Dänische Themen Die Färöer

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Dänische Themen Die Färöer
Dänisches Aussenministerium
Dänische Themen
NOVEMBER 2003
DIE FÄRÖER
In den vergangenen zehn Jahren konzentrierte sich die internationale Presse in ihrer Berichterstattung über die Färöer vor
allem auf drei Phänomene: Zunächst die
ernste Wirtschaftskrise Anfang der 1990er
Jahre, dann die nachfolgende politische
Entwicklung in Richtung erweiterte Selbstverwaltung oder volle Souveränität und
schließlich die einsetzende Suche nach Erdölvorkommen.
Die Beziehungen zu Dänemark
Bei den Wahlen des Jahres 1998 erlebte
die Sambandsflokkurin (Zusammengehörigkeitspartei), die sich für enge Beziehungen
zu Dänemark einsetzt, einen Rückgang,
während die Tjó?veldisflokkurin (Republikanische Partei), die eine Trennung von Dänemark befürwortet, großen Zuwachs verzeichnen konnte. Das Ergebnis der Wahlen
führte zur Bildung einer Koalitionsregierung, die einen politischen Prozess in Gang
setzte, dessen erklärtes Ziel die Erreichung
vollständiger Souveränität war.
Im Frühjahr 2000 wurden zwischen
der färöischen Landsstýri (Landesregierung) und der Regierung Dänemarks Verhandlungen über einen von färöischer
Seite vorgelegten Vertragsentwurf eingeleitet. Dieser sieht die Souveränität der Färöer in loser Gemeinschaft mit Dänemark
vor, darunter ein gemeinsames Königshaus, gemeinsame Währung sowie die Zusammenarbeit in mehreren anderen Bereichen. Die Verhandlungen gerieten im Oktober 2000 ins Stocken, und auch im Frühjahr 2001 ist weiterhin unklar, wie sich die
Beziehungen zwischen den Färöern und
Dänemark künftig entwickeln werden.
Geographie
Die Inselgruppe der Färöer liegt im Nordatlantik, nahezu auf halber Strecke zwischen Norwegen, Island und Schottland.
Die färöische Hauptstadt Tórshavn liegt
auf dem 62. nördlichen Breitengrad.
Die 18 Inseln sind durch schmale Sunde und Fjorde voneinander getrennt. Die
Gesamtfläche beträgt 1.399 km2, die Ausdehnung von Norden nach Süden 118 km
und in ost-westlicher Richtung 79 km. Die
Landschaftsformen der Färöer sind von
vulkanischen Gesteinsarten und Abtragungsprozessen geprägt, die seit dem Erlöschen der früher aktiven Vulkane vor 50
bis 60 Millionen Jahren stattgefunden haben. Die Erosion als Folge der Meeresbrandung hat insbesondere an den westwärts
gewandten Küsten genagt; diese weisen
heute hohe Vorgebirge auf, die an bestimmten Stellen von großen Vogelschwärmen
bewohnt werden. Entlang der geschützten
Bereiche der Fjorde fallen die Gebirgsseiten gleichmäßig zur Küste ab, oft in Form
weicher Eiszeitmoränen; in diesen Gegenden finden sich auch die meisten alten
Ortschaften.
Natürliche Ressourcen
Die Inseln sind nicht gerade reich an natürlichen Ressourcen. Das grüne Gras auf
den Felsen bildet die Grundlage für die traditionelle Schafzucht. An einzelnen Stellen
auf der Insel Su?uroy gibt es kleine Braunkohlevorkommen, mit denen besonders in
Kriegszeiten die Brennstoffversorgung der
Inseln ergänzt wurde. Es ist der Reichtum
des Meeres, der die Grundlage für die
Entwicklung des modernen Gemeinwesens
der Färöer bildet. Bis 1977, als eine Fischereigrenze von 200 Seemeilen eingeführt
wurde, konnten die Fischereinationen, einschließlich der Färöer, im Großen und
Ganzen gesehen im gesamten Nordatlantik
frei fischen. Seitdem mussten die Färöer
mit den anderen Ländern auf Gegenseitigkeit beruhende Fangquoten in den jeweiligen Fischereiterritorien vereinbaren.
