Das Brüsseler Drama als Zäsur

Transcrição

Das Brüsseler Drama als Zäsur
DER LANDBOTE
●
SPORT
DIENSTAG, 5. APRIL 2005
SNOWBOARD
CHAMPIONS-LEAGUE-VIERTELFINALS
Fürs Prestige
Das Brüsseler Drama als Zäsur
LOFOTEN. Markus Keller hat als erster
Schweizer Snowboarder die prestigeträchtige Arctic Challenge in Norwegen
gewonnen. Der 22-jährige Thurgauer
setzte sich auf den Lofoten in der Quarterpipe durch. Die Ehrenplätze belegten
der Amerikaner Andy Finch und der
Norweger Terje Haakonsen. Kellers Triumph ist mindestens gleich hoch einzustufen wie der überraschend gewonnene
Halfpipe-WM-Titel vor zwei Jahren. «In
der Szene ist der Stellenwert der Arctic
Challenge schon sehr gross», sagte Keller. Für das vom legendären Snowboarder Terje Haakonsen mitorganisierte Finale der Ticket-to-ride-Tour, wegen der
an der diesjährigen WM in Whistler
nicht alle Spitzenboarder antraten, qualifizieren sich nur die Besten des Fachs.
Keller hatte sich seine erste Teilnahme
mit einem Sieg in Leysin gesichert. (si)
FOOTBALL
Start nach Mass
Bild: key
Gegen Juventus ist Liverpool klarer
Aussenseiter. Es wäre eine Überraschung, könnte sich der Fünfte der Premier League gegen den Ko-Leader der
Serie A durchsetzen. Zumal Liverpools
Coach Rafael Benitez Verletzungssorgen
plagen. Mit dem Deutschen Didi Hamann, dem Spanier Xabi Alonso und
dem Australier Harry Kewell fallen
gleich drei Mittelfeldspieler aus, mit Milan Baros verletzte sich zudem ein
wichtiger Stürmer in den Länderspielen
und ist nun fraglich. Die Hoffnungen ruhen deshalb auf Luis Garcia, der in den
Achtelfinalspielen gegen Liverpool
nicht weniger als drei Tore schoss.
Auch Juventus Turins Coach Fabio
Capello hat angeschlagene Spieler. Pavel
Nedved, der sich im Achtelfinal gegen
Real Madrid eine Kopfverletzung zugezogen hatte, ist zwar wieder fit. Weil die
Meisterschaftsrunde vom vergangenen
Wochenende abgesagt wurde, ist er aber
ohne Spielpraxis. Über einen entzündeten Knöchel klagt David Trezeguet, über
Rückenbeschwerden der Uruguayer
Marcelo Zalayeta. Gleichwohl verfügt
Capello mit dem Schweden Zlatan
Ibrahmimovic, der in der Champions
League allerdings noch kein Tor erzielt
hat, und dem wieder erstarkten Alessandro Del Piero im Sturm über mehr als nur
valable Alternativen. Für zwei Spiele gesperrt ist Mittelfeldspieler Alessio Tacchinardi nach seiner Roten Karte im
Achtelfinal gegen Real Madrid.
haben die Holländer mit Monaco schon
in den Achtelfinals ein französisches
Team eliminiert. Personalsorgen kennt
allerdings auf der anderen Seite auch
Paul Le Guen nicht, und Lyon ist doch
ein anderes Kaliber, als es das Monaco
der Saison 04/05 ist. Das bekam im Achtelfinal Werder Bremen zu spüren, das zu
Hause 0:3 und in Lyon 2:7 einging.
Chelseas Verletzungspech
Chelsea – Bayern München und das
Mailänder Derby sind die Spiele von
morgen Mittwoch. Wenn es einem englischen Team zugetraut wird, an die Erfolge der späten 70er und frühen 80er Jahre
anzuknüpfen, so ist das gewiss Chelsea.
