MEHR HILFE FÜR OPFER NICHT WARTEN, BIS SICH

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MEHR HILFE FÜR OPFER NICHT WARTEN, BIS SICH
ÖSTERREICH 2007
MEHR HILFE FÜR OPFER
Als Natascha Kampusch ihrem Entführer im August 2006
entkommen konnte, war der NEUSTART Opferhelfer
Nikolaus Tsekas der Erste, den Brigitta Sirny, Natascha's
Mutter, nach ihren Töchtern noch am selben Tag anrief; in
den darauf folgenden fünfeinhalb Wochen hatte der ehemalige Helfer täglich Kontakt mit Frau Sirny. Die Betreuung, die
zuvor viereinhalb Jahre gedauert hatte, war seit einem Jahr
abgeschlossen, mit dem Angebot „wenn es etwas gibt,
kann sie sich jederzeit wieder rühren“. Am 23. August 2006
war es soweit – die Ereignisse und Aufregungen rund um
das Auftauchen ihrer Tochter und das damit verbundene
immense Medieninteresse lösten eine Welle an Emotionen
aus, die Brigitta Sirny mit professioneller Unterstützung
besser verkraften konnte.
Nach dem Verschwinden von Natascha acht Jahre zuvor
konnte ihre Mutter die Nerven aufreibende und belastende
Situation nicht mehr allein bewältigen und suchte Hilfe bei
Opferhilfeorganisationen. Da sie nicht in eine spezielle
Opfergruppe für Interventionsstellen, Kinderschutzzentren
oder Frauenhäuser fiel, wandte sie sich an den Opferhilfeverein „Weißer Ring“ und wurde dort als „nur“ Angehörige eines Verbrechensopfers (wobei nicht als gesichert
akzeptiert war, dass Natascha Opfer einer strafbaren
Handlung geworden war) „abgewiesen“ und mit ihrer Not
allein gelassen; darüber ist Brigitta Sirny noch bis heute
empört. Einzig NEUSTART half, denn nach dem erweiterten
Opferbegriff von NEUSTART erhalten auch Angehörige,
Zeugen oder Hinterbliebene von Verbrechensopfern psychosoziale Betreuung bei NEUSTART. Dazu Nikolaus
Tsekas von der NEUSTART Verbrechensopferhilfe: „Frau Sirny war von Anfang an
unglaublich skeptisch, es hat ein halbes
Jahr gedauert, den Schutzpanzer, den sie
sich gezwungener Maßen angeeignet
hat, zu umgehen.“ „Ohne den
Schutzschild“ hätte sie, so Tsekas, „nicht
überlebt“. Es gehe aber nicht darum, den
Schutz der Betroffenen zu „durchbrechen“, sondern immer wieder „mit Beharrlichkeit und Geduld“ zu zeigen: „Da
ist die ausgestreckte Hand“.
Und, in diesem besonderen Fall, zur Situation passend ein
anderes Tempo zu gehen und sich behutsam auf die
Möglichkeiten der Betroffenen einzustellen. Was bei anderen Menschen in zwei bis drei Monaten
durch die Betreuung erreicht werden
kann, kann in einem Fall mit besonderer
Komplexität zwei Jahre dauern. Brigitta
Sirny konnte Nächte lang nicht durchschlafen, hatte Albträume, schlief neben
dem Telefon im Wohnzimmer, wartete
ständig darauf, dass die unvorstellbare
Ungewissheit, die Tsekas als „endloses
Trauma“
bezeichnet,
durch
eine
Nachricht über den Verbleib ihrer Tochter
ein Ende nähme.
Die spezielle Qualität in der Sozialarbeit
der NEUSTART Hilfe für Opfer sieht
Tsekas darin, „dass die Termine an Orten
stattfinden, wo die Betreute es möchte,
zu einer Zeit, die sie bestimmen kann“.
Ein wesentlicher Aspekt in diesem „extremen Fall“ wurde durch das enorme Interesse von Medien,
Geschäftemachern und Interessierten bestimmt – abschirmen und schützen, abholen und zu krisenhaften Terminen
begleiten, beraten, Frau Sirny „nicht allein zu lassen, nicht
im Stich zu lassen“ gehörten ebenfalls dazu.
Durch die „tiefe Lähmung“, die sich ihrer
bemächtigte, war eine Auseinandersetzung mit der „Normalität“ des Alltags
nicht möglich – über acht Jahre lang, bis
zuletzt, blieb die Position der Puppe von
Natascha, die sie auf den Rand der
Badewanne gesetzt hatte, unverändert. Im Unterschied zu
anderen Institutionen hat NEUSTART Brigitta Sirny nie die
Hoffnung genommen, dass ihre Tochter wieder auftauchen
wird. Nikolaus Tsekas beschreibt das Ziel so: „Wieder einen
Weg zu finden, dass sie ohne Unterstützung klar kommt.“
NICHT WARTEN,
BIS SICH OPFER MELDEN!
NEUSTART setzt bei der Hilfe für Opfer meisten Fällen dauert die intensive, aufsustark auf die aktive Kontaktaufnahme durch chende und nachgehende Betreuung zwiseine Sozialarbeiterinnen. Pro Jahr würden schen einem halben bis zu einem Jahr. Die
etwa 2.000 Menschen (von derzeit 40.000 Opferhelferinnen von NEUSTART helfen,
unbetreuten Opfern)
die HandlungsfähigHilfe in Anspruch nehkeit zu stärken und
men, wenn man sie
das subjektive Si„Hilfe für Opfer ausweiten“
ihnen aktiv anböte.
cherheitsgefühl wielautet die Position von NEUSTART
derzubekommen.
zum Thema Opferinteressen.
