schumann - Tonkünstler
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schumann - Tonkünstler
ROBERT SCHUMANN (1810 – 1856) N N A D M U E H SC FR B N A M A W H C S N I IL T E R MA UNO W BR Gesamtaufnahme LIVE «Manfred» Dramatisches Gedicht in drei Abteilungen von Lord Byron mit Musik op. 115 GESAMTAUFNAHME «Manfred» Dramatic Poem in three parts by Lord Byron with music op. 115 COMPLETE RECORDING Dramaturgische Textfassung von Christian Lackner Tonkünstler-Orchester Niederösterreich Theresia Melichar Englischhorn Wiener Singverein Rainer Guggenberger Bass (Ariman) Johannes Prinz Einstudierung Sigrid Plundrich Sopran (Astarte) Michelle Breedt Mezzosopran (Nemesis, Geist) Johannes Chum Tenor (Gemsenjäger) Florian Boesch Bass (Abt) Martin Schwab Sprecher (Manfred) Bruno Weil Dirigent 2 1 ■ 2 ■ 11:28 1:45 1 ■ 2 ■ Erste Abteilung Die Geschichte könnte ungefähr so beginnen … Nr. 1: Gesang der Geister Vergessen sucht Manfred … Nr. 2: Erscheinung eines Zauberbilds Nr. 3: Geisterbannfluch Manfred erwacht … Nr. 4: Alpenkuhreigen 3:11 3:31 1:15 1:34 4:33 1:15 3:04 3 ■ 4 ■ 5 ■ 6 ■ 7 ■ 8 ■ 9 ■ Zweite Abteilung Nr. 5: Zwischenaktmusik In der Hütte des Jägers ... Nr. 6: Rufung der Alpenfee Die Alpenfee ... Nr. 7: Hymnus der Geister Arimans Ariman auf seinem Thron … Nr. 8: Wirf in den Staub dich Nr. 9: Zermalmt den Wurm Nr. 10: Beschwörung der Astarte Nr. 11: Manfreds Ansprache an Astarte 2:45 1:58 1:26 2:20 2:48 0:42 0:23 1:05 2:38 6:19 10 ■ 11 ■ 12 ■ 13 ■ 14 ■ 15 ■ 16 ■ 17 ■ 18 ■ 19 ■ Dritte Abteilung Die Abenddämmerung naht … Nr. 12: Ein Friede kam auf mich Ein Besucher unterbricht seine Gedanken … Nr. 13: Abschied von der Sonne Noch einmal naht ihm der Abt ... Nr. 14: Nichts. – Blick nur hierher Nr. 15: Schluss-Szene (Klostergesang) 0:39 1:20 1:14 3:02 0:21 4:24 3:00 20 ■ 21 ■ 22 ■ 23 ■ 24 ■ 25 ■ 26 ■ Ouvertüre Prolog 11:28 1:45 The story might perhaps begin like this … No. 1: The Spirits’ Song Forgetfulness is what Manfred desires No. 2: A Heavenly Apparition No. 3: The Spirits’ Incantation At dawn Manfred wakes No. 4: Round Dance of the Alpine Herd 3:11 3:31 1:15 1:34 4:33 1:15 3:04 No. 5: Incidental Music In the hunter’s dwelling No. 6: Adjuration of the Witch of the Alps The Witch of the Alps No. 7: Hymn of the Spirits of Arimanes Arimanes sits on his throne No. 8: Prostrate Thyself, and Thy Condemned Clay No. 9: Crush the Worm! No. 10: The Summoning of Astarte No. 11: Manfred’s Speech to Astarte 2:45 1:58 1:26 2:20 2:48 0:42 0:23 1:05 2:38 6:19 Act I 3 ■ 4 ■ 5 ■ 6 ■ 7 ■ 8 ■ 9 ■ Act II 10 ■ 11 ■ 12 ■ 13 ■ 14 ■ 15 ■ 16 ■ 17 ■ 18 ■ 19 ■ 20 ■ 21 ■ 22 ■ 23 ■ 24 ■ 25 ■ 26 ■ TT 3 Overture Prologue 68:09 Act III Sunset approaches No. 12: There Is a Calm upon Me A visitor interrupts his thoughts No. 13: Leave-taking from the Sun The abbot returns No. 14: Nothing. – Look There, I Say No. 15: Final Scene (Monastic Chorus) 0:39 1:20 1:14 3:02 0:21 4:24 3:00 TT 68:09 4 Manfred Dramatisches Gedicht in drei Abteilungen A dramatic poem in three parts Sprechertexte: Christian Lackner Gesangs- und Melodramentexte: George Gordon Noel Byron (Übersetzung von Karl Adolf Suckow ) Narrator’s text: Christian Lackner (translated by Steph Morris) Dramatic text, sung and spoken, adapted from the tragedy by: George Gordon Noel Byron 1 Ouvertüre ■ 1 Overture ■ 2 Prolog ■ Sprecher Ein Mann sitzt im selbst gewählten Exil am Genfer See und schreibt über einen Mann im inneren Exil in den Schweizer Bergen. Der Mann ist knapp 30 Jahre alt; hochwohlgeboren hat er seine gesellschaftliche Stellung daheim in England durch zahllose private Tabubrüche verspielt: Erst das Verhältnis mit einer verheirateten Frau von vornehmem Stand, dann die inzestuöse Liebe zu seiner Schwester und ihr gemeinsames Kind, und zuletzt die gescheiterte Ehe mit skandalträchtiger Trennung. 5 2 Prologue ■ Narrator A man sits in self-imposed exile on the shores of Lake Geneva, writing about a man in spiritual exile in the Swiss Alps. The man is barely thirty years old. Born into one of the best families in England, he has squandered his position in society back home by repeatedly breaking taboos: first his relationship with a married woman of high standing, then the incestuous love affair with his sister, resulting in a shared child, and finally his failed marriage and the scandal surrounding the separation. The year is 1817 and it is the era of «dark romanticism»: to sensitive souls the landscape Es ist das Jahr 1817, es ist das Zeitalter der «schwarzen Romantik»; Landschaft und Atmosphäre der Schweizer Seen und Berge wirken auf empfängliche Gemüter gleichermaßen überwältigend wie bedrohlich. Der Mann im Exil hat gleichgesinnte Gefährten aus der Heimat um sich versammelt, und sie alle schreiben düstere Fabeln über Männer, die aus dem inneren Exil ausbrechen wollen und an einer feindseligen, verständnislosen Welt scheitern: John Polidori erschafft den «Vampir» als neuen literarischen Prototypen, Mary Shelley den «Frankenstein» als «neuen Prometheus». Und unser Mann – er heißt George Gordon Noel Byron – ist von Goethes «Faust» ebenso über alle Maßen angetan wie von sich selbst und er verschmilzt folglich diese beiden Gestalten zu «Manfred», dem Helden als egomanen Rebellen und Außenseiter. Ein Mann nachts in den Schweizer Bergen … Erste Abteilung Das Gebirge der Jungfrau. Nacht; gänzlich bedeckter Himmel 3 Sprecher ■ Die Geschichte könnte ungefähr so beginnen: «Es war in unseres Lebensweges Mitte, Als ich mich fand in einem dunklen Walde; Denn abgeirrt war ich vom rechten Wege. Wohl fällt mir schwer, zu schildern diesen Wald, Der wildverwachsen war und voller Grauen Und in Erinn’rung schon die Furcht erneut: and atmosphere of the Swiss lakes and mountains appear both magnificent and threatening. The exiled man has assembled kindred spirits from his homeland around him and all are writing dark tales of men who seek to break out of exile or who founder against a hard, hostile world: John Polidori has created a new literary prototype with «The Vampyre»; Mary Shelley the «new Prometheus» with her «Frankenstein». And our man – his name is George Gordon Noel Byron – is as enamoured of Goethe’s «Faust» as he is of himself and has fused both figures to form «Manfred», the hero as egomaniac rebel and outsider: a man in the Swiss mountains at night ... Act I The Jungfrau mountain range at night: the sky is wholly overcast. 3 narrator ■ The story might perhaps begin like this: Midway on our life’s journey. I found myself In dark woods, the right road lost. To tell About those woods is hard – so tangled and rough And savage that thinking of it now, I felt The old fear stirring: death is hardly more bitter.