich der Politik war den Männern vorbehalten. 3 Keine Musterlösung möglich. 4 Kurzinformationen zu den drei Frauen: Marianne Hainisch: geb. am 25. März 1839 in Baden (NÖ), gest. am 5. Mai 1936 in Wien; gilt als Begründerin der österreichischen Frauenbewegung, forderte 1870 die Errichtung von Realgymnasien für Mädchen und die Zulassung der Frauen zum Hochschulstudium; 1902 Gründung des Bundes österreichischer Frauenvereine, Vorsitz bis 1918. Nach dem Ersten Weltkrieg widmete sie sich der Fürsorge und der Friedensbewegung (vgl. http://austria-forum.org/af/AEIOU, April 2013) Rosa Mayreder: geb. am 30. November 1858, gest. am 19. Jänner 1938; bedeutende feministische Theoretikerin der ersten Frauenbewegung; 1894 erste Rede vor einer Frauenversammlung im Wiener Rathaus zum umstrittenen Thema Prostitution (vgl. www.demokratiezentrum.org/, April 2013) Bertha von Suttner: geb. am 9. Juni 1843 in Prag (Tschechische Republik), gest. am 21. Juni 1914 in Wien; Schriftstellerin, erhielt den Friedensnobelpreis; 1892–99 Herausgeberin der Monatsschrift „Die Waffen nieder“ (vgl. http://austria-forum.org/af/AEIOU, April 2013) 4 Ideologien bestimmen das 19. Jahrhundert GO! > Seite 150 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Bildanalyse: religiöse Symbole: Kreuz, Engel; weltliche Symbole: Krone, Fahnen, Wappen 2 Bildanalyse, „Oben“: Religion; Christus mit Kreuz umgeben von Engeln steht im Zentrum des Geschehens, neben ihm liegt ein goldener Löwe – „Unten“: Welt/Erde, im Zentrum steht die Statue der Menschlichkeit, die in der linken Hand eine Fackel und rechts eine Tafel mit der französischen Inschrift „Droits de l’homme“ (Menschenrechte) hält; die Menschen verschiedener Nationen pilgern zu ihr, die Symbole der nationalen Unterschiede (zerstörte Kronen, Wappen, Dokumente) brauchen sie nicht mehr. 3 Menschen aller Nationen ziehen vereint zur Statue der Menschlichkeit und werden auf ihrem Weg dorthin von Christus gesegnet. Das „lange“ 19. Jahrhundert 4.1 Der Liberalismus – die Vision des Bürgertums GO! > Seite 152 51 4.4 Sozialismus und Marxismus GO! > Seite 156 Lösungen zu Fragen & Aufgaben Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Lösungsvorschlag: Die große Frau in der Mitte steht für Deutschland. Wie bei den christlichen Mariendarstellungen zertritt sie das teuflische Tier. Die Frau rechts trägt die Mütze der Französischen Revolution, die Frau links eine Waage und das Feuerschwert der Engel, die das Paradies bewachen. Die Waage symbolisiert Gerechtigkeit, Ausgewogenheit; das Untier steht für Alleinherrschaft/Tyrannei; die zerbrochene Kette weist auf die Befreiung des deutschen Volkes hin. 2 Während in Schroedters Bild die Frauendarstellungen die Hauptaussage des Bildes transportieren, haben die halbnackten Frauen in Puchingers Allegorie vor allem dekorative Funktion. Funktion der Großschreibung: Hervorhebung dessen, was dem Kaiser am wichtigsten ist 3 Menschen sind nach Locke von Natur aus frei, gleich (-berechtigt) und unabhängig. Ziel einer menschlichen Gemeinschaft: behagliches, sicheres und friedliches Miteinander; Wahrung des persönlichen Besitzes und Schutz vor Bedrohung von außen 4.3 Der Deutsch-französische Krieg: ein Musterbeispiel nationalistischer Politik GO! > Seite 154 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1/2 Proklamation des Deutschen Kaiserreiches, Vergleich: Fassung 1: „unübersichtlich“, zielt nicht auf die Hervorhebung einzelner Personen ab. Die Herrscher der deutschen Staaten (links auf dem Podest) sind nicht zu erkennen. Die führenden preußischen Politiker im Vordergrund sind von hinten dargestellt. Der salutierende Offizier vor der Stiege scheint die Hauptperson zu sein. Fassung 2: Der zukünftige Kaiser rückt in den Mittelpunkt des Gemäldes; Bismarck ist mit seiner weißen Uniform fast so wichtig wie der Kaiser. Die hochgerissenen Säbel der Offiziere verstärken die Dynamik der Darstellung. Fassung 3: Bismarck steht im Mittelpunkt; die einzelnen Handlungsträger (Monarchen, Politiker und Offiziere) sind gut erkennbar. Die Fahnen links und die Säbel rechts verstärken die Dynamik des Bildes. Anmerkung: Zum Lösen der Aufgaben die Kopiervorlagen im Anhang verwenden. 1 Keine Musterlösung möglich. 2 Lösungsvorschlag: Owen verbesserte in seiner Baumwollspinnerei die Arbeitsbedingungen durch Verkürzung der Arbeitszeit und Erhöhung der Löhne; er verbot Kinderarbeit bis zum Alter von 10 Jahren; er schuf Kranken- und Altersrentenversicherungen für die ArbeiterInnen und stellte ihnen gegen niedrige Mieten Wohnräume zur Verfügung. Diese Maßnahmen steigerten die Leistungsfähigkeit, die Arbeitsmotivation und die Produktivität der ArbeiterInnen. Owen setzte außerdem neue Produktionstechniken ein, die den Konkurrenzbetrieben (noch) unbekannt waren. 3 „Unser die Welt, trotz alledem“ = letzte Strophe des vertonten Gedichtes „Trotz alledem“ von Ferdinand Freiligrath, entstanden in Anlehnung an „A Man’s A Man for A’ That“ von Robert Burns im Kontext der Revolutionen von 1848/49; Lied und Slogan waren bei den deutschen Sozialdemokraten sehr beliebt. „Trotz alledem“ = „trotz all der Schwierigkeiten, die wir ArbeiterInnen bewältigen müssen“ 4.5 Die katholische Sozialbewegung GO! > Seite 157 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 In der Enzyklika „Rerum Novarum“ kritisiert Papst Leo XIII. die „Gleichmacherei“ der „Sozialisten“, die gegen die Natur sei. Sein Vorschlag zur Sicherung des sozialen Friedens: die Fabrikbesitzer sollten den Arbeiterinnen und Arbeitern einen angemessenen Lohn für ihre Arbeit bezahlen und diese dafür gute und verlässliche Arbeit verrichten. 