ÿþ - Australia Venice Biennale 2009
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ÿþ - Australia Venice Biennale 2009
Australien auf der Venedig Biennale 2009 Vorwort des Kommissars Doug Hall AM, Kommissar der australischen Delegation bei der Venedig Biennale 2009 Als Shaun Gladwell Anfang 2009 von New South Wales zurückkehrte, hatte er Bilder zusammen getragen, die eine offensichtliche Ergänzung zu seinen während der Venedig Biennale 2007 ausgestellten Arbeiten in Think with the Senses – Feel with the Mind waren. Auf der Venedig Biennale 2009 ist Shaun unser Künstler im Australischen Pavillon. Seine Auseinandersetzung mit der Landschaft und urbanen Orten bestätigt das Raumgefühl, das wir Australier für die kulturelle Geschichte unseres Landes haben. Aber sein forschendes Naturell und sein großes Interesse in der kulturellen Rolle, die seine Generation und ihre Gedankenwelt im heutigen Leben spielt, sind bezeichnend für die Reichweite seiner Vorstellungskraft. Shaun Gladwell hat den Pavillon in ein persönliches Bild verwandelt, das sein einzigartiges Gespür für sinnbildliche Darstellung von Zeit und Ort erforscht. Der Künstler selbst steht im Zentrum dieser ikonografischen Darstellung. Venedig ist wichtig für Australiens zeitgenössische Kunst und ist ein inspirierendes Umfeld für unsere kulturelle Selbstbeobachtung. Das heißt die Dinge, die wir wertschätzen, werden in einem internationalen Zusammenhang gesehen und einem begeisterten Publikum alle zwei Jahre vorgestellt. Wie schon in den vergangenen Jahren, wird Australiens Präsenz in Venedig weit über den Pavillon hinausgehen. Die nahe gelegene Ludoteca ist zweiter Veranstaltungsort in der jeder der dort ausstellenden Künstler auf bemerkenswerte und verschiedenste Art Werke produziert hat, die sich mit persönlichen, kulturellen und umweltpolitischen Gedanken beschäftigen. Claire Healys und Sean Cordeiros gewaltige Installationen nehmen die Ludoteca Kapelle völlig ein. Diese Monumentalität und Ruhe sind wie ein memento mori, das auf das Thema der Vergänglichkeit und Unbeständigkeit anspielt. Vernon Ah Kees Arbeit beschäftigt sich mit aktuellen sozialen und politischen Themen, sowie der Ausgrenzung indigener Völker. Aber hier wird die moderne Darstellung dieser Ausgrenzung durch alte emblematische Symbole untersucht, die repräsentativ für die Kultur der weißen Australier sind. Bei der Betrachtung Ken Yonetanis Installation ist es unmöglich nicht an die Schönheit der Natur erinnert zu werden und gleichzeitig ihre Verwundbarkeit zu spüren. Vier grundverschiedene australische Künstler repräsentieren in Venedig das Engagement der Bildenden Kunst Community als aktuell gut gefestigte Struktur, die die Kultur Australiens in einem internationalen Kontext unterstützt. Angespornt wird dies durch den herzlichen Empfang und das große entschiedene Interesse gegenüber der australischen Kunst. Etwas, an dem sich auch die Architektur, die Literatur, die Film- und die Musikwelt erfreuen. Ähnlich wie auch mit den anderen Teilnehmern in Venedig, findet diese positive Wahrnehmung in einem Umfeld statt, in welchem Prahlerei und Nationalismus beiseite geschoben werden und wohingegen unsere Wertschätzung der Künstler überwiegt. Australiens Teilnahme an der Venedig Biennale zeigt die Art der Unterstützung der Künste von verschiedenen Seiten, nämlich durch die Regierung, durch Firmen, Individuen und Philantropen, die sich in ihrem Engagement für die Sache in nichts nachstehen. Mit großer Dankbarkeit würdige ich die großzügige Unterstützung unserer vielen öffentlichen und privaten Finanzpartner. Ich bedanke mich auch herzlich bei den Künstlern Tania Doropoulos (Shaun Gladwells Projektmanagerin) und Felicity Fenner (Kuratorin von Once Removed), die mit ihrer Hingabe und Engagement Australiens Ausstellungen bei der Venedig Biennale 2009 präsentieren. Doug Hall AM – Biografie Doug Hall AM ist kommissarischer Beauftragter für die Teilnahme Australiens an der Venedig Biennale 2009. Hall gilt als einer der wichtigsten Kunstexperten Australiens. Von 1987 bis 2007 war er Direktor der Queensland Art Gallery in Brisbane, Australien. Hall