In einer E-Mail an die
Opferhelferin Pia BerDer Opferhelfer NikoDazu gehört die Ausweitung der
nal aus Tirol belaus Tsekas sieht die
professionellen Opferbetreuung,
schreibt Brigitte MoAufgabe der Sozialdie Zahlung eines Vorschusses an
ser, ehemaliges Oparbeit darin „EmpaOpfer für erlittene Verletzungen und
fer, ihre Situation so:
thie zu zeigen, zudie Ausweitung der Gruppe der
„Für manche Dinge
hören zu können, den
kann man sich nicht
Klienten dort abzuAnspruchsberechtigten nach dem
oft genug bedanken!
holen, wo er steht –
Verbrechensopferhilfegesetz.
Es ist mir nicht wirkund wenn er den Weg
lich möglich zu be–
nicht allein gehen
schreiben, in welkann, ihn mit ihm zu
chem Ausmaß Sie mir geholfen haben in gehen“. Es gehöre dazu, „mit Emotionen zu
dieser Ausnahmesituation. Selbst ist man arbeiten, sich nicht davor zu scheuen, das,
wie gelähmt und unfähig zu handeln. Auch was vom Klienten kommt, aufzunehmen, es
aus meinem Freundeskreis fühlten sich zwei auszuhalten und darüber zu reden.“ Und,
Betroffene sehr gut betreut durch Ihren wichtig: „Nicht nur ein Angebot zu machen,
Verein!“
sondern immer wieder die hilfreiche Hand
auszustrecken.“
Als Opfer abgestempelt?
Die Oferhelferinnen von NEUSTART sind
professionell ausgebildet und haben Erfahrung mit traumatisierten Menschen – und
sie wissen: Ein Opfer muss nicht immer
Opfer bleiben. Auch wenn posttraumatische
Belastungsstörungen oft erst längere Zeit
nach einem Verbrechen auftreten, heißt das
nicht, dass Menschen lebenslang unter psychischen Spätfolgen leiden müssen. In den
Laut einer Untersuchung der Linzer Kepler
Universität (Sautner/Hirtenlehner) wünschen
sich Opfer von Straftaten vor allem eine
Besserung der Täter. Rache und Vergeltung
sind gegenüber der Resozialisierung der
Täter und der abschreckenden Wirkung der
Strafe nachrangig. Ein Votum für das
„Präventionsstrafrecht“ also. Das zeigt wiederum, dass NEUSTART mit seinem Plädoyer nach sozialkonstruktiven Maßnahmen
auf dem richtigen Weg ist.
LIEBE LESERIN,
LIEBER LESER,
NEUSTART ist überwiegend weiblich. In Österreich arbeiten 606 hauptamtliche
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei NEUSTART, davon arbeiten fast 70 Prozent in der Sozialarbeit. Rund 63 Prozent sind Frauen, davon arbeiten fast 61
Prozent Teilzeit. Bei unseren 775 ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen ist
der Frauenanteil mit 68 Prozent noch höher. Das jeweilige Durchschnittsalter
liegt bei 43 Jahren. Die jüngsten und ausschließlich männlichen Kollegen neben
den 1.381 „permanenten“ Kolleginnen und Kollegen sind unsere 19 Zivildiener,
deren Präsenz und Mithilfe eine wertvolle Unterstützung für NEUSTART ist.
NEUSTART ist überwiegend männlich, wenn es um unsere Klienten geht. Denn
74 Prozent der von uns betreuten Menschen sind Männer; besonders in der
Bewährungshilfe und Haftentlassenenhilfe. Für den report Österreich 2007
bedeutet das, dass Sie überall die weibliche Form lesen werden außer dort, wo
es um unsere Klientinnen und Klienten geht.
Alle Mitarbeiterinnen leben in ihrer täglichen Arbeit das Leitbild von NEUSTART,
in dem es unter anderem heißt: „NEUSTART bietet Hilfen als Alternative zu
Strafen.“ Diese Hilfen sind mannigfaltig und wohl durchdacht; sie basieren auf
Jahrzehnte langer Erfahrung (NEUSTART wird 2007 bereits 50 Jahre alt) und
werden vielfach in Projekten erprobt, bevor sie in den so genannten
Regelbetrieb übergehen.
Mit welchem Repertoire die Mitarbeiterinnen von NEUSTART an Problemlagen
herangehen, über aktuelle Entwicklungen und wie die kriminalpolitischen Positionen von NEUSTART aussehen, lesen Sie in diesem report.
Ich wünsche Ihnen informative und interessante Lektüre!
Dorit Bruckdorfer
NEUSTART Redakteurin
COACHING FÜR'S GERICHT
Vorsätzliche Gewalt oder gefährliche Droh–
ung – diese Begriffe kennt man aus den
Medien und ist froh, wenn man damit keine
Erfahrungen machen muss. Christian, der
bei einer Straßenbahnhaltestelle niedergeschlagen wurde; Ayse, die von ihrem ehemaligen Mann und dessen Familie mit dem
Umbringen bedroht wird; Veronika, die in
einer Trafik bedroht und ausgeraubt wurde
– sie alle haben Gewalt am eigenen Leib
erfahren und wussten nicht mehr, wie es
weitergehen soll.
Nach dem ersten Schock der Tat kam die
Angst, sie fühlten sich unsicher, hilflos und
schließlich tauchte die Frage nach
Konsequenzen auf – für den Täter, für sich
selbst. Wie ist das bei der Polizei, bei
Gericht, was passiert dort?
im Herbst zuvor ein Schüler von einem Mitschüler getötet worden und zahlreiche
Schülerinnen waren als Zeuginnen geladen.
