das mensazin nr. 366 (2013/2) interview artikel

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das mensazin nr. 366 (2013/2) interview artikel
DAS MENSAZIN NR. 366 (2013/2)
Vereinszeitung von Mensa Österreich (Mitglied von Mensa International)
IN T E R V IE W
I N T E L L I G E N ZF O R S C H U N G ,
B E G A B U N G S A U S S C H ÖP F U N G
R E N A T E B I R G MA Y E R
A R T I KE L
D E I N K O‐ ME N S A N E R ,
D A S U N BE KA N N T E W E SE N
D E T L E F SC H E E R
V OR T R A G
S P Ä T F OL G E N D E R P I L L E
P D D D R . R OH R ,
D R . ME D . C L E ME N T I
Mensa ist eine internationale Vereinigung, 1946 in Oxford gegründet, mit dem Ziel, intelligente Menschen in aller
Welt einander näher zu bringen. MENSA wächst ständig ‐ derzeit gibt es mehr als 100.000 Mitglieder in fast allen
Ländern der Welt. Mensa (von lat. "Tisch") ist ein Forum vernunftbegabter Weltbürger. Der Verein folgt keiner
bestimmten Weltanschauung. Grundsätzlich darf jede Person Mitglied werden, welche die einzige Qualifikation
erfüllt: Intelligenz (siehe unten). MENSA will eine stimulierende und sozial hochwertige Umgebung für alle
Mitglieder schaffen, menschliche Intelligenz entdecken und fördern sowie Forschungsvorhaben über Art,
Charakter und Nutzbarmachung intellektueller Begabung unterstützen.
Näheres ist im Internet zu finden:
http://www.mensa.at/
Wie werde ich Mitglied?
Mitgliedsbeiträge
Kontaktieren Sie unseren Interessentenbetreuer
Jahresmitgliedsbeitrag (inkl. TOPIQ)
für alle Mitglieder bis 19
für StudentInnen bis 27
für Familien in gemeinsamem Haushalt
für Gastmitglieder
Andreas Pichler
Rudolf‐Nurejew‐Promenade 1/8/7
1220 Wien
[email protected]
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44,‐
22,‐
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66,‐
33,‐
Um dem Verein die Kosten für die Aussendung von
und fordern Sie den MENSA‐Vortest an. Wir senden Zahlscheinen zu ersparen, sollten die Mitgliedsbeiträge
Ihnen dann einen IQ‐Test zu, den Sie zu Hause zeitgerecht (jährlich im Voraus) mittels Überweisung
auf das MENSA‐Konto eingezahlt werden:
durchführen können.
Sollte das Resultat einen Wert aufweisen, der über 95 % Bankhaus Carl Spängler & Co. AG
der Gesamtbevölkerung liegt, empfehlen wir Ihnen, an BLZ 19530, Konto‐Nr. 100.133.100
unserem offiziellen und überprüften Test teilzunehmen. BIC: SPAEAT2S IBAN: AT25 1953 0001 0013 3100
Dabei werden Sie von einem unserer Proktoren betreut.
Zeigt der bei diesem Test erreichte Wert einen IQ an,
der in den höchsten 2 % der Bevölkerung liegt, werden
Sie automatisch Mitglied von MENSA Österreich. Der
Mitgliedsbeitrag für das Kalenderjahr des Haupttests ist
durch die Testgebühr abgedeckt.
Sonstige Gebühren
Aufnahmetest (MENSA‐Haupttest)
Vortest
Bearbeitungsgebühr für Fremdtest
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Druck:
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Medieninhaber, Herausgeber und
Verleger:
MENSA ÖSTERREICH
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Redaktionsadresse:
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2331 Vösendorf
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Redaktionsteam:
Iris Studeny: Chefredakteurin
Rainer Rauch
Stefan Schleifer
Karin Weidner
€
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44,‐
5,‐
10,‐
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Lektorat:
Christian Rieseneder
Paul Rittler
Claus Volko
Wichtige Unterstützung:
viele Heinzelmännchen und ‐frauchen
Weitere
Mitarbeiterinnen
und
Mitarbeiter sowie Autorinnen und
Autoren siehe Namensnennung im
Inhaltsverzeichnis
und
bei
den
Beiträgen.
Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe: 28.05.2013
Ausnahme ausschließlich für Charming‐Beiträge: Redaktionsschluss 15.06.2013
WHO IS WHO?
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Rudolf Challupner
Gerald Schmid
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Stv. Vorsitz
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Vorsitz und Nat. Rep.
in MENSA International
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Sieglinde Fürst
Maja Balik
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Budgetierung und Finanzen
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Generalsekretariat
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Aktivitäten‐ und
Veranstaltungskoordination
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Andreas Pichler
Renate Birgmayer
Interessentenbetreuung
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Intelligenzforschung
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Intelligenzanwendung
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Tassilo Halbritter
LocSec‐Vertretung
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Fritz Schachinger
SIGHT‐Koordination
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Weitere Funktionen:
Georg Fischhof
Thomas Wolkenstein
Mitgliederverwaltung
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Markus Schwaiger
Gründer und Ehrenpräsident
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Rainer Rauch
Peter Kemptner
Alfred Singer
Rechtsberater
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Öffentlichkeitsarbeit und
externe Publikationen
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Webmaster www.mensa.at
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Ombudsmann
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Rechnungsprüfung: Nikolaus Wagner
Lokalsekretärinnen und Lokalsekretäre:
Kärnten:
Niederösterreich:
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Tirol:
Vorarlberg:
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Dieter Fleiß
Tassilo Halbritter
Karina Leitner
Andreas Lenz
Thomas Magnet
Jakob Schiechtl
Johannes Wagner
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Zur internen Kommunikation steht das Forum www.mensa‐aktiv.net zur Verfügung, programmiert und betrieben von Konstanze Kobel‐Höller.
Registrierung erfolgt direkt dort und ist nur für Mitglieder von Mensa Österreich möglich (gemäß Mitgliederdatenbank).
Änderungen vorbehalten: Aktuelle Information:
www.mensa.at
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EDITORIAL
Iris Studeny (Chefredakteurin)
LIEBE LESERINNEN UND LESER!
Für die nächste(n) Ausgabe(n) von TOPIQ suchen wir lustige, humorvolle, individuelle,
kreative, intelligente Artikel. Es können auch Fachartikel etc. sein. Hat jemand von
Euch eine außergewöhnliche Leistung vollbracht? Wir würden uns freuen, Neuautoren
begrüßen zu dürfen. Bitte sämtliche Termine mindestens drei Monate im Voraus im
Majakalender eintragen.
Themen für die Ausgabe von TOPIQ 367:
• Charming ‐ Rückschau
•
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Achtung: verlängerter Redaktionsschluss für Charmingbeiträge am 15.06.2013!!!
Urlaub, Freizeit, Reisen, Sport
Mode, Schönheit, Gesundheit, Tipps & Tricks
(Tropen‐)Krankheiten, Seuchen, eingeschleppte Tiere, Pflanzen & Co.
Souvenirs
Sicherheit vs. Überwachung
Wer fühlt sich dazu berufen? Bitte nur selbst verfasste Beiträge einsenden und nicht vergessen, zu jedem Beitrag
die bestätigte Einverständniserklärung mitsenden ‐ Nachwassern macht sehr viel Arbeit und verzögert die
Erscheinung von TOPIQ!
E‐Mail: [email protected]
Verantwortlichkeit
TOPIQ ist die Vereinszeitschrift von MENSA Österreich. Sie steht Mitgliedern und eingeladenen Gastautorinnen und ‐autoren
zur Veröffentlichung von Texten bis ca. 8.500 Anschläge und Bildern aller Art offen. Autorinnen und Autoren sind für den
Inhalt ihrer Artikel oder Werke selbst verantwortlich, die ausschließlich ihre Meinung widerspiegeln, nicht jene des Vereins.
Die Zusendung von Beiträgen gilt als Einverständnis auch zu deren Veröffentlichung auf www.mensa.at. Die Rechte an den
Beiträgen verbleiben bei den Autorinnen und Autoren. Die Entscheidung über die Abnahme von Beiträgen und den Zeitpunkt
der Veröffentlichung liegt bei der Redaktion.
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Ich als Einsender/Erziehungsberechtigter des Einsenders (zusätzlich bei Kindern und Minderjährigen) eines Beitrags an die
Vereinszeitschrift TOPIQ erkläre, dass ich den Artikel selbst verfasst habe und dass ich nur Bildmaterial verwendet habe, an
dem ich alleine die Rechte besitze oder die ohne Entgelt publiziert werden dürfen. Die Quelle(n) für Bildmaterial werden von
mir lückenlos angegeben, und falls ich in meinem Artikel Stellen aus anderen Texten zitiert habe, wurden diese eindeutig
kenntlich gemacht und die Quelle(n) zitiert. Sollte ich mit meinem Artikel die Rechte Dritter verletzen, so hafte ich dafür und
nicht Mensa Österreich.
INHALTSVERZEICHNIS
MENSA ÖSTERREICH
Quo vadis, Mensa Österreich ‐ Rudi Challupner
Letzte Erinnerung: Mensa‐Charming 2013 in der Wachau ‐ Tassilo Halbritter & Team
Nachruf: Ossi Heiter ‐ Tassilo Halbritter
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LOCSEC BERICHTE
LocSec Wien, Bericht ‐ Maja Balik
LocSec Salzburg, Bericht ‐ Andreas Lenz
LocSec Niederösterreich, Bericht ‐ Tassilo Halbritter
LocSec Oberösterreich, Bericht ‐ Karina Leitner
LocSec Tirol, Bericht ‐ Jakob Schiechtl
LocSec Kärnten, Bericht ‐ Dieter Fleiß
G'stanzln für Herbert, im Gasthaus ‐ Dieter Fleiß
LocSec Vorarlberg, Bericht ‐ Hans Wagner
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SIGS
TarockSIG ‐ Christian Rieseneder
SIGnema ‐ Gerald Schmid
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LEITTHEMATA
An die Schönheit ‐ Peter Kemptner
Bewegte Fremde! ‐ Peter Kemptner
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14
VORTRÄGE
Einfühlungsvermögen postmenopausaler Frauen ‐ PD DDr. Rohr, Dr. med. Clementi
Spätfolgen der Pille ‐ PD DDr. Rohr, Dr. med. Clementi
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SERIEN UND ARTIKEL
Intelligenzforschung, Begabungsausschöpfung: Ein Interview mit Dr. Renger ‐ Renate Birgmayer
Mein Nachbar und das faire Buch ‐ Anita Bernsteiner
Winterwunderland ‐ Yannick Körber
Physik und Glaube ‐ Tassilo Halbritter
Dein Ko‐Mensaner, das unbekannte Wesen, Teil II ‐ Detlef Scheer
Jazz‐Standards: Take Five ‐ Tassilo Halbritter
Augenblicke der Cosima Wagner ‐ Christine Schnabl
Sprachecke: Vom falschen und "richtigen" Denglisch ‐ Tassilo Halbritter
Wie Gott führt ‐ Gustav Kollisch
Das Verhältnis von Christen und Muslimen in der Gegenwart, Teil 2 ‐ Fritz Köck
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RÄTSEL
Wer was wann wo 3 ‐ Sieglinde Fürst
Magisches Würfelrätsel ‐ Claus‐Dieter Volko
Enigma 30 ‐ Christian Rieseneder
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MENSA INTERNATIONAL
Quo vadis, Mensa International ‐ Rudi Challupner
Mensa‐World ‐ Chris Leek
From the Executive Committee... ‐ Sylvia Herbert
International Elections ‐ Peter Fröhler
The Role of the Ombudsman in National Mensas ‐ Martyn Davies
International SIGs ‐ Barbara Kryvko
Did you know...
Lipstick on your collar ‐ could be a danger... ‐ Brian Page
From the executive committee 2
International photography competition ‐ Dr. Ranko Rajovic
Less than zero ‐ John Blinke
Cognitive decline in old age ‐ new link discovered
The devolution of intelligence? ‐ Thomas Hally
Congratulations
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DANKSAGUNG UND TERMINE
Termine Mensa Österreich
Termine Mensa International
Danksagung
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QUO VADIS, MENSA ÖSTERREICH
Rudi Challupner
MENSA ÖSTERREICH, HEUTE, MORGEN,
ÜBERMORGEN
Liebe Mitglieder,
tokolle der Vorstandssitzungen erhalten soll. Der
Beschluss: Ausführliche Protokolle gehen ausschließ‐
lich an offiziell eingeladene und auch anwesende
Teilnehmer sowie an alle Vorstandsmitglieder. In der
jeweiligen Sitzung kann beschlossen werden, wer
noch zusätzlich das Protokoll erhalten soll. Eine
Weitergabe an andere Personen ist nicht zulässig.
Beschlossen mit einer Gegenstimme (Andreas).
was bewegt sich in Mensa Österreich?
Wir zehn Vorstandsmitglieder bemühen uns, Mensa
Österreich insgesamt zu bewegen. Glücklicherweise
sind wir dabei nicht alleine, viele Aktive unterstützen
uns: Lokalsekretäre, Proktoren, SIG‐Leiter, Mitglieder
von Komitees, Redakteure, Webmaster, Testauswer‐
tung, Archivbetreuung, Ombudsmann, Rechtsberater,
Mitgliederverwaltung, Öffentlichkeitsarbeit, Rech‐
nungsprüfung, Mensa Online, usw.
Franz Langmayr hat seine beiden Ämter (Ombuds‐
mann und Rechtsberater) zurückgelegt. Der Vorstand
hat ihm für die vielen Jahre im Dienst von Mensa
gedankt. Nachfolger für diese beiden wichtigen
Aufgaben wurden glücklicherweise rasch gefunden:
Alfred Singer für den Ombudsmann (sofern er von der
Generalversammlung gewählt wird) und Rainer Rauch
(von Vorstand gewählt).
Die meisten von ihnen kommen zu unserem Charming
in die Wachau. Das heißt, dort hat man die Gelegen‐
heit, ihnen allen Dank zu sagen. Dort kann man sie
fühlen lassen, dass man froh ist, dass sie viele Stun‐
den in den Verein investieren und damit ein Klima
schaffen, das wir alle genießen können. Bei den Tref‐
fen, bei der Lektüre von TOPIQ, bei Kontakten aus
verschiedensten Anlässen. Mensianer sind für Mensi‐
aner da. Sie unterstützen sich gegenseitig, nicht nur
hier in Österreich, sondern weltweit. In fast allen
Ländern findet man welche, überall freuen sie sich
über Besuche oder wenn man an ihren Treffen teil‐
nimmt.
Das Mitgliederverzeichnis, inkl. Berufe, Hobbys, etc.
soll überarbeitet und neu herausgegeben werden.
Am Tag der Intelligenz (1. Oktober) soll als zusätz‐
liche Werbemaßnahme der Aufnahmetest zum halben
Preis angeboten werden. Bei dieser Gelegenheit
wurde auch gleich die Vorgehensweise mit den Test‐
gutscheinen neu geregelt: Gutscheine, die Mitglieder
weitergeben können, bieten einen 50 %igen Nachlass,
sind also nicht mehr gratis. Testgeschenkgutscheine
sind von dieser Regelung nicht betroffen, die kann
man natürlich unverändert käuflich erwerben. Mit
diesen Gutscheinen ist die Testteilnahme klarerweise
kostenlos.
Die beiden interessantesten internationalen Treffen in
nächster Zeit: das EMAG (European Mensas Annual
Gathering) in Bratislava vom 31. Juli bis 4. August
2013 und das IBD mit Rahmenprogramm in Calgary
(Canada) vom 18. bis 23. September. Meldet euch an,
ihr werdet es nicht bereuen.
Und wenn es jemanden interessiert, wie teuer un‐
sere Vereinszeitschrift aktuell ist: Wir bezahlen ca.
2.200 Euro pro Ausgabe mit derzeit knapp 1.000
Exemplaren.
Aber rasch zurück zu MÖ: Was tut sich hier?
Wir wachsen zwar langsam, aber kontinuierlich. Nach‐
haltig, wie manche sagen. Und unsere Angebote wer‐
den ebenfalls mehr und besser. Perfekt.
Und was bewegt die Mensianer?
Was tat sich bei der letzten Vorstandssitzung am 16.
März in Wien? Ich war leider beruflich verhindert,
Tassilo auch, es waren also acht Vorstandsmitglieder
anwesend. Trotz meiner Abwesenheit hier eine kurze
Zusammenfassung, herausdestilliert aus dem Pro‐
tokoll.
Wovon gibt es zu viel, wovon gibt es zu wenig? Lasst
es mich wissen, schreibt mir. Und ich werde sehen,
was sich tun lässt, um Mensa Österreich interess‐
anter, besser, schöner, attraktiver zu machen.
Danke und viele Grüße
Euer RUDI
Es wurde lange diskutiert, wer die ausführlichen Pro‐
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LETZTE ERINNERUNG:
2013 IN DER WACHAU
MENSA‐CHARMING
Charming‐Orgateam
Unser Jahrestreffen (Charming!) findet wie immer zu Pfingsten statt (16. – 20. Mai),
diesmal in Emmersdorf gegenüber von Melk in der Wachau.
Wer sich noch nicht angemeldet hat, sollte es sofort machen, denn es gibt nur noch
wenige Busplätze für die Ausflüge und die reservierten Hotelzimmer mussten wir
bereits freigeben. Wer sich erst jetzt anmeldet, muss möglicherweise auf eine der
Pensionen in Emmersdorf ausweichen (eventuell längerer Fußweg zum Tagungs‐
hotel “Zum schwarzen Bären“) oder mit dem Campingplatz (auch nicht weit ent‐
fernt am Donaustrand) vorlieb nehmen.
Ihr findet das Anmeldeformular auf unserer Mensa‐Homepage www.mensa.at unter
Aktivitäten‐Charming‐Charming 2013. Oder kürzer:
http://www.mensa.at/index.php?menuid=104
© Studeny
© Studeny
Die HP fürs Charming findet man hier:
http://www.balik.at/MENSA/CHARMING‐
2013/CHARMING‐2013.html
Das Anmeldeformular kann man auch an‐
fordern unter
<[email protected]>.
Verantwortlich für die Organisation ist
der
LocSec
von
Niederösterreich
(Tassilo). Hilfe bekommt er von seiner
Gattin Elisabeth, sowie von den Mitor‐
ganisatorinnen Sieglinde (Kassier) und
Maja (LocSec Wien und Veranstaltungs‐
koordinator für Österreich).
Wir freuen uns darauf, Euch beim Treffen
zu Pfingsten in der Wachau begrüßen zu
dürfen!
© Studeny
7
OSSI HEITER ‐ NACHRUF
Ossi Heiter (das war sein Künstlername, sein Geburtsname ist Artur Wesel),
geboren 1946 in Wien, lernte nach der Pflichtschule in einem Lebensmittel‐
geschäft Einzelhandelskaufmann. Später kam er zu Georg Fischhof als Mitarbeit‐
er ins Matzleinsdorfer Hochhaus, und in Folge wurde er Mensa‐Mitglied und bei
Mensa dann Sekretär. Zu der Zeit (Ende der Sechzigerjahre) war ich schon
Mensa‐Mitglied und lernte bei den Mensavortragsabenden Ossi kennen. Unver‐
gessen bleiben mir zwei Sonderaktionen von ihm im Zuge einer gemeinsam
geleiteten Rätselrallye für die Mensa: „Klick‐Klack“ (ein damals populäres,
jojoartiges Kugelspiel) am Friedhof der Namenlosen (Wien ‐ Albern) und „Präser‐
vative aufblasen, bis sie platzen“ vor der Französischen Botschaft (Wien ‐
Schwarzenbergplatz). Wir unternahmen auch sonst einiges gemeinsam für
Mensa, z.B. hatte er zeitweise ein Gipsbein, und ich kutschierte ihn nach Linz
zum dortigen Mensatreffen in einem Restaurant in der Landstraße.
Ossi hatte als großes Vorbild seine Mutter. Laut seinen Aussagen konnte sie nahezu alles; es gab für sie
keine Probleme, nur Lösungen. Er wohnte mit seinen Eltern im Hochhaus in der Wiener Herrengasse. Als
seine Eltern starben, übernahm Ossi die sehr kleine Wohnung. Ossi heiratete 1973 (Gattin Herta) und sie
wohnten dann im 2. Bezirk am Handelskai. 1987 kam ihr Sohn Oskar zur Welt. Ossi arbeitete nach seiner
Tätigkeit beim Büro Fischhof beim Rundfunkamt und widmete sich dann der Computerei. Er besuchte
zahlreiche Computerkurse und war zuletzt beim TÜV in Wien 1 beschäftigt. Dort wurde er aus gesundheit‐
lichen Gründen in Frühpension geschickt.
Als Pensionist gab er bei der Caritas gratis Computerkurse für Interessierte. Ossis Hobbys waren ‐ neben der
Mensa ‐ Rätsel und Knobeleien aller Art und nahezu an erster Stelle die Kunst. Er war bei den Pradler
Ritterspielen tätig und übernahm dann auch deren Leitung. Daneben spielte er ‐ zumeist in kleineren Rol‐
len ‐ bei diversen Filmen und Fernsehserien (u.a. Kottan), veranstaltete Lesungen und organisierte ver‐
schiedene unterhaltsame Veranstaltungen. Er war auch als Pointenschreiber für ORF, Simpl, sowie für
ausländische Film‐ und Fernsehstationen tätig. Er war ‐ sozusagen ‐ für jeden Gag zu haben. Nebenbei litt
Ossi unter, wie ich meine, einem gewissen "Michael‐Kohlhaas‐Syndrom". Wenn er Unrecht sah oder ver‐
mutete, konnte er nicht tatenlos zusehen. Er kämpfte oft aussichtslose Kämpfe, aber er gab nie auf. Er
wollte auch nie bedauert werden und verheimlichte allen (sogar seiner Gattin) seine schwere Krankheit.
Neben der Zuckerkrankheit litt er unter einer besonders gefährlichen Art der Hepatitis, ohne Aussicht auf
Heilung. Am 11.2.2013 verstarb Ossi im AKH in Wien, nachdem sein Kreislauf zusammengebrochen war. Er
hat seinen Humor bis zuletzt behalten und schlief (lt. Gattin) friedlich ein. An seinem Begräbnis auf dem
Wiener Zentralfriedhof nahmen zwei Mensianer teil; Mensa spendete ein Bukett.
Ich habe noch was vergessen: Ossi hat jedem geholfen, der etwas brauchte!
Ich danke Sieglinde Fürst und Paul Kment für ihre Mithilfe beim Zusammenstellen des Nachrufes.
Tassilo Halbritter
© Fürst
8
LOCSEC BERICHTE
LOCSEC WIEN ‐ BERICHT
Maja Balik
Unsere gut besuchten Vortragsabende hatten im
Februar das Thema: "Welche Bedeutung haben Meno‐
pause und ältere Frauen für den evolutionären
Sprung der Menschheit?" Dr. Uwe Rohr hat bereits im
Herbst 2012 einen sehr interessanten Vortrag über
Stammzellenmodulation bei uns gehalten und setzte
mit dem neuen Thema seine Vortragsreihe fort.
Im März hatten wir das Thema: LHC – die größte
Maschine der Welt. Im vergangenen Jahr war der
Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider (LHC)
des CERN oft in den Medien präsent. Meistens wurde
er jedoch nur im Zusammenhang mit der Entdeckung
des Higgs‐Teilchens erwähnt. In diesem Vortrag
wurde, nach einer kurzen Einführung über die
physikalischen Hintergründe, speziell die Technik
dieses wissenschaftlichen Apparates präsentiert: Was
ist CERN? Um welche „Teilchen“ geht es eigentlich?
Wie beschleunigt man diese Teilchen? Was passiert,
wenn sie kollidieren? Was bringt das der Menschheit?
SIGnema & SpasSIG veranstalteten gemeinsam am
Aschermittwoch einen Heringsschmaus mit an‐
schließendem Kinobesuch in der Milleniumcity. Am
späten Nachmittag trafen wir uns im Food Court zum
Plaudern und Schmausen. Wer es ganz stilecht,
aschermittwochmäßig angehen wollte, suchte sich
bei einem der vielen Angebote besonders fischige
Speisen aus. Das war aber keine Bedingung. An‐
schließend schauten wir uns den Film "Zero Dark
Thirty" an.
Der Film zeigt eine Dokumentation über die Opera‐
tion "Neptune’s Spear", die Suche der Vereinigten
Staaten nach Osama bin Laden.
SIGnema traf sich auch
noch einmal zu Bruce
Willis neuester Fortset‐
zung von „Stirb langsam
(ein guter Tag zum Ster‐
ben)“.
Die Spieleabende und das
Mensacafe werden, neben
den Stammbesuchern aus
Wien und Umgebung, im‐
mer wieder gerne von
Mensamitgliedern aus an‐
deren
Ländern
und
Interessenten besucht.
Die TarockSIG in unserer Pizzeria QF findet auch
wieder regelmäßig statt.
Auf der Homepage
www.balik.at/MENSA/mensa‐oesterreich.html
könnt ihr wie immer alle Details zu den Veranstal‐
tungen nachlesen und Euch über kurzfristige Ter‐
mine und Terminänderungen informieren.
Zu allen Terminen gibt es zeitnah per E‐Mail noch
ausführliche Informationen.
Ich freue mich darauf, wieder viele von Euch bei
unseren Veranstaltungen in Wien zu treffen.
Liebe Grüße
Maja
LOCSEC SALZBURG ‐ BERICHT
Andreas Lenz
Bei einem spannenden Flutlicht‐Finale am 11. Jänner wurde in Bad Gastein das Snow‐
board‐Weltcup‐Rennen gefahren – es war frisch, es war unterhaltsam. Am Tag darauf
wurde uns bei einigen Tanzrunden im Ballsaal des Bad Hofgasteiner Kongresshauses
warm. Die Woche drauf froren wir wieder bei Urban Ice – Eisfallklettern vom Feinsten –
mitten in Bad Gastein, vor einer wunderbaren Kulisse, kletterten 16 Männer und Frauen
am erstarrten Wasserfall. Am 23. Jänner fuhren uns einige Schiläufer im Zentrum von
Bad Gastein um die Ohren – RedBull Play Streets (sorry für die Werbung – die Veranstal‐
tung heißt so). Zwischen den Häusern, über künstliche Schanzen, über Dächer rasten
die Teilnehmer ins Zentrum. Der Stammtisch am 6. Februar fand in der warmen Stube
bei Tee und Wein statt. Am 8. Februar wurde die Ballsaison mit dem BORG‐Ball
abgeschlossen. Der Stammtisch am 6. März wurde wegen gutem Wetter kurzfristig in
einen Spaziergang entlang der Gasteiner Ache umgewandelt. Beim Aufnahmetest am
16. wurden drei Teilnehmer begrüßt – wir sind auf das Ergebnis gespannt.
Aktuelle Termine sind unter http://www.mensa.at – Aktivitäten – Lokalgruppen ‐ Ter‐
minkalender abrufbar.
9
LOCSEC NIEDERÖSTERREICH ‐ BERICHT
Tassilo Halbritter
Rückblick: An einem Samstag‐Nachmittag Ende März unternahm die Lokalgruppe NÖ
einen Ausflug zur Fossilienwelt Weinviertel in Stetten bei Korneuburg. Unseren sechs
interessierten Mitgliedern und deren Angehörigen bot sich rund um ca. 15.000 be‐
stens präparierte Riesenaustern eine Multimedia‐Show, die die besonderen Ereig‐
nisse, die zur Entstehung dieses gigantischen Riffs geführt haben, erläuterte. Ja,
damals, vor 16,5 Millionen Jahren, erstreckte sich noch das zentrale Parathetis‐Meer
vom Wiener Becken bis in die ungarische Tiefebene und in der Karpatium‐Schicht des
Miozäns verortet man diese Austernbank.