hat für mehrere staatliche und bundesstaatliche Kulturorganisationen gearbeitet. Unter anderem war er während einer Amtsperiode Mitglied des Australia Council for the Arts, wo er Vorsitzender des Vorstands für Bildende Kunst war. Zudem war Doug Hall Mitglied beim Australia International Cultural Council (AICC) und ist aktuell im Vorstand des AustraliaThailand Institute, des Asia Art Council und Guggenheim Museum (New York). Er ist Aufsichtsratmitglied bei Deutscher und Hackett, einem der größten Kunstauktionshäuser Australiens, ansässig in Melbourne und Sydney. Auch trägt er lehrende und beratende Funktionen in der australasiatischen Region. Unter seiner Führung hat die Queensland Art Gallery ihren internationalen Fokus erweitert und ihr Engagement, besonders mit seiner Initiative Pacific Triennial of Contemporary Art, mit Asien verstärkt. Er hatte die Idee für die Gallery of Modern Art und betreute die Entwicklung. Doppelt so groß wie die bereits bestehende, eröffnete die Galerie im Dezember 2006. Für seinen Beitrag zur bildenden Kunst in Queensland wurde Hall 1999 mit dem University of Queensland’s Doctor der Philosophy honoris causa ausgezeichnet. Im Juni 2001 erhielt er das australische Ehrenzeichen Order of Australia (AM) und die Franzosen zeichneten ihn 2006 mit dem Chevalier de l’Ordre des Arts et Lettres (Ritter des Ordens der Künste und der Literatur) aus. Shaun Gladwell steht als Hauptvertreter für die australische Kunstaufder Venedig Biennale 2009 Der erfindungsreiche Videokünstler Shaun Gladwell wird sein Land auf der 53. Internationalen Kunstausstellung La Biennale di Venezia eindrucksvoll der Öffentlichkeit repräsentieren. Unterstützt wird er dabei von weiteren vier der größten Hoffnungsträger der australischen Kunstszene. Die Venedig Biennale ist weltweit eine der ältesten und renommiertesten Ausstellungen für zeitgenössische Kunst und läuft vom 7. Juni bis 22. November 2009. Australien wird durch eine Reihe von Shaun Gladwells Videoarbeiten und durch Once Removed, Installationen von vier jungen Künstlern, die am Anfang ihrer Karriere stehen, repräsentiert. Shaun Gladwell wird seine faszinierende MADDESTMAXIMVS in dem australischen Pavillon in den Giardini ausstellen. Inspiriert von der Landschaft des australischen Hinterlandes und den Mad Max-Kultfilmen, ist MADDESTMAXIMVS eine fesselnde Abfolge von fünf thematisch miteinander verbundenen Videos mit skulpturalen und fotografischen Elementen. Mit Videokunst, Malerei, Bildhauerei und Performance verbindet Gladwell in seinen eindrucksvollen Arbeiten seine persönliche Geschichte mit zeitgenössischer urbaner Kultur. Als einer von drei australischen Künstlern wurde er für die Think with the Senses Feel with the Mind Ausstellung der Venedig Biennale 2007 auserwählt. Seine Arbeiten waren bisher auf großen nationalen und internationalen Biennalen in Sao Paulo, Busan, Taipeh und Sydney sowie auf der Yokohama Triennale zu sehen. Er hatte mehrere Aufenthalte und Aufträge in Europa, Asien und Amerika und wurde 2006 mit dem Australia Council Fellowship ausgezeichnet. Australien wird bei der Venedig Biennale 2009 zudem von vier jungen Karrierekünstlern in der Ausstellung Once Removed repräsentiert, die sich in der Ludoteca im Castello Bezirk befindet. Once Removed, kuratiert von Felicity Fenner, zeigt eine Serie von Installationen, die sich mit Themen der Aborigines, der Umwelt und Vertreibung befassen. Das Werk Cant Chant (Wegrewhere) wird von dem einheimischen Künstler Vernon Ah Kee gezeigt. Sweet Barrier Reef wird von dem in Australien lebenden japanischen Künstler Ken Yonetani gezeigt und Life Span entstand aus einer Zusammenarbeit zwischen den Künstlern Claire Healy und Sean Cordeiro. Doug Hall AM, Kommissar der australischen Delegation bei der Venedig Biennale sagte, dass die Nation die besten kreativen Köpfe des Landes für dieses Ereignis ausgewählt hat. Hall fügte hinzu: „Australien wird auf der Venedig Biennale 2009 einige der aufregendsten aufstrebenden Künstler der zeitgenössischen Kunstszene Australiens aus den vergangenen zehn Jahren der Öffentlichkeit präsentieren. Ihre urbanen, ursprünglichen, politischen und kulturell unterschiedlichen Kunstrichtungen zeigen Australien von einer Seite, die wahrscheinlich vorher von den meisten internationalen Beobachtern so noch nicht gesehen wurden. Die Künstler stehen für das neue Gesicht zeitgenössischer Kunst in Australien.