SS 2010 - Universität Bonn

Transcrição

SS 2010 - Universität Bonn
Rheinische
Friedrich
Wilhelms-Universität
Bonn
•
Institut
für
Orient-
und
Asienwissenschaft Modul
„Zeitgenössische
Kunst
im
Kontext
islamischer,
süd-
und
ostasiatischer
Kulturen“
SS
2010
Skript
zur
Veranstaltung
Dozenten:
Anne
Hartig,
M.A.
Kenji
Nishino,
M.A.
Daniel
Redlinger,
M.A.
Modulleitung:
Daniel
Redlinger
Vorbemerkung:
Die
im
Skript
enthaltenen
Informationen
sollen
Ihnen
als
Erinnerungsstütze
aber
auch
bei
der
Vorbereitung
zur
Klausur
helfen.
Neben
diesem
Skript
sollten
sie
auch
das
separat
erhältliche
Bildmaterial
zu
der
Veranstaltung
zur
Vor-
und
Nachbereitung
nutzen.
Das
Skript
orientiert
sich
am
Verlauf
des
Unterrichts,
kann
und
soll
aber
nicht
den
Besuch
des
Moduls
ersetzen.
Wer
regelmäßig
an
den
Lehrveranstaltungen
teilgenommen
hat,
wird
die
hier
aufgeführten
Zusammenhänge
besser
nachvollziehen
können.
Viele
Hintergrundinformationen,
die
für
das
Verständnis
der
Materie
nützlich
sind,
sind
in
diesem
Skript
nicht
enthalten.
Daneben
enthält
das
Skript
Literaturhinweise.
Sie
sind
für
sie
als
weiterführende
Lektüre
gedacht,
falls
sie
sich
über
ein
Thema
vertiefend
informieren
wollen.
Für
die
Klausur
ist
es
nicht
nötig,
dass
sie
von
dieser
Literatur
Gebrauch
machen,
alle
relevanten
Informationen
sind
im
Skript
enthalten.
Allerdings
gehört
es
zum
wissenschaftlichen
Arbeiten,
mit
der
relevanten
Literatur
vertraut
zu
sein
–
sie
sollten
also
für
die
Klausur
auch
die
Literaturhinweise
aufmerksam
lesen.
Wörter
in
den
Fachsprachen
Arabisch,
Devanageri,
Japanische
etc.
müssen
sie
in
der
Regel
nicht
zwingend
kennen,
Ausnahmen
sind
Fachtermini.
Diese
erkennen
sie
an
der
kursiven
Schreibweise.
Diese
kursiv
geschriebenen
Begriffe
können
in
der
Klausur
prüfungsrelevant
sein.
20.04.
-
Fachgeschichte
Islamische
Kunstgeschichte
(Redlinger)
Literaturhinweis:
GIERLICHS,
Joachim
/
Annette
HAGEDORN
(2004):
Islamische
Kunst
in
Deutschland.
Mainz
am
Rhein:
von
Zabern.
[AIK:
3(2)164]
Obwohl
sich
die
Islamischen
Kunstgeschichte
erst
im
20.
Jahrhunderts
als
eigenständige
wissenschaftliche
Disziplin
an
den
Universitäten
etablieren
konnte,
lag
der
Grundstein
für
das
Interesse
an
dieser
außereuropäischen
Kunst
schon
weitaus
früher.
Exklusive
Objekte
aus
der
islamischen
Welt
gelangten
schon
seit
dem
frühen
Mittelalter
als
Gesandtschaftsgeschenken,
Raub-
und
Beutegüter,
Handelswaren
oder
als
Teil
einer
islamisch-europäischen
Kunsttradition,
wie
in
Süditalien
nach
Europa.
Ein
großer
Teil
dieser
Objekte
wurden
Bestandteil
von
höfischen
oder
kirchlichen
Schatzkammern.
Trotz
dieses
regen
Kontakts
mit
islamischen
Objekten
in
Europa
setzte
man
sich
hier
erst
am
dem
18.
Jahrhundert
inhaltlich
mit
dieser
Kunst
auseinander.
Erster
Ausdruck
dieses
Interesse
war
jedoch
keine
akademische
Erschließung,
sondern
eine
Adaption
von
orientalischen
oder
als
orientalisch
empfundenen
Formen,
Lebensweisen
oder
künstlerischen
Formen.
Beispiel
dieser
Übernahme
von
zumeist
idealisierten,
als
fremd
und
exotisch
empfundene
Kunst
war
die
Türkenmode
bei
der
sich
europäische
Künstler
in
phantasievoller
Art
mit
dem
Thema
des
islamischen
Orients
beschäftigten
(Stichwort
Orientalismus).
Ab
dem
19.
Jahrhundert
erscheinen
die
ersten
Überblickswerke
zur
islamischen
Architektur.
So
zum
Beispiel
einige
deutschsprachige
Lexika
und
Enzyklopädien,
wie
die
Brockhausausgabe
von
1833,
das
Mayers
Konversationslexikon
oder
1811
von
Jean
Chardins
Voyage
en
Perse,
1837-8,
die
Monographie
von
Pascal
Costes
zur
Architektur
Kairos
und
von
Owen
Jones
1842-5
ein
mehrbändiges
Werk
über
die
Alhambra.
Zu
nennen
sind
in
diesem
Zusammenhang
auch
Überblickswerke
über
islamische
Architektur
von
Anton
Springers
von
1857
oder
die
Monographie
von
Julius
Franz-Pasha
(1887).
Im
Unterricht
wurde
hierzu
am
Beispiel
des
Konversationslexikon
von
1960
demonstriert,
wie
die
islamische
Architektur
zumeist
unter
undifferenzierten
Sammelbegriffen
(z.B.
„Mohammedanischen
Stil“)
zusammengefasst
wurde
ohne
dabei
auf
ihren
regionalen
Charakter
näher
einzugehen.
Einen
anderen
Ansatz
sich
mit
dem
Phänomen
islamische
Kunst
zu
beschäftigten
hatten
die
deutschen
Vertreter
der
Kunstgewerbebewegung,
die
sich
mit
islamischer
Kunstwerken
in
ihrer
praktischen
Arbeit
beschäftigten.
Die
Kunstgewerbebewegung
in
Deutschland
knüpfte
dabei
stark
an
die
englische
um
William
Morris
und
den
South
Kensington
Circle
an.
Ziel
der
Kunstgewerbebewegung
war
es,
dass
durch
das
Studium
dieser
nichteuropäischen
Objekte
die
deutschen
Kunsthandwerker,
ihre
künstlerischen
Fähigkeiten
verbessern,
die
eigene
Kunst
zeitgemäß
angepasst
und
um
verschiedene
Techniken
und
Objektformen
erweitert
werden
sollte.
Dieses
Ziel
wurde
von
Julius
Meyer
1867
im
Rahmen
der
Weltausstellung
in
Paris
formuliert,
nachdem
hier
islamische
Kunst
der
Öffentlichkeit
präsentiert
wurde.
Ab
diesem
Zeitpunkt
eröffneten
eine
Reihe
von
Kunstgewerbemuseen
von
denen
einige
eine
Reihe
von
islamischen
Exponaten
beinhalten.
Seit
Ende
des
19.
Jahrhundert
etablierte
sich
eine
wissenschaftliche
Auseinandersetzung
und
daraus
aufbauend
akademische
Disziplinen,
wie
zum
Beispiel
die
islamische
Archäologie,
die
sich
mit
der
islamischen
Kunst
in
allen
ihren
Aspekten
auseinandersetzten.
In
Folge
dieser
Entwicklung
entstanden
eine
Reihe
von
Lehrstühlen
und
Museen,
wie
dem
Berliner
Museum
für
Islamische
Kunst
(1904).
Eine
richtungsweisende
Publikation
lieferte
1883
Alois
Riegel
mit
Stilfragen:
Grundlegung
zu
einer
Geschichte
der
Ornamentik.
Als
wichtiger
Impusgeber
für
wissenschaftliche
Arbeiten
im
Bereich
der
Islamischen
Kunstgeschichte
diesen
bis
heute
immer
wieder
große
Ausstellung
zu
Themen
der
Islamischen
Kunst,
wie
zum
Beispiel
die
Ausstellung
Festival
des
Islams
von
1976
in
London.
Neben
dieser
Etablierung
als
Forschungsdisziplin
setzten
sich
eine
Reihe
von
Künstlern
und
Architekten
mit
der
islamischen
Kunst
als
Inspirationsquelle
auseinander.
So
unter
anderem
Macke,
Marc,
Matisse,
Kadinsky,
Walter
Gropius,
Le
Corbusier
und
Vertreter
des
Bauhaus.
21.04.
-
Fachgeschichte
Ostasiatische
Kunstgeschichte
(Nishino)
Literaturhinweise: Mostow (2003): Gender and Power in the Japanese Visual Field. Napier (2008):
From Impression to Anime
Abbildungen: Hokusai – die Woge (1831) / Anonym – die Welle (Ende 19. Jhrd.) / Hokusai – KabukiTheater (Anfang 19. Jhrd.) / Hiroshige – der Naruto Whirpool / Sanyô – Hello Kitty Wallpaper (2010) /
Yûjo und Buddhisten (E-Maki) (Kamakura-Zeit) / Hokusai – Taucherin und saugende Oktopoden
(1842)
Der Beginn der künstlerischen Auseinandersetzung mit Japan ist besonders auf die zweite Hälfte des
19. Jahrhunderts zu datieren und geht einher mit der Grenzöffnung Japans nach einer
Isolationspolitik, die ca. 250 Jahre andauerte. Mit diesem Schritt betrat Japan die Bühne des
internationalen modernen Austauschs.
Auf der einen Seite wurden von Europa (Frankreich im Speziellen) japanische Artikel und Kuriosa in
Massen konsumiert und das Wissen darum aktiv verbreitet (siehe „Le Japon Artistique“ von Samuel
Bing). Es formte sich ein Japanbild, das den Bedürfnissen, Wünschen und Träumen eines Europas
entsprach, das die Vor- und Nachteile des Industriezeitalters schon erkannt hatte. Besonders die
Kunstlandschaft des Westens erlebte revolutionäre Umbrüche, die sich im Schaffen von Künstlern wie
Van Gogh, Monet oder Whistler manifestierten. Die Zeit um die Jahrhundertwende war die
Geburtsstunde des Impressionismus, Bauhaus oder der Art Noveau. Diese Gattungen entstanden aus
einem Gefühl der künstlerischen Stagnation; es wurde nach neuen visuellen Räumen gesucht. Daher
gilt die japanische Kunst als einer der Katalysatoren der europäischen Moderne, die neue
Darstellungsspielräume und Perspektiven bot, wie beispielsweise die dekorative Flächigkeit der Art
Noveau.
Auf der anderen Seite jedoch darf man nicht denken, dass es zu einer einseitigen Rezeption
japanischer Kultur gekommen sei, denn auch Japan selbst hat zur Vermittlung eines speziellen Bildes
beigetragen. Die Selbstdarstellungen Japans auf den internationalen Weltausstellungen, allen voran
die Wiener Ausstellung 1873, waren dominiert von Kirschblütendesigns, Zengärten und
Teezeremonien. Die Präsentation als Kulturmacht und reizvolle Alternative zur europäischen Kultur
haben selbstverständlich den europäischen Japan-Konsum unterstützt, gesteigert und teils wohl auch
initiiert.
An dieser Stelle kann bereits der moderne Begriff der „Soft Power“ angewandt werden. Hierbei
handelt es sich um ein Pendant zu wirtschaftlicher Macht. "Soft Power“ bezeichnet eine Art kulturelle
Anziehungskraft, die, anders als „hard power“, verführerischer ist. (Salopp könnte man vom
„Coolheitsfaktor“ eines Landes/einer Kultur sprechen.)
Auch heute ist die Rezeption japanischer Kunst und Kultur auf einem Hochpunkt (Rezeption von
Manga, Anime, fernöstliche Philosophie, Esskultur, ect.), doch mittlerweile wurden verschiedene
Methoden entwickelt, um die Beziehung zwischen Objekt und Rezipienten zu untersuchen.
Seit längerem wird das (westliche) Phänomen des Orientalismus in unterschiedlichen Disziplinen
untersucht, doch erst seit kurzem findet es vermehrt Eingang in der Untersuchung japanischer Kunst.
Neuere Veröffentlichungen befassen sich unter anderem mit dem westlichen Japanbild,
sozialwissenschaftlichen Komponenten oder Gender/Queer Studies. Lange schreckte die
Kunstgeschichte vor einer solchen Herangehensweise zurück, da durch die Konzentration auf die
Methoden die Grenze zwischen Kunst (der Hochkultur) und anderen Bildmedien verschwimmt und die
„traditionelle“ Kunstgeschichte somit ihr Monopol aufgeben muss. In Japan hat sich daher die
Beschäftigung mit Kunst in modern / 近 代 (Wissenschaftler) und zeitgenössisch / 現在 (KunstKritiker) dichotomisch aufgespalten. Diese Unterteilung soll für unser zukünftiges Handeln keinen
Bestand haben.
Dies und die wechselseitige Wirkung und Rezeption von Europa und Japan werden in dieser Stunde
bereits Gegenstand einer ersten Demonstration sein.
23.04.
-
Fachgeschichte
Indische
Kunstgeschichte
(Hartig)
Mitter (1977): Much maligned monsters // Guha-Thakurta (2004): Monuments, objects, histories
Die
Rezeption
der
südasiatischen
Kunst
und
Kultur
im
Westen
hat
sich
im
Lauf
der
Jahrhunderte
extrem
verändert
und
schlug
in
den
letzten
Jahren
zu
einem
regelrechten
Boom
um.
Kunst
aus
Südasien,
besonders
Moderne
und
Zeitgenössische
Kunst,
rückt
immer
mehr
ins
Blickfeld
der
Kunsthistoriker
und
wird
der
Öffentlichkeit
in
groß
angelegten
Ausstellungen
präsentiert
(“Indian
Highway”,
“Chalo
India”,
“The
Empire
Strikes
Back”).
Auch
am
Kunstmarkt
lässt
sich
dieser
Trend
deutlich
ablesen,
so
ist
der
Umsatz
Moderner
und
Zeitgenössischer
Südasiatischer
Kunst
in
den
letzen
10
Jahren
um
das
50
fache
gestiegen.
Dieses
anwachsende
Interesse
an
zeitgenössischer
Kunst
ist
nicht
nur
im
Westen,
sondern
auch
in
Südasien
zu
bemerken.
So
wurde
im
Jahr
2008
eine
Messe
für
Zeitgenössische
Kunst
in
Delhi
ins
Leben
gerufen
(India
Art
Summit),
Anfang
2009
ein
Anbau
der
National
Gallery
of
Modern
Art
(NGMA)
in
Delhi
eröffnet
und
für
das
Jahr
2013
ist
die
Fertigstellung
und
Eröffnung
des
Kolkata
Museum
of
Modern
Art
(KMoMA)
geplant.
Dieser
Boom
basiert
auf
einem
über
Jahrhunderte
stattfindenden
Transfer
und
gegenseitiger
Beeinflussung.
Bereits
im
Mittelalter
gab
es
Reisende,
die
das
Bild
Südasiens
im
Westen
nachhaltig
bestimmten.
Geprägt
von
der
christlichen
Kultur
wurden
südasiatische
Götterdarstellungen
als
"teuflisch"
empfunden
und
beschrieben.
In
den
westlichen
Bildern,
die
südasiatische
Götterdarstellungen
zeigen,
spiegelt
sich
dies
z.B.
durch
die
Verwendung
von
teufel-
oder
dämonenhaften
Attributen
wieder.
Gegen
Ende
des
18.
Jahrhunderts
änderte
sich
unter
den
Auswirkungen
der
Aufklärung
auch
die
Rezeption
der
südasiatischen
Kultur.
Visuell
manifestierte
sich
dies
im
19.
Jahrhundert
in
den
romantisierenden
Darstellungen
westlicher
Künstler
(W.
Hodges)
die
unter
dem
Einfluss
des
Picturesque
entstanden
(siehe
Stunde
zu
Malerei).
Auch
wurden
südasiatische
Künstler,
die
Beamten
der
East
India
Company
auf
Expeditionen
begleiteten,
in
westlichen
Maltechniken
ausgebildet
(Company
Painting).
Diese
Bilder,
ebenso
wie
Photographien
(seit
ca.
1840),
wurden
von
der
Company
als
Hilfsmittel
der
Dokumentation
und
von
Reisenden
als
Mitbringsel
und
Erinnerungsobjekte
verwendet.
Im
Jahr
1784
gründete
William
Jones
die
Asiatic
Society,
die
zu
einem
Zentrum
des
geistigen
Austausches
und
ein
"Archiv"
für
die
von
den
Reisenden
gesammelten
Informationen
wurde.
Kulturwissenschaftliches
Interesse
führte
zu
einer
Auseinandersetzung
mit
den
Sprachen
und
den
Religionen
Südasiens.
Obwohl
die
darstellende
Kunst
und
Architektur
Südasiens
zwar
für
ihre
Form
bewundert
wurde,
fand
sie
zu
diesem
Zeitpunkt
noch
keinen
Eingang
in
den
damaligen
wissenschaftlichen
Diskurs.
Erst
mit
der
Gründung
des
Archaeological
Survey
of
India
im
Jahr
1861
durch
Alexander
Cunningham
und
mit
der
Veröffentlichung
einer
Geschichte
der
Südasiatischen
Kunst
("The
History
of
Indian
and
Eastern
Architecture")
von
James
Fergusson
im
Jahr
1876
entwickelte
sich
die
wissenschaftliche
Disziplin
Südasiatische
Kunstgeschichte.
Obwohl
es
im
Westen
eine
Faszination
für
die
”indische
Geisteswelt”
gab,
übte
die
darstellende
Kunst
Südasiens
nur
peripheren
Einfluss
auf
die
westliche
Moderne
aus
(Owen
Jones,
William
Morris,
Arts
&
Craft
Bewegung).
Die
Repräsentation
Südasiens
im
Westen,
z.B.
auf
Weltausstellungen,
erfolgte
aufgrund
der
politischen
Situation
durch
die
Kolonialmacht
England.
Zu
Beginn
des
20.
Jahrhunderts
bildete
sich
in
Südasien
eine
vom
Westen
beeinflusste
und
gleichzeitig
auf
die
eigene
Tradition
berufende
Kunst
aus.