Da die Ausgrabung überdacht ist, waren wir vom eher kalten Wetter unabhängig. An‐
schließend ging es zum Plaudern zu einem Heurigen nach Hagenbrunn.
Vorschau: Wegen des durch die Lokalgruppe NÖ durchgeführten Mensa‐Charmings 2013 gibt es im Mai/Juni keine
anderen Veranstaltungen!
© Halbritter
© Halbritter
10
© Halbritter
LOCSEC OBERÖSTERREICH ‐ BERICHT
Karina Leitner
Familienstammtisch und Grillfest
Im März fand erstmals ein zum Familienstammtisch erklärtes Treffen statt. Das Echo
war sehr positiv und so sind zehn Erwachsene und sechs Kinder und Jugendliche an dem
Abend der Einladung gefolgt. Gottseidank hat uns unser Stammlokal angesichts des un‐
erwartet großen Andrangs auch kurzfristig genügend Platz reservieren können. Der
Abend war für Jung und Alt ein interessantes Beschnuppern und Kennenlernen und es
wurde bereits nach einer Fortsetzung gefragt, die ich gerne wieder ausschreiben werde
(die Stammtischeinladungen kommen wie gewohnt per Mail, wobei die Familienstamm‐
tische zur besseren Planung etwa zwei Wochen vorab angekündigt werden).
Dank der sehr regen Aktivität der oberösterreichischen Proktoren verfügen wir heuer über ein außerordentlich
schönes Budget.
Einen herzlichen Dank und meine Anerkennung an Karin, Thomas und Stephan für euren intensiven Einsatz!
Für alle, die es noch nicht wissen: das Budget der Lokalgruppe generiert sich aus der Zahl der im Vorjahr ge‐
testeten Interessenten. Je mehr Interessenten ihr aus eurem Freundes‐ und Bekanntenkreis zum Test schickt
(auch Gutscheine zählen!), umso mehr können wir im kommenden Jahr mit der Kohle unternehmen (‐;
Als Sommerevent ist daher heuer erstmals in Oberösterreich eine vom Lokalgruppenbudget gesponserte Grillparty
geplant. Termin ist Freitag der 5. Juli. Der Veranstaltungsort in Linz wird noch rechtzeitig bekannt gegeben. Wir
hoffen (und sind auch räumlich eingerichtet) auf eine rege Beteiligung von Jung und Alt! Nähere Infos bekommt
ihr Mai/Juni über den Mailverteiler.
Liebe Grüße
Karina
© Leitner
LOCSEC TIROL ‐ BERICHT
Jakob Schiechtl
TERMINHINWEIS
In Tirol ist an jedem ersten Freitag in den Monaten März, Juni, September und Dezem‐
ber, jeweils um 19:00 Uhr im Gasthof Bogner, Walpurga‐Schindl‐Straße 21, 6067 Absam
ein Mensa‐Stammtisch vorgesehen. Bei ausreichendem Interesse würde er das nächste
Mal am 07.06.2013 stattfinden.
Viele Grüße,
Jakob
11
LOCSEC KÄRNTEN ‐ BERICHT
Dieter Fleiß
Für TOPIQ 366 ein heiterer Beitrag von mir und zwar G'stanzln. Das sind "Zwiegesänge"
basierend auf einer gängigen Melodie mit spontan gereimtem Inhalt. Im ganzen Alpen‐
land üblich. Diesmal was Lustiges: "Im Gasthaus", der Hochschule des Volksliedes, laut
Aussage von Volksliedexperten.
Nächstes Treffen von Mensa Kärnten ("the friendly Mensa"):
mein Geburtstag am 20. Mai (nach dem Charming) bei mir zu Hause bei Musik und
Jause. Treffpunkt Kühnsdorf Nord 78 um 15 Uhr c. t.
G’STANZLN FÜR HERBERT
IM GÅSTHAUS
Im Gåsthaus is lustig, då san hålt viel Leit,
i bin a dabei, jå wia mi dås heit g’freit!
I wer heite saft’ln und jå nit fåchsimp’ln
Heit wird ma ka Geld in mein Såck drin vaschimp’ln!
Geh tråg nit so auf du mit deine påår Cent,
bist a ålta Aufschneida, wia a jeda di kennt!
I bin ka Aufschneida, bin g’stopft heite gnua,
i sauf di heit åbe, du goschata Bua!
Geh Wirtin kumm her, då will ana zåhl’n,
der tuat mit sein Brieftaschle går a so pråhl’n!
Geh Wirtin kumm her und schenk uns wås ein
Mia woll’n heite ålle recht lustig noch sein!
Jå håst es nit g’heart, kumm schnella daher,
bei uns san schon längst ålle Glasalan leer!
Geh, tua sie nit hetz’n, werst’s a noch daleb’n
Wear ma glei mitanånda a Viertale heb’n!
A Bierle is guat und a Weinle is fein
Heit gemma nit ham, bis ma rauschig hålt sein!
Und kumm hålt ham, dånn leg ma uns hin,
is im jed’n Schlåfzimma a liab’s Weibale drin!
Wohin jeda hamgeht, dås is jå wohl wurscht,
dås wichtigste is es: zu End’ is da Durscht!
Gereimt von Dieter Fleiss September 2005
12
LOCSEC VORARLBERG ‐ BERICHT
Hans Wagner
Und es könnte doch Frühling werden!
‐ aber können wir auch ‐
weitestgehend Rücksicht
nehmen auf die zeitlichen
Pläne unserer Mitglieder.
Das deckt sich leider nur
recht wenig mit den
Redaktionszeiten
des
TOPIQ, so dass unsere
Zeitschrift für uns eher
über das Geschehene als
das Kommende berichten kann. Wir schreiben
praktisch alle, die uns einmal besuchten, regel‐
mäßig an und laden sie zu kommenden Events ein.
Wer aber von uns nicht regelmäßig angeschrieben
wird, möge sich bitte bei mir melden.
Jedenfalls werden wir kurzfristig den Rhythmus un‐
serer Meetings von einem Termin pro Monat auf
zwei Treffen ausbauen.
Liebe Grüße aus dem Westen! Wir freuen uns schon
darauf, viele von Euch beim Charming zu treffen
Der Wetterbericht verhieß ja nichts Gutes, aber er‐
freulicherweise war der äußerste Westen Österreichs
am Ostermontag doch privilegiert und so begrüßten
uns Sonne und blauer Himmel am Ostermontag als
sich die Mensa Vorarlberg zum alljährlichen Oster‐
brunch traf. Diesmal direkt am Bodenseeufer. Ein
wunderschön umgebautes, neues Hotel ‐ früher eine
Kaserne. Oft ist der Zweitnutzen doch der bessere.
13 waren wir. Und wir genossen ein wunderbares,
gastronomisch fantastisches Buffet ‐ Frühstück in al‐
len Nuancen und dann auch die breite Auswahl an
Hauptspeisen! Im „Kaiserstrand“ in Lochau, am, teil‐
weise sogar im See (das Kaffeehaus ist ein Pfahlbau),
ist wirklich empfehlenswert. Nach dem Essen ein
kleiner Uferspaziergang mit Blick auf Bregenz,
Lindau und die schneebedeckten Schweizer Berge
und den Hausberg Pfänder – das Leben kann sehr
schön sein!
Bald treffen wir uns wieder, schon am 13. April,
wobei wir schon bei einem kleinen Problem sind: da
die Gruppe in Vorarlberg doch recht klein ist, müssen
Hans
SIGS
SIGNEMA
Gerald Schmid
SIGnema‐Neuigkeiten
Im Februar hat SIGnema “Zero Dark Thirty” (13.02.: 6 Teilmehmer) und “Stirb langsam
V” (28.02.: 7 Teilnehmer) besucht. Im März haben wir dafür einmal Pause gemacht. In
den folgenden Monaten sollte es wieder ungefähr im Monatsrhythmus einen Kinobesuch
geben. Alle Mensaner sind auch in Begleitung von Nichtmensanern herzlich willkommen.
Die Filme werden auf der Terminseite von Mensa Österreich angekündigt. Wer möchte,
kann mir auch eine Mail schreiben ([email protected]), dann kann ich sie/ihn vor dem
Film zur Sicherheit noch mittels einer E‐Mail einladen. Natürlich sind auch
Filmvorschläge unter dieser Mailadresse willkommen!
TAROCKSIG
Christian Rieseneder
Die TarockSIG darf sich über einen neuen Mitspieler freuen, nämlich Exmitglied Martin
Melchard. Es erwies sich als gut, alle im Mailverteiler zu lassen, und wer weiß, vielleicht
findet er wieder zu uns zurück? Auch neue Interessenten durften begrüßt werden, zu‐
letzt Anne Berthou, die von Mensa Frankreich bei uns zu Besuch ist (Frankreich ist übri‐
gens die internationale Tarockhochburg, wiewohl sich die dortigen Spielvarianten stark
von den österreichischen unterscheiden).
Die nächsten Termine, weiterhin im Erdgeschoss der Pizzeria QF, Markhofgasse 4,
1030 Wien, sind die Mittwoche 12. Juni und 14. Juli, jeweils um 18:30.
13
LEITTHEMA
AN DIE SCHÖNHEIT
(CA. 1978)
Peter Kemptner
© Studeny
Ach, der Bogen Deiner Nase,
schön wie die Blumen in der Vase
Ach, die Linie Deiner Beine,
warum bist Du nicht die Meine?
Ach, der Schwung in Deinem Nacken,
gerne würde ich Dich packen
und im Gras zu Dir mich legen,
doch ich weiß, Du wärst dagegen,
lebst Dein von mir fernes Leben,
drum begnüge ich mich eben
mit einem Bad in Deinen Augen
und dem Traum, an Deinen Lippen zu saugen.
BEWEGTE FREMDE!
Peter Kemptner
© Studeny
Was macht es denn wirklich aus,
solange Du Dich nicht ängstigst vor Deinen Gefühlen?
Berühr’ mich, halt’ mich,
wie meine offenen Arme schmerzen!
Versuch’, mir zu verfallen!
Wie ich bewegt bin, wie Du mich bewegst,
mit der Potenz Deiner Schönheit!
Du gibst mir Leben, lass mich nicht fallen!
jetzt, da Du meines Lebens Blüte berührst.
Bewegte Flüssigkeit!
Da Du bloß wie das Wasser bist,
umfließt Du, was in deinen Weg sich stellt.
Bedenke es nicht zu sehr, es holt Dich immer ein
und versetzt Deinen Geist in tanzende Drehung.
© Studeny
14
VORTRÄGE
EINFÜHLUNGSVERMÖGEN
POSTMENOPAUSALER FRAUEN FÜHRTE ZU
LEBENZEITVERLÄNGERUNG DER
MENSCHHEIT
PD DDr. Uwe Rohr (Text und Bilder), Dr. med. Wolfgang Clementi
Wien, Vortrag vom 04.02.2013
Eintrittsalter der Menopause sich in Jahrmillionen
bei Mensch und Affe nicht geändert hat, aber beim
Menschen die Lebenserwartung über die Menopause
hinaus gewaltig angestiegen ist (Abb. 2).
Die amerikanische Anthroplogin Kristen Hawkes
führte in den 1980er Jahren Studien an Primaten
und an Eingeborenen in Tansania, den Hadza, durch,
die immer noch auf der Stufe der Jäger und
Sammler stehen, also weit in unsere Vergangenheit
zeigen. Sie beobachtete, dass bei diesen die
Großmütter
a) Nahrung für ihre Enkel, die nicht mehr von ihren
Müttern gestillt wurden, sammelten und
b) sich auch an der Aufzucht ihrer Enkel beteiligten
Offensichtlich haben in der Natur ältere Affen‐
frauen keine Bedeutung mehr, wenn die Reproduk‐
tion erlischt. Daher ist die Frage, was es ist, das
ältere Frauen für die Evolution so wichtig erschei‐
nen lässt?
(Abb. 1) [1, 2].
Das war etwas, das Affen
nicht tun, weil nach dem
Abstillen
das
Baby
Nahrung alleine suchen
muss. Eine Erklärung war,
dass Affenmütter in der
Regel
nur
ein
Kind
aufziehen,
während
Menschenmütter
durch
die lange Zeit der En‐
twicklung ihrer Kinder zu
Erwachsenen
mehrere
Kinder haben und hier
jede
Hilfe
gebraucht
wird: Ein Schimpansen‐
kind
erhält
alle
Aufmerksamkeit
seiner
Mutter,
während
Menschenkinder
in
Konkurrenz stehen und zu
sagen scheinen: „Mama,
kümmere dich um mich!“
Abb. 2: Vergleich der Reproduktionsphase von Mensch und Orang‐Utan. Zwar tritt
Gorilla‐,
Schimpansen‐
die Menopause beim Menschen mit 52 Jahren ein, aber mit 45 erlischt so gut wie
und
Orang‐Utan‐Mütter
immer die Fähigkeit zu empfangen. Die Lebensdauer des Orang‐Utans ist mit Ein‐
überleben so gut wie nie
setzen der Menopause erloschen. Mit freundlicher Genehmigung von Dr.med. HU
die Reproduktionsphase
Feldmann, HUF Verlag, Mühlheim Ruhr Deutschland
und sterben, wenn die
Menopause erreicht wird
(Abb. 2). Die Menopause
tritt beim Menschen durchschnittlich im Alter von
Kristen Hawkes erkannte, dass das Einfühlungsver‐
52 Jahren ein, was in etwa den großen Menschenaf‐
mögen von Großmüttern einen evolutionären
fen ähnlich ist (Abb. 2). Es ist interessant, dass das
Vorteil brachte, der besonders die Qualität der En‐
15
Kristen Hawkes konnte nun in ihrer neuen Studie
zeigen, dass es etwa 60.000 Jahre gedauert hat, bis
sich eine lange „Postmenopause“ entwickelt hat,
bis also aus dem Affen ein Mensch werden konnte
[1]: Die Zunahme älterer postmenopausaler Frauen
erniedrigt die Kindersterblichkeit, was man an
Studien in Deutschland, Frankreich (Abb. 4) und
Kanada zeigen konnte.
Hawkes und ihre Kollegen konnten theoretisch zei‐
gen, dass die Lebenszeitverlängerung des Menschen
wesentlich durch Eigenschaften der Großmütter
bestimmt wurde und nicht durch die Vergrößerung
des Gehirns [1].
Bei weiblichen Tieren gibt es so gut wie nie ein
Leben nach der Reproduktionsphase. Ausnahmen
sind hier aber Elefanten und Orcas (Abb. 5). Auch
bei diesen Tierarten gibt es lange Tragezeiten, so
dass Mütter ihre Kinder sehr lange und gleichzeitig
oder nacheinander aufziehen. Überraschend ist,
dass in beiden Arten die Herde immer von einer
menopausalen Leitkuh angeführt wird, wobei die
Söhne bei den Elefanten die Herde verlassen, bei
den Orcas Söhne und Töchter immer bei den
Müttern bleiben. Es entstehen große Familienclans,
die immer von einer menopausalen Leitkuh geführt
werden. Bei beiden Arten betreuen Mütter ihre
Nachkommen sehr lang, so dass eine Menopause
auch hier Vorteile bringt, wenn sich Großmütter an
der Erziehung beteiligen.
Natürlich verfügen alte Elefantenkühe auch über
überlebensnotwendiges Wissen, das für die
Aufzucht der Nachkommen wichtig ist, so dass hier
auch ein „generationsübergreifender Informa‐
tionsstransfer“ stattfindet, wie bei den Menschen.
Abb. 1: Menschen‐Großmütter beteiligen sich an der
Aufzucht ihrer Enkel, was Schimpansen, Gorilla und
Orang Utans nicht tun. Bei Eingeborenen, Sammlern
und Jägern in Afrika, den HADZA, wurde dies von
Hawkes beobachtet.
Bild mit freundlicher Genehmigung von Kristen
Hawkes,
Quelle:
http://www1.anthro.utah.edu/people/faculty/kristen‐
hawkes.html
kel erhöhte, weil Großmütter sich sehr um Enkel‐
kinder sorgen [1,2]. Jeder weiß aus eigener Er‐
fahrung, dass es ein geheimnisvolles Band zwischen
Enkeln und Großmüttern und –vätern gibt, die sich in
besonderer, liebevoller Zuneigung ausdrückt. Was für
eine Freude, wenn Großmut‐
ter kam oder wir zu Großmut‐
ter gehen durften. Sie war oft
ruhiger, verständnisvoller und
einfühlsamer als unsere ei‐
gene Mutter! In einer neuen
theoretischen Studie konnte
Kristin Hawkes zeigen, dass es
nur weniger sorgender Indi‐
viduen (Großmütter) in einem
Kollektiv
bedurfte
[1].
Großmütter haben den Müt‐
tern erlaubt, mehr und erfolg‐
reichere Babys aufzuziehen.
Man hat in einer im Jahr 2013
veröffentlichten neuen Studie
in den USA festgestellt, dass
das Einfühlungsvermögen (im
Englischen „empathy“ ge‐
nannt) im Alter von 50 bis 65
Jahren am höchsten ist (Abb.
3) und dass besonders Frauen
überlegen:
„Was
passiert
einem Menschen, wenn ich
diese oder jene Entscheidung
treffe“ [3]. Auch bei Männern
Abb. 3: Altersabhängigkeit des Einfühlungsvermögens von Frauen und Män‐
ist zwischen 50 und 65 Jahren
nern. Einfühlungsvermögen wurde nach einem anerkannten Fragebogen er‐
das Einfühlungsvermögen am
hoben, der ähnlich durchgeführt wird, wie ein Menopause‐Fragebogen. Siehe
größten, aber doch niedriger
[3]. Bild mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber von Journals of
als bei Frauen (Abb. 3) [4].
Gerontology: Psychological and Social Sciences.
16
In einer wissenschaftliche
Studie konnte Karen McComb
von der University of Sussex
zwei Dinge gleichzeitig zei‐
gen,
1.) dass das ältere
Matriarchat, die Leitkühe,
die die Elefantenherden
leiten, besser die Herde
schützt als ein jüngeres
Matriarchat, und
2.) dass männliche Löwen sich
durchaus an der Jagd be‐
teiligen und eine größere
Bedrohung für die Elefan‐
tenbabys darstellen als die
weiblichen Löwen, die man
bisher als einzig für die
Jagd zuständig ansah [4].
Karen McComb konnte zeigen,
dass bei einem Angriff eines
Löwenrudels, das ein Junges
aus einem Rudel reißen will,
eine ältere Leitkuh die Herde
erfolgreicher verteidigt, weil
sie weiß, dass männliche
Löwen die Gefahr sind, die
sich am Anfang ruhig verhal‐
Abb. 4: Die Erhöhung der Lebenszeit bewirkt eine Reduzierung der Sterblich‐
keit der Babys. (Entnommen aus Rohr & Felmann, GYNE 2006, mit freundlicher
Genehmigung Dr. Feldmann).
Abb. 5: Säugetiere mit langen Tragzeiten und vielen Kindern erziehen ihre Babys in sozialen Verbänden, die im‐
mer von einer Leitkuh geführt werden. Mit freundlicher Genehmigung von HUF Verlag, Mülheim Ruhr, Deutsch‐
land
ten und sich verstecken. Weibliche Löwen machen
sehr viel Krach und drohen, um die Elefantenherde
in Panik zu versetzen, sind aber eher passiv, weil sie
die großen Elefanten fürchten. Ältere Elefanten‐
leitkühe durchschauen diese Strategie und kümmern
sich nicht um die aggressiven Weibchen, sondern
schauen nach den ruhigen Männchen und stellen die
Herde gegen sie auf. Das führt zum Erfolg, weil
selbst die männlichen Löwen nicht eine ganze Ele‐
fantenherde angreifen können.
Karen McComb beobachtete aber auch, dass jüngere
Leitkühe, die nicht so viel Erfahrung haben, auf das
„TAMTAM“ der Löwinnen hereinfallen, sich nicht
auf die männlichen Löwen konzentrieren und so
falsch reagieren und dann Babys verloren werden.
Die fehlende Erfahrung der jungen Elefantenkühe
zeigt, dass Informationen und Erfahrungen wichtiger
werden. Weibliche Elefanten sind also neben der
biologischen Reproduktion auch an der Weitergabe
von Information und Erfahrung beteiligt, so dass sie
17
und ihm hilft, diese zu überwinden.
Großmütter haben schon immer die Enkelkinder
aufgezogen, wenn die Mütter krank waren oder an‐
dere Probleme hatten, wie Madlyn Dunham, die
Großmutter von BARACK OBAMA. Er wurde als un‐
eheliches Kind eines schwarzen Vaters geboren, den
er nie kennengelernt hat. BARACK wuchs zwischen
dem 10. und dem 19. Jahr bei ihr auf, und sie
lehrte ihn die Verfassung der Vereinigten Staaten,
was das Interesse an Politik in ihm weckte. Es war
die Großmutter, die den mächtigsten Mann der Erde
beeinflusste und ihm Ethik und Ziele gab.
In unserer Gesellschaft werden häusliche Arbeit und
diverse ehrenamtliche Tätigkeiten oft von Frauen
durchgeführt. Diese sind zwar notwendig, bringen
aber keinen Status und sind entweder gar nicht oder
schlecht
bezahlt. Als
letzte
Bastion der
Frauengleichberechtigung wird nun die Ingenieur‐
branche als Hindernis angesehen, Gleichheit der
Geschlechter zu erzielen [6]. Die hier durchgeführte
Analyse zeigt nun, dass Frauen eben nicht wie
hochbegabte Männer, in Unternehmen eher in Lei‐
tungsfunktionen derselben arbeiten können, weil sie
besser auf Kundenwünsche oder Angelegenheiten
zwischen Abteilungen der Firmen eingehen können
[6]. Sie haben andere Fähigkeiten, die von
Wirtschaft und Politik gebraucht werden und neben
ihrer Rolle für die Reproduktion ausgeübt werden
könnten. Die Großmutter‐Theorie besagt, dass
ältere erwachsene Frauen natürliche Anführerinnen
sind, die andere Eigenschaften haben als Männer,
welche aber in der heutigen Gesellschaft unendlich
wichtig sind. Die Entdeckung der Pille wird diese
evolutionäre Revolution beschleunigen, wie bei
intelligenten Säugetieren, was in einem zweiten
Artikel beschrieben wird. Die Pille erlaubt nun
Frauen endlich, die fehlende Ausbildung zu bekom‐
men, die in der heutigen Gesellschaft gebraucht
wird. Wir Männer sollten diese Entwicklung be‐
grüßen und sie willkommen heißen. Es profitieren
nicht nur James Bond, England oder Präsident
Obama, sondern jeder von uns.
befähigt sind, große Gruppen zu führen, in deren
Nachkommen viel Zeit investiert wurde [4].
Im September 2012 berichtete die NEUE ZÜRCHER
ZEITUNG unter dem Titel „Orcas in der 'Menopause' ‐
Söhne und Töchter bleiben immer bei der Mutter“,
dass der Verlust der matriarchalen, menopausalen
Anführerin dramatische Konsequenzen für ihre Kinder
hat. Stirbt die Orca‐Großmutter, wenn die Tochter
jünger ist als 30 Jahre, hat dies keinen Einfluss.
Wenn die Tochter der Matriarchin aber älter ist als 30
Jahre, hat dies eine 2,7‐fache Erhöhung des Risikos
zur Folge, dass sie innerhalb eines Jahres stirbt. Ist
der Sohn jünger als 30 Jahre, hat dies eine 3,1‐fache
Erhöhung des Risikos zur Folge, im nächsten Jahr zu
sterben. Ist der Sohn älter als 30 Jahre, wird das
Risiko sogar um das 12,7‐fache erhöht. Diese Studie
wurde an Orcas durchgeführt, die in stabilen Ver‐
bänden in der Gegend um Seattle/Vancouver im
Pazifik leben und die man über 30 Jahre sehr genau
beobachten konnte. Die Autoren dieser letzten Stu‐
die betonen, dass das menopausale Matriarchat
enorm wichtig sei.
Freilich kann die Großmutter‐Theorie nicht alles be‐
schreiben, und es gibt viele Lücken. Z.B. lässt sich
der Erfolg der Enkel beim Menschen nur für
Großmütter mütterlicherseits, aber nicht für
Großmütter väterlicherseits nachweisen.
Junge Männer mit ihren technischen Problemlösungen
in Computer und Technologie stehen im Focus. Es
werden, von der Öffentlichkeit unbemerkt, ältere
erwachsene Frauen von Firmen wie Harley Davidson,
Nike, Hewlett Packard in Marketing‐Abteilungen ent‐
deckt [5, 6]. Dort erweisen sie sich als besser auf die
Kundenwünsche ausgerichtet und erhöhen den Erfolg
der Firmen, weil sie am Markt besser orientiert sind
[5]. Durch die Empathiefähigkeit älterer erwachsener
Frauen werden sogar Motorradfirmen am Markt
erfolgreicher, also auch ein Produkt, das fast nur von
Männern gekauft wird. Daher ist es nicht erstaunlich,
dass die Studien, wonach Frauen im Alter von 50 bis
65 Jahren die höchste Empathie haben, von
Wirtschaftsmagazinen besonders diskutiert werden.
Einer der Autoren (UDR) hat in den 1990er Jahren
viele Hormonstudien mit menopausalen Frauen
durchgeführt. Schon damals fiel ihm auf, dass diese
Frauen besonders begabt sind, aber leider keine
qualifizierenden Ausbildungen hatten, so dass ihr
natürliches Talent zu führen sich gar nicht entwick‐
eln konnte. Als Beispiele dafür, dass Frauen beson‐
dere Geschicklichkeiten haben, besonders knifflige,
vernetzte Probleme zu lösen, sind Kaiserin Maria
Theresia und Elisabeth die Erste von England zu
nennen. Nicht nur, dass Maria Theresia viele soziale
Veränderungen durchführte, sie war auch geschickt
darin, ihrem Vetter, dem Preußen‐König, auszu‐
weichen und Österreich vor Schaden zu bewahren.
Die Klugheit Elisabeths der Ersten bestand darin, dass
sie starke Männer für sich gewinnen, sie ausgleichen
und so die spanische Armada besiegen konnte, die
dem damaligen England weit überlegen war. Auch
wenn JAMES BOND eine Kunstfigur ist, so konnte man
die Figur nur retten und sie in die Neuzeit über‐
führen, indem man die Großmutter‐Theorie an‐
wandte: M, die Chefin, hilft JAMES BOND, indem sie
seine Schwäche durch Einfühlungsvermögen erkennt
Literatur
1) Kim PS, Coxworth JE, Hawkes K. Increased
longevity evolves from grandmothering. Proc Biol
Sci. 2012 Dec 22;279(1749):4880‐4.
2) Hawkes K. Colloquium paper: how grandmother
effects plus individual variation in frailty shape
fertility and mortality: guidance from human‐
chimpanzee comparisons. Proc Natl Acad Sci U S
A. 2010 May 11; 107 Suppl 2:8977‐84.
3) O'Brien E, Konrath SH, Grühn D, Hagen AL.
Empathic Concern and Perspective Taking: Linear
and Quadratic Effects of Age Across the Adult
Life Span. J Gerontol B Psychol Sci Soc Sci. 2013
Mar;68(2):168‐75.
4) Ed Yong, Older elephants know the best anti‐lion
moves. DISCOVERY. March 15, 2011 .
5) Lauren Bacon. Women in Tech and Empathy
Work. The Huffington Post. Posted: 01/29/2013
6) Susan T. Spencer. Women lead differently than
men, and that’s a good thing for business.