Vorbereitend führte Renate Facchin Gespräche an der Schule, bei denen die
Schülerinnen über ihre Rechte und Pflichten
als Zeugin informiert wurden und darüber,
wie eine Verhandlung abläuft.
Für den Verhandlungstag wurde am Landesgericht in Wien ein eigener Raum von
NEUSTART so adaptiert, dass insgesamt
18 Zeuginnen teilweise in Begleitung ihrer
Angehörigen empfangen und begleitet werden konnten. Von den Jugendlichen wurde
der geschützte Rahmen als sehr entlastend
erlebt, der Gerichtstermin war für sie planbar gemacht worden und sie waren vorbereitet auf die unbekannte Situation vor
Gericht.
Die NEUSTART Prozessbegleiterinnen kennen die Fragen, Ängste und Befürchtungen
von Opfern und ihren Angehörigen. Sie
gehen mit zur Zeugenaussage bei Gericht
und unterstützen Gewaltopfer, damit sich
diese im Strafverfahren gestärkt und sicher
fühlen können. Problemsituationen werden
besprochen, im Bedarfsfall werden Opfer an
kostenlose Rechtsanwältinnen vermittelt,
damit auch gewahrt ist, dass das Opfer zu
seinem Recht kommt. Im Jahr 2006 wurden
321 Opfer im Rahmen der Prozessbegleitung beraten und begleitet – bei der Vorbereitung von Anzeige, Einvernahme und
für die Hauptverhandlung bei Gericht.
Immer wieder beweisen die NEUSTART
Prozessbegleiterinnen dabei Flexibilität –
etwa Renate Facchin, die Anfang 2006 eine
ganze Schulklasse auf ihre Zeugenaussage
vor Gericht vorbereitete. An der Schule war
NEUSTART gibt Sicherheit
HILFE NACH BEDARF
... Resümee des Geschäftsführers
NEUSTART
hat
2006 seine Initiativen für Opfer
deutlich verstärkt.
Erstmals konnte
neben der Verbrechensopferhilfe
in Wien, Kärnten
und Tirol im ganzen Bundesgebiet psychosoziale und juristische Prozessbegleitung für Verbrechensopfer (in Summe für 520 Menschen) angeboten werden. Durch zahlreiche regionale
Aktivitäten mit unseren Kooperationspartnerinnen bei Polizei und Justiz wurde
diese neue Unterstützung für Opfer in
Österreich bekannt gemacht. Wie wir aus
repräsentativen Befragungen unserer Auftraggeberinnen und Kooperationspartnerinnen, aber auch der österreichischen
Bevölkerung, wissen, wird die Position von
NEUSTART, auf keinem Auge blind zu sein
und spezielle Angebote für alle Beteiligten
am Strafverfahren (Opfer und Täter) anzubieten, gestärkt.
Diese positive Resonanz unserer Anspruchgruppen (wie zum Beispiel Medien,
Polizei, Richterinnen und Staatsanwältinnen, aber auch der Bevölkerung) über-
rascht wenig, wenn man die 21-jährige Hilfe
für Opfer im Rahmen des Außergerichtlichen Tatausgleichs (Konfliktregelung) betrachtet. Rund 100.000 Opfer wurden von
NEUSTART seit 1985 betreut (2006 rund
7.000). In der Gesamtbeurteilung fanden 83
Prozent der Opfer den Außergerichtlichen
Tatausgleich sehr gut oder gut; lediglich vier
Prozent waren nicht zufrieden. 75 Prozent
der Opfer würden bei einem ähnlichen Vorfall wieder einem Außergerichtlichen Tatausgleich zustimmen.
Diese positive Sicht der Opfer ist verständlich, erhalten sie doch nicht nur Schadenswiedergutmachung (mehr als eine Million
Euro pro Jahr) sondern auch eine Entschuldigung. Es wird weiters eine Zukunftsperspektive für ein künftiges friedliches Zusammenleben geschaffen. Das ist vor allem bei
Familien- und Nachbarschaftskonflikten von
besonderer Bedeutung (Universität Innsbruck). NEUSTART hilft also Menschen, die
von Kriminalität betroffen sind, nach ihren
individuellen Bedürfnissen mit Bewährungshilfe, Opferhilfe und Prävention.
Marko Rosenberg
NEUSTART Geschäftsführer für
die sozialarbeiterischen Angelegenheiten
NEUE GESCHÄFTSFÜHRERIN
Marko Rosenberg, Geschäftsführer für die
sozialarbeiterischen Angelegenheiten bei
NEUSTART, beendet seine Tätigkeit als
Geschäftsführer auf eigenen Wunsch.
Nach seiner Information an den Aufsichtsrat, dass er für die nächste Geschäftsführungsperiode nicht mehr zur Verfügung stehen wird, hat dieser beschlossen, die Funktion neu auszuschreiben. Mit Mag. Karin
Waidhofer, die bisher im Psychosozialen
Dienst Niederösterreich-Süd der PSZ GmbH
tätig war, wird ab Juni 2007 nun eine Frau
gemeinsam mit Mag. (FH) Wolfgang Hermann an der Spitze von NEUSTART stehen.
Marko Rosenberg wird sie in der Anfangszeit in ihre Agenden einführen und dann in
anderer Funktion weiterhin bei NEUSTART
tätig sein.
