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Landeshauptstadt
Stuttgart
Statistisches Amt - Informationssystem
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Online-Information zu dieser Veröffentlichung
http://www.stuttgart.de/item/show/305805/1/publ/1086
Hauptbeiträge
Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 8/2004
Franz Biekert
Der Flughafen Stuttgart im Vergleich
Geschichte der motorisierten Luftfahrt
Vor 100 Jahren fand der erste
Motorflug statt
Das vergangene Jahr 2003 war das große offizielle Jubiläumsjahr der Luftfahrtsgeschichte. 100 Jahre zuvor, am 17. Dezember 1903 gelangen den amerikanischen
Flugpionieren Orville und Wilbur Wright im US-Bundesstaat North Carolina die ersten
gesteuerten Motorflüge. In ihrem Flyer I konnten sie sich zunächst 12 Sekunden in
der Luft halten, und legten dabei eine Strecke von 53 Metern zurück. Bei den nächsten drei Versuchen schafften sie immerhin schon Flüge bis zu 59 Sekunden Dauer
und eine Strecke von 265 Metern. Nach der Landung wurde das Flugzeug allerdings
von einer Windböe erfasst und zerstört.
Otto Lilienthal - Pionier der Luftfahrt
Doch schon 12 Jahre zuvor, im Sommer 1891, wurde in Deutschland Luftfahrtgeschichte geschrieben. Von 1891 bis zu seinem tödlichen Absturz am 9. August 1896
gelangen dem Berliner Otto Lilienthal als dem „ersten fliegenden Menschen“ mit
ständig verbesserten Eindeckern und Doppeldeckern über 2000 Gleitflüge. Seine
experimentell-wissenschaftliche Erkenntnisse bildeten die Grundlagen für alle weiteren Fortschritte in der Geschichte der Luftfahrt.
War Gustav Weißkopf der erste
Motorflieger?
Die gelehrten Flughistoriker sind sich jedoch nicht ganz einig, ob nicht schon zwei
Jahre vor den Wrights der deutsche Gustav Albin Weißkopf (der sich in Amerika
Gustave Whitehead nannte), ein aus dem mittelfränkischen Leutershausen stammender Auswanderer, den ersten Motorflug absolvierte. Bereits am 14. August 1901
soll es passiert sein. In den frühen Morgenstunden soll Weißkopfs „Nr. 21“ unweit
von Bridgeport im US-Staat Connecticut vom Boden abgehoben haben und eine
halbe Meile später sanft und unbeschädigt wieder gelandet sein. Seine Flüge wurden jedoch nirgends dokumentiert, und so scheint niemand zu wissen, ob Weißkopf
wirklich jemals geflogen ist.
204
Luftfahrt in Stuttgart
Die Anfänge der Motorfliegerei in Stuttgart fanden im Jahre 1909 auf dem Cannstatter Wasen statt.
Mitte der 20er-Jahre bekam dann Stuttgart Anschluss an die weite Welt der Passagier-Luftfahrt. Am 20. April 1925 landete das erste planmäßige Flugzeug im zivilen
Luftverkehr, eine Dornier-Merkur, von Zürich kommend mit sechs Passagieren und
zwei Piloten auf dem damaligen Flughafen in Böblingen-Hulb. Nach einem kurzen
Aufenthalt setzte die Maschine ihre Reise über Mannheim, Frankfurt, Dortmund und
Bremen nach Hamburg fort.
1937 begannen die Bauarbeiten für den neuen Flughafen Stuttgart an seinem jetzigen Standort auf den Fildern nahe Echterdingen. Der 2. Weltkrieg verhinderte 1939
die offizielle Inbetriebnahme, sodass erst ab 1948 der zivile Luftverkehr in Stuttgart
wieder aufgenommen werden konnte. Seither vollzog der Flughafen eine sehr
expansive Entwicklung in Bezug auf seine Größe und sein Verkehrsaufkommen.
