Leopoldina

Transcrição

Leopoldina
Leopoldina
We t t b e w e r b „ K u n s t a m B a u “
im Rahmen der Sanierung des künftigen
Hauptgebäudes der Deutschen Akademie
der Naturforscher Leopoldina –
Nationale Akademie der Wissenschaften
2|
Impressum
Herausgeber:
Deutsche Akademie der Natur­forscher Leopoldina e.V. – Nationale Akademie der Wissenschaften
Konzept und Redaktion:
Lars-Peter Jakob, Leopoldina
Bildnachweis:
David Ausserhofer, Markus Scholz, Thomas Ziegler, s.a.m.Die Agentur GmbH und Fotos der einzelnen Künstler
Gestaltung:
UNICOM Werbeagentur GmbH, Berlin
Druck:
Druckerei H. Heenemann, Berlin
Stand:
Januar 2011
Inhalt
Grußworte........................................................................................................................................ Seite 2
Der Wettbewerb „Kunst am Bau“..................................................................................................... Seite 4
Exposés der beteiligten Künstler
Roland Fuhrmann: DIALOG introspektiv (Wettbewerbssieger)....................................................... Seite 10
|1
Lars Bergmann: Zeiträume.............................................................................................................. Seite 12
Elisabeth Brockmann: Mamma Mia................................................................................................ Seite 14
Reiner Maria Matysik: Academia Naturae Curiosorum................................................................... Seite 16
Annette Munk: Conditio Humana................................................................................................... Seite 18
Gregor Passens: Kuschelnatur........................................................................................................ Seite 20
Ilka Raupach: Monaden.................................................................................................................. Seite 22
Maik Scheermann: „Aufsteigen (Absinken)“, „I think – Buchfink“, „exemplaris“............................ Seite 24
Eröffnungsveranstaltung: ............................................................................................................... Seite 26
Siegerentwürfe, Lageplan: ............................................................................................................. Seite 27
Grußwort
2|
Am 14. Juli 2008 wurde die Leopoldina zur Nationalen Akademie der Wissenschaften ernannt. Das
war ein glücklicher Tag für den Wissenschaftsstandort Halle und für unser ganzes Land.
Die Leopoldina gehört gemeinsam mit unserer
Martin-Luther-Universität, den Franckeschen
Stiftungen und den Wissenschaftseinrichtungen
im Technologiepark weinberg campus zu den
weithin strahlenden Leuchttürmen halleschen
Forscherdrangs. Mit unserer Bewerbung um den
Titel „Stadt der Wissenschaft 2012“ richten wir
den Fokus nunmehr besonders auf das exzellente
Potenzial, das hier zu Hause ist.
Das künftige Hauptgebäude der Leopoldina im
ehemaligen Logenhaus auf dem Jägerberg eröffnet neue Perspektiven. Hier entsteht ein „gastlicher Ort für den freien Geist“, wie es Altbundespräsident Horst Köhler treffend formulierte.
Dieses Haus braucht kräftige und sinnfällige künstlerische Symbole. Deshalb war es gut, dass es den
Wettbewerb „Kunst am Bau“ zur künstlerischen
Gestaltung des Gebäudes gab. Aus dem Kreis der
Bewerber wurden acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausgewählt und gebeten, ihre Entwürfe
einzureichen. Ihre Ideen zeigen wir in dieser Ausstellung im Ratshof. Das Preisgericht entschied
sich einstimmig, dass der Entwurf „Dialog intro-
spektive“ von Roland Fuhrmann aus Berlin realisiert werden soll. So kehrt dieser Künstler mit seinem Werk an den Ort seiner Ausbildung zurück.
Roland Fuhrmann studierte von 1991 bis 1995 an
der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.
Im Jahr 2003 erhielt er den Publikumspreis der
Großen Kunstausstellung Halle in der Villa Kobe.
Fuhrmann ließ sich von Goethes „Faust“ inspirieren: „Wie alles sich zum Ganzen webt, eins in dem
andern wirkt und lebt!“ Wirkung und Lebendigkeit: Hier treffen sich Kunst und Wissenschaft auf
das Schönste.
Freuen wir uns auf das neue Haus und nehmen
wir die Einladungen zum Gespräch an!
Herzlichst
Dagmar Szabados
Oberbürgermeisterin der Stadt Halle an der Saale
Grußwort
Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, seit 2008 Nationale Akademie der Wissenschaften, saniert ein repräsentatives Gebäude
auf dem Jägerberg in unmittelbarer Nachbarschaft
der Stiftung Moritzburg – Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, um den neuen inhaltlichen
Aufgaben, die mit einer personellen Erweiterung
verbunden sind, auch räumlich entsprechen zu
können. Ende dieses Jahres wird das Bauvorhaben fertig gestellt sein, so dass die Leopoldina ab
dem Jahr 2012 in neuer Umgebung ihren Aufgaben gerecht werden kann.
Das Gebäude, ursprünglich von der hallischen
Freimaurerloge „Zu den drei Degen“ als Gesellschaftsgebäude errichtet, wird von der Fassade
her erhalten und im Inneren unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten dem neuen Verwendungszweck angepasst. Der Festsaal, weitgehend
dem historischen Zustand angenähert, und der
Vortragssaal werden mit modernster Tagungstechnik ausgestattet, so dass zukünftig die Leopoldina auch größere wissenschaftliche Veranstaltungen in eigenen Räumen durchführen kann.
Die Freianlagen, Jahrzehnte über fast verwildert,
werden schrittweise dem Originalzustand angenähert – glücklicherweise liegen entsprechende
Pläne von früheren Gestaltungen vor.
Doch die Akademie wird natürlich von der Wissenschaft und damit von der Moderne geprägt sein.
So ist es selbstverständlich, dem durch zeitgenössische Kunstobjekte Rechnung zu tragen, wobei
es adäquat erschien, zu wünschen, nicht beliebige Objekte, sondern solche mit einem deutlichen
Bezug zur Akademie bzw. zu deren Aufgaben präsentieren zu können. In den Wettbewerbsbedingungen war das auch deutlich festgelegt worden
und der Jury gelang es, bei der Beurteilung gerade diesem Gesichtspunkt besonders Rechnung zu
tragen.
Wie in der Ausstellung am Beispiel der acht von
der Jury in die engere Wahl gezogenen Künstler zu
sehen ist, haben sich diese große Mühe gegeben,
einerseits ihre eigene „Handschrift“ deutlich werden zu lassen, aber andererseits auch den Intentionen der Ausschreibung nahezukommen. Es sei
allen einreichenden Künstlern für ihr Engagement
gedankt. Ebenso gedankt sei aber der Jury für ihre
aufwändige und verantwortungsvolle Arbeit sowie dafür, dass sie eine einstimmige Entscheidung
gefällt hat, so dass es dem Auftraggeber leicht
gefallen ist, den Sieger, Herrn Roland Fuhrmann,
dem für diesen Erfolg sehr herzlich gratuliert sei,
mit der Gestaltung zu beauftragen.