Künstler
konnten
sich
an
Akademien
in
Südasien
ausbilden
lassen,
nur
wenigen
war
es
möglich
in
Europa
zu
studieren.
Auch
im
Bereich
der
Kunstliteratur
setzten
sich
zu
Beginn
des
20.
Jahrhunderts
südasiatische
Autoren
durch
(Rabindranath
Tagore,
A.
K.
Coomaraswamy).
Besonders
die
Unabhängigkeitsbewegung
hinterließ
in
der
Kunst
und
in
der
Kunstliteratur
ihre
Spuren.
Im
Westen
wurden
diese
und
folgende
Bewegungen
in
der
Kunst
Südasiens
kaum
wahrgenommen,
erst
in
den
letzten
Jahren
rückte
mit
der
Globalisierung
und
dem
ökonomischen
Erstarken
Südasiens
die
Moderne
und
Zeitgenössische
Kunst
Südasiens
wieder
stärker
in
das
Blickfeld
des
Westens.
27.04.
–
Methode
Islamische
Kunstgeschichte
(Redlinger)
Literaturhinweise:
BELTING,
Hans
(Hrsg.)
(2008):
Kunstgeschichte.
Eine
Einführung.
Berlin:
Dietrich
Reimer.
HELD,
Jutta/Schneider,
Norbert
(2007):
Grundzüge
der
Kunstwissenschaft,
Gegenstandsbereiche
–
Institutionen
–
Problemfelder.
Köln:
Böhlau
Verlag.
In
dieser
Stunde
wurden
an
Hand
einiger
ausgewählter
Beispiele
die
methodischen
Ansätze
der
Islamischen
Kunstgeschichte
diskutiert,
die
besonders
historische
Objekte
untersucht.
Die
Islamische
Kunstgeschichte
wird
häufig
von
Vertretern
angrenzender
Fachbereiche
als
methodenunbewusstes
oder
-ferndes
Disziplin
verstanden.
Diese
Einordnung
geht
aber
von
dem
Verständnis
aus,
dass
das
Fach
eine
oder
mehrere
klar
umrissene
Arbeitsfelder
und
Inhalte
hat.
Die
Vielschichtigkeit
und
methodische
Durchlässigkeit
des
Faches
führte
dazu,
dass
bisher
keine
strikten
methodischen
Festlegungen
oder
die
Diskussion
um
eine
Methodenbildung
innerhalb
der
Islamischen
Kunstgeschichte
als
notwendig
erachtet
wurden.
Es
existieren
keine
Textbooks
oder
Reader,
die
die
Methoden,
Methodendiskussionen
und
einen
Überblick
über
die
Themenschwerpunkte
bieten.
Besonders
die
Islamische
und
die
Indische
Kunstgeschichte
legen
zum
Beispiel
im
deutschsprachigen
Raum
ihren
Forschungsschwerpunkt
auf
einen
historischen
Ansatz.
Dies
kann
auf
die
besondere
historisch
gewachsene
Bedeutung
der
Archäologie
für
diese
Fächer
im
Zusammenhang
mit
der
Fach
Exegese
zurückgeführt
werden.
Die
Islamische
Kunstgeschichte
lässt
sich
daher
in
die
heute
oft
notwendig
erscheinende
Einordnung
in
wissenschaftliche
Paradigmen
und
die
damit
verbundenen
Bewertungsschemata
kaum
eingliedern.
Das
Fach
zum
Beispiel
der
europäischen
Kunstgeschichte
oder
einer
Philologie
zuordnen
zu
können
erscheint
daher
schwierig.
Der
Schwerpunkt
der
Islamischen
Kunstgeschichte
liegt
in
der
Erforschung
der
islamischen
Kultur.
Unter
dem
Begriff
Kultur
werden
in
der
Islamischen
Kunstgeschichte
zum
einen
kulturrelevante
Erscheinungsformen
und
Manifestationen
untersucht,
aber
auch
gesellschaftliche
und
religiöse
Praktiken
und
Prozesse
in
die
Betrachtung
mit
einbezogen.
Hinzu
kommen
die
Analyse
von
nonverbalen
Kommunikationsstrukturen
und
sinnstiftender
Mechanismen.
Weitere
Schwerpunkte
sind
die
Entschlüsselung
von
gesellschaftlichen,
kosmologischen
und
überirdischen
Ordnungsprinzipien.
Ein
weiteres
wichtiges
Feld
der
Forschung
sind
Inszenierungsprozesse
von
Herrschaft
und
Kulthandlungen.
Kunst
wird
als
Teil
eines
kulturellen
Prozesses
oder
als
eine
seiner
Ausdrucksformen
verstanden.
Kunst
ist
dabei
nicht
das
primäre
Gegenstandsfeld
der
Islamischen
Kunstgeschichte
sondern
ein
Teil
eines
gesellschaftlichen
Schaffens.
Hinzu
kommt,
dass
der
Kunstbegriff
in
jedem
kulturellen
Bereich
anders
definiert
werden
muss
und
keiner
allgemein
gültigen
Definition
folgt.
Die
materielle
Kultur
bildet
den
Ausgangspunkt
oder
die
Hauptquelle
für
kulturrelevante
Fragestellungen.
Zur
materiellen
Kultur
gehören
die
Architektur,
Skulpturen,
Malerei,
Numismatik,
Buchkunst
oder
Objekte
der
Kleinkunst,
wie
Textilien,
Elfenbeine,
Keramik,
Metallarbeiten.
Das
Objekt
und
seine
Funktion
wird
dabei
zum
Einen
in
seinen
kulturspezifischen
Kontext
gestellt.
Zum
Zweiten
werden
aus
ihm
heraus
kulturrelevante
Informationen
gezogen.
Nicht
zuletzt
auf
Grund
der
Masse
an
unerschlossenem
Material
ist
die
Stilanalyse
mit
dem
Ziel
der
Datierung
und
Zuordnung
ein
wichtiger
Bestandteil
der
Untersuchung
von
materieller
Kultur
aus
der
islamischen
Welt.
Erst
auf
der
Grundlage
der
gesicherten
stilistischen
Einordnung
und
Datierung
der
Objekte
ist
es
möglich
sie
in
einen
Kontext
einzufassen
oder
allgemein
gültige
Informationen
von
ihnen
abzuleiten.
Die
Kriterien
der
stilistischen
Einordnung
unterscheiden
sind
zum
Teil
stark
von
denen
der
europäischen
Kunstgeschichte
da
sie
für
die
besonderen
Erfordernisse
der
jeweiligen
Gegenstandsbereiche
und
kulturellen
Räume
angepasst
werden
müssen.
Als
wichtigste
methodische
Ansätze
dienen
bei
der
Bearbeitung
der
Objekte
die
Beschreibung,
die
stilistische
Einordnung
und
die
ikonographische
Zuordnung.
In
Jüngster
Zeit
kommen
jedoch
auch
Methoden
aus
angrenzenden
Fächern,
wie
den
visual
studies,
cultural
studies
oder
postcolonial
studies
zum
tragen.
28.04.
-
Methode
Ostasiatische
Kunstgeschichte
(Nishino)
Literaturhinweise: BELTING et al. (2003): Kunstgeschichte – Eine Einführung. Berlin: Dietrich Reimer
Verlag / Mostow et al. (2003): Gender and Power in the Japanese Visual Field. Honolulu: University
of Hawai'i Press.
In dieser Stunde wurden anhand von Beispielen einige Methoden (Strukturanalyse, Stilanalyse,
Kunstsoziologie, Gender Studies) der Ostasiatischen Kunstgeschichte erarbeitet.
Der erste Schritt, an ein Objekt heranzugehen besteht aus der Beschreibung dessen. Dabei gilt es
einige Konventionen beizubehalten, die uns helfen auf einer vergleichbaren Ebenen miteinander zu
kommunizieren. Die deskriptive Aufnahme eines Objekts ist unlängst selbst zu einer Methode
geworden, die sich als die Strukturanalyse/Formanalyse bezeichnet. Sie versucht das Objekt aus sich
selbst heraus anhand der genauen Beschreibung zu erfassen und einzelne Elemente zu beleuchten.
Die Gefahr, die mit einer Strukturanalyse einhergeht, ist die Isolierung des Kunstwerks aus dem
kunstgeschichtlichen Kontext. Diesem versucht die Stilanalyse entgegenzuwirken, die das Werk in
eine zeitliche Abfolge künstlerischen Wirkens setzt. Anhand der Kategorie des „Stils“ wird das
Kunstobjekt nun nicht mehr als Einzelwerk betrachtet, sondern als Werk, das spezifische
Eigenschaften mit einer Gruppe von Werken teilt. Das Kunstobjekt wird innerhalb der Stilanalyse nicht
mehr als eine eigene Welt betrachtet, sondern als ein Medium, das dem Betrachter etwas mitteilt. Die
Grenzen zwischen Strukturanalyse und Stilanalyse können theoretisch eindeutig getrennt werden,
doch in der praktischen Anwendung verlaufen die Grenzen häufig fließend ineinander über.
Doch wir müssen uns nun die Frage stellen, ob diese Analysemethoden der klassischen
Kunstgeschichte bereits ausreichen. Auch wenn an dieser Stelle Ikonographie, Ikonologie und
kunstgeschichtliche Hermeneutik ausgelassen wurden, so stellt sich dennoch die Frage nach
Methoden die die Kunstgeschichte mit einschließen und vielleicht sogar über sie hinausgehen.
Ein Ansatz wäre die Kunstsoziologie, die das Bild, den Künstler oder den Auftraggeber in einen
gesellschaftlichen Kontext setzt. Das Kunstwerk würde dementsprechend zu einer historischen Quelle
werden, das uns einen Anhaltspunkt zu gesellschaftlichen Prozessen, Realitäten oder auch Utopien
gewährt.
Ein weiterer Ansatz kommt aus dem Bereich Feminismus, Gender und Queer Studies. Diese Methode
ist wohl eine der wichtigsten im Bereich der modernen Betrachtung von Kunst und Bildern. Sie
entstand aus der Registrierung eines Blicks auf die Welt, der von Männern dominiert ist und der auch
den Blick von Frauen auf sich selbst und andere Frauen formt und beeinflusst. Dieser methodische
Ansatz hinterfragt bislang hingenommene Sehkonventionen und versucht als natürlich geltende
Geschlechterrollen als Konstruktionen zu entlarven. Der Feminismus unterscheidet sich von den
Gender Studies durch eine ideologische Färbung, die häufig feministische Arbeiten durchzieht, welche
aber ebenfalls wichtige Funktionen erfüllt.
Die Methoden der Kunstsoziologie und der Gender Studies wurden bislang innerhalb der deutschen
japanischen Kunstgeschichte vernachlässigt. Die Publikationen, die einen wesentlichen Beitrag hierzu
geleistet haben kommen aus dem englischsprachigen Raum, doch auch hier ist die Entwicklung
keinesfalls abgeschlossen.
30.04.
-
Methode
Indische
Kunstgeschichte
(Hartig)
Literaturhinweis:
BELTING,
Hans
(Hrsg.)
(2008):
Kunstgeschichte.
Eine
Einführung.
Berlin:
Dietrich
Reimer.
In
dieser
Stunde
wurden
anhand
von
Beispielen
Methoden
(Objektbeschreibung,
Ikonographische
Analyse,
Stilistische
Analyse/
Formanalyse)
der
Südasiatischen
Kunstgeschichte
erarbeitet.
Methoden
sind
ein
wichtiges
Instrument
des
wissenschaftlichen
Arbeitens
und
dienen
dazu
forschungsrelevante
Fragestellungen
zu
beantworten.
Die
Objektbeschreibung
dient
als
erste
Annäherung
an
ein
Objekt.
Sie
stellt
die
Basis
für
folgende
Untersuchungen
dar
und
sollte
daher
mit
besonderer
Sorgfalt
durchgeführt
werden.
Die
Beschreibung
sollte
strukturiert,
wertneutral
und
objektiv
sein.
Es
sollte
eine
sachlich
feststellende
und
präzise
Sprache
verwendet
werden.
Die
Ikonographische
Analyse
kann
verwendet
werden
um
den
Inhalt
eines
Objektes
zu
untersuchen.
Es
handelt
sich
hierbei
um
eine
textbasierte
Methode,
die
durch
Vergleiche
mit
anderen
Objekten
erweitert
werden
kann.
In
den
herangezogenen
schriftlichen
Quellen
(z.B.
Lehrtexte
(śāstras)
oder
purāṇas)
werden
Charakteristika
beschrieben
durch
die
sich
z.B.
Gottheiten
identifizieren
lassen.
Darüber
hinaus
können
schriftliche
Quellen
Erläuterungen
zur
religiösen
oder
philosophischen
Bedeutung
und
Funktion
von
Attributen
enthalten.
Auch
helfen
die
Texte,
insbesondere
mythologische
Texte,
den
Kontext
einer
Darstellung
zu
verstehen
und
zu
interpretieren.
Die
Beschreibungen
und
Erläuterungen
der
Texte
können
je
nachdem
wo,
wann
und
von
wem
sie
verfasst
wurden,
inhaltlich
unterschiedliche
sein;
daher
muss
die
Auswahl
der
Quelle
mit
großer
Sorgfalt
durchgeführt
werden.
Auch
ist
zu
beachten,
dass
es
nicht
für
jedes
Objekt
ein
schriftliches
Equivalent
gibt.
Somit
stellt
die
ikonographische
Analyse
immer
nur
eine
Annäherung
an
das
Objekt
dar,
kann
aber
keine
verbindlichen
Aussagen
über
die
ursprüngliche
Funktion
und
Bedeutung
eines
Objektes
machen.
Die
Stilistische
Analyse
basiert
auf
einem
Vergleich
von
Form.
Sie
soll
dazu
dienen
Objekte
zeitlich
und
räumlich
einzuordnen.
Diese
Einordnung
ist
nur
durch
den
Vergleich
der
Form
anderer
Objekte,
deren
Einordnung
als
gesichert
gilt
(z.B.
durch
eine
Inschrift),
möglich.
Häufig
wird
sie
verwendet,
um
stilistische,
ikonographische
oder
inhaltliche
Entwicklungen
aufzuzeigen
und
eine
chronologische
Abfolge
zu
entwickeln.
Eine
stilistische
Analyse
gibt
keinen
Aufschluss
über
die
Funktion,
Bedeutung
oder
den
Inhalt
eines
Objektes.
Neben
diesen
Kunsthistorischen
Methoden
greift
die
Kunstliteratur
im
Bereich
der
Südasiatischen
Kunstgeschichte
auch
Literaturwissenschaftliche,
Anthropologische,
Religionswissenschaftliche
und
Kulturwissenschaftliche
Methoden
zurück,
sowie
auf
empirische
Beobachtungen.
Selten
wird
von
den
Autoren
die
von
ihnen
verwendete
Vorgehensweise
erläutert
oder
methodisch
ausdifferenziert
beschrieben.
Seit
den
70iger
Jahren
wird
die
Kunst
Südasiens
auch
unter
den
Ansätzen
untersucht,
die
sich
aus
den
Gender
Studies,
den
Cultural/
Visual
Studies
und
den
Postcolonial
Studies
entwickelt
haben.
04.05.
–
Islamische
Architektur
(Redlinger)
Literaturhinweis:
GRABAR,
Oleg
(2006),
What
Makes
Islamic
Art
Islamic?
In
GRABAR,
Oleg
(Hg.),
Constructing
the
Study
of
Islamic
Art.
Hampshire:
Ashgate
Publishing
Limited,
245-52.
(=Islamic
Art
and
Beyond;
3),HILLENBRAND,
Robert
(1994):
Islamic
Architecture:
Form,
Function
and
Meaning.
Edinburgh:
Edinburgh
University
Press.
Ziel
der
Veranstaltung
ist
es
Ihnen
einen
Ein-
und
Überblick
zu
geben
wie
der
Fachbereich
Islamische
Kunstgeschichte
mit
Architektur
umgeht.
Diese
Stunde
ist
bietet
somit
die
Frage,
ob
mit
dieser
„klassischen“
Behandlung
von
Architektur
auch
die
zeitgenössische
Architektur
der
islamischen
Welt
betrachtet
werden
kann.
Die
islamische
Architektur
wird
in
der
Islamischen
Kunstgeschichte
zumeist
grob
in
zwei
Kategorien
unterteilt.
Zum
einen
in
religiöse
Architektur.
Hierzu
werden
zum
Beispiel
Moscheen,
Medressen,
Khangahs,
Dargahs,
Mausoleen
gerechnet.
Die
zweite
große
Kategorie
ist
profane
Architektur,
die
jedoch
weiter
untergliedert
werden
kann.
So
zum
Beispiel
in
Architektur
der
Herrscherrepräsentation.
Hierzu
rechnet
man
Palastarchitektur
und
Verteidigungsanlagen
oder
Architektur
des
Handels
und
des
Verkehrs.
Hierzu
gehören
Karawansereien,
Khane
etc.
Neben
diesen
beiden
großen
Kategorien
werden
am
Rande
auch
Themen
wie
Städtebau
und
Wohnarchitektur
behandelt.
In
der
Stunde
wurde
die
Frage
diskutiert,
was
eigentlich
islamische
Architektur
zu
dieser
macht?
Diese
Frage
stellt
sich
besonders
in
Hinblick
auf
die
Betrachtung
der
Moderne.
In
der
Stunde
wurde
hierzu
die
Lösung
von
Grabar
angesprochen
alles
als
islamisch
zu
betrachten,
was
in
einem
Kulturraum
gefertigt
wurde,
der
von
außen
und
sich
selber
als
islamische
bezeichnet.
Wie
problematisch
diese
Zuordnung
ist,
wurde
an
einigen
Beispielen
kurz
angerissen.
Neben
dieser
Problematik
der
kulturellen
Zuordnung,
wurde
die
Fokussierung
des
Objektbestandes
in
der
„klassischen“
Islamischen
Kunstgeschichte
thematisiert.
Ein
Großteil
der
Untersuchungen
widmet
sich
ausschließlich
der
Herrschaftsarchitektur
oder
die
von
einer
Herrschaftsschicht
initiierte
Architektur.
An
einigen
Beispielen
wurde
im
Unterricht
gezeigt,
wie
die
Islamische
Kunstgeschichte
mit
Architektur
umgeht
und
welche
Fragen
bei
ihrer
Untersuchung
gestellt
werden.