52 Lösungen – Zusatzinformationen 5 Wien um 1900 – Aufbruch und Moderne 5.1 Die Wiener Moderne GO! > Seite 158 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Lösungsvorschlag: Ferdinand Bloch-Bauer, der Mann von Adele BlochBauer, floh 1938 über die Tschechoslowakei in die Schweiz. Sein Vermögen, auch seine Kunstsammlung, wurde von den Nationalsozialisten enteignet. 1941 kaufte die Österreichische Galerie zwei Bilder aus der Sammlung Bloch-Bauers (Adele Bloch-Bauer I und Apfelbaum I). Rechtmäßige Erben von Ferdinand und Adele Bloch-Bauer waren Maria Altmann, Luise Gutmann und Robert Bentley. Um die Rückgabe des von den Nationalsozialisten enteigneten Vermögens sollte sich nach 1945 der Anwalt Dr. Rinesch kümmern. Die Erben erhielten jedoch nur einen Teil des Vermögens, da die Republik Österreich die Klimt-Bilder als „Schenkungen“ behielt. Erst nachdem 1998 das „Bundesgesetz über die Rückgabe von Kunstgegenständen“ erlassen wurde, erfuhr Maria Altmann, wie die Österreichische Galerie in den Besitz der Gemälde gekommen war, und suchte um Rückgabe der Bilder an. Dies wurde von der damaligen Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Elisabeth Gehrer, abgelehnt. Nach einer Klage Altmanns gegen die Republik Österreich wurde 2005 ein Schiedsgericht berufen, das 2006 entschied, dass die „Voraussetzungen […] für eine unentgeltliche Rückgabe der […] Bilder an die Erben erfüllt“ seien. Fünf Bilder der Sammlung Bloch-Bauers, darunter das Portrait Adele Bloch-Bauer I, wurden im Februar 2006 nach Los Angeles, den Wohnort Maria Altmanns, gebracht und zunächst im Los Angeles County Museum of Art ausgestellt. Im Juni desselben Jahres wurde das Portrait für 135 Mio. US-Dollar verkauft. Seither wird es im Rahmen einer Dauerausstellung in der Neuen Galerie New York in Manhattan gezeigt. Korrektur: Der Link www.adele.at ist nicht mehr aktiv. Filmtipp: DVD „Stealing Klimt“. Die spannende Odyssee der berühmtesten Gemälde von Gustav Klimt. Regie: Jane Chablani, Martin Smith, 2009. Falter Verlag, Wien 2 Ideensammlung für den Artikel: Kunst ist die kulturelle Ausdrucksform einer Gesellschaft und Zeitepoche, Kunst ist jeweils der eigenen Zeitepoche verbunden und geht darüber hinaus; Kunst und Kultur entwickeln sich ständig weiter, stehen immer auch in Interaktion mit gesellschaftlichen, politischen, technischen, wirtschaftlichen … Faktoren; Kunst wird oft aufgrund politischer Ziele zensiert; engagierte, widerständige Kunst kann Missstände aufzeigen, Menschen mobilisieren, Neuerungen mit anregen; Freiheit der Kunst und Demokratie sind eng miteinander verbunden GO! > Seite 159 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Lösungsvorschlag: Die Funktionalität von Ornament und Verzierung ist ein grundlegendes Gestaltungsprinzip in der Architektur. Wagner bezog neue Entwicklungen der Technik und der Wissenschaft in seine Architektur ein. 2 Keine Musterlösung möglich. 3 Lösungsvorschlag: 1886 wurde in Österreich erstmals eine Frauenvereinigung mit wirtschaftlichen Zielen („Wiener Frauen-Erwerb-Verein“) gegründet. Erst allmählich wurden für Frauen Zugangsmöglichkeiten zu qualifizierten Ausbildungen und beruflichen Tätigkeiten geschaffen (vgl. Seite 177). Um 1900 hatten Frauen weder Möglichkeiten zu politischer Mitsprache (Frauenwahlrecht, erst 1918 eingeführt) noch waren sie in wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Belangen gleichgestellt (Zulassung von Frauen zum Studium erst ab 1897, Mann als „Oberhaupt der Familie“ bis 1976, vgl. S. 179). ExpertInnengespräch mit Allan Janik – Das kreative Milieu GO! > Seite 160 Zur Person Allan Janik: Allan Janik ist Honorarprofessor für Philosophie der Universität Wien und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Forschungsinstitutes Brenner-Archiv an der Universität Innsbruck. Seine Forschungsschwerpunkte sind u. a. Wittgenstein und Österreichische Geistesgeschichte. Auszeichnungen: Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Lösungsvorschlag: Als „Wiener Moderne“ bezeichnet Janik eine „Variation“/Abwandlung der Epoche der „Moderne“. Die Moderne in Wien steht im Gegensatz zu der in Berlin. In Wien beschäftigte sich die Moderne mit den Bereichen des Seelischen, des Gefühls – sie orientierte sich nach innen, die Berliner Moderne hingegen beschäftigte sich mit dem Außen, also mit Technik, Wissenschaft und den gesellschaftlichen Problemen. 2 Lösungsvorschlag: Konzentration von Reichtum (Geld); große Bevölkerungszahl; Vielfalt der Wiener Bevölke- Das „lange“ 19. Jahrhundert 53 rung (verschiedene Herkunft, Religionen; hoher Anteil an jüdischer Bevölkerung); Freiheit von materieller Not – Zensur sowie soziale und politische Grenzen als Herausforderungen, die zu bewältigen Kreativität erforderte 3 „Silicon Valley“ steht für die Konzentration von Wissen im Bereich von (Computer-)Technik an einem geografischen Ort. Wien um 1900 war vor allem ein Zentrum der Kunst, Kultur und des Intellekts. 