defiant requiem - Jüdisches Museum Berlin

Transcrição

defiant requiem - Jüdisches Museum Berlin
Deutschlandpremiere
im Konzerthaus Berlin
4. März 2014
Defiant
Requiem
Verdis Messa da Requiem
im Ghetto ­Theresienstadt
Impressum
1
Begrüßung 3
Grußworte 11
Programm
Stiftung Jüdisches Museum Berlin
Lindenstr. 9 – 14
10969 Berlin
Tel. +49 (0)30 - 25993 300
www.jmberlin.de
Direktor: W. Michael Blumenthal
Programmdirektorin: Cilly Kugelmann
Dirigent & Ideengeber: Murry Sidlin
Production Management:
The Defiant Requiem Foundation
Mark B. Rulison, Louisa Hollman
Künstlermanagement:
KD211 · Sonia Simmenauer, Ina Holthaus
PR und Beratung:
maren borchers · for artists / Maren Borchers
Team Jüdisches Museum Berlin
Projektleitung: Anja Butzek, Daniela Eck,
Johanna Brandt
Koordination: Stefan van Zwoll, Oliver Wobst,
Hanna Wolf, Alexa Kürth, Simon Lindlar
Begleitprogramm
»Themenwoche Theresienstadt«:
Signe Rossbach; Nadja Mau, Gesa Struve
Marketing: Sascha Perkins, Gesine Tyradellis,
Katrin Möller, Anja Wittfoth
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Katharina Schmidt-Narischkin, Sylvia Winkler,
Stefanie Alberding
Webredaktion: Doreen Tesche
Programmheft
Redaktion: Sascha Perkins, Anja Butzek
Lektorat & Text S. 22/23: Melanie von Plocki,
www.freie-textwirtschaft.de
Gestaltung: Hanno Dannenfeldt,
www.buerominimal.de
Bildnachweis
Titel: Bedřich Fritta: Sammelunterkunft /
Sammellager, Theresienstadt 1943, Ausschnitt des Originalmotivs, © Jüdisches
Museum Berlin, Dauerleihgabe Thomas
Fritta-Haas, Foto: Jens Ziehe · S. 21: Rafael
Schächter, mit freundlicher Genehmigung der
Familie Schächter · S. 24: Murry Sidlin, © Defiant Requiem Foundation, Foto: Jeff Roffman ·
S. 25: Aga Mikolaj, © Wernicke · S. 26: Gerhild
Romberger, © Christine Schneider · S. 28: Iris
Berben, © Harald Hoffmann Photography ·
Ulrich Matthes, © Privat · S. 29: Frank
Markowitsch, © Thomas Diehn · S. 30/31:
Konzerthausorchester Berlin, © Felix Broede ·
S. 32/33: Chor des Jungen Ensembles Berlin,
Foto: Stephan Röhl · S. 38: Großer Saal, Konzerthaus Berlin, Foto: Sebastian Runge
14
Libretto
18
Jenseits der Kirchenmusik:
Giuseppe Verdi und seine
»Messa da Requiem« 20
Programmnotizen zu
»Defiant Requiem:
Verdi at Terezín«
22
Theresienstadt –
Ghetto und Kulisse
der NS-­Propaganda
24
Mitwirkende
38
Dank
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Musikfreunde,
liebe Freunde und Förderer
des Jüdischen Museums Berlin,
die heutige Deutschlandpremiere des Konzert-Dramas »Defiant Requiem«
ist Rafael Schächter gewidmet. Der tschechische Dirigent und Pianist
inszenierte vor rund 70 Jahren im Ghetto Theresienstadt Verdis »Messa
da Requiem«, gemeinsam mit einem Chor aus rund 150 Mithäftlingen.
Der Abend bildet zugleich den musikalischen Abschluss unserer Programmwoche zum Thema Theresienstadt. Damit möchten wir die Geschichte der Menschen, die in dem Ghetto unter schrecklichen Bedingungen leben mussten, einem größeren Publikum ins Bewusstsein bringen.
Von den etwa 140.000 Juden, die zwischen 1941 und 1945 in There­
sienstadt inhaftiert waren, überlebten nur etwas mehr als 20.000
Menschen. Viele starben im Lager an Hunger und Krankheit; die meisten
Häftlinge wurden weiter nach Osteuropa in die Vernichtungslager deportiert und dort ermordet. Dieses Schicksal teilten auch Rafael Schächter
und die meisten »seiner« Sängerinnen und Sänger. Zusammen mit den
verbliebenen sechzig Chormitgliedern wurde er am 16. Oktober 1944
nach Auschwitz deportiert. Die genauen Umstände seines Todes sind
nicht bekannt, vermutlich starb er auf einem der Todesmärsche in der
Schlussphase des Zweiten Weltkrieges.
Die Gefangenen in Theresienstadt kamen aus der Tschechoslowakei,
Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Dänemark und anderen
Staaten Mitteleuropas. Unter ihnen waren viele Künstler und Wissenschaftler, die das kulturelle Leben im Ghetto prägten. Vorträge, Lesungen, Ausstellungen, Konzerte und eine Bibliothek trugen dazu bei, einen
Rest von Würde zu wahren. Ohne Zweifel war das kulturelle Engagement
in Theresienstadt für viele Häftlinge eine Art Überlebensstrategie,
die half, die tägliche Todesdrohung wenn nicht zu vergessen, so doch
zumindest zeitweise in den Hintergrund treten zu lassen. Die von der SS
zugestandenen Freiräume waren aber auch Teil der NS-Propaganda, die
Theresienstadt als »Heimstatt für ältere und kriegsversehrte Juden aus
1
2
dem Reichsgebiet« anpries und damit nicht nur die Inhaftierten selbst,
sondern auch die internationale Öffentlichkeit täuschte.
Das »Defiant Requiem« wurde seit seiner Uraufführung 2002 bereits
mehr als zwanzig Mal in den USA, Israel und Europa vor Tausenden von
Gästen aufgeführt. Um die Produktion nun erstmals nach Deutschland zu
holen, waren wir auf die Hilfe und finanzielle Förderung vieler angewiesen. Unser besonderer Dank gilt dem Hauptstadtkulturfonds, der Stiftung
»Erinnerung, Verantwortung und Zukunft« sowie dem Freundeskreis des
Museums, dank deren Initiative wir zahlreiche institutionelle und private
Spender gewinnen konnten.
Mich persönlich freut besonders die breite gesellschaftliche Fürsprache, die wir erfahren haben: Sie reicht vom tschechischen Botschafter,
über den Regierenden Bürgermeister von Berlin, die Staatsministerin für
Kultur bis hin zum Zentralrat der Juden und den beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland, die durch ihren Namen und ihre heutige
Anwesenheit die Themenwoche zu Theresienstadt so nachdrücklich
unterstützen.
Mit ihrer aller Hilfe konnte das Jüdische Museum Berlin dieses wichtige Projekt nun endlich auch nach Deutschland holen, und zwar in das
politische und kulturelle Zentrum dieses Landes, nach Berlin.
Ich bin mir sicher, dass Ihnen der heutige Abend noch lange in Erinnerung bleiben wird.
W. Michael Blumenthal
Direktor Jüdisches Museum Berlin
Grußwort der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Prof. Monika Grütters MdB
Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin
»Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu
schweigen un­möglich ist«, so der französische Romancier Victor Hugo. Im
Kontext der Aufführungen von Giuseppe Verdis »Messa da Requiem« durch
jüdische Häftlinge im Ghetto Theresienstadt in den Jahren 1943/1944
gewinnen diese Worte eine weitreichende Be­deutung. Der tschechische
Dirigent und Pianist Rafael Schächter, 1941 ins Ghetto Theresienstadt
deportiert, hatte dort, so unwahrscheinlich es klingen mag, einen Chor
gegründet, mit dem er verschiedene musikalische Werke einstudierte und
aufführte, so schließlich auch Verdis Requiem. Die Wahl dieses Musikstücks, einer Totenmesse, war dabei – so legen es zumindest die Berichte
überlebender Häftlinge nahe – nicht etwa ein Zeichen der Resignation, des
sich Fügens in ein unausweichliches Schicksal. Vielmehr er­scheint es als
ein Aufbäumen, ein Akt des Widerstandes und der Selbstbehauptung in
ei­nem von Erniedrigungen geprägten Alltag. Zur Musik Verdis riefen die
Häftlinge mit den Worten des Requiems nach Freiheit und Gerechtigkeit
und kündigten den »Tag des Zor­nes« an, an dem die Mörder zur Rechenschaft gezogen würden. »Wir können den Nazis ins Gesicht singen, was wir
ihnen nicht sagen dürfen«, so soll es Rafael Schächter ausge­drückt haben.
Mit »Defiant Requiem« – aufsässige, trotzige Totenmesse – ist der
heutige Abend so treffend überschrieben, der an die Menschen erinnern
soll, die im Angesicht kaum vorstellbaren Leidens einen Weg gefunden
haben, Hoffnung zu schöpfen und musikalisch Widerstand zu leisten. Die
Stiftung Jüdisches Museum Berlin und ihr Direktor, Professor W. Michael
Blumenthal, haben sich mit großem Engagement und Überzeugungskraft
für die Realisierung dieses Konzertabends eingesetzt. Dafür gebührt ihnen
besonderer Dank.
Ich freue mich, dass der vom Bund finanzierte Hauptstadtkulturfonds
es ermöglichen konnte, dass dieses außergewöhnliche und historisch bedeutende Konzert nach Stationen in Tschechien und den USA nun auch in
Berlin aufgeführt werden kann. Gerne habe ich dafür die Schirmherrschaft
übernommen.
Ich wünsche allen Anwesenden einen bewegenden und unvergesslichen
Abend.
3
Grußwort
Ambassador Stuart E. Eizenstat
Board Chair, The Defiant Requiem Foundation
4
On behalf of The Defiant Requiem Foundation, it is a special privilege to
present Maestro Murry Sidlin‘s “Defiant Requiem: Verdi at Terezín” under
the sponsorship of the Jewish Museum Berlin. This remarkable concertdrama honors the Jewish prisoner chorus in the Theresienstadt Concentration Camp who, under the leadership of prisoner/conductor Rafael
Schächter, sang the Verdi Requiem as an act of cultural resistance to their
Nazi captors.
