You`ll never walk allone - KIT
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You`ll never walk allone - KIT
You'll never walk alone! Studentisches Mentoring im Fachbereich Europäische Kultur und Ideengeschichte/European Studies (E UKLID) Das EUKLID-Mentorenprogramm startet in seine vierte Runde. Informationen zu häufigen Fragen von zwei Mitbegründern und Ehemaligen. Wozu ein Mentorenprogramm in EUKLID? Im Spätsommer des Jahres 2007 saßen einige MA-Studenten am Abschlussabend eines EUKLID-Seminars im Kloster Bronnbach nach getaner Arbeit beisammen und ließen ihre BA-Studienzeit Revue passieren. Das Gespräch an dem ruhigen Ort im Taubertal, der den Karlsruher Geisteswissenschaftlern nun schon seit einigen Jahren als Ziel lese- und debattierintensiver Exkursionen dient, drehte sich immer länger darum, welche Erfahrungswerte man gesammelt hat und welche davon aus studentischer Perspektive schon zu Beginn des eigenen Studiums mehr als nützlich gewesen wären. Wie viel leichter hätte man sich dadurch beispielsweise beim Lesen von wissenschaftlichen Texten oder bei der aktiven Teilnahme an Diskussionen in Seminaren getan! Was spräche gegen eine Art „Übungsraum“ für die kollegiale Weitergabe des selbst erworbenen Know-hows in unbefangener Atmosphäre? Die Idee eines Mentorenprogrammes von Studenten für Studenten war geboren! Da das Konzept einer selbstorganisierten Durchführung von Dozenten und Kommilitonen positiv aufgenommen wurde, konnte in Koordination mit dem Institut für Philosophie zum Wintersemester 2007/2008 das Programm als erstes seiner Art an der Universität Karlsruhe (TH) – heute KIT – gestartet werden. Es wurde mit dem Ziel eingerichtet, Anfänger im neuen universitären Umfeld auf unkomplizierte Weise über die O-Phase hinaus beim Einstieg in ihr Studium zu unterstützen. Gleichzeitig verlangte es von den Initiatoren, in die Rolle von beratenden Senior-Studenten zu schlüpfen, wobei es galt, das praktische Wissen aus mehreren Jahren Studienalltag ohne große Umschweife an die neuen Kommilitonen weiterzugeben. Weil der Idee dabei so aufgeschlossen und motivierend Vertrauen von der betreuenden Institutsleitung entgegen gebracht wurde, konnte es unmittelbar losgehen. Wie ging es los? Bereits im ersten Jahr stieß das Angebot auf großes Interesse bei den Erstsemestern. In kleinen betreuten Gruppen konnten sich die Teilnehmer an Methoden der Einarbeitung in Studieninhalte und deren Präsentation versuchen, die sich aus Mentorensicht bewährt haben. Wöchentliche Treffen mit Kontrolle der Arbeitsschritte, gemeinsames Recherchieren und Diskutieren führten zur Halbzeit des ersten Semesters zu einer zweitägigen Präsentationseinheit. Hier durften die Ergebnisse in Form von Gruppenreferaten vorgestellt werden, die zu einer ausgiebigen Feedbackrunde einluden. Inhalt, mediale Unterstützung, Sicherheit im Vortrag, Verständlichkeit und der jeweilige persönliche Eindruck der Vortragenden wurden wechselseitig und vorbehaltlos reflektiert. Damit hatten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmern dank ihres eigenen Engagements und der gezeigten Fähigkeit zu fairer Kritik und Selbstkritik ein wichtiges Zwischenziel des Programms erreicht. 1 Auf dieser Grundlage war gleich in der zweiten Hälfte des Semesters ein gezieltes Weitermachen möglich. Ohne Angst vor Frustrationserlebnissen konnten Unsicherheiten und Schwächen, auf welche die Teilnehmer aufmerksam gemacht wurden oder die sie im Laufe des bisherigen Programms selbst an sich wahrnahmen, offen thematisiert und oft gleich zum Ausgangspunkt für praktische Übungen gemacht werden. Diese konnten die Teilnehmer zum Abschluss durch Protokolle und schriftliche Ausarbeitungen noch vertiefen. Wo alle Fehler machen dürfen, kommen viele konstruktive Vorschläge, wie diese sich in Zukunft vermeiden lassen, wie von selbst. Die Erfahrungen mit einem derartig ungezwungen kommunikativen Umfeld an der Hochschule macht offensichtlich Mut. Und sich jahrgangsintern so besser kennen zu lernen, nimmt manchen auch die anfänglichen Hemmungen vor eigenen Beiträgen in ihren Seminaren. Während im Folgesemester das Kursangebot wie gehabt weiter lief, standen die Mentorinnen und Mentoren daneben weiterhin zur Unterstützung bei der Vorbereitung von Referaten und beim Anfertigen von wissenschaftlichen Hausarbeiten bereit. Das geschah außerhalb der gruppenbezogenen