Im eigenen Land hat das Team José Mourinhos den Ligacup bereits gewonnen,
die Meisterschaft ist ihm kaum noch zu
nehmen. Von den Länderspielen allerdings sind einige Spieler verletzt zurückgekehrt. Der Holländer Arjen Robben
dürfte wegen einer Knöchelverletzung
erst im Rückspiel zur Verfügung stehen,
der portugiesische Aussenverteidiger
Paulo Ferreira brach sich in der Slowakei den Mittelfussknochen und fällt definitiv aus. Bei Bayern München bangte
man nebst dem definitiv ausfallenden
Claudio Pizarro auch um Roy Makaay,
der sich beim Sieg in Wolfsburg auswechseln liess. Im Falle des Holländers
gab es gestern aber Entwarnung.
WINTERTHUR. Beim Start in die Football-Saison wurden die Winterthur
Warriors ihrer Favoritenrolle gegen die
St. Gallen Vipers in allen Belangen gerecht. Die Schweizer Juniorenmeister
setzten sich gegen die St. Galler 52:0
durch, und in der Nationalliga A gab es
auf dem Deutweg vor etwa 200 Zuschauern einen 57:21-Heimsieg des letztjährigen Meisterschaftszweiten.
Die Gastgeber schafften im NLAMatch die ersten Punkte schon nach wenigen Minuten und erhöhten später auf
13:0. Das zweite Viertel begann mit zwei
weiteren Touchdowns für die Winterthurer. Nach der 31:7-Halbzeitführung
setzten sie ihren Vorwärtsdrang fort und
erzielten drei Touchdowns (bei nur einem der St. Galler). Nach Unkonzentriertheiten und Fehlern auf Winterthurer
Seite verkürzten die Vipers auf 49:21, ehe
die Warriors auf 57:21 davonzogen.
Am kommenden Samstag tragen die
Warriors um 17.00 Uhr auf dem Deutweg
ihr erstes Europacupspiel aus. Im EFAFCup treffen sie auf die Schwäbisch Hall
Unicorns. (mae)
Der 29. Mai 1985 war einer der schwärzesten Tage für den Fussball. Vor dem
Meister-Cup-Final im Brüsseler HeyselStadion zwischen Liverpool und Juventus Turin griffen englische Hooligans italienische Fans an, 39 Menschen wurden
erdrückt. Wenn sich die beiden Teams
heute im Hinspiel des ChampionsLeague-Viertelfinals in Liverpool erstmals seit der Tragödie in Brüssel wieder
in einem internationalen Wettbewerbsspiel gegenüberstehen, werden die Spieler zum Gedenken an die Opfer einen
Trauerflor tragen.
In den Jahren vor 1985 hatte Liverpool den Meistercup vier Mal gewonnen, zweimal ging die Trophäe nach Nottingham und einmal nach Birmingham
HANDBALL 1. LIGA
KADERLÄUFER DOMINIEREN DEN NATIONALEN OL IN MARTHALEN – 1500 WETTKÄMPFER IM EINSATZ
Klarer Sieg
Die besonderen Tücken im Ellikerholz
KRIENS. Mit einem verdienten 30:24Auswärtssieg über Kriens startete die SG
Tigers/Yellow Winterthur in die Finalrunde der Erstliga-Handballer. Die beiden besten Mannschaften dieser Sechserpoule spielen gegen zwei Teams der
Nationalliga um zwei Plätze in der zweithöchsten Schweizer Liga.
Kriens, Sieger der Erstliga-Gruppe 2,
konnte nur die ersten zehn Minuten (bis
zum Stand von 4:5) ausgeglichen gestalten. Ab dann wirkte die Winterthurer
Verteidigung vor allem durch die Rückkehr des lange verletzt gewesenen Christian Akeret einiges solider als in den vorangegangenen Spielen. Bis zur Halbzeit
konnten sich die Gäste eine 17:11-Führung erarbeiten. Kurz nach Wiederanpfiff wurde die Verteidigung der Winterthurer deutlich geschwächt, indem Oliver Riesen auf Grund der dritten Zeitstrafe vorzeitig vom Feld musste. Die Innerschweizer verstanden es aber nicht,
diese und viele andere Strafen zu nutzen.
Sie enttäuschten durch viele individuelle
Fehler. Auch die Manndeckung auf den
einmal mehr souveränen Spielmacher
Mesut Taracar verfehlte ihre Wirkung.