* But no, no, this human tragedy does not greatly resemble the «Divine Comedy»: not only do 6 So schwer, dass Tod zu leiden wenig schlimmer.» Nein, nein, ganz so wie in der «Göttlichen Komödie» geht es in dieser menschlichen Tragödie nicht zu: Nicht nur, dass dort oben «auf der Gebirge unwegbarsten Klippen» kein Wald mehr wächst, sondern sich eine steinerne Wüste erstreckt – unser Held Manfred ist auch nicht Dante, ist nicht unterwegs auf der Suche nach Erkenntnis, sondern strebt ganz im Gegenteil nach Vergessen. Er ist ruhelos und verloren: Schlaf tröstet und erquickt ihn schon lange nicht mehr, sondern erneuert stets nur seine düsteren Erinnerungen. Er hat, ach, «Philosophie und Wissenschaft, der Wunder geheimsten Ursprung und des Weltalls Wissen» studiert, doch ist er nun so klug als wie zuvor, was den Sinn seines Daseins betrifft. Er hat Menschen Wohltaten erwiesen und andere sich zu Feinden gemacht oder vernichtet. Doch Gutes und Böses, Gewalt und Leidenschaft samt allen Gefühlen wie Furcht, Hoffnung oder Liebe, zählen ihm nichts mehr seit jener namenlosen Stunde, die ihn ins Unglück gestürzt hat. Und was die Erde ihm nicht geben kann, das sollen über- oder unterirdische Mächte ihm zukommen lassen … Manfred Jetzt an mein Werk! Geheimnisvolle Macht, Und ihr, des grenzenlosen Weltalls Geister, Die ich gesucht in Finsternis und Licht, – Ihr, die ihr euch lagert Auf der Gebirge unwegbarsten Klippen, 7 no trees grow on «the tops of mountains inaccessible», where instead a stony wasteland stretches; our hero Manfred is not Dante, is not travelling in search of knowledge: quite the opposite; he is desperate to forget. He is restless and lost; sleep has long since ceased to relieve or refresh him, instead causing dark memories to surface. He might even, alas, have studied «philosophy and science, and the springs of wonder, and the wisdom of the world» but he is no more enlightened than before when it comes to the meaning of his own existence. He has done good deeds to some; others he has made his enemies or destroyed. But neither good nor evil, violence nor passion, nor the emotions of fear, hope or love, mean anything more to him since the unnameable hour which cast him into misery. And what the earth can no longer give him, unearthly or supernatural powers are to provide ... Manfred Now to my task! Mysterious Agency! Ye spirits of the unbounded Universe! Whom I have sought in darkness and in light – Ye, who do compass earth about, and dwell In subtler essence – ye, to whom the tops Of mountains inaccessible are haunts, And earth’s and ocean’s caves familiar things – In Höhlen haust der Erde und des Meers, – Ich rufe Euch bei jener Zauberschrift, Die Euch mir untertan macht, – auf! Erscheint! – erscheint! Sie kommen nicht! Nun bei dem Zeichen, Das euch erzittern macht: Auf! Erscheint! – erscheint! Ist’s so? Nun Geister ihr der Erd’ und Luft, Ihr sollt mich nicht verhöhnen; Beim Fluch, der schwer auf meiner Seele ruht, Bei dem Gedanken in mir und um mich, Es rufet euch mein Machtgebot – erscheint! 4 Nr. 1: Gesang der Geister ■ Erster Geist Dein Gebot zieht mich heraus Aus dem hohen Wolkenhaus, Das, erbaut von Dämmerluft, Goldig glänzt im Abendduft; Ob auch ruchlos dein Begehr, Flog auf Sternenstrahl ich her, Der Beschwörung untertan, – Sag’ mir deinen Wunsch nun an! Zweiter Geist In des Wassers blauer Tiefe, Wo die Welle sich nicht bewegt, Wo der Wind ist ein Fremdling, Sich die Schlange der See nur regt, Wo das Meerweib mit Muscheln Das Haar sich schmückt, I call upon ye by the written charm Which gives me power upon you – Rise! appear! They come not yet. – Now by the voice of him Which makes you tremble – Rise! appear! Appear! If it be so. – Spirits of earth and air, Ye shall not thus elude me: By the strong curse which is upon my soul, The thought which is within me and around me, I do compel ye to my will. – Appear! 4 No. 1: The Spirits’ Song ■ First Spirit Mortal! to thy bidding bow’d. From my mansion in the cloud, Which the breath of twilight builds. And the summer’s sun-set gilds; Though thy quest may be forbidden, On a star-beam I have ridden; To thine adjuration bow’d, Mortal – be thy wish avow’d! Second Spirit In the blue depth of the waters, Where the wave hath no strife, Where the wind is a stranger, And the sea-snake hath life, Where the Mermaid is decking Her green hair with shells; Like the storm on the surface Came the sound of thy spells; – To the Spirit of Ocean 8 Hat wie Sturm auf dem Wasser Dein Bann mich durchzückt, – Wohlan dem Geist des Meeres Sag’ an, was du gewollt! Dritter Geist Wo die Wurzeln der Anden Sich senken im Lauf, Wie die Gipfel zu Himmel Sich recken hinauf: Den Geburtsort verließ ich, Dein Spruch zog mich fort, Dein Rufen bezwang mich, Mein Herr ist dein Wort! Vierter Geist Der Sonnenball ist Heimat mir! Warum mit Dunkel quälst mich hier? Die vier Geister Luft, Wasser, Erd’ und Feuer zeugen Von unsrer Kraft; wir sind dein eigen Und schauen gewärtig deines Winkes auf dich, – Was willst du von uns, Sohn des Staubes? Sprich! 5 Sprecher ■ Vergessen sucht Manfred, nur diese eine Gabe erbittet er. Was oder wen er aus seiner Erinnerung tilgen will und warum, mag er nicht aussprechen, die Geister wüssten es bei einem Blick in sein Inneres ohnedies. Doch genau 9 Thy wishes unfold! Third Spirit Where the roots of the Andes Strike deep in the earth. As their summits to heaven Shoot soaringly forth; I have quitted my birth-place, Thy bidding to bide – Thy spell hath subdued me. Thy will be my guide! Fourth Spirit The sun’s bright orb is my true home. Why do you torture me with gloom? The Four Spirits Earth, ocean, air, night, mountains, winds, thy star, Are at thy beck and bidding, Child of Clay! Before thee at thy quest their spirits are – What wouldst thou with us, son of mortals – say ? 5 Narrator ■ Forgetfulness is what Manfred desires; this one boon is all he begs. Who or what he seeks to erase from his memory – and why – he will not say; one glance into his soul and the spirits would know anyway. But it is precisely the gift of oblivion, of «self-oblivion» indeed, which the unearthly beings lack, claiming not even to possess power over death; and the gift they do dieses Geschenk der Vergessenheit, ja Selbstvergessenheit besitzen auch die überirdischen Mächte nicht, besitzt nach ihren Worten nicht einmal der Tod, und was zu geben sie imstande sind und ihm anbieten – Herrschaft über die Menschen oder gar die Elemente – braucht und will Manfred nicht. So wäre alle Geisterbeschwörung vergeblich gewesen, reizte ihn nicht zumindest die Vorstellung, die körperlosen Erscheinungen, die sich ihm nur als Stimmen zugesellt haben, in Form einer sichtbaren Figur, eines erkennbaren Antlitzes wahrzunehmen. Deshalb fordert er den mächtigsten der Geister auf, eine frei gewählte Gestalt anzunehmen – und erblickt sogleich jene Frau, die die Ursache seines Unglücks ist … 6 Nr. 2: Erscheinung eines Zauberbildes ■ Manfred O himmlische Erscheinung! Das schönste Weib, das Menschenauge sah – O Gott, – ist’s so, wenn du nicht Wahnbild, Verhöhnung du nicht bist, o dann würd’ ich Doch noch der Seligste! – Umarmen will Ich dich, und dann – (Die Gestalt verschwindet.) Weh, schon zerfließt die schöne Truggestalt – entschwindet – Weh’, weh – mir bricht das Herz! Nieder zur Erde sink’ ich. (Manfred fällt besinnungslos zu Boden.) offer – sovereignty over mankind and even the elements – Manfred neither needs nor wishes for. Thus he might have summoned the spirits in vain, were he not intrigued by the idea of perceiving the disembodied apparitions – manifest to him solely as voices – in the form of a visible figure, a discernable face. And so he requests the most powerful of the spirits to adopt any figure at will – and is faced with the woman who is the cause of his misery ... 