Presenting “Defiant Requiem” to a 21st century German audience with
the Jewish Museum Berlin, has a special meaning for me on multiple levels.
First, it re-unites me with one of my most valued and admired friends
and former Carter Administration colleague, Michael Blumenthal, former
US Secretary of the Treasury. As the visionary founder and chairman of
the Jewish Museum Berlin, Michael provides the kind of inspiration and
leadership embodied in the “Defiant Requiem”.
Second, I take a special pride in having this performance in Berlin, the
capital of wartime Nazi Germany, which perpetrated the Holocaust and
imprisoned Rafael Schächter and his fellow inmates, and is now the united
capital of a new Germany.
I have spent as much time as almost any American negotiating with
the German government and German corporations to provide justice to
Holocaust survivors and to the families of victims. I have been inspired by
the degree to which Germany continues its commitment to helping elderly
Survivors, mandating Holocaust education, banning hate speech and Nazism symbols, and the erection of major monuments and “Stolpersteine”
outside the homes of Jewish families expelled by the Nazis. Germany‘s
vibrant democracy, deeply rooted rule of law, and dedication to GermanJewish reconciliation and the support of the State of Israel is a testament
to the spirit of today‘s Germany.
I want to again thank the Jewish Museum Berlin, and the sponsorship
of several major German corporations, including Allianz and Volkswagen,
for helping to make this evening possible.
Grußwort
S. E. Dr. Rudolf Jindrák
Botschafter der Tschechischen Republik in Deutschland
Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges jährt sich zum 75. Mal.
In der Politik und in der Gesellschaft werden diesbezüglich heftige
Debatten geführt, welche Gestalt die Erinnerungskultur in Deutschland
annehmen sollte. Ich bin dem Jüdischen Museum Berlin, der Defiant
Requiem Foundation und anderen Partnern des heutigen Konzertabends besonders dankbar, dass sie im Gedenken an dieses Ereignis
eine Musikveranstaltung gewählt haben. Denn Musik vermag ohne
Worte starke Emotionen hervorzurufen und große Botschaften zu
überbringen. Dies trifft zweifelsohne für die Musik aus Theresienstadt
zu. Es ist kaum zu fassen, dass es unter den menschenverachtenden
Bedingungen im ­Theresienstädter Ghetto überhaupt Menschen gab, die
sich mit der Kultur beschäftigten. Noch unglaublicher ist es, dass dort
neben anspruchsloseren Unterhaltungsgenres bedeutende Kunstwerke
entstanden, die strengen Kriterien der Kunstkritik entsprachen und
aufführungsreif waren. Alle Kulturaktivitäten zielten darauf ab, den
Überlebenswillen der Künstler selbst und anderer Mithäftlinge zu stärken und Optimismus und den Glauben an eine bessere Zukunft zu verbreiten. Viele Kulturproduktionen enthielten eine deutlich erkenn­bare
Symbolik, in der der geistige Widerstand der Häftlinge zum Ausdruck
kam. Den Höhepunkt des Theresienstädter Kulturbetriebes stellte ohne
Zweifel die mehrfache Aufführung von Giuseppe Verdis »Messa da
Requiem« dar, um die sich ein begeisterter Dirigent und Pianist namens
Rafael Schächter verdient gemacht hat, dem dabei nur ganz bescheidene Mittel zur Verfügung standen.
5
Grußwort
Klaus Wowereit
Regierender Bürgermeister von Berlin
6
Der große Berliner Jazzmusiker Coco Schumann schreibt in seiner Autobiografie über seine Zeit als Schlagzeuger bei den Ghetto-Swingers in Theresienstadt: »Wir spielten für uns und um unser Leben – wie alle in dieser
›Stadt‹, diesem grausamen, verlogenen Bühnenbild für Theatervorführungen,
Kinderopern, Kabaretts, wissenschaftliche Vorträge, Sportveranstaltungen,
für ein absurdes soziales Leben und ein skurril selbstverwaltetes Überleben in
der Warteschlange vor den Öfen des dritten Reiches.«
Coco Schumann gehört zu den wenigen der mehr als 140.000 in There­
sienstadt internierten Juden, die den Holocaust überlebten. Die meisten
starben aufgrund der verheerenden Lebensumstände bereits im Ghetto oder
wurden später in einem Vernichtungslager ermordet.
Doch trotz erschütternder Zeitzeugenberichte wie dem von Coco Schumann halten sich bis heute falsche Vorstellungen von der Wirklichkeit in
Theresienstadt. Die Nazi-Propaganda vom sogenannten »Altersghetto« für
privilegierte Juden wirkt zum Teil noch immer fort.
Umso wichtiger ist es, immer wieder über die wahren Zustände aufzuklären und vor allem: an die in Theresienstadt inhaftierten Menschen zu
erinnern, die sich auch in hoffnungsloser Situation ihren Lebensmut, ihre
Selbstachtung und ihre menschliche Würde nicht haben nehmen lassen.
Dazu gehörte Rafael Schächter in besonderer Weise. Dass der tschechische Dirigent und Pianist in Theresienstadt einen großen Chor gegründet
und unter anderem Verdis Requiem zur Aufführung gebracht hatte, berührt
bis heute. Das Einstudieren gerade dieser bewegenden Totenmesse erzählt
viel vom Zorn und Schmerz der inhaftierten Menschen, von ihrer Trauer, ihrer
Angst und ihrem Gefühl der Ausweglosigkeit. Aber auch von beeindruckendem
Selbstbehauptungswillen, von menschlicher Größe und innerem Widerstand.
Ich begrüße es daher sehr, dass es gelungen ist, nun im Konzerthaus Berlin die Aufführung des Konzert-Dramas »Defiant Requiem« zu realisieren, das
auf eindrucksvolle Weise an Rafael Schächter und seinen Chor erinnert.
Mein Dank gilt allen, die diesen besonderen Konzertabend ermöglichen –
insbesondere der Stiftung Jüdisches Museum Berlin mit Professor W. Michael
Blumenthal an der Spitze, den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern sowie
allen Partnern und Unterstützern.
Grußwort
Dr. Martin Salm
Vorstandsvorsitzender der Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft«
Als ich das »Defiant Requiem« im Juni 2009 in Terezín erlebte, war ich
tief erschüttert. Hinter uns lag die Holocaust Era Assets Conference, in der
es um die Folgen ging, die der Naziterror weltweit bis heute hinterlassen
hat; es ging um die soziale Lage der Überlebenden nationalsozialistischer
Verfolgung, um Vermögenswerte, Raubkunst, jüdische Friedhöfe, um Archive und Gedenken. Nach dieser großen internationalen Konferenz unter
Beteiligung von 48 Staaten saßen wir in der Reithalle von Theresienstadt.
Wir erlebten nicht einfach eine erneute Verdi-Darbietung, sondern vielmehr eine Spiegelung der Musik in der Geschichte ihrer Aufführungen im
Ghetto. Wir hörten die Musik des Requiems und sahen die Gesichter der
Überlebenden.
Dass der Dirigent Rafael Schächter gerade Verdis Requiem im von den
deutschen Nationalsozialisten eingerichteten Ghetto Theresienstadt, dem
Sammel- und Durchgangslager für Juden aus vielen Ländern Europas, zur
Aufführung brachte, ist sicher kein Zufall. Verdi wusste um die Abgründe
der Moderne. Der traditionellen Totenmesse fügte er am Ende das »Libera
me« hinzu. Hier in Theresienstadt waren die deportierten Menschen,
Juden vor allem aus Mittel- und Westeuropa, dem absoluten Bösen
ausgeliefert. Inmitten von Erniedrigung und Qual musizierten sie – Musik
wurde zum Überlebensmittel, zur existentiellen Erfahrung angesichts der
unmittelbaren Bedrohung des Lebens. Dies alles war zu spüren, als wir das
Konzert-Drama in Terezín erlebten.
Nach dieser Aufführung im Juni 2009 haben es sich Stuart Eizenstat
und seine Frau Frances sel. A. zur Aufgabe gemacht, das »Defiant Requiem« – dieses »Dennoch« angesichts von Gewalt und Tod – bekannt zu
machen. Dass es nun gelungen ist, die szenische Darstellung der Theresienstädter Verdi-Aufführungen in Deutschland zur Premiere zu bringen,
dafür danke ich Stuart Eizenstat und Michael Blumenthal von ganzem Herzen. Ich sehe es als Privileg für die Stiftung »Erinnerung, Verantwortung
und Zukunft«, diese Aufführung zu fördern.
7
Grußwort
Dr. Dieter Graumann
Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
8
Ich freue mich sehr, dass das Jüdische Museum Berlin mit diesem besonderen Abend an Rafael Schächter erinnert – den Dirigenten und Pianisten,
der 1943 und 1944 zusammen mit einem Chor aus Häftlingen im Ghetto
Theresienstadt das berühmte Requiem von Giuseppe Verdi aufgeführt
hat. Rafael Schächter und fast alle Mitglieder des Chores wurden von den
Nazis ermordet. Und so ist das heutige Konzert auch eine Erinnerung an
die Menschen, die sich unter schlimmsten Bedingungen ihre Liebe zur
Musik nicht nehmen ließen und aus ihr Kraft und Mut in den dunkelsten
Stunden schöpften.
Verdis Requiem ist eine eindringliche Version der Totenmesse, die
über die religiöse Vorstellung von Tod und Auferstehung noch weit hinausgeht. Wir können heute doch nur ahnen, wie sich die jüdischen Musiker
gefühlt haben, als sie dieses Requiem auf die Bühne brachten.
Für die Ghettoinsassen waren die zu Beginn heimlich veranstalteten
Konzerte eine Art Zuflucht in einem schrecklichen, von brutaler Willkür
und Gewalt geprägten Alltag. Denn es waren nicht bloß Musikstücke, die
gespielt wurden – sie bedeuten so viel mehr: Die Melodie des vertrauten
Zuhauses, den Klang von Menschlichkeit und den Schall der Hoffnung
auf ein Überleben. Doch die Aufführungen wurden später von den Nazis
dazu missbraucht, Besucher über den wahren Charakter des Ghettos zu
täuschen und Theresienstadt als vermeintlichen Ort der Kultur, sogar als
eine »jüdische Mustersiedlung« darzustellen.
