Burgunderbrief Nr. 244
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Burgunderbrief Nr. 244
Burgunderbrief Nr. 244 Luzern, 29. November 2011 Burgunderbrief zum Weihnachtskommers 2011 Liebe Burgunderbriefleserin, lieber Burgunderbriefleser Der letzte Burgunderbrief des Jahres präsentiert sich mit einer neuen Kolumne. In der Rubrik „Jubiläum 150 Jahre AKV Burgundia“ wird das OK in Zukunft über die wichtigsten Neuigkeiten bezüglich der Planung des Jubiläums informieren. Ich darf auf folgende Beilagen hinweisen: - Einladung zum Weihnachtskommers vom 17.12.2011 (wird per Post zugestellt). Wir freuen uns, viele Burgunder begrüssen zu können. - Tabula Gratulatoria 2012. Diese hat wiederum Anton Schmid v/o Aha zusammengestellt. Dafür möchten wir ihm herzlich danken. - Einladung StVer Ball Bern 2012 mit Ballheft & Einzahlungsschein (wird per Post zugestellt). Redaktionsschluss für das im Juni 2012 erscheinende „Burgunderjahr 2012“ ist der Sonntag, 29. Mai 2012. Beiträge bitte als Lauftext (ohne Formatierung) an Thomas Gmür v/o Mikesch senden (Thomas Gmür, Schädrütirain 8, 6006 Luzern, [email protected]). Wir wünschen Dir viel Vergnügen bei der Lektüre des Burgunderbriefs und eine besinnliche Adventszeit. Mit Burgundergruss Pro Deo et Patria! Matthias Bossart v/o Momänt Schriftenführer Das Wort hat der Philistersenior Werte Burgunderdamen, liebe Burgunder Das Zentralfest in Sursee liegt hinter uns. In bester Erinnerung bleiben werden uns sicherlich die diversen Umzüge und Festivitäten bei schönstem Sonnenschein, die würdige Veteranenehrung am Samstagabend und die gelebte Burgunderfreundschaft am Stamm. Das Zentralfest bestand aber nicht nur aus Festivitäten. Zu Diskussionen Anlass gab die Generalversammlung des Altherrenbundes und zwar in zweifacher Hinsicht: Zum einen wurde die Vision des Blocks „Quo vadis Schw. StV“ verworfen, die dem Gesamtverein zu neuer Schlagkraft hätte verhelfen sollen. Immerhin wurde aber stattdessen das Modell „Partnerschaft“ angenommen. Es wird nun darum gehen, im nächsten Jahr aus dieser Vision heraus konkrete, mehrheitsfähige Anträge zu formulieren. Wesentlich ist, dass im Gesamtverein ein Aufwind spürbar wird, der die allzu oft vorherrschende Lethargie überwindet. Zum andern hätte an der GV der neue Präsident des Altherrenbundes gewählt werden sollen. Leider konnte für Buschor v/o Tolgge kein Nachfolger gefunden werden, so dass Tolgge den Rücktritt seines Rücktritts erklären musste und sich bereit erklärte, ein weiteres Amtsjahr anzuhängen. Spätestens am Zentralfest 2012 in Brig muss jedoch ein würdiger und fähiger Nachfolger gefunden werden. Die Verbindungen und Gruppierungen sind hier gefordert. –2– Doch zurück zur Burgundia. Kurz vor Semesterbeginn konnte unsere Aktivitas mit dem Restaurant Seidenhof im Länggasse Quartier ein neues Stammlokal beziehen. Persönlich konnte ich mich schon mehrfach davon überzeugen, dass unsere Aktivitas dort gut aufgehoben ist. Ein eigenes Stammlokal zu haben, ist für eine Studentenverbindung wie die Burgundia überlebenswichtig. Ohne Stammlokal kann der gemütliche Stammbetrieb mit Komment und Gesang, wie wir ihn alle kennen, nicht stattfinden. Selbstverständlich soll das Restaurant Seidenhof als Stammlokal