3 Mögliche Wirkungsabsichten: Dokumentation oder Werbung, je nachdem, in welchem Zusammenhang das Bild veröffentlicht wurde; die Kolorierung könnte den Versuch darstellen, die Kleidung möglichst authentisch (Dokumentation) oder „geschönt“ (Werbung) darzustellen. 5.2 Das andere Wien GO! > Seite 162 GO! > Seite 161 Lösungen zu Fragen & Aufgaben Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Wien um 1900, Gegensätze: „Welthauptstadt“, Reichtum, hoch entwickeltes kreatives Milieu (ExpertInnengespräch, S. 160), sich stetig verbessernde Infrastruktur – Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, städtische Armut, prekäre Lebensverhältnisse 2 Lösungsvorschlag: links eine Frau und ein Kind aus dem Wiener Bürgertum, erkennbar an den aufwändig gearbeiteten Kleidern mit Bügelfalten, Spitzen und Rüschenärmeln, den überknöchelhohen Schnürschuhen sowie den Kopfbedeckungen (Hut mit breiter Krempe auf der ein Kranz aus Rosen angebracht ist, orangefarbener, topfförmiger Kinderhut mit blauer Stoffmasche) rechts die Blumenverkäuferin mit unter dem Kinn verknotetem Kopftuch, typisch für die Kleidung der bäuerliche Frauen; sie trägt einen einfarbig braunen Rock und eine einfache weite, gelbe Bluse; hinter ihr stehen drei Männer, von denen der linke einen Bauernhut trägt. 5.3 Ganz unten. Die Entdeckung des Elends 1 Lösungsvorschlag: Verschleierung des alltäglichen Elends: Die Reportagen konzentrieren sich aus Verkaufsgründen auf „spektakuläre“ Themen, weniger medienwirksame wichtige Inhalte mit geringerem Verkaufswert werden ignoriert. Darstellung als Jammerexistenzen: Die Darstellung Klägers und Drawes ist verzerrend und unterstellt den Armen Nähe zu Verbrechen und Kriminalität. 2 Themenvorschläge: Reportage über Schülerinnen und Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache an österreichischen Schulen, über Asylantenheime, über Studierende aus Nicht-EU-Ländern in Österreich, über Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter in der EU, über Leiharbeiter und Leiharbeiterinnen, über Praktikantinnen und Praktikanten in der freien Wirtschaft 6 Imperialismus 6.1 Der europäische Weltherrschaftsanspruch GO! > Seite 163 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Beschreibung der Personen: Mann mit dunkler Hautfarbe in schwarzer Kleidung, mit Schärpe und hohem Hut ohne Krempe – Mann mit heller Hautfarbe in weißer Kleidung, mit Jackett und Safarihut, der einen weiteren Mann mit dunkler Hautfarbe in Weiß einkleidet – ein vierter Mann dunkler Hautfarbe ist bereits in weiß gekleidet, ein fünfter Mann mit Safarihut, dessen Hautfarbe nicht erkennbar ist, sitzt, ebenfalls hell gekleidet, an einem Tisch Assoziationen: den Afrikanern werden Kultur, Kleidung und Technik der Europäer „übergestülpt“; die Afrikaner werden europäisiert und/oder uniformiert, die – immer noch präsente – Geschichte des Kolonialismus ist eine Geschichte der Ausbeutung. Erinnerung/Erzählung: Die Collage erinnert an den Imperialismus. Die Personen sind aus einem historischen Schwarzweißfoto ausgeschnitten und zeigen den Herrschaftsanspruch der Weißen/der Belgier im Kongo. Im Hintergrund verweisen die heruntergekommenen Gebäude einer staatlichen Bergbaufirma auf das koloniale Erbe. 2 Lösungsvorschlag: Vermutlich will Baloji an die Geschichte seines Kontinents und Landes erinnern und dabei besonders auf die industrielle Entwicklung 54 Lösungen – Zusatzinformationen des Kongo eingehen. Das an Rohstoffen reiche Land wurde ab dem 19. Jh. von den belgischen Kolonialherren ausgebeutet. Von der Ausfuhr der Rohstoffe, u. a. Diamanten und Coltan (Erz, das z. B. für die Produktion von Laptops und Mobiltelefon benötigt wird), profitieren auch im 21. Jh. noch in erster Linie Europa und die USA. Hinweis zum Linktipp: Der Prix Pictet ist ein renommierter Preis für Fotografie und Nachhaltigkeit, der Fotografinnen und Fotografen, die sich mit drängenden sozialen und umweltspezifischen Herausforderungen beschäftigen, auszeichnet. Nähere Informationen unter: www.pictet.com [Prix Pictet] 6.2 Imperialismus und Kolonialismus Sozialstruktur (Schwächung der Familienbande sowie der Stellung von Frauen und der Alten); Verbesserung des Gesundheits- und Bildungswesens, daraus folgend: Senkung der Sterblichkeit (bei gleichbleibender Geburtenrate folglich starkes Bevölkerungswachstum); Kolonialgebiete sind bis heute Rohstofflieferanten für die ganze Welt geblieben (nicht die traditionellen Handelsrouten, sondern die Straßen zu den Häfen wurden ausgebaut, um die Rohstoffe zu exportieren) 2 siehe Lexikon, Seite 188–191 3 Namen der Länder auf der Karte: Ägypten, Sudan, Uganda, Kenia, der Nordwesten des heutigen Somalia, Sansibar, Nigeria, Ghana, Sierra Leone, Gambia, Senegal, Sambia, Malawi, Simbabwe, Botswana, Südafrika, Swasiland, Lesotho GO! > Seite 164 6.3 Die Perspektive erweitern: Imperialismuskritik Lösungen zu Fragen & Aufgaben GO! > Seite 166 1 Lösungsvorschlag: Kolonialismus, aktuelle Definition: Fremdbestimmung, Usurpation, illegitime Herrschaftsaneignung Zwischen 1500 und 1920 kamen Afrika, Amerika, Ozeanien und auch weite Teile Asiens faktisch oder zumindest nominell unter die Kontrolle von Europäern. Die Beurteilung dieser Inbesitznahme ist aufgrund der unübersichtlichen kolonialen Verhältnisse