Schächter aber betrachtete die Inszenierung stets auch als einen Weg
des Widerstandes: »Wir singen, was wir den Nazis nicht sagen können« –
so wird er zitiert. Nicht genug loben kann man daher das Bestreben des
amerikanischen Dirigenten Murry Sidlin, mit seinem »Defiant Requiem«
diesen Widerstand sichtbar zu machen und so an den Mut der Musiker von
Theresienstadt zu erinnern.
Wir alle werden durch das Zuhören Zeugen dieser übermenschlichen
Courage aus einer unmenschlichen Zeit und es liegt an uns allen, dieses
Vermächtnis heute und in Zukunft weiterzutragen.
Grußwort
Dr. h.c. Nikolaus Schneider
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
Gibt es angesichts der unfassbaren Erniedrigung und Vernichtung
von Menschen im Nazideutschland eine Form des Gedenkens,
die den Toten und den Lebenden gerecht wird? Wenn ja, dann
wird sie Verstand und Gefühle ansprechen, dann wird sie Wut,
Schmerz und Trauer der Opfer nicht verdrängen, dann wird sie
die Frage der Schuld und Verantwortung für unser Volk und auch
für unsere Kirche nicht ausklammern. Ich bin davon überzeugt,
das Konzert-Drama »Defiant Requiem« hat eine solche Form
gefunden.
Wie vor 71 Jahren die Aufführung von Verdis »Messa da Requiem« in Theresienstadt, so widerlegt für unsere Gegenwart die
Aufführung des »Defiant Requiems« die These, dass angesichts
des Todes alles menschliche Tun sinnlos sei. Es ist berührend,
von Überlebenden zu hören, wie die Musik und das musikalische Engagement von Rafael Schächter Menschen im Lager
ihre Würde und ihre Lebenskraft bewahren ließ. »Das Requiem
rettete mir das Leben«, bekennt eine Überlebende des Ghettos.
Möge uns Heutigen die Aufführung des »Defiant Requiems« Anstoß und Kraftquelle sein, rechtzeitig allem Reden und Handeln
zu widerstehen, das die Würde und das Leben von Menschen
beschädigt.
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Grußwort
Erzbischof Dr. Robert Zollitsch
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
In Giuseppe Verdis Vertonung der Totenmesse fanden die Inhaftierten –
und später größtenteils Ermordeten – des Ghettos Theresienstadt gleichsam ein Gefäß: ein Gefäß, in das sie ihre Angst und Trauer hineingaben,
ein Gefäß, aus dem sie ein Elixier von Humanität und Trost schöpften und
nicht zuletzt ein Gefäß, das nunmehr auch ihr eigenes Schicksal birgt.
Denn nach Theresienstadt klingt Verdis »Requiem« anders als zuvor.
Insofern ist es begrüßenswert, dass Murry Sidlin dieses Vokal- und Orchesterwerk durch die Einfügung von Zeitzeugnissen ergänzt. Zu Recht hat
er seine Collage mit »Defiant Requiem« betitelt: Verdis Musik versüßlicht
den Tod nicht, gaukelt nicht allzu wohlfeile Jenseitshoffnung vor. Sondern
seine Vertonung zeigt das Aufbegehren gegen den Tod – ohne Theater­
donner, zutiefst authentisch. Der Erlösungsschimmer des »Lacrymosa« ist
dem ganzen Solistenquartett und dem ganzen Chor anvertraut, das heißt:
­Erlösung kann nicht mit »frommen Scheuklappen« erlangt werden, sondern nur in der Solidarität aller – und im gemeinsamen, tätigen Angehen
gegen jegliche Form von Intoleranz und Gewalt.
Vor dem Wirken Rafael Schächters und seiner Leidensgefährtinnen und
-gefährten verneige ich mich tief. Und mit einer Zeile aus dem ehrwürdigen
« (»Gott voll Barmherzigkeit«), jenen W
­ orten,
Totengebet » die im jüdischen und im christlichen Beerdigungsritus ganz ähnliche
­Bedeutung haben, wollen wir ihrer gemeinsam gedenken:
«
»
(»Berge sie doch, du, Herr des Erbarmens, im Schutz deiner Fittiche in
Ewigkeit und schließe ihre Seelen mit ein in das Band des ewigen Lebens.«)
Programm
mit
Murry Sidlin
Ideengeber & Dirigent
Konzerthausorchester Berlin
Chor des Jungen Ensembles Berlin
Vokalakademie Berlin
Frank Markowitsch
Einstudierung
Aga Mikolaj
Steven Tharp
Sopran
Tenor
Gerhild Romberger
István Kovács
Mezzosopran
Bass
Iris Berben
Sprecherin
Ulrich Matthes
Sprecher
Programm
Giuseppe Verdi
Messa da Requiem
1
Requiem 2
Sequenz:
Dies irae Tuba mirum Liber scriptus
Quid sum miser Rex tremendae Recordare Ingemisco Confutatis Lacrymosa 3
Offertorio
4
Sanctus
5
Agnus Dei 6
Lux aeterna
7
Libera me
13
1
Requiem
Requiem aeternam dona eis, Domine,
et lux perpetua luceat eis.
Te decet hymnus, Deus, in Sion,
et tibi reddetur votum in Jerusalem.
Exaudi orationem meam,
ad te omnis caro veniet.
Kyrie eleison.
Christe eleison.
Ewige Ruhe gib ihnen, Herr,
Und ewiges Licht leuchte ihnen.
Dir gebührt Lobgesang, Gott, in Zion,
Und Anbetung soll dir werden in Jerusalem.
Erhöre mein Gebet, Herr,
Zu dir kommt alles Fleisch.
Herr, erbarme dich!
Christus, erbarme dich!
2
Dies irae
14
Dies irae, dies illa
solvet saeclum in favilla.
Teste David cum Sibylla.
Quantus tremor est futurus,
quando judex est venturus,
cuncta stricte discussurus.
Tag des Zornes, Tag der Sünden,
wird das Weltall sich entzünden,
wie Sibyll und David künden.
Welch ein Graus wird sein und Zagen,
wenn der Richter kommt, mit Fragen
streng zu prüfen alle Klagen!
Tuba mirum spargens sonum
per sepulchra regionum,
coget omnes ante thronum.
Mors stupebit et natura
cum resurget creatura,
judicanti responsura.
Laut wird die Posaune klingen,
durch der Erde Gräber dringen,
alle hin zum Throne zwingen.
Schaudernd sehen Tod und Leben
sich die Kreatur erheben,
Rechenschaft dem Herrn zu geben.
Liber scriptus proferetur,
in quo totum continetur,
unde mundus judicetur.
Judex ergo cum sedebit,
quidquid latet apparebit,
nil inultum remanebit.
Und ein Buch wird aufgeschlagen,
treu darin ist eingetragen
jede Schuld aus Erdentagen.
Sitzt der Richter dann zu richten,
wird sich das Verborgne lichten;
nichts kann vor der Strafe flüchten.
Quid sum miser tunc dicturus?
Quem patronum rogaturus,
cum vix justus sit securus?
Weh! Was werd ich Armer sagen?
Welchen Anwalt mir erfragen,
wenn Gerechte selbst verzagen?
Rex tremendae majestatis,
qui salvandos salvas gratis,
salva me, fons pietatis.
König schrecklicher Gewalten,
frei ist deiner Gnade Schalten:
Gnadenquell, laß Gnade walten!
Recordare, Jesu pie,
quod sum causa tuae viae,
ne me perdas illa die.
Quaerens me sedisti lassus,
redemisti crucem passus,
tantus labor non sit cassus.
Juste judex ultionis,
donum fac remissionis
ante diem rationis.
Milder Jesus, wollst erwägen,
daß du kamest meinetwegen,
schleudre mir nicht Fluch entgegen.
Bist mich suchend müd gegangen,
mir zum Heil am Kreuz gehangen,
mög dies Mühn zum Ziel gelangen.
Richter du gerechter Rache,
Nachsicht üb‘ in meiner Sache,
eh ich zum Gericht erwache.
Ingemisco tanquam reus,
culpa rubet vultus meus,
supplicanti parce, Deus.
Qui Mariam absolvisti,
et latronem exaudisti,
mihi quoque spem dedisti.
Preces meae non sunt dignae,
sed tu, bonus, fac benigne,
ne perenni cremer igne.
Inter oves locum praesta,
et ab hoedis me sequestra,
statuens in parte dextra.
Seufzend steh ich schuldbefangen,
schamrot glühen meine Wangen,
laß mein Bitten Gnad erlangen.
Hast vergeben einst Marien,
hast dem Schächer dann verziehen,
hast auch Hoffnung mir verliehen.
Wenig gilt vor dir mein Flehen;
doch aus Gnade laß geschehen,
daß ich mög der Höll entgehen.
Bei den Schafen gib mir Weide,
von der Böcke Schar mich scheide,
stell mich auf die rechte Seite.
Confutatis maledictis,
flammis acribus addictis,
voca me cum benedictis.
Oro supplex et aclinis,
cor contritum quasi cinis,
gere curam mei finis.
Wird die Hölle ohne Schonung
den Verdammten zur Belohnung,
ruf mich zu der Sel‘gen Wohnung.
Schuldgebeugt zu dir ich schreie,
tief zerknirscht in Herzenstreue,
sel‘ges Ende mir verleihe.
Lacrymosa dies illa
qua resurget ex favilla
judicandus homo reus.
Huic ergo parce Deus,
pie Jesu Domine,
dona eis requiem! Amen.
Tag der Tränen, Tag der Wehen,
da vom Grabe wird erstehen
zum Gericht der Mensch voll Sünden!
Laß ihn, Gott, Erbarmen finden,
Milder Jesus, Herrscher du,
schenk den Toten ew‘ge Ruh. Amen.
15
3
Offertorio
16
Domine Jesu Christe, rex gloriae,
libera animas omnium fedelium
defunctorum de poenis inferni et de
profundo lacu.