nur eine Zwischenstation bilden. Es muss unser Ziel bleiben, in der Berner Innenstadt ein eigenes Lokal zu erwerben, das all unseren Bedürfnissen (Stammlokal, AC/BC Lokal, Archiv etc.) gerecht wird. Die Genossenschaft Burgunderhaus ist daran, die verschiedenen Optionen zu prüfen und entsprechende Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu legen. Die Aktivitas erlebte mit dem neuen Stammlokal einen Auftrieb. Der Eröffnungskommers fand im Seidenhof in würdigem Rahmen statt, und das Kommerslokal schien aufgrund der zahlreichen Gäste aus allen Nähten zu platzen, was für einen Eröffnungskommers überhaupt nicht selbstverständlich ist. Bereits konnten auch zwei neue hoffnungsvolle Füxe aufgenommen werden. Selbstverständlich genügt dies noch nicht. Die Aktivitas ist voller Hoffnung, bis zum Weihnachtskommers noch weiteren Nachwuchs präsentieren zu können. Auch das OK „150 Jahre Burgundia“ nimmt langsam Formen an. Biedermann v/o Noggi gelang es, ein schlagkräftiges OK auf die Beine zu stellen, das sich in den nächsten Wochen konstituieren wird. Im kommenden Jahr werden hier für unser Jubiläum die ersten, entscheidenden Pflöcke eingeschlagen werden müssen. Sicherlich wird auch hier im Burgunderbrief regelmässig über den Fortschritt der Jubelaktivitäten berichtet werden. Genug des Rückblicks. Vor uns liegt der Weihnachtskommers. Ich freue mich, hier an diesem traditionellen Burgunderanlass möglichst viele Altherren aus Nah und Fern begrüssen zu dürfen. Ich danke Euch für die Unterstützung, die ich und auch die Aktivitas in den letzten Wochen verspüren durften. Thomas A. Müller v/o Brätsch Philistersenior Jubiläum 150 Jahre AKV Burgundia Das OK unter OKP Biedermann v/o Noggi formiert sich. Im OK vertreten sind der Philistersenior Müller v/o Brätsch, die Altherren Danioth v/o Straps, Moser v/o Grad und Wicki v/o Locker sowie die Aktiven Dängeli v/o Gourmet und Knecht v/o xellig. Die Suche nach einem Finanzchef und einem weiteren Historiker läuft noch. Das OK trifft sich in den nächsten Wochen zur konstituierenden Sitzung. Die Redaktion Aus den Regionen Region Bern Während den Sommermonaten war der Burgunder geschlossen und so bot sich das renovierte Beaulieu am Falkenplatz mit seinem herrlichen Biergarten als Ersatzlösung an. Zu schaffen machte uns, dass im Garten sehr eng gestuhlt war und alle Plätze bereits ab 17:00h für's Essen generell reserviert waren. Der hohe Regionalobmann schaffte es aber immer wieder, dass ab 18:00h ein Tisch für ein Feierabendbier abgedeckt wurde. Auf Wunsch der Aktivitas haben die Berner Altherren den Dienstagstamm im Oktober an ihren neuen Stamm in den Seidenhof verlegt. –3– Zusammen mit dem Philisterverband Bern besuchten einige Burgunder die Operette in Entlebuch. Schluck organisierte den Transport, Singsang die Karten und Gourmet fuhr den Kleintransporter zum traditionellen Theaterort. Ändlech schliesslich gab eine interessante Einführung in die Geschichte der Theatergesellschaft Entlebuch. Ein echt regionalübergreifender Burgunderanlass. Und schliesslich genossen wir die bekannten Melodien aus der Operette, die mit tatkräftiger Unterstützung von Ruth und Lilo erfreute. Dr. Ivo Bergmann v/o Huevo ist neuer Leitender Arzt für