Hauptbeiträge
Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt
Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 8/2004
Franz Biekert
Der Flughafen Stuttgart im Vergleich
Geschichte der motorisierten Luftfahrt
Vor 100 Jahren fand der erste
Motorflug statt
Das vergangene Jahr 2003 war das große offizielle Jubiläumsjahr der Luftfahrtsgeschichte. 100 Jahre zuvor, am 17. Dezember 1903 gelangen den amerikanischen
Flugpionieren Orville und Wilbur Wright im US-Bundesstaat North Carolina die ersten
gesteuerten Motorflüge. In ihrem Flyer I konnten sie sich zunächst 12 Sekunden in
der Luft halten, und legten dabei eine Strecke von 53 Metern zurück. Bei den nächsten drei Versuchen schafften sie immerhin schon Flüge bis zu 59 Sekunden Dauer
und eine Strecke von 265 Metern. Nach der Landung wurde das Flugzeug allerdings
von einer Windböe erfasst und zerstört.
Otto Lilienthal - Pionier der Luftfahrt
Doch schon 12 Jahre zuvor, im Sommer 1891, wurde in Deutschland Luftfahrtgeschichte geschrieben. Von 1891 bis zu seinem tödlichen Absturz am 9. August 1896
gelangen dem Berliner Otto Lilienthal als dem „ersten fliegenden Menschen“ mit
ständig verbesserten Eindeckern und Doppeldeckern über 2000 Gleitflüge. Seine
experimentell-wissenschaftliche Erkenntnisse bildeten die Grundlagen für alle weiteren Fortschritte in der Geschichte der Luftfahrt.
War Gustav Weißkopf der erste
Motorflieger?
Die gelehrten Flughistoriker sind sich jedoch nicht ganz einig, ob nicht schon zwei
Jahre vor den Wrights der deutsche Gustav Albin Weißkopf (der sich in Amerika
Gustave Whitehead nannte), ein aus dem mittelfränkischen Leutershausen stammender Auswanderer, den ersten Motorflug absolvierte. Bereits am 14. August 1901
soll es passiert sein. In den frühen Morgenstunden soll Weißkopfs „Nr. 21“ unweit
von Bridgeport im US-Staat Connecticut vom Boden abgehoben haben und eine
halbe Meile später sanft und unbeschädigt wieder gelandet sein. Seine Flüge wurden jedoch nirgends dokumentiert, und so scheint niemand zu wissen, ob Weißkopf
wirklich jemals geflogen ist.
204
Luftfahrt in Stuttgart
Die Anfänge der Motorfliegerei in Stuttgart fanden im Jahre 1909 auf dem Cannstatter Wasen statt.
Mitte der 20er-Jahre bekam dann Stuttgart Anschluss an die weite Welt der Passagier-Luftfahrt. Am 20. April 1925 landete das erste planmäßige Flugzeug im zivilen
Luftverkehr, eine Dornier-Merkur, von Zürich kommend mit sechs Passagieren und
zwei Piloten auf dem damaligen Flughafen in Böblingen-Hulb. Nach einem kurzen
Aufenthalt setzte die Maschine ihre Reise über Mannheim, Frankfurt, Dortmund und
Bremen nach Hamburg fort.
1937 begannen die Bauarbeiten für den neuen Flughafen Stuttgart an seinem jetzigen Standort auf den Fildern nahe Echterdingen. Der 2. Weltkrieg verhinderte 1939
die offizielle Inbetriebnahme, sodass erst ab 1948 der zivile Luftverkehr in Stuttgart
wieder aufgenommen werden konnte. Seither vollzog der Flughafen eine sehr
expansive Entwicklung in Bezug auf seine Größe und sein Verkehrsaufkommen.
Hauptbeiträge
Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 8/2004
In nur 100 Jahren hat sich die internationale Luftfahrt von den ersten waghalsigen
Hüpfern zu einem weltumspannenden Luftverkehrsnetz entwickelt. Im Jahr 2003
stiegen im Linienflugverkehr über 1,6 Milliarden Menschen ins Flugzeug. Allein in
Deutschland wurden im letzten Jahr über 142 Millionen Passagiere gezählt.