“ Bereits seit 30 Jahren verwaltet und unterstützt das Australia Council for the Arts finanziell Australiens Kultur. Ehemalige Repräsentanten waren u. a. Sir Sydney Nolan (1954), Imants Tillers (1986), Arthur Boyd (1988), Judy Watson, Emily Kame Kngwarreye (1997), Howard Arkley (1999), Patricia Piccinini (2003), Ricky Swallow (2005), Susan Norrie, Daniel von Sturmer und Callum Morton (2007). Pressekontakt in Venedig: [email protected] Weitere Informationen: www.australiavenicebiennale.com.au/ Hoch auflösende Bilder: www.australiavenicebiennale.com.au/mediadocs.html Once Removed Von Felicity Fenner, Kuratorin Once Removed Once Removed ist eine Ausstellung mit drei Installationen, die sich mit den Aspekten von Raum und dem Dilemma der Vertreibung beschäftigen. Junge australische Künstler unterschiedlicher Herkunft machen in ihren Arbeiten ihre vielfältigen Betrachtungsweisen von Raum und Vertreibung deutlich. Sie beschreiben in Facetten Australiens Kultur und Umwelt sowie das ehemalige Kloster, in dem die Ausstellung stattfindet. Die Vertreibung von Individuen, Gemeinden und ganzen Bevölkerungsgruppen ist ein weltweites Phänomen und gleichzeitig ist das Gefühl sich manchmal an einem Ort nicht zuhause zu fühlen eines, mit dem sich jeder identifizieren kann. Jeder ausstellende Künstler in Once Removed hat kulturelle Vertreibung als Emigrant, Immigrant oder Ureinwohner selbst erfahren. Sean Cordeiros Familie stammt aus Singapur. Er und Claire Healy führen ein Wanderleben und arbeiten zurzeit zwischen Berlin und Singapur. Vernon Ah Kee, Australier aboriginer Abstammung mit chinesischen Vorfahren?, hat die schlimmste Seite der Vertreibung erfahren, nämlich Rassismus und Ausgrenzung, als er in der anglokeltisch geprägten Stadt Brisbane lebte. Vor erst sechs Jahren immigrierte Ken Yonetani von Japan nach Australien. Er sprach damals wenig Englisch und lebt heute in den Bergen westlich von Sydney. Die Erkenntnis, die aus den verschieden Erfahrungen des Andersseins des Künstlers entstand, untermauert die Aussage dieser unterschiedlichen Installationen. Australien, im Südpazifik zwischen Indonesien und Neuseeland gelegen, hätte nicht weiter entfernt von der europäischen Kultur sein können, auf der es doch gegründet wurde. Bis vor relativ kurzer Zeit, zeigte die Mehrheit der Australier ein beklagenswertes Interesse an aboriginen, asiatischen und pazifischen Kulturen. Eine politisch angeführte Neubewertung des Stellenwerts australischer Kunst führte bei lokalem und internationalem Publikum zu zunehmendem Interesse für aboriginale Kunst und zur Bereitschaft Australiens sich mit den Kulturen der benachbarten asiatischen und pazifischen Nationen auseinander zu setzen. Bedeutende Netzwerke wurden in dieser Zeit etabliert, wie zum Beispiel die Asia Pacific Triennial. Diese haben die aboriginale und die nicht-indigene Kunst im Kontext der regionalen, kontemporären bildenden Kunstpraktiken der Region erforscht und dabei einen Dialog angeregt, der viel über die zeitgenössische Kunst Australiens aussagt. Eine ähnliche Neubewertung ist auch auf globaler Ebene passiert, in dem Kuratoren und Kunstkonsumenten ihre Aufmerksamkeit weg von der traditionellen Kunstszene hin zur Kunst nicht-westlicher Kulturen gelenkt haben. Australiens zeitgenössische bildende Kunst steht zentral in dieser Verlagerung. An der Spitze dieser Veränderung stehen Künstler wie Vernon Ah Kee und Ken Yonetani, deren Arbeiten sich mit ihren aboriginen und asiatischen Wurzeln beschäftigen und diese beschreiben. Über die familiäre Bezugnahme hin zu den Beziehungen einer weiteren Generation, bedeutet der Satz „once removed“ Abgeschiedenheit, Trennung oder ein Anderssein als das Normale. Die Arbeiten Healys und Cordeiros implizieren Umzug und Wiedererwachen - die Erfahrung ständig umzuziehen, seine Sachen zu