Nephrologie am Spital Burgdorf. Nachdem sich höhere Gewalten entschlossen hatten, die AH-GV und Junifahrt 2013 der Region Bern anzuvertrauen, kann nun der Durchführungstermin angekündigt werden: 22./23. Juni 2013 in Burgdorf. Benno G. Frey v/o Agänt Region Westschweiz Im Westen Rückzug auf neue Positionen… Während Jahrzehnten war Henri Leuzinger v/o Kino der "westlichste“ Burgunder. Seit er sich vor drei Jahren ins Wallis, in seine angestammte Heimat, zurückzog, gab es keinen Burgunder mehr in Genf. Immerhin, nur 20 Kilometer nordöstlich davon, in Nyon, lebte Eugen Egger v/o Neville, betagt und leider auch pflegebedürftig. Nun ist Neville von uns gegangen (s. Nachruf in diesem Burgunderbrief). Noch einmal 20 Kilometer nordöstlich hält nun Markus Kalbermatten v/o Gagel in Lussysur-Morges die Stellung. Er hält sie stramm und solid, präsidiert er doch seine Gemeinde seit Jahren als Syndic ! Urban Kaiser v/o Tschiang Region Zentralschweiz In der Zentralschweiz blicken wir auf eine wunderschöne GV des SchwStV zurück. Sursee hat ein farbiges und fröhliches Zentralfest geboten. Die Burgunder konnten prächtige Tage im schmucken Landstädtchen geniessen. OKP Rainer Jacquemai v/o WISO sei an dieser Stelle nochmals der Dank der ganzen Burgunderschar ausgesprochen. Etwas gemächlicher sind dann die Burgunder in den Herbst gestartet. Mit den Damen haben wir einen gemütlichen Abend bei Wildschmaus verbracht. Nun steht der Chlausabend an. Auch heuer hat der Chlaus einen prall gefüllten Sack. Doch ob die Burgunder davon etwas bekommen, wird sich noch weisen. Der Chlaus hält sich nach wie vor bedeckt. Allen Burgundern und ihren Lieben wünsche ich schöne und segensreiche Festtage und einen unfallfreien Rutsch ins neue Jahr. Thomas Gmür v/o Mikesch Region Ostschweiz Im Kanton St.Gallen schaffte leider Michael Hüppi v/o Quax die Wahl ins „Stöckli“ nicht, auch wenn er sicher von allen St.Galler-Burgundern die Stimme erhalten hatte (2.Wahlgang). Am 10.09.2011 gaben sich Elisabeth Meier und Thomas Stadelmann in Bauen UR das Ja-Wort, herzliche Gratulation! Roman Graemiger v/o Gurion –4– Region Wallis Burgunderstamm in Zermatt „Vor einem halben Jahrhundert trafen sich Burgunder aus Zermatt, aus dem Wallis und die „Üsserschwizer – Feriengäste“ sonntags nach der Messe (!) zum Frühschoppen bei Walter Zimmermann v/o Zar im Hotel National “. An diese wunderschönen Anlässe erinnerte ich vor gut einem Jahr im Gespräch mit Aurelia Biner, der Gattin unseres lieben Heiser. „Diesen Brauch wollen wir wieder beleben“, sprach Aurelia und liess gleich Taten folgen. Auch dieses Jahr folgten wieder 10 Burgunder mit ihren Damen dem Ruf Aurelias und trafen sich im Garten des Hotels Zermatterhof zum Apéro und anschliessendem fürstlichem Nachtessen. Die Gastfreundschaft von Aurelia und Heiser war überaus herzlich und grosszügig, das opulente Menu hervorragend, die gehobene Stimmung entsprach einer gewohnten Burgunderrunde. Kurz: Wir erlebten einmal mehr einen denkwürdigen, sehr gediegenen „orange - weiss - grünen" Abend. Aurelia und Heiser ganz herzlichen Dank!. Burgunder aller Orte treffen sich auch in Zukunft am letzten Freitag im Juli in Zermatt! Eugen Graf v/o Pferch Aktivitas Schon neigt sich ein ereignisreiches