6 No. 2: A Heavenly Apparition ■ Manfred O heavenly apparition! The finest female figure Known to human eyes! – Oh God! if it be thus, and thou Art not a madness and a mockery, I yet might be most happy. – I will clasp thee, And we again will be – (The figure vanishes.) Woe! The beautiful image has faded away. Oh woe! – My heart is crush’d! I sink to the earth. (Manfred falls senseless to the ground.) 7 No. 3: The Spirits’ Incantation ■ The Four Spirits When the moon is on the wave, And the glow-worm in the grass, 10 7 Nr. 3: Geisterbannfluch ■ Vier Geisterstimmen Wenn der Mond auf stiller Welle Und im Gras der Glühwurm scheint, Und der Flamm’ auf Grabesstelle Sich des Sumpfes Irrlicht eint; Schießt der Stern in schnellem Fall, Eule ruft im Widerhall, Ruhen schweigend Büsch’ und Matten In des Hügels stillem Schatten: Dann soll deine Seele mein Durch Gewalt und Zauber sein. Eine Geisterstimme Von deinen Tränen kocht’ ich Saft, In ihm wohnt sichre Todeskraft; Aus deinem Herzen zapft’ ich Blut, Aus schwarzen Quells tiefschwarzer Flut; Ich fing des Lächelns Schlange weg, Die lauernd dort lag im Versteck; Ich nahm der Lippen Reiz dir ab, Der stärkste Giftkraft Allem gab; Ich prüfte jedes Gift: allein Ich fand, das giftigste war dein. Drei Geisterstimmen Die Schale gieß’ ich auf dich aus, Sie weiht dein Haupt dem Zaubergraus; Nicht der Schlummer noch der Tod Löse dich aus dieser Not; Ob der Tod erwünscht dir sei, Fasse dich doch Todesscheu; 11 And the meteor on the grave, And the wisp on the morass; When the falling stars are shooting, And the answer’d owls are hooting, And the silent leaves are still In the shadow of the hill Shall my soul be upon thine, With a power and with a sign. One Spirit’s Voice From thy false tears I did distil An essence which hath strength to kill; From thy own heart I then did wring The black blood in its blackest spring; From thy own smile I snatch’d the snake, For there it coil’d as in a brake; From thy own lip I drew the charm Which gave all these their chiefest harm; In proving every poison known, I found the strongest was thine own. Three Spirits’ Voices And on thy head I pour the vial Which doth devote thee to this trial; Nor to slumber, nor to die, Shall be in thy destiny; Though thy death shall still seem near To thy wish, but as a fear; Lo! the spell now works around thee, And the clankless chain hath bound thee; O’er thy heart and brain together Hath the word been pass’d – now wither! Sieh’, das Zauberwort umwand dich, Kette, tonlos, nun umband dich; Durchfuhr dir durch Herz und Sinn Dieser Spruch – Vier Geisterstimmen – nun welke hin! (Manfred erwacht aus seiner Ohnmacht. Die Morgendämmerung bricht an und beleuchtet die höchsten Felsenspitzen.) 8 Sprecher ■ Manfred erwacht zur Morgendämmerung aus seiner Bewusstlosigkeit, in die ihn das Erscheinen und mehr noch das Verschwinden der Frauengestalt gestürzt haben. Die Geister, die er rief, ist er losgeworden. Doch die Dämonen seines Inneren peinigen ihn unvermindert weiter: Die Schönheit der morgenfrischen Bergwelt dringt nicht bis in seine Herzenstiefe, vielmehr scheint die Natur ihn einzuladen, seinem Elend durch den Sprung von einem Felsen ein Ende zu setzen. Doch während das Gewissen Feige aus uns allen macht, so herrscht über Manfred eine andere, namenlose Macht, die ihn zwingt, die Pfeil’ und Schleudern des wütenden Geschicks zu erdulden – auch wenn dies Leben ihm nichts mehr zu bieten hat als schonungslose Selbsterkenntnis und Selbstzerfleischung. Da erklingen aus der Ferne eine Hirtenschalmei und Herdengeläute, und während Manfred immer höher steigt, klimmt hinter ihm ein Gemsenjäger rasch empor … All Four Spirits – now wither! (Manfred awakes from his stupor. The sun rises and illuminates the highest mountain peaks.) 8 Narrator ■ At dawn Manfred wakes from the unconscious state into which the appearance – and worse the disappearance – of the female figure had thrown him. The spirits he called up have abandoned him. But his inner demons still torment him relentlessly. The beauty of the crisp Alpine morning cannot penetrate the depths of his heart; the natural world seems rather to be inviting him to end his misery by leaping from a clifftop. But while our conscience makes cowards of us all, Manfred is ruled by a different, nameless power, compelling him «to suffer the slings and arrows of outrageous fortune» – even when life has nothing more to offer him than brutal selfawareness and self-flagellation. At this moment a shepherd’s pipe and cowbells ring out, and while Manfred climbs ever higher, a chamois hunter rushes after him ... 9 No. 4: Round Dance of the Alpine Herd ■ (A shepherd’s pipe is heard in the distance and later cowbells.) 12 9 Nr. 4: Alpenkuhreigen ■ (Man hört eine Hirtenschalmei in der Ferne und später Herdengeläute.) Manfred Horch, der Ton! Des Alpenrohrs natürliche Musik – Denn hier ward nicht zu bloßer Hirtendichtung Die Patriarchenzeit – in freien Lüften Vermählt dem Klinggeläute muntrer Herden; Die Töne trinkt mein Geist. – O wär’ ich doch Solch’ sanften Klanges ungeseh’ner Geist, Lebend’ge Stimme, atmende Harmonie, Leiblose Wonne, – sterbend wie geboren Im sel’gen Tone, der mich zeugte! (Manfred ist während der vorigen Worte immer höher gestiegen.) Gemsenjäger Hier entsprang die Gemse: angeführt hat mich Ihr flinker Fuß; mein heutiger Gewinn Lohnt kaum die Halsarbeit. Doch wer dort oben? Der scheint mir nicht vom Handwerk, und hat doch Erreicht die Höhe, die sobald wohl keiner, Die besten Jäger nur erklimmen, – Nun, Ich will ihm näher treten. Sprecher Kaum dass der Jäger den rastlosen Helden erspäht hat, erkennt er mit dem geübten Blick 13 Manfred Hark! the note, The natural music of the mountain reed – For here the patriarchal days are not A pastoral fable – pipes in the liberal air, Mix’d with the sweet bells of the sauntering herd; My soul would drink those echoes. – Oh, that I were The viewless spirit of a lovely sound, A living voice, a breathing harmony, A bodiless enjoyment – born and dying With the blest tone which made me! (While speaking these words Manfred has been climbing ever higher.) Chamois Hunter This way the chamois leapt: her nimble feet Have baffled me; my gains today will scarce Repay my breakneck travail. – What is here? Who seems not of my trade, and yet hath reach’d A height which none even of our mountaineers, Save our best hunters, may attain: I will approach him nearer. Narrator Immediately the hunter spies our unquiet hero, with the practised gaze of a mountain dweller he recognizes the danger this dilettante mountaineer has placed himself in with his aimless ascent