Gewerblicher Luftverkehr 2003
Stuttgart ist im weltweiten Netz der
Flugverbindungen integriert
Der gewerbliche Luftverkehr in Deutschland wird vom Statistischen Bundesamt im
Rahmen einer gesetzlich vorgeschriebenen Luftfahrtstatistik beobachtet. Dabei werden auf den 18 internationalen Flughäfen in Deutschland, auf die zusammen mehr
als 99 Prozent des Passagieraufkommens entfallen, alle von in- und ausländischen
Fluggesellschaften durchgeführten Flüge erfasst.
Ab dem Berichtsjahr 2003 wurde der Flughafen Frankfurt-Hahn im Hunsrück neu in
die Liste der ausgewählten deutschen Verkehrsflughäfen aufgenommen, weil er seit
dem Jahr 2002 eine steile Aufwärtsentwicklung verzeichnen konnte. Mit über 2,3
Millionen Ein- und Aussteigern konnte er sein Passagieraufkommen innerhalb eines
Jahres mehr als verdreifachen und rangierte schon beim Start auf Platz 10 der 37
deutschen Verkehrsflughäfen. Als hauptsächlicher Wachstumsmotor erwies sich
dabei die erfolgreichste europäische Niedrigfluggesellschaft Rynair aus Irland und
die italienische Low-Cost-Airline Volareweb, die zusammen 98 Prozent der Passagiere beförderten.
Tabelle 1: Ein- und Aussteiger auf ausgewählten Flughäfen von 1960 bis 2003
Jahr
Flughafen
1960
1970
1980
1990
2000
2001
2002
2003
in 1000
Veränderung
gegenüber
2002
%
Frankfurt
1 903
8 829
16 834
28 714
48 965
48 197
48 081
48 025
München
689
3 361
5 730
11 154
22 869
23 414
22 879
23 955
4,7
Düsseldorf
782
3 520
7 061
11 558
15 911
15 294
14 589
14 125
- 3,2
12,5
Berlin-Tegel
- 0,1
1 534
5 538
4 480
6 710
10 238
9 834
9 800
11 027
Berlin-Schönefeld
-
-
-
-
2 091
1 782
1 580
1 648
4,3
Berlin-Tempelhof
-
-
-
-
786
771
609
449
- 26,3
Hamburg
883
2 988
4 333
6 666
9 825
9 371
8 790
9 366
6,6
Köln/Bonn
208
1 277
1 919
3 027
6 192
5 631
5 291
7 675
45,1
Stuttgart
249
1 552
2 621
4 285
7 978
7 522
7 096
7 418
4,5
Hannover
532
2 364
1 953
2 700
5 389
5 032
4 584
4 905
7,0
Nürnberg
106
511
771
1 443
3 053
3 164
3 111
3 213
3,3
Hahn
-
-
-
-
-
-
-
2 332
Leipzig
-
-
-
-
2 158
2 073
1 824
1 837
0,7
Bremen
57
431
664
1 096
1 887
1 796
1 651
1 601
- 3,1
Dresden
-
-
-
-
1 689
1 592
1 439
1 497
4,1
Münster/Osnabrück
-
-
-
264
1 667
1 536
1 403
1 441
2,7
Erfurt
-
-
-
-
442
437
392
405
3,4
Saarbrücken
-
-
162
235
439
433
400
404
1,0
6 943
30 371
46 528
77 852
141 579
137 881
133 518
141 318
5,8
Zusammen
Sonstige Flugplätze
Insgesamt
75
105
108
349
1 449
1 457
1 267
1 005
- 20,7
7 018
30 476
46 636
78 201
143 028
139 338
134 785
142 323
5,6
Quelle: Statistisches Bundesamt
Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt
205
Hauptbeiträge
Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 8/2004
Der Abwärtstrend der letzten beiden Jahre bei der Zahl der transportierten Passagiere scheint gestoppt. Die abflauende Konjunktur in fast allen Wirtschaftsbereichen
ab dem Jahr 2000, die Terroranschläge in den USA und in Djerba im Jahr 2001, die
Lungenkrankheit SARS und der Irak-Krieg bestimmten die schwache Entwicklung im
Interkontinentalverkehr in den Jahren 2001 und 2002.