Prof. Dr. Jörg Hacker
Prof. Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug
PräsidentGeneralsekretärin
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Illustration des zukünftigen Hauptgebäudes der Leopoldina auf dem Jägerberg in Halle an der Saale.
4|
Der Wettbewerb „Kunst am Bau“
1. Einführung
Die Leopoldina wurde 1652 in der Freien Reichsstadt Schweinfurt gegründet und ist die älteste ununterbrochen existierende naturwissenschaftlich-medizinische Akademie der Welt. Seit
1878 hat die Leopoldina ihren Sitz in Halle. Als
Gelehrtengesellschaft wählt sie hervorragende
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu ihren Mitgliedern. Zurzeit gehören ihr rund 1.400
Mitglieder, darunter 32 Nobelpreisträger an. Die
Leopoldina ist eine übernationale Wissenschaftlervereinigung, mehr als ein Viertel der Akademie-Mitglieder kommt aus dem nicht deutschsprachigen Ausland.
2008 wurde die Leopoldina zur Nationalen
Akademie der Wissenschaften Deutschlands
ernannt. Seitdem steht sie unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Als Nationalakademie berät sie Politik und Gesellschaft
in relevanten wissenschaftlichen Fragen. Dazu
erarbeitet sie, unabhängig von politischen und
wirtschaftlichen Interessen, wissenschaftsbasierte Expertisen.
2009 erwarb die Leopoldina das im 19. Jahrhundert für die Freimaurerloge „Zu den drei Degen“
errichtete Logenhaus in Halle, das grundlegend
saniert und nach den Erfordernissen der Akademie umgestaltet und funktionell angepasst
werden soll. Das zukünftige Hauptgebäude ermöglicht es der Leopoldina auch räumlich, ihren
wachsenden Aufgaben als Nationale Akademie
der Wissenschaften gerecht zu werden. Sie erhält
mit der Sanierung des ehemaligen Logenhauses
einen repräsentativen Hauptsitz mit modernen
Büros für die steigende Zahl an Mitarbeitern sowie Räume für wissenschaftliche Symposien und
öffentliche Veranstaltungen.
Das architektonisch, kulturell und stadtgeschichtlich wertvolle Gebäude steht unter Denkmalschutz
und wird mit hohem denkmalpflegerischem Anspruch saniert. Die Mittel dafür stammen hauptsächlich aus dem Konjunkturpaket II des Bundes.
Mit der Finanzierung durch den Bund wurde der
Wettbewerb „Kunst am Bau“ den Vorgaben entsprechend durchgeführt. 130.000 Euro stehen für
die Umsetzung einer bleibenden Arbeit eines bildenden Künstlers zur Verfügung.
2 . A r t d e s We t t b e w e r b s
Durchgeführt wurde ein begrenzt-offener Wettbewerb, dem ein offenes Bewerberverfahren vorgeschaltet war. Teilnahmeberechtigt waren alle
akademisch vorgebildeten, professionell schaffenden Künstlerinnen und Künstler sowie Studierende an einer Kunsthochschule mit Wohnsitz in
Deutschland.
3. Bewerber
Die Wettbewerbsunterlagen wurden am 9. Juli
2010 veröffentlicht. Bewerbungsfrist war der
23. Juli 2010, Insgesamt gingen 142 Bewerbungen ein.
Aus dem Kreis der Bewerber wählte eine Auswahlkommission am 26. Juli 2010 acht Teilnehmer
für den Realisierungswettbewerb aus:
• Lars Bergmann, Leipzig
• Elisabeth Brockmann, Düsseldorf
• Roland Fuhrmann, Berlin
• Reiner Maria Matysik, Berlin
• Annette Munk, Berlin
• Gregor Passens, München
• Ilka Raupach, Schwielowsee OT Caputh
• Maik Scheermann, Berlin
4. Aufgabe und Entwürfe
Wettbewerbsaufgabe
Aufgabe war die Gestaltung von Kunstwerken für
den Innen- und Außenbereich des Gebäudes. Es
blieb den Künstlerinnen und Künstlern freigestellt, Vorschläge für einen einzelnen, mehrere
oder alle Standorte einzureichen. Kriterien waren eine hohe künstlerische Qualität und die gestalterische Bezugnahme auf den Ort und Zweck
(bauliche und räumliche Gegebenheiten, Oberflächen, Materialien usw.). Darüber hinaus sollten
sich die Entwürfe inhaltlich mit der Nutzung und
Bedeutung des Hauses als Sitz der Leopoldina –
Nationale Akademie der Wissenschaften als der
ältesten ununterbrochen existierenden naturwissenschaftlich-medizinischen Gelehrtengesellschaft der Welt auseinandersetzen.
Kunstformen
Plastische bzw. dreidimensionale Kunstwerke, keine Materialvorgaben
Wettbewerbsleistungen
Die ausgewählten acht Künstlerinnen und Künstler
wurden aufgefordert, bis zum 5. November 2010
Gestaltungsentwürfe mit folgenden Leistungen
bei der Leopoldina einzureichen:
• zeichnerische Darstellung des Entwurfes
(Grundriss, Schnitt, Ansicht)
• Modell im geeigneten Maßstab
• Skizzen, Modellfotos, Fotomontagen im freien
Maßstab
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• Darstellung von Konstruktion und Befestigung
im freien Maßstab mit Vermaßung
• Erarbeitung einer detaillierten schriftlichen Erläuterung für die Realisierung des Entwurfes
einschließlich der Ideen- und Konzeptbeschreibung sowie des Leitgedankens
5. Preisgericht
Am 8. Dezember 2010 traf sich das Preisgericht
in vollständiger Besetzung an der Leopoldina zur
Beurteilung der eingereichten Kunstbeiträge.
Mitglieder des Preisgerichtes waren:
Fachpreisrichter
Dr. Ursula Wohlfeld, Kulturreferentin der Stadt
Halle
6. Bewertung und Empfehlung
In der ersten Auswahlrunde lag das Augenmerk
auf der wesentlichen Erfüllung der gestellten
Wettbewerbsaufgabe. Die Jury entschied sich
nach Prüfung aller Beiträge für fünf Arbeiten, die
in einem zweiten Bewertungsrundgang weiter
diskutiert wurden. In dieser Runde wurden die Arbeiten „CONDITIO HUMANA“ von Annette Munk
und „Dialog introspektiv“ von Roland Fuhrmann
als die besten bewertet. Das Preisgericht empfahl
der Leopoldina schließlich einstimmig, den Künstler Roland Fuhrmann mit der Arbeit „Dialog introspektiv“ zu beauftragen.