QUALITÄTSEXPORT NACH
BADEN-WÜRTTEMBERG
Exakt mit 1. Jänner 2007 startete NEUSTART
nach zweijähriger Projektphase für die Dauer von zehn Jahren mit der Durchführung
von Bewährungshilfe, Gerichtshilfe und
Täter-Opfer-Ausgleich in Baden-Württemberg. Damit ist Baden-Württemberg das
erste deutsche Bundesland, das die hoheitlichen Justizagenden von einem privaten,
noch dazu ausländischen, Verein durchführen lässt. Dazu meint Geschäftsführer
Wolfgang Hermann, vom „report plus“ im
Dezember 2006 zum „Mann des Monats“
gekürt: „Es freut mich sehr, dass mit diesem
Auftrag die großen Anstrengungen, die alle
unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur
Weiterentwicklung unserer Organisation im
Speziellen und der justiznahen Sozialarbeit
im Allgemeinen geleistet haben, auch
außerhalb von Österreich erkannt und
gewürdigt wurden. Dieser Erfolg macht uns
umso mehr stolz, als es sich dabei um einen
sehr sensiblen Bereich für jedes Land handelt, und gibt uns weitere Motivation,
Vorreiter und Experte auf allen Ebenen zu
sein. Durch die Gründung der NEUSTART
gemeinnützige GmbH in Baden-Württemberg als hundertprozentige Tochter des
österreichischen Vereins NEUSTART sind
wir als Unternehmen in eine nächste Phase
der Professionalisierung getreten, die uns
noch besser helfen wird, unsere Ziele im
Dienste jedes einzelnen Klienten und der
Gesellschaft als Ganzes zu erreichen.“
Die Dimension, die die Arbeit der
NEUSTART gemeinnützige GmbH in ganz
Baden-Württemberg hat, erreicht annähernd dem Umfang der Leistung der
Muttergesellschaft in Österreich. Zumindest, was die Anzahl der Standorte (23,
ergänzt um 21 Sprechstellen in neun Regio-
nen) und die Klientenzahlen (rund 34.000)
betrifft. Ein gravierender Unterschied findet
sich bei der Zahl der Mitarbeiterinnen – 370
Beamtinnen und Landesangestellte sollen
den Arbeitsanfall in Baden-Württemberg
bewältigen; da kommen auf eine Bewährungshelferin 100 und mehr Klienten, in
Österreich hat eine Bewährungshelferin
rund 30 „Fälle“ zu betreuen. Deshalb wird
auch in Baden-Württemberg stark auf das in
Österreich sehr erfolgreich funktionierende
Ehrenamtlichen-Modell gesetzt werden.
Über mangelnde Aufmerksamkeit und
Beobachtung der Aktivitäten in BadenWürttemberg kann sich NEUSTART jedenfalls nicht beklagen. Zwei Monate nach
Abschluss des Zehn-Jahres-Vertrags zwischen dem Justizminister Baden-Württem–
bergs, Ulrich Goll, und dem Geschäftsführer
der NEUSTART gemeinnützige GmbH,
Wolfgang Hermann, wurde mit der ehemaligen RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt eine
„prominente“ Bewährungshilfeklientin in die
Obhut von NEUSTART gegeben, was prompt
mediales Interesse auslöste.
NEUSTART Geschäftsführer Mag. (FH) Wolfgang Hermann und Ulrich Goll, Justizminister von Baden-Württemberg, bei der Unterzeichnung des Zehn-Jahres-Vertrags.
50 JAHRE
HILFE ZUR BEWÄHRUNG
„50 Jahre Bewährungshilfe in Österreich" sind zugleich 50-jähriges
Bestehen unseres
Vereins NEUSTART,
wie er mit seinem
im Laufe der Jahrzehnte nunmehr
vierten Namen heißt. Markante Veränderungen inhaltlicher und organisatorischer
Art haben die letzten zehn Jahre geprägt.
Unsere Organisation ist fit für das 21.
Jahrhundert. NEUSTART ist heute auf dem
Gebiet der traditionellen Straffälligenhilfe
mehr denn je etabliert und in den letzten
Jahren auch jenseits unserer Staatsgrenzen
anerkannt und aktiv. Unsere sozialarbeiterischen Leistungen stehen mittlerweile aber
auch für Standards bei Diversion,
Prävention und Opferhilfe. Mehr Sicherheit
durch Entwicklung und Anwendung intelligenter sozialarbeiterischer Methoden zur
Vermeidung der Ursachen von Straffälligkeit, zur Ermöglichung einer dauerhaften
Lebensführung in Freiheit statt Haft und
nach Haft, aber auch zur Begleitung der
Opfer, die – traumatisiert – Betreuung benötigen: Das ist getreu unserem Leitbild die
Perspektive, die wir am Beginn der zweiten
Hälfte eines „Jahrhunderts des humanen
Umgangs mit Straffälligkeit und ihren
Folgen" vor Augen haben.
Diese Perspektive ist die Motivation unserer
hauptamtlichen Mitarbeiterinnen, ebenso wie
sie der Motor eines breiten ehrenamtlichen
Engagements ist. Wir haben noch viel zu
tun.
HR Dr. Rudolf Müller
Vorsitzender des Aufsichtsrats
von NEUSTART
SOZIALARBEIT
UND KRIMINALPOLITIK
In den letzten
Jahren wird in
unserer
Gesellschaft zunehmend
ein bedenklicher
neokonservativer
Trend in der Kriminalpolitik, der sich
in
Forderungen
nach scheinbar klaren Law and Order-Strategien ausdrückt, sichtbar.
und darauf basierenden theoretischen Entwicklung sozialkonstruktiver Maßnahmen
als Mittel der Wahl, mehr Sicherheit zu generieren, gegenüber.
Der Verein NEUSTART stellt diesem konsequent sein Know-how und seine Innovationskraft in der praktischen Durchführung
Mag. Karin Waidhofer
NEUSTART Geschäftsführerin für
die sozialarbeiterischen Angelegenheiten
Darüber hinaus beteiligt sich NEUSTART
am nationalen und internationalen sozialund kriminalpolitischen Diskurs, um solche
Hilfen und Lösungen strukturell zu etablieren und nachhaltig zu verankern.