Stilistische
Vergleiche
haben
das
Ziel
Ursprung
der
Gestaltung,
Einflüsse
von
Kunsttraditionen
und
religiösen
und
Herrschaftlichen
Strukturen
zu
klären.
Danach
wird
das
Objekt
in
einen
kulturellen,
sei
es
politisch,
sozial
oder
religiös
bestimmten
Kontext
eingegliedert
werden.
Hierbei
wird
versucht
die
jeweilige
Funktion
von
Architektur
herauszuarbeiten
und
ihre
regionalen
Unterschiede
zu
beleuchten.
Im
Unterricht
wurde
hierzu
auf
die
Moschee
und
ihre
vielfältigen
Funktionen,
zum
Beispiel
als
Ort
des
Gebetes,
als
sozialer
Treffpunkt,
als
Lehranstalt
oder
Ausdrucksmittel
von
Herrschaft
(minbar
und
ḫutbar)
eingegangen.
Ein
zweites
Beispiel
war
die
Verwendung
des
Raumes
als
exklusives
Medium
zur
Demonstration
von
Macht
und
sozialer
und
gesellschaftlicher
Ordnung.
So
wurde
gezeigt,
in
welcher
Form
die
Architektur
durch
das
Hofzeremoniell
bestimmt
wurde,
für
die
es
den
Raum
schafft.
Hierbei
dient
die
Architektur
als
Ergänzung
oder
in
einigen
Fällen
als
alleinige
Quelle
zur
Rekonstruktion
dieser
historischen
herrscherlichen
Prozesse
und
Mechanismen.
Als
drittes
Beispiel
wurde
in
der
Stunde
die
Grabarchitektur
besprochen.
Hierbei
wurde
auch
Bezug
genommen
zu
verschiedenen
Interpretationen,
die
sich
in
der
wissenschaftlichen
Fachliteratur
zu
diesem
Thema
finden
lassen.
Hierbei
wurde
besonders
auf
die
Kontroversen
eingegangen,
die
sich
bei
der
Bearbeitung
der
Grabtürme
von
Kharraqan
ergaben.
05.05.
–
Ostasiatische
Architektur
(Nishino)
Literaturhinweise:
HAYASHIYA,
Tabusaburo;
Nakamura,
Masao
und
Hayashiya,
Seizo
(Übers.:
Joseph
P.
Macadam)
(1974):
Japanese
Arts
and
the
Tea
Ceremony.
New
York/Tôkyô:
Weatherhill/Heibonsha.
;
Abbildungen:
Tai-an
von
Sen
no
Rikyu
(1521-1591)
/
En-an
von
Furuta
Oribe
(1545-1615)
Um
die
grundlegenden
Prinzipien
der
japanischen
Architektur
von
Tee-Raumen
und
–Häusern
zu
verstehen,
ist
es
unumgänglich
den
kulturhistorischen
Hintergrund
näher
zu
beleuchten.
Dies
ist
wichtig,
um
die
spezielle
Architektur
in
einen
Kontext
stellen
zu
können,
durch
welchen
die
Besonderheiten
erhellt
werden.
Von
einer
Praxis,
die
vornehmlich
in
buddhistischen
Klöstern
vorzufinden
war,
entwickelte
sich
das
Teetrinken
im
Laufe
des
Mittelalters
zu
einem
Trend,
der
besonders
unter
wohlhabenden
Menschen
Verbreitung
fand.
„Basra“
ist
der
Kernbegriff,
der
hiermit
in
Verbindung
gebracht
wurde
und
eine
gewisse
Dekadenz
implizierte.
Dieser
Brauch
des
Tee-Trinkens
wurde
mit
einer
Mode
in
Anlehnung
an
chinesische
Kunst
und
Kultur
verbunden.
Wohlgemerkt,
kann
davon
ausgegangen
werden,
dass
ein
China
nicht
in
toto
kopiert
wurde,
sondern
die
Idee
von
China
maßgeblich
war.
die
Betonung
von
Reichtum,
Macht
und
Perfektion
ließ
eine
Gegenbewegung
entstehen,
die
die
Einfachheit,
Bescheidenheit
und
das
Imperfekte
bevorzugte.
Die
Entwicklung
einer
Tee-Zeremonie
(oder
eines
Tee-Wegs),
die
nach
eben
diesen
Prinzipien
aufgebaut
war,
fand
ihren
Höhepunkt
im
Schaffen
von
Sen
no
Rikyû
(1521-1591)
und
seiner
wabi-Ästhetik
und
Philosophie.
Seine
Architektur
zeichnete
sich
durch
unterschiedliche
Charakteristika
aus:
‐ eine
begrenzte
Raumfläche
(<
4,5
Tatami-Matten)
‐
niedrige
Decke
‐
eingeschränkte
Lichtquellen
‐
Lehmwände
(anstatt
Wandverkleidung)
‐
Bambusleisten
(statt
Holz)
‐
Farbreduktion
Insgesamt
sollte
eine
Atmosphäre
geschaffen
werden,
die
die
menschlichen
Sinnesfähigkeiten
auf
das
aller
nötigste
reduziert,
um
einen
konzentrierten
Geist
zu
fördern.
Die
Architektur
fördert(e)
einen
meditativen
Zustand,
nach
dessen
Beendigung
und
dem
Verlassen
des
Hauses
ein
Katharsis-Effekt
erreicht
werden
konnte.
Die
Stenge,
die
Sen
no
Rikyû
auszeichnete,
wurde
von
Furuta
Oribe
(1545-1615)
aufgelockert.
Oribe
ließ
ein
spielerisches
Element
in
die
Tee-Zeremonie
miteinfließ0en,
das
sich
auch
in
seiner
Raumgestaltung
niederschlug:
‐ größere
Raujmfläche
‐
Ausschmückung
der
Tokonoma
(Alkoven)
‐
Lichtquellen,
di
den
Raum
heller
werden
und
Lichteffekte
entstehen
lassen
Während
Rikyû
einen
kleinen,
eher
schmucklosen
Raum
bevorzugte,
der
durch
den
konzentrierten
Geist
an
Fülle
gewann,
war
der
Geschmack
Oribes
anders.
In
seinem
Raum
war
es
eher
eine
durchdachte
Gestaltungsbalance
und
sein
Spiel
mit
Raumlinien
(Fensterordnung/
TokonomaGestaltung)
und
Lichteffekten,
die
er
eine
Leere
zu
füllen
vermochte.
07.05.
–
Südasiatische
Architektur
(Hartig)
Literaturhinweis:
KRAMRISCH,
Stella
(2007):
The
Hindu
Temple.
Delhi:
Motilal
Banarsidass.
Obwohl
sich
die
äußere
Erscheinung
hinduistischer
Tempel
(vimāna)
abhängig
vom
Zeitpunkt
und
Ort
der
Errichtung
von
einander
unterscheidet,
liegen
ihr
dieselben
Konzepte
zu
Grunde.
Die
äußere
Gestalt
des
Tempels
wird
als
eine
Hülle
oder
der
Körper
einer
Gottheit
verstanden.
Für
den
Gläubigen
definiert
der
Tempel
eine
Verbindung
zur
transzendenten
Welt.
Der
Tempelbau
basiert
auf
Regeln.
Nur
durch
die
konsequente
und
richtige
Umsetzung
dieser
Regeln
ist
seine
rituelle
Funktion
gesichert.
Bevor
mit
dem
Bau
des
Tempels
begonnen
wird
muss
ein
geeignetes
Gelände
ausfindig
gemacht
und
dieses
rituell
gereinigt
werden.
Auch
Materialien
und
Werkzeuge,
die
beim
Bau
verwendet
werden,
werden
den
Regeln
entsprechend
ausgewählt
und
rituell
gereinigt.
Jeder
Tempelbau
basiert
auf
einem
zweidimensionalen
Diagramm
(vāstupuruṣamaṇḍala),
das
durch
den
Bau
des
Tempels
dreidimensionale
Gestalt
erhält.
Die
Hauptgottheit
des
Tempels
befindet
sich
im
Sanktum
(garbhagṛha)
des
Tempels.
Bevor
der
Verehrer
die
Hauptgottheit
des
Tempels
verehrt
umwandelt
er
im
Uhrzeigersinn
das
Sanktum
und
verehrt
dabei
Nebengottheiten
oder
Aspekte
der
Hauptgottheit
(pradakṣina).
Das
Sanktum
ist
meist
ein
kleiner,
dunkler
Raum
mit
quadratischem
Grundriss,
das
sich
im
Zentrum
der
Tempelanlage
befindet.
Häufig
ist
die
Anordnung
der
Gebäude
einer
Tempelanlage
spiegelsymmetrisch
angelegt
und
auf
das
Sanktum
ausgerichtet,
so
dass
der
Besucher
beim
Betreten
der
Anlage
in
Richtung
des
Sanktums
blickt.
Da
das
Sanktum
nicht
vom
Verehrer
betreten
werden
darf,
übt
dieser
die
Verehrung
(darśan)
in
einem
Bereich
vor
dem
Türrahmen
(antarāla)
aus.
Diese
für
die
Verehrung
zentrale
Rolle
des
Türrahmens
wirkt
sich
auch
auf
seine
Gestaltung
aus.
Im
Gegensatz
zum
unverzierten
Sanktum
weisen
Türrahmen
meist
ein
komplexes
ikonographisches
Bildprogramm
auf.
Die
dargestellten
Motive
des
Türrahmens,
stellen
eine
Verbindung
zur
Hauptgottheit
her
und
symbolisieren
den
Übergang
in
die
transzendente
Welt.
Die
Außenwände
des
Tempels
sind
untergliedert
in:
Sockel
(adhiṣṭhāna),
Wand
(jaṅgha)
und
Übergangszone
(vedībandha).
Der
Turm
(śikhara)
schließt
ab
in
einer
Kombination
aus
Motiven:
Hals
(grīvā),
āmalaka
und
Vase
(kalaśa).
Vorsprünge
(bhadras)
auf
den
Außenwänden
wiederholen
diese
Motive
und
stellen
somit
Miniaturtempel
dar.
In
den
entstehenden
Nischen
(devakoṣṭhas)
werden
Darstellungen
von
Nebengottheiten
oder
von
Aspekten
der
Hauptgottheit
platziert.
Das
Motiv
des
Miniaturtempels
wiederholt
sich
meist
in
abstrahierter
Form
auch
im
Tempelturm.
Tempelanlagen
können
weitere
Gebäude
mit
unterschiedlichen
Funktionen
besitzen,
so
zum
Beispiel
unterschiedliche
Formen
von
Vorhallen
(maṇḍapas),
Wasserbecken
(kuṇḍas)
oder
Nebenschreine.
Bitte
schaut
Euch
die
beiden
Schema
Zeichnungen
der
Präsentation
an!
11.05.
–
Zeitgenössische
Islamische
Architektur
I
(Redlinger)
Literaturhinweis:
SERAGELDIN,
Ismail
/
STEELE,
James
(1996):
Architecture
of
the
contemporary
mosque.
London:
John
Wiley
&
Sons.
In
der
heutigen
Stunde
wurde
zeitgenössische
Islamische
Architektur
untersucht
verbunden
mit
der
Frage
diskutiert,
in
wie
weit
diese
Architektur
sich
noch
gemäß
den
Einordnungskriterien
der
„klassischen“
Islamischen
Kunstgeschichte
als
„islamisch“
bezeichnet
werden
kann.
Außerdem
soll
an
den
im
Unterricht
angesprochenen
Beispielen
demonstriert
werden,
wie
und
welche
regionalen
Stile
und
Bauformen
aufgegriffen
wurden
und
welchem
Wandel
und
Verständnis
diese
Übernahme
unterliegen.
Ein
dritter
wichtiger
Punkt
der
Stunde
war
die
Frage
nach
der
identitätsstiftenden
Funktion,
die
diese
Bauwerke
und
ihre
Stile
für
den
Bauherrn
und
den
Benutzer
innehaben.
Der
erste
Teil
der
Stunde
behandelte
an
den
Beispielen
der
Moschee
des
Muhammad
Ali
und
der
Ahmadiyya
Moschee
in
Berlin
die
Frage,
wie
moderne
und
zeitgenössische
Architektur
zu
definieren
ist
und
wann
man
sie
als
solche
bezeichnen
kann.
Auch
wurde
an
Hand
dieser
beiden
Gebäude
gezeigt,
wie
das
Bild
einer
„Modernen
Architektur“
von
dem
jeweiligen
Bauherrn
verstanden
und
umgesetzt
wurde.
Der
zweite
Teil
setzte
sich
mit
der
Frage
auseinander
welche
Bedeutung
Tradition
und
die
Übernahme
von
als
Modern
empfundenen
Elementen
in
die
Architektur
haben.
Dies
wurde
an
dem
hydraulischen
Bedachungssystem
der
Moschee
in
Medina,
einem
der
wichtigsten
Heiligtümer
des
Islam
illustriert.
Hier
stellt
sich
ein
traditionsbehafteter
religiöser
Ort,
ausgestattet
mit
modernster
westlicher
Technologie,
zu
einem
repräsentativen
Ausdrucksmittel
des
Herrscherhauses
dar.
In
diesem
Zusammenhang
wurde
auch
die
Rolle
angesprochen,
die
westliche
Firmen
für
die
Gestaltung
dieser
religiösen
Architektur
haben.
Der
dritte
Teil
behandelte
die
Frage,
in
wie
weit
bei
religiöse
Architektur
auf
das
spezifische
regional
unterschiedliche
Erbe
Bezug
genommen
wird.
Als
Beispiel
diente
hier
die
Moschee
des
Hassan
II
in
Casablanca,
die
al-Ghadir
Moschee
in
Isfahan,
eine
kleine
Moschee
in
Teheran,
die
im
Stile
der
Seldjuqischen
Ziegelarchitektur
errichtet
wurde
und
die
Kul
Sharif
Moschee
in
Kasan.
An
Hand
dieser
Beispiele
wurde
gezeigt,
dass
bei
der
Architektur
zwar
die
Form
und
Materialien
der
historischen
Gebäude
dieser
Region
zitiert
und
visuell
erkennbar
nachgeahmt
werden,
die
ursprüngliche
Funktion
jedoch
häufig
nicht
berücksichtigt
wird.
Außerdem
findet
häufig
eine
Verschiebung
der
funktionalen
Bedeutung
des
Raumes
statt.
Dies
wurde
zum
Beispiel
an
der
Moschee
in
Casablanca
demonstriert,
die
primär
als
ein
Wahrzeichen
und
Monument
zur
Machtdemonstration
des
Herrschers
dient
und
nicht
mehr
ausschließlich
als
Moschee
im
traditionellen
Sinn.
Der
letzte
Teil
der
Stunde
widmete
sich
der
Frage,
in
wie
weit
eine
Rekonstruktion
eines
kulturellen
Bewusstseins
oder
Denkens
durch
die
Architektur
geschaffen
werden
soll.
Besonders
in
islamischen
Ländern
ohne
eine
große
städtische
Tradition
lässt
sich
dies
beobachten.
Als
Beispiele
dienten
hier
die
Jumeirah
Moschee
in
Dubai,
die
von
Internetquellen
und
in
der
Literatur
als
ein
Bauwerk
bezeichnet
wird,
welches
im
fatimischen
Stil
errichtet
wurde.
Sehr
deutlich
wird
hierbei,
dass
diese
Einordnung
auf
eine
Bezugnahme
auf
prestigeträchtige
und
idealisierte
Vorbilder
aus
dem
islamischen
Mittelalter
in
Kairo
abzielt.
Die
eigene
Bautradition
in
Dubai
wird
dabei
völlig
außer
Acht
gelassen.
Im
Unterricht
wurde
in
diesem
Zusammenhang
auch
die
Rolle
der
westlichen
Wissenschaftler
und
Architekten
angesprochen,
die
durch
Ihre
Arbeit
die
Grundlage
für
solche
neuen
kulturellen
Bildungs-
und
Identifikationsprozesse
legen.
Außerdem
wurden
die
neuen
Zur
Verfügung
stehenden
Quellen
diskutiert,
die
in
der
„klassischen“
Islamischen
Kunstgeschichte
bisher
kaum
berücksichtigt
werden.
Hierzu
gehören
Gespräche
und
Interviews,
Internetauftritten
von
Behörden
etc.
12.05.
–
Moderne
Architektur
Japanische
Kunstgeschichte
(Nishino)
Literaturhinweise:
TAKEYAMA
Kiyoshi
(1983):
Tadao
Andô:
Heir
to
a
Tradition.
IN:
Perspecta,
Vol.
20.
USA:
The
MIT
Press
on
behalf
of
Perspecta.
S.
163-180
/
ANDÔ
Tadao
(2008):
Tadao
Ando
2
–
Outside
Japan.
Tôkyô:
TOTO
Shuppan
Bilder:
Tadao
Andô:
Church
of
Light,
Ôsaka
(1989);
Langen
Foundation,
Neuss
(2004);
Koshino
House,
Ashiya
(1981);
Meditation
Space
UNESCO,
Paris
(1995);
Japan
Pavillion,
Expo
1992,
Sevilla
(1992)
Tadao
Andô
ist
einer
der
bekanntesten
zeitgenössischen
Architekten
der
Welt.
Seine
Gebäudekunst
ist
in
den
unterschiedlichsten
Ländern
zu
finden,
doch
die
Mehrheit
der
Bauten
befindet
sich
in
Japan,
wo
sie
höchste
Anerkennung
findet.
Andô
wird
als
ein
Architekt
gesehen,
der
eine
spezielle
Japanizität
in
seine
Werke
mit
einfließen
lässt,
jedoch
gleichzeitig
modern
und
zukunftsweisend
ist.
Was
sich
aber
in
Andôs
Architektur
als
“japanisch”
bezeichnen
lässt,
kann
nicht
ohne
nähere
Betrachtung
erschlossen
werden.
Zu
Andôs
Philosophie
gehören
zwei
entscheidende
Faktoren.
Zum
einen
enthält
sie
den
expliziten
Versuch
eines
Brückenschlags
zwischen
der
Funktion
traditioneller
Architektur
und
moderner
Architektur.
Demnach
soll
Architektur
den
Menschen
ebenfalls
auf
einer
emotionalen
Ebene
ansprechen.