packen, die alltäglichen Dinge des Lebens, die voll mit persönlichen Erinnerungen sind, immer wieder neu bewegen und verändern zu müssen. In Ah Kees Projekt bezieht sich “once removed” deutlich auf den Postkolonialismus und zwar auf die Massenvertreibung der Aborigines, im Besonderen aber auf deren gestohlene Generation von Kindern. Parallel dazu zeigt die Arbeit auch die ganz persönlichen Erfahrungen, die der Künstler mit Vertreibung durch eine Gesellschaft gemacht hat, die heute noch indigene und andere Rassengruppen vom kulturellen Leben der Australier ausgrenzt. Yonetanis Werk erforscht die Loslösung des Menschen von seiner natürlichen Umwelt und unterstreicht dabei die Gefahr, die entsteht, wenn man ein Leben führt, das selbstzufrieden und fern von der Natur gelebt wird. Die formale Anordnung der Elemente angesichts der Menge an Informationen (Entropie) ist ein Versuch der Künstler in Once Removed Entfremdung und Vertreibung einen Sinn zu geben. Yonetanis sorgfältig dargestellte weiße Skulpturen aus Zucker sprechen eine Sprache, die versucht die Distanzierung des Menschen von der Natur und den daraus entstandenen Schaden zu kodifizieren. Der ästhetische Rahmen seiner Arbeit ist aus der asiatischen Kultur inspiriert. Im Besonderen aus den kulturellen Traditionen, die ein Schauspiel daraus machen, die Natur in eine Ordnung zu bringen, so wie zum Beispiel der japanische Zengarten. Trotz ihrer kargen und ruhigen Anordnung, erinnert die Installation an eine postapokalyptische Landschaft in der alles weiß gebleicht und tot ist. Hier sind die Exzesse des Lebens untrennbar mit Selbstzerstörung und Tod verbunden. Sweet Barrier Reef, beschreibt zum Beispiel die fatalen Folgen für die Natur, wenn sie als Abladeplatz von der konsumgetriebenen Wirtschaft genutzt wird. Vernon Ah Kees Surfgeschichten und Wandtexte zeigen einen ähnlichen Zwang, Ordnung in eine offensichtliche Verzweiflung zu bringen. In seinem Fall entstand Pessimismus durch Rassenunterdrückung. Ah Kee vermeidet die bekannte traditionelle aboriginale Kunst. Stattdessen übernimmt er eine konzeptuell mit sarkastischem Humor gespickte Ausdrucksform auf lexikalischer Ebene. So vermeidet der Künstler das kulturelle Schubladendenken, das die aboriginale Kunst von der nicht indigenen Kunstform sonst unterscheidet. Die Wut über die Vertreibung der Aborigines und der Torres-StraitInselbevölkerung ist hier klar in schwarz-weißen Wandtexten ausgedrückt, sowie durch einen Kurzfilm, in dem aborigine Surfer den Strand zurück erobern, was ein surreales, märchenhaftes Szenario im Zusammenhang mit der modernen australischen Kultur, die für ihre weiß dominierte Strandkultur weltweit bekannt ist, ergibt. Ah Kees und Yonetanis Installationen erforschen Australiens sozial-politische Themen, die von globaler Bedeutung sind und weit über die Landesgrenzen hinausgehen. Umgekehrt sammelt die standortbezogene Installation Life Span von Healy und Cordeiro die Träume der Welt, ihre Ängste und Wünsche in einen sehr genau angeordneten Stapel, ausgeklügelt und positioniert als Antwort auf die charakteristische Kunst und Architektur in dem sakralen venezianischen Rahmen. 195,774 Videos sind in diesem monolithischen Turm, deren Gesamtsendedauer mit der durchschnittlichen Lebenserwartung eines Menschen von 66,1 Jahren korrespondiert. Insgesamt sinniert der Inhalt dieses VHS-Monuments über das menschliche Dasein, über den Sinn des Lebens und die Sterblichkeit. Diese Installation nimmt die kleine Kirche in überdimensionaler Form ein und ersetzt die religiöse Glaubenslehre mit dem Film als Mittel dazu, Frieden und spirituelle Erfüllung zu erfahren. Die Gegenüberstellung von populären Videos und dem kirchlichen Rahmen dient dazu, sowohl die Bedeutung des Projektes als auch der Kirche zu erhöhen. Der Stapel veralterter Datenträger ist eine passende Metapher nicht nur für die künstliche Verpackung von Erfahrungen und Emotionen der Gesellschaft, sondern auch für die endgültige Vergänglichkeit des eigentlichen Lebens an sich. Insgesamt betrachten diese Arbeiten kritisch das unersättliche Konsumieren und die Umwandlung von Objekten, Orten