Die wichtigsten Fischbestände in den
färöischen Meeresgewässern sind Kabeljau,
Schellfisch und Köhler (Seelachs), darüber
hinaus aber werden auch kleinere Mengen
Goldlachs, Stintdorsch, Heilbutt, Seeteufel
und Rotbarsch gefangen, die alle auf dem
Meeresboden leben. Andere wichtige
Fischarten sind Blauer Wittling und Lachs
sowie Hering. Der bei weitem größte Teil
der Fische in färöischen Gewässern wird
von ortsansässigen Fischern gefangen und
auf den Inseln weiter verarbeitet.
Die Ortschaft Mikladal auf der Insel Kalsoy.
Foto: Polfoto/DIGO.
Suche nach Erdölvorkommen
Ölfunde auf der britischen Seite der mittleren Linie zwischen den Shetland Inseln
und den Färöern haben das Interesse an
der Suche nach Erdölvorkommen im
Meeresboden auf färöischem Gebiet geweckt. Das Ressort Bodenschätze unterliegt seit 1992 der gesonderten Zuständigkeit der Färöer. Im Rahmen der auf gesetzlicher Grundlage basierenden Vergabe von
Konzessionen nahm man 1994-1999 seismische Untersuchungen des Kontinentalsockels vor.
Nachdem 1999 zwischen Dänemark/Färöer und Großbritannien Einigkeit über
den Verlauf der Kontinentalsockelgrenze
zwischen den Färöern und Großbritannien erzielt worden war, erfolgte im Frühjahr 2000 eine erste Ausschreibungsrunde;
im August 2000 wurden an mehrere Ölgesellschaften Lizenzen für die Exploration
von Kohlenwasserstoffvorkommen auf dem
färöischen Sockel vergeben. Mit den ersten Bohrungen soll im Laufe des Jahres
2001 begonnen werden.
Die Geschichte bis zur
Selbstverwaltung
Die ersten Bewohner der Inseln, die um
600 n.Chr. dort landeten, waren vermutlich Iren. Ein paar Jahrhunderte später
nahmen norwegische Wikinger das Land
in Besitz. Ab ca. 1135 wurden die Färöer
der norwegischen Krone steuerpflichtig
und 1271 dem norwegischen GulatingGesetz unterstellt. Das Alting wurde von
einer gesetzgebenden Versammlung, dem
Lagting (Løgting), mit 36 sogenannten
Bexölkerung (2000)
Durchschnittliche Lebenswartung in Jahren:
- Menner: 75.2
- Frauen: 81.4
Fructbarkeitsziffer:
- 2.6 Kinder
Quelle: Statistisches Amt der Färöer.
Færoyar - Færøerne
Staatsform: Teilautonome Selbstverwaltung,
Teil des Königsreichs Dänemark
Fläche: 1,399 km2, verteilt auf 18 Inseln
und kleinere Werder
Bevölkerung: 47,000
Haupstadt: Tórshavn, 18,o71 Einwohner
Sprache: Färöisch
Währung: Dänische Krone (DKK)
Gesetzesmännern abgelöst, wonach das
Thing vorwiegend als Gericht fungierte.
Im Jahre 1380 wurden die Inseln zusammen mit Norwegen Teil der dänischnorwegischen Doppelmonarchie. Handelsbeziehungen unterhielten die Färöer anfangs zu der norwegischen Stadt Bergen,
das aber im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts allmählich von Kopenhagen abgelöst wurde. Der Handel auf den Inseln
wurde vom König reguliert; das 1709 eingeführte königliche Monopol wurde 1856
wieder aufgehoben.
