2015-32 Der Indomalaiische Palmen-Rüssler

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2015-32 Der Indomalaiische Palmen-Rüssler
Pflanzenschutzinformation
Müllroser Chaussee 54
15236 Frankfurt (Oder)
Tel.: (033702) 2113629
Fax: (0331) 275483984
Pflanzengesundheitskontrolle 32/2015 [email protected]
Pflanzenschutzdienst
des Landes Brandenburg
Bearbeiter: Herr Pfannenstill
21.07.2011
Der Indomalaiische Palmen-Rüssler
Mit der Einfuhr von Palmen besteht die Gefahr der Einschleppung eines neuen
Quarantäneschadorganismus. In Ländern mit Palmenanbau hat dieser Schädling schon beträchtliche
Schäden verursacht. Hier kann er zur Schädigung von Palmen in Tropenhäusern und bei
Kübelpflanzen führen.
Der Schädling
Rhynchophorus ferrugineus (Olivier), Ordnung Coleoptera,
Familie Curculionidae (Rüsselkäfer)
Indomalaiischer Palmen-Rüssler, Red Palm Weevil, Asiatic palm
weevil.
Bei Befall oder Befallsverdacht ist der zuständige
Pflanzenschutzdienst zu informieren (Meldepflicht nach § 1a
Pflanzenbeschauverordnung).
Adult von Rhynchophorus ferrugineus
Quelle: http://www.cespevi.it/art/rhynco.htm
Herkunft und Verbreitung
Das natürliche Verbreitungsgebiet des Indomalaiischen Palmenrüsslers liegt in Süd-Asien. Seit 1994
ist er in Spanien, in der Region Valencia und auf den Kanarischen Inseln eingeschleppt.
Wirtspflanzen
Der Indomalaiische Palmrüssler kann verschiedene Palmenarten befallen. Als „anfällig“ gelten
Pflanzen, außer Samen und Früchten, mit einem Stammdurchmesser von 5 cm an der Basis
folgender Arten bzw. Gattung: Areca catechu, Arenga pinnata, Borassus flabellifer, Calamus merillii,
Caryota maxima, Caryota cumingii, Cocos nucifera, Corypha gebanga, Corypha elata, Elaeis
guineensis, Livistonia decipiens, Metroxylon sagu, Oreodoxa regia, Phoenix canariensis, Phoenix
dactylifera, Phoenix theophrasti, Phoenix sylvestris, Sabal umbraculifera, Trachycarpus fortunei,
Washingtonia spp..
Befall wurde auch an Agave americana und Saccharum officinarum beobachtet.
Morphologie
Eier: Cremefarben, länglich, glänzend; durchschnittliche Größe 2.6 x 1.1 mm. Larvenschlupf nach 3
Tagen. Ein Weibchen kann durchschnittlich 200 Eier legen.
Larve: bis 35 mm lang; brauner Kopf, weißer Körper bestehend aus 13 Segmenten. Die
Mundwerkzeuge sind gut entwickelt und stark chitinisiert. Die ausgewachsene Larve ist 50 mm lang
und 20 mm breit. Das Larvenstadium dauert durchschnittlich 55 Tage.
Puppe: zunächst cremefarben, später braun, stark gefurcht mit glänzender Oberfläche,
durchschnittliche Größe 35 mm x 15 mm. Größe des Kokons 50-95 x 25-40 mm, bestehend aus
Palmenfasern.
Käfer: Rötlichbraun, ungefähr 35 x 10 Millimeter, mit langem gebogenem Rostrum; dunkle Punkte auf
der Oberseite des Thoraxes, Kopf und Rostrum umfassen etwa ein Drittel der Gesamtlänge.
Larve von Rhynchophorus ferrugineus
Kokon mit Puppe
Quelle: http://www.cespevi.it/art/rhynco.htm
Quelle: http://www.cespevi.it/art/rhynco.htm
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Lebensweise
Der Käfer ist überwiegend tagaktiv. Er kann größere Entfernungen (mind. 900 m) durch Flug
überwinden, um neue Brutplätze zu erreichen. Die Eier werden vorwiegend in Wunden im
Stammbereich oder den Blattstielen abgelegt. Nach dem Schlupf fressen sich die Larven ins Innere
der Palme. Die Larven sind bei Palmen bis zu fünf Jahren in allen Bereichen des Stammes zu finden,
mit zunehmendem Alter der Pflanzen mehr im Kronenbereich. Zur Verpuppung verlassen die Larven
den Stamm und bauen einen ovalen Kokon aus Palmenfasern am Fuß des Stammes. Es können alle
Lebensstadien auf einer Palme vertreten sein. Wenn der Käfer kein Futter mehr findet verlässt er die
Palme und wechselt zu einer neuen Wirtspflanze.
Schadbild
Der Indomalaiische Palmenrüssler frisst sich seinen Weg ins Innere des Palmenstammes und gräbt
Tunnel von bis zu 1 m Länge. Diese Galerien gehen von der Krone aus und verästeln sich im Stamm.
Die Palmenblätter werden von der Mitte aus strohgelb und sterben nach und nach ab, so dass die
Palmenkrone innerhalb weniger Wochen komplett abgestorben ist. Im Allgemeinen sind die
Symptome erst lange nach dem Befall sichtbar. Meist ist die Schädigung dann schon so stark, dass
die Pflanze abstirbt.
Bohrlöcher im Stamm und/oder Krone, aus denen zerkaute Pflanzenfasern ausgestoßen werden und
welkende Blattwedel sind Hinweise auf den Befall mit Rhynchophorus ferrugineus. Fressgeräusche
der Larven sind hörbar, wenn man das Ohr an den Stamm legt.
stark geschädigte Phoenix-Palme
Fraßgang
Quelle:
http://www.supermeteo.com/emergenzapalme.php
Quelle:
http://www.palms.org/palmsjournal/2002/re
dweevil.htm
Überwachungs- und Bekämpfungsmaßnahmen
Die importierte Ware sollte getrennt von befallsfreien Pflanzen in einem dafür zu bestimmenden
Quarantäne-Gewächshaus aufgestellt werden. Dies gilt besonders für Ware aus Nicht-EU-Ländern
sowie für Pflanzen und Rohware von den Kanarischen Inseln und aus Spanien. Ein Flug oder eine
Verschleppung des Schädlings aus dem Quarantäne-Gewächshaus in andere Gewächshäuser sollte
verhindert werden. Zugekaufte Ware auch aus weniger risikoreichen Importländern sollte nach dem
Eintreffen umgehend auf Befall untersucht werden.
Palmen der oben genannten Arten dürfen nur in die Europäische Gemeinschaft eingeführt werden,
wenn sie den Einfuhrvorschriften gemäß Nummer 1 des Anhangs I der Entscheidung 2007/365/EG
entsprechen und bei der Einfuhr vom zuständigen Pflanzenschutzdienst kontrolliert und keine
Anzeichen des Schadorganismus gefunden wurden.
Anfällige Pflanzen, die aus der Gemeinschaft stammen oder in die Gemeinschaft eingeführt wurden,
dürfen nur dann verbracht werden, wenn die Bedingungen gemäß Nummer 2 des Anhangs I der
Entscheidung 2007/365/EG erfüllt sind.
Die konsolidierte Fassung der Entscheidung 2007/365/EG ist im Internet beim Julius Kühn-Institut
abrufbar.