Dänische Themen Die Färöer
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Dänische Themen Die Färöer
Dänisches Aussenministerium Dänische Themen NOVEMBER 2003 DIE FÄRÖER In den vergangenen zehn Jahren konzentrierte sich die internationale Presse in ihrer Berichterstattung über die Färöer vor allem auf drei Phänomene: Zunächst die ernste Wirtschaftskrise Anfang der 1990er Jahre, dann die nachfolgende politische Entwicklung in Richtung erweiterte Selbstverwaltung oder volle Souveränität und schließlich die einsetzende Suche nach Erdölvorkommen. Die Beziehungen zu Dänemark Bei den Wahlen des Jahres 1998 erlebte die Sambandsflokkurin (Zusammengehörigkeitspartei), die sich für enge Beziehungen zu Dänemark einsetzt, einen Rückgang, während die Tjó?veldisflokkurin (Republikanische Partei), die eine Trennung von Dänemark befürwortet, großen Zuwachs verzeichnen konnte. Das Ergebnis der Wahlen führte zur Bildung einer Koalitionsregierung, die einen politischen Prozess in Gang setzte, dessen erklärtes Ziel die Erreichung vollständiger Souveränität war. Im Frühjahr 2000 wurden zwischen der färöischen Landsstýri (Landesregierung) und der Regierung Dänemarks Verhandlungen über einen von färöischer Seite vorgelegten Vertragsentwurf eingeleitet. Dieser sieht die Souveränität der Färöer in loser Gemeinschaft mit Dänemark vor, darunter ein gemeinsames Königshaus, gemeinsame Währung sowie die Zusammenarbeit in mehreren anderen Bereichen. Die Verhandlungen gerieten im Oktober 2000 ins Stocken, und auch im Frühjahr 2001 ist weiterhin unklar, wie sich die Beziehungen zwischen den Färöern und Dänemark künftig entwickeln werden. Geographie Die Inselgruppe der Färöer liegt im Nordatlantik, nahezu auf halber Strecke zwischen Norwegen, Island und Schottland. Die färöische Hauptstadt Tórshavn liegt auf dem 62. nördlichen Breitengrad. Die 18 Inseln sind durch schmale Sunde und Fjorde voneinander getrennt. Die Gesamtfläche beträgt 1.399 km2, die Ausdehnung von Norden nach Süden 118 km und in ost-westlicher Richtung 79 km. Die Landschaftsformen der Färöer sind von vulkanischen Gesteinsarten und Abtragungsprozessen geprägt, die seit dem Erlöschen der früher aktiven Vulkane vor 50 bis 60 Millionen Jahren stattgefunden haben. Die Erosion als Folge der Meeresbrandung hat insbesondere an den westwärts gewandten Küsten genagt; diese weisen heute hohe Vorgebirge auf, die an bestimmten Stellen von großen Vogelschwärmen bewohnt werden. Entlang der geschützten Bereiche der Fjorde fallen die Gebirgsseiten gleichmäßig zur Küste ab, oft in Form weicher Eiszeitmoränen; in diesen Gegenden finden sich auch die meisten alten Ortschaften. Natürliche Ressourcen Die Inseln sind nicht gerade reich an natürlichen Ressourcen. Das grüne Gras auf den Felsen bildet die Grundlage für die traditionelle Schafzucht. An einzelnen Stellen auf der Insel Su?uroy gibt es kleine Braunkohlevorkommen, mit denen besonders in Kriegszeiten die Brennstoffversorgung der Inseln ergänzt wurde. Es ist der Reichtum des Meeres, der die Grundlage für die Entwicklung des modernen Gemeinwesens der Färöer bildet. Bis 1977, als eine Fischereigrenze von 200 Seemeilen eingeführt wurde, konnten die Fischereinationen, einschließlich der Färöer, im Großen und Ganzen gesehen im gesamten Nordatlantik frei fischen. Seitdem mussten die Färöer mit den anderen Ländern auf Gegenseitigkeit beruhende Fangquoten in den jeweiligen Fischereiterritorien vereinbaren. Die wichtigsten Fischbestände in den färöischen Meeresgewässern sind Kabeljau, Schellfisch und Köhler (Seelachs), darüber hinaus aber werden auch