sehr schwierig. „Kolonisation ist […] ein Phänomen von kolossaler Uneindeutigkeit“, so der Historiker und Kolonialismus-Experte Jürgen Osterhammel. (Osterhammel, J. Kolonialismus, Becks Wissen 2006, S. 8). Kennzeichnend für den Kolonialismus sind der Prozess der Landnahme und das besondere Herrschaftsverhältnis. Die durch Invasion erworbene Kolonie, ein neu geschaffenes politisches Gebilde, wird von landfremden Herren verwaltet, die in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Mutterland stehen, welches Besitzansprüche auf die Kolonie stellt. (vgl. Osterhammel, S. 16). Eine kulturell andersartige und kaum anpassungswillige Minderheit kontrolliert die Mehrheit. Sie ist von der eigenen kulturellen Überlegenheit überzeugt, oft von einem Sendungsbewusstsein getragen und sie verfolgt eigene Interessen. Folgen des Kolonialismus: Uniforme politische Modelle ersetzten regionale Vielfalt, bestehende politische und administrative Systeme wurden weitgehend zerschlagen; Festlegung von Grenzen zwischen Kolonialgebieten; Ausbau von Infrastruktur (v. a. Eisenbahn); Ausbeutung von Ressourcen; Steuerpflicht wurde eingeführt; Zwangs arbeit; Wanderarbeit; Verschärfung von Konflikten zwischen Volksgruppen (Söldner wurden zur Herrschaftssicherung engagiert); Veränderungen in der Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Lösungsvorschlag: Peters: Wechselwirkung, handelspolitisch und volkswirtschaftlich, unabhängiges Vermögen Bebel: ein kleiner Kreis von reichen Leuten, persönliches Interesse, Ausbeutung Carl Peters will … die Kolonialisierung fördern, weil er durch den Vergleich mit der britischen Kolonialpolitik erkannt haben will, dass sie sowohl einen Vorteil für den Handel und die Wirtschaft Deutschlands als auch für den einzelnen Unternehmer bietet. August Bebel will … die Kolonialpolitik nicht unterstützen, weil sie immer mit Ausbeutung, Unterdrückung und Gewalt verbunden ist. 2 Peters: „Der Neger ist der geborene Sklave, […] verlogen, diebisch, falsch und hinterhältig.“ (www.afrika-hamburg.de/ zitate.html, April 2013) Bebels Einstellung zu Afrikanerinnen und Afrikanern wird nur indirekt deutlich. Er macht sich gegen die Ausbeutung der afrikanischen Bevölkerung stark und lässt dadurch erkennen, dass er sie als ebenbürtige Menschen sieht. 3 Lösungsvorschlag: Peters: Rassismus, Antisemitismus (siehe oben, Antwort 2) prägen seine Weltanschauung Bebel: Demokratische Weltanschauung (Sozialdemokrat), Gegner des Kolonialismus als einer Form der Ausbeutung 4 Gandhi bezeichnet die Briten als Imperialisten und Diktatoren, die die Demokratie unterdrücken wollen. 5 Lösungsvorschlag: Die Briten kolonialisierten Afrika von Norden nach Süden. Die Franzosen hingegen gingen bei der Kolonialisierung von Westen nach Osten vor. Die Grenzen und Länderbezeichnungen kennzeich- Das „lange“ 19. Jahrhundert nen die Einzelstaaten im Jahr 2011. Ländernamen, Änderungen Abessinien (heute: Äthiopien); Belgisch-Kongo (Republik Kongo); Französisch-Westafrika (Algerien, Mauretanien, Mali, Niger, Tschad etc.), Deutsch-OstAfrika (Tansania) Deutsch-Südwestafrika (Namibia), Südafrikanische Union (Republik Südafrika), Südsudan (entstanden aus dem Sudan; neue Grenzziehung, die den Süden vom Sudan trennt), Italienisch-SomaliLand (Somalia), Rhodesien (Simbabwe) 6 Orts- und Ländernamen, Änderungen: • Bombay, britischer Kolonialname (1996 in Mumbai umbenannt, durch Initiative der hindunationalistischen Regionalregierung) 55 • Benares, britischer Kolonialname (Varanasi, 1947 umbenannt, nach der Unabhängigkeit Indiens) • Rhodesien, britischer Kolonialname (seit 1980 Simbabwe, nach Wahlsieg von Robert Mugabe) • Deutsch-Südwestafrika, deutscher Kolonialname bis 1915 (Namibia seit 1989, nach einer Wahl umbenannt) • Saigon, französischer Kolonialname (Ho Tschi Min Stadt seit 1976, nach der Wiedervereinigung von Nord- und Südvietnam) • Burma, britischer Kolonialname (seit 1989 Myanmar, Umbenennung durch das Militärregime) 7 Der Erste Weltkrieg 7.1 Falken und Tauben – Wie kam es zum Krieg? GO! > Seite 168 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Rivalitäten zwischen den europäischen Staaten vor 1914 England Deutschland Flottenbau, Misstrauen gegenüber D Flottenbau, Misstrauen gegenüber E Misstrauen gegenüber der kolonialen Expansion Ds Misstrauen gegenüber der kolonialen Expansion Es und Fs Rivalität mit F, Revanche wegen Elsass-Lothringen Frankreich Russland Österreich-Ungarn Rivalität mit Ö-U, Interessen am Balkan Rivalität mit R, Interessen am Balkan (1908 annektiert Ö-U Bosnien und die Herzegowina vom Osmanischen Reich) Rivalität mit D, Revanche wegen Elsass-Lothringen Die Gegensätze wurden durch Militarismus, aggressivem Nationalismus und Konkurrenzkampf um den Besitz von Kolonien und das ungehemmte Wettrüsten noch verschärft. E bildet 1904 mit F die Entente Cordiale, 1907 wird diese durch R zur Triple Entente erweitert, die den Mittelmächten gegenübersteht; D sieht sich ab 1907 von der Triple Entente (E, F, R) eingekreist F sieht sich ab 1882 durch die Gründung der Mittelmächte (D, Ö-U, Italien) isoliert und tut sich 1904 mit E zur Entente Cordiale zusammen R tritt 1907 der Entente bei und steht nun den Mittelmächten gegenüber Ö-U sieht sich ab 1907 von der Triple Entente (E, F, R) eingekreist 56 Lösungen – Zusatzinformationen 2 Bertha von Suttner: geboren 1843, lebte in Wien und heiratete 1875 Arthur Suttner. Alfred Nobel unterstützte ihr Engagement für den Frieden. Suttners pazifistischer Roman „Die Waffen nieder!