Nach der Reformation im Jahre 1536
wurden die Kirchengüter vom König konfisziert, dem danach etwa die Hälfte der
Ländereien auf den Färöern gehörte. Mit
der Zeit büßte auch das Løgting an Bedeutung ein und wurde 1816 abgeschafft. Im
Jahre 1849 trat die dänische Verfassung
auch auf den Färöern in Kraft, die seitdem mit zwei Abgeordneten im dänischen
Parlament vertreten sind. 1852 wurde ein
demokratisch gewählter Kreistag eingeführt, der die alte Bezeichnung Løgting
übernahm.
Selbstverwaltung
Nach dem Abbruch der Verbindungen zu
Dänemark während des Zweiten Weltkriegs
veränderte sich die politische Lage. Ein
Referendum im Jahre 1946 ergab eine
knappe Mehrheit für eine Trennung von
2
Dänemark, aber das Løgting wurde aufgelöst, und es wurden Neuwahlen ausgeschrieben.
Das Ergebnis der Verhandlungen des
neuen Løgtings mit der dänischen Regierung war das Selbstverwaltungsgesetz von
1948. Dieses beinhaltet eine Aufteilung
der Ressorts zwischen gemeinsamen Angelegenheiten, die von den dänischen
Reichsbehörden – dem dänischen Parlament (seit 1953 Folketing) und der Regierung – wahrgenommen werden, und
Sonderangelegenheiten, für die die Behörden der färöischen Selbstverwaltung –
Landesparlament, Løgting, und Landesregierung, Landsstýri, – zuständig sind. Im
Laufe der Zeit sind von den färöischen
Behörden weitere Ressorts übernommen
worden. Die wesentlichen gemeinsam verwalteten Ressorts sind heute Außenpolitik
und Verteidigung, Justiz, Bankwesen,
Devisen und Kirchenfragen.
Dänemarks EU-Mitgliedschaft erstreckt
sich nicht auf die Färöer, für die Sonderabkommen mit der EU über Handel und
Fischerei gelten. Die dänische Regierung
und die Landsst˘ri haben auch mit einer
Reihe anderer Länder Handels- bzw.
Fischereiabkommen abgeschlossen. Färinger mit ständigem Wohnsitz auf den
Färöern unterliegen nicht der dänischen
Wehrpflicht. Die NATO unterhält Einrichtungen auf den Färöern. Zwei färöische
Abgeordnete werden in den Nordischen
Rat gewählt.
Wirtschaft
Die grundlegenden Wirtschaftszweige
sind Fischerei und Fischereiindustrie, von
denen sich im Großen und Ganzen alle
sonstigen Gewerbe herleiten. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sind auch die Werftindustrie und die Industrie, die Fanggerät
für die Fischerei herstellt; darüber hinaus
gibt es viele Arten von Kleinindustrie.
Diese unterliegt allerdings Einschränkungen aufgrund des kleinen Binnenmarkts
und der längeren Transportwege zu den
Exportmärkten. Die Landwirtschaft spielt
wirtschaftlich nur eine Rolle am Rande.
entstanden in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts. Hintergrund war der Wunsch
nach eingeschränkterer oder größerer
Autonomie. Die ersten Parteien waren die
Sambandsflokkurin (Zusammengehörigkeitspartei) und die Sjálvstýrisflokkurin
(Selbstverwaltungspartei). In den 1920er
und 1930er Jahren kam es zu einer weiteren Aufsplitterung auf der Grundlage
sozialer Klassen mit den Javna?arflokkurin
(Sozialdemokraten) und einer konservativnationalistischen Partei, der Fólkaflokkurin (Volkspartei), die insbesondere wirtschaftliche Interessen vertrat. 1946 wurde
die Partei der Tjó?veldisflokkurin (Republikaner) gegründet, die eine färöische
Republik forderte.
Die Färöer wählen zwei Abgeordnete
in das dänische Parlament, das Folketing.