Des
Weiteren
soll
Architektur
nicht
Gegensätze
miteinander
in
Einklang
bringen,
sondern
die
Gegensätzlichkeit
der
Elemente
betonen,
um
die
Ästhetik
jedes
einzelnen
hervorzuheben.
Dies
zeige
sich
vor
allem
in
die
Gegenüberstellung
von
Natur
und
Kunst,
wobei
gerade
der
Gegensatz
eine
„Energie“
entstehen
lässt,
die
für
den
Menschen
ansprechend
ist
(„Architektur
ist
Krieg.“)
Bei
einer
weiteren
Analyse
wurde
Andôs
Architektur
mit
den
Teehäusern
der
Vormoderne
verglichen.
Dieser
Vergleich
konnte
nicht
auf
einer
formalen
Ebene
stattfinden,
da
sich
die
beiden
Gebäudetypen
in
keiner
Weise
ähneln.
Doch
auf
einer
Ebene
der
Raumatmosphäre
und
ihrer
Erzeugung,
war
es
möglich
Parallelen
architektonischer
Prinzipien
zu
erkennen.
Neben
der
Betonung
von
Natur
in
Verbindung
mit
Raum,
war
es
vor
allem
das
Gefühl
für
Simplizität,
Ruhe
und
Klarheit,
das
aber
immer
wieder
durch
Spannung
durchzogen
wurde,
welches
maßgeblich
war.
Verschiedene
Punkte
waren:
‐ kontrolliertes
Licht
/
Lichteffekte,
die
den
Raum
strukturieren
oder
eine
bestimmte
Stimmung
hervorrufen
‐ Wasser
als
visuelles
Element
aufgrund
von
Spiegelungen
/
als
auditives
Element,
um
Stille
zu
betonen
oder
zu
schaffen
/
eventuell
als
taktiles
Element
(?),
um
einen
Kontrast
zum
Beton
zu
schaffen
‐ Einfachstes
Material
(Andô=Beton
/
Sen
no
Rikyû=Lehm),
um
Naturverbundenheit
und
Rohheit
zu
schaffen
/
Aufmerksamkeitslenkung
‐ Überschneidende
Raumglieder,
die
den
Besucher
durch
den
Raum
führen
und
ihn
unerwartete
Raumszenen
erblicken
lassen
(vgl.
Church
of
Light
und
Teegärten)
Allgemein
konnte
zu
Andô
festgehalten
werden:
‐ er
verwendet
häufig
geometrische
Formen
mit
einer
Tendenz
zur
Asymmetrie
‐ Einfachheit
zeigt
Parallelen
zur
Teezeremonie
oder
auch
zu
Zen-Buddhistischen
Idealen
‐ Atmosphärische
Spannung
in
der
Stille
‐ Gegensätzlichkeit
als
ein
Kernelement
‐ Reduktion
von
Farben
Bei
Andô
sahen
wir,
dass
Modernismus
nicht
unbedingt
etwas
mit
Verwestlichung
zu
tun
haben
muss.
Durch
eine
Neuinterpretation
von
traditioneller
japanischer
Ästhetik
geht
Andô
nicht
einen
den
Schritt
in
die
Vergangenheit
zurück
und
wird
dadurch
Opfer
von
Nostalgie,
sondern
er
übernimmt
bestimmte
Elemente,
um
eine
Richtung
für
die
Zukunft
zu
bieten.
14.05.
–
Zeitgenössische
Südasiatische
Architektur
(Hartig)
Literaturhinweis:
http://www.akshardham.com
Seit
der
Eröffnung
im
Jahr
2005
des
Svāmīnārāyan
Akṣardhām
Tempels
in
Neu
Delhi
ist
die
Tempelanlage
ein
Anziehungspunkt
für
nationale
und
internationale
Besucher.
Über
klar
strukturierte
Wegverläufe
wird
der
Besucher
über
das
Gelände
der
Anlage
geführt.
Im
Zentrum
der
Anlage
steht
der
vormodern
erscheinende
Tempel
auf
den
der
Besucher
auf
einer
zentral
angelegten
Achse
zuläuft.
Ausgedehnt
werden
kann
die
Besichtigung
der
Tempelanlage
durch
den
Besuch
der
angegliederten
Themenparks.
Eine
Dokumentation
des
Besuches
(photographieren
oder
filmen)
wird
dem
Besucher
aus
religiösen
Gründen
untersagt,
Bilder
der
Anlage
werden
im
Internet
der
Öffentlichkeit
zur
Verfügung
gestellt
(Informationsmonopol).
Im
Jahr
2000
wurde
mit
dem
Bau
des
Svāmīnārāyan
Akṣardhām
Tempels
unter
der
Leitung
von
Pramukh
Svami
Maharaj
(seit
1971
religiöser
Anführer
von
BAPS)
begonnen.
Die
gesamte
Bauphase
wurde
von
Ritualen
begleitet,
die
auf
vormodernen
Ritualen
beruhen
und
die
rituelle
Funktion
des
Gebäudes
gewährleisten.
Durch
einen
rechteckigen
Umgang
grenzt
sich
der
Bereich
des
Tempels
von
den
angegliederten
Themenparks
ab.
Der
nach
Westen
ausgerichtete
Tempel
befindet
sich
in
der
westlichen
Hälfte
des
inneren
Bereiches.
Dieser
Aufbau
führt
beim
Besucher
zu
einer
Fokussierung
des
Blickes
auf
den
Tempel,
während
er
auf
die
breit
angelegte
Tempeltreppe
zu
läuft.
Auf
zwei
breit
angelegten
Plattformen
ist
es
dem
Besucher
möglich
den
Tempel
zu
umgehen
und
die
aufwendig
gestalteten
Außenwände
zu
betrachten.
Der
Aufriss
des
Tempels
weist
eine
mit
Aufrissen
vormoderner
Tempel
vergleichbare
Gliederung
auf.
Vergleiche
einzelner
Motive
machen
deutlich,
dass
hier
vormoderne
Motive
aus
ganz
Indien
aufgegriffen
wurden.
Der
äußere
Eindruck
des
Gebäudes
erinnert
an
Tempel
des
10.-
12.
Jahrhunderts
aus
West-Indien.
Das
Innere
des
Gebäudes
lädt
durch
die
Verwendung
von
hohen
Säulen,
Fenstern
und
indirekter
Lichtquellen
dazu
ein
die
aufwendige
Gestaltung
der
Säulen
und
Kuppeln
zu
betrachten.
Unter
der
Hauptkuppel
befindet
sich
ein
Bildwerk
des
Gottes
Svāmīnārāyan,
erweitert
wird
die
Installation
durch
die
Darstellung
historischer
Persönlichkeiten
(Vertreter
BAPS)
die
den
Gott
verehren.
Es
wurde
exemplarisch
gezeigt,
dass
alle
Elemente
des
Gebäudes
(Motive,
Anordnung
und
Anzahl
der
Motive,
Auswahl
und
Farbe
des
Materials...)
mit
symbolischer
Bedeutung
belegt
sind.
Die
Verwendung
und
die
Zusammensetzung
der
vormodernen
Motive
wollen
den
Tempel
in
eine
historische
Tradition
einreihen
und
legitimieren.
Die
Präsentation
des
Gebäudes
zielt
darauf
ab
beim
nationalen
und
internationalen
Besucher
Bewunderung
und
Staunen
auszulösen.
In
den
verschiedenen
Bereichen
des
Themenparks
wird
der
Besucher
mit
Hilfe
verschiedener
Medien
über
das
Leben
und
Handel
Svāminārāyan
unterrichtet.
Der
Gott
wird
hier
als
Leitfigur
dargestellt,
dessen
Werten,
Lehren
und
Handeln
man
als
Vorbild
sehen
soll.
Eine
Bootsfahrt
führt
den
Besucher
durch
die
Geschichte
Indiens,
wobei
die
kulturelle
und
historische
Bedeutung
Indiens
überhöht
präsentiert
wird.
Im
angrenzenden
Park
befinden
sich
zum
einen
Darstellungen
wichtiger
ausgewählter
indischer
Persönlichkeiten
(Gandhi,
Nehru...),
sowie
eine
Sammlung
von
Zitaten
internationaler
Persönlichkeiten
(Martin
Luther
King...)
die
als
wichtige
spirituelle
Gedanken
deklariert
werden.
Diese
multimedialen
Themenparks
dienen
dazu
dem
Besucher
(eindimensionale)
Wertvorstellungen
und
Weltansichten
auf
unterhaltsame
Weise
nahe
zu
bringen
(Edutainment).
18.05.
–
Architektur
III
(Redlinger)
Literaturhinweis:
Serageldin,
Ismail
and
James
Steele
(1996):
Architecture
of
the
contemporary
mosque.
(London:
John
Wiley
&
Sons).
Die
heutige
Stunde
behandelte
drei
zentralen
Fragestellungen.
So
beschäftigt
sich
der
erste
Teil
der
Stunde
mit
„islamischer“
Architektur
in
der
„islamischen
Peripherie“
oder
in
nichtislamischen
Ländern.
Hierbei
wurde
gezeigt,
an
welche
architektonischen
Konzepte
diese
Architektur
anschließt
und
welcher
Formensprache
sie
sich
bedient.
Im
zweiten
Teil
der
Stunde
wurden
Bauten
behandelt,
die
auf
Grund
ihrer
Funktion
und
Form
per
se
nicht
als
„islamisch“
gelten
können,
jedoch
in
den
Kontext
von
Islamischer
Architektur
oder
Architektur
aus
der
islamischen
Welt
gestellt
werden.
Im
dritten
Teil
wurde
die
Frage
diskutiert,
wie
in
der
islamischen
Welt
durch
die
museale
und
archäologische
Projekte
das
historische
Erbe
konserviert
wird.
1.
Als
zentrale
Beispiel
für
repräsentative
islamische
Architektur
außerhalb
der
islamischen
Welt
wurde
das
Islamic
Center
in
Washington
besprochen,
das
als
Ausdrucksmittel
und
Sprachrohr
einer
Exilgemeinde
fungiert.
Dieses
islamische
Kulturzentrum
besteht
aus
einer
Moschee,
Bücherei,
Seminarräumen
und
Unterrichtsräumen,
die
für
Islamkurse
und
arabische
Sprachkurse
genutzt
werden.
Zur
Zeit
der
Eröffnung
galt
die
Moschee
als
das
größte
islamische
Gebetshaus
der
westlichen
Hemisphäre.
Ungefähr
6.000
nehmen
am
Freitagsgebet
teil.
Die
Moschee
wurde
von
vielen
hohen
Würdenträgern
besucht,
darunter
verschiedene
Präsidenten.
Der
höchstrangige
Besucher
war
Präsident
G.W.
Bush
am
17.
September
2001,
nur
wenige
Tage
nach
den
Terroranschläge
am
11.
September
2001.
Die
Moschee
wurde
1949-1957
unter
Leitung
des
Architekten
Mario
Rossi
unter
Rückgriff
auf
fatimidische,
mamlukische
und
maghrebinische
Vorbilder
errichtet.
2.
Als
Beispiel
für
Bauten
aus
der
islamischen
Welt,
die
keine
religiöse
Funktion
besitzen,
die
aber
als
Ausdrucksmittel
für
islamische
Kultur
herhalten,
wurde
die
Ibn
Battuta
Mall
in
Dubai
Besprochen.
Hier
werden
architektonisch
auf
die
Reisestationen
des
muslimischen
Reisenden
Ibn
Batutta
Bezug
genommen.
Idealtypisch
wird
dabei
neben
Ägypten
auch
auf
al-Andalus,
Zentralasien,
Indien
und
China
Bezug
genommen,
wobei
die
dargestellten
Zeiten
in
meist
nicht
in
die
Lebenszeit
des
Reisenden
fallen.
Neben
diesen
Architekturzitaten
finden
sich
auch
eine
Reihe
von
Schaubildern
in
der
Mall,
die
bekannte
Beispiele
aus
der
islamischen
Geisteswelt
illustrieren
und
erklären.
Als
Beispiel
sind
hier
meterhohe
Darstellungen
der
mechanischen
Instrumente
von
al-Jazzari
zu
nennen.
Ein
weiteres
Beispiel
war
der
Hajj
Terminal
in
Saudi
Arabien,
der
durch
seine
Zeltarchitektur
Millionen
von
Pilgern
eines
der
kulturellen
Symbole
des
Wüstenstaates
vor
Augen
führt.
3.
Das
dritte
Beispiel
beschäftigte
sich
mit
dem
Umgang
mit
der
„waren“
Vergangenheit.
In
zumeist
touristisch
wirksamen
Projekten
werden
in
den
letzten
10
Jahren
in
den
UAE
verschiedene
archäologische
Projekte
gefördert.
Hierzu
gehören
zum
Beispiel
der
im
Unterricht
gezeigten
rekonstruierten
Stadtteile
Shindaghah
in
Dubai,
der
auch
mit
dem
Herrscherhaus
assoziiert
ist.
Ein
weiteres
Beispiel
war
Hotelarchitektur,
wie
Medinat
Jumeirah,
die
„traditionelle“
einheimische
Architektur
äußerlich
kopiert.
Als
letztes
wurde
die
Darstellung
von
islamischer
Kunst
in
dem
neuen
Museum
für
Islamische
Kunst
besprochen
und
seine
Darstellung
auf
der
eigenen
Homepage.
Hier
dienen
die
Objekte
in
einem
abstrahierten
als
eine
Inszenierung
innerhalb
einer
idealtypischen
islamischen
Lebenswelt.
Das
Museum
wurde
in
Anlehnung
an
tulunidische
Architektur
in
Ägypten
von
dem
Architekten
Ming
Pei
und
2008
eröffnet.
21.05.
–
Vormoderne
Südasiatische
Skulptur
(Hartig)
Literaturhinweis:
ECK,
Diana
(1985):
Darśan:
Seeing
the
Divine
Image
in
India.
Pennsylvania:
Anima
Books.
Im
vormodernen
Südasien
findet
das
Medium
der
Skulptur
hauptsächlich
im
religiösen
Kontext
Verwendung.
Der
Verehrer
erkennt,
dass
einem
Objekt,
zum
Beispiel
einer
Skulptur,
eine
Gottheit
inhärent
ist,
was
sich
unter
anderem
im
Umgang
mit
dem
Objekt
ausdrückt
indem
es
wie
ein
Lebewesen
behandelt
wird.
Die
Voraussetzungen
für
das
Erscheinen
der
Gottheit
in
einer
Skulptur
sind
vielfältig.
Ein
elementares
Kriterium
ist
die
korrekte
Darstellung
festgelegter
Charakteristika
(Attribute,
Anzahl
der
Arme,
Köpfe...).
Darśan
(sehen)
bezeichnet
’das
Sehen’
von
etwas
Göttlichem
und
bezeichnet
eine
religiöse
Praxis.
Der
Verehrer
geht
dabei
in
den
Tempel
um
Gott
zu
’Sehen’,
ihn
zu
verehren
und
Segen
zu
erhalten.
Obwohl
der
Aspekt
des
’Sehens’
eine
zentrale
Bedeutung
hat,
spielt
für
den
Verehrer
oder
Priester
das
Aussehen
des
Objektes
keine
bedeutende
Rolle,
das
Wissen
um
die
Präsenz
der
Gottheit
steht
für
ihn
im
Vordergrund.
Skulptur
erscheint
in
Südasien
hauptsächlich
in
Verbindung
mit
Architektur.
Das
Bildprogramm
des
Tempels
folgt
festen
Regeln,
daher
wirkt
sich
die
Platzierung
einer
Skulptur
entscheidend
auf
ihr
Aussehen
aus.
Häufig
kann
man
bereits
durch
die
Gestaltung
einer
Darstellung
Rückschlüsse
auf
ihre
Positionierung
innerhalb
der
Architektur
und
ihre
Funktion
ziehen.
Narrative
Darstellungen
befinden
sich
beispielsweise
häufig
an
den
Außenwänden
von
Tempeln.
Sowohl
Skulptur
als
auch
Architektur
liegen
dieselben
Konzepte
zu
Grunde,
so
dass
es
zum
Teil
fraglich
ist,
ob
eine
Unterscheidung
zwischen
den
beiden
Medien
überhaupt
möglich
ist.
Deutlich
zeigen
sich
Probleme
bei
der
Übertragung
westlicher
Kategorisierungen,
wie
zum
Beispiel
Skulptur
und
Architektur,
am
Beispiel
des
Kailaśanāth
Tempel
in
Ellora.
Neben
den
an
Architektur
gebundene
Skulpturen,
das
heißt
unbewegliche
Skulpturen
wurden
auch
die
Bedeutung,
Funktion
und
Verwendung
beweglicher
Skulpturen
besprochen.
Das
Medium
der
Skulptur
löst
sich
in
Europa
im
Mittelalter
von
der
Architektur
und
wird
von
der
Kunstgeschichte
als
eine
Kategorie
von
Kunst
erklärt.
Beispiele
für
Unterschiede
südasiatischer
und
der
westlicher
Skulptur:
Ort:
Tempel
Museum,
Galerien,
öffentlicher
und
privater
Raum...
Funktion:
Verkörperung
Gottes
Kunst
(ästhetisch
ansprechend,
provozierend,
portraitierend...)
Produzent:
Handwerker
Künstler
Darstellung:
Funktional,
muss
Gottheit
gefallen
dreidimensional,
Bearbeitung
des
Materials
und
der
Oberfläche,
Farbgebung,
Darstellung
des
Körpers
stehen
im
Vordergrund....
Umgang:
Kunstgegenstand
Erscheinung
Gottes
01.06.
–
Islamische
Kleinkunst
I
(Redlinger)
Literaturhinweis:
ETTINGHAUSEN,
Richard,
u.a.
(1987):
The
Art
and
Architecture
of
Islam
650-1250.
London:
Yale
University
Press.
BLAIR,
Sheila
S.
/
Bloom
,
Jonathan
M.
(1994):
The
Art
and
Architecture
of
Islam,
1250-1800.
New
Haven
[u.a.]:
Yale
University
Press).
In
der
Stunde
wurde
die
Funktion
und
Behandlung
mit
Kleinkunst
in
der
islamischen
Kunstgeschichte
besprochen.
Grundsätzlich
handelt
es
sich
bei
dieser
Gruppe
fast
ausschließlich
um
Objekte
aus
dem
höfischen
Kontext.