“ erschien 1889 und wurde schon 1890 in mehrere Sprachen übersetzt. 1905 erhielt Suttner als erste Frau den Friedensnobelpreis, 1913 wurde „Die Waffen nieder!“ verfilmt. Berta von Suttner starb 1914 in Wien. Ihr Portrait zierte die 1000-Schilling-Note des Österreichischen Schilling (20. Jh.) und ist auf der österreichischen 2-Euro-Münze zu sehen. 3 Zusatzinformation: 1914– 18. August-Erlebnis In allen kriegführenden Ländern stand die Bevölkerung dem Kriegsausbruch gelassen oder sogar begeistert gegenüber. Man schien von der Unabwendbarkeit eines Krieges überzeugt. Vor dem Berliner Schloss versammelten sich am Nachmittag des 1. August 1914 Tausende von Menschen, um gespannt den Ablauf des deutschen Ultimatums an Russland mitzuerleben. Als um 17 Uhr ein Offizier am Schlosstor erschien und die Mobilmachung verkündete, sangen die versammelten Massen den Choral ‚Nun danket alle Gott‘. Die Ungewissheit über die Zukunft war einer Form religiöser Ergriffenheit gewichen. Das ‚August-Erlebnis‘ einte die Nation und ließ Klassengegensätze und soziale Spannungen vergessen. Der Mobilmachungsbefehl initiierte die Einberufung von zwei Millionen Menschen und deren Transport zu den Einsatzorten. Zugleich wurde der Krieg gegen die ‚demokratischen Westmächte‘ und das ‚zaristische Russland‘ ideologisch gerechtfertigt. Bis in die Reihen der Sozialdemokraten wurde die Auffassung vertreten, der Krieg sei dem Deutschen Reich aufgezwungen worden. Der Kampf gegen die ‚Feinde ringsum‘ wurde zum Kampf zwischen ‚deutscher‘ Kultur und ‚westlicher‘ Zivilisation, zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft stilisiert. Im Sommer 1914 meldeten sich Hunderttausende im Glauben an einen raschen Sieg als Freiwillige an die Front. Warnende Stimmen gegen die unabsehbaren Folgen des Krieges blieben ungehört. (Vgl. www.dhm.de/lemo/html/wk1/ kriegsverlauf/august/index.html, April 2013) 4 Lösungsvorschlag: Ein kleiner Kreis von Entscheidungsträgern in Wien und Berlin hätte den Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhindern können. „Kriegstreiber“ waren Minister, strategisch wichtige Beamte und Militärs wie der deutsche Generalstabschef Helmuth von Moltke und der österreichische Chef des Generalstabs, Franz Conrad von Hötzendorf. Als Letztverantwortlicher hätte der 84-jährigen Kaiser Franz Joseph I. die Unterzeichnung der Kriegserklärung ablehnen können. Anfang des 20. Jhs. wurde Krieg als legitimes Mittel der Politik angesehen; Deutschland und Österreich hatten seit Jahren auf die Aufrüstung gesetzt, nun galt es, die Waffen auch einzusetzen, um die eigene Machtsphäre zu vergrößern; Imperialismus und Nationalismus trieben beide Länder gleichermaßen an (siehe Seite 153, 163 ff., 189 f.). 7.2 Kriegsbegeisterung 1914 GO! > Seite 169 Bildanalyse, Lösungsvorschlag: Zar Nikolaus von Russland (einen Sack mit einer Schnapsflasche – Wutki – in der Hand), der britische Außenminister Grey und der Franzose stehen für die Triple Entente, die Gegner Preußens und Österreich-Ungarns (Mittelmächte) im Ersten Weltkrieg. Der Franzose ruft „Japan“, späterer Verbündeter der Triple Entente (Kriegserklärung Japans an Deutschland am 23. 8. 1914), doch alle drei werden vom übergroßen Kaiser Wilhelm II. wie „Buben“ zurechtgewiesen und ins Tintenfass getunkt. Mithilfe der Kinderbücher sollten Klischees und Stereo type an Kinder weitergegeben werden. Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Gründe für die Kriegsbegeisterung: Behauptung, man müsse die Zerstörung des Habsburgerreiches durch russische und serbische Panslawisten verhindern; Behauptung, Deutschland würde ange griffen und müsse sich verteidigen (Darstellung der Ereignisse durch die deutsche Regierung); Unterbrechung des Altages durch den bevorstehenden Krieg – „Endlich geschieht etwas“ (Georg Heym). Zusatzinformationen: Brief von General Appel, Kommandant des 15. Korps der k. u. k. Armee in Sarajevo an Alexander von Brosch Aarenau (Leiter der Militärkanzlei des Erzherzog Franz Ferdinand von 1906 –1911) Während ich Dir schreibe, läuft Ultimatum Frist in Belgrad ab […]. Hoffen wir es, sonstn müsste man verzweifeln. Noch aber ist kein Mob(ilisierungs)befehl eingetroffen! und mit fieberhafter Sehnsucht (er)warten wir ihn – […]. Mit Wonne und Lust opfere ich meine alten Knochen mein Leben, wenn es gelingt den Meuchelmörderstaat zu demüthigen und dieser Herberge für Mordbuben ein Ende zu machen – Gott gebe nur dass wir standhaft bleiben und das heute 6 h Abend in Belgrad die Würfel zu unseren Gunsten fielen! Oh dass wir marschieren!! – aber es fehlt mir der Glaube. Aus: Kronenbitter, G.: „Nur los lassen“. Österreich-Ungarn und der Wille zum Krieg, S. 159 Siegmund Freud nach der österreichischen Kriegserklärung an Serbien Ich fühle mich vielleicht zum ersten Mal seit 30 Jahren als Österreicher und möchte es noch einmal mit diesem wenig hoffnungsvollen Reich versuchen. Aus: Rauchensteiner, M.: Der Tod des Doppeladlers. Österreich – Ungarn und der Erste Weltkrieg Das „lange“ 19. Jahrhundert 7.3 Kriegsrealität GO! > Seite 170 57 7.4 Der Erste Weltkrieg – Kriegsverlauf, eine Chronik GO! > Seite 172 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Die Berichterstattung zielte drauf ab, Propaganda zu machen, die Bevölkerung von der Sinnhaftigkeit des Krieges zu überzeugen und die eigene Stärke zu demonstrieren. Die Veröffentlichung der Fotos von Kriegsopfern hätte vermutlich eine gegenteilige Wirkung gehabt. 