Bei den Folketingswahlen 1998 entfielen
von den beiden Mandaten je eins auf die
Fólkaflokkurin und die Javna?arflokkurin,
die in Dänemark mit den Konservativen
bzw. den Sozialdemokraten zusammenarbeiten.
Fischerei
In den färöischen Küstengewässern wird
mit Trawlern und Langleinenfischern
gefischt. Der Fang wird an Bord mit Eis
gekühlt und auf Auktionen oder direkt an
die Fischfiletfabriken verkauft. Mit
Ringwaden- oder Powerblockfahrzeugen
werden in färöischen, isländischen, norwegischen und britischen Gewässern Fische
gefangen, die in Schwärmen vorkommen,
7˚
Kunoy
Kalsoy
Streymoy
Fuglafjør?ur
Vestmanna
Mykines
Sørvágur
62˚N
Klaksvík
Bor?oy
Koltur
Hestur
Tórshavn
Nólsoy
Sandoy
Skúvoy
AT L A N T I K
Suðuroy
0
30 km
Fugloy
Svinoy
Eysturoy
Vágar
Vágur
Die politischen Parteien
Die politischen Parteien auf den Färöern
Vi?oy
7˚
Trongisvágur
Tvøroyri
62˚N
Wettrudern im Hafen von Tórshavn
anlässlich des Ólavsøkuaftan
(Sankt Olafsabend) am 28 Juli.
Foto: Biofoto/Lars Gejl.
so z.B. Makrele, Kapelan (Lodde), Hering
oder Blauer Wittling.
Der größte Teil des Fangs wird bei der
großen Fischmehlfabrik in Fuglafjør?ur
angelandet. Eine kleinere Anzahl von
Fischverarbeitungstrawlern fischt Kabeljau
in der Barentssee. Der Fang wird an Bord
verarbeitet und tiefgefroren. Die Fahrten
dauern in der Regel 2 bis 4 Monate. Krabbentrawler, auf denen der Fang ebenfalls an
Bord tiefgefroren wird, fischen vor Grönland, Neufundland, Svalbard und in der
Barentssee.
Fischzucht
Nach einem Aufschwung in den 1980er
Jahren, dem in den 1990er Jahren eine
kräftige Strukturrationalisierung folgte,
erlebt die Zucht von Lachsen und Forellen in Meerwasser eine starke Expansion.
2000 betrug der Export mehr als 30.000 t
und lag damit höher als der Kabeljaufang
in färöischen Gewässern.
Fischverarbeitende Industrie
Die wichtigste Industrie der Färöer an
Land ist die fischverarbeitende Industrie.
In den meisten größeren Ortschaften gibt
es Filetfabriken, die von der Wirtschaftskrise Anfang der 1990er Jahre hart getroffen wurden. Die meisten fusionierten
unter dem Mutterunternehmen Føroya
Fiskavirking, das den Betrieb an 6 bis 8
Produktionsstätten weiterführt. Seit 1990
sind mehrere neue Formen der fischverarbeitenden Industrie entstanden, die sich
zum Teil spezialisiert haben, u.a. auf die
Verarbeitung von Zuchtlachs.
Sonstige Industrie
In Ergänzung zur Fischereiwirtschaft gibt
es Handwerksgewerbe und Industrien, die
in enger Beziehung zur Fischerei stehen
und u.a. Grundschleppnetze, Netze, Leinen
und Taue herstellen. Die Schiffswerften in
Tórshavn und auf Skála bauen seit 1962
Stahlschiffe, zumeist Fischereifahrzeuge,
aber auch Frachtschiffe und andere Schiffstypen. Zur Kleinindustrie, die den Binnenmarkt beliefert, gehören ferner Brauereien, Betriebe, die Thermopanefenster,
Fenster und andere Bauteile für Häuser
herstellen, Produzenten von Fertighäu-
Export (2001)
Exportwert in Mill.DKKm
Fischfilets, gekühlt/tiefgefr.