Semester dem Ende zu. Es war ein sehr wertvolles Erlebnis für mich, die AKV Burgundia durch das Semester zu führen. Die Aktivitas fühlte sich von Anfang an wohl an ihrem neuen Stamm in der Länggasse, was nicht zuletzt unserer wunderbaren Wirtin zu verdanken ist. Aber der Stamm war nicht der einzige Ort, an dem wir uns während des Semesters aufhielten. So trieb es uns einmal bis ins Entlebuch, dem Wilden Westen von Luzern, wo wir vor allem unsere Kenntnisse über die gebrannten Wasser vertiefen konnten. Wir begaben uns aber zwischendurch auch hinunter in die Musenstadt, sei es um mehr über das Bundeshaus zu lernen, sei es, um uns die Geschichte des Walter Faber erzählen zu lassen oder sei es ganz einfach deshalb, weil in der Länggasse schon alle Lokalitäten geschlossen waren. Im Moment, da ich diese Zeilen beende, steht der Zibelemärit kurz bevor, ich denke auch dieses Jahr wird er wieder unvergesslich werden. Ich wünsche allen Burgundern einen guten Schlussspurt im Semester und freue mich auf einen wunderbaren Weihnachtskommers. Der Hohe Senior Weber v/o Keuchx Nekrolog Eugen Egger v/o Neville 07.01.1922 – 29.11.2011, Prof. Dr., a. Generalsekretär Eintritt in die Burgundia SS 45 Welcher Burgunder, der in den Fünfzigerjahren studierte, erinnert sich nicht mit einem Schmunzeln an die "Innenpolitische Rundschau“ des jungen Altherrn Neville, die an unseren Anlässen im Kneipkeller des Bristols zu den festen Programmpunkten gehörte und in der er jeweils aus dem Stegreif eloquent und genüsslich die Kalamitäten der Bundesverwaltung aufs Korn nahm? –5– Nun ist Eugen Egger v/o Neville von uns gegangen, am 29. September 2011, in seinem 92. Lebensjahr. Leider erhielten wir von seinem Hinschied erst einige Tage nach seiner Beerdigung im engsten Familienkreis Nachricht. Zu seinem eindrücklichen Lebenslauf und seinen beruflichen Leistungen können wir das Historische Lexikon der Schweiz sprechen lassen (http://www.hls-dhs-dss.ch/index.php): 7.1.1920 Schaffhausen, kath., von Gossau (SG). Sohn des Urban Jakob und der Marie geb. Fauland. ∞ 1949 Tullia Nicola. Schulen in Gossau, Kollegium St. Michael in Freiburg, phil.-hist. Stud. an der Univ. Freiburg, Dr. phil. 1943. 19451962 Chef der Sektion Gesamtkatalog in der Landesbibliothek Bern. 1962-83 Direktor der Schweiz. Dokumentationsstelle für Bildungsfragen Genf. 1964 Lehrauftrag, ab 1968 Prof. für Erziehungswissenschaften an der Univ. Genf, zeitweise auch an der Univ. Neuenburg; 1968-85 Generalsekr. der Schweiz. Erziehungsdirektorenkonferenz in Genf, ab 1983 in Bern. Förderer der Schulkoordination (interkant. Konkordat 1970), der Schulentwicklung (Prospektivberichte) und der internat. Bildungszusammenarbeit. Wissenschaftl. und publizist. Tätigkeit u.a. über Pater Gregor Girard, Johann Heinrich Pestalozzi und aktuelle Bildungsfragen. Neville wuchs in einfachen Verhältnissen auf, entwickelte aber bald seine vielfältigen Talente. Das Studium in Freiburg schloss er mit 23 Jahren mit dem Doktorat ab! Die Bibliographie in der Festschrift zu seinem Abschied als Generalsekretär der Erziehungsdirektorenkonferenz 1985 umfasst über 90 Titel! Und dabei sind nur Nevilles Publikationen über Erziehung und Bildung berücksichtigt, nicht aber jene