2014-05 So geht duzen richtig

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2014-05 So geht duzen richtig
So geht Duzen richtig
14 May, 2014 | Tip from: bblog.ch
Duzbrüder: So geht Duzen
richtig
inzwischen zu steif und nicht mehr zeitgemäß. Das DU sei
angemessener, so das Ergebnis einer Umfrage aus dem Jahr 2012
(interessant auch die Kommentare dazu!).
Damals sagten aber auch 15 Prozent, dass sie sich weiterhin den
Job als duzfreien Raum wünschen und die mit dem SIE
verbundene Distanz schätzen. Der Rest von 61,2 Prozent neigte
dagegen zu einer pragmatischen Position – und macht die Frage
nach dem „Du“ oder „Sie“ auch weiterhin vom Einzelfall abhängig.
Von Jochen Mai am 06. November 2013 — 5:00 Uhr //1
Kommentar
Duzbrüder: So geht Duzen richtig
Und genau dort lauern dann die Fallstricke…
Darf man das Du ablehnen – auch das vom Chef?
In den meisten deutschen Unternehmen ist das Siezen an der
Tagesordnung. Wer neu im Unternehmen und im Job ist, sollte sich
daran auch unbedingt halten – auch wenn einige der Kollegen sich
schon untereinander duzen. Nach einigen Wochen, vor allem
wenn es die Kollegen von sich aus anbieten, lässt sich gerne zum
Duzen übergehen, dann ist auch meist eine Art Aufnahmeritual.
Zu Beginn ist Höflichkeit und Distanz oberstes Gebot. Was aber,
wenn einem der Chef das DU anbietet – vor allem dann, wenn er
dies nur ausgewählt tut?
Richtig Duzen im Job
Nach klassischen Knigge-Regeln darf das DU nur von
bestimmten Personen angeboten werden:
Zunächst einmal gilt auch im Job, dass die Duzerei eher vom
Ranghöheren angeboten wird, also nicht vom Praktikanten oder
vom Mitarbeiter gegenüber dem Chef.
Falls es keinen Rangunterschied gibt, entscheiden die Dienstjahre.
Sprich: Wer länger in der Firma ist, darf das Du anbieten, nicht
umgekehrt. Und unter Kollegen und bei unterschiedlichen
Geschlechtern sollte das Angebot von der Dame, nicht vom Herrn
kommen. So jedenfalls der hoch offizielle Benimm-Code.
Wenn Sie vorhaben, jemandem das Du anzubieten, dann bitte
immer nur als ehrliches Angebot, das auch abgelehnt werden kann
– also ohne sublimem Zwang. Beispiel:
Die Dame bietet dem Herrn das Du an.
Der Ältere dem Jüngeren.
Der Hochrangige dem Nachrangigen.
Diese Regeln weichen heute allerdings zunehmend auf. Ein Grund,
so banal das auch klingt, ist die Globalisierung und Verflachung
der Hierarchien. Im Englischen gibt es – zumindest für unsere
Ohren – keinen erkennbaren Unterschied, dort werden alle mit
“you” angesprochen (obwohl man das keinesfalls als Vertrautheit
missverstehen sollte!).
Hinzu kommen enorme Branchenunterschiede: In der als
konservativ geltenden Finanzbranche wird vornehmlich gesiezt, in
der Medienbranche dagegen gehört das generell Per-Du-Sein zum
guten Stil.
Wir arbeiten jetzt schon so lange zusammen. Wollen wir
uns nicht einfach duzen? Wenn Ihnen das unangenehm
ist, ist das für mich aber auch in Ordnung.
Und falls Sie das Du angeboten bekommen, können Sie das
natürlich jederzeit ablehnen. Nur dann bitte genauso höflich und
respektvoll. Schließlich ist das Angebot meist Ausdruck von Dank
und Wertschätzung. Weisen Sie dies zu forsch zurück, könnte sich
der Kollege gekränkt fühlen. Eine Begründung ist zwar nicht nötig,
kann aber helfen. Etwa:
Vielen Dank für das nette Angebot. Bitte verstehen Sie
mich: Ich möchte im Beruf eine professionelle Distanz
wahren und daher beim Sie bleiben. Bitte haben Sie
Verständnis.