2 Lösungsvorschlag: Pro-Argumente: die Bilder zeigen einen wichtigen Teil der Kriegsrealität; sie haben „aufrüttelndes Potenzial“, sie können kriegsbegeisterten Menschen die Augen für die Leiden und den Schrecken des Krieges öffnen Kontra-Argumente: der Respekt vor den Opfern und deren Familien verbietet die Veröffentlichung solcher Bilder (Ethik, Intimität); die Moral der Bevölkerung könnte durch die Veröffentlichung geschwächt werden 3 Lösungsvorschlag: Richert wurden auf dem Schlachtfeld bei Saarburg 1914 die barbarischen Auswirkungen des Krieges vor Augen geführt. Er empfindet Mitleid mit den Verletzten der gegnerischen Truppe und beschreibt die Brutalität der Kämpfe, die aus den Positionen der Toten ersichtlich werden (vgl. letzter Satz). Er scheint die Sinnhaftigkeit des Krieges durch dieses Erlebnis in Frage zu stellen und eine kriegskritische Einstellung zu entwickeln. Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Bedeutung der technischen Neuerungen im Ersten Weltkrieg: Durch die technischen Neuerungen konnten viele Gegner gleichzeitig getötet und feindliche Gebiete aus der Luft beobachtet und beschossen werden. So wurde der Erste Weltkrieg der erste „totale Krieg“. Der Krieg fand auch an der „Heimatfront“ statt. Die Zivilbevölkerung hungerte, es gab zahlreiche zivile Tote und Verletzte und es wurde erstmals nötig, die gesamte Wirtschaft auf den Krieg auszurichten (Produktion von Ausrüstung, Waffen und Munition). Im Verlauf des Krieges wurden aufgrund fehlender männlicher Arbeitskräfte vermehrt Frauen in der Rüstungsindustrie eingesetzt. Durch die zahlreichen technischen Neuerungen ist der Erste Weltkrieg der erste Krieg, der mit einer „Materialschlacht“ einherging (siehe Frage 4). Lister der Neuerungen: U-Boote und Giftgas (ab 1915), Tanks (englische Panzer, ab 1917), Maschinengewehre, Zeppeline, Flugzeuge (v. a. Jagdflugzeuge), Flakgeschütze, Flugfunk 2 Entscheidungsjahr 1917, Gründe: Uneingeschränkter U-Boot-Krieg gegen England; Kriegseintritt der USA auf Seiten der Triple Entente verminderte die Erfolgsaussichten der Mittelmächte dramatisch; Revolutionen in Russland – der Zar wird gestürzt und eine kommunistische Regierung unter Lenin etabliert; die russische Kampfkraft lässt nach, die Mittelmächte und Russland schließen einen Waffenstillstand (Frieden von Brest-Litowsk, 3. 3.1918 zwischen Deutschland und Russland) 3 Begriffsklärung: Stellungskrieg = Krieg, der ausgehend von befestigten Punkten bzw. Abschnitten im Gelände, die militärischen Einheiten zur Verteidigung dienen, geführt wird. Im Ersten Weltkrieg führte der Stellungskrieg dazu, dass sich die Fronten im Osten (Russland 1915), Westen (Frankreich 1914/15) und Süden (Italien – Dolomitenfront am Isonzo 1915/1917, Griechenland 1915) immer mehr verfestigten und über Monate keine der beiden Seiten entscheidende Gebietsgewinne verbuchen konnte. (Vgl. Lexikon, S. 191) 4 siehe Lexikon, Seite 190 5 Lösungsvorschlag: Die Lage der Ostfront war bedingt durch das ständige Vorrücken der Mittelmächte in den Osten, begünstigt durch die Schwächung Russlands 1917 durch die Revolutionen im Land (siehe Frage 2). 58 Lösungen – Zusatzinformationen Methode: Arbeiten mit Fotografien GO! > Seite 173 –175 Zur Bedeutung der vorgestellten Methode Fotos als Geschichtsquellen Fotografien nehmen als Bildquellen einen besonderen Rang ein. Sie ermöglichen – jedenfalls in ihrer äußeren Erscheinungsform – eine stärkere Annäherung an ver gangene Wirklichkeit als andere Bildarten. Das technisch erzeugte Bild kann nur zeigen, was sich tatsächlich vor der Linse befindet; der Fotograf kann, anders als der Maler, nichts hinzufügen, aber natürlich das Objekt oder die Szene präparieren. Fotografien sind jedenfalls für die Ereignisgeschichte die besten Quellen. Nehmen wir das Beispiel einer Demonst ration: Wir können sehen, dass sie überhaupt stattge funden hat, welche Ziele sie hatte (wenn Plakate oder Spruchbänder erkennbar sind), welche (vielleicht ander weitig schon bekannten) Personen dabei waren, wo sie sich aufhielten, wie zahlreich die Menge, wie ihre Stimmung war. Vorsichtig müssen wir freilich sein, wenn wir Deutungen und Verallgemeinerungen vornehmen wollen. Denn ein einzelnes Bild zeigt immer nur einen Einzelfall. Um beurteilen zu können, ob er repräsentativ ist, müssen wir entweder über mehrere ähnliche bildliche Darstellungen oder über zusätzliche Informationen ver fügen. Wenn Fotos aus dem Jahre 1914 kriegsbegeisterte Freiwillige zeigen, folgt daraus nicht zwangsläufig, dass alle begeistert waren; die Forschung hat in jüngerer Zeit entsprechende Relativierungen vorgenommen. Wer nicht begeistert war, blieb zu Hause – davon gibt es keine Bilder. Bildquellen können also in diesem Fall kein voll ständiges Bild der historischen Situation vermitteln. Beispiel: Wehrmachtsausstellung Auch als Beweismittel für punktuelle Ereignisse