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Cristine Neustedt, Leitende Baudirektorin,
Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr
des Landes Sachsen-Anhalt
Prof. Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug,
Generalsekretärin der Leopoldina
Norbert Hippler, Architekt, RKW Rhode
Kellermann Wawrowsky, Niederlassungsleiter
Büro Leipzig
Jörg-Tilmann Hinz, Dipl.-Metallbildhauer, Freiberufler, Domnitz
Prof. Hans-Helmut Brade, Grafiker, Professor an
der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle
Prof. Ulrich Wohlgemuth, Professor an der Hochschule Magdeburg-Stendal
Sachpreisrichter
Dr. Sabine Meinel, Landesamt für Denkmalpflege
Sachsen-Anhalt
Jochem Lunebach, Amtsleiter des Stadtplanungsamts der Stadt Halle
7 . B e u r t e i l u n g d e s P r e i s t rä g e r s
Die Arbeit von Roland Fuhrmann „DIALOG introspektiv“ erfüllt in jeder Hinsicht die Anforderungen
der Leopoldina an die künstlerische Ausgestaltung der räumlichen Gegebenheiten. Sie korrespondiert mit der historischen Entstehung und
heutigen Bedeutung der Nationalen Akademie
der Wissenschaften Leopoldina.
Inhaltlich bezieht sich der Künstler in seinem
Entwurf auf das Zusammenspiel von Wissenschaft und Kunst, Mensch und Natur. „Die skelettierten Plastiken wären ohne den tomographischen Röntgenblick moderner Wissenschaft
nicht möglich“, schreibt Fuhrmann in seinem
Exposé. Die Verbindung seines Entwurfs zur
Medizin knüpft an die historische Entstehung
der Akademie an. Die Eule als Symbol der Weisheit und Versinnbildlichung der Natur ist der
menschlichen Gestalt gegenübergestellt. Die
Arbeit verweist zudem auf einen historisch zeitlichen Aspekt. So ist angesichts der schichtweise
aufbauenden Ebenen der Skulptur an die sich
überlagernden historischen Zeitebenen der Geschichte der Akademie, wie auch der des Gebäudes zu denken.
Architektonisch harmoniert die Arbeit sowohl mit
dem historischen Treppenhaus des ehemaligen
Logenhauses als auch mit dem Gestaltungskon-
zept der Außenanlagen. Und schließlich hat der
Künstler mit Edelstahl bewusst ein beständiges
Material gewählt, das auf lange Sicht keiner Wartung bedarf.
Gemäß dem Beschluss des Preisgerichts wird die
menschliche Büste im Treppenhaus, die Eule im
geplanten Rondell der Begegnungszone in der
Freianlage aufgestellt. Die endgültige Größe der
Objekte wird der Künstler den räumlichen Gegebenheiten anpassen.
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Exposés der beteiligten Künstler
Auf den folgenden Seiten befinden sich die gekürzten Fassungen der Beschreibungen, die die Künstler
zum Wettbewerb eingereicht hatten. Beginnend mit dem Wettbewerbssieger Roland Fuhrmann folgen
die weiteren Künstler in alphabetischer Reihenfolge.
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Exposé | Roland Fuhrmann
DIALO G introspektiv
10 |
Roland Fuhrmann
Kniprodestr. 114a
10407 Berlin
www.rolandfuhrmann.de
„Wie alles sich zum Ganzen webt, eins in dem andern wirkt und lebt!“ Johann Wolfgang von Goethe. Zwei Figuren stehen einander gegenüber,
der Mensch als Maß aller Dinge und die Eule als
Vertreterin der Weisheit. Beide sind völlig transparent und geben Einblicke in die verschlungenen
Strukturen ihres inneren Aufbaus. Ganz im Sinne
von Goethes Faust können diese Skulpturen als
die Tragödie des menschlichen Strebens nach
vollkommener Erkenntnis gesehen werden. Sie
verstehen sich als bewusste Schnittstelle sowohl
zwischen Naturwissenschaft und Kunst, Mensch
und Natur(-Wissenschaft) als auch zwischen Mythologie und Zukunftstechnologie.
Beide Skulpturen sind introspektive Simultandarstellungen ihrer inneren und äußeren Formen.
Mit der Anspielung auf die klassische Portraitbüste einerseits und der Eule als mythologischer
Vertreterin der Weisheit andererseits wird auf
die Jahrhunderte lange Tradition der Leopoldina
verwiesen.
Beide Skulpturen tragen inhaltlich und formal
dem architektonischen Geist des Gebäudes zwi-
schen Klassizismus und Neorenaissance Rechnung. Die Plastiken stehen visuell und konzeptuell im Dialog. Der Mensch ist Ausgangspunkt und
Ziel allen naturwissenschaftlichen Dranges und
bildet auch in der Kunst den Mittelpunkt. Ihm
gegenüber steht die Weisheit, die zur Erkenntnis
führt. Hier verkörpert durch die Eule. Selbst die
„Weisheit“ wird durchleuchtet, analysiert und
neu zusammengesetzt.
Die schichtweise Zerlegung und transparente
Wiederzusammenfügung der Figuren kann als
Verweis auf die Geschichte des Gebäudes gelesen werden. Auch hier gibt es palimpseste Übermalungen, Überformungen und überlagerte Zeitschichten der verschiedenen Umnutzungen.
Der Röntgenblick ist die Grundlage für die Umsetzung der Skulpturen. Mensch und Eule werden in virtuellen Horizontalschnitten medizinisch
durchleuchtet. Den schwerelosen Eindruck bewirken die ständig wechselnden Positionen der
Verbindungspunkte, die die Skulptur vertikal
durchfluten und die Schnittebenen miteinander
verschrauben.