through the high mountain terrain. In fact Manfred is seeking release from his ills through the intervention of des Bergbewohners, in welcher Lebensgefahr sich dieser Halbschuhtourist durch sein zielloses Hinansteigen im Hochgebirge befindet. Tatsächlich sucht Manfred erneut die Erlösung von all seinen Übeln durch das Eingreifen der Natur: Eisklippen, Lawinen, Bergstürze fleht er an, ihn unter sich zu begraben. Doch da die Elemente sich seiner nicht erbarmen, setzt er nun selbst wieder zum Todessprung an – und wird vom Jäger doch ins Leben, ins verfluchte Dasein zurückgerissen. Manfred ist zu schwach, zu krank im Herzen und zu orientierungslos, um sich seinem entschlossenen Retter zu widersetzen. Ein Wetterumsturz droht, und gemeinsam macht man sich an den beschwerlichen Abstieg zur Alpenhütte des Jägers. Zweite Abteilung 10 Nr. 5: Zwischenaktmusik ■ 11 Sprecher ■ In der Hütte des Jägers ist Manfred wieder zur Besinnung und zu Kräften gekommen, doch lange hält es ihn dort nicht: Zu neugierig ist sein selbsternannter Beschützer, der wissen will, welches der Felsenschlösser sein hoher Gast beherrscht. Zu nahe sind auch dort die Dämonen der Erinnerung, die ihn selbst im unschuldig angebotenen Weintrunk die Bilder des Blutvergießens und der Blutschande sehen nature: he implores crags of ice, avalanches and landslides to bury him. But as the elements will not take pity on him, he resolves to leap to his death himself – but is hauled back to life by the hunter, back to accursed existence. Manfred is weak, too sick in his heart, and too disorientated to resist his determined rescuer. A storm is looming, and together they attempt the arduous descent to the hunter’s chalet. Act II 10 No. 5: Incidental Music ■ 11 Narrator ■ In the hunter’s dwelling Manfred regains his senses and his strength, but he has no desire to remain long there; his self-appointed guardian is too inquisitive, seeking to know which of the mountain castles his lofty guest is master of. The demons of memory are still close at hand, stirring up images of bloodshed and incest when he is offered a harmless glass of wine. And too starkly does he feel – as does his host – the contrast between the hunter’s law-abiding idyll, in which life trickles calmly and virtuously along, and his own driven, desolate existence, which he must suffer like an unending nightmare. 14 lassen. Und zu krass fühlt er – und fühlt auch sein Gastgeber – den Gegensatz zwischen des Jägers biedermeierlicher Idylle, in der das Leben friedlich und tugendvoll verrinnt, und seiner eigenen getriebenen, trostlosen Existenz, die es wie einen endlosen Albtraum zu ertragen gilt. So nimmt man Abschied, einander letztlich fremd, jedoch mit allen guten Wünschen und einem kleinen Trinkgeld für den Retter. Allein, endlich wieder allein, besteigt Manfred einen Felsvorsprung und genießt den Anblick des nahegelegenen Wasserfalls, aus dessen Tropfenspiel der sonnige Morgen einen Regenbogen zaubert. Doch reicht der Zauber der Natur ihm nicht, schon wieder sehnt er sich nach überirdischer Gesellschaft, und da er Wasser hochspritzt und Beschwörungsformeln murmelt, steigt aus dem Nass die Alpenfee unter dem Regenbogen auf … 12 Nr. 6: Rufung der Alpenfee ■ (Manfred nimmt Wasser in seine hohle Hand und spritzt es in die Luft, während er die Beschwörungsformel murmelt. Nach einer Pause steigt die Alpenfee unter dem Regenbogen des Wasserstromes auf.) Manfred Du schöner Geist mit deinem Haar aus Licht, Mit deines Aug’s ruhmreichem Glanz, darin Der Erdentöchter unvergänglichster Reiz aufblüht in unirdischer Gestalt, 15 Thus they bid each other farewell, each ultimately alien to the other, but with the best of wishes and a small consideration for the rescuer. Alone, alone again at last, Manfred climbs a rocky overhang and enjoys the view of a nearby waterfall, from whose spray the morning sun conjures a rainbow. And yet the magic of nature is not enough for him. Again he longs for supernatural company: muttering an adjuration, he splashes a handful of water into the air and the Witch of the Alps appears from the stream, under the rainbow ... 12 No. 6: Adjuration of the Witch of the Alps ■ (Manfred takes some of the water into the palm of his hand, and flings it in the air, muttering the adjuration. After a pause, the Witch of the Alps rises beneath the arch of the sunbeam of the torrent.) Manfred Beautiful Spirit! with thy hair of light, And dazzling eyes of glory, in whose form The charms of Earth’s least-mortal daughters grow To an unearthly stature, in an essence Of purer elements; Beautiful Spirit! in thy calm clear brow, Wherein is glass’d serenity of soul, Which of itself shows immortality, I read that thou wilt pardon to a Son Im Wesen rein’ren Elements; Du schöner Geist, ich les’ auf deiner Stirn, Dem klaren Spiegel stiller Seelenruh’, Die in sich selbst Unsterblichkeit verkündet, Dass einem Erdensohne du verzeihst, Dem dunklere Gewalten wohl verstatten, Mit ihnen zu verkehren – wenn er den Gewinn zieht aus dem Zauber: dass auch dich Er ruft zu eines Augenblicks Beschauung! 13 Sprecher ■ Die Alpenfee: Hier ist es endlich, jenes Geschöpf, dem Manfred sich anzuvertrauen wagt. Es ist der Moment des großen Bekennens: Wie er sich von frühester Jugend an mit endloser Mühe und Ausdauer der Nekromantie widmete, den uralten Geheimwissenschaften und der schwarzen Magie, um zu überirdischer Erkenntnis, zu Wissen und Macht zu gelangen … Doch eine Sterbliche gab es, die ihm nicht nur bluts-, sondern auch seelenverwandt war: Seine Schwester Astarte, die wie er die gleiche Welterkenntnis suchte und fand; sie, die – anders als er – zudem Erbarmen, Demut und Liebe kannte: Sie allein liebte Manfred und verdarb sie … und ihr Herz zerbrach, da sie ihn durchschaute … und von eigener Hand starb sie, und mit ihrem Blut floss auch sein Leben dahin. Nachts von Furien gehetzt, tagsüber sich verfluchend, wollen sich weder lindernder Wahnsinn noch seliges Vergessen einstellen. Und der Tod, den Manfred gesucht hat, der meidet Of Earth, whom the abstruser powers permit At times to commune with them – if that he Avail him of his spells – to call thee thus, And gaze on thee a moment. 