sind Fotos nur bedingt geeignet. Darum ging es beim Streit um die so genannte Wehrmachtsausstellung. Einzelne Fotos zeigen keine Abläufe, sondern nur Momente. Ob der Soldat, der einen Gefangenen mit angelegtem Gewehr bedroht, tatsächlich geschossen hat, wissen wir nicht. Ob der Tote am Boden tatsächlich von dem Mann, der ihn betrachtet, ermordet worden ist, können wir lediglich vermuten. […] Für den Quellenwert von Bildern im Bereich Ereignisgeschichte lässt sich also festhalten: Alle Bilder außer der Fotografie ermöglichen nur eine vage Annährung; selbst diese muss mit Vorsicht behandelt werden. Bilder historischer Personen Oft wollen wir wissen, wie Personen aussahen, die früher gelebt haben. Das können Persönlichkeiten aus der all gemeinen Geschichte sein oder Personen, die regional oder lokal oder für bestimmte Institutionen von Interesse sind, oder Vorfahren aus der eigenen Familie. Dass es im Mittelalter keine Porträtähnlichkeit gegeben hat, ist eine Binsenweisheit. Aber auch ein Renaissanceporträt muss den Dargestellten nicht unbedingt realistisch zeigen; wie nah es dem kommt, lässt sich nur schwer überprüfen. In der Regel gibt es nur die Möglichkeit, verschiedene Bilder miteinander zu vergleichen: Bei Kolumbus etwa klaffen dann die Ergebnisse ziemlich auseinander. Anlässlich der Weltausstellung 1893 sind 71 KolumbusPorträts zusammengetragen worden, die den Entdecker allesamt unterschiedlich darstellen – wir wissen nicht, wie Kolumbus wirklich aussah. Die Künstler pflegten zu verschönern und zu stilisieren; schließlich musste das Bild auch dem Auftraggeber gefallen. Gerade in der Überhöhung der Person, in der Darstellung von Individualität und Charakter, lag ja der Wert des Porträts. Immerhin ermöglichen uns solche Bildquellen aber doch eine Annäherung an eine Person, von der wir uns anhand von Textquellen überhaupt kein Bild zu machen imstande sind. Auch hier bedeutet die Fotografie einen Sprung hin zu mehr Wirklichkeitsnähe. Allerdings zeigt auch sie eine Person oder ihr Gesicht nicht unbedingt unverstellt. Im 19. und bis ins 20. Jahrhundert waren beim Porträt foto im Studio Inszenierungen mit Hintergrundleinwand, Stühlen, Tischchen, Säulen, künstlichen Pflanzen üblich, in denen die Personen arrangiert wurden. Hinzu kommen die technischen Rahmenbedingungen: Bei minutenlangen Belichtungszeiten ließ sich kein Lächeln einfangen. Dennoch: Nicht zuletzt das spezielle Genre der erkennungsdienstlichen Fotografie belegt, dass mit dieser Technik ein neuer Stand erreicht wurde, das Aussehen von Personen festzuhalten. Und die sinkenden Kosten für die Fotografie demokratisierten gleichsam das Personenbild im Laufe der Zeit. Ausschnitt aus: Sauer, Michael: Bilder als historische Quellen. http://www.bpb.de/gesellschaft/medien/bilder-in-geschichte-undpolitik/73099/bilder-als-historische-quellen?p=all (April 2013) Das „lange“ 19. Jahrhundert 8 Frauen heute Transfer-Einheit zum Abschluss von Kapitel 4 GO! > Seite 176 –179 Die Transfer-Einheit von Kapitel 4 verknüpft die gesellschaftlichen Aspekte und besonders die Frauenthemen dieses Kapitels mit relevanten sozialen Fragen der Gegenwart. Die Frauenbilder des 19. und 20. Jhs. werden denen des 21. Jhs. gegenübergestellt. Vergleiche der weiblichen Schönheitsideale damals und heute, Reflexionen über die Entwicklung der Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern, die rezente Geschichte der Frauenbildung und Recherchen über berühmte und mächtige Frauen unserer Zeit tragen zur Entwicklung und Verdichtung von Orientierungskompetenz und politischer Bildung bei. 8.1 Ein schlanker Körper statt eines Korsetts GO! > Seite 176 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Lösungsvorschlag: viele Frauen des 21. Jhs. formen ihren Körper durch vorteilhafte Kleidung, Sport und kontrolliertes Essverhalten (Diäten) 2 Lösungsvorschlag: Maria Lassnig, geboren 1919 in Kärnten, Malerin und Medienkünstlerin, studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, lebt und und arbeitet nach mehrjährigen Auslandsaufenthalten heute wieder in Wien; Lassnig wurde mehrfach mit wichtigen internationalen Kunstpreisen ausgezeichnet (Österreichischer Kunstpreis für Bildende Kunst 1975, OskarKokoschka-Preis 1998, Max-Beckmann-Preis/Frankfurt 2004 u. a.). Sie gehört heute zu den „großen alten Damen der Kunst, die aufgrund ihrer Unbeirrbarkeit, Selbstbe zogenheit und Drastik, erst spät entdeckt, zu internatio nalem Ruhm kamen“ (vgl. www.arte.tv/de/maria-lassnig/ 540306,CmC=540196.html, April 2013). Berühmt sind besonders ihre „Körpergefühlsbilder“ in denen sie sich mit der weiblichen Rolle in der Kunst sowie in der Gesellschaft auseinandersetzt. Linktipps (Stand April 2013): Maria Lassnig, www.zeit.de/2008/08/Atelier-Lassnig Elke Krystofek, www.elkekrystufek.com/ Valie Export, www.valieexport.at/ 59 Mögliche Gründe für die Körperdarstellungen: Der weibliche nackte Körper – meist von Männern dargestellt – spielte und spielt in der Malerei eine entscheidende Rolle. Die Künstlerinnen thematisieren in ihren Werken auch die Auseinandersetzung mit dem geschundenen und zum Objekt degradierten weiblichen Körper. Lassnig – Darstellung des Körpers ermöglicht Darstellung von „Körperempfindungen“ Export: Kunst wird auch genützt als ein Medium der