Tempi passati. Mehr als ein Fünftel der Angestellten (23,8
Prozent) empfinden das förmliche SIE zwar noch immer als
höfliche Anredeform, für den Umgang im Büro sei es aber
Gegenüber dem Chef ist diese Absage natürlich besonders heikel –
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aber ebenso erlaubt. Nur: Fühlt der sich von Ihnen
zurückgewiesen, könnten Sie in seiner Gunst sinken, Zuwendung
sich in Abweisung verkehren. Gefährlich!
Beispiel so:
Es ist mir furchtbar unangenehm, aber ich möchte doch
lieber beim Sie bleiben. Ich fühle mich mit dem Du
einfach unwohl. Und wir können doch sicher auch so
gut zusammenarbeiten…
Umgekehrt ist es aber auch problematisch: Dann etwa, wenn der
Chef das Du nur sehr selektiv einsetzt und Sie damit gegenüber
den Kollegen einen Sonderstatus bekommen. Nicht selten führt
das dann zu atmosphärischen Störungen im Kollegenkreis, Motto:
“Na, biste jetzt Chefs Liebling, du Schleimer!?”
Einen solchen Rückzug kann man sich aber wirklich nur maximal
noch am nächsten Tag leisten. Wer erst nach Wochen zurück zum
Sie will, begeht einen Affront. Das lässt sich kaum anders als
persönliche Abstandsgewinnung interpretieren. Bei manchen
(allzu zudringlichen) Kollegen muss das vielleicht auch so sein,
aber rechnen Sie dann auch mit entsprechenden Konsequenzen.
Gekränkte Seelen sind unberechenbar.
Hier müssen Sie also abwägen, wie viel mehr Nähe zum Boss
ihnen noch angenehm und insgesamt hilfreich ist.
Sonderfall: Das Party-Du
Deshalb: Lieber nie vorschnell auf ein spontanes Du-Angebot
reagieren und Ja sagen. Gerade wenn Sie noch neu im Job oder in
der Probezeit sind, können Sie diesen Trumpf perfekt ausspielen.
Zum Beispiel mit der Begründung, dass Sie eben diese
Übergangszeit erst noch abwarten wollen:
Vielen Dank für das charmante Angebot. Mir wäre aber
lieber, wir würden damit noch bis zum Ende meiner
Probezeit warten, bis ich sicher weiß, ob wir auch
künftig zusammen arbeiten werden.
Wenn die Stimmung steigt und der Alkohol reichlich fließt, kommt
man sich schon mal schnell näher. Bis zum Duzen ist es dann nicht
mehr weit. Vorsicht! So ein Party-Du gilt nur vorerst – erst recht,
wenn es im Suff und vom Chef angeboten wurde. Wenn Sie sich
am nächsten Morgen sehen, siezen Sie bitte zunächst wieder.
Erwidert der Boss darauf verwundert und nüchtern: “Aber wir sind
doch seit gestern beim Du?!”, dann gilt das Du auch weiterhin.
Erinnert er sich nicht, bleiben Sie bitte beim förmlichen Sie.
Und falls Ihnen bis heute noch niemand das DU angeboten hat:
Machen Sie sich keinen Kopf deswegen. Das muss nichts heißen.
Aber fordern Sie das auch nie ein. Das macht Sie klein. Fragen Sie
lieber mal subtil unter Kollegen nach: “Wie läuft das hier mit dem
Duzen eigentlich?”
Business Knigge | Korrektes Benehmen im Job 1
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Was aber tun, wenn man das Angebot zum Du erst angenommen
hat, nun aber doch lieber wieder zurück zum Sie möchte?
Bio
Schwierig.
Eigentlich bleibt einem hier nur eine Karenzzeit von 24 Stunden
. Nachdem man eine Nacht darüber geschlafen hat, lässt sich so
ein Du im Nachhinein noch ablehnen. Natürlich nur extrem
höflich, mit viel Taktgefühl und bitte völlig vorwurfsfrei. Also zum
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