und Menschen. Die Vertreibung, die thematisch jedem einzelnen Werk anhaftet, wird durch den unvereinbaren Ausstellungsort widergespiegelt und manchmal sogar durch unerwartete Parallelen mit Venedig selbst. Das Wasser ist zum Beispiel ein Hauptthema in Ah Kees und Yonetani Arbeit. Ah Kee zeigt die unwahrscheinliche Rückeroberung der Strandkultur durch Australiens Ureinwohner, während Yonetanis Riff aus Zucker die Zerstörung der Unterwasserwelt durch menschliches Handeln heraufbeschwört. Beide Arbeiten finden eine Resonanz in Venedigs eigenem Dilemma, wo die Umwelt durch Touristen gefährdet ist, die mit utopischem Streben nach einem Ort suchen, der immer schneller verschwindet. Insgesamt lädt das Fantastische in den Arbeiten in Once Removed, wie auch Venedig selbst dazu ein, alle Zweifel beiseite zu legen, denn die Dinge sind nicht so wie sie scheinen. Wesentlich für alle sind Andeutungen auf das, was sich unter der Oberfläche befindet, unsichtbar und unergründbar. Felicity Fenner ist leitende Kuratorin der Ivan Dougherty Galerie, College of Fine Arts, University of New South Wales, Sydney. Über Vernon Ah Kee: Vernon Ah Kee wurde 1967 in Brisbane (North Queensland) geboren und gehört zu der jungen Generation indigener Künstler. Er lebt und arbeitet in Brisbane, Queensland. Vernon Ah Kee stammt von den Kuku Yalandji, Waanji, Yidindji und Gugu Yimithirr Völkern ab. Als Seniorstudent studierte Vernon Kunst und machte seinen Abschluss 1998 am Queensland College of Art. In den Hauptfächern Zeichnen und Siebdruck machte er 2007 sein Doktorat in bildender Kunst. Seine Arbeiten erforschen Australiens indigene und nicht indigene Kultur in der heutigen Gesellschaft. Mit Texten, Videos und Zeichnungen weist Vernon auf die rassischen Gräueltaten in der Vergangenheit hin und ihrem Nachhall im heutigen Kontext. Seine erste Ausstellung hatte Vernon 2002 in der Bellas Milani Galerie in Brisbane, wo er seither einmal im Jahr ausstellt. 2004 wurden seine Arbeiten in Spirit & Vision: Aboriginal Art im Kunsthaus Klostenburg in Österreich ausgestellt. 2007 folgten die Gruppenausstellungen Raised by Wolves in der Art Gallery of Western Australia und Culture Warriors auf der National Indigenous Art Triennial in der National Gallery of Australia. Seine Arbeiten wurden auch in der Ivan Dougherty Galerie Face Value ausgestellt, die 2006 und 2007 durch Australien wanderte. Über Ken Yonetani: Ken Yonetani, geboren 1971 in Tokyo, ist japanischer Künstler und lebt in Australien. Er ist für seine bildhauerischen Installationen aus Keramik und ähnlich zerbrechlichen Materialien bekannt. In seinen Arbeiten schöpft er aus den Traditionen seiner japanischen Wurzeln, um die aktuellen Umweltprobleme, die viele Teile der Welt akut betreffen, zu thematisieren. Ken hat in Japan seinen Bachelor Abschluss in Wirtschaft gemacht und arbeitete drei Jahre lang am Devisenmarkt in Tokyo. Im Jahre 2000 schlug er eine neue Richtung in seiner beruflichen Laufbahn ein und lernte drei Jahre lang bei dem Keramikmeister Toshio Kinjo – dem ältesten Sohn von Jiro Kinjos – National Living Treasure of Japan (National Living Treasure bezeichnet eine von der UNESCO ins Leben gerufene Auszeichnung, die Kulturschaffenden mit besonderer Bedeutung für das kulturelle Erbe ihres Landes zu Lebezeiten zuteil wird). 2003 zog er nach Australien und erlangte dort 2005 seinen Master of Arts an der Australian National University’s School of Art. Ken nahm mehrfach an Gruppenausstellungen innerhalb Australiens teil. Unter anderem: Asian Traffic in der Gallery 4A, Sydney (2004) und Handle with Care auf der Adelaide Biennial of Australian Art, Adelaide (2008). Seine Einzelausstellungen waren überall in Australien, wie zum Beispiel: Commonwealth Scientific and Industrial research organisation Discovery (CSIRO) in Canberra (2003), Galerie Artspace in Sydney, Galerie West Space in Melbourne und im Regierungsgebäude, in Sydney (2005) zu sehen. Ken hat Stipendien vom Australia Council, den NSW (New South Wales) Ministry for the Arts, der National Association of Visual Arts (NAVA), Arts ACT, der Australian National University