Libera eas de ore leonis,
ne absorbeat eas tartarus,
ne cadant in obscurum:
Sed signifer sanctus Michael
repraesentet eas in lucem sanctam,
quam olim Abrahae promisisti,
et semini ejus. Hostias et preces tibi,
Domine, laudis offerimus.
Tu suscipe pro animabus illis,
quarum hodie memoriam facimus:
Fac eas, Domine, de morte transire ad
vitam, quam olim Abrahae promisisti,
et semini ejus.
Herr Jesus Christus, König der Ehren,
befreie die Seelen der Abgeschiedenen
von den Strafen der Hölle und von dem
tiefem Abgrund.
Errette sie aus dem Rachen des Löwen,
daß die Hölle sie nicht verschlinge und
sie nicht fallen in die Tiefe:
Sondern das Panier des heiligen Michael
begleite sie zum ewigen Lichte, welches
du verheißen hast Abraham und seinen
Nachkommen auf ewig. Opfer und Gebete
bringen wir dir, Herr, lobsingend dar.
Nimm sie gnädig an für jene Seelen,
derer wir heute gedenken:
Laß sie, o Herr, vom Tod zum Leben
übergehen, welches du verheißen hast
Abraham und seinen Nachkommen
auf ewig.
4
Sanctus
Sanctus Dominus Deus Sabaoth.
Pleni sunt coeli et terra gloria tua.
Hosanna in excelsis.
Benedictus qui venit in nomine Domini.
Hosanna in excelsis.
Heilig ist Gott, der Herr aller Mächte
und Gewalten.
Erfüllt sind Himmel und Erde
von deiner Herrlichkeit!
Hosianna in der Höhe!
Gelobt sei, der kommt im Namen
des Herrn.
Hosianna in der Höhe!
5
Agnus Dei
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi,
dona eis requiem.
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi,
dona eis requiem sempiternam.
Lamm Gottes, du nimmst hinweg die
Sünde der Welt, schenke ihnen Ruhe.
Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde
der Welt, schenke ihnen ewige Ruhe.
6
Lux aeterna
Lux aeterna luceat eis, Domine,
cum sanctis tuis in aeternum,
quia pius es.
Requiem aeternam dona eis, Domine,
et lux perpetua luceat eis.
Ewiges Licht leuchte ihnen, Herr,
mit allen deinen Heiligen,
denn du bist gut.
Ewige Ruhe gib ihnen, Herr,
und ewiges Licht leuchte ihnen.
7
Libera me
Libera me, Domine, de morte aeterna,
in die ille tremenda, quando coeli
movendi sunt et terra.
Dum veneris judicare saeculum per
ignem.
Tremens factus sum ego et timeo, dum
discussio venerit atque ventura ira.
Dies irae, dies illa, calamitatis et
miseriae, dies magna et amara valde.
Requiem aeternam dona eis, Domine,
et lux perpetua luceat eis.
Befreie mich, Herr, vom ewigen Tod an
jenem furchtbaren Tag, wenn erschüttert
werden Himmel und Erde.
Wenn du dann kommst, die Welt zu richten
im Feuer.
Zitternd muß ich stehen und in Ängsten,
wenn die Rechenschaft naht und der
drohende Zorn.
Tag des Zornes, Tag der Schrecken, voll
Weh und Jammer, bitter über alle Maßen.
Ewige Ruhe gib ihnen, Herr,
und ewiges Licht leuchte ihnen.
17
Jenseits der Kirchenmusik:
Giuseppe Verdi und seine »Messa da Requiem«
Antje Rößler
18
»Totenmessen gibt es so viele. Es ist
unnütz, ihnen noch eine weitere hinzuzufügen«, pflegte Verdi zu sagen. Erst der
Tod des von ihm verehrten Alessandro
Manzoni am 22. Mai 1873 veranlasste den Komponisten, ein Requiem zu
schreiben. Manzoni war der wichtigste
italienische Dichter seiner Zeit und
zugleich Vorkämpfer für einen italienischen Nationalstaat.
Ein Abschnitt für Manzonis Totenmesse lag bereits vor: Als 1868 Rossini
gestorben war, hatte Verdi der Stadtverwaltung von Mailand vorgeschlagen,
in Zusammenarbeit mit zwölf weiteren
Komponisten ein Requiem zu schreiben.
Die Uraufführung zerschlug sich; jedoch
machte Verdi seinen Anteil an der
Gemeinschaftsarbeit, die Fuge »Libera
me«, zum Schlussstück der Totenmesse
für Manzoni. Genau ein Jahr nach Manzonis Tod leitete der 60-jährige Verdi die
Uraufführung der »Messa da Requiem«
in der Mailänder Kirche San Marco. Der
Komponist feierte mit dem Stück rauschende Erfolge. Im Frühjahr 1875 ging
er damit auf Tournee nach Paris, London
und Wien; eine geplante Aufführung in
Berlin kam nicht zustande.
Das klar gegliederte Werk folgt der
Liturgie der katholischen Totenmesse,
deren Ablauf im 16. Jahrhundert während des Konzils von Trient festgelegt
worden war. Verdi verwendet hier diesel-
ben musikalischen Mittel wie in seinen
Opern. Im Vordergrund stehen die Solisten, deren Gesang allerdings verhaltener
wirkt als in den Verdi-Opern jener Jahre.
Nicht nur der Harmonienreichtum und
die Klangfarbenpracht des Orchesterparts lassen eine Verwandtschaft zur
1871 uraufgeführten »Aida« erkennen.
Im Finale der Oper, in der die Religion
ansonsten keine Rolle spielt, singen die
Liebenden angesichts des Todes »Für
uns öffnet sich der Himmel«. Für die
Nähe beider Werke spricht zudem, dass
Verdi für die Uraufführung des Requiems die Solisten seiner »Aida«-Premiere
engagierte.
Auch die 1867 entstandene Oper
»Don Carlos«, in welcher der Tod
allgegenwärtig ist, hat im Requiem ihre
Spuren hinterlassen. Der Tonfall der
Gottesfurcht im »Rex tremendae« ähnelt
der in der Oper gestalteten Unterwürfigkeit vor König Philipp von Spanien. In
der Oper erscheint eine »voce dal cielo«,
eine göttliche Stimme vom Himmel, die
wie ein Vorbild für die Sopransoli des
Requiems anmutet. Schließlich überarbeitete Verdi für das »Lacrimosa« der
Messe ein Duett aus der französischen
Fassung des »Don Carlos«.
Verdis Requiem nimmt eine Sonderstellung zwischen Oper und geistlichem
Konzertstück ein; es passt ebenso gut
in den Konzertsaal wie in die Kirche.
Carl Dahlhaus zufolge gehört es zur
»­charakteristischen Gruppe von geistlichen Werken jenseits der Kirchenmusik.«
Der Musikwissenschaftler stellt es in die
Nachbarschaft von Beethovens »Missa
solemnis«, Brahms’ »Deutschem Requiem« oder der 8. Sinfonie von Mahler.
Verdi selbst galt als ­mangiapreti, als
»Pfaffenfresser«. Er war kein buchstabengetreuer Katholik, sondern ein
religiöser Zweifler. Seine Glaubenszweifel spiegeln sich auch im Requiem
wider, in dem es um existenzielle Fragen
geht: Was bedeutet der Tod? Werden
wir erlöst? Der Tod tritt hier mal als
Schreckensgestalt auf, dann wieder als
Freund, der Trost statt Höllenstrafe bietet. So mutet der Beginn des Werks »Requiem aeternam« diesseitig an; der Tod
erscheint als Bestandteil des irdischen
Kreislaufs. Seinen Schrecken verbreitet
er erst im »Dies irae«, der Schilderung
des Jüngsten Gerichts. Die »bodenlos
stürzenden Schreie«, so der Philosoph
Ernst Bloch, stehen in Folge der neuartigen Musiksprache des französischen
Komponisten Hector Berlioz. Im »Tuba
mirum« rufen die Bläser zum Gericht.
Die Kombination von Blechbläsern, inklusive Ferntrompeten, und Chorgesang im
Fortissimo sorgt für Lautstärke an der
Schmerzgrenze.
Die anschließenden Gesänge, in
denen sich die Solisten zu unterschiedlichen Kombinationen zusammenfinden,
lassen die Schrecken des Weltengerichts
vergessen. Sie erinnern an einen in
Verdis Opern verbreiteten Typus: den
Menschen, der sich schuldlos in Schuld
verstrickt und sein Gebet zum Himmel
singt. In vielen Verdi-Opern spielt der
Bezug zum Jenseits, der Wunsch nach
Versöhnung angesichts des Sterbens,
eine zentrale Rolle. Verdi bedenkt die
Solisten mit einem sinnlichen, verständlichen Tonfall, dessen Innigkeit tröstet.
Zuversicht steht jedoch neben Angst.
Todesnähe wird etwa in den unruhigen
chromatischen Läufen der Streicher in
der Mezzosopran-Arie »Liber scriptus«
konkret.
Als Trost für die Lebenden fasste
Verdi das melodienselige »Offertorium«
auf. Eingebettet in einen transparenten
Orchesterklang, erzählt das Solistenquartett von der Transzendierung alles
Irdischen. Der Sturz in die Finsternis wird
durch ein engelsgleiches Sopransolo
aufgefangen. Die muntere doppelte Fuge
für achtstimmigen Chor des »Sanctus«
und »Benedictus« hat nichts von jener
Strenge an sich, die man mit dieser kirchenmusikalischen Gattung verbindet. Im
überirdischen »Agnus Dei« greift Verdi
den Tonfall gregorianischer Choräle auf.
Der letzte Teil »Libera me« – zugleich
der älteste, der bereits für die RossiniMesse entstand – enthält Rückblicke auf
vorangegangene Abschnitte. Auch das
gewaltige »Dies irae« kehrt hier entgegen der liturgischen Tradition wieder.
Das abschließende Flehen des Soprans um Erlösung findet keine Antwort.