Arbeit und in wöchentlichen Sprechstunden. Diese Aufteilung wurde jedoch nicht in signifikantem Umfang wahrgenommen, was zu späteren Überlegungen zur Konzeption Anlass gab. So wurden unmittelbar sowohl erste Erfolge als auch Verbesserungspotenziale des Programms sichtbar. Wie sieht das Programm (heute) aus? Zum Wintersemester 2008/2009 wurde die Organisation des Mentorenprogramms anhand des ersten Projektberichts und weiterer Erfahrungen überarbeitet. Eine praktische Einteilung in drei Kernbestandteile ergänzt den bisherigen Aufbau, der nach wie vor die Grundherangehensweise festhält: Learning by Doing. In der einzelnen Mentorengruppe wird so praxisnah wie möglich und immer mit der Gelegenheit zur sofortigen Rücksprache gearbeitet. Wenn hier Bedarf besteht, auf einzelne Fragen, Probleme oder Verständnisschwierigkeiten in und mit dem Studiumsalltag individuell und vertraulich einzugehen, wird jederzeit eine Sprechstunde genau dazu angeboten. Beides zusammen ist als klassisches Mentoring der erste Teil oder die erste Säule des Programms. Die bedarfsorientierte Einzelbetreuung bleibt hierbei zwar inhaltlich und thematisch auf das erste Studienjahr beschränkt. Die allgemeine Beratungstätigkeit deckt aber, innerhalb der Kompetenzen der Mentoren, nicht nur die Vorbereitung auf die Orientierungsprüfung, sondern auch die weiteren „Etappen“ des Studiums und Fragen darum herum ab. Über die aktuelle Beratungstätigkeit hinaus kommen mittlerweile auch frühere Teilnehmer auf die Mentoren zu und suchen mit ihnen den Austausch. Aus diesen fortlaufenden Kontakten ergibt sich zudem ein Pool an Interessenten an einer dauerhaften Fortsetzung des Programms und zugleich ein Kreis von potenziellen zukünftigen Mentorinnen und Mentoren. Daneben sieht das Programm in einer weiteren Säule vor, dass mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern im wöchentlichen Wechsel Workshops zum Üben der Diskussionsfähigkeit und zum Umgang mit wissenschaftlichen Texten angeboten werden. 2 Im Bereich der Text-Analyse geht es buchstäblich und ganz praktisch darum, mit den Mentoren gemeinsam EUKLID wie eine Landkarte von Diskursen zu lesen, schwierige Textstellen verständlich und korrekt zu reformulieren, Sinngehalt und Argumente daraus zu filtern und miteinander zu verknüpfen. Allesamt nicht unwichtige Techniken, um beispielsweise für schriftliche (Haus-)Arbeiten gut vorbereitet zu sein. Gleiches gilt für mündliche Beiträge Studentin oder Student sein in EUKLID bedeutet nicht nur, in zahlreichen Vorlesungen zu sitzen, sondern vor allem auch, und am besten miteinander im Jahrgang, darüber vernünftig zu reden – schließlich erwarten die Dozenten von allen Besuchern ihrer Seminare möglichst von Anfang an couragierte und gut formulierte Wortbeiträge. Darin sollte sich jede(r) unbefangen fühlen. Und um sich in der für geisteswissenschaftliche Fächer üblichen Argumentations- und Diskussionspraxis zwanglos üben zu können, geht es in diesem Teil des Mentoriums darum, sachlich, fair und überlegt Themenfelder aufzuschlüsseln. Diese kreisen auf Vorschlag der Gruppe um die in ihren Augen gerade spannenden und manchmal kontroversen Gebiete der Europäischen Kultur und Ideengeschichte. Wer daran Spaß findet, tut sich auch leicht, in mündlichen Prüfungen zu überzeugen. Je weiter der tatsächliche Erwartungshorizont in der Praxis wird, um so enger sollten die analytischen und diskursiven Kompetenzen ineinander greifen. Deshalb sind die Workshops in dem Sinne durchlässig, dass man Fähigkeiten, die in dem einen angewendet wurden, auch im anderen gleich wieder gebrauchen kann. Hierzu halten die Mentoren das Angebot so weit wie möglich offen für den konkreten Bedarf, wie er sich eben aus dem laufenden Semester ergibt. Dabei wird der Programmteil noch ergänzt durch Sonderveranstaltungen zu ausgewählten Schwerpunkten. Obwohl sie ihrerseits nicht zum Umfang des Mentorenprogramms gehören, ergänzen die Tutorien in philosophischer Logik und zur Methodik der Geschichtswissenschaften es zu einem in sich vernetzten Angebot studentischer Hilfestellungen. Eben weil einem das BA-Studium zu Beginn oft sehr „dicht gepackt“ erscheint, sind viele kurze Wege zum Lösen von Problemen die beste Zeitersparnis. Was bringt es den Mentoren, was sagen die Mentoren rückblickend? Das studentische Mentoring erfüllt eine vermittelnde Funktion bei