Lebenslauf
1966
1991 - 1995
1995 - 1997 1997
1998
in Dresden geboren
Kunststudium an der Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design Halle
Studium an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris bei Christian
Boltanski
Diplom für Bildende Kunst
lebt und arbeitet freiberuflich als Bildender Künstler in Berlin
Stipendien und Preise
2008
2005 2003 2002 2000/01 2000 1997/98 1997 1995/96 POLLEN, Monflanquin / Aquitaine, Frankreich
1. Preis der KINETIC ART ORGANIZATION, KAO, West Palm Beach, USA
Publikumspreis, Große Kunstausstellung Halle / Villa Kobe
1. Preis, BRAIN UP, Palais des Congrès, Paris
Stipendium des Deutsch-Französischen Kulturrates für Paris
Kaiserring-Stipendiat der Stadt Goslar / Mönchehaus Museum für mod. Kunst
Graduiertenstipendium des Landes Sachsen-Anhalt
Arbeitsstipendium der „Stiftung Kulturfonds“ Berlin
DAAD-Jahresstip. für die École Nationale Supérieure des Beaux-Arts, Paris
Einzelausstellungen
2011/12 2009
2008
2006 2004 2000 Grenzraum im Zeppelin Museum Friedrichshafen
Hamish Morrison Galerie, im Büro
Galerie POLLEN, Monflanquin/Frankreich
Museum Goch
Spielhaus Morrison Galerie, Berlin
Mönchehaus Museum für Moderne Kunst Goslar (mit Sigmar Polke)
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001
1998 - 2010 Kunstverein Familie Montez, Frankfurt; Haus der Kulturen der Welt Berlin;
Centre Culturel Colombier, Rennes, Frankreich
Gewerbemuseum Winterthur / Schweiz; Hamsih Morrison Galerie Berlin
Salon Österreich, Wien; Collection Callay, Paris; ACC Galerie Weimar
Galerie Spesshardt & Klein, Berlin; Goethe Institut / Toulouse;
Musée National (MIN) de Hondouras;
Museo de Arte de El Salvador, San Salvador; Kunsthalle Mannheim;
National Museum, Stettin / Polen; 2007 Czech Art Fund Prag / CZ
ViennaFair, Kunstmesse Wien; Kunstverein Bregenz / Österreich;
Kunsthalle Osnabrück
Salon Belgrad / Serbien; Neue Sächsische Galerie Chemnitz
Olympics of Visual Art, Athen
Martin-Gropius-Bau Berlin; art-forum Berlin
Halle / Villa Kobe; Palais des Congrès, Paris
ARSENAL Poznan / Polen Kunst am Bau
5x Halle, Bitterfeld, 2x Dresden, Goch, Minden, Cottbus, Potsdam
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Exposé | Lars Bergmann
Zeiträume
12 |
Im Bestreben ein Bild zu finden, welches gleichwohl die Möglichkeit bietet, sowohl Vergangenheit als auch Zukunft der Akademie in die
Räumlichkeiten einzuschreiben, verflicht der
künstlerische Beitrag „Zeiträume“ in plastischer
Gestalt die Geschichte der Stadt Halle und des
Jägerbergs mit der europäischen Wissenschaftsgeschichte der Leopoldina.
Dreimal im Jahr hebt die gläserne Raum-ZeitInstallation im Foyer bedeutsame Jahrestage der
Akademie hervor, wenn die gläsernen Kuben der
Installation vollständig und deckungsgleich durch
das Sonnenlicht illuminiert werden. Gleichzeitig
füllt sich die Installation tagtäglich neu mit dem
streifenden Sonnenlicht und bleibt somit für Gegenwart und Zukunft durchlässig.
Die Daten, die für die Installation ausgewählt
wurden, sind der 1. Januar 1652 als Gründungdatum der Academia Naturae Curiosorum sowie
der 7. August 1878 mit dem Beginn der Präsidentschaft Hermann Knoblauchs und der damit
verbundenen Niederlassung in Halle (Saale) mit
der Uhrzeit 11 Uhr vormittags. Um eben diese
Zeit wurde der Festakt zur feierlichen Ernennung
der Leopoldina zur Nationalen Akademie der
Wissenschaften am 14. Juli 2008 eröffnet. Mit
diesem jüngsten Datum, das sich als dritter Teil in
der Installation wiederfindet, ist die Berufung der
Leopoldina zur unabhängig von wirtschaftlichen
und politischen Interessen agierenden internationalen Gelehrtengesellschaft als gegenwärtiger
und zukunftsweisender Moment wichtiger Teil
der Installation.
Die Kuben geben der Erinnerung eine offene Gestalt, in welcher sich Vergangenes wie Fortdauerndes und niemals müßiges Streben, Erkenntnis, Forschung und Wandel der Akademie einschreiben.
Lars Bergmann
Kantstr. 59a
04275 Leipzig
www.Lars-Bergmann.de
Lebenslauf
1978
1998 - 2000 2008 in Jena geboren
Architekturstudium an der Hochschule der Künste /Berlin bei Prof. I. Kuhler und Prof.
G. Zamp Kelp
Studium der freien Bildhauerei/Plastik an der Burg Giebichtenstein, Hochschule für
Kunst und Design Halle bei Prof. A. Köker und Prof. A. Zaumseil
Diplom freie Bildhauerei/Plastik
lebt und arbeitet in Leipzig und Halle (Saale)
ab 2001 Stipendien und Preise
2010 2009 2006 2. Preis Kunst am Bau, Martha-Maria Krankenhaus Halle
Stipendiat der Kunststiftung Sachsen-Anhalt;
1. Preis Kunst am Bau, DHL Air Hub, Halle/Leipzig
Erasmusstipendiat, University of Leeds, Faculty of Fine Arts, UK
Ausstellungen (Auswahl)
2010 2009 Preview · Flughafen Berlin · Tempelhof Berlin · (G) (K);
David kämpft mit seinen hang-ups, wie wir alle · dieschönestadt · Halle (Saale) · (G);
video as a side effect · Kirov Kultur Palast · Murmansk (Russland) · (G);
opp_effect · AllArtNowGallery · Damaskus (Syrien) · (G);
Kein wet down · Kunststiftung Erich Hauser · Rottweil (G);
Nutze den Schwung · dieschönestadt · Halle (Saale) · (E)
Armella Show · Erfurt (G);
Gedanken zur Revolution Part 3 · Speck´s Hof · Leipzig (G);
So nah wie nie zuvor · Kunstverein Rügen · Putbus, Rügen (G);
An der Spitze gehts nach oben · Scotty Enterprises · Berlin (G);
Jeden Tag, den ganzen Tag · Kunsthaus Essen · Essen · (G) (K);
tolle atolle · Kulturpalast Wedding International · Berlin (G)
| 13
Exposé | Elisabeth Brockmann
Mamma Mia
Elisabeth Brockmann
Duisburger Str. 46
40477 Düsseldorf
www.elisabeth-brockmann.de
Unsere Perspektive entscheidet, was wir sehen
und wie wir es sehen. Wir können den Körper, mit
dem wir die Welt wahrnehmen, nicht verlassen –
insofern ist die Perspektive Beschränkung. Aber
wir können andere Perspektiven denken – das ist
die Freiheit des Geistes. Beides – perspektivische
Beschränkung und Freiheit des Denkens – setzt
uns in ein vielfach gebrochenes Verhältnis zur
Welt.
Im Architektur-Konzept zur Sanierung des Tscherny-Hauses heißt es: „Gestalterische Brüche sind
das Wesen des Hauses.“ In diesen Brüchen spiegelt sich die Vielschichtigkeit unserer Wahrnehmung von der Welt und ihren Objekten. Einen
dieser Brüche reflektiert das den Betrachter
überragende Stiefmütterchen: Die schiere Größe
des „eigentlich“ kleinen Stiefmütterchens inszeniert vor unseren Augen die grandiose Schönheit
der Natur. Aber was ist „eigentlich klein“?