Die
Beispiele
aus
dieser
Stunde
stammten
aus
folgenden
Gruppen
mit
je
1-3
Beispielen:
1.
Keramik
(Beispiel:
Iznik
Keramik
und
Fatimidischer
Lüster)
2.
Metallarbeiten
(Beispiel:
Mamlukische
und
Saldjukische
Metallarbeiten)
3.
Textilien
(Beispiele:
tiraz-Textilien)
4.
Holz
(Mamluqischer
minbar)
5.
Elfenbein
(Beispiel:
Pyxis
aus
Spanien)
6.
Glas
(Beispiel:
fatimidisches
und
mamluqisches
Glas)
7.
Bergkristall
(Beispiel:
Fatimidisches
Bergkristall)
8.
Teppiche
(Beispiel:
Osmanischer
Teppich)
9.
Numismatik
(Beispiel:
Ayyubidische
Münzen
und
Umayyadische
Golddinare)
Neben
den
Objekten
wurden
auch
der
Umgang
und
die
methodische
Behandlung
mit
diesen
an
Beispielen
skizziert:
1.
Die
Untersuchung
von
Kunsttraditionen
(Beispiel:
Taufbecken
für
einen
westlichen
Fürsten,
das
von
muslimischen
Handwerkern
gefertigt
wurde)
2.
Die
Untersuchung
technischer
Aspekte
(Beispiel:
Nachahmung
von
saldjuqischen
Metallarbeiten
in
verschiedenen
keramischen
Objekten)
3.
Untersuchung
von
Objekten
als
Abbild
höfischer
Traditionen
(Beispiel:
Astrolab
und
fatimidischer
Keramik)
4.
Untersuchung
von
Erzähltraditionen,
auf
die
die
Motive
auf
den
Objekten
anspielen
(Beispiel:
Saldjuqische
Keramik
und
Metallarbeiten
und
sassanidische
Metallteller
und
die
Bezüge
zum
shahnama)
5.
Untersuchung
von
Produktion
und
Handel
(Beispiel:
Iznik
Keramik
und
Hofwerkstätten
am
osmanischen
Hof)
Weitere
Beispiel,
die
im
Unterricht
besprochen
wurden,
waren
die
Vaso
Vascovali
und
das
auf
ihr
abgebildete
astronomisches
und
astrologische
Konzept,
so
wie
tiraz-Textilien
und
ihre
Produktion
und
Funktion
für
den
Hof.
02.06. – Klassische Japanische Keramik (Nishino)
Literaturhinweise: MIKAMI Tsugio (1972): The art of Japanese ceramics. New York: Weatherhill & Heibonsha (= The Heibonsha
survey of Japanese art, 29). / MURASE Miyeko (2003): Turning point. Oribe and the arts of sixteenth-century Japan ;
[accompanies the Exhibition "Turning Point: Oribe and the Arts of Sixteenth-Century Japan", held at The Metropolitan Museum
of Art, New York, from October 21, 2003, to January 11, 2004]. New Haven: Yale University Press.
Abbildungen: Rotes Raku „Muichimotsu“ von Chôjirô, 16. Jhd., Eigawa Bunko Foundation in Hyogo / Teeschale „Seppô“ von
Kôetsu, 1.Hälfte 17. Jhd., Hatakeyama Museum Tôkyô / Sterförmige Oribe Schale mit Henkel, marmorierter Ton, Mino Ware,
frühes 17. Jhd., Privatsammlung / Schwarze Oribe Teeschale mit Fuji Design, frühes 17. Jhd., Tôkyô National Museum
Skulptur, Plastik und Kleinkunst in Japan haben, wie in vielen Ländern Asiens, eine lange
Tradition. Die deutschsprachige Kunstgeschichte unterscheidet bei den Begriffen eindeutig
zwischen Skulptur und Plastik, wobei Skulptur einen Arbeitsverlauf beschreibt, bei welchem
Material abgetragen wird, und Plastik einen Verlauf, bei welchem Material aufgetragen wird;
das englische Wort hingegen beschreibt beides als sculpture. Gebrauchskeramik, die in
dieser Stunde vornehmlich besprochen wurde, würde zur Kleinkunst zählen, die in ihrem
Herstellungsverfahren dem der Plastik entspricht.
Die Geschichte des Arbeitens mit Ton kann in Japan bis in die Jômon- und Yayoi-Zeit zurück
verfolgt werden (Dogu-, Haniwa-Figuren und reich dekorierte Gefäße). Ab der Nara-Zeit und
dem Import des Buddhismus aus China und Korea wurden vermehrt auch andere Materialien
verwendet wie zum Beispiel Holz, um daraus Skulpturen zu schnitzen. Keramik blieb jedoch
auch weiterhin eins der wichtigsten Materialien, um Figuren und Gefäße zu schaffen.
Die Techniken zur Herstellung von Keramik verfeinerten sich zunehmend. Nicht nur
Brenntechniken und die Gestaltung von Brennöfen entwickelte sich, sondern auch die
Glasuren. Eine der ersten und bekanntesten intentionalen Glasuren zeigt sich auf den
Sansai- und Nisai-Gefäßen der Nara- und Heian-Zeit. Die braun-weiß-grüne Gestaltung
sollte sich an chinesischen Vorbildern orientieren und blieb auch Jahrhunderte später ein
fester Bestandteil des gestalterischen Repertoires von Keramikern. Ab dem Mittelalter
begann die Hochzeit der Keramik-Herstellung und manifestierte sich in den Sechs Alten
Öfen: Seto, Bizen, Echizen, Tokoname, Shigaraki und Tanba (Tamba). Die Keramiken der
unterschiedlichen Öfen zeichnen sich aus durch ihr Spiel mit Form und Farbe sowie dem
bewussten Verfahren mit Qualitäten von Ton und Glasur (Craquelé).
Mit der Etablierung des Teetrinkens und einer festen Teezeremonie wurden auch
Gebrauchskeramiken hergestellt, die eben für diese Zwecke verwendet wurden. Die Sechs
Alten Öfen behielten ihre dominante Stellung als Orte der Keramikherstellung, doch auch
neuere Öfen konnten sich etablieren, was nicht zuletzt an der Übernahme von neuen
technischen Möglichkeiten des Brennens lag, die aus Korea kamen. Vor allem Öfen im
damaligen Mino-Gebiet (heutige Gifu-Präfektur) und koreanische Öfen auf Kyûshû wären an
dieser Stelle zu nennen.
Die Teekeramik ist eines von mehreren Hauptfeldern innerhalb der Keramikgeschichte
Japans. Die in dieser Stunde vorgestellten Keramiken waren die Raku- und Oribe-Keramik.
Sie sind deshalb von Interesse, das sie, mehr als alles andere, den individuellen Tee-Stil der
Teemeister Sen no Rikyû und Furuta Oribe widerspiegeln. Während die Raku-Keramik durch
ihre weiche, besinnliche und handgerechte Form besticht, zeigt sich in der Oribe-Keramik ein
Spiel mit Form, Farbe und Motiv, das bahnbrechend war.
Die Schaffung von Teeutensilien brachte in die Herstellung von Keramik allgemein ein
Element von Philosophie und klarer Intention, das sie eindeutig zu Kunstwerken werden ließ.
Durch diese Entwicklung konnten sich auch individuelle Keramik-Künstler einen Namen
machen; allen voran Chôjirô, dem Schaffer der Raku-Keramik. Wie sehr sich die Keramik in
das Selbstverständnis der japanischen Kultur eingeprägt hat, wird noch zu untersuchen sein.
04.06.
–
Moderne
Südasiatische
Skulptur
(Hartig)
Literaturhinweis:
MITTER,
Partha
(1997):
Art
and
Nationalism
in
Colonial
India,
1850-1922.
Occidental
Orientations.
Cambridge:
Cambridge
University
Press.
PARIMOO,
Ratan
(2005):
Cultural
Products
during
the
Colonial
Rule
under
Hegemonistic
Art
Practice.
Sculpture:
Stronger
Naturalism
and
Weaker
Revivalism.
In
Art
&
Deal
(20)
6-14.
In
Indien
entwickelt
sich
das
Medium
der
Skulptur
unter
dem
Einfluss
der
Kolonialzeit
zu
einem
wichtigen
Ausdrucksmittel
zeitgenössischer
Kunst.
Seit
Mitte
des
19.
Jahrhunderts
wurden
in
Indien
Kunstschulen
eingerichtet,
an
denen
Inder
in
den
westlichen
Techniken
ausgebildet
wurden.
Bildhauerei
wurde
an
diesen
Akademien
zunächst
als
ein
Bestandteil
der
architektonischen
Ausbildung
unterrichtet.
Die
ästhetische
und
stilistische
Ausbildung
der
Schüler
war
vom
zur
damaligen
Zeit
in
Europa
vorherrschenden
Stil
des
Klassizismus
oder
Historismus
geprägt.
Westliche
Skulpturen
konnten
auf
zentralen
Plätzen
betrachtet
werden,
wurden
in
privaten
Räumen
ausgestellt
und
waren
Bestandteil
der
kolonialzeitlichen
Architektur.
Die
Skulpturen
Ganpatrao
Mhartes
(1879)
zeichnen
sich
durch
einen
naturalistischen
Stil
aus,
häufig
wurden
seine
Arbeiten
mit
denen
des
italienischen
Bildhauers
Antonio
Canova
verglichen.
Auch
der
Stil
Bhagawant
Singhs
und
Raghunath
Phadkes
kann
als
naturalistisch
bezeichnet
werden.
Im
Gegensatz
zu
Mharte
wurden
die
beiden
Künstler
jedoch
nicht
an
einer
Akademie
ausgebildet,
sondern
stammten
aus
traditionellen
Handwerkerfamilien.
Die
Skulpturen
dieser
drei
Künstler
thematisieren
das
Leben
der
indischen
Bevölkerung.
Ratan
Parimoo
bezeichnet
den
Stil
der
Skulpturen
als
«naturalistic».
Die
Darstellungen
von
Künstlern
(z.B.
Shridhar
Mahapatra),
die
sich
auf
„alte
Themen“
beziehen,
bezeichnet
Parimoo
als
«revivalistic».
In
Europa
verändert
sich
mit
der
Avantgarde
und
dem
Beginn
der
Moderne
die
Darstellungsweise
der
Skulptur.
Die
Darstellung
löst
sich
von
dem
an
den
Akademien
gelehrten
naturalistischen
und
klassizistischen
Stil
(Auguste
Rodin).
Auch
in
Indien
entwickelt
sich
das
Medium
der
Skulptur
weiter.
Ramkinkar
Baij
nimmt
in
seinem
Werk
Abstand
von
der
naturalistischen
Darstellungsweise,
indem
er
beispielsweise
die
Oberfläche
seiner
Skulpturen
durch
die
Verwendung
natürlicher
Materialien
betont
oder
die
Gliedmassen
der
Dargestellten
unproportional
darstellt.
In
westlichen
Ausstellungen
der
zeitgenössischen
Kunst
Indiens
werden
dem
Besucher
mittlerweile
häufig
Skulpturen
präsentiert.
Einige
der
im
Westen
prominentesten
Künstler
(Krishnaraj
Chonat,
Bharti
Kher,
Sheela
Gowda,
Jitish
Kallat
und
Kirti
Arora)
wurden
mit
ihren
Skulpturen
in
dieser
Stunde
vorgestellt.
Die
Beschreibung
der
Arbeiten
hat
gezeigt,
dass
sich
die
Darstellungen
durch
eine
auffällige
Bildsprache
(grelle
Farben,
lebensgroß
bis
überdimensional,
ungewöhnliches
Verwendung
von
Material...)
auszeichnen.
Kritisch
setzen
sich
die
Künstler
in
ihren
Werken
mit
„typisch
indischen
Themen“
auseinander
(Armut,
Reichtum,
Umweltverschmutzung,
Religion,
Kinderarbeit,
Politik...).
Sowohl
die
klare
Bildsprache,
die
häufig
mit
universell
verständlichen
Symbolen
arbeitet
oder
wird
mit
solchen
Symbolen,
die
nur
weniger
Erklärungen
bedürfen,
als
auch
die
Themenauswahl
regen
zur
Reflektion
an.
Wird
hier
das
Bild
Indiens
im
Westen
mit
Hilfe
von
Kunst
reflektiert
oder
Wird
durch
solche
Ausstellungen
die
indische
zeitgenössische
Kunst
präsentiert,
reflektiert
und
definiert?
Oder
handelt
es
sich
hier
doch
um
eine
Bestätigung
und
Neuauflage
eines
im
Westen
bereits
bestehenden
Bildes?
08.06.
–
Plastiken
und
Installationen
muslimischer
Künstler
(Redlinger)
Literaturhinweis:
BLAIR, Sheila S. (2006): Islamic Calligraphy, Edinburgh: Edinburgh University Press.
In
dieser
Stunde
wurden
ein
Denkmal,
Plastiken
und
Installationen
von
Künstlern
aus
dem
islamischen
Kulturkreis
behandelt.
Zu
Beginn
der
Stunde
wurde
auf
die
Bedeutung
der
zeitgenössischen
Kunst
und
Ihre
Wahrnehmung
in
der
islamischen
Welt
eingegangen.
Hierbei
wurde
gezeigt,
dass
arabische
Kunst
auf
den
internationalen
Kunstmessen
wie
der
Art
Basel
oder
der
Art
Cologne
kaum
nennenswert
vertreten
sind.
Es
scheint,
dass
hinsichtlich
der
Qualität
des
künstlerischen
Schaffens
aus
der
arabischen
Welt
keine
klar
umrissenen
Vorstellungen
bestehen,
weder
bei
den
Galleristen
noch
bei
den
Künstlern.
Viele
Galleristen
hielten
die
Kunst
aus
der
arabischen
Welt
als
eine
Kopie
westlicher
Werke
oder
nahmen
an,
dass
auf
Grund
des
Bilderverbotes
keine
Kunst
existierte.
Wieder
andere
verwiesen
darauf,
dass,
weil
Bilder
nicht
in
der
Tradition
der
Araber
lägen,
sich
folglich
nie
ein
Markt
im
Sinne
von
Angebot
und
Nachfrage
entwickeln
könne.
Es
wurde
auf
die
fehlende
Infrastruktur
in
den
arabischen
Ländern
verwiesen.
Insbesondere
nach
dem
11.
September
2001
hat
sich
das
Interesse
in
der
westlichen
Welt
in
viel
stärkerem
Maße
als
zuvor
Themen
der
islamischen
beziehungsweise
arabischen
Welt
zugewandt.
Was
die
Kunst
anbetrifft,
so
haben
die
Vereinigten
Arabischen
Emirate
viel
von
sich
reden
gemacht
mit
ihren
spektakulären
Kulturprojekten
und
Museumsplänen
wie
denen
in
Abu
Dhabi,
mit
der
inzwischen
international
beachteten
Biennale
von
Sharjah,
der
ersten
Gulf
Art
Fair
in
Dubai
und
vor
allem
den
Auktionen
von
Christie’s
in
Dubai,
die
sich
erstmalig
auf
moderne
und
zeitgenössische
Kunst
aus
arabischen
Ländern
und
dem
Iran
kaprizierten
und
dabei
zum
Teil
Schwindel
erregende
Preise
erzielten.
Neben
einem
Hafizdenkmal
in
Raqqa
wurde
in
der
Stunde
besonders
der
Bildhauer
Parviz
Tanavoli
(*
1937
in
Teheran)
behandelt.
Parviz
Tanavoli
gehört
zu
den
Pionieren
zeitgenössischer
Bildhauerei
im
Iran.
Neben
seinem
künstlerischen
Wirken
arbeitet
er
als
Wissenschaftler,
Sammler
und
Autor
und
gilt
als
führender
Kenner
der
Teppichkunst
im
Iran.
Seit
1989
lebt
Parviz
Tanavoli
in
Vancouver,
Kanada.
In
seinem
Werk
verarbeitet
Parviz
Tanavoli
unterschiedliche
Aspekte
der
geschichtlichen
und
kulturellen
Tradition
seines
Landes,
wobei
eines
seiner
Hauptthemen
die
Frage
nach
„positivem
und
negativem
Raum“
ist
(das
Nichts
(Heech,
Hītsch),
das
durch
das
kreative
Wirken
des
Künstlers
zu
einem
Etwas
wird).
Ein
weiteres
Spezialthema
Tanavolis
sind
Schlösser
und
ihre
symbolische
Bedeutung
im
Laufe
der
iranischen
Geschichte.
Der
Zweite
Künstler,
dessen
Werk
in
der
Stunde
kurz
angesprochen
wurde,
ist
Rachid
Koreichi
(*1947).
Der
Künstler
thematisiert
besonders
in
seiner
Installation
„Path
of
Roses“
das
Konzept
eines
mystischen
Weges
im
Islam,
welches
sich
neben
seinen
durch
seine
algerischen
Wurzeln
geprägten
kulturellen
Vorstellung
in
vielen
seiner
Werke
niederschlägt.
09.06.2010 – Zeitgenössische Japanische Keramik (Nishino)
Literaturhinweise:
MOERAN Brian (1990): Japanese Ceramics and the Discourse of 'Tradition'. In: Journal of Design History, Jg. 3, H. 4. UK: Oxford
University Press on behalf of Design History Society, S. 213–225.
KATÔ Etsuko (2004): The tea ceremony and women's empowerment in modern Japan. Bodies re-presenting the past. Univ.,
Diss.--Toronto, 2001. London: Routledgen Curzon (= Anthropology of Asia series).
SCHULENBURG Stephan von der / Gisela FREUDENBERG / Gisela JAHN (2005): Faszination Keramik. Moderne japanische
Meisterwerke in Ton aus der Sammlung Gisela Freudenberg. Köln;Frankfurt (Main): Wienand
Abbildungen: Sansai-Schale um 1985-1986 / Shigaraki-Teeschale, 2. Hälfte 20. Jh. / Sakebecher Shigaraki-Stil von 1986 /
Teeschale Shino-Stil von 1955 / Teeschale Iga-Stil von 1986 / Blumenvase Iga-Stil mit Namen Enka (Geist der Flamme) von
Kishimoto Kennin
In dieser Stunde wurden mehrere zeitgenössische, japanische Keramiken betrachtet.