REUTERS. EDITION USA. MARCH 8, 2011
18
SPÄTFOLGEN DER PILLE
GROSSMÜTTER WERDEN DIE NEUEN MÜTTER UND
40JÄHRIGE DIE NEUEN 20JÄHRIGEN
Ältere Mütter geben ihren Kindern einen gesünderen Start ins Leben
PD DDr. Uwe Rohr (Text, Bilder), Dr. med. Wolfgang Clementi
Wien, Vortrag vom 04.02.2013
Abb. 1: Anstieg der Erstgeburt zu höherem Alter, veröffentlicht von OECD [3]. Y‐Achse zeigt das Lebensalter.
Mit freundlicher Genehmigung OECD
In unserem letzten Artikel haben wir aufgezeigt,
dass ältere erwachsene Frauen in ihrer frühen Meno‐
pause besser in der Lage sind, soziale Situationen zu
erkennen, Einfühlungsvermögen haben und daher
heute für Wirtschaft und Gesellschaft immer
wichtiger werden [1]: In einer komplizierten tech‐
nischen und vernetzten Gesellschaft, können ältere
erwachsene Frauen andere Menschen besser ver‐
stehen und erkennen, welche Konsequenzen diese
oder jene Entscheidungen für das spätere Wohl an‐
derer Menschen haben. Eigenschaften, die Manager
oder Führungspersonen haben müssen. Leider hielt
in der Vergangenheit die fehlende Ausbildung
Frauen davon ab, Führungspositionen zu erlangen.
In diesem Beitrag berichten wir über eine zweite
revolutionäre Entwicklung der Menschheit, dass
ausgestattet mit besserer Bildung und unterstützt
durch die Fortschritte der Medizin, ältere erwach‐
sene Frauen die erfolgreicheren Mütter zu sein
scheinen [2], weil sie über ein höheres Einkommen
verfügen und damit sich selbst und Kindern größere
finanzielle Ressourcen bieten können, was eine
höhere Stabilität bringt. Das höhere Einkommen be‐
wirkt auch eine bessere Sozialisation mit anderen
Müttern, die ebenfalls über höhere Bildung und
Einkommen verfügen und damit auch dem Kind
eine bessere Einbindung in die Gesellschaft bieten.
Die höhere Bildung der Mütter bewirkt höhere
Sprachfähigkeit ihrer Kinder, was für eine Gesell‐
schaft, die auf Kommunikation und Vernetztsein
ausgerichtet ist, eine überragende Bedeutung für
den späteren Erfolg im Leben hat.
Die heutige Medizin hat die Risiken einer späten
Schwangerschaft erheblich reduziert [2].
sie höheres Einfühlungsvermögen haben als jüngere
Mütter und bessere Alternativen im Leben aufzei‐
gen können als Mütter um die 20 Jahre. Unfall‐
gefahr und Zahl der Krankenhausaufenthalte von
Kindern älterer Mütter sind dramatisch reduziert.
Man könnte „fälschlicherweise kritisch“ anmerken,
dass die Frauen nur in diese späte Geburt gedrängt
werden, weil die „ökonomische Situation sie dort
hineindrängt“. Das ist deswegen falsch, weil eine
lange Ausbildung Frauen durch Bildung eher be‐
fähigt, ihren Kindern soziale Werte und Bildung zu
vermitteln, was in der heutigen Gesellschaft alles
überragende Bedeutung hat. Außerdem sind ältere
19
natürliche Grenze von 45 Jahren geben, in der
eigene Eizellen der Frau nicht mehr für eine
Schwangerschaft
geeignet
sein
werden
(Abb. 2): Der Zeitpunkt der Menopause hat sich
seit Millionen Jahren nicht mehr verändert.
Spender‐Samen, Spender‐Eizellen und früh‐
zeitiges Einfrieren eigener Zellen stellen hier
sicher eine Alternative dar, die diesen Trend
noch weiter heraufsetzen wird.
Warum begrüßen Frauen eine späte erste Ge‐
burt? Ohne Zweifel sind beruflich erfolgreiche
Frauen in der Medien die Vorbilder, wie
Madonna, Angelina Jolie, Salma Hayek, Julia
Roberts, Geena Davis, Holly Hunter, Julianne
Moore, Annie Leibovitz und Susan Sarandon, die
Vorreiter sind. Die Mehrheit der Frauen mit
späteren Geburten beurteilen dies als wichtig‐
ste und richtige Entscheidung in ihrem ganzen
Leben [5].
Abb. 2: Neugezeichnet nach „Assisted Reproductive Techno‐
Überraschenderweise nimmt deswegen die Zahl
logy Success Rates: National Summary and Fertility Clinic Re‐
der Geburten der älteren Frauen wieder zu,
ports. Atlanta: Centers for Disease Control and Prevention.
wenn Mütter sich bewusst entscheiden, im
2006“. Neugezeichnet mit freundlicher Genehmigung des
späteren Leben Kinder zu haben [5].
Centers for Disease control in Atlanta
Helen Perks schreibt in ihrem Buch „The bene‐
fit of age and wisdom“:
Ältere Mütter haben
Frauen, wie wir im letzten Artikel gezeigt haben,
– höheres Einkommen
durch ihr höheres Einfühlungsvermögen besser in der
– bessere Ausbildung
Lage, Kinder zu leiten.
– mehr Kontakte zu Menschen mit höherem
Die Entwicklung zu einem immer späteren Zeitpunkt
Einkommen
der Geburt ist ganz klar durch zwei Gegebenheiten
– Kinder mit besseren Sprachfähigkeiten
verursacht:
– Kinder mit besseren sozialen Fähigkeiten.
1) die kontrazeptive Pille,
2) dadurch, dass ältere Frauen höheres Einfühlungs‐
Entgegen dem Glauben, dass Kinder älterer Mütter
vermögen besitzen und mehr Aufmerksamkeit
ein höheres Gesundheitsrisiko hätten [4], haben
entwickeln können als 20‐jährige Mütter.
Kinder älterer Mütter weniger Krankheiten und sind
In den letzten 25 Jahren hat in fast der ganzen Welt
gesünder, wie eine große Studie am University Col‐
eine Entwicklung eingesetzt, dass Frauen das erste
lege London 2012 zeigte [6]. Diese Forscher ana‐
Kind immer später bekommen (Abb. 1) [3]. Die
lysierten 78.000 Kinder, die in England zwischen
Hauptmotivation ist wohl die lange Ausbildung, die
2000 und 2002 von Müttern geboren wurden, die
erst mit 35 Jahren abgeschlossen ist, und dass
zwischen 13 und 57 Jahren alt waren. Was man sich
Frauen in der Zukunft wohl in den späten 30er‐bis in
leicht vorstellen kann: Kinder älterer Mütter
die frühen 40er‐Jahre ihres Lebens ihre Kinder
zeigten eine höhere Impfrate und wurden weniger
bekommen werden, was für Gesellschaft, Medizin
oft in ein Krankenhaus eingewiesen. Sie hatten
und Berufswelt völlig neue Herausforderungen, aber
auch eine bessere Sprachentwicklung, wie dies
auch Chancen bietet.
auch von Perks für die USA beschrieben wurde,
sowie im Alter unter fünf Jahren weniger soziale
Wie in einer Studie der OECD gezeigt wurde (Abb. 1)
und emotionale Schwierigkeiten. Ein Kind einer
[3], hat sich, statistisch gesehen, der mittlere Zeit‐
20jährigen Mutter hat ein Risiko von 9,5 % einen
punkt der Erstgeburt von etwa 21 Jahren in den
Unfall zu haben, während sich das Risiko auf 6,1 %
1980er Jahren bis auf 30 Jahre heraufgesetzt [1].
reduziert, wenn eine Mutter 40 Jahre alt ist. Die
Nur in unterentwickelten Ländern, wie Mexiko, wird
Forscher erklärten das mit der höheren Ausbildung,
immer noch das erste Kind mit 21 Jahren bekom‐
dem höheren Einkommen und der Tatsache, dass
men. Anführer sind hier England, Australien, Spani‐
diese Frauen eher verheiratet waren. Aber es ist
en und Italien (Abb. 1). In den 50er Jahren des
erstaunlich, dass die Forscher vermuten, dass
letzten Jahrhunderts lag das durchschnittliche
ältere Mütter wohl eher vorsichtig sind. Es ist ein‐
Heiratsalter in den USA bei 19 Jahren. Heute liegt
fach so, dass man mit 20 eher Risiken eingeht,
das durchschnittliche Alter bei der ersten Hochzeit
während man mit 40 vorsichtiger ist, weil man die
in Deutschland bei 33 Jahren und in Österreich bei
Risiken erkennt. Mit 20 fühlt man sich unbezwing‐
31,7 Jahren. Experten sagen voraus, dass dieser
bar, während man mit 40 eher geneigt ist, vor‐
Trend nicht abgeschlossen ist, sondern bis zu einer
sichtig zu sein. Aber es ist natürlich auch kritisch zu
mittleren Erstgeburt von 40 Jahren weiter ansteigen
hinterfragen, ob ältere Mütter ihre Kinder eher in
wird [2, 3, 4, 5].
Watte einpacken.
Die heutigen Möglichkeiten der Reproduktions‐
Großmütter werden die neuen Mütter
medizin geben den Frauen Möglichkeiten, die
Reproduktion zu verschieben. Trotzdem wird es eine
20
Eine Studie aus Deutschland, die am 2. Februar 2013
in der Zeitung DIE WELT beschrieben wurde, konnte
zeigen, dass gebildete Mütter gesündere Kinder
haben. Hat die Mutter Abitur, sinkt die Wahrschein‐
lichkeit
‐ einer Frühgeburt
‐ Übergewicht der Kinder
‐ und ob die Töchter rauchen.
DER SPIEGEL berichtete im November 2012 über
eine Studie aus Norwegen aller dortigen Frauen, die
ergab, dass die Wahrscheinlichkeit, im Alter zwi‐
schen 45 und 68 Jahren zu sterben, bei Kinderlosen
deutlich höher ist als bei Personen mit zwei Kindern,
und zwar
• bei Frauen um 50 % und
• bei Männern um 35 %.
Die Anforderungen der modernen Informa‐
tionsgesellschaft bieten älteren Müttern mit hoher
sozialer Kompetenz und ihren höheren finanziellen
Möglichkeiten bessere Verwirklichung. Dies stellt
nicht nur an den Staat und die Gesellschaft neue
Anforderungen, weil ältere Frauen keine Möglichkeit
mehr haben, dass ihre Mütter, die dann zwischen 70
und 80 Jahre alt sind, zu Hilfe eilen. Es ist rührend
zu sehen, dass Frauen heute ihre Männer ausbilden,
um hier die Lücke zu füllen, aber auch der Staat ist
gefordert, hier Hilfe zu leisten.
Nicht nur die Reproduktionsmedizin muss große An‐
strengungen unternehmen, um Mütter und ihre
Kinder besser zu versorgen. Frauen, die Beruf und
Kinder koordinieren müssen, müssen neue Unter‐
stützung bekommen: Die frühe Menopause wird zur
aktivsten Zeit im Leben einer Frau (Abb. 3).
Es muss natürlich auch das erhöhte Risiko von
Gendefekten und Komplikationen erwähnt werden,
das eine Schwangerschaft mit eigenen Eizellen ab 45
Jahren extrem erheblich erschwert (Abb. 2). Das
bereits gesteigerte Risiko für Trisomie 21 und an‐
dere Gendefekte des Nachwuchses durch eine ältere
Mutter wird zusätzlich durch ältere Väter erhöht,
zum Beispiel für Schizophrenie, wenn der Vater
älter als 50 Jahre ist [7].
Trotzdem: Ältere Mütter haben heute gesündere
Kinder, so dass selbst das Max‐Planck‐Institut für
Demographische
Forschung
in
Deutschland
empfiehlt, dass “junge Mütter lieber ihre
Schwangerschaft auf über 35 aufschieben sollten,
um gesündere Kinder zu bekommen“ [8]. Es liegen
mittlerweile zwei glaubwürdige unabhängige Studien
aus England und Deutschland vor, die mit hoher
statistischer Signifikanz belegen, dass ältere Mütter
gesündere Kinder haben, wenn sie alle Möglich‐
keiten der heutigen gynäkologischen Diagnostik aus‐
nutzen.
Wie jede revolutionäre Entwicklung, die die
Menschheit auf den Kopf stellen wird, gibt es
warnende Stimmen, die im Einzelfall Berechtigung
haben. Aber die Entwicklung wird in diese Richtung
gehen, unterstützt durch die heutige Datenlage
[6,8], wenn auch noch viele soziale und medizini‐
sche Probleme gelöst werden müssen. KINDER VON
MÜTTERN ÄLTER ALS 40 JAHRE SIND GESÜNDER,
HABEN WENIGER UNFÄLLE UND SIND INTELLIGENTER.
Abb. 3: Die früheren Großmütter werden Mitte des 21.
Jahrhunderts die neuen Mütter werden. Menarche ist
der Zeitpunkt, wenn die erste Regel einsetzt. Die Men‐
opause liegt bei etwa 52 Jahren. Die Fruchtbarkeit der
Frau beginnt im Alter von etwa 12,8 Jahren und endet
mit etwa 45 Jahren. Frauen werden die Erstgeburt zum
Ende der Fruchtbarkeit verlegen, um dann in der Men‐
opause ihre Kinder großzuziehen. Natürliche Frucht‐
barkeit endet vor der Menopause.
Mütter über 40 werden von einer Rarität zum
Massenphänomen werden. Das bedarf einer
kontinuierlichen Diskussion.
Literatur
1) Rohr DU, W Clementi. Die Grossmuttertheorie.
TOPIQ 2013
2) FOX NEWS. COM. Mom's advanced age doesn't
hurt kids later in life. September 07, 2012
3) OECD Family Database OECD ‐ Social Policy
Division ‐ Directorate of Employment, Labour
and Social Affairs SF2.3: Mean age of mothers at
first childbirth.
www.oecd.org/social/family/database
4) JUDITH SHULEVITZ. How Older Parenthood Will
Upend American Society. The scary
consequences of the grayest generation.
The NEW REPUBLIC.Com DECEMBER 6, 2012
5) Women 35 and older. Older mothers ‐ facts and
figures. http://www.mothers35plus.co.uk/
6) A Sutcliffe, J Barnes, J Belsky, J Gardiner,
E Melhuish. Health of children born to older
mothers in the UK. British Association of
General Paediatrics/British Societ for Paediatric
Endocrinology & Diabetes. Arch Dis Child
2012;97:A98‐A99
doi:10.1136/archdischild‐2012‐301885.233
7) Dolores Malaspina, MD; Susan Harlap, MBBS;
Shmuel Fennig, MD; Dov Heiman, MBBS; Daniella
Nahon, BA; Dina Feldman, MA; Ezra S. Susser,
MD, PhD. Advancing Paternal Age and the Risk
of Schizophrenia. Arch Gen Psychiatry.
2001 Apr;58(4):361‐7.
8) Myrskylä M, Fenelon A. Maternal age and
offspring adult health: evidence from the health
and retirement study. Demography.
2012 Nov;49(4):1231‐57.
21
SERIEN UND ARTIKEL
INTELLIGENZFORSCHUNG,
BEGABUNGSAUSSCHÖPFUNG:
EIN INTERVIEW MIT DR. RENGER, EINEM
INTERNATIONAL FÜHRENDEN FACHMANN
Interviewerin: Dr. Renate Birgmayer von Mensa Österreich, Vorstandsmitglied für Intelligenz‐
forschung
Interviewpartner: Dr. Sebastian Renger vom Deutschen Zentrum für Begabungsforschung und Bega‐
bungsförderung (Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter)
Dr. Birgmayer: Wie
definieren Sie den Be‐
griff der „Begabung“?
Dr. Renger: In einer
etwas leichten, weni‐
ger wissenschaftlichen
und dabei vielleicht
alltagstauglichen
Definition vertrete ich
folgende
Überzeu‐
gung: Begabung allein
macht nicht glücklich –
wird sie jedoch gese‐
hen, in Beziehung
eingebunden und von
anderen verstanden, kann sie ungeahnte Ideen frei
werden lassen. Mit dieser Überzeugung vertreten wir
im Deutschen Zentrum für Begabungsforschung und
Begabungsförderung (DZBF) unsere Inhalte und
Lehren und erklären damit, dass Prozesse der Bega‐
bungsausschöpfung in den meisten Fällen immer
Beziehungserfahrungen sind. Würde ich als Psycho‐
diagnostiker antworten, dürfte ich mich streng
genommen nur auf die testpsychologische Intelli‐
genzaussage verlassen. Der Persönlichkeitspsycho‐
loge in mir würde aber sofort rebellieren und
behaupten, dass keine IQ‐Zahl ein Gefühl für die
Begabung vermitteln kann. Genau dazu brauchen wir
Beziehung.
Dr. Birgmayer: Denken Sie, dass es wichtig ist,
Kinder auf Hochbegabung zu testen? Wenn ja
warum? Wenn eher nein, was wäre Ihre Begründung?
Dr. Renger: Ich habe selbst einige Zeit die psycho‐
logische Leitungsarbeit einer Kita ausgefüllt und
daher früh verstanden, welche Chancen und Hürden
eine sehr frühe Begabungsdiagnostik bietet. In sehr
vielen Fällen konnten wir den Eltern Sicherheit
geben, da vor der Diagnostik so viele offene und un‐
geklärte Fragen im Raum standen, die nun eine bega‐
bungsehrliche Aussage gefunden haben. In manchen
© Birgmayer, Renger
Fällen war jedoch auch zu spüren, dass die frühe
statische Aussage einer Entwicklungsschnelligkeit
beim Kind auch Erwartungen geschürt hat. Dann
kamen Fragen dazu, ob das Kind sofort vorzeitig
eingeschult werden muss und der Prozess in Druck‐
wahrnehmung und Leistungserwartung konnte be‐
ginnen. Daher halte ich die Diagnostik nach wie vor
für eine wichtige Unterstützung der Eltern, doch
noch wichtiger die Arbeit, wie diese Ergebnisse den
Eltern näher gebracht werden.
Dr. Birgmayer: Welche Rolle spielt der Begabungs‐
begriff in der Lehrerausbildung? Sollte er mehr
Platz finden?
22
wir für die Schulzeit bemüht sind, die besten
Konzepte zum selbstgesteuerten Lernen aufzustel‐
len, müssen wir genau so erkennen, dass diese
Selbstprozesse ein Leben lang gefüllt werden
müssen. Aus psychologischer Sicht haben wir un‐
endlich viele Erwachsene vor uns, die mit diesen
Fragen der Selbst‐ und Begabungsfindung nur sehr
schlecht umgehen können, da sie kein Gefühl für
sich und ihre Fähigkeiten entwickeln konnten. Der
ressourcenorientierte Blick auf die Fähigkeiten
eines jeden Menschen ist wichtiger denn je, damit
in allen Prozessen von privater und arbeitsbezo‐
gener Gestaltung eine Beziehung gelingen kann.
Und selbst wenn wir einmal in klinische Prozesse
blicken: Sobald wir den Selbstwert mitsamt seinen
Fähigkeiten eines Menschen ansprechen, erhöhen
wir die Selbstwirksamkeit in jedem Vorgang psych‐
ischer Gesundheit.
Dr. Renger: Natürlich kann ich als wissenschaftlicher
Institutsleiter, der erkennen musste, dass in der
Lehramtsausbildung die Begabungsbeschreibung
keine angemessene Rolle spielt, diese Frage nur
vehement bestätigen. Die gesamten Aus‐ und
Weiterbildungen für Pädagogen und Psychologen,
die wir derzeit im DZBF anbieten, sind ja geradezu
auf Wunsch der Lehrkräfte entstanden, die offen
formuliert haben, dass sie die größte Unsicherheit in
Begabungsfragen empfinden. Doch mussten wir im
Rahmen unserer Ausbildungen zum „Begabungspsy‐
chologischen Lernbegleiter (BPLB)“ erkennen, dass
es sich nicht nur um die Wichtigkeit von Begabungs‐
themen, sondern vor allem um die sich daraus
ergebenden Themen zur Persönlichkeit handelt, in
denen wir Lehrkräfte sicherer machen müssen. Die
von uns so oft postulierte Überzeugung, einmal
„tiefer zu blicken“, wenn das Verhalten des
Schülers auffällig erscheint, beansprucht natürlich
auch die Kenntnis, worauf die Lehrperson zu achten
hat. Dann sind die Wahrnehmungen der Bedürfnisse,
Gefühle, Ziele und Motive eines Schülers viel
entscheidender. Diese Themen sind es, die vor
allem die Lehramtsausbildung bereichern müssen.
Dr. Birgmayer: Macht es den Menschen glücklicher,
wenn Begabung in Leistung übergeführt wird bzw.
welche Bedeutung messen Sie dem bei?
Dr. Renger: Man könnte auch provokant formulier‐
en: Kein Mensch hat gesagt, dass Begabung aus‐
schließlich dazu gemacht ist, um in Leistung
überführt zu werden! Und auch wissenschaftlich
gesagt, soll Begabung mehr können, als nur durch
Leistungsexzellenz zu brillieren. Es liegt die Ver‐
mutung nahe, dass Begabung nicht nur einen Weg
nehmen soll. Wir kennen so viele Menschen, von
deren Fähigkeiten wir wissen bzw. ein Gefühl
haben, die jedoch keine akademische Höchst‐
leistung bringen mussten, damit sie glücklich sind.
Sie ziehen ihre Bestätigung aus anderen Bereichen.
Aktuell diskutieren wir in der Begabungsforschung
für meine Begriffe zu stark die Erwartung, dass sich
Begabung durch höchste Leistung zeigen muss.
Blicke ich auf die Praxisfälle in der diagnostischen
Arbeit im DZBF, so muss ich erkennen, dass in
vielen Gesprächen die Leistung zur „schönsten
Nebensache“ geworden ist. Steigern sich Prozesse
der Ängstlichkeit, Isolation oder Depressivität, sind
(Schul‐)Leistungen in der Tat nebensächlich.
Gleichzeitig braucht aber jede Begabung eine Be‐
stätigung ihrer Existenz, die mit Verstehen,
Wahrnehmung und auch Anerkennung verbunden
ist. Leistung wird als selbstehrlicher Begriff not‐
wendig, der sich aber nicht durch möglichst viele
Einser in der Schule stabilisieren lässt. Begabungs‐
psychologisch ist es unwichtig, woher diese Bestä‐
tigung zur autonomen Fähigkeit kommt –
Hauptsache nur, sie kommt.
Dr. Birgmayer: Was wäre Ihr Rat an Eltern, die
glauben, ein hochbegabtes Kind zu haben?
Dr. Renger: „Bleiben Sie wachsam, erfragen Sie Ihr
Kind und (be‐)achten Sie bitte (auf) die Bedürfnisse,
die Ihr Kind Ihnen aufzeigt.“
Dr. Birgmayer: Was können LehrerInnen im Unter‐
richt tun, um die Begabung ihrer SchülerInnen
besser zu fördern?
Dr. Renger: Zunächst müssen wir beachten, dass
Begabung eine Frage des Potenzials und nicht der
Leistung ist. In einem ersten Schritt müssen wir da‐
her versuchen, uns von der Leistungserwartung so
gut es geht frei zu machen; denn in der An‐
spruchsorientierung können bestimmte Fähigkeiten
und Stärken gar nicht zum Vorschein kommen. Bega‐
bungsförderung meint psychologisch auch nicht,
dass die Lehrkraft hauptsächlich immer ein gutes
und noch anspruchsvolleres Arbeitsmaterial aus der
Tasche ziehen kann, sondern vielmehr, die Schülerin
bzw. den Schüler zu erfragen. Begabte Schüler, die
bereits über ein sicheres Leistungskonzept verfügen,
können wir thematisch natürlich sofort dort ab‐
holen, wobei die Begabung, die erst noch gehoben
bzw. ausgebaut werden muss, einen gesamten Er‐
fahrungs‐ und Kennenlernprozess vom Kind benötigt.
In diesen Bereichen müssen wir zum „Schatzsucher“
werden und im Gespräch mit dem Kind nach Mög‐
lichkeiten der Umsetzung suchen. Liegt die Bega‐
bung bereits „über Wasser“, dann hören wir auch
den Motor, der Benzin braucht.
Dr. Birgmayer: Vielen Dank für das Interview!
Dr. Birgmayer: Wie geht man in unserer Gesell‐
schaft mit der Begabung von Erwachsenen generell
um?
Dr. Renger: Bedauerlicherweise hat die Begabungs‐
wahrnehmung im höheren Entwicklungsalter keine
umfassende Wahrnehmung mehr, da uns Prozesse
der Leistung, des beruflichen Erfolgs und der
sozialen Vergleiche jeden Tag im Griff haben. Wenn
© Dr. Renate Birgmayer, Unternehmensberaterin,
FH‐Lektorin und AHS‐Lehrerin sowie pädagogisch‐
psychologische
Beraterin.
Internet:
www.thinkpaed.com sowie www.lernenplus.at. Bad
Wimsbach, 2013. Alle Rechte vorbehalten.
23
MEIN NACHBAR UND DAS FAIRE BUCH
Anita Bernsteiner
Eigentlich kein besonderes Ereignis: Mein Nachbar
hatte ein Paket für mich übernommen. Aber diesmal
war doch etwas anders. Vielleicht liegt es daran,
dass ich in dieser Wohnung nur für ein paar Monate
wohne und in dieser Zeit einen besonders
aufmerksamen Nachbarn habe? Vielleicht liegt es
daran, dass ich vorübergehend in einem anderen
Land wohne, in dem die Mitmenschen so ganz anders
als im grantigen Wien miteinander umgehen. Viel‐
leicht war auch bloß Vollmond ...
Das Paket war jedenfalls von einem großen
Buchversandhandel, leicht zu erkennen am Aufdruck
des Pakets. Drinnen ganz harmlos: ein Bilderbuch für
meine Kinder.
funktioniert
deutlich
schneller als
die gute alte
Post.
Über
Nacht wird
die
Ware
ausgeliefert
und
steht
schon
am
nächsten
Morgen ab‐
holbereit im
Geschäft.
Mein Nachbar drückte mir das Paket in die Hand,
drehte sich um und blieb mitten in der Bewegung
stecken. Offensichtlich wollte er noch etwas sagen,
wusste aber nicht so recht, ob er sollte oder nicht.
Dann überwand er sich: „Sie wissen schon, dass Sie
das Buch in einem lokalen Buchgeschäft bestellen
könnten? Sie sollten nicht so einen amerikanischen
Großkonzern unterstützen.“
Er habe sogar kürzlich Fachliteratur schon am näch‐
sten Tag in der Hand gehalten. Alles schneller und
besser als der Versandkonzern aus Übersee. Und weil
er gerade so in Fahrt war, bekam ich auch noch eine
Kurzeinweisung in die ökologischen Unterschiede
zwischen Pfand‐ und Mehrwegflaschen mit auf den
Weg.
Das will ge‐
testet sein!
Da
meine
heiß‐
geliebten
aber sowieso
schon wenig
heraus‐
fordernden Gitarrennoten in Wien lagern, versuche
ich doch gleich einmal mein Glück mit Noten‐
büchern aus einem englischen Verlag ‐ eines davon
ist laut Internet vergriffen. Zusätzlich darf es auch
ein „normales“ Buch in deutscher Sprache sein –
quasi als Mindestanforderung.
Wie praktisch, dass ich direkt neben der Buch‐
handlung wohne!
Am Abend ist klar: Mein Buch kann ich innerhalb
von 36 Stunden abholen, bei den Noten gibt es
einen Treffer mit etwas längerer Lieferzeit und das
vergriffene Exemplar kann leider auch die nette
Dame im Geschäft nicht herbeizaubern. Ich bin zu‐
frieden mit meiner Ausbeute!
Und das mir! Ich fühlte mich ertappt und gleichzeitig
ungerecht behandelt. Ich bin doch sonst immer
diejenige, die auf Ethik, Umweltbewusstsein, Tier‐
rechte, Fairness und überhaupt alles achtet. Also so
eine Frechheit! Wenn der wüsste, dass ich sogar bei
Schokolade ..., ja und bei Kleidung ja sowieso ...,
und bei Obst und Gemüse achte ich natürlich auch
immer woher ...