zu Bibliothekswesen, Literatur und Kunst. So wie er im Stegreif blendend reden konnte, ging ihm auch die Feder leicht von der Hand. Überraschenderweise findet man in seiner Bibliographie noch eine zweite, eine Berner Dissertation (1951), die er aber möglicherweise als Habilitationsschrift geplant hatte. Der Schweiz diente er nicht nur intern, sondern dank seinem diplomatischen Geschick auch als Vertreter in internationalen Gremien. Neville war Zähringer und trat 1940 in die Neu-Romania ein. Nach dem Studium in Freiburg begann er ein Noviziat bei den Schwarzen Franziskanern (Cordeliers). Er besann sich dann aber anders und nahm 1945 die Stelle an der Landesbibliothek an. Gleichzeitig schrieb er sich an der Uni Bern ein und wurde Burgunder. 1961 wurde die gemeinsame Altherrenschaft Alemannia und Neu-Romania getrennt. Neville stellte sich als erster AHP der Neu-Romania zur Verfügung. Bei dieser Gelegenheit wurde den Altherren ermöglicht, auch der jeweils andern Altherrenschaft beizutreten. Neville machte davon Gebrauch und wurde „spätberufener“ Alemanne. In seiner Genfer Zeit liess er sich als „membre d’honneur“ in die Salevia aufnehmen. Als aktiver Burgunder war er eher ruhig und unauffällig. Umso mehr kam er als junger Altherr in Schuss. Er erfreute uns mit seinem oft bissigen Humor nicht nur an den Kneipen, sondern auch am Stamm, mit herrlichen Sprüchen und Anekdoten. Beim „Zirkus“, der Produktion am Burgunderball 1958, beherrschte er als Zirkusdirektor souverän die Szene. Seine Talente als schreibgewandter Historiker setzte Neville auch für den StV und die Burgundia ein. 1956 gab das Zentralkomitee ein Handbuch für die interne Schulung heraus, für welches Neville einen Abriss der StV-Geschichte beitrug. Während zwölf Jahren war er Schriftenführer der Alt-Burgundia und redigierte 62 Burgunderbriefe. 1965 verfasste er die Schrift „100 Jahre Burgundia“. Seit 1962 wohnte er in Prangins am Genfersee. Die anspruchsvolle Berufsarbeit liess ihm nicht mehr viel Zeit für die Teilnahme am Verbindungsleben. Vor sechzehn Jahren war er zum letzten Mal unter uns, in Murten, an einem unserer Regionalanlässe. Da legte er noch einmal so richtig im Stegreif los. –6– Nach seinem bewegten Erdenleben wird Neville wohl auch im Himmel nicht ganz zur Ruhe kommen, sondern die himmlischen Heerscharen mit sarkastischen Beschreibungen der irdischen Zustände unterhalten… PS: Balz, Clairon, Gagel, Pferch und Schrube sei gedankt für ihre wertvollen Informationen und Hinweise. Urban Kaiser v/o Tschiang Zwischenrufe Das kommt mir Spanisch vor oder über den Sinn von historischen Jubiläen Was haben das Jahr 1812 und 1865 gemein? Nun, beide sind der Ausgangspunkt zu einem runden Geburtstag und ausgiebigen Feierlichkeiten, die in den nächsten Jahren über die Bühne gehen werden. Die westandalusische Stadt Cadiz zelebriert nächstes Jahr mit viel Pomp, nachdem vor kurzem „3000 Jahre Stadt“ auf der Agenda des Kulturministers eingetragen waren, den 200-jährigen Geburtstag der „Pepa“. Die „Pepa“ - das weiss jedes spanische Kind - ist nicht die längst verstorbene Grossmutter des „Pueblo“, sondern die Verfassung von Cádiz von 1812, die erste liberale Verfassung Spaniens. Und da man damals sowie heute der