Zeitgenössisch wurde in diesem Zusammenhang mit der Zeit ab dem Ende des 2.
Weltkriegs in Verbindung gebracht. Die Keramiken zeichneten sich durch ihre
raffinierte Gestaltung und Glasur aus, doch die Rückbesinnung auf klassische
Keramiken der Momoyama-Zeit war sehr ausgeprägt.
Nach einer Analyse der Objekte selbst blieb die Frage was diese Keramiken
eigentlich zu zeitgenössischen Keramiken macht? Die offensichtliche Antwort schien
in der Entstehungszeit zu sein, doch dies lässt sich nicht unbedingt in der Struktur
oder dem Stil des Objekt erkennen. Das, was die Keramik anders erscheinen lässt,
liegt in der veränderten Funktion, die aber nicht mit den klassischen Methoden der
Kunstgeschichte zu erfassen ist. Um das Verhältnis von Objekt und
Betrachter/Benutzer entschlüsseln zu können ist ein methodischer Ansatz notwendig,
der sich mit Semiotik, Anthropologie und Gender Studies befasst.
Der Semiotische Ansatz sieht das Objekt als ein Zeichen, das etwas bezeichnet.
Was es bezeichnet kann unterschiedlicher Natur sein. In diesem Fall stehen
mindestens zwei Aspekte zur Disposition: zum einen wird ein Verweis auf die
Vergangenheit und Tradition gelegt. Zum anderen scheint es einen Verweis auf die
Einheit von Natur und Künstler zu geben, der dazu dient ein nostalgisches Element
zu schaffen, und auch als Messlatte für den gesellschaftlichen, technischen
Fortschritt fungiert.
Der anthropologisch-geschlechterwissenschaftliche Ansatz blickt auf diejenigen, die
das Zentrum der Teezeremonie bilden: die große Mehrheit der Laien, die die TeeZeremonie praktizieren. Diese Gruppe besteht zu 90% aus Hausfrauen mittleren
Alters. Wie kommt es dazu, dass die Erforschung der Tee-Zeremonie und deren
Utensilien ein etabliertes Fachgebiet darstellt, doch die ausübende Mehrheit
ausgeschlossen wird? Was bringt Frauen die Praktizierung der Tee-Zeremonie? Ein
Ansatz zur Beantwortung der Frage könnte in der Theorie der Ansammlung von
symbolischem und kulturellem Kapital sein, nach welcher auch nicht-ökonomisches
Kapital den sozialen Status einer Person beeinflussen kann. Es wäre daher möglich
zu argumentieren, dass sich japanische Hausfrauen, die sich mit der Tee-Zeremonie
beschäftigen, einen eigenen sozialen Raum schaffen, in welchem sie abseits der
eher ökonomisch-symbolisch geprägten Männerwelt, ihr kulturelles-symbolisches
Kapital einsetzen können.
Nichtsdestotrotz sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass, obgleich Hausfrauen
die größte Gruppe der Personen sind, die die Tee-Zeremonie praktizieren, der
Wissenschafts- und Kunstkennerdiskurs von Männern dominiert wird, die
professionell in diesem Feld tätig sind. Diese Tatsache wird schnell ausgeblendet,
obwohl die Tee-Zeremonie nicht ihre Berühmtheit ohne die weitflächige weibliche
Rezeption erhalten hätte. Ohne diese Rezeption könnten Künstler, Autoren und TeeMeister von ihrem Beruf allein kaum leben.
11.06.
–
Zeitgenössische
Südasiatische
Skulptur
(Hartig)
Literaturhinweis:
In
dieser
Stunde
wurden
ausgewählte
zeitgenössische
dreidimensionale
Objekte
zu
dem
Thema:
„Vergangenheit
und
Gegenwart“
bearbeitet.
Es
wurden
unterschiedliche
Aspekte
der
Vergangenheit
oder
der
Tradition
auf
die
gegenwärtige
Künstler
in
ihren
Kunstwerken
zurückgreifen
vorgestellt
und
die
Absicht
einer
solchen
Verwendung
hinterfragt.
Roy
Debanjan
(1975):
Debanjans
Bildsprache
zeichnet
sich
durch
die
Verwendung
figurativer
Darstellungsformen
aus.
In
seinen
Werken
stellt
der
Künstler
wichtige
indische
Persönlichkeiten
/
Objekte
dar
und
setzt
diese
in
einen
neuen
gegenwartsbezogenen
Kontext.
In
zwei
der
vorgestellten
Skulpturen
zitiert
der
Künstler
zwei
in
Indien
bekannte
und
viel
diskutierte
vormoderne
Darstellungen.
Durch
das
Hinzufügen
von
verloren
gegangenen
Bruchstücken
der
vormodernen
Darstellung
(Kopf),
sowie
durch
das
Einkleiden
in
moderne
Kleidung
(Minirock...)
oder
durch
die
eigene
Signatur
werden
die
Darstellungen
ironisiert.
Ähnlich
geht
der
Künstler
bei
Darstellungen
Gandhis
vor,
in
denen
er
Gandhi
mit
einem
Laptop,
Handy
oder
iPod
ausstattet.
Dieses
Spiel
des
Künstlers
mit
dem
Betrachter
regt
dazu
an
das
Verhältnis
von
Vergangenheit
und
Gegenwart
zu
reflektieren
und
zu
diskutieren.
Nagji
Patel
(1937)
und
Anish
Kapoor
(1954):
Beide
Künstler
stellen
in
den
besprochenen
Werken
religiöse
oder
philosophische
Themen.
Die
Werke
zeichnen
sich
durch
die
Verwendung
von
abstrakten
bzw.
abstrahierten
Formen
aus.
Lediglich
der
Titel
liefert
dem
Betrachter
einen
Hinweis
auf
das
dargestellte
Thema,
keiner
der
Künstler
greift
auf
klassische
vormoderne
Darstellungsweisen
zurück.
Patel
verwendet
in
seinen
Werken
ein
für
Bildhauer
übliches
Material
(Granit)
und
bearbeitet
dieses
auf
traditionelle
Weise.
Kapoor
hingegen
verwendet
neuere
Materialien
(Wachs,
Kunststoff...)
und
bezieht
den
Raum
in
seine
Arbeit
mit
ein.
Laxma
Goud
(1940):
Gouds
Bildsprache,
als
auch
die
Themenauswahl
seiner
Darstellungen
orientiert
sich
an
vormodernen
und
traditionellen
Terrakotta
Darstellungen,
allerdings
entwickelt
er
sie
weiter.
So
stattet
er
beispielsweise
die
Frauendarstellungen
mit
modernem
Schmuck
und
Kleidung
aus.
Außerdem
verwendet
er
in
seinen
Ausführungen
nicht
nur
Terrakotta,
sondern
auch
Bronze.
Subodh
Gupta
(1964):
In
allen
vorgestellten
Werken
verweist
der
Künstler
auf
mehreren
Ebenen
auf
die
Vergangenheit
und
Tradition
(Bildsprache,
Thema,
Titel).
Das
erste
der
vorgestellten
Werke
thematisiert
in
der
Darstellung
Politik
und
Moral,
während
erst
durch
den
Titel
(„Gandhi’s
three
monkeys“)
ein
konkreter
Bezug
zur
Vergangenheit
Indiens
vollzogen
wird.
Der
Künstler
selbst
bezieht
sich
nicht
in
die
durch
die
Darstellung
ausgelöste
Diskussion
mit
ein.
Im
Gegensatz
zu
den
Werken
„Et
tu,
Duchamp?“
und
„Jeff
the
Koons“,
hier
steht
der
Künstler
selbst
und
sein
Kunstwerk
im
Zentrum
der
Darstellung.
In
seinen
Darstellungen
verweist
er
auf
drei
zentrale
Künstler
der
westlichen
Kunstgeschichte
(Marcel
Duchamp,
Andy
Warhol
und
Jeff
Koons)
und
reiht
sich
folglich
in
eine
Tradition
der
westlichen
Kunstgeschichte
ein.
Alle
vorgestellten
Arbeiten
hinterlassen
beim
Betrachter
eine
Vielzahl
von
offenen
Fragen,
die
zu
einer
Diskussion
anregen
15.06.
–
Malerei
I
(Redlinger)
Literaturhinweis:
In
der
Stunde
wurde
die
methodische
Herangehensweise
an
Buchkunst
einschließlich
von
Kalligraphie
und
Malerei
innerhalb
der
islamischen
Kunstgeschichte
thematisiert.
Zu
Beginn
wurden
die
technischen
Aspekte
der
Buchkunst
vorgestellt.
Hierzu
gehören
die
Verwendung
der
Materialien
Pergament,
Papier
und
Papyrus.
Außerdem
wurde
auf
die
Verwendung
und
Bedeutung
des
Kalams
(Schreibrohr)
eingegangen,
welches
besonders
für
die
Kalligraphie
einen
hohen
technischen
und
symbolischen
Wert
besitzt.
Neben
dem
Kalam
wurden
auch
verschiedene
Objekte
im
Zusammenhang
mit
dem
Schreiben
besprochen,
wie
zum
Beispiel
der
Kasten
zur
Aufbewahrung
des
Schreibrohrs,
der
auch
im
Hofzeremoniell
eine
wichtige
Rolle
gespielt
hat.
Im
Zusammenhang
mit
Koranen
aus
dem
7.-14.
Jahrhundert
wurde
gezeigt,
welche
Bedeutung
der
Kalligraphie
in
der
islamischen
Kunst
zukommt.
Neben
dem
geometrischen
Dekor
gilt
sie
bei
den
Muslimen
aber
auch
bei
vielen
Kunsthistorikern
als
das
Sinnbild
für
das
Kunstschaffen
in
der
islamischen
Welt.
Dabei
wird
die
Schrift
selber
als
eine
offenbarte
Form
des
Wortes
Gottes
verstanden
und
somit
zu
einem
Sinnbild
seiner
Ordnung.
Die
arabische
Schrift
wird
per
se
auch
ohne
Bezug
zu
religiösen
Inhalten
zu
einem
Symbol
des
Göttlichen.
Als
Beispiel
wurde
hierzu
die
Verwendung
der
tiraz-Inschriften
herangezogen,
die
durch
Ihre
Form
einen
hohen
religiösen
und
somit
für
den
Herrscher
legitimatorischen
Ausdruck
besaßen.
Neben
den
Koranen
wurden
verschiedene
icazet,
kalligraphischer
Studien,
osmanische
Siegel
sowie
Kanzleischriften
als
Beispiel
für
Kalligraphie
in
der
islamischen
Welt
an
dieser
Stelle
behandelt.
Im
zweiten
Teil
der
Stunde
stand
die
in
der
islamischen
Kunstgeschichte
als
arabische
Malerei
kategorisierte
Buchkunst
im
Vordergrund.
Behandelt
wurden
dabei
die
Malereien
aus
dem
maqamen
des
Hariri.
Hierbei
handelt
es
sich
um
Schelmengeschichten
aus
der
adabLiteratur.
Des
Weiteren
ging
es
um
Kalila
wa
Dimna
(Fabelgeschichten),
die
in
den
Kontext
der
Fürstenspiegel
gesetzt
werden
können.
Daneben
wurden
die
Illustrationen
aus
wissenschaftlichen
Traktaten,
wie
die
Pseudo-Galen,
Dioskurides
Handschriften
und
dem
kitab
al-diryaq
(Buch
der
Gegengifte)
behandelt.
In
Bezug
auf
die
Darstellung
islamischen
Geisteswelt
wurden
zudem
Werke
von
al-Jazzari
über
mechanische
Instrumente
und
al-Sufis
Werk
über
astronomische
und
astrologische
Themen
besprochen.
Als
letzter
Teil
wurde
die
persische
Malerei
behandelt.
In
der
Stunde
wurden
verschiedene
shahnama
des
Nizamis
gezeigt,
um
sowohl
auf
die
verschiedenen
Kunsttraditionen
als
auch
die
Form
der
inhaltlichen
Darstellung
einzugehen.
Behandelt
wurden
besonders
frühe
shahnama
aus
dem
13.
Jahrhundert
und
das
shahnama
des
Shah
Tahmasp.
Neben
dem
shahnama
wurden
verschiedene
Manuskriptseiten,
die
dem
Maler
Behzad
zugesprochen
wurden
diskutiert.
Als
Beispiel
für
die
Herstellungspraxis
mittels
Schablonen
(Abb.14
auf
der
Folie)
und
anderer
Vorbilder
wurden
zwei
Beispiele
aus
der
Timuridenzeit
gezeigt
(Abb.
0607).
In
diesem
Zusammenhang
wurde
auch
die
Herstellung
der
Manuskriptseiten
besprochen,
die
oft
eine
Spezialisierung
einzelner
Künstler
auf
bestimmte
Darstellungsinhalte
vorsah.
Viele
Künstler
waren
dabei
Teil
der
sogenannten
nakshkhana,
(Hofwerkstätten).
16.06. - Vormoderne Malerei/Graphik – Holzschnitt und Tätowierung (Nishino)
Literaturhinweise:
RÖDEL, Dirk-Boris (2007): Alles über japanische Tätowierungen. Die japanische Tätowierkunst der Edo-Zeit und ihre
Entwicklung bis zur Gegenwart. Uhlstädt-Kirchhasel. (2. Aufl.).
KITAMURA, Takahiro (2003): Tattoos from the Floating World. Ukiyo-e Motifs in Japanese Tattoo. Amsterdam: Kit Publisher.
FAHR-BECKER, Gabriele / Mitsunobu SATÔ / Sigrun CASPARY (2002): Japanische Farbholzschnitte. Köln: Taschen.
Abbildungen: Siehe PPT-Dateien
Japanische Holzschnitte (Ukiyo-e 浮世絵) und Tätowierungen der Edo-Zeit sind eng
verbunden mit der gesellschaftlichen Situation der frühneuzeitlichen Großstädte Japans. Die
lang anhaltende Friedenszeit, die Urbanisierung, der steigende Bildungsstand sowie der
Geldhandel hatten die Etablierung eines Bürgerstandes ermöglicht, der sich in
verschiedenster Form selbst repräsentierte. Neben den in der Kunstgeschichte vielfach
behandelten Holzschnitten, ist die japanische Tätowierung ebenfalls ein solches Medium
gewesen, doch wird es zumeist aus den kunstgeschichtlichen Diskursen ausgeklammert.
Die Entwicklung vom sumi-e (monochromer Druck) ab der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts
zum nishiki-e (Vielfarbendruck) ab der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts war noch begleitet von
Genres, die sich vor allem der Darstellung von Schauspielern und schönen Frauen (bijin)
widmeten. Erst sehr viel später (ab der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts) wurde auch die
Landschaft als Motiv gewählt. Die Namen, die häufig mit der Darstellung von Schauspielern
und Frauen in Verbindung gebracht werden, sind Harunobu, Utamaro oder Sharaku.
Repräsentativ für die Landschaftsmalerei sind Namen wie Hokusai oder Hiroshige.
Neben diesem Mainstream existieren jedoch noch weitere Genres, die kurz vorgestellt
wurden. Vor allem handelt es sich dabei um Shunga (erotische Drucke) oder auch Geister,
Helden und Mythen. Ersteres wird kaum behandelt, da scheinbar der explizit sexuelle Inhalt
abschreckend wirkt. Wenn Shunga dennoch erforscht werden, wird der sexuelle Aspekt
häufig ignoriert. Das Genre der Geister, Helden und Mythen setzt eine ausgeprägte
ikonographische Kenntnis voraus, die häufig mühselig zu erarbeiten ist, weshalb es schnell
ausgeblendet wird. Mit anderen Worten: der kunstgeschichtliche Diskurs setzt einen Fokus
auf die Holzschnitte mit Schauspieler-, Frauen- und Landschaftsmotiven.
Bei einer genaueren Untersuchung und Auseinandersetzung mit den Holzschnitten, die sich
mit Helden und Mythen beschäftigen, wird dem Betrachter eine enge Verbindung zu
japanischen Tätowierungen bewusst. Es sind nicht nur Überschneidungen zu finden, die das
Genre betreffen, sondern ebenfalls gibt es Parallelen in Bezug auf Technik und Stil.
Trotz der Tatsache, dass es in Japan bereits vor dem 18. Jahrhundert Tätowierungen gab,
war es erst ab dieser Zeit, da die in Haut eingestochenen Bilder innerhalb der Chônin (dem
Bürgertum) populär wurden. Einher ging diese Entwicklung mit der Rezeption des Romans
Suikoden 水滸伝, in welchem unter den Protagonisten tätowierte Helden befinden, die sich
gegen eine korrupte Beamtenschaft zur Wehr setzen. Es gilt zu spekulieren, ob diese
Opposition das reizvolle Element war, das die Tätowiermode mit beeinflusste.
Einen expliziten Eingang in die Kunst der Holzschnitte gewannen die Helden des Suikoden
durch den Holzschnittkünstler Kuniyoshi, der Portraits der Helden in einschlägigen
Kampfsituationen darstellte. An dieser Stelle wurde gesehen, dass es eine gegenseitige
Beeinflussung von Holzschnitt und Tätowierung gab. Ukiyo-e konnten Vorlagen für
Tätowierungen sein und Tätowierungen waren ein Element, das Ukiyo-e mitunter prägte.
Die heutige Marginalisierung von Tätowierungen in Japan (wie auch in Europa) ist somit
keineswegs repräsentativ für damalige Diskurse. Die Tatsache, dass sie kunsthistorisch
kaum untersucht werden, liegt nicht nur in der schwierigen Präservation der Motive, sondern
auch an einer (unbewussten) Geringschätzung seitens der Forschung.
18.06.
–
Moderne
Südasiatische
Malerei
(Hartig)
Literaturhinweis:
Mitter,
Partha
(1997).
Art
and
Nationalism
in
Colonial
India,
1850-
1922,
Occidental
Orientations.
Cambridge:
Cambridge
Universtiy
Press.
Die
traditionelle
Malerei
Südasiens
erhielt
durch
den
intensiver
werdenden
Austausch
mit
dem
Westen
wichtige
Impulse
und
entwickelte
sich
zu
einem
wichtigen
Ausdrucksmittel
der
zeitgenössischen
Kunst.
Die
politischen
und
ökonomischen
Veränderungen
sowie
die
sich
daraus
entwickelnden
soziokulturellen
Entwicklungen
des
19.
