Fachwissen - Zweijährige im Kindergarten

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Fachwissen - Zweijährige im Kindergarten
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Krenz, Armin (Hrsg.)
Handbuch für ErzieherInnen
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in Krippe, Kindergarten, Kita und Hort
Ausgabe: Grundwerk
Thema: Umgang mit Kindern: Psycho-soziale und soziologische Probleme
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Titel: Zweijährige im Kindergarten (26 S.)
Produkthinweis
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eDidact - Fachwissen
Zweijährige im Kindergarten 30
Teil 4
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Zweijährige im Kindergarten
– Ab zwei dabei –
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Gabriele Haug-Schnabel
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Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
2.
Der Hintergrund zur Entscheidung, Zweijährige aufzunehmen
3.
Unumgängliche Vorgedanken und nötiges Wissen angesichts der neuen
Situation
3.1 Was brauchen Zweijährige für Wohlbefinden und Entwicklungsfortschritt?
3.2 Die Aufnahme Zweijähriger ist eine Herausforderung ans Team
3.3 Auch die Eltern müssen Voraussetzungen erfüllen, damit es mit
Zweijährigen im Kindergarten klappt
4.
Die wichtige Phase der Eingewöhnung
4.1 Es war einmal ein Kindergartenkind …
4.2 Wie Eingewöhnung gelingen kann
4.3 Mindestens drei Personen sind an der Eingewöhnung beteiligt
5.
Das Kind ist aufgenommen – Der Alltag beginnt
5.1 Ab zwei dabei – Welche Anforderungen stellen Zweijährige an ihre
institutionelle Betreuung im Kindergarten?
6.
Der aktuelle Forschungsstand zum Thema
6.1 Umgang mit der Trennung
6.2 Woran erkennt man, ob sich ein Kind in der Einrichtung wohl fühlt?
6.3 Passen Wissen über Bindung und frühe außerfamiliäre Betreuung überhaupt zusammen?
7.
Literaturhinweise
VO
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Handbuch für ErzieherInnen, 09/2005
Schule, Kita, Seniorenbetreuung, Religion Interessierte: Handbuch, Nachschlagewerk, Hintergrundwissen
(c) OLZOG Verlag GmbH
eDidact - Fachwissen
30 Zweijährige im Kindergarten
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Teil 4
1. Vorbemerkung
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Im Kindergarten gibt es eine Neuerung. Ist der Rechtsanspruch aller angemeldeten Dreijährigen auf einen Kindergartenplatz erfüllt und sind dann noch Plätze frei, können unter
bestimmten Voraussetzungen Zweijährige in die Einrichtung aufgenommen werden. Da
ein derartiger Schritt mit einer Veränderung des Betreuungsprofils einhergeht, muss vom
Träger bzw. Betreiber bei der Aufsichtsbehörde, meist beim Landesjugendamt, ein Antrag
auf Betriebserlaubnis gestellt werden. Die Behörde gibt nach positivem Prüfergebnis die
Einwilligung, Kinder unter drei Jahren betreuen zu dürfen.
Was heißt das? Werden die Kleinen heutzutage früher kindergartenreif? Nein, Zweijährige
sind auch heute noch zu jung für den Besuch eines »klassischen« Kindergartens, entworfen für
die Betreuung und Förderung von Kindern zwischen drei und sechs Jahren. Soll dieses Vorhaben gelingen, muss der Kindergarten sich neu konzipieren. Er muss für Zweijährige zur
beruhigenden, stärkenden und gewinnbringenden Sicherheitsbasis und Erfahrungsfläche
außerhalb der Familie werden und weiterhin eine Einrichtung bleiben, die allen Kindern im
Vorschulalter die nötigen Zuwendungsangebote und Entwicklungsimpulse bereit hält, damit
diese in die Sozialgruppe finden und dort altersgemäß aktiv und kompetent werden.
2. Der Hintergrund zur Entscheidung, Zweijährige aufzunehmen
Der Idee, Kindergärten auch für Zweijährige zu öffnen, gingen verschiedenste Überlegungen voraus.
• Die Vereinbarkeit von Kindererziehung und Erwerbstätigkeit.
Berufstätigkeit und Familiengründung unter einen Hut zu bringen, ist das Ziel recht vieler junger Paare. Oft möchte oder kann das den Nachwuchs hauptsächlich betreuende
Elternteil maximal zwei Jahre aus dem Berufsleben aussteigen, und deshalb wird nach einem Betreuungsplatz für das Kleinkind gesucht. Verschiedene Erwägungen spielen hierbei eine wichtige Rolle. Zu häufig wird eine Ausbildung abgebrochen, wenn zwischendurch lange pausiert wird. Speziell für qualifizierte Fachkräfte ist es schwierig, die
Berufslaufbahn längerfristig zu unterbrechen. Ein baldiger Wiedereinstieg wird auch von
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Zweijährige im Kindergarten 30
Teil 4
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Unternehmen gefördert. Nicht zu vergessen: zwei Verdiener verbessern die soziale Sicherheit einer Familie.
• Zweijährige stehen Schlange vor der Kindergartentüre, Dreijährige dagegen nicht in der erwarteten Anzahl.
