Dezember 2007
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Dezember 2007
Das aktuelle Kongo-Presse-Tagebuch Das Kongo-Presse-Tagebuch gibt eine persönliche Meinung wieder. Auf keinen Fall die offizielle Meinung von Dialog International Die angegebenen Links sind teilweise nur kurzfristig im Internet frei erreichbar. Die aktuelle Fortsetzung des Presse-Tagebuchs finden Sie – wenn die Technik mitspielt - in den nächsten Tagen (ab 24.12.) auf folgender Website: http://www.kongo.paxchristi.de/ Donnerstag, 20. Dezember 2007 letzte Aktualisierung: 20.12.07, 21.50 Uhr Heute steht das Dreijahresprogramm der Regierung mit dem IWF im Vordergrund der Berichterstattung von Le Potentiel. Entscheidende Runde in Kinshasa ist die Überschrift. Die Vertreter des IWF und der kongolesischen Regierung hätten engagierte Diskussionen für das Dreijahresprogramm 2008-2010 geführt, welches im März 2008 beginnen könne, wenn die makroökonomische Stabilität anhalte. Gleichzeitig wolle der IWF „sehr aufmerksam“ den Vertrag beobachten, den der Kongo mit China abgeschlossen hat. Damit seien alle Elemente berücksichtigt, die vor dem Abschluß eines weiteren Programms des Kongos mit dem IWF, des dritten seit dem Ende des Regimes Mobutu, eine Rolle spielten. Die IWF-Delegation habe nach Abschluß ihrer „Mission“ von 15 Tagen eine Pressekonferenz gegeben und dabei die Ansicht vertreten, daß „viele Fortschritte“ erzielt worden seien, für die makroökonomische Stabilität, aber man werde sehr genau die Einnahmen- und Ausgabenentwicklung des Staatshaushaltes beobachten… Das Problem sei die Erhöhung der Einnahmen. Auf jeden Fall müßten die Ausgaben eingedämmt bleiben und ein Defizit dürfe nicht mit einem Blankoscheck gedeckt werden. Eine solche Situation werde die Inflationsrate ansteigen lassen und führe unweigerlich zu einer Schieflage beim Staatshaushalt… Zwar sei das erste IWF-Programm erfolgreich gewesen, das letzte, PEG 1, sei jedoch gescheitert. Deshalb sei ein Stabilisierungskurs nötig gewesen und deshalb habe es 2007 keine Unterstützung von außen gegeben. Durch den Abschluß eines neuen Programms werde sich dies ändern. Voraussetzung sei allerdings ein „gutes Regieren“. Der Zentralbankpräsident habe bei dieser Gelegenheit betont, daß die Erhöhung der Militärausgaben im Osten neue Belastungen bringen würden, ebenso die hohen Ölpreise. Aber dieses Jahr werde mit einer guten Leitung beendet. Die Inflation sei auf 10 % begrenzt worden und man habe eine Wirtschaftswachstumsrate von 6,1 % erreicht und der Wechselkurs sei stabil im Bereich von 500 FC für einen Dollar geblieben. Für das nächste Jahr strebe man eine Wachstumsrate von 8 % an und die Reduzierung der Inflation auf 8 %, allerdings habe der Währungschef selbst zugegeben, dies sei vielleicht „ein bißchen optimistisch“. Der neue Haushalt, so der Bericht, solle zu etwa 40 % mit Mitteln von außen finanziert werden. Wenn das neue IWF-Programm wirke, werde man auch daran gehen, mit der Initiative für die hochverschuldeten armen Länder (HIPC) eine Verringerung der substantiellen Auslandsverschuldung des Kongos (mehr als 12 Milliarden Dollar) zu erreichen. Darüberhinaus würden derzeit die makroökonomischen Risiken und die zunehmende [Neu-]Verschuldung des Kongos durch die gigantischen chinesischen Milliardenkredite (mehr als 8 Mrd. Dollar) diskutiert, die teilweise durch Bergbauanteile zurückgezahlt werden sollten. Der IWF werde die weiteren Verhandlungen „sehr aufmerksam beobachten“. Sicherlich sei dieses chinesische Abkommen, so Le Potentiel für den IWF „ein Dorn im Fuße des Kongos“ in seinen Beziehungen zu den Bretton-Woods-Institutionen. Die Forderungen des IWF vor Abschluß des neuen Programms sprächen für sich selbst… http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=57246&id_edition=4208 Also, diesmal ist die Berliner taz etwas verschlafen. Als große Sensation wird hingestellt, was vor Wochen schon das Handelsblatt berichtete, weil man dort La Libre Belgique gelesen hatte. Überschrift der heutigen taz: Einzelheiten über Wirtschaftsdeal - Kongo, Chinas größtes Afrikageschäft - Die taz enthüllt bislang geheime Details der kongolesisch- chinesischen Wirtschaftsverträge: China investiert Milliarden in Kongos Bergbau. Und der Kongo muss draufzahlen… Nun ja, für die deutsche zeitverzögerte Berichterstattung ist’s ja immer noch eine „Enthüllung“. Zumindest wird sowas eher gelesen. http://www.taz.de/1/politik/afrika/artikel/1/kongo-chinas-groesstesafrikageschaeft/?src=MT&cHash=1e7ef1fbe1 Das Deutsche Ärzteblatt bringt nicht alle Tage einen Artikel über den Kongo. Doch heutigen Donnerstag lesen wir folgende Überschrift: Ärzte ohne Grenzen nennt Situation im Osten des Kongo alarmierend. Die Flüchtlingsströme würden nicht abreißen und die Kämpfe immer weiter zunehmen… http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=30870 Auch das Schweizer Gratisblatt „20-Minuten“ berichtet relativ ausführlich über diese Meldung von Médecins sans frontières und darüber, daß zusätzlich auch das Rote Kreuz Alarm schlage. Überschrift: Kongo-Kinshasa droht humanitäre Katastrophe. http://www.20min.ch/news/ausland/story/25755248 Bild der Frau – keine Ahnung, was das für ein Blatt ist. Vielleicht, wie der Name schon sagt, die Bild-Zeitung für Frauen? Wie auch immer. Sie werben doch tatsächlich – und das ist lobenswert - für eine Online-Petition gegen die Gewalt an Frauen im Kongo. Hier der Link zu dem Artikel dazu: http://www.bildderfrau.de/vorlagen/forum.asp?modul=9&nrt=124356&nrr=681 Und hier wird gleich der Link zu der Petition mitgeliefert: http://www.care.at/de/interaktiv/care-onlinepetition.html Man oder besser gesagt: frau kann dort auch Meinungen hinterlegen usw. Ganz interessant… Damit ist aber schon die Kongoberichterstattung in deutschen Medien für die letzten zwei bis drei Tage erschöpft… Mittwoch, 19. Dezember 2007 Heute muß vor allem auf einen Artikel hingewiesen werden, der in der New York Times erschien. Überschrift: Lösung der Kongokriese hängt von ausländischen Truppen ab. Und gemeint sind vor allem die Hutu-Milizen, über welche auch ausführlich berichtet wird. Die Berichterstatterin erweckt den Eindruck, sich wieder in die Mitte der Rutshuru-Berge begeben zu haben, die ja z.T. in den Händen der Tutsi-Rebellen sind und von dort berichtet sie dann vehement, daß die kongolesische Armee bei ihren Kämpfen gegen die Tutsi-Minderheit „sehr oft“ auch auf Hutu-Milizen der FDLR zurückgegriffen habe, übernimmt also die Behauptungen des dissidenten Tutsi-Generals Nkunda. Kongolesische Militärs würden dies zwar bestreiten, doch sie habe mit ruandischen Hutu-Soldaten gesprochen und diese hätten ihr erzählt, daß sie oft mit der kongolesischen Armee zusammen gekämpft hätten. Die meisten ruandischen Armeeangehörige im Rutshuru-Bezirk trügen Uniformen der kongolesischen Armee… Und dann wird noch ein höherer ruandischer Diplomat, Richard Sezibera, zitiert, der gesagt habe, die FDLR sei Teil dieser Kämpfe geworden. Sie sei eine ausländische bewaffnete Gruppe, eine terroristische Or- ganisation und sie arbeite mit der kongolesischen Armee zusammen… Somit behaupteten die ruandischen „Offiziellen“, so die New York Times, daß die kongolesische Armee den Milizen Waffen gegeben habe. Doch General Kahimbi, stellvertretender Kommandeur FARDC in der Region, habe gesagt, eine solche Zusammenarbeit sei „nie möglich“. Allerdings hätten FDLRSoldaten, die Sonntag bei der UNO Zuflucht suchten, gesagt, daß sie mit der kongolesischen Armee zusammengearbeitet hätten und ihre ruandischen Kommandeure hätten regelmäßig über Handy mit ihren kongolesischen Partnern gesprochen… Andererseits seien inzwischen viele Hutus Kongolesen geworden und wollten sich mit anderen Kongolesen gegen die Kräfte des dissidenten Generals Nkunda wehren, schreibt das Blatt. Es gebe außerdem einige Splittergruppen der FDLR, viele davon mit jungen Soldaten, die nichts mit dem Völkermord in Ruanda 1994 zu tun gehabt hätten, sondern die nur für eine Änderunge des politischen Systems in Ruanda kämpften, damit Hutus und Tutsi gleichberechtigt nebeneinander leben könnten. In dem Artikel werden Kongolesen mit den Worten zitiert, ihnen sei es leid, daß sie sich immer mit den Problemen Ruandas befassen müßten. Und nun sei eingetreten, was die meisten Menschen immer gefürchtet hätten: Man bekämpfe Nkunda, der eigentlich seine Truppen in die reguläre Armee integrieren sollte. Doch stattdessen habe er Hutus verfolgt und sie getötet, nur weil sie Hutus waren, selbst wenn sie keine Milizen gewesen seien. Dies habe ein kongolesischer Mitarbeiter des Roten Kreuzes gesagt. Es gebe in der Region auch einige Massengräber… Inzwischen hätte die Gewalt Zehntausende von Flüchtlingen in ärmliche Lager getrieben, wo die Gefahr des Ausbruchs von Cholera akut sei…. http://www.nytimes.com/2007/12/19/world/africa/19congo.html?_r=1&ref=world&oref=slo gin Dienstag, 18. Dezember 2007 letzte Aktualisierung: 19.12.07, 20.45 Uhr Hauptthema des heutigen „Potentiel“ ist der Krieg im Osten: Geostrategische Herausforderungen, so die Überschrift. Der Artikel nähert sich zugegebenermaßen etwas unbeholfen der neuen Situation im Nordkivu. Es gebe sowohl aus dem Inneren des Kongos als auch aus dem Ausland Initiativen zur Krise in den beiden Kivus. Aber nur Aufrichtigkeit bei den Protagonisten und den Förderern dieser Unsicherheit dort könne den Frieden im Osten des Landes und in der Region der Großen Seen wiederherstellen. Man habe im Hinterkopf die Entwicklung der Region in den letzten zwanzig Jahren im Blick, die von bewaffneten Konflikten untergraben worden sei. Man müsse ganz kühl die tieferen Ursachen prüfen, die zu diesem andauernden Konflikt geführt hätten. Die Sicherheitslage im Osten sei so besorgniserregend, daß der Staatschef alle Termine auf seinem Kalender gestrichen habe. Einige, insbesondere von der Opposition, hätten von „verpaßten Gelegenheiten“ gesprochen. In ihrer Sicht seien einige Treffen für den Kongo wesentlich gewesen mit seiner unabdingbaren Anwesenheit. Dies sei ein Standpunkt, über den, alles in allem, diskutiert werden könnte. Die Abwesenheit des Staatspräsidenten haben nicht verhindert, daß die Teilnehmer der einzelnen Begegnungen Entscheidungen fällten und auch Resolutionen verabschiedeten, die den Kongo betrafen, die, soweit man wisse, von ihm nicht abgelehnt worden wären. Beweis sei sozusagen die Begegnung, die Sonntag in Goma mit den Vertretern des Kongos, Ruandas, der USA, der EU, Belgiens, Großbritanniens, Südafrikas und der Afrikanischen Union stattfand. Hier sei die Idee der Bildung einer Einsatztruppe geäußert worden. Einer multinationalen Truppen mit Spezialeinheiten der verschiedenen Länder, die ihren Sitz in Goma bekommen solle. Für diese Einheiten, die weder militärisch noch offensiv auftreten sollten, müßten noch praktische Modalitäten gefunden werden, wie sie denn die sogenannten negativen Kräfte, insbesondere die Maï-Maï, die FDLR und die CNDP von Nkunda neutralisieren könnten. Die Einheit habe insbesondere die Aufgabe, die diplomatischen Bemühungen zu unterstützen, die bislang in der Region zur Verminderung der Unsicherheit in den beiden Kivus unternommen worden sei- en… Zu den geostrategischen Herausforderungen gehöre die Frage, die jetzt in aller Munde sei, woher Nkunda denn seine Feuerkraft bezogen habe. Ermutigt durch die Niederlagen der Regierungstruppen habe er Verhandlungen mit Kinshasa angeboten. Dies sei ein Theatercoup, der im Hinblick auf eine politische Lösung schwer auf der Regierung laste, die schon früher von der internationalen Gemeinschaft dazu aufgefordert worden sei. Solch ein Vorschlag komme bekanntlich grundsätzlich von demjenigen, der sich in einer Position der Stärke befinde. Die Unterstützung aus Ruanda sei auch nicht mehr zu verheimlichen. Aber es scheine, als sei Kigali nicht mehr die einzige Stelle, welche den Chef der Aufständischen unterstütze. Es gebe solche, die geostrategische Interessen verträten und Energien und Geld in diese allgemeine Herausforderung steckten, welche die internationale Gemeinschaft ignorierten, wie auch das Kommuniqué von Nairobi . Laurent Nkunda habe, schon wie früher während der Zeit seines Aufstandes im Kongo, Bergbauverträge geschlossen und Handelsbeziehungen zu multinationalen Konzernen geknüpft, denen er seine Fähigkeit verdeutlicht habe, daß er ihre Interessen in jenem Teil der Welt wahrnehme… Die Avancen Nkundas ignorierend habe die Regierung in Kinshasa zu einer regionalen Konferenz über Frieden, Sicherheit und Entwicklung in den beiden Kivus aufgerufen. Den ersten Reaktionen der ruandaphonen Bevölkerung des Nordkivu zufolge, stehe dieses Vorgehen der Regierung in Gefahr, ein Flop zu werden. Sie schätzten zwar die Initiative, glaubten jedoch nicht, daß es bis dahin kommen werde und zwar deswegen nicht, weil sie behaupteten, sie seien dort nicht ausreichend vertreten. Dies habe jedenfalls am Vortag einer ihrer Vertreter vor den Mikrophonen von Radio Okapi behauptet. Sicherlich, die Interessen der ruandaphonen Bevölkerung seien im Nord- und Südkivu unterschiedlich. Diese Diskrepanz sei schon zwischen Nkunda und seinem ehemaligen Chef beobachtet worden, deren Interessen sich „gekreuzt und vermischt“ hätten. Es liege deshalb jetzt an Kinshasa, ob man zwischen den Zeilen lesen könne. Dies solle eine interne Diskussion ermöglichen zum Zwecke der Beilegung der Meinungsverschiedenheiten und eines erfolgreichen friedlichen Zusammenlebens. Nach außen müsse gefragt werden, wer denn die Fäden zur Aufnahme von Verhandlungen zur Erlangung eines Kompromisses ziehe. Nkunda stehe für Nebel und in diesem Zusammenhang sei es besser, mit der internationalen Gemeinschaft zu gehen, welche die Herausforderungen des neuen Krieges besser meistern könne, wenn sie denn eine sei. Natürlich sei klar, daß die Option einer politischen Lösung wieder auf dem Tisch liege. Der Krieg habe seine Grenzen gezeigt und bedeutende humanitäre Katastrophen verursacht… http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=57154&id_edition=4206 Den Kern des Problems im Osten der Demokratischen Republik Kongo versuchte Le Potentiel noch am Dienstag mit der Glosse zu ergründen. Alle Quellen hätten bestätigt: die Front im Nordkivu habe sich seit letzter Woche „stabilisiert“. Der General der dissidenten Truppen habe die Positionen wieder übernommen, aus denen er eine Woche vorher von den loyalen Truppen verjagt worden war. Ein Sieg? Eine Niederlage? Ein strategischer Rückzug? „Man sollte sich nicht in der Debatte engagieren“, habe der Nachbar zur Linken den Schreiberling gewarnt und habe ihn daran erinnert, daß dies ein „reservierter Bereich“ sei… Er gehöre nämlich zu den „Spezialisten“ und die Kriegsparteien „behaupteten“ und „entkräfteten“, was bereits Auswirkungen auf die nationale und internationale Presse gehabt habe. Der „Krieg der Medien“ sei durch das Überkreuzen von amüsanten Kommuniqués wieder aktiviert, welche den verschiedenen Parteien einfalle zu veröffentlichen. Eine Seite beschuldige die andere… und man lehne gegenseitig die Verantwortung für die humanitären Katastrophen ab, die durch diesen Krieg entstanden seien. Jede Partei rechtfertige ihr Engagement in diesem neuen bewaffneten Konflikt „in Verlängerung der Tradition“, die den Osten der Demokratischen Republik Kongo zum Schauplatz schlimmster blutiger Ereignisse machte… So sei es in der ehemaligen Provinz Kivu heute so wie in Darfur, in Afghanistan, im Gazastreifen und, wie früher, in Somalia und im Kosovo. Es sei wahr, diese Beispiele seien Legion in den Länder und Regionen der Welt, die aufgrund menschlicher Dummheit brennten… Man befinde sich jetzt dort, um sich um die Situation im Nordkivu zu kümmern. Es sei nicht bekannt, ob es, nach der Schlacht von Mushake, um eine Ende des Krieges gehe oder einfach um einen Waffenstillstand. Selbst wenn dies als Zumutung empfunden werde, so habe der abgefallene General der Zentralregierung die Aufnahme von Verhandlungen für eine politische Lösung der Krise vorgeschlagen. Diese Haltung sei unterschiedlich bewertet worden, je nachdem ob man sich in Kinshasa, in Goma oder sogar außerhalb des Kongos aufhalte. Manche hätten, ganz im Ernst, die Ansicht unterstützt, daß Laurent Nkunda seine Kühnheit aus der Großzügigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika beziehen müsse. Dies sei der Fall bei der FDLR, die indirekt die CNDP von Laurent Nkunda bekämpfe, aus Gründen, die sie allein kenne. Bei anderen stünden wirtschaftliche, geostrategische und Finanzinteressen auf dem Spiel. Andere gingen noch weiter und berichteten, daß die multinationalen Konzerne, die bei der Krise im Kongo seit jeher die Kontrolle über die Großmächte innehätten, ihre Leute sowohl innerhalb als auch außerhalb des Kongos rekrutierten…All dies sei für unseren nationalen M’Zee kein Grund gewesen, als er einst prophezeit habe, der Krieg werde lange dauern und populär sein. Das sei der Kern des Problems… [M’Zee war die Anrede für Kabila-Vater] http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=57155&id_edition=4206 In London fand Montag und Dienstag dieser Woche eine Tagung über den Schutz des kongolesischen Regenwaldes statt. Warum in London? Wie in diesem Presse-Tagebuch schon früher berichtet, hat die britische Regierung einen Klimaschutzfonds mit ungefähr 50 Mio. Pfund dotiert, der speziell dem Schutz des Regenwaldes im Kongobecken gewidmet ist. Somit ist nicht verwunderlich, daß jetzt in London davon gesprochen wurde, dieser Regenwald gehöre zum Weltkulturerbe und müsse deshalb erhalten werden. Le Potentiel hat am Dienstag von dieser hochkarätig besetzten Tagung durch einen Sonderkorrespondenten berichtet: Themen, die in London diskutiert wurden – Modelle für Verwaltung und Finanzierung des kongolesischen Regenwaldes ist die Überschrift. Wichtiges Thema war, welchen Beitrag die Wälder des Kongobeckens zur Verringerung der Armut leisten können. Natürlich wäre sinnvoller gewesen, dies in bezug auf die Bodenschätze des Kongos zu fragen, wagen wir dazwischen zu bemerken, aber zu diesem Thema finden vorläufig keine solche Konferenzen statt und diese gehören auch (noch) nicht zum Kulturerbe… Weitere Frage war, welche Rolle die Gemeinwesen in der Verwaltung der Wälder haben sollen, also praktisch die kommunalen Gemeinschaften, welche in den internationalen Schutzmechanismen für die Wälder eine bedeutende Rolle zugewiesen bekamen, obwohl deren Umsetzung, auch dies als Zwischenbemerkung, im Kongo noch auf wackligen Füssen steht, weil die Kommunalwahlen erst im nächsten Jahr stattfinden sollen und bisher nur ernannte Kommunalverwalter existieren, keine demokratisch gewählten. Wie lasse sich, so wurde in London gefragt, das kommerzielle Interesse mit dem Naturschutz verknüpfen, um das Gleichgewicht der Artenvielfalt zu erhalten? Dies seien Fragen über Fragen, die in London zur Debatte gestanden hätten. Das Treffen habe in Chatham House stattgefunden, was gleichzeitig eine britische NRO sei, welche Mittel für die sichere Bewirtschaftung der kongolesischen Wälder bereitstelle. Seitens der kongolesischen Regierung sei der frischgebackene Umweltminister José Endundo Bononge anwesend gewesen, der in der Welt nun die verschiedenen Interessen sozusagen unter einen Hut zu bringen habe. Sein Redebeitrag habe den Titel gehabt: Aktuelle Überlegungen für eine bessere Verwaltung der kongolesischen Wälder, die zu Recht als Weltkulturerbe von unschätzbarem Wert und gemeinsamem Interesse gelten. In einem Workshop habe er außerdem zum Thema: „Modelle zur Verwaltung und Verfahren zur Finanzierung von Reserven für eine nachhaltige Waldnutzung im Kongo“ gesprochen. Der Minister habe das starke Engagement der internationalen Gemeinschaft begrüßt, an der Seite der Regierung für einen effizienten und wirksamen Schutz des gemeinsamen Erbes der Menschheit zu wirken. Sein Wunsch sei, so habe er gesagt, daß dieser Workshop „einen Wendepunkt in der wirksamen Mobilisierung von Geldern für die Durchführung von Projekten bringe, die sichtbare Auswirkungen für die Interessen der kongolesischen Bevölkerung“ habe. Bei allen weltweiten Initiativen zum Schutz der kongolesischen Wälder dürfe nicht vergessen werden, daß nicht allein die internatio- nale Gemeinschaft profitieren dürfe, sondern auch die kongolesische Nation Vorteile haben müsse. Er arbeite vor allem darauf hin, Strategien zu finden für die Nutzung der Wälder bei der Bekämpfung der Armut…. Schon vor dem Minister Endundo habe der britische Handels- und Entwicklungsminister Gareth Thomas die Vision seiner Regierung in die begleitenden Maßnahmen dargelegt, die zu einer rationellen Verwaltung der kongolesischen Wälder sowie jener des gesamten Kongobeckens gehörten. Nach diesen Gesprächen in London sollen, wie zuvor schon letzten Februar in Brüssel u.a. die „wahre Rolle der externen Partner“ in einem „verantwortungsbewußten Umgang“ mit dem Holz des Kongos festgelegt werden. Im Februar 2008 sollen zu einer Folgekonferenz auch lokale Akteure der Regierung, der Zivilgesellschaft und der Privatwirtschaft eingeladen werden. „Wir können ohne Zweifel Fortschritte erreichen“, habe der britische Minister erklärt, „für eine nachhaltige Zukunft der Regenwälder im Kongo und im gesamten Kongobecken.“ Die britische Entwicklungsorganisaton DFID sei bereit, jede solche Initiative zu begleiten und hoffe, daß alle Länder des Kongobeckens sich daran beteiligten. Die genannte Veranstaltung sei von diesem DFID in Zusammenarbeit mit der Weltbank, der EU-Kommission, der belgischen Entwicklungszusammenarbeit, dem französischen Außenministerium und dem deutschen BMZ organisiert worden. Dies seien, so schreibt das Blatt, angesichts der zahlreichen Herausforderungen an die kongolesische Regierung, insbesondere bei der Bekämpfung der Armut, dem Umgang mit manchmal entgegengesetzten Interessen der verschiedenen Akteure vor Ort und dem Kampf gegen die Straflosigkeit und der Korruption, welche im Forstsektor „boome“, eine notwendige Voraussetzung für das weitere Vorgehen der Regierung. Im Kern gehe es um die Anerkennung und Sicherung der Zugangs- und Kontrollrechte der Gemeinden über die Waldbestände, einem ständigen und freien Dialog zwischen den verschiedenen Partnern im Forstsektor (Regierung, Zivilgesellschaft, Privatsektor und Geldgeber), der Ausarbeitung eines Plans zur Gebietsaufteilung des „partizipativen“ Teils der Waldflächen, der Aufrechterhaltung des (Abholzungs)Moratoriums und die Stärkung der Kapazitäten der Forstverwaltung, der Zivilgesellschaft, der lokalen Gemeinschaften und der Volksgruppen. http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=57148&id_edition=4206 Montag, 17. Dezember 2007 letzte Aktualisierung: 22.05 Uhr Phrasendrescherei ist heute die Überschrift des Kommentars in Le Potentiel, der für die Regierung sozusagen ein Schuß vor den Bug ist. Und gemeint sind die Verlautbarungen der Regierung, die letzten Freitag zum zweitenmal in der Woche eine Kabinettssitzung hatte. Dies sei ein Rekord, könne man sagen, schreibt das Blatt. Auf den ersten Blick sei dieser Marathon des Kabinetts durch die Lage im Land gerechtfertigt, insbesondere was den Krieg betreffe, der im Nordkivu tobe. Aber in ihrem Kommunique sei davon kaum die Rede gewesen. Die Straße scheint besser informiert zu sein, schöpft sie doch aus verschiedenen inoffiziellen Quellen… Während die Regierung am Dienstag noch feststellte, daß es Verluste gegeben habe, so werde am Freitag die Sicherheitslage gerade mal lakonisch erwähnt. Man habe mitgeteilt, die Regierung wolle einmal mehr die Bevölkerung beruhigen. Die kongolesischen Streitkräfte hätten nach wie vor einen „echten Vorteil“ vor Ort und konsolidiere sich. Ansonsten sei über die (Reise)Berichte der Regierungsmitglieder aus dem In- und Ausland gesprochen worden… Unter Hinweis auf „Tripartite Plus“ habe man zu dem Treffen in Addis Abeba gesagt, der Ministerrat stelle mit Genugtuung fest, daß das Ergebnis dieses Treffens für den Kongo positiv gewesen sei und bei dieser Gelegenheit seien die Nachbarn aufgefordert worden, nichts mehr zur Destabilisierung des Kongos beizutragen. Die Regierung so Le Potentiel, riskiere auf beiden Ohren zu schlafen, während die Nachbarn aktiv seien… Ruanda habe seine Grenzen Nkunda gegenüber geschlossen? Ob man in einer Haltung naiver Leichtgläubigkeit bleiben wolle, gegenüber kriegs- treiberischen Konkurrenten? … Die Regierung müsse sich nun endlich Respekt verschaffen. Und dabei müsse sie alles in ihrer Macht stehende tun, um das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen. Es müsse ihr Bestreben sein, als erste den Kongolesen das Nötige zu sagen, anstatt eine abwartende Haltung einzunehmen. Sowas führe immer in die Defensive, denn die ausländischen Medien würden ohnehin durch „ihre Kanonen“ das Land „mit den Tatsachen bewässern“. Man müsse betonen, daß die Sicherheitslage im Nordkivu noch einmal die Schwächen der Regierung im Bereich der Kommunikation zum eigenen Volk offenlege. Es sei für sie nun wirklich die Zeit gekommen, sich von der Phrasendrescherei zu verabschieden. Denn auf diesem Gebiet verhöhnten die Wellen, (die alles werfe) jede (nationale) Grenze. Globalisierung verpflichte… http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=57073&id_edition=4205 letzte Aktualisierung: 17.12.07, 14.04 Uhr Für Le Potentiel geht heute das Leben pragmatisch weiter: Schauplatz Goma – Dialog wird bevorzugt ist die Überschrift. Am Sonntag hätten sich in Goma hochrangige Vertreter des Kongos und Ruandas getroffen, über eine „ständige Überwachung“ ihrer Verpflichtungen einzurichten. Das Treffen habe in Anwesenheit von Vertretern der USA, der EU, der AU, der UNO und von Botschaftern mehrerer europäischer Länder in Kinshasa stattgefunden. Inzwischen werde „anscheinend“ der Weg des Dialogs zwischen Regierung und dem dissidenten Nkunda bevorzugt. Kein Zweifel bestünde, daß die Situation im Osten an einem Wendepunkt angelangt sei. Die kongolesische Regierung, so habe ihr Außenminister bei Eröffnung der Debatte bekräftigt, werde ihre Verpflichtungen der Punkte vom 9. November einhalten…. Kinshasa habe sich dort verpflichtet, die Hutu-Rebellen zu verfolgen und einen Plan für ihre militärische Neutralisation veröffentlicht, während Kigali sich verpflichtet habe, die Milizen des dissidenten Nkunda nicht mehr zu unterstützen. Die Veranstaltung in Goma stehe in einem explosivem Zusammenhang, nachdem die 4.000 Rebellen Nkundas letzte Woche den 25.000 Soldaten der Regierungsarmee einen schweren Rückschlag zugefügt hatten und alle Positionen wiedergewannen, die sie vorher verloren hatten. Die Front habe sich am 11. Dezember bei Sake, 30 km nördlich von Goma, stabilisiert, einer Stadt, die nun von den Blauhelmen gehalten werde. Mit seinem militärischen Sieg verlange Nkunda nun die Aufnahme von Verhandlungen mit Kinshasa. Seine zentralen Anliegen seien die Verfolgung der ruandischen Hutus und die Rückkehr von über 46.000 TutsiKongolesen, die derzeit in Ruanda lebten. Dies sei jetzt, so das Blatt, der richtige Ort, um laut und deutlich zu sagen, daß ein Dialog mit allen wichtigen Partnern des Kongos geführt werdenmüsse. Aber die Frage sollte nicht nur zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen des „Grand Kivu“, wie kürzlich vom Ministerrat vorgeschlagen wurde, behandelt werden, um mehr Erfolg zu haben. Sinnvoll sei die Diskussion um die nationale Frage. Dabei müßten die verschiedenen Staatsstrukturen, Senat, Nationalversammlung, Sicherheitsdienste, ein Wort mitreden können und Vorschläge machen, wie man aus der Krise kommen könne. Dies erspare dann weitere Kriegsbemühungen, welche die Wahrscheinlichkeit erhöhten, daß die fünf Baustellen des Staatschefs nicht mehr erreicht würden. Und inzwischen wachse schon die Skepsis der Bevölkerung, ob der Präsident Joseph Kabila seine Wahlversprechen überhaupt noch einhalten könne… http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=57099&id_edition=4205 Die Deutsche Welle berichtet heute durch einen Korrespondenten aus dem Kongo – im Zeitlupentempo. Irgendwie scheint schon wieder einiges überholt. Und die Deutschen sind schnell mit voreiligen Unterbringungen in Schubladen. Hier der Schluß des Artikels mit dem griffigen Titel: Land der vergessenen Kriege: Stabilität kann auch die neue Regierung dem Kongo nicht geben. Andrea Ostheimer, Büroleiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kinshasa, bescheinigt ihr "weitreichende Lethargie". "Der Demokratisierungsprozess befindet sich im Leerlauf", erklärt sie in einer Analyse. Auch die Entwaffnung der Milizen im Osten sei nicht vorangekommen. Die nationalen Streitkräfte seien eine "tickende Zeitbombe", von der die Stabilität des Landes abhin- ge. Deutlich wird auch hier: Im Kongo brechen alte Wunden wieder auf. Es scheint, als würden sie sich nicht so schnell wieder schließen. http://www.dw-world.de/dw/article/0,,3003552,00.html?maca=de-rss-de-top-1016-rdf Samstag, 15. Dezember 2007 letzte Aktualisierung: 20.34 Uhr Le Potentiel fragt heute in einem weiteren Artikel folgendes: Überprüfung der Bergbauverträge: Wo bleibt der Schlußbericht der Kommission? Man sage, er befinde sich in der Hand des Premierministers. Andere meinen, er sei im Büro des Staatspräsidenten, doch letztendlich würden sich die Spuren verlieren. Nämlich der Schlüssel für dieses kleine Rätsel, was natürlich auch der Bericht der Überprüfungskommission für die Bergbauverträge sei. Das Schweigen um diesen Bericht entfache Spekulationen. Die Frage bleibe bestehen. Wo befindet sich der Schlußbericht der Überprüfungskommission? Um diesen Bericht sei eine Funkstille eingetreten. Nach mehr als fünfzig Jahren Rückzug aus dem öffentlichen Leben zurückgekehrt ins Geschäft wollte wohl Premierminister Antoine Gizenga seine Regierungszeit dadurch markieren, daß er Interessengegensätze vereine. Es handele sich dabei wohl gut und gerne um den Bergwerkssektor, schreibt das Blatt. Natürlich sei die Einrichtung der Kommission im Mai 2007 ein Erfolg des Patriarchen der Partei PALU gewesen. Aber das härteste sei gewesen, daß die Regierung das Ziel herbeiführte, d.h. bestimmte Verträge und Vereinbarungen seien für die Interessen des kongolesischen Staates schlecht. Durch sie seien diese Interessen marginalisiert worden, wie der Ausschuß am Ende seines Berichtes bezeugte, der nach übereinstimmenden Quellen gleichzeitig dem Premierminister und dem Staatspräsidenten zugestellt wurde. Für die