13 Narrator ■ The Witch of the Alps: the one creature Manfred dares to trust has finally appeared. It is the moment of truth: From his earliest childhood he has devoted countless tireless hours to necromancy, to the ancient, mysterious sciences, to black magic, in order to gain supernatural insights, knowledge and power ... But there was one mortal with whom he shared both kindred blood and a kindred spirit: his sister Astarte who, like him, sought the same knowledge of the world, and found it: she who, unlike him, also knew pity, humility and love. The one person Manfred has loved, he has destroyed her; her heart broke when she saw through him and she died at her own hand, and as her blood ebbed away, his life too was over. Tormented by the furies at night, cursing himself by day, neither soothing madness nor blissful forgetfulness will come to relieve him. And death, which Manfred has sought, persistently evades him, as if he were dammed to eternal life. And as the Witch of the Alps can offer him neither consolation nor assistance, demanding instead his obedience to all unearthly spirits, Manfred banishes her in rage. 16 ihn beharrlich, als wollte er ihn zum ewigen Leben verdammen. Und da auch die Alpenfee ihm weder Trost noch Hilfe anzubieten vermag, sondern im Gegenteil seinen Gehorsam allen überirdischen Geistern gegenüber einfordert, schickt Manfred sie im Zorn fort. Manfred Hinweg! Sprecher Wieder allein. Wieder allein mit allen Schrecknissen der Erinnerung. So bleibt dem Verzweifelten nur noch, Antwort und Erlösung bei den Toten zu suchen – dort, wo Astarte für Manfreds Sünde büßen muss. Und so führt ihn sein Weg bei Einbruch der Nacht nun in die Unterwelt des Geisterreichs, in die Halle Arimans, des Herrschers über Dunkelheit und Verderben … 14 Nr. 7: Hymnus der Geister Arimans ■ (Die Halle Arimans. Ariman auf seinem Throne, umgeben von den Geistern.) Chor Heil uns’rem Meister! Herrn der Erd’ und Luft! Auf Wolk’ und Welle wandelnd, – seine Hand Regiert die Elemente, die In’s alte Nichts sein hoher Wille bannt! Er atmet – Sturm zerwühlt der Wogen Tanz; Er spricht – der Donner rollt aus Wolkenflammen; 17 Manfred Retire! Narrator Alone again. Alone with all the horrors of memory. Manfred is now so desperate that his only recourse is to seek answers and deliverance from the dead – in the place where Astarte is paying for his own sins. And so as night falls, he makes his way down to the underworld of the spirit kingdom, to the hall of Arimanes, the lord of darkness and depravity ... 14 No. 7: Hymn of the Spirits of Arimanes ■ (The Hall of Arimanes. Arimanes on his throne, surrounded by the spirits.) Choir Hail to our Master! – Prince of Earth and Air! – Who walks the clouds and waters – in his hand The sceptre of the elements, which tear Themselves to chaos at his high command! He breatheth – and a tempest shakes the sea; He speaketh – and the clouds reply in thunder; He gazeth – from his glance the sunbeams flee; He moveth – earthquakes rend the world asunder. Beneath his footsteps the volcanoes rise; His shadow is the Pestilence; his path The comets herald through the crackling skies; And planets turn to ashes at his wrath. To him War offers daily sacrifice; Er blickt – der Sonnenstrahl flieht seinen Glanz; Er regt sich – bebend bricht die Welt zusammen! Vulkane sprießen seinem Fußtritt auf; Pest ist sein Schatten; durch der Himmel Glutherolden die Kometen seinen Lauf: Planeten brennt zu Asche seine Wut. Ihm opfert Krieg auf blutigem Altar; Ihm zollt der Tod; das Leben ist ganz sein, Bringt ihm endlose Todeskämpfe dar; Sein ist der Geist in einem jeden Sein! 15 Sprecher ■ Ariman auf seinem Thron, und das Volk ringsum beugt Knie und Nacken vor ihm: Da sind seine zahllosen Geister, da ist Nemesis, die Tochter der Nacht, die Göttin des gerechten Zorns, die Rächerin menschlicher Selbstüberschätzung und Bestraferin herzlos Liebender. Und da sind ihre drei Schwestern, die Parzen, die den Schicksalsfaden des Menschenlebens in ihren Händen halten: Klotho spinnt den Lebensfaden, Lachesis erhält ihn, während Atropos ihn abschneidet. Und da kommt Manfred und versagt als einziger Ariman den Kniefall … 16 Nr. 8: Wirf in den Staub dich ■ Chor Wirf’ in den Staub dich, den verdammten Staub, Geburt der Erde, oder Schlimmes fürchte! To him Death pays his tribute; Life is his, With all its infinite of agonies – And his the spirit of whatever is! 15 Narrator ■ Arimanes sits on his throne, and the surrounding beings bend knee and neck before him. Here are his countless spirits; here is Nemesis, the daughter of the night, the goddess of rightful anger, the avenger of man’s hubris and punisher of heartless lovers. And here are her three sisters, the Destinies, who hold the fates of human lives like threads in their hands: Clotho spins the threads; Lachesis measures them out, while Atropos severs them. And now comes Manfred and is the only one to refuse to kneel before Arimanes ... 16 No. 8: Prostrate Thyself ■ Choir Prostrate thyself, and thy condemned clay, Child of the Earth! or dread the worst. Narrator But Manfred is tired of prostrating himself, having bowed down in self-humiliation, desolation and exhaustion often enough. He will not kneel if he doesn’t want to... 17 No. 9: Crush the Worm! ■ Choir 18 Sprecher Doch Manfred ist der Kniefälle müde, die er aus Selbsterniedrigung, Verzweiflung oder Erschöpfung zur Genüge vollzogen hat. Soll da knien, wer will … 17 Nr. 9: Zermalmt den Wurm ■ Chor Zermalmt den Wurm, Zertrümmert ihn in Stücken! Sprecher Haltet ein! Es ist Klotho, die Manfred vor der Vernichtung bewahrt: Sie kennt ihn und die «unsterbliche Natur» seines Leidens, sie weiß um seine Willenskraft und Stärke, die ihn zu höchster Offenbarung und weit über die Geisteswelt der anderen Sterblichen hinausgeführt hat. Und sie verwendet sich für ihn: Wenn er denn als letzte Erkenntnis begehrt, die Toten anzurufen, wenn er Astarte herbeigeholt und befragt haben will: Sollte man ihm diesen Wunsch nicht gewähren, hoher Herrscher Ariman? Ariman Ja. Nemesis Wen willst Du schau’n? Manfred Die ohne Grab blieb; ruf’ Astarte! 19 Crush the worm! Tear him in pieces!— Narrator Halt! It is Clotho who saves Manfred from annihilation: she understands him and the «immortal nature» of his suffering; she knows his willpower and strength, which have led him to immense revelations, far beyond spiritual dimensions of all other mortals. And she puts herself at his disposal: if he desires as his final insight to call up the dead, if he wishes to have Astarte fetched and questioned, should one not grant him this wish, great lord Arimanes? Arimanes Yes. Nemesis Whom would’st thou uncharnel? Manfred One without a tomb – call up Astarte. 18 No. 10: The Summoning of Astarte ■ Nemesis Shadow! or Spirit! Whatever thou art, Which still doth inherit The whole or a part Of the form of thy birth, Of the mould of thy clay, Which return’d to the earth, 18 Nr. 10: Beschwörung der Astarte ■ Nemesis Schatten! – Geist! – Was immer du sei’st, Das noch mag verweilen Im Ganzen, in Teilen Angebor’ner Gestalt, Des Gebildes aus Staub, Das verfiel der Gewalt Der Erde zum Raub – Steig’, wie du gewesen, Aus Grabesschoß, Und Gesicht und Wesen Vom Wurm kauf’ los. Erschein! – Erschein! – Erschein! Der dich gesendet, harret dein! (Das Schattenbild der Astarte steigt auf und steht in der Mitte.) Re-appear to the day! Bear what thou borest, The heart and the form, And the aspect thou worest Redeem from the worm. Appear! – Appear! – Appear! Who sent thee there requires thee here! (The phantom of Astarte rises and stands in the midst.) Manfred Can this be death? there’s bloom upon her cheek; But now I see it is no living hue, But a strange hectic – like the unnatural red Which Autumn plants upon the perish’d leaf. It is the same! Oh, God! that I should dread To look upon the same – Astarte! – No, I cannot speak to