Bevölkerung nur schwer vermitteln kann, was denn so in einer liberalen Verfassung drin steht, taufte man diese gemäss ihres Tages der Verkündung. Dies war der 19. März 1812, was jeder gutkatholischen Spanier mit „San José“ - in unseren Breitengraden als Josefstag bekannt - verbindet. Und da auf der iberischen Halbinsel der José umgangssprachlich „Pepe“ heisst, wurde aus der Verfassung schlicht und einfach „la Pepa“. Am Aareknie – das weiss jeder Fuchs – läuten in Bälde ebenfalls die Festglocken: Die ehrwürdige Akademische Katholische Kommentverbindung zu Bern wird 150. Gut, Bern kann sich nicht gerade einer 3000-jährigen Geschichte rühmen, 150 sind nicht 200, in der Alpenrepublik darf alles ein wenig kleiner und bescheidener ausfallen. Man will nicht zu dick auftragen. Aber bestimmt wird eine stattliche Anzahl Burgunder dem Rufe nach Bern folgen und ihr Geburtstagskind mit einem rauschenden Feste gebührend feiern. In Cádiz sind die Vorbereitungen für das Fest bereits voll im Gange: Die malerische, vom Atlantik umspülte Altstadt wird herausgeputzt, an allen Ecken wird renoviert. Es wird gemeisselt und gehauen, was das Jubiläumsbudget hergibt. Und wohl auch ein wenig darüber hinaus. Hochglanzprospekte sollen Scharen von Touristen an den äussersten Zipfel Europas locken. Ein paar zusätzliche Einnahmen täten der Region nicht schlecht, denn bei über 20% allgemeiner und fast 50% Jugendarbeitslosigkeit haben die meisten hier in diesen Zeiten ansonsten nicht viel Grund zum Jubeln. Was aber feiern die Bewohner genau, nebst dem (herbeigesehnten) Touristenmammon? Die „Pepa“ ist ein über 400 Artikel zählendes, vergilbtes Stück Papier, das auf der iberischen Halbinsel etwa gleich viele Leute gelesen haben wie Spaniens Nationalroman, den Don Quijote de la Mancha von Miguel de Cervantes. So gut wie niemand also. Aber, diplomatisch ausgedrückt, um die historischen Details geht es bei geschichtsträchtigen Jubiläen gar nicht. In unseren Städten sind wir von Geschichte umgeben, wenn nicht umzingelt das adäquatere Wort wäre. Gedenktafeln sollen erinnerungswürdige Ereignisse im kollektiven Bewusstsein verankern. Strassen und Plätze werden nach ehrwürdigen Persönlichkeiten benannt, deren Beispiel wir folgen sollen. Die ganz Wichtigen werden gar in Stein gemeisselt oder in Bronze gegossen. In der Regel jedoch entzieht sich der übergrossen Mehrheit die Bedeutung des zu Gedenkenden. Diese Passanten schlendern oder hasten in der Folge tagein- und tagaus ignorant am bronzenen Bubenberg vorbei. Unsere Achtlosigkeit gegenüber all der Erinnerungsreliquien im öffentlichen Raum hindert uns nicht daran, uns an die guten alten Zeiten zu erinnern. Obwohl man in der Regel nicht so genau weiss, was daran so gut war. Aber es wird ja gewiss einen plausiblen Grund haben, warum das 18. Jahrhundert gemäss Geschichtsschreibung der Burgergemeinde –7– „Berns goldene Zeit“ heisst und es sich in den Reihen der Burgundia nie so gut „studieren“ liess wie in der legendären „Bristol-Zeit“. Spaniens „Hurra-Jahre“ liegen schon etwas weiter zurück. Ihr „Siglo de Oro“ siedelt man im 16. Jahrhundert an. Zum Glück wurden damals keine Arbeitslosenstatistiken angefertigt, sonst wäre das Gold wohl nicht mehr so glänzend. Was