Kommission sei kein Vertrag und keine Bergbauvereinbarung lebensfähig gewesen, einige müßten neu verhandelt, andere einfach annulliert werden. Wenn man heute den Bergbauminister danach frage, was denn mit dem Abschlußbericht sei, so gebe er den Ball an die Regierung zurück. Doch dort möchte sich niemand auf dies Gebiet wagen, als ob dies sehr gefährlich sei… In Paris sei bei der jüngsten Geberkonferenz diese Frage erörtert worden, doch dort sei die Antwort des Bergbauministers oberflächlich und schwierig gewesen. Er habe sich hinter die Regierung zurückgezogen, die das letzte Wort habe. Die Beurteilung liege aber vor, weshalb zögere man, die Empfehlungen umzusetzen? Darüber wisse man nichts. Wer in der Kanzlei des Premierministers oder im Büro des Staatspräsidenten möchte nicht sehen, daß der kongolesische Staat wieder in seine Rechte eingesetzt wird? Das sei die Frage, die man sich stelle in Anbetracht der Todesstille, die seit Hinterlegung des Abschlußberichtes eingetreten sei…. Ob das Berbauministerium unfähig sei die Sache in die Hand zu nehmen oder ob es irgendjemandes Komplize sei, fragt das Blatt…. Es sei unbedingt erforderlich, daß die Regierung heute den Bericht veröffentliche, um die Unsicherheit zu beenden und den Verdacht auszuräumen, der den Bergbau überschattet, damit die Betroffenen am hellen Tag reagieren könnten. Es müsse eine neue Ära der Transparenz und Fairness in den aktuellen und zukünftigen Verhandlungen geschaffen werden. Die Geberkonferenz habe einige Dynamik entwickelt. Die Ungerechtigkeit und die Mängel in manchen Verträgen würden eine notwendige Unterstützung bekommen. Im Falle krasser Rechtsverstöße oder mangels einer Bereitschaft der kongolesischen Regierung geeignete Maßnahmen einzuleiten, läge es in der Verantwortung der Länder, aus denen die betroffenen Unternehmen kommen, sich im Namen des humanitären Völkerrechts der Dinge anzunehmen. Das werde ein Zeichen für die kongolesische Bevölkerung sein und eine Unterstützung für die Einführung von Methoden guter Regierungsführung wie auch zur Bekämpfung der Korruption. Die Schaffung eines dauerhaften Friedens, der Wiederaufbau des Landes und die Verringerung der Armut hingen zum größten Teil vom Erfolg dieses Prozesses ab. Denn wenn der Prozeß der Überprüfung der Bergbauverträge gut geführt würde, dann hätte das den Vorteil, einen Beitrag zur Neubelebung der kongolesischen Wirtschaft zu sein, zur nationalen Entwicklung und dann lege dies die Grundlage für eine gute Regierungsführung und zur Bekämpfung der Korruption in der Verwaltung der Rohstoffe des Landes und diene dadurch dem Wohlergehen der gesamten Bevölkerung…. http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=57035&id_edition=4204 Der dissidente Tutsi-General Nkunda kann sich jetzt großzügig zeigen. In einem ersten Interview, das gestern am späten Abend in der BBC gesendet wurde, erklärte er sich zu einer politischen Lösung des Konflikts bereit, nachdem seine Truppen die Geländeverluste der Vorwoche wieder zurückerobert haben. Allerdings müsse sich die kongolesische Regierung erstmal um die Entwaffnung der Hutu-Milizen kümmern, welche die Tutsis im Kongo bedrohten. Er sehe seine Hauptaufgabe im Schutz der Tutsi-Minderheit. Nkunda wird mit dem Satz zitiert, auf Regierungsseite stünden Huturebellen, die bewaffnet seien und ihre Ideologie bestünde darin, nur Tutsis töten zu wollen. So könne er nicht auf der Regierungsseite leben, wenn diese mit solch negativen Kräften zusammenarbeite. Die zurückeroberte Stadt Mushake sei hauptsächlich von Tutsis bewohnt erwähnt der BBC Reporter, die aber derzeit zum größten Teil geflohen sei. http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/africa/7145415.stm In der Schweizer Wochenzeitung Zeitfragen findet sich ein Interview mit dem Erzbischof von Bukavu, François-Xavier Maroy, der kürzlich in der Schweiz war und bereits dem St.Galler Tageblatt ein Interview gewährt hatte, das in diesem Presse-Tagebuch erwähnt wurde (vgl.15.11.07). Die Überschrift ist: „Massenvergewaltigungen sind eine Kriegswaffe“. Die Fragen zum dissidenten Tutsi-General Nkunda beantwortet der Erzbischof folgendermaßen: Frage: Nkundabatware ist Tutsi-General. Heisst es also wieder Hutu gegen Tutsi, diesmal im Kongo? Erzbischof: [mit Nachdruck] Nein. Die Feindschaft zwischen Hutu und Tutsi ist eine rein ruandische Angelegenheit. Im Kongo ging es nie darum. Die Miliz von Nkundabatware ist gemischt mit Hutu, Tutsi und andern Ethnien. Entscheidend ist das Geld, das für Kriegsdienste bezahlt wird. Unterstützung kommt aus Ruanda. Frage: Welche Parteien kämpfen in diesem Konflikt? Erzbischof: Zunächst einmal die kongolesische Armee, welche die Grenzen verteidigen und die Bevölkerung schützen sollte. Sie ist aber noch jung, klein und schwach. Dann die Miliz von Nkundabatware, der international gesucht wird. Zudem kongolesische und ruandische Milizen. Letztere sind Hutu, die von Ruanda beschuldigt werden, 1994 den Völkermord an den Tutsi begangen zu haben und dann in den Kongo geflohen sind…. http://www.zeit-fragen.ch/ausgaben/2007/nr49-vom-10122007/massenvergewaltigungensind-eine-kriegswaffe/ In einem anderen Artikel der Zeitfragen vom 10.12. werden einige Hintergrundinformationen zum Thema: Die Erzdiözese von Bukavu gegeben, insbesondere zur ganz bemerkenswerten jüngeren Geschichte dieser Diözese. In dem Artikel wird davon gesprochen, daß einer der Vorgänger des jetzigen Bischofs als „Hahn gegen die Hexenmeister von Bukavu“ vorgegangen sei…. http://www.zeit-fragen.ch/ausgaben/2007/nr49-vom-10122007/die-erzdioezese-vonbukavu/ Die Zeitfragen vom 10.12. haben noch einen Kongo-Artikel von Joseph M. Kyalangilwa, Ehrenpräsident der Zivilgesellschaft der Provinz Süd-Kivu und Präsident des Great Lakes Forum International (Schweiz), der in dem Heft zum Thema: Systematische Vergewaltigungen in der Demokratischen Republik Kongo schreibt. http://www.zeit-fragen.ch/ausgaben/2007/nr49-vom-10122007/systematischevergewaltigungen-in-der-demokratischen-republik-kongo/ letzte Aktualisierung: 15.12.07 - 09.32 Uhr Heute dominiert in Kinshasa die Verabschiedung des Staatshaushaltes für 2008. Was soll denn auch noch aus dem Nordkivu berichtet werden? Jedem ist klar, was dort gelaufen ist – und daß die kongolesische Armee nicht gerade Helden ihr eigen nennt, ist sowieso klar. So geht man also heute in Kinshasa zum Alltag über. Und da geht’s dann nochmal um den Staatshaushalt von 2008… Die Regierung verschreibt sich eine Kur zum Abnehmen ist die Hauptüberschrift bei Le Potentiel. Die Nationalversammlung habe mit 325 Ja-Stimmen, 50 Gegenstimmen und 5 Enthaltungen den Entwurf des Staatshaushaltes für 2008 gebilligt. Somit werde das Budget höchstwahrscheinlich am 1.1.08 in Kraft treten. Damit habe das Parlament ein Meisterstück vollbracht, sodaß der Präsident das Budget pünktlich verkünden könne. Parlamentspräsident V.Kamerhe habe den Mitgliedern der Budgetkommission für die Qualität ihrer Arbeit gedankt – und dafür, daß sie den Zeitplan eingehalten hätten. Man habe sogar noch Möglichkeiten zusätzlicher Einnahmen in Höhe von 175 Mrd. FC gefunden. Der Haushalt sei ein erster Schritt in den Marsch zum Wiederaufbau des Landes, ein Durchbruch zu den fünf Baustellen des Präsidenten. Er sei die Voraussetzung für die Förderung guter Regierungsführung und für den Kampf gegen die Korruption, hob der Parlamentspräsident hervor. Der Artikel bringt dann detaillierte Zahlen zu Einnahmen und Ausgaben des Haushaltes, wobei nach wie vor die Zolleinnahmen einen beträchtlichen Batzen ausmachen. Die Ausgaben steigen um 33,1 % gegenüber 2007, bei den Personalausgaben sogar um 55,2 %. Am heutigen Samstag und am Montag sollen außerdem noch Sondersitzungen des Parlaments stattfinden. http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=57025&id_edition=4204 Freitag, 14. Dezember 2007 letzte Aktualisierung: 20.18 Uhr Hier fehlt nun noch, was die taz heute zu den Vorgängen im Nordkivu geschrieben hat. Nun, die Botschaft ist klar: Kongos Armee in Auflösung - Die Niederlage der Regierungsarmee im Osten Kongos gegen die Tutsi-Rebellen von Laurent Nkunda ist katastrophal. Regierungssoldaten desertieren. Die Rebellen des kongolesischen Tutsi-Generals Laurent Nkunda haben triumphiert. Kongos Regierungsarmee hat alle Positionen im Rebellengebiet der östlichen Provinz Nord-Kivu, die sie seit Beginn des Krieges gegen Nkunda Ende August erobert hatte, wieder verloren. Und nachdem fast die gesamte Armee in die Offensive gegen Nkunda geworfen worden war, befindet sie sich jetzt in Auflösung….Diplomatische Beobachter warnen, Kongos Präsident Joseph Kabila verlasse sich zunehmend auf militärische Lösungen politischer Probleme. Mangels militärischer Stärke sei diese Strategie zum Scheitern verurteilt, sagte der ehemalige EUSonderbeauftragte Aldo Ajello am Mittwoch in Brüssel: "Man sollte nicht mit den Muskeln spielen, wenn man keine hat." Dass Kabila den letzten Gipfel zu den Krisen der Region in Addis Abeba sowie den EU-Afrika-Gipfel in Lissabon boykottiert habe, zeuge von mangelnder Dialogbereitschaft. http://www.taz.de/1/politik/afrika/artikel/1/kongos-armee-inaufloesung/?src=HL&cHash=60dd136e00 Wer etwas genauer wissen will, was jetzt im Nord-Kivu los ist, konnte dies ab heute mittag über die BBC erfahren. Kongolesische Rebellen kämpfen für ihre Familien – ist die Überschrift des Berichtes aus Mushake, das jetzt von den Rebellen Nkundas beherrscht wird. Die Rebellen hätten über ihren Sieg getanzt und gesungen, doch anders als ihre Gegner von der kongolesischen Armee hätten sie keinen Alkohol getrunken, sondern frische Milch… Und sie seien wachsam geblieben… Im übrigen meldet die BBC, daß eigentlich schwer zu verstehen sei, wieso Mushake wieder an die Rebellen fiel. Nur ein paar hundert Tutsi-Rebellen hätten die Stadt erobert und die gut ausgestattete kongolesische Armee vertrieben. Doch manche kongolesische Soldaten hätten ihre eigene Führung als völlig korrupt bezeichnet. Die BBC kommt zu einem einfacheren Schluß: Die Tutsi-Rebellen würden das Terrain sehr viel besser kennen als die Soldaten der kongolesischen Armee… http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/africa/7143927.stm letzte Aktualisierung: 14.12.07 - 08.45 Uhr Heute findet sich in Le Potentiel keine Kriegsberichterstattung, dafür eine tiefschürfende Hintergrundbetrachtung zum Thema: Der Krieg im Nordkivu und andere Kriege der Gegenwart. Die Kongolesen, stets zu naiv, würden gemeinsam weise und intelligent, meint der Autor. Der Fall von Mushake hat ihn bewogen, sich an einiges zu erinnern, was auch zu dieser Niederlage geführt habe. Hier können nicht alle Einzelheiten dargelegt werden, die in dem Artikel angesprochen sind, doch der rote Faden sind die „kriminellen Netzwerke“, die den Kongo überziehen und das Land ausplündern. Und auf eine besondere, auch diesen neuen Krieg betreffende Katastrophe weist der Auto hin: auf CONADER, die UNO-Organisation, welche über die Weltbank immense Mittel zur Abrüstung der Milizen im Kongo zu verwalten hatte, und die vor einiger Zeit einen beträchtlichen Schwund konstatieren mußte, der durch Korruption und Bestechung entstanden war, wodurch im Osten nicht die Arbeit für die Demobilisierung der Milizen geleistet werden konnte, die nötig gewesen wäre. Die „historischen Fakten“ der derzeitigen Kriegsherren – und diese seien Nkunda, Kabila und Kagame – lägen als Rechtfertigung bereits vor. Die Analytiker wüßten, daß der Krieg ein Mittel sei, mit dem die multinationalen Unternehmen Zugriff auf die Reichtümer des Landes bekämen, die sie dann unverschämt genießen könnten. Sie verfolgten drei Ziele: 1. die Kontrolle von Rohstoffen, 2. die Suche nach qualifizierten billigen Arbeitskräften und 3. die Dominanz von Märkten, um ihre Produkte zu verkaufen. In diesem Zusammenhang sei Krieg eine „einfache Taktik“ in ihren Handelsangelegenheiten. Es handle sich um renitente Länder (derzeit oder historisch), deren Reichtümer unter der Kontrolle dieser oder jener mulitnationalen Unternehmen stehen sollten. Sie dominierten das wirtschaftliche und politische Leben eines Landes und zwar zynisch und „thanatophil“ [in den Tod verliebt]. Sie hätten nichts zu tun mit Moral und Ethik. Ihr Gott sei das Geld und sonst nichts. Und das würden sie feiern…. Die Chefs würden gelegentlich Reden an das Volk halten, um dessen Resonanzfrequenz in bezug auf ihre neoliberalen Errungenschaften wahrzunehmen…. Der wirtschaftliche Durchbruch von China in Afrika habe Europa gezwungen, in Lissabon theoretisch zu erkennen, daß die postkolonialen Beziehungen mit Afrika tief paternalistisch gewesen seien. Damit habe man Diktatoren gefördert, die weiterhin Hand an den Reichtum des Kontinents gelegt hätten. Als Beispiel wird eine Untersuchung über die Machenschaften der französischen Erdölfirma ELF zitiert, über deren schwarze Kassen die Förderung rivalisierender Kriegsherren im Kongo liefen… Man müsse anfangen die Lehren aus den „guten Absichten“ dieser Leute aufzuspüren und die Funktionsweise jener, die glaubten, sie seien die „gefühlvollsten Köpfe der Welt“…. Man laufe Gefahr, nicht relevante Fragen zu stellen, wenn man nur auf Nkunda, Kabila und Kagame blicke, doch dieser Krieg verdecke ein System der Plünderung und Korruption, bei dem die kongolesischen Behörden politische Akteure seien… Die Aufmerksamkeit müsse auf die leonischen Verträge gerichtet werden, auf die Kahemba-Angelegenheit [wo Angola Hand auf kongolesische Diamentenfundstellen legt] und auf die „Abzweigung“ von Geldern für die Nationale Kommission für Entwaffnung, Demobilisierung und Wiedereingliederung (CONADER). Und dann lasse sich im Internet einiges finden zur Unterstützung von Nkunda und Kagame durch manche multinationale Konzerne und einige westliche Länder… Da sei dann die Einbindung der regierenden Kongolesen (und anderer Kriegsherren) in die Unterzeichnung der leonischen Verträge und in die Unternehmen, die in deren Genuß kommen und dafür Korruptionssummen fließen ließen und „Bewußtsein“ für die erste Runde der Kongowahlen kauften. Zu diesem Thema gebe es Dokumente. Vor den Wahlen habe es so eine Veruntreuung von 100 Mio. Dollar der CONADER „mit freundlicher Unterstützung von Paul Wolfowitz, dem ehemaligen Direktor der Weltbank“ gegeben. Auch Joseph Kabila sei in diesem Dossier zitiert…. Man müsse klar sehen, daß dieser „Schwindel mit dem Frieden“ im Kongo über die Veruntreuung von Geldern ging, die für die Entwaffnung, die Demobilisierung und die Wiedereingliederung bewaffneter Gruppen vorgesehen waren. Dies habe in der Bevölkerung Verwüstung gesät… Und sei das nicht mit dem Segen der sogenannten internationalen Finanzinstitutionen geschehen? Sei das nicht ein Beweis dafür, daß der Krieg eine einfache kommerzielle Taktik ist? Dies umso mehr, als die Weltbank auch noch eines der Unternehmen finanziert habe, welches leonische Verträge mit dem Kongo abgeschlossen habe… Als Antwort auf Vorwürfe der Korruption habe es eine Untersuchungskommission der Weltbank gegeben und gewisse Quellen behaupteten, Joseph Kabila habe persönlich auf Wolfowitz Druck ausüben wollen, deren Bericht zu verhindern…. Dies sei ein Beispiel für ein mafiöses Netzwerk, welches dazu diene, daß