Ganzer Fisch, gekühlt/tiefgefr.
Lachs & Forellen
Eingesalzener Fisch
Krabben, u.a.
Industriefisch (inkl. Fischmehl und -öl)
Weiterverarbeiteter Fisch
Schiffe
Sonstiges
Gesamt
% der Gesamtausfuhr
1,116
813
731
700
364
359
111
58
27
26.1
19.0
17.1
16.4
8.5
8.4
2.6
1.3
0.6
4,279
100
Quelle: Statistisches Amt der Färöer.
sern, Glasfaserbooten, Computersoftware,
Lebensmitteln, Milchprodukten und
Fischkonserven, sowie Spinnereien und
Wollwarenproduzenten.
Export und Import
Etwa 96-98% des Exports entfallen auf
Fisch und Fischprodukte, 2% auf Schiffe
und die restlichen Prozent insbesondere
auf Fanggerät. Importiert werden u.a.
Lebensmittel und andere Konsumgüter,
Maschinen für das Handwerk und Produktionsmittel für die Industrie, Transportmittel und Brennstoffe. Größter Exportmarkt ist die EU, die um 80 % des
färöischen Exports abnimmt; gleichzeitig
stammt der größte Teil der färöischen
Einfuhren aus der EU.
Infrastruktur
Die Färöer verfügen über ein gut erhaltenes Straßennetz, an das nahezu alle Ortschaften angeschlossen sind. Gásadalur auf
der Insel Vágar bekam 2002 eine Tunnelverbindung. Eine Brücke verbindet die
beiden größten Inseln Streymoy und
Eysturoy miteinander, und Bor?oy ist mit
Vi?oy und Kunoy durch Dämme über die
schmalen Meerengen verbunden. Tunnel
ermöglichen die Verkehrsführung quer
durch die hohen Felsen. Der erste Unterwassertunnel zwischen Vágar und Streymoy wurde 2002 eröffnet. Die Fährverbindungen zwischen den Inseln betreibt die
öffentliche Fährgesellschaft Strandfaraskip
Landsins, und zwischen den größeren
Inseln verkehren auch Autofähren.
Zu den kleineren Inseln und Ortschaften, die nicht an das Straßennetz angeschlossen sind, gibt es Helikopter-Verbin-
dungen. Der Personentransport auf den
Landstraßen liegt in den Händen privater
Transportunternehmen, wird aber von der
öffentlichen Behörde Bygdalei?ir koordiniert, die zusammen mit der ebenfalls
öffentlichen Fährgesellschaft ein zusammenhängendes und gut ausgebautes öffentliches Transportsystem geschaffen hat.
Der internationale Passagierverkehr
wird größtenteils per Flugzeug abgewickelt. Hauptreiseziel ist Kopenhagen, aber
auch Reykjavík, Stavanger, Aberdeen und
London werden angeflogen. Neben den
Passagierschifffahrtslinien zwischen den
Färöern und Dänemark gibt es in den
Sommermonaten auch Verbindungen
nach Norwegen, Schottland und Island.
Demographische Entwicklung
In den vergangenen 200 Jahren hat es auf
den Färöern ein leichtes Bevölkerungswachstum gegeben, und mit 47 800 Menschen erreichte die Bevölkerung Ende 1989
ihre bislang höchste Zahl. In den Krisenjahren 1989-1994 folgte eine Netto-Emigration von 10 % der Bevölkerung. Da insbesondere die jüngeren Menschen und Erwerbsfähigen auswanderten, hatte dies ernste Konsequenzen für die Altersstruktur der
Bevölkerung. Die Krise ist jetzt überstanden, und seit 1996 gab es stattliche Zuwanderungsquoten. Anfang 2003 lag die Einwohnerzahl der Färöer um etwa 47.700.