Mit dem neunfachen Torschützen Thomas Haussener, dem zweiten Rückkehrer (nach einem Mittelhandknochenbruch), kam ein wichtiger Stammspieler
in die Mannschaft zurück. Und auch Lukas Badertscher auf der anderen Rückraumposition bot eine solide Leistung.
Am Freitag um 20.40 Uhr in der Mattenbachhalle empfängt die SG Tigers/
Yellow Handball Grauholz. (stm)
SG Tigers/Yellow Winterthur: Gebhard,
Vollenweider; Akeret, Badertscher (5),
Haussener (9), Kaufmann (3), Kern (3),
Riesen, Rogg (2), Taracar (8/2), Wenger,
Zahnd.
Dank einem Tor Igor Biscans (rechts) schlug Liverpool zuletzt Bolton 1:0.
Heute treffen Liverpool und
Juventus Turin erstmals seit der
Tragödie im Brüsseler HeyselStadion 1985 aufeinander.
Ein Orientierungslauf wie aus
dem Bilderbuch ist der OLG
Dachsen am Sonntag in
Marthalen gelungen.
■
v o n B E AT M E I E R
MARTHALEN. Das frühlingshafte Wetter stellte die perfekt arbeitenden Organisatioren vor das einzige grössere Problem des Tages: Für die offenen Kategorien gab es wohl wegen der idealen Bedingungen mehr Anmeldungen als je an
nationalen Läufen im Vorjahr, weshalb
die Reserve an gedruckten Karten ausging. «Die später Startenden mussten
selbst abzeichnen, doch das wurde
sportlich akzeptiert», sagte OK-Präsident Paul Corrodi.
Es waren fast 1500 Wettkämpferinnen
und Wettkämpfer im Einsatz, da auch
der Dorf-OL – vor allem bei Familien –
beachtlichen Anklang fand. Im verwinkelten Dorfkern gab es einige aufregende
Postenstandorte. Sie empfehlen die Karte für weitere Anlässe. Herausforderungen lieferte auch das Ellikerholz: Der
Wald, der nach Kartenbild recht einfach
erscheint, hat seine Tücken beibehalten.
Wer die Richtung nicht sauber kontrollierte, stand plötzlich auf dem falschen
Weg und geriet so schnell ins Abseits.
Wegen der vielen ähnlichen Geländekammern brauchte die Korrektur Zeit
und oft war die Verwirrung über den
Standort gross.
Das wurde im nationalen OL dem
Schaffhauser Andreas Herzog bei den
Herren A kurz, wo er zu den Besten
zählt, zum Verhängnis. Aber auch die
zu Aston Villa. Brüssel bedeutete das
Ende dieser Dominanz. Die englischen
Klubs wurden für fünf Jahre von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen,
Liverpool für sechs. Nur einmal noch hat
sich seither eine englische Mannschaft
für einen Final des Meistercups oder der
Champions League qualifiziert. Das war
1999, als Manchester United gegen Bayern München in der Schlussphase aus
einem 0:1-Rückstand einen 2:1-Sieg
machte. Ansonsten gab es in den letzten
20 Jahren nur in den weniger lukrativen
Wettbewerben englische EuropacupSieger. Im Cupsiegercup triumphierten
Chelsea 1998, Arsenal 1994, «ManU»
1991 und – zwei Wochen vor dem Heysel-Drama – Everton 1985. Der letzte
englische Gewinner einer europäischen
Trophäe aber war ausgerechnet Liverpool, das 2001 den Uefa-Cup-Final gegen den spanischen Aussenseiter Alaves
dank einem Eigentor 5:4 nach Verlängerung gewann.