ein „Freundeskreis“ sich durch den Krieg im Kongo bereichere…. Was tun? Ein „verantwortliches“ Parlament würde den Krieg im Osten und seine verheerenden Folgen nicht als Begleiterscheinung vernachlässigen. Zur Zerschlagung der kriminellen Netzwerke müsse man erstmal in den verschiedenen Berichten über die leonischen Verträge und andere Plünderungen der Rohstoffreserven des Kongos suchen…. Man müßte die Parteigrenzen überschreiten, lebenslang lernen, um gemeinsam Antworten auf grundlegende Fragen der Gerechtigkeit zu finden, die zur Wiederherstellung der Gemeinschaft nötig wären. Unser Wunsch wäre, so das Blatt, wenn sich das Parlament auf diesen Weg begäbe. Leider sei dies schwierig. Es existiere eine Politik, bei der die Polizei auf alles schieße, was sich bewege und die Ruhe, welche die mafiösen Netzwerke hätten, mache die Dinge auch nicht leichter. Dann sei noch die Angst vor der Unsicherheit, welche den Opfergeist auch nicht gerade erhöhe… Vorteilhaft wäre eine Befreiung des Afrikas der Großen Seen von den Hilfstruppen der neoliberalen Ordnung und dem mafiösen System der kongolesisch-internationalen Korruption… Die Zivilgesellschaft und die Kirche seien dafür besonders geeignet. Aber die Suche nach äußeren Zeichen der Macht und des Reichtums bleibe auch ihnen nicht erspart. So bleibe als Aufgabe für die Asketen und Idealisten im „vorläufigen Kongo“, die Toten zu zählen, die über die zahlreichen politschen und konfessionellen Zugehörigkeiten fielen…. http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=56924&id_edition=4203 Die Zeitung „Junge Welt“ hat den gestrigen Artikel in der New York Times auch gelesen und macht ihn zum Aufhänger seiner heutigen Berichterstattung unter dem Titel: Neuer Krieg im Kongo - Kabilas Regierungstruppen laut Presse in Provinz Kivu zurückgeschlagen. UNO hilft Kriegsverbrechern. Zivilbevölkerung auf der Flucht. Was mit der „UNO-Hilfe für Kriegsverbrecher“ gemeint ist, wird im Schlußkapitel deutlich: Doch die »Friedenshüter« der Vereinten Nationen sind in dem vorsätzlichen Krieg in der Demokratischen Republik Kongo längst Partei geworden – in einem Krieg, der eine humanitäre Katastrophe ausgelöst hat, deren Dimensionen alles bisherige überstiegen (New York Times). Anfang des Monats gestand UNSprecher Michele Montas gegenüber der New Yorker »Inner City Press« ein, leisten die MONUC-Einheiten logistische Unterstützung. Konkret, sie schaffen für Kabila Munition und Soldaten an die Front. Und so wird unter der blauen Fahne der UNO der Nordosten Kongos in eine Zone des Grauens verwandelt. Das Blatt schreibt außerdem: Laut New York Times ist Kabilas Regierungsarmee ausgerechnet mit tatkräftiger Unterstützung dieser aus Kriegsverbrechern bestehenden FDLR-Miliz gegen die Truppen von General Nkunda vorgegangen und in Kivu einmarschiert. Diese Behauptung stützt sich auf einen Satz in dem NYT-Artikel, in dem es heißt, die FARDC habe auch mit der FDLR gegen Nkunda kooperiert, [The Congolese Army has relied on ethnic militias to help fight its enemies, and it has also cooperated with the Rwandan Hutu militia, now known as the F.D.L.R., to fight General Nkunda’s forces, according to former and current members of the militia and human rights workers.] was für die Vergangenheit stimmen mag, und der NYT-Satz dürfte sich sprachlich auf diese Vergangenheit beziehen. Für die gegenwärtige Auseinandersetzung ist das aber eine sehr gewagte Behauptung und zeugt eher von geringer journalistischer Sorgfalt bei diesem Blatt, wenn der UNO mit dem NYT-Satz deshalb jetzt vorgeworfen wird, sie unterstütze Kriegsverbrecher. Interessanterweise folgt man ja in dem Artikel der Argumentation Nkundas, die man bei der NYT herausliest…. Aber das sind wiedereinmal die Besonderheiten deutscher Vernebelungs-Berichterstattung. http://www.jungewelt.de/2007/1214/014.php Donnerstag, 13. Dezember 2007 Die heutige Ausgabe des Presse-Tagebuchs kommt – reisebedingt – wieder etwas verspätet. Wir bitten um Nachsicht… Aber die militärische Wende im Osten wurde ja bereits dargestellt. Man ist weder froh über den militärischen Schlagabtausch, noch über den neuen Triumph des dissidenten Generals Nkunda, der sicherlich in Den Haag vor dem Internationalen Strafgerichtshof besser aufgehoben wäre als in den Rutshuru-Bergen… Le Potentiel berichtet heute im Hauptartikel: Kinshasa werden Verhandlungen angeboten Abwechselung bei Nkunda. „Ach, der Frieden im Kivu“, stöhnt unser Blatt in Kinshasa. Dies sei der Wunsch aller Kongolesen. Aber anscheinend sei dieser Traum nicht greifbar. Und dennoch werde von der Regierung alles getan, damit wieder schnell Frieden einkehre. Die Sicherheitslage sei unter Kontrolle und Nkunda erkläre sich zu einem „Dialog“ mit Kinshasa bereit… Doch seien die Kämpfe zwischen der Nationalarmee und den Rebellen noch nicht gestoppt. Weit gefehlt. Sie würden fortgesetzt, trotz relativer Ruhe auf dem Schlachtfeld. Vor allem in Sake, nur 30 km vor Goma, der Hauptstadt der Provinz entfernt. Nkunda habe also am Mittwoch nach Meldung der afp „Verhandlungen mit der kongolesischen Regierung verlangt“. Er glaube, das Ende der Probleme sei politisch und nicht militärisch… Die Position Kinshasas sei indes bekannt. Man werde nicht mit einem General verhandeln, der weiterhin Tod und Leid über die unschuldige Bevölkerung säe, die in Lager flüchten müsse, habe der Staatspräsident am 6. Dezember in seiner Rede gesagt. Inzwischen, so habe Radio Vatikan berichtet, äußerte sich der Bischof von Goma, Faustin Ngabu zugunsten einer politischen Option anstelle der militärischen. Er forderte die Wiederaufnahme von Verhandlungen zwischen Regierung und Rebellen. Beobachter hielten das Angebot von Nkunda für eine „einfache“ Abwechslung. Sein Ziel sei die Destabilisierung des Landes aus Partikularinteressen. Nkunda möchte, so habe ein Analytiker gewarnt, die internationale Gemeinschaft dazu führen, daß die Regierung als feindlich zu einer politischen Lösung der „Krise“ angesehen werde. Am gestrigen Mittwoch habe der Ministerrat unter dem Vorsitz von Kabila getagt. Dort sei der jüngste Sieg Nkundas an der Front „minimiert“ worden. Er habe halt wieder einige Ortschaften eingenommen, doch die Situation sei nach wie vor weitgehend unter Kontrolle der Regierungstruppen, die einen echten Vorteil auf dem Gelände hätten. Die Bevölkerung solle sich nicht durch parteipolitische Analysen von Leuten demoralisieren lassen, die kein Mandat des Volkes dafür hätten. Die gleichen Leute würden auch Sportveranstaltungen für ihre dunklen Ziele instrumentalisieren… Die Regierung forderte eine „Mobilisierung aller Kongolesen“, die „wie ein Mann“ sich gemeinsam für eine Beendigung der Unsicherheit im Nordkivu an die Arbeit mache, genauso wie für den Wiederaufbau des Landes im Rahmen der fünf Baustellen… Auf der anderen Seite habe die MONUC die Aufständischen gewarnt, nicht die „rote Linie von Sake“ zu überschreiten, wo sich viele Flüchtlinge befänden, die vor den Kämpfen zwischen den Rebellen und der FARDC geflohen seien. MONUC-Chef William Swing habe erklärt, trotz des Falls der Stadt Mushake werde die UNO die Stadt Sake verteidigen. Die UNO habe weitere 4.500 Blauhelme in die Kivuprovinzen beordert, um die Bevölkerung zu schützen und die FARDC zu unterstützen. Der Chef der MONUC habe versucht die Bevölkerung zu beruhigen und erklärt, man werde Goma und Sake verteidigen und mit der FARDC verhindern, daß die Dissidenten weitere Fortschritte machten. Konkret habe die UNO auch Mushake nicht verlassen. Dort seien mobile Einsatzkommandos tätig, um eine Zerstörung der Ortschaften zu verhindern und Vertriebene zu schützen. Die MONUC habe außerdem die Ortschaft Nyanzale der FARDC zurückerstattet. Man unterstütze die kongolesische Armee mit Transporten, Munition, Verpflegung, Nahrungsmittel und Medikamenten. Sie habe 151 verletzte kongolesische Soldaten evakuiert und halte eine Flugdienst aufrecht, gemäß ihrem Mandat… http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=56887&id_edition=4202 Der Kommentar im heutigen Potentiel ist schlicht überschrieben mit „Kalvarienberg“. In der katholischen Tradition sind dies Nachbildungen der Kreuzigungsstätte Jesu auf Golgatha. Immer dasselbe, schreibt das Blatt. Der Osten des Kongos versinke in der Gewalt. Gewalt, nichts als Gewalt. Dies sei der tragische Film, welcher derzeit in diesem Teil der Republik ablaufe. Alles sei der Sprache der Waffen untergeordnet… Dies sei ein Martyrium. Ein Kalvarienberg… Es gebe kein anderes Wort um deutlich zu machen, was die Zivilbevölkerung im Osten des Kongos erlebe. Jede weitere Minute sei ein Alptraum für Hunderttausende von Kongolesen, Frauen, Männer, Kinder, Alte… Sie alle hätten alles verloren, was sie hatten, alle ihre Güter oder würden dies gerade verlieren, auch ihre Menschenwürde. Ihre Dörfer würden niedergebrannt, ihre Häuser niedergemacht, genauso wie ihre Felder, aus denen sie ihren Lebensunterhalt bezogen hatten. Viele Frauen seien vergewaltigt worden. Dies sei ihr Alltag. Vielleicht könnten sich sowas nicht alle Menschen vorstellen, was da die Bevölkerung des Nordkivu für einen Leidensweg durchmache. Die Provinz sei Schauplatz unzähliger Greueltaten und Schrecken, die jedes Verständnis überstiegen. Die herzergreifenden Zeugenaussagen zu den unglücklichen Opfern sollte in der Regel kein Herz unempfindlich lassen. - Doch leider scheine das Drama im Kivu nicht viel zu bewegen…. Die Bevölkerung habe aber keine Gleichgültigkeit verdient. Human Rights Watch habe betont, daß alle Zivilpersonen unter dem Schutz des Völkerrechts stünden, das von allen Militärpersonen beachtet werden müsse. Doch stattdessen hätten praktisch jedes Mal, wenn sich die Konfliktparteien bekämpften, sie auch Zivilisten getötet, vergewaltigt und geplündert hätten. Diese Mißbräuche müßten aufhören. Auf alle Fälle sei die Lage im Kivu mehr als besorgniserregend. Man erwarte Lösungen – so schnell wie möglich… http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=56886&id_edition=4202 Am Donnerstagmittag brachte auch die BBC einen Bericht mit der Überschrift „Kongolesische Rebellen rufen zu Friedensgesprächen auf“. Kabila habe bis zur Stunde jede Verhandlung abgelehnt und der UNO-Generalsekretär habe die Rebellen aufgefordert, ihre Waffen niederzulegen. Stattdessen würden die Rebellen inzwischen beginnen, die Stadt Sake anzugreifen… http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/7141941.stm Aus Sake berichtet heute ausführlich eine Korrespondentin der New York Times: Nach Zusammenstößen Furcht vor Krieg am Rande des Kongos ist die Überschrift. Schwere Kämpfe zwischen der kongolesischen Armee und einem dissidenten General hätten das Land zurück in den Krieg geworfen, der den gerade flügge gewordenen demokratischen Staat unterminiere und einen neuen regionalen Konflikt in einem Maßstab heraufrufe, den das Land seit Jahren nicht mehr gekannt habe. Viele sprächen davon, diese Kämpfe würden das Land in die Situation vor 2003 zurückwerfen. Damals habe Afrikas schlimmster moderner Krieg stattgefunden, der durch ethnische Spannungen zwischen Hutus und Tutsis genährt worden sei, welche auch zu dem Völkermord im benachbarten Ruanda geführt hätten. Dazu komme das Interesse an den ungewöhnlich reichhaltigen Bodenschätzen, besonders im Nordkivu… Keins dieser Probleme sei vollständig gelöst worden und die jüngste Gewalt habe allein im vergangenen Jahr 425.000 Menschen aus ihren Wohnungen vertrieben, einschließlich der Bewohner dieser strategisch wichtigen Provinzstadt Sake. Viele seien schon zum zweitenmal innerhalb von zwei Wochen geflohen, als General Nkunda seine Truppen in die benachbarten Orte geschickt habe. Die Stadt sei von UNOTruppen besetzt worden, nachdem die kongolesische Armee geflohen sei. Frau van Woudenberg von Human Rights Watch wird mit der Aussage zitiert, die grundsätzlichen Probleme, die zu den ersten Kongokriegen geführt hätten, seien mit den Friedensprozessen der letzten Jahre nie gelöst worden. Jetzt sehe man die Resultate davon. Nachdem man den Blick auf die Krisen in Darfur, Somalia und anderswo gerichtet habe, sei der Kongo jetzt wieder auf die Tagesordnung der Amerikaner und Europäer für Afrika „gesprungen“. Außenministerin Rice habe letzte Woche Führer der Region getroffen und ein anderes hochkarätig besetztes diplomatisches Treffen sei für dieses Wochenende geplant. Man erinnere sich an den Kongokrieg, der schon vier Millionen Tote erfordert habe seit 1996. Die jetzige Situation sei die schlimmste, welche die UNO seit 2003 hatte, habe Patrick Lavand gesagt, der in Goma UNO-Hilfsmaßnahme koordiniere. Und sie sei dabei, noch schlimmer zu werden. Die Wurzel des Kongokrieges [die NYT spricht auch fälschlicherweise von einem „Bürgerkrieg“] liege direkt im ruandischen Völkermord. Die Täter der Abschlachtung von 800.000 Tutsis und gemäßigten Hutus flüchteten über die Grenze in den Kongo und mit ihnen mehr als eine Million ruandische Hutu-Flüchtlinge…. So wie damals riskiere die gegenwärtige Krise wieder, daß die Nachbarn Kongos, besonders Ruanda, Uganda und Burundi sich einmischten. Heute seien die Krankenhäuser Gomas überfüllt mit dürren Kindern, die so unterernährt seien, daß sie über eine Sonde ernährt werden müßten. Außerhalb der Stadt entstünden überall Flüchtlingscamps und mehr als 800.000 Menschen seien bereits in der Region vertrieben… Auf der Straße zwischen Goma und Sake seien überall Familien mit Sack und Pack unterwegs und suchten einen geschützten Ort. Man schlafe im Freien, am Rand der Straße und friere sich durch eine kühle Nacht… Überfüllte Lager bemühten sich die Neuankömmlinge noch unterzubringen. Dort gingen die Zelte, die Nahrungsmittel und das Wasser bald aus. Man benötige dringend weitere Hilfsmittel, habe ein Sprecher der UNO-Flüchtlingshilfsorganisation gesagt. Im zweiten Teil des Artikels wird dann über die militärische Situation berichtet, die schon weiter oben anderswo dargestellt ist. Dann heißt es: Weitere Niederlagen würden die Regierung von Kabila destabilisieren, der wegen dieser Unruhen schon Unterstützung verliere. Die Regierungstruppen, welche noch vor einer Woche hochmotiviert und diszipliniert erschienen, seien im Handumdrehen zu einem betrunkenen Plöbelhaufen degeneriert, als sie überstürzt die Stadt Kingi verlassen hätten. Ihnen seien dann Hunderte von Familien gefolgt. Sie seien dann von den Soldaten bestohlen worden. Ein Mann berichtet, er habe neun Ziegen mit auf die Flucht genommen. Jetzt habe er nur noch eine. Die Soldaten hätten sein Eigentum gestohlen. Jetzt suche er für seine Familie nur noch einen Platz zum Schlafen und etwas Nahrungsmittel. Der Artikel der NYT mischt in bewährter Qualität solche Detailinformationen mit Nachrichten von der „hohen Politik“. Kinshasa sei in Panik, habe ein hoher UNO-Offizier gesagt. Dort habe man alles auf die militärische Karte gesetzt und sei jetzt gedemütigt worden. Doch die Neuaufnahme von Verhandlungen mit Nkunda sei ein gefährlicher Vorschlag für Kabila. Andere ethnische und regionale Milizen, die durch den Integrationsprozeß gingen, würden dann vielleicht auch wieder kämpfen, um die Kontrolle über lukrative Bergwerke zu bekommen. Sie könnten sich über die Sonderbehandlung ärgern, die dann Nkunda zuteil werde… Nkunda verlange, daß seinen Leuten erlaubt werde, im Nordkivu zu bleiben. [Also nicht innerhalb der FARDC in andere Landesteile versetzt werden.] Er fordere außerdem die Entwaffnung und Deportation der ruandischen Hutumilizen, von denen einige für den Völkermord 1994 verantwortlich seien. Die Kritiker von Nkunda, darunter die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung des Nordkivu, die kongolesische Regierung und die UNO, betonten, daß er ein „Warlord“ sei, der finanzielle und politische Interessen verfolge und dafür ethnische Gründe vorschiebe…. http://www.nytimes.com/2007/12/13/world/africa/13congo.html?