kleinere Mengen Goldlachs, Stintdorsch, Heilbutt, Seeteufel und Rotbarsch gefangen, die alle auf dem Meeresboden leben. Andere wichtige Fischarten sind Blauer Wittling und Lachs sowie Hering. Der bei weitem größte Teil der Fische in färöischen Gewässern wird von ortsansässigen Fischern gefangen und auf den Inseln weiter verarbeitet. Die Ortschaft Mikladal auf der Insel Kalsoy. Foto: Polfoto/DIGO. Suche nach Erdölvorkommen Ölfunde auf der britischen Seite der mittleren Linie zwischen den Shetland Inseln und den Färöern haben das Interesse an der Suche nach Erdölvorkommen im Meeresboden auf färöischem Gebiet geweckt. Das Ressort Bodenschätze unterliegt seit 1992 der gesonderten Zuständigkeit der Färöer. Im Rahmen der auf gesetzlicher Grundlage basierenden Vergabe von Konzessionen nahm man 1994-1999 seismische Untersuchungen des Kontinentalsockels vor. Nachdem 1999 zwischen Dänemark/Färöer und Großbritannien Einigkeit über den Verlauf der Kontinentalsockelgrenze zwischen den Färöern und Großbritannien erzielt worden war, erfolgte im Frühjahr 2000 eine erste Ausschreibungsrunde; im August 2000 wurden an mehrere Ölgesellschaften Lizenzen für die Exploration von Kohlenwasserstoffvorkommen auf dem färöischen Sockel vergeben. Mit den ersten Bohrungen soll im Laufe des Jahres 2001 begonnen werden. Die Geschichte bis zur Selbstverwaltung Die ersten Bewohner der Inseln, die um 600 n.Chr. dort landeten, waren vermutlich Iren. Ein paar Jahrhunderte später nahmen norwegische Wikinger das Land in Besitz. Ab ca. 1135 wurden die Färöer der norwegischen Krone steuerpflichtig und 1271 dem norwegischen GulatingGesetz unterstellt. Das Alting wurde von einer gesetzgebenden Versammlung, dem Lagting (Løgting), mit 36 sogenannten Bexölkerung (2000) Durchschnittliche Lebenswartung in Jahren: - Menner: 75.2 - Frauen: 81.4 Fructbarkeitsziffer: - 2.6 Kinder Quelle: Statistisches Amt der Färöer. Færoyar - Færøerne Staatsform: Teilautonome Selbstverwaltung, Teil des Königsreichs Dänemark Fläche: 1,399 km2, verteilt auf 18 Inseln und kleinere Werder Bevölkerung: 47,000 Haupstadt: Tórshavn, 18,o71 Einwohner Sprache: Färöisch Währung: Dänische Krone (DKK) Gesetzesmännern abgelöst, wonach das Thing vorwiegend als Gericht fungierte. Im Jahre 1380 wurden die Inseln zusammen mit Norwegen Teil der dänischnorwegischen Doppelmonarchie. Handelsbeziehungen unterhielten die Färöer anfangs zu der norwegischen Stadt Bergen, das aber im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts allmählich von Kopenhagen abgelöst wurde. Der Handel auf den Inseln wurde vom König reguliert; das 1709 eingeführte königliche Monopol wurde 1856 wieder aufgehoben. Nach der Reformation im Jahre 1536 wurden die Kirchengüter vom König konfisziert, dem danach etwa die Hälfte der Ländereien auf den Färöern gehörte. Mit der Zeit büßte auch das Løgting an Bedeutung ein und wurde 1816 abgeschafft. Im Jahre 1849 trat die dänische Verfassung auch auf den Färöern in Kraft, die seitdem mit zwei Abgeordneten im dänischen Parlament vertreten sind. 1852 wurde ein demokratisch gewählter Kreistag eingeführt, der die alte Bezeichnung Løgting übernahm. Selbstverwaltung Nach dem Abbruch der Verbindungen zu Dänemark während des Zweiten Weltkriegs veränderte sich die politische Lage. Ein Referendum im Jahre 1946 ergab eine knappe Mehrheit für eine Trennung von 2 Dänemark, aber das Løgting wurde aufgelöst, und es wurden Neuwahlen ausgeschrieben. Das Ergebnis der Verhandlungen des neuen Løgtings mit der dänischen Regierung war das Selbstverwaltungsgesetz von 1948. Dieses beinhaltet eine Aufteilung