PROJEKT: ELEKTRONISCHE AUFSICHT
Erpressung, Eigentumsdelikte, gefährliche gemeldet. Voraussetzung für die elektroniDrohung, Körperverletzung – das sind De- sche Aufsicht: Gerhard muss das wollen, er
likte, die je nach Vorleben mit Frei- muss eine geeignete Unterkunft sowie einen
heitsstrafen bis zu acht Jahren bestraft wer- Arbeits- oder Ausbildungsplatz haben und
den können. Für Räuber Gerhard, kein die gemeinsam mit ihm lebenden erwachseunbeschriebenes Blatt in Sachen gefährli- nen Angehörigen müssen zustimmen. Ein
che Drohung, kann das heißen: Die Strafe Tag in Haft kostet rund 85,- Euro. Mit der
bis zum letzten
elektronischen
Tag absitzen und
Aufsicht wurde
NEUSTART verfolgt mit dem Modellversuch
dann unvorbeeine
sinnvolle
elektronische Aufsicht (voraussichtlicher
reitet ab in die
und kostengünAbschluss mit Ende 2007) mehrere Ziele:
Freiheit. Es geht
stige Alternative
aber auch angeschaffen, die
Ausweitung der Anwendung von bedingter
ders. Gerhard
es ermöglicht,
Entlassung; Erprobung der Abläufe zwischen
kann die letzten
dass Häftlinge
Justizanstalt, Gericht, Technikanbieterin und
vier bis sechs
wie Gerhard die
NEUSTART; Erhebung weiterer geeigneter
Monate seiner
Freiheit mit all
Strafe im Rahihren Rechten
Anwendungsbereiche – zum Zweck der
men der bedingund
Pflichten
Resozialisierung und Haftvermeidung.
ten Entlassung
wieder
lernen
unter elektronikönnen.
Das
scher Aufsicht in Freiheit verbringen. Er wird kostet rund 22,- Euro täglich – ein Drittel der
von einer Sozialarbeiterin betreut, die ihn Kosten entfällt auf die Technik, zwei Drittel
gerade in der ersten Zeit nach der Haft- auf die Betreuung.
entlassung unterstützt, damit er nicht wieder in das selbe Fahrwasser wie vor seiner Was gerne als „Fußfessel“ bezeichnet wird,
Haft kommt. Er muss allerdings einen ist in Wirklichkeit ein Sender, der in
Wochenplan einhalten. Dieser legt fest, Knöchelnähe um das Bein geschnallt wird,
wann er zu Hause, am Arbeitsplatz oder in und zwar so, dass er vom Träger nicht
der Therapie sein muss. Die Einhaltung wird abgenommen werden kann. Gestartet
mit GPS Technik kontrolliert, Abweichungen wurde das Projekt im Jänner 2006 in allen
werden unverzüglich der Sozialarbeiterin Gerichtssprengeln in Oberösterreich. Die
IHRE HILFE KANN VIEL BEWEGEN
Alle von NEUSTART betreuten Menschen haben individuelle Lebens- und Leidensgeschichten hinter sich. Opfer wie Täter müssen bei ihren Bemühungen,
neu anzufangen, oft auf die Hilfe privater Institutionen zurückgreifen. Mit Ihrer
Hilfe können wir helfen – bei der Finanzierung von Ausbildung, mit der ein
Arbeitsplatz erhalten werden kann, bei der Unterstützung für eine Wohnung oder
oft genug mit Lebensmittelgutscheinen, weil die Armut manchmal so groß ist,
dass sich die Menschen all dies nicht selbst finanzieren können.
Die NEUSTART Sozialarbeiterinnen wollen mit ihrer Arbeit andauernde
und nachhaltige Veränderung bei den von ihnen betreuten Menschen
erreichen. „Unsere Hilfe schafft Sicherheit“ lautet die Kurzformel, die das
Leitbild auf den Punkt bringt: einen Umgang mit Kriminalität zu leben,
der die Bearbeitung von Ursachen in den Mittelpunkt stellt – und nicht
die reine Abschreckung.
...
In der NEUSTART Fahrradwerkstatt reparieren die
Klienten kaputte Fahrräder, die Privatpersonen und die
Magistratsabteilung 48 zur Verfügung stellen. Die verkehrssicheren und funktionstüchtigen Fahrräder werden
dann kostenlos an Bedürftige weitergegeben. Mehr als
70 Prozent der dort beschäftigten Klienten schaffen nach
diesem Ersttraining für die Arbeitswelt auch die Integration am regulären
Arbeitsmarkt. Ihre Hilfe ermöglicht diesen Menschen zusätzlich die erste
Miete, die Beschaffung von Dokumenten oder auch Kleidung – alles Dinge,
die für die Integration unerlässlich sind.
... NEUSTART Wien 6, wo die Fahrradwerkstatt angesiedelt ist, ist froh, immer
wieder mit Spenden aushelfen zu können. Etwa im Fall von Franz C., der 54jährig aus seinem bislang geordneten Leben gerissen wurde. Nach seiner
Scheidung begann er zu trinken und verlor innerhalb von zwei Jahren Arbeit
und Wohnung. Schließlich hatte er nicht mehr genug Geld, um sich etwas zu
essen zu kaufen. Daraufhin begann er, in Lebensmittelläden zu stehlen. Nach
seiner Haftentlassung machte er eine Entzugstherapie, arbeitet mittlerweile
als Kolporteur bei der Obdachlosenzeitung „Augustin“ und hat eine eigene
Gemeindewohnung in Aussicht.