_r=1&th&emc=th&oref=sl ogin Ein weiterer Bericht über die Rückeroberung von Mushake findet sich bei der BBC hier: http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/africa/7137832.stm Mittwoch, 12. Dezember 2007 letzte Aktualisierung: 08.05 Uhr Nach der gestrigen Pause, die eher einer Sprachlosigkeit entsprach, ist heute der Krieg im Nordkivu wieder Hauptthema bei Le Potentiel: Nach dem Verlust von Mushake – Regierung zwischen Verschleißkrieg und totalem Krieg ist die Überschrift. Aus dem Nordkivu seien schlechte Nachrichten gekommen, die von allen Quellen bestätigt würden. Am Montag sei nicht nur Mushaki gefallen, wo die Armee noch sechs Tage zuvor die Milizen verjagt habe, sondern auch in Kazuba, in der Nähe von Rumangabo, 50 km von Goma entfernt, in der RutshuruRegion seien wieder Kämpfe ausgebrochen. Die Fortsetzung der Kämpfe, ohne Hoffnung darauf, daß eine Fraktion Konzessionen mache, berge das Risiko immer höherer Kosten, die vor allem von der Zivilbevölkerung getragen werden müßten, die von den kriegstreiberischen Soldaten als Geisel genommen werde … Mushake liege wie ein Riegel [westlich] vor Goma und die FARDC habe die Stadt um jeden Preis halten wollen. Doch ein Rückschlag habe diese Absicht Montagnachmittag gestoppt. Die Aufständischen hätten auch die Ortschaft Bihambwe genommen, im Nordwesten, während die FARDC sich jetzt auf Kingi, an einem Zufahrtsweg zu den Bastionen Nkundas konzentriere. Noch sei nicht alles verloren. Die Armee habe zwar einen Rückschlag erlitten, habe die Sprecherin der Blauhelme erklärt, aber es sei nicht das erstemal, daß die Orte Mushake und Karuba in die Hände der Aufständischen gefallen seien. Die Blauhelme stünden nur wenige hundert Meter vom Dorf Mushake entfernt, habe sie gesagt. Dagegen seien Tausende von Zivilisten und Soldaten Richtung Südkivu geflohen… In den übrigen Gebieten gebe es gelegentliche Scharmützel. Die FARDC habe beinahe 25.000 Männer im Nordkivu „massiert“, gegen rund 4.000 Rebellen… Noch am 5. Dezember habe die Regierungsarmee den Fall von Mushake als „großen Sieg“ gefeiert. Jetzt müßten alle Strategien überprüft werden. Die kongolesische Regierung, so Beobachter, verteidige ihre Haut in einem Verschleißkrieg oder sie sei zu einem totalen Krieg gezwungen. Der Konflikte drohe zu verhärten mit allen vorhersehbaren Folgen für die Zivilbevölkerung und für die Staatskasse… Die Regierung sei in die Enge getrieben worden und müsse sich engagieren zur Rettung der Ehre auf dem Schlachtfeld alle ihre Kräfte einzusetzen… Sie müsse ihre Autorität im Nordkivu wieder herstellen, um Präzedenzfälle zu vermeiden, denn schlechte Beispiele seien ansteckend… Allerdings hätten sowohl die UNO, die EU, Washington und zweifellos auch einflußreiche afrikanische Führer vor den Kämpfen eine politische und diplomatische Lösung empfohlen. Aber Kinshasa habe einseitig seinen Weg beschlossen, der in Verbindung mit dem Abkommen vom 9.November, das in Nairobi unterzeichnet wurde, stand und so sei niemand überrascht gewesen, wenn vor Ort wieder zu den Waffen gegriffen worden sei. Insgesamt gesehen sei immer empfehlenswert Augenmaß zu halten und mehr auf Pragmatismus als auf Gewalt zu setzen… http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=56842&id_edition=4201 Die britische Zeitung „The Independent“ hat ihren diesjährigen Weihnachts-Spendenappell zugunsten des Schutzes der Berggorillas im Virunga-Nationalpark ausgerichtet. Das ist also dort, wo jetzt Nkunda seine Waffen sprechen läßt. Man will (unsichtbare) Zäune installieren, um die Berggorillas zu schützen. Sie würden Eindringlinge abwehren… Ob das eine Lösung ist ? … http://news.independent.co.uk/appeals/article3244721.ece Dienstag, 11. Dezember 2007 letzte Aktualisierung: 21.58 Uhr Die katholische Tagespost aus Würzburg scheint Afrika zu entdecken. Heute läßt sich dort jemand zum Thema „Afrikanische Geisteraustreibung“ aus und gemeint ist wohl augenzwinkernd der Einsatz von Angela Merkel gegen Mugabe in Portugal. Der Artikel beginnt mit diesen Worten: Gut 50 Jahre nach Entlassung der ersten afrikanischen Staaten in die Unabhängigkeit lastet die koloniale Vergangenheit noch immer schwer auf der Gegenwart Afrikas – sei es als Hemmschuh für Entwicklung etwa in Form ungerechter Handelsstrukturen oder einer einseitig auf den Rohstoffexport ausgerichteten Wirtschaft. Ebenso aber ist der Kolonialismus als Propagandainstrument bei all jenen Staatschefs beliebt, die sich in der Welt durch Korruption und Gewaltherrschaft einen Namen gemacht haben. Der letzte Satz fragt natürlich nicht danach, wie so manche afrikanische Potentaten an die Macht gelangt sind oder dort gehalten werden, nämlich u.a. durch Machenschaften ihrer ehemaligen Kolonialherren und Konsorten. Zum Thema „Kongo“ weiß der Artikelschreiber dann auch noch folgendes in die Welt zu setzen: Das gilt vor allem für die Menschenrechte. Man denke an die Demokratische Republik Kongo oder an die Krisengebiete im Sudan. Dies sind Staaten, die ihre Kritiker gerne als Neokolonialisten beschimpfen und auf Nichteinmischung in ihre „inneren Angelegenheiten“ pochen. Ach, ist das wahr? Der Kongo beschimpft andere als Neokolonialisten? Wo hat der „Afrikaspezialist“ der Tagespost wohl seine Sporen verdient? Etwa bei den Besserwissern? http://www.dietagespost.de/Archiv/titel_anzeige.asp?ID=36621 Inzwischen tauchen Nkundas Truppen auch vor der Stadt Sake, 30km vor Goma auf. Dies hat, so die amerikanische nasdaq, ein Dienst des Wall Street Journals, die UNO-Truppen veranlaßt Nkunda zu warnen, die Stadt anzugreifen, da dies die Blauhelme nicht zulassen würden. http://www.nasdaq.com/aspxcontent/NewsStory.aspx?cpath=20071211%5cACQDJON200 712111308DOWJONESDJONLINE000636.htm& Über Reuters wird von Human Rights Watch über die beklagenswerte Situation der Zivilbevölkerung in den Kriegsgebieten des Nordkivu ausführlich berichtet, die Kriegsparteien werden aufgefordert, die Zivilisten zu schonen: http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/HRW/b313751444f2e5ed7f2b9f39de55ca37.htm Joe Bavier von Reuters berichtet ebenfalls ausführlich aus dem Nord-Kivu. Er ist derzeit in der Stadt Minove stationiert. Im Moment geht’s um einzelne Siedlungen und Hügel, die umkämpft werden – und die Zivilbevölkerung wird in die Flucht getrieben. http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/L11351715.htm letzte Aktualisierung: 11.12.07 - 07.04 Uhr Die drei „K’s“ (Kriege, Krankheiten, Katastrophen) im Kongo schlagen ihre Wellen im europäischen Blätterwald. Zur Abwechslung bringt Südtirol-Online (ist das heute schon Italien?) mal ein Interview mit dem Gufidauner Hans Peter Vikoler, der für die UN-Organisation „World Food Programme“ im Kongo im Einsatz ist. Er hält sich im Krisengebiet auf und hat Südtirol Online einen Lagebericht erstattet. Darin gibt der Herr aus Tirol folgendes zum besten: Die Demokratische Republik Kongo ist ein riesiges Land mit einer Oberfläche von 2.500.000 Quadratkilometern; fast ganz Europa würde hineinpassen. Gleichzeitig gibt es grundverschiedene geographische Bedingungen. Viele Orte sind nur aus der Luft zu erreichen und es gibt eine extreme ethnische Vielfalt, weshalb es immer schwierig bleiben wird, das Land zentral von einer über 2.000 Kilometer entfernten Hauptstadt zu verwalten oder irgendwie unter Kontrolle zu bringen. Die Lösung wäre eine Föderation, die übrigens in der neuen Verfassung vorgesehen ist, aber der Wille dafür unter den Regierenden ist kaum vorhanden…. Die Nachbarländer Ruanda, Uganda und Burundi sind stark überbevölkert und haben geringe Ressourcen; sie haben keinen anderen Ausweg, als sich auf die eher dünn besiedelte und ressourcenreiche Kivu-Provinz auszudehnen, um zu Überleben. Dies ist ein unaufhaltsamer Prozess, wobei Laurent Nkunda nur eine temporäre Figur als Schutzperson der 'Immigranten' darstellt. Dazu reiht sich noch die ungelöste Frage des geforderten Rechts der ugandischen und ruandesischen 'Legionäre', die vor zehn Jahren Laurent Kabila an die Macht verholfen haben und nun an dieser teilhaben wollen. Übrigens sollte der Herr Vikoler vielleicht mal ins „Flachlandtirol“ kommen und sich Holland anschauen. Das ist auch total übervölkert (die meisten Menschen pro qkm weltweit) und hat (bisher) noch kein Bedürfnis, sich nach Niedersachsen auszudehnen. Im Gegenteil. Mindestens das gesamte Rheinland wird von der holländischen Landwirtschaft mitversorgt. Spätestens jetzt müßte klar werden, welch gefährlicher Unsinn da in Südtirol verzapft wurde. http://www.stol.it/nachrichten/artikel.asp?KatID=f&p=5&ArtID=105210 In der in Abu Dhabi erscheinenden Khaleej Times findet man einen afp-Artikel über eine Demonstration von Kongolesen vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, bei der gefordert wurde, daß dieser sich auch um die vergewaltigten Frauen im Ostkongo kümmern solle, deren Vergewaltiger in der Regel (bisher) straffrei ausgingen. Gefordert wird auch, daß dies als Kriegsverbrechen geahndet wird. http://www.khaleejtimes.com/DisplayArticleNew.asp?xfile=data/theworld/2007/December/t heworld_December377.xml§ion=theworld&col= Ein schweres Schiffsunglück auf dem Kongofluß wird aus der Region von Lisala gemeldet, auf halbem Wege zwischen Kisangani und Mbandaka, ganz im Norden der Demokratischen Republik Kongo. Man habe bereits 40 Tote aus dem Kongo gezogen und verschiedene seien vermißt. Das Schiff sei gekentert, schreibt via afp Independent-Online in Südafrika. Über 220 Menschen seien von der Flußpolizei geborgen worden. Das Schiff, welches auf dem Weg nach Kinshasa war, habe darüberhinaus größere Ladungen Öl und Holz an Bord gehabt. http://www.int.iol.co.za/index.php?from=rss_Africa&set_id=1&click_id=68&art_id=nw20 071210231739727C732108 In einer anderen Meldung ist bei Independent-Online zu lesen, daß im Kivukrieg die Rebellen die zwei Orte Mushake und Karuba am Montagnachmittag zurückerobert hätten. Dies verlautete aus UNO-Kreisen, so heißt es. Kongolesische Armeesprecher seien nicht zu erreichen gewesen. Allerdings habe Kabila auf eine Reise nach Rom (vorläufig) verzichtet, wo eine Audienz mit Papst Benedikt vorgesehen war. Sein Sprecher habe gesagt, der Platz des Präsidenten sei jetzt im Kongo. http://www.int.iol.co.za/index.php?from=rss_Africa&set_id=1&click_id=68&art_id=nw20 071210231702101C213191 Bei Reuters, deren Korrespondent Joe Bavier aus Goma berichtet, wird diese Nachricht noch nicht ganz bestätigt. Zwar weiß er von einer Tutsi-Gegenattacke auf Mushake zu berichten, wo die Rebellen offenbar die umliegenden Berge wieder besetzt hätten, er schreibt aber gleichzeitig, die Regierungsarmee berichte über Fortschritte in Kirolirwe, einem Ort 35 km nordwestlich von Goma. http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/L10329596.htm In der heutigen Ausgabe von Le Potentiel dagegen findet keinerlei Kriegsberichterstattung statt. Dafür steht unter der Überschrift: Nationalversammlung - Budget 2008: Ende der Arbeiten der Kommission die Arbeit des Parlaments im Mittelpunkt der Berichterstattung. Die Haushaltskommission der Nationalversammlung habe ihre Arbeit abgeschlossen und jetzt werde das Plenum einberufen, damit das Budget 2008 unter Dach und Fach kommt. Kabila und Gizenga seien entschlossen das Programm zur nationalen Wiederbelebung zum Erfolg zu führen. Die Haushaltsprüfung sei, wie versprochen, unter Beteiligung von Gewerkschaftern und Verantwortlichen der Finanzbehörden durchgeführt worden. Man habe über die „tatsächlichen“ Finanzeinnahmen diskutiert und gehe davon aus, daß diese höher als geplant ausfallen. So wolle man die Haushaltsbeträge etwas erhöhen. Sollten die Einnahmen am Ende doch nicht ausreichen, müsse man etwas mehr Geld drucken, was „gar nicht empfohlen“ werden könne. Vor allem müßten die Finanzbehörden wachsam sein, damit ihnen nicht „weiterhin“ Einnahmen entgingen, die ihnen zustünden. Man wolle mit den „fünf Baustellen“ des Staatspräsidenten in Schwung kommen… Sicherlich, das Budget 2008 sei für den Kongo nicht ausreichend. Man müsse von den Eigenmitteln 36 % für die Auslandsschulden aufwenden, 31 % für die Löhne der Staatsangestellten und 31 % für die Provinzen – das seien schon 98 % der Einnahmen. Wichtig sei ein stabiler makroökonomischer Rahmen, weil dieser den Staatshaushalt „beruhigt im Hinblick auf die Verringerung der Armut“. Im Haushalt fehlten ausreichende eigene Mittel für Gesundheit, Bildung, Betriebskosten. Auch wenn noch einige externe Unterstützungen kämen. Für die Regierung sei das Wichtigste eine Mentalitätsänderung zu einer Logik der „guten Regierungsführung“, um die Ziele erfolgreich zu erreichen. Ansonsten stehe das Budget 2008 „im Zeichen des Wachstums“. Man sei ja optimistisch. Ziel des Präsidenten und des Premierministers sei, die Sorgen der Bevölkerung zu berücksichtigen, höre man aus Kreisen in der Nähe der „Primature“…. http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=56791&id_edition=4200 Montag, 10. Dezember 2007 letzte Aktualisierung: 08.32 Uhr Krieg Kivu: Vermeidung der Stagnation ist heute die Schlagzeile von Le Potentiel und das Blatt macht sich so seine Gedanken zur Entwicklung in dieser Provinz. Nach Nairobi und Addis Abeba habe man Durst, die weiteren Ereignisse kennenzulernen, doch es gebe da noch Nebel in der Luft… Versprochene militärische Unterstützung des Kongos beim Kampf gegen die Interahamwe-Milizen und gegen die Aufständischen von Nkunda bleibe ein Wunschdenken. Auf der anderen Seite werde die Umsetzung des vereinbarten Aktionsplanes von Kigali „noch geprüft“. Die jüngsten Ereignisse gäben den Eindruck einer Tendenz, daß „die Dinge versinken“. Die letzten Nachrichten würfen zahlreiche Fragen auf. Der Krieg versinke im Schlamm und nehme die Bevölkerung des Nordkivu in Geiselhaft. Tatsache sei, daß das eigentliche Problem nicht ein militärischer Sieg sei. Sogar Kabila habe von diplomatischen Lösungen in seiner letzten Rede gesprochen. Doch die Situation stagniere, der Frieden kehre noch nicht ein. Eine interessante Frage sei indes, gegen wen Nkunda seine Waffen erhebe. Seit jeher verkünde er lauthals, daß seine Daseinsberechtigung die Bekämpfung der ex-FAR oder der Interahamwe sei, also der Hutumilizen. Doch wenn man sich die Dinge genauer ansehe, habe er, wie man wisse, diese in all den Jahren noch nie bekämpft. Dagegen rühme er sich über seine Macht über die FARDC, also der kongolesischen Armee. So bleibe die Frage der Interahamwe nur ein Vorwand, mit dem Ziel der Destabilisierung des Kongos, um seinen Reichtum zu plündern und wenn nötig zu balkanisieren. Denn schon