der Ressorts zwischen gemeinsamen Angelegenheiten, die von den dänischen Reichsbehörden – dem dänischen Parlament (seit 1953 Folketing) und der Regierung – wahrgenommen werden, und Sonderangelegenheiten, für die die Behörden der färöischen Selbstverwaltung – Landesparlament, Løgting, und Landesregierung, Landsstýri, – zuständig sind. Im Laufe der Zeit sind von den färöischen Behörden weitere Ressorts übernommen worden. Die wesentlichen gemeinsam verwalteten Ressorts sind heute Außenpolitik und Verteidigung, Justiz, Bankwesen, Devisen und Kirchenfragen. Dänemarks EU-Mitgliedschaft erstreckt sich nicht auf die Färöer, für die Sonderabkommen mit der EU über Handel und Fischerei gelten. Die dänische Regierung und die Landsst˘ri haben auch mit einer Reihe anderer Länder Handels- bzw. Fischereiabkommen abgeschlossen. Färinger mit ständigem Wohnsitz auf den Färöern unterliegen nicht der dänischen Wehrpflicht. Die NATO unterhält Einrichtungen auf den Färöern. Zwei färöische Abgeordnete werden in den Nordischen Rat gewählt. Wirtschaft Die grundlegenden Wirtschaftszweige sind Fischerei und Fischereiindustrie, von denen sich im Großen und Ganzen alle sonstigen Gewerbe herleiten. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sind auch die Werftindustrie und die Industrie, die Fanggerät für die Fischerei herstellt; darüber hinaus gibt es viele Arten von Kleinindustrie. Diese unterliegt allerdings Einschränkungen aufgrund des kleinen Binnenmarkts und der längeren Transportwege zu den Exportmärkten. Die Landwirtschaft spielt wirtschaftlich nur eine Rolle am Rande. entstanden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hintergrund war der Wunsch nach eingeschränkterer oder größerer Autonomie. Die ersten Parteien waren die Sambandsflokkurin (Zusammengehörigkeitspartei) und die Sjálvstýrisflokkurin (Selbstverwaltungspartei). In den 1920er und 1930er Jahren kam es zu einer weiteren Aufsplitterung auf der Grundlage sozialer Klassen mit den Javna?arflokkurin (Sozialdemokraten) und einer konservativnationalistischen Partei, der Fólkaflokkurin (Volkspartei), die insbesondere wirtschaftliche Interessen vertrat. 1946 wurde die Partei der Tjó?veldisflokkurin (Republikaner) gegründet, die eine färöische Republik forderte. Die Färöer wählen zwei Abgeordnete in das dänische Parlament, das Folketing. Bei den Folketingswahlen 1998 entfielen von den beiden Mandaten je eins auf die Fólkaflokkurin und die Javna?arflokkurin, die in Dänemark mit den Konservativen bzw. den Sozialdemokraten zusammenarbeiten. Fischerei In den färöischen Küstengewässern wird mit Trawlern und Langleinenfischern gefischt. Der Fang wird an Bord mit Eis gekühlt und auf Auktionen oder direkt an die Fischfiletfabriken verkauft. Mit Ringwaden- oder Powerblockfahrzeugen werden in färöischen, isländischen, norwegischen und britischen Gewässern Fische gefangen, die in Schwärmen vorkommen, 7˚ Kunoy Kalsoy Streymoy Fuglafjør?ur Vestmanna Mykines Sørvágur 62˚N Klaksvík Bor?oy Koltur Hestur Tórshavn Nólsoy Sandoy Skúvoy AT L A N T I K Suðuroy 0 30 km Fugloy Svinoy Eysturoy Vágar Vágur Die politischen Parteien Die politischen Parteien auf den Färöern Vi?oy 7˚ Trongisvágur Tvøroyri 62˚N Wettrudern im Hafen von Tórshavn anlässlich des Ólavsøkuaftan (Sankt Olafsabend) am 28 Juli. Foto: Biofoto/Lars Gejl. so z.B. Makrele, Kapelan (Lodde), Hering oder Blauer Wittling. Der größte Teil des Fangs wird bei der großen Fischmehlfabrik in Fuglafjør?ur angelandet. Eine kleinere Anzahl von Fischverarbeitungstrawlern fischt Kabeljau in der Barentssee. Der Fang wird an Bord verarbeitet und tiefgefroren. Die Fahrten dauern in der Regel 2 bis 4 Monate. Krabbentrawler, auf denen der Fang ebenfalls an Bord tiefgefroren wird, fischen vor Grönland, Neufundland, Svalbard und in der Barentssee. Fischzucht Nach einem Aufschwung in den 1980er Jahren, dem in den 1990er Jahren eine kräftige Strukturrationalisierung folgte, erlebt die Zucht von Lachsen und Forellen in Meerwasser eine starke Expansion. 