Aber wie das so ist, nagen solche Begegnungen trotz
aller Verdrängungsversuche weiter an den Hirn‐
windungen.
Auf den ersten Blick wirkt dieser Weg für meine
Bücher sehr fair und korrekt. Der lokale Klein‐
handel wird unterstützt, zusätzlich gibt es die
Zwischenhändler und nicht zuletzt die Verlage, die
alle ihren Teil daran verdienen. Was ein Autor für
seine Arbeit bekommt, liegt an seinem Verhand‐
lungsgeschick und ist zusätzlich gesetzlich geregelt
(Urhebervertragsrecht).
Wo ist der Haken? Kleine Verlage können bei der
Preisgestaltung oft nicht mithalten. Durch den
Zwischenhandel muss die Spanne relativ großzügig
ausgelegt sein. Soll das Buch für den Käufer preis‐
lich attraktiv sein, bleibt für den Verlag oft nicht
viel übrig.
Nun ja, das ist bei großen Online Händlern natür‐
lich nicht besser. Im Gegenteil ‐ es kam schon vor,
dass Verlage die Zusammenarbeit verweigerten, da
sie die stark nach unten zeigende Preisspirale nicht
mehr mittragen wollten.
Dazu kommen noch Lohndumping, Steuerschlupf‐
löcher, Ausbeutung der Mitarbeiter und viele Vor‐
Hat er nicht gesagt, seine bestellten Bücher waren
schon am nächsten Tag abholbereit? Das wäre
schneller als jeder Premium‐VIP‐Luxus‐Versand!
Aber wie ist das mit englischsprachigen Büchern? Mit
Noten? Mit vergriffenen Exemplaren?
Es wurde also Zeit für eine kleine Recherche: Wie
kommt das Buch zum Leser?
Der klassische Weg vom Verlag bis in unser Bücher‐
regal verläuft über Buchgroßhandel und Sortiments‐
buchhandlung. Da kleine Buchhandlungen keine
große Lagerhaltung betreiben, können Sie über den
Zwischenbuchhandel kurzfristig Exemplare bestel‐
len. Für den Transport steht ein eigenes Versandsys‐
tem, der Büchersammelverkehr, zur Verfügung. Das
24
würfe mehr. Jeder, der hin und wieder einen Blick
in die Zeitung wirft, wird schon über entsprechende
Schlagzeilen gestolpert sein.
Ja aber warum finden wir uns dann trotzdem immer
wieder auf jener Internetseite ein und drücken im‐
mer wieder auf den „Bestellen“‐Knopf?
Wie bin ich denn auf die Idee gekommen, genau
dieses Buch und diese Noten kaufen zu wollen?
Natürlich habe ich das allzeit bereite Orakel Inter‐
net befragt. Natürlich führten spätestens nach zwei
Klicks alle Wege zu jenem Versandhändler. Die
Rezensionen auf ebenjener Seite haben mich
überzeugt, genau diese Druckwerke haben zu
wollen. Warum also nicht gleich hier und jetzt auf
den Button drücken?
Meine Daten sind gespeichert, der Aufwand minimal
und bequemer weise merke ich nicht einmal so
richtig, dass ich bezahle, weil alles still und heim‐
lich abgebucht wird.
Zum Service gehören ebenso wie Wunschlisten für
die lieben Verwandten, Vorschläge für weitere
Literatur und der nette Hinweis, man solle sich doch
ruhig mal was gönnen. Die Anonymität lässt uns zu
Büchern greifen, die wir im Geschäft nur im Flüster‐
ton verlangt hätten und die Tatsache, dass ein ein‐
zelner Eintrag im Warenkorb gar so einsam aussieht,
verleitet uns dazu, noch schnell den neuesten Krimi
für Tante Erna mit zu bestellen.
© Bernsteiner
Aber vielleicht habt ihr so wie ich noch nie so
richtig darüber nachgedacht und ganz bestimmt
habt ihr nicht so einen frechen Nachbarn.
Ja aber wo ist der echte Vorteil für mich? Ist es
billiger? Dank Buchpreisbindung macht man hier
keine Schnäppchen. Ist es schneller? Auch das nicht!
Nur gegen einen saftigen Aufpreis liefert die Post so
schnell wie der Büchersammelverkehr. Bequemer?
Wer ist schon wirklich zu Hause, wenn der Paket‐
dienst gerade klingelt? Selbst Bücher aus dem Aus‐
land bekomme ich offensichtlich direkt über das
Ladengeschäft vor Ort.
Anita Bernsteiner hat Technische Chemie an der
TU Wien studiert und schreibt gerade an ihrer Mas‐
terarbeit ihres Zweitstudiums Energiemanage‐
ment. Derzeit arbeitet sie für Siemens in Wismar
an der Inbetriebsetzung einer Offshore Plattform
für die Stromübertragung von Windparks in der
Nordsee. Hier hat sie übrigens auch ihren netten
Nachbarn kennengelernt.
[email protected]
Und warum erzähle ich euch das alles? Könnte ja
sein, dass ihr alle eure Bücher im Geschäft um die
Ecke besorgt.
© Studeny
25
WINTERWUNDERLAND
Yannick Körber
nimmt Leute mit oder setzt welche ab. Bis dahin
viel Spaß. Und jetzt kommt rein, es ist kalt hier.“
Der alte Mann lächelte und deutete ihnen mit ins
Haus zu kommen. Doch außer Stepan machte keiner
Anstalten ihm zu folgen. Stepan hatte schon zu Be‐
ginn der Fahrt gemerkt, dass die anderen, speziell
die zwei Forscher, es sehr eilig zu haben schienen,
und dieser Eindruck hatte sich soeben verstärkt.
Während der Eine nervös von einem Fuß auf den
anderen trat und seinen Kollegen anstarrte, wirkte
dieser etwas entgeistert, auch die beiden Soldaten
schienen nicht besonders begeistert.
„Das kann nicht, sein wir MÜSSEN SOFORT zur
Basis“, antwortete der entgeisterte Forscher. „Wir
haben wichtige
Proben, die so‐
fort
in
ein
Labor zur Un‐
tersuchung
müssen!“. Dem
entgeisterten
Forscher
war
sichtlich
der
Kragen
ge‐
platzt.
Er
schrie fast und
deutete heftig
gestikulierend
auf die Metall‐
box, die sein
Kollege bei sich
trug.
„Wenn es wirk‐
lich so dringend
ist, werden sie
sicher bald je‐
manden
schicken“, ant‐
wortete der Alte beschwichtigend, aber er schien
nicht ganz mit der Situation fertig zu werden.
„Das hat sich spontan ergeben. Ich musste schon
wegen diesem verdammten Schneesturm vier
Stunden in einem Bummelzug die ewig gleiche
Landschaft ertragen. Ich werde mir nicht hier die
Beine in den Bauch stehen. Wie weit ist die
Forschungsbasis entfernt? Zwei, drei Kilometer?
Weiter kann es nicht sein!“, Stepan hatte den
Eindruck, dass sich das Gesicht des Mannes rot zu
färben begann und er schien wirklich wütend zu
sein.
„Luftlinie sind es circa zweieinhalb Kilometer ‐
also etwa drei Kilometer zu gehen.“ Einer der
Soldaten hob beschwichtigend die Hände und als
er das Gefühl hatte, dass die anderem ihm
zuhörten fuhr er fort. „ Das Wetter ist momentan
so gut wie es seit Tagen nicht war. Der Schnee‐
sturm hat gerade nachgelassen und wenn wir jetzt
losgehen, können wir es schaffen bevor der näch‐
Ein sanftes Quietschen gefolgt von einem weit
weniger sanften Ruck riss Stepan aus seinen Träu‐
men, mit denen er große Teile der vier Stunden
Bummelfahrt quer durch das eiszeitliche Nieder‐
österreich verbracht hatte. Das Wetter hatte die
letzten Tage hauptsächlich aus Schneestürmen be‐
standen und so war ihm und vier anderen nichts an‐
deres übrig geblieben als mit dem Zug von der
Festung Wien quer durch Niederösterreich bis Ober‐
sdorf dem nördlichen Ende der Bahnstrecke zu
fahren.
Da er inzwischen Übung darin hatte war Stepan in‐
nerhalb kürzester Zeit in seine Kälteschutzkleidung
geschlüpft, seinen Rucksack geschultert und nahm
zuletzt
seinen
Arztkoffer in die
Hand. Nachdem
er einen kurzen
Blick über seine
Sitzbank schwei‐
fen ließ und be‐
fand, dass er
nichts vergessen
hatte,
öffnete
er als erstes die
Tür des Zuges
und stieg hinab
auf den ver‐
schneiten Bahn‐
steig.
Ein älterer Mann
stand vor dem
Bahnhofsge‐
bäude,
das
eindeutig
© Studeny
eiszeitliche
Architektur war,
was Stepan nicht
wunderte, weil er glaubte, einige hunderte Meter
die verschneiten Schienen entlang, die Reste eines
voreiszeitlichen Bahnhofs zu erkennen.
Seine Mitfahrer waren inzwischen alle ausgestiegen
und einige Leute, die so aussahen als hätten sie ein
paar Tage am Bahnhof gewartet, hatten den Zug
bestiegen. Der Lokführer wechselte ein paar
schnelle Worte mit dem Vorsteher, dann pfiff der
Treibwagen und der Zug rollte los zurück in Rich‐
tung Festung Wien.
Der Vorsteher ließ seinen Blick durch die Runde
wandern nickte zufrieden und begann bedächtig zu
sprechen: „Willkommen in Obersdorf, der südlichen
Grenze der Sierra Holy Station, momentan ist auf
der Forschungsbasis Holy Dove kein Fahrzeug ver‐
fügbar und ich kann hier nicht weg, das heißt, ihr
müsst bis morgen oder übermorgen hier auf der Sta‐
tion warten. Die von euch, die zur Station selbst
müssen, werden von der Basis abgeholt, einmal pro
Woche kommt eine schwere Patrouille vorbei und
26
ste Schneesturm beginnt oder es dunkel wird. Wir
haben es nämlich auch eilig. Unser VTOL zum Mili‐
tärstützpunkt Mistelbach geht heute Abend von der
Basis weg.“
Der alte Mann starrte sie entgeistert an: „Das könnt
ihr nicht tun. Ihr könntet euch verirren, vom
Schneesturm überrascht werden, das ist Wahnsinn!“
Die Stimme des Vorstehers klang verzweifelt und er
blickte flehend zu Stepan, den er für den Vernünf‐
tigsten hielt, doch Stepan hatte längst in den Augen
der vier Männer gesehen, dass sie zwar nicht alle
überzeugt von der Idee waren aber doch
entschlossen genug, um sich nicht umstimmen zu
lassen. Außerdem beschlich ihn das Gefühl, dass
keiner der Vier mehr als das Grundüberlebenstrain‐
ing in Eiszeitumgebung gemacht hatte und er somit
als Arzt und als einzige Person, die ausreichend für
diese Umgebung ausgebildet war, verpflichtet war
mit den vier Verrückten zu gehen.
Als außer dem Alten kein Widerstand laut wurde,
nickte der Soldat und sah den Alten an: „Wenn du
uns den Weg genau beschreibst und wir uns beeilen,
sollte es kein Problem werden.“
Der Alte nickte und sie gingen in den Warteraum wo
er ihnen den Weg genau erklärte und dabei noch
einige Male erfolglos versuchte ihnen das Unterneh‐
men auszureden.
© Studeny
Als sich die Gruppe wenig später auf den Weg
machte, eilte der Vorsteher sofort zu seinem
Funkgerät.
„Chief ruft Dove, bitte kommen.“ „Hier Forschungs‐
basis Dove, was gibt’s Neues in der Station,
Walter?“
„Eine Gruppe hat sich auf den Weg zu euch
gemacht, fünf Leute, ich konnte es ihnen nicht
ausreden, dabei sah der Arzt so vernünftig aus und
ich hatte wirklich das Gefühl, er würde sich in der
Eiswüste auskennen.“ „Warte habe ich das richtig
verstanden, ein Arzt der für eiszeitliche Umgebung
ausgebildet ist, war bei dir?“
„Ja, warum?“ „Die Station hat heute Früh gemel‐
det, dass einer mit der Bahn ankommen sollte und
sie ihn abholen kommen wollten, die werden sich
gar nicht freuen.“
„Wahrscheinlich nicht …“
Das Wetter war vergleichsweise freundlich als sie
abmarschierten, auch wenn die dichten, grauen
Wolken nicht einen Zentimeter weit aufgerissen
waren.
Wie der alte Mann ihnen geraten hatte, war die
kleine Gruppe den Schienen bis zu den Ruinen des
Bahnhofes gefolgt. Dort angekommen, hatten sie
feststellen müssen, dass der Bahnhof einst auf
einer Brücke gestanden haben musste und der
Graben, den sie überspannt hatte, mit lockerem
Pulverschnee gefüllt war. Sie konnten ihn somit
nicht durchqueren, ohne darin zu versinken. Sie
entschieden sich daher, nicht der Strecke bis zum
nächsten Bahnhof zu folgen, sondern stattdessen
die Route durch die alte Hauptstraße zu nehmen.
Durch den kniehohen Pulverschnee kamen sie
bedeutend langsamer voran als sie gedacht hatten
und so standen sie eine Dreiviertelstunde nach
ihrem Aufbruch erst auf der einen Kilometer ent‐
fernten Hauptstraße. Hier sah es allerdings besser
aus, die Straße wurde zwar hie und da von einer
Schneewächte blockiert, aber im Großen und Gan‐
zen hatten die Häuser, oder das was von ihnen
© Studeny
27
entzündet und sich zitternd auf den Rest einer
Sitzgarnitur zusammengezogen.
Die kleinen Flammen waren kaum stark genug, um
sie auch nur etwas warm zu halten und die zwei
Forscher wurden zuerst panisch und begannen dann
bald müde zu werden. Auch die Soldaten fingen
bald zu zittern an und ehe Stepan sich versah
wurde auch er müde, während er versuchte, die
anderen um jeden Preis wach zu halten.
Dann klopfte es am Fenster, zuerst nur leise, doch
alle waren sofort hellwach, es klopfte ein zweites
Mal, jetzt nahmen sie auch die Lichter draußen im
stürmischen Zwielicht war. Einer der Soldaten legte
sein Gewehr an und ging zum Fenster, Stepan folg‐
te ihm und als sie in Position waren, öffnete Stepan
das Fenster.
Der Lauf des Soldaten zielte direkt auf einen
Patrouillensoldaten der Station, der das relativ
lässig zu sehen schien: „Hä, hä aufpassen damit
kann man wen verletzten. Steigt ein wir bringen
euch zur Basis.“
Der offene Buggy war komplett eingeschneit und in
ihm saßen zwei weitere Leute in Thermoanzügen.
Hinten auf dem Fahrzeug war eine Art Zeltplane
aufgestellt worden, in die der Patrouillensoldat sie
bugsierte, dann setzte er sich dazu.
„Patrouillenteam Master, an Station Holy, wir
haben die Gruppe gefunden und bringen sie zur
Dove‐Basis. … Verstanden, over and out“, nach
diesem Funkspruch hob der Patrouillensoldat den
Kopf und sah Stepan an.
„Stepan Dirtroski?“ Als Stepan nickte fuhr er fort:
„Du holst dir in der Basis schnell was Warmes zu
essen und einen Thermoanzug. Wir nehmen dich
gleich mit zur Holy‐Station. Ich heiße John.
Willkommen in der Familie.“
© Studeny
übrig war, die Straße vor den Schneestürmen der
letzten Tage abgeschirmt. Es sah so aus, als würden
sie nun schneller voran kommen. Stepan hatte
allerdings schon seit einer ganzen Weile das Gefühl,
dass der Wind zu drehen begonnen hatte und als sie
die Straße erreicht hatten, hatte er gemerkt, dass
ihnen der Wind nun entgegen blies, was ihm ganz
und gar nicht gefiel.
Er behielt recht; schon nach wenigen Minuten blies
ihnen ein starker Wind den Schnee von den Wechten
ins Gesicht, so dass sie sich von Autowrack zu
Autowrack hangeln mussten. Nun kamen sie kaum
schneller voran als vorher und als nach einer Vier‐
telstunde auch noch immer stärker werdender
Schneefall einsetzte, beschloss die Gruppe sich über
Querstraßen und verlassene Höfe vorzuarbeiten, um
nicht direkt im Schneesturm zu gehen. Stepan verlor
bald jedes Zeit‐ und Distanzgefühl und so konnte er
schließlich nicht mehr sagen, ob sie nun erste eine
halbe oder schon zwei ganze Stunden auf der
Hauptstraße unterwegs waren.
Inzwischen war der Sturm so stark geworden, dass
sie kaum zehn Meter weit sehen konnten. Mit dem
Sturm waren auch die Temperaturen gefallen und
der Wind machte die arktische Kälte noch schlim‐
mer. Er bemerkte, dass seine Gefährten, die schon
eine Weile unruhig waren und speziell die Forscher
langsam panisch zu werden schienen.
Als sie das nächste halbwegs intakte Haus erreicht‐
en, viel Stepans Blick auf die Türnummer,
Hauptstraße 117. Er hatte einen Entschluss gefasst.
„Alle rein in das Haus! Sucht nach allem was leicht
brennbar aussieht. Wir müssen ein Feuer machen!“,
überschrie er den Sturm und trat gegen das einge‐
frorene Gartentor, das sofort nachgab.
Wider Erwarten hatten sie bald ein kleines Feuer in
dem verfallenen aber immer noch sauberen Kamin
© Studeny
28
PHYSIK UND GLAUBE
Tassilo Halbritter
Die Wirklichkeit ist nichts als eine kollektive Vermutung. (L. Tomlin)
Reduktion oder Emergenz?
Ordnungsphänomenen der
Natur zu erkennen und zu
berücksichtigen.
Das Weltbild der Physik beruht auf Messungen. Aber
existiert hinter den Messwerten auch eine
physikalische Realität? Wir alle sehen die Welt so,
wie wir sie gern hätten, und nicht so, wie sie ist.
Diesem Konstruktionsfehler des menschlichen
Geistes müssen wir uns widersetzen, wo es nur mög‐
lich ist. Denn in der wahren Wissenschaft geht es
darum, Ideologien zu durchschauen und zu demon‐
tieren. Ich zeige das gerne am Beispiel der Physik,
einer sogenannten exakten Wissenschaft.
Laughlins Grundthese ist, dass es ‐ physikalisch
betrachtet ‐ eine Quantenwelt mit ihren eigenen
Gesetzen gibt (die mit der Newton‘schen Großwelt
nicht vereinbar sind), die sich durch Prinzipien der
Organisation zu neuen Gesetzen (einer höheren
Ebene) organisieren. Diese Gesetze können genauso
real, fundamental und auch präzise sein, wie die
Gesetze auf den Ebenen darunter. Schlimmer noch:
die gesamte von uns erlebte Realität ist letztlich
ein emergentes Phänomen. Wir können einen
Gegenstand beispielsweise nur deshalb anfassen,
weil sich in ihm Elemente so organisiert haben,
dass er eine Oberfläche besitzt. Das herrschende
Paradigma ist deshalb für Laughlin die Organisa‐
tion:
Angeregt wurde ich durch das Buch von Laughlin,
das wirklich Neues bringt: eine Vision der Wis‐
senschaft, die aus dem Zeitalter des Reduktionismus
mit seiner fortwährenden Suche nach den stets
kleiner werdenden Bausteinen der Welt in das der
Emergenz, der Selbstorganisation der Natur über‐
geht. Robert B. Laughlin, geboren 1950, ist
Physikprofessor an der Stanford University, wo er
nach Stationen am Massachusetts Institute of Tech‐
nology und in Berkeley seit 1985 lehrt. 1998 bekam
er für seine Arbeiten über den fraktionalen
Quanten‐Hall‐Effekt den Nobelpreis für Physik.
"Der Mythos, kollektives Verhalten folge aus der
Gesetzmäßigkeit, geht in der Praxis genau in die
falsche Richtung. Stattdessen folgt Gesetz‐
mäßigkeit aus kollektivem Verhalten, ebenso wie
andere daraus hervorgehende Dinge wie etwa Logik
und Mathematik. Unser Geist kann das, was die
physische Welt macht, nicht deshalb antizipieren
und meistern, weil wir Genies sind, sondern weil
die Natur das Verständnis erleichtert, indem sie
sich selbst organisiert und Gesetzmäßigkeit hervor‐
bringt."
Kerngedanke seines Buches (siehe Literaturverzeich‐
nis) ist, dass eine umfassende und zufriedenstel‐
lende Erklärung der Naturphänomene nicht gelingen
kann, ohne sich der Frage zu widmen, warum wir
Ordnungsphänomene auf verschiedenen Ebenen
beobachten, die sich nicht durch die Details der
darunter liegenden Ebenen erklären lassen. Mater‐
ialeigenschaften von Festkörpern lassen sich nicht
alleine aus der Quantenmechanik herleiten. Der re‐
duktionistische Ansatz in der Physik und anderen
Naturwissenschaften ist ausgeschöpft und muss
durch das emergenztheoretische Konzept ersetzt
werden. Die Botschaft des Buches ist in manchen
Punkten sehr klar: immer tiefer bohren wird nicht
automatisch die gewünschten Antworten über die
Funktionsweise der Natur liefern. Es gibt Sachver‐
halte, bei denen sich die Natur auf geradezu boshaft
anmutende Art dagegen schützt, sich experimentell
und theoretisch allzu tief in die Karten schauen zu
lassen (Kapitel: Die dunkle Seite der Protektion).
Lokale realistische Theorie?
Unserem Verständnis der Natur liegt etwas zu‐
grunde, das man in der Physik eine lokale real‐
istische Theorie nennt. Sie beruht auf drei
Annahmen: erstens, dass man von einigen unter‐
suchten Fällen auf die Gesamtheit aller, also auch
Laughlin will dazu ermutigen, die Lösungen oberhalb
der reduktionistischen Ebene zu suchen. Wer z.B.
nicht um die Existenz eines Regelkreises in einem
System weiß, der wird lange darüber rätseln, warum
es sich geordnet oder gar "feinabgestimmt" zeigt. In
Wirklichkeit hat das System aber aufgrund seiner
Struktur gar keine andere Chance als sich geordnet
zu verhalten. Es kommt also darauf an, die
"Grundalgorithmen" oder "Reglerstrukturen" in den
© Studeny
29
größerer Präzision unternommen. Das Ergebnis ist
eindeutig: die Bell‘sche Ungleichung ist verletzt.
Wie immer die Physik des Allerkleinsten aussieht,
sie folgt keiner lokalen Theorie. Das heißt aber:
mindestens eine der drei Annahmen muss
aufgegeben werden. Aber welche? Bell war der
Meinung, und manche Forscher sind es heute noch,
es sei die Lokalität, von der man sich verabschieden
müsse. Oder geht es nun doch dem physikalischen
Realismus an den Kragen? Muss man jetzt endgültig
den Traum einer realistischen Sicht der Natur
begraben, in der Objekte auch außerhalb der Mess‐
geräte der Physiker Eigenschaften besitzen?
der nicht untersuchten, schließen darf. Das ist das
sogenannte Induktionsprinzip, eine Grundvorausset‐
zung für naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinn.
Zweitens sollte jede Untersuchung von räumlich
entfernten Einflüssen isoliert bleiben, weswegen
man diese Bedingung auch Lokalität nennt. Als
dritte Voraussetzung müssen die untersuchten Ob‐
jekte die getesteten Eigenschaften überhaupt
haben. Das versteht man gemeinhin unter Realis‐
mus: auch unbeobachtete Objekte besitzen
Eigenschaften, von denen die dann beobachteten
Eigenschaften abhängen.
Wir wissen heute, dass die Physik, die die Natur auf
der Quantenebene beschreibt, keine lokale reali‐
stische Theorie sein kann. Das war einst umstritten.
Kein Geringerer als Albert Einstein ersann 1935
zusammen mit seinen Kollegen Boris Podolsky und
Nathan Rosen ein Gedankenexperiment: es werden
darin Paare von Teilchen getestet, die gemeinsam
erzeugt wurden, so dass ihre Spins (Eigenschaften,
die man sich als die Orientierung ihrer Rotations‐
achsen vorstellen kann) miteinander korreliert sind
und es auch bleiben, wenn die Teilchen in ver‐
schiedene Richtungen davonfliegen. Heute nennt
man solche Teilchenpaare „verschränkt“.
Oder gilt jene alternative Quantentheorie, die der
Amerikaner David Bohm 1952 entwickelte? Ihre
Voraussagen gelten als ununterscheidbar von denen
der herkömmlichen Quantentheorie, sie ist aber zu‐
mindest komplizierter und wird von den meisten
Physikern abgelehnt. Die Bohm‘sche Mechanik ist
nun in der Tat dezidiert realistisch. So sind in ihr
Teilchen wirklich Teilchen und nicht zugleich
Wellen. Daher ist sie bei Forschern und Philosophen
beliebt, die auf einem ausschließlich natur‐
wissenschaftlichen Weltbild beharren, für das ein
handfester physikalischer Realismus eine unver‐
zichtbare Bedingung ist. Die herkömmliche
Quantentheorie grenzt für die Anhänger Bohms an
Obskurantismus, gerade weil sie eine Kopenhagener
Interpretation nahe legt. Niels Bohr brachte in einer
Entgegnung auf den Einwand von Einstein, Podolsky
und Rosen sogar die Möglichkeit ins Spiel, dass viel‐
leicht weder die Lokalität noch der Realismus das
Problem sind, sondern die unumschränkte An‐
wendung des Induktionsprinzips. Denn was
berechtigt uns eigentlich aus den Eigenschaften
eines Teilchens im Messgerät auf die des Teilchens
an sich zu schließen? Das wäre nicht unvereinbar
mit einem Realismus, der die Existenz einer vom
Beobachter unabhängigen Welt für möglich hält.
Aber es bedeutete eine fundamentale Beschränkung
dessen, was sich naturwissenschaftlich über diese
Welt sagen lässt.
© Studeny
Das führt in der von Einstein erdachten Situation zu
einem Paradoxon: da die beiden Teilchen korreliert
sind, zeigt sich durch die Messung des einen zugleich
der Messwert des anderen ‐ und zwar sofort, egal
wie weit die Teilchen voneinander entfernt sind.
Das aber widerspricht der Relativitätstheorie, nach
der sich ein Ereignis an einem Ort erst mit
Zeitverzögerung (Lichtgeschwindigkeit als schnellste
Übermittlung) an einem anderen bemerkbar machen
kann. Damit glaubte Einstein, die Kopenhagener
Deutung als widersprüchlich entlarvt zu haben. Die
ihr zugrundeliegende Quantentheorie könne dem‐
nach nicht der Weisheit letzter Schluss sein, eben
weil sie keine lokale realistische Theorie ist.