Das Werk endet mit einem C-Dur-Akkord,
der gemäß der Tradition für Freude und
Ruhe steht. Doch bleibt diese Tonart des
Lichts von düsteren Ahnungen eingehüllt. Verdi lässt offen, ob wir tatsächlich
in der Grundtonart ankommen oder aber
in der Dominante der schwermütigen
Tonart f-Moll verharren. Eindringlicher
lässt sich Zweifel nicht in Töne fassen.
19
Programmnotizen zu
»Defiant Requiem: Verdi at TerezÍn«
Defiant Requiem Foundation
20
Zwischen 1942 und 1944 versammelte
sich im Ghetto Theresienstadt eine
Gruppe Häftlinge um den jüdischen
Pianisten Rafael Schächter. Mit einem
Satz geschmuggelter Noten und einem
alten Klavier organisierte der Absolvent
des Prager Konservatoriums im Keller
einer Baracke Chorproben. Schon nach
kurzer Zeit wuchs das Ensemble auf 150
Personen an. Zunächst fanden die Treffen heimlich statt, denn das Musizieren
im Lager war ursprünglich von der SS
verboten worden. Dies änderte sich, als
die Nationalsozialisten die zahlreichen
kulturellen Aktivitäten im Ghetto zu Propagandazwecken auszuschlachten begannen. Es gab Ausstellungen, Lesungen
und Theatervorstellungen, auch V
­ erdis
»Messa da Requiem« wurde insgesamt
sechzehn Mal im Lager aufgeführt.
Dirigent Rafael Schächter wählte das
hochdramatische Werk des großen italienischen Komponisten wegen der Kraft
der Musik und des Librettos aus. Für die
katholische Kirche ist der lateinische
Text Teil der Liturgie, für Schächter war
er ein Akt des Widerstandes und ein
kurzzeitiger Trost in einer brutalen Gefangenschaft, in der über jedem Häftling
das Damoklesschwert der Deportation
nach Auschwitz schwebte. Die Arbeit
an dem Stück drückte aber auch die
Sehnsucht aus, sich der Existenz Gottes
und eines gemeinsamen Glaubens an
die eigene Menschlichkeit zu versichern,
inmitten unbeschreiblichen Elends und
täglicher Todesdrohung.
Den längsten Part von Verdis Stück,
das »Dies Irae« (»Tag des Zorns«),
interpretierte Schächter als das Szenario, das die Nationalsozialisten eines
Tages erwarteten würde: »Nichts soll
ungerächt bleiben.« Indem sie ihren
Peinigern diese Worte entgegen schmetterten, fanden die Chormitglieder den
Mut und die Kraft, der Unterdrückung zu
trotzen, wenn auch nur vorübergehend.
Zeitzeugen überlieferten, was Schächter
seinen Sängerinnen und Sängern vor einem Konzert mit auf den Weg gab: »Wir
singen den Nazis, was wir ihnen nicht
sagen können.«
Nach der Deportation von fast 470
Juden aus Dänemark nach Theresienstadt drängte der dänische König auf
die Inspektion des Ghettos durch eine
Delegation des Internationalen Roten
Kreuzes. Das NS-Regime stimmte zu,
leitete aber gleichzeitig umfangreiche
»Verschönerungsmaßnahmen« im Vorfeld des Besuchs ein, die Teile des Lagers
in ein Potemkinsches Dorf verwandelten.
Am 23. Juni 1944 kam das Internationale
Rote Kreuz schließlich in Theresienstadt
an, begleitet von hochrangigen SS-Offizieren. Durch ein gerissenes Täuschungsmanöver gelang es den Nationalsozialisten, die Delegation und die Welt über die
wahren Zustände im Ghetto in die Irre
zu führen. Im Zuge dieser Inszenierung
Rafael Schächter (1905 – 1944/45)
wurden auch Rafael Schächter und sein
Chor gezwungen, die Delegation mit
einer Aufführung von Verdis Requiem
zu »unterhalten« – es sollte ihr letztes
Konzert sein. Bereits zuvor war der Chor
immer wieder dezimiert worden, weil
seine Mitglieder in ein Vernichtungslager
deportiert wurden. Im Oktober 1944,
vier Monate nach jenem Konzert vor der
Delegation des Internationalen Roten
Kreuzes, wurden auch Schächter und die
verbliebenen Sängerinnen und Sänger
nach Auschwitz geschickt; die meisten
kamen sofort nach der Ankunft in den
Gaskammern um. Schächter überlebte
Auschwitz, kam aber vermutlich auf
einem der Todesmärsche nach der
Evakuierung des Konzentrationslagers
Anfang 1945 ums Leben.
»Defiant Requiem: Verdi at Terezín« ist keine gewöhnliche Aufführung
des bekannten Requiems, sondern ein
von Maestro Murry Sidlin inszeniertes
Konzert-Drama, das die bemerkenswerte
Geschichte eines charismatischen jüdischen Dirigenten und seiner Mithäftlinge
erzählt. Es kombiniert die ergreifende
Musik Verdis mit Zeitzeugenberichten
von überlebenden Chormitgliedern und
Ausschnitten aus einem in Theresienstadt gedrehten NS-Propagandafilm.
Zwischen den Musikpassagen rezitieren
Schauspieler Worte von Rafael Schächter und anderen Beteiligten, sodass ein
Kaleidoskop aus Klang, Bild und Text
entsteht.
Mit »Defiant Requiem« will Murry
Sidlin an Schächters Courage erinnern,
aber auch die metaphysische Kraft der
Kunst ins Bewusstsein rufen: »Was in der
Vorführung ihren Widerhall findet, ist
die universale Botschaft, dass sich der
menschliche Geist über Gefangenschaft
und Schrecken erheben kann. Denn
›­Defiant Requiem‹ bringt ein Vermächtnis von Theresienstadt zum Klingen:
Dem Terror der Nationalsozialisten
setzten die Inhaftierten Musik, Weisheit,
Mut und Hoffnung entgegen. Schächter
und seine Mithäftlinge haben gezeigt,
dass es möglich ist, auf das Schlechteste der Menschheit mit dem Besten der
Menschheit zu antworten.«
21
Theresienstadt
Ghetto und Kulisse der NS-­Propaganda
22
Theresienstadt (tschechisch: Terezín)
war eine Garnisonsstadt nordwestlich
von Prag, die Ende des 18. Jahrhundert
unter Joseph II. erbaut und nach der
österreichischen Kaiserin Maria Theresia
benannt wurde. 1941 begannen die Nationalsozialisten mit der Vertreibung der
Einheimischen und richteten in dem Ort
ein Sammel- und Durchgangslager für
Juden aus dem »Protektorat Böhmen
und Mähren« ein, um sie von dort in die
Vernichtungslager zu schicken. Ab 1942
wurden vor allem Juden aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Dänemark und
Holland nach Theresienstadt deportiert.
Anders als die osteuropäischen
Ghettos Warschau und Wilna war Theresienstadt durch seine geografische
Lage und die Herkunft der jüdischen
Deportierten aus West- und Mitteleuropa
»westlich« geprägt. Von der SS als »Altersghetto« geführt und unter »jüdische
Selbstverwaltung« gestellt, mussten die
Inhaftierten für die Organisation von
Unterbringung, Nahrung, Kleidung, Wasserversorgung und medizinische Hilfe
selbst sorgen. Ungewöhnlich war das
Ausmaß des kulturellen und geistigen
Lebens: Unter den Gefangenen waren
viele, zum Teil prominente Künstler und
Wissenschaftler, die Konzerte und Theateraufführungen gaben, Ausstellungen,
Lesungen und Vorträge organisierten
und eine Bibliothek betrieben.
All dies geschah unter den katastrophalen Bedingungen des täglichen
Überlebenskampfes: Hunger, Krankheit,
Platzmangel, fehlende Medikamente,
desaströse hygienische Zustände und
die Gewalt des Wachpersonals bedeuteten für Zehntausende den Tod. Von den
141.000 Inhaftierten in Theresienstadt
wurden 88.300 in die Vernichtungslager
geschickt, 33.500 starben im Ghetto,
weitere 1.500 erlagen den Folgen des
Ghettolebens kurz nach der Befreiung
am 8. Mai 1945 durch die Rote Armee.
Die Freiräume, die die SS-Kommandantur zugestand, waren Teil einer NSPropagandastrategie, die Theresienstadt
als Heimstatt für ältere und kriegsversehrte Juden aus dem Reichsgebiet
anpries, in die sie gegen Abgabe ihres
gesamten Vermögens aussiedeln mussten. Auch zur Irreführung der internationalen Öffentlichkeit wurde das »Modell«
Theresienstadt genutzt.
Die Täuschung gipfelte in einer groß
angelegten »Stadtverschönerung« im
Vorfeld eines Besuches des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes am
23. Juni 1944. Mit neuen Fassaden, Parkbänken, Spielplätzen und Cafés wurde
der Delegation Normalität und eine gute
Versorgungslage vorgegaukelt. Höhepunkt des Besucherprogramms war eine
Aufführung von Verdis »Messa da Requiem« unter der Leitung des tschechischen
Dirigenten Rafael Schächter. Der Plan
ging auf: Der Gesandte vom Internationalen Roten Kreuz verfasste einen positiven Bericht und verzichtete auf Besuche
von Konzentrationslagern im besetzten
Polen, darunter auch Auschwitz. Genau
dorthin deportierte die SS im Oktober
1944 die Musiker, von denen nur wenige
das Vernichtungslager überlebten. Alle
anderen wurden Opfer eines Massenmordes, zu dessen Verschleierung sie selbst
beitragen mussten.
23
Plan des Ghettos Theresienstadt
aus: H.G. Adler, Theresienstadt 1941 – 1945. Das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft. © Wallstein Verlag 2005
Murry Sidlin
Dirigent
Mitwirkende
Murry Sidlin ist
Gründer und
Präsident der
Defiant Requiem
Foundation.