her – but bid her speak – Forgive me or condemn me. Manfred O Götter! Wie sich’s formt, Gestalt annimmt. Astarte! Liebste! Nur Schattenbild, du, einst mein ganzes Leben, Kann dies denn Tod sein? Nein, ich kann nicht zu ihr reden – lasst sie reden – Vergib mir, oder fluche mir! Nemesis By the power which hath broken The grave which enthrall’d thee, Speak to him who hath spoken, Or those who have call’d thee! Nemesis Bei der Macht, die gebrochen Dein Grab in den Tiefen, Nemesis My power extends no further. Prince of air! It rests with thee alone – command her voice. Manfred She is silent, And in that silence I am more than answer’d. 20 Sprich zu dem, der gesprochen, Oder uns, die dich riefen. – Arimanes Spirit – obey this sceptre! Manfred Sie schweigt, – Ihr Schweigen ist beredter, als die Antwort. Nemesis Silent still! She is not of our order, but belongs To the other powers. Mortal! thy quest is vain, And we are baffled also. Nemesis Nicht weiter dehnt sich meine Macht – o Fürst Der Luft, jetzt ist’s an dir; gebiet’ ihr Rede! Ariman Gehorche diesem Szepter, Geist! Nemesis Noch schweigt sie! Sie ist nicht uns’rer Ordnung und gehört Den anderen Mächten. Dein Begehren, Mensch, Vergeblich ist’s, und wir verhöhnt! – 19 Nr. 11: Manfreds Ansprache an Astarte ■ Manfred O höre, hör’ mich, Astarte! O Geliebte, sprich! So viel hab’ ich erduldet, dulde noch – O sieh’ mich an! Das Grab hat dich nicht mehr Verwandelt, als ich dir erschein’. Du liebtest Mich allzu sehr, ich dich: wir konnten nicht Einander so zerquälen, ob nun auch Todsünde war die Liebe, die wir liebten. O sag’, dass dir nicht graut vor mir – dass ich Die Strafe für uns Beide trage – dass Den Sel’gen du gehörst – und ich dem Tode; 21 19 No. 11: Manfred’s Speech to Astarte ■ Manfred Hear me, hear me – Astarte! my beloved ! speak to me: I have so much endured – so much endure – Look on me! the grave hath not changed thee more Than I am changed for thee. Thou lovedst me Too much, as I loved thee: we were not made To torture thus each other, though it were The deadliest sin to love as we have loved. Say that thou loath’st me not – that I do bear This punishment for both – that thou wilt be One of the blessed – and that I shall die; For hitherto all hateful things conspire To bind me in existence – in a life Which makes me shrink from immortality – A future like the past. I cannot rest. I know not what I ask, nor what I seek: I feel but what thou art – and what I am; And I would hear yet once before I perish The voice which was my music – Speak to me! For I have call’d on thee in the still night, Startled the slumbering birds from the hush’d boughs, Bisher hat Alles, was ich hasse, sich Verschworen, an das Dasein mich zu binden – Ein Dasein, dass mich die Unsterblichkeit Anschaudert, solchen Seins Verewigung. Ruhlos weiß nicht ich, was ich frag’ und will; Was du bist und was ich bin, fühl’ ich nur, Und hörte gern noch einmal, eh’ ich sterbe, Die Stimme, die Musik mir war, – o sprich! Gerufen hab’ ich dich in stiller Nacht, Aus Busch und Schlummer auf die Vögel scheuchend, die Wölfe des Gebirgs erweckt’ ich, ließ die Höhlen Vergeblich deinen Namen widerhallen, Sie gaben Antwort – Antwort gaben mir So mancher Geist und Mensch – nur du schwiegst still. O sprich zu mir! Die Sterne überwacht’ ich, Gen Himmel starrend sucht’ ich dich vergeblich. O sprich! Die Erde habe ich durchwandert Und fand nie deines Gleichen. – Sprich zu mir! Sieh’ rings die Feinde, wie sie mit mir fühlen. Sie fürcht’ ich nicht, und fühl’ für dich allein – O sprich mit mir! Sei’s auch im Zorn; nur rede, Ich rechte nicht, wovon – wenn ich dich höre – Noch einmal, nur noch einmal! And woke the mountain wolves, and made the caves Acquainted with thy vainly echoed name, Which answer’d me – many things answer’d me – Spirits and men – but thou wert silent all. Yet speak to me! I have outwatch’d the stars, And gazed o’er heaven in vain in search of thee. Speak to me! I have wander’d o’er the earth And never found thy likeness – Speak to me! Look on the fiends around – they feel for me: I fear them not, and feel for thee alone – Speak to me! though it be in wrath; – but say – I reck not what – but let me hear thee once – This once – once more! Astarte Manfred! Manfred Say on, say on – I live but in the sound – it is thy voice! Astarte Manfred! Tomorrow ends thine earthly ills. Farewell! Manfred Yet one word more – am I forgiven ? Astarte Manfred! Manfred Sprich mehr, ich leb’ in deiner Stimme Ton! Astarte Farewell! Manfred Say, shall we meet again? 22 Astarte Manfred, dein irdisch Leid ist morgen hin! Leb’ wohl! Manfred Ein Wort noch! – Hast du mir verziehen? Astarte Leb’ wohl! Manfred Sehen wir uns wieder? Astarte Lebe wohl! Manfred Ein Wort der Gnade, sprich, du liebst mich noch? Astarte Manfred! (Astartes Geist verschwindet.) Manfred Sie schwindet hin. Ein Hauch war sie, sonst nichts – nichts! Sprecher Astarte geht, und nimmer kehrt sie wieder – diese Erkenntnis stürzt Manfred in eine Verzweiflung, die ihn beinahe tötet. Aber seine Zeit ist noch immer nicht gekommen, und so nimmt er Abschied 23 Astarte Farewell! Manfred One word for mercy! Say, thou lovest me. Astarte Manfred! (The spirit of Astarte disappears) Manfred She has vanished away. A shimmer is all she was, nothing more – nothing! Narrator Astarte departs, never to return. Recognizing this, Manfred falls into a fit of despair so great it almost destroys him. But his time has not yet come and so he bids farewell to the kingdom of the spirits, whose inhabitants promise a speedy reunion back on earth ... Act III A Hall in the Castle of Manfred 20 Narrator ■ Sunset approaches and Manfred has returned to his castle only to lock himself in the room in his tower where he has kept vigil every night for years. His servants would dearly love to know what keeps him awake there, but the vom Geisterreich, dessen Bewohner ihm ein baldiges Wiedersehen auf Erden ankündigen … Dritte Abteilung Eine Halle in Manfreds Schlosse 20 SPRECHER ■ Die Abenddämmerung naht, und Manfred ist in sein Schloss zurückgekehrt, nur um sich in jenem Turmzimmer einzuschließen, in dem er seit Jahren alle Nächte durchwacht. Seine Bediensteten wüßten wohl gern, was ihn dort umtreibt, doch die jüngeren unter ihnen sind ratlos, und die ahnungsvollen Altgedienten empfinden Scheu, ihre Vermutungen zu äußern über jene verhängnisvolle Nacht, da Manfred mit seiner vergötterten Astarte in diesem Turmzimmer weilte – und nun kommt der Herr und zieht sich wieder zurück … 21 Nr. 12: Ein Friede kam auf mich ■ Manfred Ein Friede kam auf mich Unsäglich still, wie bis zu dieser Zeit Nicht heimisch war im Leben, das ich kannte. – Wenn ich nicht wüsste, dass Philosophie Der eitlen Dinge bunteste Verwirrung, Das leerste Wort, das je aus Schulweisheit Das Ohr betörte: könnte wohl ich meinen, Der Weisen Stein, das vielgesuchte Gut, Sei meiner Seele Fund und Eigentum. Hält’s auch nicht aus, so hab’ ich’s doch erkannt: younger ones are baffled, while the apprehensive veteran is afraid to utter his suspicions about the fateful night Manfred spent there with his beloved Astarte. And now the master appears – and retires to the tower again … 21 No. 12: There Is a Calm upon Me ■ Manfred There is a calm upon me – Inexplicable stillness! which till now Did not belong to what I knew of life. If that I did not know philosophy To be of all our vanities the motliest, The merest word that ever fool’d the ear From out the schoolman’s jargon, I should deem The golden secret, the sought «Kalon», found, And seated in my soul. It will not last, But it is well to have known it, though but once: It hath enlarged my thoughts with a new sense, And I within my tablets would note down That there is such a feeling. Who is there? 