während der fünfjährigen Besetzung der Region durch die Armee Ruandas habe man sich nie um die Neutralisation der Interahamwe gekümmert. Ganz im Gegenteil. Die Ruander seien sogar bis nach Kinshasa gezogen. Man habe in Kisangani sogar gegen die ugandische Armee gekämpft, jedoch nie gegen die Interahamwe. Dafür aber umso mehr gegen die kongolesische Armee. Die Zeit sei gekommen von einer Hinterlist zu sprechen. Man könne weiterhin von einem Gipfeltreffen zum nächsten reisen, ohne auf das Wesentliche zu kommen. Das sei kriminell, denn das kongolesische Volk werde getäuscht. Man ermorde die Menschen, die man erniedrige bis zur Enteignung ihrer Heimat. Und es gebe mehr und mehr unwiderlegbare Beweise, daß alles mit dem Segen der internationalen Gemeinschaft geschehe. Wenn die bisherigen Abkommen eine neue Ära des Friedens einläuten wollten, werde es Zeit, daß sie umgesetzt würden. Der Kongo sei noch nicht aus dem Tunnel raus und alles verzögere den nationalen Wiederaufbau…. http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=56700&id_edition=4199 * Die International Herald Tribune bringt heute was internationale Investoren suchen: ein gutes Gewissen für den Erwerb von Anteilen der sogenannten Geierfonds. Sie befänden sich in einer „unheiligen Allianz“ mit den Korruptionsbekämpfern, schreibt das Blatt, denn Schuldenerlasse würden nur den korrupten Eliten gewisser Drittweltländer helfen in ihrem üblen Treiben gegen ihre eigenen Völker weiterzumachen. Erst die Gerichtsprozesse zur Eintreibung alter Schulden würden sie zur Verantwortung ziehen und machten den straflosen Verschuldungen ein Ende. Einer der Geierfonds, Elliot Associates, der die Schulden von Kongo-Brazzaville mit gutem Gewinn aufgekauft hat, wird zitiert, man könne nicht für die Probleme dieses Landes verantwortlich gemacht werden. Die Armen in jenen Ländern seien arm, weil die Verantwortlichen dort versagt hätten, wurde in einer Erklärung verkündet. Als ob das noch unterstrichen werden müßte schließt der Artikel mit einem Zitat eines Lehrers aus Brazzaville, dessen Schule keine Schulmöbel besitzt: „Unsere Kinder müssen auf den Knieen schreiben, obwohl unser Land Holz exportiert. Wir wissen einfach nicht, wohin unser Geld geht. Wir beten für eine Änderung…“ Und eine Antwort hat der Artikel schon ein paar Abschnitte vorher gebracht: 3,3 Mio. Dollar investiert die Regierung allein in den USA in eine Lobby-Kampagne gegen die Geierfonds, was immerhin schon zu einer Kongreßanhörung geführt hat… http://www.iht.com/articles/2007/12/10/africa/10congo.php?page=1 Die indische Agentur New Kerala bringt einen Artikel über die Neueinrichtung eines Naturschutzparks im Kongo, der „zwanzigmal größer“ als das Stadtgebiet von Neu Delhi sei und wo vor allem neben den Elefanten die gefährdeten Bonobos geschützt werden sollen. [Wir hatten im Presse-Tagebuch schon vor einiger Zeit darauf hingewiesen.] Diese Affenart komme nur im Kongo vor und zeichne sich durch ihr friedliches, kooperatives und matriarchales Gesellschaftsmodell aus. Die Bonobos seien darüber hinaus Tiere, welche dem Menschen am nächsten stünden. Sie seien aber heute vom Aussterben bedroht durch Abholzung und Wilderei. http://www.newkerala.com/one.php?action=fullnews&id=902 * Plötzlich findet sich sogar in Deutschland eine Fülle an Nachrichten, bei denen der Kongo zumindest vorkommt… Was das Handelsblatt schon am Samstag verkündete, wird nun auch von der Deutschen Presse Agentur vermarktet. Und beispielsweise die Passauer Neue Presse bringt dann auf diesem Wege die Nachricht: China schließt in Afrika Milliardengeschäft ab. Brandneu – für die deutschen Bayern an der Donau. Da ist dann z.B. dies zu lesen: Im Rennen um Rohstoffe und Absatzmärkte in Afrika macht China den Europäern erfolgreich Konkurrenz. Während die Europäische Union mit den Ländern Afrikas in Lissabon über eine neue Grundlage ihrer Wirtschafts- und Handelsbeziehungen verhandelt, schließen die Chinesen lukrative Tauschgeschäfte mit afrikanischen Partnern. Den Rest ersparen wir uns. Wenn Sie das unbedingt lesen wollen, voilà: http://www.pnp.de/nachrichten/dpartikel.php?cid=tickeriptc-bdt-2007120970-dpa_16378944.php&Ressort=ticker Der Durchbruch ist erreicht. Dank Handelsblatt und dpa wird heute jedem Dorfkönig in Deutschland mitgeteilt, daß China dem Kongo einen Milliardenkredit gewährt, so als sei dies wirklich die Nachricht des Tages. Der Verfasser des Kongo-Presse-Tagebuchs ist fassungslos. Straßen gegen Rohstoffe – ist z.B. die heutige Schlagzeile beim Berliner Tagesspiegel. Ist das wirklich jetzt die Nachricht des Tages? Ja, sie wird produziert. Die Nachrichten von vorvorgestern machen in Deutschland furore, wenn dpa das so will. Das Blatt schreibt u.a.: Im Kampf um die Rohstoffe Afrikas baut China auf Tauschgeschäfte. Mit dem Kongo unterzeichnete die Volksrepublik einen Vertrag, der ihr Rohstofflieferungen für die kommenden 30 Jahre garantiert. Im Gegenzug wird dort die Infrastruktur ausgebaut…. http://www.tagesspiegel.de/politik/afrika/China-Afrika;art1287,2435774 Das Neue Deutschland befasst sich heute mit den Ergebnissen der Klimakonferenz auf Bali und titelt: Bäume sollen Geld bringen. Zum Kongo ist dort dies zu lesen: In Zentralafrika sind der Bedarf an Feuerholz und die Holzkohleproduktion treibende Kraft für den Verlust von jährlich vier Millionen Hektar Wald. Das Zauberwort zur Trendumkehr der Waldvernichtung heißt »Markt«. Die Idee: waldreichen Ländern wie Indonesien, Brasilien oder Kongo sollen finanzielle Anreize geboten worden, wenn sie ihre Bäume stehen lassen. Die Klimabürokraten lieben ihre Abkürzungen. Für die Waldrettung – »Reducing Emissions from Deforestation and Degradation« – heißt sie »REDD«. Zur Debatte steht die Einbeziehung von REDD in den CO2-Markt des Kyoto-Protokolls. Mit handelbaren CO2-Emissionszertifikaten könnten Firmen aus den reichen Staaten einen Ablass ihrer Klimasünden erhalten und die Entwicklungsländer ein Milliardeneinkommen dafür bieten, dass sie ihre Bäume stehen lassen. http://www.neuesdeutschland.de/artikel/120621.html Während also die armen Deutschen sich an den topaktuellen Nachrichten über den chinesischen Milliardenkredit ergötzen müssen, setzt der englische Dienst von Reuters schon längst seine außerordentlich detaillierte Kriegsberichterstattung aus dem Nordkivu, dank seines Korrespondenten Joe Bavier in Kinshasa, fort –und der stellt fest, daß die Offensive der nationalen Armee gegen den dissidenten Tutsi-General Nkunda zwischen den von den Rebellen gehaltenen Bergen des Nordkivu zum Stillstand gekommen sei. Die Rebellen hätten am Sonntag um einen Waffenstillstand gebeten, seien jedoch nicht gehört worden. Ansonsten habe sich die militärische Lage an diesem Wochenende nicht verändert… http://today.reuters.co.uk/news/articlenews.aspx?type=topNews&storyID=2007-1209T190511Z_01_L09375814_RTRUKOC_0_UK-CONGO-DEMOCRATICOFFENSIVE.xml&pageNumber=1&imageid=&cap=&sz=13&WTModLoc=NewsArt-C1ArticlePage1 Samstag, 8. Dezember 2007 letzte Aktualisierung: 23.20 Uhr Ups – das Düsseldorfer Handelsblatt hat heute einen ganz großen Coup gelandet: Unter der Überschrift „Milliardenschwerer Rohstoffdeal“ wird das kongolesische Abkommen mit China als brandneu in die deutsche Wirtschaftswelt gesetzt – was ja gar nicht so falsch ist, denn man hat ja bisher nicht darüber berichtet. Und Quelle der sensationellen Enthüllung ist die Lütticher Zeitung „La Libre Belgique“. Ob das Handelsblatt damit sein Gesellenstück hinlegen wollte? Das liest sich dann so: Während die Europäer auf der Afrika-Konferenz noch über Kooperationsmöglichkeiten mit dem Nachbarkontinent beraten, machen die Chinesen schon Nägel mit Köpfen: Einem Zeitungsbericht zufolge haben sie mit der Republik Kongo eine über 30 Jahre angelegte Kooperation beschlossen, die chinesischen Firmen exklusiven Zugang zu Rohstoffen ermöglicht…. http://www.handelsblatt.com/News/Politik/International/_pv/_p/200051/_t/ft/_b/1363606/de fault.aspx/milliardenschwerer-rohstoffdeal.html Natürlich ist am besten, man schaut mal selbst bei La Libre Belgique vorbei. Der zitierte Artikel ist schon gestern erschienen und hat die Überschrift: Was sagt der chinesische Megavertrag? Der Zeitung ist offenbar ein Text der chinesisch-kongolesischen Absichtserklärung, die am 17.9.07 unterzeichnet wurde, zugespielt worden. Die Vereinbarung habe eine Dauer von 30 Jahren und die kongolesischen Bodenschätze dienten zur Zahlung für den Bau der Infrastruktur durch die Chinesen im Kongo. Premierminister Gizenga habe vorigen Samstag in Kinshasa die Möglichkeit erwähnt, daß der Kongo durch „die finanzielle Zusammenarbeit mit China“ saniert werden könne. Seitens des Kongos sei der Vertrag vom Wiederaufbauminister Pierre Lumbi unterzeichnet worden und von den Chinesen durch einen Vertreter von Unternehmen, Li Changjin. Diese Unternehmen seien die Exim Bank von China, eine chinesische Eisenbahnfabrik und die Sinohydro Corporation. Man habe ein Joint Venture vereinbart, bei dem 68 % der Anteile in chinesischer und 32 % in kongolesischer Hand liegen. China dürfe die natürlichen Ressourcen des Kongos für 30 Jahre nutzen. Man erwarte die Lieferung von 8 Mio. Tonnen Kupfer, 200.000 Tonnen Kobalt und 372 Tonnen Gold. Dafür wollten die Chinesen 12 Straßen, 3 Autobahnen, eine Eisenbahnlinie, 32 Krankenhäuser, 145 Gesundheitszentren, 2 Universitäten und 5.000 Sozialwohnungen bauen. Doch alles der Reihe nach. Zuerst einmal solle alles in die Rückzahlung und Abschreibung der Bergbauinvestitionen fließen, einschließlich der Zinsen. Später werde 66 % des Reingewinns der Gesellschaft, die gegründet werden solle für das Joint Venture, in die Auszahlung und Rückzahlung von Infrastrukturmaßnahmen gehen, insgesamt 3 Mrd. Dollar, das restliche Geld werde entsprechend ihren Anteilen an die Partner gezahlt. Danach, in einer dritten Phase, würden normale Dividenten gezahlt. Die Chinesen seien von allen Steuern, Zöllen, Abgaben usw. befreit… Das Blatt erinnert daran, daß zum Vergleich die Geberkonferenz kürzlich in Paris über 4 Mrd. Dollar verhandelte und der neue Staatshaushalt des Kongos bei 3,3 Mrd. Dollar liege…. http://www.lalibre.be/article.phtml?id=10&subid=83&art_id=388007 Die „Katholische Zeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur – Die Tagespost“ fragt in ihrer heutigen Ausgabe: Droht ein neuer Kongokrieg? und berichtet dann mit höchster Dramatik über die Kämpfe gegen Nkunda im Nordkivu. Man bemüht sich die ganze Geschichte zu erzählen und ganz aktuell zu sein und entwickelt ein bemerkenswertes Verständnis für Nkunda. Der Artikel ist in ein paar Details gut informiert. Die Situation in diesem relativ kleinen Teil des Kongos ist schwierig und viele Menschen sind auf der Flucht. Doch der Gesamtzusammenhang dürfte etwas anders sein. http://www.die-tagespost.de/Archiv/titel_anzeige.asp?ID=36544 Um das zu erfahren, müssen wir mal wieder bei den englischsprachigen Medien nachschauen… Die Voice of America berichtet aus Goma, gestern hätten Hunderte von Menschen gegen Nkunda demonstriert und bringt dann einige Details zu den Kämpfen. http://www.voanews.com/english/2007-12-07-voa67.cfm In einem anderen Artikel meldet die Voice of America aus Genf Besorgnisse des Roten Kreuzes, das im Nordkivu derzeit nicht alle Flüchtlinge erreichen könne. http://www.voanews.com/english/2007-12-08-voa17.cfm Einen Überblick über die Situation im Nord-Kivu gibt heute abend die BBC. Danach haben die Regierungstruppen Territorium gewonnen. http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/africa/7134568.stm letzte Aktualisierung: 8.12.07, 09.10 Uhr Wie bei einem Echo wird der Staatspräsident heute von seiner Vergangenheit eingeholt, könnte man meinen, wenn man die heutige Schlagzeile von Le Potentiel liest: Der Fall Bemba – Die guten Dienste von Sassou-Nguesso. Nach all den schönen Worten zum Rechtsstaat vor dem Kongreß am Donnerstag, meldet sich nun der exilierte Oppositionschef Pierre Bemba wieder zu Wort, der vom Präsidenten des „kleinen Kongos“ nach Brazzaville eingeladen wurde. Dieser habe eine „sibyllinische Antwort“ auf die Frage zum „Fall Bemba“ und stellte fest, daß er sich an den diplomatischen Bemühungen um „die politische Aussöhnung und die Rückkehr des Senators Bemba in den Kongo beteiligen“ wolle. Der Fall Bemba sei vor allem eine innere Angelegenheit des Kongos. Er könne vor der Presse nicht sagen, was zu tun sei, höre man Denis Sassou Nguesso über Radio France International. Jedenfalls habe er seine „guten Dienste“ angeboten und es gebe noch „geheime Bemühungen“. Bemba selbst betone, er habe eine Rolle in der Entwicklung des politischen Prozesses seiner Heimat zu spielen. Doch müsse seine Sicherheit gewährleistet sein. Bei allen Vermittlungsgesprächen komme dies immer wieder als „Obsession“: Er müsse „sicher sein“, wenn er in den Kongo zurückkehre. Kabila selbst sage, die Bemba-Angelegenheit betreffe den Senat (der über dessen Immunität zu befinden habe und schließlich auch um die Gültigkeit des Senatssitzes, die bei Abwesenheit ablaufe) und die Justiz, welche sich nach Aufhebung der Immunität mit Bemba befassen müsse. Bis Mitte Dezember müsse wieder eine Entscheidung getroffen werden – und wenn sich der Senat nicht für eine Verlängerung des Parlamentssitzes ausspreche, dann sei die politische Zukunft Bembas bedroht…. http://www.lepotentiel.com//afficher_article.php?id_article=56662&id_edition=4198 Freitag, 7. Dezember 2007 letzte Aktualisierung: 8.12., 08.41 Uhr Wie hier schon erwähnt, ist in der neuen kongolesischen Verfassung festgelegt, daß der Staatspräsident mindestens einmal im Jahr eine Rede zur Lage der Nation vor dem Kongreß (Senat plus Nationalversammlung) zu halten hat. Dieses Ereignis – und ein Ereignis war dies schon bei jemandem, der sonst so hervorragend schweigen kann – fand dann am gestrigen Donnerstag statt. In seiner Rede zur Lage der Nation, von der Le Potentiel Freitagfrüh unter der Überschrift: „J.Kabila: Die Demokratische Republik Kongo ist bereit zum Durchstarten“ berichtet, betont der Staatschef insbesondere die Einhaltung der Verfassung und die Entwicklung der Infrastruktur des Landes. Einen breiten Raum nimmt die Justizpolitik ein: „Die Unabhängigkeit der Justiz ist auf keinen Fall verhandelbar“ verkündet der Präsident. Auch jeder Verfassungsänderung erteilt er eine Absage. Und er verspricht seinen „Brüdern und Schwestern im Nord- und Südkivu“ ein baldiges Ende ihrer Leiden. Die Realität habe den Traum eingeholt, daß der Zustand des Landes besser geworden sei als vor einem Jahr. Er verbessere sich von Tag zu Tag… Positiv seien die Einrichtung nationaler Strukturen und die Verbesserung der makroökonomischen Rahmenbedingungen. „Die Demokratische Republik Kongo ist bereit zum Durchbruch“ ruft der Staatspräsident in den Palast des Volkes. Aber er fordert seine Landsleute auf, nicht alles von der Hilfe von außen zu erwarten. Man müsse auch eigene Anstrengungen unternehmen. Jedenfalls sei im ersten Jahr der Dritten Republik fleißig gearbeitet worden, die Staatshaushalte seien gefestigt worden, auch die Demokratie, die Beziehungen zu den Nachbarn seien besser geworden und man habe Vertrauen bei den Partnern gefunden, um „die erforderlichen Finanzmittel für die Umsetzung des nationalen Wiederaufbaus“ zu bekommen. Für die Sicherheit, besonders im Nordkivu, müsse noch einiges getan werden, doch die Regierung sei fest entschlossen, alles daranzusetzen um die Provinz wieder zu befrieden. Dann weist Kabila die Institutionen in ihre Grenzen: Die Regierung allein habe die Politik der Nation zu gewährleisten, während die Nationalversammlung und der Senat keine Verwaltungsaufgaben hätten, sondern sich um die Gesetzgebung und die Kontrolle der Regierung, der Staatsunternehmen und der öffentlichen Einrichtungen und Behörden kümmern müßten. Und die Justiz und nur sie allein sei befugt, Recht zu sprechen, das für alle gültig sei: „Die Rechtssicherheit und die Justiz sind der Grundpfeiler der Rechtsstaatlichkeit und dies bringe der Wirtschaft echtes Wachstum“, verkündet Kabila. Das fehle heute. Deshalb habe dies hohe Priorität. Die Richter müßten Lebens- und Arbeitsbedingungen vorfinden, die garantierten, daß sie mit einem freien Gewissen ihre Aufgaben ausführen könnten und zwar in völliger Unabhängigkeit. Die Unabhängigkeit der Justiz sei allerdings keine Lizenz zur Willkür… Dann spricht sich der Präsident gegen eine Verfassungsänderung aus, die ihm selbst höhere Machtvollkommenheit bescheren würde, indem er zusätzlich Mitglied des höchsten Richterrates würde. Die Verfassung solle nur „im Falle einer extremen Notwendigkeit und nur zum Wohl der Nation“ geändert werden. Das sei gut gesagt, bemerkt Le Potentiel: „Kampf dem Klientelismus!