Fazit
Wissenschaft hat sich zu Recht und mit vielen Ge‐
burtswehen von der Religion distanziert. Ich wehre
mich dagegen, dass sie zu einer selbstgestrickten
neuen Religion erhoben wird. Ich habe nichts gegen
Religionen. Schließlich finde ich ja auch Pastafarier,
die das Spaghettimonster anbeten und Neuheiden,
die am Morgen schlotternd im Tau stehen, unter‐
haltsam. Solche Religionen, neue zumal, haben es
an sich, dass sie über bestimmte Inhalte definiert
sind. Was diesen Inhalten widerspricht, wird aus‐
gegrenzt und verfolgt. Dann müssen Worthülsen
herhalten, deren mächtigste, weil am wenigsten
reflektierte der Begriff „unwissenschaftlich“ ist,
gleich danach kommt „esoterisch“. Das Problem ist,
und das hat die wissenschaftshistorische und wis‐
senschaftstheoretische Diskussion der letzten 50
Jahre klar gezeigt, dass man Wissenschaft nicht in‐
haltlich definieren kann. Wer das tut, hängt einem
veralteten und damit „unwissenschaftlichen“ Be‐
1964 fand der nordirische Physiker John Bell einen
mathematischen Ausdruck, die Bell‘sche Un‐
gleichung, die solche Korrelationsmessungen an ver‐
schränkten Teilchen immer erfüllen müssten, wenn
die Physik so lokal und realistisch wäre, wie Einstein
es gerne gehabt hätte. Zwischen 1972 und 1999
wurden solche Experimente schließlich mit immer
30
griff von Wissenschaft an. Wäre das die Substanz
von Wissenschaft, so hätten wir keinen Fortschritt.
Übrigens:"Realität ist das, was nicht verschwin‐
det, wenn man aufhört daran zu glauben."
Philip K. Dick
Literatur
• Robert B. Laughlin: Abschied von der
Weltformel, Piper TB, 2009
• Brian Greene: Der Stoff, aus dem der Kosmos
ist, Goldmann TB, 2008
• Richard P. Feynman: QED: Die seltsame Theorie
des Lichts und der Materie, Piper TB, 1992
• Lee Smolin: Die Zukunft der Physik: Probleme
der String‐Theorie und wie es weitergeht, DVA,
2009
© Studeny
DEIN KO‐MENSANER,
DAS UNBEKANNTE WESEN, TEIL II
Heinz‐Detlef Scheer
Eine anonyme Ko‐Mensanerin packt aus: „Das Leben mit einem Mensaner ist kein Zucker‐
schlecken!“
Brigitte[1] M. aus B. (52), selbst nicht M, ist vor ca.
20 Jahren eine Beziehung mit einem M aus B. (55)
eingegangen. Wir wollen ihn hier „Swen“ nennen.
Im Jahre 2000 haben die beiden ohne ersichtlichen
Grund geheiratet. Sie selbst hält sich mit einem
kleinen Geschäft des alltäglichen Bedarfs für Liter‐
aturfans über Wasser, der Mensaner Swen verbringt
seit der Eheschließung die meiste freie Zeit vor dem
PC oder dem Kühlschrank.
Als beruflicher Besserwisser tourt er ganzjährig
durch den deutschsprachigen Raum und verbreitet,
was sowieso schon alle anderen wissen, aber nicht
wahrhaben wollen. Brigitte, die von uns geduzt wer‐
den möchte, obwohl sie selbst kein M ist, ist schon
oft der Verzweiflung nah gewesen und hat im Jahre
2007 den Selbsthilfeverein „Ein Leben ist auch mit M
möglich! e.V.“ für betroffene Ko‐Mensaner gegrün‐
det. Manchmal, sagt sie gerne, ist sie froh darüber,
dass sie den Namen für den Verein nicht mit einem
ohnehin nur sinnlose Erwartungen schürenden Ad‐
jektiv wie „schönes" („Leben“, Anmerk. des
Setzers)“ oder „befriedigendes“ konkretisiert hat.
Die Aufnahmen zu diesem Interview waren teilweise
eine technische Herausforderung, weil die aus
Datenschutzgründen angebrachten Balken über Ihren
Augen bei Brigitte zu Kopfschmerzen und Verständi‐
gungsproblemen führten. Der besseren Lesbarkeit
wegen sind die Textstellen von einer staatlich ge‐
prüften Psychologisch‐Technischen Assistentin mit
Zusatzausbildung als Lektorin jeweils um die Klagen
über die Kopfschmerzen der Ko‐Mensanerin berein‐
igt worden. Lediglich in der Niederschrift der
zweiten Äußerung ist das Beispiel der Anschaulich‐
keit halber weiterhin enthalten.
TOPIQ: Wie habt Ihr Euch denn
kennengelernt, Du und Dein Mann?
überhaupt
Brigitte: Guten Tag! Bei uns sagt man immer erst
„Guten Tag!“
TOPIQ: Ach ja, Guten Tag! Wie habt Ihr Euch den
nun kennengelernt damals?
Brigitte: Ich kann mich teilweise nur noch sche‐
menhaft erinnern. (Ich sehe nichts, ach so, das
liegt an den Balken über meinen Augen! Ja, macht
ja nichts, ich brauche ja auch nichts zu sehen, ich
red´ ja nur). Meine Therapeutin sagt, ich habe das
meiste vollkommen und endgültig verdrängt, was
damals geschah. Ich wohnte damals noch in einer
Wohngemeinschaft und war dran mit Brötchen
kaufen (minutenlanges Schluchzen, immer wieder
unterbrochen durch „diese Kopfschmerzen…!“) …
31
TOPIQ: Und damals beim Bäcker, was ist denn da
passiert?
Brigitte: Naja, er war vor mir dran, der Swen und
zunächst schien alles unproblematisch und schnell
zu gehen. Er sagte: „Ich hätte gerne sechs Krosse
und zwei mit Körnern!“ Aber dann stutzte er, und
bevor die Bäckerin ein Brötchen eintüten konnte,
fragte er aufgeregt: „Warum sind denn die Körner‐
brötchen so klein im Vergleich zu den krossen? Die
krossen kosten 20 Pfennig und die Körnerbrötchen
kosten 40 Pfennig, also glatt das Doppelte, dabei
sind sie viel kleiner!“ Daraufhin sagte die Bäckerin:
„Ja, aber das Gewicht ist gleich, es ist exakt das
gleiche Material verarbeitet worden!“, darauf
Swen: „Und warum sind sie dann doppelt so teuer,
wenn es exakt dasselbe ist?!“
Er wirkte damals schon unruhig, irgendwie
getrieben. Also angetrieben, irgendwie.
© Scheer
TOPIQ: Ja, er ist dann später ja auch Testleiter und
LocSec geworden …, aber was ist denn dann
passiert?
TOPIQ: Ja, das verstehen wir gut, und dann, was ist
dann passiert?
Brigitte: Ich habe mir die Beine in den Bauch gest‐
anden, während draußen die Krokusse ohne mich
anfingen durch die feste Schneedecke zu brechen,
die Menschen zu singen und zu tanzen anfingen und
drinnen die Themen wechselten: Wo denn der Teig
Brigitte: Es war im Frühling, müsst Ihr wissen! Früh‐
ling ist das Schlimmste, das einem Ko‐Mensaner
passieren kann: Alle sind fröhlich, alle wollen raus in
die Natur. Alle Knospen sprießen, im Radio spielen
sie fröhliche Musik und die Hormone spielen ver‐
rückt. Und das wollten wir auch. Also nicht ver‐
rücktspielen, sondern raus, auf einen Radausflug
hatten wir uns verabredet. Ich sollte Brötchen
holen, ich war eingeteilt. Ich war ja damals noch gar
kein Ko‐Mensaner, oder eigentlich Ko‐Mensanerin.
Wir hatten so einen Küchenplan, und es war Sams‐
tag, da war ich immer eingeteilt, wenn der Bernd,
der war Tischler, nicht konnte. Also mit der
Wohngemeinschaft, meine ich, hatten wir diese Ein‐
teilung verabredet. Also bin ich zum Bäcker gegan‐
gen, wie immer, wenn ich eingeteilt war und Bernd
nicht konnte ‐ ich glaube, weil seine Tante den
70sten hatte oder so… ‐ zum Brötchen holen. D.h. an
dem Tag bin ich mit dem Fahrrad gefahren!
Brigitte: „Frühling ist die härteste Jahreszeit
für einen Ko‐Mensaner!“
TOPIQ: Das ist ja eine schreckliche Geschichte! Was
ist denn dann passiert?!
© Scheer
Brigitte: (Sehr gefasst) Dann bin ich rein zum Bäck‐
er, also in den Laden vom Bäcker Meierdiercks, der
hat den ja schon in der dritten Generation, den
Laden, also nicht der Meierdiercks, d.h. schon
Meierdiercks, aber nicht er selber, sondern die
Familie in dritter Generation. Na, und als ich rein
bin zum Bäcker, da dachte ich: "Oh toll, nur einer
vor mir, dann bin ich gleich wieder zu Hause und
gleich geht es ab nach draußen in den Frühling!"
Aber da hatte ich mich getäuscht! Heute geht keiner
von uns mehr zum Bäcker, d.h. heute lebe ich ja
auch gar nicht mehr in der Wohngemeinschaft, son‐
dern mit Swen zusammen in einer an sich ganz
schönen Vier‐Zimmer‐Wohnung. Unser Bad hat ein
Fenster und…
herkäme, wer denn die Körner aufstreuen würde,
was der Unterschied zwischen verpacktem Brot und
frischem Brot wäre, oder ob das verpackte viel‐
leicht aus einer Fabrik stammen würde, was die
Bäckerin verdienen würde, wie viel Urlaub sie habe
und warum in Italien die Brötchen viel billiger
wären, nur, dass die eben da unten gar keine
Körnerbötchen zum Frühstück essen wollten und
man deshalb Erkundigungen einziehen müsste über
die örtlichen Preise in Umbrien beispielsweise.
Kämen vielleicht am Ende die Körnerbrötchen aus
der Dritten Welt und würde die Körner von Kinder‐
händen aufgebracht und dann hier teuer verkauft?!
Mit viel zu billigen Krossen würden die Kunden an‐
32
gelockt ‐ wahrscheinlich Aufbackbrötchen aus
Tschechien ‐ und warum überhaupt so ein krosses
Brötchen so billig sein könnte, das könnte doch in
Deutschland bei den Energiepreisen gar nicht dafür
hergestellt werden. Vielleicht wäre das die Strategie
der Bäckerei, damit die arglosen Kunden Kinder‐
arbeit in der Dritten Welt förderten ohne es zu
bemerken?
Nach einer gewissen Zeit – ich hatte mich inzwi‐
schen auf den Rand der Schaufensterbank gesetzt,
die Frühlingsgedanken waren mir schon völlig
abhandengekommen und ich beobachtete missmutig
aus dem Augenwinkel eine Maus dabei, wie sie im‐
mer wieder versuchte in einem Satz vom Boden in
die Auslage zu springen, die Schlange der Kunden
ging zweimal durch den Laden und dann auf die
Straße bis zur Bismarckstraße hoch und weiter über
den Dobben in Richtung Norden – stürzte Swen zur
Tür (ein Motorrad war vorbeigefahren), riss sie weit
auf und rief in die laue Frühlingsluft (es war mit‐
tlerweile Mittag geworden): „Hört nur, es wird
Frühling, die Motorräder kommen raus!“
Stunde am PC in meinem Zimmer und fiel gar nicht
weiter auf. Ich habe ihm dann ein Knäckebrot mit
Schokocreme geschmiert …!
Das Gespräch mit der anonymen Ko‐Mensanerin
Brigitte führte im Namen von TOPIQ unser
leitender Redaktionspsychologe Detlef Scheer.
Ausblick:
Ob die Serie mit der nächsten Folge „Ein Mensaner
ist kaum als Statussymbol zu gebrauchen!“ fortge‐
setzt wird oder stattdessen ein vereinsinternes
Verfahren gegen unsere Redaktionspsychologen an‐
gestrengt, wird noch zu klären sein. Die Redaktion
vermutet inzwischen mehrheitlich: Es gibt gar
keine Ko‐Mensaner!
[1] Die Namen sind von der Redaktion aus Gründen
der Diskretion selbstverständlich geändert
worden, Brigitte ist in Wirklichkeit Magret und
Swen natürlich Christian!
TOPIQ: Ja, äh … und dann …?
Brigitte: In dem Moment habe ich alle Vorsicht
fahren lassen, habe die Warnungen meiner guten
Mutter in den Wind geschrieben, kriegte einen roten
Kopf und bestimmt auch Hochdruck ... In dem
Moment habe ich mich in diesen Naturburschen von
Mensaner verliebt.
TOPIQ: Was hat diese Geschichte aber nun mit der
Entwicklung zur „Ko‐Mensanerin“ zu tun?
Brigitte: Ja, ich habe dann schon direkt nach dieser
ersten Begegnung das Verhalten von Swen gedeckt.
Ich habe den Mitgliedern meiner Wohngemeinschaft
erzählt, ich käme so spät und ohne Brötchen zurück,
weil die Bäcker streikten und ich bin in die Stadt
gefahren war, um einen Bäcker zu finden, der sich
am Streik nicht beteiligte. Naja, was soll ich sagen:
Die Radtour war natürlich im Eimer, alle anderen
sauer und Swen saß ja schon seit mehr als einer
© Scheer
© Studeny
© Studeny
33
JAZZ‐STANDARDS: TAKE FIVE
Tassilo Halbritter
Inspirationsquelle in der
afrikanischen Musik fand.
Wegen ihrer Liebe zum ¾‐
Takt hieß Brubecks Band
bald das „Jazz Waltz
Quartett“. Brubeck kom‐
ponierte bis ins hohe Alter
immer wieder Themen im
5/4‐Takt. Von Take Five
machte er regelmäßig
neue Aufnahmen (mit
Desmond 1963, mit Jerry
Mulligan 1971, mit Bill Smith 1982). http://der‐
standard.at/1353208339534/Take‐Five‐‐More‐
Videos‐mit‐Dave‐Brubeck
Take Five ‐ so heißt eines der erfolgreichsten Jazz‐
Musikstücks des Dave‐Brubeck‐Quartetts, das am
1.7.1959 von Paul Desmond für das Album Time Out
aufgenommen wurde
http://www.youtube.com/watch?v=nzpnWuk3RjU
und erst nach der Veröffentlichung als Single im
Jahr 1961 weltweit zum Evergreen wurde.
Die Komposition von Paul Desmond umfasst 24
Takte, ist in der Liedform ABA geschrieben und wird
in moderatem Tempo gespielt. Auch für Menschen,
die sich sonst kaum für Jazz interessieren, ist sie ein
Begriff. Gedacht war es letztendlich als ein Stück
für ein Schlagzeugsolo, dieses wird auch im Mit‐
telteil des Stückes prominent vorgestellt. Den Titel
erhielt das Stück durch den insbesondere für Jazz‐
songs ungewöhnlichen 5/4‐Takt. Der Begriff to take
five wird umgangssprachlich verwendet für „eine
kurze Pause machen (fünf Minuten)“. Time Out war
die, bis 1960 meistverkaufte instrumentale
Jazzplatte. Im folgenden Jahr sang Carmen McRae
(mit Brubeck) eine erste Version mit einem Text,
den Brubeck mit seiner Frau Iola geschrieben hatte.
Das Stück entstand als Live‐Mitschnitt am 6.
September 1961 im New Yorker „Basin Street East“.
http://www.youtube.com/watch?v=O4N‐LGVGtks
Der Text von 1961 ist hier zu finden:
http://www.kovideo.net/take‐five‐lyrics‐dave‐
brubeck‐870969.html
Carmen McRae (*1920 in Harlem, NYC; † 1994 in
Beverly Hills) war eine amerikanische Jazz‐
Sängerin. Im Sommer 1961 entstand ihr wohl bestes
Album, ihr Tribut an ihr Idol Lady Day, Carmen
McRae Sings „Lover Man and Other Billie Holiday
Classics“ auf Columbia Records, auf dem sie u. a.
von Nat Adderley begleitet wurde. In den 1960er
Jahren blieb sie – als eine der wenigen jazz‐
orientierten Sängerinnen – ihrem Stil treu, auch
wenn sie dabei neueres Songmaterial von Billy
Joel, Lennon/McCartney, Stevie Wonder oder
Michel Legrand integrierte.
Andere Interpreten:
Paul Desmond (*1924 in San Francisco; † 1977 in New
York City), hieß eigentlich Paul Emil Breitenfeld und
war ein Cool‐Jazz‐Saxophonist. Bekannt wurde er
durch das Dave Brubeck Quartet, in dem er seit
dessen Gründung im Jahr 1951 bis 1967 spielte und
dessen größten Hit Take Five er verfasste. Sein
Saxophonspiel hatte einen klaren, leichten,
fließenden Klang, den viele vergebens zu imitieren
versuchten.
Als Desmond 1977 verstarb, hinterließ er die Rechte
an Take Five und sein gesamtes Vermögen dem
amerikanischen Roten Kreuz. Am 15. April 2011
berichtete Desmonds Testamentsvollstrecker Noel
Silverman, dass die Tantiemen aus Take Five
mittlerweile über sechs Millionen Dollar betragen
würden.
Das Stück hat sich längst zum Jazzstandard en‐
twickelt und wurde von so unterschiedlichen Inter‐
preten wie Monica Zetterlund, Chet Atkins,
Augustus Pablo, George Benson, Helge Schneider,
Quincy Jones, Grover Washington Jr., The Specials,
Moe Koffman, Yo‐Yo Ma und Eric Singleton
eingespielt. Al Jarreau erfand 1976 eine zusätz‐
liche Scat‐Melodie und einen Text, den niemand
außer ihm singen kann: „Won’t you take a little
time out with me“.
Quellen
Wikipedia u.a.
David Warren/„Dave“ Brubeck (*1920 in Concord,
Kalifornien; † 2012 in Norwalk, Connecticut) war ein
US‐amerikanischer Jazzpianist, Komponist und
Bandleader. Er leitete mit seinem Quartett eine der
langlebigsten und erfolgreichsten Combos des
Modern Jazz und eroberte dem Jazz ein neues
Publikum. In seinen Stücken verband er Jazz sowohl
mit europäischer Konzertmusik als auch mit
außereuropäischer Musik. In Brubecks Klavierspiel
nahmen Blockakkorde und im rhythmischen Aufbau
seiner Stücke ungerade Taktarten einen großen
Raum ein. Die Anregung dazu kam von seinem
Lehrer Darius Milhaud, der seinerseits wieder seine
© Studeny
34
Anlässlich des 200. Geburtstags und des 130. Todestags
des berühmten Komponisten Richard Wagner (1813 ‐ 1883)
AUGENBLICKE DER COSIMA WAGNER
Christine Schnabl
Wenige Tage nach der Vermählung von dem im 19.
Jahrhundert bekannten deutschen Pianisten Hans
von Bülow mit der erst neunzehnjährigen Cosima
Liszt, Tochter des österreichisch‐ungarischen Kom‐
ponisten und Klaviervirtuosen Franz Liszt, treffen die
Eheleute im Sommer 1857 am Züricher See ein, um
dort die Flitterwochen zu verbringen. Doch wo eine
Ehe beginnen soll, beginnt die (zunächst) freund‐
schaftliche Beziehung mit dem größten Tonkünstler
seiner Zeit: die musikalisch hoch begabte,
schüchterne und wohlerzogene Cosima von Bülow
trifft auf den siebzehn Jahre älteren Richard
Wagner. Er bezaubert und verschreckt sie gleicher‐
maßen. Seine unkonventionelle, emotionale, impul‐
sive aber auch selbstbezogene Art zu leben berührt
die empfindsame, junge Frau tief: als Richard
Wagner an einem Abend in häuslich geselliger Runde
seine eben vollendeten Werke der „Tristan“‐Dich‐
tung liest, bricht Cosima gerührt in Tränen aus.
Die ersten zarten Fäden zwischen den zukünftigen
Eheleuten werden gesponnen. Doch als sich die Flit‐
terwochen dem Ende zuneigen, besinnt sich Cosima
wieder auf ihr Leben an Bülows Seite als Haus‐ und
Ehefrau. Bei Wagner dürfte die hochsensible Cosima
ebenfalls Eindruck hinterlassen haben ‐ er schickt ihr
fortan immer wieder Briefe, die von der zurückhal‐
tenden Bülow‐Ehefrau jedoch nie beantwortet
werden.
Im Jahr 1858, ein ganzes Jahr später, folgt das Ehe‐
paar Bülow einer Einladung Richard Wagners und
macht erneut Urlaub am Genfer See. Der Haussegen
im Hause Wagner hängt zu dieser Zeit, nach zwanzig
Ehejahren, schief: Richards Ehefrau Minna, eine
geborene Planer, die als deutsche Schauspielerin
bekannt wurde, entdeckte einige Wochen zuvor die
Liasion ihres Mannes mit der schönen Schrift‐
stellerkollegin Mathilde Wesendonck. Cosima und ihr
Mann werden Zeugen einer heftigen Auseinander‐
setzung zwischen Richard und Minna. Die Stimmung
ist angespannt. Emotional belastet zieht sie sich mit
einem Vertrauten, Karl Ritter ‐ Schwager der Nichte
Richard Wagners und in diesen Tagen ebenfalls zu
Gast bei den Wagners, zu einer Bootsfahrt auf den
Genfer See zurück. Verzweifelt versucht Cosima ihn
zu überreden, sie zu ertränken weil sie tiefes Un‐
glück über den Verlauf ihres bisherigen Lebens ver‐
spürt. Auch Karl Ritter ist zu diesem Zeitpunkt erst
ein Jahr verheiratet und beide erkennen offenbar in
diesen Tagen, wie unerfüllt ihre eigenen Beziehun‐
gen sind. „Es war ein großes Missverständnis, das uns
ehelich verband. Gleich im ersten Jahr meiner Ehe
war ich so verzweifelt über diese Konfusion, dass ich
sterben wollte …“ [1], wird Cosima diese Umstände
später beschreiben.
Vermutlich däm‐
mert es ihr in
diesen turbulenten
Wochen, wie ge‐
fangen sie sich in
ihrer Ehe mit dem
Lieblingsschüler
ihres
Vaters
fühlte: Hans von
Bülow, zweifels‐
ohne ein begna‐
deter Pianist und
Komponist,
ist
no ©
durch ein sehr
nervöses und vor
allem trockenes Gemüt geprägt, kann sich emotional
kaum auf seine Frau einlassen und wahrt nüchterne
Distanz. Die Begegnung mit dem leidenschaftlichen,
temperamentvollen Richard Wagner führt Cosima
schmerzlich vor Augen, was sie nicht hat und mög‐
licherweise auch in ihr schlummert.
Drei Jahre vergehen, ehe Cosima von Bülow und
Richard Wagner sich wiedersehen. Inzwischen ist
Cosima Mutter einer Tochter geworden und arbeitet
in Berlin als Übersetzerin und Korrespondentin für
eine französische Zeitung. Das Eheleben der Bülows
entpuppt sich für Cosima als Albtraum: Hans leidet
immer wieder unter starken Kopfschmerzschüben,
seine psychische Stabilität verschlechtert sich
zusehends. Depressive Stimmungsschwankungen,
Wutausbrüche und Minderwertigkeitskomplexe lassen
selbst eine Ehe, die auf eine bloße Versorgungs‐ und
Wirtschaftsgemeinschaft reduziert wurde, zur Tortur
werden. Trotz allem fügt sich Cosima den Um‐
ständen und bringt kurz darauf, im März des Jahres
1863, eine weitere gemeinsame Tochter zur Welt.
Kaum ein halbes Jahr später, werden endgültig die
Weichen für Cosimas weiteres Leben gestellt: „Des
Sängers Fluch“, inszeniert durch Hans von Bülows
Orchester, lässt Richard Wagner einen weiteren Tag
in Berlin anhängen. Während sich Hans von Bülow
der Nachmittagsprobe widmet, unternehmen Cosima
und Richard eine Kutschfahrt durch Berlin. „Wir
blickten uns stumm in die Augen und ein heftiges
Verlangen nach eingestandener Wahrheit über‐
mannte uns zu dem keiner Worte bedürfenden Bek‐
enntnisse eines grenzenloses Unglücks, das uns be‐
lastete.“ [2], schrieb Wagner einige Jahre später,
während Cosima sechs Jahre später in ihrem
Tagebuch folgendes vermerkte: „Heute vor sechs
Jahren kam R. durch Berlin, und da fand es sich,
dass wir uns liebten; damals glaubte ich, ich würde
ihn nie mehr wieder sehen, wir wollten gemeinsam
sterben ‐ R. denkt daran und wir trinken auf diesen
Tag.“ [3]
35
Offenbar ist dies der Beginn der Liebesbeziehung
zwischen der unglücklich verheirateten Cosima von
Bülow mit Richard Wagner. Sie setzte sich nach
vielen Unruhen, Gefühlsverwirrungen, nach Cosimas
Scheidung und dem Tod von Richards Ehefrau Minna,
im Jahre 1870 in einer ehelichen Verbindung fort,
die bis zum Tod Richard Wagners anhält.
² ³ Hilmes O., (2007): Herrin des Hügels. Das Leben
der Cosima Wagner, München: Pantheon Verlag,
Seite 101 (aus: Richard Wagner: Mein Leben, Seite
745f)
Borchmeyer D., (2008): Nietzsche, Cosima,
Wagner. Frankfurt am Main und Leipzig: Insel
Verlag
Literatur:
Christine Schnabl ist Erziehungswissenschaftlerin
mit dem Schwerpunkt Hochbegabung/Bibliothe‐
rapie (MA).
¹ Hilmes O., (2007): Herrin des Hügels. Das Leben
der Cosima Wagner, München: Pantheon Verlag,
Seite 79
SPRACHECKE: VOM FALSCHEN
UND "RICHTIGEN" DENGLISCH
Tassilo Halbritter
Alle jammern über die Flut englischer Wörter in der
deutschen Alltagssprache. Dabei sind es nicht einmal
die echt englischen Wörter alleine, die über
Ärmelkanal, Atlantik, Bodensee und Rhein in unseren
Sprachraum hereindrängen. Nein, es gibt sogar die
deutschen Anglismen, von unseren eigenen Sprach‐
genossen erfundene Fremdwörter englischer Anmu‐
tung, die der geborene angloamerikanische Sprecher
nicht kennt. Dass dieses Phänomen nicht neu ist,
zeigt ein Vergleich mit der früheren Modesprache
Französisch, die das noch frühere Latein etwa ab
1650 ablöste. Hier einige Beispiele für falsche
Freunde in Frankreich:
Leichensack und nicht
eine körpernahe Tasche.
Public Viewing: darunter
versteht man im amerikanischen Englisch nicht die
gemeinsame Betrachtung einer Fernsehübertra‐
gung, sondern eine öffentliche Aufbahrung!
Beamer (für engl. video projector) ist ein
Kettenschärfer.
Oldtimer ist kein altes Auto (vintage car) sondern
ein alter Mensch!
Happy End heißt im Englischen korrekt happy
ending.
Smoking heißt rauchen und die Kleidung nennt sich
dinner jacket (UK) oder tuxedo (USA).
Trampen ist mit ‘to hitch‐hike’ zu übersetzen.
Mobbing
heißt
auf engl. bully‐
ing.
Messies
nennt
man compulsive
hoarders.
Horrortrip ist ein
bummer oder ein
bad trip.
Wellness‐Center
wird
als
spa
bezeichnet.
Friseur (von frz. friser = kräuseln) heißt auf franzö‐
sisch coiffeur.
Loge ist auch die Garderobe (Umkleideraum) eines
Künstlers.
Toilette bezeichnet die Damenkleidung für festliche
Anlässe oder den Frisiertisch. Nur in der Mehrzahl
kann auch das Klo damit gemeint sein.
Doch nun zu den Scheinanglismen, die nur im
Deutschen mit dieser Bedeutung (wenn überhaupt)
bekannt sind. Das
meistzitierte
Beispiel ist sicher
das Handy, das
im
Englischen
mobile
phone
und im amerik.
Englisch cellular
phone heißt.
Showmaster
ist
rein deutsch, für
engl. host (= Mo‐
derator, Anima‐
teur, Veranstal‐
ter)
Bodybag
bezeichnet
im
© Studeny
Englischen
den
Ich denke, ich
habe mit dieser
kleinen Auswahl
gezeigt, dass die
derzeitige
Vorliebe für das
Englische
sehr
bunte Auswüchse
zeigt!