2000 betrug der Export mehr als 30.000 t und lag damit höher als der Kabeljaufang in färöischen Gewässern. Fischverarbeitende Industrie Die wichtigste Industrie der Färöer an Land ist die fischverarbeitende Industrie. In den meisten größeren Ortschaften gibt es Filetfabriken, die von der Wirtschaftskrise Anfang der 1990er Jahre hart getroffen wurden. Die meisten fusionierten unter dem Mutterunternehmen Føroya Fiskavirking, das den Betrieb an 6 bis 8 Produktionsstätten weiterführt. Seit 1990 sind mehrere neue Formen der fischverarbeitenden Industrie entstanden, die sich zum Teil spezialisiert haben, u.a. auf die Verarbeitung von Zuchtlachs. Sonstige Industrie In Ergänzung zur Fischereiwirtschaft gibt es Handwerksgewerbe und Industrien, die in enger Beziehung zur Fischerei stehen und u.a. Grundschleppnetze, Netze, Leinen und Taue herstellen. Die Schiffswerften in Tórshavn und auf Skála bauen seit 1962 Stahlschiffe, zumeist Fischereifahrzeuge, aber auch Frachtschiffe und andere Schiffstypen. Zur Kleinindustrie, die den Binnenmarkt beliefert, gehören ferner Brauereien, Betriebe, die Thermopanefenster, Fenster und andere Bauteile für Häuser herstellen, Produzenten von Fertighäu- Export (2001) Exportwert in Mill.DKKm Fischfilets, gekühlt/tiefgefr. Ganzer Fisch, gekühlt/tiefgefr. Lachs & Forellen Eingesalzener Fisch Krabben, u.a. Industriefisch (inkl. Fischmehl und -öl) Weiterverarbeiteter Fisch Schiffe Sonstiges Gesamt % der Gesamtausfuhr 1,116 813 731 700 364 359 111 58 27 26.1 19.0 17.1 16.4 8.5 8.4 2.6 1.3 0.6 4,279 100 Quelle: Statistisches Amt der Färöer. sern, Glasfaserbooten, Computersoftware, Lebensmitteln, Milchprodukten und Fischkonserven, sowie Spinnereien und Wollwarenproduzenten. Export und Import Etwa 96-98% des Exports entfallen auf Fisch und Fischprodukte, 2% auf Schiffe und die restlichen Prozent insbesondere auf Fanggerät. Importiert werden u.a. Lebensmittel und andere Konsumgüter, Maschinen für das Handwerk und Produktionsmittel für die Industrie, Transportmittel und Brennstoffe. Größter Exportmarkt ist die EU, die um 80 % des färöischen Exports abnimmt; gleichzeitig stammt der größte Teil der färöischen Einfuhren aus der EU. Infrastruktur Die Färöer verfügen über ein gut erhaltenes Straßennetz, an das nahezu alle Ortschaften angeschlossen sind. Gásadalur auf der Insel Vágar bekam 2002 eine Tunnelverbindung. Eine Brücke verbindet die beiden größten Inseln Streymoy und Eysturoy miteinander, und Bor?oy ist mit Vi?oy und Kunoy durch Dämme über die schmalen Meerengen verbunden. Tunnel ermöglichen die Verkehrsführung quer durch die hohen Felsen. Der erste Unterwassertunnel zwischen Vágar und Streymoy wurde 2002 eröffnet. Die Fährverbindungen zwischen den Inseln betreibt die öffentliche Fährgesellschaft Strandfaraskip Landsins, und zwischen den größeren Inseln verkehren auch Autofähren. Zu den kleineren Inseln und Ortschaften, die nicht an das Straßennetz angeschlossen sind, gibt es Helikopter-Verbin- dungen. Der Personentransport auf den Landstraßen liegt in den Händen privater Transportunternehmen, wird aber von der öffentlichen Behörde Bygdalei?ir koordiniert, die zusammen mit der ebenfalls öffentlichen