Der Schüler der
legendären Dirigenten Léon Barzin und
Sergiu Celibidache gab sein Debüt am
Pult des Baltimore Symphony Orchestra
als Assistant Conductor unter Sergiu
Comissiona. Anschließend wurde er von
Antal Doráti zum Resident Conductor des
National Symphony Orchestra Washington ernannt. Es folgten Stationen als
Musikdirektor der New Haven and Long
Beach Symphonies, dem Tulsa Philharmonic und dem Connecticut Ballet. Sidlin
war acht Jahre lang Resident Conductor
der Oregon Symphony und von 2002 bis
2010 Dekan der School of Music an der
Catholic University of America. Er war
Erster Gastdirigent des Gävleborgs
Symfoniorkester und künstlerischer
Leiter des Cascade Festival of Music.
Sidlin leitete über 300 Konzerte mit der
San Diego Symphony und 18 Mal in Folge
die Silvestergala mit dem National
Symphony Orchestra, Washington D.C.
Mehr als drei Jahrzehnte lang prägte er
als Resident Artist/Teacher und Associate Director für Dirigieren das Aspen
Music Festival. Murry Sidlin arbeitete mit
dem renommierten amerikanischen
Komponisten Aaron Copland bei der Neufassung dessen Oper »The Tender Land«
für Kammerorchester zusammen, nahm
sie für KOCH International auf und brachte sie über 200 Mal zur Aufführung.
Als Gastdirigent leitete Murry Sidlin die
Atlanta, New Mexico, New Orleans, Pittsburgh, Seattle und St. Louis Symphonieorchester sowie die Houston, San Antonio, San Francisco und Utah Symphonies
und das Minnesota Orchestra. In Kanada
dirigierte er Orchester in Edmonton,
Quebec, Vancouver und Victoria. In
Europa hat Sidlin mit dem Tschechischen
Nationalen Symphonieorchester, dem
Isländischen Symphonieorchester, dem
Litauischen Nationalen Symphonieorchester, dem MAV Symphonieorchester
Budapest, dem Spanischen Rundfunksymphonieorchester, der Philharmonie
George Enescu, mit I Solisti Veneti, dem
Philharmonischen Orchester MonteCarlo und dem Orchester Gulbenkian
zusammengearbeitet.
Murry Sidlin wurde von den US-Präsi­
denten Ford und Carter in die Kommission des White House Presidential
Scholars Programm berufen. 2011 erhielt
er den Distinguished Alumnus Award des
Peabody Konservatoriums an der Johns
Hopkins Universität und der Erzbischof
von Prag verlieh ihm die St. Agnes von
Böhmen-Medaille. Im Januar 2013 wurde
Sidlin zum Mitglied des International
Board of Governors of the Jerusalem
Academy of Music and Dance ernannt.
Am 11. Juni 2013 zeichnete ihn das Simon
Wiesenthal Center für seine außergewöhnlichen Verdienste um die Erinnerung an Rafael Schächter mit der Medal
of Valor aus.
Aga Mikolaj
Sopran
Für Aga Mikolaj war
Elisabeth Schwarzkopf eine wichtige
Lehrerin, mit der sie
bis zu deren Tode
alle Rollen überarbeitete. Nach Erfolgen bei renommierten
internationalen Wettbewerben begann
Aga Mikolaj ihre Karriere in Polen und
war bis 2007 Ensemblemitglied an der
Bayerischen Staatsoper. Es folgten
Gastengagements u.a. an der Wiener
Volksoper, dem Nationaltheater Prag, an
der Opéra de Bastille Paris, am AaltoTheater in Essen, an der Opera Monte
Carlo, der NNT Tokyo, dem Bolshoi
Theater Moskau sowie dem Festival in
Glyndebourne. 2013 trat sie als Micaela
in »Carmen« und Freia in »Das Rheingold« an der Bayerischen Staatsoper
auf, außerdem sang sie an der Mailänder
Scala, der Berliner Staatsoper sowie bei
den BBC Proms London in Wagners
»Ring des Nibelungen« unter Daniel
Barenboim. In Los Angeles debütierte
sie in Mozarts »Don Giovanni« als Donna
Elvira unter Gustavo Dudamel. Kürzlich
sang Aga Mikolaj in Paris in Antonín
Dvořáks Requiem zusammen mit dem
Orchestre de Paris unter James Conlon
und in Amsterdam in Verdis Requiem
mit dem Royal Concertgebouw Orchestra unter Mariss Jansons.
Weitere Höhepunkte ihrer bisherigen
Konzerttätigkeit waren u.a. Konzerte
in der Avery Fisher Hall in New York
unter Karl Sollak sowie in Philadelphia,
Pittsburgh und Chicago. Sie sang in
25
­ endereckis »The Seven Gates of JeruP
salem« in Valencia und Warschau sowie
in Mahlers »Sinfonie Nr. 8« unter Sir
Mark Elder mit dem Hallé Orchestra und
dem BBC Orchestra in Manchester.
Aga Mikolaj ist in mehreren Einspielungen mit Werken von Mozart, Schubert,
R. Strauss, Janacek, J. Strauß und
Penderecki zu hören, die bei den Labels
Naxos, Capriccio, Pentatone und CPO
erschienen sind.
Gerhild Romberger
Mezzosopran
26
Die Mezzosopranistin Gerhild Romberger hat sich immer
auf den Konzertgesang konzentriert.
Schwerpunkte ihrer
Arbeit bilden Liederabende unterschiedlichster Thematik sowie die Beschäftigung mit zeitgenössischer Musik.
Das außergewöhnlich weitgespannte
Repertoire der Sängerin umfasst alle
großen Alt- und Mezzopartien des
Oratorien- und Konzertgesangs vom
Barock über die Klassik und Romantik bis
hin zur Literatur des 20. Jahrhunderts.
Wichtige Stationen in den vergangenen
Jahren waren für Gerhild Romberger die
Konzerte mit Manfred Honeck, der sie
u. a. für Mahlers Sinfonien, Beethovens
»Missa solemnis« oder die »Große Messe« von Walter Braunfels einlud. Darüber
hinaus arbeitete sie mit dem Leipziger
Gewandhausorchester (Mahlers »Sinfonie Nr. 8« mit Riccardo Chailly), dem
Symphonieorchesters des Bayerischen
Rundfunks (u.a. mit Mendelssohns Elias
mit Thomas Hengelbrock), mit dem Los
Angeles Philharmonic sowie dem Pittsburgh Symphony Orchestra, dem Israel
Philharmonic Orchestra unter Herbert
Blomstedt, den Sinfonieorchestern des
WDR und MDR sowie den Berliner Philharmonikern.
Die aktuelle Saison eröffnete sie mit
einer Tournee mit dem Symphonie­
orchester des Bayerischen Rundfunks unter Mariss Jansons, auf der sie in Mahlers
2. Sinfonie bei den Festivals von Salzburg,
Saarbrücken, Edinburgh, den London
Proms und in Luzern zu hören war.
Steven Tharp
Tenor
Der Tenor Steven
Tharp genießt
weltweite Anerkennung als Sänger
eines breiten
Repertoires, das
viele Jahrhunderte und Stile umfasst.
In mehr als 50 Rollen stand er in Opern­‑
häusern wie der Metropolitan Opera,
der New York City Opera, dem Teatro
Massimo in Palermo, der Badischen
Staatsoper in Karlsruhe, der Nederlandse
Reisopera sowie der Minnesota Opera
auf der Bühne. Seine besondere Neugier
gilt den weniger bekannten Opern des
18. und frühen 19. Jahrhunderts. Er sang
in Glucks »Les Pèlerins de la Mecque«,
Haydns »L’Isola Disabitata« und
»L’Infedeltà Delusa«, Scarlattis »Gli
Equivoci nel Sembiante«, Contis »Don
Quixote in Sierra Morena«, Gassmanns
»L’Opera Seria«, Grétrys »Zémire et
Azor« und Schuberts »Alfonso und
Estrella«.
Auch als Konzertsänger ist Steven
Tharp weltweit gefragt. Zu hören war er
bislang u.a. mit dem New York Philharmonic, dem Chicago Symphony und dem
Philadelphia Orchestra unter Dirigenten
wie Sir Georg Solti, Daniel Barenboim,
Kurt Masur, Alan Gilbert und Valery
Gergiev. Das Konzertrepertoire umfasst
ebenfalls ein breites Spektrum: von Monteverdi bis John Musto, von den Meister­
werken des 18. und 19. Jahrhunderts
– hier sind besonders Bachs Passionen
und die Messen von Mozart, Beethoven
und Schubert sowie die Oratorien von
Händel, Haydn und Mendelssohn zu
nennen – bis hin zu Elgars »Dream of
Gerontius«, Schönbergs Gurre-Liedern
und Brittens »War Requiem«.
Steven Tharp trat bereits in fünf Konzerten des »Defiant Requiem« auf, auch in
Theresienstadt, und wirkte im gleichnamigen Dokumentarfilm mit.
István Kovács
Bass
Der ungarische Bass
István Kovács
absolvierte ein
Medizinstudium und
studierte Gesang an
der Franz-LisztMusikschule in Pécs. Anschließend
setzte er sein Studium in Budapest und
Zürich bei Lászlo Polgár und in Venezia
bei Sherman Lowe fort.
Er ist u. a. Preisträger des Wettbe-
werbs »Schubert und die Musik des 20.
Jahrhunderts« in Graz, des ARD-Wettbewerbs in München und des Salzburger
Mozart-Wettbewerbs. Er sang in vielen
internationalen Opernhäusern, wie z.B.
im Teatro Regio in Turin, an der ungarischen Staatsoper, an der Opéra National
du Rhin in Strasbourg, der Oper Frankfurt, an der Berliner Staatsoper Unter
den Linden sowie an Opernhäusern in
Tokio und Istanbul.
Beim Schleswig-Holstein Musik Festival
2002 war István Kovács in Mozarts Requiem zu hören. 2006 sang er Beethovens »9. Sinfonie« in Mailand unter der
Leitung von Herbert Blomstedt und war
auf Tour mit dem Israel Philharmonic
Orchestra unter dem Dirigenten Helmut
Rilling. 2012 sang er Dvořáks »Stabat
Mater« in Turin mit dem RAI Orchester
und das »Requiem« von Mozart mit dem
Budapest Festival Orchester unter der
Leitung von Iván Fischer, unter dem er
auch in Budapest in Bartóks »Herzog
Blaubarts Burg« auftrat. In weiteren
Produktionen verkörperte István Kovács
den Don Giovanni sowie den Theseus in
Rameaus »Hippolite et Aricie«.