22 Narrator ■ A visitor interrupts his thoughts: the abbot of St Maurice has arrived to warn the scion of the esteemed dynasty of counts, and if necessary to save him. For dark rumours are in circulation; shocked peasants, devout monks, even Manfred’s own servants have all been disseminating stories of his séances and summonings of the dead. Even if all this is true, there might still be hope of saving his soul, as long as the count were to express remorse and beg 24 Es goss ein neu Gefühl in die Gedanken, Und in die Tafeln der Erinnerung Möcht’ ein ich tragen dies Gefühl. – Wer kommt? 22 Sprecher ■ Ein Besucher unterbricht seine Gedanken: Der Abt von Sankt Mauritius ist gekommen, den Spross des hochangesehenen Grafengeschlechts zu warnen und – wenn nötig – zu erretten. Denn düstere Gerüchte sind im Umlauf, erschreckte Landleute, fromme Klosterbrüder, selbst die Bediensteten Manfreds verbreiten die Erzählungen von seinen Geisterbeschwörungen und Anrufungen der Toten. Wenn all dies wahr wäre, gäbe es doch Hoffnung auf Errettung seiner Seele, müsste der Graf bereuen und Gottes Erbarmen erflehen. Sinnlose Plage, Müh ohne Zweck: Sooft der Abt Manfred auch bittet, sein Heil bei Gott zu suchen, sooft verweigert Manfred ihm die Gefolgschaft – kein Priester, kein Gebet, keine Buße vermöge ihn von der Sünde zu reinigen. Und keine Strafe im Jenseits sei wohl auch so qualvoll wie die Martern des eigenen Gewissens. Es ist zu spät für irdische Entsühnung, und freundlich, doch bestimmt verabschiedet Manfred den Abt, um in Ruhe den Sonnenuntergang betrachten zu können … 23 Nr. 13: Abschied von der Sonne ■ Manfred Glorreiche Sonne, Du der Natur Idol in ihrer Jugend, Des ungeschwächten kräftigen Geschlechts 25 God’s mercy. A pointless pursuit, wasted effort: every time the abbot advises him to seek forgiveness from God, Manfred refuses his assistance – no priests, no prayers, no penance could cleanse him of his sins. And no punishment in the afterlife could be so torturous as the excruciation of his own conscience. It is too late for earthly atonement and, politely but firmly, Manfred dismisses the abbot, in order to watch the sunset in peace … 23 No. 13: Leavetaking from the Sun ■ Manfred Glorious Orb! the idol Of early nature, and the vigorous race Of undiseased mankind, the giant sons Of the embrace of angels, with a sex More beautiful than they, which did draw down The erring spirits who can ne’er return. – Most glorious orb! that wert a worship, ere The mystery of thy making was reveal’d! Thou earliest minister of the Almighty, Which gladden’d, on their mountain tops, the hearts Of the Chaldean shepherds, till they pour’d Themselves in orisons! Thou material God! And representative of the Unknown – Who chose thee for his shadow! Thou chief star! Centre of many stars! which mak’st our earth Endurable, and temperest the hues And hearts of all who walk within thy rays! Der Riesensöhne aus dem Liebesbündnis Der Engel mit der Erde schönen Töchtern, Die die verführten Geister niederzogen Für immer – o glorreiche Sonne, du Ein Gottesdienst, noch ehe deiner Schöpfung Geheimnis kund ward, des Allmächtigen erstes Werkzeug, entzücktest auf den Bergeshöh’n Die Hirten vor Chaldäa, bis sie sich Versenkten in Gebet! Du Körpergott Des Unbekannten Stellvertreter, der Zu seinem Abbild dich erkor! Du Urstern, Du Weltenmittelpunkt, der unsre Erde Bewohnbar macht, und waltet über Farben Und Herzen derer, die sein Strahl bescheint! Du Königin der Zeiten und der Zonen Und ihrer Wesen! Alle tragen wir Im eingebornen Geiste deine Färbung, Auch äußerlich: du steigst herauf und scheinst, Und sinkst hinab gleich ruhmreich. Lebe wohl! Ich seh’ dich niemals wieder. Dir gehörte Mein erster Blick der Lust und Liebe, nimm Denn auch den letzten; nicht bestrahlst du gern Den, dem des warmen Lebens Gabe ward Verhängnisvoll. Sie sank: ich folge ihr! (Manfred will gehen.) 24 Sprecher ■ Noch einmal naht ihm der Abt, um ihn zur Reue zu bekehren, doch Manfred bleibt fest bei seiner Überzeugung, dass es zu spät für solche Errettung ist. Und wenn der Abt noch lange bei Sire of the seasons! Monarch of the climes, And those who dwell in them! for near or far, Our inborn spirits have a tint of thee, Even as our outward aspects; – thou dost rise, And shine, and set in glory. Fare thee well! I ne’er shall see thee more. As my first glance Of love and wonder was for thee, then take My latest look: thou wilt not beam on one To whom the gifts of life and warmth have been Of a more fatal nature. He is gone: I follow. (Manfred leaves.) 24 Narrator ■ The abbot returns, once more hoping to persuade Manfred to repent, but Manfred remains firm in his conviction it is too late for such salvation. And should the abbot remain longer with him he would place himself in danger; Manfred points to where his evil genius is appearing; what does the abbot see there? 25 No. 14: Nothing. – Look There, I Say. ■ (The figure of Manfred’s evil genius rises up, at first hazy, then advancing ever more distinctly.) Abbot Nothing. Manfred Look there, I say, And steadfastly; – now tell me what thou seest? 26 ihm verweile, bringe er sich selbst in Gefahr, denn er möge nur hierherblicken, wo eben der böse Genius erscheint, und sagen, was er sehe: 25 Nr. 14: Nichts. – Blick nur hierher ■ (Die Gestalt des bösen Genius steigt auf, zuerst undeutlich, dann immer schärfer hervortretend.) Abt Nichts. Manfred Blick’ nur hierher, Und festen Blicks: – nun sag’ mir, was du siehst? Abt Ich sehe eine dunkle Schreckgestalt Wie einen Höllengott der Erd’ entstiegen; Im Mantel das Gesicht verhüllt, mit Nebel Wie einem Kleide angetan; er steht Hier zwischen uns – doch fürchte ich ihn nicht. Manfred Du hast nicht Grund – kein Leid fügt er dir zu – Doch lähmt sein Anblick wohl die schwachen Glieder. Ich sage dir: Entflieh! Abt Und ich erwid’re: Nicht eher, bis ich kämpfe mit dem Bösen – Was will er hier? 27 Abbot I see a dusk and awful figure rise Like an infernal god from out the earth; His face wrapt in a mantle, and his form Robed as with angry clouds; he stands between Thyself and me – but I do fear him not. Manfred Thou hast no cause – he shall not harm thee – but His sight may shock thine old limbs into palsy. Manfred Nun – ach – was er hier will? Ich rief ihn nicht – und ungeladen kommt