und der Japan Foundation erhalten. Er lebt und arbeitet in der malerischen Landschaft New South Wales, in der Blue Mountain Region. Mehr Informationen: http://kenyonetani.com Über Claire Healy und Sean Cordeiro: Claire Healy, geboren 1971 in Melbourne und Sean Cordeiro, geboren 1974 in Sydney, machten ihren Abschluss an der Kunsthochschule vor zehn Jahren. Beide erhielten die höchste Auszeichnung in der bildenden Kunst. Während des Abschlussjahres 2002 ihrer Masters in Fine Arts am College of Fine Art an der University of New South Wales, begannen beide gemeinsam an Projekten zu arbeiten. Healy und Cordeiro entwerfen Skulpturen und Installationen, die die alltäglichen Konsumgüter und Überbleibsel modernen Lebens wiederverwerten, umgestalten und bringen so Themen von Heimat, Haltbarkeit und Aufbewahren zusammen. Beide Künstler leben in Berlin und verbringen jedes Jahr einen Teil in Australien. Seit ihrer ersten Ausstellung in der Artspace in Sydney 2003, haben Claire und Sean in vielen Teilen der Welt gelebt und gearbeitet. Sie haben bereits das Helen Lempriere Travelling Arts Stipendium und den Anne and Gordon Samstag Preis erhalten sowie ein Residenz-Stipendium im Künstlerhaus Bethanien in Berlin. Ihre Arbeiten wurden in der Art Gallery of NSW und der Gallery of Modern Art in Queensland gezeigt sowie in vielen weiteren international betreuten Ausstellungen. Weitere Informationen: http://www.claireandsean.com Vernon Ah Kee wird von der Milani Gallery repräsentiert: www.milanigallery.com.au Ken Yonetani wird von Diane Tanzer Gallery repräsentiert: www.diannetanzergallery.net.au Claire Healy und Sean Cordeiro werden von der Gallery Barry Keldoulis repräsentiert: www.gbk.com.au Shaun Gladwell - MADDESTMAXIMVS von Dr. Blair French, Geschäftsführer des Artspace Visual Arts Centre in Sydney Shaun Gladwells MADDESTMAXIMVS im australischen Pavillon der Biennale 2009 in Venedig vereint die für den Künstler typischen Videoinstallationen von Figuren, die in Zeitlupe kunstvolle Bewegungen ausführen, mit skulpturalen Arbeiten sowie mit Eingriffen in den Aufbau des Pavillons selbst. Das Ergebnis ist ein Projekt, das reich an visuellen Eindrücken und an konzeptuellen Wechselspielen zwischen den Elementen ist. Das über einen Zeitraum von zwei Jahren entstandene Projekt MADDESTMAXIMVS markiert eine Verschiebung von Gladwells früherem Fokus auf städtischen Umgebungen hin zu einer performativen, persönlichen Erforschung der Grenzen und Möglichkeiten einer menschlichen Beziehung zum australischen Hinterland. Gleichzeitig beschäftigt sich MADDESTMAXIMVS auch mit unterschiedlichem Erleben der Zeit und des Seins, insbesondere durch die Beziehung des menschlichen Körpers zu seiner unmittelbaren Umgebung. Gladwells erste Videoausstellungen beinhalteten Arbeiten, die den Künstler selbst beim Skateboarden durch die Straßen von Sydney, beim Absolvieren von Kickflips am Bondi Beach und beim „Surfen“ auf der Wasserwand eines gerade eingeweihten öffentlichen Schwimmbeckens mit umliegender Plaza im Stadtzentrum von Sydney zeigten. In dieser Zeit (2000) drehte Gladwell auch seine berühmte Storm Sequence, in welcher der Künstler in Zeitlupe und in einer beinahe ballettartigen Weise beim Freestyle-Skateboarding am Meer zu sehen ist, während sich am Himmel Unwetterwolken ballen und der Ozean aufbraust (ein Akt der „Darstellung von Unruhe“, wie es der Künstler später beschrieb). Die Schlüsselelemente, die Gladwell in seinem späteren Schaffen weiterentwickelte, tauchten schon in seinen frühen Videoinstallationen auf. Seine Arbeiten zeigten hauptsächlich Figuren (bzw. versetzten den Betrachter in ihre Position), die an öffentlichen Plätzen im Freien agierten, wobei sie zum einen die gesellschaftlichen und architektonischen Funktionen und Konventionen dieser Orte zum Erliegen brachten und zum anderen ihre eigene Raumerfahrung durch ihren Körper artikulierten. Dies setzte sich über die gesamte letzte Dekade fort, in der Gladwell mit mehreren Darstellern auch außerhalb Australiens, etwa in Brasilien, Europa, Japan, Korea und Neuseeland, arbeitete, um sportliche Disziplinen in Verbindung