27
28
Iris Berben
Ulrich Matthes
Sprecherin
Sprecher
Von Kinoleinwand
und Fernsehbildschirm ist sie nicht
wegzudenken – Iris
Berben gehört zu
den profiliertesten
deutschen Schauspielerinnen. Es war
zunächst ihr komisches Talent, das sie
einem breiten Publikum bekannt machte,
aber auch in ernsthaften Rollen spielte
sie sich in die Herzen der Zuschauer und
unermüdlich ins 21. Jahrhundert, ohne
sich auf einen Frauentypus festlegen zu
lassen. Zuletzt begeisterte sie als
Cosima Wagner in »Der Wagner-Clan.
Eine Familiengeschichte«.
So präsent sie als Schauspielerin ist, so
konsequent erhebt Iris Berben ihre Stimme für Toleranz und Mitmenschlichkeit.
In ihren viel beachteten Lesungen nimmt
sie sich immer wieder des grausamsten
Kapitels deutscher Geschichte an, erinnert eindringlich an das Leiden der Opfer der Nationalsozialisten, sensibilisiert
für das Thema und wirkt dem Vergessen
entgegen.
Ihre schauspielerischen Leistungen
wurden mit dem Bambi, der Goldenen
Kamera, dem Grimme-Preis, dem Bayerischen Fernsehpreis und zahlreichen
weiteren Ehrungen gewürdigt. Auch für
ihr politisches Engagement erhielt Iris
Berben diverse Auszeichnungen, u. a. das
Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, den LeoBaeck-Preis des Zentralrats der Juden in
Deutschland und zuletzt auch den Preis
für Verständigung und Toleranz des
Jüdischen Museums Berlin.
Ulrich Matthes
wurde 1959 in Berlin
geboren, wo er
Anfang der 1980erJahre bei Else
Bongers seine
Schauspielausbildung erhielt. Erste
Engagements führten ihn an die
Vereinigten Bühnen Krefeld/Mönchengladbach, ans Düsseldorfer Schauspielhaus und ans Bayerische Staatsschauspiel. 1988 wechselte er an die
Münchner Kammerspiele, ab 1992 an die
Schaubühne am Lehniner Platz. Matthes
ist seit 2004 Ensemblemitglied am
Deutschen Theater. Hier spielte er unter
anderem in Inszenierungen von Jürgen
Gosch und Barbara Frey. Der Schauspieler wirkte außerdem in zahlreichen
Kinofilmen mit, unter anderem in der
Rolle des Joseph Goebbels in dem
oscarnominierten Drama »Der Untergang« und als Priester im KZ Dachau in
Volker Schlöndorffs »Der neunte Tag«.
Ulrich Matthes erhielt zahlreiche
Auszeichnungen, darunter 2006 den
Gertrud-Eysoldt-Ring für herausragende schauspielerische Leistungen
sowie 2007 den Theaterpreis Berlin der
Stiftung Preußische Seehandlung. 2005
und 2008 wurde er von der Zeitschrift
»Theater heute« zum Schauspieler des
Jahres gewählt, 2008 erhielt er den
FAUST-Theaterpreis für die Rolle des
Wanja in Jürgen Goschs Inszenierung
»Onkel Wanja«. Seit 2012 ist er Direktor
der Sektion Darstellende Kunst der Akademie der Künste in Berlin.
Frank Markowitsch
Einstudierung
Frank Markowitsch
ist Gründer und
künstlerischer
Leiter der
Vokalakademie
Berlin und leitet
seit 1998 den Chor des Jungen
Ensembles Berlin. Er studierte in
Freiburg und Berlin Germanistik,
Romanistik, Philosophie und Schulmusik sowie Orchester- und Chordirigieren. Markowitsch trat bereits mit
Ensembles wie dem RIAS Kammerchor, dem Chor des NDR, dem Chœur
de Radio France, dem Rundfunkchor
Berlin, dem Amsterdam Baroque Choir,
dem Balthasar-Neumann-Ensemble,
dem Vocalconsort Berlin, dem Coro
Nacional de Espagna sowie dem Cor
de Cambra del Palau de la Musica auf.
Er dirigierte Konzerte mit Orchestern
wie dem Konzerthausorchester Berlin,
der Akademie für Alte Musik, den
Brandenburger Sinfonikern, dem
Barockorchester moderntimes_1800,
Le Cercle de l’Harmonie und war an
der Berliner Staatsoper, der Opéra
National de Nancy, der Opéra Comique
de Paris und bei zahlreichen internationalen Festivals tätig.
Frank Markowitsch hat mit Dirigenten wie René Jacobs (u. a. Berliner
Staatsoper, Innsbrucker Festwochen,
Festival Aix en Provence), Kurt Masur,
Seiji Ozawa, Ton Koopman, Thomas
Hengelbrock, Marc Minkowski und
Jérémie Rhorer gearbeitet.
Der Mitinitiator des Festivals CHOR@
BERLIN ist seit 2011 Dozent für
Chordirigieren an der Universität
der Künste Berlin und seit Herbst
2012 verantwortlicher Chorleiter des
Amsterdam Baroque Choir.
29
30
Konzerthausorchester Berlin
I. Violine
Prof. Michael Erxleben
Thomas Böttcher
Ulrike Petersen
Andrea Mai
Ines Galle
Christiane Ulbrich
Markolf Ehrig
Dr. Adriana Porteanu
David Bestehorn
Melanie Richter
Alicia Marial
Avigail Bushakevitz
Elias Schödel
Audrey Massaka
II. Violine
Andreas Finsterbusch
Johannes Jahnel
Stefan Markowski
Eva Sütterlin
Jörg Schurig
Christoph Kulicke
Ulrike Töppen
Karoline Bestehorn
Eva Czermak
Gerdur Gunnarsdottir
Anna Babenko
David Otto Castrillo
Viola
Amalia Arnoldt
Atilla Aldemir
Constanze Fiebig
Susanne Ellemunter
Avishai Chameides
Katja Plagens
Felix Korinth
Ernst-Martin Schmidt
Pei Yi Wu
Sophia Reuter
Violoncello
Stefan Giglberger
Andreas Timm
Hans-Georg Dill
Nerina Mancini
Eva Freitag
Damien Ventula
Stefan Faludi
Viola Bayer
Kontrabass
Prof. Stephan Petzold
Markus Rex
Sandor Tar
Hans-Christoph Spree
31
Stefan Mathes
Igor Prokopets
Nhassim Gazale
Hanno Koloska
Ananta Diaz
Stephanie Hupperich
Flöte
Horn
Pirmin Grehl
Ernst-Burghard Hilse
Antje Schurrock
Přemysl Vojta
Stefan Gorasdza
Timo Steininger
Maciej Baranowski
Oboe
Nigel Shore
Egbert Hirseland
Klarinette
Dario Marino Varela
Alexandra Kehrle
Fagott
Rainer Luft
Trompete
Jürgen Böhning
Sören Linke
Uwe Saegebarth
Stephan Stadtfeld
Megumi Nakazawa
Gerhard Greif
Heinz Radzischewski
Kurt Kratz
Posaune
Michael Zühl
Volker Sommerkorn
Jörg Gerhardt
Tuba
Michael Vogt
Pauke/Schlagzeug
Michael Oberaigner
Edwin Kaliga
Gast
Klavier
Rita Sloan
32
Chor des Jungen Ensembles Berlin
Sopran
Luisa Bartels
Conny Burda
Luisa Caparo
Tara Fischer
Caro Glandorf
Johanna Goldbeck
Bianca Hartmann
Frauke Henningsen
Marlies Hoenicke
Caroline Jahntz
Sarah Kisker
Pauline Krekeler
Alicia Martinez
Katja Menger
Beate Meyer
Henriette Naims
Katharina Nett
Jelka Schedlinski
Kristina Schierhorn
Anke Schmitt
Anna Schüler
Judith Schwarzer
Birte Seevers
Christin Stanowski
Ariane Stark
Jördis Volkmann
Friderice Walther
Judith van Winkelen
Alt
Friederike Ankele
Agnes Bohnert
Claudia Boldt
Charlotte Bräuer
Katharina Denninger
Daniela Dinter
Andrea Hennig
Kirsten Hobbensiefken
Elisabeth Hufnagel
Christina Johann
Judith Kastner
Giulia Kromer
Wiebke Lenkewitz
Katrin Mühlstädt
Jana Münkel
Petra Odvody
Andrea Plödt
Catalina Restrepo
Maria E. Rotter
Johanna Rudolph
Nele Saworski
Sophie Schricker
Lisa Tehrani
33
Annekathrin Teichmann
Kathrin Tertel
Judith Treumann
Dana Zettisch
Sebastian Oehme
Lennart Schilgen
Tom Seidemann
Julian Volland
David Wohlenberg
Tenor
Tommy Bettac
Nikolas Blischke
Clemens Blümel
Christian Ehrens
Áron Ferenczy
Sebastian Gottschalk
Sebastian Jobs
Florian Kant
Andreas Kühnemund
Nathaniel Mandal
Julian-Christopher Marx
Adrian Nennich
Bass
Benjamin von der Ahe
Florian Becker
Philipp Bilsky
Jens Bleiholder
Maximilian Brambring
Pablo Cavero
Benedikt Dengler
Florian Dölle
Marc P. Gabriel
Martin Gerhard
Sergi Gili
Hilmar Hamm
Jonas Hellwig
Clemens Helm
Stefan Jankowski
Helge Kickert
Santiago de Luxan
Wolfram Martens
Nils Meyer
Hendrik Napierla
Florian Rothe
Till Rumohr
Daniel Schneider
Benedikt Schröder
Kilian Schubert
Johannes Steinweg
Erik Nils Voigt
Jonas von Wangenheim
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Vokalakademie Berlin
Gastsänger
Sopran
Tenor
Sopran
Christine Bohnenkamp
Isabelle Heiss
Marielou Jacquard
Eva-Maria Kösters
Katja Kunze
Nathalie Seelig (auch
Solo)
Christina Stegmaier
Elisabeth Sturm
Philip Eick
Holger Gläser
Michael Hofmeir
Martin Netter
Daniel Steiner
Masashi Tsuji
Oliver Uden
Pamela Thomas
Deborah Williams
Alt
Jonny Kreuter
Beatrice Adriana Schwarz
Lisa Weiss
Antonia Ziesche
Bass
Tobias Hagge
Julian Helms
Manfred Perthold
David Reimann
Christian Wiestner
(auch Solo)
Bass
Alexander Krasa
Daniel Krasa Raphael Krasa
Konzerthausorchester
Berlin
Chor des Jungen
­Ensembles Berlin e.V.