Modellbau: 3D Design Jürgen Mühle, Düsseldorf | Foto Porträt: Alexander Vejnovic
14 |
Die Leopoldina ist die älteste naturwissenschaftlich-medizinische Akademie der Welt.
Naturwissenschaften nehmen die Natur unter
die Lupe – im wörtlichen wie im übertragenen
Sinn. Um zu erkennen, was wir mit bloßem Auge
nicht sehen, vergrößern die Wissenschaftler
ihre Anschauungsobjekte und relativieren damit
Größenverhältnisse. Aus der Anschauung sichtbarer und verborgener Strukturen gewinnen wir
Erkenntnis. Diese Erkenntnis setzen wir in Beziehung zu uns, um uns selbst und die Welt, in der
wir leben, zu verstehen. Wir sind groß im Verhältnis zur Ameise und klein im Verhältnis zur
Giraffe.
Lebenslauf
1955 geboren
1974 - 1981
Stu­di­um der Ma­le­rei bei Ger­hard Rich­ter
1988
Lehr­auf­trag Staatl. Hoch­schu­le für Ge­stal­tung, Karls­ru­he
ab 1983
zahl­rei­che Ein­zel­aus­stel­lun­gen und In­stal­la­ti­o­nen u. a.
• Kunst­fo­rum Len­bach­haus Mün­chen
• Cen­tre Na­ti­on
­ al de la Pho­to­gra­phie Pa­ris
• OK Cen­trum für Ge­gen­warts­kunst Linz
• Kul­tur­pa­last War­schau
so­wie re­gel­mäs­sig in den Ga­le­ri­en
• Schött­le, Mün­chen
• Joh­nen und Schött­le, Köln
• Ri­cke, Köln
• Ae­des, Ber­lin
• Schu­ler, Düs­sel­dorf
• Wit­ten­brink, Mün­chen
Büh­nen­ar­bei­ten für
• Baye­ri­sches Staats­schau­spiel, Mün­chen
• Théâ­tre des Aman­diers, Pa­ris
• Prinz-Re­gent-The­a­ter, Bo­chum
Buch­ver­öf­fent­li­chun­gen
• The New Mu­se­um – Pri­va­te View, Boll­mann Ver­lag, 1992
• Wei­nen kannst Du, wenn ich tot bin, Ullstein Ver­lag, 1997
• Ein Mann ist kein Mann ist mein Mann, Boll­mann Ver­lag, 1996
| 15
Exposé | Reiner Maria Matysik
Academia Naturae Curiosorum
16 |
Die Leitfrage, die das Projekt befeuert, ist: Wie
positioniert sich die Kunst zu den durch die Entwicklung der Wissenschaft entstehenden Herausforderungen, denen sich unsere modernen
Gesellschaften stellen müssen?
Künstler haben von jeher auf bedeutende wissenschaftliche und technische Innovation reagiert, sie
aufgegriffen, interpretiert und kommentiert. Da die
Biowissenschaften sich als neue Leitwissenschaft etablieren und immer neue bahnbrechende Forschungsergebnisse vorweisen, die die bisherige Definition des
Lebendigen infrage stellen, nimmt die Arbeit für die
Leopoldina direkten Bezug auf die Entwicklung.
Mein Projekt bezieht sich also vor allem auf die
Funktion des Gebäudes als Akademie der Naturforscher, die sich neben anderem die wissenschaftliche Politikberatung und die Förderung
der Zusammenarbeit unter Forscherinnen und
Forschern zur Aufgabe macht.
Der Entwurf besteht aus zwei räumlich getrennten Teilen.
Im Foyer wird über große Glasvitrinen eine museale Situation erzeugt. Die Vitrinen sind sachlich
klar. Trotz der Größe lassen Glaswände und Glasböden Licht und Blicke durch, so dass der Raum
optisch nicht zerteilt wird. Im Inneren der Vitrinen ist eine komplexe, vielgestaltige Welt von
fleischlich-warmfarbigen Objekten zu entdecken.
Im Außenraum steht ein den Menschen leicht
überragendes Modell für einen zukünftigen Organismus. Es wird ebenerdig ohne sichtbaren
Sockel im Zentrum des kreisförmig angelegten
Treffpunkts im Park errichtet. Das Material und
die Gestaltung der Standfläche werden identisch
mit der Oberfläche des Treffpunktes sein. Das Betonfundament wird nicht sichtbar sein.
Mit dieser Installation im Foyer und im Park vor
dem Hauptgebäude der Naturforschergesellschaft wage ich einen Blick in die Zukunft der
Evolution der Lebewesen einschließlich des Menschen, in der nichts weniger als die Zukunft des
Menschen als biologisches Wesen auf dem Spiel
zu stehen scheint.
Lebenslauf
Reiner Maria Matysik, 1967 in Duisburg geboren, lebt in Berlin. Er studierte Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und an den Ateliers Arnhem. 2004 leite er das künstlerische Entwicklungsprojekt: Institut für Biologische Plastik an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.
Er ist künstlerischer Mitarbeiter am Institut für Bildende Kunst, Fakultät Architektur der Technischen
Universität Braunschweig und hatte 2008 – 2009 eine Vertretungsprofessur für Plastik an der FH-Kunst
Arnstadt.
Er stellte in Institutionen wie dem Centre Pasquart, Biel, CH, der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst,
Berlin, dem Projektraum Deutscher Künstlerbund, Laboratoria Moskau; dem Museum König in Bonn;
dem Georg Kolbe Museum, dem Künstlerhaus Bethanien, der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, der
Fondación Cesar Manrique auf Lanzarote, dem Kunstverein Hannover, dem Martin-Gropius-Bau und der
Kunsthalle Bern aus. Er erhielt Stipendien von der Studienstiftung des Deutschen Volkes, dem Kunstfonds e.V., dem DAAD, der KfW Bank, der Stiftung NORD/LB – ÖFFENTLICHE und dem Berliner Senat.
Mit seinen skulpturgleichen Prototypenmodellen zukünftiger Lebensformen und dem Versuch eine lebende Skulptur herzustellen, arbeitet der Künstler an der Schnittstelle zwischen Kunst und den modernen Biowissenschaften. Im Gegensatz zum aus der Geschichte abgeleiteten musealen Blick auf den Menschen richtet sich sein künstlerischer Blick auf zukünftige Entwicklungsentwürfe des Menschen in einer
von Menschenhand gestalteten biotechnologischen Zukunft.
Reiner Maria Matysik
Marienburger Str. 49
10405 Berlin
Atelier: Friedenstr. 16
10249 Berlin
www.reinermatysik.de
| 17
Exposé | Annette Munk
Conditio Humana
Das neue Hauptgebäude der Leopoldina wird ein
Ort des lebendigen geistigen Austausches auf
höchstem Niveau. Gleichzeitig ist dieses Gebäude
in seiner Geschichte als Logenhaus der Freimaurer bereits ein vergleichbarer Raum gewesen –
wenn auch auf andere Weise. Zentrales Anliegen
des Entwurfs ist eine Würdigung der beständigen
Pflege ethischer Ansprüche an diesem Ort. So
wird die mit der rasanten Entwicklung der Wissenschaften verbundene Frage „Was macht den
Menschen aus?“ zum Motor für zukunftsträchtige, verantwortungsbewusste Forschung.