© Studeny
36
WIE GOTT FÜHRT
Gustav Kollisch
Dies soll keine theologische Arbeit sein, sondern nur
eine persönliche Interpretation allgemein zugäng‐
licher Informationen und eigener Erfahrungen. Als
Kind habe ich erlebt, dass es nicht nur für Kinder,
sondern auch für ihre Eltern unangenehm werden
konnte, wenn Kinder „Grüß Gott“ anstatt „Heil
Hitler“ sagten. Wir haben keine Ausländer gesehen
oder Fremdsprachen gehört. Die ersten schwarzen
Menschen, die wir sahen, waren amerikanische
Soldaten. Sie waren meist freundlicher und fröh‐
licher als ihre weißen Kollegen. Sie konnten lachen,
wenn ein neugieriger Bub ihre Hand ergriff und ver‐
suchte, die Farbe abzuwaschen. Dagegen kann ich
mich an einen weißen Soldaten erinnern, der sich
als Kinderschreck versuchte. Ich sprang in einen
Schützengraben und konnte ihn mit meiner
Steinschleuder mit weit hörbaren Treffern auf
seinen Stahlhelm auf Distanz halten. Dabei wurde er
immer zorniger während einer seiner Kollegen eilig
den zuständigen Kommandanten holte. Nach einem
kurzen Wortwechsel und zwei Ohrfeigen führte ihn
der Kommandant ab, wobei ich ignoriert wurde. Be‐
sorgte Nachbarn nahmen mir darauf die Stein‐
schleuder ab, ohne auf meine Eltern zu warten.
Nach der Erziehung in der Schule benötigten wir
viele Jahre um zu normalen Menschen zu werden.
Von der Führung der Kirche durch Papst Pius XII.
haben wir Kinder nichts mitbekommen.
papst“ bezeichnet
wurde, berief er
das Zweite Vati‐
kanische Konzil ein
zur Anpassung der
Kirche an die mod‐
erne Welt. Wegen
des inzwischen häufigeren Kontaktes zu anderen
Religionen enthalten die Konzilsdokumente auch
Regeln für den Umgang mit diesen Kontakten.
Schon vorher hörte ich in Wien an der Volkshoch‐
schule den französisch gehaltenen Vortrag eines
spirituellen Lehrers, wobei die Wiener Dolmet‐
scherin ständig von geistigem Wachstum sprach.
Ich fragte, ob nicht geistliches Wachstum besser
wäre, worauf sie emotional explodierte. Ich
erklärte dem überraschten Swami im gelben Ge‐
wand auf Englisch den Grund der Aufregung,
worauf er sich nach der Religion in Österreich
erkundigte. Nachdem ich damals sehr schnell so‐
wohl mit meinem Englisch als auch mit meinem
Fachwissen am Ende war, übernahmen zwei Herren
in Zivil die Diskussion. Dabei ergab sich zur allge‐
meinen Überraschung, dass trotz der gewaltigen
theologischen Unterschiede der Tagesablauf im
Kloster des Swami auf die Minute der gleiche war
wie in österreichischen kontemplativen Klöstern.
Mehr als 50 Jahre später ist dies nach Worten des
Dalai Lama für „echt Praktizierende“ (Mönche)
verschiedener Religionen nicht mehr überraschend.
Als im Konklave Johannes XXIII. gewählt wurde,
begann ein neues Zeitalter. Es wurde bekannt, dass
bei der Glaubenskongregation ein Akt über ihn vor‐
lag, der nach der Wahl schnellstens vernichtet
wurde; aber erst, nachdem der Papst ihn auf
eigenen Wunsch gelesen hatte. Als Nuntius hatte er
über Jahre Kontakte zu anderen Religionsge‐
meinschaften. Obwohl er zunächst als „Übergangs‐
In der Diskussion erzählte ich dem Swami noch, wir
hätten in der Schule gelernt, dass man in den öst‐
lichen Religionen an eine Selbsterlösung glaube,
während wir die Gnade für notwendig halten und
dazu das Sündenbekenntnis in der Beichte ver‐
wenden. Er antwortete, dass der Mensch selbstver‐
ständlich nicht allein aus eigener Kraft den
spirituellen Weg gehen kann, er sich im Vortrag
aber auf das beschränkt hat, was man selbst
beitragen kann. Auch in seiner Religion war eine
Besprechung der persönlichen Fehler mit einem
Seelsorger vorgesehen und in Ausnahmefällen sogar
ein öffentliches Bekenntnis der Fehler. Er ergän‐
zte, dass er nicht an Konvertiten interessiert war,
deren hauptsächliches Motiv die Flucht vor unan‐
genehm empfundenen Forderungen ihrer ursprüng‐
lichen Religion war. Weil wir englisch diskutierten,
verstanden seine Wiener Anhänger kein Wort, da
bei uns bis 1945 die Verwendung und das Erlernen
von Fremdsprachen verboten und im Inland auch
sinnlos waren.
Es war immer selbstverständlich, dass der Gott der
Christen derselbe wie der Gott der Juden ist. Für
den Islam konnte man mit wenig Mühe die gleiche
Aussage treffen. Zu anderen Religionen, wie etwa
© Studeny
37
tiefgreifend. Er wurde von Gott „am anderen
Ende der Welt“ unter anderen Bedingungen
auf seine neue Tätigkeit vorbereitet. Weil
man sich um dieses Amt aber nicht bewirbt,
passierte ihm der gleiche „Fehler“ wie
seinem Vorgänger acht Jahre früher.
Ratzinger hatte damals im festen Glauben,
dass ihn das nicht treffen könnte, eine Rede
vor den Kardinälen gehalten, die ihn dann
wählten. Bergoglio fehlte die Betriebsblind‐
heit römischer Kardinäle und er sagte deut‐
lich seine Meinung. Ebenfalls überzeugt, dass
ihn das nicht treffen könnte, sprach er ohne
Manuskript und wurde prompt gewählt. Die
Kardinäle, die ihn gewählt haben, konnten
nicht einzelne Maßnahmen voraussehen,
müssen ihm aber jetzt auf seinem Weg fol‐
gen. Er hat aber schon bewiesen, dass er sich
deutlich ausdrücken kann, ohne seine Ge‐
sprächspartner zu beleidigen. Sofort nach
seinem Amtsantritt freute sich der Ober‐
rabbiner in Rom auf die Zusammenarbeit.
Erst einige Tage später haben wir erfahren,
dass er als Fußballfan vor Jahrzehnten einen
Rabbiner kennen lernte und ihn im Lauf der
Zeit als Freund gewann. Das gemeinsame
Buch der beiden wird voraussichtlich dem‐
nächst unter dem deutschen Titel „Über
Himmel und Erde“ erscheinen.
Ebenfalls in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts wirkte in Kenia mit göttlichem
Beistand Frau Wangari Maathai (Univ. Prof.
für Biologie, Politikerin, Nobelpreisträgerin
und Mitarbeiterin der UN) und erreichte mit
tausenden von ihr vielseitig ausgebildeten
ehrenamtlichen Helfern, darunter viele Analpha‐
beten, die Wiederaufforstung von Wäldern in
einem Umfang, dass man dies von Satelliten aus
sehen kann, und bewirkte dadurch regional Klima‐
verbesserungen und eine Steigerung der Produktion
von Nahrungsmitteln. Diese Arbeiten und ihre per‐
sönlichen Erfahrungen und Motive hat sie im Buch
„Die Wunden der Schöpfung heilen“ spannend
dokumentiert.
© Studeny
dem Buddhismus, zeigen sich trotz gewaltiger
Unterschiede in der Theologie überraschende
Übereinstimmungen der Wirkung spiritueller Praxis.
Weil vor dem Konzil Kontakte zwischen den Reli‐
gionen relativ selten waren, bestand wenig Bedarf
für Regelungen. Die Bemühungen der Päpste
Johannes Paul II. und Benedikt XVI. zur praktischen
Umsetzung der Vorgaben des Konzils blieben müh‐
sam und überraschten gerade traditionelle
Christen.
Mit der Wahl und dem Amtsantritt von Papst
Franziskus änderte sich die Situation plötzlich und
© Studeny
© Studeny
38
DAS VERHÄLTNIS VON CHRISTEN UND
MUSLIMEN IN DER GEGENWART ‐ TEIL 2
Fritz Köck
Staat renoviert auch alte christlich Kirchen, die
nach der Renovierung zu Museen umgewidmet
werden. Ein Beispiel ist die aramäische Kirche auf
der Insel Aghthmar, die 2006 renoviert wurde und
die kein von außen sichtbares Kreuz haben durfte ‐
ein Beleg dafür, dass solche Renovierungen in er‐
ster Linie dem Fremdenverkehr dienen sollen.
Es scheint so zu sein, dass die Christen auf Grund
der Ratifizierung der Internationalen Menschen‐
rechte durch die Türkei keine direkten
Repressionen erleiden. Es werden jedoch die den
Christen zugestandenen Rechte fallweise sehr
restriktiv ausgelegt.
2. TÜRKEI
Die Christen in ihrer Gesamtheit machen heute
weniger als ein Prozent der türkischen Bevölkerung
aus. Teilweise gehen die Schätzungen von 0,21 % bis
0,5 %, wobei man bei der Staatsgründung 1923 noch
einen 20 %igen Anteil an Christen im Land
registrierte. Die zahlenmäßig größten Kirchen sind
die griechisch‐orthodoxe Kirche, die armenisch‐
apostolische Kirche und die syrisch‐orthodoxe Kirche
[1]. Allein 90 % der 55.000 Mitglieder der armenis‐
chen Kirche wohnen im Raum Istanbul. Insgesamt
leben 70 – 80 % aller Christen in Istanbul. Es ist ein
stetiger Rückgang der Anzahl an Christen zu be‐
merken. Gründe dafür dürften politischer und
wirtschaftlicher Natur sein.
Obwohl die Türkei neben dem Libanon der einzige
laizistische Staat unter den muslimischen Staaten
ist, gibt es doch Hindernisse, die in der Verfassung
von 1982 garantierte Glaubensfreiheit und das Recht
an religiösen Zeremonien teilzunehmen, durchzu‐
setzen.
Die griechischen, armenischen, protestantischen und
katholischen Kirchen besitzen nach der Verfassung
einen Rechtsstatus. Dabei wird ihnen eine Besitz‐
standsgarantie [2] für ihre Einrichtungen einge‐
räumt. Die Mitglieder der syrischen Kirche gelten als
christlich‐türkische Staatsbürger ohne Minderheiten‐
status. Sie dürfen auch keine Bildungs‐ und
Sozialeinrichtungen
unterhalten.
Ohne
jeden
Rechtsstatus sind die Freikirchen und die Evange‐
lische Gemeinde Deutscher Sprache. Sie werden fak‐
tisch nur geduldet. Die Anzahl der Mitglieder der
Freikirchen wird
auf
4.000
‐
5.000 geschätzt
und besteht zur
überwiegenden
Anzahl aus Kon‐
vertiten.
Sie
treten daher als
Vereine auf und
können
durch
das vor einigen
Jahren
re‐
formierte Stif‐
tungsrecht auch
Geld aus dem
Ausland anneh‐
men. Moschee‐
und Kirchenbau
ist in der Türkei
ohnehin
eine
Angelegenheit
© Studeny
des Staates. Der
Patrik Partsch beschreibt die Situation wie folgt:
Die Tätigkeit von ausländischen Geistlichen in der
Türkei wird von Seiten der Behörden toleriert, ob‐
wohl eigentlich nur türkische Staatsangehörige den
Gottesdienst durchführen dürfen.
Kreuz und läutende Kirchenglocken sind nicht
verboten.
Neubau und Reparatur von Kirchengebäuden sind
nicht verboten aber genehmigungspflichtig, und
offenbaren manchmal eine diskriminierende
Verwaltungspraxis.
1972 musste das griechisch‐orthodoxe Seminar auf
der Prinzeninsel (Heybeli) den Lehrbetrieb einstel‐
len, so dass heute in der Türkei keine christlich‐
theologische Ausbildungsstätte besteht.
Kirchen dürfen kein Eigentum erwerben und die
Eigentumsrechte vorhandener Immobilien sind
nicht uneingeschränkt gesichert.
Dazu möchte ich noch ergänzend anführen: Die
Tätigkeit von
ausländischen
Geistlichen in
der Türkei ist
immer nur auf
ein bis zwei
Jahre
be‐
fristet.
Das
heißt,
wenn
ein Geistlicher
in
eine
türkische Ge‐
meinde
ver‐
setzt werden
soll, braucht er
Visum,
Aufenthalts‐
genehmigung
und Arbeitser‐
laubnis.
Bei
meinen
Geschäftskon‐
39
Christen (aus Mittel‐
europa
und
auch
Türken), die jedoch
ihre Kinder in den
islamischen Religions‐
unterricht
schicken
und parallel dazu in
den christlichen. Man
ist der Meinung, dass
die Kinder, wenn sie
nicht isoliert von den
muslimischen Kindern
aufwachsen,
im
späteren Berufsleben
weniger
Probleme
haben.
So
ähnlich
funktioniert das auch
in nicht laizistischen
islamischen Staaten.
Christen werden in der
Türkei
auch
zum
Militär
eingezogen,
können jedoch nur un‐
tere
Unteroffiziers‐
ränge
erreichen.
© Studeny
Genauso ist es auch in
der Justiz und im
Beamtenapparat, hier werden eindeutig Muslime
vorgezogen und Christen und auch Nichtmuslime
haben kaum Chancen auf höhere Positionen. Auch
interkonfessionelle Ehen gibt es kaum und wenn,
dann nur in der relativ offenen und modernen
Region um Istanbul.
takten in der Türkei konnte ich feststellen: Christen
werden vom Gesetz her nicht diskriminiert, aber es
kann in der Praxis vorkommen, dass ein christlicher
Unternehmer oder auch ein Privatmann, der eine
behördliche Bewilligung ‐ sei es für Bau, Gewerbe,
Betriebsvergrößerung etc. ‐ braucht, darauf viel
länger warten muss, als ein muslimischer Staatsbür‐
ger. Das liegt nicht an der Gesetzeslage sondern an
der Unwilligkeit mancher muslimischer Beamter,
dem Ansuchen stattzugeben. Man versucht das zu
umgehen, indem ein christlicher türkischer Staats‐
bürger in seinem Betrieb einen muslimischen Teil‐
haber hat, der für die Amtswege zuständig ist. Auch
christliche Unternehmer aus Europa, die in der
Türkei Produktionsbetriebe errichteten, sind fast
durchwegs diesen Weg gegangen und haben sich
türkische,
vor
allem
muslimi‐
sche,
Partner
gesucht.
Christliche
türkische Staats‐
bürger
können
ihre Kinder auch
in
staatliche
Schulen
schicken. Sie sind
vom islamischen
Religionsunter‐
richt
befreit,
müssen
jedoch
den
anderen
Lehrstoff wie in
den
Büchern
beschrieben,
lernen. Ich selbst
kenne bzw. kan‐
© Studeny
nte
einige
Abschließend möchte ich noch auf den inter‐
essanten Fall Mor Gabriel hinweisen:
Das im 4. Jahrhundert geründete syrisch‐orthodoxe
Kloster Mor Gabriel in Tur‐Abdin hat bei einem
Rechtsstreit gegen den Staat fast 28 Hektar Land
verloren. Das als Wald ausgewiesene Grundstück
(das jedoch nur von Buschwerk bewachsen sein soll)
dürfte nach türkischem Gesetz, da als Wald dekla‐
riert, nicht im
Besitz
von
Privatpersonen
oder rel. Stif‐
tungen
sein,
sondern
ist
Staatseigentum.
Obwohl
1936
unter
Vorlage
der
Steuer‐
unterlagen und
der
Besitzurkunde
dem Kloster das
Grundstück als
Eigentum
zuerkannt
wurde, wurde
jetzt vom Staat
das Eigentums‐
recht entzogen.
Diese
Doku‐
40
mente, die 1936 vorgelegt wurden, sind nach An‐
gaben der Anwälte aus den Gerichtsunterlagen ver‐
schwunden. Da die christlichen Kirchen in der Türkei
nicht als Rechtspersönlichkeiten anerkannt werden,
hat man nach offiziellen türkischen Medien so
entschieden. Es wird vermutet, dass man damit dem
Kloster die Existenzgrundlage entziehen will, um
auch die noch dort lebenden Christen (2.000 ‐ 4.000)
aus dem Land zu drängen.
Die Argumentation der Behörde geht sogar so weit,
dass man feststellte, am Gelände des heutigen
Klosters wäre eine Moschee gestanden und daher
wäre das Gelände in islamische Hände zu über‐
führen. Das Kloster wurde aber nachweislich im 4.
Jahrhundert,
also vor islami‐
scher
Zeit,
gegründet. Wie
der Rechtsstreit
[3] ausgeht, ist
derzeit noch of‐
fen.
Im Herbst 2011
erschien in der
Türkei [4] ein
neues Schulbuch,
in dem die syri‐
schen Christen,
die im Osten der
Türkei beheima‐
tet
sind,
als
Landesverräter
bezeichnet wer‐
den,
die
in
großer Zahl aus‐
gewandert
und
© Studeny
im Ausland zum
„Werkzeug polit‐
geduldet. Das Hauptproblem der in den Auto‐
nomiegebieten lebenden Christen ist die Abwander‐
ung in westliche Länder, weil es für sie zum Verbleib
in Palästina kaum Perspektiven gibt. Durch die Ein‐
schränkungen und auch durch die restriktive israelis‐
che Politik sollen 60 % der palästinensischen Christen
in den letzten drei Jahrzehnten ins Ausland abge‐
wandert sein [5].
Dadurch ist der Anteil von Christen in den Auto‐
nomiegebieten von 18 % im Jahr 1948 auf heute etwa
2 % gesunken [6]. Es gibt in den palästinensischen
Autonomiegebieten kein Gesetz gegen Reli‐
gionsfreiheit und demzufolge auch keine systemat‐
ische Verfolgung, aber Christen ‐ besonders aber
Konvertiten ‐ berichten, dass auf sie Druck ausgeübt
wird.
Die
Scharia gilt als
Grundlage der
Rechtsprechung
und ist Hinter‐
grund
des
Rechtsem‐
pfindens
der
Bevölkerungs‐
mehrheit. Die
traditionellen
Kirchen dürfen
relativ
pro‐
blemlos
Ge‐
bäude erricht‐
en,
sogar
missionarisch
tätige Kirchen
werden gedul‐
det.
In
einem
Beitrag in der
Zeitschrift der
„Deutschen Vereinigung für Politische Bildung“ [7]
beschreibt Hr. Prof. Reiss die Bemühungen zur
Erziehung zu religiöser Toleranz. Im Vordergrund
steht dabei, dass „religiöse Toleranz“ bedeutet,
gegenseitig aufeinander Rücksicht zu nehmen,
nicht die Schwäche einer Religion auszunutzen,
höflich und behutsam im Umgang miteinander zu
sein, und dass es notwendig ist, dass jeder die
Möglichkeit bekommt, seine Religion auszuüben.
Bei der Evaluation, so ist der Autor der Meinung,
könne die Schulbuchreihe „Staatsbürgerkunde“ als
Vorbild für den ganzen Nahen Osten dienen. Die
Schulbuchreihe ist frei von Antisemitismen, im Ge‐
gensatz zu den Schulbüchern in Jordanien und
Ägypten.
In den Büchern werden Israel und die Juden gar
nicht thematisiert. Auch im Blick auf die westliche
Kultur sind keine negativen Äußerungen festzu‐
stellen. (Konfliktvermeidung mit den israelischen
Behörden?)
Unter Punkt 5 und 6 kommt der Autor aber zum
Schluss, dass viele Ansichten von der konserva‐
tiven, religiös geprägten Bevölkerung nicht geteilt
werden. Viele lehnen es ab, sich westlich
säkulären Gesellschaften anzugleichen. Es besteht
die Tendenz, dass immer mehr Menschen in
ischer und religiöser Interessen“ geworden seien.
3. PALÄSTINA
In den Autonomiegebieten sind die römisch‐katholi‐
sche, evangelisch‐lutherische und auch die angli‐
kanische Kirche anerkannt. Da es hier auch kein
einheitliches säkulares Zivilrecht gibt, ist beispiels‐
weise auch keine Ziviltrauung möglich. Für
Eheschließungen sind die einzelnen anerkannten
Religionsgemeinschaften zuständig. Dadurch kann
beispielsweise eine muslimische Frau keinen christ‐
lichen Mann heiraten, weil das nach islamischem
Recht verboten ist. Auch eine Eheschließung von
zwei ehemals muslimischen Konvertiten ist nicht
möglich. Um diese Hindernisse zu umgehen, ver‐
suchen Heiratswillige, die nur eine zivile Trauung
wünschen, zur Eheschließung nach Zypern aus‐
zureisen. Eine ähnliche Praxis gibt es auch im
Libanon. Der Glaubenswechsel zwischen Islam,
Christentum und Judentum ist in Israel legal, kann
aber nur in von Israel kontrollierten Gebieten der
Westbank praktiziert werden. In den palästinensi‐
schen Autonomiegebieten sind die verschiedensten
christlichen Kirchen anerkannt. Freikirchen werden
41
men mit mehr als 100 Mitarbeitern. Die meisten
Firmen und Betriebe haben vier Mitarbeiter oder
sind Familienbetriebe. Die Auslandshilfe beträgt
€ 2,4 Mrd. Dem gegenüber stehen Importe von € 4,2
Mrd. und Exporte von etwa € 1 Mrd. 62 % der An‐
bauflächen im Westjordanland stehen unter israeli‐
scher Kontrolle. Um die Perspektivlosigkeit zu
illustrieren:
Im Westjordanland ist die Arbeitslosenquote bei
22 %, in Gaza bei 33 % [9].
In Gaza liegt die Arbeitslosigkeit unter den 15 ‐
19jährigen bei 72 %, im Westjordanland unter 40 %.
Der Durchschnittslohn in Gaza beträgt € 225, im
Westjordanland € 350.
Palästina ihre religiöse Idendität wiederentdecken
und im Islam die Lösung aller Probleme erhoffen. In
den Büchern für den Religionsunterricht hingegen
wird das Bild einer islamischen Gesellschaft tradiert,
in der nur eine bedingte Toleranz gegenüber den
monotheistischen Religionen geübt wird. Sie warnen
vor einer Veränderung der Geschlechterrollen und
erziehen statt zur Demokratie eher zum Gehorsam
gegenüber Gott, den Eltern und anderen Autoritäts‐
personen.
In Gaza ist die Situation aber etwas komplizierter.
Die Christen sind auf Grund der feindseligen Haltung
der Hamas in großer Zahl in die Westbank über‐
siedelt. Da der Anteil an Christen im Promillebereich
liegt (1,33) gibt es durch die andauernde Abwande‐
rung immer weniger Reibungsflächen mit den Musli‐
men. Die wirtschaftliche Situation in Gaza ist aber
äußerst angespannt, sodass etwa 80 % der Bevölker‐
ung im Gazastreifen von ausländischer Hilfe ab‐
hängig sind. Das fördert indirekt natürlich auch den
Zusammenhalt der Muslime und die Ausgrenzung
Andersgläubiger.
In Gaza und im Westjordanland gibt es auch christ‐
liche Schulen. Dorthin schicken auch entsprechend
wohlhabende muslimische Eltern ihre Kinder, weil
die Ausbildung dort einfach besser ist. Nun wurde
mir berichtet, dass in manchen Schulen nicht mehr
genügend Platz für christliche Kinder ist, auch gibt
es in vielen christlichen Familien wirtschaftliche
Probleme und sie können das Schulgeld nicht auf‐
bringen. Die Kinder müssen dann die Regelschulen
besuchen.
Ausblick
•
•
•
•
Ägypten
Jordanien
Iran
Libanon
Referenzen
[1] Patrik Partsch, 49f.
[2] Patrik Partsch, „Darstellung des Christentums
in Schulbüchern islamisch geprägter Länder“ 51f
[3] Details in der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ vom
19.12.2012
[4] Rita Breuer, Im Namen Allahs S 107ff
[5] Angaben Österr. Wirtschaftkammer
[6] Bericht an den Deutschen Bundestag Mai 2012
[7] POLIS Heft 1/2005
[8] Weltbankbericht vom Juni 2012
[9] UNESCO 2012
Nicht unerwähnt sollte auch die wirtschaftliche
Situation in diesem Gebiet bleiben [8]. Im West‐
jordanland inklusive Gaza gibt es nur 60 Unterneh‐
© Studeny
© Studeny
42
RÄTSEL
WER WAS WANN WO 3
Sieglinde Fürst
Auch diesmal waren Konstanze und Isabelle erfolgreich.
DIE RICHTIGEN ANTWORTEN:
1) Der Geschichtenerzähler heißt Aret Güzel Aleksanyan und nennt sich Derwisch. Sein
Theater ist das Interkulttheater in 1060 Wien, Fillgradergasse 16. Über die Federn als
Geschenk sagt er selbst:
„Diese Feder wurde in der Anlehnung an die Federn des Benu geschenkt. Benu ist ein heiliger Vogel in der
ägyptischen Mythologie und wurde im Hellenismus als Phönix überliefert, der am Ende seines Lebens beim
Sonnenaufgang verbrannte, um aus seiner Asche verjüngt wieder aufzuerstehen. Das dient als Metapher dafür,
dass es für uns Menschen sehr wohl auch möglich wäre, uns selbst aus eigener Kraft zu erneuern und neue Wege
zu beschreiten.“
Bild 2 (gesamter Briefkasten)
Bild 1 mit freundlicher Erlaubnis von Derwisch
2) Ich war natürlich in Bratislava. Diese Dame
sitzt auf einem Briefkasten beim Präsidenten‐
palast, zu ihren Füßen eine weitere Dame.
Weitere Figuren sind z.B. der schöne Naci, der
Paparazzo, der napoleonische Soldat, der
Spötter, der Glotzer.
© Fürst
43
3) Bei dem Schriftsteller handelt es sich um Karl May. Er lebte in
Radebeul. Ein Vortrag in Wien vom 22.3.1912 hieß: „Empor ins Reich
der Edelmenschen.“ Er starb am 30.03.1912 an den Folgen einer
Verkühlung.
Bild 3 aus Wikipedia (erlaubt, da Schutz bereits abgelaufen)
© Fürst
© Fürst
Bild 4 und 5
4) Es handelt sich um die 1979 bis 1981 errichtete Kirche am Schöpfwerk, die dem Hl. Franz von Assisi geweiht
ist. Sein Bild wurde von Michael Fuchs, dem Sohn des Malers Ernst Fuchs, gemalt. Architekt der Kirche und der
gesamten Wohnhausanlage war Viktor Hufnagl. Die Kirche hat die Form einer Stufenpyramide.
Pro richtiger Antwort gibt es 3 Punkte. Sind alle Fragen richtig beantwortet, gibt es 15 Punkte.
DIE LÖSERTABELLE
Gesamt
R 2/1
R 2/2
R 2/3
R 2/4
R1
Konstanze Kobel‐Höller
30
3
3
3
3
15
Isabelle Weinberger
23
2
3
3
‐
15
Maja Balik
3
‐
‐
‐
‐
15
44
DIE NEUEN AUFGABEN:
1) Unlängst fiel mir wieder einmal ein altes Geschichtenbuch in die Hände. Es ist wirklich alt (d.h. mein
Exemplar noch nicht so alt, aber die Urfassung wurde schon vor mehr als 200 Jahren geschrieben). Es ist in der
Ich‐Form geschrieben, der Held, ein deutscher Adeliger, hat es aber nicht selbst niedergeschrieben. Auch
schildern viele der Geschichten gar nicht seine eigenen Erlebnissse, sondern wurden von späteren Bearbeitern
dazuerfunden. Ein deutscher Gelehrter war der erste wirklich bekannte Autor der Geschichten. Er schrieb die
Geschichten übrigens auf englisch nieder. Wie heißt dieser, und auf welchen Gebieten betrieb er seine
Forschungen? Wie heißt das Buch?