“ Zur Außenpolitik stellte der Präsident fest, daß die Vereinbarung mit China, das sich im Kongo mit 8,5 Mrd. Dollar engagieren wolle, auf keinen Fall die Beziehungen zu den traditionellen Partnern stören dürfe. Aber die chinesischen Finanzinstitutionen verfügten über viel Liquidität und man benötige dort Rohstoffe, so sei nicht einzusehen, warum man nicht mit China ein Abkommen abschließen dürfe, welches beiden Partnern helfe. Das sei schon alles, was der Präsident zu diesem Thema gesagt habe. Der Kongo dürfe generell Vereinbarungen mit anderen Partnern abschließen… Schließlich zählte er noch die verschiedenen Infrastrukturprojekte auf, die in Vorbereitung sind und die hier teilweise schon erwähnt wurden: Modernisierung der Flughäfen „wie Kavumu und N’Djili und der Bau einer Autobahn vom Flughafen ins Zentrum“. [Kavumu ist bei Bukavu, N’Djili in der Hauptstadt] Verschiedene Straßenprojekte in Kinshasa, Hotelneubauten, Modernisierung der Eisenbahn usw. All dies seien Aufgaben für das 2. Jahr seiner rechtmäßigen Amtszeit. http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=56639&id_edition=4197 letzte Aktualisierung: 07.12.07, 17.55 Uhr Leider konnte eine substantielle Beobachtung der Presseberichte aus und über den Kongo noch nicht aufgenommen werden. Hier einige „Splitter“ von Berichten dieser Woche: Am Mittwoch brachte die taz einen Bericht über die Kämpfe in Nordkivu unter der Überschrift „Entscheidungsschlacht gegen Nkunda“ und kommt darin zu diesem Schluß: Offiziell begründet die Regierung ihren Krieg gegen Nkunda damit, der Rebell verweigere seine Eingliederung in die integrierte nationale Armee. Aber die 82. Brigade der Regierung, die als Eroberer Mushakes genannt worden ist, zählt auch nicht zur integrierten nationalen Armee. Zudem bestätigen unabhängige Beobachter, dass Kongos Armee mit ruandischen Hutu-Milizen zusammenarbeitet damit begründet Nkunda seinen Krieg. Die jüngste Eskalation kommt pünktlich zu einem Gipfel in Äthiopien, bei dem USAußenministerin Condoleezza Rice gestern mit den Präsidenten Kongos, Ugandas, Ruandas und Burundis zusammentreffen wollte. Kongos Präsident Joseph Kabila kam aber nicht, und konkrete Ergebnisse gab es auch nicht. "Wir haben uns verpflichtet, weiterhin nach Lösungen zu suchen", sagte Ruandas Präsident Paul Kagame. http://www.taz.de/1/politik/afrika/artikel/1/entscheidungsschlacht-gegennkunda/?src=SZ&cHash=e21baa2882 Heute abend beginnt in Lissabon der EU-Afrika-Gipfel und in der taz lesen wir dazu unter der Überschrift Der peinliche Partner u.a. dies: [EU-Kommissar Louis] Michel fürchtet, dass die Afrikaner vor lauter Freude über die ChinaDollars ihre wahren Freunde vergessen könnten. "Seit 40 Jahren ist Europa der größte Geber öffentlicher Entwicklungshilfe. Eine Hilfe in Form von Spenden, nicht von Krediten", sagt er mahnend an die Adresse der Afrikanischen Union. Es könne nicht angehen, dass die EU auf Steuerzahlers Kosten Afrika Schuldennachlass gewähre und der Kontinent zugleich bei den Chinesen in die nächste Schuldenfalle tappe. Es sei auch nicht gerecht, dass Länder wie Belgien mit Spitzensteuersätzen von 50 Prozent Entwicklungshilfebudgets finanzierten, die dann in Länder flössen, in denen nur 14 Prozent Steuern gezahlt würden. Das mache die Reichen noch reicher, während Schulen und Krankenhäuser auf Spendengelder angewiesen seien. Der Umgangston zwischen Europäern und Afrikanern könnte also künftig ehrlicher werden. Beide Partner fragen nun ganz offen, welchen Vorteil sie aus den Beziehungen ziehen können. Keine schlechte Voraussetzung dafür, künftig auf Augenhöhe miteinander zu sprechen - vielleicht schon dieses Wochenende auf dem EU-Afrika-Gipfel in Lissabon. http://www.taz.de/1/politik/afrika/artikel/1/auf-augenhoehe-mitafrika/?src=SZ&cHash=318c6ac421&type=98 Die Hannoversche Allgemeine Zeitung bringt ein Portrait des kongolesischen katholischen Priesters Willy Manzanza, den viele von uns aus seiner Bonner Zeit kennen. Der Anlaß ist ein trauriger: In einer benachbarten Pfarrei hat ein nigerianischer Priester Drohbriefe bekommen und hat sich danach entschlossen, wieder in seine Heimat zurückzukehren… Willy Manzana betont, er habe noch keinen Rassismus zu spüren bekommen… http://www.haz.de/newsroom/regional/art1065,175551 Die Klimaproblematik ist jetzt in aller Munde. Das Magazin Focus veröffentlicht einen Artikel zum Thema Regenwald: Wald gegen Geld und schreibt darin u.a. zum Kongo: Im KongoBecken in Afrika fehlt es nach Bürgerkriegen und Machtvakuum an verlässlichen Partnern, die den Waldschutz garantieren können. Aufhänger für den den Artikel ist das Angebot Guyanas an Großbritannien zur Kompensation der britischen Luftverschmutzung den Erhalt des Regenwaldes in dem südamerikanischen Land zu finanzieren… http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/klimakonferenz_aid_228505.html ****************** Die nächste Ausgabe des Kongo-Presse-Tagebuch kann voraussichtlich leider nicht vor Freitag, 7. Dezember, erscheinen. **************** Dienstag, 4. Dezember 2007 letzte Aktualisierung: 08.19 Uhr Der kongolesische Präsident Joseph Kabila ist offenbar kein Mann der vielen Worte. Anders als seine demokratischen Kollegen im Norden schweigt er sein Volk fast immerzu an – jedenfalls öffentlich. Das hat sicherlich nicht nur etwas damit zu tun, daß er des Französischen nicht so gut mächtig ist und der Volkssprache in Kinshasa - Lingala – schonmal gar nicht. Und auf Kisuaheli kann man dort schlecht eine Rede halten. Aber glücklicherweise gibt’s ja im Kongo eine (nagelneue) Verfassung. Und diese schreibt vor, daß der Präsident einmal im Jahr vor dem „Kongreß“ – das ist die gelegentliche gemeinsame Sitzung von Nationalversammlung und Senat – eine Rede zu halten hat. Und das ist bald soweit. Just am Nikolaustag, dem 6. Dezember, wird also Präsident Joseph Kabila diese Rede halten (müssen) – und das ist genau ein Jahr nach seiner Amtseinführung. Diese Nachricht ist für Le Potentiel Anlaß genug, heute im Hauptartikel zu spekulieren, was der Präsident denn am Donnerstag so alles sagen könnte. Zunächst einmal wird daran erinnert, was er alles schon gesagt hat – und das ist bekanntlich nicht so besonders viel. Also, einmal sprach er bei seiner Amtseinführung, da ist allen die Rede von den „fünf Baustellen“, die er aufmachen wollte, im Gedächtnis geblieben und da ist zum anderen eine Pressekonferenz letzten September gewesen, wo er sich vor den Journalisten ausgiebigst ausgelassen hat, vor allem über seinen Oppositionsführer Bemba, der nach wie vor in Portugal sein gebrochenes Bein pflegt. Heutige Schlagzeile ist also „Der Staatschef spricht über den Zustand der Nation“. Wenn jemand so selten redet, dann müssen die Herolde dies natürlich gebührend ankündigen wenn er das dann dochmal tun will. Aber was wird er sagen, der Staatschef, fragt das Blatt – und gibt sich selbst die Antwort: Das ist die große Frage. Was ist wohl der Zustand der Nation? Ob er eine Bilanz von einem Jahr seiner Amtsführung zieht? Es gebe viele relevante Fragen… Man könne manches zu dem sagen, was gemacht wurde und vor allem dazu, was noch nicht gemacht wurde. Er möge die Gründe benennen dafür, weshalb die Arbeiten an den Baustellen noch nicht begonnen hätten. Auch mit dem Thema Sicherheit könne er einen guten Teil seiner Rede füllen, besonders hinsichtlich der Fortsetzung der Kämpfe im Nordkivu. Trotz aller diplomatischer Vereinbarungen mit den Nachbarländern seien die Löcher offenbar nicht gestopft worden, durch welche diese die bewaffneten Gruppen unterstützen könnten. Ob der Staatspräsident „Sofortmaßnahmen“ im Einklang mit der Verfassung angesichts der Bedrohung der Demokratie ankün- digen werde? In wirtschaftlicher Hinsicht habe der Staatschef Anlaß zur Beruhigung. Inzwischen lägen auch Kopien der Vereinbarungen mit China dem IWF und der Weltbank vor. Dies sei ein Beweis, daß der Kongo nichts zu verbergen habe und daß das Land Synergien suche, um die Entwicklung zu beschleunigen. So werde erwartet, daß der Staatschef sein Volk zu den zukünftigen Aussichten beruhigen werde. Die Versammlung des Kongresses werde mit großer Ungeduld erwartet… http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=56455&id_edition=4194 Die neuen Kämpfe im Nord-Kivu haben in Kinshasa eine klare Reaktion hervorgerufen: Nkunda bekämpft Bush ist die Schlagzeile von Le Potentiel und Totaler Krieg im Nord-Kivu. Das sei die „Antwort des Hirten auf die Hirtin. Zu den Anordnungen Washingtons, das Nkunda zur Entscheidung zwischen Rechenschaft und Flucht auffordere, könne sich der Aufständische noch nicht durchringen. Er bevorzuge die Konfrontation. Und seit Sonntag 2 Uhr morgens gingen die Kämpfe im Nordkivu weiter. Der Krieg sei total. Dies sei eine Herausforderung an den amerikanischen Präsidenten George Walker Bush. Tausende Menschen seien wieder auf der Flucht, Richtung Goma. Noch Ende der Woche habe sich ein Sonderbeauftragter von Bush mit Nkunda unterhalten und ihm die genannten Bedingungen der amerikanischen Regierung dargelegt. 48 Stunden später habe sich Nkunda für die Flucht nach vorn und die Fortsetzung des Krieges entschieden. Dies sei eine Herausforderung für den amerikanischen Vermittler Jason und seinen Präsidenten. Der Führer der Aufständischen wolle seine Macht zeigen, bevor er seine Waffen niederlegen oder gar ins Exil gehen müsse. Er möchte auf dem Gelände militärisch gewinnen und habe sich daher entschlossen, genau zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Aktionsplans seine Offensive zu beginnen, kurz vor der Konferenz von Addis Abeba, wo die Staatschefs der umliegenden Länder mit der amerikanischen Außenministerin Condoleezza Rice zusammenkommen. Nkunda wiederhole seine Strategie des Aggressionskrieges gegen den Kongo. Folglich sei die Entwicklung jetzt keine Überraschung. Die Aktion sei vorsätzlich. Der Ball liege nun in Washington. Nkunda fordere Bush heraus und man warte auf die Reaktion der USA. Nkunda sitze jedoch in Washington mit „im Schloß“ (am Tisch?), sonst würde er nicht mit solcher Arroganz die Afrikanische Union, die EU, die UNO und die USA herausfordern und vor allem die Institutionen des Kongos. Man wäre auch nicht verwundert, wenn bestätigt würde, daß es tatsächlich einen Komplott gegen den Kongo gebe. Was werde in Nationalversammlung oder Senat darüber gedacht? Die Nation sei in Gefahr, schreibt das Blatt. Man müsse sich mit dieser Frage befassen und zu einer Entscheidung durchringen. http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=56453&id_edition=4194 Die Kämpfe im Nordkivu werden von einigen europäischen Zeitungen gemeldet, so etwa schreibt die Wiener Zeitung unter der Überschrift „Zehntausende auf der Flucht“: Im Kongo eskaliert der Konflikt zwischen der Regierung und Rebellen im Osten des Landes. Laut dem britischen Rundfunksender BBC hat der kongolesische Rebellengeneral Laurent Nkunda mit seinen Truppen die Stadt Nyanzale im Osten des Landes eingenommen und die Regierungstruppen vertrieben. Die meisten der 40.000 Einwohner von Nyanzale seien ebenso wie die Bevölkerung der umliegenden Dörfer auf der Flucht. Die Regierung hat BBC zufolge zusätzliche Truppen in Marsch gesetzt, um die Rebellen wieder zu vertreiben. Hunderte Soldaten mit Raketenwerfern und anderen schweren Waffen seien auf dem Weg in die Stadt. Zehntausende Menschen sind bereits vor den Kämpfen geflohen. http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3856&Alias=wzo&cob=315221 In der genannten BBC-Meldung schreibt der Korrespondent aus Kinshasa, die Offensive sei schon lange erwartet worden. Die Regierungstruppen und die UNO-Blauhelme würden jetzt schwere Waffen in die Region schaffen. Kongolesische Armee in einer Offensive gegen die Rebellen ist die Überschrift. http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/africa/7124279.stm Die südafrikanische Fernsehstation SABC meldet heute früh, die FARDC habe inzwischen damit begonnen, die Positionen der Rebellen mit ihren Mörsern zu beschießen und rechne damit, daß sie rasch eingenommen werden könnten. Einige Rebellen hätten schon bei Mushake einen Berg räumen müssen, den sie eingenommen hatten. Auch die UNO-Truppen würden sich an der Seite der FARDC an den Kämpfen beteiligen, wird in der ausführlichen Reuters-Meldung berichtet. Überschrift: Kongolesische Armee greift Rebellen-Basis nach dem Fall einer Stadt an. http://www.sabcnews.com/africa/central_africa/0,2172,160332,00.html Montag, 3. Dezember 2007 Die Tagung des Pariser Clubs der kongolesischen Geldgeber wird in Kinshasa groß als Erfolg gefeiert. Unterstützung des Programms der Regierung ist heute ein Schlagzeile von Le Potentiel und: Das "OK", der Geldgeber. Ja, man könne sogar von einem Erfolg auf der ganzen Linie sprechen, meint das Blatt in Kinshasa. Die Regierung bekomme die Anerkennung, die sie verdiene. Sie habe ihre Leistungsfähigkeit bewiesen, vor allem in bezug auf die „Normalisierung des makroökonomischen Rahmens“. Das Wirtschaftswachstum habe sich Ende Oktober auf 6,5 % belaufen und der Bergbau sei die treibende Kraft gewesen. So habe die Gemeinschaft der Geber 4 Mrd. Dollar mobilisiert und 75 % davon, also 3 Mrd. Dollar, seien neue Verpflichtungen. Einige Probleme gebe es noch an den Grenzen, wo Schikanen Mehrkosten verursachten. So habe man betont, daß die Regierung sich bemühen müsse, rasch eine effiziente Steuer- und Zollverwaltung einzurichten. Wichtig sei demnächst, daß ein Teil der Auslandsschulden von 11 Mrd. Dollar dem Kongo erlassen würden. An dieser Initiative werde gearbeitet. So sei jetzt der Rahmen für eine bessere Zukunft für die Demokratische Republik Kongo „gepflanzt.