Die europaweite Entwicklung zur Ein-Kind-Familie hat zur Folge, dass im Vergleich zu
den Vorjahren weniger Dreijährige in Kindergärten angemeldet werden, die in den geburtenstarken Jahren räumlich und vor allem personell für eine gleich bleibend große
Zahl an Neuzugängen konzipiert wurden. Dieser Rückgang an Kindern müsste an sich
nichts Negatives für die Einrichtungen bedeuten, im Gegenteil, das Arbeiten mit »Werkstattgrößen« von 12–16 Kindern erlaubt ein individuelles Zugehen aufs Kind und wäre
für alle Beteiligten viel erfreulicher und weit effektiver. Unter den Gesichtspunkten der
Entwicklungsförderung und Elementarpädagogik sind weniger Kinder in den Kindergartengruppen weit günstiger. Und eine ErzieherInnenzahl, die auch zwischendurch Angebote und Begleitung für mal nach Alter, Geschlecht oder Thema sortierte Kleingruppen
möglich macht, wäre zu begrüßen. Doch das große Umdenken bezüglich Kindheit und
darauf abgestimmte Betreuungs-, Entwicklungs- und Bildungsangebote hat noch nicht
begonnen. So dominieren finanzielle Erwägungen, denn weniger Kinder bedeuten weniger Zuschüsse. Die realistische Angst vor Gruppenschließungen und damit Arbeitsplatzverlust steht dagegen für viele Erzieherinnen im Vordergrund.
Im Kindergarten haben wir ein nicht in Anspruch genommenes Platzangebot, in der
Krippe eine nicht zu befriedigende Nachfrage. Ein neuartiger Bedarf an Betreuungsplätzen macht sich bemerkbar, der sich vor allem in einem Wunsch der Eltern nach Betreuungsangeboten für Zweijährige äußert. So war man gezwungen, nach einer Lösung zu
suchen, die beides auffängt. Und der Kindergarten reagierte mit einem an Kundenwünschen orientierten neuen Angebot: Kinder zwischen 24 und 35 Monaten können bereits
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30 Zweijährige im Kindergarten
Teil 4
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aufgenommen werden, stundenweise, halbtags, sogar ganztags. Man passt sich den Elternwünschen an und bietet Zweijährigen Betreuung, Anregung sowie Sozialkontakte
mit älteren Kindergartenkindern (Bensel, J. & Haug-Schnabel, G., 1999).
• Mit anderen Kindern heranwachsen.
Es ist immer mehr Eltern wichtig, dass ihr Kind schon früh gleichaltrige und vor allem
auch ältere Spielkameraden erlebt. Nicht nur die geringe Anzahl an Krippenplätzen, sondern auch das altersgemischte Angebot des Kindergartens, das eher einer Familienstruktur gleicht, lässt immer mehr Eltern einen Platz im Kindergarten wählen.
Fehlen zu Hause Geschwister, so kann dieser Sozialisationsaspekt durch die altersgemischte Kindergruppe ausgeglichen werden. Die Möglichkeit, bei altersgleichen Anregungen wie altersgemischten Angeboten und Unternehmungen regelmäßig und ohne
viel Aufwand als Beobachter und bald auch als Mitspieler beteiligt zu sein, wird von vielen Kindern motivierend erlebt.
3. Unumgängliche Vorgedanken und nötiges Wissen angesichts der
neuen Situation
Es ist nicht damit getan, per Beschluss das Aufnahmealter für Kindergarten-Starter um
ein Jahr herabzusetzen. Vielfältige Vorplanungen und pädagogisch relevante Änderungen werden nötig, bevor die ersten Zweijährigen aufgenommen werden können. Der Kindergarten
muss reif für die
Zweijährigen werden (Haug-Schnabel, G. & Bensel, J., 2000). Er muss so konzipiert
und organisiert sein,
• dass die Kleinen von einem vorgezogenen Kindergartenstart profitieren und die Vorteile von gleichaltrigen und älteren Spielpartnern erfahren können,
• dass weiterhin gewährleistet ist, für Kinder zwischen drei und sechs Jahren die vielerorts
erreichte Qualität zu halten, Begleitungsintensität, Lernanreize und Angebotsniveau sogar zu steigern.
3.1 Was brauchen Zweijährige für Wohlbefinden und Entwicklungsfortschritt?
Zweijährige sind nicht nur ein Jahr jünger als Dreijährige, es sind Kinder in einem anderen Entwicklungsabschnitt mit anderen Bedürfnissen zur Weiterentwicklung (HaugSchnabel, G. & Bensel, J., 2004, 2005a, b). Ihre motorische Entwicklung ist weit fortgeschritten, so dass ihrer Freude am Explorieren und Interagieren mit ihrer Umwelt nichts
mehr im Wege steht – vorausgesetzt eine vertraute Bezugsperson ist in der Nähe und jederzeit
kontaktierbar. Zweijährige haben bereits einige wichtige Entwicklungsaufgaben hinter sich
gebracht, doch auch nach dem zweiten Geburtstag muss einiges Neues geleistet werden,
speziell, wenn man zu diesem Zeitpunkt bereits in einen Kindergarten gehen soll.
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