Erstmals seit 2000 wieder mehr Passagiere auf deutschen Flughäfen
Zum ersten Mal seit dem Jahr 2000 hat die Zahl der Ein- und Aussteiger auf den
deutschen Flughäfen insgesamt wieder zugenommen. Das Fluggastaufkommen lag
mit 142,3 Millionen Passagieren knapp unter dem Rekord des Jahres 2000 mit 143
Millionen Passagieren. Im Vorjahresvergleich ergab sich ein Plus von 5,6 Prozent.
Die sieben größten deutschen Flughäfen im Vergleich
Der folgende Bericht beschränkt sich in seinem Vergleich auf die sieben größten
deutschen Flughäfen Frankfurt, München, Düsseldorf, Berlin-Tegel, Hamburg,
Köln/Bonn und Stuttgart.
Frankfurt mit Abstand größter
deutscher Flughafen
Der Flughafen Frankfurt am Main - eines der bedeutenden Luftfahrtdrehkreuze in
der europäischen Luftfahrt - konnte seine unangefochtene Spitzenposition mit 48
Millionen Ein- und Aussteigern unter den deutschen Flughäfen behaupten, musste
aber, wie in den letzten beiden Jahren, leichte Verluste von 0,1 Prozent verzeichnen.
Auffallend ist bei allen deutschen Flughäfen der Knick bei den Passagierzahlen im
Jahr 1991. Eine Folge des Golfkrieges, unter der besonders der Frankfurter Flughafen mit einem großen Anteil an Fluggästen vom und ins Ausland zu leiden hatte.
Auf Rang 2 folgt der Flughafen München, der seit der Inbetriebnahme an dem neuen
Standort im Erdinger Moos im Jahre 1992 ein stetiges Wachstum aufweist, bis auf
einen kleinen, konjunkturbedingten Rückgang im Jahr 2001. Gegenüber dem Vorjahr konnten die Passagierzahlen auf fast 24 Millionen gesteigert werden, ein Plus
von 4,7 Prozent.
206
Abbildung 1: Passagiere insgesamt der
sieben größten deutschen Flughäfen
seit 1960
Passagiere
in Mio.
50
45
Frankfurt
40
35
30
München
25
20
Düsseldorf
15
Stuttgart
10
5
0
1960 65 70 75 80 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 2003
Hamburg
Köln/Bonn
Berlin-Tegel
Quelle: Statistisches Bundesamt
Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt
Hauptbeiträge
Düseldorf mit stärkstem Rückgang der
Passagierzahlen
Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 8/2004
Den größten Rückgang im Passieraufkommen der sieben bedeutendsten Flughäfen
musste Düsseldorf hinnehmen. Mit mehr als 14,1 Millionen Passagieren im Jahr 2003
liegt Düsseldorf zwar noch immer auf Platz 3, hat aber gegenüber dem Rekordjahr
2000 fast 2 Millionen Fluggäste verloren. Die anderen Großflughäfen verbuchten
wegen der schwachen Konjunktur in den Jahren 2001 und 2002 zwar ebenfalls
weniger Passagiere, konnten aber im letzten Jahr, bis auf Frankfurt, wieder steigende Passagierzahlen vermelden.
Berlin-Tegel und Hamburg liefern sich schon seit 1975 ein Kopf-an-Kopf-Rennen um
Platz 4 in den Ranglisten der größten deutschen Verkehrsflughäfen. Hamburg verlor in den Jahren 2001 und 2002 mehr Passagiere als Berlin-Tegel und konnte trotz
einer Steigerung der Ein- und Aussteiger um 6,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr
auf 9,3 Millionen Fluggäste die 10-Millionen-Marke nicht erreichen, die der Flughafen Berlin-Tegel mit 11 Millionen Passagieren zum zweiten Mal nach dem Jahr 2000
überspringen konnte. Dies bedeutet eine Steigerung um 12,5 Prozent gegenüber
dem Jahr 2001.