18 |
Annette Munk
Bevernstr. 3
10997 Berlin
www.annette-munk.de
Basis und Klanginstallation im Foyer
Im Foyer werden über 1300 Steinquader ausgelegt und als Fläche fixiert. Diese bestehen je zur
Hälfte aus schwarzem und weißem Marmor. Das
Material bezieht sich auf den historischen Raum.
Die Anzahl der Steine entspricht in etwa der aktuellen Mitgliederzahl der Akademie. Die Steine
bilden eine begehbare Bodenplastik: die Fläche,
die die Welt bedeutet. Die Zusammensetzung
der Plastik aus vielen geschliffenen und polierten
Steinquadern ist Sinnbild des gedanklichen Ge-
bäudes der Akademie mit ihren hervorragenden
Mitgliedern als Basis der akademischen Arbeit.
Die Steinfläche markiert wie eine Projektionsfläche den Raum für eine Klanginstallation. Was hören wir? Zwei leise Stimmen im Raum – wie zwei
anwesende Menschen: einerseits das LACHEN
und andererseits das WEINEN unterschiedlicher
Menschen.
Vergissmeinnicht-Rondell
Zweites sichtbares Element ist die Anlage eines
Rondells mit Vergissmeinnicht-Pflanzen im Park.
Dieses Beet ist von einem Ring der gleichen
schwarz-weißen Marmorquader eingefasst, um
eine erkennbare Verbindung der Elemente herzustellen.
Vergissmeinnicht als kleine Anstecknadeln waren
das geheime Erkennungssymbol der Freimaurer
zu Zeiten ihres Verbots. Die Pflanzung ist eine
Hommage an Verfolgung und Widerstand, unbeugsamen Freigeist und die Gemeinschaft der
Freimaurer, denen die Leopoldina das Gebäude
verdankt.
Lebenslauf
1983 - 1989
seit 1989 2002 - 2005
Studium an der Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design Halle, Diplom
im Bereich Metall/Email (Skulptur) bei Prof. I. Ohme
Bildende Künstlerin in Berlin: Public Art, Objekt, Konzept, Installation, Visuelle ­Poesie,
Kunstvermittlung
Studium am Institut für Kunst im Kontext der UdK Berlin, Master of Art in Context
S t i p e n d i e n , P r e i s e u n d r e a l i s i e r t e We t t b e w e r b e ( A u s w a h l )
2008
2004
1999
1998
1994 + 1903 1991/92/94 + 98 Die Berührung / The Touch, OSZ Körperpflege Berlin
Artist in residence Art Omi, New York
Kunstpreis des Erfurter Kunstvereins, Berliner Künstlerinnenförderung Goldrausch
Stipendium Mecklenburg. Künstlerhaus Schloss Plüschow
Arbeitsstipendien der Stiftung Kulturfonds
Wettbewerbe Alexanderplatz U2, Berlin
Personalausstellungen (Auswahl)
2010
2009
2007
2006
2002
2001
2000
1999
Nichts & Etwas, Galerie im Bürgerhaus Zella-Mehlis
Jerusalem und anderswo, Projektwohnung, Meiningen-Jerusalem
Funktionsträger, Projektraum Alte Feuerwache, Berlin;
Haushaltslöcher, Kunstsammlung im Stadtmuseum Jena
Standard Life/Living Standard, Galerie am Park, Wien (mit R. Hagyo)
Kunsthaus Nürnberg (mit Annette Blocher)
IRONie, Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin
Eins, zwei, viele…, Galerie Marktschlößchen, Halle/S.
Dunkelziffer, Erfurter Kunstverein, Galerie am Fischmarkt, Erfurt
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
2008
2006
2005
2003
2001
2000
1999
1998
1997
1995
Neue Kunst in den neuen Kammern, Schloss Sanssouci Potsdam;
Identity: Your passport please, Itami/Japan to New York (weltweite Wanderausstellung)
Places blessed/places cursed, Nowa Laznia Teatr, Nowa Huta/Krakau
Schrumpfende Städte, ZfzK Zentrum für zeitgenössische Kunst, Halle-Neustadt;
Spirit matters, CESTA-coop-Festival, Tabor/CR
Corporal identity – body language, american craft museum New York und MAK
Frankfurt/M.
AEROTEKTURA, Wasserspeicher Prenzlauer Berg;
nahtlos, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
ARK 2000, Dilston Grove, London; Goldrausch – unterwegs, Kunstbunker Nürnberg,
Kunstraum Düsseldorf; halle_für_kunst Lüneburg, art forum Berlin
sight seeing, Künstlerhaus Schloss Plüschow; art is ego, Zitadelle Petersberg, Erfurt
Wasserwege, Konstmuseum Ystad/Schweden
Made for Arolsen, Schlossmuseum Bad Arolsen;
nordsud – migrazioni dárte, Galleria Porta Pepice Matera/Italien
Expeditions, Internat. Ostsee-Symposium Schweden/Rügen;
Plastik/Metall – Burg Giebichenstein 1980-95, Grassimuseum, Leipzig;
Vision und Begegnung, Kunst im öffentlichen Raum, Halle/S.
| 19
Exposé | Gregor Passens
Kuschelnatur
20 |
Bei dem in den zwei Aluminium-Plastiken dargestellten Gegenstand von zirka 2,5 Meter Länge
handelt es sich um zwei bärengroße Teddybären,
die Gegenstände der Kultur und Übergangsobjekte sind und somit die Kindheit repräsentieren und
als Bezugspunkte fungieren.
Der Teddybär ist ein Gegenstand der Kultur, seit
der Mensch dieses wilde Tier in einen lieblichen
Teddybären für Kinder umgewandelt hat. Es ist
in der Kindheit, in der Kinder anfangen, Phänomene zu entdecken und zu erforschen und all
die Aspekte, die ihnen unbekannt sind. Sigmund
Freud nannte es Triebtheorie und diese ist direkt
verbunden mit den Geheimnissen, die sich früh
im Kind festsetzen, in Bezug auf das traumatische
Erleben, dass man nicht mehr das Zentrum der
Welt ist. Die „Kuschelnatur“-Plastiken wollen
diese für die zukünftige Entwicklung des fundamentalen Abschnitts im Leben des Subjekts darstellen. An diesem Punkt verbindet sich die Tätigkeit der Wissenschaft mit jenem Augenblick der
Kindheit.