Das Konzerthausorchester Berlin hat
eine lange Tradition. 1952 wurde es
als Berliner Sinfonie-Orchester (BSO)
gegründet und feierte erste Erfolge im
Ostteil der Stadt. Unter der Leitung des
langjährigen Chefdirigenten Kurt Sanderling erfuhr das BSO seine entscheidende Profilierung und internationale
Anerkennung. Seit 1984 hat das Orchester eine feste Spielstätte im Konzerthaus
Berlin am Gendarmenmarkt. 2006 folgte
die Namensänderung in Konzerthaus­
orchester Berlin.
Viele hervorragende Solisten folgen
immer wieder gern der Einladung an
den Gendarmenmarkt. Tourneen führten
bereits in die USA, nach Asien und durch
ganz Europa. Regelmäßig gastiert das
Konzerthausorchester beim Choriner
Musiksommer, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, dem Musikfest Berlin
und dem Rheingau Musik Festival.
Ein besonderes Anliegen ist die Nachwuchsförderung. So wurde 2010 die Orchesterakademie am Konzerthaus Berlin
gegründet, in der junge Künstler über
den Zeitraum von mindestens einem
Jahr eine praxisorientierte Förderung
durch die Orchestermusiker erhalten.
Seit Beginn der Saison 2012/13 ist Iván
­Fischer Chefdirigent des Konzerthaus­
orchesters. Ihm zur Seite steht D
­ mitrij
Kitajenko als Erster Gastdirigent;
­Michael Gielen, dem Orchester seit
Jahren verbunden, ist Ehrengastdirigent. Zuvor prägten unter anderem die
Chefdirigenten Eliahu Inbal und Lothar
Zagrosek das Orchester.
Der Chor des Jungen Ensembles Berlin
steht für herausragende Chorarbeit in
Berlin. Er besteht aus musikinteressierten
Schülern, Studenten und jungen Berufstätigen. 2013 feierte der Verein sein 55-jähriges Jubiläum und kann mittlerweile auf
beachtliche Erfolge zurückblicken. Der
Chor des Jungen Ensembles gibt nicht
nur Konzerte in Deutschland, sondern
gastiert auch regelmäßig im Ausland.
Anlässlich des Holocaust-Gedenktages am
27. Januar 2013 führten der Chor und das
Sinfonieorchester des Jungen Ensembles
Berlin Verdis Requiem auf. Die »Messa
da Requiem« an diesem Tag zu geben,
war nicht vorstellbar ohne an das Ghetto
Theresienstadt zu erinnern.
Der Chor erhält seit 2009 eine Förderung
durch den Berliner Senat. Im Mai 2014
vertritt er das Land Berlin beim Deutschen Chorwettbewerb in Weimar in der
Kategorie »Große gemischte Chöre«.
Vokalakademie Berlin
Die von Frank Markowitsch gegründete
Vokalakademie Berlin geht aus dem von
René Jacobs initiierten Innsbruck Festival
Chorus hervor und hat seit 2011 ihren Sitz
in Berlin. Sie konzertierte mit Ensembles
wie der Akademie für Alte Musik Berlin,
B‘Rock und Le Cercle de l‘Harmonie auf
zahlreichen internationalen Festivals.
Nach dem überragenden Erfolg ihrer CDEinspielung von Scarlattis »Marienvesper«
(Rondeau) veranstaltet das Ensemble im
Oktober 2014 in Kooperation mit der UdK
Berlin ein Scarlatti-Symposium.
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Die Defiant Requiem Foundation
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Die von dem amerikanischen Dirigenten
Murry Sidlin 2008 gegründete Defiant
Requiem Foundation ist eine Non-ProfitOrganisation mit Sitz in Washington,
D.C. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung an die Häftlinge
des Ghettos Theresienstadt wachzuhalten. Im Zentrum ihrer Arbeit steht
die Geschichte des jüdischen Pianisten
Rafael Schächter, der mit einem Chor
Werke von Smetana, Verdi und anderen Komponisten einstudierte. Verdis
»Messa da Requiem« kam dabei eine
besondere Bedeutung zu: Für die Häftlinge, so beschrieben es überlebende
Chormitglieder später, war die Arbeit an
dem Stück ein Mittel des inneren Widerstandes gegen die barbarische Unterdrückung durch die Nationalsozialisten.
Der gemeinsame Gesang half ihnen, die
Qualen eines von Angst, Krankheit, Hunger und Sterben geprägten Lageralltags
zumindest kurzzeitig in den Hintergrund
treten zu lassen.
Bewegt von der Geschichte Rafael
Schächters, entwickelte Murry Sidlin das
Konzert-Drama »Defiant Requiem. Verdi
at Terezín«, das Verdis Totenmesse mit
Filmaufnahmen aus Theresienstadt und
Zeitzeugenberichten von Chormitgliedern verknüpft. Diese multimediale Inszenierung legte den Grundstein für die
Defiant Requiem Foundation und wurde
zum Herzstück ihres Programms.
Im Mai 2006, 63 Jahre nach Rafael
Schächters erstem Konzert von »­Messa
da Requiem« im Ghetto, dirigierte Murry
Sidlin das »Defiant Requiem« in der
Gedenkstätte Theresienstadt. Nach zwei
weiteren Vorstellungen dort sowie Stationen in Atlanta, Budapest, Jerusalem, New
York City, Prag, Washington, D.C. und
vielen anderen Städten weltweit kommt
es am heutigen Abend zum 24. Mal zur
Aufführung – mit einer Deutschlandpremiere im Konzerthaus Berlin.
Die Stiftung produzierte außerdem
den preisgekrönten Dokumentarfilm
»Defiant Requiem«, der auf Filmfestivals
in USA, Kanada, Israel und Brasilien
sowie im US-amerikanischen Fernsehen
gezeigt wurde und den sie international
vertreibt. Weitere Aktivitäten sind Bildungsprogramme zu den Themen Holocaust und Menschenrechte. Das von der
Defiant Requiem Foundation ins Leben
gerufene Rafael Schächter Institute for
Arts and Humanities veranstaltet jeden
Sommer in Theresienstadt Workshops,
Vorträge und Konzerte. Die Stiftung
wendet sich zudem an Schulen, denen
sie Unterrichtsmodule und Lehrmaterialien zum Thema anbietet.
Mehr Informationen unter
www.defiantrequiem.org und
www.defiantrequiemfilm.com
The Defiant Requiem Foundation
Board of Directors
Stuart E. Eizenstat, Chairman
Murry Sidlin, President and Founder
Amy Antonelli, Secretary and
Associate Artistic Director
J. Christian Kennedy, Treasurer
Rheda Becker
Randolph M. Bell
Sandra Bernhard
J.D. Bindenagel
Ann Brown
Fran Eizenstat †
Ellen M. Heller
Tomáš Kraus
Katja Manor
Jan Munk
Debra Starr
Staff
Louisa Hollman, Executive Director
Mark B. Rulison, Program Director and
General Manager
David Welch, Finance Director
Evelyn Sotelo, Executive Assistant
The Defiant Requiem Foundation
PO Box 6242
Washington, DC 20015
USA
Phone: +1 - 202 - 244 - 0220
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Wir danken allen,
die die Aufführung des »Defiant Requiem«
unterstützt haben.
Schirmherrschaft
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Prof. Monika Grütters MdB
Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin
S. E. Dr. Rudolf Jindrák
Botschafter der Tschechischen Republik in Deutschland
Der Regierende Bürgermeister von Berlin
Klaus Wowereit
Dr. Martin Salm
Vorstandsvorsitzender der Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft«
Dr. Dieter Graumann
Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
Dr. h.c. Nikolaus Schneider
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
Erzbischof Dr. Robert Zollitsch
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
Förderer
Fr i en ds of t he Je w ish Muse um Be rl i n i n t h e U.S.
Exklusiv-Partner
Spender
Allianz SE
Stiftung Zukunft Berlin
Kirsten + Klaus Mangold
Gesamtverband der
Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.
Dr. Karl Ludwig Kley
Botschaft der Vereinigten Staaten
von Amerika
Familie Gartner-Levy
Prof. Manfred Lahnstein
und Sonja Lahnstein-Kandel
Gleiss Lutz Duesseldorf
Dr. h.c. Nikolaus Schneider
Vorsitzender des Rates der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD)
Bischof Dr. Dr. h.c. Markus Dröge
Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg - schlesische Oberlausitz
Unterstützer
Anne Frank Zentrum
Botschaft der Republik Polen in Berlin
Chabad Lubawitsch Berlin
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Berlin e. V.
Haus der Wannsee-Konferenz
Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg
Internationales Auschwitz Komitee
KZ-Gedenkstätte Neuengamme
NS-Dokumentationszentrum Rheinland-Pfalz
Stiftung Bayerische Gedenkstätten
Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten
Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt
Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum
Stiftung Topographie des Terrors
Terezín Memorial
Wiener Library, London
Unser besonderer Dank gilt
Ambassador Stuart E. Eizenstat,
Board Chair, The Defiant Requiem Foundation
Edgar und Hana Krasa
Prof. Felix Kolmer,
Vize-Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees
Dr. Vojtĕch Blodig,
Stellvertretender Leiter Terezín Memorial
Iris Berben
Ulrich Matthes
Jan Gerrit Brüggemann
Medienpartner
92,4
die
kunst
zu
hören
RBB-ONLINE.DE
DAS VOLLE PROGRAMM
KULTUR
„Die Zukunft erwächst
aus Erinnerung und
Verantwortung.“
Dr. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Aktiengesellschaft