2) Kürzlich besuchte ich wieder einmal eine Kirche (ich weiß, Kirchenfragen mögt ihr nicht besonders, aber ihr
habt durch mich schon viele eher unbekannte Kirchen kennengelernt). Diese Kirche befindet sich zur
Abwechslung am nördlichen Stadtrand von Wien. Im Laufe der Zeit gab es an der Stelle immer wieder
Kapellen. Die letzte Kapelle, die 1713 von der Grundherrin der Gegend zum Dank für das Abklingen der Pest
errichtet wurde, ist zugleich der Altarraum der heutigen Kirche. Die Kapelle ist einem berühmten Haus der
Antike nachempfunden. An der Außenseite der Kirche befindet sich eine Gedenktafel für einen Geistlichen,
dessen Wirken man in dieser Gegend nicht erwarten würde. Um die Ecke gibt es ein kleines Schlösschen, das
öfters von einem berühmten Musiker besucht wurde. Wie heißt die Kirche, wer war der Geistliche und wer
der Musiker?
3) Ich war natürlich auch wieder im Theater. Da sah ich vor kurzer Zeit ein ca. hundert Jahre altes, selten
gespieltes Ein‐Personen‐Stück über eine Menschwerdung. In Österreich wurde dieses Stück meines Wissens nur
von vier Schauspielern gebracht. Nenne das Stück, den Autor und mindestens zwei Schauspieler.
4) Am Palmsonntag machte ich einen Ausflug in einen Kur‐ und Festspielort (ehemals gab es dort Bergwerke), um
dort an der Palmweihe (vor der barocken Kapelle des Heiligen Nepomuk) und dem Ostermarkt im Schloss
teilzunehmen. Auch Kaiser kurten hier bereits. Wo war ich? Welcher Großbuchstabe steht über dem Eingang
des Schlosses? Welche Stücke werden heuer aufgeführt?
Das wär´s wieder für diesmal. Einen kleinen Hinweis habe ich noch. Heute, da ich diese Seite fabriziere, ist der
1. April. Vielleicht hilft es Euch bei einer Antwort?
Einsendeschluss ist der 27. Mai 2013. Einsendungen bitte an
[email protected]. Ich freue mich schon!
MAGISCHES WÜRFELRÄTSEL
Claus‐Dieter Volko
Ich hatte im Schlaf einen Einfall:
Ein magisches Wortquadrat ist eine n*n‐Matrix, in der jede Zeile und jede
Spalte ein Wort mit n Buchstaben enthält. Wörter in Zeilen werden von links
nach rechts gelesen und Wörter in Spalten von oben nach unten. Ein magischer
Wortwürfel ist ein Würfel, der aus sechs magischen Wortquadraten besteht,
wobei jedes Paar von aneinander grenzenden Feldern, die sich auf zwei ver‐
schiedenen Quadraten befinden, denselben Buchstaben enthalten muss.
Ein magischer Wortwürfel mit n = 1 ist trivial. Mit n = 2 ist es immer noch
leicht, einen solchen Würfel zu finden, zum Beispiel mit den beiden Worten
"eh" und "he". Für n >= 3 wird es schwieriger.
Das Ziel: einen magischen Wortwürfel mit einer möglichst großen Zahl n
finden.
Viel Erfolg!
© Studeny
45
ENIGMA 30 (2013/1)
Christian Rieseneder
Eine kurze nostalgische Rückkehr
Lösungen von Enigma 29:
Die langjährigen Mitglieder erinnern sich vielleicht
noch, dass die Enigma‐Reihe einst in den frühen
90ern von Hubert S. ins Leben gerufen wurde. Damals
war der Grundsatz eher, anspruchsvolle „echte“
Rätsel zu stellen, die für GRIPS zu aufwändig gewesen
wären. Als Hubert sie dann aus Zeitgründen einstell‐
te, rief ich als Ersatz die Rätselreihe „Around the 64
(AtS)“ ins Leben, in der ich Schach‐um‐die‐Ecke‐
gedacht‐Rätsel stellte, später ergänzt und dann er‐
setzt durch das aktuelle Enigma, das sich primär auf
Rechercherätsel konzentriert. Das heutige vereint
beide Konzepte und erinnert an die „alte Zeit“.
Es wurden erfreulich viele Lösungen gefunden, dar‐
unter auch sämtliche für mich motivierenden:
Vater‐Mutter‐Kind bzw. Mann‐Frau‐Kind; Messer,
Gabel und Löffel; der Weg, die Wahrheit und das
Leben (Jesus); weiters die Spiele Stadt‐Land‐Fluss
und Schere‐Stein‐Papier; Feld, Wald und Wiese (in
Variationen); Hals‐Nasen‐Ohren; die Schießan‐
weisung „Kimme – Korn – Schuss!“; und Sonne,
Schnee und Eis stehen vereint für Winterurlaub. Na‐
men von Produkten, Fernsehsendungen und ver‐
breiteten Gerichten habe ich auch gewertet:
Sport‐Spiel‐Spannung; Menschen, Tiere, Sensation‐
en; Ente mit Rotkraut und Knödel; Wurst mit Senf
und Brot. Nicht ganz so etabliert, aber ausreichend
in Verwendung für Gültigkeit sind Adam, Eva und
das Paradies; Sonne, Mond und Sternenlicht; Hase,
Henne und Ei. Mit einer unvermeidbaren, gewissen
Willkür lasse ich auch die Herz‐Schmerz‐Polka
durchgehen, wiewohl nicht direkt eine Drillings‐
formel, nicht aber die Redensarten „Ein Mann, ein
Wort – eine Frau ein Wörterbuch“ und „Kinder und
Narren sagen die Wahrheit“. Andere eingesandte
Dreiheiten wie Hopfen, Malz und Maische sind nicht
dergestalt in Verwendung.
Insgesamt hat Sieglinde Fürst 13 gültige Lösungen
eingesandt, Bruno Wastian 5, Lili Kofler 3 und
Helmuth Singer eine. Das ergibt einen Punkteschlüs‐
sel 1‐2‐3‐4, also 12 Punkte für Singer, 24 für Kofler,
36 für Wastian und 48 für Fürst. Damit haben wir
den neuen Punktestand 2013:
Das Schachspiel hat sich über etwa 1500 Jahre
entwickelt und stark geändert. Die einschneidendste
Änderung trat am Übergang zum Mittelalter zur
Neuzeit auf, als die schwachen Figuren Wesir und
Elefant durch Dame und Läufer ersetzt wurden.
Weiters
wurden,
neben
einer
üblicherweise
vorherrschenden Hauptform des Schachspiels (die
gleichwohl international ein wenig variierte und erst
im 19. Jahrhundert standardisiert wurde) auch
zahlreiche Schachvarianten erfunden. Historisch
bedeutend war etwa das Kurierspiel auf einem
12 x 8‐Brett, dessen namensgebende, zusätzliche
Figur wahrscheinlich zu unserem Läufer wurde. Allge‐
mein wird die Erfindung neuer Figuren als
Märchenschach bezeichnet. Eine solche Figur ist etwa
der Janus, der die Gangarten von Springer und Läufer
vereint. Aber dieser wurde, wie die meisten anderen
Märchenschachfiguren, nie im normalen Schach ver‐
wendet.
Unverändert überdauert hat hingegen der Springer
mit seinem einzigartigen Rösselsprung. Wirklich ein‐
zigartig? Hiermit kommen wir zur Aufgabe:
Welche andere Figur außer dem Springer, die im
normalen, hauptsächlichen Schach zum Einsatz
kam, konnte dereinst auch Rösselsprünge aus‐
führen?
Frühere Namen des Springers sind nicht gemeint und
nicht relevant für das Rätsel. Dass es mehrere
Lösungen gibt, will ich nicht zu 100 % ausschließen,
aber eher nicht. Es werden 120 Punkte vergeben und
auf die Löser aufgeteilt, wobei mehrere Lösungen,
wenn denn vorhanden, wie üblich honoriert werden.
Lösungen bitte einsenden bis 27. Mai 2013 an
[email protected].
Name
Punkte alt Aktuell
Gesamt
Singer
120
12
132
Fürst
60
48
108
Wastian
40
36
76
24
24
Kofler
Wernig
46
20
20
MENSA INTERNATIONAL
QUO VADIS, MENSA INTERNATIONAL
Rudi Challupner
MENSA INTERNATIONAL, HEUTE, MORGEN,
ÜBERMORGEN
delt es sich um ein Treffen in Großbritannien,
dieses Jahr in Keswick in Cumbria, also im Lake
District, in unmittelbarer Nachbarschaft von
Schottland. Dieses „MY‐Camp“ ist ein zehntägiges
Jugendtreffen, wobei aber Jugend mit 18 ‐ 35
definiert ist und Ausnahmen für Junggebliebene
möglich sind. Man treibt sich zehn Tage gemeinsam
herum und hat ausreichend Gelegenheit, Land und
Leute und Teilnehmer kennenzulernen. Schön lang‐
sam scheint sich eine eigene MY‐Camp‐Identität zu
entwickeln, mit zahlreichen langjährigen Freund‐
schaften. Es gab auch schon Veranstaltungen in
Schweden, Litauen, Dänemark, Bulgarien, Spanien
und in den Niederlanden. Stattfinden wird es vom
19. bis 28. Juli. Anfragen / Auskünfte:
www.mycamp.org.uk
Liebe Mitglieder,
Das Hauptthema von Mensa International ist, wie alle
zwei Jahre wieder, die internationale Wahl. Wenn
ihr diese Ausgabe von TOPIQ in den Händen habt, ist
die Wahl schon gelaufen. Sieglinde hat eine wun‐
derbare Aussendung gemacht, vielen Dank. Ich
hoffe, es sind viele Stimmzettel an sie zurückgesen‐
det worden. Gewählt wurden dieses Mal nur die
Funktionen Treasurer, Director Administration und
Director Development. Für die Funktion des interna‐
tionalen Vorsitzes gab es nur eine Kandidatin. Sie
wurde daher gemäß der Richtlinien vom Wahl‐
komitee ernannt, eine Wahl im eigentlichen Sinn war
nicht notwendig.
Das zweite internationale Hauptthema ist das IBD.
Dort wird der neue Vorstand zum ersten Mal ge‐
meinsam auftreten. Es wird vom 18. (Anreise) bis 23.
Sept. 2013 (Abreise) stattfinden. Dazwischen liegen
vier Tage anstrengende Beratungen und Diskussionen
für die Delegierten. Aber auch vier Tage Genuss und
Entspannung für die „normalen“ Mensateilnehmer.
Mit Verlängerungsmöglichkeiten! Kanada ist weit,
aber in jeder Hinsicht sehenswert. Anfragen / Aus‐
künfte: www.ibd2013.com bzw. [email protected].
Und dann kann ich noch das „GOM“, das Mensa
Croatia Annual Gathering, anbieten. Recht viel weiß
ich noch nicht drüber. Nur dass es vom 4. bis 8.
Oktober stattfinden wird, und dass die „Crazy
Croatians“ sich unheimlich über internationale
Gäste freuen. Anfragen / Auskünfte: [email protected]
Und jetzt doch noch schnell weiter weg. Wenn es
bei uns im Freien eher ungemütlich wird – dann auf
in den fernen Süden.
Über das EMAG (European Mensas Annual Gathering)
vom 31. Juli bis 4. August in Bratislava (das 6. EMAG
übrigens) habe ich bereits im „Quo Vadis, Mensa Ös‐
terreich“ geschrieben. Aber es gibt auch ein AMAG =
Asian Mensas Annual Gathering. In diesem Jahr ist es
die dritte Auflage (und hat die Kurzbezeichnung
AMG), und zwar vom 6. bis 8. September in Singapur.
Das Thema des Treffens ist „Celebrating Diversity“.
Dieses Motto wurde gewählt, weil Singapur so wie
Mensa ein Schmelztiegel verschiedenster Kulturen
und Nationalitäten ist. Neben speziellen Veranstal‐
tungen “celebrating our diversity, connecting our
minds and embracing one another” gibt es
zahlreiche “normale” Punkte wie Vorträge, Besichti‐
gungen, Ausflüge, Spiele, usw. Anfragen /
Auskünfte: www.amg2013singapore.com
Vom 22. bis 24. November gibt es in Perth (Western
Australia) das AMC = Australian Mensa Conference,
das australische Jahrestreffen. Organisiert ist es
ähnlich wie das Charming, es gibt die offizielle
Jahreshauptversammlung, mit zahlreichen Pro‐
grammpunkten rundherum. Auch ein Galadinner
wird
angeboten.
Anfragen
/
Auskünfte:
www.mensa.org.au/amc‐2013
Gleich anschließend, genau vom 29. November bis
8. Dezember, gibt es am Mt. Tamborine in der Nähe
von Brisbane das „MAP‐Camp“. MAP steht für
„Mensans At Play“. Entsprechend sieht auch das
Programm aus. Man spielt. Aber nicht nur. Es sind
auch Besichtigungen von Winzerbetrieben geplant,
von Themenparks und Märkten. Anfragen / Auskün‐
fte: www.mapsig.com bzw. [email protected]
Wer nicht so weit weg will – hier zwei internationale
Treffen in relativer Nähe:
Herzliche Grüße
Euer RUDI
Da ist zunächst einmal das „MY‐Camp“. Dabei han‐
47
MENSA‐WORLD
FROM THE EXECUTIVE COMMITTEE…
It’s that odd year again! By this I mean the Mensa
International elections are held in every odd‐
numbered year for the roles of International Chair‐
man, Treasurer and Directors of Development and
Administration. Individuals can stand for no more
than two consecutive terms in any one of these
roles, so all but the Treasurer must change this year,
including me.
Nominations closed on 1st February, and as there
was only one nomination for International Chairman,
Elissa Rudolph, the current chair of American Mensa,
was declared elected. She will take over the role
from Willem Bouwens (Netherlands) with effect from
July 1st. Many congratulations to Elissa, who has
been a member of ExComm for the past four years so
knows well the job that lies ahead of her! Willem
will certainly be a hard act to follow.
There are two candidates for the role of Interna‐
tional Treasurer – Rudolf Challupner (Austria) and
Jacek Cywinski (New Zealand). Two candidates are
standing for the role of Director of Administration ‐
Grethe van Geffen (The Netherlands) and Therese
Moodie‐Bloom (Australia), and two for Director of
Development ‐ Cinthia Reyes (Mexico) and Bjorn
Liljeqvist (Sweden). The election of the fifth elec‐
ted member of the Executive Committee (ExComm),
the Director ‐Smaller National Mensas, is held by a
separate vote of the International Board of Directors
because it is a representative position. This year
there are four candidates for this role ‐ Bibiána Bal‐
anyi (Hungary), Lars Endre Kjølstad (Norway), Cristi‐
ane Cruz (Brazil) and Cinzia Busi (South Africa), all
current members of the IBD.
All the successful candidates will take over from
the current ExComm on 1st July, where they will
join the chairmen of the larger national Mensa
groups, American Mensa, British Mensa and Mensa
Germany.
country that has a Provisional National Mensa will
be members of that PNM, but not at the same time
also Direct International Members. There is a forum
at
www.mensa.org/forum/constitutional‐amend‐
ments‐2013 available for discussion of all the con‐
stitutional amendments (you will need to be logged
in as a member).
Please do use your vote in both the MIL election
and the Constitutional ballot. The candidates may
well have different ideas about the future direction
of Mensa, so please check them out. The interna‐
tional ballots are distributed through your national
group, perhaps alongside your national elections,
so when voting, please read and carefully follow
the associated voting instructions, to ensure that
your votes are valid and will be counted. The peri‐
od for voting is from 15th April to 31st May. Good
luck to all the candidates!
Amendments to the Constitution
Sylvia Herbert
Director of Administration
Admin‐[email protected]
I have thoroughly enjoyed my two terms as Direct‐
or of Administration, despite an intense workload
at times. It has been a privilege to work with such
a great bunch of people on ExComm and the IBD,
and through this work, to be in contact with volun‐
teers from all around the world. However, after 13
years at national and international board level, it’s
time for me to hang up my boots. I’ll still be
around as a volunteer and hope to make some in‐
ternational gatherings, so maybe I’ll see you there
sometime. I do hope so!
Finally, in January, Mensa Belgium was recognised
by Mensa International as a Provisional National
Mensa. Congratulations to the board of Mensa Be
VZW, who have worked very hard to regain compli‐
ance with Mensa International requirements. It is
now a good step on the way to Full National Mensa
status.
The ballot of all the members will also include seven
amendments to the Constitution. Three were held
over from 2011, when there was no ballot of the
worldwide membership, and four are new.
Because there is such a large number of amend‐
ments, IBD agreed to group them into three
questions
on the ballot, with the five minor ‘housekeeping’
motions in one question and each of the other two
amendments to be voted on separately. One of the
two reduces the number of petition signatures
required to stand for international office from 200 to
100. The other amendment would delete the state‐
ment that members of Provisional National Mensa
groups remain Direct International Members at the
same time as being members of their PNM associ‐
ation. If this amendment passes, members in a
© Studeny
48
INTERNATIONAL ELECTIONS
This may be due to a
cumbersome, paper based
election process. You
have to print out a ballot
sheet, mark your voting
decisions, put it into an
envelope and post it to
your national Mensa office
or dedicated election
centre. But that should
not stop you.
I firmly believe that we can do better than we did
in previous elections, much better.
American Mensa Chair, Elissa Rudolph (pictured) has
been declared International Chairman, unopposed,
effective July 1, 2013 for a period of two years.
Congratulations, Elissa!
The Chairman of the International Election Commit‐
tee also writes,
Uneven years are election years at Mensa Interna‐
tional. We elect our International Chairman, the
Directors of Administration and Development and
our Treasurer. And at the same time we vote for or
against proposed constitutional amendments. All
these issues directly concern every one of you. Un‐
less you do not care. And that appears to have been
the problem in the past.
The International Election Committee encourages
all 45 national Mensa organizations to send in bal‐
lots and I count on every one of you to exercise
your democratic right to vote.
International elections traditionally have had a low
turnout. Or, to put it more bluntly, they have had
an embarrassingly low turnout. The overall parti‐
cipation rate of the last election in 2009 was 3.56%
(in 2011 there was no election as there was exactly
one candidate for each of the four positions). Some
countries do much better, but some others do even
worse. And only 22 countries sent in ballots. Neither
did Direct International Members (DIM) that are
cared for by the international office vote in great
numbers.
The election will take place in April/May this year.
Your national chairman will
have informed you of the details.
Peter Fröhler
Chairman, International Election Committee
[email protected]
THE ROLE OF THE OMBUDSMAN
IN NATIONAL MENSAS
The Ombudsman is an examining body with respect to all other offices, and is also responsible for ensuring that
the National Mensa conducts its business in compli‐
ance with the Constitution of Mensa International,
as well as the local Bylaws/Statutes. Many National
Mensas have variations in the way that the role of
Ombudsman is implemented; Martyn Davies, Inter‐
national Ombudsman, outlines the fundamental
guidelines for us.
There is considerable responsibility and authority
vested in the Ombudsman. With such responsibility
and authority must go a considerable degree of care.
Any issue that has moved a member of a national
Mensa to bring a formal complaint to the Ombuds‐
man has probably already generated a certain
amount of emotional heat on one or more sides. It is
important that the Ombudsman be able to remain
detached from this emotional heat and to deal only
with the issues of the dispute.
of the case, the parties will usually have to get
along inside Mensa in the future. Mensa members
are often quite emphatic in expressing their views,
but the Ombudsman must withstand such passion‐
ate statements of point of view and work to get
cases stated in as factual a manner as possible,
complete with specific detail.
Generally speaking, the Ombudsman will seek to
reconcile the parties. Whatever the rights or wrongs
When a dispute arises, any party to the dispute
49
may seek guidance from the Ombudsman but the
Ombudsman will not undertake an investigation un‐
less there is an official complaint, in writing, giving
the particulars as specifically as possible. The Om‐
budsman may then choose the means of pursuing
the investigation, including:
Publication is not usually appropriate in disputes
between members or when a dispute between a
member and an official Mensa entity affects only
that member. Publication would be expected, for
example, in a case concerning the validity of an
election, misuse of an elected office, or denial of
membership rights assured in bylaws or the Consti‐
tution. Publication should be specified to occur in
the official journal of the Mensa entity affected by
the decision, which could include the Mensa World
Journal.
a. seeking written responses from those complained
against;
b. utilising any expedient form of communication
with the parties involved;
c. appointing a deputy in one or more locations to
gather further information and/or conducting
direct meetings with parties to the disputes, and
or,
d. seeking advice from the International or other
National Ombudsmen.
It must be clear that the Ombudsman’s files are
confidential. Any information gathered in an in‐
vestigation is intended solely to assist the Ombuds‐
man in resolving a dispute. Any public record
should include only a statement of the substance
of a dispute or complaint and the Ombudsman’s
findings.
In conducting an investigation, the Ombudsman
should generally seek to limit the discussion to the
substance of the dispute or complaint but should
accept all information and observations pertinent to
the complaint. The Ombudsman should not allow
the investigation to become an overly broad exa‐
mination of the general conduct of one of the
parties, and nor should the investigation be used to
defame either party.
The Ombudsman may also be provided with the
role to safeguard the National Mensa in the event
of a dispute within a Board or between Boards. The
National Statutes/Bylaws may include that in the
event of a non‐functioning Board, or for a call for
an EGM from the required percentage of the Mem‐
bers, the Ombudsman is tasked with providing that
EGM or for raising an election for a new Board to
continue the operation of the National Mensa.
If reconciliation is not possible, the Ombudsman
may have to make a finding that will displease ‐ or
even adversely affect ‐ one or more of the parties.
In making such a finding, the Ombudsman should;
These guidelines are extracted from an advisory
document on the setting up and operation of the
role of National Ombudsman. If anyone has any
specific questions arising from the above then‐
please contact your National Ombudsman or me at
the address below. It is important to be aware that
in the event of disputes within Mensa, all efforts to
resolve the dispute must be effected within your
national Mensa in the first instance, before seeking
redress outside of Mensa.
a. keep the finding relevant to the dispute or
complaint,
b. be restrained rather than extravagant in
expression;
c. avoid any personal commentary on the parties
involved, and,
d. bear in mind that if the finding has to be read
out in court it should bring credit and not
discredit to Mensa
Martyn Davies
International Ombudsman
[email protected].
The Ombudsman has the authority to specify public‐
ation of the findings in any particular case, but this
is usually only done when decisions are of concern
to the general membership.
© Studeny
© Studeny
50
INTERNATIONAL SIGS
is the chance to meet and
grow with fellow mem‐
bers.
Recently appointed International SIGs Coordinator,
Barbara Kryvko has been a member of American
Mensa since 1987, and lives near St Louis, Missouri
with her husband Gary, who she met at a Mensa
meeting. Shortly after joining, she attended local
events, then joined several SIGs which were both
successful in connecting with Mensans outside her
local group and also very enjoyable. Since then,
she’s continued expanding her circle of Mensan
friends both nationally and, now, internationally.
She explains her enthusiasm for SIGs...
International SIGs are
those that start out in one country, and then de‐
cide to encompass members from anywhere on the
globe. They apply for recognition by MIL, and are
listed on the mensa.org web site. They currently
include the Cat SIG from the UK, my‐SIG from Den‐
mark, the Reinsurance SIG from Switzerland, and
WebHeads (for those interested in web page devel‐
opment) from the US.
One of Mensa’s main purposes is “to provide a stim‐
ulating intellectual and social environment for its
members.” Personally, I don’t think it’s one of the
main purposes – I think it is THE main purpose of our
great organization. The most popular aspects of
Mensa – the online forums, social media outlets and
in‐person events – all come back to one thing:
Mensans interacting with Mensans. That is where
Special Interest Groups (SIGs) really shine.
I encourage you to log into mensa.org and check
out the list of International SIGs. If you are a SIG
Coordinator, consider applying for recognition as
an ISIG.
The world is waiting!
Barbara Kryvko
International SIGs Coordinator
[email protected]
A SIG is a group of Mensans who share a specific
interest. It can be a paper newsletter, an online
venue, or in‐person gatherings. The important thing
LIPSTICK ON YOUR COLLAR ‐ COULD BE A
DANGER...
Currently, there are no standards set by the Food
and Drug Administration limiting lead levels in
lipstick manufacturing.
A new study involving 22 brands of lipstick found
that 55 per cent contained trace amounts of lead ‐
which could pose a threat to the wearer’s mental
health and could lower IQ levels.
(Reprinted from Mensa Magazine,
February 2013, ed. Brian Page)
Researchers found that twelve of the lip products
sampled tested positive for the toxic substance with
the highest levels at 3.22 parts per million, the Daily
Mail reported.
DID YOU KNOW...
Commenting on the findings, Dt Sean Palfrey,
medical director for the Boston Lead Poisoning
Prevention Programme, warned that even low level
lead exposure poses a serious health risk and could
affect mental health. He told GMA, which
commissioned the study, “What we know now is that
even the lowest levels of lead can harm your IQ and
your ability to learn.”
International Special Interest Groups (ISIGs) are SIGs
that are open to Mensa members worldwide. They
are listed on the Mensa International website at
www.mensa.org. For advice on whether your
national SIG can be recognised as an ISIG, email
[email protected].
SIGHT is an acronym meaning Service for
Information,
Guidance,
and
Hospitality
to
Travellers. SIGHT connects Mensans who want to
meet other Mensans. Some travel while others give
advice to travellers including the best places to stay
or visit. There are SIGHT contacts in countries from
Andorra to Vietnam.
Many anti‐lead activists, however, say there are far
more important dangers to consider than lipstick. Dr
Halyna Breslawwec, chief scientist for the Personal
Care Products Council, said, “If you were serious
about the public health aspects of lead poisoning,
you would not be looking at lipstick. You would be
looking at locations where children live. Do they live
near hazardous waste dumps ‐ are they chewing
leadcontaining paint fragments?”
The word Mensa is not an acronym ‐ it is a Latin
word meaning ‘table’. It represents a round table
around which members sit as equals.
51
FROM THE EXECUTIVE COMMITTEE
When people ask me “so why are you in
Mensa?” I give them three short answers: A, B
and C.
strange, unfamiliar thing
called ”Mensa”. This re‐
quires PR that may or may
not be easily copied from
other countries with dif‐
ferent customs. At every
step in the process of
building a new group,
there are challenges to be overcome. It can start
with a Direct International Member somewhere,
who wants more company and is willing to take on
a leading role. As the initial small group grows, the
society changes character, each time becoming
slightly more businesslike and professional in the
way it is managed. Who coordinates all this and
makes sure that Mensa grows? Mensa International
does, together with the local founding members.
With each new formed group, our body of experi‐
ence grows as do the supporting material that we
can offer.
A = Amusement! I have fun in Mensa. Mensa mem‐
bers come in all flavours and they are great people
to hang out with. Also, they tend to understand my
jokes. I love the dynamics of intelligent conversa‐
tion, the resonance of reasoning, pleasantly shared
over a Mensa dinner. Aren’t the joys of life more fun
in intelligent company? It is for this reason we go to
social gatherings, games nights, lectures and so on.
B = Benefits! Being a Mensan is valuable. Member‐
ship allows us to find knowledgeable people in most
areas. It is an excellent place to network and gather
connections of value both professionally and in other
areas of life. If we travel someplace, for sure there
are members there to help us around, share a guest
room or show us their city. This is what is called
SIGHT (see Did You Know on p02). Whatever your
cause, Mensa is a good place to find likeminded
ones; that is what SIGs are for. Not least, being a
Mensa volunteer is a great addition to your resume.