er. Sag’ an, was willst Du, Nacht entstiegener Geist? The power which summons me. Who sent thee here? Geist Komm! Manfred I have commanded Things of an essence greater far than thine, and striven with thy masters. Get thee hence! Abt Wer bist du, unbekanntes Wesen? – Sprich! Abbot And I reply – Never – till I have battled with this fiend – What doth he here? Manfred Why – ay – what doth he here? – I did not send for him, – he is unbidden. Pronounce – what is thy mission? Geist Der Genius des Mannes hier. – Komm! ‘s ist Zeit. Spirit Come! Geist Bald weißt du’s – komm nur, komm! Abbot What art thou, unknown being? answer! – speak! Manfred Gewalten höherer Natur gebot ich Und stritt mit deinem Herrn. Hinweg mit dir! Spirit The genius of this mortal. – Come! ’tis time. Manfred I am prepared for all things, but deny Manfred Gefasst bin ich auf Alles, doch erkenn’ Nicht an ich die rufende Gewalt. Wer sandte dich? Geist Mensch, deine Stunde ist gekommen! – Fort! Spirit Thou’lt know anon – Come! come! Spirit Mortal! thine hour is come – Away! I say Manfred I knew, and know my hour is come, but not To render up my soul to such as thee: Away! I’ll die as I have lived – alone. Spirit Then I must summon up my brethren. – Rise! (Other spirits rise up.) Manfred I do defy ye, – though I feel my soul Is ebbing from me, yet I do defy ye; Nor will I hence, while I have earthly breath To breathe my scorn upon ye – earthly strength To wrestle, though with spirits; what ye take Shall be ta’en limb by limb. 28 Manfred Dass meine Stunde ’kommen, wusst’ ich, weiß ich, Doch geb’ die Seele solchen nicht wie du: Fort! Wie ich lebte, sterbe ich – allein! Geist Dann ruf’ ich meine Brüder. – Steigt herauf! (Andere Geister steigen auf.) Manfred Ich weise euch zurück – zurück, obschon In mir ich fühle meiner Seele Ebbe; Ich weiche nicht, so lange noch ein Hauch Auf euch Zorn aushaucht, und noch irdische Kraft Den Kampf erlaubt, sei’s auch mit Geistern: was Ihr von mir nehmt, sollt Glied für Glied ihr nehmen. Geist Du Widerspenstiger! Ist dies der Zaubrer, Durchschreitend durch die unsichtbare Welt, Zu sein wie unser Einer? Und nun so Voll Lebenslust, ist’s möglich? Grade doch Das Leben machte elend dich? Manfred Du lügst! Wohl weiß ich, dass die letzte Stunde da, Und feilsche nicht mit ihr um den Moment; Nicht kämpf’ ich gegen Tod, doch gegen dich Und die Dämonen um dich; meine Macht 29 Spirit Reluctant mortal! Is this the Magian who would so pervade The world invisible, and make himself Almost our equal? – Can it be that thou Art thus in love with life? the very life Which made thee wretched! Manfred Thou false fiend, thou liest! My life is in its last hour, – that I know, Nor would redeem a moment of that hour; I do not combat against death, but thee And thy surrounding angels; my past power! Was purchased by no compact with thy crew But by superior science: I stand Upon my strength – I do defy – deny – Spurn back, and scorn ye! – Spirit But thy many crimes Have made thee – Manfred What are they to such as thee? Must crimes be punish’d but by other crimes, And greater criminals ? – Back to thy hell! Thou hast no power upon me, that I feel; Thou never shalt possess me, that I know: What I have done is done; I bear within A torture which could nothing gain from thine: The mind which is immortal makes itself Requital for its good or evil thoughts – Erkaufte nicht Vertrag mit dem Gelichter; Ich fuße auf der eig’nen Kraft – Und ich verweis’, Ich stachle – zürne euch aus meinen Augen! Geist Doch deine Sünden gaben dich – Manfred Was geh’n sie euch an? Werden Sünden durch Sünden Bestraft und größ’re Sünden? – Fort zur Hölle! Du hast nicht über mich Gewalt, das fühl’ ich; Du wirst mich niemals haben, nie, das weiß ich; Was ich getan, getan ist’s; innen trag’ ich Die Qual, unmehrbar durch die deinige: Der Geist, unsterblich, macht sich selbst verhaftet Für die Gedanken böse oder gut; – Er ist in Schmerz verschlungen oder Lust Aus dem Bewusstsein seiner eig’nen Würde. Du hast mich nicht versucht, nicht konntest du’s, Nicht dein Betörter bin ich; nicht dein Raub Mein eigener Zerstörer war ich; will es sein In alle Zukunft. – Fort – geschlag’ne Feinde! Der Tod legt seine Hand an mich – nicht ihr! (Die Dämonen verschwinden.) 26 Nr. 15: Schluss-Szene (Klostergesang) ■ Is absorb’d in sufferance or in joy, Born from the knowledge of its own desert. Thou didst not tempt me, and thou couldst not tempt me; I have not been thy dupe, nor am thy prey – But was my own destroyer, and will be My own hereafter. – Back, ye baffled fiends! The hand of death is on me – but not yours! (The demons disappear.) 26 No. 15: Final Scene (Monastic Chorus) ■ Abbot Alas! how pale thou art – thy lips are white – And thy breast heaves – and in thy gasping throat The accents rattle – Give thy prayers to heaven. Choir in the distance Requiem aeternam dona eis! Manfred ’Tis over – my dull eyes can fix thee not; But all things swim around me, and the earth Heaves as it were beneath me. Fare thee well – Give me thy hand. Abbot Cold – cold – even to the heart – Pray – albeit but in thought, – but die not thus. Abt Weh’ – wie du bleich wirst! – weiß sind deine Lippen – 30 Es wogt die Brust – ein tiefes Röcheln tönt Der Schlund. – Gebete sende auf zum Himmel! Chor aus der Ferne Requiem aeternam dona eis! Manfred Vorüber ist’s, mein trüber Blick erkennt Dich nicht, und Alles schwimmt um mich, es wogt Die Erd’, als läg’ sie unter mir. Leb’ wohl, – Gib mir die Hand! Manfred Old man! ’tis not so difficult to die. (Manfred expires.) Choir in the distance Et lux perpetua luceat eis! Aufnahmeleiter Florian Rosensteiner Tontechnik Wolfgang Fahrner Schnitt und Mastering Florian Rosensteiner Produktionsleitung Johannes Neubert Aufnahmeort Wiener Musikverein, Live-Mitschnitt Aufnahmedatum 9. und 11. 4. 2010 Abbot He’s gone – his soul hath ta’en its earthless flight – Whither? I dread to think – but he is gone. *The Inferno of Dante, trans. Robert Pinsky (New York: Farrar, Straus & Giroux, 1994) Abt Kalt – bis zum Herzen kalt – O bete noch – Weh! Fährst du so dahin? – Manfred So schwer ist’s nicht zu sterben, alter Mann! (Manfred stirbt.) Chor aus der Ferne Et lux perpetua luceat eis! Abt Er ist dahin, sein Geist entfloh der Erde. Wohin? – nicht denk’ ich’s gern. – Er ist dahin! Zitat Seite 5: Wilhelm Joseph von Wasielewski «Robert Schumann. Eine Biographie», Dresden 1858 Titelbild © gettyimages Abbildung Seite 4: Robert Schumann © Robert-Schumann-Haus, Zwickau Foto Seite 10: Martin Schwab © Reinhard Werner/Burgtheater Abbildung Seiten 14: © Robert-Schumann-Haus, Zwickau Abbildung Seiten 15: © The Whitworth Art Gallery, The University of Manchester Abbildung Seite 30: Lord Byron © IMAGNO/Archiv Nebehay Foto Rückseite: Bruno Weil © Bob Kolbrener Sprechertexte Verwendung der Texte von Christian Lackner nur mit Genehmigung des Autors. Use of the texts by Christian Lackner only with the permission of the author. Design fuhrer visuelle gestaltung Redaktion Christian Lackner, Alexander Moore 31 32