mit Jugend- und Street-Kultur darzustellen. Die konzeptuelle Strenge und der visuelle Formalismus von Gladwells Videoinstallationen belegen, dass diese nie als bloße Verherrlichung urbaner Trendsportarten wie Skaten oder später BMX-Fahren, Breakdance, Capoeira, Taekwondo und dergleichen zu verstehen sind. Von Anfang an vermied Gladwell schnelle und rastlos wirkende Schnittfolgen, die ansonsten typisch für populäre Aufnahmen solcher Aktivitäten waren. Statt dessen griff er bei seinen Experimenten auf Zeitlupen und atmosphärische Klanglandschaften zurück, um die Zeit zu verlangsamen, die Konzentration auf die Körper in Bewegung zu lenken und um die feinen Nuancen und essenziellen Merkmale der Aktivitäten seiner Darsteller zu offenbaren. Dies lässt poetische, hypnotische und meditative Darstellungen entstehen, durch die sich die Aktivitäten selbst einer Vielzahl von Lesarten öffnen. Innerhalb kurzer Zeit haben sich Gladwells Installationen aus bewegten Bildern zu skulpturalen Studien des körperlichen Erlebens, der Gesetze der Schwerkraft, der Bewegung – insbesondere der Fliehkraft – und zyklischer Zeit entwickelt. Mit Sicherheit ist diese formale Zirkularität – ein Empfinden des Körpers in fortwährender Bewegung – zu einem zentralen Motiv in Gladwells Installationen geworden. Es kommt mit einer neuen Intensität in Gladwells MADDESTMAXIMVS-Projekt zum Tragen, bei dem der Künstler sein Hauptaugenmerk auf das landschaftlich und kulturell reiche australische Outback verlagert und sich dabei in eine Reihe von seit Langem bestehenden Diskursen bezüglich Land, Ort und Raum in der australischen Kultur einbringt. Im Jahr 2007 ernsthaft begonnen, greift MADDESTMAXIMVS auf ganz verschiedenartige Quellen zurück, um lokale Bezüge herzustellen, wie etwa auf die Dürre-Gemälde von Sidney Nolan und die Mad-Max-Trilogie des Regisseurs George Miller. Es ist ein andauerndes Projekt, in dessen Rahmen Gladwell eine Vielzahl von Arbeiten verschiedener Art entwickelt, anfertigt und ausstellt (Fotografien, skulpturale Installationen, Lithografien, Zeichnungen, sowie Videoinstallationen). Gladwells Installation im australischen Pavillon ist sehr vielfältig. Die Interceptor Surf Sequence (2009) ist eine neu produzierte Zweikanal-Videoinstallation. Sie wird beidseitig auf eine Leinwand projiziert und verbindet dadurch wirkungsvoll beide Ebenen des Pavillons. Apology to Roadkill (1–6), (2007–2009) zeigt einen Motorradfahrer mit schwarzem Helm, der anhält, um die Kadaver von grauen Kängurus behutsam zu untersuchen und in seinen Armen zu wiegen. Diese großen Videoinstallationen werden von signifikanten, direkt am Pavillon angebrachten, skulpturalen Werken ergänzt: das in die Außenwand eingearbeitete Motorrad aus Apology to Roadkill (1–6), das einen Vorsprung in der Innenwand des Raumes erzeugt, und die eigens angefertigte, skulpturale Eins-zu-EinsNachbildung des berühmten V8 Interceptor, den Mel Gibson als Max in Mad Max 1 and 2 fährt. Das Pavillon-Projekt in Venedig beinhaltet außerdem die Multikanal-Installation Centred Pataphysical Suite (2009), die aus übereinandergestellten Bildschirmen besteht, auf denen sich jeweils ein Darsteller in seiner Disziplin (Skateboarden, Breakdance, klassischer Tanz, BMX) auf der Stelle dreht. Außerdem ist eine skulpturale Arbeit zu sehen, die „live“ gefilmtes Echtzeit-Videomaterial aus dem Inneren eines rotierenden menschlichen Schädels einschließt (Endoscopic Vanitas, 2009). Ebenfalls vertreten sind die neuesten Arbeiten aus Gladwells fortlaufender Serie Planet and Stars Sequence, die sowohl Videomaterial (Planet and Stars Sequence: Barrier Highway, 2009) als auch Reste (Absolute Event Horizon, 2009) eines mit Sprühfarben angefertigten Werkes beinhalten, das der Künstler kniend auf dem Seitenstreifen einer Autobahn im Outback gestaltet hat. Jede dieser Arbeiten ist ein bedeutendes, für sich stehendes Werk. Sie alle teilen sich den Raum des Pavillons, den der Künstler als eine Art skulpturales „Behältnis” behandelt, in dem er ein in sich stimmiges und doch stark assoziatives Bild eines Ortes, einer Welt, fernab der Giardini vermittelt. In diesem