E = Exchange! We have plenty to share with one
another, and Mensa International has the explicit
task of enabling and facilitating the flow of experi‐
ence and knowledge from country to country. The
smaller national Mensas have plenty to learn from
the older, bigger countries such as American or
British Mensa, but the opposite is true as well. Even
American Mensa is made up of local groups, which
have much in common with local groups in Europe
or Asia. Ideas for PR, volunteer recognition,
governance, amusing meeting concepts, online ser‐
vices, merchandise, gifted youth programs etc, etc
are too good to be limited to any single country.
Mensa International provides platforms for spread‐
ing such ideas and this is what we do at IBD meet‐
ings and via the LEAP program, the MWJ and the
international website. And that is just the begin‐
ning.
C = Contribute! We are so much more than just a
social club. We join Mensa not only to receive, but
also to bring something: our names, our thoughts
and our time and volunteer work not least. This is
how we make a difference, on both a small and
larger scale. Simply by existing and being visible,
Mensa sends the message that intelligence is
something that actually exists, and that it is
something good and worth fostering. Intelligence
should be put to use, in schools, academies, work‐
places and at home. And we should learn to recog‐
nize intelligence when we see it, for it is sadly
misunderstood in too many places.
Now, memorize those three words and you will know
what to say the next time somebody asks you.
F = Franchise! Mensa International has something
in common with McDonald’s, or FIFA the football
federation. While each country is independent,
there is a pattern that all Mensas must follow, lest
we drift apart. To keep this a global round table,
we need a body that defines what the minimum
standard is for each Mensa to meet. Who is to say
that just the top 2% should be admitted? `Why not
the top 3%? What definition of intelligence should
be used? Should it be up to individual countries to
decide if they want to take political action, or en‐
dorse particular ideological agendas? No, because it
would not be long before the great round table
would shatter into smaller squares that no longer
fit together. The concept, or franchise if you wish,
of Mensa has to be unified, and that is the purpose
of Mensa International.
As a member of ExComm, I’m sometimes
asked a similar question: “so what is Mensa
International good for?” I have a short answer
for them too: D, E and F.
D = Development! If Mensa is good in one country,
it deserves to spread to all countries. Unlike other
clubs however, we cannot simply open our doors. It
is notoriously difficult to become a member of
Mensa, you have to pass a test – which means that to
establish a new group in a country somewhere, we
have to first find a way of testing candidates on a
regular basis, in a manner approved by the interna‐
tional supervisory psychologist. Then we need an
organizational structure, bylaws, communications,
websites and so on. The population has to be told
that there is a new society in their country, this
In short, that is what the international volunteers
do. And just like your local officers, we do not get
52
paid. More than once have people asked where we
”sit”, but we are not whisked away to a secret lair
where we conspire together while stroking cats.
With the exception of two physical meetings every
year, we sit at home, by our computers, responding
to e‐mail, engaging in teleconferences, drafting
policies, reading reports from other volunteers and
so on. Why do we do it? Because only by contributing
will there be something for us all to enjoy and
benefit from.
This is my third ‐ and last ‐ column as D‐SNM; an‐
other volunteer will take my place after the elec‐
tions, in which I am a candidate for a different
office, Director of Development. Voting is open
until the 15th of May. If you have not voted yet,
and there still is time, take a few minutes to read
the presentations, make up your mind and vote!
INTERNATIONAL PHOTOGRAPHY
COMPETITION
MENSA INTERNATIONAL
THE YEAR 2013
PHOTOGRAPHER OF
Direct International Members and members from
countries not holding national contests are eligible
to enter the International competition by sending
two entries only to
[email protected]
by August 1, 2013.
The art of photography is an area where Mensans
from over fifty countries with different languages,
customs and traditions can converge with a single,
visual language! Use your creativity, skills, and
technical expertise to produce your entry in this
year’s Photocup competition. The theme for 2013 is
The Mensa International Photographer of the
Year 2013 could be you!
Further details available from Therese Moodie‐
Bloom [email protected] or
Dr Ranko Rajovic [email protected]
Opposites
If your Mensa chapter is holding a national competi‐
tion to select entries for the International phase, a
set of the rules and closing dates will be available
from your national office or Board.
LESS THAN ZERO
temperature. Please don’t redefine familiar
terms, either. Webster has a perfectly good
definition of temperature. Let’s stick with that.
Mind‐bending headlines and murky terminology do
not benefit the public. They only add to confusion.
A New Scientistarticle in the January 12 edition has
the title “Atoms Go Beyond Absolute Zero.” This is
an example of headlines gone wild. The article
mixes up “temperature” and “entropy” in a way
that is difficult to sort out. I’m not sure whether to
blame the scientists or the reporters.
John Blinke
[email protected]
What they’re talking about is this: scientists at
Ludwig Maximilian University in Munich, Germany,
are doing cute things with small clouds of atoms
near absolute zero. When there is any amount of
molecular motion, the speeds of individual
molecules are not all identical. They cover a range.
If you chart their speeds, most are very low and a
few are high. The Munich guys have used lasers to
flip the distribution to have many molecules moving
fast, and only a few moving slowly. They claim this
constitutes moving “beyond absolute zero.” The
article contains a line chart showing entropy going
from zero to infinity and then back to zero as energy
increases.
This is confusing and misleading. If they want to talk
about entropy, that’s fine. But don’t mix it up with
© Studeny
53
COGNITIVE DECLINE IN OLD AGE ‐ NEW LINK
DISCOVERED
Scientists from the
German
Cancer
Research Center have
discovered in mice
that significantly more
neurons are generated
in the brains of older
animals if a signalling
molecule
called
Dickkopf‐1 is turned off. In tests for spatial
orientation and memory, mice in advanced
adult age whose Dickkopf gene had been
silenced
reached
an
equal
mental
performance as young animals.
themselves more often and generate significantly
more young neurons. The difference was
particularly obvious in two‐year old mice: in the
knockout mice of this age, the researchers counted
80 percent more young neurons than in control
animals of the same age. Moreover, the newly
formed cells in the adult Dickkopf‐1 mutant mice
matured into potent neurons with multiple
branches. In contrast, neurons in control animals
of the same age were found to be more
rudimentary already.
Blocking Dickkopf improves spatial orientation
and memory
Several years ago, Ana Martin‐Villalba had shown
that mice lose their spatial orientation when
neurogenesis in the hippocampus is blocked. Now,
is it possible that the young neurons in Dickkopf‐
deficient mice improve the animals’ cognitive
performance? The DKFZ researchers used
standardized tests to study how the mice orient
themselves in a maze. While in the control
animals, the younger ones (3 months) performed
much better in orienting themselves than the older
ones (18 months), the Dickkopf‐1‐deficient mice
showed no age‐related decline in spatial
orientation capabilities. Older Dickkopf‐1 mutant
mice also outperformed normal animals in tests
determining spatial memory.
The hippocampus ‐ a structure of the brain
whose shape resembles that of a seahorse ‐ is also
called the “gateway” to memory. This is where
information is stored and retrieved. Its performance
relies on new neurons being continually formed in
the hippocampus over the entire lifetime.
“However, in old age, production of new neurons
dramatically decreases. This is considered to be
among the causes of declining memory and learning
ability,”
Prof.
Dr.
Ana
Martin‐Villalba,
a
neuroscientist, explains.
Martin‐Villalba, who heads a research department at
the German Cancer Research Center (DKFZ), and her
team are trying to find the molecular causes for this
decrease in new neuron production (neurogenesis).
Neural stem cells in the hippocampus are responsible
for continuous supply of new neurons. Specific
molecules in the immediate environment of these
stem cells determine their fate: They may remain
dormant, renew themselves, or differentiate into
one of two types of specialized brain cells,
astrocytes or neurons. One of these factors is the
Wnt signaling molecule, which promotes the
formation of young neurons. However, its molecular
counterpart, called Dickkopf‐1, can prevent this.
“Our result proves that Dickkopf‐1 promotes age‐
related decline of specific cognitive abilities,” says
Ana Martin‐Villalba. “Although we had expected
silencing of Dickkopf‐1 to improve spatial
orientation and memory of adult mice, we were
surprised and impressed that animals in advanced
adult age actually reach the performance levels of
young animals.”
These results give rise to the question whether the
function of Dickkopf‐1 may be turned off using
drugs. Antibodies blocking the Dickkopf protein are
already being tested in clinical trials for treating a
completely different condition. “It is fascinating to
speculate that such a substance may also slow
down age‐related cognitive decline. But this is still
a dream of the future, since we have only just
started first experiments in mice to explore this
question.”
“We find considerably more Dickkopf‐1 protein in
the brains of older mice than in those of young
animals. We therefore suspected this signalling
molecule to be responsible for the fact that hardly
any young neurons are generated any more in old
age.” The scientists tested their assumption in mice
whose Dickkopf‐1 gene is permanently silenced.
Professor Christof Niehrs had developed these
animals at DKFZ. The term “Dickkopf ” (from
German “dick” = thick, “Kopf ” = head) also goes
back to Niehrs, who had found in 1998 that this
signaling molecule regulates head development
during embryogenesis.
Helmholtz Association of German Research Centres
(2013, February 7). Gene silencing spurs fountain
of youth in mouse brain. ScienceDaily. Retrieved
February 10, 2013, from
http://www.sciencedaily.com/releases/2013/02/1
30207150911.htm
Martin‐Villalba’s team discovered that stem cells in
the hippocampus of Dickkopf knockout mice renew
54
THE DEVOLUTION OF INTELLIGENCE?
“Mutations affecting the estimated 5000 genes controlling human intellect have crept into our
DNA.” ~ Gerald Crabtree, Stanford University.
“… people no longer need a wide
breadth of knowledge or even cognitive ability in
order to thrive. …
Education makes it so the strongest insights of one
individual can be rapidly distributed throughout our
society” [4], Crabtree says. He admits his
hypothesis or “speculation theory of human
intelligence” needs testing; and states that he
would be happy to prove it wrong!
According to evolutionary psychologist, Satoshi
Kanazawa, “General Intelligence refers to the ability
to reason deductively or inductively, use analogies,
synthesize information, and apply it to new
domains. It is a measure of how (and how well) you
think, not of what you know, although what you
know is influenced by your intelligence” [1].
As a species, are we actually becoming less
intelligent? On November 12, 2012, the journal
Trends in Genetics published an article that argues
that humans lost all evolutionary pressure to be
intelligent when they began to live in communities
and agricultural settlements.
The basic idea of Crabtree’s thinking is quite
simple: In our distant past, our ancestors were
faced with the harsh reality of the hunter‐gatherer
lifestyle and, “… enormous evolutionary pressure
bore down on early humans, selecting out the
dimwits, and raising the intellect of the survivor’s
descendents. But not so today” [5]. Selective
processing and sequestering of that sort is no
longer needed. If a businessman, for example,
were to make a mistake in judgment analogous to
our ancestor’s lack of judgment, he might be
promoted, given a raise, and, in the process,
become a more desirable mate. And all that
because he creatively “screwed up”…
“The development of our intellectual abilities and
the optimization of thousands of intelligence genes
probably occurred in relatively non‐verbal, dispersed
groups of people [who lived] before our ancestors
emigrated from Africa” [2]. Has there has been an
ongoing slow decline in human intellectual ability
since then? Gerald Crabtree, a geneticist from
Stanford University, says, “I would wager that if an
average citizen from Athens of 1000 B.C. were
among us, he or she would be among the brightest
and most intellectually alive of our colleagues and
companies, with a good memory, a broad range of
ideas, and a clear‐sided view of important issues”
[3].
Researchers, drawing on recent studies, estimate
that the number of genes that play a role in human
intellectual ability on the basis of intelligence is
between 2000 and 5000. Of these genes, each
carries two or more mutations that can damage
them. These mutations have arisen in the past 3000
years or so, approximately 120 generations. These
facts help to lead to the conclusion that we
humans reached our intellectual zenith in the now
obscure past. “We, as a species, are surprisingly
intellectually fragile, and perhaps reached a peak
2000 to 6000 years ago … if selection is only slightly
relaxed, one would conclude that nearly all of us
are compromised compared to our ancient
ancestors of 3000 to 6000 years ago” [6].
Thousands of years ago, those people who failed to
make the grade and live long enough to become our
ancestors very often died because of lack of good
judgment. A decision underpressure could mean the
difference between being trampled to death by a
woolly mammoth or being eaten alive by a sabre‐
tooth tiger and living long enough to recount the
tale of survival over the clan’s evening bonfire.
Today, and through the last few thousand years of
human evolution, there is and has been no need for
Man to fend for himself. The human species is very
rarely called upon to use his survival intelligence,
sometimes known as the “flight or fight” reaction or
instinct. Deficiencies in intellect are no longer
impediments for survival and reproduction. We do
not (usually) need to outwit a predator in order to
survive, but our ancestors did not have theluxury of
survival complacency and security. They were
always “on the alert”. Now, that type of intelligence
has been relegated to second place, not playing as
important a role as it once did. But it is not dead!
Due to education and the increasing sum of (and
spreading of ) human knowledge, humanity has
advanced and continues advancing ‐ even if we are
totally incapable of doing long division or
multiplication without our trusty calculators! We are
now “experts”, educated to the hilt, and there are
very few polymaths among us.
Crabtree does not necessarily believe that the
concept that “humans are becoming less
intelligent” will pass as it stands when put to the
test in experiments or under close scrutiny from
other geneticists. The type of evolutionary
pressure he mentions is not necessary to maintain
human intelligence. He sincerely believes that the
human race is not ready to fall into a dark
cognitive abyss and into oblivion. We are not
doomed! Crabtree concludes, “Remarkably, it
seems that although our genomes are fragile, our
society is robust almost entirely by virtue of
education, which allows strength to be rapidly
distributed to all members” [7].
55
Professor Robin Dunbar, an Oxford University
anthropologist, added this very hopeful note,
“[Prof. Crabtree] takes the line that our
intelligence is designed to allow us to build houses
and throw spears straighter at pigs in the bush, but
that is not the real driver of brain size… In reality,
what has driven the human and primate brain
evolution is the complexity of our social world [and]
that complex world is not going away. … Personally,
I am not sure that, in the foreseeable future there is
a reason to be panicking at all, the rate of evolution
of things like this takes thousands of years … no
doubt the ingenuity of science will find solutions to
these things if we do not blow ourselves up first”
[8].
[1] Kanazawa, Satoshi. “How Did General
Intelligence Evolve”, Psychology Today.
(03/2010).
[2] Ghose, Tia. “Are Humans Becoming Less
Intelligent”, LiveScience (12 November 2012.)
[3] Kobler, Jason. “Dumb and Dumber: Study Says
Humans Are Slowly Losing Their Smarts”.
[4] IBID.
[5] “Ian Sample, Science Correspondent. “Is
pampered humanity getting steadily less
intelligent?” The Guardian,
Monday 12 November 2012
[6] IBID.
[7] cf 3 above
[8] Collins, Nick. “Civilization is making humanity
less intelligent, study claims”, The Telegraph
Whether we are getting dumber or getting smarter
appears to be of secondary importance.
Let’s wise up, first!
Thomas Hally
[email protected]
CONGRATULATIONS...
Mensa Slovakia which has attained the status of Full National Mensa
Mr. Christos Apostolidis who has been re‐elected as Chairman of the Board of Mensa Greece
Mensa Japan which has recently celebrated its 5th anniversary
Mensa Belgium which has recently achieved the status of Provisional Mensa
International Board of Directors Meeting
Calgary, Canada
September 19 – 22, 2013
www.ibd2013.com
Enquiries: [email protected]
International directory
Chair: Mr Willem Bouwens Trompenburgstraat 6‐G, 1079 TX Amsterdam The Netherlands chairman‐mil@men‐
sa.org Tel: +31 (0)20 661 2718
Director Admin: Ms Sylvia Herbert 16 Farley St, St John's, Worcester, Worcestershire WR2 6JD England
admin‐[email protected] Tel: +44(0)1905 422231
Director Development: Ms Bibiana Balanyi Mensa HungarIQa, H‐1426 Budapest 72, Postafiok 99 Hungary develop‐
ment‐[email protected] Tel: +36 209 135175
Treasurer: Cyndi Kuyper 2606 Henderson St, West Lafayette, IN 47906‐1537 Tel: +1 765 463 1393 Tel: +1 765 714
2272 treasurer‐[email protected]
Dir. Smaller National Mensas: Mr Björn Liljeqvist Knektvägen 1, 196 30 Kungsängen, Sweden +46 (0) 730 394199
skype: bjorn.liljeqvist dsnm‐[email protected]
Hon. President: Dr Abbie Salny 407 Breckenridge, Wayne NJ 07470 USA Tel: +1 973 305 0055
SIGHTCoordinator: Mr Steve Mai, [email protected]
Int. SIG Coordinator: Ms Barbara Kryvko, [email protected]
Ombudsman: Mr Martyn Davies [email protected]
Executive Director: Mr Michael Feenan, Slate Barn, Church Lane, Caythorpe, Lincolnshire NG32 3EL, UK Tel/Fax
+44(0)1400272 675 [email protected]
Editorial Staff
Editor: Ms Kate Nacard 407/23 Corunna Rd, Stanmore 2048 Australia [email protected] Tel: +61 2 9516 1024
Science: Mr John Blinke, [email protected]
Books: Mr Tom Elliott, [email protected]
Feature Articles: Mr Thomas Hally, tjh@thomas‐hally.com
www.mensa.org
56
TERMINE
TERMINE MENSA ÖSTERREICH
APRIL 2013
08.05.2013 18:30 ‐ 22:00
Wien TarockSIG in
Pizzeria QF
Ort:
Pizzeria
QF,
Markhofgasse
4
(U3
Schlachthausgasse)
Beschreibung: Dieses Mal bin ich (Christian) selber
nicht da. Es findet sich trotzdem eine bewährte
Runde Königrufer auf ein paar Spiele zusammen.
Weitere sind gerne eingeladen, aber eine
Einschulung von Neulingen gibt es erst wieder im
Juni.
15.04.2013 19:00 ‐ 21:00
EsSIG ist FlüsSIG
‐ Cocktails und Billard
Ort: Downstairs (http://www.downstairs.at), VI,
Theobaldgasse 15
22.04.2013 19:00 ‐ 21:30 Wien Spieleabend
Ort: Pizzeria QF, Markhofgasse 4, 1030 Wien
Beschreibung: Einmal monatlicher Spieleabend ‐
besonders für Neumitglieder zum Treffen und
Kennenlernen geeignet
11.05.2013 10:00 ‐ 12:00
Aufnahmetest
Ort: WU Wien / SR A212 UZA 4 2. Stock
25.04.2013 19:00 ‐ 21:30 Wien PolitSIG
Wien
Ort:
Pizzeria
QF,
Markhofgasse
4
(U3
Schlachthausgasse)
Beschreibung: *) Euro‐Finanz‐Krise: Zahlt sich Sparen
heute überhaupt noch aus? *) Homo‐Ehe: Ist sie
wirklich zeitgemäß? Worauf kommt es an? *) Warum
soll man sich in der heutigen Zeit, zumal als
Mensaner, überhaupt für Politik interessieren? *) Wie
kann sich ein Mensaner am besten in die Politik
einbringen? Jeder Teilnehmer möge sich vorab zu
jedem Thema in ein oder zwei Sätzen überlegen, was
ihm dazu je das wichtigste ist.
13.05.2013 19:00 ‐ 21:30
Wien Spieleabend
Ort: Pizzeria QF, Markhofgasse 4, 1030 Wien
Beschreibung: Der Spieleabend findet einmal pro
Monat statt. Auch dieses Treffen ist sehr gut für
neue Mitglieder geeignet, zum gegenseitigen
Kennenlernen.
27.04.2013 15:00 ‐ 18:00 Wien Mensa‐Café
14.05.2013 19:00 ‐ 22:00
MAI 2013
Anmeldung:
erforderlich
[email protected] oder 0660 46 37 681
02.05.2013 20:00 Oberösterreich Fotoausflug
Feuerwerk
Ort: Urfahrmarkt / Gasthaus Lindbauer
Beschreibung: Geplant ist das Feuerwerk am
Urfahrmarkt zu fotografieren und (wenn Interesse
besteht) hinterher Optik, Belichtungszeiten und
Ergebnisse zu vergleichen. Treffen ist entweder
gegen 20h im Gasthaus Lindbauer.
Anmeldung:
erwünscht,
Anmeldung
für
Tischreservierung ist bis spätestens Di. Abend nötig
16.05.2013 ‐ 20.05.2013
06.05.2013 19:30 ‐ 22:00 Wien Vortragsabend
Ort:
Pizzeria
QF,
Markhofgasse
4
(U3
Schlachthausgasse)
Beschreibung: "Die Ordnung unter unseren Füßen" ‐
Verschiedene Ansätze von Bodenklassifikation und
Bodentaxonomie
25.05.2013 15:00 ‐ 18:00 Wien Mensa‐Café
14.05.2013 18:30 ‐ 23:00
Oberösterreich
Mensa Stammtisch
Ort: Golden Pub, Jahnstr. 9, 4040 Linz
Anmeldung: erwünscht unter [email protected]
Stammtisch
Ort: Eschenlaube Graz
Ort: Stadtparkbräu Am Heumarkt 5, 1030 Wien
Steiermark Mensa
unter
Charming
Ort: Emmersdorf/Wachau
Details
und
Anmeldung
unter:
http://www.mensa.at/index.php?menuid=104
20.05.2013 15:00 c.t.
Kärnten ‐
Geburtstag LocSec Fleiß Dieter
Treffpunkt: Kühnsdorf Nord 78
Info: [email protected]
Ort: Stadtparkbräu Am Heumarkt 5, 1030 Wien
JUNI 2013
05.06.2013 19:00 ‐ 20:00
Stammtisch ‐ Gasteinertal
08.05.2013 19:00 ‐ 20:00 Salzburg Stammtisch ‐
Gasteinertal
Ort: Bad Hofgastein
Anmeldung & Info: unter [email protected]
Salzburg
Ort: Bad Hofgastein
Anmeldung & Info: unter [email protected]
57
07.06.2013 19:00
Tirol Stammtisch
Ort: Gasthof Bogner, Walpurga‐Schindl‐Straße 21,
6067 Absam
Beschreibung: findet bei ausreichend Interesse statt
Anmeldung & Info: unter [email protected]
08.06.2013 10:00 ‐ 12:00
Aufnahmetest
Wien
11.06.2013 18:30 ‐ 23:00
Mensa Stammtisch
Oberösterreich
Ort: WU Wien / SR A212 UZA 4 2. Stock
Ort: Golden Pub, Jahnstr. 9, 4040 Linz
Anmeldung: erwünscht unter [email protected]
12.06.2013 18:30 ‐ 22:00
Wien TarockSIG in
Pizzeria QF
Ort:
Pizzeria
QF,
Markhofgasse
4
(U3
Schlachthausgasse)
Beschreibung: "Radln" Königrufen‐Tarock. Neulinge
sind herzlich willkommen, eine bessere Einschulung
ist gratis nicht zu erhalten. :)
Anmeldung: erbeten unter [email protected]
14.06.2013 19:00 ‐ 22:00
Stammtisch
Ort: Eschenlaube Graz
Steiermark Mensa
Anmeldung: erforderlich unter [email protected]
oder 0660 46 37 681
05.07.2013 18:30 ‐ 23:00
Mensa Grillparty
Ort: Linz
Infos: [email protected]
Oberösterreich
09.07.2013 18:30 ‐ 23:00
Oberösterreich
Mensa Stammtisch
Ort: Golden Pub, Jahnstr. 9, 4040 Linz
Anmeldung: erwünscht unter [email protected]
10.07.2013 18:30 ‐ 22:00
Wien TarockSIG in
Pizzeria QF
Ort:
Pizzeria
QF,
Markhofgasse
4
(U3
Schlachthausgasse)
Beschreibung: Wir treffen uns für ein paar
gemütliche "Radln" Königrufen‐Tarock. Neulinge sind
herzlich willkommen, eine bessere Einschulung ist
gratis nicht zu erhalten. :)
13.07.2013 10:00 ‐ 12:00
Wien Aufnahmetest
Ort: WU Wien / SR 1.12 UZA 1(B)
14.07.2013 18:30 ‐ 22:00
Wien TarockSIG in
Pizzeria QF
Ort:
Pizzeria
QF,
Markhofgasse
4
(U3
Schlachthausgasse)
Beschreibung: "Radln" Königrufen‐Tarock. Neulinge
sind herzlich willkommen, eine bessere Einschulung
ist gratis nicht zu erhalten. :)
Anmeldung: erbeten unter [email protected]
JULI 2013
14.07.2013 19:00 ‐ 22:00
03.07.2013 19:00 ‐ 20:00 Salzburg Stammtisch ‐
Gasteinertal
Ort: Bad Hofgastein
Anmeldung & Info: unter [email protected]
Anmeldung: erforderlich unter [email protected]
oder 0660 46 37 681
14.04.2013 19:00 ‐ 22:00 Steiermark Mensa
Stammtisch
Ort: Eschenlaube Graz
Steiermark
Mensa Stammtisch
Ort: Eschenlaube Graz
Die meisten Termine wurden dem offiziellen Termin‐
kalender entnommen.
Details und Änderungen s.
http://www.balik.at/MENSA/mensa‐oesterreich.html
Anmeldung: erforderlich unter [email protected]
oder 0660 46 37 681
© Studeny
58
TERMINE MENSA INTERNATIONAL
20.03.2013 Jubiläum ‐ 20 Jahre Mensa Ungarn
03.05.2013 ‐ 05.05.2013 Mensa Canada Annual Gathering at Niagara Falls
Registrierung und Information: mensacanadaag2013.wildapricot.org
20.06.2013 ‐ 23.06.2013 Mensa Netherlands Deluxe Weekend in Daelenbroeck Castle
Cost (including meals) is € 375 p.p. minimum depending on your room.
Info: [email protected] or [email protected].
03.07.2013 ‐ 07.07.2013 American Mensa Annual Gathering, Fort Worth, Texas
Infos: http://ag2013.us.mensa.org
20.07.2013 ‐ 29.07.2013 MY‐Camp in UK
An annual 10 day (9 nights) Youth camp where any Mensa member who is around 18 ‐ 35 (sometimes older young
at heart members too) gather together and have a relaxing and fun holiday.
Info: www.mycamp.org.uk
31.07.2013 ‐ 04.08.2013 European Mensa Annual Gathering (EMAG) Bratislava, Slovakia
Info: http://emag2013.mensa.sk/
06.09.2013 ‐ 09.09.2013 Asian Mensas Annual Gathering (AMAG) Singapore
Info: http://amg2013singapore.com
19.09.2013 ‐ 23.09.2013 International Board of Directors Meeting Calgary, Canada
Infos: www.ibd2013.com
22.11.2013 ‐ 24.11.2013 Australian Mensa Conference (AMC) with concurrent Kids Conference,
Perth, WA
Infos: www.mensa.org.au/AMC‐2013
29.11.2013 ‐ 08.12.2013 Second annual Mensa camp in Australia
Registrierung und Information: www.mapsig.com
DANKSAGUNG!
Lob an alle, die mitgeholfen haben, diese Ausgabe zustande zu bringen!
Vielen
Vielen
Vielen
Vielen
Dank
Dank
Dank
Dank
an
an
an
an
den Vorstand für seine Unterstützung!
die Autoren für die wunderbaren Artikel und Beiträge!
das Lektorat und das Redaktionsteam für seine tatkräftige Unterstützung!
die vielen lieben Helferlein im Hintergrund!
Auf eine weitere gute Zusammenarbeit freut sich
Iris Studeny
59
DVR: 0121916
Österreichische Post AG
Info.Mail Entgelt bezahlt
Empfänger:
Bei geänderter oder unvollständiger Adresse
bitte nicht nachsenden, sondern mit neuer
Adresse zurück an / retour to
MENSA ÖSTERREICH
Postfach 502
1011 Wien

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