Zieht man die Positionen in Betracht, die die Plastiken innehaben, ein angelehnt sitzender Teddybär im Außenbereich auf einer hellen Beton-Plattform und einer im Innenbereich mit dem Gesicht
nach unten liegend, wie ein Teppich, verweisen
diese auf zwei Aspekte der Wissenschaften: zum
einen auf eine romantische Version der Wissenschaft, die alles zu lösen vermag und somit eine
wichtige Grundlage für Staat und Gesellschaft ist,
und auf der anderen Seite auf eine eher apokalyptische Version von einer Wissenschaft, die
keine Fragen nach ethischen Grenzen stellt. Zwei
Visionen, die die Wissenschaft für den Menschen
in „Kuschelnatur“ gleichermaßen und gleichzeitig
verkörpert.
Gregor Passens
Mozartstraße 13
80336 München
www.passens.net
Lebenslauf
1974 1991 - 1994 1994 - 2001
2000
Februar 2002 seit Nov. 2007
geboren in Berchtesgaden
Fachschule für Holzbildhauerei in Berchtesgaden
Studium an der Akademie der Bildenden Künste München
Meisterschüler bei Prof. Nikolaus Gerhart
Diplom
Künstlerischer Mitarbeiter an der Akademie der Bildenden Künste München
bei Präsident Nikolaus Gerhart
(seit April 2010 vorübergehende Leitung der Bildhauer Klasse)
Preise und Förderungen (Auswahl)
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2008Projektatelier Sitterwerk, St. Gallen, Schweiz
2006 USA – Stipendium des Freistaates Bayern
2005Internationales Künstlerhaus Villa Concordia, Bamberg
2005 Projektstipendium der Landeshauptstadt München
2004Erwin und Gisela von Steiner-Stiftung
2003Prinzregent Luitpold Stiftung
Ausstellungen (Auswahl)
2011
2010
2009 2008 2007 2006 „INDEPENDENTLY / 42SNA – Geoestéticas of the Caribbean“, Kolumbien
„Die dritte Dimension“, Münchener Künstler im Salzamt, Linz„Der leere Raum“,
Rathaus Kunsthalle, München mit Martin Wöhrl
„Sendegebiet 155“, IVG, München
„Variation time“, Galerie der Künstler, München
„The unfair fair“, Rom, Italien; „2858“, Galerie der Künstler, München;
Preis der Darmstädter Sezession 2008, Darmstadt;
„Von hier aus“, Künstlerhaus Marktoberdorf
„Triumph“, neues kunstforum und Galerie Thomas Zander, Köln;
Cornice, Venedig Art Fair;
Rencontres Internationales, Madrid + Berlin
Rencontres Internationales, Paris
Exposé | Ilka Raupach
Monaden
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Wir Menschen sind das Ergebnis eines langen
Entwicklungsprozesses von Lebewesen, die sich
in ihren organischen Substanzen, Energieumwandlungen, chemischen Prozessen und zellulären Strukturen in hohem Prozentsatz gleichen.
Die verwandtschaftlichen und genetischen Beziehungen der Lebewesen standen im Mittelpunkt
der Forschung von Charles Darwin und Gregor
Mendel, beide herausragende Persönlichkeiten
der Leopoldina.
Im Flur des ersten Obergeschosses der Akademie
lagern zwei überdimensional vergrößerte Einzeller, Hohlkörper aus Bronze gegossen, auf dem
Boden. Wie von draußen durch das Fenster der
Südseite hereingeweht, mischen sich die Wesen
unter das Geschehen, das Leben im Innenraum.
Zur einen Seite des jeweils hohlen Zellkörpers
stülpt die Form weich nach innen und öffnet sich
dort wie ein Schlund, lässt in das Innere blicken.
Der gegenüberliegenden Seite des Körpers sind
Geißeln entwachsen. Die äußere Struktur lässt
eine Verbindung mehrerer Einzeller zu.
Durch ihre reduzierte und klare Formensprache und
die dunkelerdige Farbigkeit der Bronze heben sich
die befremdlich wirkenden Einzeller von der herrschaftlichen Architektur mit ihren Vergoldungen
und verspieltem zierenden Ornament ab. Für uns
Betrachter sind sie durch ihre Größe gleichgestelltes Gegenüber, Bestandteil des Lebens ... Monaden.
Mikroben sind allgegenwärtige Wesen. Drei haben sich auch im Garten auf dem Begegnungsrondell angesiedelt. Sie sind damit als Pendant zur
Installation im Innenraum zu sehen. Sie gleichen
sich in Gestalt und Material. Einige sind aufgrund
ihrer Größe und Form auch begehbar. Der Betrachter tritt so selbst in die Welt des Mikrokosmos ein und wird Bestandteil von ihr.
Ilka Raupach
Auguststraße 10
14548 Schwielowsee OT Caputh
www.ilkaraupach.de
Lebenslauf
1976
1996 - 2000 1998
2000 - 2005
in Hennigsdorf geboren (Berndt)
Ausbildung zur Elfenbeinschnitzerin und Meisterin in Michelstadt
Studienaufenthalt auf Grönland
Studium an der Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design Halle, Kunst/
Bildhauerei
2003
Studienaufenthalt an der KHIB in Bergen, Norwegen
2004 - 2005
künstlerische Assistenz für das Icehotel Jukkasjärvi, Schweden
November 2005Diplomabschluss
2006
künstlerische Leitung im Iglu-Dorf Scuol, Schweiz
seit 2009
künstlerische/wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Bildende Kunst der TU
Braunschweig
Stipendien und Preise
2011
2009
2007
2007
2006
2005
Artist in Residence, Nelimarkka-Museum Alajärvi, Finnland
Keramikpreis der Ofenstadt Velten
Nominierung für den 2. Rostocker Kunstpreis
Preis der Aquamediale 3, Lübben
Preis der Batuz-Foundation, Reise und Ausstellung im Cabildo de Montevideo (Uruguay)
2. Preis, Aquamediale 2, Lübben
Skulpturen am Radweg – Kunst in der Landschaft
Arbeiten in Sammlungen und im öffentlichen Raum
• Deutsches Elfenbeinmuseum, Erbach
• Grassimuseum, Leipzig
• Tobiashammer, Ohrdruf
• Skulpturen am Radweg – Kunst in der Landschaft, Zimmern (Neckar-Odenwald-Kreis)
• Landschaftspark Althaldensleben-Hundisburg
Ausstellungen und Projekte im In- und Ausland
(Norwegen, Schweden, Schweiz, Uruguay, Frankreich, Türkei, Grönland)
| 23
Exposé | Maik Scheermann
„Aufsteigen (Absinken)“, „I think – Buchfink“, „exemplaris“
24 |
Die Benennung der Plastiken knüpft an die drei
meist verwendeten Sprachen in den wissenschaftlichen Disziplinen: Deutsch – Englisch – Lateinisch. Inhaltlich repräsentieren die Plastiken
drei exemplarische Themen wissenschaftlicher
und politischer Beschäftigung: Bewegung, Raum,
Zeit – im Foyer des Hauptgebäudes; das Denken
bzw. das Gedachte – in der Begegnungszone im
Garten und das Kern-Schale-Prinzip – in der Blickachse des Hauptgebäudes.