Kontext dominiert keine der Arbeiten eine andere. Allerdings wird Interceptor Surf Sequence durch die Positionierung in der Mitte des Pavillons, wo der Betrachter das Werk von beiden Seiten ansehen soll – d. h. er muss mehrmals umkehren, sich wieder annähern und um das Werk herumlaufen – sich mit Sicherheit im Gedächtnis festsetzen. Hier verfolgt eine Kamera denselben schwarzen V8 Interceptor, den man auch am Pavillon sehen kann, auf einer roten Schotterpiste durch die Weiten des Outbacks. Der Himmel dehnt sich weit über das Land, in einer Sequenz wird er durch Gewitterwolken verdunkelt. Hitze und vor allem Staub trüben die Sicht. Eine behelmte Person in schwarz windet sich durch das Seitenfenster des fahrenden Wagens, klettert langsam aufs Dach und richtet sich auf. Jeder Abschnitt ihrer Bewegungen wird durch die Zeitlupe betont; aus der potenziell gefährlichen Handlung wird eine formale Studie, ein kunstvoller Akt, bei dem der Körper sich die elementaren Kräfte der Geschwindigkeit und der Schwerkraft zu eigen macht und sie ausgleicht, während sie ihn immer weiter ins australische Hinterland hineinziehen. Zur Person Shaun Gladwell Die Arbeit des Künstlers Shaun Gladwell beschäftigt sich in Form von Performances, Videoinstallationen, Malerei und Bildhauerei kritisch mit persönlicher Geschichte, Erinnerungen und zeitgenössischen kulturellen Phänomenen. Gladwell wurde 1972 geboren und schloss das College of the Arts (Sydney) mit einem Bachelor in Kunstwissenschaft ab, später das College of Fine Arts (Sydney) mit einem Master in Kunstwissenschaft. Seither war er auf zahlreichen Ausstellungen vertreten und hat sich national und international einen Namen gemacht. Seine Einzelausstellungen waren u.a. im Institute of Modern Art in Brisbane, im Institute of Contemporary Art in Perth und in den Sherman Galleries in Sydney zu sehen. International war Gladwell mit eigenen Ausstellungen in Frankreich, Norwegen und den USA zu Gast. 2008 war er auf der Biennale in Sydney vertreten, 2006 auf den Biennalen in Busan, Südkorea und in São Paulo, Brasilien, und 2005 auf der Triennale in Yokohama, Japan. Im Rahmen von Vanishing Point, eines Erlebnisausstellungsprojektes (Melbourne), und Art Connexions, einer Initiative des Goethe-Instituts, präsentierte er seine Arbeiten national und international. Gladwell zählte außerdem zu den drei führenden australischen Künstlern, die für die Teilnahme an der von Robert Storr geleiteten Ausstellung Think with the Senses Feel with the Mind auf der Biennale 2007 in Venedig ausgewählt wurden. Im Jahr 2006 bekam Gladwell ein Residenz-Stipendium für die Tokyo Wonder Site in Shibuya in Japan. 2001 war er Resident an der Cité Internationale des Arts des Australia Council in Paris. Im selben Jahr gewann er ein Samstag-Scholarship für das Goldsmiths College in London. Gladwells Arbeiten werden in Sammlungen von Institutionen wie der National Gallery of Australia in Canberra und dem Museum of Contemporary Art in Sydney verwahrt, sowie in privaten Sammlungen in Australien, in den USA und in England. Sein Schaffen vereint persönliche Erfahrung mit Kunstgeschichte, zeitgenössischer Kultur und Technologie. Gladwells Arbeiten thematisieren häufig urbanes Straßenleben, wobei er sein Hauptaugenmerk auf öffentliche Räume in städtischem Umfeld richtet. Vor diesem Hintergrund zeigt er die Bewegungen von Skateboardern, BMX-Fahrern und Breakdancern. Im Jahr 2006 wurde Gladwell durch das Visual Arts Board des Australian Council ein zweijähriges Stipendium für die Entwicklung und Gestaltung von fünf größeren Arbeiten für verschiedene internationale Biennalen und Kommissionen verliehen. Chronologie 1972 – geboren in Sydney, Australien 1996 – Bachelor of Fine Arts (Honours 1), Sydney College of the Arts 2001 – Masters of Fine Art (Research), College of Fine Arts, Universität von New South Wales, Sydney 2001–02 – Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Goldsmiths College, Universität London, England Weitere Informationen: http://www.shaungladwell.com Shaun Gladwell wird repräsentiert von der Anna Schwartz Gallery www.annaschwartzgallery.com