Selbstbestimmung, der Identitätsfindung Krystofek: Beschäftigung mit Geschlechterrollen in der Gesellschaft 8.2 Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit? GO! > Seite 177 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 Vermutungen über die Gründe für das niedrigere Einkommen von Frauen: Patriarchale Traditionen (Mann als „Oberhaupt“ und damit Ernährer/Hauptverdiener); mangelndes Verhandlungsgeschick von Frauen bei Bewerbungsge sprächen; Annahme der ArbeitgeberInnen, Frauen als Arbeitnehmerinnen würden „ausfallen“, wenn sie Kinder bekommen und es entstünden dadurch höhere Kosten; Tätigkeiten vieler Frauen in Niedriglohn branchen; Teilzeitarbeit 2 Schritt 1, Lesen der Grafik: Titel: Mittlere Bruttojahreseinkommen der unselbständig Erwerbstätigen 2008 Säulendiagramm, Maßeinheiten: Euro in 5000er Schritten, Erwerbstätige unterschieden nach Geschlecht und Berufsgruppe (z. B. Arbeiter und Arbeiterinnen) Schritt 2, Interpretation: Das Gehalt der Frauen ist in allen vertretenen Berufsgruppen niedriger als das der Männer. Besonders auffällig ist der Unterschied bei den Angestellten (Männer 40 000 Euro Brutto/Jahr, Frauen 20 000 Euro Brutto/Jahr); Dass das Gehalt der weiblichen Lehrlinge nur knapp unter dem ihrer männlichen Kollegen liegt, könnte darauf hindeuten, dass in den nächsten Jahren ein Wandel in der ungleichen Bezahlung anstehen könnte. 60 Lösungen – Zusatzinformationen 8.3 Mächtige Frauen – berühmte Ausnahmeerscheinungen „Mächtige“ Frauen, GO! 6: Christine des Pizan, umfassend gebildet, verkehrte aufgrund des Berufes ihres Vaters am französischen Hof (38), Anna von Ungarn stammte aus einer königlichen Familie (61), Maria Theresia kam durch ihre Erstgeburt und Erbfolge an die Macht (76), die Revolutionärin Olympe de Gouges (119), Eleanor Roosevelt, Frau des amerikanischen Präsidenten und Menschenrechtsaktivistin (125), Kaiserin Sisi, Ehefrau des österreichischen Kaisers Franz Joseph I.(133), in der 2. Hälfte des 20. Jhs. schließlich Angela Merkel, Hillary Clinton, Christine Lagarde, Indra Nooyi Erschwerende Faktoren: Patriarchat, Vorurteile gegenüber der Leistungsfähigkeit von Frauen, Männer-Netzwerke (Burschenschaften, Verbindungen) 4 Lösungsvorschlag, Ausbildungsmöglichkeiten und Netzwerke für Frauen in der 2. Hälfte des 19. Jhs.: 1869 Schulpflicht für Mädchen im Reichsvolksschulgesetz festgelegt, Marianne Hainisch gründet den „Verein Österreichischer Lehrerinnen und Erzieherinnen“ 1874 Gründung der Kunststickereischule in Wien 1890 Gründung des Wiener ArbeiterinnenBildungsvereins 1891 Gründung der Fachschule für Maschinenstickerei in Dornbirn 1892 Eröffnung einer Gymnasialklasse für Mädchen in Wien; Gründung der Arbeiterinnen-Zeitung 1893 Gründung des bürgerlichen „Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins“ durch Auguste Fickert 1897 Zulassung von Frauen für das Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien 1900 Zulassung von Frauen für das Studium der Medizin und Pharmazie studieren; erstmals treten Frauen öffentlich für ihre Interessen ein 1893 Frauenstreik in Wien (Ziel: Zehnstundentag), GO! > Seite 178 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1 2009: Angela Merkel, deutsche Bundeskanzlerin; Hilary Clinton, amerikanische Außenministerin von 2008 bis 2012; Indra Nooyi, Chefin von PepsiCo; Christine Lagarde, Wirtschafts- und Finanzministerin Frankreichs (seit 2011 Direktorin des IWF) 2 2012: Angela Merkel, Hilary Clinton, Dilma Rousseff (brasilianische Präsidentin), Melinda Gates (Co-Vorsitzende der Bill and Melinda Gates Foundation) Linktipps (Stand April 2013): www.forbes.com/power-women/ www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-08/ merkel-forbes-macht 8.4 Bildung und Ausbildung: Frauen holen auf GO! > Seite 179 Lösungen zu Fragen & Aufgaben 1/2 Keine Musterlösung möglich. 3 Erleichternde Faktoren für das Erreichen einer Machtposition (Frauen): Verwandtschaft mit mächtigen Männern, Erbfolgeregelung, Ehe mit mächtigen Männern, Zugehörigkeit zu gesellschaftlicher Oberschicht, Karriere in frauenbezogenen Berufen; Karriere durch Bildung oder Aufstieg im Showgeschäft „Mächtige“ Frauen, GO! 5: Kaiserin Irene (39), Herrscherin des Byzantinischen Reiches, erbte ihre Machtposition, Olympias, die Mutter von Alexander dem Großen, Ehefrau Philipps von Makedonien (64 f.), Hildegard von Bingen und Clara von Assissi erlangten in Frauenklöstern Bedeutung (84), Aung San Suu Kyi, Friedensnobelpreisträgerin und Freiheitskämpferin in Burma, Tochter eines Generals und Unabhängigkeitskämpfers und einer Botschafterin (93), Universitätprofessorin Brigitte Mazohl machte eine Unikarriere (123), Madonna eine Musikkarriere (154) Hinweis: Die geringe Anzahl von mächtigen Frauen in GO! 5 macht deutlich, dass Frauen in vormodernen Gesellschaften kaum Möglichkeiten hatten, Macht und Einfluss zu erlangen, und daher in Geschichte büchern nur selten vorkommen. 5 Lösungsvorschlag: „Frauen, die es schaffen können“ werden durch das Plakat von Miller folgende Attribute zugeschrieben: Stärke, Fleiß, Unabhängigkeit, Zielorientierung, Teamfähigkeit, Entschlusskraft Die Frauenbewegung der 1980er Jahre: griff das Plakat auf, weil es „ein starkes Bild des ‚schwachen Geschlechts‘“ zeigt und den Zusammenhalt zwischen Frauen betont.