... Siddi A., 36 Jahre alt, ist anerkannter Flüchtling, war drei Monate in Untersuchungshaft und wurde freigesprochen. Dennoch, aufgrund der langen
Untersuchungshaft, verlor er Unterkunft und Arbeitsplatz. Mit Unterstützung
von NEUSTART gelang es ihm auch mit viel eigenem Einsatz, eine neue
Wohnung und Arbeit zu finden.
Diesem report liegt ein Erlagschein bei.
Wir danken Ihnen im Voraus für Ihre Unterstützung!
Spenden: P.S.K. 90.101.500
geplante Ausweitung auf Graz und Wien hat
noch nicht stattgefunden, weil nach Ansicht
des Auftraggebers Bundesministerium für
Justiz zuvor eine andere Technik eingeführt
werden soll – aber auch ein Hausarrestmodell wird überlegt. Bis zur Entscheidung
wird der Modellversuch auf Sparflamme
weitergeführt. Die geänderten Voraussetzungen haben die ursprünglich geplante Zahl
von 90 Kandidaten auf bisher 17 Personen
unter elektronischer Aufsicht reduziert.
Die bisherigen Erfahrungen zeigen aus
NEUSTART Sicht Erfreuliches: Alle abgeschlossenen Betreuungen waren positiv –
die Klienten hielten den Wochenplan ein
und es erfolgte kein Widerruf durch das Gericht. Es gab keinen Rückfall, lediglich bei
einem Klienten wurde nachträglich wegen
eines Vermögensdeliktes Anzeige erstattet.
Das Verfahren läuft noch. NEUSTART
begründet den Erfolg des Projekts damit,
dass die Sozialarbeit sehr unmittelbar
abläuft und dass sie rasch auf Probleme
reagieren kann. Gerade die Zeit nach der
Haftentlassung ist kritisch, was neuerliche
Straftaten betrifft; die niedrige Rückfallsrate
im Modellversuch bestätigt, dass Unterstützung, Betreuung und Kontrolle des
Wochenplans dem Klienten helfen, dass
seine ersten Schritte in die Freiheit erfolgreich verlaufen.
In kritischen Zeiten
begleitet von NEUSTART
Projekt: VERMITTLUNG
GEMEINNÜTZIGER ARBEIT
Wo wir können, sparen wir. Wer kennt nicht zu 3.000,- Euro geahndet. Im Jahr 2005
die kreativen Slogans des Elektro- und betraf das rund 1.100 Menschen, die rund
Möbelhandels, die den Spargedanken mit 27.500 Hafttage verbüßten – bei einer
„Geiz ist geil“, „ich bin doch nicht blöd“ durchschnittlichen Haftdauer von 25 Tagen.
oder „kost' fast nix“ zum Ausdruck bringen? Hätten alle diese Personen erfolgreich geWarum also nicht auch beim Strafvollzug meinnützige Arbeit verrichten können, hätte
unnötige Kosten einsich die Belagszahl in
sparen, noch dazu,
den Justizanstalten
NEUSTART sagt ja zu Haftalternativen:
wenn es Angebote
täglich um 100 Persogibt, die ein Mehr an
nen verringert, ebenEs muss nicht immer Gefängnis sein.
Qualität bringen –
so wären die variaGemeinnützige Arbeit soll Ersatzfreiund die sowohl für
blen Kosten, nämlich
heitsstrafen (wegen Nichtbezahlung
die Gesellschaft als
24,- Euro pro Tag,
von Geldstrafen) und Freiheitsstrafen
auch für den Verurentfallen. Oft bewirkt
bis zu sechs Monaten ersetzen
teilten von Nutzen
die Haft eine weitere
sind? Um HäftlingsDesintegration der
können. Auch an Stelle unbedingter
zahlen und Hafttage
Betroffenen
(viele
Strafe ab sechs Monaten vor einer
zu reduzieren, haben
haben gravierende
voraussichtlich bedingten Entlassung
viele
europäische
psychosoziale Prokann gemeinnützige Arbeit geleistet
Länder Alternativen
bleme), gerade für
zur Haft etabliert.
finanzschwache Verwerden.
Community Service,
urteilte
bedeuten
gemeinnützige Arbeit
Geldstrafe oder Inim Dienste der Gesellschaft, ist in fast allen haftierung ein Armutsrisiko. In schlimmen
nord- und mitteleuropäischen Ländern als Fällen hat die Haft den Verlust von Partner,
Ersatz für unbedingte Haftstrafen einge- Wohnung oder Arbeitsplatz zur Folge –
führt. In der Schweiz kann gemeinnützige Folgekosten entstehen, die letztlich durch
Arbeit bis zu drei Monaten dauern – statt die öffentliche Hand aufgefangen werden
einer unbedingten Inhaftierung.
müssen.
In Österreich werden gemeinnützige
Leistungen derzeit nur in der Diversion eingesetzt, als Ersatz zur Anklage. Im Modellversuch „Gemeinnützige Arbeit als Alternative zur Ersatzfreiheitsstrafe“ probt
NEUSTART seit März 2006 für die Dauer
von zwei Jahren an sieben Standorten mit
Personen, die wegen eines Vergehens zu
einer Geldstrafe verurteilt wurden, den
Einsatz gemeinnütziger Arbeit statt Haft. Mit
Geldstrafe werden etwa leichte Körperverletzung, Raufhandel oder Diebstahl bis
Der geplante bundesweite Ausbau der gemeinnützigen Arbeit wird durch eindrucksvolle Zahlen unterstützt: Nach 13 Monaten
Projektlaufzeit und 1.000 Zuweisungen zur
Vermittlung gemeinnütziger Arbeit erklärten
sich 250 Personen bereit zur Leistung von
Arbeit für das Gemeinwohl. Ein Tag Ersatzfreiheitsstrafe gegen vier Stunden Arbeit in
der Freizeit (zum Beispiel Aushelfen in der
Küche eines Pflegeheims) erspart bei 250
Personen 150.000,- Euro an Haftkosten und
6.250 Hafttage.
LEISTUNGEN 2006
1.381 Mitarbeiterinnen (606 haupt- und 775 ehrenamtliche) betreuten insgesamt rund 40.000 Klienten, die unterschiedliche Dienstleistungen von
NEUSTART konsumierten.