Nutzung, Bedeutung und Geschichte der Leopoldina werden in den unterschiedlichen Formen
der plastischen Entwürfe aufgegriffen. Die Farbgebung unterstreicht dies.
Aufsteigen (Absinken)
Raum und Bewegung als Volumen und Vertikalbewegung verbunden mit Farbtemperatur und Zeit
sind die begrifflichen Eckpunkte der repräsentativen plastischen Arbeit. „Aufsteigen (Absinken)“
steht in der Zeit ihrer eigenen „Entfaltung“. Sie ist
die farbtemperierte, voluminöse Darstellung eines Zustandes auf der Achse der Schwerkraft. Die
Plastik ist eine Erscheinung im Raum, in dem sie
auftaucht, verändert, auf ihn durch ihre Farbstimmung reagiert. Die Farbigkeit nimmt Kontakt zu
den Scagliola-Säulen und der Bleiverglasung der
Fenster auf.
I think – Buchfink
Charles Darwin wurde 1857 von der Deutschen
Akademie der Naturforscher Leopoldina zum
Mitglied ernannt. Nach seiner Reise auf der „HMS
Beagle“ begann er 1837 mit der Niederschrift seiner Überlegungen in den „Notebooks on Transmutation“. Im Notizbuch „B“ entwarf er unter
der Überschrift „I think“ eine erste Skizze von der
Entstehung der Arten durch Aufspaltung. „I think
– Buchfink“ zitiert diese Skizze. Die Plastik nimmt
Darwins Diagramm als stilisierten Baum auf.
exemplaris
„exemplaris“ steht modellhaft für wissenschaftliches Forschen, für Visualisierung von Ergebnissen, für das veranschaulichte, „versteckt“
wirkende Prinzip, für Erkenntnis, Ursache und
Wirkung. Die Plastik deutet auf Schalen und die
Anziehungskräfte der Kerne.
Lebenslauf
1970 in Halle geboren
1987 - 1989 Lehre zum Werkzeugmacher
1995 - 1997 Studium Chemie- und Umwelt-Ingenieurswesen an der FH Merseburg, Vordiplom
1997 - 2003 Studium an der Hochschule für Kunst & Design Burg Giebichenstein Halle, FB Plastik
bei Prof. Irmtraud Ohme und Prof. Andrea Zaumseil
2001 - 2002 Iceland Academy of the Arts, Reykjavik / Island
2003 - 2004 Graduiertenförderung der Hochschule für Kunst & Design Burg Giebichenstein Halle
2003 - 2005 Aufbaustudium an der Hochschule für Kunst & Design Halle
Ausstellungen
2010 2009 2008 2006 2005 2004 2003 2002 Raum für Gegenwart (Berlin); Kulturpalast Wedding (Berlin); Valvegallery
(Oulu / Finnland); Gallery 5 (Oulu / Finnland); Kunsthalle m3 (Berlin)
maerzgalerie (Leipzig); Die Schöne Stadt (Halle); Kunsthalle m3 (Berlin)
G > R, Spinnerei (Leipzig); Kulturpalast Wedding (Berlin), ZERN (Berlin) 2007 Däschler Architekten (Halle); Kunsthalle m3 (Berlin)
Galerie Stelzer & Zaglmaier (Halle); Galerie Profil (Weimar)
Kunsthalle m3 (Berlin)
Galerie im Volkspark (Halle); Landeskunstschau Sachsen-Anhalt (Magdeburg)
Villa Kobe (Halle); Marburger Kunstverein (Marburg)
Galery „accept what“ (Reykjavik / Iceland); „Form 4“ (Bielefeld)
Maik Scheermann
Hochstädter Str. 11
13347 Berlin
www.lee-scheermann.com
| 25
Eröffnungsveranstaltung
am 31. Januar 2011, 18.00 Uhr
Ve ra n s t a l t e r / B a u h e r r
Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften
Es sprechen
26 |
Dagmar Szabados, Oberbürgermeisterin der Stadt Halle (Saale)
Prof. Dr. Dr. Gunnar Berg, Vize-Präsident der Leopoldina
Jörg-Tilmann Hinz, Dipl.-Metallbildhauer
Roland Fuhrmann, Dipl.-Künstler/Wettbewerbssieger
Ve ra n s t a l t u n g s o r t
Ratshof der Stadt Halle (Saale), 1. Obergeschoss
Marktplatz 1, 06108 Halle (Saale)
Ratshof
Siegerentwürfe von Roland Fuhrmann
Skulptur 1 – Eule Skulptur 2 – Menschlicher Kopf
| 27
Standorte der künftigen Skulpturen im Innen- und Außenbereich
Erwerb und Sanierung des neuen Hauptgebäudes
gefördert durch
BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
vertreten durch
BUNDESMINISTERIUM FÜR VERKEHR, BAU UND STADTENTWICKLUNG
und
LAND SACHSEN-ANHALT
vertreten durch
KULTUSMINISTERIUM
Baufachliche Beratung und Mitwirkung
Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr
28 |
Projektdaten
Bauzeit/Sanierung: Juli 2010 – Dezember 2011
Scheckübergabe vom Zuwendungsgeber: 12. Juli 2010
Grundsteinlegung: 9. November 2010
Richtfest: 18. Mai 2011
Übergabe: Dezember 2011
Voraussichtliche Baukosten: 15,2 Mio €
Nutzfläche: 2.800 m²
Arbeitsplätze: für ca. 80 Mitarbeiter
Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie dankt darüber hinaus dem
Leopoldina Akademie Freundeskreis e.V. für die großzügige finanzielle Unterstützung im Rahmen der
Sanierung des neuen Hauptgebäudes der Leopoldina.
| 29
Kontakt
Deutsche Akademie der Naturforscher
Leopoldina – Nationale Akademie der
Wissenschaften
Emil-Abderhalden-Straße 37
06108 Halle (Saale)
Postfach 110543
06019 Halle (Saale)
Berliner Büro:
Deutsche Akademie der Naturforscher
Leopoldina – Nationale Akademie der
Wissenschaften
Reinhardtstraße 14
10117 Berlin
Zentrale:
Tel.:
(0345) 472 39-0
Fax:
(0345) 472 39-19
E-Mail:[email protected]
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Tel.:
(0345) 472 39-800
Fax:
(0345) 472 39-809
E-Mail:[email protected]
Berliner Büro:
Tel.: (0345) 472 39-815
Fax: (0345) 472 39-809
www.leopoldina.org