Die Geburtenziffer auf den Färöern
war früher stets höher als die in Dänemark,
ist aber ständig zurückgegangen und lag
2001 bei 1,34 %, d.h. ungefähr auf dänischem Niveau. Die im Vergleich zu Dänemark etwas geringere Sterblichkeitsrate
von 0,74 % ist vor allem dem niedrigeren
3
Die Färöer
Dänische Themen. Herausgegeben vom Dänischen Außenministerium.
Adresse: Asiatisk Plads 2, DK-1448 Kopenhagen K, Dänemark.
Telefon: (+45) 3392 0000. Telefax: (+45) 3254 0533.
E-mail: [email protected]. Internet: www.um.dk.
Redaktion: Flemming Axmark.
Altersdurchschnitt der färöischen Bevölkerung zu verdanken.
Inzwischen hat auch eine gleichmäßige, aber erhebliche Umverteilung und
Konzentration der Bevölkerung stattgefunden. So ist z.B. der Anteil der Hauptstadt Tórshavn an der Gesamtbevölkerung, der 1950 noch 19 % betrug, im
Jahr 2002 auf etwa 38 % gestiegen. Von
der Abwanderung während der Krise
Anfang der 1990er Jahre waren alle Teile
der Färöer betroffen, aber die darauf folgende Stabilisierung und der Aufschwung
kamen nicht allen Landesteilen zugute,
namentlich nicht den südlichen Inseln
Sandoy og Su?uroy.
Ausbildung
Das färöische Bildungssystem erinnert in
großen Zügen an das dänische. Es gibt so
wie in Dänemark neun Jahre Schulpflicht.
Auf den Färöern gibt es zwei Gymnasien,
und es werden mehrere Aufbaukurse zur
Erlangung der Hochschulreife (das sogenannte HF-Examen) angeboten.
Auf dem Hochschulsektor gibt es u.a.
eine Universität in Tórshavn (Fró?skaparsetur Føroya) mit Abteilungen für färöische
Sprache und Literatur, Naturwissenschaften sowie Geschichte und Sozialwissenschaften. Darüber hinaus finden sich etliche Einrichtungen für berufliche Ausbildungen, z.B. eine Pädagogische Hochschule und eine Krankenschwesternschule
in Tórshavn, mehrere Handelsschulen und
Technische Schulen, eine SchiffsingenieurSchule in Tórshavn, Navigationsschulen
in Klaksvík und Tórshavn sowie eine
Fischereischule in Vestmanna.
Zum überwiegenden Teil wird die
Hochschulausbildung jedoch in Dänemark absolviert. Von weiteren Bildungsangeboten wären zu nennen die Heimvolkshochschule in Tórshavn und eine
Haushaltsschule in Klaksvík. Hierzu kommen Unterricht in kommunalen Musikschulen und Freizeitunterricht.
Sprache
Das Färöische gehört wie Norwegisch und
Isländisch zur westnordischen Sprachfamilie, ist bezüglich der Lautentwicklung
aber westnorwegischen Dialekten am ehes-
4
Übersetzung: Bernd Kretschmer.
Design: Ole Jensen - ojdesign.
Wiedergabe des Textes mit oder ohne
Quellenangabe gestattet.
Erschienen: November 2003.
ISBN 87-7964-670-0
ten verwandt. Die färöische Schriftsprache
wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von V.U.
Hammershaimb (1819-1909) geschaffen,
aber erst im 20. Jahrhundert wurde Färöisch in der Kirche, im Unterricht und in
der Verwaltung anerkannt und angewandt.
Im Selbstverwaltungsgesetz von 1948 wird
Färöisch als erste Sprache anerkannt, allerdings soll auch gut und sorgfältig in Dänisch unterrichtet werden, das wie das
Färöische im öffentlichen Leben ebenso
angewandt werden kann.
