Neuer Simulator für Embraer 190

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Neuer Simulator für Embraer 190
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Neuer Simulator für Embraer 190
SAT hat am Flughafen Frankfurt einen neuen Simulator für den Embraer 190 eingeweiht. Hauptnutzer wird
Lufthansa CityLine sein, aber auch neue Kunden wie LOT lassen ihre Piloten darauf ausbilden.
D
as neue Übungsgerät, das auf dem
Seeweg von Montreal, dem Standort des Herstellers CAE, nach Antwerpen und von dort per Schwertransporter
nach Frankfurt transportiert wurde, steht in
den Hallen von Lufthansa Flight Training
(LFT) am Flughafen der hessischen Finanzmetropole. Hauptgrund für die Anschaffung des E-190-Simulators ist laut Capt.
Laurent Privet, Vice President und Leiter
Commerce bei SAT, der grosse Bedarf an
Em­braer-Piloten bei Fluggesellschaften wie
Lufthansa CityLine und Air Dolomiti. Die
beiden Carrier gehören denn auch zu den
wichtigsten Kunden von SAT, die in München bereits einen E-190-Simulator betreibt.
Seit Mitte Mai benutzt auch LOT regelmäs­
sig den neuen Simulator in Frankfurt. Der
polnische Carrier, der seine Piloten zuvor
bei Finnair ausbilden liess, verfügt über eine
Flotte von rund 30 Flugzeugen der Typen
E-170, E-175 und E-195. Zum weiteren Kundenkreis zählen Air Moldova, Montenegro
Airlines sowie – ganz neu – die australische
Airnorth.
Wie Capt. Roland Waser, Head of Training
bei SAT, gegenüber Cockpit erläuterte, gibt
es nicht für jedes Mitglied der E-Jet-Familie
einen Simulator, sondern lediglich für den
E-170 und E-190. Weltweit sind es knapp 30
Stück. Um eines der vier Embraer-Muster
(E-170, E-175, E-190 und E-195) zu fliegen,
genügt das Simulatortraining entweder im
kleineren E-170 oder im grösseren E-190.
Wer auf ein anderes Familienmitglied umsteigen will, kann das Difference Training
im Selbststudium absolvieren. Wie bei allen kommerziell eingesetzten zweimotorigen Flugzeugen ab 5,7 Tonnen Startgewicht
und einer Zweimannbesatzung verlangen
die Aufsichtsbehörden ein minimales Training von acht Simulatorsitzungen à vier
Stunden, insgesamt also 32 Stunden. Jede
Stunde im Simulator kostet zwischen 500
und 1000 Euro, je nach Trainingspaket.
einem dualen Head-up Guidance System
ausgerüstet ist, das Schlechtwetterlandungen nach CATIII (Entscheidungshöhe 50
Fuss, Pistensichtweite 200 Meter) zulässt.
Die visuelle Anflughilfe besticht durch eine
hohe Auflösung der auf eine Glasscheibe
projizierten Daten wie Lage, Höhe, Sinkrate und Geschwindigkeit des Flugzeugs. Zusätzlich steht den Instruktoren eine VideoDebriefing-Station zur Verfügung, welche
die ganze Simulatorsitzung inklusive Gespräche, Fluglage und FMS-Eingaben aufzeichnet und die im Anschluss daran für die
Auswertung verwendet werden kann. Der
Fluglehrer setzt während des Trainings in
bestimmten Flugphasen sogenannte «Marker», die er hernach wieder ansteuern kann,
um heikle oder auch besonders gelungene
Manöver zu thematisieren.
Video für das Debriefing
Die Konfiguration des neuen E-190-Simulators in Frankfurt entspricht jener, wie sie
in den Embraer-Jets von Lufthansa CityLine und Air Dolomiti vorzufinden ist. Das
heisst beispielsweise, dass das Cockpit mit
Platz frei für CSeries
Bis 2009 war SAT sogenannter «preferred»
Authorized Training Provider (ATP) von
Embraer. Seither hat die amerikanische
Flight Safety diesen Titel inne. SAT hat jedoch weiterhin den Status eines ATP und
Links oben: Der
neue E-190-Simulator in den Hallen von
Lufthansa Flight Training am Frankfurter
Flughafen.
Fotos: Thomas Strässle
Links unten: Capt.
Roland Waser, Head
of Training von SAT,
im neuen Pilotenübungsgerät. Gut
sichtbar ist das Headup Display.
bietet auf vielen Teilen der Welt ihre Ausbildungsdienste an, so in Brisbane (für Virgin Australia), Amman (für Royal Jordanian und andere arabische Kunden) und im
chinesischen Sanya (für Tianjin Airlines).
An allen drei genannten Standorten betreibt
SAT die Ausbildung aber nicht auf eigenen
Geräten, sondern greift auf Simulatoren der
lokalen Airlines zurück. Seit 2003, dem Jahr
der Zertifizierung des E-170, hat SAT gemäss
Laurent Privet mehr als 2500 zukünftige
Embraer-Piloten ausgebildet.
Wichtigster Standort für die Pilotenausbildung von SAT ist jedoch nach wie vor Zürich.
Dort betreibt das Tochterunternehmen von
Swiss je zwei Simulatoren für die A320-Familie und A330/A340 sowie je ein Trainingsgerät für einen Avro RJ, E-145, eine MD-11
für Lufthansa Cargo und einen AW109-Helikopter für die Rega. Der MD-11-Simulator wird allerdings derzeit demontiert, damit Platz entsteht für die zukünftige CS100.
«Wir erwarten, dass der CSeries-Simulator
im Sommer 2014 nach Zürich kommt. Es
ist aber nicht ausgeschlossen, dass es in der
Lufthansa-Gruppe auch andere Standorte
für das CSeries-Training gibt, etwa Frankfurt oder München», erläutert Privet den
Fahrplan für den CS100-Simulator. Federführend werde aber auf jeden Fall LFT sein,
weil Bombardier mit den Deutschen einen
entsprechenden ATP-Vertrag abgeschlossen
habe.
Thomas Strässle