Fährgesellschaft ein zusammenhängendes und gut ausgebautes öffentliches Transportsystem geschaffen hat. Der internationale Passagierverkehr wird größtenteils per Flugzeug abgewickelt. Hauptreiseziel ist Kopenhagen, aber auch Reykjavík, Stavanger, Aberdeen und London werden angeflogen. Neben den Passagierschifffahrtslinien zwischen den Färöern und Dänemark gibt es in den Sommermonaten auch Verbindungen nach Norwegen, Schottland und Island. Demographische Entwicklung In den vergangenen 200 Jahren hat es auf den Färöern ein leichtes Bevölkerungswachstum gegeben, und mit 47 800 Menschen erreichte die Bevölkerung Ende 1989 ihre bislang höchste Zahl. In den Krisenjahren 1989-1994 folgte eine Netto-Emigration von 10 % der Bevölkerung. Da insbesondere die jüngeren Menschen und Erwerbsfähigen auswanderten, hatte dies ernste Konsequenzen für die Altersstruktur der Bevölkerung. Die Krise ist jetzt überstanden, und seit 1996 gab es stattliche Zuwanderungsquoten. Anfang 2003 lag die Einwohnerzahl der Färöer um etwa 47.700. Die Geburtenziffer auf den Färöern war früher stets höher als die in Dänemark, ist aber ständig zurückgegangen und lag 2001 bei 1,34 %, d.h. ungefähr auf dänischem Niveau. Die im Vergleich zu Dänemark etwas geringere Sterblichkeitsrate von 0,74 % ist vor allem dem niedrigeren 3 Die Färöer Dänische Themen. Herausgegeben vom Dänischen Außenministerium. Adresse: Asiatisk Plads 2, DK-1448 Kopenhagen K, Dänemark. Telefon: (+45) 3392 0000. Telefax: (+45) 3254 0533. E-mail: [email protected]. Internet: www.um.dk. Redaktion: Flemming Axmark. Altersdurchschnitt der färöischen Bevölkerung zu verdanken. Inzwischen hat auch eine gleichmäßige, aber erhebliche Umverteilung und Konzentration der Bevölkerung stattgefunden. So ist z.B. der Anteil der Hauptstadt Tórshavn an der Gesamtbevölkerung, der 1950 noch 19 % betrug, im Jahr 2002 auf etwa 38 % gestiegen. Von der Abwanderung während der Krise Anfang der 1990er Jahre waren alle Teile der Färöer betroffen, aber die darauf folgende Stabilisierung und der Aufschwung kamen nicht allen Landesteilen zugute, namentlich nicht den südlichen Inseln Sandoy og Su?uroy. Ausbildung Das färöische Bildungssystem erinnert in großen Zügen an das dänische. Es gibt so wie in Dänemark neun Jahre Schulpflicht. Auf den Färöern gibt es zwei Gymnasien, und es werden mehrere Aufbaukurse zur Erlangung der Hochschulreife (das sogenannte HF-Examen) angeboten. Auf dem Hochschulsektor gibt es u.a. eine Universität in Tórshavn (Fró?skaparsetur Føroya) mit Abteilungen für färöische Sprache und Literatur, Naturwissenschaften sowie Geschichte und Sozialwissenschaften. Darüber hinaus finden sich etliche Einrichtungen für berufliche Ausbildungen, z.B. eine Pädagogische Hochschule und eine Krankenschwesternschule in Tórshavn, mehrere Handelsschulen und Technische Schulen, eine SchiffsingenieurSchule in Tórshavn, Navigationsschulen in Klaksvík und Tórshavn sowie eine Fischereischule in Vestmanna. Zum überwiegenden Teil wird die Hochschulausbildung jedoch in Dänemark absolviert. Von weiteren Bildungsangeboten wären zu nennen die Heimvolkshochschule in Tórshavn und eine Haushaltsschule in Klaksvík. Hierzu kommen Unterricht in kommunalen Musikschulen und Freizeitunterricht. Sprache Das Färöische gehört wie Norwegisch und Isländisch zur westnordischen Sprachfamilie, ist bezüglich der Lautentwicklung aber westnorwegischen Dialekten am ehes- 4 Übersetzung: Bernd Kretschmer. Design: Ole Jensen - ojdesign. Wiedergabe des Textes mit oder ohne Quellenangabe gestattet. Erschienen: November 2003. ISBN 87-7964-670-0 ten verwandt. Die