Stuttgart verliert einen Platz - nun auf
Rang 7
Der Flughafen Stuttgart musste zum ersten Mal seinen Rang als sechstgrößter Verkehrsflughafen in Deutschland gemessen an dem Passagieraufkommen an den Flughafen Köln/Bonn abgeben. Trotz einer Steigerung von 4,5 Prozent im Vergleich zum
Vorjahr und 7,4 Millionen Passagieren konnten die Stuttgarter ihren sechsten Platz
nicht halten. Köln/Bonn als Heimatflughafen der Billigflieger germanwings und
Hapag-Lloyd Express erhöhte seine Fluggastzahlen um 45,1 Prozent auf 7,7 Millionen. Nur ein Jahr nach ihrem Start gelten diese beiden Fluggesellschaften als regelrechte Wachstumstreiber. Jeder zweite Passagier, der von Köln/Bonn zu kleinen Preisen attraktive europäische Ziele ansteuern wollte, bediente sich der beiden
Low-Cost-Airlines.
207
Ein- und Aussteiger innerhalb Deutschlands
Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden erfasst die Passagierdaten der 18 größten
Flughäfen in Deutschland seit 1960 differenziert nach dem Ein- und Ausstiegsort der
Fluggäste. Damit lassen sich Vergleiche bezüglich der Fluggastzahlen im Inlands- und
Auslandsverkehr durchführen.
Im Verkehr zwischen den deutschen Flughäfen wurde im Jahr 2003 ein Zuwachs um
3,9 Prozent auf 42,4 Millionen Passagiere registriert. Ein Jahr zuvor zählte man 40,8
Millionen ein- und aussteigende Fluggäste innerhalb Deutschlands.
Setzt man die Passagierzahlen von 1960 aller Flughäfen auf den Wert 100, und
bezieht die Veränderungen der Folgejahre immer auf diesen Wert, so können die
relativen Wachstumsraten der Flughäfen miteinander verglichen werden (Abbildungen 2 und 3).
München vor Köln/Bonn und Stuttgart
bei den innerdeutschen Passagierzuwächsen
Im innerdeutschen Flugverkehr (d.h. der Ein- und Ausstiegsort der Passagiere liegen
innerhalb Deutschlands) haben bezüglich des Passagierwachstums die Flughäfen
München und Köln/Bonn die Nase vorn. Auf beiden Flughäfen stiegen die Fluggastzahlen im Jahr 2003 gegenüber dem Jahr 1960 um das 23fache. Bis zum Jahr
1996 lieferten sich beide Flughäfen ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen um die höchsten Zuwachsraten im innerdeutschen Flugverkehr. In den darauf folgenden Jahren
konnte Köln/Bonn mit der Entwicklung des Flughafens München nicht mehr mithalten. Erst durch den verstärkten Einsatz der Billigflieger konnte Köln/Bonn im Jahr
2003 wieder zu München aufschließen.
Auf Platz 3 liegt unangefochten der Flughafen in Stuttgart. Im Jahr 2003 buchten
16mal so viele Passagiere Stuttgart als Start- oder Zielflughafen für einen Flug innerhalb Deutschlands als noch im Jahr 1960.
Hauptbeiträge
Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 8/2004
Auf allen Verkehrsflughäfen in Deutschland zusammen stieg das Passagierwachstum von Fluggästen, die von einem deutschen Flughafen zu einem Flughafen in
Deutschland flogen in der Zeit von 1960 zu 2003 um das 9fache an.
Abbildung 2: Relatives Passagierwachstum im Inlandsverkehr seit 1960
1960 = 100
25
München
20
Stuttgart
15
Düsseldorf
10
5
Insgesamt
0
1960 65 70 75 80 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 2003
Hamburg
Köln/Bonn
Frankfurt
Berlin-Tegel
Quelle: Statistisches Bundesamt
Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt
208
Ein- und Aussteiger außerhalb Deutschlands
99,9 Millionen Passagiere starteten im Jahr 2003 von deutschen Flughäfen zu einer
Reise ins Ausland, oder kamen von ausländischen Flughäfen in Deutschland an.
Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies ein Plus von 6,3 Prozent.