Der budgetäre Aufwand für die Angebote und Leistungen von NEUSTART in
Österreich ergab im Jahr 2006 mit 34.500.000,- Euro den bislang höchsten
Einsatz – gerechtfertigt durch die gestiegenen Klientenzahlen.
HILFE IM JAHR 2006
... Hilfe für Opfer
9.258 Opfer wurden insgesamt von NEUSTART betreut und Angst, Ärger,
Schaden oder weit reichende Traumatisierungen wurden mit Konfliktregelung,
Verbrechensopferhilfe (199 Menschen) und Prozessbegleitung (321 Menschen)
bearbeitet.
... Konfliktregelung zwischen Täter und Opfer
20.788 Tatverdächtige und Opfer wurden mit Außergerichtlichem Tatausgleich
betreut. 8.395-mal haben Staatsanwältin oder Richterin den Außergerichtlichen
Tatausgleich angeregt. Die Ausgleichsgespräche unter Obhut der Konfliktreglerinnen führten in 83,6 Prozent der Fälle bei Jugendlichen zu einer Einigung,
bei den Erwachsenen in 70 Prozent der Fälle. Für 8.738 Opfer konnte eine
Wiedergutmachung, die ihrem Bedürfnis und ihrer Zufriedenheit entsprach,
erzielt werden.
... Arbeiten für das Gemeinwohl
3.498 Menschen erbrachten gemeinnützige Leistungen und gemeinnützige
Arbeit; statt gerichtlich verurteilt und inhaftiert zu werden, haben Tatverdächtige
Arbeiten im Dienste der Öffentlichkeit verrichtet.
... Bewährungshilfe
Mit Hilfe der Bewährungshelferinnen wurden 10.348 Klienten auf ihrem Weg
zurück in die Gesellschaft unterstützt.
... Haftentlassenenhilfe
5.047 Klienten nahmen nach ihrer Haftentlassung freiwillig die Hilfe von auf ihre
Problemlagen spezialisierten NEUSTART Einrichtungen in Anspruch. 804-mal
wurde Wohnung oder Unterkunft vermittelt, in 380 Fällen konnte auch Arbeit vermittelt werden.
... weitere Hilfen
471 Klienten der Bewährungshilfe und Haftentlassenenhilfe wurden in Wohn- und
Kriseneinrichtungen von NEUSTART untergebracht. Der SAFTLADEN in Salzburg (Kommunikationszentrum) wurde beachtliche 27.491-mal besucht.
... Prävention
An Schulen und im Vorfeld des Gerichtes wurde 1.026 Menschen vorbeugend
geholfen. Im Schulprojekt „face2face“ wurden 161 Schülerinnen und Lehrerinnen
bei der Lösung von Konflikten an der Schule unterstützt. Die Jugendhilfe etwa
betreute 368 Jugendliche, im Bereich der Suchtprävention gab es 143
Betreuungen.
354-mal wurde die Online-Beratung via Internet auf www.neustart.at kontaktiert.
PROJEKT:
HAFTENTLASSENENHILFE NEU
Die Zahl der Häftlinge steigt – mit Februar derschwelligen Arbeitstrainings und Grund2007 saßen knapp 9.000 Menschen in bildungskursen werden Insassen bereits im
österreichischen Gefängnissen. Justizmi- Gefängnis während der kritischen Phase
nisterin Maria Berger bestätigte anlässlich rund um ihre Entlassung stabilisiert und auf
eines Treffens der EU-Justizminister in den Arbeitsmarkt vorbereitet. Gleichzeitig
Brüssel eine „sehr, sehr hohe“ Überbele- erweitern sie ihre soziale Kompetenz durch
gung mit einem Schnitt von 130 Prozent. die Betreuungsmaßnahmen, die sechs
Und auch, dass sich die Zustände im Monate vor der Entlassung beginnen. Bis
Strafvollzug ändern müssten, weil es keinen sechs Monate nach der Entlassung werden
Betreuungsvollzug mehr gäbe, sondern die Klienten weiter betreut. Mit Februar
einen reinen Verwahrvollzug. Vorhandene 2007 wurden so bereits 380 Klienten von
Ausbildungsmöglichden NEUSTART Bekeiten in den gefängtreuerinnen auf ihre
NEUSTART vertritt die Position, dass
niseigenen WerkstätEntlassung vorbereiten könnten nicht
tet. Bei etwa 60
Bildung, Ausbildung und Training von
mehr genutzt werProzent der bereits
Arbeitssituationen einen höheren
den, weil es kein
abgeschlossenen
Stellenwert im Strafvollzug besitzen
Personal zur BetreuFälle konnten die im
muss. Das Prinzip Resozialisierung
ung mehr gebe. BeArbeitskonzept forsonders für Jugendmulierten Ziele vollverlangt maßgeschneiderte und zielliche bietet diese
ständig oder teilweigruppengerechte Maßnahmen. InsasSituation keine gute
se erreicht werden.
sen sollen nicht tatenlos in der Zelle
Perspektive für die
18 Prozent fanden
auf ihre Entlassung warten müssen,
Zeit nach der Entlasanschließend einen
ohne befähigt zu werden, dass sie in
sung. Sowohl Berger
Job, für 70 Prozent
als auch die Kriminalkonnte die WohnFreiheit wieder Fuß fassen können.