Gesundheitswesen
Auf den Färöern gibt es drei Krankenhäuser. Das größte von ihnen ist das Zentralkrankenhaus in Tórshavn, Landssjúkrahúsi?, mit 225 Betten. Die Krankenhäuser
in Klaksvík og Tvøroyri haben 36 bzw. 16
Betten. In allen größeren Städten und
Ortschaften ist die medizinische Versorgung durch Ärzte für Allgemeinmedizin,
sogenannte Gemeindeärzte, und private
Zahnärzte gewährleistet. Es existieren
Regelungen für Hauskrankenpflege und
Haushaltshilfe. Für die Schulen gilt eine
Regelung für schulärztliche Betreuung
und Schulzahnpflege.
Religion
Der größte Teil der Bevölkerung gehört der
evangelisch-lutherischen Volkskirche an.
2003 waren 85 % aller Einwohner Mitglied
der Volkskirche. Die Färöer bilden eine
Diözese innerhalb der dänischen Volkskirche. Es gibt in diesen Jahren politische
Bestrebungen, den Bereich Volkskirche als
färöisches Ressort zu übernehmen. Die Kirchensprache ist heute Färöisch, mit einer
färöischen Bibel, einem färöischen Gesangbuch und einer färöischen Liturgie. Außerhalb der Volkskirche gibt es eine Reihe
kleinerer Glaubensge-meinschaften. Die
größte ist die baptistische Brüdergemeinde,
die 1949 als erste eine färöische Übersetzung der Bibel herausgab.
Kultur
Zum färöischen Kulturleben gehören u.a.
Theater, Tanz, klassische Musik und Chorgesang, aber besonders bemerkenswert ist
die Malerei. Samuel Joensen-Mikines (19061979) war der erste, der mit seinen expressi-
ven Bildern, u.a. vom Grindwalfang, über
die Inseln hinaus bekannt wurde.
Die bedeutendste Gestalt der vergangenen 50 Jahre ist wohl Ingálvur av Reyni
(geb. 1920), der mit teilweise abstrakten
Motiven und oft großen Formaten arbeitet.
Zacharias Heinesen (geb. 1936), Amariel
No?roy (geb.1945) und Tummas Arge
(1942-1978) gehören der nächsten Generation an, die die Motive für ihre Arbeiten
allerdings weiterhin vorwiegend in der färöischen Landschaft mit Felsen und Ortschaften finden.
Vertreter der Bildhauerei sind u.a. Janus Kamban (geb.1913) und Fridtjof Joensen (1920-1988) mit realistischen Arbeiten, während eine jüngere Generation von
Malern und Bildhauern eher untraditionelle Entwicklungen zeigen.
Die Produktion färöischer Literatur hat
seit dem Ende des 19. Jahrhunderts stark
zugenommen; dies gilt sowohl für die Prosa
als auch für die Lyrik. Größte Berühmtheit
erlang der dänisch schreibende William Heinesen (1900-1991), mit seiner auch international bekannten Romanproduktion sowie mehreren Gedichtsammlungen. 1965
wurde er mit dem Literaturpreis des Nordischen Rates ausgezeichnet. Der gleiche
Preis wurde 1986 dem Dichter Rói Patursson (geb.1947) zuerkannt. Der färöische
Roman Barbara von Jørgen-Franz Jacobsen
(1900-1938) wurde 1997 von dem dänischen Regisseur Nils Malmros verfilmt.
Rolf Guttesen
Lektor, cand.scient.
Weitere Informationen
Dänemarks offizielle Website
www.denmark.dk
Føroya Løgting
(Färöisches Landesparlament)
Erling Jarlsgøta 6
Postbeks 208
FO-110 Tórshavn
(+298) 311 000
www.logting.fo
[email protected]
Færøernes Turistråd
(Färöisches Fremdenverkehrsamt)
undir Bryggjubakka 17
Postboks 118
FO-110 Tórshavn
(+298) 316 055
www.tourist.fo
[email protected]