zählt ist, dass Velazques damals seine Meisterwerke in Öl auf Tuch brachte und im habsburgischen Spanien die Sonne bekanntlich nie unterging. Der Bezug von historischen Ereignissen zur Aktualität wird leider zu wenig hinterfragt. Historische Widersprüche lassen sich meist durch elegante Formulierungen beiseiteschieben. So werden nächstes Jahr in Cádiz französische „Citoyens“, die man vor 200 Jahren mit Musketen und Kanonen von der Stadt fern hielt, ebenso willkommen geheissen wie britische Touristen. Den Franzosen verzeiht man den Eroberungsversuch der Stadt, den Briten ist man sowieso dankbar. Deren Royal Navy schirmte die Stadt vor den französischen Truppen ab und ermöglichte erst dadurch das freie Disputieren der liberalen spanischen Verfassungsgeber. Vergessen ist da schnell, dass gerade mal 7 Jahre zuvor dieselbe Flotte bei Trafalgar den grossen Teil der spanischen Armada versenkte und 6000 französisch-spanische Besatzungsmitglieder mit in die Tiefe riss. Aber warum sollte das in Cádiz noch jemand wissen, der Trafalgarsquare liegt ja in London und nicht in der westandalusischen Provinzhauptstadt. Nun, was haben die „Pepa“, Könige und Jugendarbeitslosigkeit mit der Burgundia am Hut? Unsere Statuten zählen zum Glück nicht 400 Artikel, die Examinati am Burschenexamen sind den Gründervätern dankbar. Trotz Hierarchiegedanken in Statuten und Komment herrschen an der Speichergasse keine absolutistischen Zustände. Oder anders gesagt, bei dem geringen Mitgliederbestand der letzten Jahre, darf (fast) jeder einmal Oberhaupt, bzw. Senior sein. Und unsere Jungen - die Füchse - können sich über mangelnde Arbeit wohl kaum beklagen. Um Nachwuchs ist man bei uns stets bemüht, um die Burgundia nicht (nur) Geschichte werden zu lassen. Zahlreich, aber auch gut sollen die Füchse sein. Die liberalen Verfassungsgeber in Cádiz wünschten sich 1812 ihren „querido“, König Ferdinand VII, auf dem spanischen Thron zurück. Bleibt nur zu hoffen, dass unsere „queridos“, die Füchse, erst einmal an der Macht, nicht unsere Statuten ausser Kraft setzen, wie es der „gute alte“ Ferdinand VII im Geiste der metternichschen Restauration machte. Der liberale Geist von Cádiz war damit schnell verflogen, Ferdinand VII ist jedoch in Madrid mit einer Statue verewigt. Lasst uns also hoffen, dass nie eine Statue eines Fuchses den Waisenhausplatz schmückt. Wenn euch das alles spanisch vorkommt, dann geht es euch wohl wie den liberalen Verfassungsgebern von 1812, die sich um ihre Errungenschaften betrogen sahen. Wir hingegen sollten Sorge tragen um das Erbe Burgundia. Aber bevor wir uns feiern, täte wohl jedem eine kleine Auseinandersetzung mit der Vereinsvergangenheit gut. Die Burgundergeschichte von Clairon und Ändlech hilft dabei. Mit Geschichtsbewusstsein lässt sich würdiger und besser feiern. Das hat die Burgundia verdient. Florian Eitel v/o Sonar Bevorstehende Anlässe Weihnachtskommers: Samstag, 17. Dezember 2011, Bern StVer Ball 2012: Samstag, 24. März 2012, Bern AH-GV: Samstag/Sonntag, 23./24. Juni 2012, Zürich GV des StV: Freitag-Sonntag, 07.-09. September 2011, Brig Beilagen Einladung Weihnachtskommers 2011 Tabula Gratulatoria 2012 Einladung StVer Ball Bern 2012 mit Ballheft & Einzahlungsschein