färöische Schriftsprache wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von V.U. Hammershaimb (1819-1909) geschaffen, aber erst im 20. Jahrhundert wurde Färöisch in der Kirche, im Unterricht und in der Verwaltung anerkannt und angewandt. Im Selbstverwaltungsgesetz von 1948 wird Färöisch als erste Sprache anerkannt, allerdings soll auch gut und sorgfältig in Dänisch unterrichtet werden, das wie das Färöische im öffentlichen Leben ebenso angewandt werden kann. Gesundheitswesen Auf den Färöern gibt es drei Krankenhäuser. Das größte von ihnen ist das Zentralkrankenhaus in Tórshavn, Landssjúkrahúsi?, mit 225 Betten. Die Krankenhäuser in Klaksvík og Tvøroyri haben 36 bzw. 16 Betten. In allen größeren Städten und Ortschaften ist die medizinische Versorgung durch Ärzte für Allgemeinmedizin, sogenannte Gemeindeärzte, und private Zahnärzte gewährleistet. Es existieren Regelungen für Hauskrankenpflege und Haushaltshilfe. Für die Schulen gilt eine Regelung für schulärztliche Betreuung und Schulzahnpflege. Religion Der größte Teil der Bevölkerung gehört der evangelisch-lutherischen Volkskirche an. 2003 waren 85 % aller Einwohner Mitglied der Volkskirche. Die Färöer bilden eine Diözese innerhalb der dänischen Volkskirche. Es gibt in diesen Jahren politische Bestrebungen, den Bereich Volkskirche als färöisches Ressort zu übernehmen. Die Kirchensprache ist heute Färöisch, mit einer färöischen Bibel, einem färöischen Gesangbuch und einer färöischen Liturgie. Außerhalb der Volkskirche gibt es eine Reihe kleinerer Glaubensge-meinschaften. Die größte ist die baptistische Brüdergemeinde, die 1949 als erste eine färöische Übersetzung der Bibel herausgab. Kultur Zum färöischen Kulturleben gehören u.a. Theater, Tanz, klassische Musik und Chorgesang, aber besonders bemerkenswert ist die Malerei. Samuel Joensen-Mikines (19061979) war der erste, der mit seinen expressi- ven Bildern, u.a. vom Grindwalfang, über die Inseln hinaus bekannt wurde. Die bedeutendste Gestalt der vergangenen 50 Jahre ist wohl Ingálvur av Reyni (geb. 1920), der mit teilweise abstrakten Motiven und oft großen Formaten arbeitet. Zacharias Heinesen (geb. 1936), Amariel No?roy (geb.1945) und Tummas Arge (1942-1978) gehören der nächsten Generation an, die die Motive für ihre Arbeiten allerdings weiterhin vorwiegend in der färöischen Landschaft mit Felsen und Ortschaften finden. Vertreter der Bildhauerei sind u.a. Janus Kamban (geb.1913) und Fridtjof Joensen (1920-1988) mit realistischen Arbeiten, während eine jüngere Generation von Malern und Bildhauern eher untraditionelle Entwicklungen zeigen. Die Produktion färöischer Literatur hat seit dem Ende des 19. Jahrhunderts stark zugenommen; dies gilt sowohl für die Prosa als auch für die Lyrik. Größte Berühmtheit erlang der dänisch schreibende William Heinesen (1900-1991), mit seiner auch international bekannten Romanproduktion sowie mehreren Gedichtsammlungen. 1965 wurde er mit dem Literaturpreis des Nordischen Rates ausgezeichnet. Der gleiche Preis wurde 1986 dem Dichter Rói Patursson (geb.1947) zuerkannt. Der färöische Roman Barbara von Jørgen-Franz Jacobsen (1900-1938) wurde 1997 von dem dänischen Regisseur Nils Malmros verfilmt. Rolf Guttesen Lektor, cand.scient. Weitere Informationen Dänemarks offizielle Website www.denmark.dk Føroya Løgting (Färöisches Landesparlament) Erling Jarlsgøta 6 Postbeks 208 FO-110 Tórshavn (+298) 311 000 www.logting.fo [email protected] Færøernes Turistråd (Färöisches Fremdenverkehrsamt) undir Bryggjubakka 17 Postboks 118 FO-110 Tórshavn (+298) 316 055 www.tourist.fo [email protected]