Karl Foerster und Ernst Pagels

Verrückt nach Gras (links)
Sowohl Foerster als auch Pagels liebten Ziergräser wie
das Lampenputzergras (Pennisetum) und das Pfeifengras (Molinia), die sich besonders gut Spätsommerbeete integrieren lassen
Karl Foerster (1874–1970)
Prof. Dr.h.c. Karl Foerster mit
seiner Frau Eva.
Staudengärtner, Staudenzüchter und Gartenpoet aus
Bornim/Potsdam
Ernst Pagels (1913–2007)
Züchter von Stauden- und
Gräsersorten, in denen sich
Wildartencharakter mit guten
Gartenstaudeneigenschaften
vereinen.
Karl Foerster
und Er nst Pagels
Zwei deutsche Züchterpersönlichkeiten, die die
Staudenwelt des 20. Jahrhunderts revolutionierten.
K
arl Foerster wurde am 9. März 1874 als
Sohn des Astronomen Wilhelm Foerster
und der Malerin Ina Foerster geboren. Nach
einer Gärtnerlehre und Gehilfenjahre begann er
1903 mit dem Aufbau seiner ersten Gärtnerei am
Wohnhaus seiner Eltern in Berlin-Westend. 1911
zog die Gärtnerei nach Bornim bei Potsdam um,
wo sie sich auch heute noch befindet. Wohn-
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haus samt Garten entstanden zeitgleich. Foersters
unermüdlicher Züchtungsarbeit verdanken wir
heute Hunderte empfehlenswerten Staudensorten,
die durch Standfestigkeit und Witterungshärte
auffallen. Es seien hier nur die Rittersporn-Sorten
‘Berghimmel‘, ‘Ouvertüre’ und ‘Finteraahorn’
sowie die Phlox-Sorten ‘Düsterlohe‘ und ‘Dorffreude’ erwähnt. Desweiteren finden wir in den
Gattungen Aster, Chrysanthemum, Helenium und
Campanula ebenfalls viele wunderbare FoersterSorten. Mit besonderer Hingabe kümmerte sich
der Staudenzüchter auch um Gräser und Farne,
die er erstmals »gartenfähig« machte und in die
damalige Gartenkultur einführte.
Und nicht zuletzt machte sich Karl Foerster
als Schriftsteller verdient. Noch heute werden
seine zahlreichen Bücher, zum Beispiel «Blauer Schatz der Gärten« oder »Ferien vom Ach«
immer wieder neuaufgelegt. Karl Foerster ist die
Stauden-Ikone des letzten Jahrhunderts. Er starb
im Alter von 96 Jahren am 27.11. 1970, nachdem
er in den Jahren zuvor die Ehrendoktorwürde der
Humboldt-Universität erhielt und die Ernennung
zum Professor erleben durfte. Sein Vermächtnis
lebt in seinem weltbekannten Senkgarten, seinen
Büchern und Schriften, seinen Staudensorten und
auch in der Karl-Foerster-Staudensammlung auf
der Freundschaftsinsel in Potsdam weiter.
»Gräßlich – ein Garten ohne Gräser!« Dies
stellte Karl Foerster bereits fest und sein ehemaliger Schüler Ernst Pagels (1913–2007) machte
sich diese Behauptung zum Leitsatz. Als junger
Gärtner arbeitete er in der Staudengärtnerei Karl
Foersters und lernte dessen Vorstellungen von
modernen Gartenstauden kennen.
Der ostfriesische Züchter aus Leer erschuf
viele bedeutende neue Chinaschilf-Sorten
(Miscanthus), zum Beispiel ‘Kleine Silberspinne’,
‘Malepartus’, ‘Ghana’, ‘Hermann Müssel’ oder
‘Pünktchen’. Aber auch andere Staudengattungen
interessieren ihn. Er erweiterte das Salvia-nemorosa-Sortiment um die Sorten ‘Amethyst’, ‘Blauhügel’, ‘Ostfriesland’ sowie ‘Tänzerin’ und züchtete
weitere Gartenstauden wie die Hohe Fetthenne
‘Karfunkelstein’, die Schaf-Garbe ‘Feuerland’, den
Eisenhut ‘Franz Marc’ oder die Euphorbie ‘Goldener Turm’. Seine Stauden fanden Liebhaber auf
der ganzen Welt, oft zunächst in Großbritannien
und in den USA, erst später in Europa. Die mo-
»Und wenn ich nochmals auf die Welt komme, werde ich wieder
Gärtner und dann wieder, denn ein Leben währt viel zu kurz,
um die Staudenwelt zu begreifen« – Karl Foerster
derne Art der Staudenverwendung wäre ohne die
wertvollen Pagels-Sorten nicht realisierbar. Heute
sind rund 70 Pagelssorten im Handel erhältlich.
Als Anerkennung für seine außerordentlichen
Verdienste erhielt Ernst Pagels 1986 die GeorgArends-Gedächtsmedaille, die höchste Auszeichnung des deutschen Gartenbaus. Auf dem
ehemaligen Gelände der Staudengärtnerei in Leer
entstand nach dem Tod Pagels in Jahre 2007 ein
»Ernst-Pagels-Garten«, in dem Hunderte seiner
Stauden- und Gräsersorten aufgepflanzt wurden.
Außerdem widmet der »Park der Gärten« in Bad
Zwischenahn dem berühmten Staudengärtner
einen eigenen Themengarten.
Sehenswert (unten)
In seinem berühmten Senkgarten
erschuf Karl Foerster rund um das
große Wasserbecken eine wunderbare
blühende Landschaft mit Fetthennen,
Astern, Chinaschilf, Salbei, Spinnenblumen und Eisenkraut.
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