Jahrhunderts
haben
wichtigen
Einfluss
auf
die
Entwicklung
der
Kunst.
Beamte
der
East
India
Company
und
Reisende
beauftragten
einheimische
Künstler
sie
bei
ihren
Unternehmungen
zu
begleiten
und
diese
zu
dokumentieren.
Die
so
entstandenen
Werke
werden
heute
häufig
als
‚Company
Paintings’
bezeichnet.
Von
den
traditionellen
Darstellungen
unterscheiden
sie
sich
häufig
durch
die
verwendeten
Materialien
und
Techniken
sowie
durch
die
Themenwahl.
Die
Künstler
stammen
meist
aus
traditionellen
Handwerkerfamilien,
und
erarbeiteten
sich
die
neuen
Techniken
selbst
oder
mit
der
Unterstützung
westlicher
Künstler.
Namentlich
sind
heute
nur
wenige
dieser
Künstler
bekannt.
Viele
im
Westen
ausgebildete
Künstler
(William
Hodges)
reisten
nach
Indien
und
entdeckten
die
von
ihnen
vorgefundene
Landschaft
als
Motiv
für
ihren
von
den
Gedanken
der
Romantik
und
des
Historismus
beeinflussten
Stil.
Mitte
des
19.
Jahrhunderts
wurden
die
ersten
westlichen
Akademien
in
Indien
eingerichtet
(Bombay,
Kalkutta,
Madras...)
an
denen
man
die
Studenten
in
westlichen
Techniken
und
Materialien
unterrichtete.
Im
Gegensatz
zur
vormodernen
südasiatischen
Malerei
malen
die
Künstler
nun
mit
Öl
und
unter
Berücksichtigung
der
Zentralperspektive
(MF
Pithawala,
JP
Gangooly).
Wichtigen
Einfluss
auf
die
Entwicklung
der
Modernen
und
Zeitgenössischen
Kunst
Südasiens
hatten
die
heute
als
‚Kalighat
Paintings’
bezeichneten
Bilder.
Die
Zeichnungen
entstanden
in
einem
als
Kalighat
bezeichneten
Viertel
in
Kalkutta
und
dienten
zunächst
religiösen
Pilgern
als
Souvenir.
Mit
den
ökonomischen
und
soziokulturellen
Entwicklungen
wendeten
sich
die
Künstler
zunehmend
gesellschaftskritischen
Themen
zu,
die
sie
in
einer
satirischen
Art
und
Weise
festhielten.
Die
Bildsprache
zeichnet
sich
durch
einfache,
runde
Formen
sowie
durch
einen
flächigen
Auftrag
aus.
Die
Künstler
verwenden
kostengünstige
Wasserfarben,
die
schnell
auf
Papier
aufgetragen
werden
können.
Gegen
Ende
des
19.
Jahrhunderts
und
zu
Beginn
des
20.
Jahrhunderts
treten
einzelne
Künstler
immer
stärker
in
den
Vordergrund.
Ravi
Varma
gilt
als
Begründer
der
Moderne
in
Indien.
Er
verwendet
westliche
Techniken
und
Öl
in
seinen
Gemälden
und
stellt
die
indischen
Götter
in
einem
naturalistischen
Stil
dar.
Viele
dieser
Darstellungen
wurden
auch
als
Poster
reproduziert
und
erfreuen
sich
bis
heute
reger
Abnahme.
Auch
in
der
Kunst
spiegeln
sich
die
politischen
Bewegungen
(Swadeshi
Movement)
zu
Beginn
des
20.
Jahrhunderts
wieder.
Künstler
wie
Abanindranath
Tagore,
Jamini
Roy
und
Gaganendranath
Tagore
wenden
sich
von
den
Techniken
die
an
den
westlichen
Akademien
unterrichtet
und
von
den
Materialien
(Öl)
die
an
den
Schulen
verwendet
werden
ab
und
greifen
auf
traditionelle
Stile,
Techniken
und
Materialien
zurück.
Um
einen
Gegenpol
zur
vom
westlichen
Stil
dominierten
Kunst
Indiens
zu
setzen
wenden
sie
sich
einige
der
Künstler
wie
beispielsweise
Kshitindranath
Majumdar
dem
Osten
(Japan)
zu.
22.06.
–
Zeitgenössische
Malerei
I
(Redlinger)
Literaturhinweis:
BLAIR,
Sheila
S.
(2006).
Islamic
Calligraphie.
Edinburgh:
Edinburgh
University
Press.
ERDUMAN, Deniz (2004). Geschriebene Welten : arabische Kalligraphie und Literatur im
Wandel der Zeit. Köln: DuMont.
CONTEMPORARY
ARAB
AND
IRANIAN
ART
(2008).
Sotherby’s
Contemporary
Arab
and
Iranian
Art,
London
23
October
2008.
London.
BRUCKSTEIN, Çoruh, Almut
Sh. 2009. Taswir - Islamische Bildwelten und Moderne. Berlin: Nicolai.
In
der
Stunde
beschäftigten
wir
uns
primär
mit
der
Frage,
in
wie
weit
als
traditionell
empfundene
Elemente
in
der
zeitgenössischen
Malerei
und
Photographie
von
Künstlern
aus
dem
islamischen
Kulturraum
wieder
aufgegriffen
werden.
Der
Fokus
der
ersten
Stunde
lag
somit
auf
der
Kalligraphie
und
er
Wiederverwendung
in
der
zeitgenössischen
Kunst.
Als
Beispiele
wurden
hierbei
verschiedene
Traktate
aus
der
Neuzeit
herangezogen,
die
eine
Wiederbelebung
der
arabischen
Werke
des
Mittelalters
zur
arabischen
Kalligraphie
propagieren.
Hierzu
gehört
zum
Beispiel
von
Habib
Fazaʾili
das
taʿlim
al-ḫaṭṭ
oder
das
Handbuch
zur
Kalligraphie
von
Mustafa
Jaʿfar.
In
diesem
Rahmen
wurde
auch
kurz
die
frühen
Versuche
verschiedener
Disigner,
wie
Nasri
Khattar
und
Mamoun
Sakkal
angesprochen,
die
versucht
haben
die
arabische
Schrift
den
der
Erfordernissen
der
Medien
Druck
und
Computer
anzupassen.
Danach
wurden
einige
Werke
von
Künstlern
gezeigt,
die
sich
der
Kalligraphie
bedient
haben
um
sie
als
Ausdrucksmittel
für
ihre
eigenen
Werke
zu
benutzen.
Während
Osman
Waqialla
in
seinem
Werk
„Kaf
Ha
Ya
ʿAyn
Sad“
(1980),
sich
sehr
stark
an
der
Ausgestaltung
von
mamlukischen
Prachtkoranen
und
ihren
Illuminationen
orientiert,
wird
die
Kalligraphie
und
die
dauernde
Wiederholung
des
Namen
Gottes
von
Etel
Adnan
in
„Allah“
neben
Elementen
aus
der
Popart
und
der
japanischen
Malerei
genutzt
um
eine
neue
Ausdrucksform
für
Schrift
zu
finden.
Weitere
Beispiele
waren
Dia
al-Azzawi
mit
einem
Bezug
zu
traditionellen
arabischen
Buchkunst,
Hasan
Masoudys
(Kalligraphiekomposition
mit
einer
Interpretation
der
Zeilen
des
arabischen
Dichters
Ibn
Zaydun),
dessen
Werk
die
technische
Ausführung
des
Pinselstrichs
thematisiert
oder
Nja
Mahdaoui,
die
sich
in
ihrem
Werk
an
tiraz-Textilien
und
osmanischen
Schriftzügen
orientiert.
Etwas
andere
Wege
gehen
Khaled
al-Saai,
der
durch
Schrift
die
Landschaft
von
Sharja
visualisiert
oder
Mehdi
Moutashar
in
dessen
Variationen
über
sieben
Buchstaben
des
arabischen
Alphabets
geometrische
Modelle
las
abstrahierte
Ausdrucksform
von
Schrift
Verwendung
finden.
Bei
Wijdan
ʿAli
findet
man
in
„Kerbalaʾ“
(1992)
durch
ein
überdimensionales
gemaltes
ḥaʾ,
welches
mit
roten
Farbspritzern
umgeben
ist
einen
Bezug
zu
dem
schiitischen
Geschichtsdenken.
Neben
der
Kalligraphie
wurden
im
zweiten
Teil
der
Stunde
jedoch
auch
Werke
von
Künstlern
behandelt,
die
sich
mit
ihrer
Tradition
auseinandersetzen
oder
der
Vorstellung,
die
sich
sowohl
Muslime
als
auch
Nichtmuslime
von
dieser
machen.
Zu
den
gezeigten
Werken
gehören
die
Werke
Ghada
Amer
&
Reza
Farkhondeh
(„Le
Tempete
du
Désire“),
Ghader
Amer
(1995)
und
Youssef
Nabil
(Sweet
temptation,
1993),
Sadegh
Tirafkan
(The
Loss
of
our
Identity)
oder
Shirin
Nashad
die
sich
mit
dem
negativen
Frauenbild
im
Nahen
Osten
auseinandersetzen
und
dies
in
ihren
Werken
kritisieren.
Interessant
sind
hierbei
auch
die
Werke
von
Shirin
Aliabadi
(Miss
Hybrid)
und
Afshan
Ketabchi
(2008),
die
bei
ihren
Frauendarstellungen
das
negativ
behaftete
Frauenbild
als
Teil
eines
traditionsbehafteten
Konstruktes
des
Orientalismus
oder
westlichen
Denkens
zu
entlarven
versucht.
Im
letzten
Teil
der
Stunde
wurden
Werke
besprochen,
die
sich
mit
sozial-politischen
Fragestellungen
auseinandersetzten.
Zu
den
Beispielen
gehörten
das
Werk
von
Zena
al-Khalil
(al-Bas,
2006),
das
sich
mit
den
konfessionsbedingten
kriegerischen
Auseinandersetzungen
im
Libanon
beschäftigten
oder
das
von
Parastou
Forouhar
(Red
is
my
name,
Green
is
my
name),
das
die
Gewalt
und
politische
Unterdrückung
als
Mittel
der
politischen
Machtausübung
anprangert.
23.06. – Moderne Malerei des 19.-20. Jahrhunderts (Nishino)
Literaturhinweise:
BERGER, Klaus (1980): Japonismus in der westlichen Malerei. 1860 - 1920. München: Prestel (= Studien zur Kunst des
neunzehnten Jahrhunderts, 41).
EHMCKE, Franziska (Hg.) (2008): Kunst und Kunsthandwerk Japans im interkulturellen Dialog (1850 - 1915). München: Iudicium.
NAPIER, Susan (2008): From Impressionism to Anime: Japan as Fantasy and Fan Cult in the Mind of the West:: Palgrave.
WICHMANN, Siegfried (1980): Japonismus. Ostasien - Europa ; Begegnungen in der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts.
Herrsching: Schuler.
Abbildungen: Siehe PPT-Dateien
In dieser Stunde wurde die Kunst des ausgehenden 19. Jahrhunderts betrachtet, vor allem die
Japonismus-Bewegung und die japanischen Bilder der Meiji-Zeit (1868-1912). Beide
Kunstbewegungen, die europäische wie japanische, wurden im Kontext des Begriffs der „Fantasie“
(Fantasy) oder dem „Fantasiebild“ nach Susan Napiers Definition gesetzt. Es handelt sich bei der
Fantasie nicht nur lediglich um eine passive Flucht aus der Realität, sondern ebenfalls um eine
kreative Aktivität.
Der Japonismus (Japonisme) wurde von dem Kunstkenner und Kritiker Philippe Burty (1830-1890)
geprägt. Es handelt sich um die verstärkte Rezeption japanischer Kulturgüter nach der Öffnung
Japans 1854 in Europa. Es entstand eine Modebewegung, die für Europa eine tiefgreifende
Veränderung des Geschmacks bedeutete, die Moderne mitprägte und in Japan durch verstärkten
Export die Konjunktur belebte. Den wirtschaftlichen Aspekt des Japonismus kann man unter anderem
an der Person Samuel Bings festmachen (1838-1905). Der gebürtige Hamburger war ein begeisterter
Japan-Sammler und auch Geschäftsmann. Sein Laden in Paris wurde Anlaufstelle vieler Japonisten
und die Zeitschrift „Japanischer Formenschatz“ (Le Japon Artistique) ist zu einem Sammelwerk
derjenigen geworden, die japanische Kunst und Kunstgeschichte zu schätzen wussten.
Für die Kunstgeschichte ist der Japonismus in seiner Beeinflussung europäischer Künstler von
Interesse. Es wurden in dieser Stunde vor allem drei Künstler betrachtet, um die Diversität unter den
Japonisten zu veranschaulichen. Zum einen betrachteten wir Monet mit seinem Bild „La Japonaise“, in
welchem Madame Monet in einer japanischen Robe mit einem koketten Schulterblick den Betrachter
zu provozieren vermochte. Hier sahen wir vor allem ein Spiel mit Identitäten und eine gefühlte frivole
Leichtigkeit im Umgang mit Japan. Dem völlig entgegengesetzt erschien der Künstler Van Gogh. Bei
ihm war die Auseinandersetzung mit Japan durchaus ernsthaft, auch wenn für Van Gogh Japan ein
idealisiertes Paradies war, das ihm geistige Zuflucht gewährte. Es beflügelte ihn dennoch zu
artistischen Höchstleistungen. Der letzte Künstler, der besprochen wurde, Alphonse Mucha, wurde in
seiner Begründung des Jugendstils (Art Nouveau) von sehr formellen Prinzipien der japanischen
Kunst inspiriert. Seine Lithographien bedienten sich einer Fasson, die den flächigen Formen und der
Komposition japanischer Holzschnitte sehr nahe kommt.
Formen und Themen Japans wurden innerhalb des Japonismus in Europa aufgenommen und in einer
bisher nie dagewesenen Art und Weise wiedergegeben. Das Japanbild zu dieser Zeit war eindeutig
von eigenen Wünschen und Vorstellungen verklärt. Den Anspruch ein Japan von einem distanzierten
Blickpunkt kennenzulernen, indem ein aktiver und reflexiver Austausch mit dem Land stattfindet, gab
es kaum. Doch auch Japan hat dazu beigetragen ein romantisiertes Bild nach außen zu tragen.
Zunächst geschah dies durch die Weltausstellungen vor dem 20. Jahrhundert und auch durch die
Yokohama-Photographie, welche durch einen Referatsbeitrag vorgestellt wurde.
Während dessen entstand in Japan ein äußerst zwiespältiges Verhältnis zur eigenen Kunsttradition
und der westlichen Kunstakademie sowie der beginnenden Moderne. Der Konflikt lag in dem
Bestreben ein moderner, „zivilisierter“ Staat zu werden, aber auf diesem Weg nicht die eigene
kulturelle Identität aufzugeben. Innerhalb der Meiji-zeitlichen Kunstgenres der Nihonga
(moderne, japanische Bilder in japanischem Stil) und der Yôga
(japanische Bilder in westlichem
Stil) fand dieser Konflikt seine Manifestation. Es kam dazu, dass Nihonga den Kunstdiskurs in der Zeit
des frühen 20. Jahrhunderts in Japan prägten, während Yôga im Herkunftsland selbst kaum gezeigt
wurden, sondern vermehrt repräsentative Funktionen für das Ausland hatten, um mit den Künsten des
Westens zu konkurrieren.
Im europäischen wie japanischen Fall konnte der Begriff „Fantasie“ angewendet werden. Die
europäischen Künstler haben anhand Japans Fantasiewelten generiert, die als Raum für Spiel oder
Eskapismus verstanden werden können. In Japan existierte der Traum einer individuell japanischen,
modernen, vom Westen akzeptierten Gesellschaft. In beiden Fällen wurden durch Kunst Welten
geschaffen, die ein Ideal, eine alternative Wirklichkeit oder ein Utopia zeigen sollten.
25.06.
–
Moderne
Südasiatische
Malerei
(Hartig)
Literaturhinweis:
MITTER,
Partha
(2007):
The
Triumph
of
Modernism.
India’s
artists
and
the
avantgarde
1922-1947.
London
:
Reaktion
Books.
Die
aufkommende
Unabhängigkeitsbewegung
zu
Beginn
des
20.
Jahrhunderts
manifestiert
sich
in
den
Kunstwerken
der
Zeit.
Die
Künstler
wenden
sich
von
dem
an
den
Akademien
gelehrten
Stil,
sowie
den
dort
unterrichteten
Maltechnik
und
der
Wahl
der
Motive
ab
und
suchen
nach
einer
eigenen
Bildsprache.
Zu
den
einflussreichsten
Persönlichkeiten
der
Kunst
des
ausgehenden
19.
Jahrhunderts
und
dem
beginnenden
20.
Jahrhundert
zählen
Ravi
Varma
(1848
-1906)
und
Abanindranath
Tagore
(18711951).
Varma,
welcher
der
akademischen
Malweise
verhaftet
bleibt,
stellt
in
seinen
Werken
in
seinen
Werken
hinduistische
Götter
und
Helden
in
einer
naturalistischen
Bildsprache
dar.
Diese
naturalistische
Darstellungsweise
von
Göttern
und
Heldenfiguren
finden
sich
bis
heute
in
Posterdrucken
wieder.
Abanindranath
Tagore
lässt
sich
von
der
Miniaturmalerei
inspirieren.
Die
Suche
nach
neuen
Formen
des
Ausdrucks
veranlasst
die
Künstler
in
der
als
indisch
empfundenen
Vergangenheit
(z.B.
Miniaturmalerei)
nach
einer
neuen
Bildsprache
zu
suchen.
Zudem
setzten
sich
Künstler
wie
beispielsweise
Abanindranath
Tagore
(1871-1951),
Nandalal
Bose
(18821966)
und
Gaganendranath
Tagore
(1867-
1938)
mit
der
Kunst
Ostasiens
auseinander
und
werden
von
ihr
stark
beeinflusst.
Viele
Künstler
benutzen
kein
Öl
mehr,
sondern
greifen
auf
Aquarellfarben
zurück
um
ihre
Haltung
gegenüber
westlicher
akademischer
Kunst
zu
verdeutlichen.
Die
Wahl
des
Materials
spielt
besonders
für
Jamini
Roy
(1887-
1972)
eine
wichtige
Rolle,
so
verwendet
der
Künstler
ausschließlich
indigene
Farben
und
Materialien.