“. http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=56383&id_edition=4193 Der heutige Kommentar in Le Potentiel befasst sich mit der parlamentarischen Haushaltsdebatte und die Überschrift lautet: Demokratische Übung. Die allgemeine Aussprache zur Prüfung des Haushaltsentwurfs 2008 sei eine schöne demokratische Übung gewesen – und eine kritische Diskussion. Die zwei Lager, Opposition und Präsidentschaftsmehrheit, hätten sich ein echtes Duell geliefert. Alle Parteien hätten Patriotismus bekundet und Kompetenz für das Wohl der Nation gezeigt. Man habe „blitzartig“ argumentiert. Das Land gewinne von derartigen Debatten, die aus dem Teufelskreis von Beliebigkeit und Klientelismus herausführten. Es sei Aufgabe der Opposition die Fehler zu suchen und, wenn erforderlich, auch Vorschläge zu unterbreiten. Der Premierminister habe keine Ausreden gesucht und sich mit dem Nachweis hoher politischer Verantwortung ausgezeichnet. Die Antworten seien nicht alle zufriedenstellend gewesen, aber zumindest habe er versprochen, noch besser zu werden, wenn alle Voraussetzungen optimal erfüllt seien…. Sicherlich, der Kongo benötige eine „starke Führung“, die Berge versetze. Und sie müsse versuchen, aus den alten Pfaden herauszukommen, um eine neue Dynamik zu finden. Die jetzige demokratische Übung sei „nichts anderes als ein Signal, Tabus zu brechen, in diesem Anlauf zum Aufbau eines modernen Staates.“ http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=56379&id_edition=4193 Sogar die Glosse in Le Potentiel windet heute dem Parlamentspräsidenten Vital Kamhere einen Lorbeerkranz wegen der letzten Parlamentsdebatte. Erstaunlicher Kamhere ist die Überschrift: „Auweia. Heute morgen ist ein Tag der Migräne für die Zauberer.“ Die Glosse müsse sich mit Kamerhe befassen. Heute abend gebe es darüber Klatsch und Rederei. Einerseits kämen die Schmeichler, andererseit die Mörder. Was wünsche man? Das sei die Logik aller Medien, Raum und Zeit der Debatte zu wecken. Die Diskussion sei „manchmal vernünftig, aber oft sehr leiden- schaftlich“. Doch Vital Kamerhe sei ganz erstaunlich. Im Jahr eins dementiere der Junge alle Erwartungen… Sein Vorgänger habe den Eindruck von Strenge und Kontrolle hinterlassen in der Führung der Kammer. Doch nun habe es vielleicht ein „politisch riskantes Wunder“ gegeben, denn Vital sei gekommen … und habe sehr positiv überrascht. Er sei einer der Hauptprobleme des talibanischen Kabila-Schlosses gewesen. Ein eifriger Kämpfer, der seine Partei verteidige, bis zum Obskurantismus, ja sogar bis zu „Anwandlungen der ‚democraticides’“ (Demokratietötung)… Hier habe sein Charakter Zweifel in der Öffentlichkeit gesät. Doch er sei ein „Jungtürke“ und habe für die Zukunft gesät… http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=56355&id_edition=4193 Radio Okapi berichtete gestern, daß in der atlantischen Hafenstadt Matadi am Samstag sintflutartige Regenfälle 5 Todesopfer gefordert hätten. http://www.radiookapi.net/index.php?i=53&a=15808 In einem anderen Bericht meldet Radio Okapi, daß in der Hauptstadt des westlichen Kasai etwa 5.000 Straßenkinder lebten und davon 45% als „Hexenkinder“ bezeichnet würden. Dies habe eine Untersuchung von UNICEF herausgefunden, die an diesem Wochenende veröffentlicht wurde. http://www.radiookapi.net/index.php?i=53&a=15804 Samstag, 1. Dezember 2007 letzte Aktualisierung: 17.59 Uhr Die New York Times bringt samstags immer ein Portrait und heute ist Antoine Lonoa an der Reihe: Ein reisender Pygmäe gibt seinem Volk eine Stimme – ist die Überschrift. Und Herr Lonoa beweist seinen Sinn für Humor. Er habe gehört, daß die Amerikaner statistisch gesehen immer kleiner würden. Irgendwann, so meint er, gäbe es dann eben auch 300 Mio. Pygmäen in den USA. Ansonsten spricht er vor amerikanischem Publikum und besucht auch die Stadt Lynchburg, die eine sehr traurige Berühmtheit unter den Pygmäen errungen hat. Dort mußte Ota Benga, eine kongolesische Pygmäenfrau, ab 1906 in einem Zoologischen Garten zubringen und beging dann 1916 im Alter von 30 Jahren Selbstmord und ist dort auch begraben. Ihr zu Ehren gabs Ende Oktober in Lynchburg eine Konferenz. Der Artikel bringt dann noch eine ganze Menge aus dem Leben von Herrn Lonoa, der aus Bandundu stammt, östlich von Kinshasa. Heute lebt er in der Hauptstadt und ist eine der wenigen Pygmäen mit Schulbildung. Er berichtet, daß er und die anderen Pygmäen oft von der „Bantu“-Bevölkerung immer noch diskriminiert würden und deshalb stark Nerven benötigten. Er habe seine Jugend allerdings in einer Stadt verbracht, wo die „Bantus“ den Pygmäen gegenüber sehr tolerant gewesen seien und dafür gesorgt hätten, daß er zur Schule gehen konnte. Er berichtet über die jüngsten Kämpfe der Pygmäen gegen die Regenwaldabholzung und gegen die Weltbankpolitik. Bei der Frage, wie auf ihn New York wirke, sagt er, die Stadt sei viel zu sehr überfüllt mit Menschen, „genau wie Kinshasa“. Der Artikel ist ein weiteres Meisterstück des amerikanischen Qualtitätsjournalimus. Nebenbei bemerkt: Übrigens ist auf der Webseite von Greenpeace zu lesen, daß wohl letzten Sommer in Hamburg auch Pygmäen aus dem Kongo zu Besuch waren. Hat man in irgendeiner deutschen Zeitung solch einen Bericht gefunden? http://www.nytimes.com/2007/12/01/world/africa/01lonoa.html?_r=1&oref=slogin Die Nachrichtenagentur Reuters – und damit zahlreiche amerikanische Medien – berichtet über die Absichten der amerikanischen Außenministerin Condoleezza Rice sich in den nächsten Tagen nach Addis Abeba zu begeben und dort u.a. als Vermittlerin im kongolesisch-ruandischen Konflikt um die bewaffneten Rebellen im Osten des Kongos aufzutreten. Rice begibt sich nach Afrika um das Problem der Rebellen anzugehen, ist die Überschrift. http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/N30476121.htm Eine andere Nachrichtenagentur, die United Press International (upi) berichtet aus Kinshasa, die MONUC habe dort bekanntgegeben, daß einige Mitglieder der ugandischen Rebellen, der Lord Resistance Army, nach Bunia im Ostkongo geflüchtet und dort zu den UNO-Blauhelmen übergelaufen seien. http://www.upi.com/International_Security/Emerging_Threats/Briefing/2007/11/30/lra_sur render_to_un_peacekeeping_mission/8339/ Im Berliner Tagesspiegel wird heute Joseph Conrad gewürdigt, der vor 150 Jahren geboren wurde und zwar soll der Artikel von einem Briten stammen, der mitteilt, genauso um die halbe Welt gekommen zu sein und darüber auch Bücher geschrieben habe, doch wird uns der Name des Autoren nicht verraten, dafür aber immerhin jener der Übersetzerin des Artikels. Zum bedeutsamsten Werk Conrads „Im Herzen der Finsternis“, lesen wir darin u.a. folgendes: Das Buch basiert auf Conrads eigenen Erfahrungen als Kapitän eines Flussdampfers auf dem Kongo zur Zeit des Kongo- Freistaats, als Leopold II. von Belgien das unermesslich große Land zu seinem persönlichen Eigentum erklärt hatte. Die Einheimischen, die niemals zuvor von Leopold gehört hatten, waren plötzlich seinen unberechenbaren Forderungen ausgeliefert, mussten Gewalt, Verstümmelung und Tod fürchten, wenn sie sich seiner Gier oder der seiner Handlanger widersetzten. Die abscheulichsten Grausamkeiten wurden verübt, gründlich dokumentiert durch den britischen Revolutionär Roger Casement. Die Briten hängten ihn später auf. Conrads Buch ist angelegt wie eine lange Reise den Fluss hinauf, immer näher heran an den mysteriösen Agenten Kurtz, der von den Einheimischen als Gott verehrt wird, immer weiter weg von der Zivilisation und hinein in die metaphorische Dunkelheit und Wildnis. Aber nicht nur in die Wildnis Afrikas: Die Botschaft ist, dass diese Wildnis in uns allen lauert, und vor allem tief im Herzen der Zivilisation selbst. Kurtz und Marlow, der Erzähler, sind typisch Conrad’sche Helden, voller Fehler, gejagt, und aufrichtig nur in ihrem Wissen um die Gräuel in ihrer eigenen Seele…… Der Autor verwundert sich dann über die eurozentrische Sichtweise Conrads und stellt u.a. folgendes fest: Dort, in Afrika, stieß ich auf nicht gerade wenige Conrad’sche Charaktere unter den Europäern, aber, Gott sei dank, auf überhaupt keine Conrad’schen Afrikaner. Anstelle von Schwermut entdeckte ich das Lachen. Nicht nur aus meinem Dorf schallte mir ständig Gelächter entgegen, mit bestimmten Gruppen konnte man sich ausschließlich in Witzen unterhalten. So entdeckte ich die Schwachstelle von Conrads Helden: Sie nahmen sich viel zu ernst, ihnen fehlte jeder Sinn für Selbstironie. Echte Menschen, und zwar überall auf der Welt, sind nicht so. Der Autor kommt dann folgendem Schluß: Conrads Welt sei eine düstere Welt. Sie spiegele die Haltung eines Europäers wider, der eine fremde Sicht nicht verstehen und akzeptieren, sondern ändern wolle. Was ihn in den Augen des Schreibers rehabilitiere sei seine Botschaft, daß Nationalität immer Zufall sei und eine sehr schwache Lebensgrundlage. In der Gruppe seien Menschen zu grauenvollen Taten fähig, doch für seinen Seelenfrieden sei jeder für sich allein verantwortlich. Das gelte auch für die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, etwas, was Conrad nie gelernt habe… http://www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/geschichte/Geschichte;art15504,2430608 Auch im britischen Guardian findet sich heute ein sehr langer Artikel zu Joseph Conrads 150. Geburtstag unter der Überschrift: Der Agent der Moral indem zwar sehr viel über das literarische Werk Conrads geschrieben wird, aber sehr wenig über sein bekanntestes Werk: Herz der Finsternis. http://books.guardian.co.uk/review/story/0,,2219723,00.html?gusrc=rss&feed=10 letzte Aktualisierung: 1.12.07, 07.17 Uhr Auch heute ist wieder die Beziehung Ruandas zum Kongo Hauptthema in Le Potentiel: Schluß mit den bewaffneten Gruppen im Osten ist die Überschrift und: G.Bush spielt die Karten zwischen Kinshasa und Kigali aus. Daneben wird gemeldet, Condoleezza Rice habe in Addis Abeba eine Versöhnung zwischen Kongolesen und Ruandern angekündigt. Washington übe sich seit kurzem als Meister beim Spiel der Lösung von Krisen und begebe sich jetzt in das verminte Feld der Beziehungen zwischen Kinshasa und Kigali. Nach der Gründung einer Dialogstruktur [gemeint ist Tripartite Plus] zwischen Kongo, Burundi, Ruanda und Uganda mit Unterstützung der UNO und der EU, hätten die USA bereits ein Konsulat in Goma zugesagt und bei einem Gipfeltreffen in Addis Abeba am 5. Dezember werde der Plan der Rebellenabrüstung kritisch überprüft, der an diesem 1. Dezember von den beiden Regierungen in Kinshasa und Kigali in Kraft trete und das alles im Geist des Abkommens von Nairobi vom 9. November. Somit vermitteln die USA jetzt nächste Woche in Addis Abeba „öffentlich und feierlich in dem schweren Streit zwischen Kongo und Ruanda“… Und das Ziel des diplomatischen Einsatzes sei die „Fertigstellung des Prozesses des Abbaus der illegalen bewaffneten Gruppen in Nord- und Südkivu, sowie in Ituri“. Die USA hätten bereits seit November vergangenen Jahres einen diskreten Druck auf beide Länder ausgeübt, der dann zu dem Abkommen von Nairobi geführt habe. Dieses Abkommen werde „Gegenstand eingehender Prüfung in Addis Abeba am 5. Dezember“ sein, „unter dem wachsamen Auge von Condoleezza Rice, der Mitarbeiterin von George W.Bush, dem Chef des mächtigsten Landes des Planeten“. http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=56303&id_edition=4192 Das zweite Hauptthema von Le Potentiel ist ebenfalls sozusagen die Fortsetzungsgeschichte der gestrigen Berichterstattung. Der Sonderkorrespondent meldet „Nebenprodukte der Geberkonferenz von Paris“: Zusagen an die Regierung von vier Milliarden US-Dollar…. Doch diese hatte sogar auf sieben Milliarden zur Finanzierung des Programms für vorrangige kurzfristige Aufgaben in den nächsten fünf Jahren gehofft …. So seien weitere Anstrengungen nötig, um das Loch von drei Millarden in Kinshasa zu schließen - auch wenn diese Zusagen schon eine Hoffnung darstellten. So müsse der Planungsminister jetzt interne Ressourcen mobilisieren, um Deckung für die Planungen zu beschaffen… Die Regierung habe auf der Konferenz ihre Planungen vorgestellt und darauf hingewiesen, daß ihr Regierungsvertrag eine Garantie für die effektive Umsetzung des Programms sei. Man habe auch die Entschlossenheit bekräftigt, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, die nötig seien, um die Initiative für die hochverschuldeten Länder zur Streichung der Auslandsschulden fertigzustellen. Aber immerhin hätten die Geber – im Unterschied zu der ersten derartigen Konferenz in Kinshasa von 2004 – tatsächlich „in Echtzeit Geld versprochen“. Man wolle eine Partnerschaft entwickeln und schnell handeln,habe der Sprecher der Gebergruppe, Ross Mountain, stellv. Generalsekretär der UNO, gesagt. Der Pariser Club könne nicht alle Probleme des Kongos lösen, aber dies sei ein erster Schritt auch von Haushaltshilfen mit den Erfahrungen verschiedener Länder, die besser zur Verwirklichung der Millenniums-Entwicklungsziele geeignet seien [zu den MDG’s vgl. www.armut-mussgeschichte-werden.de]. Die internationale Gemeinschaft sehe unterschiedliche Prioritäten für die kongolesische Regierung, vor allem aber die Notwendigkeit eines makroökonomischen Gleichgewichts, Sparmaßnehmen, Kürzungen beim Schuldendienst, damit Programme zur Armutsbekämpfung finanziert werden könnten, Verbesserungen bei der Verwaltung, der Regierungsführung… Die wichtigsten Geldgeber wollten jedenfalls die „Regierung begleiten“ zur „Konsolidierung der Errungenschaften und der allmählichen Wiederherstellung des Vertrauens der Bevölkerung in die Autorität des Staates“… Ross Mountain bleibe pragmatisch und habe versichert, die Unterstützung der Geber bleibe „vielgestaltig:sowohl politisch als auch finanziell“. Man habe die „feste Absicht“, die geplanten Prioritäten zu unterstützen für „einen neuen Kongo, in dem alle Menschen in Frieden und in Würde leben können"…. Die nächsten Heraus- forderungen seien, so Finanzminister Athanase Matenda, natürlich die Fertigstellung der Initiative für die hochverschuldeten armen Länder und das Übereinkommen mit dem Internationalen Währungsfonds für ein Dreijahresprogramm zur Armutsverminderung für das Wachstum. Er bleibe für beide Vorhaben „optimistisch“, schreibt das Blatt und sei „überzeugt, dass die Regierung trotz aller Hindernisse wisse, wie die Programme umgesetzt“ würden…. http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=56273&id_edition=4192 __________________________________________________________________ Auszüge aus der Analyse der International Crisis Group vom Juli 2007 Kongo – Konsolidierung des Friedens finden sich in deutscher Übersetzung im Tagebuch: http://www.dialog-international.org/aktuell/tbuch.htm Liebe Leserin, lieber Leser des Presse-Tagebuchs. Dieser Service des „Aktuellen Presse-Tagebuchs Kongo“ ist kostenlos und wird ehrenamtlich bereitgestellt. Nicht ganz kostenlos sind unsere Projekte im Kongo zu haben – und diese benötigen dringend weiterer Unterstützung! Bitte lesen Sie unseren Spendenappell im „Tagebuch“. Falls für Sie dieses Presse-Tagebuch nützlich ist und falls Sie dies einmal anerkennen möchten, bitten wir Sie ganz herzlich, uns bei der Realisierung dieser Projekte zu helfen… Vielen, vielen Dank! http://www.dialog-international.org/aktuell/tbuch.htm