politische Initiative
situation geklärt werplädieren für ein so
den. Nur sieben
genanntes Haftentlastungspaket, mit dabei Prozent beendeten die Betreuung durch
in der Diskussion wie schon seit Jahren die eine neuerliche Straftat und damit verbunForderung nach Ausschöpfung des Rah- dene Haftstrafe.
mens für bedingte Entlassungen; damit
könnten die Gefängnisse entlastet werden, Das bislang an sieben österreichischen
ebenso wie mit der Anordnung von elektro- Justizanstalten erprobte und bis Juni 2007
nischer Aufsicht mit sozialarbeiterischer als EQUAL Projekt geführte Modell könnte
Betreuung oder gemeinnütziger Arbeit.
nach diesen positiven Erfahrungen auf alle
Justizanstalten ausgeweitet werden. Die
Zur Vorbereitung auf die Zeit nach der Haft Ergebnisse des Projekts „workflow“
erprobt NEUSTART seit Juli 2005 im Projekt (www.neustart.at/jasicher/) können eben„Schritt für Schritt“ eine neue und intensive falls dazu beitragen, die Betreuung „drinnen
Form der Entlassungsbegleitung. Mit nie- und draußen“ zu optimieren.
KONTAKT
NEUSTART Österreich
Mag. Karin Waidhofer, Mag. (FH) Wolfgang Hermann
1050 Wien, Castelligasse 17
TEL 01 | 545 95 60
Informationen über unsere Standorte in ganz Österreich finden Sie auf unserer
Homepage, wir informieren Sie aber auch gerne telefonisch!
www.neustart.at
Unsere Hilfe schafft Sicherheit.
DANK
NEUSTART wird zum überwiegenden Teil durch das Bundesministerium für Justiz
finanziert, auf Basis des so genannten Generalvertrags, in dem die Leistungen zur
Durchführung von Straffälligen- und Opferhilfe in Österreich festgelegt sind. Weitere
Unterstützung für unsere Klienten bietet das Arbeitsmarktservice, darüber hinaus
unterstützen zahlreiche Initiativen aus Ländern und Gemeinden und viele
Privatspenderinnen unsere Arbeit. So können wir in Notsituationen unbürokratisch
helfen und kritische Situationen vermeiden. Wir danken allen unseren (Groß)Spenderinnen und Unterstützerinnen!
... Arbeitsmarktservice Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Wien ... EU / EQUAL esf / Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit
... Bundesministerium für Justiz ... Bundesministerium für Soziales und Konsumentenschutz ... CARITAS ... Fonds Soziales Wien ... Kapuziner in Tirol ...
Burgenland ... Kärnten ... Niederösterreich ... Oberösterreich ... Salzburg ...
Steiermark ... Tirol ... Vorarlberg ... Licht ins Dunkel ... Oberösterreichische
Nachrichten ... Salzburger Nachrichten ... BA-CA Mitarbeiterstiftung ... BAWAG
... ERSTE BANK ... Österreichische Nationalbank ... Altheim ... Amstetten ...
Bregenz ... Graz ... Imst ... Innsbruck ... Klagenfurt ... Leoben ... Neumarkt
am Wallersee ... Oberndorf ... Stadt Salzburg ... St. Pölten ... Villach ... Wien
... Wr. Neustadt ... Welser Wirte ... Sozialhilfeverband Hartberg, Bruck/Mur,
Wolfsberg ... sowie zahlreiche Privatspenderinnen!
SCHAFE:
KEIN GRUND ZU MECKERN
Die NEUSTART Kampagne 2006 brachte
eine Steigerung des Bekanntheitsgrads um
14,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das
ergab die repräsentative Befragung von 920
Österreicherinnen durch das Institut für
Angewandte Tiefenpsychologie. 24,89
Prozent der österreichischen Bevölkerung
kennen NEUSTART, von 75,11 Prozent wurde dies verneint. Erfreulich ist die Zustimmung der Befragten zur Täter- und Opferbetreuung durch NEUSTART: 62,98 Prozent
stehen dieser positiv gegenüber, als „negativ“ bewerteten 37,02 Prozent die Tatsache,
dass sich NEUSTART um Täter UND um
Opfer kümmert.
Ebenfalls befragt wurden 2006 die Kooperationspartnerinnen von NEUSTART (Auftraggeberinnen, Kundinnen, Medienvertre-
terinnen). Bei diesen ist die Gesamtzufriedenheit gestiegen, sie liegt bei 78,1 von
möglichen 100 Punkten. 95 Prozent der
Befragten finden, dass sich NEUSTART an
ihrem Bedarf orientiert. Mit den sozialarbeiterischen Dienstleistungen im Bereich der
Opfer- und Täterhilfe sind rund 99 Prozent
zufrieden. Für Jugendliche wünschen sich
die NEUSTART Partnerinnen Informationsarbeit zur Kriminalitätsprävention sowie allgemeine Jugendhilfe. Außerdem liegen
Verbrechensopferhilfe und Prozessbegleitung im Trend.
NEUSTART bedankt sich bei allen Befragten für ihre Rückmeldungen – Interessentinnen erhalten umfassende Infos per
E-Mail von Andreas Zembaty
([email protected]).
IMPRESSUM
Medieninhaber, Hersteller: NEUSTART, Castelligasse 17, 1050 Wien ... Redaktion: Mag. Dorit Bruckdorfer, Andreas Zembaty ... Fotos: Felicitas Kruse, NEUSTART ... Kampagne: Haslinger, Keck ... Gestaltung: Wolfgang Grollnigg,
1210 Wien ... Druck: GröbnerDruck, 7400 Oberwart