Die
Malereien
von
Roy
zeichnen
sich
durch
Flächigkeit,
Farbgebung
und
Themenwahl
aus.
Mit
seiner
Bildsprache
bezieht
er
sich
einerseits
auf
traditionelle
ostindische
Malerei
andererseits
auf
die
Kalighat
Paintings.
In
den
Werken
Rabindranath
Tagore
(1861-1941)
steht
meist
der
emotionale
Ausdruck
der
Bilder
im
Vordergrund.
Die
besprochenen
Künstler
waren
Bestandteile
der
Bengal
Art
Movement.
Neben
dieser
für
die
Entwicklung
der
Modernen
Kunst
Indiens
prägenden
Bewegung
gab
es
weitere
Künstler,
die
auf
die
zeitgenössische
Kunst
Südasiens
großen
Einfluss
ausübten.
Amrita
Sher-Gil
(1913-1941),
die
Tochter
eines
indischen
Vaters
und
einer
ungarischen
Mutter
studierte
an
der
École
des
Beaux-Arts
in
Paris
und
thematisierte
besonders
in
ihren
frühren
Werken
ihre
eigene
sexuelle
Identität.
Ein
Aspekt
der
sich
auch
in
den
Werken
zukünftiger
Generationen
weiblicher
Künstlerinnen
immer
wieder
thematisiert
wird.
Die
späteren
Werke
der
Künstlerin
sind
beeinflusst
von
persönlichen
Erfahrungen
in
Indien
und
der
Auseinandersetzung
mit
der
Miniaturmalerei
und
den
Malereien
in
Ajanta.
Nicholas
Roerich
(1874-1947)
ein
russischer
Künstler,
dessen
Wahlheimat
Indien
wird
stellt
in
seinen
Gemälden
den
Himalaya
in
den
Vordergrund.
Der
Künstler
verwendet
leuchtende
Farben
und
einfache
Formen
und
intendiert
mit
dieser
Bildsprache
Gefühle
bei
dem
Betrachter.
Auch
die
Ölgemälde
von
Sailoz
Mukherjea
(1906-1960)
zeichnen
sich
durch
ihre
expressive
Bildsprache
aus.
Der
Archaeological
Survey
of
India
erklärt
im
Jahr
1976
und
1979
die
Künstler,
die
in
dieser
Sitzung,
besprochen
wurden
als:
„not
being
antiquities,
to
be
art
treasures,
having
regard
to
their
artistic
and
aesthetic
value“.
Diese
Erklärung
hat
zur
Folge,
dass
Werke
dieser
Künstler
in
Indien
bleiben
müssen
(temporäre
Ausstellungen
ausgenommen).
Welche
Bedeutung
hat
diese
Erklärung
für
die
Interpretation
der
Künstler
und
ihrer
Kunstwerke?
29.06.
–
Zeitgenössische
Malerei
und
Photographie
von
muslimischen
Künstlern
II
(Redlinger)
Literaturhinweis:
CONTEMPORARY
ARAB
AND
IRANIAN
ART
(2008).
Sotherby’s
Contemporary
Arab
and
Iranian
Art,
London
23
October
2008.
London.
BRUCKSTEIN, Çoruh, Almut Sh. 2009. Taswir Islamische Bildwelten und Moderne. Berlin: Nicolai.
Im
ersten
Teil
der
Stunde
wurden
die
Bilder
der
Iranischen
Revolution
behandelt.
Der
zweite
Teil
der
Stunde
ging
der
Frage
nach,
ob
es
in
den
letzten
Jahren,
bedingt
durch
das
steigende
Interesse
an
den
Werken
islamischer
Künstler,
zu
einer
Veränderung
des
künstlerischen
Ausdrucks
gekommen
ist
und
ob
neue
Tendenzen
nachzuweisen
sind.
An
der
Malerei
aus
der
Zeit
der
iranischen
Revolution
lässt
sich
eine
Vielzahl
von
künstlerischen
Einflüssen
nachweisen.
So
ist
eine
angepasste
Form
des
sozialistischen
Realismus
in
einer
Vielzahl
von
Werken
ein
bestimmendes
Element.
Hinzu
kommt
ein
Bildprogramm,
welches
sich
aus
der
Geistes-
und
Geschichtswelt
sowie
mystischen
Vorstellungen
und
Erfahrungen
der
iranischen
Künstler
zusammensetzt.
In
den
Werken
werden
immer
wieder
Beispiele
aus
der
vormodernen
persischen
Kunst
zitiert,
wie
zum
Beispiel
timuridischer
Architekturdekor
und
Buchmalerei.
Thematisch
orientieren
sich
die
meisten
Bilder
an
den
Kernthemen
der
Revolution:
Der
Kampf
der
Schiiten
gegen
die
Sunniten,
der
Märtyrertod,
der
Kampf
gegen
den
dekadenten
Westen
oder
die
Schlacht
um
Kerbala
als
Sinnbild
des
schiitischen
Befreiungskampfes.
Als
Beispiele
sind
hier
Katim
Tschalipa
(Loving
Mice)
zu
nennen,
auf
dessen
Werk
eine
Mutter
ihren
gefallenen
Sohn
beweit,
während
im
Keller
die
westliche
Oligarchie,
dargestellt
als
Ratten
mit
„jüdischen“
Gesichtern
–
das
Geld
für
den
Kampf
gegen
den
Iran
sammelt.
KatimTschalipa
(Guards
of
the
anemon
Field)
thematisiert
auch
die
Geschichte
von
Habil
und
Ghabil
(den
koranischen
Kain
und
Abel)
und
stellt
den
Brudermord
als
Synonym
der
Unterdrückung
des
Iran
durch
den
Westen
dar.
Im
Werk
von
Ali
Wsirjan
(The
Satanic
Self)
symbolisiert
die
Darstellung
eines
Drachen,
der
in
Anlehnung
an
die
klassische
Darstellung
eines
Drachen
in
der
persischen
Buchmalerei
dargestellt
ist,
die
dauernde
Gefahr,
die
vom
Westen
ausgeht.
Im
zweiten
Teil
der
Stunde
wurde
diskutiert,
welche
Tendenzen
sich
in
dem
Kunstschaffen
von
Künstlern
aus
dem
islamischen
Kulturraum
in
den
letzten
7
Jahren
beobachten
lassen.
Dabei
wurde
auch
die
Rolle
von
Auktionshäusern
wie
Sotherby,
führenden
Gallerien
oder
neusten
Ausstellungskonzepten,
wie
Taswir
in
Berlin
für
die
Verbreitung
und
Bewertung
dieser
Kunst
diskutiert.
Einen
neuen
Ansatz
zum
Verständnis
von
Schreiben
und
dem
Gebrauch
von
Schrift
ist
das
Projekt
„Human
writes“
des
Künstlers
W.
Forsythe,
in
dem
Künstler
in
verschiedenen
Stadien
Übersetzung
von
Menschenrechtserklärungen
schreibe.
Neue
Ansätze
bieten
auch
Fotokollagen
von
einzelnen
Stadtfotos
aus
der
Islamischen
Welt,
die
Bezug
nehmen
auf
die
Bauaufnahmen
historischer
Städte
des
Islams,
wie
Baghdad.
Zwei
Werke
von
Künstlern
setzten
sich
ebenfalls
mit
der
klassischen
Formen
der
Buchmalerei
der
islamischen
Welt
auseinander.
So
zum
Beispiel
in
Abb.
14
in
dem
zwar
auf
die
Darstellung
von
Waq
Waq
Bäumen
Bezug
genommen
wird,
die
Personen
im
Baum
jedoch
erhängte
verschleierte
Frauen
darstellen.
Ein
weiteres
Beispiel
ist
die
Abbildung
11
in
der
zwar
der
Aufbau
der
Malerei
und
die
Abbildung
einer
Doppelseite
einer
klassischen
persischen
Manuskriptseite
folgt,
jedoch
die
Technik
der
Abstraktion
angewandt
wurde.
30.06. … von Kunstgeschichte zu Bildwissenschaften (Nishino)
Literaturhinweise:
GOVENAR, Alan (2009): Ed Hardy. Beyond Skin: Teneues Verlag.
GOVENAR, Alan (2009): Ed Hardy. Art of Life: Pop Culture: Teneues Verlag.
IO9 (MEREDITH): IO9 (2010):
Shyamalan Addresses Airbender's Race Controversy And Answers Your Questions. Online
verfügbar unter http://io9.com/5504967/shyamalan-addresses-airbenders-race-controversy-and-answers-your-questions,
(02.07.2010).
MANAA - MEDIA ACTION NETWORK FOR ASIAN AMERICANS (2010): The Last Airbender - Letter to the Producer | MANAA. Online
verfügbar unter http://www.manaa.org/lastairbender.html, (18.01.2010).
NAPIER, Susan (2008): From Impressionism to Anime: Japan as Fantasy and Fan Cult in the Mind of the West:: Palgrave.
Abbildungen: Siehe PPT-Datei 10. Malerei Neu
Seit Christan Audigier 2004 an dem Projekt „Ed Hardy“ beteiligt ist, kann man die Designs des
Künstlers und Tätowierers Ed Hardy überall wiederfinden; angefangen bei Bekleidung bis hin zu
Mäppchen. Schnell fällt aus dem Blickfeld, dass die Modemarke „Ed Hardy“ lediglich die kommerzielle
Seite ist. Hardy studierte westliche wie auch ostasiatische (Kunst-)Geschichte, doch interessierte sich
primär für Randbereiche des Fachs, so auch japanische Tätowierkunst.
Hardy eröffnete ein Tätowierstudio, mit welchem er den Versuch unternahm Tätowierkunst zu einem
etablierten Medium zu transformieren. Sein Erfolg wird häufig mit der glücklichen Kombination
westlicher und ostasiatischer Motivwahl in Verbindung gebracht. Dabei ist die Motivwahl, wie in der
Stunde festgestellt wurde, keinesfalls willkürlich, sondern zeigt ein klares Wissen um die
dahinterstehenden kulturellen Traditionen. Dieses Wissen manifestiert sich nicht nur durch das
Medium Tätowierung, sondern er bedient sich ebenfalls der Technik der Malerei, Graphik und
Oberglasurmalerei.
Mit den Japonisten des ausgehenden 19. Jahrhunderts im Gedächtnis, die ebenfalls japanische
Motive und Techniken verwendeten, um Kunst zu schaffen, blieb die Frage stehen, ob Hardy in diese
Gruppe einzugliedern ist. Ist Hardy ein moderner Japonist? Die Gemeinsamkeit ist die Verwendung
japanischer Motive, doch der große Unterschied liegt in der darüber hinaus gehenden Übernahme von
Wissen um ostasiatische Ikonographie, Philosophie und Geschichte. Anders als die Japonisten
integriert Hardy japanische Motive in die westliche (Tätowier-)Kunst, bleibt aber im asiatischen
Kunstdiskurs verhaften, von welchem er eindeutig Kenntnis hat und mit welchem er auch zu spielen
weiß.
Neben Ed Hardy als einem Beispiel für die moderne Integration ostasiatischer Elemente in ein
„westliches“ Medium wurde auch die Zeichentrickserie (Anime) Avatar – The Last Airbender
betrachtet. Die amerikanische Serie, die auf dem US-TV-Sender Nickelodeon lief, wurde von 2005 bis
2008 ausgestrahlt und spielt in einer von ostasiatischen Elementen durchzogenen Fantasiewelt.
Als Grundlage einer Funktionsanalyse wurden Textabschnitte von Susan Napier herangezogen, die
auf die Eigenheiten von Anime eingeht. Ihr nach liegt die universelle Attraktivität von Anime zum einen
in der komplexen Konstruktion der Charaktere und Handlung. Die Episoden bauen aufeinander auf
und geben den Figuren die Möglichkeit Dreidimensionalität zu entwickeln. Des Weiteren biete die
Gestaltung der Anime-Figuren mit ihren großen Augen, den typischen Gesten und den unnatürlichen
Körperproportionen eine Identifizierung, die über ethnische Grenzen hinaus gehe. Es sei eine
Mischung aus universellem Identifikationspotential und intellektuellem Anspruch, der Anime
gegenüber amerikanischen Produktionen im Vorteil stehen lasse.
Am 30.06.2010 war der Kinostart der Realverfilmung der ersten von drei Staffeln der Serie Avatar –
The Last Airbender mit dem Titel „The Last Airbender“. Bereits im Vorfeld brach eine heftige
Kontroverse über die Besetzung der Hauptrollen aus. Diese wurden primär mit weißen (caucasian)
Schauspielern besetzt, die Gegner der „Guten“ hingegen allesamt mit dunkelhäutigen Darstellern.
Die MANNA (Media Action Network for Asian Americans) beklagte sich bei dem Produktionsstudio
Paramount, asiatische Schauspieler hätten bei der Besetzung vorrangig behandelt werden sollen und
das Studio würde einen jahrzehntelangen Rassismus in Film und Fernsehen unterstützen. Das
Gegenargument des Regisseurs M. Night Shayamalan besagte, Anime sei ein Medium, dass sich
jenseits ethnischer Zugehörigkeit bewege.
Shayamalan sagte aus, was Napier ebenfalls als ein Hauptcharakteristikum von Anime betrachtet.
Doch was außer Acht fällt ist die Hybridität der Serie, die das universelle Anime-Design und die
spezifisch asiatische Raumgestaltung vereint. Die eindeutigen Verweise auf asiatische Kultur ließen
bei vielen asiatischen Amerikanern das Gefühl aufkommen als benachteiligte ethnische Minderheit um
das eigene kulturelle Erbe betrogen worden zu sein. Es entstand der Eindruck der Vereinnahmung der
eigenen Identität durch diejenigen, die für den Zustand des Außenseitertums verantwortlich seien.
02.07.
–
Zeitgenössische
Südasiatische
Malerei
(Hartig)
Literaturhinweis:
MADDEN,
Kathleen
Hrsg.
(2008):
Indian
Highway.
Köln:
König.
–
ESSL,
Karlheinz
Hrsg.
(2009):
Chalo
India.
Eine
neue
Ära
indischer
Kunst.
Berlin,
London
u.a.:
Prestel.
–
CAPE,
Jonathan
Hrsg.
(2010):
The
empire
strikes
back.
Indian
art
today.
New
York:
Skira
Rizzoli.
Nach
der
Unabhängigkeit
Indiens
haben
sich
die
Entstehungsbedingungen
der
indischen
Kunst
geändert.
Das
Individuum
in
der
Gesellschaft
tritt
immer
stärker
in
den
Vordergrund.
Die
Kunstwerke
lassen
sich
nicht
mehr
einem
Medium
oder
einer
Thematik
zuordnen,
die
von
der
Kunstgeschichte
aufgestellte
Kategorisierung
lässt
sich
auf
zeitgenössische
Kunst
kaum
mehr
anwenden.
Es
wird
deutlich,
dass
die
Kunst
mit
zu
nehmendem
Masse
individualistischer
wird.
In
diesem
Wandel
der
Gesellschaftlichen
Ordnung
ändert
sich
gleichzeitig
das
Verhältnis
des
Rezipienten
zur
Kunst.
In
dieser
Stunde
werden
die
Kunstwerke
einiger
zeitgenössische
Künstler
vorgestellt
und
in
Bezug
auf
ihre
individuelle
Bildsprache
diskutiert.
Der
Künstler
N.
S.
Harsha
bezieht
den
Rezipienten
in
sein
Kunstwerk
mit
ein.
Harsha
setzt
die
Bewegung
des
Betrachters
innerhalb
eines
Raumes
voraus.
Der
bei
Gemälden
gegebene
festgelegte
Betrachterstandpunkt
ist
bei
ihm
nicht
mehr
vorhanden.
Seine
Kunstwerke
befinden
sich
in
einem
öffentlich
zugänglichen
Raum
und
greifen
in
diesen
ein.
Hema
Upadhyay
thematisiert
in
ihrem
Werk
„Killing
Site“
das
Thema
Selbstmord.
Ihr
Umgang
mit
Perspektive
symbolisiert
einen
inneren
Zustand
von
Konflikten.
Die
als
Kunsthistorikerin
ausgebildete
Künstlerin
Anita
Dube
arbeitet
mit
dem
Medium
der
Photographie.
In
den
Bildern
setzt
sie
sich
mit
sozialer
Erinnerung,
Geschichte,
Mythologie
und
Religion
auseinander.
Chitra
Ganesh
lebt
und
arbeitet
in
Amerika.
Ihre
Bilder
werden
von
indischen
Comics
inspiriert.
Diese
Comics
stellen
die
Heldentaten
von
Göttern
da
und
sind
besonders
bei
Diasporakindern
beliebt.
Die
Arbeiten
des
Künstlers
Vivek
Vilasini
sind
durch
westliche
Bilder
inspiriert.
Der
Künstler
wählt
ein
Bild
aus
und
„indisiert“
den
Bildinhalt.
Die
Singh
Twins
lassen
sich
in
ihren
Arbeiten
wie
viele
der
Künstler
des
frühen
20.
Jahrhunderts
von
der
Miniaturmalerei
beeinflussen.
Die
Technik
und
Bildaufbau
der
Miniaturmalerei
werden
genutzt
um
gegenwärtige
Ereignisse
oder
Objekte
in
einen
gemeinsamen
Kontext
zu
stellen.
In
Ausstellungen
findet
man
auch
die
Arbeiten
von
Thukral
&
Tagra.
Häufig
arbeiten
Thukral
&
Tagra
mit
großen
Auftraggebern
zusammen
und
vermarkten
ein
Produkt.
Riyas
Komu
stellt
in
seinen
Arbeiten
häufig
Menschen
aus
Südindien
in
den
Mittelpunkt.
Die
Portraits
sind
häufig
übernatürlich
groß
und
wirken
durch
die
Änderung
der
Perspektive
befremdlich
auf
den
Betrachter.
Atul
Dodiya
verwendet
in
seinen
Werken
keine
Leinwand
mehr,
sondern
bemalt
Rollläden.
Im
vorgestellen
Werk
greift
der
Künstler
auf
ein
Bild
Ravi
Varmas
zurück.
Zieht
man
den
Laden
hoch,
so
sieht
man
ein
zweites
Bild
mit
der
Darstellung
einer
Gruppe
von
Menschen,
die
Selbstmord
begangen
haben.