Abbildung 1: Relatives Passagierwachstum im Auslandsverkehr seit 1960
1960 = 100
90
80
70
Stuttgart
60
50
40
Insgesamt
30
Düsseldorf
20
München
10
0
1960 65 70 75 80 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 2003
Hamburg
Köln/Bonn
Frankfurt
Berlin-Tegel
Quelle: Statistisches Bundesamt
Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt
Hauptbeiträge
Berlin-Tegel mit enormem Aufschwung
seit dem Fall der Mauer
Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 8/2004
Die Öffnung der Berliner Mauer im Jahr 1990 bescherte dem Flughafen Berlin-Tegel
einen ungeheuren Aufschwung bei den Passagierzahlen im Auslandsverkehr. Viele
Personen nutzten das neue Angebot, ins (westliche) Ausland fliegen zu dürfen. Mit
4,8 Millionen Passagiere im Jahr 2003, die aus dem Ausland kamen, oder ins Ausland flogen, hat sich das Fluggastaufkommen in Berlin-Tegel seit dem Jahr 1960 auf
das 85fache gesteigert.
Stuttgart konnte lange Zeit den zweiten Platz behaupten, bis im Jahr 1995 die Startund Landebahn ausgebaut werden musste, bei dem für rund zwei Monate auf einer
Ausweichpiste nur ein eingeschränkter Flugbetrieb, vor allem für die Langstreckenflüge ins Ausland, möglich war. Der Rückgang wurde aber im darauf folgenden Jahr
schon wieder mehr als wettgemacht, und im Jahr 2003 wurden 53mal so viele Auslandspassagiere gezählt als noch 1960.
Neue Chance für Stuttgart als Touristikdrehkreuz
Stuttgart seit Herbst 2003 größtes
Touristikdrehkreuz Deutschlands
Im Herbst 2003 wurde der Flughafen in Stuttgart im Winterflugplan immer mehr
zum größten Touristikdrehkreuz Deutschlands ausgebaut. An vier Wochentagen
brachte die Fluggesellschaft Hapag-Lloyd bis zum Ende des Winterflugplanes morgens ihre Passagiere sternförmig aus ganz Deutschland zum Stuttgarter Flughafen.
Hier wurden sie samt Gepäck neu sortiert und wiederum sternförmig je nach Reiseziel auf die Ferienflieger in den Süden verteilt. Am Abend geschah das Ganze in
der Gegenrichtung. An Spitzentagen passierten, allein aus dem Segment der Billigflieger, bis zu 2500 Passagiere das Drehkreuz Stuttgart. Im Sommerflugplan entfällt
allerdings wegen des höheren Passagieraufkommens der Zwischenstopp in Stuttgart, die Fluglinien steuern ihre Reiseziele im Süden Europas dann direkt an.
Billigflieger bescheren Stuttgart seit
November 2003 fast 20 % Zuwachs
Für das Passagierwachstum des Stuttgarter Flughafens im Gesamtjahr sorgten vor
allem die beiden letzten Monate November und Dezember des Jahres 2003, in denen
jeweils fast 20 Prozent mehr Fluggäste als in den jeweiligen Vergleichsmonaten des
Jahres 2002 von und nach Stuttgart flogen. Von Stuttgart aus fliegen seit dem Winterflugplan im Segment der Low-Coast-Airlines Hapag-Lloyd-Express (zum TUI-Konzern gehörend), Air Berlin, dba und germanwings (eine Tochter der Lufthansa AG).
Köln/Bonn konnte schon das ganze Jahr 2003 von dem Erfolg der Billigflieger profitieren.
Rangplatz 6 der deutschen Verkehrsflughäfen für Stuttgart wieder in Reichweite
Für das laufende Jahr 2004 wird in Stuttgart aber mit einem überdurchschnittlichen
Wachstum von etwa fünf bis zehn Prozent mehr Passagieren, und eine Rückkehr auf
Platz 6 in der Rangliste der deutschen Verkehrsflughäfen gerechnet. Im ersten Halbjahr 2004 gab es schon ein Plus von 716 000 Fluggästen, eine Steigerung um 21,4
Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2003. Der Anteil der Günstiganbieter könnte sich dann von derzeit 12 Prozent auf bis zu 20 Prozent am Gesamtverkehr steigern.
Nach vier Jahren Bauzeit wurde im März dieses Jahres das 150 Millionen Euro teure
neue Terminal 3 des Stuttgarter Flughafens eröffnet. Damit kann die Kapazität von
acht auf 12 Millionen Passagiere jährlich gesteigert werden.
209

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