allgemeinen Fragen oder bei Schwierigkeiten mit der Studienorganisation. In Sachen Kommunikation (um nicht von Didaktik reden zu müssen, denn Mentoren sind keine Dozenten) lernt man am meisten durch die selbständige Leitung der Workshops und bei der Beratung. D.h, das ganze Mentorenteam lernt und entwickelt sich weiter. Die Mentoren sind erste Ansprechpartner, können dabei in manchen Fällen direkter mit den Dozenten sprechen, an die Fachschaft verweisen oder die nötigen Erledigungen gegenüber der Verwaltung erklären. Hierbei soll das Programm neben einer rein fachlichen Unterstützung auch zu einem Gefühl des Willkommenseins und zur Orientierung in der neuen Lebenssituation als Studierende beitragen. Warum dies (fürs Studium) wichtig ist, liegt auf der Hand. Rückblickend gesehen können alle bestätigen, dass man als Mentor einiges lernt – jeder neue Jahrgang ist anders, verlangt nach besonderer Aufmerksamkeit und Einfühlung. Neben der fachlichen Vorbereitung und Durchführung der wöchentlichen Kurse, der Sonderveranstaltungen und weiteren Aktivitäten mit den Teilnehmern gilt 3 es zudem, die Planung und Koordination gewissenhaft zu erledigen. Natürlich darf man dabei sein eigenes Studium nicht aus den Augen verlieren, denn auch der eigene Studienerfolg hat Vorbildwirkung. Aber da tut es manchmal einfach ganz gut, sich von der Anfangsbegeisterung anderer wieder mal anstecken zu lassen. Was gibt es noch? Gestaltung und Pflege der Ilias-Plattform, Infobroschüren für die Erstsemester, Aushänge, Dokumentation und gemeinsame Reflexion – insgesamt eine Menge Praktisches und Anregendes „nebenher“. Eigentlich unnötig es noch zu erwähnen, aber bereut hat es tatsächlich noch niemand, sich auf das Mentorsein einzulassen. So darf es doch weiterhin laufen? Ausblick: Und wie geht’s weiter? Hoffentlich weiterhin nutzbringend für die Teilnehmer! Autoren: Wolf Rüttinger, M.A. phil., Mentor von WS 2007/08-SS 2009 Sabine Funke, B.A. phil., Mentorin von SS 2008-SS2010 Geleitwort von Herrn Professor Dr. phil. Hans-Peter Schütt Zu den uneingeschränkt positiven Aspekten der Studiengebühren, über die man mit Recht sehr unterschiedlicher Meinung sein kann, gehört in jedem Fall, daß die Einnahmen aus dieser Gebühr dem Institut für Philosophie die Möglichkeit verschafft haben, das hier beschriebene „Mentorenprogramm EUKLID“ zu finanzieren. Daß die Mentorinnen und Mentoren für ihre Tätigkeit bezahlt werden, ist erstens ein Gebot der fairness, und es erhört die Verbindlichkeit, die das Programm für alle Beteiligten hat. Das Beste aber ist, daß das so ausgegebene Geld für eine ohne weiteres spürbare Verbesserung der Studiensituation gesorgt hat und sorgt und daß es direkt wieder in einige studentische Taschen zurückfließt. Das Institut dankt den bisherigen Mentorinnen und Mentoren für ihr großes Engagement und wünscht den jetzigen für ihre Arbeit weiterhin alles Gute. Was ist eigentlich EUKLID? Europäische Kultur und Ideengeschichte ist kein unambitioniertes Projekt - für Studierende ebenso wie für ihre Dozenten. Sich darauf einzulassen, bedeutet, neben klassischen Fachbereichskompetenzen auch zu einem vertieften Verständnis der Faktoren geführt zu werden, welche die europäische Kultur als eine wissenschaftlichtechnische Zivilisation geprägt haben. Das beinhaltet unter Anderem fundierte Kenntnisse der Quellen eines demokratischen Rechtsstaats, Hintergründe der Konstruktion einer europäischen Identität. Die Studierenden sollen dabei lernen, themenfeldspezifische Probleme zu erkennen, sie in größere Zusammenhänge einzuordnen und so ein Gespür dafür zu entwickeln, wie Theorien oder Narrative als Teile von Antwortstrategien auf Probleme einer Zeit mit ihren Mitteln aufgefasst oder interpretiert werden können. Eine wichtige Funktion hat dabei die Methode des rationalen Argumentierens, die in entsprechenden Lehrveranstaltungen vermittelt wird. Anders als in natur- und ingenieurswissenschaftlichen Disziplinen erfolgt die Aneignung jedoch zu großen Teilen von Anfang an in eigener Auseinandersetzung am Text. Die Geschichte der Naturwissenschaften, der Logik, der Mathematik - auch das sind tragende Säulen der europäischen Kultur. Daher ist die informierte Auseinandersetzung mit ihren Standards ein nicht unwesentlicher Teil des Studiengangs, der nicht ganz willkürlich den antiken Autor der „Elemente“-Euklid- im Namen trägt. 4