routinierte Elite-Läuferin Brigitte Grüniger, die vom ersten Posten falsch weg lief
und auf der falschen Rampe landete, beging einen Fehler. Am selben Ort begrub
auch die Bernerin Franziska Wolleb ihre
Chancen, sodass für die Baslerin Lea
Müller der Weg zum ersten Sieg an einem
nationalen OL frei war. Der schnellen
Läuferin kam das flache Gelände offenbar entgegen – vielleicht war es der erste
Schritt für einen Sprung nach vorn für
Das Duell zweier Aussenseiter
Im zweiten Viertelfinal von heute
Dienstag spielen zwei souveräne Tabellenführer gegeneinander, die in der
Champions League halt doch Aussenseiter sind. Lyon trifft auf den PSV Eindhoven. Bei den Holländern, die 1988 Meistercup-Sieger waren, dürfte der am Wochenende in der Meisterschaft gesperrte
Schweizer Johann Vogel wieder ins
Team rücken. PSV-Coach Guus Hiddink
kann aus zwei Gründen zuversichtlich
sein. Zum einen kann er mit Ausnahme
des verletzten John de Jong auf sein ganzes Kader zurückgreifen. Zum anderen
sie, die ihr Talent nach dem Wechsel zur
Elite noch nie recht ausspielen konnte.
«Schöne Abwechslung» nach Japan
Der mehrfache Junioren-Weltmeister
Matthias Merz (Beinwil am See) reagierte richtig auf die Anforderungen: Er hatte
seinen Kompass so oft im Einsatz wie
schon lange nicht mehr. Einige Unsauberkeiten konnte er dennoch nicht verhindern: «Ich bin immer noch müde von
Bild: Heinz Diener
Lea Wegmüller am nationalen OL von Marthalen in Eile.
35
Schewtschenkos Comeback
Im Duell zwischen der AC Milan und
Inter Mailand spricht viel für Milan. Carlo Ancelotti stehen mit Andrej Schewtschenko und Alessandro Nesta zwei zuletzt verletzte Schlüsselspieler wieder
zur Verfügung. Anders Inter: Da fällt mit
dem Brasilianer Adriano ein Ausnahmestürmer wegen einer Oberschenkelblessur aus, mit Christian Vieri fehlt wohl
auch ein zweiter. Zum Mailänder Derby
ist es in der Champions League schon
vor zwei Jahren gekommen. Damals
setzte sich Milan im Halbfinal mit 0:0
und 1:1 dank des «Auswärtstores» durch
und wurde danach Champions-LeagueSieger. (ldb)
unserem Trainingslager in Japan, das
streng war, und habe den Jetlag noch
nicht recht verdaut. Doch die Selektionsläufe beginnen ja erst in zehn Tagen.»
Dann will nicht nur er in Form sein. Jene
Kaderläufer, die nicht in Japan waren,
weilten noch in Schweden und fehlten
deshalb in Marthalen.
Die beste Zeit lief Daniel Hubmann
aus Eschlikon: Er ist neben Merz die
zweite grosse Zukunftshoffnung im
Schweizer OL-Sport. Hubmann begann
allerdings unsicher, indem er zu Beginn
rund zwei Minuten bei zwei kurz aufeinander folgenden Löchern ohne Anhaltspunkte mit extrem tief gesetzten Posten
verlor. Danach kam der Thurgauer aber
optimal ins Rollen und übernahm beim
19. von 32 Posten die Führung von Merz.
Diese gab er nicht mehr ab und siegte
deutlich vor Marc Lauenstein (Cormondrèche), der immer stärker wurde und
damit andeutete, dass er das Niveau vom
WM-Jahr 2003 wieder erreichen könnte.
Für den leichtfüssigen Hubmann war es
eine Bestätigung, dass seine Form
stimmt: «Wir haben in Japan gut trainiert
– dort gibt es viele Steigungen, weshalb
das hier eine schöne Abwechslung war.»
Teilnehmer aus der Region waren in
der Elite mit Ausnahme von Annemarie
Sieber und Lea Wegmüller (Winterthur)
keine am Start. Die Fehraltorferin, nun
nicht mehr im intensiven Training von
früher, hatte keine Chance, um vorne
mitzuhalten und wurde Elfte. Mit Franziska Stähli-Ott bei Damen A kurz und
der erfolgsverwöhnen Margrit Michel
bei den Seniorinnen IV gab es immerhin
zwei Winterthurer Tagessiegerinnen in
den zahlreichen übrigen Kategorien.